E Erschienen im September 1989 Lächeln - das ist neben der ständig wiederkehrenden Erläuterung der Vorzüge der ausgestellten Produkte eine der zweifellos nicht ganz einfachen Aufgaben einer Hosteß auf einem japanischen Messestand. Im Falle des NEC-Messestandes auf der Business- Show im Mai 1989 in Tokio waren es etwa 50 junge Damen - meist Studentinnen -‚ die ihren am Tag vor Eröffnung der Messe auswendig gelernten Text, unabhängig vom Vorhandensein etwaiger Zuhörer, immer wieder aufs neue vorzu tragen hatten. Lichtbericht 33 Inhalt Zu diesem Heft Das Seidler Penthouse, Sydney Das Riverside Centre, Brisbane Eine Reise zum Licht mit Dan Flavin Weingut Raimat Starpoint Optec Strahler Tageslicht im Technischen Zentrum Künstliches Licht im Technischen Zentrum N EG-Messestand Business- Show, Tokio Licht-Architektur Gantry Schlußlichter Zu diesem Heft 1 2-5 6-7 8-11 12-15 16 17 18-21 22-27 28-29 30-31 32-33 Fotos: Javier Azurmendi (30-31), Michael Blake (32), Frieder Blickle (33), John Gollings (6-7), Hans Hansen (16-17), Manjit Jan (33), Gebhard Krewitt (8-11), Timm Rautert (18-27), Alexander Ring/ERCO (16-17, 33), Harry Seidler (2-5), Michael Wolf (12-15) © 1989 ERCO Printed in W-Germany, Druckhaus Maack GmbH &Co. KG, 5880 Lüdenscheid, 6338909 Geplant war der Artikel schon im letzten Heft, aber das Projekt Grand Louvre von I. M. Pei kippte den Artikel über das Technische Zentrum. Der Platz hätte nicht ausgereicht. Inzwischen hat das Technische Zentrum viele Besucher gehabt, mehr als erwartet. Architekturstudenten mit ihren Professoren, Architekten mit ihren Bauherren, ganze Architekturbüros aus dem Inland wie aus dem Ausland, bekannte Namen wie Norman Foster oder Hans Hollein, aber auch kleine Studentengruppen, die spontan anriefen und um Besichtigung baten. Sie alle sind uns herzlich willkommen und dürfen mit Gastfreundschaft rechnen, wenn die Zeit es zuläßt. Rund 600 Besucher im Monat sind der derzeitige statistische Durchschnitt. Kein Pappenstil für die Mitarbeiter unseres Hauses, trotz allem Stolz, den wir auf unser Gebäude haben. Im April kam auch eine Jury des Bundesbauministeriums, um zu beurteilen, ob Uwe Kiesslers Architektur preiswürdig ist. Sie ist es, wie Bauherr und Architekt erfreut erfuhren, denn sie bekam eine Gold -medaille, eine von insgesamt 12 vergebenen. Daß die Japaner Technikfreaks sind und sich in Spitzentechnologien einen Spitzenplatz erarbeitet haben, ist nichts Neues. Vielleicht liegt es daran, daß deshalb japanische Firmen die Systeme Gantry und Axis so häufig einsetzen. Auf einer Computer-Show in Tokio baute die Firma NEC einen großen Messestand aus dem Gantry System und beleuchtete ihn mit Eclipse Strahlern, Visionair und Bühnenscheinwerfern. Es war das bisher größte Gantry Projekt, das wir realisierten. Wie Gantry in klassizistischer Umgebung wirkt, zeigt ein Aufbau in Spanien. Eleganz, Weitläufigkeit, erstklassige Kunst und gutes Licht zeichnet das Apartment von Harry Seidler aus, das er in Sydney mit Blick auf den Hafen gebaut hat. Harry Seidler, Australiens bekanntester Architekt, hat mit uns viele seiner Projekte beleuchtet. In diesem Heft wird neben seinem eigenen Apartment noch ein Hotel in Brisbane vorgestellt. Die virtuelle Materialität des Lichtes wird in den Arbeiten von Dan Flavin deutlich, die kürzlich in einer groß angelegten Ausstellung in Baden-Baden gezeigt wurden. Dan Flavin gehört zu der Minimal art Bewegung, zu der auch Künstler wie auch Donald Judd, Sol Lewitt und Carl André gehören. Wein wird an vielen Stellen in Europa angebaut, und zu den großen Weinbau -nationen Europas gehört auch Spanien. Ein großes Haus zum Probieren und Verkaufen von Weinen wurde von ERCO Iluminacion, unserer spanischen Tochter, inmitten eines Weinbaugebietes beleuchtet. Die moderne weitläufige Architektur steht im krassen Gegensatz zur ländlichen Umgebung. Von Australien nach Spanien, von Japan nach Deutschland spannt sich dieses Mal der Bogen der vorgestellten Architektur- und Projektbeispiele und macht deutlich, wie international Licht -architektur gehandhabt wird. Globales Marketing wird zwar auf absehbare Zeit noch keine Spezialität der Leuchtenindustrie sein, dafür sind die technischen Vorschriften in den einzelnen Ländern zu unterschiedlich, aber weltweiten Vertrieb, den gibt es schon in der Leuchtenindustrie und natürlich auch bei ERCO. Bis zum nächsten Heft Klaus J. Maack Das Seidler Penthouse, Sydney Architekten: Harry Seidler & Associates Leiter: Harry Seidler Associates: Gilbert J. Williams, Yoji Kurisu Bautechnik: Miller Milston & Ferries Bauingenieure: J. Donnelly & Partners Projektleitung: Contect Pty Ltd. Lichtplanung: Claude Engle Schon der Ausblick von der Terrasse des Penthouses ist beeindruckend. Dem Betrachter bietet sich das großartige Panorama über den Hafen von Sydney und den Luna Park. Nicht minder interessant ist jedoch der Blick in das Apartment selbst, das durch großzügig dimensionierten Wohnraum besticht. Dieses Ambiente aus Granit und Glas schuf Harry Seidler im Auftrag von Harry Seidler. Nicht ein Wohnraum sollte kreiert werden, sondern ein angemessener Präsentationsraum für einen Architekten, der maßgebend das Stadtbild von Hongkong und Australiens Großstädten bestimmt. Zusammen ergänzen sie sich perfekt: Penelope, Harry Seidlers Ehefrau, die durch nichts aus der Ruhe zu bringende Aristokratin und der lebhafte Idealist. Sie liefert die Designideen, welche er in Architektur aus feinsten und besten Materialien umsetzt. Als Resultat stehen Gebäude wie der Australia Square oder der Grosvenor Place Inmitten eines großzügigen Freiraums kommt die aus jeder Sicht aufregend erscheinende Wendeltreppe voll zur Geltung. für das Stilgefühl und die kultivierte Lebensart dieses Paares. Ihr gemeinsamer Ideenreichtum spiegelt sich in fließend geschwungenen Kurven aus Glas und Granit wider, die dem verschwenderisch leeren Raum ihres Penthouses einen organischen Rahmen geben. So steht die skulpturartige Wendeltreppe im Zentrum des Raumes mit einer sinusförmig geschwungenen Glasfront harmonisch im Einklang. Zu der riesigen Wohnfläche von 372 m² fügen sich noch zwei 25 m lange Terrassen hinzu, die sich ebenfalls an die Form der Glasfront anpassen. Geplant waren diese eleganten Räumlichkeiten jedoch nicht als Wohnort der Seidlers für den Alltag. Penelope Seidler kommentiert: „Ich finde es aufregender, wenn ich mich nicht allzusehr an diesen Ort gewöhnen würde. Für mich hat diese Wohnung irgendwie den Zauber und Glanz einer wundervollen Woche in New York. Wenn wir hier fest einzögen, würden wir dieses Gefühl zerstören. Ich genieße es, mir das alles nur häppchenweise zu gönnen: In das Penthouse zu gehen, mir alles anzuschauen, hier ab und zu einen Drink einzunehmen, Freunde zum Abendessen einzuladen.“ Insofern liegt der Verwendungszweck vielmehr in der repräsentativen Nutzung. So ist über zwei Etagen ein mondäner Ort für private als auch geschäftliche Einladungen entstanden. In einem Theater- und Ausstellungsraum werden Zeichnungen und Modelle 2 vorgestellt und audiovisuelle Präsentationen abgehalten. Für Kunden- und Berater -besuche steht je Stockwerk ein Schlafzimmer mit Bad zur Verfügung, um eine Übernachtung in exklusiver Atmosphäre zu ermöglichen. Die Krone setzte Harry Seidler seiner Konzeption auf durch die Verpflichtung des Lichtexperten Claude Engle für die Beleuchtungsplanung. Denn das Penthouse sollte von der Beleuchtungsausstattung einer Kunstgalerie in nichts nachstehen. Auch die Ausstellungsstücke, ein Frank Stella und Hilarie Mais sowie ein Roy Lichtenstein brauchen bei so viel Professionalität keinen Vergleich mit ihrem Ausstellungsrahmen zu scheuen. Nun stellt sich die Frage, ob ein solches Drei-Millionen-Dollar-Penthouse, wobei die Kunstobjekte nicht einbezogen sind, überhaupt notwendig gewesen wäre. Der Grund für den Bau war schließlich die praktische Lösung für eine Anordnung des Gemeinderats. 3 tigten Statuen sind der Sonne nun schon seit 3500 Jahren ausgesetzt und befinden sich noch immer in perfektem Zustand keine Abnutzung, keine abgebröckelten Teile, die Politur noch immer intakt. Im Vergleich dazu ist der Stein der Marmor -statuen in Griechenland, welche jünger als die ägyptischen Statuen sind, angefressen und abgenutzt. Welch besseren Beweis für die Dauerhaftigkeit dieses Materials könnte es geben?“ Um diesem Prinzip treu zu bleiben, wurde der gesamte am Grosvenor Place verbaute Granit strengsten Tests unterzogen, in denen das Material auf Haarrisse, Temperatur- und sonstige Belastungsfähigkeit hin überprüft wurde. Dabei blieben soviel aussortierte Teile übrig, daß Seidler diese aufkaufte, um sein Penthouse damit auszustatten. Vor dem Hintergrund grauen Granits und weißer Wände haben sich die Seidlers bei der Ausstattung und den Möbeln um Der tagsüber durch Sonnenlicht erhellte Innenbereich taucht abends in eine warmweiche Downlightbeleuchtung. Vor einigen Jahren kaufte Harry Seidler ein Grundstück neben seinem Milson‘ s PointGebäude. Der 16 Jahre alte Bürokomplex, bestehend aus fünf Stockwerken, sollte durch ein angegliedertes Nachbargebäude erweitert werden. Jedoch war der Bebauungsbereich als gemischtes Gebiet für gewerbliche und private Nutzung neu eingestuft worden. Die Maßgabe der Baubehörde sah eine Baugenehmigung nur mit einer zusätzlichen Ausstattung des Neubaus mit drei Wohnungen vor. Doch die Vorstellung, daß das geheiligte Büroumfeld durch Kindergeschrei und Mütter, die mit Kinderwagen den Aufzug versperren, gestört werden könnte, war für die Seidlers nicht akzeptabel. So entstand aus der Notlösung, der behördlichen Vorgabe zu entsprechen, eine außerordentlich luxuriöse Lösung, ein zweistöckiges selbstgenutztes Penthouse. Bautechnisch nimmt die Wohnung den fünften Stock des Neubaus und die sechste Etage des gesamten Gebäude-komplexes ein. Während das alte Gebäude geradlinig mit sich wiederholenden vorgefertigten TTräger-Betonböden konstruiert ist, hat das neue Gebäude eine unregelmäßige Form. Es ist von der Linie her geschwungen und wurde an Ort und Stelle in fließenden horizontalen und vertikalen Kurvenund Gegenkurvenelementen gegossen. So gibt es nun einen Zugang zum Penthouse sowohl direkt über einen Aufzug im 4 neuen Teil des Gebäudekomplexes, als auch durch die Verbindungstür von Harry Seidlers Büro im fünften Geschoß. Von dort aus eröffnet sich eine vollkommen andere Welt. Erklärtes Ziel für das Penthouse war es, eine Atmosphäre zu schaffen, die sich durch vornehm zurückhaltenden Luxus und Zeitlosigkeit auszeichnet. Die Auswahl der verwendeten Materialien erfolgte mit Blick auf ihre zeitüberdauernde Qualität. Grauer, polierter Granit aus Sardinien so weit das Auge reicht, vom Innenbereich bis zur Außenterrasse. Aber weil sich Harry Seidler für dieses Material so begeistert, wurde es überall durchgehend verwendet. In Küche und Bädern sind neben dem Boden auch die Wände mit Granit plattiert. Die dazugehörenden Accessoires, wie Seifen- und Toilettenpapierhalter, entsprechen gleichfalls diesem eigenwilligen Erscheinungsbild. Hingegen bildet ein dunkler Indian Tamin-Granit für die Möbel den Kontrast zum helleren Farbton der großflächigen Bodenbeläge. Im unteren Teil des Penthouses hinter der Freitreppe realisierten die Seidlers einen ganz besonderen Entwurf. Für die Bewirtung von Gästen wurde ein halb elliptisch geformter Eßtisch aus TaminGranit so konzipiert, daß alle Gäste auf der geschwungenen Seite mit freiem Blick auf den Hafenbereich sitzen können. Die Gastgeber sitzen ihnen auf der geraden Seite des Tisches, der von seinen Besitzern den Namen „Das letzte Abendmahl“ erhalten hat, gegenüber. Für den geschwungenen Treppenaufgang wurde Tamin-Granit in Form der einzelnen Stufen verarbeitet, die seitlich von massiven Betonwänden gefaßt werden. Ferner ist über jeder einzelnen Sprosse ein Lichtspot eingelassen, der die transparente Treppe in sich beleuchtet und zum eigenständigen Kunstobjekt macht. Den Einsatz von Granit erläutert Harry Seidler so: „Die im alten Ägypten angefer- klare, reduzierte Linien bemüht. Nur die Kunstwerke schaffen einen farbigen Kontrast zu der ansonsten neutralen Einrichtung, die über zeitgebundene Moden erhaben ist. So wählte Harry Seidler die Möbelklassiker seines ehemaligen Mentors Marcel Breuer. Die 1932 entworfenen Stühle wurden vor kurzem von der Witwe Breuers wieder zur Produktion freigegeben und stehen nun auf beiden Wohnebenen. Der Stuhl besteht aus einem Aluminiumrahmen mit schwarzem Lederbezug. Dasselbe Modell, komplett aus Teak-Holz, findet auf der Terrasse Verwendung. Auf dem oberen Niveau des Penthouses sind die Breuer-Stühle um einen Tamin-Granit- Tisch angeordnet. In diesem Teil, der den eigentlichen Wohnbereich bildet, sowie im Arbeitszimmer, Schlaf- und Ankleidezimmer ist ein weicher Wollteppich in hellem Beige ausgelegt. Bewußt entsteht somit eine behaglichere Wohnfläche als in der Empfangsetage darunter. Auch dieser „Freibereich“ zeichnet sich durch offene Räume und der Möglichkeit aus, mit einem Blick das gesamte Stockwerk zu erfassen. Angrenzend an die eine Seite dieses Wohnzentrums befindet sich das Hauptschlafzimmer sowie ein durch einen Palisanderschrank abgetrennter Arbeitsbereich. In der Fortsetzung gelangt man zum Ausgang der oberen Terrasse, die in Form und Verlauf der unten gelegenen Terrasse entspricht. Im gesamten Wohnbereich setzte Harry Seidler Akzente in Form von Eigen -entwürfen, wie einem Kaffeetisch oder einem Sideboard für die Fernseher- und Radioanlage, beides aus Granit gefertigt. In der Küche besteht er darauf, alles, bis hin zum Besteck und Geschirr, persönlich auszuwählen. So ist das von Alessi pro duzierte Besteck ein Entwurf von Ettore Sottsass. Weiße Porzellanteller stammen von Rosenthal, ochsenblutrote Teller von Villeroy & Boch sowie Glasteller von Alvar Alto. Dieses Gespür für Vollkommenheit zeichnet Harry Seidler nicht nur als einen Planer großer Architektur aus, sondern er widmet sich auch mit Vorliebe dem Detail. PP Eine auf das Wesentliche reduzierte Einrichtung mit je nach Tageszeit wechselnder Atmosphäre. 5 Das Riverside Centre, Brisbane Architekten: Harry Seidler & Associates Leiter: Harry Seidler Associates: Henry Feiner, Greg Holman Lichtplanung: Claude Engle In der nordaustralischen Stadt Brisbane, Hauptstadt des Bundesstaates Queensland, wurde Harry Seidler vor eine Aufgabe ganz besonderer Art gestellt. Die Vorgabe an den Architekten sah auf einem Gelände von 2 ha, angrenzend an die Geschäftsstadtmitte und entlang des Flusses Brisbane, einen 40stöckigen Hochhaus turm vor. Auf 50000 Nettoquadratmetern sollten in einer ersten Bauphase Büroräume entstehen und Platz für Restaurants, Banken, Läden sowie Parkraum für 500 Autos geschaffen werden. In der zweiten Phase wurde der Gebäudeabschnitt darüber in Angriff genommen, der ein internationales Hotel mit 350 Gästezimmern beherbergt. Im Rahmen eines Ausscheidungsverfahrens erkannte man die Problematik einer optimal nutzbaren Bauform. Erst ein Dreiecksgrundriß zeigte eine praktikable Lösung auf, um von mehr als zwei Drittel aller Räumlichkeiten einen unmittelbaren Ausblick auf das Wasser zu gewähren. Dadurch schaut jedoch eine der drei Hochhausseiten zur Verkehrsstraße hin, die auf Straßenhöhe durch eine riesige Eingangsüberdachung unterbrochen wird. Mit diesem geschwungenen Glasdach eröffnet sich der Zugang zu einer begehbaren „Straßenarchitektur“. Die Börse von Brisbane nimmt außer der Eingangshalle das komplette Parterre ein und ermöglicht eine lichte Höhe von 15 Metern über der Straßenfront. Neben der Norman Carlberg-Skulptur „Winter Wind“ schmückt ein Wandteppich von Alexander Calder das Foyer. Nachts wird dieser Teppich, durch entsprechende Beleuchtung, zu einem Anziehungspunkt für vorbeispazierende Betrachter. Ein weiterer Hallenausgang mündet auf eine offene Parkanlage zum Fluß hin, die von benachbarten niedrigen Bauten umschlossen ist. In „An Engineer‘ s View“ kommentiert Peter Rice vom Ingenieurbüro Ove Arup & Partners den Unterschied der Dimensionen 6 von Gebäuden wie dem Riverside Centre zu seinen Nachbarhäusern als ein sehr unerfreuliches Problem moderner Konstruktionen. Denn nur sehr zögernd, wenn überhaupt, gewinnt der Mensch, der in einem solchen Umfeld lebt, einen Bezug zu diesen enormen Größenordnungen. Um diesem Umstand entgegenzutre ten, entwickelte sich zur strengen Geome trie der Gebäudeform eine Parkanlage, die über mehrere fließende Terrassen und eine Reihe von begehbaren Rampen zum Fluß abfällt. Eine durchgehende Promenade führt an Landestegen für öffentlichen Fährbetrieb und einem Hafen für Privat -jachten vorbei. Zusätzliche Auflockerung erfährt dieser Bereich durch ein teilweise überdecktes Wasserbassin mit Springbrunnen, durch Bäume, um die sich die Stühle eines Straßenrestaurants reihen, und durch marktähnliche Läden. Mit einer großen Akzeptanz durch die Öffentlichkeit wird dieser Platz dann belohnt, wenn er sich zu Mittag oder am Wochenende mit Menschen füllt. Ein frei geformter überdachter Aufstieg gewährt einem Teil der Anlage Schat ten und Zugang zum Restaurant, das in 15 Metern Höhe über dem Wasser ragt. Unter dem gesamten Vorplatz mußte ferner Raum für eine zukünftige Unterführung in Form einer Schnellstraße vorgesehen werden. Um den optimalen Ausblick auf den Fluß zu erzielen, entwarf Harry Seidler eine Baustruktur um einen zentralen Versorgungsschacht, der den Kern des Gebäudes bildet und drei Aufzüge führt. So beschreibt er seinen Entwurf als eine dreieckige Gebäudekonstruktion mit extrem abgerundeten Kanten, die einen beachtlichen Rundblick eröffnen. Um den Kern sind alle Träger der einzelnen Stockwerke bis zur äußeren Glashülle auf geraden Seiten gleich lang, um die Ecken sternförmig angeordnet. Eine lichte Spannweite von 12,5 Metern kreiert somit einen stützen freien Raum, der durch seine Großräumigkeit besticht. Die Fassade besteht aus identischen Strukturelementen und wurde an Ort und Stelle mittels einer Gleitschalung in Beton gegossen. Durch diese effiziente Repetitionstechnik konnte jedes Stockwerk in nur vier Tagen errichtet werden. Zur langfristigen Wartungsfreiheit dient ein hellgrauer, polierter Granit aus Sardinien, mit dem das gesamte Hochhaus von außen überzogen ist. Verteilt über die Außenfläche befinden sich tief zurücksprin gende „Fassadengärten“. Diese bepflanzten Terrassen sorgen in Empfangsbereichen der Büro- und Hotel -etagen für angenehme Atmosphäre. Ferner wurde dem heißen, halbtrockenen Klima und der grellen Sonne Rechnung getragen, indem Harry Seidler auf markisenartige Vorsprünge zurückgriff. So drehen sich Aluminiumflügel in der Bauweise von Flugzeugflügeln computergesteuert entsprechend dem Sonnenstand gegen die Sonnenstrahlen. Sie bieten genügend Schatten und geben gleichzeitig den Blick auf den Fluß frei. In Seidlers neueren Projekten, die stark vom strukturellen Rationalismus ge prägt sind, tritt wieder verstärkt der Einfluß von Marcel Breuer und dem italienischen Ingenieur Pier Luigi Nervi hervor. Seine ersten Erfahrungen mit dieser Denkhaltung machte Seidler als junger Architekt im Büro Breuer. Neben dem rationalistischen Archi tekturstil zeigt sich auch eine beachtliche Verbesserung Seidlers Fähigkeit, mit fließenden Formen zu arbeiten. Seine sinus förmigen Landschaften aus Beton, im Innen- sowie Außenbereich, gehen auf die Mitarbeit bei Oskar Niemeyer in Rio de Janeiro zurück. Als Resümee gibt das Riverside Centre somit ein hervorragendes Beispiel für den Dialog zwischen symmetrisch-kristallartigen und asymmetrisch-organischen Formen ab. Nicht eine futuristische Hülle war das Ziel Seidlerscher Kreativität, sondern ein stilvoller Rahmen für alltags taugliche Architektur. PP In der Nacht verwandelt sich das Gebäude in eine bewegte Lichtskulptur. Ein fächerartiges Deckenrelief mit Lichtpunkten bietet einen besonderen Blickfang. 7 Eine Reise zum Licht mit Dan Flavin „Was hat die Kunst mir bedeutet? Früher habe ich sie (hauptsächlich) als eine Folge impliziter Entscheidungen erfahren, die Traditionen von Malerei und Skulptur in der Architektur mit Wirkungen elektrischen Lichts, die den Raum definieren, zu verbinden, und in letzter Zeit eher als progressive strukturelle Vorschläge für diese vibrierenden Instrumente, die sich so verselbständigt haben, daß sie nicht mehr wiederzuerkennen sind und sich zu beinahe mühelosen, aber nicht weniger eindringlichen geistigen Mustern gesteigert haben, die ich nicht ignorieren darf.“ Dan Flavin, Jahrgang 1933, von dem dieses Zitat stammt, ist Vertreter der Minimal art - jener Kunstrichtung, die der suggestiven Bildwelt der Pop -art der 60er Jahre eine abstrakte Ausdrucksweise im Bereich skulpturaler Gestaltung entgegenstellte. Sein Medium ist das Licht, dessen rein dienende Funktion, die es in der gewöhnlichen Verwendung innehat, in seinem Werk ungeahnte Erweiterungen erfährt. Industriell gefertigte Leuchtstoffröhren verschiedener Farben bilden den Werkstoff seiner Kunst, werden selbst zur Kunst; vorgegebene Architektur wird als „Träger“ und „Aktionsfeld“ mitreflektiert und modifiziert: Eine „Reise zum Licht“ in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, die seit ca. 15 Jahren erstmals wieder eine umfangreiche Installation des Amerikaners in Europa präsentierte. Daneben Zeichnungen und Drucke im unteren Bereich des Hauses, um Besuchern einen tieferen Zugang zu den Licht -kompositionen Flavins zu eröffnen. Ausstellungsdauer: 26. Februar bis 16. April. Baden-Baden als Ausstellungs-Ort auch deshalb, weil es gewissermaßen „Heimat“ des Künstlers ist. „...einige Mitglieder der Familie meiner Mutter, der Viola Marian Bernzott Flavin, verließen das gerade entstehende Deutschland in den späten 187Oern von Baden-Baden aus“, kommentiert der Künstler selbst. „So ist es also der 8 ‚entfernte‘ Sohn, der ich bin, als gefeierte Persönlichkeit nach ‚Hause‘ zurückgekehrt, um dies mit einigen fröhlich leuchtenden Kunstwerken zu feiern.“ Neben Carl André, Robert Morris, Sol Lewitt und Donald Judd gehört Flavin zu jenen Künstlern, die in Amerika die Mini mal art begründeten: Antwort auf die Pop art mit ihrer leuchtfarbigen, grellbunt unkomplizierten Spontaneität, die in den frühen 60er Jahren einen kometenhaften Aufstieg zu verzeichnen hatte. Flavin selbst war mit dieser Zuordnung zwar niemals einverstanden („Mir gefällt die Zuordnung zu einer zweifelhaften, drolligen, epithetischen, protohistorischen Bewegung nicht“), jedoch trägt seine Kunst die Merkmale jener Richtung unverkennbar in sich: serielle Verwendung von fabrikgefertigten Bauteilen und deren industriell anonymer, streng geometrischer Einsatz. Ging es den Pop-art-Künstlern noch darum, mit neutraler und unkritischer Ob jektivität die Welt der banalen und mate riellen Formen anzunehmen - in Gestalt von kitschigen Waren, in der Konsumgesellschaft, der Werbung, den Bildergeschichten und den Massenmedien ‚bedient sich die Minimal art einer abstrakten Ausdrucksweise und begrenzt ihr Ausdruckspotential auf wenige axiomatische Formkategorien. Bewußt und mit gezielter Strategie verweisen die MinimalKünstler darüber hinaus - frei von allem schmückenden Beiwerk - auf die Relationen des Umraumes, in dem sich die Objekte befinden, und lenken die Aufmerksamkeit des Betrachters damit auf raumfunk tionale, architektonische Aspekte. Verständlich, daß sich Minimal-Objekte weni ger als Skulpturen denn als „Sehbarrieren“ verstehen. Auch Flavin hört die Bezeichnung „Lichtskulptur“ für seine Installationen nicht gern, auch er unterstreicht die Architektur: Kanten, Ecken, Perspektiven, die man gewöhnlich nicht wahrnimmt, weil sie so selbstverständlich sind. So sind es weniger Objekte, mehr schon Situationen, auf die Struktur des Raumes abgestimmt, die den Besucher nicht allein die farbigen Verwandlungen miterleben lassen, sondern ihn selbst in sie einbinden. Vom Eintritt an Interaktion: der Mensch als bewegte Skulptur, im Licht jener Lichtspender, die er als Kunstobjekte zu besichtigen hat. Im Foyer dünne fluoreszierende Röhren, hinter Säulen versteckt, erkennbar allein durch die helle „Glücklicherweise fehlten mir verschiedenartige, voreingenommene Ausbildungen an Kunstakademien.“ Flavin „erzog“ sich selbst - künstlerisch. Schlichte Konstellation, exakte Placierung, Variation ein und desselben Konzepts -in rotem, Tages- und blauem Leuchtstoffröhrenlicht. rosa Farbe, in die sie die naheliegenden Wände tauchen; die Treppe hinauf zum Hauptsaal der Ausstellung, unverstellt leer, in stilles Licht gehüllt, bis hin zu schwarz gestrichenen, lichtschluckenden Kammern mit mattverglasten Lampen, einer Zone zum Innehalten. Schon im Hauptraum, der bis auf Reihen farbiger Röhren hoch oben im Gesims vollkommen leer ist, beginnt der Besucher zu ahnen, daß er gleichsam vorwärtsgetrieben wird. Zwischen weiß, schwarz oder blau gestrichenen Wänden bewegt er sich, manchmal gegen seinen Willen, in einem Licht, das heller und heller wird. Eine Reise zum Licht. Stimmt die Eingangshalle den Betrachter noch auf extreme Werte ein, durch das starke Farbbad des hellen Rosé, findet er sich im Hauptsaal der Kunsthalle gleichermaßen in einem „Wartesaal der sensibilisierten Wahrnehmung“ (Die Zeit) wieder: der eigene Schatten als Farbe auf dem Boden, Schattierungen farbiger Art im Raum. Der Rundgang führt weiter durch klei nere, niedrigere Räume, läuft auf eine in der Mittelachse eingeschobene Raumnische zu und führt schließlich zum Hauptsaal zurück: schlichter Raumplan, dramatische Steigerung des Lichts. Gleichartig, keinesfalls jedoch identisch gestaltet sind die Räume, die sich an den hohen Hauptsaal anschließen. Räume, in denen der Besucher zunächst die Lichtfülle, dann erst die Lichtquelle, ein rechteckiges, aus ver- schränkten Elementen zusammengesetztes Objekt, jeweils quer zur Raumecke neben den Eingang gesetzt, auf sich wirken lassen kann. Die Lichtquelle ist es auch, die die sehr ähnlichen Räume völlig verschieden aussehen läßt, je nach Farb wahl der Röhren oder Stellung der Lichtspender. Ähnliches gilt für die auf beiden Seiten folgenden Zwischenräume, schwarz gestrichen, mit mattverglasten Lampen und farblosen Rundlichtern. Die runde Form der Leuchten irritiert, ist gänzlich unerwartet; ihr weißes Licht erhellt nichts, bleibt ganz in sich selbst geborgen; ihre versetzte Anordnung weckt die Assoziation von Dreiecken, fortlaufenden Ornamenten, die weder Anfang noch Ende haben. Dennoch, auch in diesem lichtschwachen Ambiente ist Leben, in den Farben des weißen Lichts, das zwischen kühlem Weiß, warmem Weiß und Tageslicht variiert. Es ist die unterschiedliche Kombination dieser Lichtfarben, die selbst den auf den ersten Blick so gleich aussehenden Räumen einen individuellen Charakter verleiht. Das Licht lebt, macht lebendig, zieht an und führt weiter. Seinem Einfluß kann man sich im Werk Flavins kaum entziehen. Vom Schwarz-Weiß-Kontrast der dunklen, durch einen Vorhang verschlossenen Räume, geht es weiter zum Höhepunkt der Ausstellung, einer Zone des fluoreszierenden Lichts mit blau gestrichenen Wänden, einer violetten Leuchtstoffröhre, die -frei gestellt - die drei Abschlußräume miteinander verbindet, und soliden Blöcken nebeneinanderstehender Röhren in Weiß, Blau und Rot; so hell, daß das Licht unerträglich zu sein scheint. Und es geschieht etwas Eigenartiges: Der Besucher, gewohnt, die Kunst zu betrachten oder dieses und jenes unbeachtet an sich vorbeiziehen zu lassen, steht auf einmal selbst im Rampenlicht, als fluoreszierender Akteur im ultravioletten Licht Dan Flavins. Sensibilisierte Wahrnehmung auf der einen, extreme Werte auf der anderen Seite, daneben Licht als plastischer Ord nungsfaktor. Man möchte interpretieren, den Installationen mystische Inhalte zusprechen, obwohl der Künstler dies stets abgelehnt hat. Aber, erinnert der hohe Raum, mit dem die Ausstellung beginnt, nicht unweigerlich an ein Kirchenschiff? Und ist es nicht der Künstler selbst, der in dem Betrachter den Wunsch weckt, hinter das Licht zu schauen? „In der Pepsi-Verun- 9 glimpfung ist kein Platz für Mystizismus“, meint er selbst, lächelnd, dazu. „Was Du siehst, ist was Du bekommst.“ Nun, ganz so einfach ist Flavins Werk sicherlich nicht zu verstehen. Wenn er auch behauptet: „Meine fluoreszierenden Röhren werden niemals verbrennen in der Sehnsucht nach einem Gott“, so sind derartige geistesgeschichtliche Bewegungen keinesfalls spurlos an ihm vorbeigegangen. Wie sonst kann seine 1963/64 entstandene Arbeit „the nominal three“, dem scholastischen Mystiker Wilhelm von Ockham (ca. 1300 bis 1350) gewidmet, gedeutet werden? Ist sie nicht Hommage an jenen Hauptvertreter des Nominalismus, der die reale Geltung der Allgemeinbegriffe verneint und damit jede allgemeine Wesens erkennung für unmöglich hält? Die drei senkrechten Elemente von „the nominal three“ jedenfalls weisen in diese Richtung zwingen den Betrachter auf suggestive Art, ihnen ihre eigenen Inhalte zu erhalten 10 und nicht neue wesensfremde zu erfinden. Irritationen auch heute noch, 25 Jahre nach Verkündung der „Diagonale“, Flavins Jr. -Installation, einer golden gefärbten Leuchtstoffröhre, die er diagonal angebracht hat. „Diagonale der persönlichen Ekstase“, Begründung für das Konzept sei ner Lichtdiagramme. Parallelen zur frühchristlichen und mittelalterlichen Lichtmystik lassen sich ziehen, obgleich von einer bewußten Reflexion oder gar Aneignung durch den Künstler keinesfalls gesprochen werden kann. Daß er sich in der Thematik auskennt, das Beispiel Wilhelm von Ock ham spricht für sich, ist jedoch auch nicht von der Hand zu weisen. Dazu vielleicht ein wenig weiter ausgeholt, hin zu den Anfängen von Flavins künstlerischem Schaffen. Hin zu der Phase der „Sammelwut persönlicher Erinnerungsstücke“, die er in seiner New Yorker Wohnung wie in einem „mentalen Kleiderschrank“ um sich schart; hin zum Durchbruch zur „Ikone“, für Flavin kein „streng religiöses Objekt“, obwohl er den ursprünglichen Goldgrund und die bewußte individualistische Inhalts verweigerung in seinem Konzept beibehält. Parallelen zur gotischen Kathedralkunst rationale Strebewerkkonstruktion außen, mystische Licht- und Farbräume innen ebenso kurze Zeit später, als er sich anschickt, seine „Diagonale“ in Farbe, zu nächst Gold, umzusetzen. Konstruktives minimalistisches Prinzip außen, Licht und Farbe im Innern. Parallelen auch zu den Gnostikern mit ihrer Verklärung des reinen, hüllenlosen Lichts, jedoch auch, und dies ist eine weitere Facette in Flavins Werk, zu Thomas von Aquin, der die Mystik hinter sich läßt und die Bedeutung des Lichts für die diesseitige Welt sieht. Die Aufzählung, Entwicklung des Lichts in der Kunstge schichte, Parallelen zu Flavins Werk, ließe sich fortsetzen, brächte uns dem Verständnis seines Werks jedoch kaum näher. Denn seine „Diagonale“ und die darauf basierenden Installationen entstammen keinesfalls kunstgeschichtlichen Forschungen. Sie sind spontan, unmittelbar, wie die Bezeichnung „Ekstase“ offenbart. So sehr Flavin auch den Mystizismus, den man in sein Werk hineininterpretieren möchte, ablehnt, so sehr ist ihm die gedankenlose und unsensible Entweihung des Mediums Licht verhaßt. Es ist die Schönheit eines profanen Gegenstandes, einer faszinierenden technischen Erfindung, die er wiederherstellen will: Fluoreszierende Röhren, farbiges Licht, das sich keinem wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Zwang unterordnen muß, das selbst tätig werden kann, für den Künstler immer noch Überraschungen in sich birgt. Zu welcher Emphase dieses trotz allem so diszipliniert und präzis auftretende Werk fähig ist, be weist der Höhepunkt der Baden-Badener Ausstellung, dort, wo das Licht unerträglich wird, wo die Masse der blauen, roten und weißen Röhren es kaum erlaubt, die Augen offenzuhalten. Der Französischen Revolution gewidmet, steht das Werk zugleich für die Würde menschlicher Ideale als auch für die Grausamkeit aller menschlichen Bemühungen. Jenseits der Lichtschranke, nach Verlassen des Hauses, schmerzen die Augen noch lange. Die Psyche ist beschäftigt mit der Raffinesse dieser Lichtkunst, mit der Flavin bereits auf der vierten Dokumenta für Verwirrung sorgte. „Geh rein, geh raus“, hieß damals seine Installation, Mittel der Selbsterfahrung und Bewußtseinskontrolle. In Baden-Baden sieht man gern zurück, auf Licht und Farbe im reinen Energiezustand; auch auf die Frontseite der Kunst -halle, über die sich schmale Ströme von Kunstlicht ergießen. Abends, wenn es langsam dämmert, ist die beste Zeit dafür. Dann sieht es so aus, als stünde der ganze Bau mit seinen spätklassizistischen Profilen und Konturen unter Licht. Parallele Bahnen aus Leuchtstoffröhren, handelsübliche Röhren, wie stets bei Flavin direkt vor Ort gekauft, gliedern die Archi tektur, erwecken auch sie durch knappste Manipulation zum Leben. Es sind die Zeichnungen und Radierungen, die noch ein wenig tiefer in Flavins Werk hineinführen. Sie erzählen, unter anderem, von der See, von der Freiheit des Segelns, offenbaren menschliches Gefühl, das man hinter den Lichtinstallatio nen erst erkennen muß. Die Titel und Widmungen der Werke lassen ahnen, wieviel dem Künstler menschliche Beziehungen bedeuten. Widmungen an Künstler, an Freunde, an eine Frau. Nach all den Interpretationen, Spekulationen und Eindrücken gebührt dem Künstler das letzte Wort. Abschließend also einige Zitate, die er selbst für wesentlich hält: Wer könnte sein Werk schließlich besser erklären als er selbst? „Ja, fluoreszierende Licht-Körper sind nicht leicht zu plazieren, besonders von glatten Oberflächen aus. Ich achte darauf, bei diesem Teil der Arbeit äußerst vorsichtig zu sein. Ich trachte beständig nach Klar heit und Unterscheidung, zunächst bei der Anordnung der Röhren und dann bei der der Rahmen. Aber, farbig oder einfarbig, ich vernachlässige nie das Design.“ Oder: „Ich will keine einzelnen plastischen Ego trips als öffentliche Arbeiten aufdrängen. Ich will Architektur und öffentlichen Räu men nicht mit aufdringlicher Grandiosität Konkurrenz machen. Wie ich es schon in der Vergangenheit getan habe, so möchte „Gitterrost“ der Superlative: Vertikale Röhren nach hinten in die Ecke horizontale in die Mitte des Raumes gerichtet. Farbiges Licht, das in einer Lichtwolke zusammenfließt, Licht und Farbe im reinen Energiezustand. Rot und Gelb sind die Farben BadenBadens. Rot und Gelb auch der Gruß, den Dan Flavin an die Stadt richtet; entlang des rechten Flügels der Kunsthalle, die strengen Konturen der Architektur in weiches Licht tauchend. ich auch weiterhin meine Kunst sorgfältig und als Ergänzung in öffentlichen Räumen einpassen. Aber das fällt mir leicht. Ich schätze dieses Arbeitsfeld.“ Und schließlich: mir gefällt der Begriff ‚Environment‘ im Zusammenhang mit meinem Vorhaben nicht. Er scheint mir Lebensstimmung zu implizieren und vielleicht die Einladung, sich bequem niederzulassen. Solch ein Gebrauch würde im Widerspruch stehen zur direkten und doch schwierigen visuellen Künstlichkeit, so wie es ja auch von den meisten Teilnehmern als irritierend empfunden wird, dem vibrierenden Fluoreszenzlicht eine Weile ausgesetzt zu sein. Ich ziele außerdem auf rasches Verständnis - Situationen des Hinein und wieder Heraus. Ich denke, daß man mit solchen besonderen Lichträumen Ausnahmemomente erlebt. Ich habe diese Momente in Situationen nun schon so oft erlebt, daß sie mich nicht belasten. Ich kenne sie und kann immer wieder vergessen. Die Installationen werden aufgebaut, leuchten und werden demontiert. Schließlich stellt sich Klarheit in meinem Geist ein.“ Für uns, die wir zuallererst Licht und nicht Leuchten verkaufen, ist Dan Flavins Werk zudem eine Bestätigung dafür, daß das Medium Licht faszinierende Möglichkeiten in sich birgt. Eine Bestätigung, daß es in erster Linie gilt, Raum sichtbar zu machen, ohne daß die Leuchte dabei selbst dominierend in Erscheinung tritt; wie im Foyer der Kunsthalle Baden-Baden, wo die Lichtquelle, hinter Säulen versteckt, den gesamten Eingangsbereich in helles Rosé taucht - oder wie im Hauptraum der Ausstellung, wo der Besucher die Licht spender nur ahnt, sie in den farbigen Schatten auf dem Boden erkennt. Licht, das sich ausleben kann. MS 11 Weingut Raimat Es klingt wie ein Märchen: Im Jahre 1914 kauft Don Manuel Raventos Domenech 3 200 Hektar Land in der Provinz Lerida, 200 Kilometer landeinwärts von Barcelona, im äußersten Westen Kataloniens, jenem Dreieck in der nordöstlichen Ecke der Iberischen Halbinsel, mit den Pyrenäen, dem Mittelmeer und etwa dem nullten, dem berühmten Greenwich-Längengrad als Grenzen. Es gehört schon eine Menge Glaube, Mut, Energie und Geld dazu, um aus der verödeten Halbwüste, deren einziges Schmuckstück das im 17. Jahrhundert erbaute Schlößchen Raimat ist und die ansonsten leider nur zur Kaninchenjagd taugt, ein Stück fruchtbares Land zu machen, das einmal exzellente Weine hervorbringen soll und als „landwirtschaftlicher Modellbetrieb durch die spanische Regierung ausgezeichnet wird. Don Manuel ist von seinem Projekt überzeugt, gilt es zwar nicht gegen Windmühlen zu kämpfen als vielmehr gegen einen Boden, der die gleichen Charakteristiken aufweist wie die Sahara: stark gesalzen, unter Wassermangel leidend, arm an Nährstoffen und extremen Temperaturen ausgesetzt. Don Manuel ist so sehr von seinem Projekt angetan, daß er sogar unterhalb des Schlosses das Dorf Raimat bauen läßt - zuerst die Kirche, dann die Schule, den Sportplatz und rund 200 Häu- mit dem Weinbau wieder bergab, da die Menschen das Land verließen, um in den aufblühenden Städten zu arbeiten. Auch die gefürchtete Phylloxera, die gemeine Reblaus, erreichte auf ihrem unaufhaltsamen Vormarsch gen Süden Raimat. Die Rebstöcke gingen ein, das Land verödete zu einer Art Wüste, und die lange Weinbautradition fand ihr vorläufiges Ende. Der Name Raimat zeugt von der geschichtlichen Bindung der Menschen ser. Und Don Manuel verfügt über das notwendige finanzielle Potential. Schließlich gehört der Familie Raventos schon die weltgrößte Kellerei für schäumende, nach der Methode Champenoise hergestellte Weine, die Firma Codorniu im katalanischen San Sadurni d‘ Anoia, der Hauptstadt des „Cava“, wie der Schaumwein in Katalonien genannt wird. Don Manuel, der clevere Geschäfts mann, weiß beim Kauf des Grundstücks zu einem Spottpreis allerdings genau, daß die Regierung noch im gleichen Jahr den „Canal de Cataluna y Aragon“ bauen würde und dadurch das Wasser aus den hundert Kilometer entfernten Pyrenäen in das trockene Land fließen würde, also recht bald mit dem Obst- und Weinbau begonnen werden konnte. Auch ist ihm bekannt, daß in der Grafschaft Raimat und ihrer Umgebung seit dem 13. Jahrhundert Wein angebaut wurde. In der Mitte des 19. Jahrhunderts ging es dann an das Land und seine Reben. Es ist die Zusammenfassung der beiden katalani schen Wörter „Raim“ (Rebe) und „Mat“ (Land) und ist sinnbildlich in den mittleren Gewölbestein des Burgtores eingemeißelt. 1918 ist es endlich soweit. Die große Weinkellerei im katalanischen Jugendstil wird fertiggestellt. Sie ist zugleich das erste große Betongebäude Spaniens. Doch bevor der in ihr gekelterte Wein des Menschen Herz und Don Manuels Portemonnaie erfreuen kann, muß der Boden gründ lich bearbeitet werden, um den extrem hohen Salzgehalt zu reduzieren. Verschiedene Pflanzenarten wie Luzerne, Spartgras, Kiefern und Pinien werden angepflanzt, immer wieder untergepflügt oder gerodet. Anschließend wird das etwa 300 m über dem Meeresspiegel liegende Areal planiert und teilweise mit Mutterboden aufgefüllt, so daß eine weite, gerade und leicht zu bearbeitende Ebene mit nur weni- 12 gen, flachen Hügeln entsteht. Am Ende dieser langjährigen Bemühungen steht heute ein gut belüftetes und im Mineral stoffgehalt ausgeglichenes Erdreich zur Verfügung. Die Mineralstoffe werden regelmäßig überprüft und, wenn notwendig, ausgeglichen. Von den ursprünglich 3200 Hektar Land werden 200 an die Kirche und die Armee abgetreten. Somit umfaßt das Gut Raimat noch 3000 Hektar, wovon 1000 mit Reben und 2000 mit Gerste, Weizen, vor allem aber mit Apfel- und Birnbäumen bepflanzt sind. Ein raffiniertes Bewässerungssystem sorgt für ausreichend künst lichen Regen. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt in dieser Region bei weniger als dreihundert Millimeter im Jahr. Nach einem in Kalifornien entwickelten System versprühen Sprinkleranlagen bei Frostgefahr Wasser, das die Reben bis zu Minustemperaturen von 9° C schützt. Maifröste sind in Raimat keine Seltenheit. Auf ähnliche Weise funktioniert das Sprühsystem auch bei großer Hitzeeinwirkung. Bei Temperaturen über 32° C schaltet es sich automatisch ein und mildert die Hitze in den Pflanzungen. Daneben ist die für das Wachstum erforderliche Bewässerung natürlich von grundsätzlicher Bedeutung, genauso wie die nötige Sonne und die richtigen Temperaturen. Die Provinz Lerida, die früher zu den ärmsten Spaniens gehörte und in der früher noch kein Obstbaum stand, ist heute wohlhabend und der größte Fruchtgarten Spaniens. Lange ist Raimat ein gewöhnliches kataIanisches Landschaftsgut mit einer Kellerei, in der vorwiegend lokale weiße Trau ben-sorten für den Cava vorbereitet werden. Denn Weinmachen ist ja eigentlich ganz einfach: Man erntet die Trauben, drückt den Saft heraus und läßt ihn ein paar Tage stehen, er vergärt von selbst, und fertig ist der Wein. Für den Cava werden die Flaschen noch gerüttelt — das war‘s. Ganz so einfach geht‘s natürlich nicht. Durch zahlreiche Forschungen und Erfahrungen wurde die Weinbereitung im Laufe der Jahrhunderte immer weiter perfektioniert. Die wissenschaftliche Weinbereitung, die Oenologie, gewann gerade in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung. Doch der Wein war schon seit jeher eine Wissenschaft für sich, auch wenn das Verständnis der biochemischen Eigenschaften des Weines noch nicht vorhanden war. Schon bei der Lese beginnt die Weinbereitung. Der Reifegrad und der sanitäre Zustand des Lesegutes spielen eine wesentliche Rolle. Die Trauben dürfen nicht mit Eisenteilen in Berührung kommen, es sei denn, sie sind mit geruchlosem, säurebeständigem Kelterlack behandelt. Die Traubenabnahme im Kelterhaus ist heute weitgehend mechanisiert und findet mit speziell entwickelten Abhebe- und Kippvorrichtungen oder gar Absaugtechniken statt. In der Kellerei angekommen, werden die Trauben entrappt, d. h., man trennt die Beeren von den Stielen. In der Regel wird dieser Arbeitsgang hauptsächlich bei roten Trauben angewendet, da für die Rotweingärung die Gärung auf der Mai sche (zerkleinerte Schalen und Saft( erfolgt. Die Stiele würden hierbei zuviel adstringierenden Gerbstoff abgeben. Zur Trennung des Traubensaftes von den festen Bestandteilen der Maische, dem „Trester“, haben moderne horizontale, metallene Weinpressen die herkömmlichen hölzernen Kelter abgelöst. Die FaßkellerRomantik weicht immer mehr klinisch reiner Kellereitechnik mit blitzblankem Edelstahl in weiß gekachelten Räumen. Nach dem Keltern wandert der gewonnene Traubenmost in die Gärtanks. Je nach Zustand des Lesegutes, Zeitraum und Art der Pressung kann der Traubenmost vorher noch verschiedenen Behandlungen wie Schwefelung und Vorklären unterworfen werden. Um die Farbstoffe, die unter der Beerenhaut sitzen, freizugeben, wird bei Rotweinen die Maischegärung angewandt, bereitung nützt wenig, widmet man nicht die gleiche Aufmerksamkeit dem Weinbau. Raimat-Gründer Don Manuel versucht sich vergeblich am Anbau der französischen Chardonnay-Traube. Der Boden ist von einem Virus befallen und läßt den Anbau von allen gewünschten Rebsorten nicht zu. Die Hilfe kommt in den 70er Jahren aus Kalifornien. Weinbauspezialist und Aufsichtsratvorsitzender des CodorniuKonzerns, Manuel Pages Raventos, beaufwährend der Weißweinmost ohne Schalen gärt. Die Kontrolle der Gärtemperatur ist gerade in südlichen Ländern besonders wichtig. Bei Weißweinen sollte die Temperatur 20 0C nicht überschreiten. Gären die Moste in Edelstahltanks, kann die Temperatur durch Berieselung der Außenwand mit Wasser gesenkt werden. Die Tanks von Raimat verfügen z. B. über einen soliermantel im oberen Drittel, in dem stän dig eine Lösung aus Wasser und Glykol von 5 0G im Umlauf ist und so die Temperatur im Tankinneren gleichbleibend auf 18 0C gehalten wird. Nach Beendigung der Gärung entsteht ein junger Wein. Der erste Abstich und mehrmaliges Umfüllen und Filtern bewirken die Klärung. Bei der Abfüllung in Flaschen ist höchste Hygiene geboten, damit keinerlei Verunreinigungen, Hefen oder Bakterien in die Flasche gelan gen und eventuell eine Nachtrübung oder Nachgärung verursachen. Dennoch, die hohe Kunst der Wein- tragt Vincent Petrucci, Professor für Weinbau an der Universität Fresno und einer der führenden Weintechniker in Kalifornien, eine ausführliche Studie über Klima, Böden, Wasserqualität, Sorteneignung und viele andere vinologische Faktoren zu erstellen. Da Manuel Pages Raventos schon seit langem Kontakt zu den für Weintechnik international renommierten kalifornischen Universitäten Davis und Fresno pflegt, liegt es nahe, sich auch ihr Mitten im größten Fruchtgarten Spaniens, der Provinz Lerida, liegt das Weingut Haimat. Die moderne Architektur hat wenig gemeinsam mit dem traditionellen Image des Weines und ist Ausdruck eines konsequenten, zukunftsorientierten Marketings. Know-how zunutze zu machen. Die Untersuchung liefert bemerkenswerte Ergeb nisse, und Manuel Pages setzt die Experimente seines Großvaters mit den französischen Traumsorten Chardonnay, Gabernet Sauvignon, Merlot und Pinot noir Ende der 70er Jahre erfolgreich fort. Was Don Manuel 1. natürlich nicht wissen konnte: Die Setzlinge von Don Manuel II. stammen nicht aus Frankreich, sondern aus Kalifornien und sind widerstandsfähig 13 gegen einen in dieser Gegend häufig auftretenden Virus. Mittlerweile importiert Raimat keine kalifornischen Wurzelstäcke mehr. Sie werden in einer eigenen Pflanzschule aus einer geklonten Auswahl herangezogen. Hierbei werden in einem Rebbestand die sortentypischen und leistungsmäßig geeigneten Stöcke selektiert und vermehrt. Die gesamte Nachkommenschaft, die nachweislich von einem Mutterstock abstammt, wird als Klon bezeichnet. So kann ein ganzer Weinberg gewissermaßen aus einer einzigen Pflanze angelegt werden, die — wie in Raimat — widerstandsfähig gegen örtliche Viruskrankheiten ist. Auch für die Umrüstung der alten Kel lerei diente Kalifornien als Vorbild. Edelstahltanks mit computergesteuerter Temperaturkontrolle ersetzen fast alle alten Zementtanks für die Weißweingärung, zwei Vakuumfilter und moderne Preßanlagen wurden installiert, die neuen Edelstahltanks für die Rotweingärung sind selbstleerend, und das Herauf pumpen des Sat tes während der Maischegärung ist automatisiert worden. Allein die Kosten für das Bepflanzen eines Hektars — die Weinherstellung ausgenommen — einschließlich der Lohn- und Materialkosten belaufen sich auf mehr als 1 Million Peseten, was weit über den Durchschnittskosten der spanischen Winzer liegt. Trotzdem erlaubt die Automatisation zusammen mit den in Spanien relativ billigen Land- und Lohnkosten, die Weine günstig herzustellen und anzubieten. „Unser Ziel ist es, einen der besten Weine der Welt zu machen“, lautet die Devise von Godorniu-Spezialist Manuel Pages Raventos. Um nicht nur die besten Weine der Welt herzustellen, sondern sie auch mit dem größtmöglichen Erfolg zu vermarkten, hat der Architekt Domingo Triay Darder in Raimat eine neue Kellerei gebaut, die als Symbol für modernes Marketing der alten Weinbautradition gegen- übersteht. Hinter der alten Kellerei verbirgt sich ein riesiger Glas- und Zementpalast, der in eine künstliche, mit Efeu bepflanzte Anhöhe integriert ist. Das neue Gebäude beinhaltet das gesamte Faßlager und eine moderne Abfüllanlage sowie zahlreiche Besucherräume und Probierstuben. Die alte Kellerei dient nur noch zur Gärung und Lagerung der Weine in Tanks; in den ehemaligen Wein kellern wird heute ein Gava Brut Natur hergestellt, ein naturbelassener, 14 praktisch restzuckerfreier Sekt, der zu 100 % aus der Ghardonnay-Traube gewonnen wird. Die neue Raimat-Kellerei hat nichts mehr gemeinsam mit dem traditionellen Image des Weines, der in tiefen antiken Gewölben gelagert und in rustikalem Ambiente gekostet und verkauft wird. Vielmehr ist die Architektur des Gebäudes luftig und transparent, zugleich boden-stän dig und erdverbunden. Auf der einen Seite scheinen Glaskörper wie Kristalle aus dem Berg herauszuwachsen, auf der anderen Seite verbirgt sich das Herz des Komplexes im Inneren des Berges — so wie auch der Wein emporstrebt und dabei mit dem Boden fest verwurzelt bleibt. Die triangulär angeordneten Säulen im Eingangsbereich erinnern an antike Tempelformen. Tatsächlich betritt der Raimat-Besucher jedoch einen postmodernen Weintempel, der bis ins letzte Detail durchgestylt ist, ohne überladen oder gar aufdringlich zu wirken. Die dezente Farbgebung in allen repräsentativen Bereichen schafft zusammen mit dem ausgewogenen Einsatz von Tages- und Kunstlicht eine ruhige, zurückhaltende Atmosphäre, die nicht vom We sentlichen ablenken soll, dem Wein: Keine dramatischen Hell-Dunkel-Effekte in den Probierstuben, sondern sanfte Übergänge, die das tiefe Rot des Weines hervorheben und ihm die Hauptrolle überlassen. Holz theken und -regale verleihen den Räumen einen Hauch von Rustikalität und stehen Die weitläufige Architektur mit großzügig dimensionierten Räumen wurde mit ERCO Produkten in Szene gesetzt. Dabei war die Aufgabe, eine Pyramide zu beleuchten, ein Kinderspiel — im Gegensatz zum jüngsten ERCO Projekt, der Glaspyramide in Paris. für die Annäherung an das traditionelle Wein proben erlebnis. Daß in solch exklusivem Ambiente auch die Weine hervorragend und einzigartig sein müssen, versteht sich fast von selbst. Die Raventos-Familien — ein Klan von 5 Familien mit 200 Mitgliedern — haben es durch ihre konsequente Verkaufsstrategie erreicht, aus Raimat ein spanisches Prestigeweingut zu machen. „Besonders bei den spanischen Yuppies in Madrid und Barcelona sind die Weine ‚in‘. Sie sind denn auch restlos ausverkauft, obwohl man noch lange nicht auf allen Märkten vertreten ist, in denen man sein möchte. So ist Raimat noch nirgends in Übersee erhältlich und wird erst 1988 in den USA lanciert. Diese Knappheit hat sicher auch zum exklusiven Image beigetragen. Die Politik des Sichrar-Machens wurde hier nach allen Regeln der Kunst angewendet und trägt Früchte“, schreibt die renommierte Fachzeitschrift für WeinInteressierte „Vinum“ im Sommer 1987. Im gleichen Jahr erhält Raimat eine eigene Denominacion de Origen kontrollierte Ursprungsbezeichnungl mit dem Namen „Gosters del Segre“, um gar keine Gerüchte aufkommen zu lassen, daß man die Ursprungsbezeichnung erkauft hätte. Außerdem können so zusätzlich Trauben von anliegenden Winzern unter der Ursprungsbezeichnung gekauft und gekeltert werden. Mittlerweile gibt es etwa 30 der gesetzlich festgelegten D. 0.-Gebiete in Spanien, die alle einem zentralen Kontrollgremium unterliegen und ganz grob mit den französischen Appelations zu vergleichen sind. Kontrolle ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Qualität, und exportfähige Weine gibt es bisher vorwiegend aus den nördlichen D. 0.-Gebieten. Immer noch macht der beträchtliche Alkoholgehalt zu schaffen, viele spanische Weine sind zu schwer für den modernen Geschmack. In diesem Zusammenhang darf man nicht vergessen, daß die Spanier eine andere Tradition der Weinbereitung haben als die Franzosen oder die Italiener. Spanische Weine sind zuallererst Markenweine, möglichst unverwechselbare Produkte ei ner Firma, die oft durch Verschnitt von entfernten Lagen, Jahrgängen und Rebsorten wortwörtlich erschaffen werden, während in Frankreich und Italien nur ein Minimum an Eingriffen vorgenommen wird, um den spezifischen Charakter der Trauben zu erhalten. Die Raimat-Weine gehören allerdings zu den besten, die Spanien zu bieten hat —an erster Stelle der rote Cabernet Sauvignon und der Abadia, eine Mischung aus Cabernet Sauvignon, der Rioja-Traube Tempranillo und Grenache. Traditions gemäß lagern die Weine in Fässern aus amerikanischer Virginia-Eiche, der Cabernot Sauvignon anderthalb Jahre und der Abadia ein knappes Jahr. Anschließend geht der Cabernet Sauvignon noch für sechs Monate in Limousin-Eichentanks. Zwar ist der Autorin nicht vergönnt gewesen, vor Ort einer Weinprobe beizuwohnen, doch verläßt sie sich ganz auf das Urteil der Weinkenner. Die spucken nämlich den Wein nach der Probe wieder aus, um einen klaren Kopf zu behalten. Auch Salzgebäck und Käsehäppchen gehören zu den Fauxpas während einer professionellen Wein-probe. Den Geschmack will man sich nicht mit Banalitäten verderben. Weni ger banal ist jedoch die Frage, in welcher Relation der harte Job der Lohnarbeiter in den Weinbergen zum Kult um den Wein steht. „Die Wahrheit ist im Wein; / Das heißt: in unseren Tagen / Muß einer betrunken sein / um Lust zu haben, die Wahrheit zu sagen.“ Salud an den Dichter Friedrich Rückert. AR 15 Starpoint Starpoint ist für den Einsatz von Kaltlichtlampen QR-GB51 bis 50W/12V konstruiert. Es können Lampen der Leistungen 20W, 35W und 50W mit verschiedenen Ausstrahlungswinkeln eingesetzt werden. Von den Lampenherstellern werden Ausstrahlungswinkel von 80 bis 38c~ teilweise sogar bis 60~ angeboten. Starpoint beträgt 0 125 mm, die Einbautiefe 150 mm. Optec Strahler Optec Strahler für Niedervolt-Halogenlampen sind mit einem Adapter für 3-PhasenStrom-schienen ausgerüstet. Der elektronische Transfor-mator verfügt über einen einge-bauten Dimmer, der zwischen 10% und 100% stufenlos ein-gestellt werden kann. Darüber hinaus kann der Strahler auch mit handelsüblichen Dimmern Das Downlight strahlt das Licht kegelförmig nach unten. Der Reflektor ist aus hochglänzend eloxiertem Aluminium gefertigt. Er ist blendfrei bis 3Q0 aus der Horizontalen. Beim Richtstrahler kann die Lampe bis 3Q0 aus der Senkrechten geschwenkt und um 3600 gedreht werden. Die Reflektoren von Downlight und Richtstrahler sind in der Decken-ansicht gleich. QR-CB51 50W/12V Von den Lampenherstellern werden Kaltlichtlampen mit Ausstrahlungswinkeln von 8° bis 38° teilweise sogar bis 60° angeboten. In dem Downlight mit Lochblende ist die Kaltlichtlampe dicht über der 40 mm runden Lichtaustrittsöffnung plaziert. Die Brillanz des Lampenreflek tors ist deutlich zu erkennen. Der zu dem Downlight mit Loch-blende passende Richtstrahler hat eine ovale Lichtaustrittsöffnung von 40 mmx6ü mm. Die Lampe kann bis 3Q0 geschwenkt und um 3600 gedreht werden. QT12 50W/12V Für freistrahlende Niedervolt-Halogenlampen stehen Strahler mit Spotreflektoren aus sil-ber eloxiertem Aluminium zur Verfügung. Der Abblendzylin-der begrenzt den Lichtaus tritt auf den Ausstrahlungswinkel von 10°. Starpoint mit klarem Glaszylinder ist eine technische Leuchte mit dekorativem Element. Das Licht bricht sich im unteren Rand des Zylinders. Die Abstrahlcharakteristik der eingesetzten Kaltlichtlampe wird durch den Zylinder kaum beeinflußt. Für den Einsatzvon dekorativem Reizlicht kann Starpoint mit einer freistrahlenden NiedervoltHalogenlampe 20W/12V bestückt werden. Der Abdeckring ist, wie bei allen Starpoint, aus hochglänzend eloxiertem Aluminium gefertigt. QT12 50W/12V Für freistrahlende Niedervolt-Halogenlampen können auch Strahler mit Floodreflektoren eingesetzt werden. Der Aus-strahlungswinkel beträgt 30°. Beide Reflektoren sind in Facet-tentechnik ausgeführt. In dem geätzten Glasring von Starpoint wird das Streulicht der Kaltlichtlampe gebrochen. Der Glasring leuchtet. Die zentrale Offnung von 0 40 mm läßt das Licht ungehindert austre ten. Der Ausstrahlungswinkel der eingesetzten Lampe wird nicht beeinflußt. 16 Damit steht Planern und Anwendern eine breite Lampenpalette zur Verfügung, die durch Starpoint Downlights, Richtstra hier oder technisch dekorative Einbauleuchten genutzt werden kann. Der elektrische Anschluß erfolgt über 12 VSicherheitstransformatoren. Der Deckenausschnitt für Aufnahmering zur Befestigung des Zubehörs. Die Skulpturenlinse verformt den Lichtkegel zu einem Oval. IR-Filter reduzieren Temperaturstrahlung, UV-Filter Ausbleichungen. Die Floodlinse spreizt den Lichtkegel von Spotreflektoren auf. geregelt werden. Das Transformatorgehäuse ist um 360° drehbar. Der angesetzte Leuchtenkopf ist bis 90° schwenkbar. Es können freistrahlende Nie-dervolt-Halogenlampen oder Niedervolt-Halogenreflektor-lampen bis 50W/12V einge-setzt werden. Am Blendschutzring läßt sich umfangreiches Zubehör befe sti-gen. Optec Strahler ohne Trans-formator sind für den Anschluß an Niedervolt-Stromschienen geeignet. Mit Farbfiltern können Lichtakzente eingefärbt werden. 17 mittags ein Beleuchtungsniveau von ≥ 500 lx in den Monaten März bis September erreicht. In den Monaten Oktober bis Februar ist eine Ergänzung des Tageslichtes mit künstlicher Beleuchtung zumindest zeitweise notwendig. Von diesen Betrachtungen bleiben im Technischen Zentrum Funktionsräume ausgeschlossen, die aufgrund ihrer Funk tionsbestimmung als Lichtlabor oder Demonstrationsraum ohne Tageslicht sind. Diese Räume wurden in die Kern-bereiche des Gebäudes eingegliedert. Tageslicht im Technischen Zentrum Architekten: Kiessler + Partner, München Uwe Kiessler, Hermann Schultz Projektleiter: Heribert Hamann Bauleitung: Hubert Ossenberg-Engels, Altena Lichtplanung: ERCQ, Lüdenscheid Visueller Kontakt nach draußen Neben der Nutzung des Tageslichtes als Lichtquelle für Innenräume spielt in der modernen Architektur der visuelle Kontakt zur Außenwelt eine immer größere Rolle. So auch im neuen Technischen Zentrum. Hier ist dieses Gebäude Anlaufstelle für alle Besucher aus dem In- und Ausland; sei es zum Zwecke der Schulung, der Pro jektdurchsprache oder zur Bearbeitung spezieller lichttechnischer Probleme. Es war deshalb notwendig, eine Arbeitsatmosphäre mit guten Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Arbeitsruppen zu schaffen. Die flexible Nutzung der gesamten Räumlichkeiten verleiht dem Gebäude den Charakter einer einzigen großen Werkstatt, in der Ingenieure, Techniker, Computerspezialisten, Grafiker und Bereits im Briefing des Bauherrn an den Architekten war die Feststellung zu finden, daß sich ERGO verpflichtet, die zur Verfügung stehende Energie so wirtschaftlich wie nur möglich zu nutzen. Dieses Prinzip verfolgt ERGO grundsätzlich in der ganzen Konzeption der künstlichen Beleuchtung und folglich auch bei der Nutzung des Tageslichtes. Deshalb bestand für den Architekten Kiessler die Aufgabe, das Tageslicht als „kostenlose Energiequelle“ mit natürlichen „Anschlußwerten“ von bis zu 1 kW/m2 als natürliche Beleuchtungsquelle im gesamten Technischen Zentrum in großem Maße zu nutzen. Es gelang Kiessler, Fensterflächen und Raumgeometrien so aufeinander abzustimmen, daß im Technischen Zentrum in der Kernarbeitszeit zwischen 9.00 und 16.00 Uhr während des größten Teiles des Jahres ohne künstliche Beleuchtung gear beitet werden kann. Kiessler wählte eine Kombination von Seitenlicht und Oberlicht. Damit wird in weiten Bereichen des Zen trums ein Tageslichtquotient von über 5 % erzielt. Dieses bedeutet während der Tagesstunden ausreichende Beleuchtungsniveaus sowohl an Büroarbeitsplätzen wie auch in den Arbeitsbereichen der Labors und der Entwicklung. Legt man die meteorologischen Gegebenheiten von Lüdenscheid zugrunde, dann wird (bei einem Tageslichtquotienten von 5 %) zwischen 9.00 Uhr vormittags und 16.00 Uhr nach- 18 Fotografen arbeiten. Unter diesen Voraussetzungen ist die visuelle Verbindung nach draußen besonders wichtig, eine Funktion, welche von der natürlichen Umgebung sowie durch die vom Architekten Grzimek großzügig gestaltete Gartenlandschaft hervorragend erfüllt wird. Da von jedem Arbeitsplatz aus gleichwertiger Kontakt zum Außenbereich gefordert war, mußte das Technische Zentrum großzügig verglast werden. Die damit gewonnene Transparenz des Gebäudes verbindet also die Anforderungen an einen optimalen visuellen Außenkontakt mit der Anforderung für die optimale Nutzung des Tageslichtes als einer „kostenlosen“ Releuchtungsquelle. Sonnenschutz und Sehkomfort In der Praxis kollidieren die Forderungen und Wünsche nach maximaler Tageslichtnutzung und optimalem visuellem Außenkontakt mit den Ansprüchen an den Sehkomfort, insbesondere der Blendungsfreiheit, im Bereich der Arbeitsplätze. In besonderem Maße gilt dies für die Be leuchtung von speziellen Arbeitsplätzen mit Bildschirmunterstützung. Als kritisch ist hier der CAD-Bereich anzusehen, der in der Konstruktion und Projektierung eine immer größere Rolle spielt. Hier stehen die Forderungen nach reflexblendungsfreiem, mäßigem Beleuchtungsniveau am stärksten im Widerstreit mit den konventionellen Forderungen nach ausreichender Tageslichtversorgung. Nicht zu vergessen sind die Forderungen und Ansprüche der Klimatechnik, welche die Wärmelast im Gebäude besonders in den Sommermonaten in engen Grenzen halten und die Einstrahlung der Sonne auf ein zulässiges Maß reduzieren möchte. Diese komplexen und teilweise miteinander in Konflikt stehenden Ansprüche werden im Technischen Zentrum durch Manuel! steuerbare und ausste!!bare Textilmarkisen übernehmen den Sonnenschutz. Sie sind so bemessen, daß sie die Infrarotstrahlung der Sonne optimal reflek tieren und das Sonnenlicht ausreichend absorbieren. lnnenliegende Lamellenstores schirmen individuell Bildschirm-Arbeitsplätze ab. 19 Die Markisen schützen folglich vor direkter Sor~nenstrahlung und erfüllen die Anforde rungen der Klimafachleute. Wie aber steht es mit den sehr hohen Anforderungen an Sonnen- und Elendschutz im Bereich der CAD-Arbeitsplätze? Hier verlangen die Nutzer vor allem ein stark reduziertes Beleuchtungsniveau auf der Bildschirmfläche; die reflektierte Leuchtdichte soll — wenn möglich — weniger als 200 cd/m2 betragen. Diesem Anspruch wird man mit einer dritten BlendschutzmaSnahme gerecht. Ein innenliegender beweglicher horizontaler Lamellenstore dient als notwendiger Blendschutz. Er wird vom Nutzer des jeweiligen Bildschirm-Arbeitsplatzes individuelleingestellt. HH Raumgeometrie und Fensterflächen sind so aufeinander abgestimmt, daß während der größten Teile des Jahres ohne künstliche Beleuchtung gearbeitet werden kann. Die geneigten Oberlichtflächen besitzen außen/iegende bewegliche Sonnenschutzlamellen. Sie werden automatisch in Abhängigkeit von Sonnenstand und Sonnenintensität gesteuert. Die Kombination von Seitenlicht und Oberlicht sichert einen Tageslichtquotienten von über 5%. einedreistufige „Lichtkontrolle“ erfüllt. Eine durchgängig zweischichtige lsolierverglasung hat eine Wärmedurchgangszahl von weniger als 0,25. Im Bereich der geneigten Oberlichtflächen ist eine außenliegende bewegliche Sonnenschutzlamelle installiert. Diese wird dem Sonnenstand automatisch so nachgeführt, daß eine direkte Sonneneinstrahlung über die Oberlichter vollkommen ausgeschlossen wird; bei bedecktem HimGeöffnete Lamellen zeigen die Glashalle im Licht- und Schattenwechsel eines Sommer-nachmittags. Tageslicht am Empfangsbereich der Eingangshalle. mel fahren die Lamellen in eine maximale Öffnungsposition. Im Bereich der Seitenfenster auf dem Ost-, West- und Südflügel des Gebäudes wird der Sonnenschutz von manuell steuerbaren und ausstellbaren Textilmarkisen übernommen. In ihren lichttechnischen und klimatechnischen Eigenschaften sind sie so bemessen, daß sie die lnfrarotstrahlung der Sonne optimal reflektieren und das Sonnenlicht ausreichend absorbieren. 20 21 Künstliches Licht im Technischen Zentrum Es liegt nahe, daß die künstliche Beleuchtung im Hause eines Leuchten herstellers den Charakter einer Leuchtenausstellung bekommt. Die Firmenphilosophie „Licht statt Leuchten“ zu verkaufen, macht jedoch notwendig, daß eine Beleuchtungsaufgabe für das eigene Haus nach gleichen Grundsätzen wie für andere Unternehmen zu lösen ist. Die Funktion der Räume und ihre Nutzung steht im Vordergrund. Werden am Tage die Räume von außen mit Tageslicht durchflutet und Fas sadenelemente von außen aufgehellt, so kehrt sich in der Dunkelheit dieses Bild um. Eine transparente Glasarchitektur läßt in Verbindung mit der künstlichen Beleuchtung ein Gebäude von innen heraus strahlen. Nichttransparente Fassadenelemente stellen sich silhouettenhaft vor einem aufgehellten Hintergrund dar. Die nutzungsbezogene lnnenraumbeleuchtung zeigt das Gebäude auch während der Dunkelstunden in seinen Außenansichten. Eine zusätzliche Fassadenaufhellung zur Sichtbarmachung des Gebäudes kann entfallen. Verschiedene Farbtemperaturen der eingesetzten Leuchtmittel können gliedernd wirksam werden, wenn, wie im vorliegenden Fall, warme Lichtfarben von Glühlampen Eingangshalle und Präsenta tionsbereiche wie Ausstellung und Seminarräume zusammenfassen. Die kühlere Farbtemperatur neutral-weißer Leuchtstofflampen kennzeichnet weithin sichtbar Büros und Labors. Für die Beleuchtungsplanung galt die Vorgabe, 20W Anschlußleistung pro Quadratmeter Grundfläche nicht zu übersteigen. In den Büros konnten damit nur Beleuchtungssysteme zur Anwendung kommen, die hohe SystemLichtausbeuten ermöglichen. Dabei galt es Lösungen zu finden, die Gestaltungs prinzipien des Architekten, unterschied lichen Decken beschaffenheiten und wechselnden Lichtpunkthöhen ebenso gerecht Lichtfarben als Unterscheidungsmerkmal. Büros und Labors zeigen sich neutral-weiß im Leuchtstofflampenlicht. Eingangshalle, Seminar- und Konferenzbereiche erscheinen im warm-weißen Licht der Glühlampen. 22 werden wie den unterschiedlichen Sehaufgaben an Zeichenbrettern und GADBildschirmen. In den Bürobereichen des Ost- und Westflügels nehmen ebene Decken berei che bündig montierte Langfeldleuchten vom Typ Visionair auf. Schräg verlaufende Glasdachkonstruktionen tragen an Stahlseilen abgependelte Midipoll-Lichtrohre. Aufhängepunkte und Leuchtenanordnungen folgen dem Bauraster des Architekten. Auch in den zweigeschossigen Bürobereichen konnte unter Beibehaltung der Leuchtenanordnung die DIN-Vorgabe für Nennbeleuchtungsstärken — 500 lx im GroSraumbüro und 750 lx im Konstruktionsbüro — durch zweilampige Ausführung realisiert werden. Darklight-Reflektoren mit Abblendwinkeln von 3Q0 und 4Q0 garantieren auch am GAD-Arbeitsplatz störungsfreie Erfüllung der Sehaufgaben. Der Einsatz von elektronischen Vorschaltgeräten in allen Leuchten für stabför mige Kunststofflampen führte im Konstruktionsbüro bei einer Nennbeleuchtungsstärke von 750 lx zu einer AnschluSleistung von 14,8 W pro m2. Das zweigeschossige Büro der Lichttechnik, mit einer MidipollMontagehöhe von 5 bis 8 m, machte 25W pro m2 für eine Nennbeleuchtungsstärke von 500 lx notwendig. Die Nennbeleuchtungsstärke für die Büros im Mittelteil des Neubaus wurde mit 300 lx festgelegt. Hier handelt es sich weitestgehend um GroSraumbüros, die über eine umlaufende Glasfassade mit hohem Tageslichtanteil belichtet werden. Eine ar beitsplatzbezogene zweite Beleuchtungs komponente mit der Leuchte Cantax erhöht das Beleuchtungsniveau um 300 bis 500 lx. Erreicht wird dies mit der Leuchtenbestückung 18 W TC-Lampe. Eine Stei gerung der Beleuchtungsqualität stellt der zusätzlich in der Leuchte Gantax vorhandene, um 150 geneigte NiedervoltRichtstrahler dar. Seine ausgeprägte Wandbeleuchtung in der Eingangshalle korrespondiert mit Akzentbe/euchtung in der Verkehrsachse und den Lichtinseln des Foyers. 23 Die gleichmäßige Ausleuchtung der 6~ 5 m hohen Wand hinter dem Empfang geht nach einer randscharfen Lichtprojektion im Türbereich über in Streiflichtbeleuchtung und Sonnenlichtcharakter. Schattenbildung macht kleinste Strukturveränderungen von Oberflächen sichtbar. Die geforderte Nennbeleuchtungsstärke wird mit dem 15 cm von der Decke abgehängten Lichtrohr Midipoll realisiert. Einlampige 36 W Leuchtstoffleuchten Einsätze im EinzelgeschoS und zweilampige Ausführungen im Doppelgeschoß erfüllen die Anforderungen. Der Entschluß, ein Lichtrohr trotz relativ niedriger Raumhähe von 2,7 m in Waridbeleuchtung im Cafe Candela informiert. Punktbeleuchtung der Tischdekoration stimuliert. Downlights mit 500 Abblendwinkeln der Darklight-Reflektoren sind tischbezogen und blendfrei. Wandfluter ermöglichen die gewünschte Umfeldaufhellung. 24 diesen Bereichen einzusetzen, ist zum einen darin begründet, daß mit einheitlichen Beleuchtungssystemen unterschiedli che Lichtleistungen zur Verfügung gestellt werden. Wechselnde Lichtpunkthähen können so beleuchtungstechnisch ausgeglichen werden. Ein anderer Grund sind die nicht rechtwinkligen Grundrisse der Büros. Symmetrische Leuchtenanordnungen in X- und Y-Richtung sind nicht verwirklichbar. Die Möglichkeit, durch frei wählbare Profillängen millimetergenau Bauraster oder Fensterteilungen aufzunehmen, gaben den Ausschlag. Die Linienführung der Leuchten nimmt Besonderheiten der Architektur und Verkehrsrichtung auf. Deckennah verglaste Raumteiler von Einzelbüros werden optisch durchstoßen. Eine notwendige mechanische und elektrische Trennung des Systems bleibt unsichtbar. Die Elektroinstallation wurde so ausgeführt, daß Leuchten strangweise schaltbar sind. So kann zum Beispiel bei hohen Tageslichtanteilen in den Büros mit 500 oder 750 lx Nennbeleuchtungsstärke die fensternahe Leuchtenreihe abgeschaltet werden. Ebenso ist es möglich, die in Raummitte, fensterfern zusammengefaßten CAD-Arbeitsplätze tageslichtergänzend oder unabhängig zu beleuchten. Die Orientierungs- und Durchgangsbeleuchtung der Büros ist jeweils von den Türen schaltbar, so daß nur die dem Verkehrsweg zugeordneten Leuchten in Betrieb genommen werden. Diese Leuchten dienen gleichzeitig der Sicherheitsbeleuchtung, da sie über ein Notstromaggregat bei Netzausfall betrieben werden. Im Werkzeugbau übernehmen Glüh lampen in einfachen, an Kabelbahnen montierten Fassungshülsen diese Aufgabe. Der Grund sind hier montierte HMELampen, die bei Netzausfall erlöschen. Die Pla nungsvorgabe von 800 lx Nennbeleuchtungsstärke an den Arbeitsplätzen sollte ausschließlich über deckennah montierte Gerichtetes Licht von RAR 56-ünterwasserscheinwerfern stellen die von Wasser über-und durch flossene Steinplastik lebendig vor dem gleichmäßig beleuchteten Hintergrund der Glashalle dar Leuchten realisiert werden. Bei Montagehöhen von 5,2 bis 8,2 m über dem Boden wurde dies mit Pendeldownlights in Darklighttechnik realisiert. Abblendwinkel von 4Q0 garantieren auch hier ausgezeichnete Blendfreiheit bei den zu leistenden Sehaufgaben. Die warm-weiße Lichtfarbe der 250W Ouecksilberdampf-Deluxe-Lampen schafft in Verbindung mit den warmen Farben der Holzflächen auf Boden und Werkbänken eine sehr angenehme Farbstimmung. Die Anschlußleistung beträgt 33 W pro m2 Grundfläche. Der, bezogen auf große Lichtpunkthöhen, relativ kleinen Lampenleistung gab man den Vorzug, weil hier durch massivere Lichtkegelüberlagerungen störende Flimmererscheinungen der Gasentladungslampen nicht wirksam werden. Hinzu kommt, daß markante und unangenehme Mehrfachschatten, die bei punktförmigen hohen Lichtleistungen auftreten, durch die Vielzahl der einwirkenden Lichtquellen aufgelöst werden. Dort wo störende Schlagschatten bedingt durch Werkstückformen auftreten, helfen einzeln schwenkbare Niedervolt-Maschinenleuchten an allen Werkbänken und Werkzeugmaschinen. In der Eingangshalle sollte die Beleuchtungsanlage neben üblichen Ansprüchen auch Zusatzanforderungen gerecht werden, wie den wechselnden Beleuchtungsaufgaben bei Empfängen oder Ausstellungen. Man betritt sie durch eine Drehtür, deren 25 Sie lauten: 1. Arbeitslicht Pförtner 2. Abend von Dunkelheit bis 22.00 Uhr 3. Abend von 22.00 Uhr bis 24.00 Uhr 4. Nacht 5. Abendveranstaltung 6. Abendveranstaltung nach Mitternacht Diesen Beleuchtungsszenen sind alle Beleuchtungskörper in wechselnden Leistungseinstellungen zugeordnet. Es werden nie alle Leuchten mit ihrer Maximalleistung betrieben. Bezogen auf den Energiehaushalt bedeutet dies, daß mit minimalem Aufwand die jeweils nötige Beleuchtungsaufgabe optimal gelöst werden kann. In die Beleuchtungsszenen 2 bis 6 wurde zusätzlich zu den angesprochenen Räumen die Brücke einbezogen, die in der Ebene 5 das Technische Zentrum mit dem Verwaltungsbau verbindet. Auf 50 % gedimmte Downlights für Allgebrauchsglühlampen hellen schwach die Tragkonstruktion und die Profile der Glasfassade auf. Mit den übrigen, in die Nachtbeleuchtung einbezogenen Räumen stellt sich das Gebäude dann weithin sichtbar dar. Eine EOS- Steuerung löst auch in den Seminarbereichen wechselnde Beleuchtungsaufgaben. Im Vortragssaal übernehmen paarweise angeordnete DoppelfocusDownlights die Horizontalbeleuchtung. Einbau- Wandfluter markieren Raumbegrenzungsflächen. Stark abgeblendete Optec- Niedervoltstrahler, an Stromschienen schwenkbar montiert, hellen Redner Lichtinseln von Niedervolt- Eclipse- Strahlern akzentuieren Stehtische und Sitzgruppen mit ihren Tischdekorationen. Weit gespannte Stromschienen-Gitterträger ermöglichen die optimale Ausleuchtung auch bei wechselnden Raumnutzungen. 26 Bodenfläche mit 8 Stück auf einem Mittel kreis angeordneten Niedervolt -Downlights 20W im Spotcharakter akzentuiert wird. In einer Höhe von 6,5 m über dem Boden der zweigeschossigen Halle schaffen über Halfeneisen geringfügig abgependelte Stromschienen-Gitterträger des Gantry- Systems diese Voraussetzungen. In den Wandbereichen nehmen sie Loch platten mit bündig eingelassenen Wandflutern auf, die großflächig die Seitenwände aufhellen. Es gibt keine flächendeckende, gleichmäßige Verteilung der Beleuchtungskörper im Raum. Immer ergibt sich eine Zuordnung zu Aktionsbereichen oder vertikalen Raumbegrenzungsflächen. Das Beschränken der Beleuchtungskörper hierauf führt trotz ausschließlicher Anwendung von Glühlampen in diesen Zonen zu einer Anschlußleistung von nur 14 W pro m². Die Nennbeleuchtungsstärken in der horizontalen Ebene der Verkehrs -achse betragen 50 bis 120 lx. Paarweise angeordnete Aufbaudownlights markieren Eingänge zu Aufzug und Treppenhaus. Konferenz-, Ausstellungs- und Seminarbereiche erreicht man über einen Steg, der sich an eine durchgehende Wand anlehnt. Seitlich am Steg auf Bodenniveau montierte Aufbau- Wandfluter sind paarweise gegeneinander geschraubt, so daß nach oben wie nach unten die gleichmäßige Wandaufhellung möglich wird. Reflexionsanteile schaffen die notwendige Grundbeleuchtung. In regelmäßigen und Manuskript bei Film- oder Dia-Vorträgen auf. Stufenleuchten kennzeichnen den Verkehrsweg. Optec- Wandfluter an Strom -schienen betonen bei Präsentationen. Arbeitsbereiche im Projektionsraum und in den Dolmetscherkabinen sind platzbezogen mit Niedervolt-Strahlern für Kaltlichtlampen bestückt. Für einen Lichtbildervortrag kann so eine stufenlos einstellbare Helligkeit ange boten werden, die einerseits die Projektion nicht stört, andererseits den Raum erkennbar läßt oder sogar das Mitschreiben während der Dunkelzeiten ermöglicht. In Konferenzräumen mit fester Möblie rung sind 100W A- Lampen- Downlights der Tischaufstellung zugeordnet. DarklightReflektoren mit einem Abblendwinkel von 50° sichern absolute Blendfreiheit der Konferenzteilnehmer, auch wenn deren Blick schräg gegen die Decke geneigt ist. Zusätzliche Wandfluter, in Stromschienen oder deckenbündig montiert, beleuchten Präsentationsflächen. Auch hier wird die Gesamt- Anschluß leistung von 35 W pro m² nicht gleichzeitig in Anspruch genommen. Die Beleuchtungsszene „Besprechung“ zum Beispiel führt zu 400 lx Nennbeleuchtungsstärke am Besprechungstisch, obwohl nur eine Leistung von 18 W pro m² in Anspruch genommen wird. Auf das den Konferenzräumen gegenüberliegende Besuchercafe weisen weithin sichtbare Projektionen hin. Der Ein- gang selbst ist durch eine Schriftzugprojektion markiert. Sie wird wie die Porträts an den Nachbarwänden mit Linsenscheinwerfern des Eclipse Systems und nach Fotovorlagen angefertigten Metallschablo nen realisiert. Gleichmäßiges und großflächiges Licht an der Wand informiert, punktförmiges Akzentlicht auf den Tisch dekorationen stimuliert. KHB Randscharfe Lichtprojektionen bleiben selbst bei intensiver Tageslichteinwirkung gut erkennbar, wenn hohe Lichtleistungen in Linsenscheinwerfern zur Verfügung stehen. Abständen akzentuieren kleine Lichtkegel die Stegmittelachse. Projiziert werden sie von Eclipse- Niedervoltstrahlern in Stromschienen, die in 4 m Abständen zueinander unauffällig den Tragkonstruktionen der Glashalle folgen. Über eine Treppe in der Glashalle erreicht man die Bereiche Foyer, Ausstellung und Seminar. Hier werden lichtinselartig Sitzgruppen und Stehtische mit ihren jeweiligen Tischdekorationen betont. Mit nur 15W pro Quadratmeter wird eine interessante, ansprechende Beleuchtungsdramatik erzielt. Eine Steigerung dieser Erlebnis -atmosphäre wird durch das Dynamisieren der Beleuchtung möglich. In der gesamten Eingangshalle einschließlich Foyer und Glashalle wurde dies durch den Einsatz des EOS- Systems realisiert. So kann zum Beispiel der Pförtner in Abhängigkeit von Tageslichteinfall und Raumnutzung 6 Beleuch tungsszenen per Tastendruck abrufen. 27 NEC-Messestand, Business-Show, Tokio Displays, Präsentationstischen und ähnlichem. Die technische Ausstrahlung des Gantry Systems, die eindrucksvoll durch Skizzen und Zeichnungen demonstriert und durch ein gleichzeitig vorgestelltes Muster noch zusätzlich belegt wurde, war ausschlaggebend für die klare Entscheidung zugunsten des Langner- Entwurfs. Im Anschluß daran folgte - ebenfalls noch durch das Büro Langner im Auftrag von Konzeption - Planung - Realisation: DISPLAY International, Würselen Architekt: Klaus Langner, Aachen Durch seine technische Ausstrahlung wird das Gantry System für den Messebauer zu einem hervorragenden Instrument, um die Innovationsfähigkeit eines Herstellers zu demonstrieren. Gantry Stützen. Die Grundbeleuchtung wurde durch diagonal an die Spannseile gehängte Visionair- Aufbauleuchten erreicht, die Akzentbeleuchtung realisierten Eclipse Niedervolt-Strahler für CoolbeamLampen sowie in einem als Projektionssaal abgetrennten Bereich Halogen-HochvoltBühnenscheinwerfer. Die Business- Show war für NEC die zweite Messe, die mit einem Stand dieser Konzeption ausgestattet wurde. Die AufDisplay International - die detaillierte Ausarbeitung der jeweiligen Standgrundrisse mit Festlegung der Produktpräsentation, Farbwahl und Lichtplanung. Die große Variabilität von Gantry erleichterte dabei die Planung ganz wesentlich, der Designer konnte mit einem Baukastensystem die unterschiedlichsten Strukturen zusammenstellen, ohne erst Grundüberlegungen über Dimension und konstruktive Ausbildung von Einzelteilen anstellen zu müssen. Die Feinabstimmung der Standkonzeption für jede der vier Messen wurde durch die Planungsabteilung von Display im Dialog mit dem Auftraggeber in Japan vorgenommen. Die endgültige Version des hier gezeigten Standes - mit 1 000 m² der größte Stand auf den in diesem Jahr von NEC beschickten japanischen Messen arbeitete mit einer raum- und deckenbildenden Struktur aus Gantry Portalen mit bis zu 9,50 m freier Spannweite und da zwischengestellten Display-Trägern aus Mit 100 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz in 1988 von 20 Milliarden USDollar gehört NEC (Nippon Electric Corporation) zu den zehn größten Elektronik- und Computerunternehmen weltweit. Nach Hitachi, Matsushita und Toshiba ist der Konzern der viertgrößte seiner Art in Japan. Wie in kaum einer anderen Branche kommt es im Elektronikbereich darauf an, durch ständige Innovationen Marktanteile zu sichern. Das Vorhandensein der Innovationsfähigkeit muß sich jedoch nicht nur in der Vorstellung neuer Produkte ausdrücken, sondern sollte sich auch im Auftreten eines Unternehmens nach außen abbilden. Ein wesentliches Instrument zur Verwirklichung dieses Anspruches ist der Messestand. Der Messestand darf aber nicht zum bloßen Demonstrationsobjekt der Bedeutung eines Herstellers werden. Er muß eine Kommunikationsbühne bilden, die den Interessenten dazu anregt, sich mit dem Unternehmen und dessen Produkten auseinanderzusetzen. Ein harmonisches Zusammenspiel von Architektur, Funktion und Kommunikation ist das Endziel. Die permanente Umsetzung dieser Philosophie in die Praxis machte Display International zu einem der größten Messebauer Europas. Seit 1981 arbeitet DI auch auf dem japanischen Markt und dort seit nunmehr sechs Jahren für die Firma NEC. Im Herbst 1988 entschied sich NEC, 28 für vier japanische Messen, die 1989 stattfinden sollten, eine neue Standkonzeption zu entwickeln. Den Auftrag für die Verwirklichung dieser Aufgabe erhielt Display International, die ihrerseits verschiedene Architekten aufforderten, einen Wettbewerbsentwurf auszuarbeiten. Alle Entwürfe wurden gemeinsam anläßlich eines Treffens mit dem Auftraggeber in Würselen präsentiert. Bereits im ersten Durchgang fiel die Entscheidung ganz eindeutig für den Vorschlag des Büros Klaus Langner aus Aachen. Langner, der bereits seit etwa 20 Jahren mit Display zusammen -arbeitet, hat sich schon seit längerer Zeit fast aus schließlich auf Objekteinrichtungen sowie Messe- und Ausstellungsdesign spezialisiert. Das von Langner entwickelte Konzept basierte auf der Verwendung des Gantry Stromschienen-Gitterträgers als raumbildende Gesamtkonstruktion, aber auch als Träger von Ausstellungsmaterial wie bauzeit betrug inklusive aller Nebenarbei ten vier Tage. Nach dem Abbau wurde das Material für die Wiederverwendung bei der nächsten Messe bei NEC eingelagert. RDW Die Produktpräsentation und -erläuterung wird auf japanischen Messen fast ausschließlich durch junge Damen vorgenommen, die ihren genau einstudierten Text unabhängig vom Vorhandensein eventuel1er Zuhörer in stetig wiederkehrender Folge vorzutragen haben. Die jährlich stattfindende Business- Show ist die größte japanische Fachmesse für Büro-Automation innerhalb Japans. Sowohl Aussteller als auch Besucher kommen fast ausschließlich aus dem Inland. 29 Licht-Architektur Gantry Gemäß dem ERCO Grundsatz, Licht anstelle von Leuchten zu verkaufen, vereint das neue Produkt Gantry beide Aufgaben in sich. Einerseits unterstützt Licht die Ar chitektur, andererseits hat sich die Leuchte in die Architektur zu integrieren, In der Portalversion kann das Gantry Gitterträgersystem Räume optisch und funktional untergliedern. In Kombination mit den entsprechenden Strahlern akzentuiert es Details oder taucht ganze Flächen in Licht. Jedoch ist Gantry weit mehr als eine lichttechnische Lösung. Es reflektiert eine Denkhaltung, die ihren Ursprung im Ingenieursbau des ausgehenden 19. Jhs. hat. So werden Funktion und konstruktive Merkmale nicht versteckt, sondern herausgestellt und als ästhetische Elemente akzeptiert. Auf diese Weise fügt sich Gantry in jede Art von Architektur ein. 30 Als Architektur in der Architektur kann Gantry überall dort eingesetzt werden, wo die räumlichen Gegebenheiten weitgespannte Lichtstrukturen erfordern. Bei spielsweise bei der Sidi-Ausstellung in Madrid wurden spanische Möbelneuheiten in einem historischen Gebäude mit großer Deckenhöhe ausgestellt. Nur mit Gantry konnte eine harmonische Symbiose aus alt und neu geschaffen werden. Den Beweis der Integration in „High-Tech Zauber“ erwies Gantry ebenfalls im modernen Ambiente der Business- Show in Tokio dieses Jahr, wo der innovative Charakter von Produkten der Firma NEC hervorgehoben werden konnte. 31 Schlußlichter ERCO Face-Lifting in Irland Ein Gala-Champagner-Empfang bot den Rahmen für die Neueröffnung der Büround Ausstellungsräume am 8. März dieses Jahres, mit dem ERCO Lighting Ireland seinen bisherigen Erfolg krönte. Über 150 geladene Gäste, darunter Repräsentanten von Architektur, Ingenieurwesen und Mitgliedern des Elektro-Handels als auch Seamus Brennan, der Minister für Handel und Marketing, zeigten reges Interesse. Gastgeber waren die Brüder Maurice und Timothy O´ Leary, die sich heute die Aufgaben der Geschäftsleitung teilen. Mit wenig Kapital und viel Enthusiasmus gründete Maurice O´ Leary die „ERCO Lighting lre land Ltd.“, die heute ihren Sitz in der 289 Harolds Cross Road, Dublin 6, hat. Dieser Schritt ergab sich aus seiner zwanzigjährigen Erfahrung in der Leuchtenindustrie und einer Marktstudie, welche sich auf den zukünftigen Markt bezog. Potentielle Kun den sollten beratende Ingenieure, Architekten und der irische Elektrohandel im allgemeinen sein. Das Ergebnis enthüllte eine Angebotslücke, der Maurice O´ Leary durch Qualitätsgüter mit ansprechendem Design plus gutem Kundenservice entgegenzutreten beabsichtigte. 350 m² Büround Ausstellungsfläche mit 15 Mitarbeitern sprechen für den Erfolg. Die ultra-futu - ristische Architektur von Gerard Brouder verwandelte das alte Gebäude in ein anziehendes Beispiel irischer Inneneinrichtung. Die Ausstellungsbereiche sind mit Teppich und glatter Oberfläche ausgestattet, um Lichteffekte auf beiden Oberflächen belä gen sichtbar zu machen. Der Architekt kommentiert sein Konzept als einen Versuch, die Form des Innenraums durch Verwinkelung zu verzerren, um ihn zu verfremden. 32 World Design Exposition „Dream, Design, Humanity - The Urban Symphony“ ist das Motto der 1. Weltausstellung für Design, die vom 15. 7. bis 26. 11. 1989 in Nagoya (Japan) stattfindet. Die Organisation und Gestaltung des Beitrags der BRD mit dem Titel „Designed in Germany“ übernahm der Rat für Formgebung. Neben Automobilen von Mercedes, BMW und Porsche zeigt die bundesdeutsche Ausstellung, die von den beteiligten Unternehmen und dem Bundesministerium für Wirtschaft finanziert wird, preis-gekrönte Gebrauchsgegenstände als Beispiele für hochwertiges Design. Damit zieht sie einen repräsentativen Querschnitt durch die Design-Leistungen der deutschen Wirtschaft. Für die offene Ausstel lungsarchitektur werden u. a. Gantry Messebauelemente von ERCO verwendet. Da für bundesdeutsche Unternehmen der ostasiatische Raum als Exportmarkt immer wichtiger wird, bietet die Ausstellung in Nagoya designbewußten Unternehmen die Möglichkeit, diese wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter auszubauen. Ehrenpreis für Design-Management Im Rahmen des Wettbewerbs um den „Staatspreis des Landes NRW für Design und Innovation“ wird 1989 erstmalig auch ein Ehrenpreis für Design-Management vergeben. Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb vom Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie des Landes NRW. Teilnehmen konnten alle Industrieund Dienstleistungsunternehmen mit Stammsitz in NRW. Organisation und Durchführung des Wettbewerbs obliegt dem „Haus Industrieform Essen“. Mit dem Ehrenpreis für Design-Management soll die Gesamtleistung eines Unternehmens bei der Konzeption, Planung und Verwirklichung von Design und qualifiziertem Management gewürdigt werden. DesignManagement und die damit erreichbare Wettbewerbsfähigkeit rückt gerade im Hinblick auf die zukünftige technologische und industrielle Entwicklung im EGBinnenmarkt immer mehr in den Vordergrund. Art Directors Club Deutschland Zum 25jährigen Jubiläum blickt der Art Directors Club mit Erfolg auf die neu gesetzten Maßstäbe durch die Förderung und Prämierung von auszeichnungswürdigen kreativen Arbeiten zurück. So erhielt der Unternehmer Klaus J. Maack im Februar dieses Jahres im Berliner Kongresszentrum vom Art Directors Club eine Nagelplastik des Künstlers Günter Uecker. Ausgezeichnet wurde er mit diesem Preis für die kontinuierlich gut gestaltete Werbung von ERCO. Hans Hollein bei ERCO Eine diffuse und gleichmäßige Wandbe leuchtung mit Leuchtstoff, die totale Licht -integration in der Decke und eine messerscharfe Ausbuchtung der Wand von der Deckenkante bis zur Fußboden leiste mit 200 Lux. Ansprüche, die der Architekt Hans Hollein an die Ausleuchtung des von ihm entworfenen Frankfurter Museums für moderne Kunst stellt und die von ERCO erfüllt werden sollten. Eine ähnliche Be leuchtung erforderte das ebenfalls von Hollein gebaute Abteibergmuseum in Mönchengladbach. Die speziell hierfür entwickelten Leuchten wurden unter dem Namen „Optec“ in das ERCO Programm aufgenommen. Um dem Problem einer scharf begrenzten Wandausleuchtung zu begegnen, ist eigens für das Frankfurter Museum eine in die Decke integrierte Leuchte mit zwei untereinanderliegenden Leuchtstofflampen entwickelt worden. Von der Lichtwirkung dieser Leuchte konnte Fotoausstellung „Licht und Mensch“ Visualisierte Zusammenhänge zwischen Lichtästhetik, Leuchtenästhetik und menschlicher Ästhetik. So ließe sich mit einem Satz die Fotoausstellung „Licht und Mensch“ des Fotodesigners Manjit Jari umschreiben. Zu sehen waren seine Arbei ten vom 25. April bis 24. Mai dieses Jahres in Frankfurt anläßlich einer mehrjährigen Zusammenarbeit mit der Lichtplanerin Michelle Hamard. Die Schwarzweißfotografien, teilweise bis auf 70/70 cm vergrößert, abstrahieren die formale Wechselbeziehung zwischen Lichtkörper und Mensch: Der Mensch wird nicht mit dem Licht der Leuchte, sondern mit ihrer Form konfrontiert. Jan läßt seine professionellen Modelle das Leuchtendesign durch Körperhaltung und einfache Accessoires nachstellen, so daß eine „Interaktion zwischen Leuchte und Mensch“ (Jari) entsteht. Das Evangeliar Heinrichs des Löwen Als „Teuerstes Buch der Welt‘ wurde das Evangeliar Heinrichs des Löwen 1983 bei Sotheby‘ s in London nach einer jahrhundertelangen Odyssee versteigert. Heinrich, bedeutendster sächsischer Fürst, stiftete im 12. Jh. die heute kostbarste illuminierte Handschrift des Mittelalters an den Braunschweiger Dom Sankt Blasius. Für den 32,5 Mill. DM teuren Erwerb haben die Besitzer, das Land Niedersachsen, der sich Hollein bei einem Besuch des Technischen Zentrums am 21. Dezember letzten Jahres selbst überzeugen: Im ERCO Mockup Raum - ein Raum für originalgetreu simulierte Beleuchtungssituationen -wurde die Leuchte mit Erfolg getestet. Institut des Lichts Einzigartig in Europa ist das Deutsche Institut für angewandte Lichttechnik in Lüdenscheid. Als erste überbetriebliche Einrichtung für die Entwicklung und Einführung angewandter Lichttechnik macht es deutlich, welchen Stellenwert Lichttechnik und Lichtanwendung in allen Le bensbereichen hat. Entscheidender Hintergrund für die Gründung des Instituts, dessen Förderverein mittlerweile 37 Mitglieder zählt, war der Mangel an Lichttechnikern. Personalqualifikation im Sinne der Aus- und Weiterbildung sowie Forschungsund Beratungstätigkeit bilden daher die Schwerpunkte der Institutskonzeption. In Verbindung mit der Märkischen Fachhochschule in Hagen/Iserlohn wird zum Wintersemester 89/90 mit dem Aufbau eines Schwerpunktstudiums „Licht- und Solartechnik“ im Rahmen des Studiengangs „Elektrotechnik“ begonnen. Seminare und Praktika werden im Lüdenscheider AnInstitut durchgeführt, das über alle notwendigen technischen Einrichtungen verfügt. Neben der studentischen Ausbildung wird das Institut berufsbegleitende Seminare in angewandter Lichttechnik durch führen sowie interdisziplinäre Tagungen, Sommerakademien und Kongresse. Die Forschungsthemen des Instituts sollen sich im wesentlichen auf Projekte konzentrieren, die sich aus der interdisziplinären Stellung des Lichts ergeben. Außerdem ist ein umfangreiches Dokumentationszentrum für lichttechnisches und lichtgestal terisches Wissen in Planung. Freistaat Bayern, die BRD und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel als endgültigen Aufbewahrungsort ausgewählt. Die Bibliothek mit ihren 600 000 vorwiegend alten Büchern stellt die bedeutendste Quellen sammlung dar. Dieser Ort, eine „Internationale Forschungsstätte für die Geistes- und Kulturgeschichte Europas vom Mittelalter bis zur Gegenwart“, ermöglicht die ursprüngliche Absicht Heinrichs wieder aufleben zu lassen, der das Buch als „Objekt zur Forschung und Bildung“ betrachtete. ERCO Italien Pünktlich zur Mailänder Messe „Euro Luce“ wurde ERCO Illuminazione als sech ste ERCO Tochtergesellschaft am 22. September dieses Jahres in Mailand eröffnet. Die zur Eröffnung eingeladenen Gäste, unter ihnen mehrere italienische Toparchi tekten, hatten an diesem Tag Gelegenheit, sich ein eigenes Bild der 600 m² umfassenden Büroräume und dem angrenzenden Showroom zu machen. 16 Mitarbeiter, unter ihnen zwei Architekten für die Lichtplanung, bieten als Ansprechpartner für Architekten und Lichtplaner umfassende Kundenbetreuung und Beratung. Ein Produktlager garantiert eine kurzfristige Marktversorgung. Mit den neuen Räumen ist ERCO in einem renommierten Markt für Architektur, Kunst und Design vertreten. Bereiche, in denen eine gute Ausleuchtung einen hohen Stellenwert einnimmt. Stansted Airport Die Ausbuchtung der Hongkong and Shanghai Bank oder des Renault Center in Swindon, England, sind Ergebnisse der langjährigen Zusammenarbeit zwischen ERCO und dem britischen Stararchitekten Norman Foster. Das neueste Projekt ist der seit Oktober 1986 im Bau befindliche Flughafen Stansted, der als dritter Londoner Flughafen den stark beanspruchten Heathrow Airport entlasten soll. Die archi- Gold für das Technische Zentrum Rund 220 Unternehmen, Betriebe und überbetriebliche Aus- und Weiterbildungs stätten hatten sich am Bundeswettbewerb 1988-1989 „Industrie, Handel und Handwerk im Städtebau“ beteiligt. Das Technische Zentrum der Firma ERCO ist eines der 12 Gebäude, die mit dem Hauptpreis, einer Goldplakette, ausgezeichnet wurden. Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau schrieb den Wettbewerb aus, um hervorragende oder beispielhafte bauliche und städtebauliche Leistungen der Wirtschaft auszuzeichnen. Privaten und öffentlichen Unternehmen sollte Gelegenheit gegeben werden, an konkreten Beispielen städtebauliches Verantwortungsbewußtsein und Gemeinsinn des Unternehmens, der Betriebsleitung und der Arbeitnehmer darzustellen. Im Rahmen einer feierlichen Schlußveranstaltung überreichte Bundesministerin Gerda Hasselfeldt am 21. September in Hamburg die Urkunden und Plaketten. Mein Name ist ERCO Als Archivar geht „Schirmherr“ Erco von Dietze im Königsberger Pfarrhaus einer seltenen Tätigkeit nach. Neben dem Sortieren erforscht er Ursprung und Bedeutung alter Akten. Welch ungeahnter Schatz brachte ihm das Licht an den Tag. Nicht zwischen verstaubten Buchdeckeln, sondern in der Göttinger Fußgängerzone begegnete er dem in unserer Namenswelt nicht allbekannten Namen „ERCO“, der sich ihm in Form eines Logos auf einem „ERCO Regenschirm“ offenbarte. Wer interessiert sich nicht dafür, die Herkunft seines Namens zu erfahren! An dieser Stelle sei ein gemeinsames Merkmal der sonst von einander unkenntlichen Personen hervorgehoben: Der aus dem Russischen abgeleitete Name „Erco“ bedeutet „edel“ und „glänzend“. Zufall? Der begeisterte Archi var ist seit seinem 30sten Geburtstag strahlender Besitzer solch edlen Regenschutzes. tektonische Gestaltung entspricht Fosters High-Tech-Stil: transparent, übersichtlich und funktional. Im Untergeschoß des Hauptgebäudes befinden sich ein Bahnhof und die technische Einrichtung. Das Hauptgebäude selbst ist lediglich zwei Stockwerke hoch und fügt sich somit in die ländliche Umgebung ein, ohne störend zu wirken. Die Verwendung von pilzförmigen Stahlträgern zum Abstützen des Daches ein Raster aus mehreren Kuppeln - schafft die Foster-typische Transparenz des Terminals. Diese Konstruktion läßt den Verzicht jeglicher Wände zu, um dem Besucher eine freie Sicht innerhalb der Halle und auf das Rollfeld zu ermöglichen. Eine harmonische und übergangs-lose Wechselwirkung zwischen Tageslicht und Kunstlicht wird durch große Decken -öffnungen sowie eine indirekte Ausleuchtung des Daches erzielt. ERCO hatte die schwierige Aufgabe, jeweils eine Raster -fläche von 36x36 m, immerhin 1 296 m², durch vier quadratisch angeordnete Up- Lights hell und gleichmäßig auszuleuchten. Innerhalb kürzester Zeit ist für diesen Zweck eine Leuchte mit sechs 400 Watt Entladungslampen entwickelt worden. Norman Foster konnte sich bei einem Besuch des Technischen Zentrums im Mai dieses Jahres einen eige nen Eindruck von unserer Haltung zu Licht und Architektur verschaffen. 33 Vom 11.-13. März traf man sich zum diesjährigen Designers Weekend in Brüssel. Im Domizil der belgischen ERCO Tochter wurden Schaufensterfiguren der Londoner Firma Adel Bootstein zusammen mit den Systemen Axis und Gantry sowie den Bellini Produkten arrangiert. Die grazile Ausstrahlung der Figuren bekam durch das ERCO Licht eine verblüffende Lebendigkeit. E ERCO Leuchten GmbH Postfach 2460 D-5880 Lüdenscheid Telefon 02351/5 51-0 Telefax 02351/551300 Telex 8 26722-0 Teletex 235132
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