20 Telefonmuseum Telephonica 20 Jahre

20
www.telephonica.ch
Das Telefonmuseum im Internet
Kulturgut Kommunikationstechnik – bewahren und erhalten
1995-2015
20 Jahre
Telefonmuseum Telephonica
Aus dem Inhalt:
20 Jahre Telefonmuseum Telephonica
25 Jahre Internet
Das Ende der analogen Telefonie
Vor 50 Jahren: „Early Bird“, der erste Kommunikations-Satellit
Das neue Seminarhotel in der Greuterscheune
Vor 100 Jahren: Telefonieren von New York nach San Francisco
Ausgabe Nr. 04 / 2015
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Infomagazin der Stiftung Telefonmuseum Telephonica im Greuterhof Islikon/TG
Editorial
Von Kurt Ehrat, Stiftungsratspräsident
In einem Interview erklärte der CEO
eines aufstrebenden Web-Unternehmens
seine Sicht von erfolgreichen Führungseigenschaften: „Ich habe diese Theorie,
dass Menschen für sich eine stillschweigende Entscheidung treffen, ob sie jung
und neugierig, interessiert und interessant bleiben, oder ob sie sich einfach
alt werden lassen. Bei den meisten Leuten kann man das auf
Anhieb erkennen.“
Wenn ich dabei an die Stiftungsrats- und Marketingsitzungen, an unsere Museumsführer, an die Texter und Rechercheure, die handwerklichen Gestalter und Mitarbeiter und
schliesslich auch an unsere begeisterten TelefonmuseumSponsoren und -Donatoren denke, dann lässt sich auf Anhieb
erkennen, dass diese Menschen für sich jene „stillschweigende Entscheidung“ längst getroffen haben. Obwohl viele
bereits in der dritten Lebensphase angelangten, sind sie alle
„jung, neugierig und interessiert“ geblieben. Sie sind neugierig auf das, was es aus alten Zeiten (wieder) zu entdecken
gilt, interessiert an dem, was jetzt geschieht und auch auf das,
was noch auf uns zukommt. Stoff darüber gibt es wahrlich genug: Innert den letzten zwanzig Jahren erlebten wir
den Siegeszug des Internets, den Aufstieg und Niedergang
von ISDN, das schleichende Verschwinden von Telex und
Wählscheibe, das Verdrängen der Natels durch Smartphones
und gerade aktuell die baldige Umstellung von analoger auf
digitale Telefonie.
Bei letzterer sind wir gegenwärtig einmal mehr Zeitzeugen
eines erneuten Berufswandels. Heutige Telematiker müssen
sich nun zwangsläufig zu IP-Informatik-Technikern weiterbilden, wenn sie den beruflichen Anschluss nicht verlieren
wollen. Wie die Swisscom verlauten lässt, wird der Zeitpunkt
der Umstellung nicht aufgeschoben. Also werden klassische
Elektriker bald kein Geld mehr verdienen mit dem Verlegen
von analogen Telefondrähten – sie müssen sich zu richtigen
Computerspezialisten entwickeln, um mit Digitaltelefonie
weiterhin Umsatz generieren zu können.
Als vor zwanzig Jahren einige Enthusiasten begannen, für
die historischen Sachen aus dem Nachlass des Telefonsammlers Max Straub ein Ausstellungskonzept zu entwickeln, war
wohl den Wenigsten bewusst, dass es damit nicht getan sein
würde. Erst im Laufe der folgenden Jahre realisierten sie,
dass eine Ausstellung zu diesem Thema nie abschliessend
sein kann. Daher freue ich mich, dass ich als Stiftungsratspräsident der Stiftung Telephonica auf Leute um mich herum
zählen kann, die „jung und neugierig, interessiert sind und
interessant bleiben“.
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1995-2015
20 Jahre
Inhalt
Seite 3:
Seite 4:
Seite 6:
Seite 7:
Seite 10:
Swisscom CEO Urs Schaeppi
Patronatsgeber 20 Jahre-Jubiläum Telephonica
20 Jahre Telefonmuseum Telephonica
Eine Rückschau
25 Jahre Internet
Wer hat‘s erfunden?
Das Telefonmuseum der Stiftung TELEPHONICA im
Greuterhof feiert sein 20-jähriges Bestehen.
Das Ende der analogen Telefonie
Wir erleben einen weiteren Technologiewandel
Vor 100 Jahren: Die erste transkontinentale
Telephonverbindung New York-San Francisco
Seite 13:
Das neue Seminarhotel in der Greuterscheune
Herausforderung für Architekt und Investor
Seite 14:
150 Jahre schweizerische Industrie für das
Fernmeldewesen
Seite 16:
„Early Bird“, der erste seiner Art im Weltraum
Auch ein Jubiläm: Das war vor 50 Jahren
Seite 17:
150 Jahre International Telegraph Union
International verbindliche Regeln ermöglichen
grenzüberschreitende Kommunikation
Seite 18:
Kreuzworträtsel
mit Wettbewerb
Seite 19:
Das blaue Wunder
Eine Redewendung mit gelbem Hintergrund
Impressum „Telephonica Report“:
Herausgeberin: Stiftung Telephonica im Greuterhof Islikon/TG
Hauptstrasse 15, 8546 Islikon/TG
www.telephonica.ch
Adresse der Redaktion / Inserateannahme:
Arthur Kammer, Säntisstrasse 20, 8308 Illnau
Telefon 052 343 61 61
[email protected]
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Rico De Boni, Kurt Ehrat, René Hasler, Arthur Kammer,
Roger Pfister, Emil Sigg, Alex Straub
Gestaltung, Layout, Satz, Titelbild, div. Fotos: Arthur Kammer
Auflage: 1000 Ex.
Nr. 4 / April 2015
Diese Publikation wird unterstützt durch unsere Inserenten.
Herzlichen Dank!
Jährlicher Einzelmitgliederbeitrag Fr. 40.-Jährlicher Firmenmitgliederbeitrag Fr. 100.-Stiftung Telephonica im Greuterhof Islikon/TG
8546 Islikon
Postcheck-Konto 85-7747-2
IBAN: CH12 0900 0000 8500 7747 2
Die Anerkennung der Paten
ist unsere Verpflichtung.
Hanspeter Fischer, 1930-2009,
erster Stiftungsratspräsident des
Museums TELEPHONICA.
1963 wurde er dreiunddreissigjährig zum jüngsten Nationalrat
gewählt und war 1979/1980
Nationalratspräsident. Von 1975
bis 1994 war Hanspeter Fischer
Regierungsrat des Kantons
Thurgau und stand der Volkswirtschaftsdirektion vor.
Felix Rosenberg, 1941-2014,
war 1989 bis 1997 Generaldirektor der Schweizerischen
Telecom PTT, 1997 bis 1998
Präsident der Konzernleitung
Swisscom, sowie Stiftungsratspräsident von Pro Patria,
Ehren- und Gründungspräsident der Stiftung Kartause
Ittingen und Thurgauer altRegierungsrat.
Urs Schaeppi, CEO Swisscom
Jubiläums-Patronatsgeber
Als vor zwanzig Jahren der seinerzeitige Präsident der
Swisscom-Konzernleitung Felix Rosenberg das Telefonmuseum TELEPHONICA eröffnete, sah die Welt
der Telekommunikation noch anders aus: NATEL D
wurde kurz zuvor eingeführt, löste die Kapazitätsengpässe des Vorgängersystems NATEL C und leitete eine
unglaubliche Entwicklung in der Mobilkommunikation ein. Faxgeräte, Mailboxsysteme und das Internet
haben die Fernschreiber als Hauptkommunikationsverfahren für Texte und Daten praktisch abgelöst. ISDN
verbreitete sich immer mehr und die Telefonwählscheibe, welche Digital Natives kaum mehr kennen,
war noch alltäglich.
In diesen vergangenen 20 Jahren sind wir alle
Zeugen des stetig rascheren und gleichzeitig faszinierenden Wandels der modernen Telekommunikation
geworden – Sie als Kunde, wir als Telekom-Anbieter.
Trends zu erkennen und richtig zu interpretieren sind
die permanenten Herausforderungen unserer Branche.
Das Telefonmuseum TELEPHONICA bietet demgegenüber eine umfassende Rückschau auf die inzwischen Jahrhunderte lange Entwicklung der Telekommunikation, stetig aktualisiert mit den neu dazu kommenden und bereits wieder abgelösten Technologien.
Es freut mich, dass sich dieser Institution Leute widmen, die mit ihrem freiwilligen Engagement die spannende Geschichte der weltweiten Kommunikation mit
viel Enthusiasmus und Professionalität vorantreiben,
dokumentieren und bewahren.
Ich wünsche und gönne diesem wertvollen Museum
weiterhin den verdienten Erfolg.
Urs Schaeppi, CEO Swisscom
3
20 Jahre Telephonica
Von Max Straubs Telefonsammlung zur Stiftung TELEPHONICA – eine Chronik.
Von Alex Straub, Sohn des Sammlers Max Straub
1974:
Max Straub (geb. 1920), Elektroingenieur mit eigenem Elektroplanungsbüro in Kreuzlingen, erstand ein
altes Telefon – eine Ericsson-Station
Modell 1892 – und stellte es als elektrotechnisches Schmuckstück bei sich
zuhause auf. Es blieb nicht lange bei
dieser einen Station; er kaufte eine Zweite – und installierte
damit ein Haustelefon vom Erdgeschoss in den ersten Stock.
1976:
Das war der Beginn einer intensiven Sammlerleidenschaft.
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Telefons war er
bereits in der Lage, im Schaufenster einer Buchhandlung in
Kreuzlingen eine kleine Ausstellung mit etwa 30 Apparaten
zu präsentieren.
1985:
Inzwischen waren über 500 Modelle aus 12 verschiedenen
Ländern zusammengekommen, gefunden hauptsächlich auf
Flohmärkten im In- und Ausland. Bei der Instandstellung
seiner Trouvaillen half ihm ein Schreiner, ein Feinmechaniker drehte fehlende Schrauben mit speziellen Gewinden.
und ein Galvaniseur vernickelte oder verchromte Schrauben, Muttern, Unterlagsscheiben, Glockenschalen, usw.
Für jedes Gerät legte Max Straub eine Karteikarte mit Farbfoto, Land, Typ/Modell, Baujahr, Gerätenummer und
Verkäufer an, zum Teil ergänzt mit Querverweisen aus der
Fachliteratur.
1985:
In einem 110 m2 grossen Kellerraum in Kreuzlingen wird
ein Museum eingerichtet. Es wird benannt in „Historisches
Telephon-, Telegraph-, Radio-Museum Kreuzlingen“ und
die Eröffnung ist im November.
1985-1987:
Es gibt keine geregelten Öffnungszeiten, nur sporadische
Einzelführungen.
1987:
Im Mai stirbt Max Straub im Alter von 67 Jahren plötzlich
an Herzversagen.
Im November des gleichen Jahres findet eine Besprechung
Die aufwändig gestaltete Telephonica-Sonderschau „Brand der Zentrale Hottingen“ (2009) zeigte eindrücklich, wieviel
Präzisions-Handarbeit für den Bau und den Unterhalt einer solchen Telefonzentrale nötig war. Im Fall „Hottingen“ waren
für das Provisorium und die spätere definitive Instandstellung je 500‘000 Lötstellen zu machen; somit 1 Million Lötstellen,
und jede Einzelne in Handarbeit!
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mit Fa. Zellweger AG statt, zwecks Übernahme der Sammlung in ein „Zellweger-Telekomunikations-Museum“. Diskutierter Standort schon damals der Greuterhof in Islikon.
(Bedingung war: Sammlung muss im Kanton TG bleiben)
1988:
Im November realisiert die Stadtbehörde Kreuzlingen, dass
dieses Museum allenfalls nach Islikon abwandern könnte.
Sie erklärt die Absicht, das bestehende Museum in Kreuzlingen behalten zu wollen.
1990:
Die Erbengemeinschaft Straub macht ein Angebot an die
Stadt Kreuzlingen
Im gleichen Jahr sagt Zellweger AG ab. (Grund: Finanzen)
1992:
Im Februar lehnt der Gemeinderat den Verbleib des Museums in der Stadt Kreuzlingen mit 18 zu 14 Stimmen ab.
Im Juni beginnt Alex Straub, Sohn des Max Straub, mit der
Suche nach Sympathisanten und Enthusiasten, die mithelfen, diese Sammlung beisammen zu halten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Im September gibt es eine erste Sitzung mit Interessierten.
Diese gründen am
2. April 1993
den „Verein zur Gründung einer Stiftung“ mit der Aufgabe,
CHF 550‘000.- zu sammeln für die Einrichtung eines Museums und die Übernahme der Sammlung.
1993:
Im Juni werden ca. 4’000 Bettelbriefe versandt.
Im August sind Beträge von total ca. 120‘000.- Franken
zugesichert.
Im Dezember spricht der Lotteriefonds des Kantons Thurgau 100‘000.- Franken gut.
1994
Im Januar betragen die zugesicherten Beträge 320‘000.Franken.
Es erfolgt die Gründung der „Stiftung TELEPHONICA, im
Greuterhof, 8546 Islikon“
An der 3. Stiftungsratssitzung im März skizziert der Ausstellungsmacher Arthur Kammer sein Konzept der Aufgliederung in thematische Ausstellungsinseln anstelle einer
Massenschau.
Im April nimmt die neu gegründete „Drehbuchkommission“
die Planung der Museumsgestaltung an die Hand.
Im gleichen Monat beginnt unter der Leitung von Hans
Jossi, dem Retter des historischen Greuterhofs, der Ausbau
des Dachstocks.
Am 19. September übernimmt Alt-Regierungsrat Hanspeter
Fischer das Präsidium der Stiftung.
Im Oktober wird das Ausstellungsgut von Kreuzlingen
mit acht Lastwagenfuhren nach Islikon transportiert. Was
noch nicht Platz findet, wandert ins Zwischenlager im EW
Frauenfeld.
1995:
Am 18. Februar erfolgt die feierliche Eröffnung der TELEPHONICA mit 250 geladenen Gästen, darunter der Telecom
CEO Felix Rosenberg.
Am 15. September wird der in Frauenfeld vor der Verschrot-
tung gerettete und für Fr. 15‘000.- restaurierte Telefon-Gittermast geliefert und vor dem Haus aufgestellt.
1996:
Am 30. März wird der 5000ste Besucher empfangen.
1997:
Am Zürcher „Sächsilüüte“ ist der Kanton Thurgau Gastkanton. Das Telefonmuseum TELEPHONICA präsentiert sich
mit einem eigenen Wagen, darauf aufgebaut ist der soeben
fertig gestellte Nachbau eines „Ericsson 1892“ im Massstab
fünf zu eins.
1998:
Der 10‘000. Besucher am 22. März
2009:
Sonderthema „Zentralenbrand Zürich Hottingen“, eröffnet
am 22. September (siehe Foto links)
2013:
Die von Arthur Kammer neu gestaltete Webseite wird im
März aufgeschaltet.
Im September eröffnet im Greuterhof das neu eingerichtete
Restaurant „Die Färberei“.
2015:
Im Januar öffnet das stilvolle neue Seminarhotel in der
Greuterhofscheune mit 38 Zimmern und Bankettsaal.
Am 9. Mai folgt schliesslich der Festakt „20 Jahre TELEPHONICA“
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25 Jahre Internet
Das Ende der analogen Telefonie
1990 wurde der Grundstein für das World Wide Web gelegt, welches heute von weit über
einer Milliarde Menschen genutzt wird. Von Roger Pfister, Museumsleiter Telephonica
Die analoge Telefonie wird in der Schweiz per Ende 2017 der Vergangenheit angehören.
Die Entwicklung der IP Technologie im globalen Kontext betrachtet.
Von Urs Leimbacher, Telefonmuseum Telephonica
Am 12. März 1989 stellte Tim Berners-Lee das mit Robert Cailliau erarbeitete Konzept zum World Wide
Web im Cern vor. Sie verfolgten das
Ziel, Forschungsergebnisse auf einfache Art und Weise mit Kollegen auszutauschen, indem sie das „Verflechten“ von wissenschaftlichen Artikeln,
also das Erstellen eines Webs, vorschlugen. In Berners-Lees
eigenen Worten: “The WorldWideWeb (W3) is a wide-area
hypermedia information retrieval initiative aiming to give
universal access to a large universe of documents.” – „Das
World Wide Web ist eine großräumige Hypermedia-Initiative zur Informationsbeschaffung mit dem Ziel, den allgemeinen Zugang zu einer großen Sammlung von Dokumenten zu
erlauben.“ Die Realisierung erfolgte dann bis Ende 1990.
Das Konzept basiert auf vier Modulen: Dem Browser,
dem Kommunikationsprotokoll, der Konvention für Seitennamen und dem Webserver.
Der Browser dient als Benutzerschnittstelle, welche mittels der Sprache HTML (Hyper Text Markup Language)
Die Gründe für die Ausserbetriebnahme dieser bewährten Technologie liegen in der Entwicklung der
Informationstechnologie der letzten
Jahrzehnte.
Die herkömmliche Telekommunikations-Infrastruktur ist heterogen
aufgebaut und funktioniert nach dem
Prinzip der Leitungsvermittlungstechnik. Das bedeutet, dass
für die Dauer einer Verbindung ein Übertragungskanal mit
konstanter Bandbreite zugeordnet wird und zur exklusiven
Nutzung zur Verfügung steht, auch wenn keine Informationen übertragen werden. Im Gegensatz dazu steht die
Paketvermittlung, welche für die reine Datenübertragung
entwickelt wurde. Bei dieser Vermittlungsart wird die zu
übertragende Information in einzelne Pakete aufgeteilt und
übertragen, was eine effizientere Nutzung der Leitungskapazitäten erlaubt. Die herkömmliche Festnetztelefonie und
Datenübertragung wurde so mit unterschiedlicher Technik
realisiert. Das macht heute aber keinen Sinn mehr, da die
Trennung zwischen Daten- und Sprachdiensten mehr hinderlich als förderlich ist. Eine einheitliche Netzinfrastruktur,
die als Plattform für das Angebot sämtlicher Dienste genutzt
werden kann, spart zudem Kosten und Zeit bei der Einführung neuer Dienste. Zusätzlich bietet die Beschränkung auf
nur eine Systemtechnologie ein grosses Einsparpotential in
Bezug auf die Kosten für Wartung, Umbau und Beschaffung
sowie die Verringerung der Technikstandorte. Grund genug,
eine Umstellung der bisherigen leitungsvermittelnden Netze
auf paketvermittelnde Netze unter Nutzung des Internet Protokolls (IP) voranzutreiben.
Die Paketvermittlung wurde mit der Entwicklung der
IP-Telefonie, welche vor über 20 Jahren ihren Anfang
nahm, auch für die Telefonie entwickelt. Das erlaubte neuen
Anbietern in den Telekommunikationsmarkt einzudringen. „Skype“, welches das Gratistelefonieren rund um den
Globus ermöglicht, ist ein klassisches Beispiel dazu. Eine
weitere Entwicklung ist die Konvergenz zwischen Sprache
und Daten welche die einfache Zusammenarbeit innerhalb aber auch zwischen Unternehmen ermöglicht. Diese
Entwicklung, welche die Wertschöpfungskette verändert hat
und der laufende Kostendruck haben die Telekommunikationsanbieter gezwungen, neue Ansätze zum wirtschaftlichen
und effizienten Angebot von Telekommunikationsdiensten
und Betrieb von Telekommunikationsnetzen zu suchen.
Dies auch um sich gegen neue Portal- und Dienstanbieter
wie Google, Yahoo. MSN oder auch Kabelnetzbetreiber
behaupten zu können.
Schon Mitte der 1990er Jahre startete die „Internationale
Fernmeldeunion ITU“ (englisch International Telecommuni-
Informationen am Bildschirm darstellt. Das Protokoll HTTP
(Hyper Text Transfer Protocol) erledigt die Kommunikation
zwischen dem Browser und dem Webserver.
Eine Internetseite wird durch ein URL (Universal Resource Identifier) eindeutig bezeichnet und mittels DNS
(Domain Name System) in IP Adressen aufgelöst. Auf dem
Webserver sind die Inhalte der Internetseiten abgelegt.
Die ersten Browser konnten nur Text verarbeiten. 1993
stellten Mark Andreessen und Eric Bina den Browser
Mosaic, den Vorgänger von Netscape vor. Dieser war in
der Lage grafische Inhalte anzuzeigen, was die Bedienung
deutlich vereinfachte und so das öffentliche Interesse am
Internet weckte. Als erste private Zugänge ins Netz geschaffen wurden, waren rund 200 Webserver im Betrieb. Gegen
Ende 1994 waren es bereits mehr als 10´000. Im Jahre 1995
gingen die ersten kommerziellen Server von Microsoft,
IBM, Sony und anderen online.
Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/World_Wide_Web
http://de.wikipedia.org/wiki/Webbrowser
LICHT
UND
EMOTIONEN
MIT
KONZEPT
MAGDENAUSTRASSE 17 I CH-8570 WEINFELDEN I TELEFON 071 620 05 25 I www.licht-konzepte.ch
cation Union/siehe auch Seite 17) mit der Planung zukünftiger Netzwerke und arbeitete die ITU-T Empfehlung für
„Next Generation Networks“ (NGN) aus. Die Vernehmlassung fand bereits im Dezember 2004 statt. Basierend darauf
wurden die NGN-Spezifikationen für den europäischen
Raum durch das „European Telecommunications Standards
Institute“ (ETSI) entwickelt, welche von den Telekommunikationsgesellschaften umgesetzt werden.
Das „Next Generation Network“ ist die Basis für die
Entwicklung von Services welche vom Netzzugang (Mobile (GSM, 3G, 4G), Wi-Fi, Kabel, Glasfaser und xDSL)
unabhängig sind und auf dem Internet Protokoll (IP)
basieren. Daher rührt auch der Ausdruck „All IP“ welcher
als Synonym für NGN verwendet wird. Alle Verkehrstypen
(Sprache, Video, Daten und Signalisierung) werden Paketbasiert übertragen. Für die Steuerung / Signalisierung von
Multimediaanwendungen wurde das SIP-Protokoll definiert.
Beispielsweise arbeiten Kundenendgeräte wie die neuen IPTelefone auf der Basis des SIP-Protokolls.
Die Umstellung der Infrastruktur auf Paketvermittlung
kann jedoch nicht schlagartig erfolgen. Die bestehenden Telefonnetze und Netzzugänge mit entsprechenden Endgeräten
müssen über einen längeren Zeitraum parallel zu den neuen
Netzstrukturen betrieben werden können. Der Migrationsprozess muss für den Kunden möglichst störungsfrei und
effizient erfolgen. Ebenso muss von Seite der Fernmeldedienstanbieter gewährleistet sein, dass die Netzressourcen
entsprechend den neuen Anforderungen der Dienste und der
Anzahl der migrierten Nutzer sinnvoll und gesteuert verwaltet werden können.
Alle diese Anforderungen und Ziele hatten Einfluss auf die
Entwicklung der „Next Generation Networks“ NGN.
Die Schweizer „Reichle-Steckdose“ wird bald der Vergangenheit angehören.
LICHT konzepte HELEN HUGENTOBLER unterstützt das Telefonmuseum
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Auch die Schweiz spricht in Zukunft via IP
„Swisscom schaltet das Analoge Amt ab“ Diese Schlagzeilen entnahm man den Schweizer Medien. Globale Technologiefortschritte in der Telekommunikation machen an
Landesgrenzen keinen Halt. Blicken wir zurück, schreibt die
analoge Telefonie grosse Geschichte. Gut 150 Jahre nach
der Erfindung durch Johann Philipp Reis gehört die analoge
Sprachtelefonie in der Schweiz der Vergangenheit an. Nun
wird in der Schweiz auf Ende 2017 der analogen Telefon-
Die Wählscheibe wird historisch
steckdose an der Wand sprichwörtlich der Stecker gezogen.
Ab dem Jahr 2018 haben so die guten und bewährten
analogen Telefone wie z.B. das Wählscheibentelefon ausgedient. Die in unserem Telefonmuseum Telephonica aus
dieser ganzen Zeitepoche in grosser Anzahl ausgestellten
Telefone und Exponate erlangen dadurch noch grössere
historische Bedeutung.
Die analoge Telefonie ist nicht mehr zeitgemäss
Bereits heute funktionieren in unserem Land praktisch alle
angebotenen Dienste auf Basis der Internettechnik IP
(Internet Protokoll), wie Email, TV und natürlich das
Internet selbst (Surfen im Web). Einzig die Sprachtelefonie wird zurzeit noch mit der herkömmlichen Analogtechnologie angeboten. Rund zwei Millionen Haushalte in der
Schweiz telefonieren aktuell noch analog. Diese Abonnenten werden in den nächsten 3 Jahren auf VoIP (Voice
over IP) umgestellt. Wenn der Kunde heute ein neues Abo
bestellt oder seine bisherigen Services ändern will, wird
er schon heute automatisch auf die neue Internettelefonie
geschaltet.
Schätzungen zur Folge wurden bereits eine Viertelmillion
Kunden alleine bei Swisscom auf die neue Technologie migriert. Besteht ein Kunde jedoch auf Beibehaltung der alten
Technologie, kann er keine Bündelangebote aus Telefonie,
TV und Internet beziehen. Auch von den neuen Produkten,
welche beispielsweis eine Swisscom in Zukunft auf den
Markt bringen wird, sind nicht wechselwillige Analogtelefonierer per Ende 2017 ausgeschlossen.
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Alles über ein Netz
All IP in der Schweiz bedeutet, dass auch die inländische
Telekommunikation die neusten IP-Standards konsequent
einführt. Alle Verbindungen zum Telefonieren, Surfen,
Mailen oder Fernsehen werden mit dem gleichen TransportProtokoll IP über das gleiche Netz laufen. Dies bedeutet,
dass neu auch das Festnetztelefon an den Router, respektive
an die Datenleitung, angeschlossen werden muss und Telefongespräche direkt über das IP-Netz laufen.
So kann mittels IP die bisherige
Anzahl genutzter Technologien auch
bei den Schweizer Fernmeldedienstanbietern (FDA) stark reduziert werden.
Die Zusammenführung von Kommunikationsformen auf einem Netz
ermöglicht wie einleitend beschrieben
die Entwicklung von neuen Diensten
und Erlebnissen. Benötigte die elektromechanische Vermittlungszentrale
einer mittelgrossen Gemeinde noch die
Fläche eines zweistöckigen Einfamilienhauses, so betrug der Platzbedarf
bei der Umstellung auf die digitale
Vermittlung noch ein Zehntel davon.
Die allerneuste IP-Technologie benötigt
nochmals ein Bruchteil des Raumbedarfs der bisherigen digitalen Vermittlung. Dem gegenüber sind immer leistungsfähigere und
redundante Datennetzwerke NGN gefordert.
Welche Vorteile dürfen wir Kunden von der
neuen Technologie erwarten oder gibt es auch
Nachteile?
Wie erwähnt, wird künftig das Telefon nicht mehr direkt auf
der Teilnehmerleitung angeschlossen. Das gute alte Analogoder Wählscheibentelefon hat definitiv ausgedient. Auch
die ISDN-Telefonie wird nicht mehr funktionieren. Es sind
jedoch neue Dienste erhältlich, wenn Kunden über mehrere
Teilnehmernummern verfügen möchten. Möchte der Kunde
weiterhin mit einem Festnetzanschluss telefonieren, benötigt er einen Router, um sein Telefon anzuschliessen. Da
heutzutage fast jeder Haushalt über einen Internetanschluss
und Router verfügt, muss dort nicht zusätzliche Infrastruktur angeschafft oder installiert werden.
Ein Nachteil der Internettelefonie besteht jedoch darin,
dass bei einem Ausfall des Routers oder der Stromversorgung nicht mehr telefoniert werden kann. Das Analogtelefon funktioniert ja dagegen unabhängig vom Stromnetz
zu Hause – die Speisung mit Strom erfolgt direkt über die
Teilnehmerleitung und funktioniert äusserst zuverlässig, da
die Versorgung bei Stromausfall mittels Batterien der Telefonzentralen gewährleistet wird. Dieser negative Umstand
der neuen Internettelefonie verliert zwar an Bedeutung, da
die meisten Haushalte über ein oder mehrere mobile Geräte
(Handies) verfügen. Die Festnetznummer kann im Störungsfall auch automatisch auf die mobile Nummer umgeleitet
werden.
Alte Telefonapparate können – mit Einschränkungen – und mit entsprechenden Vorkehrungen weiter betrieben werden.
Der Technologiewechsel auf das Internetprotokoll bietet
den Kunden aber viele Vorteile. Mit den neuen Telefongeräten ist eine bessere Gesprächsqualität möglich und auf
dem Display erscheint zudem der volle Namen statt nur die
Telefonnummer des Gesprächspartners. Es besteht auch die
Möglichkeit, bestimmte Nummern von lästigen Werbeanrufern zu sperren. Basieren alle Dienste auf der Internettechnologie (All IP), sind künftig auch weitere Neuerungen
möglich. So ist denkbar, dass bei einem Anruf während des
Fernsehens auf dem TV der Hinweis eines ankommenden
Gesprächs angezeigt wird.
Auch bei einem Umzug ist die Mitnahme der Nummer des
Telefonanschlusses wesentlich einfacher als bisher. Nachdem man die neue Wohnungsadresse auf der Internetpage
seines Fernmeldedienstanbieters eingegeben hat, kann am
neuen Wohnort einfach der Router eingesteckt werden. Der
Kunde wird identifiziert und kann sogleich lossurfen.
Ist die neue All IP Technologie nur über Glasfaserkabelanschluss möglich?
Diese Frage wird von Kunden häufig gestellt. Die Antwort
lautet Nein. Die IP Technologie steht auch
Kunden mit konventionellem Kupferkabelanschluss zur Verfügung. Durch die grösser
gewordene Anzahl neuer Dienste wie z.B.
Fernsehen auf der neuen IP-Technologie
und die Nachfrage nach immer schnellerem
Internet sind höhere Übertragungsbandbreiten nötig. Hier stösst das alt bewährte
Kupferkabel an seine Leistungsgrenzen.
Nebst anderen Störeinflüssen spielt vor
allem die Leitungslänge von der Anschlusseinheit zum Teilnehmer eine entscheidende
Rolle. Je länger die Leitung, so geringer die
Kapazität (Bandbreite) für die zu übertragenden Daten.
Hier bietet die neuste Anschlusstechnologie mit Glasfaser eine Vervielfachung der
Übertragungsleistung. Die Glasfasertechnik
in der Telekommunikation wurde bereits
ab 1980 eingeführt und dient bis heute als
modernes Übertragungsmedium zwischen
Anschlusszentralen, Regionen, Ländern
und Kontinenten. Im Zuge des in den
letzten Jahren erhöhten Bandbreitenbedarfs
verlegt man jedoch das Ende der optischen
Übertragung immer näher zum Kunden.
So werden in der Schweiz laufend neue
Teilnehmeranschlussnetze gebaut. Dies
geschieht naheliegenderweise vorwiegend
zuerst in den Ballungszentren sowie in
grösseren Städten. Die Fernmeldedienstanbieter in der Schweiz investieren jedoch
grosse Summen in den Bau flächendeckender Glasfasernetze.
O
Neu für Digital Natives: Die alte Wählscheibe
9
Vor 100 Jahren: Eröffnung der über 5‘400km
langen transkontinentalen Telefonverbindung
zwischen New York und San Francisco.
Am 25. Januar 1915 wurde die transkontinentale Telefonverbindung zwischen New York und
San Francisco im Rahmen der Panama-Pazifik Ausstellung in San Franzisco medienwirksam
durch Alexander Graham Bell und Thomas A. Watson eingeweiht. Für den Publikumsverkehr
wurde die Linie am 1. März eröffnet. Von Roger Pfister, Museumsleiter Telephonica
1885 startete in den USA der Aufbau
eines Telefon-Fernverkehrsnetzes.
Ausgehend von New York wurde bis
1892 eine 1100km1 lange Fernleitung
nach Chicago gebaut. Damit wurde
das technisch Machbare der damaligen Zeit erreicht. Mit der Einführung
der Pupinspule konnte das Netzwerk
bis ins 2600km entfernte Denver ausgedehnt werden.
Noch grössere Distanzen waren nur durch den Einsatz
von Verstärkern möglich. Obwohl die Technologie dazu erst
noch entwickelt werden musste, formulierte Theodore Vail2,
Präsident von AT&T, 1908 die Errichtung einer transkontinentalen Verbindung als ein Hauptziel von AT&T. Dadurch
wurde die Entwicklung eines Verstärkers nicht nur innerhalb
AT&T vorangetrieben, sondern auch kommuniziert, dass
AT&T starkes Interesse am Kauf eines entsprechenden Patents habe. 1912 bot Lee de Forest AT&T das Patent für das
von ihm 1906 erfundene Audion, einer Dreielektrodenröhre,
welche die Verstärkung schwacher elektrischer Signale
erlaubte, an. AT&T kaufte das Patent und optimierte die
Röhre entscheidend, indem das Vakuum in der Röhre stark
erhöht wurde. Diese Hochvakuumröhre wurde im Sommer
1913 erfolgreich getestet. Kurz darauf wurde mit dem Bau
der durchgehenden Leitung zwischen New York und San
Francisco begonnen und am 27. Juni 1914 fertiggestellt.3
Auf der bespulten Leitung wurden drei Verstärker eingesetzt. Die maximal übertragbare Frequenz lag bei 1500Hz,
was deutlich unter dem Frequenzband von 300Hz - 3.4kHz
für eine gut verständliche Sprachübertragung lag. So war
die Sprache gerade noch verständlich.
Nach der Eröffnung wurden laufend Verbesserungen
vorgenommen. 1920 wurde die Leitung mit 12 Verstärkern
ohne Bespulung betrieben und der übertragbare Frequenzbereich konnte so auf 3kHz erhöht werden.
Für ein Gespräch zwischen New York und San Francisco wurde 1915 für drei Minuten eine Gebühr von $20.70
erhoben, was einem heutigen Gegenwert von ca. $4704
entspricht5.
5419km (Huurdeman, Seite 323)
Theodore Newton Vail (1845-1920), Präsident von AT&T von 1885-89
und 1907-1919
3
http://www.corp.att.com/attlabs/reputation/timeline/15tel.html
1
2
10
Für den Bau von langen Telegrafen- und Telefonleitungen
war das Verständnis der Leitungseigenschaften entscheidend. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung dazu
startete mit der Idee der Verlegung einer transatlantischen
Telegrafenverbindung.
Es sei darauf hingewiesen, dass tiefere mathematische
und technische Kenntnisse zum genauen Verständnis der
Leitungstheorie erforderlich sind. Die nachfolgenden Ausführungen diesbezüglich sind stark vereinfacht.
William Thomson6 analysierte um 1850 im Zusammenhang mit der Idee der Verlegung eines transatlantischen
Seekabels die Eigenschaften von Telegrafenleitungen. Er
kam zum Schluss, dass die Eigenschaft einer Leitungen im
Wesentlichen von zwei Grössen abhängt: Dem Widerstand
und dem kapazitiven Verhalten7.
Der Widerstand verursacht die Dämpfung des Signals,
also die Reduzierung der Signalamplitude zwischen Leitungsein- und -ausgang. Die Dämpfung hat zur Folge, dass
über sehr lange Leitungen nur noch kleine Ströme fliessen.
Zur Detektion wird darum ein sehr sensitives Messinstrument benötigt. William Thomson entwickelte dafür im
Rahmen der Verlegung des ersten Transatlantikkabels 1858
das Spiegelgalvanometer.
http://www.westegg.com/inflation/
Hurdemann, Seite 323 - Bei den Angaben des Frequenzberei-ches gibt
es deutliche Abweichungen zwischen Hurdemann (Seite 323) und Hugill
(Seite 69)
6
William Thomson (1824-1907), englischer Physiker, wurde auf Grund
seiner Verdienste für die erfolgreiche Verlegung des Transatlantikkabels
1866 zum Rittergeschlagen. 1892 wurde er in den Adelstand erhoben und
durfte den Titel Lord Kelvin tragen. Er führte mit 24 Jahren die thermodynamische Temperaturskala ein. Im zu Ehren wurde 1967 die Einheit
Kelvin für die Temperaturangabe eingeführt.
7
Wassermann, Seite 25
4
5
Die Signalamplitude hätte natürlich durch das Anlegen einer
höheren Spannung vergrössert werden können, dass hier
aber Grenzen gesetzt sind, musste Edward Whitehouse, der
verantwortliche Elektriker des ersten erfolgreich verlegten
Transatlantikkabels erfahren. Er zerstörte durch das Anlegen hoher Spannungen die Isolation des Kabels8. Das am 5.
August 1858 im zweiten Anlauf erfolgreich zwischen Irland
und Neufundland gelegt und euphorisch gefeierte über
4000km lange Kabel versagte aus diesem Grund am 23.
Oktober des gleichen Jahres den Dienst.
Das kapazitive Verhalten verursacht eine Verzerrung des
Signals, weil sich beim Anlegen einer Spannung an einen
Leiter ein elektrisches Feld aufbaut und verhindert, dass
vom Einschaltzeitpunkt der maximale Strom fliesst. Der
Strom steigt an, bis er den Maximalwert nach erfolgtem
Aufbau des elektrischen Feldes erreicht. Bei der Wegnahme
der Spannung erfolgt das Umgekehrte. Die erforderliche
Zeit für diese Vorgänge ist abhängig von der Leitungskapazität. Dieses Verhalten beschränkt die Übertragungsgeschwindigkeit. Beim ersten Transatlantikkabel konnten aus
diesem Grund nur ca. 50 Zeichen pro Stunde übermittelt
werden.
Mit der Verbreitung des Telefons in den 1880er Jahren
wurde das genaue Verständnis der Leitungseigenschaften
und des Baus von möglichst optimalen Leitungen noch
wichtiger. Die Sprechwechselströme sind einerseits deutlich
tiefer als diejenigen der Telegrafie und der zur guten Übertragung der menschlichen Sprache erforderliche Frequenzbereich von 300Hz bis 3.4kHz andererseits deutlich höher.
Die Optimierung der Leitungen war wirtschaftlich sehr
interessant, denn durch die Einsparung von Kupfer mittels
Einsatz dünnerer oder längerer Leitungen liessen sich hohe
Kosten einsparen. Zudem wurden immer mehr Untergrundkabel eingesetzt, deren Übertragungslänge deutlich unter
derjenigen von Freileitungen liegt. Die Gründe für die
Verlegung der Leitungen in den Boden waren zum einen die
Verbesserung des Schutzes vor Umwelteinflüssen und zum
anderen weil es in grossen Städten schlicht ein Problem
wurde, alle Teilnehmer über Freileitungen zu erschliessen.
1886 formulierte Oliver Heaviside, beeinflusst durch die
Maxwellschen Gleichungen9, die Leitungsgleichung und
begründete damit die allgemeine Leitungstheorie10.
Die Leitungsgleichung zeigte einerseits, dass nebst dem
Leitungswiderstand und der Leitungskapazität auch die
Leitungsinduktivität einen wesentlichen Einfluss auf die
Eigenschaft einer Leitung hat. Sie bewirkt durch die Wechselwirkung von Strom und magnetischer Wirkung, wie die
Leitungskapazität, eine Signalverzerrung.
Andererseits liess sich die Bedingung ermitteln, damit ein
Signal verzerrungsfrei übertragen werden kann. Es wird
Mittels Induktionsspulen erzeugte Whitehouse Spannungsim-pulse von
geschätzten 2000V (Huurdeman, Seite 132)
9
James Clerk Maxwell (1831-1879), schottischer Mathematiker und Physiker. Ihm gelang es 1864/65 die damaligen Kenntnisse der Elektrizitätslehre
und seine elektromagnetische Theorie des Lichts in den Maxwellschen
Gleichungen mathematisch in einen Zusammenhang zu bringen. 1888
bewies Heinrich Herz die Theorie in der Praxis.
10
Wassermann, Seiten 25-26
8
dabei auch von der Heaviside-Bedingung gesprochen.
Für Gleich- oder Wechselstrom niedriger Frequenz lässt
sich eine Leitung als ohmscher Widerstand beschreiben. Bei
Leitungen, deren Länge in der Grössenordnung der Wellenlänge des übertragenen Spektrums oder darüber liegen
sowie bei schnellen Schaltvorgängen muss zur Erfüllung der
Heaviside Bedingung das Verhältnis von Widerstand zur Induktivität möglichst klein sein. Das kann durch den Einbau
von Spulen in die Leitung zur Erhöhung der Leitungskapazität erreicht werden.
Oliver Heaviside kam aus einer bescheidenen Familie
und hatte eine einfache Ausbildung. Dank seines Onkels
Charles Wheatstone, welcher am Kings Collage in London
lehrte und sich in der Elektrotechnik unter anderem mit der
„Wheatsone Brücke“ verewigte, erhielt er 1868 eine Stelle
als Telegrafist und wurde so mit den praktischen Problemen
der noch jungen Technik konfrontiert. Schnell zeigte sich
seine Begabung. Er erlernte in seiner Freizeit autodidaktisch die höhere Mathematik, was ihm erlaubte, sich mit der
komplexen Maxwellschen Theorie auseinander zu setzen.
1874 veröffentlichte er seine ersten Publikationen zur Signaltheorie und wie bereits erwähnt, 1886 seine Arbeit zur
Leitungstheorie.
Heaviside konnte sich jedoch mit seiner Arbeit in England
nicht durchsetzen. Zum einen war seine Leitungstheorie
mathematisch komplex und konnte nur von wenigen Zeitgenossen nachvollzogen werden und zum anderen erkannte
William H. Preece, Cheftechniker des Britisch General Post
11
Office, den Nutzen nicht. Er hatte eine eigene (falsche)
Theorie - das „Preece KR Gesetz“ - entwickelt, welches für
den Leitungsbau in jener Zeit verbreitet war und an welchem er festhalten wollte. Dieses empirisch ermittelte Gesetz besagte, dass für eine gute Übertragung das Produkt aus
der Leitungskapazität und dem Leitungswiderstand einen
maximalen Wert von 15´000 für Freileitungen und 12`000
für Kabel nicht überschreiten darf 11.
Mihajlo Pupin12 formulierte in den USA basierend auf der
Leitungstheorie von Heaviside eine Formel zur Berechnung von Spulen, welche zur Erhöhung der Induktivität in
definierten Abständen auf Leitungen oder Kabeln eingefügt
werden, so dass die Haeviside Bedingung erfüllt wird.
Durch das Einfügen der (Pupin-) Spulen, was auch „Bespulung„ genannt wird, konnte die Leitungslänge für gute
Übertragungen beinahe verdoppelt werden (vgl. Tabelle 1).
Carl Emil Krarup erzielte den gleichen Effekt durch die
Umwicklung der Leiter mit Metallbändern. Kabel dieser
Bauart wurden nach seinem Erfinder als Krarupkabel bezeichnet.
Mit der Erfindung des Verstärkers wurde die nächste Steigerung der maximalen Leitungslänge erreicht. 1956 war die
Wassermann, Seite 28
Mihajlo Pupin (1858-1935), kam mit 15 Jahren aus Serbien in die USA ,
machte eine akademische Laufbahn und lehrte an der Columbia Universität
Physik.
13
Auf Grund der besseren Isolierung von Luft haben Freileitungen eine viel
grössere Reichweite als Kabeln mit Papierisolierung.
14
Stiller, Seite 655 - 656
11
12
Entwicklung der Verstärkertechnik soweit fortgeschritten,
dass das erste Transatlantik-Telefonkabel verlegt werden
konnte. Die Signale wurden dabei durch eingespleisste
Verstärker verstärkt.
1988 wurde das erste transatlantische Glasfaserkabel in
Betrieb genommen. Die Kupferkabel wurden in der Folge
rasch durch Glasfaserkabel ersetzt, damit die durch das
Internet erforderlichen Kapazitätsausweitungen realisiert
werden konnten. Auch die Satellitenverbindungen hatten
dann ausgedient.
O
Literaturverzeichnis
Hugill, P. J. (1999). Global Communications since 1844, Geopolitics
and Technology. Baltimore and London: The Johns Hopkins
Univerisity Press.
Huurdemann, A. A. (2003). The worldwide history of telecommunications.
Hoboken, New Jersey: A John Wiley & Sons, Inc.
Lundy, B. (2008). Telegraph, Telephone & Wireless: How telecom changed
the world. Lundy Bert.
Stiller, A. (1924?). Die Schwachstromtechnik, Handbuch für die Errichtung
von Schwachstromanlagen, 4. Auflage. Nordhausen: Heinrich
Killinger Verlag.
Wassermann, N. (1985). From Invention to Innovation, Long-Distance
Telephone Transmission at the Turn of the Century. Baltimore
and London: The Johns Hopkins University Press.
Links:
AT&T:
http://www.corp.att.com/attlabs/reputation/timeline/15tel.html
New York Times:
http://learning.blogs.nytimes.com/2012/01/25/jan-25-1915-alexandergraham-bell-demonstrates-atts-transcontinental-telephone-line/?_r=0


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Das neue Seminarhotel Greuterhof
Neue Nutzung für ein historisches Gebäude – Herausforderung für Architekt und Investor
Von Arthur Kammer
Ein einzigartiges Seminarhotel mit
erten dann aber die grossen Herausforderungen. Wie bringt
38 thematisch unterschiedlich geman zwischen die noch tragenden Wände ein Hotelkonzept
stalteten Gästezimmern, eingebaut
mit Restaurant, Bankettsaal, Küche, Logistikräumen, Gästein einer geschichts- und bedeutungszimmer, Haustechnik, Lift, usw. in Einklang mit statischen,
schwangeren Scheune: Ob ich mich
sicherheits- und brandschutztechnischen und schliesslich
als Gast da drin wohl fühlen würde?
auch organisatorischen Vorgaben, und zwar so, dass nach
Dort, in einem unauffälligen thurdem Eintreten die architektonische Dramaturgie des Inneren
gauer Dorf namens Islikon zwischen
das Versprechen der einzigartigen Aussenhaut einlöst?
Frauenfeld und Winterthur; dort, von wo zu meiner JugendDas Vorhaben ist gelungen. Das sagen auch der äussert zuzeit die Ami-Teigwaren herkamen?
friedene Investor Michael Brandenberger und der SeminarBlicken wir zurück: Die Greutersche Stofffärberei im
hotel Geschäftsführer Renato Blättler. Die alte Schmitte mit
Greuterhof in Islikon wuchs ab 1779 zu einem der ersten
der Esse, heute als Bar/Restaurant, erinnert sachte wehmütig
Schweizer Industriebetriebe heran und war schliesslich
an die frühere Nutzung des Raumes, und dies ohne die auf1860 das landesweit doopfernde, schwere
minierende TextilunterArbeit der Altvordenehmen. Die seinerzeit
ren zu verballhornen.
mächtigste Scheune der
Die 38 geschmackSchweiz wurde um 1802
voll und originell gefertiggestellt und diente
stalteten Zimmer sind
als Stallung für 28 Rinin drei thematisch
der und mehrere Pferde,
gegliederte Gruppen
als Futter-Tenne, Heu- Die neu genutzte Greuterscheune. Rechts der Greuterhof.
aufgeteilt: Einerseits
stock, Huf- und Wagenschmiede und im Obergeschoss als
mit Bezug zur Textilfärberei, dann zum nahe gelegenen, hisStoffhenke. Daher die markanten Jalousien. Diese Scheune
torischen Frauenfeld und schliesslich charmant zum Öpfel,
mit dem Greuterhof zusammen sind die letzten zwei Zeugen der Symbolfrucht des Kantons Thurgau.
eines ganzen industriellen Dorfteils von Islikon. Dieser
Die neuen Anbauten schmiegen sich in Material und
umfasste im Jahre 1825 insgesamt 21 Gebäude. Das waren
Farbe korrespondierend an das Bestehende und können als
verschiedene Waschhäuser, Farbküchen, Druckereigebäude, gelungen bezeichnet werden. Sie harmonieren angenehm
Zimmerwerkstatt, Labor und Wohnhäuser.
und trotz ihrer eigenen (Fassaden-)Formensprache mit dem
Ein Grossbrand im Jahre 1865 zerstörte den markanten
dominanten Volumen der Scheune. So können sie nun komHenketurm, mehrere Tröcknebauten, ein Farb- und Appreturgebäude, ein Waschhaus mit Warenvorräten und – besonders tragisch – das Druckmodelmagazin. Nach diesem
Schicksalsschlag erholte sich der Betrieb nie mehr.
Da steht sie also, die übriggebliebene Scheune, ohne
Aussicht jemals wieder auf die ihr ursprünglich zugedachte
Zweckbestimmung. Zwischenböden sind herausgerissen,
auch die Stalldecke fehlt. Die Rhomben und Ovale der Heubelüftung in den Mauern des Obergeschosses und die Jalousien darüber prägen die Fassaden. Wer hier mit Respekt für
das Bestehende etwas funktionierendes (und lebensfähiges)
Neues machen will, braucht Kapital, Geduld, eine wohlwollende Denkmalpflege, eine ebensolche Standortgemeinde,
Die Fassaden-Öffnungen für die ehemalige Heubelüftung
mitarbeitende Behörden und einen fähigen, einfühlsamen
wurden zu dekorativen Oblichtern: Der Bankettsaal
Architekten.
Das ist Michael Helbling von Innoraum Kräher, Jenni+
men, nach 17 Monaten Bauzeit, in diese geschichts- und
Partner AG Frauenfeld. Was er beim Projektanfang antraf,
bedeutungsschwangere Scheune: Die Gästegruppen zu ihren
erlaubte beim Anblick von aussen wenig Spielraum für
Seminaren, die strahlenden Bräute mit ihren Zukünftigen
eigene Ideen; die Fassaden sollten möglichst origninalgetreu und dem beiderseitigen Anhang, die Geburtstagskinder mit
erhalten bleiben. Aber nur schon das war anspruchsvoll. In
ihren Familien.. Ob sie sich da drin wohlfühlen werden? Sie
aufwändiger Recherche wurde der ursprüngliche Zustand
werden mit Bestimmtheit gerne ein weiteres Mal kommen.
korrigierend wieder hergestellt. Hinter der Gebäudehaut lau- Mehr unter: www.greuterhof.ch
ELEKTRO-TEL Winterthur unterstützt das Telefonmuseum
12
13
150 Jahre Schweizerische Industrie
für das Fernmeldewesen
Nach ersten staatlichen Versuchen, die Herstellung von Telegraphen selbst zu übernehmen,
kamen bald private Fabrikanten in den Markt. Aus meist kleinen Werkstätten entstanden
Fabriken, die über die beiden Jahrhundertwenden massgeblich am Aufbau der schweizerischen Fernmelde-Infrastruktur beteiligt waren.
Von Rico De Boni, Telefonmuseum Telephonica
Schon vor der Eröffnung des schweizerischen Telegraphennetzes am
5.12.1852 beschloss der Bundesrat
die Gründung der Eidgenössischen
Telegraphenwerkstätte in Bern. Es
war einer der ersten Bundesbetriebe.
Die für den Betrieb der Telegraphenverbindungen notwendigen
Apparate konnten im Inland
und im Ausland nur schwer
beschafft werden, es herrschten Lieferengpässe. Grosse
mechanische Werkstätten
für Präzisionsgeräte fehlten
und die kleinen Manufakturen waren ausgelastet. Das
Know-how der elektrischen
Übertragungstechnik war den
einheimischen Mechanikern
noch unbekannt. So mussten
die Telegraphen in eigener
Regie aus vorgefertigten
Teilen von verschiedenen
Herstellern selbst zusammengebaut werden.
Unter den Bewerbern für
die Stelle eines Maschinen-
Vom Uhrmacher zum Elektriker
Bei vielen Firmen, die sich der Herstellung von
elektrischen Apparaten und Elektroinstallationen
widmen, findet man bei der Gründung den Beruf
des Uhrmachers.
Die Uhrmacher waren die Pioniere der Feinmechanik. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Uhrmacherschulen in der französischen Schweiz. Diese
wurden wie Lehrwerkstätten geführt und verfügten
nach dem Aufkommen der Elektrizität und der Telegraphie über eigene Abteilungen für Feinmechanik
und Elektrizität. Und so lehrte mancher junge Berufsmann seine Grundlagen als Uhrmacher.
werkführers der Telegraphenwerkstätten und für die “Besorgung des Materiellen und insbesondere der galvanischen
Apparate“ befanden sich einheimische und ausländische
Fachleute, vor allem Uhrmacher. Als ersten Werkführer be14
fabriziert, Kunden waren auch die schweizerischen Eisenbahnen, aber auch Frankreich, Deutschland und Sardinien
wurden beliefert. Zu den Produkten zählten neben den
Telegraphen auch Relais, Bussolen, Zink-Kohle-Elemente
und Klemmen aller Art. Die Geschäfte liefen gut. 1855
wurde Gustav Adolf
Hasler als Assistenten
von Hipp berufen. Er
war in der Lage, eine
nahezu achtjährige
stimmte der Bundesrat den Württemberger Matthäus Hipp.
Er übernahm am 8.7.1852 die Leitung der dem Post- und
Baudepartement unterstellten Telegraphenwerkstätte. Es
wurde vereinbart, dass er neben seiner amtlichen Funktion,
auch auf Auftragsbasis seinen eigenen Erfindungen nachgehen darf, was er auch erfolgreich gemacht hat.
Bis zur Eröffnung des schweizerischen Telegraphennetzes
wurden für die 34 Telegraphenbüros 115 Apparate zusam-
Der Telegraph von Hipp gehört zu den ältesten Exoponaten
im Telefonmuseum
mengestellt. Die ersten Apparate prägten die übermittelten
Morsezeichen durch einen Stift im Relief in den Papierstreifen. Später wurde der Stift durch ein kleines Farbrad ersetzt.
Es wurde nicht nur für das inländische Telegraphennetz
„Man macht Versuche mit dem Apparat Morse,
dessen Zeichen anstatt mit einem trockenen Stift,
mit Tinte auf dem Papierstreifen hervorgebracht
werden. Dieses von verschiedenen fremden Administrationen angewendete System hat vorzüglich den Vortheil, dass die Augen der Telegraphisten geschont werden; man ist im Begriffe,
grössere Versuche anzustellen.“
(Orginalzitat Geschäftsbericht ETW 1860 Seite7)
Praxis auszuweisen, eingerechnet die 3 ½ jährige
Lehre als Mechaniker in
der Reisszeugfabrik Kern
in Aarau.
Dass der Betrieb zum
Eidgenössischen FinanzSchreinerarbeit gehörte dazu:
departement wechselte
Lokalbatteriestation aus der
„Telegraphen-Werkstätte von G. und umorganisiert wurde,
veranlasste Hipp 1860
Hasler Bern“
zur Demission. Neid und
Missgunst seiner Vorgesetzten im Zusammenhang mit seiner privaten Nebenbeschäftigung spielten sicher eine nicht
geringe Rolle.
Hipp gründete darauf in Neuenburg sein eigenes Unternehmen. Die „Fabrique de télégraphes et appareils électriques“
stellte neben Telegraphen auch elektrische Uhren und Signalgeräte für den Bahnbetrieb her, entwickelte sich gut und
zog junge, technisch interessierte Mitarbeiter an. Täuber
(später Mitbegründer der Trüb,Täuber & Co. in Zürich)
Zellweger (Zellweger, Uster) und der Schwede L.M. Ericsson arbeiteten bei Hipp. Die Fabrik ging später in andere
Hände über und wurde zur FAVAG (seit 1987 Ascom).
Fünf Schweizer TelephonapparateHersteller
Bis 1883 wurden diese Stückzahlen fabriziert:
Telephongesellschaft Zürich
1600 Stationen
Fabrik für elektr. Apparate Uster 3000 Stationen
Hipp in Neuenburg
800 Stationen
Kälin Einsiedeln (System Theiler) 500 Stationen
Hasler Bern
1500 Stationen
Gustav Adolf Hasler wurde unmittelbar nach dem Austritt
von Hipp zum Leiter der Telegraphenwerkstätte ernannt.
Der Personalbestand betrug zu diesem Zeitpunkt 27 Mecha-
niker, 9 Uhrmacher, 5 Schreiner und 4 Tagelöhner.
1864 wurde von der Budgetkommission ein Postulat
eingereicht: „Der Bundesrat wird eingeladen, die Frage
zu begutachten, ob nicht die Eidg. Telegraphenwerkstätte
aufzuheben und dieser Zweig der Verwaltung der Privatindustrie zu überlassen sei.“
So konnte Gustav Adolf Hasler zusammen mit dem Münzdirektor Albert Escher bereits ein Jahr später das Werkstatt
inventar für Fr. 60‘537 .- kaufen. Die Eidgenossenschaft
verpflichtete sich im Gegenzug, innerhalb der nächsten fünf
Jahre Apparate und Zubehör im Werte von Fr. 20 000.- zu
beziehen, das entsprach ungefähr dem halben Gesamtbedarf.
Mit dem Verkauf vor 150 Jahren ging eine erfolgreiche
Ära eines Staatbetriebes zu Ende und eine ebenso erfolgreiche Zeit des neuen Privatunternehmens begann. Hasler
& Escher führten den Betrieb erfolgreich weiter. Nach dem
Tode von Escher 1879 wurde Hasler Alleininhaber.
In was für einer verheissungsvollen Branche er tätig war,
ahnte Hasler, als der Amerikaner Graham Bell 1877 das Telefon patentieren liess. Schon 1878 verlegte Haslers Firma
in der Stadt Bern erste Telefonleitungen und 1881 wurde
die erste Telefonzentrale mit 144 Anschlüssen erstellt. Zu
seinen Lehrlingen zählte er auch einen Christian Gfeller,
den späteren Unternehmer (Gfeller AG, später Autophon
und Ascom).
Nach dem Tode von Gustav Adolf Hasler übernimmt sein
Sohn Gustav die Firma, die später als Hasler AG (seit 1987
Ascom) stark expandiert.
Exponate aus den ersten Zeiten der Eidgenössischen Telegraphenwerkstätte, aber auch von Hasler und Hipp sind
im Museum Telephonica erhalten und zeugen vom grossen
Pioniergeist der ersten Produzenten und der Präzision der
Herstellung mit noch einfachen Mitteln.
O
Quellen:
- Kurt Stadelmann in: Historisches Lexikon der Schweiz
(HLS) Version 13.8.2009
- Hundert Jahre elektrisches Nachrichtenwesen der Schweiz
1852 - 1952 , Band 1, Bern 1952: Generaldirektion PTT
Aufstieg und Niedergang
1951 erreichte die schweizerische Telephonindustrie einen Höchststand. Neben den von der
Telephonverwaltung benötigten 56‘000 Apparaten wurde noch eine ansehnliche Anzahl ins Ausland exportiert.
Für den gewaltig angestiegenen Bedarf an Zentralen, Apparaten, Kabeln und vielem anderem
Zubehör arbeiten in der Schweiz viele tausende
von Angestellten.
Heute hat sich die Massenproduktion schon
längst ins Ausland, vor allem nach Fernost, verlagert und die Stückpreise sind noch ein Bruchteil
der früheren Kosten.
15
„Early Bird“, der Erste seiner Art im Weltraum
150 Jahre International Telegraph Union (ITU)
Vor 50 Jahren wurde der erste Kommunikationssatellit in Betrieb genommen
Von Emil Sigg, Telefonmuseum Telephonica
1865 werden die ersten international verbindlichen Regeln für den grenzüberschreitenden
Telegrafenverkehr vereinbart.
Von Roger Pfister, Museumsleiter Telefonmuseum Telephonica
Intelsat I F1 („Early Bird“) war
der erste kommerzielle geostationäre Fernsehsatellit weltweit und
der erste der International Telecommunication Satellite (Intelsat).
Intelsat I wurde für die Communications Satellite Corporation (COMSAT) durch die Space and Communications Group
der Hughes Aircraft Company, später Hughes Space and
Communications Company und heute Teil der Boeing Satellite Systems auf Basis der Syncom-Satelliten der NASA
gebaut und am 6. April 1965
mit einer Delta-D-Rakete vom
Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ins All befördert.
Damit wurde Early Bird nur 8
Jahre nach Sputnik (1957) ins All
geschossen .
Der Satellit wurde von der New
York Times mangels eines griffigen Namens „Early Bird“ (Frühaufsteher) getauft. Er wurde von
der US-Nachrichtengesellschaft Comsat erworben und Jahre
später an die weltweit tätige Nachrichtensatellitenorganisation Intelsat weiter veräussert. Early Bird übertrug von seiner
Position, 35.800 km über dem Äquator am 28° westlichen
Längengrad, am 2. Mai 1965 die Fernsehunterhaltungssendung „Premiere im Weltraum“ auf beide Seiten des Atlantiks. Am 28. Juni 1965 nahm er offiziell seinen kommerziellen Dienst auf. Trotz der geplanten Lebensdauer von nur 18
Monaten funktionierte er mehr als drei Jahre und wurde erst
im Januar 1969 abgeschaltet, jedoch im Juni 1969 für die
Mission Apollo 11 wieder für zwei Monate reaktiviert. Viele
Jahre später (1984) wurde er zum zwanzigjährigen Jubiläum
der ITSO noch einmal kurz reaktiviert.
Early Bird war zylinderförmig, spinstabilisiert und konnte
240 Telefongespräche oder eine Fernsehsendung übertragen.
Ohne Antrieb wog er nur 34,5 Kilogramm. Die Sendeleistung der beiden Transponder (je einer pro Richtung EuropaAmerika und zurück) betrug jeweils 6 Watt, die gesamte
Leistung 40 Watt. Er hatte einen Durchmesser von 72
Zentimetern und einer Länge von 59 Zentimeter.
Ein geostationärer Satellit
ist ein künstlicher Erdsatellit, der sich auf einer Kreisbahn
35.786 km über der Erdoberfläche über dem Äquator befindet. Dort befindet sich die sogenannte geostationäre Umlaufbahn (kurz GEO, engl.: Geostationary Earth Orbit), d. h.
16
dort stationierte Satelliten bewegen sich mit einer Winkelgeschwindigkeit von einer Erdumrundung pro Tag und folgen
der Erddrehung mit einer Eigengeschwindigkeit von etwa
3,07 km/s. Dadurch befinden sich geostationäre Satelliten
im Idealfall immer über demselben Punkt der Erdoberfläche
bzw. des Äquators.
Typische Beispiele für geostationäre Satelliten sind Kommunikationssatelliten, Fernsehsatelliten und Wettersatelliten.
Ein von der Erde aus gesendetes Radiosignal, das ein
geostationärer Satellit zurück zur Erde an einen Empfänger weiterleitet, erfährt aufgrund der Entfernung von 2 x
36.000 Kilometer und der Lichtgeschwindigkeit, die auch
für Radiowellen gilt, eine Verzögerung (Latenzzeit) von
ungefähr 0,24 Sekunden, und bis ein Antwortsignal beim
Erst-Sender eintreffen kann, somit mindestens 0,5 Sekunden. Bei digitaler Übertragung vergrößert der Einsatz von
Datenkompression, Verschlüsselung oder Datenkodierungen
die Verzögerungszeiten oft noch zusätzlich.
Satellitenverbindungen sind für Telekommunikationsfirmen nicht mehr lukrativ
Neue Technologie hat Satelliten-Übertragungen für die
Swisscom überflüssig gemacht. Die Schweizer BodenStation Leuk/VS wurde am 4. Oktober 2000 an die amerikanische Verestar verkauft.
Die Schweizer Bodenstation Leuk/VS
„99 Prozent unseres internationalen Telefonverkehrs gehen
via Glasfaser-Seekabel, da brauchen wir keine SatellitenStationen mehr“, sagte Sepp Huber, Presseverantwortlicher
der Swisscom gegenüber swissinfo. Die Qualität sei besser
und die Übertragung billiger.
Early Bird erreichte sieben Jahre nach dem ersten (russischen) Satelliten den Weltraum
• 1957 erster Satellit SPUTNIK
• 1960 erster reflektierender Nachrichtensatellit ECHO
• 1963 erster geostationärer Satellit SYNCOM
• 1965 erster kommerzieller geostationärer Satellit „Early Bird“
Am 17. Mai 1865 wurde die
International Telegraph Union
(ITU) als zweite internationale
Organisation gegründet1. Das
Ziel der Organisation war die
Vereinbarung von Regeln für den
internationalen Telegrafenverkehr.
1868 wurde Bern als Hauptsitz
der Organisation festgelegt und 1948 nach Genf
verlegt, wo er noch heute ist. Der ursprüngliche Name
International Telegraph Union wurde, der technischen
Entwicklung Rechnung tragend, zu International Telecommunication Union umbenannt.
Im Zuge der Verbreitung der Telegrafie kam es zu einer
grenzüberschreitenden Vernetzung, welche in technischen
und betrieblichen Fragen abgestimmt werden musste. Dazu
wurde 1850 der Deutsch-Österreichische Telegrafenverein
gegründet. 1855 folgten Frankreich, Belgien, die Schweiz,
Sardinien und Spanien mit der Gründung des westeuropäischen Telegrafenvereins. Beide Vereine traten 1865 in Paris
zu einer ersten internationalen Telegrafenkonferenz zusammen. Sie gründeten am 17. Mai 1865 die International Telegraph Union (ITU) und vereinbarten für den internationalen
Telegrafenverkehr einen für ganz Europa gültigen Vertrag in
welchem das Morse-System festgelegt wurde.
Anlässlich der zweiten internationalen Telegrafenkonferenz traten 1868 in Wien die asiatischen Verwaltungen (asiatisches Russland und Britisch-Indien) der ITU bei, und es
wurde festgelegt, dass im internationalen Verkehr nebst dem
Morse-System der Hughes Typentelegraf eingesetzt werden
kann. (zu sehen im Telefonmuseum Telephonica)
Auf der dritten Konferenz in Rom 1872 wurde den Privatkabelgesellschaften der Beitritt zum internationalen Telegrafenverein ohne Stimmrecht gestattet. Die folgenden Konferenzen fanden 1875 in St. Petersburg, 1879 in London,
1885 in Berlin, 1890 in Paris, 1896 in Budapest und 1903 in
London statt.
In Berlin wurden die Regeln für den internationalen Telefonverkehr festgelegt, sowie die Zulassung des Klopfers
vereinbart. In London wurden der Einsatz des Baudot- und
des Wheatstone Systems geregelt.
Heute hat die ITU als UN-Sonderorganisation 191 Mitgliedstaaten. Ihr Gründungstag, der 17. Mai 1865, wurde
Die erste internationale Organisation ist das 1863 gegründete Internationale Komitee vom Roten Kreuz
1
von 1969 - 2006 als Weltfernmeldetag und wird eit 2006 als
Welttag der Kommunikation und der Informationsgesellschaft im Kalender geführt.
Die Ziele der ITU sind Abstimmung und Förderung der
internationalen Zusammenarbeit im Nachrichtenwesen
durch:
• Internationale Regelungen für die Nutzung von
Frequenzen
• Internationale Zuweisung und Registrierung von
Sende- und Empfangsfrequenzen
• Internationale Zuweisung von Rufzeichenblöcken,
das ITU-Präfix
• Koordinierung der Entwicklung von Fernmeldeanlagen
• Koordinierung von Bemühungen zur Störungsbearbeitung im internationalen Funkverkehr
• Vereinbarungen von Leistungsgarantien und Gebühren
Im Rahmen der ITU arbeiten Regierungen, Unternehmen
des privaten Sektors, sowie weitere regionale und nationale Organisationen zusammen. Die Ergebnisse werden als
Empfehlungen veröffentlicht und erhalten erst durch die
Übernahme durch normative Organisationen wie der ISO,
ANSI oder ETSI oder nationale Regulierungsbehörden den
Charakter von Normen. Die ITU organisiert die Fachmesse
ITU Telecom, welche seit 1971 zuerst alle vier Jahre und
seit 2003 alle drei Jahre, mit einer Ausnahme, in Genf stattgefunden hat. Seit 1985 gibt es zudem regionale Messen in
den verschiedenen Kontinenten.
Das Welttelegrafen-Denkmal in Bern, errichtet gemäss dem
Beschluss der Fernmeldeunion anlässlich ihrer internationalen Konferenz von 1908 in Lissabon.
Quellenangaben
http://www.itu.int/en/history/Pages/ITUsHistory.aspx
http://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Fernmeldeunion
http://www.zeno.org/nid/20007569939 (Meyers Großes KonversationsLexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 391)
17
Kreuzworträtsel-Wettbewerb
Zu gewinnen gibt es eine Gratis-Führung im Telefonmuseum für max. 16 Personen zusammen mit einem Gutschein des neuen Seminarhotels Greuterhof im Wert von 250.- Franken.
Die Verlosung des Preises erfolgt am Jubiläumsanlass vom 9. Mai im Greuterhof.
Teilnahmeberechtigt sind Einsendungen mit dem Lösungswort, die bis am 7. Mai eintreffen.
Teilnahmekarte (mit Namen und Absenderadresse!) per Post an:
Telefonmuseum Telephonica, Hauptstrasse 15, 8546 Islikon
oder per Email an (mit Namen und Absenderadresse!): [email protected]
Das Rätsel wurde gespendet von René Hasler, Telefonmuseum Telephonica
Der Gutschein wurde gespendet vom Seminarhotel Greuterhof Islikon > www.greuterhof.ch
Das blaue Wunder
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Im Greuterhof, dem Domizil des Telefonmuseums, hatte das Textil-Färberhandwerk lange Zeit
Tradition. Aus der Indigofärberei stammt die Redewendung „ein blaues Wunder erleben“.
Von Arthur Kammer, Telefonmuseum Telephonica
Um ein blaues Tuch herzustellen,
verwendeten im Mittelalter die Färber
die zerriebenen Blätter der Waidpflanze und vermischten diese mit
Urin. Dieser Brei gärte dann einige
Tage und dann tauchte man das Tuch
in diese wohl streng riechende Masse.
Aber der Stoff verfärbte sich nicht
sofort, sondern die Farbe ging erst im Verlauf eines Tages
von gelb über grün nach blau. Wer dabei zusah konnte im
wahrsten Sinn des
Wortes „ein blaues
Wunder erleben“.
Das Färberwaid
(Isatis tinctoria) gehört zur Pflanzenfamilie der Kreuzblüter und war bereits
in der Antike als
Färbepflanze bekannt.
Es enthält den blauen
Farbstoff, aus dem das
Färbemittel hergestellt
wird. Seit dem 13.
Jahrhundert wurde das
Waid als Spezialkultur
in Italien, Frankreich,
Deutschland und der
Schweiz flächendeckend angebaut.
Die Waidpflanze ist
zweijährig. Im ersten
Jahr bildet sie eine
Rosette mit zahlreichen
Blättern aus.
Erst im zweiten Jahr kommt es zur Ausbildung eines 50
bis 100 cm hohen Blütenstandes mit gelben Blüten und zur
Samenbildung. (Fotos: apiscolori.com, Erfurt)
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