1/2015 - Sankt Michaelsbund

HEFT
Treffpunkt Bücherei
Herzlich
Willkommen
UNSER JAHRESTHEMA 2015/2016 Treffpunkt Bücherei: Herzlich Willkommen
VORSCHAU Einladung zu den 80. Jahreskursen auf Schloss Hirschberg
IM GESPRÄCH Der Schriftsteller Alois Prinz über die Mystikerin Teresa von Ávila
1 (2015)
Inhalt
  3Editorial
  4 Unser Jahresthema
  8 Kurz notiert
12 Buch- und Medientipps
15Verlag
17 Aus- und Fortbildung
22Forum
24
Größer, weißer und besser lesbar:
Die Münchner Kirchenzeitung in
neuem Gewand
30
Appell an den Freistaat:
Die Mitgliederversammlung des
Landesverbandes 2014 in Passau
44
Vorbildlicher Neubau:
Die Bücherei Niederwinkling im
Dorf- und Begegnungszentrum
22 500 Jahre Teresa von Ávila
24 MK – Münchner Kirchenzeitung
26 „Mindestanforderungen“ für kleine
Büchereien in Bayern?
30 Mitgliederversammlung 2014 in Passau
© Passauer Bistumsblatt
31 Erweitertes Führungszeugnis für
Ehrenamtliche in Büchereien
32 smb – Änderungen der Standing Order
33 Aus den Diözesen
38 Treffpunkt Bücherei
44 Bau und Einrichtung
46 Termine / Impressum
Bitte beachten Sie unsere Beilagen
• Anmeldeformulare für die Jahreskurse 2015
auf Schloss Hirschberg (zweifach)
• Empfehlungsliste zum Jahresthema 2015/2016 „Treffpunkt Bücherei“: Deutsch lernen für Migran-
ten. Im Alltag verständigen – Einander kennenlernen – Integration fördern
• Empfehlungsliste „Gesund und fit in den Frühling“
• Empfehlungsliste „Garten(t)räume“
• Broschüre lesetraum.de „Grund zur Freude! – Die 50 schönsten Bücher zur Oster- und Sommerzeit“
• Arbeitshilfe „Katholischer Kinder- und
Jugendbuchpreis 2015“ und Preisträgerplakat
• Bestellbeilage „Katholischer Kinder und Jugendbuchpreis 2015“
2 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Treffpunkt Bücherei: Herzlich Willkommen!“
heißt das neue Jahresthema beim Sankt Michaelsbund, das wir in den kommenden beiden Jahren
2015 und 2016 zusammen mit Ihnen entfalten
und mit Leben füllen wollen. Als Orte der Begegnung und Kommunikation sind unsere Büchereien ein unverzichtbares kulturelles Angebot vor
Ort in den Gemeinden in Bayern. Unsere knapp
1.100 Mitgliedsbüchereien stehen dabei jedermann offen, unabhängig von Alter, Geschlecht
oder Nationalität. Wir werden für Sie zum Jahresthema wieder vielfältige Anregungen und Ideen
zusammenstellen, die Sie bei der Arbeit in Ihrer
Bücherei unterstützen. Als erste Empfehlungsliste zum neuen Jahresthema finden Sie die Liste
„Deutsch lernen für Migranten. Im Alltag verständigen – Einander kennenlernen – Integration
fördern“ in ausgedruckter Form, gleichzeitig sind
diese Bücher aber auch wie gewohnt in unserem
Büchereishop präsentiert.
Vom 24. Juli bis 2. August 2015 laden wir Sie
wieder zu unseren Jahrestagungen auf Schloss
Hirschberg ein, die in 2015 zum 80. Mal ausgerichtet werden. Wir freuen uns sehr, dass die bekannte und vielfach ausgezeichnete Autorin Kirsten Boie zugesagt hat, zu uns nach Hirschberg zu
kommen. Vor 30 Jahren erschien ihr erstes Buch
(„Paule ist ein Glücksgriff“), das sogleich ein Erfolg wurde. Inzwischen hat sie über 100 Bücher
geschrieben und veröffentlicht, die in zahlreiche
Sprachen übersetzt wurden. Ab sofort sind Anmeldungen für Hirschberg möglich, und in diesem Sommer stehen nach langer Umbaupause
auch endlich wieder die beiden Torgebäude mit
zusätzlichen Zimmern für uns zur Verfügung.
Dieser Sendung liegt auch
die neue Ausgabe der
Broschüre „Grund zur
Freude!“ unserer Buchhandlung
lesetraum.de
bei. Sie finden darin ausgewählte Frühjahrsnovitäten sowie aktuelle und originelle Bücher für das
Leben mit Kindern. Aus aktuellem Anlass legen
wir Ihnen ein ganz besonderes Kinderbuch ans
Herz: „Funklerwald“ von Stefanie Taschinski. Die
Autorin hat sich des schwierigen Themas Flucht
und Zuflucht angenommen und dieses ganz wunderbar kindgerecht umgesetzt. Ein Buch über Anderssein und Toleranz – für Sie selbst und gerne
zum Weiterempfehlen.
Und was es in der Welt der Bücher und Medien
im Frühjahr und Sommer 2015 sonst noch alles
Neues gibt, können Sie bei einem Besuch in der
Münchner Büchereizentrale persönlich entdecken. Unsere Buchberaterinnen sind gerne für Sie
da und freuen sich auf Ihren Besuch. Und wenn
Sie einmal nicht selbst zu uns kommen können,
bestellen Sie doch für Ihre Bücherei ganz einfach
unter www.shop.st-michaelsbund.de oder für
sich selbst unter www.lesetraum.de.
Viel Spaß bei der Lektüre von „Treffpunkt
Bücherei“ wünscht Ihnen Ihr
Dipl.-Theol. Stefan Eß
Direktor
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 3
UNSER JAHRESTHEMA
© Michael Sanetra
Unser Jahresthema 2015/2016:
Treffpunkt Bücherei:
Herzlich Willkommen
Eine Brücke als einladender Zugang zur Gemeindebücherei Hutthurm
N
ach zwei Jahren „Kleine Menschen –
große Welt: Bücherei und Kindergarten
als Wegbegleiter zu Glauben und Leben“
lautet das neue Schwerpunktthema für 2015/2016:
„Treffpunkt Bücherei: Herzlich Willkommen“!
Dieses auf den ersten Blick recht globale Thema soll die Bücherei als Ort und Raum für Begegnung, Austausch und Orientierung in den Fokus
der bibliothekarischen Verbandsarbeit rücken. Bei
der Mitgliederversammlung des Sankt Michaelsbund, Landesverband Bayern e.V. vergangenen
November in Passau wurde für diese Formulierung gestimmt, die bewusst weit gefasst ist. Ohne
einzugrenzen auf eine bestimmte Nutzergruppe, Glaubensrichtung o.ä. will sie der Willkom4 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
menskultur Rechnung tragen. Büchereien sollen
in ihrer Vielfalt dargestellt werden, offen für alle
und niedrigschwellig, mit dem Ziel, Menschen zu
Menschen zu bringen und Brücken zu bauen. Besondere Schwerpunkte können natürlich immer
gesetzt und die unterschiedlichen Facetten von
den Büchereien vor Ort herausgestellt werden.
Das Jahresthema wird bei den Fortbildungsveranstaltungen auf Landes- und Diözesanebene
auf der Tagesordnung stehen. Der Sankt Michaelsbund wird die Büchereien auch wieder mit
Buchempfehlungslisten, Beiträgen in Treffpunkt
Bücherei und neuen Werbemitteln unterstützen –
lassen Sie sich überraschen! Einen Vorgeschmack
finden Sie auf der vorletzten Seite im Heft.
UNSER JAHRESTHEMA
„Zehn Gebote der bibliothekarischen
Willkommenskultur“:
heiter-provozierende Denkanstöße
zum neuen Jahresthema
Die Grundzüge unseres Jahresthemas 2015/2016
standen eigentlich schon lange fest, bereits bei der
Mitgliederversammlung 2013 hatten die meisten
Teilnehmer das Thema „Treffpunkt Bücherei“ favorisiert, nur die genaue inhaltliche Ausgestaltung
und die Formulierung waren noch nicht klar. Als
dann 2014 von einem – eigentlich logisch – weiblichen Mitglied der Vorschlag „Herzlich Willkommen“ kam, der in seiner plakativen Aussagekraft
eigentlich nicht zu übertreffen ist, gab es überraschenderweise doch ein paar kritische Stimmen
im Plenum. Warum eigentlich?
Die herzliche Willkommenskultur ist etwas, was
bei uns im abendländischen Herzen unseres Kontinents – im Gegensatz etwa zu den gastfreundlichen Südeuropäern – nicht gerade besonders ausgeprägt ist. Man muss in diesem Zusammenhang
nicht unbedingt auf die ärgerlichen Pegida-Kundgebungen verweisen, Max Frisch etwa hat schon
vor genau 50 Jahren im Hinblick auf den Empfang
der sog. „Gastarbeiter“ den Satz geprägt „Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen“ und
damit unsere Unsicherheiten und auch Ängste vor
dem Fremden, vor den Fremden auf den Punkt
gebracht! Ein Schuft, der Böses dabei denkt, wenn
er dann den scherzhaften Satz „Büchereiarbeit
könnte so schön sein, wenn es die lästigen Benutzer nicht gäbe …“ im Ohr hat!
Alle BüchereimitarbeiterInnen freuen sich auf
neue Gesichter in der Bücherei und heißen sie gerne willkommen, das dürfte eine unbestrittene Tatsache sein! Tatsache aber ist auch, dass es ein paar
grundsätzliche „innerbetriebliche“ Dinge gibt, die
zu einer bibliothekarischen Willkommenskultur
gehören und darüber hinaus zu grundsätzlichen
Voraussetzungen bibliothekarischer Arbeit überhaupt. Die wichtigsten sind in den folgenden, eigentlich selbstverständlichen „zehn Geboten“ zugegeben etwas pointiert zusammengefasst – und
können bei Bedarf auch den Trägern zur Kenntnis
gegeben werden …
Erstens: Jede Bücherei muss der Ortsund Bibliotheksgröße und der Bevölke-
rungsstruktur angemessene Öffnungszeiten
anbieten! Das „A und Ω“ jeder Büchereiarbeit!
Besucher, die trotz mehrfacher Versuche stets vor
verschlossenen Türen stehen, werden sich alles andere als willkommen fühlen! Nun ist das Thema
Öffnungszeiten ein eher sensibles und zugegeben
schwieriges, vor allem dann, wenn Büchereien
ausschließlich ehrenamtlich betreut werden. Aber
auch diese kleinen, eben auch mit öffentlichen
Mitteln finanzierten Büchereien müssen sich daran messen lassen, ob sie genügend – und auch
sinnvolle – Öffnungszeiten anbieten. Die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr müssen
ja auch dann löschen, wenn’s brennt, und nicht
dann, wenn sie gerade Zeit haben … Der Bremer
Sozialwissenschaftler Meinhard Motzko provoziert Bibliothekare gerne mit dem Hinweis, dass
er manchmal das Gefühl habe, dass sich die Öffnungszeiten von – auch großen – Bibliotheken eher
an den Bedürfnissen der Mitarbeiter als an denen
der Benutzer orientieren – da steckt manchmal
schon mehr als nur ein Körnchen Wahrheit drin!
Und die Öffnungszeiten, die vielleicht vor dreißig
Jahren „gepasst“ haben, müssen in Anbetracht
von Ganztagsschulen und vollgepfropften Terminkalendern von Kindern vielleicht auch einmal
überdacht und angepasst werden!
Zweitens: Die Bücherei muss leicht zu
finden sein! Nicht nur ortsfremde MitarbeiterInnen von Landesfach- oder Diözesanstellen können
ein traurig‘ Lied davon singen, wenn sie bei ihrem
ersten Besuch einer Bücherei in ihrem „Beritt“
selbige einfach nicht finden können. In vielen Orten fehlen wegweisende Hinweisschilder zur Bücherei! Warum eigentlich – sind das Rathaus, die
Kirchen, die Touristeninformation, Kindergärten
und Schulen und andere öffentliche Gebäude, ja
sogar der Friedhof wie selbstverständlich ordentlich ausgeschildert? Und selbst wenn man dann
das Gebäude in der richtigen Straße mit der passenden Hausnummer gefunden hat, fehlen dort
die entsprechenden Hinweise. Was jede Bäckerei
macht, sollte doch auch für jede Bücherei selbstverständlich sein: Eine auffällige(!) und sorgfältig
gemachte Außenbeschriftung!
Drittens: Die Bücherei muss sich bekannt machen! In Skandinavien oder in den
Niederlanden, inzwischen aber auch im mit einem
Bibliotheksgesetz gesegneten Südtirol, gehören
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 5
UNSER JAHRESTHEMA
öffentliche Bibliotheken zu den selbstverständlichen örtlichen Einrichtungen, die es „fast“ überall
gibt und die von „fast“ allen genutzt werden! In
Deutschland ist das – vor allem in kleineren Orten
– nicht (mehr) so! Daher sollten alle Neubürger in
der Büchereigemeinde von der Gemeindebücherei
erstens selbst herzlich willkommen geheißen und
zweitens ebenso herzlich zu einem Besuch eingeladen werden. Diese Einladung kann auch mit einem kleinen „Zuckerl“ garniert werden, vielleicht
mit dem Angebot, im laufenden Jahr gebührenfrei
ausleihen zu können o.ä. Es ist oft nicht Arroganz,
wenn akademisch gebildete Neubürger aus Großstädten lange nicht ihren Weg in die kleine „Dorfbücherei“ finden, oft ist es nur Ignoranz, nämlich
die ganz normale Unwissenheit von Neuzuzüglern
über alle örtlichen Angebote – und über die Qualität derselben, denn manche große Bibliotheken
hinken manchen kleinen Büchereien in der Aktualität des Angebots durchaus hinterher! Dass die
Hinweise auf Anschrift, Öffnungszeiten, Telefonnummer und Mail-Adresse im Brief nicht fehlen
dürfen, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein …
Viertens: Die Bücherei muss jederzeit
erreichbar sein! Das bezieht sich nun auf den
letzten Satz des 3. Gebots. Jede Bücherei muss
während der Öffnungszeiten telefonisch und außerhalb der Öffnungszeiten per E-Mail erreichbar sein. Ausreden über fehlende Telefon- oder
Internet-Anschlüsse gelten einfach nicht! Dieser
Satz richtet sich fast immer eher an „sparsame“
Träger der Bücherei als an die BüchereimitarbeiterInnen, die oft jahrelang vergeblich um diese
Errungenschaften der modernen Technik (z.B.
„Fernsprechapparat“) kämpfen müssen. Wir leben in einem Informations- und Medienzeitalter,
darum können ausgerechnet Bibliotheken, die
Medien ausleihen und Informationen beschaffen,
nicht von den Zugängen dazu abgeschnitten sein.
Schließlich gibt es inzwischen genügend preiswerte Prepaid-Handys mit Flatrates und InternetSticks für Laptops, wenn etwa übervorsichtige
Systemadministratoren die bei dieser Spezies weit
verbreitete panische Angst vor Viren und sonstigem Ungeziefer im Intranet haben sollten …
Fünftens: Die BüchereimitarbeiterInnen müssen für Besucher erkennbar sein! Es
gibt gottseidank keine Uniform-, Kostüm- oder
6 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Anzugspflicht für Büchereimitarbeiterinnen und
-mitarbeiter – auch wenn designverliebte und bevorzugt ausschließlich „schwarz“ gewandete Architekten bei schicken Neubauten das manchmal
sicher gerne verordnen würden ... In vielen Büchereien gehören aber inzwischen namensschildertragende MitarbeiterInnen zum Alltag. Neue
Büchereibesucher, die der guten Beschilderung
und der netten Einladung wegen endlich den Weg
in die Bücherei gefunden haben, erkennen damit
auf einen Blick, wer zum Büchereiteam gehört
und wer für erste Auskünfte gerne zur Verfügung
steht – auch dann, wenn die Chefin nicht hinter
der Verbuchungstheke sitzt … Sogar die lange
vertrauten älteren Leserinnen und Leser schätzen Namensschilder, denn bei allen lässt irgendwann einmal das Namensgedächtnis nach … Wie
für alle Beschriftungsschilder gilt aber auch hier:
Bitte keine handschriftlichen Provisorien, sondern
etwas Ordentliches!
Sechstens: Die MitarbeiterInnen müssen die Kunden freundlich behandeln! Was für
eine Binsenwahrheit, die aber so selbstverständlich nicht ist! Früher stand in allen Büchereien
das Buch im Zentrum der bibliothekarischen Arbeit, am wichtigsten waren für die meisten KollegInnen sorgfältigst verfasste Katalogkarten und
ordentlich in Reih und Glied stehende Haftsignale! Heute steht der Mensch, der Kunde, der Gast
im Mittelpunkt unserer Arbeit! Wer aber hat sich
in Geschäften jeglicher Art nicht schon über unfreundliche MitarbeiterInnen geärgert, in München scheint Arroganz ja manchmal schon ein
Einstellungskriterium des Personals vor allem in
teureren Läden zu sein. Büchereien müssen sich
wie alle anderen Geschäfte auch um ihre Kunden
bemühen. Dazu gehört neben einem Lächeln –
auch wenn es bei manchen „Kunden“ zugegeben
schwer fallen mag – auch das positive Verkaufen
der Angebote. Der Benutzer erfährt also beim
ersten Besuch, dass er die ausgeliehenen Bücher
tatsächlich vier Wochen behalten und dann ggf.
auch noch verlängern kann. Weniger hilfreich sind
dagegen strenge Erstbelehrungen im Kasernenhofton, dass Überziehungen Mahngebühren nach
sich ziehen – das merkt der säumige Nutzer spätestens – oder frühestens – bei der Rückgabe. Die
Benutzungsordnung und deren Sanktionen sind –
so unerlässlich sie auch sind – nicht das wichtigste
in der Büchereiarbeit!
UNSER JAHRESTHEMA
Siebtens: Der Benutzer muss sich in
der Bücherei wohlfühlen können! Die nächste
Binsenwahrheit – die vielleicht keine ist! Es soll
Büchereien geben, in denen regelmäßig alle ausgeliehenen Bücher vor der Rückstellung ins Regal
mit Alkohollösungen o.ä. gereinigt werden! Das ist
sicher löblich, sorgt für Beschäftigung, bei zu viel
„Allohol“ auch für eine gelöste Stimmung, und
trägt zu einem ordentlichen Gesamteindruck des
Büchereiangebots bei. Wenn in diesen Büchereien
aber seit der Eröffnung vor mehreren Jahrzehnten
der gleiche Nadelfilzboden in undefinierbarem
„dankbaren“ Beigebraun liegt und der letzte – inzwischen gräuliche – Wandanstrich ebenfalls aus
dieser grauen Vorzeit stammt, dann stimmt etwas
nicht! Zugegeben, große Büchereiräume mit vielen Regalen und noch mehr Büchern sind nur sehr
arbeitsintensiv zu renovieren, neue Bodenbeläge
oder ein neuer Anstrich bedingen nun einmal das
Ausräumen der Regale und manchmal auch den
Abbau derselben, aber alle zehn bis fünfzehn Jahre sollte dieser „Luxus“, den sich privat eigentlich
fast jeder leistet, schon drin sein!
Achtens: Der Benutzer muss sich in der
Bücherei zurechtfinden können! Nachdem
nun die ersten sieben Gebote Beachtung gefunden haben, bewegt sich der willkommene Besucher freudig in Richtung Regale, um ein Buch
zu suchen. Halt, falsch, denn eigentlich will der
Leser ja ein Buch finden – nicht suchen. Dafür
müssen aber Aufstellung und Beschriftung der
Regale kundengerecht sein. Nun ist die Aufstellung nach der klassischen Sachbuchsystematik –
egal ob SKB-E oder ASB – oder bei den Romanen nach der alphabetischen Reihung der Autoren
nicht gerade die kundenfreundlichste, wenn auch
zugegeben simpelste Art der Gliederung der Bücher im Regal, aber es gibt bessere Alternativen,
etwa die thematische Aufstellung! Und auch die
Regalbeschriftung nach SKB-E-Gruppen ist nicht
der letzte Schrei, man denke nur an die absolut
nichtaussagefähige SKB-E-Notation „Pr“, mit
der kein Normalbürger etwas anfangen kann. In
den letzten Jahrzehnten haben sich Büchereiausstatter immer mehr an Ladenbaufirmen orientiert,
die von Haus aus verkaufsfördernde Maßnahmen
entwickelt haben, daher können Büchereien auch
von Buchhandlungen lernen! Dort stehen Kochbücher unter der Überschrift „Kochbücher“ oder
auch nur bei „Essen und Trinken“, aber eben nicht
unter „Pr – Praxisratgeber“, die ja nach individuell geübter Praxis ganz unterschiedlich ausgeformt
sein können – und sich vielleicht mit ganz anderen
Praktiken beschäftigen …
Neuntens: Der Bücherei muss mehr bieten als vollgestopfte Regale! Nun hat – um bei
o.a. Beispiel zu bleiben – die leidenschaftliche
Hobbyköchin bei den in ihrem Fall zutreffenden
„Praxisratgebern“ doch tatsächlich neben manchen alten leicht speckigen Schwarten mehrere
neue Kochbücher von Poletto, Lafer, Schuhbeck
und Konsorten gefunden, in die sie sich vertiefen
will, ohne gleich alle schwergewichtigen Bände
mit nach Hause nehmen zu wollen. Wie schön
wäre es da, wenn es nahe bei den Regalen Lesetische und -stühle oder gemütliche helle Sitzecken
gäbe, um in den Büchern zu blättern und ein Rezept herauszuschreiben oder gar mit dem Handy
zu scannen, schließlich gibt es in der Bücherei ja
auch W-LAN, aber halt, das würde nun doch zu
weit führen ... Wegen der vielen Regalmeter, in denen manchmal viele alte Bücher stehen, die kaum
mehr ausgeliehen – geschweige denn aussortiert
– werden, ist aber oft kein Platz mehr für Stühle
und Tische. Schade eigentlich, denn willkommene Gäste, auf die man sich so gefreut hat, möchte
man ja nicht gleich wieder loswerden …
Zehntens: Die Bücherei muss auch mal
'was Besonderes bieten! Das muss ja nicht immer gleich der Kaffeeautomat mit acht verschiedenen Kaffeearten nebst Milchschaum sein. Aber
um wieder beim Beispiel der Hobbyköchin zu
bleiben: Diese Dame hat nun endlich doch noch
einen Sitzplatz gefunden, muss aber zu ihrem
Entsetzen feststellen, dass ihre Brille zwar nicht
auf der heißen Herdplatte – ein Lob dem CeranKochfeld – aber doch in der heimischen Küche
liegt. Wie dankbar wird sie sein, wenn die Bücherei
gerade für solche Misslichkeiten einige billige Ersatzbrillen in unterschiedlichen Sehstärken bereithält! Das ist wirklich nur eine – auch preiswerte –
Kleinigkeit, aber auch dieses kleine „Pflänzchen“
gehört zum bunten Willkommensstrauß, den die
Büchereien ihren – nicht nur neuen – Leserinnen
und Lesern binden sollte!
Michael Sanetra
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 7
KURZ NOTIERT
Welttag des Buches
Am 23. April 2015 ist es wieder so weit: Deutschlandweit
feiern Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken, Schulen
und Lesebegeisterte am UNESCO-Welttag des Buches
ein großes Lesefest.
Der Leipziger Lesekompass zeichnet Kinder- und Jugendbücher aus, die Lesespaß mit kreativen Ansätzen
der Leseförderung verbinden. Ausgewählt werden sie
von einer Jury aus unabhängigen Fachleuten der Bereiche Kita, Schule, Bibliothek und Buchhandel, aber auch
aus jugendlichen Lesern und Bloggern. Prämiert werden
jeweils Neuerscheinungen, die im Zeitraum zwischen
zwei Leipziger Buchmessen (zwischen März und März)
erschienen sind.
Eine Übersicht der auf der Leipziger Buchmesse 2015 mit
dem Leipziger Lesekompass ausgezeichneten Titel samt
Downloads finden Sie unter: https://www.stiftunglesen.de/programmbereich/kindertagesstaette/leipziger-lesekompass
Tipp: Sie können bei Ihrer Diözesanstelle Leporellos für die
drei Alterskategorien sowie ein Poster im Langformat mit
allen 30 Covern im Überblick kostenlos anfordern! Solange
der Vorrat reicht.
LIT.fest münchen 2015
Im Rahmen des deutschlandweiten Kunstprojektes der Deutschen Bischofskonferenz
„Freude, Trauer, Angst, Hoffnung – Das
Kunstprojekt der katholischen Kirche zum
Konzilsjubiläum 2015“ findet vom 13.
April bis 11. Mai 2015 ein hochkarätig
besetztes Literaturfestival statt. Veranstaltungsort ist die bayrische Landeshauptstadt
München. In Freising und in München lesen Schriftstellerinnen und Schriftsteller
aus ihren Werken, die Resonanzen auf die
großen Gefühle der Menschen von heute
artikulieren: Freude und Hoffnung, Trauer
und Angst. Den Auftakt macht Hanns-Josef
Ortheil. Sie werden noch weitere unserer
„Hirschberg“- und Verlagsautoren im Programm finden!
Dieses und nähere Informationen finden
Sie unter: www.LITfest-muenchen.de
8 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
„Ich schenk dir eine Geschichte - Die Krokodilbande
in geheimer Mission“:
Die Buch-Gutschein-Aktion ist eine
deutschlandweite Kampagne zur Leseförderung. Mit dem Welttagsbuch
soll den Kindern der 4. und 5. Klassen bundesweit die Freude am Lesen
vermittelt werden. Um Ihre jungen
Büchereibesucher mit einem Buchgeschenk überraschen zu können,
haben Sie wieder die Möglichkeit,
das Verschenkbuch zum Welttag des Buches zum Selbstkostenpreis bei der Stiftung Lesen zu bestellen unter
www.welttag-des-buches.de.
Sie erhalten zum Preis von 28,90 € (inkl. 7% Umsatzsteuer, Verpackungs- und Versandkosten):
• 20 Exemplare des Kurzromans „Ich schenk dir eine
Geschichte – Die Krokodilbande in geheimer Mission“
• ein Exemplar des Unterrichtsmaterials inklusive Plakat
• ein Exemplar Aktionsideen für Bibliotheken
Bestellungen werden nur so lange der Vorrat reicht und
bis maximal zum 23. April 2015 entgegengenommen.
Die Pakete inklusive Rechnung werden ab dem 1. April
2015 zugestellt.
Hinweis: Die Aktion „Lesefreunde“ findet 2015 nicht statt!
Woche für das Leben
Die Woche für das Leben findet 2015 vom
18. bis 25. April statt.
Das Thema lautet:
„Sterben in Würde“. Mehr Infos unter:
http://www.woche-fuer-das-leben.de
KURZ NOTIERT
Lesestart: Für Bibliotheken
Unter http://www.lesestart.de/fuer-partner/
fuer-bibliotheken gibt es aktuelle Informationen, die Lesestart-Webinare, kostenlose Downloads wie z.B. Ausmalvorlagen, Druckvorlagen
für Poster und Rollbanner, Spiel- und Bastelideen
sowie Bilderbuchkinos und Kamishibai-Vorlagen.
Außerdem finden Sie im Best-Practice-Bereich
die Aktionen anderer Büchereien und können
selbst Ihre Umsetzungsidee vorstellen!
Sie können sich dort auch noch für die Teilnahme an Lesestart registrieren und für den Newsletter anmelden. Die Verteilung der Lesestart-Sets
für Dreijährige in den Bibliotheken läuft noch bis
Ende 2015!
Deutscher
Jugendliteraturpreis
Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird
als einziger Staatspreis für Literatur seit
1956 vom Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend gestiftet und jährlich verliehen. Ausgezeichnet werden herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur. Eine Kritikerjury,
bestehend aus neun erwachsenen Juroren,
vergibt den Deutschen Jugendliteraturpreis
in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch. Parallel dazu verleiht eine unabhängige Jugendjury den Preis
der Jugendjury. Sie besteht aus sechs über
die Bundesrepublik verteilte Leseclubs. Die
Jurys prüfen die Bücher aus der Produktion
des Vorjahres und nominieren davon sechs
Titel pro Sparte.
© Markus Lutz Saarbrücken
Die Nominierungsliste wurde am 12. März
2015 auf der Leipziger Buchmesse verkündet, einzusehen ist diese online unter:
http://www.jugendliteratur.org/deutscher_jugendliteratur-2.html
Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2015
Die Jury des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises unter
Vorsitz von Weihbischof
Robert Brahm (Trier) hat
15 Titel für die diesjährige Empfehlungsliste des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises der Deutschen
Bischofskonferenz ausgewählt. Der Preis geht an das
Bilderbuch „Annas Himmel“
von Stian Hole (Hanser,
48 S., ISBN 978-3-446-24532-7,
14,90 €).
69 Verlage haben sich mit 230
Büchern am Wettbewerb beteiligt. Zu den in diesem Jahr
nominierten Werken gehören
Bilderbücher, Sachbücher, Erzählungen sowie Romane für
alle Altersgruppen.
In diesem Jahr wird die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung zum 26. Mal vergeben. Die Verleihung durch den
Vorsitzenden der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart), ist für den 19. Mai 2015 in Osnabrück
vorgesehen.
Die vollständige Jurybegründung zum Preisbuch 2015,
die Rezensionen der Titel auf der Empfehlungsliste, Informationen zur Jury und zur Geschichte des Preises sowie
alle Siegertitel inklusive Jurybegründungen finden Sie
unter www.dbk.de auf der Seite „Katholischer Kinderund Jugendbuchpreis“ (Rubrik Initiativen).
Tipp: Die Arbeitshilfe „Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2015“ mit ausführlichen Rezensionen zu den
Büchern der Empfehlungsliste sowie ein Preisträgerplakat
im Format DIN A3 und unsere Bestellliste liegen dieser Ausgabe bei.
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 9
KURZ NOTIERT
104. Deutscher Bibliothekartag in Nürnberg 2015
Zum 104. Deutschen Bibliothekartag vom 26.
bis 29. Mai 2015 laden die beiden bibliothekarischen Berufsverbände, der Berufsverband
Information Bibliothek e. V. (BIB) und der
Verein Deutscher Bibliothekare (VDB), nach
Nürnberg ein.
Der Bibliothekartag wird auf dem Gelände
der NürnbergMesse stattfinden. Gastgeber
werden die Universitätsbibliothek Erlangen –
Nürnberg und die Stadtbibliothek Nürnberg
gemeinsam mit der Bibliothek der Technischen
Hochschule, der Bibliothek des Germanischen
Nationalmuseums, den Bibliotheken der Musik-
hochschule und der Evangelischen Fachhochschule, den Stadtbibliotheken Erlangen und
Fürth sowie dem Nürnberger Standort der
Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen sein.
Das Motto der größten und zentralen Fortbildungsveranstaltung für das deutsche und europäische Bibliothekswesen lautet 2015
„Bibliotheken – von Anfang an Zukunft“.
Mehr Informationen unter:
http://www.bibliothekartag2015.de/
Neu in der Diözesanstelle München und Freising:
Gabriele Radeck-Erkelenz
Nach dem Abitur in Augsburg habe ich in München
Wirtschaftsingenieurwesen
studiert. Nach 25 Jahren
beruflicher Tätigkeit in der
Industrie kam in den letzten
Jahren „immer mehr der
Wunsch, sich in einer kirchlich-nahestehenden Organisation zu engagieren“.
Seit über 15 Jahren engagierte ich mich mit viel
Freude in meiner Gemeinde. Von 2004-2014 war
ich im Pfarrgemeinderat in meiner Gemeinde tätig, zuletzt als Teil der Doppelspitze im Vorsitz.
Ideen umsetzen, Projekte zu initiieren und die
gute Zusammenarbeit zwischen Hauptamtlichen
und Ehrenamtlichen mit den unterschiedlichen
Bedürfnissen und Möglichkeiten waren mir immer ein Anliegen. In der Gemeinde bin ich jetzt
noch als Chormitglied aktiv.
In den letzten Jahren hat sich der Wunsch, mehr
über die Theologie zu erfahren, immer weiter verstärkt. Im Herbst 2013 habe ich mit dem Fernstudium begonnen und seit November 2014 bin ich
im Aufbaukurs. „Die Neugier, die durch immer
10 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
mehr Wissen entsteht, ist mein Antrieb, immer
weiter zu machen. Mehr über den gelebten Glauben zu erfahren, lässt einen mehr sehen.“
Vor zehn Jahren bin ich über eine Bekannte zur
Mitarbeit in der Bücherei animiert worden. Die
Verbindung des Hobbys Lesen und der Kontakt
mit Menschen – jung und alt – haben mir immer
viel Spaß gemacht. „Jetzt genieße ich beim Sankt
Michaelsbund die tollen Buchtipps der Kolleginnen aus der Büchereizentrale und dem Lesetraum
aus erster Hand.“
Seit Dezember 2014 bin ich in der Diözesanstelle
München und Freising beim Sankt Michaelsbund
tätig. Als Sachbearbeiterin bin ich Ansprechpartnerin für alle Büchereien des Erzbistums in den
unterschiedlichen Belangen.
„Die Arbeit, die mich alles verbinden lässt: die
berufliche Erfahrung, die Arbeit mit Menschen,
das Thema Buch und die kirchliche Verknüpfung,
motivieren und erfreuen mich bei der Arbeit ebenso wie die netten Kolleginnen und Kollegen. Der
Sankt Michaelsbund ist als Arbeitgeber für mich
bisher nur zu empfehlen.“
Gabriele Radeck-Erkelenz
KURZ NOTIERT
Hörbuch des Jahres 2014
„Stoner" von John Williams (Der
Audio Verlag) ist das Hörbuch des
Jahres 2014 in der Kategorie für Erwachsene. Das Rennen in der Rubrik Junior
machte das prämierte Hörbuch des Monats
Oktober „Das Blubbern von Glück“ von
Barry Jonsberg (Der Hörverlag).
Die Hörbücher des Monats finden Sie in unserem Onlineshop unter „Belletristik“ und „Kinder- & Jugendbuch“:
www.shop.st-michaelsbund.de
Das Münchner Kirchenradio berichtet zu Beginn jeden Monats im Internet über die prämierten „Hörbücher des Monats“ in der
Rubrik Literatur:
www.muenchner-kirchennachrichten.de/
literatur.html
Neu! Betreiberabgabe für Kopiergeräte in Büchereien
Seit dem 1.1.2014 gilt ein neuer Rahmenvertrag
zur Betreiberabgabe nach § 54c UrhG, dem jede
Bibliothek ausdrücklich beitreten muss, wenn sie
Kopiergeräte betreibt. Der Beitritt erfolgt durch
Meldung an die Verwertungsgesellschaft Wort.
Der Vertrag gilt für alle Bibliotheken in öffentlicher Trägerschaft von Kommunen, Landkreisen
und Kirchen. Hauptmerkmal des neuen Rahmenvertrages ist, dass die Bücherei bzw. der Träger die
Vergütung selbst zu entrichten hat.
Wesentliche Bestandteile des neuen Rahmenvertrages sind:
Als Kopiergeräte gelten alle Geräte, mit denen
Kopien hergestellt werden können, einschließlich
der Multifunktionsgeräte. Von der Anwendung
des Rahmenvertrages ausgenommen sind Standalone Scanner und Drucker sowie alle Kopiergeräte, die ausschließlich für den internen Gebrauch
genutzt werden. Letztgenannte Geräte sind nicht
zu melden!
Die Vergütung ist nur für solche Geräte zu entrichten, die im Eigentum der Bibliothek stehen
und für eine öffentliche Nutzung selbst betrieben
werden. Die Vergütung wird einmal jährlich und
je Gerät fällig. Dazu sind die Anzahl der Geräte in
einem Kalenderjahr im Folgejahr an die VG Wort
von der Bibliothek zu melden. Durch die Meldung tritt die Bibliothek dem Rahmenvertrag bei.
Die Meldung für das Jahr 2014 ist demnach in
der Zeit vom 1.1. bis 30.6.2015 vorzunehmen.
Zur Meldung wird in der Website der VG Wort ein
Online-Meldeformular eingestellt: http://www.
vgwort.de/einnahmen-tarife/vervielfaeltigen/
bibliotheken.html
Die Vergütungshöhe je Gerät bemisst sich
nach folgenden Tarifstufen:
Tarif E: ÖBs mit einem Versorgungsauftrag mit bis
zu 20.000 Einwohnern: 34,64 €
Tarif O: ÖBs mit einem Versorgungsauftrag mit
über 20.000 Einwohnern: 152,00 €
Der Wortlaut des Rahmenvertrages ist auf der
Website des dbv im Volltext zugänglich:
http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/vereinbar ungen/
Rahmenvertrag__54c_181213_unterschrieben.pdf
Ihre Ansprechpartner im
Sankt Michaelsbund
Ein Verzeichnis der Ansprechpartner finden
Sie unter www.st-michaelsbund.de:
„Büchereiarbeit Downloads“
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 11
BUCH- UND MEDIENTIPPS
Hörbuch des Monats
JANUAR
MÄRZ
Anthony Horowitz:
Der Fall Moriarty
Antoine Laurain:
Liebe mit zwei Unbekannten
Anthony Horowitz wagt sich an ein „spin-off“ zu einem
der berühmtesten Fälle der Kriminalliteratur: dem „Reichenbachfall“ von Sir Arthur Conan Doyle, in dem dieser
Meisterdetektiv Sherlock Holmes und dessen größten
Widersacher Professor Moriarty 1893 in den Tod schickte.
Kurze Zeit nach diesem tragischen Ereignis trifft Frederick Chase von der amerikanischen Detektei Pinkerton
in London ein und will Scotland-Yard-Inspector Athelny
Jones davon überzeugen, dass der skrupellose Moriarty
eine Vereinigung seiner Bande mit der eines brandgefährlichen amerikanischen Gangsterbosses plante. Jones
wäre es eine Ehre, den ärgsten Feind seines Idols endgültig zur Strecke zu bringen und lässt sich gerne auf die
verwegenen Pläne ein. Doch verfolgen Jones und Chase
tatsächlich dasselbe Ziel und können sie einander trauen?
Laure wird spätabends vor ihrer Pariser Wohnung niedergeschlagen und ausgeraubt. Der Dieb hat ihrer auffälligen Handtasche nur die Wertsachen entnommen und
sie dann auf einer Mülltonne liegenlassen, wo sie der
Buchhändler Laurent auf seinem Weg zur Arbeit entdeckt
und nach einem erfolglosen Versuch, das Fundstück im
Polizeirevier abzuliefern, zu sich nach Hause mitnimmt.
Der Inhalt der Tasche, vor allem ein rotes Notizbuch mit
Laures persönlichen Eintragungen, fasziniert ihn, und
Laurent setzt alles daran, ihre Besitzerin ausfindig zu machen. Sehr hilfreich erweist sich dabei ein Taschenbuch
von Patrick Modiano, in das der als sehr zurückhaltend
geltende Star-Autor eine persönliche Widmung geschrieben hat. Mit seiner Hilfe gelingt es Laurent, die Adresse
Laures ausfindig zu machen, denn längst hat er sich in
die Unbekannte mit den schönen Gedanken verliebt …
Anthony Horowitz
Der Fall Moriarty
Gesprochen von Uve Teschner
Hamburg: GoyaLiT aus dem
Hause JUMBO, 2014
4 CDs, 276 Min.
ISBN 978-3-8337-3365-9
19,99 €
FEBRUAR
Ian McEwan:
Kindeswohl
Die angesehene Familienrichterin Fiona Maye hat
schon viele Fälle entscheiden müssen, in denen die
religiöse Überzeugung der Kontrahenten mit geltendem Recht und allgemein gültigen Moralvorstellungen kollidierten. Ihre Rechtsprechung war stets
wohlbegründet und unantastbar, aber ihr aktueller
Fall erfordert besonderes Fingerspitzengefühl und
gleichzeitig schnelles Handeln: Ein junger Mann, kurz
vor der Volljährigkeit und sehr reif für sein Alter, ist an
Leukämie erkrankt und nur eine sofortige Bluttransfusion kann sein Leben retten. Doch er ist „Zeuge Je-
12 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Antoine Laurain
Liebe mit zwei Unbekannten
Gelesen von Floriane Kleinpaß
Hamburg: Hoffmann und
Campe Hörbuch, 2015
4 CDs, 262 Min.
ISBN 978-3-455-24008-5
19,99 €
Ian McEwan
Kindeswohl
Gelesen von Eva Mattes
Zürich: Diogenes Hörbuch,
2015
5 CDs, 344 Min.
ISBN 978-3-257-80358-7
24,90 €
hovas“, und die Regeln dieser Sekte verbieten einen
solchen medizinischen Eingriff. Kann und darf er mit
17 Jahren bereits selbst über sein Leben entscheiden,
oder muss die Richterin gegen seinen Willen und für
das „Kindeswohl“ bestimmen, dass er weiterleben
soll?
BUCH- UND MEDIENTIPPS
Hörbuch des Monats – Junior
JANUAR
FEBRUAR
Friedbert Stohner:
Ich bin hier bloß der Hamster
Frauke Scheunemann:
Winston – Agent auf leisen Pfoten
Fast jedes Kind wünscht sich im Lauf seines Kinderlebens ein Haustier. Manchmal fällt die Wahl dann auf
einen Hamster. Wie das Leben und die Welt der Menschen wiederum aus Hamsterperspektive aussehen,
davon erzählt dieses fröhliche Hörbuch. Hamster Oleg
wickelt mit schiefgelegtem Kopf, großen Kulleraugen und zitterndem Schnäuzchen seine Menschenfamilie um den Finger – oder um die kleine Pfote. Und
manchmal kann so ein Hamsterleben mit Menschen
sehr aufregend sein… Olegs Beobachtungen sind
immer sehr treffend, entlarvend und erheiternd!
Ein lustiges Hörbuch für alle kleinen und großen Hörer,
die Tiere lieben. Robert Missler liest den Hamster Oleg
sehr possierlich, kichert und knabbert zwischendurch
ein paar Nüsschen – genau so muss eine Hamstergeschichte sein!
Mit der Ruhe und Beschaulichkeit ist es in Kater Winstons Leben vorbei, seit die neue Haushälterin mit ihrer
Tochter Kira bei ihm und dem Professor eingezogen ist.
Nicht nur, dass der Besuch der russischen Großmutter
Babuschka bevorsteht und Anna putzt, staubsaugt und
Winston vom Sofa in die Küche verbannt – nein, auch in
Kiras Klasse ist wieder einiges los! Ausgerechnet Emilia,
die nie sehr nett zu Kira war, ist plötzlich verschwunden.
Winston findet heraus, dass Emilia entführt wurde und
ein paar schlimme Männer zwei Millionen Euro Lösegeld
von ihren Eltern erpressen möchten. Ach du heilige Ölsardine!
Da ist mal wieder Winstons ganzer Scharfsinn und Mut
gefragt. Vielleicht begreift nun endlich die schöne Katzendame Odette, dass Winston ein wahrer Held und ein
James Bond unter den Katern ist …
Friedbert Stohner
Ich bin hier bloß der
Hamster
Gelesen von Robert Missler
Dortmund: Igel-Records,
2014
2 CDs, ca. 141 Min.
ISBN 978-3-7313-1037-2
15,95 €
Ab 5 Jahren
MÄRZ
Dagmar Chidolue:
Ein Pferd für Millie
Der alte Hengst Hemingway, der auf der Wiese beim
Nachbarn sein Gnadenbrot bekommt, sollte nicht
mehr einsam sein, findet Millie. Deshalb überredet
sie Mama und Papa, mit ihr und der kleinen Schwester Trudel zu einer Auktion zu fahren, bei der junge
Wildpferde verlost und versteigert werden. Millie hat
Glück, sie zieht das große Los – und gewinnt tatsächlich ein Pferd! Das ist eine echte Sternstunde ihres Lebens, meint Millie. Nur Mama und Papa stellen leider
viele vernünftige Fragen, das kennt Millie schon …
Wird sie sich etwa wieder von ihrem Pferd trennen
Frauke Scheunemann
Winston - Agent auf
leisen Pfoten
Gelesen von Oliver Kalkofe
Berlin: Der Audio Verlag,
2014
3 CDs, ca. 224 Min.
ISBN 978-3-86231-348-8
14,99 €
Ab 10 Jahren
müssen? Aber Millie ist immer erfinderisch, wenn es
um Lösungen geht, und am Ende ist alles gut.
Millie ist eine wunderbare Heldin der Kinderliteratur
– selbstbewusst, schlau, schlagfertig und für jedes
Abenteuer zu haben. Die Sprecherin Anna Carlsson
wird dieser Hauptfigur in jeder Hinsicht gerecht.
Dagmar Chidolue
Ein Pferd für Millie
Gelesen von Anna
Carlsson
Dortmund:
Igel-Records, 2015
2 CDs, ca.125 Min.
ISBN 978-3-73131075-4
13,99 €
Ab 6 Jahren
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 13
BUCH- UND MEDIENTIPPS
Das religiöse Buch des Monats
JANUAR
Tomáš Halík:
Nicht ohne Hoffnung
etwas weniger bedeutsam zu sein, doch Tomáš Halík
sieht gerade in ihr den Schlüssel, der dem modernen
Menschen die unzugänglich gewordenen Schätze
des biblischen Glaubens wieder aufschließen könnte.
Der tschechische Theologe Tomáš Halík ist seit seinem ersten auf Deutsch erschienenen Buch „Geduld
mit Gott“ (2010) inzwischen auch bei uns bekannt geworden. In der Auseinandersetzung des christlichen
Glaubens mit den Strömungen der Gegenwart hat
er sich bereits mehrfach als ungewöhnlich schöpferischer Denker erwiesen. In seinem neuesten Buch beleuchtet er die Hoffnung, eine der vom Apostel Paulus genannten drei christlichen Grundtugenden. Im
Vergleich zu den beiden großen Schwestern Glaube
und Liebe scheint die Hoffnung auf den ersten Blick
Tomáš Halík
Nicht ohne Hoffnung
Freiburg: Herder Verlag, 2014
254 S.
ISBN 978-3-451-33087-2
19,99 €
FEBRUAR
MÄRZ
Mirjam Schambeck: Nach Gott
fragen zwischen Dunkel und Licht
Mauritius Wilde:
Zeigt Euch!
Im Nachlass der Großmutter fand der Enkel drei Eheringe. Verwirrt befragte er seinen Vater, der ihm daraufhin
erzählte, dass der Großvater seinen Ring beim Heckeschneiden verlor. Trotz intensiver Suche konnten die
Großeltern den Ring nicht finden. Deshalb baten sie einen Goldschmied, den Ehering der Großmutter zu teilen.
Diese Geschichte kann als Sinnbild für die lebenslange
Suche nach Gott gelesen werden. Denn selten nur lässt
Gott sich finden – und genau so behalten. Wie der Ehering bei der Gartenarbeit kann die Beziehung zu Gott
verloren gehen, wenn sich der Horizont eines Menschen
und sein Umfeld verändern. Wer sich dann erneut auf die
Suche macht, muss möglicherweise viel Zeit und Geduld
aufwenden, weil viele Fragen und Zweifel beiseite geräumt werden müssen.
Religion und Glaube werden in unserer heutigen Gesellschaft überwiegend als Privatsache betrachtet – man
möchte nicht gerne durch die religiösen Überzeugungen anderer behelligt werden, ebensowenig möchte
man aber auch selbst als missionierender Glaubenseiferer und Fundamentalist erscheinen. Mauritius Wilde,
der der Kongregation der Missionsbenediktiner von St.
Ottilien angehört, versteht dieses Unbehagen, anderen
Menschen seinen Glauben zuzumuten, bestens, denn er
hat es selbst viele Jahre so empfunden. Und doch ist in
ihm in den Jahren seines Klosterlebens schließlich die Erkenntnis gereift, dass es nicht nur nichts Schlimmes ist,
von seinem Glauben Zeugnis zu geben, sondern dass
das eigentlich unabdingbar zum christlichen Glauben
dazugehört.
Mirjam Schambeck
Nach Gott fragen
zwischen Dunkel und Licht
Würzburg: Echter, 2014
102 S.
ISBN 978-3-429-03747-5
9,90 €
14 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Mauritius Wilde
Zeigt Euch!
Warum man seinen Glauben
nicht verstecken muss
Münsterschwarzach:
Vier-Türme-Verlag, 2015
176 S.
ISBN 978-3896809308
17,99 €
VERLAG SANKT MICHAELSBUND
Wie einst ein wandernder Rabbi
Yuval Lapide schlägt Brücken
zwischen Therapie und Theologie
Kent Nagano, Inge Kloepfer
Erwarten Sie Wunder!
Berlin: Berlin Herder, 2014
320 S.
ISBN 978-3-8270-1233-3
22,90 €
Yuval Lapide mit Tallit (Gebetsmantel) und Tora.
I
m Herbst letzten Jahres erschien in unserem Verlag
eine Anthologie mit ausgewähltenTexten von Franz
Rosenzweig, Martin Buber und Schalom BenChorin, drei großen jüdischen Gelehrten, die sich zeitlebens für den jüdisch-christlichen Dialog eingesetzt
haben. Rudolf Kiendl hat mit dem Herausgeber Dr.
Yuval Lapide ein Gespräch über sein Buch und seine
Motive geführt.
Lieber Herr Dr. Lapide, Sie können sich meine Überraschung vorstellen, als Sie im Verlag
anriefen und Ihren Namen nannten. Ihr Vater
Pinchas Lapide hat den Christen das Christentum in unnachahmlicher Weise in seinen
zahlreichen Büchern und Fernsehsendun-
gen erklärt. Auch ihre Mutter Ruth ist eine
bekannte Religionswissenschaftlerin. Daher
war ich gleich begeistert von Ihrer Buchidee.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen und
wieso haben Sie sich dazu gerade unseren
Verlag ausgesucht?
Der wunderbare Gedichtband, den der Sankt
Michaelsbund mit der sehr geschätzten Witwe
meines geistigen Mentors SCHALOM BENCHORIN im Jahre 2007 herausgab, hat mich dermaßen inspiriert, dass ich den brennenden Impuls
hatte, meinerseits auch mit diesem Hause einen
Gedenk- und Würdigungsband für SCHALOM
BEN-CHORIN zu seinem 100. Geburtstag herauszugeben. Ich habe von Frau Avital Ben-Chorin
nur lobende Worte über die harmonische Zusammenarbeit mit dem Sankt Michaelsbund gehört.
Zugleich wollte ich schon lange zuvor mit einem
Verlag in meiner von Jugend an geliebten „Weltstadt mit Herz“ in schriftstellerische Beziehung
treten.
Sie sind Religionswissenschaftler aber auch
Therapeut. Wie verträgt sich Theologie mit
Therapie?
Theologie und Therapie vertragen sich vorzüglich
– denken wir nur an Rabbi Jesus von Nazareth,
den großen Juden im Heiligen Land, der keinesfalls nur Prediger und hervorragender Bibelkenner war, sondern Menschen in ganz Palästina –
Juden wie Nichtjuden – bei jeder sich bietenden
Gelegenheit heilen konnte, wie uns die biblischen
Evangelien detailliert berichten. Es ist gerade die
genaue Bibelkunde, die mich in den Stand versetzt, den sich mir anvertrauenden Menschen mit
der Kraft biblischer Gedanken und Weisheiten
Heilung aus göttlichen Quellen zufließen zu lassen. Die Heilige Schrift selbst bescheinigt uns an
vielen Stellen, dass es bei der Begegnung mit Gott
immer um Heiligung und Heilung geht.
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 15
VERLAG SANKT MICHAELSBUND
Warum sind Sie eigentlich nicht Rabbiner
geworden?
Ich habe mich aufgrund meiner tiefen inneren
Berufungserfahrung entschlossen, als „nomadischer Wanderprediger“ im Geiste Rabbi Jesus von
Nazareth und Rabbi Saulus-Paulus von Tarsus zu
agieren. Als selbstständiger reisefreudiger Referent kann ich meinen individuellen Talenten wesentlich besser entsprechen als ein in einem Rabbinats-Arbeitszimmer „eingesperrter“ Rabbiner,
der nur seiner örtlichen Gemeinde dienen darf.
Ich darf aufgrund meiner großen inneren wie äußeren Mobilität unzählig viele Menschen europaweit berühren und „be-geist-en“. Hinzu kommt,
dass ich nicht auf innerjüdische Zirkel beschränkt
sein, sondern „hinausgehen“ möchte zu meinen
geliebten Christengeschwistern, um ihnen „die
frohe Botschaft“ der Versöhnung und Verschwisterung zu predigen.
Apropos „Hinausgehen“: Das Christentum
wäre sicherlich eine jüdische Sekte geblieben, wenn es sich nicht in seinem eminenten
Missionsdrang („Geht zu allen Völkern...“,
Mt 28,19) mit der hellenistisch geprägten
Umwelt hätte auseinandersetzen müssen.
Wie sehen Sie als Jude das Verhältnis des
Christentums zum Judentum?
Das Christentum war in seiner biblischen und
frühen postbiblischen Phase ein „Seitenarm“ des
jüdischen Mutterglaubens. Die frühen Christen und Christinnen waren tora-ergebene Juden,
die zusätzlich zu ihrem jüdischen Basisglauben
die messianische Komponente aufwiesen, d.h. in
Rabbi Jesus von Nazareth den im klassischen Judentum angekündigten und erwarteten Messias
(=hebräisch für Gesalbter) erlebten. Mit der Etablierung des christlichen Glaubens unter Kaiser
Konstantin und unter Kaiser Theodosius dann als
Staatsreligion im römischen Reich im 4. Jahrhundert wurde das bestehende Judentum bald als „archaische und überholte“ Religion verfemt. Juden
wurde das Recht auf eigenständige Religionsausübung erschwert und im Verlauf der Geschichte
verboten. Der katholische und später auch der
protestantische Glaube bildete eine eigene Glaubenspraxis heraus, die sich von ihren ehemals tiefen jüdischen Wurzeln abschnitt und stattdessen
einen virulenten glaubenszugehörigen Antijudaismus, später Antisemitismus, generierte. Das heutige Christentum betrachte ich als selbstständige
16 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Religion, die sich weltweit – in unterschiedlichem
Ausmaß – darum bemüht, ihre abgeschnittenen
jüdischen Wurzeln in ihren großen Baumstamm
wieder einzupflanzen.
Der Terror des Islamischen Staates, die Pegida-Bewegung in Deutschland: Interreligiöser Dialog erhält heute eine neue Dimension;
jetzt sind alle abrahamitischen Religionen
gefordert! Sehen Sie Ansätze eines Dialogs
zwischen diesen Religionen, oder „können
Religionen überhaupt einen Dialog führen“,
wie es ein Artikel in der ZEIT provozierend
formulierte?
Ich als Jude bin in jüngster Zeit mit moslemischen Glaubensgeschwistern der friedliebenden
AHMADIYYA-Bewegung in Deutschland in
Kontakt und stoße auf große vorurteilabbauende
und brückenbauende Gesprächsbereitschaft. Das
Wort FRIEDE, SALAAM, SCHALOM kommt in
den Heiligen Schriften der drei großen monotheistischen Religionen so häufig und an so zentralen
Stellen vor, dass alle drei abrahamitischen Geschwister aus ihrer je Heiligen Schrift einen universellen Verständigungsauftrag herauslesen und
sich berufen sehen sollten, dem jeweils anderen
Eingottgläubigen die gesprächsbereite Hand zu
reichen. Das schulden wir den Opfern der jüngsten brutalen Terrorattacken.
Herr Dr. Lapide, ich danke für das Gespräch!
Tipp: Für den 27. April, 20 Uhr, hat die Jüdische
Buchhandlung eine Buchpräsentation im Literaturhaus in München (Salvatorplatz 1) organisiert.
Herzliche Einladung hierzu!
Der Autor steht auch gerne für Vorträge zur Verfügung.
Kontakt: Carolin Ahrabian, Tel.: 089/23225-505,
Mail: [email protected]
Yuval Lapide
Ohne Wurzelsaft keine Baumkraft
Die wegweisende Theologie dreier großer deutsch-jüdischer Brückenbauer
Franz Rosenzweig, Martin Buber,
Schalom Ben-Chorin
München: Verlag Sankt Michaelsbund,
2014
191 S.
ISBN 978-3-943135-24-4
14,90 €
© Bistumshaus Schloss Hirschberg
AUS- UND FORTBILDUNG
Treffpunkt Hirschberg –
Herzlich Willkommen
In Abwandlung unseres neuen Jahresthemas
möchten wir Sie ganz herzlich zu unseren 80.
Jahrestagungen auf Schloss Hirschberg einladen.
Alle Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeiter, die wir in den vergangenen Jahrzehnten auf
„unserem“ Schloss hoch über Beilngries und der
Altmühl begrüßen konnten, haben sich zuerst
von den Benediktinerschwestern des Eichstätter Klosters St. Walburg und seit rund 20 Jahren
vom „weltlichen“ Personal immer herzlich aufgenommen gefühlt. Und seit der Renovierung des
Schlosses in den neunziger Jahren durch Karljosef Schattner, einen der unbestritten besten deutschen Architekten der Nachkriegszeit, genießen
wir auch alle eine komfortable Tagungsatmosphäre in einem ausgesprochen reizvollen historischmodernen Ambiente – ganz ohne die früher üblichen Etagenduschen …
Unser Jahresthema bildet natürlich auch einen
der Schwerpunkte unserer „Jubiläumstagungen“!
Das „Herzlich Willkommen“ richtet sich in öffentlichen Büchereien natürlich immer an alle Besucher, auch an die, die manchmal aus verschiedenen
Gründen und meist zu Unrecht als „schwierige
Benutzergruppen“ bezeichnet werden. Nicht ausschließlich wegen der aktuellen Flüchtlingsdiskussionen, aber auch mit einem gezielten Blick
darauf haben wir Susanne Schneehorst, Stadtbibliothek Nürnberg, zu uns eingeladen. Sie ist
u.a. Vorsitzende der Kommission Interkulturelle
Bibliotheksarbeit beim Deutschen Bibliotheksverband, die sich mit der Frage befasst, wie man das
Büchereiangebot für Besucher mit Migrationshintergrund benutzergerecht gestalten kann.
Vertiefend werden uns die Islam-Spezialisten
Dr. Andreas Renz, Fachbereichsleiter Dialog der
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 17
AUS- UND FORTBILDUNG
sche Amtsschimmel zu etwas nütze ist, liest man
doch auf ihrer Homepage: „Nach der Adoption
des ersten Kindes musste sie auf Verlangen des
vermittelnden Jugendamtes die Lehrerinnentätigkeit aufgeben und schrieb daraufhin ihr erstes
Kinderbuch“…
In den bisher neunundsiebzig Jahrestagungen
hatte der Sankt Michaelsbund schon viele bekannte Autorinnen und
Autoren zu Gast, man
denke etwa an Luise Rinser in den 60er Jahren
oder auch an Michael
Ende, der vor rund einem
Vierteljahrhundert
mit
Momo und der Unendlichen Geschichte der Star
nicht nur im Kinderliteratursektor war. Wir sind sehr glücklich darüber,
dass wir für die 80. Jahreskurse mit Kirsten Boie
eine der renommiertesten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautorinnen gewinnen konnten und freuen uns auf die Begegnungen mit der
vielfach preisgekrönten Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin! Sie ist darüber hinaus –
und das nur ganz am Rande – eines der besten
Beispiele dafür, dass sogar der berüchtigte deut18 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Franka Lampe © Werner Bauer
An den Samstag- bzw. Mittwochabendveranstaltungen, die auch als ein ehrliches Dankeschön des
Sankt Michaelsbund für die Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeiter ein „kulturelles Schmankerl“ sein sollen, haben wir dieses Jahr Andrea
Pancur und Franka Lampe zu Gast mit „Alpen
Klezmer“: Bayrisch, jiddisch, wuid & koscher –
lassen Sie sich überraschen!
© S. Malzkorn
Ein weiterer „Neuling“ auf
Schloss Hirschberg wird
Sabine Zinkernagel aus
Weißwasser
(Oberlausitz)
sein. Auf der Homepage ihres Verlages (Neufeld-Verlag) liest man u.a. über sie:
„Mit ihrem Mann Martin
hat sie auch gleich ihren
Traumberuf Pfarrfrau geheiratet. In ihrem ersten Buch
"Wer nur auf die Löcher starrt, verpasst den Käse"
erzählte sie von ihrem außergewöhnlichen Leben:
Als der Frauenarzt ihr eröffnet, dass auch ihr zweites Kind behindert zur Welt kommen wird, bricht
für sie die Welt zusammen. Dreht sich ihr Leben
nun nur noch um die Defizite ihrer Söhne? Erst
allmählich und mit Hilfe von außen entdeckt sie
die starken Seiten ihrer beiden Kinder.“ Inklusion
– wörtlich übersetzt Zugehörigkeit, also das Gegenteil von Ausgrenzung – ist selbstverständlich
auch ein Thema für alle öffentlichen Büchereien!
Andrea Pancur © Werner Bauer
Religionen im Erzbistum München und Freising,
und Dr. Rainer Oechslen, Beauftragter für den
interreligiösen Dialog und Islamfragen (Evangelische Kirche Deutschland) Grundinformationen
zu diesem hochaktuellen Thema geben.
Selbstverständlich stehen die Veranstaltungen am
Samstag/Mittwoch unter der großen Überschrift
„Büchereipraxis“. Dazu gehören die beliebten
Buchvorstellungen durch die kundigen MitarbeiterInnen unserer Büchereizentrale und des
„Lesetraums“ genauso wie die Arbeitsgruppen
zu bestimmten bibliothekarischen Themen. Nicht
verschwiegen werden soll, dass frau – wie jeder Tagungsbesucher weiß – viele interessante Infos und
hilfreiche Tipps für die eigene bibliothekarische
Arbeit ganz nebenbei erhält, oft auch abends beim
Glas Wein – in unserem Fall hoffentlich unter einem funkelnden Sternenhimmel im sommerlich
warmen Schlossgarten!
Sie können sich mit den dieser Drucksachensendung beiliegenden Formularen oder auch auf
unserer Homepage für unsere Kurse anmelden,
selbstverständlich auch als Tagesgast! Wir freuen
uns auf Sie!
Michael Sanetra
AUS- UND FORTBILDUNG
Jubiläumskurse 2015: Eine Zeitreise
Anlässlich der 80. Jahreskurse haben Sie in Ihren Fotoalben gestöbert und besondere Erinnerungsstücke
ausgegraben – vielen Dank für die Einsendungen an Andrea Poloczek, Gottfried Hentschinski und Annelies
und Dr. Michael Mücke! Eine kleine und feine Auswahl möchten wir Ihnen nicht vorenthalten…
Irmgard Lucht war 1985 unser Gast
Die Schuhe von insgesamt 6 Büchereidamen. Wem welche
und wie viele Paare gehören wird aus Datenschutzgründen
nicht verraten!
Otfried Preußler 1979 auf Schloss Hirschberg
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 19
AUS- UND FORTBILDUNG
„Der Köder muss dem Fisch schmecken,
nicht dem Angler!“
Abschluss des KiBüAss-Kurses 2014/2015
KiBüAsse 2015: Insgesamt 23 Teilnehmerinnen erhalten demnächst ihr Zertifikat
M
eine Motivation zur Teilnahme am Kurs
ist die baldige Übernahme der Büchereileitung. Ich möchte die Bücherei mit dem
nötigen Know-How führen können.“
Die Fortbildung zur/zum Kirchlichen Büchereiassistentin/-assistenten (KiBüAss) ist ein gemeinsames Angebot der beiden katholischen
Büchereiverbände Sankt Michaelsbund, Landesverband Bayern e.V. und Borromäusverein e.V.
Die Vermittlung von modernem bibliothekarischen Denken, die Orientierung an den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer sowie
die Bücherei als Serviceeinrichtung sind Schwerpunkte des Konzeptes.
Die Teilnehmerinnen wurden vor Beginn der
Fortbildung zur Kirchlichen Büchereiassistentin
(KiBüAss) im Juni des vergangenen Jahres zu ihrer Motivation zur Teilnahme und nach ihren Erwartungen befragt.
20 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
„Mir ist der Kontakt und Austausch mit anderen Teilnehmerinnen sowie die Erfahrungen aus den anderen
Büchereien besonders wichtig.“
Der Kurs besteht aus drei Präsenz- und vier
Onlinephasen. Neben den Kurseinheiten, die
von Mittwoch bis Samstag in einem Tagungshaus
in der Nähe von Bonn bzw. in Bayern stattfinden,
erhalten die „KiBüAsse“ Zugang zu einer Lernplattform, die über das Internet erreichbar ist.
Dort bieten Diskussionsforen zeit- und ortsunabhängig Raum für fachlichen und informellen
Austausch unter den Teilnehmerinnen, mit der
Kursleitung und den Referentinnen. Ebenso stehen das vollständige Lernmaterial, Fotoprotokolle
der Gruppenarbeiten, vorbereitende Aufgabenstellungen sowie Hausarbeiten und deren Bewertungspunkte zum Abrufen und Herunterladen bereit. Die Lernplattform ermöglicht so eine flexible
Vor- und Nachbereitung der Unterrichtseinheiten.
AUS- UND FORTBILDUNG
Vom 4.-7. Februar 2015 standen im Arbeitnehmerzentrum in Königswinter folgende Themen
auf der Agenda:
•
•
•
•
•
Nichtbuchmedien
Erzählende Kinder- und Jugendliteratur
Teamarbeit
Finanzierung der Bücherei
Veranstaltungsarbeit
So waren die aktuellen Bestand- und Entleihzahlen zur Vorbereitung auf das Thema Nichtbuchmedien von Referentin Birgit Stenert, Leiterin
der Fachstelle Münster, mitzubringen. Um die
Nichtbuchmedien als Teil des eigenen Bestandskonzeptes beurteilen zu können, sollten die Teilnehmerinnen anhand der vorliegenden Jahresstatistik bestimmen, welche Bedeutung die einzelnen
Medien gegenwärtig in ihrer Bücherei haben und
wie sich diese in 3 bis 5 Jahren verändern wird.
Ulrike Erb-May, Referentin der Unterrichtseinheit Erzählende Kinder- und Jugendliteratur,
gab vorab das Jugendbuch "Der Rabe ist acht" als
Leseaufgabe auf und stellte Impulsfragen zum Titel zur Vorbereitung auf die Arbeit mit dem Roman während der Präsenzphase. Ziel der Einheit
war u.a. Bewertungskriterien für erzählende Kinder- und Jugendliteratur unter Berücksichtigung
von Trends und Tendenzen anzuwenden.
Das vielfältige Thema Teamarbeit ist ein zentrales Element in der dritten Kursphase. Dipl.-Theol.
und Supervisorin Barbara Gellermann stellte kreative Methoden der Teamarbeit vor, die in Gruppenarbeiten auch praktisch angewendet werden
konnten. Grundzüge der Gesprächsführung und
das Erkennen von Konflikten im Team und der
Umgang damit sowie die effektive Gestaltung von
Teamsitzungen schlossen den Themenplan dieser
Einheit.
Grundkenntnisse über den für die Aufrechterhaltung des Büchereibetriebs notwendigen Finanzbedarf und das Aufspüren von Finanzierungsquellen
vermittelte Dipl.-Bibl. Sonja Bluhm aus Würzburg
in der Einheit Finanzierung der Bücherei.
„Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem
Angler!“
Barbara Hohm, Leiterin der Stadtbücherei
Obernburg, gab in der Unterrichtseinheit Veranstaltungsarbeit zahlreiche Impulse zu zielgruppenspezifischen Angeboten in der Bücherei. „Der
Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem
Angler!“. Dieser Satz begleitete uns durch diesen
Kursblock und gab viel Stoff zum Nach- und Umdenken. Viel Mühe, Zeit und Aufwand stecken in
der Veranstaltungsplanung; frustrierend ist, wenn
oftmals nur wenige das Angebot nutzen. „Wie
muss der Köder denn schmecken, damit ein Fisch
anbeißt?“, fragen wir. Für wen werden Veranstaltungen gemacht? Wen erreiche ich, wen nicht und
warum? Für die zielgerichtete Aktionsplanung vor
Ort vermittelte Hohm anschaulich, wie ein Veranstaltungskonzept erstellt wird. Am Ende wissen
wir, dass nicht unbedingt mehr Köder ins Wasser
geschmissen werden müssen. Vielleicht müssen
diese an der einen oder anderen Stelle ein bisschen auffälliger sein, vielleicht auch der Angler ein
bisschen länger ausharren, denn lecker sind unsere Köder doch immer.
„Anbeißen“ können Sie auch bei uns, wenn Sie
unser Kursangebot nutzen, welches stets angepasst
wird. In der kommenden Sitzung der Aus- und
Fortbildungskonferenz, dem gemeinsamen Bildungsgremium von Sankt Michaelsbund und Borromäusverein, erfolgt regelmäßig der „KiBüAssTÜV“. Die Kursstruktur, Inhalte und angewandte
Methoden werden auf den Prüfstand gestellt.
Die frischgebackenen „KiBüAsse 2015“ dürfen
sich nun auf ihre Zertifikate freuen. Dazu lädt
der Sankt Michaelsbund die bayerischen Teilnehmerinnen am 20. Mai nach München ein.
Elisabeth Kreutzkam
Informationen zum KiBüAss, Teilnahmebedingungen und Kosten erhalten Sie auf der
Seite des Sankt Michaelsbund unter: www.
st-michaelsbund.de
Büchereiarbeit
Aus- und Fortbildung KiBüAss
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 21
FORUM
© Volker Derlath / Beltz & Gelberg
500 Jahre Teresa von Ávila
Seelenführerin, Menschenkennerin
und Managerin
G
ottsuche, Spiritualität und Alltag, Gottesliebe
und Menschenliebe – das sind Fragen, über die
heute viele Bücher geschrieben werden. Antworten darauf kann man aber auch finden in den Büchern und Briefen der Nonne, die am 28. März 1515
im spanischen Ávila geboren wurde: Teresa von Ávila.
Alois Prinz, der sich zuletzt mit Jesus von Nazareth
beschäftigt hat, verfasste eine neue Biographie über die
Mystikerin. Der Autor hat sich von ihr regelrecht faszinieren lassen und möchte durch sie auch die „mystische Empfindlichkeit“ der Leser wecken und Teresas
Erfahrungen zugänglich machen.
Gab es denn etwas, was Sie persönlich gerne
herausfinden wollten über Teresa von Ávila?
Ich wollte sie gerne aufgrund ihrer Schriften kennenlernen, denn meines Erachtens ist sie so übermalt von Legenden, dass es mir sehr wichtig war,
diese Persönlichkeit auch in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit und mit ihren Haken und Ösen zu
zeigen.
Also waren Teresas Schriften Ihre ersten und
besten Quellen?
Schon zu Lebzeiten von Teresa und dann nach
ihrem Tod sind ja schon auch Bestrebungen im
Gange, ihr Leben zu überhöhen. Es gibt einen Experten der sogar sagt, es war ein gewisser Entstellungsprozess. Und in diesem speziellen Fall kann
man sich auf die Lebensgeschichte beziehen, die
sie selber geschrieben hat.
Welcher Weg hat sich für Sie abgezeichnet für
die Recherche und die Darstellung?
Für mich ist es immer wichtig, den Weg, den eine
Person wie Teresa gegangen ist, so nachzuzeichnen, dass die Entwicklung für den Leser nach22 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
vollziehbar wird. Erst langsam hat sich bei ihr so
etwas wie ein religiöses Bewusstsein entwickelt.
Und diese Art von Entwicklung muss auch für den
Leser nachvollziehbar sein.
Teresa ist nicht über Nacht zur Mystikerin
und Klostergründerin geworden, das war ein
langer Zeitraum.
Es waren zwanzig Jahre, es war Fallen und wieder
Aufstehen. Teresa war eine große Kämpferin und
ist auch deswegen heute für mich so faszinierend,
weil sie nicht aufgegeben hat. Oft wird es so komprimiert dargestellt, als ob sie mit einem Schwung
ihr Leben geändert hätte durch ein Bekehrungserlebnis. Ein wichtiger Punkt war auch, die Leser
empfindlich zu machen für das, was Teresa uns
mitteilen will, um das bei sich zu entdecken, vielleicht nur in kleinen Portionen, was Teresa dann
in sehr starken Bildern und Worten gelebt und gefühlt hat.
Zwei Jahre nach Teresas Geburt hat Luther
seine Thesen angeschlagen, wie haben Sie die
Heilige eingeordnet in ihre Zeit?
Es sollte kein Geschichtsbuch sein, aber bestimmte Rahmenbedingungen muss man schon verstehen. Dazu muss man auch wissen, dass man erst
seit etwa 60 Jahren zur Kenntnis nimmt, dass Teresa jüdischer Herkunft war. Also ihr Großvater
musste vom Judentum zum Christentum konvertieren. Viele solche Conversos sind nach Südamerika gegangen, alles war sehr stark an die Herkunft
gebunden.
Wenn man sich vergegenwärtigt, welche engen Grenzen damals Frauen gezogen waren, kann
man erst ermessen, wie viele Tabus Teresa gebrochen hat.
FORUM
War das überhaupt ein geradliniger Weg, den
sie da gehen konnte, ohne Bildung und Kontakte?
Wichtig waren für sie die Gespräche mit Gott, von
denen sie sagt, es waren Gespräche wie mit einem
guten Freund. Aber nachdem sie ihre eigene Zugangsweise entdeckt hatte, hat sie den Kontakt gesucht zu gelehrten Männern. Viele dieser Männer
waren skeptisch, als sie Teresa aber kennengelernt
hatten waren sie regelrecht fasziniert von ihr. Da
war sie schon sehr selbstbewusst und hat Dinge
getan, die für eine Frau damals eigentlich völlig
ausgeschlossen waren.
Waren eigentlich die Visionen überhaupt die
Wendepunkte in ihrem Leben oder war das
eher eine Bestätigung für Erkenntnisse und
Erfahrungen, die sie schon gewonnen hatte?
Anfangs hat sie Erfahrungen gehabt, die sie
nicht benennen konnte. Sie sagte nur immer, das
stammt nicht aus meinem Kopf. Da hat sie einen
ganz naiven, unvorbelasteten Zugang gehabt. Aber
das Faszinierende ist, dass sie zuerst versucht hat,
eine eigene Sprache für diese Erfahrungen zu finden, und die Bilder, die sie gefunden hat, kamen
aus ihrer Umgebung.
Für uns eigentlich ein Glücksfall, dass sie
keine gebildete Frau war und so ihre eigenen
Worte finden musste, die auch heute noch zu
uns sprechen.
Das würde ich wirklich als Glück bezeichnen, dass
sie unverbildet war. Sie hat ein großes Feingefühl
entwickelt für Seelenführung. Weil sie wusste,
wenn man den Leuten zu viel zumutet, kann man
vieles gleich wieder ersticken. Das hat sie an sich
selber beobachtet, dass etwas verloren ging, wenn
sie die eigene Erfahrung nicht mehr beachtet hat
oder wenn sie das ersetzt hat durch irgendwelche
leeren Begriffe. Das wirft einen regelrecht um,
wenn man sieht, mit welcher Wucht das bei ihr rüberkommt.
So wie Sie Teresa von Ávila zeigen, hatte sie
immer eine klare Vorstellung davon, wie viel
Versenkung notwendig ist und was zu viel ist
an Kasteiung, wie viel Geld man brauchte für
ein neues Kloster und was Überflüssig ist.
Meine Hochschätzung kommt eben auch daher,
dass sie beide Seiten miteinander zu verbinden
wusste. Sie war sehr realistisch, sie nennt es De-
mut, sich so zu erkennen wie man ist und auch die
Wirklichkeit zu erkennen. Und das hat dazu geführt, dass sie eine sehr bodenständige Frau war.
Und das zusammen zu bringen mit ihrer großen
spirituellen Begabung, da wird es für mich erst interessant: Die Dinge, die man versucht auseinanderzudividieren, muss man zusammen sehen, sagt
sie.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Gabie Hafner vom Münchner
Kirchenradio
Das vollständige Interview finden Sie unter:
http://www.muenchner-kirchennachrichten.
de/meldung/article/seelenfuehrerin-menschenkennerin-und-managerin.html
Buchtipp
Alois Prinz
Teresa von Ávila
Die Biographie
Berlin: Insel, 2014
265 S.
ISBN 978-3-458-17618-3
22,95 €
Ein Hinweis an unsere Büchereien:
Das Buch ist auch für Jugendliche
geeignet und der Autor steht für
Lesungen zu Verfügung!
Literatur im Münchner
Kirchenradio
Autoren, Bücher und Büchermacher, 15 Minuten
aktuelles Interview plus Lesetipps (in Zusammenarbeit mit dem Lektorat des Sankt Michaels­
bundes)
So können Sie uns hören:
www.muenchner-kirchennachrichten.de/
literatur.html
Die Münchner Kirchennachrichten (mkn) bündeln
die Inhalte aus den Redaktionen des Sankt
Michaelsbundes und bieten damit Information,
Orientierung und Unterhaltung über alles, was
Christen im Erzbistum bewegt.
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 23
FORUM
MK - Münchner Kirchenzeitung
Die Münchner Kirchenzeitung erstrahlt in neuem Gewand
D
ie Computer laufen auf Hochtouren
am Dienstagvormittag – der Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe der
Münchner Kirchenzeitung steht unmittelbar bevor. In den Redaktionsräumen im ersten Stock der
Herzogspitalstraße 13, mitten in der Münchner
Innenstadt, wird reihum Korrektur gelesen. Die
Seiten erhalten den letzten Schliff, eine Überschrift wird geändert, eine Nachrichtenmeldung
ausgetauscht. Chefredakteur Anian Christoph
Wimmer (41) stellt digital ein elektronisches Seitendokument nach dem anderen auf „Grün“ und
schickt es somit zur Druckerei des BonifatiusVerlags in Paderborn. Schließlich, mittlerweile ist
es kurz nach 12 Uhr, sind wieder einmal alle 32
Seiten produziert. „Zeitung ist fertig!“ schallt es
aus dem Büro des Chefredakteurs. Allgemeines
Aufatmen und Durchschnaufen bei den vier weiteren Redakteuren und der Volontärin. Nach einer
kurzen Mittagspause – zumeist nur ein belegtes
Brot, ein Apfel, ein schneller Kaffee am Schreibtisch – beginnt um 14 Uhr die Konferenz für die
nächste Ausgabe.
Am großen Konferenztisch im Büro des Chefredakteurs finden sich die Print-Redakteure, die
Vertreter der Anzeigenabteilung sowie der CrossMedia-CvD des Sankt Michaelsbund ein. Knapp
zwei Stunden wird debattiert, Themen werden
festgelegt und zeitgleich in den hausinternen digitalen Terminplaner „Desk-Net“ eingetragen. Die
einzelnen Ressort-Verantwortlichen tragen ihre
24 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Planungen für die neue Ausgabe vor. Das „Zeitgeschehen“ betreut hauptsächlich der Chefredakteur, für „Unser Erzbistum“ ist der stellvertretende Chefredakteur Florian Ertl (42) verantwortlich,
für „Katholisches Leben“ die Chefin vom Dienst
Susanne Holzapfel (50) sowie Volontärin Tamara
Wenger (29), Karin Hammermaier (35) füllt den
„Glaube[n]“ mit Inhalten. In Karin Basso-Riccis
(38) Aufgabenbereich fallen diverse Printproduktionen, wie z.B. der Fastenkalender des Erzbistums sowie Beilagen wie das MK Magazin oder
MK Spezial. Es herrscht ein locker-professioneller
Umgangston, es sind erfahrene Journalisten, die
ihre Bereiche gut kennen und in einer langen Tradition stehen.
Am 5. Januar 1908 erschien die Münchner
Kirchenzeitung, die katholische Wochenzeitung
für das Erzbistum München und Freising, zum
ersten Mal. Sie berichtet somit seit mehr als hundert Jahren über das Leben der Kirche, bietet
Einordnung des Geschehens in der Welt, Glaubens- und Lebenshilfe sowie Kultur, Soziales und
Service. „Klar, kompetent und im besten Sinne
katholisch“, erläutert Chefredakteur Wimmer,
„über das, was Christen bewegt! – Und was Christen vor Ort bewegen: in ihren Familien, Gemeinden, Pfarreien und der ganzen Welt.“ Was dereinst
gerade mal acht Seiten maß, wuchs über die Jahre
auf heute 32 Seiten. Dazu kommen der Münchner
und Rosenheimer Kirchenanzeiger mit jeweils 8
Seiten.
FORUM
Locker-professioneller Umgangston bei der wöchentlichen
Redaktionskonferenz
Das Blatt blickt auf eine stolze Geschichte zurück,
wie an den gebundenen Jahresbänden im Redaktionsarchiv zu ersehen ist: Das Zweite Vatikanische
Konzil, Papstbesuche, Seligsprechungen, Jubiläen
und große theologische Streitfragen und Debatten, stets eingebettet in das Erzbistum München
und Freising, all das ist in der „MK“ über die
Jahrzehnte dokumentiert.
Ihre (Chef-)Redakteure, wie Georg Thurmair,
Hannes Burger, in seinen Anfängen Herbert
Riehl-Heyse und Johannes Schießl haben sich
im Erzbistum und/oder journalistisch einen Namen gemacht. Eine besondere Rolle nimmt Prälat Michael Höck ein, 1934/1935 und 1937/1938
Schriftleiter der MK, der als kompromissloser
Gegner des Nationalsozialismus in der Kirchenzeitung „zwischen den Zeilen“ immer wieder seine Abneigung gegen das NS-Regime zum Ausdruck brachte. Daraufhin wurde er für vier Jahre
im KZ Dachau interniert und die Zeitung wurde
von 1940-1945 verboten.
Ein prominenter Leser von Kindesbeinen an bis
heute ist übrigens der emeritierte Papst Benedikt
XVI. – zu seinem Besuch 2006 erschien nicht nur
eine Sonderausgabe, der Pontifex schrieb auch einen sehr persönlichen Brief an die Redaktion und
die Leser, in dem er bescheinigte, dass man sich
auf den Seiten der Kirchenzeitung „gleichsam in
die Augen schauen“ könne. Welche Zeitung kann
das von sich behaupten?
Um auch in einer Zeit relevant zu bleiben, in
der einerseits eine digitale Revolution die Medienlandschaft umkrempelt und andererseits der Glaube sogar im katholischen Bayern auf dem Rückzug ist, wurde ab 2013 unter dem damals neuen
Chefredakteur Anian Christoph Wimmer ein Relaunch-Prozess eingeleitet. Dabei ging es um eine
inhaltliche wie äußerliche Neugestaltung. Auf den
ersten Blick sichtbar ist die "neue" MK seit Advent
2014: Da ist die erste Ausgabe in neuem Gewand
erschienen. Sie weist neben einem größeren Format eine größere Schrift zur besseren Lesbarkeit
auf. Zudem wird sie nun aus nachhaltigen Quellen
umweltschonend gedruckt, und das in einer höheren Qualität des Papiers. Neben diesen äußerlichen Änderungen hat Chefredakteur Wimmer zusammen mit den Redaktionsleitern von Radio, TV
und Internet beim Sankt Michaelsbund sowie mit
dem Gesamtleiter der Redaktionen Elmar Pabst
und vielen anderen daran gearbeitet, mit der MK
als Teil eines vielfältigen Angebotes des katholischen Medienhauses besser die Geschichte des
Glaubens im Erzbistum und der Menschen lokal,
diskursiv und partizipativ zu erzählen.
Karin Basso-Ricci beim Erstellen des Titel-Layouts
So wird die Münchner Kirchenzeitung auch in
Zukunft das Geschehen in Weltkirche und Erzbistum journalistisch begleiten und abbilden und
in einer zunehmend säkulareren Welt den katholischen Standpunkt darlegen und vertreten.
Franziska Zimmerhackl, Praktikantin MK
Besuchen Sie auch unsere Homepage und
testen Sie die MK als „echte Zeitung“:
http://www.muenchner-kirchennachrichten.de/muenchner-kirchenzeitung.
html
Oder als ePaper: http://www.kiosk-michaelsbund.de
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 25
FORUM
„Mindestanforderungen“
für kleine Büchereien in Bayern?
V
or einiger Zeit hat die Landesfachstelle für das öffentliche
Bibliothekswesen der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB)
14 Mindestanforderungen für
ausschließlich kommunal getragene neben- und ehrenamtlich
geleitete Bibliotheken in Bayern
in Gemeinden bis 3.000 Einwohnern formuliert, sie sind nachfolgend abgedruckt. Ralph Deifel, der
Leiter der Landesfachstelle der BSB,
erläutert im Gespräch mit Michael Sanetra diese Mindestanforderungen und zeigt
zusätzlich auf, wie und wohin sich bibliothekarische Qualitätsmessung und -darstellung entwickeln
können. Dabei wird auch deutlich, dass die Diskussion
dieser Fragen erst am Anfang steht, das büchereipolitische Ziel beider bayerischer Landesfachstellen aber das
gleiche ist: leistungsfähige Büchereien überall im Land!
großer Bibliotheken in Miniversion zu kopieren. Die
Landesfachstelle hat beobachtet, dass zahlreiche Bestände vielerorts
optisch und inhaltlich
veraltet sind, dass die
Nutzung der Büchereien sowohl bei den
Entleihungs- als auch
bei den Leserzahlen zurückgeht. Öffentliche Büchereien haben in Orten mit
bis zu 3.000 Einwohnern u.a. die
wichtigen Aufgaben, Kindern Freude am Lesen zu vermitteln, sie an neue Medien
heranzuführen und sie bei der Entwicklung einer
eigenen Persönlichkeit zu unterstützen. Sie brauchen aber aus unserer Sicht Standards, Ziele und
Mindestanforderungen, um eine möglichst gute
Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger ihrer Gemeinde erbringen zu können. Die Zeit ist jetzt reif
dafür, den Bibliotheken Orientierungspunkte an
die Hand zu geben.
Jede Bibliothek in Gemeinden mit einer Einwohnerzahl bis zu 3.000 Personen sollte in der
Lage sein, wenigstens 10 der aufgeführten 14
Mindestanforderungen zu erfüllen. Diese sind als
geringstes mögliches Leistungsangebot einer Bibliothek in dieser Ortsgröße zu verstehen, werden
sie nicht hinreichend erfüllt, stellt sich ernsthaft
die Frage nach der weiteren Daseinsberechtigung
dieser Bücherei. Sofern einzelne oder gar die
Mehrzahl der Mindestanforderungen nicht erfüllt
werden, wird von der Landesfachstelle gemeinsam
mit den Büchereiverantwortlichen nach möglichen
Ursachen und entsprechenden Lösungen gesucht.
Bei einem Besuch vor Ort wird versucht, mit den
Verantwortlichen (Bürgermeister, Verwaltung, Bibliotheksleitung) eine Zielvereinbarung zu treffen,
„Die Zeit ist
jetzt reif dafür,
den Bibliotheken
Orientierungspunkte
an die Hand
zu geben“
Michael Sanetra: Warum hat die Landesfachstelle der BSB diese Mindestanforderungen
aufgestellt? Warum passiert das ausgerechnet jetzt und welche Sanktionen erfährt die
Bücherei ganz konkret, die – wie gefordert –
nicht mindestens 10 dieser Mindeststandards
erfüllt?
Ralph Deifel: Auch an kleinen öffentlichen Büchereien gehen die Entwicklungen und Veränderungen des Medienwandels in unserer Gesellschaft
nicht vorbei. Es genügt heutzutage nicht mehr,
mit Vorstellungen und Angeboten früherer Jahre
an die Herausforderungen unserer multimedialen,
digitalen und mobilen Gegenwart heranzugehen.
Kleine Bibliotheken – gerade auch im ländlichen
Raum – haben ihre Daseinsberechtigung, allerdings als zielgerichtete, nutzerorientierte Einrichtungen und nicht als Versuch, die Angebote
26 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
FORUM
innerhalb von drei Jahren die Mindestanforderungen zu erfüllen, ein konkreter Maßnahmenplan
wird hierbei zu entwickeln sein. Wenn nach drei
Jahren festgestellt wird, dass die festgelegten Ziele
nicht annähernd erreicht wurden, wird die Empfehlung ausgesprochen, die betreffende Bibliothek
zu schließen.
Hier von Sanktionen zu sprechen, ist falsch.
Vielmehr geht es um ein gemeinsames Anliegen,
das zwischen Landesfachstelle und den Verantwortlichen vor Ort besprochen wird und das die
Verbesserung der Bibliothekssituation zum Ziel
hat.
Im Kern der Sache stimmen wir durchaus
überein, auch und vor allem darin, dass kleine Büchereien andere Aufgaben als große
Bibliotheken und auch ein anderes Selbstverständnis haben müssen. Können aber
manche Bürgermeister/Kommunen mit zugegeben leistungsschwachen Bibliotheken
diese Anforderungen nicht als willkommenes Alibi nehmen, um ihre Bücherei gleich
dichtzumachen?
Wenn kein Wille vorhanden ist, eine Bibliothek,
die keine oder nur wenige der doch leicht zu erreichenden Anforderungen erfüllen kann, innerhalb
eines überschaubaren Zeitraumes zu verbessern
und fit für die Zukunft zu machen, hat diese auch
keine Existenzberechtigung mehr.
Eine sehr deutliche Antwort, über die man –
auch im Hinblick auf die speziellen „Vorlieben“ oder die „Zeitlichkeit“ von Bürgermeistern – durchaus kontrovers diskutieren
könnte, haben wir beide in den letzten Jahrzehnten doch schon öfter die Erfahrung gemacht, dass man für lokale Büchereiplanungen einen langen Atem und noch mehr
Geduld haben muss, die sich aber dann doch
– zumindest manchmal – auszahlt! Aber zurück zum Thema: Sind Planwerte und Maßzahlen, die unabhängig von der spezifischen
Ortssituation erhoben werden, nicht überholt? Die Bibliothekspläne der 70er, 80er und
90er Jahre haben ja schließlich auch wenig
bis gar keinen Erfolg gezeigt! Wäre es nicht
auch wichtig, ganz andere Fragen, etwa nach
der zentrumsnahen Unterbringung und der
örtlichen Vernetzung, zu stellen?
Die Mindestanforderungen wenden sich gezielt
an eine definierte Größenordnung und an eine
bestimmte Leitungsform, sie gehen also zielgruppengerecht vor. Die zentrumsnahe Unterbringung
der Bücherei wird z.B. in den Gesprächen, die wir
führen wollen, gefordert: „Die Bibliotheksräume
sollen günstig und ebenerdig liegen und barrierefrei zugänglich sein.“ Um der Gefahr des „Abgehobenseins“ von vorneherein zu begegnen, sind
zur Orientierung an der Realität die anhand der
statistischen Angaben errechneten Durchschnittswerte aller öffentlichen Bibliotheken im Arbeitsbereich der Landesfachstelle in der entsprechenden
Einwohnergrößenordnung angegeben. Daraus
wird deutlich, dass die Mindestanforderungen von
vielen Bibliotheken erfüllt werden, dies kann für
andere ein Ansporn sein.
„Dies kann für andere
ein Ansporn sein“
Diese positiven Erfahrungen der Vorbildhaftigkeit werden etwa in Südtirol seit nun
schon fast dreißig Jahren gemacht. Irgendwie erinnern diese Standards sowieso stark
an die Maßgaben, die im Zusammenhang
mit der Einführung des Bibliotheksgesetzes vom Amt für Bibliothekswesen in Bozen
formuliert worden sind: Ist das richtig? Und
wenn ja, was können wir von unseren Nachbarn jenseits des Brenner lernen? Dort wird
die Leistungsfähigkeit der Büchereien mit
sog. „Audits“ überprüft. Wäre dies auch ein
Modell für Bayern, vielleicht sogar „fachstellenübergreifend“?
Die Mindeststandards sind in der Tat an den Qualitätskriterien für kleine Büchereien in Südtirol orientiert. Dort werden allerdings 43 Qualitätsmerkmale zugrunde gelegt. Darüber hinaus erfolgt in
regelmäßigen Zeitabständen eine Evaluation in einem aufwändigen Begutachtungs- und Interviewverfahren. Aus Südtirol können wir ableiten, dass
es möglich ist, Qualitätsmerkmale auch für kleine
Bibliotheken zu entwickeln und diese auch zu erreichen. Dies ist ein längerer Prozess, in Bayern
sind wir dabei, die ersten Schritte zu tun. Gerne
können sich die beiden Landesfachstellen zusammen überlegen, hier gemeinsam voranzugehen.
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 27
FORUM
Die Fachstelle für Katholische Büchereiarbeit in der Diözese Würzburg hat vor zwei
Jahren ein Qualitätssiegel für Büchereien
entwickelt. Unabhängig von der speziellen
Ausrichtung dieses Siegels: Wäre eine Art
ortsgrößenabhängiges Gütesiegel für alle
öffentlichen Bibliotheken auf Landesebene
nicht wünschenswert, sowohl zur Prüfung
der fachlichen Qualität der Bücherei als auch
aus PR-Gründen? Schließlich werden doch
alle möglichen Produkte mit entsprechenden Auszeichnungen beworben, seien es süße
Nuss-Nougat-Aufstriche mit „Sehr-Gut-Bewertungen“ der Stiftung Warentest oder neue
Autos mit fünf Sternen beim Crash-Test des
ADAC – wobei Bibliothekare sicher weniger
„tricksen“ …
In keinem Bundesland in Deutschland ist ein Bibliotheksgesetz vorhanden, das als Leistungsgesetz gelten kann. Der Bayerische Bibliotheksplan,
der im Jahr 2015 veröffentlicht werden soll, wird
eine Richtung aufzeigen, die für die zukünftige
Entwicklung der öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken in Bayern entscheidend sein
wird. Mit dem Bibliotheksplan soll bei den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung die
Erkenntnis und das Bewusstsein für Bibliotheken
geweckt, gefördert und befördert werden, unabhängig davon, ob diese in Parlamenten und Gremien in Staat, Kommunen oder Kirchen Verantwortung tragen.
Die Überlegung, ein Siegel für qualitätshaltige Bibliotheksarbeit landesweit einzuführen, beschäftigt die Landesfachstelle bereits seit einiger Zeit.
Wir werden bald informatorische Gespräche mit
der Hochschule der Medien in Stuttgart aufnehmen, die ihr Interesse an der Durchführung eines
Qualitätsmanagements auch für kleinere Bibliotheken signalisiert hat. Die Landesfachstelle des
Sankt Michaelsbund ist eingeladen, an diesen Gesprächen teilzunehmen.
Das Gespräch führte Michael Sanetra
28 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
(c) Leo Pompinon , Berlin
Dieses Angebot nehmen wir sehr gerne an,
auch deswegen, weil wir schon lange darauf
hinweisen, dass sich bibliothekarische Qualität nicht nur anhand von statistischen Daten nachweisen lässt und teilweise ganz neue
Kriterien gefunden werden müssen! Zum
Abschluss noch etwas Grundsätzliches: Fehlt
in Bayern zur Absicherung wie zur Steigerung der bibliothekarischen Qualität ein
leistungsbezogenes Bibliotheksgesetz, so wie
es etwa in Südtirol existiert? Kann der Bibliotheksplan Bayern – an dem wir beide als
Autoren ja mitgearbeitet haben – in einem
gewissen Grad ein Gesetz ersetzen oder ist es
eigentlich wieder nur ein „Feigenblatt“ für
die bayerische Kultuspolitik?
Herr Deifel, wir bedanken uns für dieses instruktive Gespräch!
Ralph Deifel
Bayerische Staatsbibliothek
Landesfachstelle für das
öffentliche Bibliothekswesen
Abteilungsleiter
FORUM
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 29
FORUM
© Passauer Bistumsblatt
Die Mitgliederversammlung 2014 in Passau:
Appell an den Freistaat
Diözesanbibliothekar Gunther Mader, Domkapitular Gerhard
Auer, Mitarbeiterin Rosemarie Wagner, Domkapitular i.R.
Hans-Jörg Elsner (Vorsitzender), Bischof Dr. Stefan Oster SDB,
Direktor Stefan Eß, Dr. Bertram Blum (Stv. Vorsitzender) ( v. l.)
O
hne kulturelle Angebote verarmen unsere
Kommunen. Einen enormen Stellenwert
nehmen deshalb die katholischen Büchereien ein, die im Sankt Michaelsbund organisiert
sind. Mehr als 12000 Frauen und Männer – die
meisten davon ehrenamtlich – sorgen dafür, dass
dieser Eckpfeiler der Bildung stabil steht. Heftige Kritik musste bei der Mitgliederversammlung
des Landesverbands des Sankt Michaelsbund, die
heuer in Passau stattfand, der Freistaat einstecken.
Die Staatsregierung habe die Mittel für öffentliche
Büchereien in den vergangenen 20 Jahren um 65
Prozent gekürzt.
„Es gibt 1083 öffentliche katholische Büchereien in Bayern. Das verpflichtet den Freistaat
und das verpflichtet uns“, betonte der Landesvorsitzende, der Bamberger Domkapitular i.R. HansJörg Elsner. Der Sankt Michaelsbund fordere deshalb ein deutlich höheres finanzielles Engagement
für Büchereien. Die kommunalen und kirchlichen
öffentlichen Büchereien in Bayern seien mit über
25 Millionen Besuchern pro Jahr die meistgenutzten kulturellen Einrichtungen im gesamten Freistaat. Sie zählten mehr Besucher als alle Museen,
alle Theater und Opernhäuser zusammen. Das
Angebot werde ständig erweitert, die Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen sei selbstverständlich, 18000 jährliche Veranstaltungen
verdeutlichten, wie wichtig öffentliche Büchereien
als Orte der Begegnung und der Bildung seien,
30 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
so der Landesvorsitzende. Für ihn gibt es keinen
Zweifel: „Die Sprache ist und bleibt die wichtigste
Grundlage des Zusammenlebens.“
Bücherfreund Bischof Dr. Stefan Oster SDB
würde da kaum widersprechen. „Bücher und andere Medien helfen mit beim Aufbau von Kultur
und bei der Stärkung von Identität zwischen den
Menschen und in ihnen“, hatte er in seinem Grußwort an die Gäste des Sankt Michaelsbund am
Nachmittag erklärt. Das Lesen – zumindest von
Belletristik – sei das Eintauchen in eine andere,
fremde Gedanken- und Erlebniswelt. Damit verbunden sei immer auch die Frage, wie das Erlebte
und Beschriebene in die eigene Gedankenwelt hinein passe. Bischof Oster: „Und im gelingenden
Fall, wenn ich mich wirklich einlassen konnte,
dann kehre ich von dort immer auch irgendwie als
ein anderer zu mir selbst in mein eigenes Innenleben zurück, nämlich bewegt, belebt, bereichert.“
Sein großer Dank galt den Frauen und Männern,
die die Bestände der kirchlichen Büchereien hegen und pflegen, und die Menschen im Blick auf
Lesestoff und andere Medien beraten. Oft seien
sie auch wichtige Kontakt- und Bezugspersonen
in Richtung Kirche.
Ohne die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würde das alles nicht gehen, daran ließ auch
Sankt-Michaelsbund-Direktor Stefan Eß keinen
Zweifel. Michael Sanetra ging sogar noch einen
Schritt weiter. „Das Land der Dichter und Denker gäbe es nicht, wenn es die Ehrenamtlichen
nicht gäbe“, sagte der Leiter der Landesfachstelle für die bibliothekarischen Betreuungsbereiche
des Sankt Michaelsbund. Ohne sie würde die
Literaturversorgung im ländlichen Raum zusammenbrechen. Raimund Kneidinger, selbst früher
Bücherei-Mitarbeiter und als stellvertretender
Landrat des Landkreises Passau der Vertreter der
Politik am Festabend, bezeichnete die Büchereien
als Basis für die Leseförderung. Er appellierte an
die Ehrenamtlichen, nicht aufzugeben, die Menschen für das Lesen zu begeistern.
Wolfgang Krinninger,
Chefredakteur Passauer Bistumblatt
FORUM
Erweitertes Führungszeugnis
für Ehrenamtliche in Büchereien
U
nsere Büchereien leben von dem persönlichen Engagement vieler ehrenamtlich tätiger Menschen. Sie treffen dabei
während der Ausleihstunden und bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen für Jung und Alt
auf Hunderte von Besuchern. Kinder und Jugendliche sind dabei häufig die zahlenmäßig stärkste
Gruppe bei der Zahl von Büchereibenutzern und
-besuchern, eine der wichtigsten Zielgruppen von
unterschiedlichsten Veranstaltungen, die die Büchereien anbieten.
Zum 1. Januar 2012 ist das Bundeskinderschutzgesetz mit einer Reihe von Regelungen zum
Schutz von Kindern und Jugendlichen neu in das
Kinder- und Jugendhilfegesetz (§ 72a, SGB VIII)
aufgenommen worden. Es verfolgt das Ziel, „einschlägig vorbestrafte Personen von der Wahrnehmung von Aufgaben in der Kinder- und Jugendhilfe fernzuhalten bzw. auszuschließen und damit
Kindeswohlgefährdungen vorzubeugen“. Das Gesetz soll Kinder und Jugendliche vor Gewalt und
sexuellem Missbrauch schützen.
In den einzelnen Landkreisen bzw. kreisfreien
Städten sind die jeweiligen Jugendämter für die
Umsetzung dieses Gesetzes zuständig, im u.a.
exemplarisch genannten Landkreis Augsburg das
Amt für Jugend und Familie. Im Landkreis Augsburg fanden im Verlauf der letzten Monate in allen
Kommunen Informationsveranstaltungen für Vereine, Verbände und Träger der freien Jugendhilfe
statt, in denen die jetzige Rechtslage ausführlich
erläutert wurde.
Im Gespräch mit dem Amt für Jugend und Familie kristallisierte sich heraus, dass das erweiterte
Führungszeugnis nur für einen sehr kleinen Kreis
von Ehrenamtlichen in Büchereien erforderlich
sein wird. Nicht betroffen sind die „normale Ausleihsituation“, aber auch zeitlich begrenzte Veranstaltungen, z.B. Vorlesestunden, Bilderbuchkinos,
Klasseneinführungen, Kinderfeste und Projekttage (z.B. im Rahmen von Ferienprogrammen).
Erforderlich wird ein erweitertes Führungszeugnis dagegen bei zeitlich längeren Kontakten
mit Kindern, genannt sei hier die „klassische“ Bü-
chereinacht mit Übernachtung, da hier „von einer
erhöhten Intensität des Kontakts zu den Teilnehmern auszugehen“ ist. In diesem Fall kann das
erweiterte Führungszeugnis von den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen gebührenfrei beantragt
werden. Für den Bereich der Diözese Augsburg
kann ein „Formular zur Beantragung eines erweiterten Führungszeugnisses“ im Internet heruntergeladen werden. Mit der Bestätigung des Büchereiträgers (Pfarramt oder Gemeinde) über die
ehrenamtliche Tätigkeit in der Bücherei wird das
Zeugnis über das zuständige Einwohnermeldeamt
beantragt und kostenfrei den Ehrenamtlichen vom
Bundesamt für Justiz in Bonn zugesandt.
Erfreulicherweise ist also der Großteil der
Ehrenamtlichen in unseren Büchereien von der
Notwendigkeit, ein erweitertes Führungszeugnis
zu beantragen, nicht betroffen. Durch das neue
Bundeskinderschutzgesetz will der Gesetzgeber
den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch verbessern, strebt aber nicht
an, dass alle ehrenamtlich Tätigen ein Führungszeugnis vorlegen müssen.
Peter Hart, Diözesanbibliothekar Augsburg
Nähere Informationen dazu:
Da regional einige Details unterschiedlich geregelt sein können, wird empfohlen, sich vor Ort bei
den zuständigen Jugendämtern der Landkreise
bzw. der kreisfreien Städte und bei den in allen
bayerischen Diözesen eingerichteten Stellen für
Prävention gegen sexuellen Missbrauch zu informieren.
Zur Hintergrundinformation s.a. „Aufklärung und
Vorbeugung – Dokumente zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bereiche der Deutschen
Bischofskonferenz“ (=Arbeitshilfen Nr. 246), hrsg.
vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, 2. Auflage, Bonn, 2014.
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 31
FORUM
Änderungen der Standing Order
W
ie im Herbst 2014 angekündigt,
haben wir unser „Standing Order“Angebot komplett neu konzipiert
und den Möglichkeiten, die unser neuer Internetshop sowie die Zusammenarbeit mit unserem Logistikpartner KNV bieten, angepasst.
Alle Abonnements bisheriger Standing OrderPakete erlöschen ab Januar 2015. Wir werden
Sie also nicht mehr, wie bisher, mit festen Medienpaketen beliefern, sondern bieten Ihnen
stattdessen eine Medien-Auswahl an, mit der
Sie Ihren Bestand ergänzen können. Lediglich
das Abonnement für das „Hörbuch des Monats“ bleibt bestehen.
Unsere Buchberaterinnen sichten für Sie
den Buch- und Hörbuchmarkt und stellen folgende Angebote mit bewährter Kompetenz zusammen:
Bereits Anfang Februar (Erscheinungszeitraum Januar bis Juni) und Anfang Juli
(Erscheinungszeitraum Juli bis September)
veröffentlichen wir in unserem Internetshop
(unter der Rubrik „Medienlisten“) Listen mit
den interessantesten, wichtigsten und schönsten Neuerscheinungen für Kinder und Erwachsene
»»
»»
»»
»»
»»
Ca. 250 Romane
Ca. 250 Sachbücher für Erwachsene
Ca. 250 Kinder- und Jugendbücher
30 Hörbücher für Erwachsene
30 Hörbücher für Kinder und Jugendliche
Um Ihnen eine noch konkretere Hilfestellung beim Einkauf zu geben, werden wir aus
dieser großen Auswahl „Best-Of“-Listen
kreieren, die Bestseller und Bücher mit hohem Ausleihpotential beinhalten. Veröffentlicht
werden die „Best-Of“-Listen 4 x pro Jahr
(ca. Februar, April, Juli, Oktober). Diese
Auswahl entspräche dann in etwa dem bisherigen Standing Order-Angebot.
32 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Ab Anfang Oktober werden wir eine umfangreiche Liste mit den schönsten neuen Weihnachtsbüchern anbieten.
Bestellmöglichkeiten
Der schnellste und einfachste Weg, die gewünschten Medien zu erhalten, führt über eine
Onlinebestellung in unserem Internetshop
(www.shop.st-michaelsbund.de). Die Titel
werden hier in Listen übersichtlich mit Coverabbildungen und allen bibliographischen Angaben präsentiert und können durch Anklicken
in den Warenkorb geschoben werden.
Büchereien, die keinen Internetzugang haben, können die „Best-of“-, die Hörbuch- und
die Weihnachtsbuchlisten als gedruckte oder
ausdruckbare Bestellliste bei uns anfordern.
Diese Bestelllisten versenden wir zukünftig
auch mit unserem Newsletter, zu dem Sie sich,
sofern noch nicht geschehen, jederzeit anmelden können.
Dipl. Bibl. Susanne Steufmehl (Tel:
089 23225453 – Mail: [email protected]) beantwortet Ihnen gerne alle
Fragen zu diesen umfangreichen Änderungen.
Wir wünschen Ihnen viel Lese- und Hörvergnügen und einen großen Ausleiherfolg mit
den von uns ausgewählten Medien.
Ihre Büchereizentrale
(Februar 2015)
Tipp: Im Onlineshop finden Sie auch
thematische Medienlisten (z.B. „Herausforderung Demenz“), Medienlisten
zu den Diözesankursen, Festen im Jahreskreis, zum Jahresthema uvm.!
AUS DEN DIÖZESEN
Bernhard Schweßinger ist neuer Leiter
des Bereichs Medien in Würzburg
Liebe Leserinnen und Leser,
© Markus Hauck (POW)
am 15. November 2014 habe
ich die Leitung des Bereichs
Medien im Bischöflichen Ordinariat Würzburg und damit
die Leitung des Katholischen
Medienhauses
Würzburg
übernommen. Die Aufgabe
hatte ich seit 1. Juni 2014 bereits kommissarisch inne. Zum
Medienhaus gehört auch die
Katholische Büchereifachstelle. Sie betreut die 214 katholischen öffentlichen Büchereien
im Bistum Würzburg.
Im Medienbereich des
Bistums Würzburg bin ich
bereits seit über 23 Jahren tätig. Zuvor studierte
ich Katholische Theologie in Eichstätt, Wien und
Bamberg und schloss dort mit dem Diplom ab.
Meine Diplomarbeit beschäftigte sich mit den
Wallfahrtsbüchern von Vierzehnheiligen. 1991
begann ich als Volontär beim Würzburger katholischen Sonntagsblatt. Beim Institut zur Förderung
publizistischen Nachwuchses in München hatte
ich zuvor das Bewerbungsverfahren erfolgreich
durchlaufen. Es war der legendäre Würzburger
Medienreferent Prälat Berthold Lutz, der mich
nach gelungenem Bericht zu den Kar- und Ostertagen 1992 fragte, ob ich nicht als Redakteur beim
Sonntagsblatt bleiben wolle. Ich sagte sofort zu;
eine Entscheidung, die nicht nur meine berufliche
Zukunft bestimmen sollte, sondern auch meine
familiäre. 1993 wurde ich Redakteur, 1994 Chef
vom Dienst bei der Würzburger Bistumszeitung.
Im Jahr 2000 wechselte ich in das Bischöfliche
Ordinariat im Marmelsteiner Hof in Würzburg
und wurde Pressesprecher der Diözese Würzburg
sowie Leiter der Bischöflichen Pressestelle. Diese beiden Aufgaben nehme ich auch aktuell zu
meiner neuen Tätigkeit als Bereichsleiter Medien
wahr. Als Pressesprecher durfte ich in mittlerweile
fast 15 Jahren freudige Ereignisse medial begleiten – wie die Seligsprechung des Würzburger Mär-
tyrerpriesters Georg Häfner in
Würzburg oder die Besuche von
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann
im tansanischen Partnerbistum
Mbinga. Gleichzeitig stand ich
aber vor großen Herausforderungen, wenn es galt, Negativthemen
mit der notwendigen, aber auch
verantwortbaren Transparenz zu
kommunizieren.
Als neuer Leiter des Katholischen Medienhauses Würzburg
bin ich sehr dankbar für die professionelle Arbeit unserer Büchereifachstelle unter der fachkundigen Leitung von Almut Koschel.
Als Dienstleister für die katholischen öffentlichen
Büchereien im Bistum Würzburg wollen wir am
Standort Würzburg unser Angebot weiter verbessern. Sehr wichtig ist mir dabei, dass die Büchereien vor allem in den vielen kleinen Gemeinden
erhalten bleiben: Denn oft sind sie – neben ihren
Aufgaben, Literatur zu vermitteln und Menschen
aller Generationen fürs Buch zu begeistern, – der
letzte Treff in der Gemeinde, wenn Wirtshäuser
und Läden verschwinden. Die pastoralen Planungen der kommenden Jahre – aber auch die bayerische Landespolitik – sollten unsere Büchereien im
Blick behalten.
Wann ich selbst erstmals mit Büchern in Kontakt kam? Da fällt mir zunächst ein verwandter
Pfarrer und Prälat ein, der mir als kleiner Bub ein
Buch mit den spannendsten Geschichten der Bibel
schenkte. Und natürlich unsere alte Pfarrbücherei
in meinem oberfränkischen Geburtsort Waischenfeld in der Fränkischen Schweiz. Den Geruch dieser Büchersammlung der 1970er Jahre trage ich
heute noch in der Nase. Doch schenkten mir die
ausgeliehenen Western und Krimis, Romane und
Heiligenlegenden eine Liebe zum Buch, die mich
bis heute begleitet.
Bernhard Schweßinger
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 33
AUS DEN DIÖZESEN
Maja Nielsen:
Lesereise durch das Bistum Regensburg
Autogrammjäger in Mallersdorf-Pfaffenberg
N
ach dem großen Erfolg von Maja Nielsens
Lesung auf dem Diözesantag 2013 entstand
auf Wunsch der Büchereien der Plan, eine
Lesereise in der Diözese Regensburg zu organisieren.
Im November 2014 war es soweit: vom 24. bis 28.
November 2014 bereiste Maja Nielsen 12 Büchereiorte und stellte Bücher aus ihrer AbenteuerSachbuchreihe oder ihren Jugendroman „Feldpost
für Pauline“ vor. Bei fast allen Lesungen – die zumeist vor großem Publikum stattfanden – kooperierten die Büchereien mit den örtlichen Schulen.
Nach Abschluss der erfolgreichen Lesereise führte Diözesanbibliothekarin Ursula Pusch für „Treffpunkt Bücherei“ ein Interview mit Maja Nielsen.
Frau Nielsen, es gelang Ihnen bei jeder Lesung, die Kinder für Ihre Bücher zu begeistern. Auch große Gruppen mit 100 Schülern
konnten Sie immer in Ihren Bann ziehen.
Woran liegt es, dass die Kinder sich so stark
für Ihre Sachbuchthemen interessieren?
Meine Sachbuchreihe heißt ja „Abenteuer!“.
Themen wie der Untergang der Titanic, die Entdeckung des Tutanchamun oder die Erstbesteigung des Mount Everest sind einfach spannend.
34 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
In meinen Büchern erzählen aber auch außergewöhnliche Menschen ihre Geschichte: Bergsteiger, Astronauten, Weltumsegler oder die berühmte
Verhaltensforscherin Dr. Jane Goodall. Ich glaube
die Kinder spüren, dass sich diese Menschen mit
elementaren Fragen des Lebens auseinandergesetzt haben: z.B. was ist meine Lebensaufgabe?
Und was bin ich bereit dafür einzusetzen, meinen
Lebenstraum wahr zu machen? Diese Fragen bewegen alle Menschen, ob Groß oder Klein.
„Büchereiteams haben
ein Herz für Bücher,
Kinder und AbenteuerAutorinnen!“
Ich bin davon überzeugt, dass meine Bücher Kinder dazu inspirieren können, ihre eigenen Träume
wahr zu machen. Beispielsweise kam nach der Lesung in Obertraubling ein Junge auf mich zu und
erzählte mir, dass er auf jeden Fall Tierforscher in
Afrika werden wolle. Ein kleines Mädchen teilte
AUS DEN DIÖZESEN
mir mit, dass sie sich nun nach der Lesung sicher
sei, später Autorin zu werden. „Schreiben, das ist
meine Welt!“, sagte die Drittklässlerin zu mir.
Wie eignen Sie sich das Wissen an?
Ich verbringe viel Zeit in der Nationalbibliothek
in Frankfurt. Aber natürlich ist auch das Internet
eine wichtige Hilfe für mich. Meine Lektorinnen
vom Gerstenberg Verlag versorgen mich zudem
mit interessanten Zeitungsartikeln oder mit Hinweisen auf interessante Gesprächspartner. Außerdem habe ich eine Mitarbeiterin, die Geschichte studiert hat und die mich bei der Recherche
unterstützt. Sachbücher schreiben – das ist eine
Teamleistung. Ich bin sehr dankbar für mein
Dreamteam.
alte Bekannte oder sogar Freunde. Überall wurde ich herzlich empfangen mit selbst gebackenen
Plätzchen, Kuchen und Kaffee, und für ein kleines
persönliches Gespräch war immer Zeit. Manche
der Büchereimitarbeiterinnen kannte ich ja auch
schon vorher – von den Tagungen in Regensburg
und Hirschberg. Das Wiedersehen war dann besonders nett. Natürlich schläft man am Ende des
Tages sehr schnell ein. Ein Tag mit drei Lesungen
an drei verschiedenen Orten hat es im besten Sinne wirklich in sich.
Was hat Sie auf der Lesereise am meisten beeindruckt?
Ganz klar: Die Büchereimitarbeiterinnen selbst
waren für mich das Beeindruckendste. Ich fand es
gigantisch, mit was für Mitteln sie den Kindern
den Spaß am Lesen vermitteln. Da war echte Liebe für die Kinder zu spüren. Die Büchereien waren alle gemütlich und schön dekoriert. Mit selbst
gebastelten Drachen oder „Dschungel-Ecken“, in
die sich die Kids zum Schmökern zurückziehen
können. Ich wäre als Kind auch gern in diese Büchereien gekommen. Sie sind fast wie ein zweites
Zuhause für Kinder.
Also, wenn ich nicht schon Autorin wäre, ehrenamtliche Leseförderung in der Bücherei – das
wäre genau mein Ding!
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Ursula Pusch,
Diözesanbibliothekarin Regensburg
Maja Nielsen in „Aktion“ in Mallersdorf-Pfaffenberg
Wie viele Lesungen machen Sie im Jahr?
Etwa 150. Nicht nur in Deutschland. Ich war letztes Jahr in der Schweiz, in Österreich, in Belgien
und mit dem Goethe Institut auf Lesereise durch
Frankreich.
12 Lesungen in unterschiedlichen Orten vor
insgesamt 830 Kindern und dabei immer äußerst präsent und engagiert – war die Tour
für Sie sehr anstrengend?
Die Tour hat in erster Linie Spaß gemacht, und
ich habe die vielen Gespräche und Begegnungen
über alle Maßen genossen. Der Empfang durch
die Büchereimitarbeiterinnen war überall sehr
herzlich. Ich hatte fast das Gefühl, ich besuche
Buchtipp
Maja Nielsen
Feldpost für Pauline
Hildesheim:
Gerstenberg, 2013
96 S.
ISBN 978-3-8369-5775-5
9,95 €
Ab 13 Jahren
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 35
AUS DEN DIÖZESEN
Ein voller Erfolg:
Erster Ingolstädter Tag der Büchereien
Bücherei Gerolfing:
Kinder spielen eine Szene im Papiertheater nach
B
eim Reflexionstreffen aller Ingolstädter
Büchereien war man sich einig: der erste
Ingolstädter Tag der Büchereien, der am
18. Oktober stattfand und an dem sich alle öffentlichen Büchereien in Ingolstadt beteiligten – neben
der Stadtbibliothek neun katholisch-öffentliche
Büchereien und eine Bücherei in evangelischer
Trägerschaft – war ein großer Erfolg!
Einige Büchereien konnten für diesen Tag Krimiautoren oder prominente Persönlichkeiten für
Lesungen gewinnen, was auch viele kleine und
große Leser neugierig machte.
In der Stadtbibliothek Ingolstadt stellte die Autorin Carmen Mayer ihren Krimi „Kreuzzeichen“
vor, der teilweise in Ingolstadt spielt. In Ingolstadt
St. Josef las der Ingolstädter Schauspieler Karlheinz Habel aus dem Tagebuch von Adam und
Eva vor, Camilla Pfaller in Ingolstadt – St. Michael (Etting) aus „Geschichten für Vor- und Grundschulkinder“ und in der Bücherei St. Augustin
nahm Geschichtenerzählerin Ulrike Mommendey
ihre Leser auf eine Reise ins Märchenland mit.
Durch vielfältige Aktionen und Veranstaltungen
konnten Kinder und Erwachsene ihre Bücherei
und das Personal kennenlernen. Die Bücherei
wurde so zu einem angenehmen Treffpunkt und
Ort der Begegnung.
Es müssen aber nicht nur Lesungen sein, um
die Welt der Bücher näherzubringen. So veranstalteten die Büchereien St. Anton und St. Canisius
36 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
einen Vorlesewettbewerb mit Kindern, anschließend wurden die Sieger mit Preisen prämiert. Das
Lesen kann auch mit kulinarischen Erlebnissen
verbunden werden, so in der Bücherei St. Konrad: Gäste hatten die Gelegenheit, verschiedene
Leckereien zu probieren, und in der Handarbeitsecke wurden „Myboshi“-Wollmützen gehäkelt.
In der evangelischen Bücherei St. Markus
wurde ein Bilderbuchkino mit tollen Spielen und
Bastelaktionen geboten, und ein Bücherflohmarkt
lockte mit preiswerten Schnäppchen, so auch in
St. Martin. Die Bücherei St. Rupert begeisterte
Kinder mit dem Papiertheater, die Mitarbeiterinnen in St. Pius hatten die Idee zu einem Büchertauschmarkt: brachte ein Leser zwei Bücher von
zu Hause aus mit, konnte er zwei andere Bücher
wieder mitnehmen. Zum Schluss der Reflexionsrunde sollte jeder ein Resümee über diesen Tag
abgeben und vorschlagen, was in Zukunft verbessert werden könnte:
Schade fanden es einige, dass man an diesem
Aktionstag keine Nachbarbüchereien besuchen
könne, weil man mit seinen eigenen Programmen
beschäftigt sei. Damit die gemeinsame Präsentation der Büchereien nicht auf einen einzigen Nachmittag beschränkt ist, wurde vorgeschlagen, dass
beim nächsten Mal das ganze Wochenende als
Zeitrahmen den Ingolstädter Büchereien angeboten werden soll.
Wolfgang Reißner, Diözesanbibliothekar Eichstätt
In der Evang. Bücherei Ingolstadt/St. Martin wurde gebastelt
AUS DEN DIÖZESEN
„Herzlich Willkommen zum Literaturfrühstück!“
Ein Projekt der KÖB St. Ludwig, München
Die Bücherei St. Ludwig, die 1904 als Volksbücherei gegründet wurde, liegt in direkter Nachbarschaft zur Bayerischen Staatsbibliothek und
zu städtischen Bibliotheken. Ein sorgfältig ausgewähltes und regelmäßig aktualisiertes Medienangebot mit mehr als 10.000 Medien, Büchern,
Spielen, Zeitschriften, CDs und DVDs erwartet an
drei Öffnungstagen die Kunden. Seit vielen Jahren
zeichnet sich die Bücherei durch ein vielseitiges,
sorgfältig geplantes und durchgeführtes Veranstaltungsangebot in der Großstadt München aus
und behauptet sich erfolgreich als Treffpunkt und
kulturelles Zentrum. Die Büchereiarbeit wird von
zehn ehrenamtlichen Damen unter der Leitung
von Frau Eva-Maria Klauser geleistet.
Viele Gespräche über Bücher und Fragen nach
empfehlungswerten Titeln brachten das Büchereiteam 2007 auf die Idee, ein gemeinsames „leibliches und geistiges“ Frühstück mit ausgewählten
Buchempfehlungen anzubieten und darüber ins
Gespräch zu kommen. Nach den ersten positiven Erfahrungen beschloss man, thematische
Empfehlungen mit fachkundigen (externen) Referenten anzubieten. So begann mit Pastoralreferent Michael Buchmann zum Thema „Das Hohe
Lied“ eine erfolgreiche, inzwischen aus dem Leben der Pfarrei nicht mehr wegzudenkende Reihe
von Literaturfrühstücken, mit hochrangigen Referenten und immer steigenden Besucherzahlen.
Die Frühstücksgäste erwarten in der Bücherei
liebevoll gedeckte Tische mit frischen Croissants,
Brezen sowie Kaffee, Tee und Saft und der aufmerksame Service des Büchereiteams. Selbstverständlich wird jede Veranstaltung, die inzwischen
im zweimonatlichen Rhythmus stattfindet, mit
einer Buchausstellung in der Bücherei beworben
und nachhaltig begleitet. Die vollständige Titelliste liegt in vervielfältigter Form aus und sorgt auch
nach der Veranstaltung noch für die gute Nutzung
der Medien. Sehr bewusst wird das Literaturfrühstück in der räumlich begrenzten Bücherei durchgeführt, da die Atmosphäre angemessen ist. Das
Medienangebot bleibt sichtbar und zudem ist die
Bücherei für viele Kunden eine niederschwelligere
Einrichtung als ein Pfarrsaal. Auch bei den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern der
Eva-Maria Klauser begrüßt zum Literaturfrühstück mit
Dr. Kehrer „Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst“
Pfarrei genießt das „Literaturfrühstück“ einen hohen Stellenwert. So bot beispielsweise der Organist
Stephan Heuberger eine musikalische Matinee an,
bei der der Flügel im Pfarrsaal zum Einsatz kam.
Auch Pfarrer Markus Gottswinter wird beim Literaturfrühstück referieren. Hier geht es um die
Novelle „Gladius Dei“ von Thomas Mann, in der
auch die Ludwigskirche eine wichtige Rolle spielt.
Geworben wird im Pfarrbrief, aber ebenso mit
Handzetteln und Plakaten, die in allen Institutionen und Gruppen der Pfarrei (z.B. „Singen für
alle“; Kreis Junge Erwachsene; Jugendchor) verteilt werden und weit über den Kreis der Gottesdienstbesucher hinaus Verbreitung finden.
Besonders erfolgreich ist dabei die „Mund-zuMund-Propaganda“ der zufriedenen Teilnehmer.
Selbstverständlich werden die Frühstücksgäste auch immer auf die folgenden zwei Termine
durch Flyer informiert. Die durchwegs positiven
Rückmeldungen und der Dank der Teilnehmer
rechtfertigen den hohen Aufwand für das Büchereiteam, so dass das Literaturfrühstück auch zukünftig zur Pfarrei gehört!
Eva-Maria Klauser/Sabine Adolph
Das Projekt „Literaturfrühstück“ wurde bei dem Studientag „Wie von Gott sprechen – in der säkularisierten Gesellschaft?“ in München im November als
Praxisbeispiel von den beiden Autorinnen vorgestellt.
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 37
TREFFPUNKT BÜCHEREI
Bücherei als lebendiger Ort
KATH. ÖFFENTL. BÜCHEREI ASCHACH
Piraten in der Bücherei
Barbara Seufert
AUERBACH
Seit 50 Jahren
Bücher, Bücher, Bücher
© Bianca Nickl
Der Januar 2015 stand unter dem Motto „Piraten
entern die Bücherei“. Hierzu wurden viele Piratengeschichten und Piratensachbücher auf dem
monatlich wechselnden Thementisch vorgestellt.
Zum Monatsabschluss hatten wir zum Piratennachmittag in die Bücherei eingeladen – Verkleidung war natürlich erlaubt!
Aber was ist ein Piratennachmittag ohne Schatz?
Am Ende der Veranstaltung konnten die Kinder
noch eine Schatzkiste öffnen und die Goldstücke
unter sich aufteilen.
Die kleinen Piraten enterten die Bücherei Aschach
Zunächst konnten sich die Piraten und Piratenmädchen in der Bücherei umsehen und in den Piratenbüchern stöbern. Aber dann ging‘s auch schon los.
Barbara Seufert vom Büchereiteam las den Kindern Geschichten von den kleinen Piraten vor.
Zur letzten Fahrt von Kapitän Wuschelbart und
seiner Mannschaft dürfen ausnahmsweise die
Kinder mit an Bord. Gilt es doch die Schätze von
der Schatzinsel abzuholen. Auf der Insel läuft alles
perfekt – die gelagerten Schätze konnten allesamt
gehoben und an Bord gebracht werden. Gespannt
lauschten die Büchereipiraten der Geschichte, die
u.a. durch die lustigen Namen der Akteure begeisterte. Aber welche Überraschung die Piratenkinder und Kapitän Wuschelbart bei ihrer Heimkunft
erwartete, ließ die Kinder aufmerksam schweigen.
Nach der Geschichte, deren Ende die Vorleserin offen ließ, waren die Kinder eingeladen, aus
leeren Plastikflaschen Piratenschiffe zu basteln und hierbei die Segel selbst zu gestalten.
Mit Unterstützung einiger Eltern konnten tolle
Ergebnisse erzielt werden.
38 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Die ausgezeichneten Büchereimitarbeiterinnen (vorne, v.l.)
Jessica Muttenhammer, Claudia Edmeier und Claudia Asen,
die ehem. Büchereileiterin Maria-Theresia Eber und KAGVorsitzende Christl Geier, (hinten v.l.) Diözesanbibliothekar
Gunther Mader, Domkapitular Gerhard Auer, Bürgermeister
Gerhard Strasser und Pfarrer Emil Dragula
Mit einem feierlichen Gottesdienst, zelebriert von
Domkapitular Gerhard Auer, wurde das 50-jährige Jubiläum der Bücherei Auerbach eingeläutet.
Er lobte die anerkennenswerte Arbeit der 21 MitarbeiterInnen, darunter 14 Kinder und Jugendliche! Auch Diözesanbibliothekar Gunther Mader
gratulierte und hob hervor, dass Auerbach eine
Vorzeigebücherei hat: Über 120 Kinder, mehr als
die Hälfte aller Auerbacher Kinder, besuchen die
Bücherei. Büchereileiterin Claudia Asen dankte besonders ihrem eifrigen Team, der Lohn für
die ehrenamtliche Tätigkeit sind die Freude der
Kinder, viele Besucher und tolle Aktionen! Ausgezeichnet für langjährige ehrenamtliche Mitarbeit
wurden Claudia Asen, Claudia Edmeier und Jessica Muttenhammer.
Zum Jubiläum wurde eigens ein Büchereifilm
entwickelt und eine Festschrift herausgegeben
mit Grußworten von Pfarrer, Bürgermeister und
TREFFPUNKT BÜCHEREI
Büchereileitung: Zu finden unter http://www.
gemeinde-auerbach.de/Leben/OeffentlicheEinrichtungen.aspx
LANDKREIS BAMBERG
Ehrenhafte Anerkennung für die
Arbeit der Büchereien
Kleine Überraschung für Nina
Schönknecht
Mit über 200 Medien führt Nina die
Hitliste der Leser
mit den meisten Entleihungen an. Büchereimitarbeiterin
Helma Koch gratulierte der Top-Leserin 2014, die beim
Büchereibesuch mit
einem
Geschenk
vom Büchereiteam
überrascht wurde.
Ulrike Eger
DINKELSCHERBEN
Gewerbeschau
Die Büchereien im Landkreis Bamberg freuten sich über die
Auszeichnung
Für ihr beispielhaftes, ehrenamtliches „Engagement zur Förderung von Bildung, Kultur und Gemeinschaft“ wurden die 37 Sankt MichaelsbundBüchereien in der Stadt, in überwiegender Zahl
aber Landkreis Bamberg gelegen, ausgezeichnet
mit einem der drei Anerkennungspreise der Stiftung „Helfen tut gut“. Gründer ist der ehemalige Landrat Dr. Günther Denzler, der mit seiner
Stiftung den Blick der Öffentlichkeit auf besonders engagierte ehrenamtliche Gruppierungen im
Landkreis richten wollte. In der Laudatio durch
den stellvertretenden Landrat Johann Pfister wurde besonders hervorgehoben, dass die Büchereien
an ihren jeweiligen Standorten einen extrem wichtigen sozial-kulturellen und integrativen Treffpunkt für Menschen aller Altersgruppen anbieten.
Die Büchereien von Dinkelscherben, Häder und
Oberschöneberg waren drei Tage lang bei der Gewerbeschau vertreten. Hier Eindrücke von ihrem
Stand, an dem so einiges geboten war.
Büchereimitarbeiterin Franca beim Vorlesen
Cornelia Kempgen
DINKELSCHERBEN / OBERSCHÖNEBERG
Top-Leserin geehrt
Die TOP-Leserin der Bücherei 2014 ist Nina
Schönknecht! Sie hatte im vergangenen Jahr die
meisten Bücher, Hörbücher und DVDs ausgeliehen.
Vorlesen, Bilderbuchkino, Kamishibai:
Die Kinder waren begeistert
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 39
TREFFPUNKT BÜCHEREI
GRASSAU
Bücher für die Integration
von Flüchtlingen
Die Idee der Asylothek: Den Flüchtlingen Bücher
in ihrer Heimatsprache, in Englisch oder Französisch zur Verfügung zu stellen. Zur Eröffnung
spendete der prominente Kabarettist Christian
Springer Bücher in Arabisch. Diese Titel hatte er in Beirut für die Asylothek gekauft, die er
auch künftig weiter unterstützen will. Die Asylothek in Grassau ist für ihn Ausdruck bayerischer
Gastfreundschaft. „Damit sagt die Gemeinde ein
herzliches Griasdi zu den Asylanten“, so Springer.
Die Asylothek geht auf eine Initiative der Gemeindebücherei, die vom Sankt Michaelsbund unterstützt wird, zurück. Ehrenamtliche Mitarbeiter
haben von einer ähnlichen Einrichtung in Nürnberg gehört.
Die Medien sind nummeriert und in Listen aufgeführt, mit Asylothek-Rückenschild
versehen und werden über einen AsyloLeser-Ausweis und internen Karteikasten
verliehen. Einen Medienkatalog gibt es noch
nicht, bei Bedarf wird dieser noch angeboten.
Jeder Asylbewerber kann zwei Bücher vier Wochen ausleihen und bei Wunsch verlängern. Falls
ein Buch nicht zurückgebracht wird, wird es
ausgebucht bzw. ausgestrichen. Ziel der Asylothek ist die unbürokratische Mediennutzung.
Um weitere Medien für die Asylothek zu erwerben, laufen bereits Verhandlungen mit potentiellen Sponsoren, die auch von der Gemeinde unterstützt werden. Ein Teil des Flohmarkterlöses
der Gemeindebücherei wird außerdem in den Bestandsaufbau der Asylothek einfließen.
Mehr dazu unter: https://www.youtube.com/
watch?v=I6Zs97ZWLK0 und
www.bibliotheksportal.de/themen/bibliothekskunden/interkulturelle-bibliothek/
praxisbeispiele/bibliotheksangebote-fuerfluechtlinge-und-asylbewerber.html
Caroline Zeisberger
HERRIEDEN
Hans-Peter Schneider begeistert
mit „Seppis Tagebuch“
Christine Dögerl, Caroline Zeisberger und Christian Springer
bei der Eröffnung
Die Asylothek versteht sich als eine Bibliothek
muttersprachlicher Bücher für Asylbewerber. Sie
ist eine Außenstelle der Bücherei Grassau und im
Jugendtreff untergebracht, weil die Räume der
Gemeindebücherei zu klein sind.
Es stehen auch einige deutsche Bücher in den
Regalen der Asylothek, falls ein Asylbewerber bereits deutsch lesen kann. Man sieht sich als Vermittler zwischen den Sprachen, so Christine Dögerl,
Leiterin des Jugendtreffs, und Caroline Zeisberger (allgemeine Leitung beider Büchereien).
Große Unterstützung erfährt die Asylothek durch
die Gemeinde Grassau mit 1. Bürgermeister Rudi
Jantke. So konnte der Raum in den Farben der Bücherei gestrichen werden und auch das nötige Mobiliar gekauft werden (Leseecke, Hörstation…).
40 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Die Kinder standen für ein Autogramm Schlange
Zur jährlichen Buchpräsentation der Stadt- und
Pfarrbücherei Herrieden hatte sich heuer ein besonderer Gast angekündigt. Der Buchautor HansPeter Schneider ist Lehrer in Eichstätt. Mit seinen
Comic-Romanen „Seppis Tagebuch“ ist ihm ein
besonderer Coup geglückt. Ihm ist es gelungen,
„Gregs Tagebuch“ in das bayerische Schulmilieu
zu „übersetzen“. Das versprach eine vergnügliche
TREFFPUNKT BÜCHEREI
Stunde für alle Schüler, Eltern und Lehrer.
Für die musikalische Umrahmung konnte die
Büchereileiterin Dorothea Ertel Jonas Schuhmann (einen Herrieder Jungen in „Seppis“ Alter)
gewinnen, der an der Städtischen Musikschule
Akkordeon lernt und mit seiner Musik sehr gut
zum Buch passt. Die Lesung war mit fast 40 Zuhörern richtig gut besucht. Hans-Peter Schneider
hat sein Publikum mit viel Sprachwitz auf lustiglockere Art gut unterhalten und Kinder und Erwachsene für seine Bücher begeistern können.
Gerne signierte er die Bücher seiner Fans.
Bei der Buchausstellung wurden über
200 Neuanschaffungen präsentiert. Darunter tiptoi-Bücher
für die Kleinsten,
die von den örtlichen Mutter-KindGruppen gesponsert
„Lieblingsbücher im Schuhkarton“ wurden. Plakate an
den Wänden erinnerten an die zahlreichen Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche im vergangenen Büchereijahr. Ein großer Bücherflohmarkt
ist ebenso Tradition wie das gut bestückte Kuchenbuffet, das Autor und Gäste zum Verweilen
einlud. Eine weitere Besonderheit bei der Buchausstellung 2014 bot eine Leihgabe der Ganztagesklasse 4a der Grund- und Mittelschule Herrieden. Ihre Lehrerin, Frau Schlackl, hat von den
Schülern Szenen ihrer Lieblingsbücher im Miniaturformat in einem Schuhkarton darstellen lassen.
Die Werke der Schüler
Der Künstler selber stellte eigene Werke aus, die
bei der Wochenendausstellung bewundert werden
konnten.
Rita Lotric
REGEN
Förderverein lädt
zum Frühschoppen
Zu einem Jazz-Frühschoppen lud der Förderverein der Stadtbücherei in die Räume der Stadtbücherei Regen ein mit einem Comeback einer legendären Band, der Marihuana Brass Band. Mitte
der 1970er Jahre ist die Band von Gerd Riffeser
gegründet worden und spielte in den kommenden
Jahrzehnten ihre wilde Mischung von Blues, Dixie, Swing und Funk.
Ihren letzten öffentlichen Auftritt hatte die
Brass Band Anfang des Jahrtausends in Regensburg. Jetzt, zur Unterstützung der Stadtbücherei,
hat Gerd Riffeser die Musiker wieder zusammengeholt.
Dorothea Ertel
LANGQUAID
80 Schüler und Schülerinnen der Grund- und Mittelschule fertigten in Workshops mit dem bekannten Paderborner Popart-Künstler Herman „eigene
Hermans“ an und präsentierten diese ganz stolz in
der Bücherei im Kastnerhaus. Die Schüler durften
sich selbst unter fachmännischer Anleitung erproben, der Künstler vermittelte ihnen nach eigener
Aussage auf Augenhöhe, was sein Geist und seine
Fähigkeit ist. Und so entstand in den Workshops
Erstaunliches, auch die Lehrkräfte waren von dem
Engagement ihrer Schüler überrascht.
© Christian König
Bücherei wird zur Galerie
Beschwingtes Musikerlebnis in der Bücherei
Die Auftritte der Band wurden garniert mit Prosa und Lyrik in einer Lesung von Matthias Hiemer. Bürgermeisterin Ilse Oswald bedankte sich
für den Auftritt und das Engagement des Fördervereins. Im Rahmen der Veranstaltung konnte der
Vorsitzende, Karl-Heinz König, das 100. Vereinsmitglied begrüßen!
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 41
TREFFPUNKT BÜCHEREI
SOYEN
Neue Buslinie
Er pendelt zwischen Schule und Kindergarten,
wird sicherlich die Geschwindigkeitsbeschränkung der 30er Zone respektieren und transportiert
eine Menge farbenfroher Kinderbücher. Der Busfahrer wechselt, mal führt Findus, mal der Drache Kokosnuss, ein Olchi, der Rabe Socke, Pippi
Langstrumpf oder ein anderer beliebter Hauptdarsteller eines Kinderbuches das Fahrzeug an.
stückt wird und seine Reise zu den Kindern wieder antreten kann. Sowohl die Kindertagesstätte
St. Peter als auch der Integrationskindergarten
Soyen dürfen sich nun an ihren jeweiligen Bücherwägen erfreuen.
Anerkannt als Stützpunkt der Stiftung Lesen
für das Projekt Lesestart konnten zudem alle Dreijährigen bereits eine Lesetasche mit einem altersgerechten Bilderbuch einschließlich vieler Vorlesetipps für die Eltern entgegennehmen. Auch unser
öffentliches Bücherregal wurde gelobt, als Beispiel
für gute Leseförderung ist unser Projekt beschrieben auf der offiziellen Lesestart-Seite der Stiftung
Lesen: http://www.lesestart.de/fuer-partner/
fuer-bibliotheken/best-practice-bereich/
Christa Knörr
SULZBACH
Tag der offenen Tür zur Eröffnung
Die Kleinen haben ihren Spaß mit den neuen Bücherbussen
Nachdem das öffentliche Bücherregal sich nun
erfolgreich als fester Bestandteil unserer Gemeinde etabliert hat, die Schulbücherei inhaltlich und
optisch für alle Grundschüler gut bestückt und
organisiert ist und die Vorschulkinder bereits regelmäßig die Ausleihe dort nutzen, war es an der
Zeit, sich um die kleinen Mitbürger/innen zu
kümmern. Auch sie sollen in unserer Gemeinde
die Möglichkeit haben, Freude und Interesse am
Lesen bzw. am Zuhören zu entdecken. Voraussetzung hierfür war die Aufstockung des Bücherbestandes für die Altersgruppe 1- bis 5-Jährige sowie das Einbinden der Bücher aus hygienischen
Gründen. Hier fanden wir Unterstützung durch
die Sparkasse Wasserburg, die die Finanzierung
der Medien sponserte.
Darüber hinaus nutzten wir eine Spende der
Raiffeisenbank RSA im Rahmen einer Gewinnausschüttung, um die beiden rollenden Bücherbusse anzuschaffen, die sich nun regelmäßig gut
bestückt auf den Weg in die Kindergärten machen.
Dort wurden eigens Buchhaltestellen ausgeschildert, wo diese Bücherbusse für vier Wochen parken können, bis die Buslinie die Medien wieder
zurück in die Bücherei bringt, der Wagen neu be42 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
Im April 2013 regte ein Sulzbacher Bürger an,
eine kleine Bücherei zu eröffnen. Er wollte seine
umfangreiche Hausbibliothek sinnvoll weitergeben. Von Bürgermeister Peter Maurer wurden interessierte Bürger aufgerufen, Ideen zur Realisierung des Projektes beizutragen. Ein erstes Treffen
fand im Sommer 2013 statt, ab Ende 2013 tagte
der Freundeskreis der Bücherei regelmäßig im
monatlichen Rhythmus.
Schnell war klar, dass neben dem von Beginn
an großen ehrenamtlichen Engagement der anfänglich ca. 25 Freiwilligen auch ein finanzielles
Engagement der Gemeinde Sulzbach notwendig
war, um die Räumlichkeiten zu renovieren, einen
barrierefreien Zugang zu ermöglichen und auch
sicherheitstechnisch die notwendigen Maßnahmen zu treffen. Die Gemeinde zeigte sich vom
Einsatz der Büchereimitarbeiter derart überzeugt,
dass sie die Investitionen bewilligte und zusätzlich
Gemeindemitarbeiter einsetzte, um die Renovierung der Räumlichkeiten voranzutreiben. Die Arbeiten wurden im Sommer 2014 vollendet. Bis zur
Eröffnung wurden über 3000 Arbeitsstunden ehrenamtlich erbracht.
Es entstand ein attraktiver Büchereiraum, der
auf ca. 100 qm Platz für ca. 5000 Medien bietet. Vom 7.11.2014 bis zum 9.11.2014 wurde
die Bücherei feierlich eröffnet. Am Freitag fand
TREFFPUNKT BÜCHEREI
© Büchereiteam
es nicht leicht, fünf Siegermotive auszuwählen.
Das Rennen machten schließlich Lukas Schedl-
Die neue Bücherei ist im Titusgebäude untergebracht
Alle Erstklässler wurden mit kleinen Schultüten überrascht
im Rahmen eines Empfanges die offizielle Eröffnung durch Bürgermeister Peter Maurer und die
Segnung durch Pfarrer Geiger und Pastor Mehlig
statt. Die Bevölkerung konnte die Bücherei am
8.11.2014 im Rahmen eines Tages der offenen
Tür erstmals besichtigen. Außer Kaffee und Kuchen gab es einen lustigen Leselöwen, und eine
Büchereirallye führte die jüngeren und manch älteren Leser in die Geheimnisse der Bücherei ein.
Außerdem wurden Lesezeichen gebastelt, vorgelesen und natürlich konnten sich die zukünftigen
Leser registrieren lassen. Die Schülerinnen und
Schüler der Herigoyen-Schule hatten Buchcover
nachempfunden und in tollen Bildern wiedergegeben. Eine Auswahl hing in der Bücherei und
im „Bücherbaum“ vor den Büchereiräumen. Die
Besucher waren begeistert von den freundlichen
Räumen und der Auswahl der Bücher.
bauer, Marco Schreiner, Leonie Wenzel, Milena
Bröhl und Marianne Schafflhuber. Stolz bekamen
sie bei der Siegerehrung als erste die professionell
gedruckten Lesezeichen überreicht. Rektor Reinhard Bernhart gratulierte. Im Anschluss wurden
die Erstklässler vom Büchereiteam mit kleinen
Schultüten und Geschenken rund ums Thema
Buch überrascht.
Quelle: Passauer Neue Presse
Ernst Burger, Ilona Haun und Hinrich Mewes
Die Gewinner des Lesezeichenwettbewerbs
MARKTBÜCHEREI TITTLING
Schüler gestalten Lesezeichen
In der Marktbücherei Tittling gibt es derzeit ganz
besondere Lesezeichen: Kunstwerke aus Kinderhänden sind darauf abgebildet. Die Idee zu einem
entsprechenden Wettbewerb hatte Büchereileiterin Therese Kern. Damit stieß sie bei den Lehrerinnen Claudia Schrank und Silvia Segl auf offene
Ohren. Ende letzten Schuljahres kreierten sie mit
den Kindern der Klassen 2a und K 1/2 vielfältige
Entwürfe rund ums Thema Lesen – von lesenden
Eulen bis hin zu Lesemäusen und Gespenstern.
Der Jury aus Mitarbeitern des Büchereiteams fiel
Wir freuen uns auf Ihre Büchereiberichte! Wir
wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns die Texte als
offene Word-Datei und die Fotos mit mindestens
300 dpi Auflösung zusenden könnten. Bitte denken Sie daran, dass bei Fotos die Abdruckerlaubnis des Fotografen und der abgebildeten Personen vorliegt. Sie haben sicher Verständnis dafür, dass wir uns
eine redaktionelle Bearbeitung der Texte vorbehalten müssen und selbstverständlich auch nicht
alle eingesandten Berichte abdrucken können.
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 43
BAU UND EINRICHTUNG
Bücherei Niederwinkling im
Dorf- und Begegnungszentrum
Das neue Jahr war
gerade mal 11 Tage
alt, da konnte im
niederbayerischen
Niederwinkling
schon der erste Büchereineubau 2015
eingeweiht werden.
Die Gemeinde errichtet dort auf einem
ehemaligen
Molkereigelände
ein
vorbildhaftes
Dorf- und Begegnungszentrum, das in vier Bauabschnitten realisiert wird. In einem ersten Schritt wurden neben
einer Apotheke und verschiedenen Praxisräumen
für die medizinische Versorgung auch barrierefreie Veranstaltungsräume für Bildung und Kultur
und eben die Bücherei geschaffen, in den weiteren
Bauabschnitten folgen dann seniorengerechte und
entsprechend betreute Appartements und Wohnungen, sowie Einrichtungen der Nahversorgung,
etwa einem Lebensmitteldiscounter.
Für eine Gemeindegröße von rund 2.500 Einw.
ist die Bücherei im 1. OG mit ca. 150 qm Hauptnutzfläche großzügig dimensioniert, architektonisch besticht sie durch ihre Helligkeit, öffnet sie
sich doch in einer Vollverglasung auf einer Länge
von 15m gen Norden hin zu den Bergen des Bayerischen Waldes. Licht spielt in dieser Bücherei
überhaupt eine große Rolle, die im offenen weiß
gekalkten Dachstuhl hängenden, ausgesprochen
filigranen Leuchtkörper bestechen sowohl in
Form als auch Funktion. Insgesamt ist eine ebenso helle und freundliche wie übersichtlich und
klar gestaltete Bücherei entstanden, vor der die eigens konzipierte Büchereiflagge mit der Aufschrift
„KINI – Bücherei“ weht (KINI = Kultur In NIederwinkling)!
Von der Eröffnung berichtet Büchereileiterin Rita
Gilch: „Ein feierlicher Gottesdienst mit einer
rhythmischen Messe, ein ansprechender Festakt,
44 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
abwechslungsreiche Aktionen und
nicht zuletzt die
ausverkaufte Autorenlesung mit Josef
Wilfing, dem ehemaligen Leiter der
Münchner Mordkommission,
bescherten den Niederwinklingern ein
sonntagsfüllendes
Programm.“
Nach der Segnung durch Pfarrer Franz Wiesner
gab Rita Gilch einen Überblick über die mit 20
Jahren doch noch junge Geschichte der Bücherei.
Dabei bedankte sie sich mit den Worten „Mädels,
ihr seids Spitze“ herzlich bei ihren ausschließlich
weiblichen Mitarbeiterinnen, die ihre Vielseitigkeit auch bei der musikalischen Umrahmung des
Festes als Frauencombo mit Saiteninstrumenten
bewiesen – und sich dabei erstmals mit ihrem neuen Büchereischal präsentierten.
Bürgermeister Ludwig Waas schloss sich dem
Dank an und betonte, dass das Ehrenamt eine
tragende und unverzichtbare Säule unserer Gesellschaft sei. Die Bücherei selbst bietet in seinen
Augen zusätzliche Lebensqualität vor Ort, darum
war für ihn die Einbindung in das neue Dorfzentrum eine Selbstverständlichkeit. Möglichen
Kulturpessimisten, die das Ende der Lesekultur
heraufziehen sehen, nahm als Vertreter des Sankt
Michaelsbund Michael Sanetra den Wind aus den
Segeln und betonte, dass noch nie so viele Menschen öffentliche Büchereien besuchten wie heute,
mit 25 Millionen Besuchern alleine in Bayern seien die Büchereien die meistbesuchten kulturellen
Einrichtungen überhaupt. Da wundert auch es
nicht, dass die Damen am Buffet den ganzen Tag
über alle Hände voll zu tun hatten!
Rita Gilch/Michael Sanetra
BAU UND EINRICHTUNG
TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015) — 45
TERMINE / IMPRESSUM
Wichtige Gedenktage 2015 mit
Hintergrundinformationen finden Sie
auf diesen Seiten im Netz:

www.oebib.de/Gedenktage.1280.0.html

www. geboren.am

www.literaturspektrum.de/listing.php?sort=jubilar

www.munzinger.de
Termine
13. April 2015 - 11. Mai 2015
LIT.fest in München
18. April 2015 - 25. April 2015
Woche für das Leben
18. April 2015
Diözesanstelle Bamberg: Frühjahrsdiözesantag
23. April 2015
Welttag des Buches
24. April 2015 - 25. April 2015
Langes Einkaufswochenende in der
Büchereizentrale
25. April 2015
Diözesanstelle Eichstätt: Diözesantag
25. April 2015
Diözesanstelle Augsburg: Tagung mittlere Ebene
25. April 2015 - 26. April 2015
Büchereiwochenende in Würzburg
08. Mai 2015 - 09. Mai 2015
Diözesanstelle München und Freising:
Diözesankurs
08. Mai 2015 - 09. Mai 2015
Diözesanstelle Regensburg: Diözesankurs
08. Mai 2015 - 10. Mai 2015
F-Tagung: Literatur im Gespräch –
Der Literaturgesprächskreis in Aachen
20. Mai 2015
KiBüAss 2014/2015 – Zertifikatübergabe
26. Mai 2015 - 29. Mai 2015
104. Dt. Bibliothekartag in Nürnberg
29. Mai 2015 - 30. Mai 2015
Langes Einkaufswochenende in der
Büchereizentrale
46 — TREFFPUNKT BÜCHEREI 01 (2015)
11. Juni 2015
LEO-NORD-Treffen der Verbundbibliotheken
17. Juni 2015 – 20. Juni 2015
KiBüAss-Kurs 2015/2016 – 1. Präsenzphase
22. Juni 2015
LEO-SUED-Treffen der Verbundbibliotheken
26. Juni 2015 - 27. Juni 2015
Langes Einkaufswochenende in der
Büchereizentrale
24. Juli 2015 - 26. Juli 2015
Jahreskurse des Sankt Michaelsbund: Kurs 1
28. Juli 2015 - 30. Juli 2015
Jahreskurse des Sankt Michaelsbund: Kurs 2
31. Juli 2015 - 02. August 2015
Jahreskurse des Sankt Michaelsbund: Kurs 3
28. August 2015 - 29. August 2015
Langes Einkaufswochenende in der
Büchereizentrale
Die ausführlichen Termine finden Sie auch auf unserer Homepage unter
www.st-michaelsbund.de
Allgemeine Termine stehen in der Rubrik „Bücherei­arbeit  Termine“ und
speziell die Fortbildungsangebote unter „Aus- und Fortbildung“
IMPRESSUM
Treffpunkt Bücherei
Das Magazin des
Sankt Michaelsbundes
Heft 1, April 2015
ISSN 2194-1092
Herausgeber:
Sankt Michaelsbund, Landesverband Bayern e. V.
Herzog-Wilhelm-Straße 5, 80331 München
Telefon: 089/23225-0, Fax: 089/23225-440
E-Mail: [email protected]
Internet: www.st-michaelsbund.de
Erscheinungsweise: Viermal jährlich
Abo-Preis: € 20,00 pro Jahr inkl. Porto
Für den Inhalt verantwortlich: Direktor Dipl.-Theol. Stefan Eß
Redaktion: Carolin Ahrabian
Grafik: Susanne Zirker
Redaktionskonferenz: Carolin Ahrabian, Elisabeth Burgis, Stefan Eß,
Rudolf Kiendl, Elmar Pabst, Karin Räß, Michael Sanetra, Thomas Steinherr
Gestaltungsvorlage und Druck: Don Bosco Medien GmbH, München
und Ensdorf
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung
übernommen.
Wir danken den Verlagen für die gewährten Abdruckrechte. Falls es trotz
intensiver Bemühungen nicht gelungen sein sollte, von allen abgedruckten Texten und Abbildungen die Abdruckrechte zu erhalten, so bitten
wir um Verständnis.
Titelbild: Susanne Zirker/SMB
Unsere neuen Werbemittel
zum Jahresthema 2015/2016
Gummibärchen „Herzlich Willkommen“,
100 Päckchen, Original Haribo Herzen
Artikel-Nr: 23-6180
26,99 €
Dieses Türschild ist limitiert und unverkäuflich,
es wird bei den Diözesankursen/-tagen im Frühjahr verlost!
Bei sehr großem Interesse der Büchereien erwägen wir
auch ein Verkaufsangebot (Aluplatte, 40x40 cm, mit
Befestigungsmaterial, ca. 75 Euro)
Die Bild- und Plakatdatei gibt es kostenlos zum Download auf
unserer Homepage unter „Büchereiarbeit - Jahresthema“!
Roll-up (ca. 85 x 200 cm)
„Treffpunkt Bücherei:
Herzlich Willkommen “
Artikel-Nr: 24-0142
Datei: 30,00 €
Individualisierung und
Produktion auf Anfrage
Mehr Werbemittel finden Sie
im neuen Büchereimaterialund Werbemittelprospekt
oder in unserem Shop
www.shop.st-michaelsbund.de
10
Jahre
Cloud
Computing
Bibliothekssoftware
aus der
Cloud
inklusive:
• Bibliotheks-Portal
• WebOPAC XXL
Ihre Vorteile:
•
Höchste Datensicherheit
•
Jederzeit Zugriff von überall
•
Immer auf dem neuesten Stand der Technik
•
Kostenloser Support
•
Keine Investitions- und Migrationskosten
•
Ideal für Bibliotheksverbünde, Zweigstellen sowie
die Partnerschaft von Bibliothek und Schule
IT- Systeme GmbH & Co. KG
Pröllstraße 22 • 86157 Augsburg
Telefon: 08 21/44 00 9 - 0 • Fax: 08 21/44 00 9 -59
info @ datronic.de • www.datronic.de