20 www.telephonica.ch Das Telefonmuseum im Internet Kulturgut Kommunikationstechnik – bewahren und erhalten 1995-2015 20 Jahre Telefonmuseum Telephonica Aus dem Inhalt: 20 Jahre Telefonmuseum Telephonica 25 Jahre Internet Das Ende der analogen Telefonie Vor 50 Jahren: „Early Bird“, der erste Kommunikations-Satellit Das neue Seminarhotel in der Greuterscheune Vor 100 Jahren: Telefonieren von New York nach San Francisco Ausgabe Nr. 04 / 2015 1 Infomagazin der Stiftung Telefonmuseum Telephonica im Greuterhof Islikon/TG Editorial Von Kurt Ehrat, Stiftungsratspräsident In einem Interview erklärte der CEO eines aufstrebenden Web-Unternehmens seine Sicht von erfolgreichen Führungseigenschaften: „Ich habe diese Theorie, dass Menschen für sich eine stillschweigende Entscheidung treffen, ob sie jung und neugierig, interessiert und interessant bleiben, oder ob sie sich einfach alt werden lassen. Bei den meisten Leuten kann man das auf Anhieb erkennen.“ Wenn ich dabei an die Stiftungsrats- und Marketingsitzungen, an unsere Museumsführer, an die Texter und Rechercheure, die handwerklichen Gestalter und Mitarbeiter und schliesslich auch an unsere begeisterten TelefonmuseumSponsoren und -Donatoren denke, dann lässt sich auf Anhieb erkennen, dass diese Menschen für sich jene „stillschweigende Entscheidung“ längst getroffen haben. Obwohl viele bereits in der dritten Lebensphase angelangten, sind sie alle „jung, neugierig und interessiert“ geblieben. Sie sind neugierig auf das, was es aus alten Zeiten (wieder) zu entdecken gilt, interessiert an dem, was jetzt geschieht und auch auf das, was noch auf uns zukommt. Stoff darüber gibt es wahrlich genug: Innert den letzten zwanzig Jahren erlebten wir den Siegeszug des Internets, den Aufstieg und Niedergang von ISDN, das schleichende Verschwinden von Telex und Wählscheibe, das Verdrängen der Natels durch Smartphones und gerade aktuell die baldige Umstellung von analoger auf digitale Telefonie. Bei letzterer sind wir gegenwärtig einmal mehr Zeitzeugen eines erneuten Berufswandels. Heutige Telematiker müssen sich nun zwangsläufig zu IP-Informatik-Technikern weiterbilden, wenn sie den beruflichen Anschluss nicht verlieren wollen. Wie die Swisscom verlauten lässt, wird der Zeitpunkt der Umstellung nicht aufgeschoben. Also werden klassische Elektriker bald kein Geld mehr verdienen mit dem Verlegen von analogen Telefondrähten – sie müssen sich zu richtigen Computerspezialisten entwickeln, um mit Digitaltelefonie weiterhin Umsatz generieren zu können. Als vor zwanzig Jahren einige Enthusiasten begannen, für die historischen Sachen aus dem Nachlass des Telefonsammlers Max Straub ein Ausstellungskonzept zu entwickeln, war wohl den Wenigsten bewusst, dass es damit nicht getan sein würde. Erst im Laufe der folgenden Jahre realisierten sie, dass eine Ausstellung zu diesem Thema nie abschliessend sein kann. Daher freue ich mich, dass ich als Stiftungsratspräsident der Stiftung Telephonica auf Leute um mich herum zählen kann, die „jung und neugierig, interessiert sind und interessant bleiben“. 2 1995-2015 20 Jahre Inhalt Seite 3: Seite 4: Seite 6: Seite 7: Seite 10: Swisscom CEO Urs Schaeppi Patronatsgeber 20 Jahre-Jubiläum Telephonica 20 Jahre Telefonmuseum Telephonica Eine Rückschau 25 Jahre Internet Wer hat‘s erfunden? Das Telefonmuseum der Stiftung TELEPHONICA im Greuterhof feiert sein 20-jähriges Bestehen. Das Ende der analogen Telefonie Wir erleben einen weiteren Technologiewandel Vor 100 Jahren: Die erste transkontinentale Telephonverbindung New York-San Francisco Seite 13: Das neue Seminarhotel in der Greuterscheune Herausforderung für Architekt und Investor Seite 14: 150 Jahre schweizerische Industrie für das Fernmeldewesen Seite 16: „Early Bird“, der erste seiner Art im Weltraum Auch ein Jubiläm: Das war vor 50 Jahren Seite 17: 150 Jahre International Telegraph Union International verbindliche Regeln ermöglichen grenzüberschreitende Kommunikation Seite 18: Kreuzworträtsel mit Wettbewerb Seite 19: Das blaue Wunder Eine Redewendung mit gelbem Hintergrund Impressum „Telephonica Report“: Herausgeberin: Stiftung Telephonica im Greuterhof Islikon/TG Hauptstrasse 15, 8546 Islikon/TG www.telephonica.ch Adresse der Redaktion / Inserateannahme: Arthur Kammer, Säntisstrasse 20, 8308 Illnau Telefon 052 343 61 61 [email protected] Mitarbeiter dieser Ausgabe: Rico De Boni, Kurt Ehrat, René Hasler, Arthur Kammer, Roger Pfister, Emil Sigg, Alex Straub Gestaltung, Layout, Satz, Titelbild, div. Fotos: Arthur Kammer Auflage: 1000 Ex. Nr. 4 / April 2015 Diese Publikation wird unterstützt durch unsere Inserenten. Herzlichen Dank! Jährlicher Einzelmitgliederbeitrag Fr. 40.-Jährlicher Firmenmitgliederbeitrag Fr. 100.-Stiftung Telephonica im Greuterhof Islikon/TG 8546 Islikon Postcheck-Konto 85-7747-2 IBAN: CH12 0900 0000 8500 7747 2 Die Anerkennung der Paten ist unsere Verpflichtung. Hanspeter Fischer, 1930-2009, erster Stiftungsratspräsident des Museums TELEPHONICA. 1963 wurde er dreiunddreissigjährig zum jüngsten Nationalrat gewählt und war 1979/1980 Nationalratspräsident. Von 1975 bis 1994 war Hanspeter Fischer Regierungsrat des Kantons Thurgau und stand der Volkswirtschaftsdirektion vor. Felix Rosenberg, 1941-2014, war 1989 bis 1997 Generaldirektor der Schweizerischen Telecom PTT, 1997 bis 1998 Präsident der Konzernleitung Swisscom, sowie Stiftungsratspräsident von Pro Patria, Ehren- und Gründungspräsident der Stiftung Kartause Ittingen und Thurgauer altRegierungsrat. Urs Schaeppi, CEO Swisscom Jubiläums-Patronatsgeber Als vor zwanzig Jahren der seinerzeitige Präsident der Swisscom-Konzernleitung Felix Rosenberg das Telefonmuseum TELEPHONICA eröffnete, sah die Welt der Telekommunikation noch anders aus: NATEL D wurde kurz zuvor eingeführt, löste die Kapazitätsengpässe des Vorgängersystems NATEL C und leitete eine unglaubliche Entwicklung in der Mobilkommunikation ein. Faxgeräte, Mailboxsysteme und das Internet haben die Fernschreiber als Hauptkommunikationsverfahren für Texte und Daten praktisch abgelöst. ISDN verbreitete sich immer mehr und die Telefonwählscheibe, welche Digital Natives kaum mehr kennen, war noch alltäglich. In diesen vergangenen 20 Jahren sind wir alle Zeugen des stetig rascheren und gleichzeitig faszinierenden Wandels der modernen Telekommunikation geworden – Sie als Kunde, wir als Telekom-Anbieter. Trends zu erkennen und richtig zu interpretieren sind die permanenten Herausforderungen unserer Branche. Das Telefonmuseum TELEPHONICA bietet demgegenüber eine umfassende Rückschau auf die inzwischen Jahrhunderte lange Entwicklung der Telekommunikation, stetig aktualisiert mit den neu dazu kommenden und bereits wieder abgelösten Technologien. Es freut mich, dass sich dieser Institution Leute widmen, die mit ihrem freiwilligen Engagement die spannende Geschichte der weltweiten Kommunikation mit viel Enthusiasmus und Professionalität vorantreiben, dokumentieren und bewahren. Ich wünsche und gönne diesem wertvollen Museum weiterhin den verdienten Erfolg. Urs Schaeppi, CEO Swisscom 3 20 Jahre Telephonica Von Max Straubs Telefonsammlung zur Stiftung TELEPHONICA – eine Chronik. Von Alex Straub, Sohn des Sammlers Max Straub 1974: Max Straub (geb. 1920), Elektroingenieur mit eigenem Elektroplanungsbüro in Kreuzlingen, erstand ein altes Telefon – eine Ericsson-Station Modell 1892 – und stellte es als elektrotechnisches Schmuckstück bei sich zuhause auf. Es blieb nicht lange bei dieser einen Station; er kaufte eine Zweite – und installierte damit ein Haustelefon vom Erdgeschoss in den ersten Stock. 1976: Das war der Beginn einer intensiven Sammlerleidenschaft. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Telefons war er bereits in der Lage, im Schaufenster einer Buchhandlung in Kreuzlingen eine kleine Ausstellung mit etwa 30 Apparaten zu präsentieren. 1985: Inzwischen waren über 500 Modelle aus 12 verschiedenen Ländern zusammengekommen, gefunden hauptsächlich auf Flohmärkten im In- und Ausland. Bei der Instandstellung seiner Trouvaillen half ihm ein Schreiner, ein Feinmechaniker drehte fehlende Schrauben mit speziellen Gewinden. und ein Galvaniseur vernickelte oder verchromte Schrauben, Muttern, Unterlagsscheiben, Glockenschalen, usw. Für jedes Gerät legte Max Straub eine Karteikarte mit Farbfoto, Land, Typ/Modell, Baujahr, Gerätenummer und Verkäufer an, zum Teil ergänzt mit Querverweisen aus der Fachliteratur. 1985: In einem 110 m2 grossen Kellerraum in Kreuzlingen wird ein Museum eingerichtet. Es wird benannt in „Historisches Telephon-, Telegraph-, Radio-Museum Kreuzlingen“ und die Eröffnung ist im November. 1985-1987: Es gibt keine geregelten Öffnungszeiten, nur sporadische Einzelführungen. 1987: Im Mai stirbt Max Straub im Alter von 67 Jahren plötzlich an Herzversagen. Im November des gleichen Jahres findet eine Besprechung Die aufwändig gestaltete Telephonica-Sonderschau „Brand der Zentrale Hottingen“ (2009) zeigte eindrücklich, wieviel Präzisions-Handarbeit für den Bau und den Unterhalt einer solchen Telefonzentrale nötig war. Im Fall „Hottingen“ waren für das Provisorium und die spätere definitive Instandstellung je 500‘000 Lötstellen zu machen; somit 1 Million Lötstellen, und jede Einzelne in Handarbeit! 4 mit Fa. Zellweger AG statt, zwecks Übernahme der Sammlung in ein „Zellweger-Telekomunikations-Museum“. Diskutierter Standort schon damals der Greuterhof in Islikon. (Bedingung war: Sammlung muss im Kanton TG bleiben) 1988: Im November realisiert die Stadtbehörde Kreuzlingen, dass dieses Museum allenfalls nach Islikon abwandern könnte. Sie erklärt die Absicht, das bestehende Museum in Kreuzlingen behalten zu wollen. 1990: Die Erbengemeinschaft Straub macht ein Angebot an die Stadt Kreuzlingen Im gleichen Jahr sagt Zellweger AG ab. (Grund: Finanzen) 1992: Im Februar lehnt der Gemeinderat den Verbleib des Museums in der Stadt Kreuzlingen mit 18 zu 14 Stimmen ab. Im Juni beginnt Alex Straub, Sohn des Max Straub, mit der Suche nach Sympathisanten und Enthusiasten, die mithelfen, diese Sammlung beisammen zu halten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im September gibt es eine erste Sitzung mit Interessierten. Diese gründen am 2. April 1993 den „Verein zur Gründung einer Stiftung“ mit der Aufgabe, CHF 550‘000.- zu sammeln für die Einrichtung eines Museums und die Übernahme der Sammlung. 1993: Im Juni werden ca. 4’000 Bettelbriefe versandt. Im August sind Beträge von total ca. 120‘000.- Franken zugesichert. Im Dezember spricht der Lotteriefonds des Kantons Thurgau 100‘000.- Franken gut. 1994 Im Januar betragen die zugesicherten Beträge 320‘000.Franken. Es erfolgt die Gründung der „Stiftung TELEPHONICA, im Greuterhof, 8546 Islikon“ An der 3. Stiftungsratssitzung im März skizziert der Ausstellungsmacher Arthur Kammer sein Konzept der Aufgliederung in thematische Ausstellungsinseln anstelle einer Massenschau. Im April nimmt die neu gegründete „Drehbuchkommission“ die Planung der Museumsgestaltung an die Hand. Im gleichen Monat beginnt unter der Leitung von Hans Jossi, dem Retter des historischen Greuterhofs, der Ausbau des Dachstocks. Am 19. September übernimmt Alt-Regierungsrat Hanspeter Fischer das Präsidium der Stiftung. Im Oktober wird das Ausstellungsgut von Kreuzlingen mit acht Lastwagenfuhren nach Islikon transportiert. Was noch nicht Platz findet, wandert ins Zwischenlager im EW Frauenfeld. 1995: Am 18. Februar erfolgt die feierliche Eröffnung der TELEPHONICA mit 250 geladenen Gästen, darunter der Telecom CEO Felix Rosenberg. Am 15. September wird der in Frauenfeld vor der Verschrot- tung gerettete und für Fr. 15‘000.- restaurierte Telefon-Gittermast geliefert und vor dem Haus aufgestellt. 1996: Am 30. März wird der 5000ste Besucher empfangen. 1997: Am Zürcher „Sächsilüüte“ ist der Kanton Thurgau Gastkanton. Das Telefonmuseum TELEPHONICA präsentiert sich mit einem eigenen Wagen, darauf aufgebaut ist der soeben fertig gestellte Nachbau eines „Ericsson 1892“ im Massstab fünf zu eins. 1998: Der 10‘000. Besucher am 22. März 2009: Sonderthema „Zentralenbrand Zürich Hottingen“, eröffnet am 22. September (siehe Foto links) 2013: Die von Arthur Kammer neu gestaltete Webseite wird im März aufgeschaltet. Im September eröffnet im Greuterhof das neu eingerichtete Restaurant „Die Färberei“. 2015: Im Januar öffnet das stilvolle neue Seminarhotel in der Greuterhofscheune mit 38 Zimmern und Bankettsaal. Am 9. Mai folgt schliesslich der Festakt „20 Jahre TELEPHONICA“ O 5 25 Jahre Internet Das Ende der analogen Telefonie 1990 wurde der Grundstein für das World Wide Web gelegt, welches heute von weit über einer Milliarde Menschen genutzt wird. Von Roger Pfister, Museumsleiter Telephonica Die analoge Telefonie wird in der Schweiz per Ende 2017 der Vergangenheit angehören. Die Entwicklung der IP Technologie im globalen Kontext betrachtet. Von Urs Leimbacher, Telefonmuseum Telephonica Am 12. März 1989 stellte Tim Berners-Lee das mit Robert Cailliau erarbeitete Konzept zum World Wide Web im Cern vor. Sie verfolgten das Ziel, Forschungsergebnisse auf einfache Art und Weise mit Kollegen auszutauschen, indem sie das „Verflechten“ von wissenschaftlichen Artikeln, also das Erstellen eines Webs, vorschlugen. In Berners-Lees eigenen Worten: “The WorldWideWeb (W3) is a wide-area hypermedia information retrieval initiative aiming to give universal access to a large universe of documents.” – „Das World Wide Web ist eine großräumige Hypermedia-Initiative zur Informationsbeschaffung mit dem Ziel, den allgemeinen Zugang zu einer großen Sammlung von Dokumenten zu erlauben.“ Die Realisierung erfolgte dann bis Ende 1990. Das Konzept basiert auf vier Modulen: Dem Browser, dem Kommunikationsprotokoll, der Konvention für Seitennamen und dem Webserver. Der Browser dient als Benutzerschnittstelle, welche mittels der Sprache HTML (Hyper Text Markup Language) Die Gründe für die Ausserbetriebnahme dieser bewährten Technologie liegen in der Entwicklung der Informationstechnologie der letzten Jahrzehnte. Die herkömmliche Telekommunikations-Infrastruktur ist heterogen aufgebaut und funktioniert nach dem Prinzip der Leitungsvermittlungstechnik. Das bedeutet, dass für die Dauer einer Verbindung ein Übertragungskanal mit konstanter Bandbreite zugeordnet wird und zur exklusiven Nutzung zur Verfügung steht, auch wenn keine Informationen übertragen werden. Im Gegensatz dazu steht die Paketvermittlung, welche für die reine Datenübertragung entwickelt wurde. Bei dieser Vermittlungsart wird die zu übertragende Information in einzelne Pakete aufgeteilt und übertragen, was eine effizientere Nutzung der Leitungskapazitäten erlaubt. Die herkömmliche Festnetztelefonie und Datenübertragung wurde so mit unterschiedlicher Technik realisiert. Das macht heute aber keinen Sinn mehr, da die Trennung zwischen Daten- und Sprachdiensten mehr hinderlich als förderlich ist. Eine einheitliche Netzinfrastruktur, die als Plattform für das Angebot sämtlicher Dienste genutzt werden kann, spart zudem Kosten und Zeit bei der Einführung neuer Dienste. Zusätzlich bietet die Beschränkung auf nur eine Systemtechnologie ein grosses Einsparpotential in Bezug auf die Kosten für Wartung, Umbau und Beschaffung sowie die Verringerung der Technikstandorte. Grund genug, eine Umstellung der bisherigen leitungsvermittelnden Netze auf paketvermittelnde Netze unter Nutzung des Internet Protokolls (IP) voranzutreiben. Die Paketvermittlung wurde mit der Entwicklung der IP-Telefonie, welche vor über 20 Jahren ihren Anfang nahm, auch für die Telefonie entwickelt. Das erlaubte neuen Anbietern in den Telekommunikationsmarkt einzudringen. „Skype“, welches das Gratistelefonieren rund um den Globus ermöglicht, ist ein klassisches Beispiel dazu. Eine weitere Entwicklung ist die Konvergenz zwischen Sprache und Daten welche die einfache Zusammenarbeit innerhalb aber auch zwischen Unternehmen ermöglicht. Diese Entwicklung, welche die Wertschöpfungskette verändert hat und der laufende Kostendruck haben die Telekommunikationsanbieter gezwungen, neue Ansätze zum wirtschaftlichen und effizienten Angebot von Telekommunikationsdiensten und Betrieb von Telekommunikationsnetzen zu suchen. Dies auch um sich gegen neue Portal- und Dienstanbieter wie Google, Yahoo. MSN oder auch Kabelnetzbetreiber behaupten zu können. Schon Mitte der 1990er Jahre startete die „Internationale Fernmeldeunion ITU“ (englisch International Telecommuni- Informationen am Bildschirm darstellt. Das Protokoll HTTP (Hyper Text Transfer Protocol) erledigt die Kommunikation zwischen dem Browser und dem Webserver. Eine Internetseite wird durch ein URL (Universal Resource Identifier) eindeutig bezeichnet und mittels DNS (Domain Name System) in IP Adressen aufgelöst. Auf dem Webserver sind die Inhalte der Internetseiten abgelegt. Die ersten Browser konnten nur Text verarbeiten. 1993 stellten Mark Andreessen und Eric Bina den Browser Mosaic, den Vorgänger von Netscape vor. Dieser war in der Lage grafische Inhalte anzuzeigen, was die Bedienung deutlich vereinfachte und so das öffentliche Interesse am Internet weckte. Als erste private Zugänge ins Netz geschaffen wurden, waren rund 200 Webserver im Betrieb. Gegen Ende 1994 waren es bereits mehr als 10´000. Im Jahre 1995 gingen die ersten kommerziellen Server von Microsoft, IBM, Sony und anderen online. Quellen http://de.wikipedia.org/wiki/World_Wide_Web http://de.wikipedia.org/wiki/Webbrowser LICHT UND EMOTIONEN MIT KONZEPT MAGDENAUSTRASSE 17 I CH-8570 WEINFELDEN I TELEFON 071 620 05 25 I www.licht-konzepte.ch cation Union/siehe auch Seite 17) mit der Planung zukünftiger Netzwerke und arbeitete die ITU-T Empfehlung für „Next Generation Networks“ (NGN) aus. Die Vernehmlassung fand bereits im Dezember 2004 statt. Basierend darauf wurden die NGN-Spezifikationen für den europäischen Raum durch das „European Telecommunications Standards Institute“ (ETSI) entwickelt, welche von den Telekommunikationsgesellschaften umgesetzt werden. Das „Next Generation Network“ ist die Basis für die Entwicklung von Services welche vom Netzzugang (Mobile (GSM, 3G, 4G), Wi-Fi, Kabel, Glasfaser und xDSL) unabhängig sind und auf dem Internet Protokoll (IP) basieren. Daher rührt auch der Ausdruck „All IP“ welcher als Synonym für NGN verwendet wird. Alle Verkehrstypen (Sprache, Video, Daten und Signalisierung) werden Paketbasiert übertragen. Für die Steuerung / Signalisierung von Multimediaanwendungen wurde das SIP-Protokoll definiert. Beispielsweise arbeiten Kundenendgeräte wie die neuen IPTelefone auf der Basis des SIP-Protokolls. Die Umstellung der Infrastruktur auf Paketvermittlung kann jedoch nicht schlagartig erfolgen. Die bestehenden Telefonnetze und Netzzugänge mit entsprechenden Endgeräten müssen über einen längeren Zeitraum parallel zu den neuen Netzstrukturen betrieben werden können. Der Migrationsprozess muss für den Kunden möglichst störungsfrei und effizient erfolgen. Ebenso muss von Seite der Fernmeldedienstanbieter gewährleistet sein, dass die Netzressourcen entsprechend den neuen Anforderungen der Dienste und der Anzahl der migrierten Nutzer sinnvoll und gesteuert verwaltet werden können. Alle diese Anforderungen und Ziele hatten Einfluss auf die Entwicklung der „Next Generation Networks“ NGN. Die Schweizer „Reichle-Steckdose“ wird bald der Vergangenheit angehören. LICHT konzepte HELEN HUGENTOBLER unterstützt das Telefonmuseum 6 7 Auch die Schweiz spricht in Zukunft via IP „Swisscom schaltet das Analoge Amt ab“ Diese Schlagzeilen entnahm man den Schweizer Medien. Globale Technologiefortschritte in der Telekommunikation machen an Landesgrenzen keinen Halt. Blicken wir zurück, schreibt die analoge Telefonie grosse Geschichte. Gut 150 Jahre nach der Erfindung durch Johann Philipp Reis gehört die analoge Sprachtelefonie in der Schweiz der Vergangenheit an. Nun wird in der Schweiz auf Ende 2017 der analogen Telefon- Die Wählscheibe wird historisch steckdose an der Wand sprichwörtlich der Stecker gezogen. Ab dem Jahr 2018 haben so die guten und bewährten analogen Telefone wie z.B. das Wählscheibentelefon ausgedient. Die in unserem Telefonmuseum Telephonica aus dieser ganzen Zeitepoche in grosser Anzahl ausgestellten Telefone und Exponate erlangen dadurch noch grössere historische Bedeutung. Die analoge Telefonie ist nicht mehr zeitgemäss Bereits heute funktionieren in unserem Land praktisch alle angebotenen Dienste auf Basis der Internettechnik IP (Internet Protokoll), wie Email, TV und natürlich das Internet selbst (Surfen im Web). Einzig die Sprachtelefonie wird zurzeit noch mit der herkömmlichen Analogtechnologie angeboten. Rund zwei Millionen Haushalte in der Schweiz telefonieren aktuell noch analog. Diese Abonnenten werden in den nächsten 3 Jahren auf VoIP (Voice over IP) umgestellt. Wenn der Kunde heute ein neues Abo bestellt oder seine bisherigen Services ändern will, wird er schon heute automatisch auf die neue Internettelefonie geschaltet. Schätzungen zur Folge wurden bereits eine Viertelmillion Kunden alleine bei Swisscom auf die neue Technologie migriert. Besteht ein Kunde jedoch auf Beibehaltung der alten Technologie, kann er keine Bündelangebote aus Telefonie, TV und Internet beziehen. Auch von den neuen Produkten, welche beispielsweis eine Swisscom in Zukunft auf den Markt bringen wird, sind nicht wechselwillige Analogtelefonierer per Ende 2017 ausgeschlossen. 8 Alles über ein Netz All IP in der Schweiz bedeutet, dass auch die inländische Telekommunikation die neusten IP-Standards konsequent einführt. Alle Verbindungen zum Telefonieren, Surfen, Mailen oder Fernsehen werden mit dem gleichen TransportProtokoll IP über das gleiche Netz laufen. Dies bedeutet, dass neu auch das Festnetztelefon an den Router, respektive an die Datenleitung, angeschlossen werden muss und Telefongespräche direkt über das IP-Netz laufen. So kann mittels IP die bisherige Anzahl genutzter Technologien auch bei den Schweizer Fernmeldedienstanbietern (FDA) stark reduziert werden. Die Zusammenführung von Kommunikationsformen auf einem Netz ermöglicht wie einleitend beschrieben die Entwicklung von neuen Diensten und Erlebnissen. Benötigte die elektromechanische Vermittlungszentrale einer mittelgrossen Gemeinde noch die Fläche eines zweistöckigen Einfamilienhauses, so betrug der Platzbedarf bei der Umstellung auf die digitale Vermittlung noch ein Zehntel davon. Die allerneuste IP-Technologie benötigt nochmals ein Bruchteil des Raumbedarfs der bisherigen digitalen Vermittlung. Dem gegenüber sind immer leistungsfähigere und redundante Datennetzwerke NGN gefordert. Welche Vorteile dürfen wir Kunden von der neuen Technologie erwarten oder gibt es auch Nachteile? Wie erwähnt, wird künftig das Telefon nicht mehr direkt auf der Teilnehmerleitung angeschlossen. Das gute alte Analogoder Wählscheibentelefon hat definitiv ausgedient. Auch die ISDN-Telefonie wird nicht mehr funktionieren. Es sind jedoch neue Dienste erhältlich, wenn Kunden über mehrere Teilnehmernummern verfügen möchten. Möchte der Kunde weiterhin mit einem Festnetzanschluss telefonieren, benötigt er einen Router, um sein Telefon anzuschliessen. Da heutzutage fast jeder Haushalt über einen Internetanschluss und Router verfügt, muss dort nicht zusätzliche Infrastruktur angeschafft oder installiert werden. Ein Nachteil der Internettelefonie besteht jedoch darin, dass bei einem Ausfall des Routers oder der Stromversorgung nicht mehr telefoniert werden kann. Das Analogtelefon funktioniert ja dagegen unabhängig vom Stromnetz zu Hause – die Speisung mit Strom erfolgt direkt über die Teilnehmerleitung und funktioniert äusserst zuverlässig, da die Versorgung bei Stromausfall mittels Batterien der Telefonzentralen gewährleistet wird. Dieser negative Umstand der neuen Internettelefonie verliert zwar an Bedeutung, da die meisten Haushalte über ein oder mehrere mobile Geräte (Handies) verfügen. Die Festnetznummer kann im Störungsfall auch automatisch auf die mobile Nummer umgeleitet werden. Alte Telefonapparate können – mit Einschränkungen – und mit entsprechenden Vorkehrungen weiter betrieben werden. Der Technologiewechsel auf das Internetprotokoll bietet den Kunden aber viele Vorteile. Mit den neuen Telefongeräten ist eine bessere Gesprächsqualität möglich und auf dem Display erscheint zudem der volle Namen statt nur die Telefonnummer des Gesprächspartners. Es besteht auch die Möglichkeit, bestimmte Nummern von lästigen Werbeanrufern zu sperren. Basieren alle Dienste auf der Internettechnologie (All IP), sind künftig auch weitere Neuerungen möglich. So ist denkbar, dass bei einem Anruf während des Fernsehens auf dem TV der Hinweis eines ankommenden Gesprächs angezeigt wird. Auch bei einem Umzug ist die Mitnahme der Nummer des Telefonanschlusses wesentlich einfacher als bisher. Nachdem man die neue Wohnungsadresse auf der Internetpage seines Fernmeldedienstanbieters eingegeben hat, kann am neuen Wohnort einfach der Router eingesteckt werden. Der Kunde wird identifiziert und kann sogleich lossurfen. Ist die neue All IP Technologie nur über Glasfaserkabelanschluss möglich? Diese Frage wird von Kunden häufig gestellt. Die Antwort lautet Nein. Die IP Technologie steht auch Kunden mit konventionellem Kupferkabelanschluss zur Verfügung. Durch die grösser gewordene Anzahl neuer Dienste wie z.B. Fernsehen auf der neuen IP-Technologie und die Nachfrage nach immer schnellerem Internet sind höhere Übertragungsbandbreiten nötig. Hier stösst das alt bewährte Kupferkabel an seine Leistungsgrenzen. Nebst anderen Störeinflüssen spielt vor allem die Leitungslänge von der Anschlusseinheit zum Teilnehmer eine entscheidende Rolle. Je länger die Leitung, so geringer die Kapazität (Bandbreite) für die zu übertragenden Daten. Hier bietet die neuste Anschlusstechnologie mit Glasfaser eine Vervielfachung der Übertragungsleistung. Die Glasfasertechnik in der Telekommunikation wurde bereits ab 1980 eingeführt und dient bis heute als modernes Übertragungsmedium zwischen Anschlusszentralen, Regionen, Ländern und Kontinenten. Im Zuge des in den letzten Jahren erhöhten Bandbreitenbedarfs verlegt man jedoch das Ende der optischen Übertragung immer näher zum Kunden. So werden in der Schweiz laufend neue Teilnehmeranschlussnetze gebaut. Dies geschieht naheliegenderweise vorwiegend zuerst in den Ballungszentren sowie in grösseren Städten. Die Fernmeldedienstanbieter in der Schweiz investieren jedoch grosse Summen in den Bau flächendeckender Glasfasernetze. O Neu für Digital Natives: Die alte Wählscheibe 9 Vor 100 Jahren: Eröffnung der über 5‘400km langen transkontinentalen Telefonverbindung zwischen New York und San Francisco. Am 25. Januar 1915 wurde die transkontinentale Telefonverbindung zwischen New York und San Francisco im Rahmen der Panama-Pazifik Ausstellung in San Franzisco medienwirksam durch Alexander Graham Bell und Thomas A. Watson eingeweiht. Für den Publikumsverkehr wurde die Linie am 1. März eröffnet. Von Roger Pfister, Museumsleiter Telephonica 1885 startete in den USA der Aufbau eines Telefon-Fernverkehrsnetzes. Ausgehend von New York wurde bis 1892 eine 1100km1 lange Fernleitung nach Chicago gebaut. Damit wurde das technisch Machbare der damaligen Zeit erreicht. Mit der Einführung der Pupinspule konnte das Netzwerk bis ins 2600km entfernte Denver ausgedehnt werden. Noch grössere Distanzen waren nur durch den Einsatz von Verstärkern möglich. Obwohl die Technologie dazu erst noch entwickelt werden musste, formulierte Theodore Vail2, Präsident von AT&T, 1908 die Errichtung einer transkontinentalen Verbindung als ein Hauptziel von AT&T. Dadurch wurde die Entwicklung eines Verstärkers nicht nur innerhalb AT&T vorangetrieben, sondern auch kommuniziert, dass AT&T starkes Interesse am Kauf eines entsprechenden Patents habe. 1912 bot Lee de Forest AT&T das Patent für das von ihm 1906 erfundene Audion, einer Dreielektrodenröhre, welche die Verstärkung schwacher elektrischer Signale erlaubte, an. AT&T kaufte das Patent und optimierte die Röhre entscheidend, indem das Vakuum in der Röhre stark erhöht wurde. Diese Hochvakuumröhre wurde im Sommer 1913 erfolgreich getestet. Kurz darauf wurde mit dem Bau der durchgehenden Leitung zwischen New York und San Francisco begonnen und am 27. Juni 1914 fertiggestellt.3 Auf der bespulten Leitung wurden drei Verstärker eingesetzt. Die maximal übertragbare Frequenz lag bei 1500Hz, was deutlich unter dem Frequenzband von 300Hz - 3.4kHz für eine gut verständliche Sprachübertragung lag. So war die Sprache gerade noch verständlich. Nach der Eröffnung wurden laufend Verbesserungen vorgenommen. 1920 wurde die Leitung mit 12 Verstärkern ohne Bespulung betrieben und der übertragbare Frequenzbereich konnte so auf 3kHz erhöht werden. Für ein Gespräch zwischen New York und San Francisco wurde 1915 für drei Minuten eine Gebühr von $20.70 erhoben, was einem heutigen Gegenwert von ca. $4704 entspricht5. 5419km (Huurdeman, Seite 323) Theodore Newton Vail (1845-1920), Präsident von AT&T von 1885-89 und 1907-1919 3 http://www.corp.att.com/attlabs/reputation/timeline/15tel.html 1 2 10 Für den Bau von langen Telegrafen- und Telefonleitungen war das Verständnis der Leitungseigenschaften entscheidend. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung dazu startete mit der Idee der Verlegung einer transatlantischen Telegrafenverbindung. Es sei darauf hingewiesen, dass tiefere mathematische und technische Kenntnisse zum genauen Verständnis der Leitungstheorie erforderlich sind. Die nachfolgenden Ausführungen diesbezüglich sind stark vereinfacht. William Thomson6 analysierte um 1850 im Zusammenhang mit der Idee der Verlegung eines transatlantischen Seekabels die Eigenschaften von Telegrafenleitungen. Er kam zum Schluss, dass die Eigenschaft einer Leitungen im Wesentlichen von zwei Grössen abhängt: Dem Widerstand und dem kapazitiven Verhalten7. Der Widerstand verursacht die Dämpfung des Signals, also die Reduzierung der Signalamplitude zwischen Leitungsein- und -ausgang. Die Dämpfung hat zur Folge, dass über sehr lange Leitungen nur noch kleine Ströme fliessen. Zur Detektion wird darum ein sehr sensitives Messinstrument benötigt. William Thomson entwickelte dafür im Rahmen der Verlegung des ersten Transatlantikkabels 1858 das Spiegelgalvanometer. http://www.westegg.com/inflation/ Hurdemann, Seite 323 - Bei den Angaben des Frequenzberei-ches gibt es deutliche Abweichungen zwischen Hurdemann (Seite 323) und Hugill (Seite 69) 6 William Thomson (1824-1907), englischer Physiker, wurde auf Grund seiner Verdienste für die erfolgreiche Verlegung des Transatlantikkabels 1866 zum Rittergeschlagen. 1892 wurde er in den Adelstand erhoben und durfte den Titel Lord Kelvin tragen. Er führte mit 24 Jahren die thermodynamische Temperaturskala ein. Im zu Ehren wurde 1967 die Einheit Kelvin für die Temperaturangabe eingeführt. 7 Wassermann, Seite 25 4 5 Die Signalamplitude hätte natürlich durch das Anlegen einer höheren Spannung vergrössert werden können, dass hier aber Grenzen gesetzt sind, musste Edward Whitehouse, der verantwortliche Elektriker des ersten erfolgreich verlegten Transatlantikkabels erfahren. Er zerstörte durch das Anlegen hoher Spannungen die Isolation des Kabels8. Das am 5. August 1858 im zweiten Anlauf erfolgreich zwischen Irland und Neufundland gelegt und euphorisch gefeierte über 4000km lange Kabel versagte aus diesem Grund am 23. Oktober des gleichen Jahres den Dienst. Das kapazitive Verhalten verursacht eine Verzerrung des Signals, weil sich beim Anlegen einer Spannung an einen Leiter ein elektrisches Feld aufbaut und verhindert, dass vom Einschaltzeitpunkt der maximale Strom fliesst. Der Strom steigt an, bis er den Maximalwert nach erfolgtem Aufbau des elektrischen Feldes erreicht. Bei der Wegnahme der Spannung erfolgt das Umgekehrte. Die erforderliche Zeit für diese Vorgänge ist abhängig von der Leitungskapazität. Dieses Verhalten beschränkt die Übertragungsgeschwindigkeit. Beim ersten Transatlantikkabel konnten aus diesem Grund nur ca. 50 Zeichen pro Stunde übermittelt werden. Mit der Verbreitung des Telefons in den 1880er Jahren wurde das genaue Verständnis der Leitungseigenschaften und des Baus von möglichst optimalen Leitungen noch wichtiger. Die Sprechwechselströme sind einerseits deutlich tiefer als diejenigen der Telegrafie und der zur guten Übertragung der menschlichen Sprache erforderliche Frequenzbereich von 300Hz bis 3.4kHz andererseits deutlich höher. Die Optimierung der Leitungen war wirtschaftlich sehr interessant, denn durch die Einsparung von Kupfer mittels Einsatz dünnerer oder längerer Leitungen liessen sich hohe Kosten einsparen. Zudem wurden immer mehr Untergrundkabel eingesetzt, deren Übertragungslänge deutlich unter derjenigen von Freileitungen liegt. Die Gründe für die Verlegung der Leitungen in den Boden waren zum einen die Verbesserung des Schutzes vor Umwelteinflüssen und zum anderen weil es in grossen Städten schlicht ein Problem wurde, alle Teilnehmer über Freileitungen zu erschliessen. 1886 formulierte Oliver Heaviside, beeinflusst durch die Maxwellschen Gleichungen9, die Leitungsgleichung und begründete damit die allgemeine Leitungstheorie10. Die Leitungsgleichung zeigte einerseits, dass nebst dem Leitungswiderstand und der Leitungskapazität auch die Leitungsinduktivität einen wesentlichen Einfluss auf die Eigenschaft einer Leitung hat. Sie bewirkt durch die Wechselwirkung von Strom und magnetischer Wirkung, wie die Leitungskapazität, eine Signalverzerrung. Andererseits liess sich die Bedingung ermitteln, damit ein Signal verzerrungsfrei übertragen werden kann. Es wird Mittels Induktionsspulen erzeugte Whitehouse Spannungsim-pulse von geschätzten 2000V (Huurdeman, Seite 132) 9 James Clerk Maxwell (1831-1879), schottischer Mathematiker und Physiker. Ihm gelang es 1864/65 die damaligen Kenntnisse der Elektrizitätslehre und seine elektromagnetische Theorie des Lichts in den Maxwellschen Gleichungen mathematisch in einen Zusammenhang zu bringen. 1888 bewies Heinrich Herz die Theorie in der Praxis. 10 Wassermann, Seiten 25-26 8 dabei auch von der Heaviside-Bedingung gesprochen. Für Gleich- oder Wechselstrom niedriger Frequenz lässt sich eine Leitung als ohmscher Widerstand beschreiben. Bei Leitungen, deren Länge in der Grössenordnung der Wellenlänge des übertragenen Spektrums oder darüber liegen sowie bei schnellen Schaltvorgängen muss zur Erfüllung der Heaviside Bedingung das Verhältnis von Widerstand zur Induktivität möglichst klein sein. Das kann durch den Einbau von Spulen in die Leitung zur Erhöhung der Leitungskapazität erreicht werden. Oliver Heaviside kam aus einer bescheidenen Familie und hatte eine einfache Ausbildung. Dank seines Onkels Charles Wheatstone, welcher am Kings Collage in London lehrte und sich in der Elektrotechnik unter anderem mit der „Wheatsone Brücke“ verewigte, erhielt er 1868 eine Stelle als Telegrafist und wurde so mit den praktischen Problemen der noch jungen Technik konfrontiert. Schnell zeigte sich seine Begabung. Er erlernte in seiner Freizeit autodidaktisch die höhere Mathematik, was ihm erlaubte, sich mit der komplexen Maxwellschen Theorie auseinander zu setzen. 1874 veröffentlichte er seine ersten Publikationen zur Signaltheorie und wie bereits erwähnt, 1886 seine Arbeit zur Leitungstheorie. Heaviside konnte sich jedoch mit seiner Arbeit in England nicht durchsetzen. Zum einen war seine Leitungstheorie mathematisch komplex und konnte nur von wenigen Zeitgenossen nachvollzogen werden und zum anderen erkannte William H. Preece, Cheftechniker des Britisch General Post 11 Office, den Nutzen nicht. Er hatte eine eigene (falsche) Theorie - das „Preece KR Gesetz“ - entwickelt, welches für den Leitungsbau in jener Zeit verbreitet war und an welchem er festhalten wollte. Dieses empirisch ermittelte Gesetz besagte, dass für eine gute Übertragung das Produkt aus der Leitungskapazität und dem Leitungswiderstand einen maximalen Wert von 15´000 für Freileitungen und 12`000 für Kabel nicht überschreiten darf 11. Mihajlo Pupin12 formulierte in den USA basierend auf der Leitungstheorie von Heaviside eine Formel zur Berechnung von Spulen, welche zur Erhöhung der Induktivität in definierten Abständen auf Leitungen oder Kabeln eingefügt werden, so dass die Haeviside Bedingung erfüllt wird. Durch das Einfügen der (Pupin-) Spulen, was auch „Bespulung„ genannt wird, konnte die Leitungslänge für gute Übertragungen beinahe verdoppelt werden (vgl. Tabelle 1). Carl Emil Krarup erzielte den gleichen Effekt durch die Umwicklung der Leiter mit Metallbändern. Kabel dieser Bauart wurden nach seinem Erfinder als Krarupkabel bezeichnet. Mit der Erfindung des Verstärkers wurde die nächste Steigerung der maximalen Leitungslänge erreicht. 1956 war die Wassermann, Seite 28 Mihajlo Pupin (1858-1935), kam mit 15 Jahren aus Serbien in die USA , machte eine akademische Laufbahn und lehrte an der Columbia Universität Physik. 13 Auf Grund der besseren Isolierung von Luft haben Freileitungen eine viel grössere Reichweite als Kabeln mit Papierisolierung. 14 Stiller, Seite 655 - 656 11 12 Entwicklung der Verstärkertechnik soweit fortgeschritten, dass das erste Transatlantik-Telefonkabel verlegt werden konnte. Die Signale wurden dabei durch eingespleisste Verstärker verstärkt. 1988 wurde das erste transatlantische Glasfaserkabel in Betrieb genommen. Die Kupferkabel wurden in der Folge rasch durch Glasfaserkabel ersetzt, damit die durch das Internet erforderlichen Kapazitätsausweitungen realisiert werden konnten. Auch die Satellitenverbindungen hatten dann ausgedient. O Literaturverzeichnis Hugill, P. J. (1999). Global Communications since 1844, Geopolitics and Technology. Baltimore and London: The Johns Hopkins Univerisity Press. Huurdemann, A. A. (2003). The worldwide history of telecommunications. Hoboken, New Jersey: A John Wiley & Sons, Inc. Lundy, B. (2008). Telegraph, Telephone & Wireless: How telecom changed the world. Lundy Bert. Stiller, A. (1924?). Die Schwachstromtechnik, Handbuch für die Errichtung von Schwachstromanlagen, 4. Auflage. Nordhausen: Heinrich Killinger Verlag. Wassermann, N. (1985). From Invention to Innovation, Long-Distance Telephone Transmission at the Turn of the Century. Baltimore and London: The Johns Hopkins University Press. Links: AT&T: http://www.corp.att.com/attlabs/reputation/timeline/15tel.html New York Times: http://learning.blogs.nytimes.com/2012/01/25/jan-25-1915-alexandergraham-bell-demonstrates-atts-transcontinental-telephone-line/?_r=0 Das neue Seminarhotel Greuterhof Neue Nutzung für ein historisches Gebäude – Herausforderung für Architekt und Investor Von Arthur Kammer Ein einzigartiges Seminarhotel mit erten dann aber die grossen Herausforderungen. Wie bringt 38 thematisch unterschiedlich geman zwischen die noch tragenden Wände ein Hotelkonzept stalteten Gästezimmern, eingebaut mit Restaurant, Bankettsaal, Küche, Logistikräumen, Gästein einer geschichts- und bedeutungszimmer, Haustechnik, Lift, usw. in Einklang mit statischen, schwangeren Scheune: Ob ich mich sicherheits- und brandschutztechnischen und schliesslich als Gast da drin wohl fühlen würde? auch organisatorischen Vorgaben, und zwar so, dass nach Dort, in einem unauffälligen thurdem Eintreten die architektonische Dramaturgie des Inneren gauer Dorf namens Islikon zwischen das Versprechen der einzigartigen Aussenhaut einlöst? Frauenfeld und Winterthur; dort, von wo zu meiner JugendDas Vorhaben ist gelungen. Das sagen auch der äussert zuzeit die Ami-Teigwaren herkamen? friedene Investor Michael Brandenberger und der SeminarBlicken wir zurück: Die Greutersche Stofffärberei im hotel Geschäftsführer Renato Blättler. Die alte Schmitte mit Greuterhof in Islikon wuchs ab 1779 zu einem der ersten der Esse, heute als Bar/Restaurant, erinnert sachte wehmütig Schweizer Industriebetriebe heran und war schliesslich an die frühere Nutzung des Raumes, und dies ohne die auf1860 das landesweit doopfernde, schwere minierende TextilunterArbeit der Altvordenehmen. Die seinerzeit ren zu verballhornen. mächtigste Scheune der Die 38 geschmackSchweiz wurde um 1802 voll und originell gefertiggestellt und diente stalteten Zimmer sind als Stallung für 28 Rinin drei thematisch der und mehrere Pferde, gegliederte Gruppen als Futter-Tenne, Heu- Die neu genutzte Greuterscheune. Rechts der Greuterhof. aufgeteilt: Einerseits stock, Huf- und Wagenschmiede und im Obergeschoss als mit Bezug zur Textilfärberei, dann zum nahe gelegenen, hisStoffhenke. Daher die markanten Jalousien. Diese Scheune torischen Frauenfeld und schliesslich charmant zum Öpfel, mit dem Greuterhof zusammen sind die letzten zwei Zeugen der Symbolfrucht des Kantons Thurgau. eines ganzen industriellen Dorfteils von Islikon. Dieser Die neuen Anbauten schmiegen sich in Material und umfasste im Jahre 1825 insgesamt 21 Gebäude. Das waren Farbe korrespondierend an das Bestehende und können als verschiedene Waschhäuser, Farbküchen, Druckereigebäude, gelungen bezeichnet werden. Sie harmonieren angenehm Zimmerwerkstatt, Labor und Wohnhäuser. und trotz ihrer eigenen (Fassaden-)Formensprache mit dem Ein Grossbrand im Jahre 1865 zerstörte den markanten dominanten Volumen der Scheune. So können sie nun komHenketurm, mehrere Tröcknebauten, ein Farb- und Appreturgebäude, ein Waschhaus mit Warenvorräten und – besonders tragisch – das Druckmodelmagazin. Nach diesem Schicksalsschlag erholte sich der Betrieb nie mehr. Da steht sie also, die übriggebliebene Scheune, ohne Aussicht jemals wieder auf die ihr ursprünglich zugedachte Zweckbestimmung. Zwischenböden sind herausgerissen, auch die Stalldecke fehlt. Die Rhomben und Ovale der Heubelüftung in den Mauern des Obergeschosses und die Jalousien darüber prägen die Fassaden. Wer hier mit Respekt für das Bestehende etwas funktionierendes (und lebensfähiges) Neues machen will, braucht Kapital, Geduld, eine wohlwollende Denkmalpflege, eine ebensolche Standortgemeinde, Die Fassaden-Öffnungen für die ehemalige Heubelüftung mitarbeitende Behörden und einen fähigen, einfühlsamen wurden zu dekorativen Oblichtern: Der Bankettsaal Architekten. Das ist Michael Helbling von Innoraum Kräher, Jenni+ men, nach 17 Monaten Bauzeit, in diese geschichts- und Partner AG Frauenfeld. Was er beim Projektanfang antraf, bedeutungsschwangere Scheune: Die Gästegruppen zu ihren erlaubte beim Anblick von aussen wenig Spielraum für Seminaren, die strahlenden Bräute mit ihren Zukünftigen eigene Ideen; die Fassaden sollten möglichst origninalgetreu und dem beiderseitigen Anhang, die Geburtstagskinder mit erhalten bleiben. Aber nur schon das war anspruchsvoll. In ihren Familien.. Ob sie sich da drin wohlfühlen werden? Sie aufwändiger Recherche wurde der ursprüngliche Zustand werden mit Bestimmtheit gerne ein weiteres Mal kommen. korrigierend wieder hergestellt. Hinter der Gebäudehaut lau- Mehr unter: www.greuterhof.ch ELEKTRO-TEL Winterthur unterstützt das Telefonmuseum 12 13 150 Jahre Schweizerische Industrie für das Fernmeldewesen Nach ersten staatlichen Versuchen, die Herstellung von Telegraphen selbst zu übernehmen, kamen bald private Fabrikanten in den Markt. Aus meist kleinen Werkstätten entstanden Fabriken, die über die beiden Jahrhundertwenden massgeblich am Aufbau der schweizerischen Fernmelde-Infrastruktur beteiligt waren. Von Rico De Boni, Telefonmuseum Telephonica Schon vor der Eröffnung des schweizerischen Telegraphennetzes am 5.12.1852 beschloss der Bundesrat die Gründung der Eidgenössischen Telegraphenwerkstätte in Bern. Es war einer der ersten Bundesbetriebe. Die für den Betrieb der Telegraphenverbindungen notwendigen Apparate konnten im Inland und im Ausland nur schwer beschafft werden, es herrschten Lieferengpässe. Grosse mechanische Werkstätten für Präzisionsgeräte fehlten und die kleinen Manufakturen waren ausgelastet. Das Know-how der elektrischen Übertragungstechnik war den einheimischen Mechanikern noch unbekannt. So mussten die Telegraphen in eigener Regie aus vorgefertigten Teilen von verschiedenen Herstellern selbst zusammengebaut werden. Unter den Bewerbern für die Stelle eines Maschinen- Vom Uhrmacher zum Elektriker Bei vielen Firmen, die sich der Herstellung von elektrischen Apparaten und Elektroinstallationen widmen, findet man bei der Gründung den Beruf des Uhrmachers. Die Uhrmacher waren die Pioniere der Feinmechanik. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Uhrmacherschulen in der französischen Schweiz. Diese wurden wie Lehrwerkstätten geführt und verfügten nach dem Aufkommen der Elektrizität und der Telegraphie über eigene Abteilungen für Feinmechanik und Elektrizität. Und so lehrte mancher junge Berufsmann seine Grundlagen als Uhrmacher. werkführers der Telegraphenwerkstätten und für die “Besorgung des Materiellen und insbesondere der galvanischen Apparate“ befanden sich einheimische und ausländische Fachleute, vor allem Uhrmacher. Als ersten Werkführer be14 fabriziert, Kunden waren auch die schweizerischen Eisenbahnen, aber auch Frankreich, Deutschland und Sardinien wurden beliefert. Zu den Produkten zählten neben den Telegraphen auch Relais, Bussolen, Zink-Kohle-Elemente und Klemmen aller Art. Die Geschäfte liefen gut. 1855 wurde Gustav Adolf Hasler als Assistenten von Hipp berufen. Er war in der Lage, eine nahezu achtjährige stimmte der Bundesrat den Württemberger Matthäus Hipp. Er übernahm am 8.7.1852 die Leitung der dem Post- und Baudepartement unterstellten Telegraphenwerkstätte. Es wurde vereinbart, dass er neben seiner amtlichen Funktion, auch auf Auftragsbasis seinen eigenen Erfindungen nachgehen darf, was er auch erfolgreich gemacht hat. Bis zur Eröffnung des schweizerischen Telegraphennetzes wurden für die 34 Telegraphenbüros 115 Apparate zusam- Der Telegraph von Hipp gehört zu den ältesten Exoponaten im Telefonmuseum mengestellt. Die ersten Apparate prägten die übermittelten Morsezeichen durch einen Stift im Relief in den Papierstreifen. Später wurde der Stift durch ein kleines Farbrad ersetzt. Es wurde nicht nur für das inländische Telegraphennetz „Man macht Versuche mit dem Apparat Morse, dessen Zeichen anstatt mit einem trockenen Stift, mit Tinte auf dem Papierstreifen hervorgebracht werden. Dieses von verschiedenen fremden Administrationen angewendete System hat vorzüglich den Vortheil, dass die Augen der Telegraphisten geschont werden; man ist im Begriffe, grössere Versuche anzustellen.“ (Orginalzitat Geschäftsbericht ETW 1860 Seite7) Praxis auszuweisen, eingerechnet die 3 ½ jährige Lehre als Mechaniker in der Reisszeugfabrik Kern in Aarau. Dass der Betrieb zum Eidgenössischen FinanzSchreinerarbeit gehörte dazu: departement wechselte Lokalbatteriestation aus der „Telegraphen-Werkstätte von G. und umorganisiert wurde, veranlasste Hipp 1860 Hasler Bern“ zur Demission. Neid und Missgunst seiner Vorgesetzten im Zusammenhang mit seiner privaten Nebenbeschäftigung spielten sicher eine nicht geringe Rolle. Hipp gründete darauf in Neuenburg sein eigenes Unternehmen. Die „Fabrique de télégraphes et appareils électriques“ stellte neben Telegraphen auch elektrische Uhren und Signalgeräte für den Bahnbetrieb her, entwickelte sich gut und zog junge, technisch interessierte Mitarbeiter an. Täuber (später Mitbegründer der Trüb,Täuber & Co. in Zürich) Zellweger (Zellweger, Uster) und der Schwede L.M. Ericsson arbeiteten bei Hipp. Die Fabrik ging später in andere Hände über und wurde zur FAVAG (seit 1987 Ascom). Fünf Schweizer TelephonapparateHersteller Bis 1883 wurden diese Stückzahlen fabriziert: Telephongesellschaft Zürich 1600 Stationen Fabrik für elektr. Apparate Uster 3000 Stationen Hipp in Neuenburg 800 Stationen Kälin Einsiedeln (System Theiler) 500 Stationen Hasler Bern 1500 Stationen Gustav Adolf Hasler wurde unmittelbar nach dem Austritt von Hipp zum Leiter der Telegraphenwerkstätte ernannt. Der Personalbestand betrug zu diesem Zeitpunkt 27 Mecha- niker, 9 Uhrmacher, 5 Schreiner und 4 Tagelöhner. 1864 wurde von der Budgetkommission ein Postulat eingereicht: „Der Bundesrat wird eingeladen, die Frage zu begutachten, ob nicht die Eidg. Telegraphenwerkstätte aufzuheben und dieser Zweig der Verwaltung der Privatindustrie zu überlassen sei.“ So konnte Gustav Adolf Hasler zusammen mit dem Münzdirektor Albert Escher bereits ein Jahr später das Werkstatt inventar für Fr. 60‘537 .- kaufen. Die Eidgenossenschaft verpflichtete sich im Gegenzug, innerhalb der nächsten fünf Jahre Apparate und Zubehör im Werte von Fr. 20 000.- zu beziehen, das entsprach ungefähr dem halben Gesamtbedarf. Mit dem Verkauf vor 150 Jahren ging eine erfolgreiche Ära eines Staatbetriebes zu Ende und eine ebenso erfolgreiche Zeit des neuen Privatunternehmens begann. Hasler & Escher führten den Betrieb erfolgreich weiter. Nach dem Tode von Escher 1879 wurde Hasler Alleininhaber. In was für einer verheissungsvollen Branche er tätig war, ahnte Hasler, als der Amerikaner Graham Bell 1877 das Telefon patentieren liess. Schon 1878 verlegte Haslers Firma in der Stadt Bern erste Telefonleitungen und 1881 wurde die erste Telefonzentrale mit 144 Anschlüssen erstellt. Zu seinen Lehrlingen zählte er auch einen Christian Gfeller, den späteren Unternehmer (Gfeller AG, später Autophon und Ascom). Nach dem Tode von Gustav Adolf Hasler übernimmt sein Sohn Gustav die Firma, die später als Hasler AG (seit 1987 Ascom) stark expandiert. Exponate aus den ersten Zeiten der Eidgenössischen Telegraphenwerkstätte, aber auch von Hasler und Hipp sind im Museum Telephonica erhalten und zeugen vom grossen Pioniergeist der ersten Produzenten und der Präzision der Herstellung mit noch einfachen Mitteln. O Quellen: - Kurt Stadelmann in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) Version 13.8.2009 - Hundert Jahre elektrisches Nachrichtenwesen der Schweiz 1852 - 1952 , Band 1, Bern 1952: Generaldirektion PTT Aufstieg und Niedergang 1951 erreichte die schweizerische Telephonindustrie einen Höchststand. Neben den von der Telephonverwaltung benötigten 56‘000 Apparaten wurde noch eine ansehnliche Anzahl ins Ausland exportiert. Für den gewaltig angestiegenen Bedarf an Zentralen, Apparaten, Kabeln und vielem anderem Zubehör arbeiten in der Schweiz viele tausende von Angestellten. Heute hat sich die Massenproduktion schon längst ins Ausland, vor allem nach Fernost, verlagert und die Stückpreise sind noch ein Bruchteil der früheren Kosten. 15 „Early Bird“, der Erste seiner Art im Weltraum 150 Jahre International Telegraph Union (ITU) Vor 50 Jahren wurde der erste Kommunikationssatellit in Betrieb genommen Von Emil Sigg, Telefonmuseum Telephonica 1865 werden die ersten international verbindlichen Regeln für den grenzüberschreitenden Telegrafenverkehr vereinbart. Von Roger Pfister, Museumsleiter Telefonmuseum Telephonica Intelsat I F1 („Early Bird“) war der erste kommerzielle geostationäre Fernsehsatellit weltweit und der erste der International Telecommunication Satellite (Intelsat). Intelsat I wurde für die Communications Satellite Corporation (COMSAT) durch die Space and Communications Group der Hughes Aircraft Company, später Hughes Space and Communications Company und heute Teil der Boeing Satellite Systems auf Basis der Syncom-Satelliten der NASA gebaut und am 6. April 1965 mit einer Delta-D-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ins All befördert. Damit wurde Early Bird nur 8 Jahre nach Sputnik (1957) ins All geschossen . Der Satellit wurde von der New York Times mangels eines griffigen Namens „Early Bird“ (Frühaufsteher) getauft. Er wurde von der US-Nachrichtengesellschaft Comsat erworben und Jahre später an die weltweit tätige Nachrichtensatellitenorganisation Intelsat weiter veräussert. Early Bird übertrug von seiner Position, 35.800 km über dem Äquator am 28° westlichen Längengrad, am 2. Mai 1965 die Fernsehunterhaltungssendung „Premiere im Weltraum“ auf beide Seiten des Atlantiks. Am 28. Juni 1965 nahm er offiziell seinen kommerziellen Dienst auf. Trotz der geplanten Lebensdauer von nur 18 Monaten funktionierte er mehr als drei Jahre und wurde erst im Januar 1969 abgeschaltet, jedoch im Juni 1969 für die Mission Apollo 11 wieder für zwei Monate reaktiviert. Viele Jahre später (1984) wurde er zum zwanzigjährigen Jubiläum der ITSO noch einmal kurz reaktiviert. Early Bird war zylinderförmig, spinstabilisiert und konnte 240 Telefongespräche oder eine Fernsehsendung übertragen. Ohne Antrieb wog er nur 34,5 Kilogramm. Die Sendeleistung der beiden Transponder (je einer pro Richtung EuropaAmerika und zurück) betrug jeweils 6 Watt, die gesamte Leistung 40 Watt. Er hatte einen Durchmesser von 72 Zentimetern und einer Länge von 59 Zentimeter. Ein geostationärer Satellit ist ein künstlicher Erdsatellit, der sich auf einer Kreisbahn 35.786 km über der Erdoberfläche über dem Äquator befindet. Dort befindet sich die sogenannte geostationäre Umlaufbahn (kurz GEO, engl.: Geostationary Earth Orbit), d. h. 16 dort stationierte Satelliten bewegen sich mit einer Winkelgeschwindigkeit von einer Erdumrundung pro Tag und folgen der Erddrehung mit einer Eigengeschwindigkeit von etwa 3,07 km/s. Dadurch befinden sich geostationäre Satelliten im Idealfall immer über demselben Punkt der Erdoberfläche bzw. des Äquators. Typische Beispiele für geostationäre Satelliten sind Kommunikationssatelliten, Fernsehsatelliten und Wettersatelliten. Ein von der Erde aus gesendetes Radiosignal, das ein geostationärer Satellit zurück zur Erde an einen Empfänger weiterleitet, erfährt aufgrund der Entfernung von 2 x 36.000 Kilometer und der Lichtgeschwindigkeit, die auch für Radiowellen gilt, eine Verzögerung (Latenzzeit) von ungefähr 0,24 Sekunden, und bis ein Antwortsignal beim Erst-Sender eintreffen kann, somit mindestens 0,5 Sekunden. Bei digitaler Übertragung vergrößert der Einsatz von Datenkompression, Verschlüsselung oder Datenkodierungen die Verzögerungszeiten oft noch zusätzlich. Satellitenverbindungen sind für Telekommunikationsfirmen nicht mehr lukrativ Neue Technologie hat Satelliten-Übertragungen für die Swisscom überflüssig gemacht. Die Schweizer BodenStation Leuk/VS wurde am 4. Oktober 2000 an die amerikanische Verestar verkauft. Die Schweizer Bodenstation Leuk/VS „99 Prozent unseres internationalen Telefonverkehrs gehen via Glasfaser-Seekabel, da brauchen wir keine SatellitenStationen mehr“, sagte Sepp Huber, Presseverantwortlicher der Swisscom gegenüber swissinfo. Die Qualität sei besser und die Übertragung billiger. Early Bird erreichte sieben Jahre nach dem ersten (russischen) Satelliten den Weltraum • 1957 erster Satellit SPUTNIK • 1960 erster reflektierender Nachrichtensatellit ECHO • 1963 erster geostationärer Satellit SYNCOM • 1965 erster kommerzieller geostationärer Satellit „Early Bird“ Am 17. Mai 1865 wurde die International Telegraph Union (ITU) als zweite internationale Organisation gegründet1. Das Ziel der Organisation war die Vereinbarung von Regeln für den internationalen Telegrafenverkehr. 1868 wurde Bern als Hauptsitz der Organisation festgelegt und 1948 nach Genf verlegt, wo er noch heute ist. Der ursprüngliche Name International Telegraph Union wurde, der technischen Entwicklung Rechnung tragend, zu International Telecommunication Union umbenannt. Im Zuge der Verbreitung der Telegrafie kam es zu einer grenzüberschreitenden Vernetzung, welche in technischen und betrieblichen Fragen abgestimmt werden musste. Dazu wurde 1850 der Deutsch-Österreichische Telegrafenverein gegründet. 1855 folgten Frankreich, Belgien, die Schweiz, Sardinien und Spanien mit der Gründung des westeuropäischen Telegrafenvereins. Beide Vereine traten 1865 in Paris zu einer ersten internationalen Telegrafenkonferenz zusammen. Sie gründeten am 17. Mai 1865 die International Telegraph Union (ITU) und vereinbarten für den internationalen Telegrafenverkehr einen für ganz Europa gültigen Vertrag in welchem das Morse-System festgelegt wurde. Anlässlich der zweiten internationalen Telegrafenkonferenz traten 1868 in Wien die asiatischen Verwaltungen (asiatisches Russland und Britisch-Indien) der ITU bei, und es wurde festgelegt, dass im internationalen Verkehr nebst dem Morse-System der Hughes Typentelegraf eingesetzt werden kann. (zu sehen im Telefonmuseum Telephonica) Auf der dritten Konferenz in Rom 1872 wurde den Privatkabelgesellschaften der Beitritt zum internationalen Telegrafenverein ohne Stimmrecht gestattet. Die folgenden Konferenzen fanden 1875 in St. Petersburg, 1879 in London, 1885 in Berlin, 1890 in Paris, 1896 in Budapest und 1903 in London statt. In Berlin wurden die Regeln für den internationalen Telefonverkehr festgelegt, sowie die Zulassung des Klopfers vereinbart. In London wurden der Einsatz des Baudot- und des Wheatstone Systems geregelt. Heute hat die ITU als UN-Sonderorganisation 191 Mitgliedstaaten. Ihr Gründungstag, der 17. Mai 1865, wurde Die erste internationale Organisation ist das 1863 gegründete Internationale Komitee vom Roten Kreuz 1 von 1969 - 2006 als Weltfernmeldetag und wird eit 2006 als Welttag der Kommunikation und der Informationsgesellschaft im Kalender geführt. Die Ziele der ITU sind Abstimmung und Förderung der internationalen Zusammenarbeit im Nachrichtenwesen durch: • Internationale Regelungen für die Nutzung von Frequenzen • Internationale Zuweisung und Registrierung von Sende- und Empfangsfrequenzen • Internationale Zuweisung von Rufzeichenblöcken, das ITU-Präfix • Koordinierung der Entwicklung von Fernmeldeanlagen • Koordinierung von Bemühungen zur Störungsbearbeitung im internationalen Funkverkehr • Vereinbarungen von Leistungsgarantien und Gebühren Im Rahmen der ITU arbeiten Regierungen, Unternehmen des privaten Sektors, sowie weitere regionale und nationale Organisationen zusammen. Die Ergebnisse werden als Empfehlungen veröffentlicht und erhalten erst durch die Übernahme durch normative Organisationen wie der ISO, ANSI oder ETSI oder nationale Regulierungsbehörden den Charakter von Normen. Die ITU organisiert die Fachmesse ITU Telecom, welche seit 1971 zuerst alle vier Jahre und seit 2003 alle drei Jahre, mit einer Ausnahme, in Genf stattgefunden hat. Seit 1985 gibt es zudem regionale Messen in den verschiedenen Kontinenten. Das Welttelegrafen-Denkmal in Bern, errichtet gemäss dem Beschluss der Fernmeldeunion anlässlich ihrer internationalen Konferenz von 1908 in Lissabon. Quellenangaben http://www.itu.int/en/history/Pages/ITUsHistory.aspx http://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Fernmeldeunion http://www.zeno.org/nid/20007569939 (Meyers Großes KonversationsLexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 391) 17 Kreuzworträtsel-Wettbewerb Zu gewinnen gibt es eine Gratis-Führung im Telefonmuseum für max. 16 Personen zusammen mit einem Gutschein des neuen Seminarhotels Greuterhof im Wert von 250.- Franken. Die Verlosung des Preises erfolgt am Jubiläumsanlass vom 9. Mai im Greuterhof. Teilnahmeberechtigt sind Einsendungen mit dem Lösungswort, die bis am 7. Mai eintreffen. Teilnahmekarte (mit Namen und Absenderadresse!) per Post an: Telefonmuseum Telephonica, Hauptstrasse 15, 8546 Islikon oder per Email an (mit Namen und Absenderadresse!): [email protected] Das Rätsel wurde gespendet von René Hasler, Telefonmuseum Telephonica Der Gutschein wurde gespendet vom Seminarhotel Greuterhof Islikon > www.greuterhof.ch Das blaue Wunder www.greuterhof.ch Im Greuterhof, dem Domizil des Telefonmuseums, hatte das Textil-Färberhandwerk lange Zeit Tradition. Aus der Indigofärberei stammt die Redewendung „ein blaues Wunder erleben“. Von Arthur Kammer, Telefonmuseum Telephonica Um ein blaues Tuch herzustellen, verwendeten im Mittelalter die Färber die zerriebenen Blätter der Waidpflanze und vermischten diese mit Urin. Dieser Brei gärte dann einige Tage und dann tauchte man das Tuch in diese wohl streng riechende Masse. Aber der Stoff verfärbte sich nicht sofort, sondern die Farbe ging erst im Verlauf eines Tages von gelb über grün nach blau. Wer dabei zusah konnte im wahrsten Sinn des Wortes „ein blaues Wunder erleben“. Das Färberwaid (Isatis tinctoria) gehört zur Pflanzenfamilie der Kreuzblüter und war bereits in der Antike als Färbepflanze bekannt. Es enthält den blauen Farbstoff, aus dem das Färbemittel hergestellt wird. Seit dem 13. Jahrhundert wurde das Waid als Spezialkultur in Italien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz flächendeckend angebaut. Die Waidpflanze ist zweijährig. Im ersten Jahr bildet sie eine Rosette mit zahlreichen Blättern aus. Erst im zweiten Jahr kommt es zur Ausbildung eines 50 bis 100 cm hohen Blütenstandes mit gelben Blüten und zur Samenbildung. (Fotos: apiscolori.com, Erfurt) Testfrage: Was brachte das Fernsehen gestern Abend? Herausragendes bleibt haften. Ein gelungener Ausstellungsstand kann das auch. 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