7. Kammerkonzert - Münchner Philharmoniker

Jo h a n n Nep o mu k Hu m m el
C a r l M a r i a vo n We b e r
Freikugelgießen im Konzertsaal
Carl Maria von Weber: „Der Freischütz“ in einer Bearbeitung
für acht Bläser und Kontrabass (1817/20)
Der Bedarf an Musik für solche Bläserensembles war im späten 18.
und frühen 19. Jahrhundert gewaltig. Deshalb wurden immer häufiger
auch ganze Orchesterstücke, Symphonien oder Teile von Opern und
Singspielen für Bläser arrangiert. Eine ganze Musikindustrie lebte von
diesem Geschäft, und es gab Komponisten, die sich fast ausschließlich
auf solche Arrangements konzentrierten. Einer der bekanntesten unter
ihnen war der Klarinettist Wenzel Sedlak (1776–1851), der als Kapellmeister an mehreren kleinen Wiener Höfen wirkte und quasi nebenher
ein Vierteljahrhundert lang zahlreiche Opern- und Ballettpartituren für
Harmoniemusik umschrieb.
Webers „Freischütz“ in einer Bearbeitung
für Harmoniemusik
7. Kammerkonzert
Sonntag, 17. Mai 2015, 11 Uhr
Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz
Freikugelgießen im Konzertsaal
Webers „Freischütz“
in einer Bearbeitung für Harmoniemusik
Johann Nepomuk Hummel (1778–1837)
Oktett-Partita für zwei Oboen, zwei Klarinetten,
zwei Fagotte und zwei Hörner Es-Dur (1803)
1. Allegro con spirito
2. Andante più tosto – Allegretto
3. Vivace assai
Carl Maria von Weber (1786–1826)
„Der Freischütz“
in einer Bearbeitung
für zwei Oboen, zwei Klarinetten,
zwei Fagotte, zwei Hörner und Kontrabass (1817/20)
Mitwirkende
Marie-Luise Modersohn, Oboe
Bernhard Berwanger, Oboe
Albert Osterhammer, Klarinette
Matthias Ambrosius, Klarinette
Sebastian Stevensson, Fagott
Barbara Kehrig, Fagott
Jörg Brückner, Horn
Mia Aselmeyer, Horn
Sławomir Grenda, Kontrabass
Martin Demmler
Harmoniemusik kam im Wien des späten 18. Jahrhunderts enorm in
Mode, nachdem der Habsburgische Kaiser Joseph II. ein Ensemble eingeführt hatte, das als kaiserlich-königliche „Harmonie“ bekannt war.
Diese Formation bestand aus zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotten und zwei Hörnern und unterschied sich qualitativ von anderen
Bläserensembles dieser Art, da hier professionelle Berufsmusiker am
Werk waren und nicht bloß livrierte Bedienstete wie an vielen kleineren Höfen.
Johann Nepomuk Hummel: Oktett-Partita für acht Bläser
Es-Dur (1803)
Johann Nepomuk Hummel war zu Lebzeiten nicht nur ein gefeierter
Klaviervirtuose, sondern genoss auch als Komponist höchste Anerkennung. So urteilte 1828 der englische Kritiker Edward Holmes: „Die
herrlichste Eigenart von Hummels Musik ist ihr lieblicher Melodienfluss, jene ständig neu beginnenden eleganten Phrasen, die der Hörer
zwar nicht vorauszuahnen vermag, die jedoch niemals weit hergeholt
oder ausgefallen sind.“
Johann Nepomuk Hummel komponierte seine Oktett-Partita 1803
gegen Ende seiner Wiener Jahre. Kurze Zeit später wechselte er als
Kapellmeister zum Fürsten Eszterházy nach Eisenstadt. Die OktettPartita umfasst drei Sätze und ist stilistisch mit den Harmonie­
musiken Franz Krommers verwandt, die etwa zur gleichen Zeit entstanden. Hummels Oktett ist allerdings klassizistischer geformt und
erinnert stärker an Werke Mozarts oder des frühen Beethoven. Der
erste Satz ist in Sonatenform gehalten und beginnt mit einem fan­
farenartigen Motiv, zu dem ein eher melodiöser zweiter Gedanke
kon­trastiert. Charmant und eher schlicht kommt das Andante daher,
während die Hornsignale des Vivace-Finales eine ausgelassene
Jagdszene beschwören.
Webers „Freischütz“ stellte die Arrangeure vor besondere Schwierigkeiten, lebt die Musik doch über weite Strecken gerade von der damals
modernen, ausgefeilten Instrumentation. Es bedurfte eines besonderen
Geschicks, um Webers vielschichtigem Orchestersatz auch in einer Bearbeitung für Bläser interessante klangliche Effekte zu entlocken. Aber
die eingängigen Melodien, die ausdrucksvolle Harmonik sowie die mitreißende theatralische Gestik der Partitur wirken auch ohne den großen Orchesterapparat. Es ist daher kein Zufall, dass auch heute noch
die zeitgenössischen Arrangements des „Freischütz“ für Harmoniemusik relativ häufig auf den Konzertprogrammen zu finden sind.
Mitwirkende
Marie-Luise Modersohn, Oboe
Marie-Luise Modersohn wurde in Leipzig geboren und absolvierte ihre Ausbildung
als Oboistin an der Hochschule für Musik und Theater in München in der Klasse
von Günther Passin. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Studien wurde die
Künstlerin 1994 im Alter von nur 20 Jahren Solo-Oboistin des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin (bis 2005); seit 2005 ist sie Solo-Oboistin der Münchner Philharmoniker. Als Solistin trat Marie-Luise Modersohn mit Orchestern wie der Berliner Staatskapelle, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Ensemble
Oriol, dem Berliner Barockorchester und dem Münchener Kammerorchester auf.
Neben ihrer Tätigkeit im Orchester und als Solistin widmet sich Marie-Luise
Modersohn der Bläser-Kammermusik aller Epochen und gastiert als Mitglied
renommierter Kammermusik-Ensembles im In- und Ausland, so z. B. beim Kuhmo Chamber Music Festival in Finnland, beim Ferrara Musica-Festival in Italien
und beim ARD-Kammermusikfestival in München. Darüber hinaus ist Marie-Luise
Modersohn Mitglied des Chabot-Ensembles und des Albert-Schweitzer-Oktetts.
M it w i r ke n de
im Rundfunk-Symphonieorchester Kopenhagen. Im Sommer 2014 gewann
Sebastian Stevensson den 1. Preis bei der Internationalen Gillet-Fox Bassoon
Competition in New York und trat bei dieser Gelegenheit auch als Solist in Johann Nepomuk Hummels Fagottkonzert mit dem Orchestra of Saint Luke’s unter Leitung von Milan Turkovic auf. Seit 2013 hat Sebastian Stevensson einen
Lehrauftrag für Fagott an den Royal Danish Academy of Music, seit 2015
ist er Mitglied der Münchner Philharmoniker.
Barbara Kehrig, Fagott
Die aus Freiburg / Breisgau stammende Musikerin erhielt mit 13 Jahren ihren
ersten Fagottunterricht bei Horst Wartha. Bereits vier Jahre später wurde
Barbara Kehrig in die Fagottklasse von Alfred Rinderspacher in Mannheim
aufgenommen, um nach Stipendien beim SWR-Sinfonieorchester BadenBaden / Freiburg und in der Herbert von Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker ihre Ausbildung bei Klaus Thunemann in Berlin zu beenden. Außer
zwei ersten Bundespreisen beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ (1995/96)
gewann Barbara Kehrig den International Skene Award Aberdeen und den
Internationalen Wettbewerb „Prager Frühling“ (2002); darüber hinaus war
sie Stipendiatin der Jürgen Ponto-Stiftung und der Deutschen Stiftung
Musikleben. Im Jahr 2006 kam Barbara Kehrig als Fagottistin zu den Münchner Philharmonikern.
Jörg Brückner, Horn
Der 1971 in Leipzig geborene Hornist begann seine Ausbildung 1985 an der
Spezialschule für Musik „Belvedere“ in Weimar. Es folgte von 1989 bis 1992
ein Horn-Studium bei Rainer Heimbuch und Karl Biehlig an der Hochschule für
Musik „Franz Liszt“ in Weimar und bei Hermann Märker in Leipzig. Nach Abschluss seiner Studien wurde Jörg Brückner als 3. Hornist im Gewandhaus­
orchester Leipzig unter Kurt Masur engagiert, von wo er 1997 als Solohornist
zum Orchester der Dresdner Philharmonie wechselte sowie Mitglied der
Blech­bläserensembles „Brass partout“ und „Carus Ensemble Dresden“ wurde.
In den Orchestern des Bayerischen Rundfunks, beim NDR-Sinfonieorchester
Hamburg, in der Staatskapelle Dresden, im Gewandhausorchester Leipzig, im
Orchestre National de Paris und im Tonhalle-Orchester Zürich war Jörg Brückner als Orchesteraushilfe tätig; 2009 spielte er während der Salzburger Osterfestspiele Solohorn bei den Berliner Philharmonikern. Seit 2006 hat Jörg
Brückner eine Professur für Horn an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“
in Weimar, seit 2008 ist er Solohornist bei den Münchner Philharmonikern.
Mia Aselmeyer, Horn
Mia Aselmeyer wuchs in Bonn am Rhein auf, wo sie geboren wurde, und war
Jungstudentin an der Kölner Musikhochschule bei Paul van Zelm. Während ihres späteren Studiums bei Ab Koster an der Hochschule für Musik und Theater
in Hamburg war Mia Aselmeyer Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie
und Stipendiatin der Orchesterakademie der Sächsischen Staatskapelle Dresden sowie des Schleswig-Holstein Musikfestivals. In der Spielzeit 2013/14 er-
Vor s ch a u
hielt Mia Aselmeyer einen Zeitvertrag bei den Münchner Philharmonikern, seit
2014/15 ist sie festes Mitglied der Horngruppe des Orchesters.
Sławomir Grenda, Kontrabass
Der aus Polen stammende Kontrabassist besuchte in Katowice das Musikgymnasium „Karol Szymanowski“ und studierte später am Peabody Conservatory of Music in Baltimore / USA in der Klasse von Harold Robinson. Anschließend wurde Sławomir Grenda in die Herbert von Karajan-Akademie der Berliner
Philharmoniker aufgenommen, wo er von Reiner Zepperitz betreut wurde. Grenda
gewann zahlreiche Wettbewerbe, darunter den Internationalen Wettbewerb von
Genf im Jahr 1990. Von 1994 bis 1995 war Sławomir Grenda Solokontrabassist an
der Staatsoper Berlin, seit 1996 ist er in gleicher Funktion bei den Münchner Philharmonikern tätig. Darüber hinaus ist Sławomir Grenda seit 2003 Mitglied des
Lucerne Festival Orchestra, tritt als Solist und Kammermusikpartner auf, spielt
eigene Kontrabass-Bearbeitungen aus dem Violin- und Violoncello-Repertoire
und gibt seit 1993 weltweit Meisterkurse.
8. Kammerkonzert | Sonntag, 14. Juni 2015, 11 Uhr
„Meisterwerke II“
Streichquartette von Mozart, Schostakowitsch und Schumann
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Streichquartett d-Moll KV 421 / 417b (1783)
Dmitrij Schostakowitsch (1906–1975)
Streichquartett Nr. 7 fis-Moll op. 108 (1960)
Robert Schumann (1810–1856)
Streichquartett A-Dur op. 41 Nr. 3 (1842)
Philharmonisches Streichquartett München:
Clément Courtin, Violine | Bernhard Metz, Violine
Konstantin Sellheim, Viola | Manuel von der Nahmer, Violoncello
Impressum
Herausgeber: Münchner Philharmoniker, Kellerstr. 4, 81667 München | Lektorat:
Stephan Kohler | Gestaltung: dm druckmedien, München | Druck: Color-Gruppe,
München, Geretsrieder Str. 10, 81379 München | Gedruckt auf holzfreiem und
FSC-Mix zertifiziertem Papier der Sorte LuxoArt Samt
Mit freundlicher Unterstützung der
Münchner Künstlerhaus-Stiftung
M it w i r ke n de
Bernhard Berwanger, Oboe
Noch als 15-jähriger Blockflötenspieler entschied sich Bernhard Berwanger im
Jahr 1975 für das Studium der Oboe. 1977, bereits zwei Jahre später, wurde er
an der Würzburger Musikhochschule Schüler von Kurt Hausmann. Von 1980 an
vervollständigte Bernhard Berwanger seine Ausbildung an der Berliner Hochschule der Künste bei Hansjörg Schellenberger. 1981 wurde er Mitglied des
Bayerischen Landesjugendorchesters, drei Jahre später Solo-Oboist bei den
Niederrheinischen Symphonikern. Seit 1985 ist Bernhard Berwanger Oboist
und Englischhorn-Bläser bei den Münchner Philharmonikern.
Albert Osterhammer, Klarinette
In Prien am Chiemsee geboren, erhielt Albert Osterhammer seinen ersten
Unterricht im Klarinettenspiel an der örtlichen Musikschule Grassau /
Chiemgau, wo er später auch als Lehrer arbeitete. 1985 begann er bei Gerd
Starke an der Münchner Musikhochschule zu studieren; nach Abschluss der
Meisterklasse wurde er Stipendiat der Herbert von Karajan-Stiftung der
Berliner Philharmoniker und setzte seine Studien bei Karl Leister in Berlin
fort. Sein erstes Engagement trat Albert Osterhammer am Opernhaus in
Frankfurt am Main an; seit 1995 ist er Bassklarinettist der Münchner Phil­
harmoniker. Albert Osterhammer ist einer der seltenen Universalisten
der Klarinetten-Literatur; als gefragter Kammermusik-Partner spielt er das
entlegenste Repertoire und ist stets auf der Suche nach neuer Literatur für
sein Instrument.
Matthias Ambrosius, Klarinette
Matthias Ambrosius wurde 1975 in Bernkastel-Kues geboren. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann studierte er Klarinette bei Karl-Heinz Steffens an
der Musikhochschule Hannover sowie bei Martin Spangenberg an der Musikhochschule Weimar. Als Soloklarinettist spielte Ambrosius am Staatstheater
Karlsruhe, im Münchner Rundfunkorchester und in der Sächsischen Staatskapelle Dresden und gastierte u. a. beim Bayerischen Staatsorchester und
beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Im Mai 2010 wurde Matthias Ambrosius als zweiter Klarinettist Mitglied der Münchner Philharmoniker. Seine umfangreiche Tätigkeit als Klarinettist und Saxophonist erstreckt sich auf zahlreiche solistische und kammermusikalische Engagements
bei renommierten Festivals und Ensembles, wie z. B. beim Sharoun Ensemble
der Berliner Philharmoniker, beim Ensemble Modern und beim Bach Collegium
München.
Sebastian Stevensson, Fagott
Sebastian Stevensson wurde in Sigtuna / Schweden geboren und spielte bereits verschiedene Instrumente, bevor er als 10-jähriger zum Fagott wechselte.
Er studierte an der Königlichen Hochschule für Musik in Stockholm bei Knut
Sönstevold und von 2008 bis 2011 an der Musikhochschule Mannheim bei Ole
Kristian Dahl. 2009 kam Sebastian Stevensson als stellvertretender Solofagottist an die Norwegische Oper Oslo, bereits ein Jahr später war er Solofagottist