PDF-Datei - IHK zu Dortmund

GASTRONOMIE
Die Neue (Ess)Klasse – Zum Treppchen
INTERVIEW
Jobcenter-Chef Neukirchen-Füsers
SONDERTHEMA
Personalwesen: Arbeitsrecht · Zeitarbeit · Sicherheit
April 2015
Zukunftsmarkt
Gesundheit
Wie sich regionale Unternehmen mit
innovativen Produkten am Markt etablieren
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EDITORIAL
Brauchen wir ein
Einwanderungsgesetz?
D
ie Zuwanderungspolitik in
Deutschland steckt in einer
Zwickmühle. Das Arbeitskräfteangebot würde ohne Einwanderung, auch unter Annahmen
einer steigenden Erwerbsbeteiligung
von Frauen und Älteren, bis 2025 um
3,5 Millionen Personen zurückgehen
– bis 2050 um etwa 14 Millionen. Die
Zuwanderung ausländischer, qualifizierter Fachkräfte ist damit ein wichtiger Pfeiler der Fachkräftesicherung.
Während noch 2009 mehr Menschen
aus Deutschland fortzogen als hinzukamen, dürfte es 2014 ein Plus von nahezu 500.000 Zuwanderern gegeben
haben. Damit liegt Deutschland in Europa an erster Stelle und weltweit direkt hinter dem Spitzenreiter USA.
Braucht Deutschland ein Einwanderungsgesetz? Diese Frage wird nicht
nur in der Politik und Wirtschaft, sondern auch in weiten Bevölkerungsteilen heftig diskutiert. Das Problem ist
aktueller denn je: Deutschland sucht
händeringend Fachkräfte (siehe Gastbeitrag Seite 45). Gleichzeitig versuchen Flüchtlinge aus verschiedenen
Teilen der Welt, sei es aus Kriegsgebieten oder wirtschaftlich motiviert,
hierzulande Fuß zu fassen. Warum also nicht ein Einwanderungsgesetz auf
den Weg bringen, das die zahlreichen
Fragen um Arbeit und Zuwanderung
verbindlich regelt? SPD und Teile der
CDU scheinen dieser Idee nicht abgeneigt zu sein. Die CSU hält die bisher
gültigen Regelungen für ausreichend.
Uneinheitlich ist auch die Position der Wirtschaftsorganisationen. Der
DIHK hält ein solches Gesetz für nicht
notwendig, da die Zuwanderungsregelungen bereits in den letzten Jahren
deutlich verbessert wurden, beispielsweise durch die nun mögliche Zuwanderung von Hochschulabsolventen zur
Jobsuche. Es sollte deshalb jetzt dar-
Udo Dolezych, IHK-Präsident
um gehen, noch bestehende
Schwachstellen zu beseitigen,
zum Beispiel mit Blick auf
die Zuwanderung von Azubis
und beruflich Qualifizierten
aus Nicht-EU-Ländern. Auch
die Deutschkenntnisse gilt es
zu verbessern, etwa durch geförderte Sprachkurse. BDA,
BDI sowie ASU und BJU machen hingegen keine klaren
Aussagen zur Notwendigkeit
eines solchen Gesetzes. Ob
ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild für die Einwanderung
der richtige Weg ist, darf auch bezweifelt werden. Die 200.000 Asylbewerber aus 2014 würden hiervon nicht
betroffen sein. Ihre Aufnahme richtet
sich nach humanitären Kriterien. Zudem dürfen sie per Gesetz die ersten
drei Monate gar nicht arbeiten. Wichtig ist für sie eine schnelle Integration
durch Abbau von Sprachbarrieren, Zugang zu (Aus- und Weiter-)Bildungsmöglichkeiten und Vermeidung von
„Ghettoisierungstendenzen“.
Die
Wirtschaftsorganisationen
weisen darauf hin, dass der angloamerikanische Raum für gut ausgebildete Menschen aus Drittländern interessanter ist. Im internationalen Wettbewerb um diese Gruppe könnte ein
Einwanderungsgesetz mit Punktesystem für beispielsweise Sprachkenntnisse, hinderlich und nicht zielführend sein. Die deutsche Migrationsgeschichte zeigt - wie Henrik Müller
in seinem Buch „Wirtschaftsirrtümer“
feststellt, dass es in den vergangenen
Jahrzehnten weit größere Zuwanderungsbewegungen als heute gegeben
hat, die uns immer enorm genützt haben. Die derzeitigen Zuwanderer stehen Deutschland kulturell relativ nah,
weil sie überwiegend aus europäischen Herkunftsländern kommen und
Udo Dolezych und Reinhard Schulz
ihr Bildungsstand höher ist als bei früheren Einwanderungswellen. Nach
Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ließe sich mit einem jährlichen Einwanderungsüberschuss von 400.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter der Arbeitsmarkt bis 2050 stabilisieren.
Dass wir die Einwanderung für
den Arbeitsmarkt weiter erleichtern
müssen, darüber besteht in Politik und
Wirtschaft Konsens. Dies zeigt auch
die „Berliner Erklärung“ von DIHK
und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), die auch
qualifizierte Asylbewerber als Arbeitnehmer in Deutschland schneller in
Arbeit bringen wollen (siehe www.
dortmund.ihk24.de).
Gute gesetzliche Rahmenbedingungen sind aber die eine Seite der
Medaille. Ebenso wichtig ist eine erfolgreiche Willkommenskultur, beispielsweise durch die Integration von
Neubürgern. Offenheit und Toleranz
sind unabdingbare Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander.
Deutschland muss ein Standort sein,
der attraktiv zum Leben und Arbeiten
ist. Wie soll das aber gelingen, wenn
schon z. B. die Einrichtung einer kommunalen Welcome-Agency in unserer
Region an der Finanzierung scheitert?
Reinhard Schulz, IHK-Hauptgeschäftsführer
Ruhr Wirtschaft April 2015
3
INHALT
BLICKPUNKT GESUNDHEITSBRANCHE
8
Zukunftsmarkt
Gesundheit
Die Gesundheitswirtschaft gilt als Wachstumsbranche. Schon jetzt
arbeiten im Westfälischen Ruhrgebiet mehr als 60.000 Menschen
in der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung,
aber auch bei Versicherungen, Dienstleistungsunternehmen sowie
Entwicklern, Herstellern und Vertrieben von Medizinprodukten –
Tendenz steigend.
11
Drei Fragen an
Stefan Schreiber (Geschäftsführer TechnologieZentrumDortmund
und stellv. Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund)
13
Starke Biotechnologie-Branche
Eine große Stärke der heimischen Gesundheitswirtschaft
liegt in der Wirkstoffforschung und der Entwicklung neuer
Diagnostikverfahren. Grund ist die starke BiotechnologieBranche und die Nähe zu wissenschaftlichen Einrichtungen.
RUBRIKEN
72 Impressum
3
Editorial
73 Messekalender
6
Bild des Monats
BLICKPUNKT
GESUNDHEITSBRANCHE
22 Haus der Technik jetzt
7
Wirtschaft in Zahlen
8
23 Neue Kampagne stärkt
16 Kompakt
Zukunftsmarkt Gesundheit
22 Ausbildung lohnt sich immer
Arbeitgeber-Service hilft
bei Bewerbersuche
auch an der B 1
Wir-Gefühl in Lünen
INTERVIEW
23, 30, 42, 43 Jubiläen
26 Was sonst geschah
40 Essen & Trinken
14 „Brauchen jeden
Arbeitgeber“
Jobcenter-Chef appelliert
WIRTSCHAFT REGIONAL
23 Literatur
44 Persönlich
65 Recht kompakt
66 IHK-Weiterbildungsprogramm
69 Kulturkalender
71 Wirtschaft im TV
71 IHK-Veranstaltungskalender
4
Ruhr Wirtschaft April 2015
16 Ausschuss besucht IML
16 RRX-Werk in Dortmund
17 Gute Zahlen bei adesso AG
24 IHK zeichnet Top-Azubis aus
25 Die Puppen tanzen lassen
Agentur für Animationen
28 Einkaufsstadt mit
Wirtschaftsfaktor
Serie über den Kreis Unna:
Schwerte
30 Besuch auf dem Campus
IHK-Ausschuss in Unna
18 Thier-Galerie lockt Kunden
30 Uhde-Preis vergeben
20 In netter Gesellschaft
31 Deutsche Bank stark im Markt
am Phoenix See
Serie Gastronomie: Die Neue
(Ess) Klasse – Zum Treppchen
32 Erwartungen übertroffen
Sparkasse Hamm
IN EIGENER SACHE
Liebe Leserinnen und Leser der Ruhr Wirtschaft,
beim diesjährigen Ranking von 69 deutschen IHK-Magazinen ist die Ruhr Wirtschaft auf einem guten 18. Platz
gelandet. Das bedeutet gegenüber dem letzten Vergleich 2011 ein deutliches Plus von neun Plätzen. Die mit
hochkarätigen Medienvertretern besetzte Jury lobte die ansprechende Struktur unseres Magazins, die spannenden
Unternehmensporträts und den hohen Nutzwert der Artikel. Die Redaktion der Ruhr Wirtschaft freut sich über das
gute Ergebnis. Gleichwohl wollen wir natürlich noch besser werden und strengen uns weiterhin an, damit Sie,
liebe Leserinnen und Leser, noch mehr Lesevergnügen haben.
Wir wünschen auch zukünftig viel Spaß mit der Ruhr Wirtschaft!
WIRTSCHAFT REGIONAL
20
In netter Gesellschaft
am Phoenix See
„Das Wohnzimmer – ohne Schi-Schi und Schäumchen“,
so beschreibt Geschäftsführerin Michaela Dingeldey das
Lokal „Die Neue (Ess)Klasse – Zum Treppchen“.
WIRTSCHAFT REGIONAL
24
33 start2grow:
Teams ausgezeichnet
34 Lebendiger denn je
ERLEBNIS: UNTERNEHMEN
geht in die nächste Runde
IHK zeichnet Top-Azubis aus
In seiner Laudatio dankt Präsident Udo Dolezych
den Betrieben und würdigt die Vorzüge des dualen
Ausbildungssystems in Deutschland.
44 Erfolgreiche Gründer
Ausgezeichnete Teams
GASTBEITRAG
45 Wirtschaft will Potenzial
der Flüchtlinge nutzen
35 Neue Termine für das
Azubi-Speed-Dating
35 Infotag für Gründer und
Jungunternehmer
SONDERTHEMA
46 Personalwesen:
Arbeitsrecht · Zeitarbeit ·
Sicherheit
36 Strom für die Region
Serie „damals“: Vereinigte
Elektrizitätswerke Westfalen AG
38 Der Mindestlohn wird für
Deutschland zur Falle
Von Prof. Dr. Henrik Müller
42 Neue Version: Murtfeldt 2.1
Kunststoffratgeber-App
43 Neues Konzept:
E-Books für die Region
43 Große Fragen für kleine
Entdecker
SERVICE INTERNATIONAL
60 Afrika ist das neue Asien
Buchvorstellung im Mai
62 Die Grande Nation –
Deutschlands starker
Partner
Chef der AHK Frankreich im
Interview
SERVICE RECHT
64 Mein gutes Recht
Serie Teil 4:
Sachverständigenwesen
SERVICE BILDUNG
67 Neue und zukunftsweisende
Personalstrategien
„Zukunftsforum Ruhr“
SERVICE KULTUR
68 Festivalfieber im
Westfalenpark
Juicy Beats feiert
20. Geburtstag
70 Weltmeister der
Tastenlöwen
Ausnahmetalent Alexander
Krichel gewinnt
SERVICE MESSE
63 Kaukasusrepublik
im Aufwind
Georgien punktet mit guten
Bedingungen
72 Kreative Vielfalt
Dortex Design-Award 2015
verliehen
Ruhr Wirtschaft April 2015
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BILD DES MONATS
Mord am Hellweg
Ripper-Award
Der Preis für Europäische
Kriminalliteratur – besser bekannt als der „Ripper Award“ – wurde im
März in Unna an den dänischen Autor Jussi Adler-Olsen vergeben. Vor ausverkauftem Haus nahm der
Krimiweltstar den „Ripper
Award“ persönlich entgegen.
Krimifestival
Jussi Adler-Olsen erhielt
den Publikumspreis für
seine außerordentlichen
Verdienste um die europäische Kriminalliteratur. Die
Auszeichnung wird seit
2009 alle zwei Jahre im
Rahmen des größten europäischen Krimifestivals
„Mord am Hellweg“ vergeben.
Tatort Unna
In der Unnaer Stadthalle bedankte sich der Autor für die Auszeichnung:
„Ich freue mich sehr über
diesen Preis. Dem ‚Mord
am Hellweg‘-Festival bin
ich sehr verbunden, weil
es zu meinem literarischen
Durchbruch in Deutschland entscheidend beigetragen hat.“
Jury und Leser
Seinen Erfolg verdankt
Jussi Adler-Olsen seinen
Bestsellern mit seiner Figur Carl Mørck. Im Herbst
2014 bekam er die meisten Stimmen als einer von
fünf von einer Jury nominierten Autoren. An der
Abstimmung beteiligten
sich über 10.000 Menschen aus 14 Ländern.
Foto: Anna-Lisa Konrad, Mord am
Hellweg; Text: Tobias Schucht
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Ruhr Wirtschaft April 2015
Wirtschaft in Zahlen
Holzwickede hat die meisten Selbstständigen
Erwerbstätige Bevölkerung am 9. Mai 2011 nach Stellung im Beruf
• Angestellte und Arbeiter • Beamte • Selbstständige
Bergkamen
Kamen
1.200
970
1.410
1.920
18.830
17.370
Bönen
Lünen
1.860
430
2.530
580
6.760
Dortmund
31.600
Schwerte
14.250
1.510
27.150
2.320
220.480
19.550
Hamm
Selm
4.450
750
6.410
1.280
69.860
10.190
Fröndenberg/Ruhr
Unna
660
1.980
1.110
2.840
8.080
23.440
Holzwickede
Werne
380
690
980
1.410
6.900
12.170
Elf Prozent der 8,6 Millionen Erwerbstätigen in NRW waren zum Zeitpunkt des Mikrozensus selbstständig. Sie stellten damit die zweitgrößte Berufsgruppe. 83 Prozent waren Angestellte und Arbeiter, fünf Prozent Beamte und ein Prozent mithelfende Familienangehörige. Die Selbstständigenquote lag in Holzwickede mit zwölf Prozent über dem Landesschnitt, auch die der Angestellten und Arbeiter mit 89 Prozent in Bergkamen. Die meisten
Beamten gab es in Fröndenberg, Schwerte und in Unna (je sieben Prozent).
Text: Tobias Schucht, Quelle: IT.NRW
Ruhr Wirtschaft April 2015
7
Zukunftsmarkt
Gesundheit
Die Gesundheitswirtschaft gilt als Wachstumsbranche. Schon jetzt
arbeiten im Westfälischen Ruhrgebiet mehr als 60.000 Menschen
in der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung,
aber auch bei Versicherungen, Dienstleistungsunternehmen sowie
Entwicklern, Herstellern und Vertrieben von Medizinprodukten –
Tendenz steigend. Denn der demografische Wandel lässt auf weiteres Wachstum hoffen. Andererseits ist das Geld im Gesundheitswesen endlich. Der Gesundheitsfonds ist ebenso gedeckelt wie
das Budget von Kliniken und Arztpraxen. Trotzdem schaffen es
heimische Unternehmen, sich mit innovativen Lösungen und
speziellen Produkten am Markt zu behaupten. VON THOMAS SCHWARZ
Foto: Thinkstock
8
Ruhr Wirtschaft April 2015
BLICKPUNKT GESUNDHEITSBRANCHE
D
er Schreibtisch von Dietmar Uhlenbruch ist voll, sein Terminkalender
ebenso: Erst ein Meeting mit Mitarbeitern, dann eins mit Vertretern eines Herstellers von Notfalltaschen und Rucksäcken für den Rettungsdienst. Dazwischen
noch schnell ein Blick in die Mails, ein Telefonat und Absprachen mit seiner Sekretärin.
„Wir nehmen gerade eine neue Serie von Rettungsrucksäcken ins Programm. Außerdem
ist Anfang Mai die RETTmobil. Dort haben
wir einen Stand und stecken mitten in den
Vorbereitungen“, sagt der Geschäftsführer
der Gesellschaft für Homecare und Medizintechnik mbH in Lünen, kurz HUM. Die RETTmobil in Fulda gilt als europäische Leitmesse
für Rettungsdienste und Feuerwehren. Dietmar Uhlenbruch und sein Team wollen dort
die neuen Notfalltaschen und Rucksäcke für
den Rettungsdienst vorstellen. Darüber hinaus hat HUM Produkte für die Beatmung,
Sauerstoffinhalation und -überwachung sowie zum Absaugen von Sekret aus den Atemwegen im Programm, wie etwa Schlauchund Filtersysteme, Absaugkatheter und Beatmungsbeutel. „Wir vermarkten eigene Produkte unter verschiedenen, mit „Aero“ beginnenden Markennamen und beliefern ganz
traditionell den medizintechnischen Fachhandel, mittlerweile in ganz Europa, der die
Produkte dann an Patienten, Rettungsdienste, Krankenkassen, Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte, Pflegeheime, etc. weitervertreibt“, erklärt Uhlenbruch. „Außerdem beliefern wir die großen Firmen für medizinische Gase in Europa wie Linde Health Care,
Messer Medical, Vivisol und VitalAire.“ Zudem haben immer strengere Hygienevorschriften und der medizinisch-technische
Fortschritt in der Beatmung und Sauerstofftherapie zum Unternehmenswachstum beigetragen.
Hygiene und Patientensicherheit
werden immer wichtiger
Von geänderten Vorgaben im Gesundheitswesen profitiert auch Diagramm Halbach in
Schwerte. 1832 als Spezialhersteller von Diagrammpapier in Dortmund gegründet, ist das
mittlerweile in der sechsten Generation geführte Familienunternehmen heute ein weltweit führender Hersteller für Präzisions- und
Sicherheitsdruck. „Allerdings spielen Spezialpapiere in der Medizin, zum Beispiel zur Aufzeichnung von Hirnströmen oder Geburtswehen, keine Rolle mehr. Das wird heute alles auf CD gebrannt“, weiß Geschäftsführer
Philipp Halbach. „Aber das Gesundheitswesen bringt für uns immer wieder neue Herausforderungen, die neue Lösungen erfordern.“ Eine besteht in den wachsenden Anforderungen an die Patientensicherheit in
Neue Chancen
Krankenhäusern: Diagramm Halbach hat sich
daher unter anderem auf Armbänder zur Patientenidentifikation und Sicherheitsetiketten
für Medikamente spezialisiert. Mehrere hundert Kliniken im gesamten Bundesgebiet werden damit von Schwerte aus beliefert.
Ärzte passgenau finden
Das Gesundheitswesen bringt
für Diagramm Halbach seit
vielen Jahren neue Herausforderungen. Das Schwerter Unternehmen stellt auch Armbänder zur Patientenidentifikation her.
Foto: Diagramm Halbach
Spezialisiert hat sich auch die S-N-U SABINE NIXDORF GmbH in Bergkamen. Mit dem
Geschäftsbereich DOCMEDICA berät sie Kliniken bei der Suche nach ärztlichem Personal und vermittelt ihnen passgenau Assistenz-, Ober- und Chefärzte. „Schnelligkeit,
Kompetenz und Diskretion sind unabdingbarer Bestandteil unserer Tätigkeit“, sagt Sabine Nixdorf, Geschäftsführende Gesellschafterin. „Weil Personalmangel nicht nur zu Versorgungslücken, sondern, aufgrund gesetzlicher Anforderungen, zur Schließung ganzer
Abteilungen führt, müssen wir schnell Resultate liefern können. Dies gelingt nur durch
kompetente Auswahl und Ansprache geeigneter Kandidaten aus unserem in Jahrzehnten gewachsenen Netzwerk. Dort übernehmen wir diskret und unauffällig die verantwortungsvolle Position des Mediators.“ Mit
dieser Vorgehensweise hat sich das Unternehmen bundesweit einen Namen gemacht.
Der Kernmarkt liegt aber in NRW: 238 der
rund 370 Kliniken im Land sind Kunden von
Sabine Nixdorf und ihrem Team. Denn inzwischen ist es für sie immer schwieriger geworden, ärztlichen Nachwuchs zu bekommen.
Den „Krankenhausplan NRW 2015“ der Landesregierung begreift DOCMEDICA als Herausforderung. Dieser sieht einen Abbau der
Klinikbetten von etwa zehn Prozent vor und
das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) prognostiziert, dass
>
Ruhr Wirtschaft April 2015
9
BLICKPUNKT GESUNDHEITSBRANCHE
Versicherungsvereine und gehören ihren
Versicherten. Daher sind sie auch den Interessen ihrer Kunden in besonderem Maße verpflichtet und können nicht von anderen Unternehmen übernommen werden. Continentale Kranken und Signal Kranken sind zudem
Muttergesellschaften bundesweit tätiger Gesellschaften. Die Krankenversicherer insgesamt, unter ihnen auch die großen gesetzlichen wie etwa die AOK Nord-West und die
BIG direkt, beide mit Sitz in Dortmund, sind
wichtige Arbeitgeber in der Region.
Alles aus einer Hand
Spezialisierung
Die Unternehmen im Gesundheitswesen reagieren auf die
Entwicklungen in ihrer Branche: Sie konzentrieren sich
zunehmend auf bestimmte Zielgruppen oder auf zukunftsträchtige Technologien.
Ein gutes Beispiel dafür ist
Boehringer Ingelheim microparts in Dortmund.
Foto: Boehringer Ingelheim
>
bis 2020 mindestens jede zehnte Klinik aus finanziellen Gründen schließen wird. Fakt ist
aber, dass die Zahl der Kliniken seit Jahren
stagniert.
Rundumservice für Ultraschallgeräte
Eine ganz andere Zielgruppe hat Dormed.
Das Unternehmen in Holzwickede verkauft
Ultraschallgeräte an niedergelassene Ärzte.
„Zusätzlich zum Gerät bieten wir ihnen ein
Rundumpaket an“, betont Geschäftsführer
Thomas Stücker-Everding. „Das heißt, sie bekommen bei uns die Finanzierung, Garantieverlängerung und Wartung des Geräts aus einer Hand. Wir halten ihnen damit sozusagen
den Rücken frei, sodass sie sich ganz auf die
Untersuchung ihrer Patienten konzentrieren können. Sollte sich ein Gerät nicht innerhalb von 24 Stunden reparieren lassen, bekommt der Arzt ein Ersatzgerät.“ Zielmärkte sind neben dem Inland das osteuropäische
Ausland und Griechenland. Durch die Krisen etwa in Russland, der Ukraine und Griechenland ist das Auslandsgeschäft schwierig.
Aber auch im Inland sind Ärzte aufgrund der
politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen derzeit nicht in Kauflaune, auch
wenn aufgrund des immensen technischen
Fortschritts alle fünf Jahre eine neues Gerät
nötig wäre.
Starker Versicherungsstandort
Gleich zwei der zehn größten privaten Krankenversicherer Deutschlands haben ihren
Sitz in Dortmund: Die Continentale Krankenversicherung a.G. und die Signal Krankenversicherung a.G. Beide Unternehmen sind
10
Ruhr Wirtschaft April 2015
Von einer immer älter werdenden Gesellschaft und vom medizinisch-technischen
Fortschritt profitieren die Sanitätshäuser.
Unternehmen wie Kraft in Dortmund und
Heiden & Dömer in Hamm bieten die gesamte Bandbreite an Orthopädie-, Reha- und Medizintechnik sowie Hilfsmittel für die häusliche Krankenpflege an. Das Gesundheitshaus Heiden & Dömer kann auf eine 30-jährige Firmengeschichte zurückblicken und beschäftigt 60 Mitarbeiter an acht Standorten.
Das Sanitätshaus Kraft kann aus mehr als 100
Jahren Erfahrung schöpfen und besteht heute aus den Unternehmen Sanitätshaus Kraft,
Kraft Reha-Technik und dem medizinischen
Leistungs- und Reha-Zentrum Orthomed.
„Wir haben immer wieder neu überlegt, wie
wir uns am Gesundheitsmarkt positionieren
können“, sagt Andreas König, Betriebsleiter
des Sanitätshauses Kraft, das 230 Mitarbeiter an 13 Standorten beschäftigt. „So wie wir
jetzt aufgestellt sind, können Patienten vom
Hilfsmittel bis zur Reha-Maßnahme alles aus
einer Hand bekommen“, so König weiter.
Dennoch gibt es im Bereich Rehabilitation im
Westfälischen Ruhrgebiet Nachholbedarf.
Neue Reha-Klinik eröffnet im Herbst
Das belegt zum Beispiel die neue Reha-Klinik
am Dortmunder Rombergpark, die im Herbst
eröffnet werden soll. „So eine komplett neue
Klinik ist heute schon was Seltenes“, weiß
Frank Gutzmerow, bei der Wirtschaftsförderung Dortmund zuständig für den Wissenskern Life Science und die Entwicklung der
Branche Gesundheitswirtschaft. „Die klassische Kur gibt es kaum noch. Es ist nicht mehr
zeitgemäß, Schwerkranke weit weg zu schicken, in eine fremde Stadt, weit weg von ihren Angehörigen. Heute muss die Klinik zum
Patienten kommen“, so Gutzmerow, der zugleich auch stellvertretender Vorsitzender
des Gesundheitswirtschaftsnetzwerks MedEcon Ruhr ist und sich auf 160 neue Arbeitsplätze freut. Weitere Reha-Kliniken seien in
der Region vorerst aber nicht geplant.
Wachstumspotenzial sieht Gutzmerow
auch im Pharma-Bereich, obwohl die Regi-
on im bundesweiten Vergleich bereits vorne liegt. Dazu beigetragen hat etwa Bayer HealthCare in Bergkamen. Dort wird der
Wirkstoff Drospirenon für die Antibabypillen Yasmin, Yasminelle und Yaz hergestellt
– bis 2009 wichtigster Umsatzträger des Unternehmens. Seitdem die Patentrechte ausgelaufen sind und es preiswerte NachahmerPräparate gibt, sind die Umsätze eingebrochen. Ganz anders bei Boehringer Ingelheim
microparts in Dortmund, wo der Tascheninhalator Respimat Soft Inhaler produziert
wird. Wegen der weltweit großen Nachfrage
soll die Jahreskapazität in diesem Jahr auf 44
Millionen Stück mehr als verdoppelt werden.
Boehringer investiert daher 100 Millionen
Euro in den Ausbau des Standorts im Technologiepark. Die Zahl der Mitarbeiter ist von 40
im Jahr 1994 auf über 500 gestiegen. Damit
die Nachfrage hoch bleibt, erforscht und entwickelt Boehringer Medikamente, die speziell mit diesem Inhalator verabreicht werden
können.
Wegbereiter für neue Medikamente
und innovative Therapien
Neue Wirkstoffe zu erforschen und marktreif zu machen, ist die Aufgabe des Lead Discovery Centers (LDC) im BioMedizinZentrum Dortmund. „Dortmund baut seine Führungsfunktion als Pharmaforschungsstandort weiter aus. Das LDC ist ein bundesweites Vorzeigeprojekt, das die Lücke zwischen
>
Drei Fragen an
Stefan Schreiber
(Geschäftsführer TechnologieZentrumDortmund und
stellv. Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund)
Welche Bedeutung hat die Gesundheitswirtschaft für das Image des Westfälischen
Ruhrgebiets?
Die Gesundheitswirtschaft ist für die Region
enorm wichtig. Denn dahinter steckt ein hohes
Potenzial an technologischer Entwicklung. Die
Biotechnologie ist für den gesamten Standort
ein Juwel, weil wir damit das Image der Region positiv beeinflussen können. Viele Ingenieure haben den Weg in die IHK-Region gefunden und sind
gute Botschafter für das Westfälische Ruhrgebiet geworden.
Wird die heimische Gesundheitsbranche weiter wachsen?
Ja, davon ist auszugehen. Allein das Gebäude des BioMedizinZentrums
Dortmund ist in den vergangenen Jahren sukzessive erweitert worden. Wir
haben auch noch Potenzial zum Wachsen und können die Ausbaustufen
dem Bedarf der Wirtschaft und der Wissenschaft anpassen. Außerdem bestehen Kooperationen mit den Hochschulen und Instituten in der Nachbarschaft, sodass wir in unserer IHK-Region mit weiterem Unternehmenszuwachs rechnen können.
Wie kann die IHK die Neugründung, aber auch die Expansion von
Unternehmen der Gesundheitsbranche unterstützen?
Wir bieten Existenzgründern und bestehenden Unternehmen, die expandieren möchten, unsere Expertise an: Beispielsweise beraten wir sie bei
der Erstellung von Business-Plänen und Finanzierungsmöglichkeiten. Außerdem beraten wir bei der Frage, an welchem Standort ein Unternehmen
gründen und expandieren oder – wenn eine Expansion am ursprünglichen
Standort nicht möglich ist – wohin es gegebenenfalls wechseln kann.
Heimat für Start-ups: Das BioMedizinZentrum an der Emil-Figge-Straße.
Foto: BioMedizinZentrum
Ruhr Wirtschaft April 2015
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BLICKPUNKT GESUNDHEITSBRANCHE
»Insgesamt gesehen
ist die Gesundheitsbranche im Westfälischen Ruhrgebiet
sehr heterogen.«
Frank Gutzmerow, Wirtschaftsförderung Dortmund
>
der Grundlagenforschung und der industriellen Arzneimittelentwicklung schließt“, erklärt Thomas Westphal, Geschäftsführer der
Wirtschaftsföderung Dortmund. Zurzeit arbeitet das LDC an Wirkstoffen gegen Krebs,
Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose
und – ganz neu – gegen MRSA. Das sind Keime, die gegen fast alle Antibiotika resistent
und damit in Krankenhäuern ein großes Problem sind. Zusammen mit dem HelmholtzZentrum für Infektionsforschung in Hannover soll das LDC jetzt Wirkstoffe gegen diese Keime erforschen. „Durch Bündelung unserer Kompetenz, Erfahrung und Infrastruktur haben wir ideale Voraussetzungen, um einen neuen Wirkstoffkandidaten gegen MRSA
zu identifizieren“, sagt Bert Klebl, Geschäftsführer des LDC.
Ähnlich wie das LDC erhalten Unternehmensgründer und junge Unternehmen im
BioMedizinZentrum ein optimales Umfeld,
um ihre Geschäftsideen umsetzen zu können.
„Wir stellen dort zum Beispiel Konferenzräume bereit, aber auch Laborflächen, die sonst
sehr teuer sind und die sich junge Unternehmen nicht leisten können“, sagt Frank Gutzmerow. Außerdem sind Forschungseinrichtungen wie die Technische Universität, das
Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie und das Leibniz-Institut für Analytische
Wissenschaften in unmittelbarer Nähe. Derzeit beheimatet das BioMedizinZentrum Unternehmen und Start-Ups aus der Wirkstoffforschung, der Entwicklung von Diagnostika und Analysetechniken, der Proteomik sowie der Bio- und Medizin-IT. „Insgesamt gesehen ist die Gesundheitsbranche im Westfälischen Ruhrgebiet sehr heterogen“, resümiert Gutzmerow. Welche Unternehmen tatsächlich wachsen und wie stark, hängt demnach davon ab, in welchem Segment sie tätig
sind, wie empfindlich dieses Segment für Änderungen gesetzlicher und wirtschaftlicher
Rahmenbedingungen ist und letztlich, wie
flexibel die Unternehmen sind.
S-N-U SABINE NIXDORF GmbH
S
chnelligkeit, Kompetenz und Diskretion – das ist der
Anspruch des im Dezember 1994 gegründeten Unternehmens. Nach dieser Philosophie berät es Krankenhäuser bei der Suche nach Ärzten und vermittelt passgenau
Mediziner – vom Assistenzarzt bis zum Chefarzt. Das Unternehmen zählt derzeit 238 der 370 nordrhein-westfälischen
Kliniken zu seinen Kunden und ist damit landesweit führend
auf dem Gebiet der ärztlichen Personalberatung und -vermittlung. Am Firmensitz in Bergkamen sind 38 feste und
freie Mitarbeiter beschäftigt.
Dormed / Sonoring Deutschland Einkaufs- und
Verwaltungsgesellschaft mbH
D
as 1989 gegründete Unternehmen mit Sitz in Holzwickede ist nach eigenen Angaben bundesweit führend
im Vertrieb von Ultraschallgeräten. Neben dem Verkauf der Geräte sind die Einweisung, Wartung und der Service weitere wichtige Unternehmensstandbeine. Zielgruppe sind niedergelassene Ärzte im In- und Ausland. 1991 hat
sich Dormed mit weiteren Händlern für Ultraschallgeräte zum Sonoring Deutschland zusammengeschlossen. Dadurch ist die größte Fachhändlerorganisation für Sonografie-Systeme im Bundesgebiet entstanden. Ärzte können somit im Umkreis von maximal 100 Kilometern eine der 26
Filialen, Sonotheken genannt, erreichen und dort Ultraschallgeräte ausprobieren.
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Ruhr Wirtschaft April 2015
Starke Biotechnologie-Branche
E
ine große Stärke der heimischen
Gesundheitswirtschaft liegt in
der Wirkstoffforschung und der
Entwicklung neuer Diagnostikverfahren. Grund ist die starke Biotechnologie-Branche und die Nähe zu wissenschaftlichen Einrichtungen, wie zum
Beispiel der Technischen Universität
Dortmund, dem Max-Planck-Institut
für molekulare Physiologie, den Leibniz-Instituten für Analytische Wissenschaften und Arbeitsforschung sowie
dem BioMedizinZentrum.
Erste Schritte in der Biotechnologie ist das Westfälische Ruhrgebiet 1987 gegangen, als sich der Verein zur Förderung biomedizinischer
Wissenschaften gegründet hat. Einen Schub erlebte die Biotechnolo-
gie 1995 durch den BioRegio-Wettbewerb des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung. Zwei Jahre später starteten sogenannte Regionalkonferenzen, die von der damaligen Landesregierung vorangetrieben
wurden.
Im Westfälischen Ruhrgebiet standen zwei Biotechnologie-Standorte zur Auswahl: Einer in Dortmund
in der Nähe der Technischen Universität und einer im Kreis Unna beim
Pharma-Unternehmen Schering in
Bergkamen. Der Standort Dortmund
ist schließlich mit dem BioMedizinZentrum verwirklicht worden – ein
Leuchtturmprojekt, das seit 2002 in
die Region und inzwischen auch ins
gesamte Bundesgebiet strahlt.
Forscher finden in der IHK-Region gute
Arbeitsbedingungen vor.
Foto: Thinkstock
HUM Gesellschaft für Homecare und Medizintechnik mbH
I
m Dezember 1995 gründete Geschäftsführer Dietmar Uhlenbruch die „Gesellschaft für Homecare und Medizintechnik mgH“, HUM abgekürzt, mit Sitz in Lünen. Sie beschäftigt heute rund 30 Mitarbeiter und ist führender Hersteller und Anbieter von Produkten für die Beatmung, Sauerstofftherapie, Notfallmedizin und das Monitoring im
Westfälischen Ruhrgebiet. Das Portfolio reicht vom Sauerstoffgerät über Absaugkatheter, Schlauch- und Filtersysteme für Beatmungsgeräte, Notfallkoffer und –rucksäcken bis
hin zu Überwachungsgeräten für den Sauerstoffgehalt des
Blutes. Die Produkte, die alle mit dem Markennamen „Aero“
beginnen, gehen an den medizintechnischen Fachhandel in
ganz Europa, der sie an Endkunden wie Kliniken, Arztpraxen, Pflegeheime, Rettungsdienste und Patienten weiterverkauft.
Continentale Krankenversicherung a.G.
D
er Versicherer ist 1926 von einer Selbsthilfegruppe,
Anhängern der Naturheilkunde, in Dortmund gegründet worden und steht heute an der Spitze des Continentale Versicherungsverbundes auf Gegenseitigkeit. Für
den gesamten Verbund sind heute 6.900 Menschen in ganz
Deutschland tätig. Die Krankenversicherung ist weiterhin ein
wichtiges Standbein, die Continentale wächst aber auch sehr
dynamisch in der Lebens- sowie der Sachversicherung. Die
Beitragseinnahmen liegen insgesamt bei 3,5 Milliarden Euro
pro Jahr, davon 1,5 Milliarden Euro in der Krankenversicherung. Bei den Privatversicherten in Deutschland hat sie einen
Marktanteil von etwa fünf Prozent und gehört damit zu den
zehn größten privaten Krankenversicherern in Deutschland.
Ruhr Wirtschaft April 2015
13
INTERVIEW
„Brauchen jeden Arbeitgeber“
Die wirtschaftliche Lage und die Entwicklung der Arbeitslosigkeit insgesamt sind erfreulich. Dennoch gibt
es in Dortmund immer
noch zu viele Langzeitarbeitslose. Sind sie alle unqualifiziert und demotiviert? Fragen an
den Geschäftsführer des
Jobcenters Dortmund,
Frank NeukirchenFüsers.
»Minijobs mögen
an der einen oder
anderen Stelle
erforderlich sein,
beschäftigungspolitisch verschärfen sie eher
das Problem der
Langzeitarbeitslosigkeit.«
14
Ruhr Wirtschaft April 2015
Herr Neukirchen-Füsers, 2005 wurden
die vierte Stufe der Hartz-Reformen in
Kraft gesetzt. Vieles hat sich seitdem
auch im Jobcenter verändert. Können
Sie uns beschreiben, was sich in Dortmund entwickelt hat?
Im Jahr 2005 ging die damalige ARGE an
den Start. Aus zwei Behörden, der Agentur für Arbeit und dem Sozialamt, wurde für die Bearbeitung der Leistungen aus
der Grundsicherung für Arbeitssuchende
das JobcenterARGE Dortmund. Diese Bezeichnung blieb bis 2011, bis die Grundlagen für das heutige Jobcenter geschaffen
wurden. Inhaltlich gesehen haben wir es
geschafft, ein eigenes Profil zu entwickeln
und viele innovative Projekte und Maßnahmen angestoßen.
Was sind das für Projekte?
Zunächst einmal möchte ich noch an das
Förderprogramm JobPerspektive erinnern, das in Dortmund mit dem größten Erfolg umgesetzt wurde. Dieses Programm lief jedoch aus. Heute haben wir
mit FAV, der Förderung von Arbeitsverhältnissen, ein ähnliches Programm. Wir
haben mit der Umwandlung von Minijobs
bisher fast 1.500 Minijobber in ein festes
Arbeitsverhältnis gebracht. Unsere Jobmessen haben sich etabliert und werden
von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern
sehr gut angenommen. Über die Jobmesse
mit dem passenden Titel „Potenzial trifft
Chance“ konnten wir über 100 Menschen
in Arbeit bringen und uns als professionelle Partner der Unternehmen auszeichnen.
Stichwort Langzeitarbeitslosigkeit: Warum ist sie immer noch hoch und welche
Folgen hat sie für die Stadt?
In den vergangenen zehn Jahren konnte die Langzeitarbeitslosigkeit schon um
6.500 Personen deutlich reduziert werden. Allerdings beobachten wir seit ein
bis zwei Jahren eine gewisse Stagnation.
Wir müssen achtsam mit den nach dem
Strukturwandel verbliebenen Stellen für
an- und ungelernte Kräfte umgehen und
dort, wo neue, z. B. im Handel, im Lagerund Logistikbereich sowie in den Dienstleistungsberufen, entstehen, darauf achten, vor allem sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu schaffen. Minijobs
mögen an der einen oder anderen Stelle erforderlich sein, beschäftigungspolitisch verschärfen sie eher das Problem der
Langzeitarbeitslosigkeit.
Fehlen die wirksamen Rezepte zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit?
Das wäre mir als Aussage zu pauschal. Es
gibt kein allgemeingültiges Allheilmittel,
das nur angewendet werden muss und die
Langzeitarbeitslosigkeit ist beendet. Die
Problematik ist viel tiefgehender und so
individuell wie die Menschen. Es ärgert
mich oft, dass das „Problem“ der Langzeitarbeitslosigkeit mit den Menschen gleichgesetzt wird. Das ist eine Reduzierung auf
Einzelne, die ihnen Unrecht tut. Vielmehr
gehört zur Lösung eine gesamtstädtische
Anstrengung, gemeinsam mit den Langzeitarbeitslosen. Wir müssen die Menschen stärken und gemeinsam mit den Arbeitgebern Chancen erarbeiten.
Menschen stärken ist ein gutes Stichwort. Wie sieht das konkret aus?
Noch weit mehr als in den letzten Jahren werden wir unseren Fokus auf die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit legen. Wir möchten eine Initiative gegen
Langzeitarbeitslosigkeit in Dortmund erreichen und benötigen engagierte Mitstreiter. In diesem Jahr haben wir viele Arbeitskräfte auf diese Aufgabe spezialisiert.
Unsere 14 Sozialarbeiter widmen sich den
individuellen Problemlagen von Langzeitarbeitslosen. 48 spezialisierte Beratungsfachkräfte/Fallmanager werden sich um
Lösungen zur Beendigung der Langzeitarbeitslosigkeit widmen. Die drei Teams der
Joboffensive mit rund 30 Mitarbeitern haben sich auf die marktferneren Kundengruppen spezialisiert. Wir werden uns
an dem Bundesprogramm zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit auf der
Grundlage spezieller Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten für Arbeitgeber
beteiligen. Und wir werden noch ein eigenes Programm zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit mit rund 20 Mitarbeitern auflegen. Zudem haben wir auch unsere vielfältigen Fördermöglichkeiten auf
diesen Personenkreis fokussiert.
Frank
Neukirchen-Füsers
Geboren am 7. Januar 1959
in Leverkusen; Studium der
Raumplanung an der Universität Dortmund; Abschluss Dipl. Ing. Raumplanung; Universität Dortmund und Gesamthochschule Duisburg;
verschiedene Forschungsarbeiten zur Arbeitsmarkt- und
Strukturpolitik im Ruhrgebiet;
Bundesagentur für Arbeit; Geschäftsführer Operativ der
Agentur für Arbeit Dortmund;
seit 2005 Geschäftsführer des
Jobcenters Dortmund
Sie sprachen bei der Bekämpfung der
Langzeitarbeitslosigkeit von einer gesamtstädtischen Aufgabe. Wie können
die IHK-Mitglieder helfen?
Wir brauchen die Unterstützung der Unternehmen. Als Jobcenter können wir unterstützen, fördern, beraten und qualifizieren, aber wir brauchen Arbeitgeber,
die Langzeitarbeitslosen eine Chance geben. Ohne das Engagement der Arbeitgeber vor Ort werden wir das Problem der
Langzeitarbeitslosigkeit nicht lösen. Ich
appelliere an die Unternehmen: Werden
Sie Chancengeber, stellen Sie einen Langzeitarbeitslosen mit unserer Unterstützung ein. Fragen Sie uns, wir helfen ihnen
dabei.
Ruhr Wirtschaft April 2015
15
Kompakt
Wettbewerb
Gesucht: Ideen für
Energieversorgung
Ausschuss besucht IML
Mit ihrem Vorsitzenden, IHK-Präsident Udo Dolezych, besuchten die Mitglieder des
IHK-Großhandelsausschusses das Fraunhofer-Institut für Logistik und Materialfluss
(IML) in Dortmund. Institutsleiter Prof. Michael ten Hompel informierte die Unternehmer über die Zukunftsthemen 4.0 und Internet der Dinge. Beim Rundgang durch
die Forschungshalle für Zellulare Fördertechnik (Foto) wurde deutlich, wie intelligente Fördertechnik beim IML erforscht wird.
Foto: IML
RRX-Werk in Dortmund
Siemens baut das Instandhaltungswerk des Rhein-Ruhr-Express auf
der Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs in der Nordstadt.
S
iemens hat Ende März offiziell
den Zuschlag für den Bau und die
Wartung des Rhein-Ruhr-Express
erhalten. Dazu wird das Unternehmen
im Dortmunder Norden ein Instandhaltungswerk bauen. Die am neuen
Schienenverkehrskonzept Rhein-RuhrExpress (RRX) beteiligten Zweckverbände beauftragen Siemens mit der
Lieferung von 82 Elektrotriebzügen
vom Typ Desiro HC und der Wartung
über einen Zeitraum von 32 Jahren.
Der Auftrag hat ein Gesamtvolumen
von über 1,7 Milliarden Euro. „Das ist
ein Riesenerfolg für das Bahngeschäft
von Siemens. Wir sichern und schaffen dadurch hochwertige Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen. Unser moderner Zug ist eine gute Nachricht für
Millionen Pendler an Rhein und Ruhr,
der bevölkerungsreichsten Region
Deutschlands“, sagte Jochen Eickholt,
Chef der Bahnsparte von Siemens.
Das Unternehmen liefert nicht nur
die neuen Züge, sondern ist auch mit
der Instandhaltung für 32 Jahre be-
16
Ruhr Wirtschaft April 2015
auftragt – das ist in dieser Größenordnung ein Novum in der deutschen
Bahnindustrie. Dafür wird in Dortmund ein Instandhaltungswerk für
die gleichzeitige Betreuung von bis zu
vier Zügen gebaut, rund 100 Arbeitsplätze für Fachkräfte im Mehrschichtbetrieb werden geschaffen.
„Die Ansiedlung des Instandhaltungswerks für den RRX ist ein deutlicher Gewinn für Dortmund“, so Thomas Westphal, Geschäftsführer der
Wirtschaftsförderung. Der als Jahrhundertprojekt der Metropolregion geltende RRX soll von 2018 an die
ständig wachsenden Verkehrsprobleme an Rhein und Ruhr lindern. Der
Auftrag für Siemens umfasst neuentwickelte, auf hohe Kapazitäten ausgelegte Doppelstock-Züge. Jede Zugeinheit besteht aus vier Wagen. Auf 105
Metern Länge verteilen sich 400 Sitzplätze. Im Betrieb sollen jeweils zwei
Einheiten verbunden werden, damit
entsteht ein Acht-Wagen-Express mit
800 Sitzplätzen.
Noch bis zum 17. Dezember können
interessierte Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen
und kulturelle Einrichtungen ihre
Projektvorschläge zum Leitmarktwettbewerb EnergieUmweltwirtschaft.NRW einreichen. Gesucht
werden innovative Ideen, die sich
nach der geförderten Projektentwicklung in marktgerechte Produkte überführen lassen. Gerade auch
die zahlreichen kleinen und mittelständischen Unternehmen in NRW
sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Mit den Förderschwerpunkten
„Nachhaltige Energieumwandlung,
Energietransport und Energiespeicherung“, „Rohstoff-, Material- und
Energieeffizienz“ und „Umwelttechnologien“ richtet sich der Wettbewerb an Branchen, die eine zentrale Rolle für eine nachhaltige Entwicklung NRWs spielen.
www.dortmund.ihk.de/energie,
Ansprechpartner bei der IHK:
Fabian Stütz, Tel. 0231/5417-229
[email protected]
Berufsorientierungsmesse
Jetzt noch für
JOBfit anmelden
Noch bis zum 30. April haben Unternehmen die Chance, sich für die
JOBfit, die Berufsorientierungsmesse der Wirtschaftsjunioren anzumelden. Sie findet am 9. Juni wieder
auf dem Dortmunder Friedensplatz
statt. „In den vergangenen Jahren
haben wir immer rund 60 verschiedene Unternehmen begrüßen dürfen. Für die 17. JOBfit wünschen wir
uns, dass es ähnlich viele Aussteller werden. Denn unser Ziel ist, den
rund 3.000 teilnehmenden Schülern erneut ein möglichst breites Informationsangebot zu bieten“, sagt
Ann-Christin Schulte, stellvertretende Projektleiterin der JOBfit. Mittlerweile ist die Veranstaltung, die komplett ehrenamtlich von den Wirtschaftsjunioren organisiert wird, die
größte Berufsorientierungsmesse ihrer Art in Nordrhein-Westfalen.
Anmeldungen bei Daniela Reich,
Tel. 0231 2888-199
[email protected]
WIRTSCHAFT REGIONAL
Gute Zahlen bei adesso AG
Dortmunder IT-Unternehmen schließt Geschäftsjahr 2014 mit neuen Höchstwerten bei Umsatz und
Ergebnis ab. Wachstumsstrategie soll weiter fortgeführt werden.
D
er Dortmunder IT-Dienstleister
adesso AG hat das Geschäftsjahr
2014 mit neuen Höchstwerten
bei Umsatz und Ergebnis abgeschlossen. Bei einer organischen Steigerung der Umsätze um 16 Prozent auf
157 Millionen Euro und einem um 26
Prozent höheren operativen Ergebnis
(EBITDA) in Höhe von 9,8 Millionen
Euro wurden die Ziele mehr als erreicht. Wie das Unternehmen am 30.
März bekanntgab, werden Vorstand
und Aufsichtsrat der Hauptversammlung eine um 19 Prozent auf 0,25 Euro
je Aktie steigende Dividende vorschlagen. Das Unternehmen hat sich mittlerweile mit einem breiten Angebot
von Dienstleistungen und Produkten
positioniert. Die Bereiche E-Commer-
ce und Mobile Solutions trugen 2014
überproportional zum Umsatzwachstum bei. Die Internationalisierung des
Geschäfts wird weiter verfolgt. Die
Schwerpunkte liegen dabei im Aufbau der adesso-Landesgesellschaft in
der Türkei und in der weiteren Marktbearbeitung in den USA zum Vertrieb
des eigenen Content Management
Systems „FirstSpirit“. Die Investitionen lagen 2014 hierfür zusammen bei
1,3 Millionen Euro. In der Türkei beschäftigt adesso inzwischen schon 30
Mitarbeiter.
Mit der Beauftragung durch eine deutsche Versicherungsgruppe
zur Entwicklung und Einführung einer neuen Anwendungslandschaft hat
adesso einen wichtigen Meilenstein
erreicht. Neben der bereits fertiggestellten Lösung PSLife für die Sparte
Lebensversicherung werden im Rahmen dieses Projekts die Spartenlösungen für die Kranken- und Sachversicherung neu entwickelt. Die Rechte
zur Weiterentwicklung und Vermarktung verbleiben bei adesso.
Trotz der Investitionen lag das
Konzernergebnis 2014 mit vier Millionen Euro um 32 Prozent über dem
Vorjahreswert. Die operative Marge
stieg auf 6,2 Prozent. Für 2015 plant
die adesso Group mit weiterem organischen Wachstum auf 166 bis 171
Millionen Euro. Ein Wachstumsimpuls soll die Etablierung der neuen
Kernbranche „Automotive & Transportation“ sein.
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Ruhr Wirtschaft April 2015
17
WIRTSCHAFT REGIONAL
Thier-Galerie lockt Kunden
Mit der Errichtung der Thier-Galerie im September 2011 wurde ein bedeutender Frequenzbringer
in der Dortmunder Innenstadt angesiedelt.
Gut 400.000
Passanten an zwei
Maitagen 2014 in
der Dortmunder
City.
W
elche (potenziellen) Auswirkungen die Thier-Galerie auf die
Dortmunder City hat, sollte von
vornherein untersucht werden.
Hierzu wurden vor und nach der Eröffnung
der Thier-Galerie vergleichbare Untersuchungen der Einzelhandelssituation in der Dortmunder Innenstadt durchgeführt. Die zweite Untersuchung aus dem Jahr 2014 liegt nun
vor. Beide Studien beinhalteten eine Zählung
der Passantenfrequenz an sieben gleichen
Standorten sowie eine Vollerhebung des Einzelhandelsbesatzes der Dortmunder City.
Erhöhtes Passantenaufkommen
Insgesamt betrachtet, hat sich das Passantenaufkommen an den Zähltagen von 386.070
(23./26. März 2011) auf 405.220 (21./24.
Mai 2014) erhöht. Der Westenhellweg weist
ein wachsendes Passantenaufkommen auf,
dabei ist eine Verschiebung des Ortes mit
dem höchsten Passantenaufkommen in Richtung Thier-Galerie zu beobachten. Die höchste Passantenfrequenz wurde auf dem Westenhellweg im Bereich Galeria Kaufhof gezählt (69.170 Passanten, erhoben an einem
Samstag).
Am östlichen Ostenhellweg sowie an den
Zählpunkten, die sich an ein Zielpublikum
wenden (Klepping- und Brückstraße), sind
(absolut) annähernd stabile Passantenfrequenzen zu beobachten. Für den westlichen
Teil des Ostenhellwegs ist erwartungsgemäß
ein rückläufiges Passantenaufkommen festzustellen. Auf Höhe C&A sank die Passantenfrequenz um rund 40 Prozent auf 35.590
„Dortmund ist Handelsplatz Nummer eins im Ruhrgebiet“
Vier Fragen an IHK-Geschäftsführer Ulf Wollrath zur Entwicklung des Einzelhandels in der City
Kann die Ansiedlung der Thier-Galerie als gelungen bezeichnet werden?
Absolut. Mit dem zweiten Gutachten
liegen erstmals valide Zahlen vor, die
belegen, dass der Einzelhandelsstandort Dortmund durch die Thier-Galerie noch attraktiver geworden ist. Im
Ruhrgebiet ist Dortmund der Handelsplatz Nummer 1. Es ist gelungen,
viele neue Marken nach Dortmund zu
holen, die bislang nicht in der Innenstadt vertreten waren.
Wie bewerten Sie die Verträglichkeit der Thier-Galerie für den Standort Innenstadt?
Für die Verträglichkeit der Thier-Galerie haben sich alle Beteiligten nachdrücklich eingesetzt. So wurde die
Verkaufsfläche des Einkaufszentrums
um 5.000 Quadratmeter reduziert.
Im Bebauungsplan wurden Verkaufsflächenobergrenzen für einzelne Sortimente festgelegt. In einem Städtebaulichen Vertrag wurden weitere Re18
Ruhr Wirtschaft April 2015
gelungen vereinbart, um „Flurschäden“ in bestehenden Geschäftslagen
zu verhindern. So musste beispielsweise ein Drittel der Geschäfte in der
Thier-Galerie neu in Dortmund ansiedeln und durfte noch nicht in der Innenstadt vertreten sein.
Wie war die Rolle der IHK?
Die IHK arbeitet im sogenannten Konsultationskreis Einzelhandel der Stadt
Dortmund mit. Dieser Expertenkreis
hat die Ansiedlung der Thier-Galerie damals unter dem Gesichtspunkt
bewertet, dass das Einkaufzentrum
der City dienen soll und nicht die City dem Einkaufszentrum. Diese Strategie ist voll aufgegangen. Die ThierGalerie brachte zwar Veränderungen,
hat aber nicht dazu geführt, dass andere Geschäftslagen schwer beeinträchtigt wurden. Das gilt selbst für
den Ostenhellweg, der zwar deutlich
Passanten verloren hat, aber beileibe
keine notleidende Lage geworden ist.
Gibt es nach ihrer eigenen Einschätzung auch Verlierer?
Die gibt es immer, wir leben schließlich in einer Marktwirtschaft, in der die
Spielregel Wettbewerb heißt. Es freut
mich aber besonders, dass die Brückstraße und der hintere Ostenhellweg
nicht so stark gelitten haben, wie anfangs befürchtet. Das „Einpflanzen“ eines großen Einkaufszentrums in die bestehende Struktur der Geschäftslagen
einer City ist mit einer Operation am offenen Herzen vergleichbar. Es gibt viele Beispiele, wo das nicht gelungen ist.
In Dortmund fügt sich die Thier-Galerie
auch dank der flankierenden Regelungen zur Verträglichkeit gut in die bestehende Struktur ein.
Ulf Wollrath
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Die Thier-Galerie: Von ihrer Eröffnung profitiert der
Westenhellweg am meisten.
Foto: Thier-Galerie
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(Erhebung samstags), was noch immer der Frequenz eines kleinen Oberzentrums entspricht. Zur Stärkung des
Ostenhellwegs wurden unterschiedliche Maßnahmen
initiiert, wie zum Beispiel ein in die Fördermaßnahme
„Stadterneuerung City“ eingebetteter Verfügungsfonds.
Verschiebung der Lagen
Im Vergleich der Entwicklung der Einzelhandelslagen von
2011 zu 2014 (A-, B- und C-Lagen) zeigt sich ein ähnliches
Bild wie bei der Passantenfrequenz: Die Dortmunder Innenstadt zeichnet sich insgesamt durch eine stabile Einzelhandelshauptlage aus, die sich infolge der Ansiedlung
der Thier-Galerie in Richtung des Westenhellwegs verschoben hat. Konnte sich der Westenhellweg auf Höhe der
Thier-Galerie mittlerweile als A-Lage etablieren, wird der
Abschnitt des Ostenhellwegs um C&A jetzt nur noch als BLage ausgewiesen. Bei den übrigen Lagen hat es keine wesentlichen Veränderungen gegeben.
Weniger Leerstände
Die Anzahl leerstehender Ladenlokale in der Dortmunder City war zwischen 2011 (84 Leerstände) und 2014
(74 Leerstände) insgesamt rückläufig. Eine wachsende
Anzahl an Leerständen sind im Bereich der Hansastraße
(u.a. Westfalenforum) und im östlichen Bereich der City
(Rosenviertel) zu verzeichnen. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Leerstandsentwicklung und der
Ansiedlung der Thier-Galerie ist nicht ersichtlich.
Für das Jahr 2017 ist eine weitere Untersuchung geplant, um die Cityentwicklung auch künftig zu beobachten und die Ergebnisse durch ein einheitliches Untersuchungsdesign vergleichen zu können.
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Ruhr Wirtschaft April 2015
19
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Dienstag bis Sonntag, 12 bis
15 Uhr und 18 bis 22 Uhr
Küche: Großmutters Rezepte
in moderner Variante, Tradition mit Pfiff
Jung und freundlich: Das Treppchen-Team lädt ein in das Hörder Traditionslokal, unter anderem
ins gemütliche Kaminzimmer.
Fotos: IHK/Schaper
In netter Gesellschaft
am Phoenix See
„Das Wohnzimmer – ohne Schi-Schi und Schäumchen“, so beschreibt
Michaela Dingeldey das Lokal „Die Neue (Ess)Klasse – Zum Treppchen“.
VON KATRIN KERBER
D
as erfrischend junge und freundliche
Team, von 18 bis 43 Jahren ist alles
vertreten, lädt ein zu einem gemütlichen Essen. Tatsächlich fühlt man
sich hier nicht wie in einem Restaurant, sondern eher wie in einem Wohnzimmer. Rund
90 Sitzplätze bietet das Restaurant und um
jeden einzelnen Gast wird sich hier intensiv
gekümmert – nette Gespräche mit dem Per-
sonal und den Nachbartischen sind hier an
der Tagesordnung und sorgen für das Wohlbefinden. Auch eine gute Beratung zu Essen
und Wein kommt natürlich nicht zu kurz und
rundet den Service ab. Anschließend könnte es, um den Abend ausklingen zu lassen, zu
einem Cocktail oder Spaziergang an den anliegenden Phoenix See gehen. Von hier aus
kann man auch den schönen Sonnenuntergang über den anliegenden Villen betrachten.
Perfekte Kombination aus Alt und Neu
Von Hombruch und Nette an den Phoenix See: Michaela Dingeldey leitet das
„Treppchen“.
20
Ruhr Wirtschaft April 2015
Das Restaurant hat im Oktober 2014 seine
Pforten wiedereröffnet. Michaela Dingeldey
erzählt, dass sie eins ihrer alten Lokale (Hombruch und Nette) ursprünglich vergrößern
wollten. Aber durch einen bekannten Architekten seien sie aufs Treppchen gestoßen und
vereinigten ihre Kräfte in Hörde, wo sie ihrem
alten Stil – frisch und modern – treu bleiben.
Die ursprüngliche Location wurde vom
Team größtenteils erhalten, aber durch ein
paar Accessoires im Jugendstil verfeinert.
Die Location kann stolz als erstes Gasthaus
Dortmunds und als zweitältestes Gebäude,
1876 erbaut, bezeichnet werden. Aus diesem
Grund stehen sowohl der Weinraum als auch
das Traditionszimmer unter Bestandsschutz
und sind dem eher urigen Stil treu geblieben.
Das Kaminzimmer hingegen bezeichnet Michaela Dingeldey als „Hombruch 2.0“, hier
WIRTSCHAFT REGIONAL
konnten sie sich mit einer rundum modernen
Einrichtung ausleben und den Raum so einrichten, wie in ihrem vorigen Restaurant in
Hombruch. Gemütlich eingerichtete Räume,
Kissen auf den Eckbänken, historische Fotos
an den Wänden und Dortmunds Wahrzeichen in den Fensterscheiben runden das Feeling ab.
Frisch und außergewöhnlich
„Die Speisekarte zeichnet sich durch die regionale deutsche Küche mit einem leichten Gourmetaspekt aus“, so Gastronom Lukas Tarabczynski. Trotzdem sei diese aber
bodenständig. Auf der Karte findet man alte
Rezepte, die mit modernen Zutaten erfrischt
werden. Das Seeteufelfilet mit KnoblauchVanillekruste, lila Karamellmöhren, Selleriepüree und Beurre Blanc Soße oder aber auch
die rosa gebratene Barbarie-Entenbrust mit
Cous-Cous auf Pflaumen und Spitzkohl spiegeln die moderne Karte gut wider. Besonders
zu empfehlen ist die getrüffelte Pasta mit Riesengarnelen, Ruccola und Parmesan. „Die
Großmütter hätten die Gerichte erkannt“,
berichtet er weiter. Im Restaurant gibt es sowohl den Mittagstisch, der alle zwei Wochen
wechselt, als auch eine Abendkarte. Gerichte
unter zehn Euro und auch noch in 20 Minuten auf dem Tisch, so lässt sich die Mittagspause perfekt nutzen. Abends findet man auf
der persönlich gestalteten Karte neue Kreationen alter Traditionsgerichte, beispielsweise ein Wiener Schnitzel auf lauwarmem
Kartoffelsalat und Johannisbeeren, natürlich alles frisch zubereitet. Denn das
Restaurant kann mit gutem Gewissen
behaupten, dass weder eine Mikrowelle
noch eine Fritteuse zum Inventar zählt.
Stolz kann Geschäftsführerin Michaela Dingeldey (42 Jahre, ausgebildete Konditorin und nun Restaurantfachfrau) betonen, dass sie mit der Neuen
(Ess)Klasse ihren Traum lebt. Dies
schätzen auch die Gäste, denn das Restaurant ist jeden Tag ausgebucht und
muss spontanen Besuchern leider oft
absagen.
Künftig unter freiem Himmel
In Zukunft wird sich dies aber ändern.
Zumindest im Sommer sollen die Gäste auf der Außenterrasse mit Holzfußboden, die rund 90 Plätze umfassen
wird, Platz nehmen können. Ein sonniger Tag, ein kühles Bier oder ein Glas Rotwein an der frischen Luft, alle Wünsche werden hier erfüllt. Aber auch mit leerem Magen
kommt man nicht zu kurz. Geplant ist eine
mehrere Meter lange Außentheke, an der das
Gericht live zubereitet wird. Auch ein Smoker und ein Lavasteingrill dürfen hier natürlich nicht fehlen. Als besonderes Event wird
das neue Konzept „Chill and Grill“ angeboten. Unter persönlicher Anleitung des Personals kann man an einem von 20 Tischgrillen
sein Gericht selbst zubereiten. Mit einer vielfältigen Auswahl an Fleisch, Fisch, Dips und
Co. wird das Essengehen zu einem richtigen
Erlebnis.
7 FRAGEN AN
Lukas Tarabczynski,
Küchenchef
1
Wie beginnt ein
typischer Arbeitstag
bei Ihnen?
Mit einem Prosecco mit
der Chefin.
2
Was ist Ihr
Lieblingsessen?
Gyrosteller.
3
Was halten Sie von
Kochshows?
Kann man gucken.
4
Was ist Ihnen im Job
am wichtigsten?
Teamwork.
5
Schon mal von
einem MichelinStern geträumt?
Nein.
6
Welche Eigenschaften braucht ein guter Koch?
Durchhaltevermögen.
7
An welches Kompliment denken Sie besonders gern zurück?
An das Chateau Briand
von BVB-Profi Marcel
Schmelzer.
Kissen, historische Fotos
und Motive der Dortmunder
Wahrzeichen in den Fenstern
machen das „Treppchen“
gemütlich.
Ruhr Wirtschaft April 2015
21
WIRTSCHAFT REGIONAL
Ausbildung lohnt sich immer
Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur hilft, die richtigen Bewerberinnen und Bewerber zu finden.
A
usbildung lohnt sich jederzeit.
Denn wer ausbildet, sichert
den eigenen Fachkräftebedarf, macht sich unabhängig vom Arbeitsmarkt und bleibt dadurch wettbewerbsfähig. Erfahrungsgemäß behaupten sich die Betriebe auf dem
Markt, die mit qualifiziertem und loyalem Personal schnell und flexibel auf
neue Anforderungen reagieren können.
Das setzt jedoch voraus, dass passende Bewerber zur Verfügung stehen. Personalverantwortliche kennen das sich zuspitzende Problem:
Die Zahl der Schulabgänger geht zurück und damit auch Bewerbungen
für Ausbildungsplätze.
Abwarten, bis eine gute Bewerbung auf den Tisch kommt, ist eindeutig die falsche Strategie. Einige Arbeitgeber bieten bereits Prämien, um ihre
Ausbildungsplätze für Jugendliche interessant zu machen.
Die Vermittler des ArbeitgeberServices besitzen branchen- und regionalspezifische Kenntnisse zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt und sind
mit den Entwicklungen vertraut. Alle
Arbeitgeber erhalten einen festen Ansprechpartner im AG-S, der sie bei der
Suche nach geeigneten Auszubildenden entlastet. Ein Anruf oder eine EMail mit der Bitte um Vermittlung –
das ist alles, was Personalverantwortliche tun müssen, um von den Leistungen des AG-S zu profitieren. Alles
Weitere übernimmt der persönliche
Ansprechpartner – kostenlos. Er filtert die Bewerberprofile entsprechend
den Vorgaben des Unternehmens und
fordert ausschließlich geeignete Bewerber auf, sich zu bewerben.
Wenn erforderlich, beteiligt der
AG-S-Vermittler zur Prüfung der individuellen Eignung auch den ärztlichen und berufspsychologischen
Dienst der Arbeitsagentur.
Auf Wunsch wird das Ausbildungsangebot auch kostenlos in das größte
Online-Jobportal Deutschlands, die
Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit, eingestellt.
Für den ersten Kontakt mit dem
AG-S kann die bundesweite kostenlose Servicenummer für Arbeitgeber
0800 4555520 genutzt werden. Alle weiteren Kontakte erfolgen über
die Direktwahl des persönlichen Ansprechpartners.
Arbeitgeber-Service
› Service-Nummer 0800 4555520
› Unternehmen in Dortmund:
dortmund.arbeitgeber
@arbeitsagentur.de
› Unternehmen in Hamm:
hamm.arbeitgeber
@arbeitsagentur.de
› Unternehmen im Kreis Unna:
unna.arbeitgeber
@arbeitsagentur.de
Haus der Technik
jetzt auch an der B 1
Sonderthema Mai 2015
Häfen · Container · Eisenbahnen
Schifffahrt unter Konsolidierungsdruck
Niedrige Frachtraten sorgen für Fusionen und Übernahmen
Stark wachsender Güterverkehr
Transportaufkommen in Deutschland ist so hoch wie nie
Parkplatzmangel in der City
Innenstädte suchen händeringend nach Alternativen
Firmen, die das redaktionelle Umfeld für ihre Werbung nutzen wollen, bitten wir um
Auftragserteilung bis spätestens zum Anzeigenschluss am 30. April 2015.
Gebr. Lensing GmbH & Co. KG
Anzeigenservice Fachzeitschriften, Westenhellweg 86–88, 44137 Dortmund
Telefon 0231 9059 6420, Telefax 0231 9059 8605, [email protected]
22
Ruhr Wirtschaft April 2015
Die Haus der Technik Schwerte GmbH
& Co. KG präsentiert sich jetzt auch
im Dortmunder stilwerk (vormals Inhouse) an der B 1. Die Vernetzung
von Internet, Gebäudesystemtechnik sowie der Unterhaltungselektronik hat zur Folge, dass immer mehr
Kunden vom Auftragnehmer ein Gesamtpaket erwarten. „Gemeinsam
mit dem Schwerter Schwesterunternehmen Peters Elektrotechnik sowie der im stilwerk ansässigen Firma Bang & Olufsen, mit der wir bereits kooperieren, können wir dieser
Anforderung nun Rechnung tragen“,
sagt Geschäftsführer Andreas Sauer.
Ein Showroom mit vernetzten Komponenten der Gebäudetechnik, Einbruchmeldetechnik, Datennetzwerktechnik sowie Fernsehempfangsanlagen soll die Besucher begeistern.
Literatur
Ratgeber
Viele Infos zum
Arbeitsrecht
„L für Lünen“: Mit Daumen und Zeigefinger zeigen die Bürger die Verbundenheit mit
ihrer Stadt.
Foto: Stadt Lünen
Neue Kampagne stärkt
Wir-Gefühl in Lünen
Das klare Bekenntnis der Bürger zu ihrer Heimatstadt ist
Kern der neuen Stadtkampagne in Lünen.
W
as ist außerirdisch gut? Was
macht Heimat richtig bunt?
Auf diese und weitere Fragen gibt es für Lüner ab sofort nur eine Antwort: Mein Lünen. Hier zeigen
die Lüner nicht nur Gesicht, sondern
werden an markanten Orten kreativ
in Szene gesetzt. Denn das Schlüsselsignal aller Motive ist das „L für Lünen“, das die Protagonisten aus Zeigefinger und Daumen der rechten Hand
formen. Insgesamt will die Kampagne deutlich machen, wie attraktiv Lünen ist. Dabei sind die Inszenierungen, wie die gesamte Kampagne, sehr
persönlich, sympathisch und authentisch. „Uns war es wichtig, die Lüner
selbst in den Mittelpunkt der Kampagne zu stellen, um die Identifikation
mit der Stadt zu schaffen und ein echtes Wir-Gefühl zu erzielen“, sagt Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick.
Neben den Bürgern werden in einem
zweiten Schritt auch Touristen, Investoren oder potenzielle Neubürger angesprochen.
Zum Auftakt reicht der Maßnahmen-Mix von der Neugestaltung
der Stadteingangs-Pylone und Außenwerbung über eine Website, Anzeigen und Drucksachen bis hin zu
Mitmach-Aktionen. So sind alle Lüner
aufgerufen, auf www.mein-luenen.
com ihr persönliches „Mein Lünen
Foto“ einzustellen und sich zur Heimat zu bekennen. Unter allen Teilnehmern werden attraktive Preise verlost,
von Stadtführungen über Theatergutscheine bis hin zu einem Segelflug.
Postkarten-Aufkleber der Motive liegen im Rathaus aus.
Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation ist die moderne Internetpräsenz www.mein-luenen.com. Hier
ist alles Wissenswerte zur Kampagne
und zum Stadtmarketing zu finden.
„Mit dieser Art von lebendiger Kommunikation signalisieren wir eine Dynamik für unsere Stadt, die auch das
Engagement der Lüner fördern wird“,
sagt Astrid Linn, Leiterin des Referats für Stadtmarketing. Basis der Arbeit bildete das Marketing-Rahmenkonzept, das unter anderem mit der
IHK zu Dortmund entwickelt wurde.
Es positioniert Lünen auf drei Säulen:
Zum einen mit der herzlichen Offenheit seiner Bürger, zum anderen als
führend in der Rohstoff- und Kreislaufwirtschaft und als Treffpunkt derMetropole Ruhr mit dem Münsterland.
In bereits 8. Auflage ist im DIHKVerlag der Praxisratgeber zum Arbeitsrecht erschienen. Klein-, Mittel- oder Großbetrieb - die tägliche
Beschäftigung mit dem Arbeitsrecht
konfrontiert Unternehmer und Führungskräfte mit einer Vielzahl von
Fragen, die schnell und sachgerecht
gelöst werden müssen. „Arbeitsrecht von A bis Z“ ist als Einstiegsinformation speziell für Nichtjuristen in diese komplizierte Materie
gedacht, informiert aber auch über
aktuelle Veränderungen seit Erscheinen der Vorauflage. Dies betrifft etwa die Themen Minijobs, Mindestlohn, Elternzeit, Pflege- und Familienpflegezeit sowie Kündigung. Auch
die Rechtsprechung insbesondere
des Bundesarbeitsgerichts zur Zulässigkeit einzelner Klauseln in Formulararbeitsverträgen, zum Urlaubsanspruch von Langzeitkranken
und zu befristeten Arbeitsverträgen
wird erläutert. Der Leser erhält einen praxisnahen Überblick über die
arbeitsrechtlich relevanten Gesetze und Bestimmungen. Checklisten,
Musterverträge und Formulierungshilfen runden den Ratgeber ab.
› Die DIHK-Publikation
„Arbeitsrecht von A bis Z“
(128 Seiten, DIN A5) ist zum
Preis von 14,90 Euro zu
beziehen beim DIHK-Verlag.
› Bestellshop:
www.dihk-verlag.de
Ruhr Wirtschaft April 2015
23
Die besten Prüflinge der Winterprüfung aus der IHK-Region.
Foto: IHK/Michael Printz
IHK zeichnet
Top-Azubis aus
In seiner Laudatio dankt Präsident Udo Dolezych den Betrieben und
würdigt die Vorzüge des dualen Ausbildungssystems in Deutschland.
A
llen
Sehr-Guten-Prüflingen
spreche ich meinen herzlichen
Glückwunsch und höchste Anerkennung aus. Sie können stolz darauf sein, diesen Weg so erfolgreich
gegangen zu sein. Das ist alles andere als selbstverständlich.“ Mit diesen
Worten würdigte Udo Dolezych, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund, in einer
Feierstunde im Schwerter Freischütz
am 17. März die 117 Teilnehmer der
Winterabschlussprüfung. Alle haben
die Traumnote „Eins“ erreicht. An der
Abschlussprüfung nahmen insgesamt
2.685 Kandidaten in 27 Ausbildungsberufen teil. Zugleich dankte Dolezych Ausbildungsbetrieben, Prüfern
und Berufsschulen für ihr Engagement in der Berufsausbildung.
„Wir können stolz sein auf die Qualität dieser Ausbildung. Im Ausland
gilt unsere duale Berufsausbildung
als Vorbild“, sagte Dolezych. „Der Erfolg unserer Wirtschaft oder die weltweit geschätzte Qualität unserer Waren und Dienstleistungen hängen
von der Qualifikation der Menschen
ab“, betonte der IHK-Präsident. Eine
24
Ruhr Wirtschaft April 2015
Qualifikation, die nicht marktrelevant
sei, könne noch so hoch sein – für die
Unternehmen und den Arbeitsmarkt
sei sie unbrauchbar. Deutschland weise unter den großen Wirtschaftsnationen die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit aus – weil, so Dolezych, „unser
Ausbildungssystem vor allem praxisnahe Fähigkeiten vermittelt“.
Leider würden aus dieser Tatsache aber nicht immer die richtigen
Schlüsse gezogen. Fast 60 Prozent
der Schulabgänger wollen heutzutage
studieren. Die Wirtschaftsorganisation OECD empfehle Deutschland sogar
noch mehr Studierende, um international wettbewerbsfähiger zu sein.
„Aber inzwischen bricht jeder
Dritte sein Studium ab. Fachkräfte
fehlen, seit sich die Meinung durchgesetzt hat, mehr Hochschulbildung
würde mehr Wohlstand bedeuten“,
machte Dolezych deutlich.
Die in Deutschland betrieblich
Ausgebildeten befänden sich aber auf
einem ähnlichen Qualitätsniveau wie
in anderen Ländern die Akademiker.
Deshalb gebe es Lob und Anerkennung von internationalen Unternehmen nicht nur für den deutschen Diplom-Ingenieur, sondern eben auch
für den deutschen Facharbeiter. „Wir
müssen aufpassen, dass wir diese
Qualität und diese Stärke nicht leichtfertig kaputtmachen.“
In seiner Laudatio erinnerte Dolezych auch an die Anfänge der kaufmännischen Ausbildungsprüfungen,
die vom früheren Dortmunder IHKPräsidenten Gustav Wiskott 1928 eingeführt wurden. Bereits 1888 hatten
die Stadt und die Handelskammer
Dortmund erstmals eine Kaufmännische Fortbildungsschule geschaffen. Über viele Jahre hat sich das Prüfungswesen etabliert und als wichtige Stütze des Ausbildungssystems gezeigt, seit 1969 ist es Teil des deutschen Berufsbildungsgesetzes. Heutzutage nehmen die über 2.300 ehrenamtlichen Prüfer der IHK zu Dortmund im kaufmännischen und gewerblichen Bereich über 12.000 Prüfungen pro Jahr ab.
Alle Fotos der Veranstaltung sind
auch auf der IHK-Homepage zu sehen
unter
www.dortmund.ihk24.de
Die IHK-Spitze ehrt die drei Prüflinge mit der höchsten Punktzahl (jeweils 97
Punkte): Hauptgeschäftsführer Reinhard Schulz, Tim Clewing, Ekatharina Schäfer,
Kevin Höhn und Präsident Udo Dolezych (v. l.).
WIRTSCHAFT REGIONAL
Die Puppen tanzen lassen
Nach zehn Jahren in Schwerte an den Dortmunder Phoenix-See umgezogen: Die Puppeteers GmbH,
„Agentur für Kommunikation in bewegten Bildern“, hat sich auf Animationen spezialisiert.
VON TOBIAS SCHUCHT
D
ie Puppeteers GmbH beschäftigt sich mit der Produktion
von Animationen und Visualisierung. Häufig geht es dabei um die
Entwicklung von Charakteren, also
virtuellen Figuren, aber auch Gegenständen, technischen Abläufen, längst
Vergangenem, oder eben auch noch
nicht Existierendem. Die so entstandenen Präsentationen werden sowohl
für herkömmliche Bildwiedergabegeräte, als auch für neue ungewöhnliche
Medien produziert.
„Vor allem Avatare, unsere Erklärfiguren, sind für unsere Kunden interessant. Verkaufen heißt unterhalten
und hier liegt unsere Stärke – wir inszenieren praktisch die Leistung unserer Kunden“, erläutert PuppeteersGeschäftsführer Martin Becker. „Mit
Animationen können wir die Kernbotschaft ihrer Produkte und Dienstleistungen genauso wie Prozesse, besondere Ereignisse oder Architekturen verständlich und einprägsam darstellen.“ Die Avatare kommen immer
dann zum Einsatz, wenn es darum gehe, die Leistungen der Kunden virtuell
zu moderieren.
Das Puppeteers-Universum: Die von der Agentur entwickelten Charaktere und
Figuren bringen Kernbotschaften auf den Punkt.
Foto: PR
Ein weiterer Schwerpunkt ist die
Konzeption und Beratung – nicht nur
auf den Inhalt bezogen – auch auf die
Auswahl und den Einsatz von Medien, Mehrfachnutzung und Nachhaltigkeit.
„Ob große oder kleine Projekte, wir schätzen die Herausforderung
und finden eine Lösung. Der PhönixSee als Ausdruck des Strukturwandels
bietet hierfür eine inspirierende Kulisse. Zwischen Vergangenheit und Zukunft können wir unseren hohen Ansprüchen an Kreativität und Präzision
immer wieder neu gerecht werden“,
unterstreicht Becker.
MDM — Mobile Device Management
UCC²8QL¿HG&RPPXQLFDWLRQVDQG&ROODERUDWLRQ
..1HWZRUNV,KU,73DUWQHU
Ÿ1XW]HQ6LHGLH0LWWHOVWDQGVFORXG
ZZZUXKUJHELHWVFORXGGH
ŸHIIHNWLYH8QWHUQHKPHQVNRPPXQLNDWLRQ
0LFURVRIW/\QF6N\SHIRU%XVLQHVV
'DPLW6LHDXFKLQ=XNXQIW
ZHWWEHZHUEVIlKLJEOHLEHQ
K&K Networks GmbH Unna
Tel: 02303-25400-0
www.kuk-networks.de
E-Mail: [email protected]
Ruhr Wirtschaft April 2015
25
WAS SONST GESCHAH
Prominenter Besuch auf der CeBIT
NRW-Minister Duin und Schulze bei der Dortmunder SMF KG
B
ei der diesjährigen CeBIT in
Hannover, Deutschlands größter
IT-Messe, durfte sich der Dortmunder IT-Dienstleister SMF gleich
am Eröffnungstag über prominenten
Besuch freuen: NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin und NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze informierten sich am SMF-Stand über
neue Technologien. Auf dem NRWGemeinschaftsstand kam es zum regen Austausch: Was sind die Trends
der Branche, welche technischen Innovationen hat unser Bundesland zu
bieten und wie sehen die Einkaufsverfahren der Zukunft aus? Die beiden Minister ließen es sich nicht nehmen, die Technik auf Herz und Nieren zu prüfen und zeigten sich nach
dem Rundgang sehr angetan. Besonders enjoyQR, eine Technologie, die
Einkaufen und Bezahlen per QR-Code
mit dem Handy ermöglicht, fand großen Anklang. Bei SMF liegt in diesem Jahr der Fokus auf dem Thema
Mobile Shopping. „Neue, mobile Einkaufs- und Bezahlprozesse werden in
Zukunft unser aller Konsumverhalten
verändern. Heute gehen wir mit dem
Portemonnaie in den Supermarkt,
demnächst benötigen wir zum Bezahlen nur noch unser Smartphone“,
sagt Diethard Feuerstein, Geschäftsführer der SMF KG. Sogar tanken
lässt sich demnächst mit dem Handy.
Dafür wurde ein Original-Elektroauto
an Stand gefahren, an dem sich das
bargeldlose Bezahlen an der Zapfsäule live ausprobieren ließ. Die SMF KG
ist ein inhabergeführtes IT-Beratungsunternehmen und unterstützt seit 30
Jahren Kunden bei der Abwicklung
von IT-Projekten und Übernahme von
IT-Services. In den Branchen Mineralöl, Handel, Banken, Versicherungen
sowie der Automobil- und Fertigungsindustrie ist das Dortmunder Unternehmen seit Jahren fest verankert.
Bundesweit engagieren sich über 100
Mitarbeiter für die Kunden. Neben
dem Hauptsitz in Dortmund befinden
sich weitere Service-Standorte in Slowenien und in Serbien. www.smf.de
Die Minister Garrelt Duin (l.) und NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze
(r.) lassen sich von SMF-Geschäftsführer Diethard Feuerstein die neueste Technik
zeigen (Im Hintergrund: Henrike Feuerstein und Christian Bonkowski/SMF). Foto: SMF
Social-Media-Tag der IHKs in Dortmund
Neue Wege der Kommunikation im Zeitalter von Facebook, Twitter und Goggle+
34
Millionen Deutsche sind
bei Facebook, 5,5 Millionen
bei Xing und immerhin 3,6
Millionen bei Twitter. In einer Minute werden weltweit 72 Stunden neue
Videomaterial bei Youtube hochgeladen und 13,8 Millionen neue Nachrichten bei WhatsApp versandt. Diese
Beispiele spiegeln die enorme Bedeutung der sozialen Medien wider. Kaum
ein Unternehmen kann und will sich
dem modernen Mediennutzungsverhalten der Kunden verschließen. Auch
die Industrie- und Handelskammern
(IHKs) in Deutschland stellen sich diesem Trend und passen ihre Kommuni-
Spannende Vorträge beim Social-Media-Tag in Dortmund.
26
Ruhr Wirtschaft April 2015
Foto: DIHK/Ivo Schuppe
kationsstrategie an, um noch schneller und besser auf die Wünsche und
Anfragen der Mitgliedsunternehmen,
Azubis und Seminarteilnehmer reagieren zu können. Zum intensiven Erfahrungsaustausch trafen sich Ende
März auf Einladung der IHK zu Dortmund rund 70 IHK-Vertreter aus ganz
Deutschland zum Social-Media-Tag
im Signal Iduna Park. Nach der Begrüßung durch Stefan Schreiber, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der
IHK zu Dortmund, erläuterte David
Görges, Leiter Neue Medien bei Borussia Dortmund, die Social-Media-Strategie des BVB. Danach sprach Prof. Dr.
Olaf Hoffjahn über die Relevanz strategischer Ansätze sozialer Medien für
die IHKs. Mehrere Workshops mit angeregten Diskussionen rundeten das
Tagesprogramm ab.
WIRTSCHAFT REGIONAL
Gründertag: Von erfolgreichen Start-ups lernen
Veranstaltung der Wirtschaftsjunioren mit Urlaubsguru, Lieferheld und rent-a-guide
W
ie aus einer Vision ein funktionierendes Geschäftsmodell wird und welche Stolper- und Meilensteine es gibt, darüber berichteten vier kreative Köpfe
aus dem Ruhrpott, die sich in Zeiten
des Web 2.0 erfolgreich selbstständig gemacht haben. „Urlaubsguru,
Lieferheld und rent-a-guide sind inzwischen fast jedem ein Begriff – wir
freuen uns sehr, dass die Gründer dieser Onlineportale unserer Einladung
gefolgt sind und uns einen tiefen
Einblick in ihre persönliche Unternehmensgeschichte geben“, betonte
Carsten Jäger, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren (WJ) Dortmund Kreis
Unna Hamm, die den ersten Gründertag im Dortmunder U-Turm organisiert hatten. Als Teil einer der größten
Wirtschaftsverbände Deutschlands
gehört es zu den Zielen der WJ, Unternehmertum und Selbstständigkeit
zu fördern. „Wir möchten Gründer
und Unternehmer auf ihrem Weg zu
einem erfolgreichen Unternehmen
unterstützen. Mit dem Gründertag
haben wir ein neues Veranstaltungsformat ins Leben gerufen, bei dem die
(v. l.): Gregor Berg, Carsten Jäger (beide WJ), Arvid Nienhaus Florian Ziegler
(rent-a-guide), Mohammadi Akhabach (Lieferheld), Daniel Krahn und Daniel
Marx, (beide Urlaubsguru) sowie Holger Manzke (WJ).
Foto: Jan Heinze
Teilnehmer von den Erfahrungen der
Starts-ups lernen“, so Gregor Berg,
Ressortleiter Unternehmertum.
Mohammadi Akhabach, Mitgründer von Lieferheld, berichtete, warum nicht jeder Gründer einen schnellen Exit anstrebt, und erläuterte die
Vor- und Nachteile einer nachhaltigen
Unternehmensstrategie. Wie die Urlaubsgurus mit 6,60 Euro über Nacht
Deutschland erobert haben und wie
viel Spaß es bereitet, aus dem Hobby einen Beruf zu machen, verrie-
PR-Experten gründen Unternehmensgruppe
Landmarken-Gruppe: Klassische Print-PR trifft digitale Kommunikation
L
andmarken geben Seeleuten als
sichtbare Küstenpunkte eine Orientierung. Als solche verstehen
sich die beiden Kommunikationsexperten Dr. Thomas Guntermann und
Jürgen Wallinda-Zilla, die im Februar 2015 die gleichnamige Unternehmensgruppe gegründet haben. „Im
übertragenen Sinne helfen wir unseren Kunden bei der Orientierung in
allen Fragen der digitalen und klassischen Kommunikation, auch bei
rauer See kommen wir als Lotsen an
Bord“, erklärt Guntermann. Ob Online oder Print – die beiden Agenturinhaber wissen genau, wie die Medien „ticken“. Und sie kennen einander
seit 25 Jahren. „Irgendwann hatten
Thomas und ich erkannt, dass wir zusammen mehr sind als die Summe
unserer Mitarbeiter“, berichtet Wal-
linda-Zilla. Durch die Zusammenführung ihrer Spezialfelder bieten Guntermann und Wallinda-Zilla ein Leistungsspektrum an, das die klassische
Print-PR mit der Onlinekommunikation und Krisen-PR, Bewegtbild-Kom-
ten die Gründer des Reiseportals
Daniel Krahn und Daniel Marx. Außerdem gab Florian Ziegler, Gründer von rent-a-guide, Tipps rund um
das Thema „Gründen und dann? Wie
man seine Strategie seiner Entwicklung und seinem Wachstum anpassen
muss, um erfolgreich zu sein“. Mit
dabei war zudem Coach Arvid Nienhaus, der erklärte, wie man sich als
Gründer gut präsentiert und warum
Körpersprache ein wichtiger Faktor in
der Unternehmenspräsentation ist.
munikation sowie Coachings und
Trainings verzahnt. Guntermann und
Wallinda-Zilla sind ein eingespieltes
Team – mit zwanzigfacher Manpower
aus zwei Agenturen in Köln und Dortmund. Gemeinsam hatten sie bereits
zuvor einige renommierte Unternehmen erfolgreich aus der Krise gelotst
oder optimal auf mögliche Szenarien
vorbereitet.
www.die-landmarken.com
Die Kommunikationsexperten Dr. Thomas Guntermann (links) und
Jürgen Wallinda-Zilla.
Foto: Lutz Kampert
Ruhr Wirtschaft April 2015
27
WIRTSCHAFT REGIONAL
Serie über den Kreis Unna – Teil 8: Schwerte
Einkaufsstadt mit
Wirtschaftsfaktor
Schwerte arbeitet an sich: Die Entwicklung ihrer Stadt gehen
die Schwerter äußerst pragmatisch an.
CHRISTIAN WEIHER
S
chwertes Bürgermeister Heinrich Böckelühr ist Pragmatiker. Das zeigt sich
bei der staugeplagten B 236, die täglich von 23.000 Verkehrsteilnehmern
genutzt wird. Oder beim City Center, das
mit seiner 1980er-Jahre-Wucht den Markt
Werne
Selm
dominiert. Das Leben ist leichter, wenn
man es schafft, Dinge, die man nicht
grundsätzlich ändern kann, mit
Lünen
Bergkamen
positiven Aspekten zu verbinBönen
den. Das nimmt die Schärfe. Das
Kamen
versucht der Bürgermeister.
„Der Verkehr auf der B 236
ist ein Megathema“, meint er.
Unna
Daher spricht man mit dem
Landesbetrieb
StraßenHolzbau
NRW
über
einen
AusFröndenberg
wickede
bau der Straße, um zumindest den Schwerlastverkehr
(2.500 Lkw täglich!) vom übrigen Verkehr zu trennen. „Aber es geht leider
Schwerte
nur über die B 236 – alle Umgehungsstraßen
sind schon vor Jahrzehnten zugebaut worden.“ Lkw grundsätzlich zu verbannen, verbiete sich. Sie müssten schließlich die Gewerbegebiete versorgen. Die dort ansässigen Unternehmen profitieren von der Anbindung
an die A 1 und die A 45. Weiter im Gespräch
ist auch der Lückenschluss der B 236n zwischen der Aplerbecker Mark und der A 1. Das
Teilstück müsse unbedingt gebaut werden,
mahnt Böckelühr an. Der Bund habe dafür
bereits 14 Millionen Euro bereitgestellt.
„Der Spaten ist rausgeholt“
Das zweite Thema, dem sich die Stadt widmet, ist die Weiterentwicklung der City. Vom
Bahnhof angefangen über den Bereich um
die Stadtkirche St. Viktor mit dem Marktplatz bis zur Rohrmeisterei: „Der Spaten ist
rausgeholt“, sagt Wirtschaftsförderer Christoph Gutzeit. Der Bahnhofsvorplatz wird umgebaut, ein Park&Ride-Platz eingerichtet, für
Barrierefreiheit gesorgt. Der Platz um St. Viktor wird neu gestaltet, das Museum im histo28
Ruhr Wirtschaft April 2015
rischen Rathaus zu einem Erlebnisort erweitert, der nicht nur Heimatgeschichte dokumentiert, sondern der sich demnächst dem
Thema Wasser widmet. „Wir wollen das Haus
für Schulen interessanter machen“, fügt der
Bürgermeister an. Die alte „Marktschänke“
wird bei den Umbauten ebenfalls nicht vergessen.
Böckelühr hofft, dass sich die bauliche
Auffrischung, für die das Land 80 Prozent der
auf 12,8 Millionen Euro geschätzten Investition bereitstellt, auf die Nachbarschaft auswirkt – etwa auf die Gegend rund um das City-Center an der Hagener Straße. „Wir können das Umfeld attraktiv gestalten und dafür sorgen, dass das gesamte Ensemble aufgewertet wird.“ Im Viertel soll ein Charakterwandel eingeleitet werden, eine Verdrängung hin zum Guten. In die gleiche Richtung
denkt die 2014 gegründete Immobilien- und
Standortgemeinschaft (ISG) Bahnhofstraße.
Böckelühr ist voll des Lobes. Die ISG-Aktivitäten, an der sich mittlerweile 30 Eigentümer
beteiligen, hätten das Zeug dazu, auch diesem Viertel ein anderes Gesicht zu geben.
Der Bürgermeister spielt aber auch gerne die Trumpfkarte Schwertes aus: Die Stadt
mit ihren 48.000 Einwohnern gilt als beliebtes Einkaufsziel, das sogar Kunden aus Dortmund, Hagen und Iserlohn anzieht. Im Zentrum wird das Angebot inhabergeführter Geschäfte durch das namhafter Filialisten er-
gänzt. 125 Betriebe zählt allein die City. „Unsere Kaufkraft liegt vier Prozent über dem
Bundesschnitt“, so Böckelühr, der seit 1999
im Amt ist. Die Tatsache, dass in der Stadt
kostenloses Parken mit der Parkscheibe erlaubt ist, wertet er als Imagevorteil. Nur die
Parkhäuser würden bewirtschaftet.
Zahlen stimmen optimistisch
2012 gab es insgesamt 3.160 angemeldete
Gewerbe in der Stadt, derzeit sind es 3.900.
Eine schöne Entwicklung. 12.423 sozialversicherungspflichtigen Stellen im Jahr 2010
stehen aktuell 13.191 entgegen. Apropos gute Zahlen: Die Gewerbesteuereinnahmen
Schwertes sollen dieses Jahr wieder das Niveau von 2007 erreichen. Nach der Wirtschafts- und Bankenkrise 2008/9 waren sie
von 22 Millionen Euro auf 16,8 Millionen Euro (2010) abgestürzt.
Ein bestimmendes Element ist das Wasser. Die Ruhrauen sind der Erlebnisfaktor
schlechthin. Man darf aber auch nicht vergessen, dass dem Wachstum der Kommune
deshalb Grenzen gesetzt sind: Wasserschutzzonen schränken das Ausbreiten in die Fläche ein. Ganz viel Platz gebe es nicht mehr in
den Schwerter Gewerbegebieten, sagt Wirtschaftsförderer Christoph Gutzeit. Dennoch
gelingt es immer wieder, Unternehmen über
die Stadtgrenze zu locken: Schrezenmaier Kältetechnik kam mit 50 Mitarbeitern aus
Neue Wege. Neue Ziele.
Dortmund, RSA
cutting systems
Mit Wizz Air günstig und bequem nach
mit 110 Leuten
Mittel- und Osteuropa
aus Lüdenscheid.
Großer Vorteil in
den Verhandlungen mit Interessenten: Die Datenübertragung
funktioniert in
Schwerte bereits
über Glasfasernetze, die Stadt
ist mit schnellem Internet auf
der Datenautobahn unterwegs.
Ein gutes Argu;ndZk^lm%<encƌGZih\Z% ohf=hkmfng]:bkihkm
ment auch für die
<kZbhoZ%=Zgsb`%Kb`Z%
rund 40 UnterLb[bn%M^f^lpZk%
nehmen, die im
ab
PZkl\aZnn'Z'
TechnologieZentrum siedeln. Ihre Schwerpunkte: Umwelttechnik, Information
und Kommunikation, Feinmechanik, Elektro- und Medizintechnik. Dort hat auch B-Interaktive seinen
Sitz, ein junges Entwicklungsstudio für Mobile Games und Apps, das national und international von sich reden macht.
In der mittelständisch geprägten Stadt
gibt es viele Metall verarbeitende Traditionsunternehmen wie Hundhausen, Zapp,
Schwerter Profil, VDN oder Hövelmann &
Lueg, von denen einige noch Flächen in Besitz hätten, die sie aber nicht brauchten. „Wir
testen gerade aus, ob wir daran kommen könStadt Schwerte
nen“, so Böckelühr. Was nicht immer einfach
› Bürgermeister
sei, weil die Vorstände großer Unternehmen,
zu denen die Schwerter Firmentöchter gehöHeinrich Böckelühr
ren, gar nicht in Schwerte säßen.
Tel. 02304 104-0
Böckelühr verliert nie das Engagement
bm.boeckeluehr
der Bürger für ihre Stadt aus den Augen.
@stadt-schwerte.de
Spricht er von der „Rohrmeisterei“ als kulturellem Erlebnisort, lobt er die Arbeit der Bürgerstiftung für das Haus, das zu 95 Prozent
ausgelastet sei. Erwähnt er das „Welttheater der Straße“, mit dem sich Schwerte seit
Jahren schmückt, ist er den Spendern dankbar, die das Bespielen der gesamten City ohne Eintritt für das Publikum ermöglichen.
Und er vergisst auch die Ehrenamtlichen
nicht, die auf den heimischen Sportplätzen
oder im Ergster Freibad Elsetal für die Pflege
und Wartung zuständig sind. Es geht nur gemeinsam, findet der Pragmatiker. Im solidaGeorg Schulte
rischen Schwerte.
ist Regionalbetreuer
der IHK für Schwerte,
Tel. 0231 5417-258
Schwertes Einzelhandel ist ein
Zugpferd der Stadt. Foto: IHK/Schaper
[email protected]
39€
=^k>bgs^e×n`ik^blo^klm^amlb\abgdenlbo^Lm^n^kg%;^Zk[^bmng`l`^[—akng]p^bm^k^ggb\amhimbhgZe^g@^[—ak^glhpb^
^bg^fde^bg^gAZg]`^i‚\dlm—\d!fZqbfnf-+q,+q+.\f"'C^]^l`khŸ^AZg]`^i‚\dlm—\dng]c^]^l:n_`Z[^`^i‚\dlm—\ddhlm^msnl‚mseb\a@^[—ak^g'=b^:gsZae]^kLbms^snfZg`^`^[^g^gIk^blblm[^`k^gsm'
Ruhr Wirtschaft April 2015
29
Jubiläen
25 Jahre
DBS Training &
Consulting
Besuch auf dem Campus
Der Dienstleistungsausschuss der IHK zu Dortmund war im März zu Gast auf dem
neuen Hochschulcampus in Unna. Campusleiter Christian Kunert (3. v. r.) begrüßte
unter anderem den stellvertretenden Ausschussvorsitzenden Heinrich Lages, den
Bürgermeister der Stadt Unna Werner Kolter, IHK-Geschäftsführer Ulf Wollrath und
den Leiter der IHK-Weiterbildung Matthias Stiller.
Foto: Christian Korte
Uhde-Preis vergeben
Hans-Uhde-Stiftung zeichnet vier Studierende der Technischen
Universität Dortmund aus. Preis wird seit 29 Jahren vergeben.
V
ier Studierende der Technischen Universität Dortmund
haben den Hans-Uhde-Preis erhalten. Sie wurden – gemeinsam mit
drei Studenten der FH Dortmund und
einem Mitarbeiter der ThyssenKrupp
Industrial Solutions AG – im Rahmen
einer Feierstunde ausgezeichnet. Alle
vier Studierenden haben ihre Masterbzw. Bachelor-Arbeiten mit der Note
1,0 abgeschlossen. Franziska Horbach
von der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen, Malte Lenoch von der
Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Heiko Pleskun von
der Fakultät Maschinenbau und Sven
Selmke von der Fakultät für Informatik erhielten ihre Preise von Prof.
Bodo Weidlich, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft der Freunde der
TU Dortmund e. V. Der Hans-UhdePreis wurde in diesem Jahr zum 29.
Mal verliehen. Die gleichnamige Stiftung hat sich die Förderung von Wissenschaft, Erziehung und Bildung auf
die Fahnen geschrieben. Dazu werden
30
Ruhr Wirtschaft April 2015
jährlich hervorragende Studien- und
Schulleistungen mit der Verleihung
einer Goldmedaille, eines Geldpreises und einer Urkunde ausgezeichnet.
Prof. Metin Tolan, Prorektor Studium der TU Dortmund, sprach bei der
Preisverleihung das Grußwort. Professor Dirk Biermann, Prorektor Forschung der TU Dortmund, hielt den
Festvortrag zum Thema „Spannende
Spanende Fertigung“.
Erhielten den Hans-Uhde-Preis (v. l.):
Heiko Pleskun, Sven Selmke, Malte
Lenoch und Franziska Horbach. Prof.
Metin Tolan (2. v. l.) sprach das Grußwort.
Foto: Oliver Schaper/TU Dortmund
Seit der Gründung im Jahre 1990
hat sich die DBS Training & Consulting GmbH ganz der individuellen
Weiterbildung von Firmenmitarbeitern verschrieben. Viel hat sich seit
den Anfängen getan – aus dem Anbieter von Managementseminaren
für Fach- und Führungskräfte ist ein
kompetenter Allrounder in Bereich
Personalentwicklung geworden. Von
Beginn an war eine der Kernkompetenzen das Schulen und Prüfen
von Fremdsprachen. Für die Universität Cambridge, die Londoner Industrie und Handelskammer sowie
TOEIC ist DBS langjähriger Partner.
Über 120 Schulen in NRW vertrauen
auf DBS als betreuendes Prüfungszentrum. Ergänzt wird das Bildungsangebot durch Maßnahmen der öffentlichen Hand. Der TÜV Rheinland
attestiert DBS höchste Qualitätserfüllung nach DIN EN ISO 9001:2008
und AZAV.
25 Jahre
Montanhydraulik
Reparatur und Service
Von einer Reparaturfirma für Waggonhydraulik zu einem der größten Service-Center für Hydraulikund Sonderzylinder. Vom Stahl- über
den Mobilkran- und Tunnel- bis zum
Schiffs- und Staudammbau. Von
Kundenaufträgen im Ruhrgebiet bis
zum weltweiten Service- und Wartungsgeschäft. Ihren Ursprung hat
die Montanhydraulik Reparatur und
Service GmbH in der Reparaturabteilung des 1952 gegründeten Unternehmens Montanhydraulik in
Holzwickede. Die Instandsetzung
entwickelte sich schnell zu einem
Geschäftszweig, der mehr Platz und
mehr Maschinen erforderte. 1990
wurde ein eigenes Reparaturunternehmen gegründet. 2003 zog es
von Werl nach Dortmund. Dort bearbeiten über 60 Mitarbeiter Zylinder
mit einem Gewicht bis 40 Tonnen.
„Wir verfügen über das Know-how
und die fertigungstechnische Ausstattung, um Reparaturen und Umbauten in kurzer Zeit durchzuführen“, sagt Heinz-Peter Kupiek, der
das Unternehmen seit 1996 leitet.
PLEXIGLAS ® + MAKROLON®
WIRTSCHAFT REGIONAL
Großlager · Zuschnitte · Kunden-Zeichnungsteile
Deutsche Bank
stark im Markt
www.plexiglas-hecker.de
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Für den Wettbewerb gerüstet: Die Dortmunder Niederlassung des
Kreditinstituts blickt zufrieden auf das Geschäftsjahr 2014.
VON TOBIAS SCHUCHT
Seile • Ketten • Hebebänder • Zurrgurte
Rundschlingen • Hebezeuge • Krane
Beratung • Prüfung • Wartung
Schulung • DIN EN ISO 9001 und 14001
W
Stadtgebiet Dortmund lag
ir haben unsees bei 640 Millionen Euro
re Marktposition
– ein deutlicher Zuwachs.
hier in Dortmund
Das Baufinanzierungsvound der Region Ruhrgelumen stieg in der Region
biet/Münsterland auf hoauf gut 6,2 Milliarden Euhem Niveau und in einem
wettbewerbsintensiven
ro, 2,8 Prozent mehr als im
Umfeld eindrucksvoll beVorjahr. In Dortmund sind
es 425 Millionen Euro, ein
hauptet und weiter ausgePlus von 6,2 Prozent. Zum
baut“, sagte Klaus Ulrich,
Jahresende 2014 betreuSprecher der Geschäftslei- Klaus Ulrich.
te die Deutsche Bank retung und Marktgebietsleigional gut 648.000 Priter Firmenkunden Deutsche Bank Dortmund. Prägende The- vat- und Firmenkunden, davon mehr
men seien 2014 die niedrigen Zinsen, als 54.500 allein im Stadtgebiet Dortschwankende Märkte, aber auch die mund.
verbreitete Zuversicht der Privat- und
Firmenkunden gewesen. Ulrich sieht Globale Hausbank für
die Deutsche Bank im Wettbewerb gut anspruchsvolle Firmenkunden
gerüstet: „Wir bieten beides: Interna- Ein zufriedenes Fazit im Geschäft mit
tionalität und regionales Know-how. den größtenteils international tätiAls weltweit tätige Universalbank wie gen, großen Firmenkunden in der Reals Wirtschaftsunternehmen hier in gion zog auch Markus Herpers, in der
Dortmund sind wir für unsere Kunden Region verantwortlich für German
als globale Hausbank aktiv.“
Large Corps (GLC). Gerade weil MärkZugleich verwies Ulrich auf das te und Menschen so verschieden sind,
sich erfolgreich entwickelnde Mittel- ist es wichtig, dass man internationale
standsgeschäft. Die Neuaufstellung Bankgeschäfte nicht nur aus DeutschEnde 2013 zeige sichtbare Erfolge: land heraus betreibt: „Als einziges
„So haben wir 2014 im breiten Mit- deutsches Institut verfügen wir über
telstand, um den sich viele Institute ein Niederlassungsnetz in mehr als
intensiv bemühen, unter dem Strich 70 Ländern. Hier aus dem Herzen des
rund 10.000 neue Geschäfts- und Fir- Ruhrgebiets steuern wir als internatimenkunden hinzugewonnen. Gute onale Universalbank mit regionalen
Nachrichten auch von der Kerndiszi- Wurzeln die weltweite Zusammenarplin des Firmenkundengeschäfts: Die beit mit unseren Kunden“, so Herpers.
Kreditvergabe durch die Deutsche
Ob bei länderübergreifenden FiBank stieg um fast 10 Prozent.”
nanzierungsstrategien, im Risikoma2014 war für das Privat- und Fir- nagement, der Zahlungsabwicklung
menkundengeschäft der Deutschen in chinesischen Renminbi, im M&ABank in Dortmund ein Jahr soliden und Kapitalmarktgeschäft oder der FiWachstums. Das Geschäftsvolumen nanzierung des öffentlichen Sektors:
lag Ende vergangenen Jahres in der „Unsere Kunden schätzen unser WisRegion Ruhrgebiet/Münsterland bei sen und unseren Einsatz. Das macht
21,7 Milliarden Euro und im Stadtge- uns zu einem starken und zuverlässibiet Dortmund bei 1,9 Milliarden Eu- gen Partner hier in der Region Essen/
ro. Das Depotvolumen in der Region Ruhrgebiet“, machte Herpers deutbelief sich auf 7,3 Milliarden Euro, im lich.
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Ruhr Wirtschaft April 2015
31
WIRTSCHAFT REGIONAL
Der Vorstandsvorsitzende Bernd Honermeyer ist zufrieden: Die Sparkasse sorgt für positive Impulse in Hamm.
Foto: IHK/Schaper
Erwartungen übertroffen
Die Sparkasse Hamm setzt ihren Wachstumskurs der vergangenen Jahre auch 2014 fort.
Das Geschäftsvolumen erhöht sich auf gut 2,6 Milliarden Euro.
D
ie Sparkasse Hamm kann trotz
historisch niedriger Zinsen auf
eine erfreuliche Geschäftsentwicklung im Jahr 2014 zurückblicken.
Das Kundengeschäftsvolumen erhöhte sich um 3,3 Prozent auf gut 2,6 Milliarden Euro. „Damit haben wir unsere Erwartungen übertroffen und unter Beweis gestellt, dass die Sparkasse
Hamm in der Lage ist, auch unter geänderten, verschärften Rahmenbedingungen gute Ergebnisse zu erzielen“,
sagt Bernd Honermeyer, Vorsitzender
des Vorstands der Sparkasse Hamm.
Der Wachstumskurs der vergangenen
Jahre setzt sich fort, in den vergangenen zehn Jahren ist die Sparkasse um
mehr als 50 Prozent gewachsen.
Die Kunden setzen auf Immobilien. Darlehenszusagen zur Finanzierung des Wohnungsbaus erhöhten
sich um rund 15 Prozent auf 92,8 Millionen Euro, offenbar wollten einige
Kreditnehmer noch schnell eine Immobilie erwerben, bevor die Grunderwerbsteuer in NRW zum Stichtag
1. Januar 2015 von 5,0 Prozent auf
6,5 Prozent erhöht wurde. Obwohl
die Kreditnachfrage der Unternehmen
32
Ruhr Wirtschaft April 2015
im gesamten deutschen Bankensektor
im vergangenen Jahr verhalten war,
konnte hier die Sparkasse positive Impulse für Hamm setzen: Das Geschäft
mit Unternehmen und Selbstständigen wurde ausgeweitet, hier weisen
die Darlehenszusagen ein Wachstum
von 17,8 Prozent auf 70,1 Millionen
Euro aus.
Gutes Investitionsklima
Insgesamt betrugen die Neuausleihungen 178,3 Millionen Euro und damit 13,8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Sparkasse Hamm erwies sich als
wichtiger Impulsgeber für den Wirtschaftskreislauf in Hamm. Zusammengenommen betrugen die Neuausleihungen damit in den vergangenen
drei Jahren rund 480 Millionen Euro,
mit denen die Sparkasse das Wachstum in Hamm finanziert hat. Das Kreditvolumen erhöhte sich um rund 40
Millionen Euro auf nun 1.054 Milliarden Euro (2014: 1.014 MilliardenEuro). Das sind vier Prozent mehr als im
Vorjahr. „Das bereits lebhafte Kreditgeschäft der vergangenen Jahre hat
sich fortgesetzt. Trotz herausfordern-
der gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen stellen wir in den Hammer Unternehmen ein gutes Investitionsklima fest“, sagt Vorstandsmitglied Torsten Cremer.
Das Anlageverhalten der Kunden
der Sparkasse Hamm ist weiterhin
vom historisch niedrigen Zinsniveau
geprägt. Kunden legen ihr Geld häufig kurzfristig an, „parken“ es in Sichtund Tagesgeldeinlagen und warten
die Marktentwicklung ab. Hier sind
die Bestände um 42,2 Millionen Euro
gestiegen. Die Kunden vertrauten der
Sparkasse Hamm am Jahresende insgesamt 1.23 Milliarden Euro in bilanzwirksamen Einlagen an.
Insgesamt erzielte die Sparkasse
ein gutes Betriebsergebnis vor Bewertung in Höhe von 13,7 Millionen Euro und damit drei Prozent über dem
Vorjahr. Der Jahresüberschuss liegt
bei 1,5 Millionen Euro. 376 Mitarbeiter (2013: 379) einschließlich 39 Auszubildender (2013: 36) waren zum
Stichtag 31. Dezember bei der Sparkasse Hamm beschäftigt. Die Ausbildungsquote erreicht damit 15 Prozent.
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Dortmunder Jazzclub „domicil“.
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Ruhr Wirtschaft April 2015
33
ERLEBNIS
UNTERNEHMEN
2015
Die Teilnehmer von ERLEBNIS: UNTERNEHMEN können moderne Betriebe kennenlernen
und selbst einmal Hand anlegen.
Foto: Rhenus
Lebendiger denn je
Im Rahmen des IHK-Projekts ERLEBNIS: UNTERNEHMEN gewähren Industrie- und Logistikbetriebe
der Region hautnahe Einblicke in ihre Arbeitsabläufe.
I
ndustrie und Logistik werden in der
Bevölkerung oft verfälscht wahrgenommen. Die Industrie war schon
immer und bleibt ein wirtschaftlicher
und gesellschaftlicher Fortschrittsmotor. Die meisten Menschen verknüpfen jedoch mit der Industrie noch immer das Bild rauchender Schlote aus
der Montanära – dabei hat die Industrie ihr Gesicht stark verändert. Dasselbe gilt für die Logistik: Diese Branche ist heute einer der größten Arbeitgeber in der Region. Die IHK zu Dortmund möchte einen zeitgemäßen
Blick auf diese Branchen fördern und
so die Akzeptanz erhöhen.
Dortmund am selben Tag, dass diese Branche lebendiger denn je ist. So
erlauben Industrie- und Logistikfirmen aus der Region Einblicke in ihren laufenden Betrieb. Die Teilnehmer der geführten Unternehmensbesichtigungen dürfen die verschiedenen Arbeitsschritte von der Produktion über die Lagerung bis zur Distribution hautnah miterleben und können
sich somit vor Ort ein eigenes Bild davon machen, wie es in modernen Betrieben zugeht. Anmeldungen für die
kostenlosen Touren werden ab sofort
über www.erlebnis-unternehmen.de
entgegengenommen.
Mit der IHK auf Erlebnistour
Wie (er)leben Auszubildende
Industrie?
Bereits zum siebten Mal bietet die IHK
zu Dortmund mit ERLEBNIS: UNTERNEHMEN spannende Touren zu namhaften Unternehmen in der Region.
Wenn am 20. Juni 2015 mit der ExtraSchicht die Monumente des vergangenen Industriezeitalters wieder
mit spektakulären Events zum Leben
erweckt werden, zeigt das Projekt ERLEBNIS: UNTERNEHMEN der IHK zu
34
Ruhr Wirtschaft April 2015
Erstmalig in diesem Jahr bietet die
IHK zu Dortmund Auszubildenden in
Industrieunternehmen in einem Wettbewerb die Möglichkeit, ihre Sicht auf
die Branche in kurzen Videos darzustellen. Hierbei zählt weniger eine
qualitativ hochwertige Realisierung,
sondern vielmehr eine authentische
Umsetzung. Dazu reicht ein Smart-
phone völlig aus. Die Videos sollen
jungen Menschen einen zeitgemäßen
Blick auf die vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten und Perspektiven in Industrieunternehmen geben.
Industrieunternehmen aus der Region werden gebeten, ihre Azubis anzusprechen und sich an der Initiative zu
beteiligen.
Die Ergebnisse des Videowettbewerbs werden ebenfalls am 20. Juni
2015 im Rahmen von ERLEBNIS: UNTERNEHMEN präsentiert.
Die Videos können ab sofort bis
zum 29. Mai 2015 auf www.industryat-work.de eingereicht werden. Weitere Informationen sind ebenfalls zeitnah dort verfügbar.
Ansprechpartner
› IHK-Tour ERLEBNIS: UNTERNEHMEN:
Stefan Peltzer, Tel. 0231 5417-146,
[email protected],
www.erlebnis-unternehmen.de
› Videowettbewerb industry@work:
Ralf Bollenberg, Tel. 0231 5417-106,
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WIRTSCHAFT REGIONAL
Neue Termine für das
Azubi-Speed-Dating
„Sicher die Zukunft – Ausbildungsjahrgang 2016“
lautet das Motto. Nach dem großen Erfolg 2014
wird die IHK zu Dortmund auch in diesem Jahr Azubi-Speed-Datings anbieten. Die drei Termine:
· Dienstag, 27. Oktober 2015,
von 10 Uhr bis 14 Uhr in Unna, in der Aula im
Hellweg Berufskolleg, Platanenallee 18.
· Donnerstag, 29. Oktober 2015,
von 10 bis 14 Uhr in Dortmund, Mercedes-Benz
Niederlassung, Wittekindstraße 99.
· Dienstag, 3. November 2015,
von 10 Uhr bis 14 Uhr in Hamm,
Friedensschule, Marker Allee 20.
Unternehmen können bei den Azubi-Speed-Datings schnell und einfach eine Auswahl unter Bewerbern treffen, die einen Ausbildungsplatz für das
Jahr 2016 suchen. Jeder Kandidat hat zehn Minuten
Zeit, den Firmenvertreter zu überzeugen – und umgekehrt, denn auch das Unternehmen soll sich darstellen. Wann hat man sonst die Gelegenheit, in einem so kurzen Zeitraum so viele Einzelgespräche zu
führen und sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen? Weitere Informationen und Anmeldung
bei der IHK zu Dortmund, Corinna Jozwiak,
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Auf dem Weg in die Selbstständigkeit sowie in der
Anlaufphase eines Unternehmens kommen auf
Gründerinnen und Gründer viele Fragen zu. Der
Start in die Selbstständigkeit benötigt viel Kraft und
Durchhaltevermögen, um sich den rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Herausforderungen zu stellen. Die IHK zu Dortmund steht als kompetenter Ansprechpartner in den unterschiedlichen
Unternehmensphasen zur Seite und lädt gemeinsam mit der Handwerkskammer (HWK) Dortmund
für den 8. Mai zum Informationstag „Existenzgründung und Unternehmenssicherung“ ein. Die Veranstaltung findet im HWK-Bildungszentrum, Ardeystraße 93, statt. Der Infotag beginnt um 13 Uhr
mit einem Impulsvortrag von Frank Busemann. Der
ehemalige Zehnkämpfer und Silbermedaillengewinner von Atlanta 1996 arbeitet als Berater und
Motivationscoach. Nach seinem Vortrag „Zehnkampf – Power für Existenzgründer“ haben die Teilnehmer die Gelegenheit, sich an zahlreichen Messeständen zu informieren. In der Beratungslounge
gibt es die Möglichkeit, sich in vorab vereinbarten
Gesprächsterminen individuell beraten zu lassen.
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Ruhr Wirtschaft April 2015
35
WIRTSCHAFT REGIONAL
Strom für die Region
Im vierten Teil der Serie „damals“, die historische Schätze aus dem Westfälischen
Wirtschaftsarchiv vorstellt, geht es um die Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen AG,
die vor 90 Jahren gegründet wurde.
s
damal
VON GABRIELE UNVERFERTH, WESTFÄLISCHES WIRTSCHAFTSARCHIV DORTMUND
A
m 1. Januar 1925 schlossen sich die Dortmunder
und Verbands-Elektrizitätswerk GmbH (DVE) und die
in Bochum ansässige Elektricitätswerk Westfalen AG (EWW) zur Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen
GmbH (VEW) zusammen. 1930 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das Versorgungsgebiet der VEW umfasste zu
diesem Zeitpunkt 32 Stadt- und Landkreise in den Regierungsbezirken
Arnsberg, Münster, Minden und Osnabrück mit mehr als drei Millionen
Einwohnern.
Die VEW und ihre Vorläufer
Die Wurzeln der Gründergesellschaften der VEW reichen bis in das 19.
Jahrhundert zurück. Das älteste dieser Unternehmen war das Städtische
Elektrizitätswerk Dortmund. Die Einrichtung einer öffentlichen Stromversorgung war in der aufstrebenden Industriemetropole bereits seit
1886 lebhaft diskutiert worden, jedoch immer wieder am Widerstand
der Dortmunder Actien-Gesellschaft
für Gasbeleuchtung gescheitert, die
seit 1857 ein auf fünfzig Jahre eingeräumtes Monopol für die Beleuchtung
der Stadt besaß. Erst der Energiebedarf des seit 1895 im Bau befindlichen
Dortmunder Hafens gab der Stadt
die Möglichkeit, sich in diesem Konflikt durchzusetzen. 1896 beschloss
der Dortmunder Magistrat den Bau
einer elektrischen „Centralstation“,
die Hafen und Stadt mit Strom versorgen sollte, und bereits im Dezember 1897 nahm das Kraftwerk an der
Weißenburger Straße den Betrieb auf.
Es war das erste größere kommunale Elektrizitätswerk in Westfalen und
belegte schon wenige Monate später nach Berlin und Leipzig den dritten Platz unter den Stromerzeugern
im Deutschen Reich. 1923 gründeten
36
Ruhr Wirtschaft April 2015
das Städtische Elektrizitätswerk Dortmund und das 1908 aus der Taufe gehobene Westfälische Verbands-Elektrizitätswerk (WVE) eine gemeinsame Dachgesellschaft, die Dortmunder und Verbands-Elektrizitätswerk
GmbH (DVE), aus der dann nach dem
Beitritt der EWW am 1. Januar 1925
die VEW hervorging.
Westfalen gegen Hugo Stinnes
Die Gründung der EWW im Jahr 1906
war das Ergebnis eines heftigen Konflikts, eine Abwehrreaktion gegen die
Expansionsbestrebungen des Rhei-
Das Städtische
Elektrizitätswerk
Dortmund, 1897.
Abb: WWA
nisch-Westfälischen
Elektrizitätswerks (RWE). Unter Führung des
mächtigen Industriellen Hugo Stinnes war es dem RWE gelungen, zahlreiche Kommunen im rheinischen Teil
des Ruhrgebiets an sich zu binden
und von der Essener Zentrale aus mit
Strom zu beliefern. Als Stinnes 1905
dem Dortmunder Magistrat ein Angebot unterbreitete, das Städtische Elektrizitätswerk aufzukaufen, dazu noch
Konzessionsverträge unter anderem
mit den Gemeinden Holzwickede,
Hörde, Barop, Aplerbeck und Schüren
abschloss und im Frühjahr 1906 auf
der Zeche Wiendahlsbank in (Dortmund-) Kruckel eine zweite Zentrale
für die Versorgung des östlichen Ruhrgebiets zu bauen begann, rief dies die
westfälischen Kreise und Gemeinden
auf den Plan, die wie ihr Wortführer,
der Bochumer Landrat Karl Gerstein,
die Entstehung eines privaten Elektrizitätsmonopols befürchteten.
Die EWW betrieb zunächst keine
eigenen Kraftwerke. Sie setzte vielmehr die Kapazitäten der bestehenden Zechenkraftwerke für die öffentliche Stromversorgung ein und bezog den Strom vor allem von der Bergwerksgesellschaft Hibernia in Herne und der Harpener Bergbau-AG in
Blick vom Ufer der Lippe auf das Gersteinwerk, um 1925.
Dortmund. Dies reichte jedoch schon
bald nicht mehr aus, zumal sich das
Versorgungsgebiet schrittweise nach
Norden und bis weit in das Münsterland hinein ausdehnte. 1911 errichtete das Unternehmen zusammen mit
der Stadt Barmen das Gemeinschaftswerk in Hattingen, das im Jahr darauf in Betrieb ging. 1914 begann der
Bau eines weiteren Großkraftwerks in
(Werne-) Stockum; das nach dem Mitbegründer der EWW benannte Gersteinwerk konnte allerdings erst 1917
den ersten Strom erzeugen, da ihm
bis dahin die zum Betrieb erforderliche Kohle aus kriegswirtschaftlichen
Gründen versagt worden waren.
Die Stromerzeugung der VEW
stützte sich in erster Linie auf die vier
eigenen großen Dampfkraftwerke –
das Kraftwerk in Dortmund, das Gersteinwerk, das Gemeinschaftswerk
Hattingen und die ehemalige Zentrale
II des RWE in Kruckel, die nach jahrelangen Auseinandersetzungen und zähen Verhandlungen auf das WVE übertragen worden war. Außerdem bezog
die VEW Strom von verschiedenen Zechenkraftwerken. Eine eher untergeordnete Rolle spielten die teilweise
schon von den Vorläufergesellschaften
betriebenen Wasserkraftwerke.
Kohle für die VEW
Die mangelhafte Kohlenversorgung
der Stromwirtschaft im Ersten Weltkrieg und in den schwierigen Jahren danach, bewog die VEW, sich
schon bald eine eigene Kohlenbasis
zu schaffen. Bereits Ende 1925 wurde
die Zeche Gottessegen in DortmundLöttringhausen erworben; sie lieferte den Brennstoff für die Kraftwerke
Dortmund und Kruckel. Im Frühjahr
1926 kam die günstig zum Gemeinschaftswerk Hattingen gelegene Zeche Alte Haase in Sprockhövel hinzu;
Ende 1926 folgte das Bergwerk Kleine Windmühle in Sprockhövel, im
Herbst 1927 dann die Zeche Caroline
in Holzwickede. Alle vier zählten zu
den Magerkohlenzechen, die in der
Rationalisierungswelle der 1920er
Jahre wie viele Bergwerke am Südrand des Ruhrreviers massiv in ihrer
Existenz bedroht waren. Die Übernahme durch die VEW sicherte ihnen vorerst das Überleben und rund
3.000 Bergleuten den Arbeitsplatz.
Nach schweren Einbrüchen in
der Weltwirtschaftskrise stieg der
Stromabsatz der VEW bis 1944 wieder stark an, und nach der Beseitigung der teils erheblichen Kriegsschäden an Kraftwerken, Zechen und
Leitungsnetzen stand die Entwicklung des Unternehmens ganz im Zeichen des „Wirtschaftswunders“ und
des anhaltend steigenden Energiebedarfs. Die Kohlekraftwerke in Hattingen und Stockum wurden mehrfach
erweitert. Ein weiteres, das Kraftwerk
Westfalen, entstand 1963 in Schmehausen bei Hamm. Die eigenen Gruben spielten zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr. Die Kohle verlor mehr
und mehr ihre dominierende Stellung
in der Stromerzeugung. Schon 1967
wurde das Kraftwerk Dortmund auf
Erdgasfeuerung umgestellt, und in
den 1970er-Jahren gingen unter anderem in Stockum neue Erdgasblöcke
ans Netz. Der Einstieg in die Kernenergie hatte sich bereits 1957 angedeutet,
als sich die VEW an der Gründung der
Studiengesellschaft für Atomkraftwerke GmbH beteiligte. Auch an der
Entwicklung des seit 1973 neben dem
Kraftwerk Westfalen errichteten Thorium-Hochtemperaturreaktors THTR
300 hatte die VEW maßgeblichen Anteil. Mit der Übernahme der Edelhoff
AG in Iserlohn und der Aktienmehrheit bei der traditionsreichen Harpener AG in Dortmund entwickelte
sich das Unternehmen in den 1990erJahren vom regionalen Stromerzeuger zum diversifizierten Konzern. Als
die VEW im Jahr 2000 mit dem RWE
fusionierte, bedeutete dies das Ende der jahrzehntelangen Rivalitäten,
aber auch der VEW als eigenständiges
Energieversorgungsunternehmen.
Ruhr Wirtschaft April 2015
37
MEINUNG
Der Mindestlohn wird für
Deutschland zur Falle
Bislang hat der gesetzliche Mindestlohn kaum Jobs gekostet. Kein Wunder:
Angesichts der günstigen Konjunktur ist die Untergrenze leicht verkraftbar.
Aber das wird nicht so bleiben – Deutschland braucht dringend eine Arbeitsmarktreform.
VON HENRIK MÜLLER
N
och ist alles gut. Seit Jahresbeginn ist der Mindestlohn in
Deutschland Realität – und die
angekündigte ökonomische Horrorshow hat nicht stattgefunden. Die
Zahl der Beschäftigten steigt weiter,
immer neue Rekorde vermeldet die
Bundesagentur für Arbeit. Nach der
Debatte der vergangenen Jahre mag
dieser vorläufige Befund überraschen.
Für die Mehrheit der deutschen Ökonomen war und ist der Mindestlohn
Teufelszeug: ein fundamentaler staatlicher Eingriff in den Preisbildungsprozess, der eine Menge Jobs kosten
würde, gerade bei Jugendlichen und
Menschen mit geringer Qualifikation.
2015 würden wegen der gesetzlich
vorgeschriebenen 8,50 Euro pro Stunde „200.000 Stellen verloren gehen“,
schätzten voriges Jahr die führenden
Wirtschaftsforschungsinstitute. Der
Sachverständigenrat war etwas vorsichtiger: Die „Fünf Weisen“ prognostizierten, es würden dieses Jahr „rund
100.000 Minijobs und etwa 40.000
sozialversicherungspflichtige Stellen
Prof. Dr. Henrik Müller
Nach der Promotion an der Universität der Bundeswehr Hamburg besuchte Müller die Deutsche Journalisten-Schule in München. Danach arbeitete er als Redakteur und Reporter
bei der Hamburger Morgenpost, dem
Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt und Stern. Seit 2000 war er Redakteur beim Manager Magazin, ab
2009 stellvertretender Chefredakteur.
Seit Oktober 2013 ist Müller Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus an der TU Dortmund. Bei Spiegel Online erscheint regelmäßig seine
Kolumne „Müllers Memo“. Auch dieser Beitrag ist der Kolumne entnommen. Er erschien am 6. April 2015.
38
Ruhr Wirtschaft April 2015
weniger entstehen“, als wenn es den
Mindestlohn nicht gäbe – was im
Zweifel schwer zu widerlegen ist.
Und nun dies: Der Kahlschlag
auf dem Arbeitsmarkt ist ausgeblieben. 42,5 Millionen Menschen waren im März in Deutschland beschäftigt, mehr als 30 Millionen davon sozialversicherungspflichtig. Wie prophezeit, geht die Zahl der hauptberuflichen Minijobber zurück, um 120.000
im Januar, nach vorläufigen Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit.
Angesichts der insgesamt guten wirtschaftlichen Lage ist das ein zu vernachlässigendes Phänomen.
Die Handelspartner
können sich freuen
Niemand sollte sich von den guten
Zahlen einlullen lassen: In der derzeitigen Situation mag der Mindestlohn
unproblematisch sein. Er kann sich sogar als sinnvoller Markteingriff erweisen – wenn er denn dazu beiträgt, die
gravierenden gesamtwirtschaftlichen
Ungleichgewichte in Deutschland
auszutarieren. Der Mindestlohn wird
jedoch zur schwer erträglichen Bürde, sobald sich die wirtschaftliche Lage eintrübt, was zwangsläufig irgendwann der Fall sein wird.
Momentan ist Deutschland das
Land mit dem höchsten außenwirtschaftlichen Überschuss weltweit.
Keine andere Volkswirtschaft exportiert netto so viel Kapital: dieses Jahr
rund eine Viertel Billion Euro. Das
heißt: Gemessen an der Wirtschaftskraft wird im Inland zu wenig investiert und konsumiert. Wenn der Mindestlohn nun die Löhne am unteren
Ende der Lohnskala steigen lässt, ohne dass deswegen Leute ihren Job verlieren, würde dies die Konsumnachfrage direkt beleben. Das zusätzliche
Einkommen wiederum würde zu einem erheblichen Teil für Importe ausgegeben, was unsere Handelspartner,
gerade innerhalb der Eurozone, freuen würde. So gesehen ist der Mindestlohn ein Instrument, um die international massiv kritisierten deutschen
Überschüsse einzudämmen. Sowohl
in der EU als in den USA steht die Bundesrepublik dafür am Pranger – spätere Sanktionen nicht ausgeschlossen.
Und dieser Überschuss droht noch
größer zu werden, je tiefer der Euro sinkt. In dieser Situation kann der
Mindestlohn helfen, die Nachfrage
im Inland anzukurbeln. Der deutsche
Ausnahmeboom würde international
erträglicher.
Potenzieller Jobkiller
Die positiven Effekte hängen allerdings davon ab, ob es betroffenen Unternehmen gelingt, die höheren Personalkosten auf die Preise umzuschlagen. Im Gastgewerbe sind mehr als 17
Prozent der Beschäftigten vom Mindestlohn betroffen, in der Land- und
Forstwirtschaft knapp 13 Prozent, im
Einzelhandel zwölf Prozent, wie das
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ermittelt hat. Sofern
sich in diesen Branchen höhere Preise durchsetzen lassen, würde tatsächlich Volkseinkommen umverteilt, wie
sich die Bundesregierung das erhofft.
Falls das nicht gelingt, kostet der Mindestlohn Jobs. Leidtragende wären
dann viele Menschen in Ostdeutschland, wo der Anteil der Geringverdiener laut der IAB-Studie um ein Vielfaches höher ist als im Westen.
So viel ist sicher: Günstiger als derzeit kann die wirtschaftliche Großwetterlage für das Experiment Mindestlohn kaum sein. Die verfügbaren
Einkommen vieler Mittel- und Gutverdiener ziehen merklich an. Konsumforscher verzeichnen eine erhöhte Anschaffungsneigung der Bürger. Wenn
nun das Bier in der Kneipe, der Haarschnitt beim Friseur, die Wurst an der
Supermarkttheke oder die Taxifahrt
ein paar Prozent teurer werden, dürfte das viele Kunden nicht weiter stören.
Es wäre jedoch vermessen zu glauben, dass es ewig so weitergeht. Die
nächste Krise kommt bestimmt; die
Arbeitslosigkeit wird dann wieder
steigen. Dann wird der deutsche Mindestlohn zur Falle. Und zwar nicht etwa, weil die Beschäftigten so viel verdienen, sondern weil die deutschen
Lohnkosten insgesamt so hoch sind.
In kaum einem Land der Welt lasten
so hohe Sozialabgaben auf den Jobs
wie hierzulande, rechnet die OECD
vor. Die Differenz zwischen den Nettoeinkommen der Niedrigverdiener
und den Bruttokosten der Arbeitgeber
ist groß.
Problematisch an der Einführung
des Mindestlohns ist deshalb der damit verbundene Anstieg der Mindestarbeitskosten in Deutschland. Das
macht ihn zum potenziellen Jobkiller.
Die Bundesregierung sollte ihr
Gesetz deshalb schleunigst für den
nächsten Abschwung fit machen und
eine antizyklische Abgabenpolitik installieren: Wenn sich die Lage auf
dem Arbeitsmarkt wieder verschlechtert, sollten Jobs am unteren Ende der
Lohnskala von Abgaben entlastet werden – damit der Mindestlohn nicht
zum Bumerang wird.
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Juni
Bauen · Erhalten / Gewerbliche Immobilien /
BGM – Betriebliches Gesundheitsmanagement NEU!
29.05.2015
Juli / August
Finanzen · Leasing · Versicherung
30.06.2015
September
Logistik · Maschinen · Produktion / Transport + Verpackung
31.08.2015
Oktober
Unternehmensrecht · Unternehmensberatung · Consulting
30.09.2015
November
Energieeffizienz · Umweltschutz · Recycling
30.10.2015
Dezember
Gründen · Entwickeln / Qualifizieren · Bilden NEU!
30.11.2015
30.04.2015
Gebr. Lensing GmbH & Co. KG
Anzeigenservice, Westenhellweg 86-88, 44137 Dortmund, Telefon 0231 / 90 59-64 20, Telefax 0231 / 90 59-86 05, [email protected]
Ruhr Wirtschaft April 2015
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ESSEN & TRINKEN
Weinverkostung der Freischütz-Azubis
Gastronomie-Nachwuchs lernt, welche Weine und Speisen miteinander harmonieren
W
enn besondere Köstlichkeiten auf den Tisch kommen,
stellt sich die Frage nach gutem Wein. Deshalb müssen die Auszubildenden im Schwerter Freischütz
lernen, den Gästen zu den Gerichten
auf der Karte den passenden Rebensaft zu empfehlen. Die Unterrichtseinheit zu diesem Thema war alles
andere als trockene Theorie ...
„Wein trinkt man nicht, Wein genießt man“, erklärte Freischütz-Gastronomieleiterin Bettina Pelz bei der
Weinverkostung, die speziell für die
Auszubildenden organisiert wurde.
Wie Wein in Kombination mit Speisen
zu einem besonders genussvollen Erlebnis wird, das haben die Azubis bei
ihrer Weinverkostung ebenfalls erfahren. Der Freischütz-Küchenchef Markus Pielage hatte Besonderheiten der
Freischütz-Speisekarte wie Cranberry-Portwein-Sauce, Enten-Jus, Chili
Spitzkohl und Mango-Orangen-Chutney vorbereitet. Dazu kosteten die
angehenden Gastronomie-Fachkräf-
te verschiedene Weine und stellten
fest, dass sich diese in Kombination
mit den Speisen geschmacklich verändern.
Wichtig war die Erkenntnis, welche Weine und Gerichte gut miteinander harmonisieren. An dieser
Stelle kamen dann doch Papier und
Stift ins Spiel. Denn die Ergebnisse
der Verkostung wurden notiert und
als Tipps in die neue Speisekarte des
Freischütz aufgenommen. Dort ist
beispielsweise jetzt bei der GemüseKartoffelpfanne mit Feta-Käse überbacken zu lesen „Uns gefiel dazu der
Sauvignon Blanc QbA“. Und darauf
sind die Azubis stolz: „Wir haben uns
mit den Empfehlungen in der neuen
Speisekarte verewigen dürfen“, berichtet Stephanie Schwerte, Auszubildende zur Restaurantfachfrau. Damit
zeigt sich, dass das Ausbildungskonzept des Freischütz bei jungen Menschen ankommt.
Weinverkostung mal anders! Freischütz-Gastronomieleiterin Bettina Pelz (r.) und
Küchenchef Markus Pielage (l.) mit den Auszubildenden.
Foto: p:e:w.
Erinnerungen an das Kulturhauptstadtjahr Ruhr2010
Hinter der Marke Ruhrstädter verbergen sich Kaffee und Spirituosen
A
m 18. Juli 2010 feierte Europas
Kulturhauptstadt Ruhr2010
mit der Aktion Still-Leben
RuhrSchnellweg auf der A 40 städteübergreifend ein verbindendes Fest.
Als Metropole Ruhr, im Zentrum und
als Herz Nordrhein-Westfalens, zählt
das Ruhrgebiet zu den lebendigsten
und abwechslungsreichsten Regionen in Europa. Hierfür wirbt Ruhr-
städter seit 2010. Als lokale Marke ist
sie wie geschaffen für die Menschen,
die sich wohlfühlen zwischen lokalstädtischem Alltag, nationalen EventHighlights und außergewöhnlichen
Sehenswürdigkeiten, zwischen spannender Industriekulisse und vielseitig abwechslungsreicher Natur. Ruhrstädter ist für die, die sich voller Leidenschaft für Kultur, Musik, Kunst
LEBENSFREUDE, LUST UND VOLLER GENUSS.
Ö
40
Ruhr Wirtschaft April 2015
und Sport oder Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft als Botschafter der Region verstehen. Ruhrstädter: das sind aktuell drei Spirituosen
und zwei Kaffees, erhältlich nur in
ausgewählten Geschäften und führender Gastronomie.
Es sind handwerklich hergestellte Spezialitäten mit einer eigenen Geschichte: So hat der Aquavit Privat
auf seiner Entstehungsreise bereits
zweimal die Ruhr, Lebenselixier und
Äquator des Ruhrgebiets, überquert.
Der Rosen-Likör beeindruckt verführerisch und ausdruckstark blumig mit
seinem Hinweis auf eines der größten Rosarien der Welt im Ruhrgebiet.
Und der Café Mocca-Likör ebenso wie
der AromaKaffee oder die KaffeeMelange holen die Welt in die Heimat
und passen zum pulsierenden Leben
der Metropole RuhrStadt.
Markenmacher und -inhaber ist
Werner Jaing.
WIRTSCHAFT REGIONAL
Wirtshaus Krämer gibt Tradition einen frischen Look
Neustart mit innovativen Ideen für das Ausflugsziel im Wannebachtal
E
in gutes Stück Tradition zu bewahren und erforderliche Modernität hineinzubringen – das
haben sich die neuen Betreiber des
Wirtshauses Krämer vorgenommen.
Die Speisekarte, die Inneneinrichtung
und selbst das Logo lassen erkennen,
dass das rustikale Wirtshausambiente
im Wannebachtal mit viel Fingerspitzengefühl neu veredelt wurde. Frank
und Nicola Feldkamp haben gemeinsam mit Christian Schulte die Gastronomie an der Wannestraße 251 in
Dortmund-Buchholz übernommen.
Christian Schulte kennt die Gastronomie noch „von früher“. Als Jugendlicher hat der Herdecker mit dem Moped das beliebte Ausflugsziel angesteuert. Gemeinsam mit dem Gastronomenpaar Feldkamp hat er das alte
Gemäuer jetzt gründlich „auf Vordermann gebracht“. Drinnen ist fast alles
neu. Geblieben sind aber die schmucken alten Balken, der Holzboden und
das offene, robuste Mauerwerk. Denn
auf die 144-jährige Historie des Wirts-
Ein kräftiges Prosit auf den Neuanfang im Wannebachtal.
hauses sind die neuen Betreiber zu
Recht stolz. Schließlich haben sie mit
dem ehemaligen Krämer in der Wanne eine der ältesten Dortmunder Gastronomien überhaupt bezogen. Die
frischen Ideen kann man schmecken:
Der Koch Markus Slebioda hat Klassikern der Wirtshausküche moderne
Akzente gegeben. So bekommt der
Foto: PR
gebackene Ziegenkäse ein „Upgrade“
durch die Kombination mit Feigensenfsauce und Salatbukett. Heimische
Gerichte dürfen auf einer Speisekarte in Dortmund natürlich nicht fehlen,
wie das beliebte Pfefferpotthast. Auf
der Wirtshausfassade steht übrigens
in großen Lettern „mein Lieblingsplatz“ geschrieben. Das passt.
Restaurant „nette´s“ feiert Gastro-Einstand
Neues Konzept will Standorttreue mit kulinarischer Bodenständigkeit verbinden.
B
ereits 1912 hat das imposante
Eckhaus im Ortsteil Nette erstmals gastronomisch in den Geschichtsbüchern Erwähnung gefunden und wurde damals unter dem
Namen „Gasthof von Franz Kroeger“
geführt. Die Gründung der Gastwirtschaft wird auf die Zechen Westhusen und Hansemann zurückgeführt.
Seit Ende 2014 hat das Haus mit dem
Eckeingang ein neues BetreiberTeam. Das junge Restaurant „nette‘s“
bietet einiges: Frische eingekaufte
Produkte mit erlesenen Zutaten und
hausgemachter Zubereitung sind die
Prämisse des neuen Inhabers Danijel
Budimir. Die feste Speisekarte – klein
aber fein, mit einer Auswahl für jedermann – bietet sowohl etwas für
den mediterranen Gaumen als auch
traditionellen Fleischgenuss in all
seinen Facetten. Der Frischeeinkauf
beim sauerländischen Metzger gehört
ebenso zu den festen Abläufen wie
Nett, netter, „nette‘s“: Das junge Restaurant setzt auf frische Produkte und
hausgemachte Zubereitung.
Foto: PR
der Verzicht auf tiefgekühlte Fertigkost und der persönliche Einkauf von
Gemüse und anderen landwirtschaftlichen Produkten wie handverlesenen
Kartoffeln vom Bio-Bauern. Eine Besonderheit hat das „nette´s“ im ganz
Speziellen: Wer Appetit auf etwas Besonderes hat sollte das nette’s-Team
ansprechen. Früh genug informiert,
wird die Küchencrew die kulinarischen Wünsche sicherlich gerne erfüllen.
Ruhr Wirtschaft April 2015
41
Jubiläum
25 Jahre
Menges Electronic
GmbH
Ein Blick aufs iPhone genügt, die neue App liefert viele Informationen.
Foto: PR
Neue Version:
Murtfeldt 2.1
Verbesserte Performance der Kunststoffratgeber-App unterstützt
professionelle Werkstoffauswahl für die Antriebstechnik.
M
itte April startete die Hannover Messe. Murtfeldt Kunststoffe nutzte diese internationale Bühne für die Antriebstechnik, um die aktualisierte Version des
„Murtfeldt Kunststoffratgeber“ zu präsentieren. Die seit gut einem Jahr zur
Verfügung stehende kostenlose App
besticht durch ihre schnelle, interaktive Hilfe bei der Auswahl technischer
Kunststoffe im industriellen Umfeld.
Die Version 2.1 des „Murtfeldt
Kunststoffratgeber“ ist nun auch
mehrsprachig
verfügbar,
neben
deutsch und englisch werden die Anwender in niederländischer, italienischer, spanischer, tschechischer und
russischer Sprache durch das Menü geführt. Sowohl der „Auswahlassistent“ als auch die Abfrage zur chemischen Beständigkeit wurden komplett überarbeitet und weisen nun eine noch bessere Bedienerfreundlichkeit und Performance aus.
Mit Hilfe dieser App werden Konstrukteure und Techniker professionell durch die immer komplexer werdende Welt technischer Kunststoffe geführt. Mittels Übersichtslisten,
technischen Detailseiten, einer Stichwortsuche sowie der bereits oben erwähnten Abfrage der chemischen Beständigkeiten können sich Anwender so ein schnelles Bild machen, welche Werkstoffe für ihre Anwendung in
Frage kommen. Die für den Kunststof-
42
Ruhr Wirtschaft April 2015
feinsatz wichtigsten Kriterien wie Einsatztemperatur,
Gleitreibungszahl,
Verschleißfestigkeit, Ausdehnungskoeffizient und Lebensmittelkompatibilität werden dabei gefiltert und miteinander in Bezug gesetzt.
Bereits in den 1950er-Jahren entwickelte Murtfeldt mit dem Werkstoff
„S“ einen Kunststoff, dessen Gleitund Verschleißeigenschaften bis heute ungeschlagen sind. Seitdem charakterisieren ideenreiche Entwicklungen das Dortmunder Unternehmen. Murtfeldt gehört heute zu den
weltweit führenden Herstellern für
Führungssysteme und gleitfördernde, verschleißfeste Kunststoffe. Überall dort, wo verpackt, abgefüllt und
transportiert wird, kommen Murtfeldt Produkte zum Einsatz. Mit rund
250 Mitarbeitern in Dortmund und
Tochterunternehmen in den Niederlanden und Tschechien, Außendienstmitarbeitern, die Kunden vor Ort beraten sowie weiteren Partnern in fast
allen Ländern Europas verfügt Murtfeldt über ein flächendeckendes Produktions-, Vertriebs- und Servicenetz.
Vor allem umfassende und kompetente Beratung steht im Vordergrund jeder Geschäftsbeziehung. Murtfeldt
unterhält daher mit der hausinternen
Abteilung Anwendungstechnik ein
hoch qualifiziertes Consultingteam,
das sich vornehmlich aus Maschinenbau-Ingenieuren zusammensetzt.
Können Sie sich noch an das Jahr
1990 erinnern? Deutschland wurde
Fußballweltmeister im Endspiel gegen Argentinien, Deutschland wurde wiedervereinigt, und in Dortmund wurde das Handelsunternehmen menges electronic gmbh gegründet. Nach 15 Jahren Branchenerfahrung in leitender Position wagte Erich Menges mit Unterstützung seiner Ehefrau und Mitgründerin Ingrid Menges den Schritt in die
Selbstständigkeit. Am Anfang startete die Firma mit wenigen Leuten
im Keller des eigenen Wohnhauses
– und entwickelte sich stetig weiter
zu einem mittelständischen Distributor für elektronische Bauelemente. Bedingt durch stetiges Wachstum wurde der Firmensitz im Jahr
2001 in das Gewerbegebiet Hansa
nach Dortmund-Huckarde verlegt.
Durch den Bau eines eigenen Bürogebäudes mit entsprechender Lagerfläche war man jetzt in der Lage, weiter zu expandieren. Im selben Jahr wurde auch die menges
powertec, ein Spezialdistributor für
Batterien, Akkumulatoren und Ladetechnik, unter der Leitung von Wolfgang Menges gegründet. Um den
Kunden den bestmöglichen Service
zu garantieren, hat die stetige Weiterentwicklung und Optimierung aller Prozessabläufe höchste Priorität. Der europaweite Vertrieb in enger Zusammenarbeit mit langjährigen Geschäftspartnern bietet jederzeit ein Höchstmaß an Kompetenz,
Flexibilität und Zuverlässigkeit. Mit
dem Sohn Sebastian Menges, der
die Geschäftsführung erfolgreich
mit innovativen Ideen unterstützt
und diese umsetzt, steht schon die
nächste Generation in den Startlöchern. Als menges group bieten
menges electronic gmbh und die
menges powertec gmbh ein umfassendes Sortiment und Full Service
– ganz nach dem Motto: „Alles aus
einer Hand!“ Dafür steht die Familie Menges mit ihrem Namen.
WIRTSCHAFT REGIONAL
Jubiläum
Neues Konzept:
E-Books für die Region
Frischer Wind für die Branche: Buchhandlung Transfer in
Dortmund-Hörde startet digitale Auslieferung.
TEXT: BUCHREPORT.DE
E
ine Buchhandlung mit eigener digitaler Auslieferung? Was im ersten Moment exotisch klingt, erweist sich als naheliegend, wenn Jochen Grieving von der Entstehung der
Idee erzählt. „Wir verstehen uns als
Inhaltsdienstleister in Vernetzung mit
unseren Kunden“, erklärt der Mitinhaber der Buchhandlung Transfer im
Dortmunder Stadtteil Hörde.
Der zur Buchhandlung gehörende
Regionalia-Verlag gibt die Bücher des
lokalhistorischen Arbeitskreises „Hörde damals“ heraus. Der wollte alte Fotos online für Schulklassen bereitstellen, die sich mit Lokalhistorie befassen. So entstand die Idee, die „Hörde
damals“-Publikationen als E-Books herauszubringen. Dann war es nur noch
ein kleiner Schritt bis zur Idee, eine eigene digitale Auslieferung zu gründen, um Special-Interest-Publikationen einerseits verfügbar zu machen,
andererseits aber nichtkommerziellen
Herausgebern wie dem Arbeitskreis
die Einstellgebühren der etablierten
E-Book-Aggregatoren zu sparen. Die
Kosten für die Einrichtung einer eigenen digitalen Auslieferung seien „eigentlich für eine junge Buchhandlung zu hoch“, meint Grieving. Doch
auch hier zahlte sich Vernetzung aus:
Der Dortmunder E-Book-Dienstleister
Readbox und das Softwarehaus Softlevel kamen Transfer bei den Kosten
entgegen. Gleichwohl sei die Investition für die Buchhandlung noch erheblich, räumt Grieving ein. „Aber das
ist ein Investment, das sich für uns als
vernetzte und inhaltsorientierte Buchhandlung auf lange Sicht auszahlen
wird“, glaubt er. Die 2011 gegründete Buchhandlung mit Verlag setzt auf
Vernetzung in Hörde. Im März stellte sie ihre digitale Auslieferung vor –
mit ersten E-Books des Arbeitskreises
„Hörde damals“ im Shop unter
www.transfer-dortmund.de
25 Jahre
grit mbH
Alles begann mit einer Studentenfreundschaft. Andreas Rose und Michael Zurhorst lernten sich in Bonn
kennen. Zunächst übernahmen beide alteingesessene Büros öffentlich bestellter Vermessungsingenieure in Werne und Olpe. Sie wollten ihr Angebot über die reinen Vermessungsaufgaben hinaus erweitern und gründeten 1990 die grit
– graphische Informationstechnik Beratungsgesellschaft mbH. Bei
grit drehte sich von Anfang alles
um Dienstleistungen und Produkte rund um – damals nicht so gängige – digitale Karten. Mit der Verbreitung des Worldwide Web ergab sich bei grit ein neuer Schwerpunkt: Die Entwicklung und Betreuung von anwenderspezifischen und
internetbasierten Lösungen für GISAnwendungen in Verwaltung und
Wirtschaft. Anwender, die Software
der großen Marktführer nutzen, benötigen in der Praxis häufig Lösungen, die auf ihre Anforderungen angepasst sind. Heute betreuen 13
Mitarbeiter Kunden und Projekte in
Deutschland. Sogar ein Bundesland
vertraut grit den Betrieb seiner Geodateninfrastruktur an.
Große Fragen für
kleine Entdecker
Mit den Ruhr-IHKs und dem Logistik-Cluster NRW hat die IHK zu Dortmund einen Wettbewerb für Kinder
durchgeführt. Ende Januar wurden
die Sieger von Wirtschaftsstaatssekretär Günther Horzetzky ausgezeichnet.
Kinder sollen so die positiven Seiten
der Logistik kennenlernen. 41 Kitas
und Grundschulen aus dem Ruhrgebiet hatten sich beteiligt. „Wer Kinder
von der Logistikwelt begeistern kann,
sorgt dafür, dass die Quelle für Fachkräfte nicht versiegt“, sagt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber. Denn bis 2030
werden ca. 250.000 Berufskraftfahrer in Ruhestand gehen. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich
bei Stefan Peltzer, 0231 5417 146,
[email protected], melden.
f:
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Ruhr Wirtschaft April 2015
43
WIRTSCHAFT REGIONAL
Persönlich
Verabschiedung
Siegfried Brodbeck
Preisverleihung im Schloss Heeren: Das Startercenter zeichnete Firmen und Schülerfirmen aus.
Foto: WFG Kreis Unna
Erfolgreiche Gründer
Startercenter der Wirtschaftsförderung verteilt Gründerpreise an
Jungunternehmer und Schulen im Kreis Unna.
M
it einem Online-Urlaubsportal, personalisierten Fußbällen und einer NagelstaubAbsaugmaschine auf den Weltmarkt
– unterschiedlicher könnten die Produkte der siegreichen Jungunternehmer beim diesjährigen Gründerpreis
Kreis Unna kaum sein. Mehr als 20 Bewerbungen waren beim Startercenter der WFG Kreis Unna eingegangen
und stellten die Jury bei der Entscheidung vor große Herausforderungen.
Am meisten überzeugte die Erfolgsgeschichte der UNIQ GmbH (siehe
auch Ruhr Wirtschaft 1/2015). Vor
zwei Jahren auf einem Unnaer Balkon
als „kleiner Urlaubs-Blogg für Freunde“ gestartet, beschäftigt das Unternehmen von Daniel Marx und Daniel
Krahn mittlerweile mehr als 100 Mitarbeiter und ist mit seiner Seite urlaubsguru.de in zwölf Ländern weltweit vertreten. „Trotzdem sind wir
Unneraner Jungs geblieben“, betonten die beiden bei der Preisverleihung
„Deshalb haben wir uns bei der Wahl
eines größeren Standorts auch gegen
Dortmund und für den Kreis Unna
(Holzwickede) entschieden.“
Knapp dahinter landete „Die Ballkampagne UG“ aus Schwerte. Bei Andreas Schweighardt kann jeder Fußballverein personalisierte Bälle mit
44
Ruhr Wirtschaft April 2015
dem eigenen Logo bestellen. Das Besondere dabei: Pro Ball geht ein Euro
zurück an die Näher in Pakistan. Und
auch die Drittplatzierte im Wettbewerb muss sich nicht verstecken. Mit
der Entwicklung einer günstigen Nagelstaub-Absauganlage für feste und
mobile Nagelstudios traf Andrea Göbel offenbar genau den Nerv der Branche. Eigentlich nur für das eigene Studio gedacht, erreichen sie mittlerweile vier bis fünf Anfragen aus ganz Europa täglich.
Sonderpreis
„Gründung in Schulen“
Neben den Existenzgründern stand
bei der Preisverleihung im Schloss
Heeren auch der Nachwuchs im Mittelpunkt. Mit dem Sonderpreis „Gründung in Schulen“ wurden Schülerfirmen ausgezeichnet. Über den ersten
Platz freuten sich die Schülergenossen
aus Selm, die 2014 auch schon beim
IHK-Schulpreis ausgezeichnet wurden. Sie überzeugten die Jury nicht
nur mit dem Statement „I love Selm“
auf Buttons, Taschen und Schlüsselbändern, sondern vor allem durch ihr
ökonomisches Know-how. Sie sind als
Genossenschaft organisiert, und verfügen über einen eigenen Vorstand
und Aufsichtsrat.
Nach 50 Jahren ist Schluss: Die
Mercedes-Benz Niederlassung
Dortmund hat ihren langjährigen
Kaufmännischen
Leiter Siegfried
Brodbeck in den
Ruhestand verabschiedet. Siegfried
Brodbeck war
50 Jahre lang
in der Daimler
AG beschäftigt, davon 26 Jahre
als Kaufmännischer Leiter in der
heimischen Niederlassung. „Das
ist eine berufliche Zeitspanne, auf
die nur sehr wenige Führungskräfte
in der Daimler AG zurückblicken
können“, würdigte Gerd Hewing, Direktor der Mercedes-Benz
Niederlassung Dortmund, den
scheidenden Kollegen. Zahlreiche
Investitionen im Gesamtwert von
über 20 Millionen Euro wurden
während der „Amtszeit“ von Siegfried Brodbeck in der Niederlassung
Dortmund getätigt. Ehrenamtlich
engagierte sich Brodbeck viele
Jahre im IHK-Ausbildungsausschuss.
IHK-Hauptgeschäftsführer Reinhard
Schulz dankte Brodbeck und verlieh
ihm die Ehrenurkunde der IHK.
Nachfolger ist Michael Fuchs.
Beilagen – bitte beachten.
Einem Teil dieser Ausgabe liegen
Beilagen folgender Firmen bei:
GAFÖG GmbH, Dortmund
„Bestager“ über 50
KlangVokal, Dortmund
Musikfestival
Wortmann AG, Hülsdorf
terra (IT)
Interesse? Diese 20g Beilage kostet
Firmen aus dem Kammerbezirk pro
Tausend nur 100,68 € zzgl. MwSt.
Gebr. Lensing GmbH & Co. KG
Anzeigenservice Fachzeitschriften
Telefon 0231 9059 6420
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GASTBEITRAG
Wirtschaft will Potenzial
der Flüchtlinge nutzen
D
ie deutsche Wirtschaft fordert
rasche
Gesetzesänderungen,
um ausländischen Fachkräften
den Weg in den hiesigen Arbeitsmarkt
zu erleichtern. Zwar strömen derzeit
so viele Zuwanderer nach Deutschland wie seit 20 Jahren nicht mehr:
Im vergangenen Jahr wurde knapp
eine halbe Million Migranten registriert. Doch die meisten Menschen aus
Nicht-EU-Ländern kommen nicht als
Arbeitsmigranten, sondern als Flüchtlinge oder im Rahmen des Familienzuzugs. Der Deutsche Industrie- und
Handelskammertag (DIHK) hat jetzt
eine Liste mit Reformvorschlägen vorgelegt, die vor allem darauf abzielen,
das Potenzial der Flüchtlinge in Zukunft besser zu nutzen.
Mit Blick auf die wachsende Fachkräftelücke regt der DIHK an, frühzeitig die Qualifikation von Asylbewerbern festzustellen. Wer über einen gesuchten Berufsabschluss etwa
als Techniker, Ingenieur oder Handwerker verfügt, sollte nicht nur Unterstützung bei der formalen Anerkennung seines Berufsabschlusses erhalten, sondern auch problemlos in den
Status eines Arbeitsmigranten wechseln. Derzeit müssen Flüchtlinge für
einen solchen Statuswechsel in der
Regel zunächst ausreisen, wovor viele
Betroffene sich scheuen. Der stellvertretende
DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks ist sich sicher, dass
sich mit einer solchen Lockerung in
Zukunft verhindern ließe, „dass Menschen mit gesuchten Qualifikationen
im Asylverfahren stecken bleiben, obwohl sie in Deutschland als Fachkräfte gebraucht werden“. Da die Unternehmen immer größere Probleme haben, alle ihre Lehrstellen zu besetzen,
plädiert der DIHK außerdem für großzügigere Aufenthaltsregeln für ausländische Azubis. So sollten geduldete Flüchtlinge, die hier eine Lehre anfangen, für die meist dreijährige Ausbildungszeit und zwei weitere Jahre
hier bleiben dürfen. Auch ausländische Studienabbrecher sollten künftig
»Wer gegen Flüchtlinge
demonstriert, gefährdet
seine Rente.«
Dr. Achim Dercks, stellvertretender
DIHK-Hauptgeschäftsführer
in Deutschland bleiben dürfen, wenn
sie hier eine Ausbildungsstelle finden.
Mit seinem Forderungskatalog
schaltet sich der Verband in die aktuelle politische Diskussion um ein neues Zuwanderungsgesetz ein. Während
Grüne, FDP und die SPD für ein Punktesystem nach kanadischen Vorbild
eintreten, gibt es in der Union Befürworter und Gegner. Der Wirtschaftsflügel und die Jüngeren in der Union halten aus demografischen Gründen ein attraktiveres Zuwanderungsrecht für unabdingbar. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und
Fraktionschef Volker Kauder sträuben sich gegen eine solche Reform,
da sie die derzeitigen Regelungen für
ausreichend halten. Auch DIHK-Vize Dercks warnt davor, sich in Grundsatzdebatten zu verlieren. Deutschland habe sein Zuwanderungsrecht
in den vergangenen Jahren beispielsweise mit der 2012 eingeführten Blue
Card deutlich verbessert. Nötig seien
deshalb nur graduelle Veränderungen. Deutlich zu hoch ist nach Ansicht
der Wirtschaft die Gehaltsschwelle,
die für Hochqualifizierte derzeit bei
48.400 Euro liegt. Der DIHK plädiert
für eine Absenkung auf 40.000 Euro. Auch die in letzten Jahren gestiegene Zahl ausländischer Studenten ist
aus Sicht der Unternehmen ein interessantes Fachkräftereservoir, das besser genutzt werden müsse. So sollten
Hochschulabsolventen, die einen ihrer Qualifikation entsprechenden Job
finden, sofort eine dauerhafte Niederlassungserlaubnis bekommen.
Um im internationalen Wettbewerb um Talente in Zukunft gegenüber klassischen Einwanderungsländern wie USA oder Kanada noch
besser zu werden, müsse Deutschland aber auch sein Image verbessern und im Ausland noch intensiver und gezielter um Fachkräfte, Azubis und Studenten werben. Deutschland gelte aufgrund seiner jahrzehntelang betriebenen Abschottungspolitik international noch immer nicht als
ein Land, dass Zuwanderer willkommen heiße. Und Vorfälle wie etwa der
jüngste Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Sachsen-Anhalt würden
im Ausland aufmerksam registriert
und seien abschreckend, das Gleiche
gelte für die Pegida-Bewegung, sagte Dercks: „Wer gegen Flüchtlinge demonstriert, gefährdet seine Rente.“
© Die Welt vom 10.04.2015, Autorin: Dorothea Siems
Berliner Erklärung
› Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) haben die Berliner
Erklärung veröffentlicht. Darin erläutern sie Vorschläge zur gelungenen Integration ausländischer
Fachkräfte und fordern mehr Toleranz gegenüber dem Schicksal von
Flüchtlingen aus Krisenregionen. Die
Berliner Erklärung finden Sie auch
auf der Homepage der IHK zu Dortmund: www.dortmund.ihk24.de
Ruhr Wirtschaft April 2015
45
Gute Bezahlung,
und sonst so?
Wenn die passenden Fachkräfte fehlen, versuchen
Unternehmen mit Employer Branding, sich neu zu positionieren.
Die ersten Schritte dazu sind gar nicht schwer.
46
Ruhr Wirtschaft April 2015
SONDERTHEMA PERSONALWESEN: ARBEITSRECHT · ZEITARBEIT · SICHERHEIT
W
ie machen sich Unternehmen zu attraktiven Arbeitgebern? Wie gewinnen sie neue Mitarbeiter
und binden dauerhaft ihre Fachkräfte? Antworten auf diese Fragen gab
es beim 3. IHK-Forum Personalentwicklung im März. Im Forum diskutierten Führungskräfte, Personalleiter
und Mitarbeiter, die sich um Personalentwicklung, Aus- und Weiterbildung
kümmern. Einer der Referenten war
Christoph Hauke. Der Employer-Branding-Experte beschrieb fünf Schritte zum attraktiven Arbeitgeber. Seine
Vorgehensweise in Kurzform:
Wen möchten Sie erreichen?
Zuerst bestimmen Sie die Zielgruppen, die sie als Mitarbeiter gewinnen
oder binden möchten. Sind es Praktikanten, Auszubildende, Young Professional, Berufserfahrene, Spezialisten?
Und Sie benötigen eine klare Vorstellung von den Erwartungen, die diese
Mitarbeiter an Arbeitgeber haben.
Was sind Ihre Arbeitgeberstärken?
Dann machen Sie sich ein Bild von Ihrem Unternehmens- und Ihrem Arbeitgeberimage. Was denken die Mitarbeiter und potenzielle Kandidaten von
Ihrem Unternehmen? Anschließend
stellen Sie Ihre Unternehmensstärken
in den vier wichtigsten AttraktivitätsKategorien zusammen: Image & Ansehen, Jobeigenschaften, Karriere & Vergütung und Mensch & Kultur.
Welche Arbeitgeberstärken
hat der Wettbewerb?
Diese Analyse führen Sie für Ihre
stärksten Wettbewerber im Arbeitsmarkt durch. Greifen Sie auf Daten
und Informationen zurück, die Sie von
den eigenen Mitarbeitern und von Bewerbern bekommen oder die Sie im
Internet finden. In welchen Attraktivitäts-Kategorien unterscheiden sich
Wettbewerber von Ihrem Unternehmen?
Was macht Ihr Unternehmen
einzigartig?
Im Matching leiten Sie nun ab, in welchen Attraktivitäts-Kategorien Ihr Unternehmen am besten die Erwartungen der Kandidaten und Mitarbeiter
erfüllt und in welchen Kriterien sich
Ihr Unternehmen besonders vom Wettbewerb abhebt. So erkennen Sie Ihre
besondere Attraktivität als Arbeitgeber und die Einzigartigkeit Ihres Unternehmens. Und daraus lässt sich eine
Employer-Branding-Strategie ableiten.
Wie kommunizieren Sie Ihre
Einzigartigkeit?
Nun gilt es, die Arbeitgeber-Attraktivität zielgruppen- und generationengerecht zu kommunizieren. In Ihrer
Roadmap zur Umsetzung konzentrieren Sie sich zunächst auf die eigene
Karriere-Website, denn dort wird zuerst draufgeschaut. Dann bringen Sie
Ihre Offline-Veröffentlichungen auf
den aktuellen Stand. Am Schluss kommen die anderen Kanäle dran. Ob Sie
Facebook & Co. nutzen, hängt davon
ab, ob Sie diese Kanäle regelmäßig bedienen – und zum Beispiel auf Anfragen in Echtzeit reagieren können.
Was wäre für diese Unternehmen
der konsequente nächste Schritt?
Es geht darum, die eigenen Stärken
zu kommunizieren, denn die sind den
Kandidaten wichtig. Bloß, ihrer eigenen Stärken sind sich Geschäftsführung und Personaler oft selbst nicht
bewusst. Da hilft der Blick von außen
auf das Unternehmen, um differenziert herauszuarbeiten: Bei welchen
Attraktivitäts-Kategorien kann man
punkten?
Bei dieser Art des Employer
Brandings zählt auch der Unternehmens-Standort. Was könnte
ein Dortmunder Unternehmen
für sich in Anspruch nehmen und
hervorheben?
Da zählen selbstbewusste Argumente:
Was haben wir zu bieten? Für Dortmund sprechen zum Beispiel die gute
Infrastruktur mit dichtem Autobahnnetz, ÖPNV und nahegelegene Flughäfen. Dazu kommen ein großes kulturelles Angebot und natürlich der
Bundesligafußball. Solche Punkte gehören auf die Karriere-Website einer
hiesigen Firma.
Drei Fragen an
Christoph Hauke
(Employer Branding-Experte)
Früher kamen auf jede Stelle viele
Bewerber, heute müssen sich Unternehmen nach den richtigen Mitarbeitern strecken. Wie weit ist dieser
Sinneswandel angekommen?
Die bekannten Dax-Unternehmen und
Konsumenten-Marken haben weiterhin kaum Probleme, an qualifizierte
Mitarbeiter zu kommen. Betroffen sind
eher unbekannte, sehr spezialisierte
oder kleine Firmen. Die müssen zeigen,
was sie zu bieten haben. Und die meisten haben zwar das Problem erkannt,
geben sich aber damit zufrieden, ihre
Stellenanzeigen „aufzuhübschen“.
Christoph Hauke, Employer BrandingExperte, 3Gen Worx.
Foto: Hauke
Ruhr Wirtschaft April 2015
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SONDERTHEMA PERSONALWESEN: ARBEITSRECHT · ZEITARBEIT · SICHERHEIT
Gleich oder
ungleich?
Neue Regelungen für die Zeitarbeit: Dort soll künftig die gleiche
Bezahlung gelten wie für die Stammbelegschaft (Equal Pay).
T
homas Hetz, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister,
kritisiert den unerwünschten Eingriff
in die Tarifautonomie und fürchtet
neuen Bürokratielasten.
Herr Hetz, die Vorhaben
der Großen Koalition für
die Zeitarbeit stehen auf
der politischen Agenda,
zum Beispiel Equal Pay
nach neun Monaten. Was
kritisieren Sie daran?
Thomas Hetz
Dass unsere Branche daFoto: BAP
mit nicht einverstanden
sein kann, ist sicherlich für alle nachvollziehbar. Schließlich haben wir ein
fein austariertes tarifliches Branchenzuschlagssystem, das an Equal Pay heranführt. Dieses würde mit einem gesetzlichen Equal Pay außer Kraft gesetzt und so würde in erheblichem
Maße in die Tarifautonomie eingegriffen. Neben dieser negativen Auswir-
kung für die Zeitarbeit würden aber
auch der gesamten deutschen Wirtschaft weitere spürbare Bürokratielasten aufgebürdet.
Warum belastet gesetzliches Equal
Pay die Unternehmen? Die Regelung
gilt doch nur für die Zeitarbeit.
Diese Schlussfolgerung ist leider
falsch. Die geplante Regelung wird die
Kundenunternehmen mit einem deutlich gestiegenen Verwaltungsaufwand
belasten: In jedem Einzelfall muss im
Kundenbetrieb der sogenannte vergleichbare Stammmitarbeiter ermittelt werden, wobei Geschlecht, Alter,
Berufsausbildung und -erfahrung zu
berücksichtigen sind. Weiterhin wäre der Kundenbetrieb zur Offenlegung seiner Gehaltsstruktur verpflichtet. Zu bürokratischen Schwierigkeiten führt auch die Tatsache, dass diesen Auskunftsanspruch nicht das Zeitarbeitsunternehmen hat, das den Zeitarbeitnehmer entlohnt, sondern nur
der Zeitarbeitnehmer selbst. Hinzu kommt, dass es teilweise bei Unternehmen viele Hundert Entgeltbestandteile gibt – daraus Equal Pay zu
bestimmen, wird eine Herkulesaufgabe. Eines ist gewiss: In vielen Fällen
werden Arbeitsgerichte klären müssen, ob wirklich Equal Pay gezahlt
wurde, und dann liegt die Nachweispflicht bei den Kundenunternehmen.
Und was passiert eigentlich, wenn es
keine vergleichbaren Stammmitarbeiter gibt, an denen sich Personaldienstleister und Kunde für Equal Pay orientieren können? Was uns aber besonders schreckt, sind zusätzliche Bürokratie und Rechtsunsicherheit. Noch
mehr Bürokratielasten durch Regelungen für die Zeitarbeit wären auf alle Fälle ein fatales Signal für die deutschen Unternehmen, die mit den Mindestlohn-Dokumentationspflichten
ohnehin zu kämpfen haben. Zumal die
Sozialpartner der Zeitarbeit es ja geschafft haben, tarifliche Regelungen
für Equal Pay in Form der Branchenzuschlagstarifverträge selbst festzulegen. Mit Inkrafttreten dieser Tarifverträge wurde der Großteil von Entgeltdifferenzen beseitigt.
Welche Vorteile haben die Branchenzuschläge gegenüber Equal Pay?
Bei Anwendung des Tarifvertrags der
Zeitarbeit hat man den Grundlohn,
zu dem die Branchenzuschläge addiert werden. Das ist für alle Beteiligten transparent und hat zudem den
Vorteil, dass der Arbeitnehmer von
9. Private Equity-Konferenz NRW präsentiert
Finanzierungslösungen mit Venture Capital im Life Sciences-Bereich
48
Die Lebenswissenschaften weisen ein hohes Innovationspotential auf
und sind ein wichtiger Leitmarkt für Nordrhein-Westfalen. Hier werden
Lösungsansätze für globale Herausforderungen wie die Bekämpfung von
Epidemien, die Sicherung der weltweiten Ernährung oder der Schutz der
Artenvielfalt entwickelt. Doch trotz ihrer Eigenschaft als Innovationsund Wachstumsmotor leidet Life Sciences als Zukunftsbranche an einem
Mangel an Risikokapital, der ihr Potential beschränkt.
Ziel der Konferenz ist, Investoren und Kapitalsuchende zusammenzubringen und Nordrhein-Westfalen als Life Sciences-Standort bekannt zu
machen. Ergänzend präsentieren junge und innovative Unternehmen ihre
Geschäftsvorhaben auf einem Marktplatz für Beteiligungskapital.
Dieses Thema greift die diesjährige Private Equity-Konferenz am
11. Mai 2015 auf, zu der die NRW.BANK gemeinsam mit dem Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V. (BVK) und dem
Private Equity Forum NRW e.V. nach Düsseldorf einlädt. Unter dem Titel
„Life Sciences – Wachstumsmotor in NRW“ werden hier Finanzierungsmöglichkeiten von Innovationen in diesem Markt vorgestellt. Schirmherr
der Veranstaltung ist NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin.
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Ruhr Wirtschaft April 2015
Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung erhalten
Sie unter http://www.nrwbank.de/pekonferenz
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Uhr
PERSONAL-FACHMANN
Anfang an weiß, was er verdient. Bei
gesetzlichem Equal Pay muss der Zeitarbeitnehmer damit rechnen, dass
sich seine Lohnhöhe bei jedem neuen Einsatz ändert. In den letzten Jahren hat sich in der Zeitarbeit, was die
Lohnhöhen angeht, sehr viel getan.
So konnte unsere Branche in den Jahren 2009 bis 2012 die Löhne um bis zu
20 Prozent steigern, und im Zeitraum
2014 bis 2016 steigen die Löhne erneut
im Westen um rund zehn Prozent und
im Osten um rund 13,4 Prozent – ohne
die Branchenzuschläge einzurechnen.
Das beweist, dass die Lohnhöhe in der
Zeitarbeit nun wirklich nicht das Problem ist und die Sozialpartner in der
Lage sind, die Rahmenbedingungen
für die Branche selbst zu regeln.
Dortmunder Stimme
Von neuen gesetzlichen Lohnregeln
wären auch viele Unternehmen aus
der Region betroffen. Dabei sei Equal
Pay faktisch bereits umgesetzt, berichtet Günter Jabs, Geschäftsführender Gesellschafter der GJ Dienstleistungen GmbH aus Dortmund.
Herr Jabs, welche
Auswirkungen
hat Equal Pay
konkret für Ihr
Unternehmen?
Dienstleistungsunternehmen wie
Günter Jabs
die GJ DienstleisFoto: GJ
tungen
GmbH
sind besonders auf Kooperation und
faire Umgangsformen angewiesen. Sie
sorgen für die Qualität der Leistungserbringung und nachhaltiges Wachstum. Eine Vernachlässigung des Equal
Pay schafft dauerhaft eine zu hohe
Mitarbeiterfluktuation und damit verbunden Qualitätsverluste und vermeidbare Kosten. Daher gibt es bei uns
keine unterschiedliche Vergütung von
Frauen und Männern.
Gilt das auch für Mitarbeiter in der
Arbeitnehmerüberlassung?
Equal Pay im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung ist in der Gebäudereinigung schon seit Jahren tarifvertraglich geregelt. An Dritte überlassene Reinigungskräfte erhalten grundsätzlich immer den gleichen Lohn
wie Reinigungskräfte im Rahmen von
Werkverträgen oder die Stammbelegschaft. Da die Gebäudereiniger schon
seit Jahren den Regelungen zum
tariflichen Mindestlohn unterliegen,
ist ohnehin im gewerblichen Bereich
Equal Pay faktisch umgesetzt und gelebte Realität.
Wo sehen Sie Handlungsbedarf
auf politischer Ebene?
Der zunehmende Fachkräftemangel verlangt den Unternehmen eine
marktübliche Entlohnung ihrer Mitarbeiter geradezu ab. Insoweit ist der
Politik anzuraten, sich weitgehend aus
der Regulierung dieses Sachverhaltes
herauszuhalten. Der Markt regelt das
in diesem Falle ohne Einwirkung der
Politik besser als jedes andere Instrument.
Zum Unternehmen
› GJ Dienstleistungen GmbH ist seit
mehr als 30 Jahren am Markt. Der
Innungs-Fachbetrieb mit aktuell 500
Mitarbeitern kümmert sich um die
Bereiche Sauberkeit und Sicherheit
und verfügt über eine unbefristete
Genehmigung zur gewerblichen Arbeitnehmerüberlassung.
› Zu den Kunden zählen Industrie,
Handel, öffentliche Verwaltung und
das Gesundheits- und Sozialwesen.
› Das Unternehmen ist nach DIN EN
ISO 9001:2008 und DIN EN ISO
14001:2009 zertifiziert und befindet
sich derzeit im Zertifizierungsprozess für die Arbeitsschutznorm OHSAS 18001.
Rentner im (Un-)ruhestand, im früheren Leben langjähriger Leiter
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Ruhr Wirtschaft April 2015
49
Bleiben Positionen unbesetzt, leiden Wettbewerbsfähigkeit und Schlagkraft von Unternehmen.
Foto: Fotolia, Zhu Difeng
Aus Leistungsträgersicht
Ohne aufwendige Recruiting-Maßnahmen bleibt die Personalsuche für KMUs erfolglos.
Wem klassisches Headhunting zu teuer ist, hat eine zugkräftige Alternative.
G
erade für kleine und mittenständische Unternehmen gestaltet sich die
Suche nach Fachkräften schwierig.
Ob nun der demografische Wandel
schuld ist oder die üppigen HR- und Marketing-Budgets der großen Markennamen – der
Mittelstand beklagt die geringe Zahl passender Bewerbungen auf Jobinserate. Das Rennen um die begehrten High Potentials machen schnell entschlossene Unternehmen
mit effizienten Recruiting-Prozessen – die
Big Player, die dank spezialisierter und gut
ausgestatteter HR-Abteilungen die Nase vorn
haben.
„Diesen Teufelskreis durchbrechen wir“,
sagt Rita Seidel, Inhaberin der rise Personalberatung aus Königswinter bei Bonn. Gerade der Mittelstand hat als Arbeitgeber viel zu
bieten – wertschätzendes Miteinander und
Hand-in-Hand-Arbeiten – genau das suchen
wechselbereite Fachkräfte. Aber sie finden
nur Stellenanzeigen mit kaum differenzierten Botschaften.
„Wir dagegen sehen Unternehmen durch
die Mitarbeiterbrille“, erläutert Seidel ihren Ansatz, „mit den Augen von Leistungsträgern. Diese Botschaften tragen wir zu unseren Kandidaten: Über Gründungsidee,
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*zum Beispiel:
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50
Ruhr Wirtschaft April 2015
SONDERTHEMA PERSONALWESEN: ARBEITSRECHT · ZEITARBEIT · SICHERHEIT
Geschichte und die üblichen Kennzahlen hinaus kennen wir alltägliche Erfolgsgeschichten, wissen Bescheid über Formelles und Informelles – sei es Kleiderordnung, Rituale, Arbeitszeit- und Home-Office-Regelung
oder Weiterbildungswege.“ Oft prägen Kleinigkeiten und Hintergründe das Miteinander
und vermitteln den Kandidaten ein Bild davon, wie Mensch und Firma zueinander passen. Dazu gehören Dinge, die Beruf und Alltag verbinden: Entfernungen zu Haltestellen,
Einkaufs- und Sportmöglichkeiten oder auch
die Lage der nächsten Kita.
Klingt das nicht wie ein Employer Branding der anderen Art? „Genau das ist es“,
sagt Rita Seidel. „Statt klassische Headhunter sind wir Dienstleister in der MitarbeiterGewinnung. Den Begriff Mitarbeiter-Gewinnung nehmen wir wörtlich. Wir werben mit
authentischen Merkmalen für die Unternehmen unserer Mandanten.“ Von den Fachkräften wiederum wird rise als unabhängige
dritte Stimme im Recruiting-Prozess wahrgenommen. Diese Glaubhaftigkeit erreicht
mehr als Unternehmen mit HD-Imagefilmen
oder Selbstaussagen über ihre Qualitäten.
Authentizität wirkt
Gerade für Leistungsträger zählen nicht das
regelmäßige Obstkörbchen oder ein hippes
Interior-Design, sondern die Eigenschaften
eines Unternehmens, die es erlauben, mit guten Leistungen auf dem persönlichen Karriereweg voran zu kommen und so erfolgreich
und zufrieden zu werden. „Diese High Potentials greifen unser Angebot eines auf ihre Karriereziele fokussierten Interviews gerne auf“,
sagt Rita Seidel. „Wir hinterfragen Erreichtes,
wollen mehr wissen über Erfolge und über
das, was aus einem Scheitern gelernt wurde.
Wir leiten daraus eine Entwicklungsstrategie
für den Einzelnen ab. Passt dieses Bild mit der
Vakanz unseres Mandanten zusammen und
harmonieren beide auf der Werteebene, stellen wir den Kandidaten vor.“
Persönliche Bindung
Um identifizierte High Potentials zu gewinnen, werden überzeugende Arbeitgeber-Botschaften eingesetzt. „Dieses Employer Branding wirkt nicht in der breiten Masse, sondern in der individualisierten Kommunikation“, so Seidel weiter. Bei dieser Direktansprache stehen nicht mehr einzelne Stellenprofile suchender Unternehmen im Mittelpunkt, sondern die Karriereziele von High
Potentials.
Seidel ist sich sicher: Employer Branding
und Social Media als Strategien im Recruiting funktionieren. Aber vor allem anderen
muss eine intensive persönliche Bindung herbeigeführt werden. Sie entsteht, wenn beide
Seiten den Wert der jeweilig anderen frühzeitig erkennen und verinnerlichen, eine kulturelle Übereinstimmung entdecken können.
„Wir haben hier einen Weg, Mitarbeiter für
unsere Kunden zu gewinnen, der nicht nur
effizienter und schneller ist, sondern auch zu
Preisen funktioniert, die man bestenfalls von
der Schaltung einer einzelnen Stellenanzeige
kennt“, sagt Rita Seidel. „Das Headhunting,
wie es seit über 30 Jahren von vielen Personalberatern fast unverändert betrieben wird,
kann mit diesem Angebot im KMU-Segment
weder preislich noch in der Wirkung konkurrieren.“
»Der Mittelstand kann
als Arbeitgeber viel
bieten. Differenzierte Einblicke in den
Arbeitsalltag überzeugen die Kandidaten.
So wird Recruiting
zur MitarbeiterGewinnung.«
Rita Seidel, Inhaberin
rise Personalberatung.
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Ruhr Wirtschaft April 2015
51
Der demografische Wandel, die Digitalisierung und weitere Faktoren verändern die Arbeitswelt.
Foto: pa
Die Macht der Mitarbeiter
Der demografische Wandel und die sinnsuchende Generation Y fordern die Unternehmen heraus.
Die Unternehmenskultur wird künftig zum schlagenden Erfolgsfaktor.
D
as Verhältnis zwischen Arbeitgeber und -nehmer ändert sich
– das zeigt Deloittes „HR Trend
Survey 2015“. Durch die Digitalisierung verschwinden die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben, da die
Arbeit von überall zu jeder Zeit ausgeübt werden kann. Die hohe Informationsverfügbarkeit in sozialen Netzwerken macht Firmen transparent. Mit
diesem Wissen haben Mitarbeiter und
Bewerber höhere Erwartungen an ihren Arbeitgeber. Das Machtverhältnis
verschiebt sich vom Arbeitgeber zum
Arbeitnehmer, der um Partner oder
Kunden wird.
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten sind zudem künftig Vertreter der
Generation Y, die ihren Arbeitgeber
besonders kritisch auswählt. Die gesellschaftlichen und sozialen Aktivitäten eines Unternehmens werden damit wichtiger: Bereits 50 Prozent der
befragten Geschäftsführer und HRLeiter schätzen dieses Engagement als
sehr wichtig ein (im Vorjahr 26 Prozent).
CSR-Projekte vorantreiben
„Weiche Faktoren wie die Unternehmenskultur nehmen eine immer größere Rolle ein. Mitarbeiter und Bewerber erwarten von Firmen, dass sie
sich für soziale Themen einsetzen und
diese mitgestalten“, sagt Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff von Deloitte. „Dabei
reicht es nicht aus, solche Inhalte zu
artikulieren, sondern Corporate-Re-
sponsibility-Projekte voranzutreiben
und Erfolge vorweisen zu können.“
Der demografische Wandel verändert die Mitarbeiterstruktur: Es gibt
gleichzeitig mehr jüngere und ältere
Beschäftigte. Sämtliche Altersgruppen sind mobiler und autonomer, wodurch die Arbeitszeitmodelle flexibler
und der Arbeitsplatz mobiler werden
müssen. Die Teams in einer Firma sind
stark gemischt und Mitarbeiter zeigen
verstärkt eine 24/7-Mentalität, die
Grenzen zwischen Job und Freizeit
verschmelzen. Gleichzeitig erwarten
Mitarbeiter individuelle Karrierepfade. Teammitglieder mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen
müssen integriert werden.
Studie zum Download: http://ots.de/2Hugi
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52
Ruhr Wirtschaft April 2015
SONDERTHEMA PERSONALWESEN: ARBEITSRECHT · ZEITARBEIT · SICHERHEIT
Zeitbombe
Sozialkompetenz
PERSONALDIENSTLEISTUNGEN
Unsere
Kandidaten
sind Ihre
Bestbesetzung
Die fachliche Eignung eines Bewerbers ist im Recruiting schnell
festgestellt. Die Sozialkompetenz dagegen nicht. Dabei können
personelle Fehlentscheidungen richtig teuer sein.
A
uf der einen Seite gibt es Millionen von Arbeitssuchenden und
auf der anderen Seite fehlen
talentierte und engagierte Mitarbeiter, die in der Lage sind, sich den gegenwärtigen beruflichen als auch zwischenmenschlichen Herausforderungen zu stellen. Unternehmer investieren viel Zeit und Geld, um solche Mitarbeiter zu identifizieren. Denn sie
wissen, wie wertvoll ein passender
Mitarbeiter für das Unternehmen ist.
Die Fachkompetenz des künftigen Mitarbeiters lässt sich zum einen
durch diverse Methoden im Recruiting-Prozess relativ zutreffend ermitteln. Zum anderen sind sich die Unternehmer einig, dass sich Wissenslücken auch gut im Unternehmen schließen lassen. Bei der Sozialkompetenz
ist das anders. Meist lässt sie sich erst
nach Monaten bestimmen. Dann ist es
umso schwerer und kostenintensiver,
sich von einem nicht passenden Mitarbeiter zu trennen.
Faktor zwölf
Wie wichtig die richtige Personalauswahl ist, zeigt sich in den Konsequenzen. Fehlentscheidungen können sehr
teuer werden, denn jede Stellenbesetzung, ob intern oder extern, verursacht Kosten, die entweder als gute
Investition oder als Verlust in den Büchern erscheinen. So schätzen Personal-Experten die Kosten für die Neubesetzung eines Arbeitsplatzes auf 20
bis 300 Prozent eines Jahresgehalts
und sprechen in diesem Zuge von dem
„Faktor zwölf“. Das heißt, mit jeder
Fehlbesetzung entspricht der monetäre Verlust dem zwölffachen des Jahresgehaltes des entsprechenden Mitarbeiters, hochgerechnet auf den Zeitraum, den der Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt war.
Zu diesem brisanten Thema
forschte Anna Wiens (TU Dortmund)
für ihre empirische Bachelorarbeit
„Bewertung der Sozialkompetenz von
Bewerbern im Personalrecruiting“.
Gemeinsam mit dem in Unna ansässigen Unternehmen Sellmann und
Eimer Personal GmbH & Co. KG vertiefte Anna Wiens die Ergebnisse ihrer Bachelorarbeit in einer weiteren
Studie Anfang 2015: Welche Bedeutung hat die Sozialkompetenz eines
Bewerbers? Wie identifiziere und bewerte ich die Sozialfähigkeiten? Welche Auswirkungen hat eine Fehlbesetzung für das Unternehmen?
Die Ergebnisse der Studie werden ab Ende April in einer vom Wirtschaftspsychologen Björn Begemann
moderierten Workshop-Reihe im
Hause Sellmann und Eimer Personal
präsentiert. Termine sind: 29. April
2015 – Bedeutung der Sozialkompetenz in der Personalauswahl und 11.
Juni 2015 – Sozialkompetenz messen
und ermitteln. Anmeldung und Infos:
E-Mail: [email protected] oder
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„Mitarbeiter werden nach fachlicher
Kompetenz eingestellt – und wegen
Problemen im Sozialverhalten wieder
entlassen“, sagt
Angelika Sellmann,
Sellmann und Eimer
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Grafik: S&E
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Ruhr Wirtschaft April 2015
53
Der neue Dortmunder Standort von Amadeus FiRe und Manuel Schmitz, Area Manager des Personaldienstleisters.
Fotos: Amadeus FiRe
Rekrutierungswege zum Erfolg
Neue Mitarbeiter finden in Zeiten des Fachkräftemangels? Manuel Schmitz vom Personaldienstleister
Amadeus FiRe kennt die Situation der Unternehmen und die besten Rekrutierungswege.
VON YVONNE RASSBACH
»Bewerber müssen
im Vorstellungsgespräch auf fachliche
und persönliche
Fähigkeiten geprüft
werden. Das erfordert viel Spezialwissen.«
Manuel Schmitz,
Amadeus FiRe
Herr Schmitz, Sie und Ihr Team rekrutieren
beim Personaldienstleister Amadeus FiRe
tagtäglich Bewerber aus dem kaufmännischen und dem IT-Bereich. Onlinekanäle
spielen dabei mitunter die größte Rolle.
Was machen Sie, um im Netz erfolgreich
Bewerber zu akquirieren?
Wir wissen, dass rund drei Viertel der Jobsuchenden in erster Linie Online-Stellenbörsen
nutzen. Daher sind wir auf Jobportalen wie
Stepstone und Monster sehr präsent. In Zeiten des Fachkräftemangels verlassen wir uns
nicht allein darauf, dass Bewerber über klassische Stellenanzeigen zu uns finden. Da Google eine zentrale Rolle bei der Jobsuche spielt,
sorgen wir auch dafür, dass bei der Suche eines Bewerbers Amadeus FiRe in den Suchergebnissen höchstmöglich gelistet wird. Zudem sind wir aktiv auf den Karrierenetzwer-
Wir gewinnen Mitarbeiter.
Für den Mittelstand.
Erfolgreiche Unternehmen haben begeisterte Mitarbeiter, Begeisterung steckt
an. Weil alltäglich gelebte Unternehmensphilosophie der Nährboden dieser
Begeisterung ist, machen wir sie sichtbar: Recruiting war gestern.
Wir gewinnen Mitarbeiter. Und Sie den War for Talents.
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54
Ruhr Wirtschaft April 2015
ken wie beispielsweise Xing oder LinkedIn
unterwegs, um geeignete Bewerber zu finden.
Welche Rekrutierungschancen gibt es
außerhalb des Internets?
Viele Arbeitnehmer vertrauen bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers auf persönliche Empfehlungen. Diesen Rekrutierungsweg machen wir uns zu eigen. Etwa 15 Prozent unserer Kandidaten haben sich aufgrund einer
Empfehlung bei uns beworben. Dieser Wert
liegt laut einer unabhängigen Studie von Lündendonk deutlich über dem Branchendurchschnitt der Personaldienstleister mit knapp
zehn Prozent. Unsere Zeitarbeitnehmer und
in eine Festanstellung vermittelte Kandidaten sind hierbei authentische Botschafter für
Amadeus FiRe. Sie teilen ihre Motivation und
Begeisterung öffentlich und innerhalb ihres
SONDERTHEMA PERSONALWESEN: ARBEITSRECHT · ZEITARBEIT · SICHERHEIT
privaten Netzwerks. Des Weiteren arbeiten
wir eng mit den Ansprechpartnern der lokalen Arbeitsagenturen zusammen.
Welche Vorteile sehen Sie für Unternehmen, mit Personaldienstleistern zusammenzuarbeiten?
Wir besitzen als Personaldienstleister optimale Möglichkeiten, weil wir tagtäglich Kandidaten interviewen und dadurch unser weitreichendes Netzwerk aus qualifizierten Fachund Führungskräften ausbauen. Für Unternehmen wird die Rekrutierung immer anspruchsvoller. Stellenanzeigen beispielsweise
müssen inhaltlich optimiert sein – das fängt
bereits beim Titel an –, damit sie bestmöglich von passgenauen Bewerbern gefunden
werden. Letztendlich müssen aber auch die
Bewerber im Vorstellungsgespräch sehr genau auf fachliche und persönliche Fähigkeiten geprüft werden. Das erfordert viel Spezialwissen. Wir besitzen durch unseren Fokus
auf den kaufmännischen und IT-Bereich die
richtige Expertise, um optimal rekrutieren zu
können. Für Personalreferenten, die Positionen jeglicher Unternehmensbereiche besetzen müssen, sind daher spezialisierte Personaldienstleister von Vorteil. Wir kennen zudem den regionalen Arbeitsmarkt sehr genau
und sind im Dortmunder Raum bereits durch
unsere Niederlassung in Essen gut vernetzt.
Seit April haben wir unsere Standorte erweitert und auch in Dortmund eine Niederlassung eröffnet. Durch unsere Präsenz vor Ort
sind wir noch schneller bei den Unternehmen
im Dortmunder Raum, wenn Bedarf an spezialisierter Zeitarbeit, Personalvermittlung
oder Interim Management vorhanden ist.
In Hessen wird am
besten gezahlt
Wie viel Gehalt Fachkräfte in den einzelnen
Berufen und Regionen erwarten können,
zeigt der neue StepStone Gehaltsreport. Einige Highlights aus der Studie: Ärzte bleiben
Deutschlands Topverdiener: Mit rund 63.500
Euro durchschnittlichem Bruttojahresgehalt
sind Ärzte immer noch Deutschlands TopVerdiener. Am zweitbesten verdienen ITFachleute (56.332 Euro), gefolgt von Juristen (56.315 Euro) und Ingenieuren (55.908
Euro). Zum dritten Mal in Folge rangiert das
Bundesland Hessen auf Platz eins der TopGehälter. Auf Platz zwei und drei: Bayern und
Baden-Württemberg. Von der Schlussposition aus dem vergangenen Jahr verdrängt wird
Mecklenburg-Vorpommern – durch SachsenAnhalt.
Der Report zum Download:
Neue Aufträge
in Mittel- und Osteuropa
dank der Messe Brünn?
Ein guter Grund zum Feiern.
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Ruhr Wirtschaft April 2015
55
Weltweit entwickeln Unternehmenszentralen ihre Rolle weiter.
Foto: pa
Frage nach dem Wertbeitrag
Unternehmenszentralen müssen ihre Existenzberechtigung nachweisen:
Ihre Fähigkeiten entscheiden über den Wertbeitrag der Corporate Headquarters.
I
n global agierenden Unternehmen
geraten Firmenzentralen immer
stärker unter Druck: Sie müssen ihre Existenz gegenüber den operativen
Einheiten rechtfertigen und zeigen,
inwieweit sie mit ihren Funktionen
zur Gesamtleistung beitragen. Außerdem stehen Headquarter vor neuen
Herausforderungen wie der zunehmenden Komplexität der Märkte und
dem immer stärkeren Wettbewerb.
Um sich im Gesamtkonzern als
echter Werttreiber zu etablieren, sollten Firmenzentralen daher künftig
flexibler und agiler werden, neue Fähigkeiten entwickeln und stärker als
Partner der operativen Geschäftseinheiten auftreten, so die Hauptergebnisse der neuen Studie von Roland
Berger Strategy Consultants „Corporate Headquarters“. „Firmenzentralen sollten ihre Aufgaben stärker an
das veränderte Marktumfeld anpassen und ihre Rolle neu definieren“, erklärt Tim Zimmermann, Partner von
Roland Berger Strategy Consultants.
„Denn die operativen Einheiten der
Unternehmen erwarten in volatilen
Wir sichern Ihre Unternehmensdaten vollautomatisch:
Daten standortunabhängig sichern und
wiederherstellen
regelmäßige, automatische Durchführung
Minimierung von Fehlerquellen
Datenverschlüsselung & Komprimierung
Unternehmensdaten vor internen und
externen Gefahren im DOKOM21
Rechenzentrum in Dortmund geschützt
56
Ruhr Wirtschaft April 2015
Zeiten eine größere Unterstützung
von ihren Zentralen. Wertschöpfende
Fähigkeiten spielen hier eine besonders wichtige Rolle.“
Firmenzentralen werden kleiner
Die Studie zeigt einen klaren Trend
auf: Immer weniger Mitarbeiter sind
in den Firmenzentralen tätig. Waren es 2012 noch durchschnittlich 5,6
Prozent, so arbeiten heute nur noch
3,4 Prozent der Firmenangestellten in
einer Zentrale. Headquarters werden
schlanker. Immer mehr Verantwortung wird entweder an die operativen
Einheiten der Firmen delegiert oder
Funktionen werden komplett ausgelagert. So sind 28 Prozent der befragten
Manager der Meinung, dass der Trend
in Richtung Dezentralisierung weiter
zunehmen wird – das sind 20 Prozent
mehr als noch vor zwei Jahren. „Eine starke Dezentralisierung beobachten wir vor allem in kundennahen Bereichen. Denn hier kommt es auf umfassende lokale Markt- und Kundenkenntnisse an und weniger auf die
durch zentrale Funktionen erreichbaren Kosten- und Effizienzvorteile“, erklärt Tim Zimmermann.
Ebenfalls stark auf dem Vormarsch
sind die Auslagerung bestimmter
Funktionen sowie die Einführung von
Shared Services – hauptsächlich in
den Bereichen IT, Personalwesen sowie Finanzen und Controlling. So lagert mittlerweile die Hälfte der befragten Unternehmen Funktionen
wie Buchhaltung, Gehaltsabrechnung
und Rechtsabteilung aus, um Kosten
zu sparen.
SONDERTHEMA PERSONALWESEN: ARBEITSRECHT · ZEITARBEIT · SICHERHEIT
Digitale Tagelöhner
Die technologische Entwicklung hat enorme Folgen für die Arbeit.
Gebraucht werden neue Regeln für die digitale Arbeitswelt.
D
ie Digitalisierung ändert die
Arbeitswelt in einem Ausmaß,
dass neue Regeln im Arbeitsrecht und für die Sozialversicherung
nötig sein werden: „Unser Sozialversicherungssystem ist auf die Folgen des
technologischen Wandels überhaupt
nicht eingestellt“, sagt Arnold Picot,
Professor für Betriebswirtschaft und
Leiter der Forschungsstelle für Information, Organisation und Management an der LMU München. „Es wird
nicht mehr genügend Angestellte geben, die in die Rentenversicherung
einzahlen.“
Stattdessen wird die Zahl der Freelancer zunehmen. Unternehmen wer-
den je nach Bedarf auf Fachkräfte zugreifen und diese weltweit rekrutieren. „Bewerber aus Indonesien und
Oberbayern konkurrieren um denselben Auftrag. Wir haben heute in vielen Bereichen einen nahezu globalen
Arbeitsmarkt.“ Für diese Tätigkeiten,
die häufig über Crowdworking-Plattformen im Internet vermittelt werden, sind neue arbeitsrechtliche Regeln notwendig. Prof. Arnold Picot:
„Jeder Bildschirmarbeiter ist an der
elektronischen Leine und kann kontrolliert werden, wo, wann und wie
viel er arbeitet.“
Der Wirtschaftsexperte sagt eine zunehmende Polarisierung der Ar-
beitswelt voraus: „Gefährdet sind alle jene Berufe von Sach- und Facharbeitern, zu denen sehr routinemäßige
Aufgaben gehören, wie etwas sortieren, suchen oder berechnen.“ Anders
die kognitiv anspruchsvollen Aufgaben: „Wo Erfahrung, assoziatives
Denken und soziale Interaktion nötig sind und die Tätigkeit schwer planbar ist, wird es keine Automatisierung
geben“, sagt Picot und drängt darauf,
den technologischen Wandel bei der
Bildung und Ausbildung stärker zu berücksichtigen.
Arbeit und Privates verschmelzen
Von der Vorstellung einer Work-LifeBalance müssten sich die Menschen
derweil verabschieden. Denn durch
den technologischen Wandel werden
Arbeit und Privatleben weiter zunehmend verschmelzen: „Die Möglichkeit, Arbeitsprozesse selbst zu bestimmen, wird zunehmen. Wir müssen die
Situation, dass Arbeit und Nichtarbeit
nah beieinander liegen, zu beherrschen lernen.“
International. Individual. Inspiring.
Wer von beiden
wird international
Karriere machen?
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Beide.
ISM
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MBA General Management
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Campus Dortmund, Frankfurt/Main,
München, Hamburg und Köln
Ruhr Wirtschaft April 2015
57
SONDERTHEMA PERSONALWESEN: ARBEITSRECHT · ZEITARBEIT · SICHERHEIT
Starre Hierarchien
Die Digitalisierung verändert den Mittelstand. ITK und Finanzsektor gelten als am besten vorbereitet,
das produzierende Gewerbe ist dagegen weit entfernt von Industrie 4.0.
D
ie digitale Transformation sorgt
bei Deutschlands Mittelständlern für große Herausforderungen – und stellt bestehende Unternehmensprozesse gründlich auf den
Kopf. Das sind Ergebnisse der Studie
„Digitale Transformation und ihre
Auswirkung auf die Führung im Mittelstand“ der Personalberatung InterSearch Executive Consultants, für
die 400 Topmanager aus mittelständischen Unternehmen ab 100 Mitarbeitern befragt wurden. So erwarten
82 Prozent der befragten Topmanager, dass sich die interne Kommunikation deutlich beschleunigen wird. Vier
von fünf sind überzeugt, dass der Wissenstransfer eine Schlüsselrolle spielen wird. Drei Viertel halten außerdem ein Zusammenrücken der IT mit
anderen Abteilungen für notwendig.
Doch die wenigsten Unternehmen haben auf diese Herausforderungen bereits reagiert – stattdessen wird an
Hierarchien und alten Strukturen festgehalten.
Aus Sicht der deutschen Mittelstandsmanager hat die digitale Transformation großen Einfluss auf die internen Unternehmensprozesse. Als
größte Herausforderungen werden eine schnellere interne Kommunikation
und Wissenstransfer genannt (jeweils
etwa 80 Prozent). Dahinter folgt die
Quelle: Trilux
58
Ruhr Wirtschaft April 2015
Die Digitalisierung ist unter anderem die Basis von Industrie 4.0. Noch hinken
deutsche Mittelständler allerdings hinterher.
Foto: pa
stärkere Zusammenarbeit der IT-Abteilung mit anderen Unternehmensbereichen (73 Prozent). Zwei Drittel der
Manager sehen außerdem eine Veränderung in Entscheidungsprozessen:
Diese werden deutlich häufiger datadriven, also datenbasiert sein. 62 Prozent sind der Ansicht, dass komplett
neue Jobprofile im Unternehmen entstehen. Die Mehrheit geht außerdem
davon aus, dass das Arbeiten im Sinne
von anywhere-anytime flexibler wird.
Bestehende Hierarchien werden sich
dagegen nicht ändern, prognostiziert
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mit 55 Prozent die Mehrheit der Manager. Keine Überraschung ist es daher, dass die Unternehmen bisher wenig tun, um die Strukturen aufzubrechen. Ausnahmen sind der Finanzsektor und die Gesundheitswirtschaft –
hier haben zwei von fünf Firmen erste Personalentwicklungsmaßnahmen
in diese Richtung ergriffen.
„Das eine wird es ohne das andere nicht geben. Die Unternehmen können nicht erwarten, dass die Arbeitskultur dynamischer wird – die Hierarchien aber so bleiben wie sie sind“,
Quelle: BEGA
sagt Julia Böge, von InterSearch Executive Consultants. Das bedeutete keinesfalls, dass die Mittelständler jetzt
eine Start-Up-Mentalität einführen
sollen, bei der zum Beispiel alle Mitarbeiter den Chef duzen dürfen. „Es geht
darum, eine Brücke zu schlagen und
die Vorteile aus bewährten und neuen Modellen zu vereinen. Der Firmenchef kann seine Autorität behalten
– doch das Unternehmen muss Führungskräfte unterstützen, über Strukturen hinweg zu agieren, ihre Mitarbeiter in Entscheidungen zu involvieren und themenbezogen in Projektorganisationen zu arbeiten“, sagt Böge.
„Sonst werden es die Firmen schwer
haben, Fach- und Führungskräfte zu
finden, die die Zukunftsfähigkeit des
Unternehmens sichern.“
Im Mittelpunkt steht der Mensch
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Digitaler Wandel – aber nicht
im Unternehmensalltag
Nicht nur beim Thema Führungsstrukturen halten sich die Mittelständler mit Veränderungen zurück –
auch die identifizierten Top-Herausforderungen für die internen Prozesse werden nicht konsequent angegangen. So ist in weniger als einem Viertel
der Firmen die Organisationsstruktur
bereits so gestaltet, dass Abteilungen
wie Produktion oder Marketing eng
vernetzt mit der IT zusammenarbeiten können. Aktives Knowledge-Management mithilfe einer IT-gestützten Wissensdatenbank betreiben gerade einmal 17 Prozent. Hier liegen
ITK- und Finanzbranche mit jeweils
etwa 25 Prozent vorn, Schlusslicht ist
auch hier das Produzierende Gewerbe. Ebenfalls erst 17 Prozent fördern
branchenübergreifend eine schnelle interne Kommunikation mit Social Media Tools. Der Handel ist dabei
mit 31 Prozent Branchenvorreiter, im
Anlagen- und Maschinenbau spielen
solche Anwendungen fast keine Rolle
(drei Prozent).
„Gerade die Industrie, in der es
auf Innovationen und Schnelligkeit
ankommt, hat beim Thema digitale
Transformation den größten Handlungsbedarf. Wird hier nicht umgehend ein kultureller Wandel eingeleitet, muss das Projekt Industrie 4.0
im deutschen Mittelstand scheitern“,
sagt Julia Böge. „Die Unternehmen
brauchen in ihren Schlüsselpositionen dringend Manager, die sich nicht
scheuen, alte Strukturen aufzubrechen.“
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Ruhr Wirtschaft April 2015
59
SERVICE INTERNATIONAL
Afrika ist das neue Asien
In seinem Buch beschreibt Wirtschaftsjournalist Christian Hiller von Gaertringen den Wandel Afrikas.
Die IHK ist Partner einer Buchvorstellung im Rahmen des 6. Afro Ruhr Festivals 2015 in Dortmund.
Ausgerechnet
die Exportnation
Deutschland ist
auf dem afrikanischen Kontinent
erschreckend
wenig präsent.
60
Ruhr Wirtschaft April 2015
M
it jährlichen Wachstumsraten
von acht Prozent, zehn Prozent
und mehr hat Asien in den vergangenen Jahrzehnten die Welt
beeindruckt. Nun hat auch der afrikanische
Kontinent angesetzt, seinen wirtschaftlichen Rückstand aufzuholen. Vom Kontinent
der Hoffnungslosigkeit ist Afrika dabei, sich
zum Kontinent der guten Hoffnung zu wandeln. Anders als in Deutschland oder Europa
regiert in Afrika die Jugend: In vielen Ländern Afrikas stellt sie oft die Hälfte der Bevölkerung und mehr. In seinem Buch „Afrika ist das neue Asien. Ein Kontinent im Aufschwung“, erschienen im Herbst 2014 im
Verlagshaus Hoffmann & Campe, beschreibt
der Wirtschaftsjournalist und Redakteur der
„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Christian
Hiller von Gaertringen, wie sich der afrikanische Kontinent wandelt.
Afrika wird ein junger Kontinent bleiben:
Von heute 1,1 Milliarden Menschen wird sich
die Zahl der Afrikaner bis zum Jahr 2050 auf
2,4 Milliarden mehr als verdoppeln. In allen Weltregionen wird die Bevölkerungszahl
laut Schätzung der Weltbank bestenfalls stagnieren. All diese Menschen, die heute noch
gar nicht geboren sind, schaffen eine immense Nachfrage nach Nahrungsmitteln, Häusern, Schulen, Straßen, Konsumgütern, Autos, Reisen und vielem mehr. Diese enorme
Nachfrage wird das wirtschaftliche Wachstum Afrikas ziehen, so der Autor.
Die Jugend bringt Afrika voran
Vor einigen Jahrzehnten noch wurde das hohe Bevölkerungswachstum Afrikas als Hindernis auf seinem Weg in den Wohlstand gesehen. Das hat sich gewandelt. Die Jugend
Afrikas hat entscheidend dazu beigetragen,
dass der Kontinent diese hohe Dynamik entfaltet. So ist dank der Wirtschaftserfolge der
vergangenen 15 Jahre in Afrika eine Mittelschicht entstanden, deren Zahl schon heute auf mehr als 300 Millionen Menschen geschätzt wird. Von Europa aus gesehen ist Afrika ein Kontinent der Konflikte, Krankheiten und Katastrophen. Doch von Afrika aus
betrachtet, ist Afrika der Kontinent der Hoffnung. Es ist vor allem dieser Optimismus,
den die Afrikaner ausstrahlen, der den Autor am meisten beeindruckt hat. Ungeachtet
aller Schwierigkeiten der Gegenwart blicken
die meisten Afrikaner voller Zuversicht in ihre Zukunft. Unbemerkt von der deutschen
Öffentlichkeit hat sich der Nachbarkontinent im Süden aufgemacht, den Rückstand
auf die entwickelte Welt aufzuholen, lautet
deshalb die Kernthese des Buches. Dynamische Unternehmer, die mit einer Mischung
aus Findigkeit und Wagemut, unzählige Unternehmen gründen, sind dabei, das Gesicht
des Kontinents zu verändern. Auf seinen vielen Reisen hat Hiller von Gaertringen beobachtet, wie in Afrika diese neue, selbstbewusste Mittelschicht entsteht: Zahllose Startup-Unternehmen arbeiten erfolgreich, Ausbildungsverhältnisse haben sich teils massiv
gebessert, und es gibt völlig neue Aufstiegschancen. Die deutsche Wirtschaft läuft Gefahr, diesen Aufschwung zu verpassen.
Ausgerechnet die Exportnation Deutschland ist auf dem afrikanischen Kontinent erschreckend wenig präsent. Ganz anders chinesische Unternehmer: Sie sind nicht mehr
nur an Rohstoffen interessiert, sondern haben Afrika schon längst als Absatzmarkt entdeckt und beginnen nun, zunehmend industrielle Produktion auf den großen Nachbarkontinent in Chinas Südwesten zu verlagern.
Dabei treffen chinesische Unternehmen
zwar selten auf deutsche Konkurrenten, doch
auf Unternehmen aus anderen aufstrebenden Ländern: Unternehmen aus der Türkei,
aus Indien, Malaysia, Brasilien, Israel, Saudi-Arabien oder Indonesien sind alle schon in
Afrika präsent und besetzen jene Märkte, an
denen die deutsche Wirtschaft bisher nur wenig Interesse zeigt. Doch die Wahrnehmung
wandelt sich: Viele deutsche Unternehmer
beginnen, sich für den Aufschwung in Afrika
zu interessieren und sondieren bereits, wie
sie die Wachstumsstory begleiten können.
Buchvorstellung am
29. Mai 2015 in Dortmund
› „Afrika ist das
neue Asien“ ist
ein Plädoyer an
die deutsche Wirtschaft, ihr Bild von
Afrika zu überdenken und die
Chancen, die Afrika bietet, wahrzunehmen. Die IHK
zu Dortmund ist
Kooperationspartner der vom Verein Africa Positive
veranstalteten Buchvorstellung am 29. Mai
2015 von 17 bis 19 Uhr im Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund. Die Buchvorstellung
findet im Rahmen des 6. Afro Ruhr Festivals
2015 statt.
Ansprechpartner:
Dominik Stute
Tel. 0231 5417-315
E-Mail: d.stute
@dortmund.ihk.de
Guinea steht vor
dem Aufschwung
Das kleine westafrikanische
Land öffnet sich seit der Wahl
von Präsident Alpha Condé immer mehr für ausländische Investitionen. Eigentlich hat die Republik Guinea
alles, was es für einen wirtschaftlichen Aufschwung
braucht: Zahlreiche Rohstoffe, wie das größte Bauxitvorkommen der Welt, reiche
Vorkommen an Eisenerz, Nickel, Gold und Diamanten sowie einen Hafen am Atlantik.
Gleichzeitig kämpft das Land
aber auch mit politischen Unruhen, Streiks und Korruption. Dies soll sich ändern und
Guinea versucht sich hinsichtlich grundlegender Faktoren
wie Justiz, Sicherheit, Respekt
für Menschenrechte und guter Regierungsführung weiterzuentwickeln. Einige internationale Investoren sind bereits
in Guinea vertreten, so unter
anderem aus China, Amerika,
Russland, Frankreich und Spanien. Deutschland ist vor Ort
noch nicht aktiv. Wer an einem Engagement in Guinea
interessiert ist, kann sich gerne an die IHK zu Dortmund
wenden.
Ruhr Wirtschaft April 2015
61
SERVICE INTERNATIONAL
Die Grande Nation –
Deutschlands starker Partner
Trotz ökonomischer Probleme wird Frankreich für den Außenhandel der NRW-Unternehmen von
zentraler Bedeutung bleiben, sagt Jörn Bousselmi, Hauptgeschäftsführer der AHK Frankreich.
VON SABRINA NETZER, DIHK
M
it einem Exportvolumen von
16 Milliarden Euro und einem
Importvolumen von 13 Milliarden Euro ist Frankreich auch 2014
Nordrhein-Westfalens drittwichtigster Außenhandelspartner. Direktinvestitionen nordrhein-westfälischer
Unternehmen in Frankreich in Höhe
von fast neun Milliarden Euro (2012)
tun ihr Übriges, um die sechstgrößte
Wirtschaftsnation
der Erde für NRW
unentbehrlich zu
machen. Im Interview
spricht
Jörn Bousselmi,
Hauptgeschäftsführer der AHK
Frankreich, über
die deutsch-französischen Beziehungen und die wirtschaftliche Lage des Landes.
Seit 60 Jahren ist die AHK Frankreich
vor Ort. Sehen Sie in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit einen
Schlüssel für die heutigen guten
deutsch-französischen Beziehungen?
Die Wirtschaft geht häufig voran und
bereitet so den Boden für eine intensive, politische Zusammenarbeit. Es
gibt wohl keine zwei weiteren Länder,
die so eng wirtschaftlich und politisch
verbunden sind. Beide Staaten sind
gegenseitig ihre bedeutendsten Handelspartner, deutsche Unternehmen
sind die wichtigsten europäischen Investoren in Frankreich.
Frankreich leidet unter hoher
Arbeitslosigkeit, wirtschaftlichem
Stillstand und einem hohen Haushaltsdefizit. Ist auf den Partner
Frankreich künftig noch Verlass?
Ja, absolut! Frankreich leidet aktuell
unter den gleichen Problemen wie andere europäische Länder auch. Aber
es gibt keinen Stillstand. Frankreich
62
Ruhr Wirtschaft April 2015
befindet sich vielmehr in einer intensiven Phase der Umstrukturierung, in
der die Rahmenbedingungen für die
künftige Wettbewerbsfähigkeit gesetzt werden. Natürlich sind aus diesen langfristig wirkenden Reformansätzen keine kurzfristig beobachtbaren Ergebnisse zu erwarten. Ich bin
aber zuversichtlich, dass Frankreich
und seine Partner von diesen Entwicklungen profitieren werden.
In Paris-Saclay soll nach dem Vorbild
des Silicon Valleys eine der weltweit
größten Forschungs- und Entwicklungslandschaften entstehen. Wie
sehen Sie die Chancen deutscher
Unternehmen daran mitzuwirken?
Frankreich setzt stark auf Forschung
und Entwicklung, auf Innovation im
Hightech-, IT-, Kommunikations- und
Umweltbereich. Das sind die Grundlagen für Paris-Saclay, wo 19 Forschungs- und Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten. Wir als Kammer beobachten den Prozess sehr genau und analysieren, wie die Bedarfe
sind und wer bereits vor Ort ist. Deutsches Know-how wird sehr geschätzt,
weshalb wir gute Chancen sehen, dass
sich deutsche Unternehmen im europäischen und weltweiten Wettbewerb
beweisen werden.
Welche weiteren Sektoren haben
aus Ihrer Sicht das größte Potenzial?
Das größte Potenzial sehe ich in der Digitalisierung ganzer Industriebereiche.
Aber auch die Umwelt- und Medizintechnologien sowie der Wasser- und Abwasserbereich werden weiter an Bedeutung gewinnen. Insbesondere das großangelegte französische Energie- und
Energieeffizienzprogramm bietet gute Chancen für deutsche Unternehmen.
Daneben gibt es natürlich weiterhin die
Sektoren Automobil, Luftfahrttechnik,
Chemie und Maschinenbau, in denen
Deutschland traditionell stark ist.
Beenden Sie bitte folgenden Satz:
„Frankreich ist ein lohnender Investitions- und Exportmarkt, weil ...“
... das Land der größte Absatzmarkt
für Deutschland ist, mit positiven Aussichten in der Bevölkerungsentwicklung, gut ausgebildeten Arbeitskräften, hoher Innovationskraft und einer hervorragenden Zuliefer- und Infrastruktur.
Foto: Thinkstock
Außenhandel spielt für Georgien als kleine Volkswirtschaft eine bedeutende Rolle. Das Land ist sehr auf
den Import von Primärenergieträgern
(Erdöl, Erdgas) sowie auf den Import
von Lebensmitteln (ca. 80 Prozent)
angewiesen. Die wichtigsten Handelspartner sind Deutschland, Russland,
Aserbaidschan, die Türkei, China und
die Ukraine. Führende Exportgüter
sind Agrarprodukte wie Trauben, Zitrusfrüchte und Haselnüsse, daneben
Eisenlegierungen, Düngemittel, Eisenschrott, Kupfer und Gold, alkoholische Getränke und Mineralwässer.
Wichtiges Transitland
Blick über Tiflis, die Hauptstadt Georgiens und größte Stadt des kaukasischen Landes.
Foto: Thinkstock
Kaukasusrepublik
im Aufwind
Interessante Möglichkeiten: Georgien bietet Unternehmen und
Investoren gute Bedingungen – etwa bei Infrastrukturprojekten.
VON BESARIONI KAMARAULI, GESCHÄFTSFÜHRER DER GEORGISCHEN INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER
S
eit der Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens zwischen
der EU und Georgien im Juli
2014, welches auch ein vertieftes Freihandelsabkommen umfasst, gestaltet
sich die Wirtschaftsentwicklung Georgiens weiterhin sehr positiv. Die Wirtschaftsleistung erreichte 2013 einen
neuen Höchststand. Das BIP-Wachstum des Landes betrug im ersten Halbjahr 2014 6,2 Prozent. Der wichtigste
Wachstumsgrund ist der Anstieg des
Exports im Jahr 2013 um 22 Prozent
gegenüber 2012. Die entscheidende
Rolle spielte dabei die Marktöffnung
Russlands für georgische Produkte sowie höhere Ausfuhren in die EU und
die Nachbarländer Türkei, Armenien
und die Ukraine.
Die Regierung Georgiens strebt
zahlreiche Wirtschaftsreformen zur
Verbesserung der makroökonomischen Lage an. Darunter sind Deregulierungsmaßnahmen, Bekämpfung
der Korruption, Reformen im Steuer-,
Zoll- und Arbeitsrecht sowie die Ver-
einfachung der Voraussetzungen für
Unternehmensgründung und der Lizenzvergabe. Als Ergebnis ist Georgien laut Weltbank auf Platz acht in der
„Ease of Doing Business“-Liste und eines der sichersten Länder zum Leben
laut dem britischen Tourismusportal
See.Place. Georgien hat ein begünstigtes Steuersystem: Die Lohn- und
Einkommenssteuer in Georgien fängt
bei zwölf Prozent an, erreicht einen
Höchstsatz von 20 Prozent und ist somit deutlich unter dem Einstiegssteuersatz auf Lohn und Einkommen in
Deutschland. Auch die Steuer auf Unternehmensgewinne beträgt nur 20
Prozent, was viele deutsche Unternehmen dazu motiviert, Georgien als
einen neuen Markt für ihre betriebliche Tätigkeit auszuwählen. Die Stärkung der Rechtssicherheit, die Entwicklung und Modernisierung der Infrastruktur, aber auch neue direkte
Flugverbindungen nach Europa machen das Land immer attraktiver für
Investoren.
Die bedeutsamsten Importprodukte
sind Erdöl und Erdölerzeugnisse, Erdgas, Arzneimittel und Weizen. Georgien importiert fast seinen gesamten Bedarf an Erdgas und Ölprodukten. Die
günstige geografische Lage macht Georgien als Transitland zwischen Europa und Zentralasien, Russland sowie dem Nahen und Mittleren Osten
für die internationale Energiebranche
sehr interessant. Deutschland ist einer
der größten Förderer im georgischen
Energiesektor. Die primären Entwicklungs- und Investitionsprojekte sind
die Öl- und Erdgaspipelines des „Südlichen Korridors“ für die Beförderung
der Rohstoffe aus dem Kaspischen
Meer über Georgien in die Türkei,
weiter in die EU. Parallel wird sehr
viel in den Ausbau von Wasserkraftwerken investiert. In den kommenden
Jahren sollen bis zu 20 zusätzliche
Hydroenergieanlagen aufgebaut werden. Georgien spielt auch eine bedeutende geopolitische Rolle beim ambitionierten Projekt „Eiserne Seidenstraße“, das seit 2014 realisiert wird.
Diese neue Eisenbahnlinie durch den
Südkaukasus soll in Zukunft Europa
und Asien verbinden, vor allem aber
China enger anbinden.
Die offizielle Repräsentanz der Industrie- und Handelskammer Georgiens (www.gcci-dach.com) wurde
2014 in Deutschland gegründet und
vertritt in allen politischen und öffentlichen Fragen das Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft zwischen Georgien und Europa. Darüber
hinaus steht Ihnen vor Ort die Deutsche Wirtschaftsvereinigung Georgiens als Partner des Netzwerks der
Deutschen Auslandshandelskammern
für Ihre Fragen zur Verfügung.
http://georgien.ahk.de
Ruhr Wirtschaft April 2015
63
SERVICE RECHT
Serie: Die meistgestellten Rechtsfragen an die IHK
Mein gutes Recht
Teil 4 unserer Serie über Rechtsfragen widmet sich dem Sachverständigenwesen. Mit den von ihr öffentlich
bestellten und vereidigten Sachverständigen stellt die IHK Gerichten, Unternehmen, aber auch privaten Auftraggebern kompetente und unabhängige Experten auf fast 300 verschiedenen Fachgebieten der Wirtschaft zur
Verfügung. Die bekanntesten und zugleich durch die meisten Sachverständigen vertretenen drei Sachgebiete sind
Immobilienbewertung, Schäden an Gebäuden sowie Kraftfahrzeugschäden und -bewertung. VON JOST LEUCHTENBERG
Wer darf sich in Deutschland
eigentlich „Sachverständiger“
nennen?
Fast könnte man meinen, Jeder der
dies wolle. Jedenfalls gibt es einen
gesetzlichen Schutz für die Bezeichnung schlicht als „Sachverständiger“
in Deutschland nicht. Dennoch wird
im Rechts- und Geschäftsverkehr unter einem Sachverständigen regelmäßig eine unabhängige, unparteiische sowie integre Person verstanden, die auf einem oder mehreren bestimmten Sachgebieten über besondere Kenntnisse und Erfahrungen verfügt und diese Sachkunde Dritten – in
der Regel gegen Entgelt – zur Verfügung stellt. Synonym wird häufig die
Bezeichnung „Gutachter“ verwendet,
da eine ganz wesentliche Aufgabe von
Sachverständigen die Erstellung von
(Sachverständigen-)Gutachten ist.
Sind alle Sachverständigen
gleich?
Sicher nicht. Einmal ganz abgesehen
davon, dass auch nicht alle Ärzte oder
alle Köche gleich sind, gibt es auch für
die Unterscheidung von Sachverständigen etliche Kategorien. Da ist zunächst einmal die große Gruppe der
„freien“ Sachverständigen. „Freie“
Sachverständige gehen ihrer Tätigkeit
– häufig als beruflich Selbstständige –
auf der Basis der von ihnen erworbenen Qualifikation und Berufserfahrung nach und bieten ihren Sachverstand „am Markt“ an. Etliche freiberuflich Tätige gelten zudem in ihrem
Berufszweig als sog. „geborene“ Sachverständige. Dies gilt z. B. für Ärzte
und Wirtschaftsprüfer. Eine Vielzahl
verschiedener Sachverständigenverbände spricht zudem Anerkennungen
für Sachverständige aus, die den jeweiligen Verbandsanforderungen ent64
Ruhr Wirtschaft April 2015
sprechen. In einigen Bereichen gibt
es darüber hinaus amtlich bzw. staatlich anerkannte Sachverständige. Privatrechtlich organisiert ist die Zertifizierung von Sachverständigen, die
sich am Anforderungsprofil der zertifizierenden Stelle orientiert. Schlussendlich – und damit kommen wir zum
Aufgabenbereich der Bestellungskörperschaften, zu denen auch die IHKs
zählen – gibt es die große Gruppe der
öffentlich bestellten und vereidigten
Sachverständigen.
Was kennzeichnet öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige?
Das Recht zur öffentlichen Bestellung
und Vereidigung von Sachverständigen steht auf gesetzlicher Grundlage öffentlich-rechtlichen Einrichtungen
(„Bestellungskörperschaften“)
zu. Hierzu zählen neben den Industrie- und Handelskammern sowie den
Handwerkskammern auch die Landwirtschaftskammern, Ingenieur- bzw.
Architektenkammern sowie die Bezirks-regierungen und Landesämter.
Bevor ein Sachverständiger zeitlich
befristet für in der Regel fünf Jahre öffentlich bestellt und vereidigt werden
kann, muss er sich hinsichtlich seiner
persönlichen Eignung sowie seiner besonderen Sachkunde einer anspruchsvollen Überprüfung im Rahmen eines
Verwaltungsverfahrens stellen. Mit
der öffentlichen Bestellung hat der
Sachverständige den Eid zu leisten,
seine Sachverständigentätigkeit stets
unabhängig, weisungsfrei, persönlich
und unparteiisch auszuführen und
seine Gutachten nach bestem Wissen
und Gewissen zu erstatten. Eine Vielzahl weiterer Pflichten für diese Sachverständigen – so etwa auch zur regelmäßigen Weiterbildung auf dem
Bestellungsgebiet – enthält die Sachverständigenordnung der jeweiligen
Bestellungskörperschaft, die zugleich
auch die Rechtsaufsicht über die von
ihr öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen ausübt.
Wo liegt die „Kernkompetenz“
öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger?
Die Verfahrensordnungen der verschiedenen Gerichtszweige sehen
vor, verdeutlicht am Beispiel von
§ 404 Abs. 2 der Zivilprozessordnung
(ZPO): „Sind für gewisse Arten von
Gutachten Sachverständige öffentlich
bestellt, so sollen andere Personen
nur dann gewählt werden, wenn besondere Umstände es erfordern.“ Das
bedeutet, dass gerade die Erstattung
von Gerichtsgutachten die „Kernkompetenz“ der öffentlich bestellten und
vereidigten Sachverständigen ist. Mit
ihren Tatsachenfeststellungen machen sie oftmals eine sachgerechte
Gerichtsentscheidung erst möglich,
weshalb Gerichtsgutachter bisweilen
auch als „Richter hinter dem Richter“
bezeichnet werden. Selbstverständlich können und dürfen diese Sachverständigen aber auch in privatem
Auftrag für jedermann tätig werden.
Mit welchen Kosten muss ich
rechnen, wenn ich einen öffentlich bestellten und vereidigten
Sachverständigen privat beauftragen möchte?
Wird ein Sachverständiger in privatem Auftrag tätig, gilt der Grundsatz
der freien Honorarvereinbarung zwischen ihm und seinem Auftraggeber.
Zivilrechtlich betrachtet wird in diesem Fall ein Werkvertrag gemäß § 631
BGB geschlossen. Üblich ist dabei,
dass der Sachverständige auf Stun-
Recht kompakt
densatzbasis abrechnet. Stundensätze beginnen – je nach Sachgebiet – um
die 50 Euro, können aber durchaus
auch 150 Euro und im Einzelfall auch
noch weitaus mehr erreichen. Da die
Unterschiede zwischen den Honorarvorstellungen der Sachverständigen verschiedener Sachgebiete, aber
auch innerhalb eines Sachgebiets, beträchtlich sein können, sollte die Vergütungsfrage vor der Auftragserteilung geklärt werden. Bei Privatgutachtenaufträgen schuldet regelmäßig
der Auftraggeber dem Sachverständigen das Honorar. Bei Schiedsgutachtenaufträgen sollten die streitenden
Parteien eine Vereinbarung über die
Kostentragung treffen. Anders bei Gerichtsgutachten: Hier ist Auftraggeber
des Sachverständigen das zuständige Gericht. In diesen Fällen regelt sich
die Vergütung des Sachverständigen
nach dem Justizvergütungs- und Entschädigungsgesetz (JVEG). Das JVEG
sieht je nach Sachgebiet Stundensätze
zwischen 65 und 125 Euro sowie den
Ersatz der sonstigen Aufwendungen
des Sachverständigen vor.
Ich suche einen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen. Wie kann ich ihn
finden und wer hilft mir dabei?
Die Recherche nach Sachverständigen ist zum Glück seit einiger Zeit bereits in der „digitalen Welt“ angekommen und gedruckte Sachverständigenverzeichnisse gehören der Vergangenheit an. Das bundesweite Sachverständigenverzeichnis enthält aktuell
Angaben zu über 8.500 von Industrie- und Handelskammern, Architekten-, Ingenieur- und Landwirtschaftskammern sowie von Landesregierungen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen und ist online
erreichbar unter http://svv.ihk.de
Ansprechpartner
› bei der IHK zu Dortmund in Sachen
Handelsregister/Firmenrecht:
Andreas Meier und Bettina Jaskulla,
Tel. 0231 5417-243, -241, E-Mail:
[email protected],
[email protected].
Keine Haftung des Portalbetreibers
M
it Urteil vom 19. März 2015 (Az.: I ZR 94/13) hat der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass die Betreiberin eines Hotelbewertungsportals nicht für unwahre Tatsachenbehauptungen eines Nutzers auf ihrem
Portal haftet. Zum Rechtsstreit war es gekommen, weil die Inhaberin eines Hotels von der Betreiberin eines Online-Reisebüros sowie eines damit verknüpften
Hotelbewertungsportals die Unterlassung der weiteren Veröffentlichung einer unwahren und von ihr als geschäftsschädigend eingestuften Tatsachenbehauptung
verlangte. Konkret umstritten war folgende Bewertung: „Für 37,50 € pro Nacht
und Kopf im DZ gab’s Bettwanzen.“ Mit der Zurückweisung der Revision schloss
sich der BGH den beiden Vorinstanzen an, in denen die Hotelbetreiberin ebenfalls
erfolglos geblieben war. Er stellte dazu fest, dass die beanstandete Nutzerbewertung keine eigene „Behauptung“ der Beklagten ist, weil sie sich diese weder durch
die Prüfung der Bewertungen noch durch deren statistische Auswertung inhaltlich zu eigen gemacht habe. Die Beklagte habe die Behauptung auch nicht „verbreitet“. Die Haftung eines Diensteanbieters im Sinne des § 2 Nr. 1 TMG, der – wie
die Beklagte – eine neutrale Rolle einnimmt, sei nach §§ 7 Abs. 2, 10 S. 1 Nr. 1
TMG eingeschränkt. Er hafte nur dann für unwahre Tatsachenbehauptungen eines
Dritten, wenn er spezifische Prüfungspflichten verletzt, deren Intensität sich nach
den Umständen des Einzelfalls richte. Dazu zähle u. a. die Erkennbarkeit einer
Rechtsverletzung. Hierbei dürfe einem Diensteanbieter jedoch keine übermäßige
Prüfungspflicht auferlegt werden. Die Verletzung einer solchen spezifischen Prüfungspflicht durch die Portalbetreiberin sah der BGH im vorliegenden Fall nicht.
Eine inhaltliche Vorabprüfung der Nutzerbewertungen sei nicht zumutbar. Eine
Haftung auf Unterlassung bestehe erst, wenn der Betreiber des Portals Kenntnis
von einer klaren Rechtsverletzung erlange und sie gleichwohl nicht beseitige. Dieser Pflicht jedoch hatte die Beklagte genügt.
(Quelle: Pressemitteilung des BGH Nr. 41 vom 19. März 2015)
BGH beanstandet „Drohung“ mit SCHUFA
M
it einem Urteil vom 19. März 2015 (Az.: I ZR 157/13) hat der Bundesgerichtshof (BGH) dem Hinweis in Mahnschreiben auf eine bevorstehende
Mitteilung von Schuldnerdaten an die Schufa dann eine Absage erteilt,
wenn das Mahnschreiben beim Adressaten den Eindruck erweckt, die erwähnte
Mitteilung erfolge, wenn die geltend gemachte Forderung nicht in der gesetzten
Frist befriedigt werde. Das beklagte Mobilfunkunternehmen bediente sich zum
Einzug nicht fristgerecht bezahlter Entgeltforderungen eines Inkassobüros. Dieses
übersandte an säumige Kunden des Mobilfunkunternehmens Mahnschreiben, in
denen u.a. auf die Möglichkeit einer Datenübermittlung an die Schufa hingewiesen wurde, „sofern nicht eine noch durchzuführende Interessenabwägung in Ihrem Fall etwas anderes ergibt.“ Weiter wurden die negativen Folgen eines SchufaEintrags, etwa bei der Aufnahme eines Kredits oder der Inanspruchnahme von
Dienstleistungen Dritter, betont. Die Richter teilten die Ansicht der Vorinstanz, das
Mahnschreiben erwecke beim Adressaten den Eindruck, er müsse mit einer Übermittlung seiner Daten an die Schufa rechnen, wenn er die Forderung nicht innerhalb der gesetzten Frist befriedige. Sie sahen es als erwiesen an, dass wegen der
damit verbundenen Folgen die Gefahr bestehe, dass Schuldner dem Zahlungsverlangen nur aus Furcht vor der SCHUFA-Eintragung und auch dann nachkommen,
wenn sie die Rechnung wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Einwendungen
eigentlich nicht bezahlen wollten. Die Ankündigung der Datenübermittlung an
die Schufa sei in dieser Form datenschutzrechtlich nicht zulässig. Zu den Voraussetzungen der Übermittlung personenbezogener Daten gehöre, dass der Betroffene die Forderung nicht bestritten hat. Ein Hinweis auf die bevorstehende Datenübermittlung stehe nur dann im Einklang mit dem Datenschutzrecht, wenn nicht
verschleiert werde, dass ein Bestreiten der Forderung durch den Schuldner selbst
ausreicht, um eine Übermittlung der Schuldnerdaten an die SCHUFA zu verhindern. Diesen Anforderungen entsprach nach Auffassung der Richter am BGH jedoch der Hinweis nicht. Sie sahen daher in diesem eine unangemessene Beeinträchtigung der Entscheidungsfreiheit der Verbraucher, die zu unterlassen sei.
(Quelle: Pressemitteilung des BGH Nr. 40 vom 19. März 2015)
Ruhr Wirtschaft April 2015
65
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13.6.2015-25.2.2017
2.650 €
Business-Etikette für die
Chef-Assistenz
18.6.2015
Anlagebuchhaltung nach IAS/IFRS
19.6.2015
225 €
Know-how Anlagenbuchhaltung für
Nichtbuchhalter
22.6.2015
225 €
Erwerb der Ausbildereignung –
dienstags, donnerstags
2.6.-27.10.2015
480 €
5.372,10 €
Vorbereitung auf die
Sachkundeprüfung, Personal
22.-26.6.2015
400 €
IHK-Zertifikatslehrgänge
und Unterrichtungen
Unterrichtung im
Bewachungsgewerbe – Personal
18.-22.5.2015
405 €
Vertriebsingenieur/Vertriebsmanager
(IHK)
8.5.-31.10.2015
1.990 €
Lohn- und Gehaltsabrechnung (IHK)
7.5.2015-25.6.2015
995 €
Online Redakteur (IHK)
6.5.2015-11.7.2015
Wie mache ich mich selbstständig?
28.5.2015
30 €
Präsentationstechniken –
AZUBI-aktiv (Hamm)
11.6.2015
„Meisterhafte“ Konfliktlösung
13.-20.6.2015
1.490 €
Unterrichtung im
Bewachungsgewerbe – Personal
15.-19.6.2015
405 €
QM-Auditor (IHK)
15.-19.6.2015
1.350 €
Unterrichtung im Bewachungsgewerbe – Personal – Hamm
22.-26.6.2015
405 €
Lehrgänge zur Vorbereitung
auf IHK-Prüfungen
Erwerb der Ausbildereignung –
mittwochs, freitags
29.5.-2.10.2015
480 €
Immobilienfachwirtlehrgang 21
18.5.2015-15.02.2017
2.620 €
Erwerb der Ausbildereignung –
Vollzeit
11.-29.5.2015
480 €
Geprüfter Technischer Betriebswirt
5.5.-29.9.2015
2.990 €
Erwerb der Ausbildereignung –
Vollzeit – Hamm
4.-21.5.2015
480 €
IHK.Die Weiterbildung.
Geprüfte Qualität nach DIN EN ISO 9001: 2008
Bekannte Lehrgangsangebote und Träger, die auf IHK-Prüfungen vorbereiten,
können über das Weiterbildungsinformationssystem (WIS) im Internet unter
http://wis.ihk.de/ihk-pruefungen/anbieterliste eingesehen werden.
Weitere Information und Anmeldung:
Industrie- und Handelskammer zu Dortmund, Märkische Straße 120,
44141 Dortmund
Telefon: 0231 5417-99
Telefax: 0231 5417-330
Internet: www.dortmund.ihk24.de
E-Mail: [email protected]
Empfehlung
Der Weg zu
neuen Kunden
Gut vernetzt können Unternehmen den Herausforderungen in der Personalentwicklung
am effektivsten begegnen.
Foto: Thinkstock
Personalstrategien
der Zukunft im Blick
In diesem Seminar erlernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmern, eine
zielgerichtete Ansprache und nachhaltige Betreuung von Kunden. Dazu gehören auch die Themen Körpersprache, verbale und paraverbale Kommunikation. Es wird aufgezeigt, wie ein Elevator Pitch zu entwickeln ist und wie die Kundengewinnung sowie das Pareto-Prinzip
funktionieren.
8.-9.6.2015, Kontakt: Sandra Gillner,
[email protected]
Das „Zukunftsforum Ruhr“ am 18. Mai in Dortmund zeigt
Unternehmen, wie sie dem demografischen Wandel begegnen.
W
ie Unternehmen den vielfältigen demografischen Herausforderungen mit zukunftsweisenden
Personalstrategien begegnen können, zeigt das „Zukunftsforum Ruhr – Stark vernetzt“
am 18. Mai 2015 von 13 bis 18 Uhr
in der DASA Arbeitswelt Ausstellung
in Dortmund. Nach der „Geschichte der Zukunft“, erzählt von dem renommierten Zukunftsforscher und
Bestseller-Autors Erik Händeler, besteht die Möglichkeit, sich in einem
von vier parallelen Praxisforen zu verschiedenen Themen der Personalarbeit wie „Betriebliches Gesundheitsmanagement“, „Zukunftsmodelle der
Arbeitszeitgestaltung“, „Erfolgsfaktor Arbeitgebermarke“ oder „Erfolgreiche Personalentwicklung“ intensiv
zu informieren und auszutauschen.
Ziel der Foren ist es, durch den Aus-
tausch guter Unternehmenspraxis von
den Erfahrungen anderer Betriebe
zu lernen, eigene Anmerkungen und
Ideen einzubringen, neue Kontakte zu knüpfen und so frische Impulse
für die eigene Arbeit zu gewinnen. Eine Gesprächsrunde zum Thema „Zukunftsaufgaben für das Ruhrgebiet –
Gemeinsam weiterdenken“ und ein
„Markt der Möglichkeiten“ mit zahlreichen Informationsständen runden
das Programm ab. Der genaue Ablauf
ist abrufbar unter www.demographienetzwerk.de.
Die Veranstaltung wird von den
Industrie- und Handelskammern
im Ruhrgebiet in Zusammenarbeit
mit „Das Demografie Netzwerk e.V.“
durchgeführt. Die Teilnahme an der
Veranstaltung ist kostenfrei aber anmeldepflichtig bei
Learning by talking
Die mündliche Sprachkompetenz
steht im Fokus dieses englischsprachigen Seminars. In acht Terminen
trainieren die Teilnehmer die praktische Anwendung des Englischen
anhand von Themen beruflicher Alltagssituationen sowie aktueller
Wirtschaftsgeschehnisse. Ziel ist es,
die kommunikativen Fähigkeiten abzusichern und zu vertiefen.
8.5.-26.6.2015, Kontakt: Susanne
Wittke, [email protected]
[email protected]
Ruhr Wirtschaft April 2015
67
Zu Füßen des Florianturms im Dortmunder Westfalenpark geht sicher auch bei der 20. Auflage des Festivals Juicy Beats die Post ab.
Foto: H&H Photografics
Festivalfieber im
Westfalenpark
Juicy Beats feiert 20. Geburtstag. Am 24. und 25. Juli versetzt das
Festival für alternative Popmusik bis zu 45.000 Gäste in Ekstase.
T
op-Acts der 20. Ausgabe sind Fettes Brot, Fritz Kalkbrenner, Trailerpark, LaBrassBanda, Mighty Oaks, SDP, 257ers, Erlend Øye, Alle Farben, Weekend, Akua Naru, Susanne Blech, Chakuza und Kid Simius. Insgesamt reisen rund 150 Bands
und DJs aus der ganzen Welt an. Für
das Jubiläumsspektakel werden bis
zu 45.000 Gäste erwartet. Erstmalig
wird auch ein eigener Campingplatz
eingerichtet. Kombi- und Einzeltickets
sind bereits erhältlich. Im vergangenen Jahr war das Festival erstmalig
bereits im Vorfeld ausverkauft.
Fettes Brot: exklusive NRW-Show
Ein hochkarätiges Live- und DJ-Programm verspricht der Festival-Freitag: Von 15 bis 22 Uhr werden auf
und oberhalb der Festwiese zwei große Open-Air-Bühnen und mehrere
Dance-Floors bespielt. Mit Fettes Brot
als Headliner spielt eine der erfolgreichsten deutschen Hip-Hop-Bands
ihre exklusive NRW-Show in diesem
Festivalsommer und hat neben neuen Hits und Klassikern eine vierköpfige Live-Band im Gepäck. Für die
Shows der Ausnahme-Rapper SDP
und Weekend arbeitet das Festival er68
Ruhr Wirtschaft April 2015
neut mit der Erfolgsschmiede Chimperator (Cro) zusammen. Top-Act auf
der neuen Electronic-DJ Bühne ist der
Berliner Star-DJ Alle Farben („She
moves“). Im Anschluss an das LiveProgramm gibt es an unterschiedlichen Orten Aftershow-Partys in Kooperation mit Clubs und Festivalpartnern. Die Karten für den Freitag sind
auf 15.000 begrenzt.
Über 100 Acts
Der Festival-Samstag bietet von 12
Uhr mittags bis 4 Uhr nachts die musikalische Fülle, für die Juicy Beats bekannt ist: Ein abwechslungsreiches
Programm aus Pop, Rap, Electro, Indie, Alternative, Reggae und Weltmusik mit mehr als 100 Bands und DJs
auf 20 Bühnen und Floors. Mit einer
mitreißenden Show wird der Berliner
Star-DJ und Electro-Produzent Fritz
Kalkbrenner die Festwiese in seinen
Bann ziehen. Provokante Raps und
außergewöhnliche Bühnen-Eskapaden versprechen Trailerpark. LaBrassBanda verbinden bayrische Musiktradition mit Funk-, Hip Hop- und Electro-Beats und sind eine der besten
deutschen Festival-Party-Bands. Fans
von Indie-Pop und Indie-Folk kom-
men bei Mighty Oaks, Dear Reader,
Acollective, Rhonda und Eivør ebenso auf ihre Kosten wie beim Norweger
Erlend Øye. Mit 257ers, Chakuza, Olson und Swiss & die Andern ist auch
das Feld innovativer deutschsprachiger Rap-Musik bestens vertreten.
Geballte Ladung
Kein Juicy Beats ohne eine geballte Ladung elektronischer Tanzmusik:
Mit Konstantin Sibold, Tube & Berger
und Command Strange stehen die ersten großen Namen für das Club- und
DJ-Programm fest. Ein besonderer Focus liegt wieder auf der starken Szene
im Ruhrgebiet: Juliet Sikora, Manuel Tur, Ante Perry, Larse, Klaus Fiehe
und DJ Dash gehören zum StandardRepertoire des Festivals und sind zum
Teil international erfolgreich. Für viele Bühnen und Floors arbeiten die Veranstalter mit einem breiten Netzwerk
aus der Musik- und Kulturszene zusammen: In der Zusammenarbeit mit
1Live, WDR Funkhaus Europa, dem
Konzerthaus Dortmund, den Summersounds DJ-Picknicks und den vielen beteiligten Clubs- und Partymachern bildet sich die vielfältige Musiklandschaft der Region auf einem einzigen Event ab.
Präsentiert wird Juicy Beats von
Brinkhoff’s No.1, als Hauptsponsor
und exklusivem Bierpartner. Weiterhin unterstützen die Sparkasse Dortmund, Red Bull und die Fachhochschule Dortmund das Open Air. Veranstaltet wird Juicy Beats vom UPop
e. V. zusammen mit der Popmodern
GmbH und dem Jugendamt der Stadt
Dortmund.
Zur 20. Auflage des Festivals werden bis zu 45.000 Besucher erwartet.
www.juicybeats.net
SERVICE KULTUR
Empfehlung
KULTURKALENDER
Das Programm Mai / Juni 2015
Maximilianpark Hamm
Ostwennemarstr. 100, 59071 Hamm
Tel. 02381 98210-0, www.maximilianpark.de
12.5.: Till Hoheneder, Lesung
17.5.: Philipp Simon „Ende der Schonzeit“
10.5. bis 21.6.: Manfred Schulz – Moby
Dick und andere Geschichten
Kurhaus Bad Hamm
Ostenallee 87, 59071 Hamm
Tel. 02381 17-5501, www.hamm.de
16.5.: „The Rocky Horror Show“
Kulturbahnhof
Willy-Brandt-Platz 3, 59065 Hamm
Tel. 02381 926838, www.helios-theater.de
19.-21.5.: Helios-Theater: „Lou“
Kulturschmiede Fröndenberg/Ruhr
Ruhrstr. 12, 58730 Fröndenberg
Tel. 02373 9772-20
www.kulturzentrum-ruhraue.de
9.5.: Anne Haigis – Songperlen Tour
12.6.: Kabarett mit Robert Griess
Rohrmeisterei Schwerte
Ruhrstraße 20, 58239 Schwerte
Tel. 02304 2013001
www.rohrmeisterei-schwerte.de
12.5.: „Nachtschnittchen“, Show
14.5.: Jazz Soirée
31.5.: Bohème Orchester
Haus Opherdicke
Dorfstr. 29, 59439 Holzwickede
Tel. 02301 9183972
www.kulturkreis-unna.de
21.5.: Walter Lang Baroque Jazz Trio
bis 28.6.: Oskar Kurt Döbrich, Ausstellung
Heinz-Hilpert-Theater
Kurt-Schuhmacher-Str. 39, 44534 Lünen
Tel. 02306 104-2299
www.kulturbuero-luenen.de
5.5.: „Rock meets Classic“
12.5.: „Antigone“
19.5.: „Ziemlich beste Freunde“
Stadtmuseum Bergkamen
Jahnstraße 31, Museumsplatz
59192 Bergkamen-Oberaden
Tel. 02306 306021-0
www.stadtmuseum-bergkamen.de
bis 27.9.: Von Asciburgium bis Oberaden –
Leben in römischen Lagern“
Stadthalle Unna
Parkstraße 44, 59425 Unna, Tel. 02303
96 80 50, www.stadthalle-unna.de
16.5.: NPW goes FILM: The Beginning
Zentrum für Intern. Lichtkunst Unna
Lindenplatz 1, 59423 Unna
Tel. 02303 1037770
www.lichtkunst-unna.de
21.6.: Familienführung
bis 28.6.: Intern. Light Art Award 2015
Museum Ostwall im Dortmunder U
Leonie-Reygers-Terasse
44137 Dortmund, Tel. 0231 5025522
www.museumostwall.dortmund.de
8.5. bis 30.8.: Florian Hüttner:
Reviere ums U
bis 30.8.: „Angenehmer Aufenthalt“
Hartware MedienKunstVerein
Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund
www.hmkv.de
bis 12.7.: „Das Mechanische Corps.
Auf den Spuren von Jules Verne“
Museum f. Kunst und Kulturgeschichte
Hansastr. 3, 44137 Dortmund
Tel. 0231 50-25522, mkk.dortmund.de
3.5. bis 19.7.: Going West!
Der Blick des Comics Richtung Westen
7.5.: Stadtgespräche, Lesung
DASA
Friedrich-Henkel-Weg 1-25
44149 Dortmund, Tel. 0231 9071-2479
www.dasa-dortmund.de
bis 9.8.: Territorien Arbeitsräume
21.5.: „Science Slam –
Wissenschaft findet Stadt“
Außergewöhnliche
Freundschaft
„Ziemlich beste Freunde“ ist ein
höchst amüsanter Zusammenprall
der Kulturen – eine emotionsgeladene Geschichte um Liebe, neuen
Lebensmut und Freundschaft. Aus
dem gleichnamigen Film hat der Regisseur Gunnar Dreßler ein ebenso berührendes wie witziges Theaterstück mit Schauspieler Timothy
Peach (Bild) gemacht, das die tragikomische Ereignisse leicht und liebevoll erzählt.
19.5., Heinz-Hilpert-Theater, Lünen
Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1, 44147 Dortmund
Tel. 0231 826847
www.kuenstlerhaus-dortmund.de
bis 14.6.: Artist Sweethearts
Theater Dortmund
Kuhstraße 12, 44137 Dortmund,
Tel. 0231 5027222, www.theaterdo.de
1.5.: „Der Traum der roten Kammer“,
Ballett
3.5.: „Elektra“
19.5.: „Die Leiden des jungen Werther“
Konzerthaus Dortmund
Brückstraße 21, 44135 Dortmund
Tel. 22696200
www.konzerthaus-dortmund.de
3.5.: „An American Night of Swing“
12.5.: 9. Philharmonisches Konzert
20.5.: Yasmine Hamdan
HCC Dortmund
Königswall 21, 44137 Dortmund
Tel. 0231 9056166, www.hcc-dortmund.de
3.5.: Fritz Eckenga & Gäste
19.5.: Rufus Beck
Theater Fletch Bizzel
Humboldtstrasse 45, 44137 Dortmund
Tel. 0231 142525, www.fletch-bizzel.de
9.5.: „Popcorn im Kopfkino“
29.5.: Hennes Bender
Atemberaubender
Tanz
Dortmund gefeierter Ballettdirektor
Xin Peng Wang hat mit dem „Traum
der roten Kammer“ den Nationalroman seiner chinesischen Heimat inszeniert. Er führt in das China der
Ming-Dynastie. In einem phantastischen Bühnenbild und mit originalen fernöstlichen Kostümen ziehen
die Tänzer die Zuschauer in ihren
1.5., Theater Dortmund
Bann.
Ruhr Wirtschaft April 2015
69
Preisträger Alexander Krichel (Mitte) mit Hans-Dieter Michalski (l.), Vorsitzender der
Kulturstiftung Dortmund, und Laudator Prof. Dr. Franz Willnauer.
Fotos: Holger Jacoby
Weltmeister der Tastenlöwen
Er ist erst 25 Jahre alt und gilt als Ausnahmetalent: Der Pianist Alexander Krichel hat den von der
Kulturstiftung Dortmund zum zweiten Mal vergebenen Förderpreis für Musik erhalten.
W
9. Philharmonisches Konzert:
bruch_stücke
J. Haydn: Sinfonie Nr. 48 C-Dur Hob I:48
„Maria Theresia“
A. Schnittke: Moz-Art à la Haydn
J. Brahms: Sinfonie Nr. 4 e-Moll
Dirigentin: Karen Kamensek
Violine: Alexander Prushinskiy, Shinkyung Kim
12. und 13. Mai 2015, 20:00 Uhr
im Konzerthaus Dortmund. Karten & Infos:
0231/50-27222 oder theaterdo.de
70
Ruhr Wirtschaft April 2015
as Alexander Krichel in seinen noch jungen Lebensjahren bereits geleistet und erreicht hat, ist erstaunlich und lässt für
die Zukunft Großes erwarten“, stellte
Hans-Dieter Michalski, Vorsitzender
der Kulturstiftung Dortmund, bei der
Übergabe des Preises fest. Die Kulturstiftung hätte keinen würdigeren Träger für den Preis finden können, der
alle zwei Jahre alternierend für Musik und Bildende Kunst vergeben wird
und mit dem jungen Künstlern eine
Anerkennung für ihre bisherige Leistung ausgesprochen werden soll. Die
mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung
wurde dem Musiker am 20. März im
Rahmen eines Solokonzerts im Amphisaal des HCC Dortmund übergeben.
„Freude am Können, Lust am Gestalten, Mut zum Risiko – das sind die
wichtigsten Stichworte, mit denen
die Jury ihr Urteil über die Preiswürdigkeit Alexander Krichels begründet hat,“ hob Prof. Dr. Franz Willnauer, Mitglied der Jury, in seiner Laudatio auf den Preisträger hervor. Alexander Krichel spiele selbst das Internet
schwindlig. Wer ihn google, habe Mühe, mit den Neuigkeiten nachzukommen: Debüt in London. Triumph in
Hamburg. Supersonic Music Award in
Luxemburg. Live-Mitschnitt für Sony
in Dresden. Debüt im Wiener Konzerthaus – die Liste lasse sich noch lange
fortsetzen. Dabei sei Krichel von einer
jungenhaften Natürlichkeit geblieben,
die seine ungewöhnliche Mehrfach-,
Früh- und Hochbegabung nur umso
bewun-derns¬werter mache.
Seit ihm 2013 der ECHO-KlassikPreis als „Nachwuchskünstler des Jah-
res“ verliehen wurde, sei aus dem Geheimtipp Krichel der Jungstar Krichel
geworden. Selbst in einer an Blitzkarrieren und Blitzabstürzen reichen Zeit
sei sein kometenhafter Aufstieg etwas
Besonderes. „Aber Krichel will damit
nicht aufs Treppchen, er sieht sich
selbst nicht als Weltmeister der Tastenlöwen. Er ist ein junger Ausnahmekünstler, der sich seines Könnens bewusst ist, ‚Spaß an der Sache‘ hat und
sich immer wieder neuen Herausforderungen stellt“, so Willnauer.
Die Auswahl von Alexander Krichel als Träger des Förderpreises erfolgte durch Experten von Rang. Als
Fachjuroren gehörten ihr Prof. Dr.
Franz Willnauer, Andreas Mölich-Zebhauser und Jürgen Kesting an.
Kulturstiftung Dortmund
› „Kultur bringt Leben in die Stadt“,
unter diesem Motto fördert die
Kulturstiftung Dortmund seit 1992
Kunst und Kultur in der Westfalenmetropole. Mehr als 165 Unternehmen und Privatpersonen haben sich
in ihr zusammen gefunden, um die
Lebendigkeit und Vielfalt der kulturellen Landschaft Dortmunds zu fördern und auszubauen. Aus Stiftungserträgen wurden bislang rund 225
Projekte mit rund 3,5 Millionen Euro
gefördert. Mit dem Preis der Kulturstiftung, der mit 25.000 Euro dotiert
ist, ehrt sie seit 1998 alle zwei Jahre
bedeutende Künstler in den Bereichen Musik und Bildende Kunst. Seit
2010 wird darüber hinaus ebenfalls alle zwei Jahre ein mit 5.000
Euro dotierter Förderpreis für Nachwuchskünstler vergeben.
SERVICE REGIONAL
Kalender
Wirtschaft im TV
Veranstaltungen der
IHK zu Dortmund
EU: Kurz vor dem Crash?
Europa im Jahr 2060 - dunkle Wolken über einem krisengeschüttelten Kontinent. Der Euro ist Geschichte, und der „Europäische
Traum“ ausgeträumt. Annalisa Piras beleuchtet die Identitätskrise
der EU und zeigt in einem spannenden Zukunftsszenario die wachsende Gefahr von Nationalismus und Separatismus.
Di, 21.04., ARTE, 21.45 Uhr
Foto: ARTE / © Springshot Productions/Annalisa Piras
Geheimnisvolle Welten: Transportnetz extrem
Straßen, Eisenbahnschienen und Flugzeugrouten durchziehen Städte und Länder wie Lebensadern. Sie vernetzen die moderne Welt und sorgen für Mobilität. Doch die Instandhaltung dieses Netzes ist eine Herausforderung. Straßen und Gleise altern und müssen
instand gehalten werden. Sie wurden zu einer Zeit gebaut, als noch nicht so viele MenFr, 24.04., n-tv, 16.10 Uhr
schen unterwegs waren.
TTIP - Freier Handel oder freie Bürger?
„Wir schaffen Wachstum, Arbeitsplätze – gemeinsam mit den USA
setzen wir die Regeln für die Globalisierung!“, sagt EU-Top-Handelsbürokrat Jean-Luc Demarty über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP. Kritiker sehen den EU-Kanada-Freihandelsvertrag CETA als Blaupause und warnen vor einer Absenkung von Umwelt-,
Verbraucher- und Datenschutz im Interesse internationaler Konzerne.
Do, 30.04., ARTE, 9.50 Uhr
Foto: ZDF / Martin Gronemeyer
Papa trau Dich! Väter zwischen Kind und Karriere
Wenn ein Kind unterwegs ist, haben Väter oft Muffensausen: vor der Verantwortung,
der neuen Vater-Rolle, vor allem aber vor dem Chef. Arne B. arbeitet als Mechatroniker
bei Bosch. Sieben Monate nimmt er sich frei für sein Kind, danach wird er in die Firma
zurückkehren. Selbst für ein Unternehmen wie Bosch, das als ausgesprochen familienfreundlich gilt, ist das eine Herausforderung. Väter brauchen offenbar Mut, um Elternzeit
Fr, 01.05., Phoenix, 10.00 Uhr
zu beantragen.
Der Arbeitsmarktreport: Das Märchen vom Fachkräftemangel
Wirtschaftsexperten und die Bundesagentur für Arbeit beklagen seit Jahren einen Mangel an Fachkräften. Filmautorin Ulrike Bremer hat sich im Lande umgesehen und zeigt
erhebliche Fehlentwicklungen des Arbeitsmarktes in Deutschland auf. Doch das im Titel
erwähnte Märchen stimmt leider. Der Arbeitsmarktreport deckt die Hintergründe des seit
Fr, 01.05., Phoenix, 10.45 Uhr
Jahrzehnten beklagten Fachkräftemangels auf.
Deine Arbeit, Dein Leben!
Im Spätsommer 2014 lud der WDR in einer großen Kampagne alle
Menschen in Nordrhein-Westfalen ein, ihren Arbeitsalltag mit Smartphone oder Videokamera zu dokumentieren. Grimme-Preis-Trägerin
Luzia Schmid montierte aus den Einreichungen nun einen Dokumentarfilm. „Deine Arbeit, Dein Leben!“ zeigt berührende, lustige, aber
Fr, 01.05., WDR, 20.15 Uhr
auch nachdenkliche Momentaufnahmen. Foto: WDR/2Pilots
Deutsche Dynastien: Die Villeroys & Bochs
Ihre Teller und Tassen prägen den Alltag in unseren Küchen und Esszimmern. Villeroy & Boch: Päpste, Prinzen und Politiker trinken aus
ihren Tassen und essen von ihren Tellern. Aber den Erfolg verdanken
sie vor allem feinem Geschirr zu günstigen Preisen. Damit haben sie
die Tischkultur revolutioniert. Bis heute hat das Unternehmen mit
weltweit über 7.000 Mitarbeitern seinen Hauptsitz in Mettlach, im Dreiländereck von
Deutschland, Frankreich und Luxemburg. Foto: WDR/Boris Fromageot Mo, 11.05., ARD, 23.30 Uhr
Kurzfristige Programmänderungen sind möglich.
28.4.2015
IHK-Steuerberater-Sprechtage
für Gründer und Unternehmer
Norman Urbanek
Tel. 0231 5417-163
[email protected]
8.5.2015
Aktionstag für Existenzgründer
und Jungunternehmer
Handwerkskammer Dortmund,
Ardeystr. 93-95
Ilka Berg/Norbert Kortenjan
Tel. 0231 5493-423
[email protected]
19.5.2015
Existenzgründung in Hamm –
Beratungstag
Anke Schulze-Altenmethler
Tel. 02381 92141-14
[email protected]
21.5.2015
IHK-Finanzierungssprechtag für
Gründer und Unternehmer
Norman Urbanek
Tel. 0231 5417-163
[email protected]
9.6.2015
11. Petersberger Industriedialog
Königswinter/Bonn
Ralf Bollenberg
Tel. 0231 5417-106
[email protected]
10.6.2015
IHK-Steuerberater-Sprechtage
für Gründer und Unternehmer
Zweigstelle Hamm
Norman Urbanek
Tel. 0231 5417-163
[email protected]
16.6.2015
Existenzgründung in Hamm –
Beratungstag
Anke Schulze-Altenmethler
Tel. 02381 92141-14
[email protected]
25.6.2015
IHK-Finanzierungssprechtag für
Gründer und Unternehmer
Zweigstelle Hamm
Norman Urbanek
Tel. 0231 5417-163
[email protected]
Weitere Informationen
und Anmeldung unter:
www.dortmund.ihk24.de/
veranstaltungen
Ruhr Wirtschaft April 2015
71
Impressum
Herausgeber:
Industrie- und Handelskammer zu Dortmund
Hauptgeschäftsstelle:
Industrie- und Handelskammer zu Dortmund
Märkische Straße 120, 44141 Dortmund
Telefon: 0231 5417-0
Telefax: 0231 5417-109
Internet: http://www.dortmund.ihk24.de
E-Mail: [email protected]
[email protected]
Zweigstelle Hamm:
Industrie- und Handelskammer zu Dortmund
Zweigstelle Hamm
Südstraße 29, 59065 Hamm
Telefon: 02381 92141-0
Telefax: 02381 92141-23
Redaktion: Ute Max, Gero Brandenburg,
Tobias Schucht
Verantwortlich für den Inhalt
des redaktionellen Teils: Georg Schulte
Die Redaktion übernimmt für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Verantwortung
und behält sich deren Kürzung vor.
Adresse der Redaktion:
IHK-Magazin Ruhr Wirtschaft
Märkische Straße 120, 44141 Dortmund
Telefon: 0231 5417-256 / -257
Die Ruhr Wirtschaft erscheint elf Mal im Jahr.
Die Ausgabe Juli/August erscheint als Doppelausgabe. Die Ruhr Wirtschaft ist gemäß § 13
(1) der Satzung Veröffentlichungsorgan der
IHK. Der Bezug der IHK-Zeitschrift erfolgt im
Rahmen der grundsätzlichen Beitragspflicht
als Mitglied der IHK. Für andere Bezieher beträgt der Bezugspreis 50,25 Euro einschl. gesetzlicher Mehrwertsteuer.
Druckauflage: 38.011 (IVW 04/2014)
ISSN: 0343-1452
Redaktionsschluss
dieser Ausgabe: 2. April 2015
Ausgabedatum: 20. April 2015
Verlag und Druckerei:
Gebr. Lensing GmbH & Co. KG, Dortmund
Anzeigenservice:
Kirsten Gerold (verantwortlich) / Peter Wille
Gebr. Lensing GmbH & Co. KG
Pressehaus, Westenhellweg 86–88
44137 Dortmund
Telefon: 0231 9059-6420
Telefax: 0231 9059-8605
E-Mail: [email protected]
Derzeit ist die Preisliste Nr. 30
vom 1. Januar 2014 gültig.
72
Ruhr Wirtschaft April 2015
Applaus für so viel Kreativität: Die Gewinner des Dortex Design-Awards. Gold gewann
Joyce van den Goor mit „Prinzessin Cadence´s Hochzeitskleid“, Silber ging an die Dortmunderin Marja Kettner mit „Die Herzogin“.
Foto: Stephan Schütze
Kreative Vielfalt
Dortmunder Textiletikettenhersteller zeichnete auf der
Creativa Do-it-yourself-Begeisterte und Hobby-Designer aus.
D
ie Sieger in den Kategorien „Textilkunst“ und „Kostüm-Design“
des Dortex Design-Award 2015
wurden in einer großen Show gekürt.
Eine fachkundige Jury, bestehend aus
Modejournalisten, Designern, Bloggern und Künstlern, hatte die besten
Einsendungen prämiert. Burkhard
und Peter Dohmann, Geschäftsführer
von Dortex, überreichten den strahlenden Siegern - live vor Messe-Publikum - die begehrten Preise.
Je Kategorie wurde der Dortex
Design-Award in Gold und Silber sowie der Best Youngster einmal vergeben. Über den Design-Award in Bron-
ze durften sich jeweils drei Teilnehmer freuen. Neben der Preisverleihung setzte die Modenschau der Berliner Gewandmeisterin Martina Kanehl
ein weiteres Highlight. Sie zeigte faszinierende Handwerkskunst mit Werken aus ihrem Label Kostümkunst.
Über 300 Werke wurden in diesem
Jahr für den Dortex Design-Award
eingereicht.
Die Gewinner-Einsendungen waren während der gesamten Messe am
Design-Award-Stand in Halle IV zu sehen sein. Insgesamt wurde ein Preisgeld in Höhe von 10.500 Euro an die
Sieger überreicht. Eine siebenköpfi-
SERVICE MESSE
Empfehlung
ge Jury hatte die Teilnehmer der Finalrunde ausgewählt. Per Online-Publikums-Voting erreichte zudem ein
Teilnehmer je Kategorie die Endrunde. In der abschließenden Jurysitzung am 18. März wurde final begutachtet und bewertet. Martina Kanehl,
die erstmalig Jurymitglied ist, sagt:
„Ich bin wirklich begeistert, was für
wundervolle, handwerklich hochwertige Kunstwerke eingereicht worden
sind. Immer wenn ich dachte: Wow,
das toppt alles - wurde ich eines besseren belehrt.“
Neben der Gewandmeisterin saßen in der Jury Anastasios Voulga-
ris (burda style) und Lauren DeYoung
(burda), Anja Brinkmann (Buch-Autorin und Redakteurin der deutschen
Ausgabe der Mollie Makes), Rainer
Kalwitz (Künstler, u.a. Kunstakademie Wetter) und Gertje Danielzik
(Grafikerin, Dozentin) sowie Nikolas
Wiese (Vertreter der Creativa).
Dortex - führender Anbieter von
individuell gestalteten Namensbändern und Textiletiketten in Deutschland - hat ein Herz für kreative Hobby-Designer. Das ist Teil des Unternehmenskonzepts. Der Dortex Design-Award wurde 2014 erstmalig vergeben.
MESSEKALENDER
Das Programm Mai / Juni 2015
Tuning World Bodensee
30.04.-03.05.2015, Friedrichshafen
Turning Days West 2015
09.06.-11.06.2015, Dortmund
Texprocess flexiblen Materialien
04.05.-07.05.2015, Frankfurt/Main
Rapid.Tech
10.06.-11.06.2015, Erfurt
Techtextil
04.05.-07.05.2015, Frankfurt/Main
Intersolar Europe /
electrical energy storage (ees)
10.06.-12.06.2015, München
SMT Hybrid Packaging
05.05.-07.05.2015, Nürnberg
interzum
05.05.-08.05.2015, Köln
Control
05.05.-08.05.2015, Stuttgart
transport logistic
05.05.-08.05.2015, München
med.Logistica
06.05.-07.05.2015, Leipzig
Hund & Katz
08.05.-08.05.2015, Dortmund
LIGNA
11.05.-15.05.2015, Hannover
Stone+tec Nürnberg
13.05.-16.05.2015, Nürnberg
SENSOR+TEST
19.05.-21.05.2015, Nürnberg
PCIM Europe
19.05.-21.05.2015, Nürnberg
Cake & Bake Germany 2015
31.05.-31.05.2015, Dortmund
INTERSCHUTZ – DER ROTE HAHN
08.06.-13.06.2015, Hannover
Turning-Days West
Die Turning-Days West ist eine Fachmesse für die Branche der Drehtechnik und Drehteilefertigung Zahlreiche Aussteller präsentieren im Juni in den Dortmunder Westfalenhallen Maschinen, Produkte, technische Neuheiten, Dienstleistungen
und Trends aus dem gesamten Umfeld der Dreh-, Fräs- und Schleiftechnik, sowie aus allen wichtigen
vor- und nachgelagerten Zulieferbe9.-11.6., Dortmund
reichen.
Internationale Tattoo &
Piercingconvention
12.06.-14.06.2015, Dortmund
ACHEMA
15.06.-19.06.2015, Frankfurt/Main
NEWCAST
16.06.-20.06.2015, Düsseldorf
THERMPROCESS
16.06.-20.06.2015, Düsseldorf
GIFA
16.06.-20.06.2015, Düsseldorf
METEC
16.06.-20.06.2015, Düsseldorf
LASER World of PHOTONICS
22.06.-25.06.2015, München
CO-REACH
24.06.-25.06.2015, Nürnberg
HAM RADIO
26.06.-28.06.2015, Friedrichshafen
Vivanti Juni 2015
27.06.-29.06.2015, Dortmund
vivanti Juni 2015
Dortmund ist neuer Veranstaltungsort für die regionale Konsumgütermesse vivanti. Mit Angeboten aus
den Bereichen Wohnen, Papeterie,
Gourmet, Schmuck, Floristik, Cookshop oder Accessoires und als einzige Ordermesse in NRW erweist sich
die vivanti als starke Plattform für
27.-29.6., Dortmund
die Branche
ZELLCHEMING-Expo
30.06.-02.07.2015, Frankfurt/Main
parts2clean
09.06.-11.06.2015, Stuttgart
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