Sorgenkind Männerseelsorge Das Ende des Kriegs war der Anfang

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29. Jahrgang
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Wochenzeitung der reformierten Kirchen
Nr. 23 I 5. Juni 2015
AKTUALITÄT Taktvoll:
Die gütliche Trennung von Kirche
und Staat im Kanton Bern 5
FEUILLETON Schamlos:
Eine Bonner Ausstellung
über Moral und Sexualität 8
FEUILLETON Respektvoll:
Aufzeichnungen über das
Sterben Krebskranker 13
Das Ende des Kriegs war der Anfang der Kirche
Im hessischen Schwalmstadt-Treysa
ist an den Neuanfang der evangelischen Kirche 1945 erinnert worden. Die dortige Kirchenkonferenz
nach dem Zweiten Weltkrieg gilt als
Geburtsstunde der EKD.
epd/RP – Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm
blickte in seiner Festpredigt am
Samstag auf die Anfänge zurück:
Im August 1945 seien die 120 hohen Herren in schäbigen Anzügen und mit Kartoffeln im Gepäck nach Treysa gereist. Drei
Tage lang hätten sie Pläne für
einen Neuanfang der evangelischen Kirche diskutiert, «wie sie
unterschiedlicher nicht hätten
sein können». Am Ende stand
eine Vereinbarung, die als «Kompromiss von Treysa» in die Geschichtsbücher eingegangen ist.
Die EKD wurde als Zusammenschluss von damals 28 Landeskirchen gegründet. Je nach Gliedkirche sind die Bekenntnisse
lutherisch, reformiert oder uniert.
Als erster Ratsvorsitzender
wurde der in Basel geborene Pfarrersohn Theophil Wurm gewählt.
Er hatte sich als württembergischer Landesbischof während
der Naziherrschaft der Bekennenden Kirche angeschlossen,
ebenso wie sein Stellvertreter an
der EKD-Spitze, der NS-Widerstandskämpfer Martin Niemöller.
Foto: epd-bild/Hephata-Archiv
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gedenkt ihrer Geburtsstunde vor 70 Jahren
Der erste EKD-Ratsvorsitzende Theophil Wurm mit Stellvertreter Martin Niemöller 1945.
Sorgenkind Männerseelsorge
Foto: RP/Leuenberger
Will die Kirche in Zukunft überleben, braucht sie männergerechte Lebenshilfe
Heitere Stimmung trotz ernstem Thema beim RP-Interview: David Kuratle und Christoph
Morgenthaler haben ein Buch über «Männerseelsorge» geschrieben.
Susanne Leuenberger – Mit seinen Aussagen zur «Feminisierung
der Kirche» sorgte Gottfried
Locher Ende letzten Jahres für
Unmut: Von einer weiblichen
Überpräsenz in der Kirche könne
keine Rede sein, konterten Theologinnen und Pfarrer in einem
offenen Brief. Kirchliche Strukturen seien nach wie vor fest in
Männerhand.
Nun erhält der SEK-Präsident
aber Unterstützung von fachlich
fundierter Seite. In ihrem Buch
«Männerseelsorge» thematisieren
Christoph Morgenthaler, emeritierter Praktologe, und David Kuratle, Theologe und Paartherapeut,
das Fehlen männerspezifischer
Beratungsangebote in den reformierten Kirchen. Lochers Empfindung, dass die Kirche zunehmend
weiblicher wird, trifft gemäss den
Autoren zumindest im zentralen
Bereich der Lebenshilfe zu. Männer suchen Sinn zunehmend ausserhalb der Kirche.
«Die Kirche braucht dringend
Männerarbeit», ist auch Theologe Andreas Borter, Genderfachmann und Geschäftsführer
des neu gegründeten Schweizerischen Instituts für Männer und
Geschlechterfragen (SIMG), überzeugt.
Kommentar auf Seite 2
Interview auf Seite 6