10 - Deutsches Baublatt

10 baumaschinen
DEUTSCHES BAUBLATT NR. 379 März | April 2015
Rebuild ist Teamwork
Bei der hundertsten überholten Cat Baumaschine arbeiten verschiedene Kompetenzcenter Hand in Hand zusammen
GARCHING BEI MÜNCHEN (SR). Drei Cat Bagger hatten sie am Haken: die
Stahlmulde des Skw Cat 773B. Der Muldenkipper mit 15 800 Betriebsstunden, Baujahr 1989, wurde letzten Dezember von den Servicemitarbeitern der
Zeppelin Niederlassung München peu à peu in seine Einzelteile zerlegt. Seine
Instandsetzung stand an. Der Antriebsstrang des Cat 773B, sprich Wasserkühler, Drehmomentwandler, Getriebe, Achsen und Seitenantriebe, wurde im Rahmen des Rebuild-Programms Power Train samt der Hydraulik nach Caterpillar
Standards aufbereitet. Normalerweise würde dies auch den Motor beinhalten,
doch stattdessen wurde ein werksüberholter Austausch-Motor eingebaut. Mit
dem Rebuild konnte der Zeppelin Service ein besonders Jubiläum verbuchen:
Die Baumaschine ist das hundertste Cat Gerät, dem Zeppelin seit 2004 bis heute durch sein Instandsetzungsprogramm eine Fitnesskur verordnet hat.
Das Ergebnis ist eine Gemeinschaftsleistung, die zu Recht den Namen Teamwork trägt und zeigt, wie professionell
die verschiedenen Kompetenzcenter bei
Zeppelin Hand in Hand zusammenarbeiten. Der Münchner Serviceberater
In München wurden die ganzen Komponenten zusammengesetzt – es
herrschte klare Arbeitsteilung, als an die 3 000 Teile getauscht wurden,
von Schaltern und Sensoren über Dichtungen und Schläuche bis zum Motorkabelstrang.
Hermann Fischer hatte den RebuildAuftrag an Land gezogen und für den
Kunden den Umfang der Maßnahme
entsprechend seiner Vorgaben kalkuliert.
Besonders stark war die Kabine der Baumaschine in Mitleidenschaft gezogen
worden. Eigentlich sollte diese erst nicht
angepackt werden. Doch beim Zerlegen
der Baugruppen zeigte sich, wie es tatsächlich um das Fahrerhaus bestellt war.
Nach Rücksprache mit dem Kunden
wurde dieses in der Münchner Werkstatt aufbereitet. Die Mulde wurde in
der Niederlassung Böblingen überholt.
Die Aggregate wurden in der Niederlassung Frankenthal und die Hydraulik in
der Niederlassung Köln auf Vordermann
gebracht. In München wurden die ganzen Komponenten von Sebastian Angermeier, Wendelin Gerich, Dieter Krusch
und Peter Marquardt zusammengesetzt –
auch hier herrschte klare Arbeitsteilung,
als an die 3 000 Teile und Komponenten
getauscht wurden, von Schaltern und
Sensoren über Dichtungen und Schläuche bis zum Motorkabelstrang. Die Koordination der Ersatzteile übernahm Oliver Dieckmann.
Weil die Niederlassung München zum
ersten Mal einen Rebuild eines Muldenkippers durchführte, stand den Mitarbeitern Servicetechniker Richard Kowollik
von der Niederlassung Erlangen beratend
zur Seite, die bereits entsprechende Routine vorweisen kann, hat sie doch bereits
sieben Skw erneuert. „Bei einem Rebuild
ist der Ablauf festgelegt. Es gibt eine
strikte Reihenfolge, wie Teile aus- und
wieder eingebaut werden müssen und an
die sich jeder Servicemitarbeiter halten
muss. Man muss sich Schritt für Schritt
vorarbeiten. Wichtig ist auch, Teile richtig zu lagern. So sollten beispielsweise
Das Rebuild-Team in München.
die Öffnungen von Hydraulikleitungen
nicht mit dem Boden in Kontakt kommen, damit keine Verunreinigungen eintreten können“, erklärt er.
Um in Zukunft wieder die benötigte
Transportleistung abrufen zu können,
wurde ein werksüberholter AustauschMotor 3412 mit 485 kW (650 PS) in den
Skw eingebaut – auch das ist typisch für
einen Rebuild: Eine Instandsetzung steht
ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit.
„Die Mulde war zwar stark verbogen,
sodass umfangreiche Schweißarbeiten
erforderlich waren. Doch die Bleche waren noch in einem guten Zustand. Insgesamt zeigte sich beim Ausbau, die hohe
Fotos: Zeppelin
Qualität der Baumaschine und dass der
Muldenkipper 773B ein ausgereiftes Modell war“, weist Servicetechniker Peter
Marquardt hin. Das gab den Ausschlag,
dass das Südbayerische Portland Zementwerk sich für eine Überholung und
nicht für eine Neumaschine entschieden
hat. Rein äußerlich betrachtet, kann es
die Rebuild-Maschine ohnehin mit dieser aufnehmen – sie wurde erst Sand gestrahlt, dann frisch lackiert. So wie der
Cat 773B erhalten überholte Maschinen
entsprechende Garantien und sind somit
als neuwertig zu betrachten. Somit waren
die Vorausetzungen geschaffen, um das
zweite Maschinenleben wieder ganz von
vorne zu beginnen.
Materialtransporte im alpinen Gelände
Überholter Cat Muldenkipper 773 startet im Steinbruch Ebensee sein zweites Maschinenleben
GMUNDEN, ÖSTERREICH (SR). Auf 750 Metern über dem Meeresspiegel,
oberhalb des Traunsees im Salzkammergut in Oberösterreich, befindet sich der
neue Arbeitsplatz des Cat Muldenkippers 773B. Im Kalksteinbruch Ebensee hat
die Rohrdorfer-Unternehmensgruppe das Aufgabengebiet für die Baumaschine
vorgesehen. Sie war zuvor mittels eines Rebuilds von der Zeppelin Niederlassung
München wieder auf Vordermann gebracht worden, nachdem sie rund 15 800
Betriebsstunden Einsatz geleistet hatte. Nach der Instandsetzung von Antriebsstrang und Hydraulik soll der Skw im alpinen Gelände ein zweites Maschinenleben beginnen. Auf die Baumaschine wartet ein harter Einsatz beim Transport des
Kalkgesteins rund um die Abbaustätten Pfeiferkogel eins und zwei.
Beschickt wird der Muldenkipper mit
einem Radlader, der an verschiedenen
Ladestellen im Wechsel tätig ist, um eine
Homogenisierung des Rohstoffs zu erhalten. Beladen wird der Skw mit Kalkgestein, das mittels Tiefbohrlochsprengung
aus der 15 Meter hohen Wand gelöst
wird. Die Materialtransporte erfolgen
über mehrere Hauptsohlen in Höhenunterschieden von 45 Metern in der Regel
bergab. „Natürlich achten wir deswegen auf eine ausgewogene Verteilung
der Ladung – vor allem in der Mitte der
Mulde – und dass Muldenkipper sowie
Dumper nie überladen werden“, erklärt
Helmut Wiesauer, der Betriebsleiter des
Steinbruchs. Extra Abweiser, seitlich an
der Mulde angebracht, sollen die Hin-
terreifen vor Steinschlag schützen. Ein
Frontblech über dem Kabinendach soll
verhindern, dass Steine nach vorne fallen.
Bremsen, insbesondere Retarder, des Cat
773B sind somit stark gefordert und werden intensiv beansprucht. „Hier wird sich
zeigen, ob der Rebuild hält, was er verspricht“, so der Betriebsleiter. Denn steil
geht es mit einer Steigung von rund 15
Prozent nach unten zum Vorbrecher, der
das Material über eingehauste Förderbänder und einen Sturzschacht zum Hauptbrecher befördert. Soweit wie möglich
sollen die Transporte lärm- und staubarm
über die Bühne gehen. Schließlich sind
Gmunden und Umgebung eine Tourismus-Region.
Anzeige
EXCLUSIV IM
ZEPPELIN
FAHRERCLUB
WWW .FAHRERCLUB.DE
TEL.: 06127 - 99 18 18
[email protected]
FAHRERCLUB SPECIAL
LONGSLEEVE
TRACTOR
SONDERPREIS IM AKTIONSZEITRAUM BIS ENDE APRIL
17,00 EURO
PLUS VERSAND
Jetzt ist der Muldenkipper nach dem Rebuild am Ziel: Im Kalksteinbruch
Ebensee nimmt ihn Helmut Wiesauer (links), der Betriebsleiter des Steinbruchs, von Zeppelin Serviceberater Helmut Fischer in Empfang.
Vor allem in den Wintermonaten herrscht
sozusagen Schneekettenpflicht für den
Skw und die anderen Baumaschinen wie
zwei zusätzliche Dumper und Radlader.
Denn der Abbau liegt in einer schneereichen Region – die Schneegrenze geht bei
rund 400 Metern los. Für die acht Mitarbeiter, die im Steinbruch im Einschichtbetrieb tätig sind, gilt stets: Sicherheit vor
Geschwindigkeit, wenn sie das Material
verladen oder 800 Meter nach unten Richtung Tal befördern. Mit 25 km/h und in
der Regel im zweiten beziehungsweise
dritten Gang ist der Cat 773B unterwegs.
Um die Transportwege für Muldenkipper
und Dumper in Schuss zu halten, ist der
Radlader immer wieder mit Aufgaben des
Wegebaus betraut, um etwa Schlaglöcher
auszubessern oder die Fläche glatt zu ziehen.
Die Transporte wurden zuvor mit einem
Cat 777 abgewickelt, der es in der Stunde
auf sechs Fahrten und somit auf eine Stundenleistung zwischen 350 und 500 Tonnen brachte. Doch nun ist Umdisponie-
ren angesagt. An die 30 Tonnen weniger
Nutzlast hat der Cat 773B und das wird
sich auf die Ladespiele und Transportzyklen auswirken.
Abbau und Transport erfolgen in Ebensee
über Tage. Der Steinbruch gewinnt rund
550 000 Tonnen Material pro Jahr, das
unter Tage zu Körnungen von 0/90 auf-
bereitet und über eine eigene unterirdische
Abfüllanlage auf die Bahn verladen und an
das 22 Kilometer entfernte Zementwerk
Hatschek in Gmunden geliefert wird.
Die in Ebensee genutzten unterirdischen
Hallen wurden im Dritten Reich für eine
Raffinerieanlage errichtet. Heute verlassen
täglich vier Züge – einer allein fasst 650
Tonnen – mit zehn Waggons den Standort
Ebensee in Richtung Gmunden. Dort wird
bereits seit 1908 Zement für Oberösterreich produziert. Gegründet vom Erfinder
des Baustoffes Eternit, Ludwig Hatschek,
befand sich das Unternehmen 95 Jahre in
Familienbesitz, ehe das Zementwerk 2004
zur Rohrdorfer Unternehmensgruppe
kam. Diese stellt an mehr als 40 Standorten in Bayern, Österreich, Ungarn und
Südtirol neben Zement auch Transportbeton, Betonwaren und Betonfertigteile her
und produziert Sand sowie Kies aus eigenen Lagerstätten. Auf eine ähnlich lange
Tradition wie das Zementwerk Hatschek
kann die Rohstoffgewinnung am Steinbruch Ebensee zurückblicken – sie reicht
bis ins Jahr 1911 zurück. Grundeigentümer sind die Österreichischen Bundesforste, war doch das Salzkammergut ehemals
kaiserliches Jagdgebiet der Habsburger.
1995 wurde der erhöht liegende, mit einem
Sturzschacht verbundene Bruch Pfeiferkogel eins aufgeschlossen. 2010 siedelte der
Abbau noch höher zum Pfeiferkogel zwei.
Der Standort und somit die Rohstoffversorgung des Zementwerks sind auch in
Zukunft gesichert: Vor acht Jahren konnte
der Steinbruch Ebensee mit dem Projekt
Pfeiferkogel zwei seine Abbaugenehmigung um hundert Jahre verlängern – dabei
wird der Cat Muldenkipper die nächste
Etappe bei den Materialtransporten im alpinen Gelände übernehmen.
Im alpinen Gelände, oberhalb des Traunsees in Oberösterreich, befindet
sich der neue Arbeitsplatz des Cat Muldenkippers 773B. Fotos: Zeppelin