Schulpolitik Nanotechnologie Geld Fernsehen Welche Wah Stadtkasse Willkommen Die Netze Wozu Schule Freiwillige Schildbürger Schutzbefohlen Medien Kita Kauflust Lärm 2.0 Haushaltskrisen Öko Green Clubbing Energiepolitik Verkehr Frauen an die Macht Tourismus O du Fröhliche Rechtsdrehung Forschung IntegrationVerkehr Kreative Masse Energiepolitik Elf Feinde? Islam Mobilität Glück Neue Urbanität Unser Wasser Sexualität Arbeit Frauenbewegung Kirche im WandelElektromobilität Grüne Stadt Vergreisung Euro Klima-Expo Städtedreieck Lobbyismus Klimawandel Elektromobilität Nichtraucherschutz ForschungHeldentum Krieg und Frieden EventkulturSemiotik Energiepolitik Naturalismus Stadtkasse Haushaltskrisen Schutzbefohlen Beschneidung Kinderarmut Schildbürger Haushaltskrisen Euro Karneval Die Netze Urban GardeningKlima-ExpoDie Netze Vorhang Urban Gardening Crime and the City Freiwillige Frauenfußball Willkommen Kita Freiheit Freiwillige Elektromobilität Euro Kirche im Wandel Euro Welche Wahl Verkehr Shopping Malls Integration Alternative Energien Lärm Elf Feinde? Energiepolitik Grüne Stadt Haushaltskrisen Klimakultur Elf Feinde? Green Clubbing Netz(re)publik: ElektropapierFernsehen Schulpolitik Welche Wahl Kita Arme Mater Verkehr Wozu Schule Ehe-Los Schulden Krieg Energiewende Das Tier und wir Europathema Rechtsdrehung THEMEN IN NRW Kritik, Interviews und Links Köln – choices.de Düsseldorf – biograph.de Wuppertal – engels-kultur.de Ruhrgebiet – trailer-ruhr.de mein hen Lesezeic Das MeinungsMagazin Ruhrgebiettrailer-ruhr.de EM TH S AT N MO ES k A D glüc Se 5 ite Mai 2015 www.trailer-ruhr.de Wim Wenders, Foto: Peter Lindbergh, 2015. Das MeinungsMagazin 4 REAL & TRUE 2 WIM WENDERS. LANDSCHAFTEN. PHOTOGRAPHIEN. MUSEUM KUNSTPALAST DÜSSELDORF – BIS 16.8.2015 Foto: Klaus Reinelt FR. 26.06.2015 RHEINHAUSENHALLE DUISBURG Karten in den bekannten VVK-Stellen und unter www.adticket.de HAGEN RETHER LIEBE Präsentiert vom: Der Wahnsinn nackte Komödie von Michael Frayn Premiere 08.05.2015 Weitere Termine 09.05. / 17.05. / 29.05. / 30.05. / 13.06.2015 www.theater-oberhausen.de und 0208/8578-184 www.bgp.de Ebertplatz 4 · 46045 Oberhausen · Tel. 0208 /20 54 024 · Fax 0208 /20 54 027 · www.ebertbad.de -ruhr.de Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW. empfehlen | weitersagen | kommentieren Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM. Foto: Thomas Aurin trailer-Thema. 5 GLÜCK Kauf Dir was... 6 Themeninterview Glücksministerin Gina Schöler über die Entwicklung ihres erfolgreichen Projektes Ökonomie des Unglücks Ob man will oder nicht – Glück und Unglück liegen dicht beieinander Bühne. Kino. Musik. 23 Film-ABC V orspann 24 Film des Monats – „Zweite Chance“ 25 KritikerspiegelRuhr Kino-Kalender Ruhr 26 Festival Internationales Frauenfilmfestival IFFF in Dortmund: Rückschau Film-Kritik 29 Roter Teppich Nikolaj Coster-Waldau über seine Rolle in dem Sozialdrama „Zweite Chance“ 34 Gespräch zum Film Stina Werenfels über „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ 37 Moers Festival 2015 39 Kompakt Disk CD-Neuerscheinungen im Mai Kunst. 2 Ebertbad/Theater Oberhausen 8 Aalto Theater/Oper Essen 9 Auftritt – Peter Carp inszeniert in Oberhausen Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ 10 Musiktheater im Revier 11 Premiere – Hermann Schmidt-Rahmer inszeniert in Essen Mark Ravenhill „Shoot / Get Treasure / Repeat“ überregional 12 Komikzentrum Ruhr – Bei Eva Eiselt und dem Kom(m)ödchen gedeihen sie prima 15 Oper in NRW Sponsor holt Regiestar Anthony Pilavachi nach Hagen 13 Theater an der Ruhr Tanz in NRW u.a. „Die Möglichkeit einer Insel“ in Dortmund „Der Tanz in Köln ist bereit, in eine neue Ära einzu16 Schauspiel Bochum treten“ 17 Theater an der Ruhr 17 Theater in NRW – Düsseldorf muss sein SchauspielKriegsvoyeure am Schauspielhaus Bochum haus für 11 Monate schließen 19 Opernzeit – „Il prigioniero“/„Ekklesiastische Aktion“ 18 Musical in NRW Prolog – Westwind-Festival 2015 in Düsseldorf „The Wizard of Oz“ in Gelsenkirchen und „Oliver“ in 20 Theater-Kalender Ruhr Koblenz 37 Improvisierte Musik in NRW Simon Nabatov feiert im Loft 38 Popkultur an der Ruhr Kassierer-Sänger Wolfgang Wendland legt Wahl35 ComicKultur/Wortwahl programm vor Comic- und Buch-Empfehlungen des Monats Klassik an der Ruhr 36 Literatur-Kalender Ruhr Essen ehrt die Musik der Neuen Welt Textwelten 41 Kunst in NRW Klaus Theweleit analysiert die Tötungslust und Die Jubiläumsausstellung im Marta Herford attackiert Kollegen Kultur in NRW. 40 kunst & gut Neue Sammlungspräsentation im Dortmunder U 41 Kunstwandel „Das mechanische Corps“ im HMKV Dortmund 42 Ruhrkunst Joan Mitchell in Essen „Weisse Wölfe“ im Schauspiel Dortmund Ricardo Saro in Bottrop 43 Kunst-Kalender Museumslandschaft NRW trailer spezial. 4 Intro – Freischwimmer 7 Innovation – E-Mobile taugen auch für längere Wege. Doch bei Kaufpreis und Ladenetz muss allmählich ’was passieren 44 Verlagssonderseiten – trailer bildet 45 Auswahl des Monats Veranstaltungs-Empfehlungen im Mai 47 Impressum Literatur. BÜHNE Foto: Martin Kaufhold Premiere 11 KINO „Zweite Chance“ Film des Monats 24 KINO © Stina Werenfels Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen? trailerRuhr Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Gespräch zum Film KUNST 34 © VG Bild-Kunst, Museum Ostwall, Foto: Daniela Ihrig kunst & gut 40 Intro -ruhr.de Mai 2015 Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten, Foto: Amélie Kai trailer + trailer-ruhr.de Freischwimmer Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema 6 Vom Glück verfolgt Das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ begann 2012 als studentische Gruppenarbeit und ist mittlerweile das Herzensprojekt der Kommunikationsdesignerin Gina Schöler. Was es mit der Politikmetapher auf sich hat, verrät die „Glücksministerin“ im Interview. Gina Schöler Foto: Marco Justus Schöler Bühne 11 Premiere Wegen des Rechtsrucks in Deutschland und Europa wird in Essen kurzfristig Mark Ravenhills „Wir sind die Guten“ ins Programm genommen, in England bekannt als „Shoot / Get Treasure / Repeat“. Wir sprachen mit Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer über das Böse. Foto: Martin Kaufhold Hermann Schmidt-Rahmer Film 29 Roter Teppich Der Däne Nikolaj Coster-Waldau („Nachtwache“) ist ab dem 14. Mai in Susanne Biers Sozialdrama „Zweite Chance“ zu sehen. Wir befragten ihn zu seiner Karriere und der Arbeit an dem Film, der anhand eines Familienvaters die Linie zwischen Gut und Böse erforscht. Nikolaj Coster-Waldau Film 34 Gespräch zum Film Die Schweizerin Stina Werenfels erzählt in „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ vom sexuellen Erwachen einer behinderten 18-Jährigen. Wir sprachen mit der Regisseurin über Ihren Film und über die Fragen, die er aufwirft. Stina Werenfels Foto: © Stina Werenfels Für die meisten Menschen ist der 1. Mai nur der Katertag nach „Tanz in den Mai“ und ein Termin, an dem man sein Auto nicht unbedingt in Berlin-Kreuzberg parken sollte. Weniger bekannt ist, dass der Maifeiertag in NRW offiziell der „Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde“ genannt wird. Ein schöner Gedanke, der angesichts der sich regelmäßig wiederholenden Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer, die Ende April in einem traurigen und vermutlich nur vorläufigen Höhepunkt gipfelten, schnell schal wird. Der Versuch, über das Mittelmeer Diktaturen, Bürgerkrieg, Terror, Hunger und Armut zu entfliehen, wird seitens der EU lediglich mit kosmetischen Bastelarbeiten an den Symptomen beantwortet. An den Ursachen für die Flucht ändert das nicht das Geringste. Der blanke Hohn wäre nur durch die Verteilung von Schwimmflügeln in Flüchtlingslagern zu toppen. Bisher hat immerhin noch niemand die Absicht, eine Mauer um Europa zu errichten. Aber das haben wir ja auch schon mal irgendwo gehört. Fast zynisch mag es da anmuten, dass sich unser Monatsthema diesmal philosophisch mit GLÜCK auseinandersetzt. Praktisch geht das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ die Suche nach dem Glück an, wir sprechen mit Glücksministerin GINA SCHÖLER. Nicht nur glücklich, nahezu euphorisch sollen Probanden des zweijährigen Praxistests gewesen sein, mit der die Ruhr-Universität Bochum die Kompatibilität von Elektroautos mit den Anforderungen von Pendlern untersuchte. Mehr dazu auf unseren Grünen Seiten. Politisch geht es auch am Theater zu. Wegen rechter Tendenzen in Europa und „Pegida“ im eigenen Land hat das SCHAUSPIEL ESSEN kurzfristig WIR SIND DIE GUTEN in den Spielplan genommen. Regisseur HERMANN SCHMIDT-RAHMER erklärt, warum das Theater der richtige Ort ist, „unserer unendlichen konsumistischen Verblödung“ etwas entgegenzusetzen und westliche Werte zu reflektieren. Die Flüchtlingsthematik greift auch Peter Carp mit Elfriede Jelineks DIE SCHUTZEFOHLENEN am THEATER OBERHAUSEN auf. Anders als die EU schottet sich die Kunst glücklicherweise nicht vor internationalen Einflüssen ab. Die neue Sammlungspräsentation im DORTMUNDER U rekapituliert die wichtigsten Ismen der Globalisierung der Kunst, von den 1950er bis in die 1970er Jahre. Manchmal tut ein bisschen Nostalgie ganz gut. DAS MECHANISCHE KORPS wandelt im HMKV auf den Spuren des Steampunks und dem Gefühl, dass das Tempo des heutigen Lebens nicht mehr zu den biologischen Mensch-Einheiten passen will. Eskapismus ist auch im Kino diesmal nicht drin. Unser Film des Monats ist Susanne Biers Drama ZWEITE CHANCE, in dem ein Polizist heimlich das eigene, plötzlich verstorbene Kind mit dem vernachlässigten Säugling eines Junkie-Paares tauscht. Hauptdarsteller NIKOLAJ COSTER-WALDAU bewertet „Zweite Chance“ im Interview als „noch finsterer als Game of Thrones“. Mit DORA ODER DIE SEXUELLEN NEUROSEN UNSERER ELTERN greift Regisseurin STINA WERENFELS mutig das Thema Sexualität und Behinderung auf. Wir sprechen mit ihr über das brisante Thema. Komfortzonen wollte das diesjährige INT. FRAUENFILMFESTIVAL DORTMUND | KÖLN erschüttern. Gelungen ist das nicht nur mit „The Trace of the Butterfly“, der dokumentarisch durch zwei Jahre ägyptische Revolution führt und den trailer-Ruhr-Publikumspreis gewonnen hat. Mehr dazu in unserem Festival-Rückblick. MAXI BRAUN 4 Thema ihr Glück? Und [email protected] Wir freuen uns auf Post. Leserbriefe siehe Seite 47. Noch glücklich oder schon gaga? © dubova / fotolia.com Vom Glück verfolgt – Kauf Dir was... Bei einem Samenerguss werden im Schnitt zwei ten sind dem Ranking zufolge die Schweizer, aber bis sechs Milliliter Ejakulat ausgestoßen. Von den auch Westeuropa insgesamt schneidet sehr gut ab, darin enthaltenden Spermien landen rund 300 stellt mit Island, Norwegen, Finnland, den NiederMillionen in der Scheide, wiederum nur ein Teil landen und Schweden noch fünf weitere der zehn davon nimmt den Hindernisparcours des Eileiters glücklichsten Staaten. Einen Eindruck unseres nain Angriff. Nur circa 300 erreichen die Eizelle, das tionalen Glücksempfindens vermittelt der Glücksatlas der Deutschen macht 0,0001 Prozent trailer-Thema im Mai: Post von 2014, dessen der ursprünglichen Datenbasis Umfragen Suppe. Was das alles Wir alle sehnen uns nach Glück. Die Philosophie hadert des Allensbacher Instimit Glück zu tun hat? seit Jahrtausenden damit, der Markt hat es längst als tuts und die repräsenSelbst wenn man sonKonsumprodukt entdeckt. Was bedeutet uns Glück? Geld, tativen Erhebungen des stige, die Fruchtbarkeit berufliche Erfüllung oder vor allem private Zufriedenheit? Sozioökonomischen beeinflussende FakLesen Sie weitere Artikel zum Thema auch in: Panels (SOEP) bilden, toren außen vor lässt, das seit mehr als 30 ist die Wahrscheinlichwww.choices.de www.engels-kultur.de Jahren Wiederholungskeit, dass neues Leben bei einem Akt zustande kommt, gering. Wenn auch befragungen in Privathaushalten durchführt und größer als die, sechs Richtige im Lotto zu tippen auch „subjektive“ Daten zur Lebenszufriedenheit (0,0000064 %). Obwohl mehr Kinder geboren wer- sammelt. Deutschland befindet sich demzufolge den als Lottogewinner jubeln, dürfte sich jeder von seit vier Jahren auf einem „Zufriedenheitsplateau“, uns rein qua Geburt ständig als ausgesprochener das Ruhrgebiet und Westdeutschland schneiden im guten Mittelfeld ab, hinter dem noch zufrieGlückspilz fühlen. Aber auch wenn kein Mangel an existentiellen Din- deneren Norden und vor dem mürrischen Osten. gen wie Wasser, Nahrung, Obdach, Kleidung und an sozialen Annehmlichkeiten wie freundschaft- Wir müssen nur wollen lichen, familiären oder sexuellen Beziehungen Abgesehen von der Geografie: Wo finden wir unser besteht, hüpft niemand von uns unablässig von individuelles Glück? Natürlich im Internet. Bei der purem Glück beseelt durch Gegend. Im Gegenteil. Eingabe des Schlagwortes „Glück“ in den AmazonLaut einer Schätzung der WHO wird die depres- Bücherkatalog werden dem Glückssuchenden sive Störung 2020 die weltweit zweithäufigste Er- 31.537 Ergebnisse geliefert. Die Ratgeberliteratur, krankung darstellen. Stehen wir in den westlichen die mannigfaltige Wege zum ultimativen Glück Industrienationen auf Kriegsfuß mit dem Glück? verspricht, boomt seit Jahren ebenso wie Seminare Schließlich gilt Deutschland nicht nur als Land der bei sogenannten Lifecoaches. Rund ums Thema Dichter und Denker, sondern auch als das der no- Glück pulsiert eine ganze Industrie, die weniger torischen Nörgler. nach dem „pursuit of happiness“ der Konsumenten, Nicht wenn man dem World Happiness Report 2015, als nach Vermehrung der eigenen Einkünfte lechzt. der am 23.4. in New York vom Earth Institute der Kann uns die Wissenschaft Antworten liefern? Columbia Universität veröffentlicht wurde, glaubt. Akademisch versucht sich die Glücksforschung seit In Puncto Glücksempfinden steht die BRD auf Rang den 1980er Jahren als empirische Wissenschaft 26 von 160 Ländern passabel da. Am glücklichs- zu etablieren. Der Soziologe Alfred Bellebaum GLÜCK 5 gilt als Pionier des deutschen Forschungszweigs, in deren Teilbereichen u.a. Philosophen, Neurobiologen, Soziologen oder Psychologen mit Problemen der Gegenstandsbestimmung, Methodik, Messbarkeit und der Theoriebildung hardern. Die US-Journalistin Barbara Ehrenreich ist eine der bekanntesten Kritikerinnen des Teilbereichs der Positiven Psychologie. In ihrem 2009 veröffentlichten Sachbuch „Smile or Die: Wie die Ideologie des positiven Denkens die Welt verdummt“ konstatiert sie, dass das positive Denken das Glück als Mittel zum Zweck instrumentalisiert, um im Sinne des Marktes unser aller Leistungsfähigkeit zu steigern. So interpretiert, fügt sich das Produkt Glück™ nahtlos in den Kapitalismus ein. Das „Streben nach Glück“ impliziert ja auch die Arbeit, die damit verbunden ist. Glück fällt nicht einfach so vom Himmel, wenn jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Daraus resultiert vielmehr, dass wir alle glücklich sein können – wenn wir uns nur hart genug darum bemühen. Wie die Schönheit liegt auch das Glück stets im Auge des Betrachters. (Markt)Forschung und Ratgeber können uns nicht sagen, wie glücklich wir sind und auch nicht, wie wir es werden. Fangen wir doch damit an uns gemeinsam darüber zu freuen, dass wir erfolgreich 299.999.999 andere Spermien abgehangen haben, um bis hierhin zu kommen. Wer dann unbedingt noch den Vergleich sucht: Zu den Schlusslichtern im World Happiness Report gehören u.a. die Bevölkerungen Afghanistans und Syriens. Glücklich macht diese Information gewiss nicht, sie regt aber zum Nachdenken an. MAXI BRAUN Aktiv im Thema ministeriumfuerglueck.de www.gluecksatlas.de www.gluecksoekonomie.net worlddatabaseofhappiness.eur.nl Thema Mit der Welt im Gleichgewicht, Foto: © kasto / fotolia.com „Warum gibt es in der westlichen Welt kein Bruttonationalglück?“ Glücksministerin Gina Schöler über die Entwicklung ihres erfolgreichen Projektes trailer: Frau Schöler, woher kam die Idee, das von der Initiative erfahren. Da hätte die Regierung „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ zu kommunikativ ruhig aktiver sein können. Dafür, dass es eine Veranstaltung zum Bürgerdialog war, gründen? Gina Schöler: Die Idee entstand im Dezember 2012, kam der Dialog auch etwas kurz. Ich will aber auch als ich Kommunikationsdesign im Master in Mann- nicht mosern. Es war ja auch nur der offizielle Startheim studierte. Wir mussten selbst eine Kampagne schuss und ich bin froh, dass irgendetwas passiert. skizzieren. Die Aufgabenstellung war abstrakt, der Kommen wir zu Ihrem Projekt Professor sagte: „Untersucht mal „Ein bisschen positive zurück. Welche Ziele hat das ein bisschen die Gesellschaft Revolution“ Ministerium und wie sollen dieund guckt, wo es hapert.“ Unsere se erreicht werden? Aufgabe als Gestalter war es, auf kreative, optimistische und kommunikative Art und Das grundsätzliche Ziel ist es, so viele Menschen Weise eine Plattform zu schaffen. Dann kam Bhutan wie möglich zu erreichen und auf bunte Weise zu ins Gespräch. Wir fanden es interessant, dass dort inspirieren, sich mit dem persönlichen oder gesellein Gegenpart zum Bruttoinlandsprodukt, also das schaftlichen Glück auseinanderzusetzen, anzupaBruttonationalglück, existiert und das Wohlbefinden cken und mitzumachen. Ich will das in den Raum der Bevölkerung anstelle des Wirtschaftswachstums stellen und schauen, wie die Menschen dann damit im Fokus steht. Wir fragten uns, warum es das hier weitermachen. Ein bisschen positive Revolution. in der westlichen Welt nicht gibt. Wir wollten uns Das geschieht z.B. mit kleinen Aktionen wie der überlegen, was uns fehlt und was wir für ein gutes Erste Hilfe-Glücksbox. Ich habe das streetart-mäßig Leben brauchen. Mein Kommilitone Daniel und ich gestartet und seitdem trudeln jeden Tag zig Mails haben das als gemeinsame Masterthesis bis Oktober von Menschen ein, die so eine Box haben wollen. 2013 weitergeführt. Seitdem leite ich das Ministerium als selbstständige Glückministerin. Zum Thema Glück hat sich eine regelrechte Industrie von Ratgeberliteratur bis zum Coaching etabliert. Sehen Sie die Gefahr der KommerziaDemokratisch gewählte Ministerin? Selbsternannt! Einer muss es den Job ja machen lisierung von Glück? Ich habe erstmals darüber nachgedacht, als ich (lacht). mir die Frage gestellt habe, wie es weitergeht und Wie passt etwas Persönliches wie Glück mit ob ich damit auch Geld einnehmen kann, weil mir der bürokratischen Form eines Ministeriums auch Kosten durch das Ministerium entstehen. Ich hatte auch Bauchschmerzen und versuche, einen zusammen? Der Ursprungsgedanke wurde von der Happiness Mittelweg finden, das nicht zu sehr zu vermarkten Commission in Bhutan, die sich mit Bürgerumfra- und zu kommerzialisieren. gen und mit dem Messen des Glücks beschäftigt, abgeleitet. Wir fragten uns, wie eine solche Insti- Wie laufen die Seminare und Workshops, die tution in Deutschland aussehen würde und wollten sie in Schulen, aber auch in Unternehmen anFunktion und Aufgaben zur Diskussion stellen. Da- bieten, ab? durch ist die Metapher der Politik entstanden. Die Die Workshops laufen komplett unterschiedlich Politik kann gute Grundvoraussetzungen für das ab. Es geht darum Fragen zu stellen und Impulse persönliche Glück bieten. Wie die aussehen sollten, zu geben. Für Veränderungen müssen dann die wird seit dem 13. April deutschlandweit im Rahmen Unternehmen – wie auch die Politik – Grundvoder Bürgerdialoge diskutiert. raussetzungen schaffen. Sie meinen die Bundesinitiative „Gut leben in Deutschland – Was uns wichtig ist“? Ja. Ich habe mich als Veranstalterin für einen der Bürgerdialoge beworben und wurde daher zum Auftaktevent eingeladen. Ich habe aber erst sehr spät Kümmern sich Unternehmen nicht nur um die Zufriedenheit ihrer Angestellten, um deren Produktivität zu steigern? Ich schätze es eher so ein, dass die Unternehmen in letzter Zeit merken, dass sie irgendwas machen 6 müssen, da sonst immer mehr Leute wegbrechen. Es geht dabei meines Erachten nicht um noch produktivere Mitarbeiter, sondern um Prävention, damit nicht noch mehr krank werden. Welche Werte müssen sich in der Gesellschaft verändern, damit wir glücklicher werden? Die Erfahrungen, die ich bei dem Projekt sammeln konnte und meine persönlichen Vorstellungen gehen da in eine ähnliche Richtung. Das Miteinander und nicht das Konkurrenzdenken müssen stärker werden. Ich bin auch ein großer Fan der sozialen Nachhaltigkeit. Wenn wir uns darum mehr bemühen, kommt auch die ökologische Nachhaltigkeit automatisch ins Spiel. Die Frage ist: In welcher Gesellschaft wollen wir heute leben und wie sieht die von morgen aus? Statt zu sagen: ich will jetzt glücklich sein, nach mir die Sintflut. Sie lachen viel und wirken glücklich. Haben Sie ein Patentrezept? Es gibt eine Glücksstatistik von Sonja Lyubomirsky die ich gerne aufgreife. Stellen Sie sich ihr persönliches Glück als 360°-Kreis vor. Davon sind 50 Prozent genetisch vorbestimmt, ob sie ein positiver oder pessimistischer Mensch sind. Und ich habe bei den 50 Prozent Glück gehabt. 10 Prozent sind äußere Einflüsse und die anderen 40 haben wir selbst in der Hand. Das Projekt gibt mir viel, es ist jeden Tag abenteuerlich und man kann sich mit Menschen austauschen, verrückte Ideen ausprobieren. Glücklich macht mich auch ein Tag Entschleunigung: keine Termine, Handy aus, raus mit dem Hund bei Wind und Wetter. INTERVIEW: MAXI BRAUN Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/thema ZUR PERSON Kommunikationsdesignerin Gina Schöler gründete 2012 das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ als Studienprojekt an der Hochschule Mannheim und führt es seit ihrem Abschluss allein weiter. Als Glücksministerin organisiert sie öffentliche Aktionen und bietet Workshops an. Foto: Marco Justus Schöler e ün Gr Innovation en it Se 15 20 Für viele Pendlerwege sind Elektro-Autos inzwischen gut zu gebrauchen, sagt eine Praxis-Studie der Bochumer Ruhr-Uni, Foto: RUB Mit dem Elektro-Auto pendeln? Ja – aber … E-Mobile taugen auch für längere Wege. Doch bei Kaufpreis und Ladenetz muss allmählich ’was passieren Ausprobieren macht Freu(n)de. So schlicht lässt sich das Ergebnis eines zweijährigen Praxistests abbilden, in dem Wissenschaftler der Ruhr-Uni Bochum mit einem Sharing-Fuhrpark von 24 unterschiedlichen Elektroautos untersuchten, wie diese mit Anforderungen von Pendler/innen „matchen“. Allerdings: Für nicht wenige hört beim Geld die Freundschaft auch wieder auf. Unter uns: Ich hätte auch mitgetestet. Jeweils für sieben Tage ein lupenreines Elektromobil und anschließend eines mit Benzin-Reichweitenverlängerung. Aber wer im „Home-Office“ arbeitet, gehörte halt nicht zur Zielgruppe. Nebenbei tat sich ein Zweit-Problem auf: Als Teil einer „Patchwork-Familie“ möchte man regelmäßig Liebste und Töchtervolk am Rhein mit Anwesenheit erfreuen. Doch wo dort nachladen? Das – reichlich parkplatzarme – Wohngebiet verbietet, die Kabeltrommel aus der vierten Etage auf den Gehsteig zu fieren, falls doch eine Lücke vorm Haus gefunden würde. Die nächste Ladesäule ist weit entfernt, womöglich mit dem Prof. Sourkounis: „Die Entwicklung im Ladenetz ist stehengeblieben.“ Foto: Tom Jost Bus erreichbar. Und bei der Benzin-Tanke vis-a-vis sorgte die Frage nach einem Ausnahme-Stromanschluss über Nacht für ambitioniertes Kopfschütteln: „Nääää – sowat mach’mer hier nit …“ Da müssen die mehr als 400 Hinz-und-KunzProbanden, die sich von skeptischen Prognosen unbeeindruckt an dem Projekt „LangstreckenElektromobilität“ der Ruhr-Uni beteiligten, zu erfreulicheren Eindrücken gelangt sein. „Vorher waren die meisten noch vorsichtig in ihrer Einschätzung der Elektroautos“, verkündete jetzt Projektleiter Prof. Constantinos Sourkounis, „nachher waren sie regelrecht euphorisch. Dreißig Prozent haben angegeben, sie würden ihr jetziges Auto beim nächsten Wechsel durch ein Elektroauto ersetzen – allerdings unter einigen Bedingungen.“ Elektrisch angetriebene Fahrzeuge gelten oft noch als Zweitmobil für die Familie und kurze Distanzen. Die Praxisstudie der RUB-Wissenschaftler zielte bewusst in eine andere Richtung. „Wenn Reduzierung der Luftbelastung die Antwort auf die Frage ist, warum wir elektrisch fahren wollen, müssen wir dort ansetzen, wo die großen Strecken entstehen. Also bei Pendlern, die längere Wege zum Arbeitsplatz haben“, definierte das Team an der Elektrotechnik-Fakultät. Fahrstrecke: zwischen 40 und 120 Kilometern. Und abends wieder zurück. Wenn solche Fahrer auf Öko-Stromantrieb umstiegen, würde schon eine Menge CO2 eingespart. Im Spiel sind eine Reihe von Faktoren: Beschleunigung, Komfort, Lärmminderung oder Handling. Aber letzten Endes kommt es auf die Reichweite an. Die RUB-Forscher richteten daher ihr Augenmerk auf drei unterschiedliche Bereiche. Sind schnelllade-fähige Mobile, deren Akku in 20 bis 30 Minuten auf 80 Prozent Kapazität gefüllt werden kann, ein attraktives Angebot? Oder favorisieren Interessenten einen „Range Extender“ wie Opels Ampera, der nach 40 bis 80 elektrischen Kilometern auf den Benzintank umschaltet? Welches Potenzial steckt in Effizienzgewinnen, etwa durch Rückfluss von Bremsenergie oder der Einschränkung von Klimaanlagen? Und „ticken“ Männer und Frauen auch als Elektromobilisten unterschiedlich? 77 Die Beantwortung stützt sich im Wortsinn auf die „Erfahrung“ von 785.000 Kilometern – wobei die neun Amperas mit durchschnittlich 45.000 Kilometern weit stärker genutzt wurden als die 15 reinen Batterieautos. Will heißen: Wo die Reichweite keine Sorgen macht, wird das Angebot auch üppig genutzt. Muss man mit der Restladung sparsam umgehen, unterbleibt die eine oder andere unnötige Fahrt. Unterschiedlich gestaltet sich auf der Langstrecke auch der Zeitaufwand, wie gemeinsame Hamburg-Fahrten zeigten. Während das Ampera-Team trotz Staus nach vier Stunden am Alten Fischmarkt einparkte, brauchte man mit dem iMieV fast doppelt so lang. Denn was zählt die Schnelllade-Fähigkeit, wenn unterwegs die Ladesäule spinnt? Schon der eine missglückte Boxenstopp schlug mit zusätzlichen 90 Minuten zu Buche. Hier zeigte sich Prof. Sourkounis auch am meisten überrascht: „Die Entwicklung bei den Ladenetzen ist stehengeblieben“, skizziert er ein wesentliches Hindernis. Zwar sei die Rhein-Ruhr-Region besser ausgerüstet als das Umland, trotzdem reiche die Struktur bei weitem nicht aus. Es regiert das alte Henne-Ei-Prinzip: So lange nicht deutlich mehr Elektrofahrzeuge unterwegs sind, haben Ladesäulen-Betreiber wenig Lust, weiter zu investieren. Allein RWE, das mit Partnern europaweit rund 3.000 Ladepunkte betreibt, dürfte bisher reichlich Geld versenkt haben. Wenn umgekehrt nur daheim mit Haushaltsstrom Energie gezogen werden kann, geht die Bereitschaft zum Kauf eines E-Mobils in den Keller. Wann „lohnt“ sich der Kauf? Das RUB-Team hat für batterieelektrische Autos einen Schwellwert von 11- bis 12.000 Euro Mehrkosten ermittelt, der sich durch günstigen Unterhalt über die Lebensdauer ausgleicht. Gegenwärtig liegen Elektro- und vergleichbare Benzinmodelle aber noch 17- bis 18.000 Euro auseinander. Das erhebende Gefühl, manch „dicke Karre“ an der Ampel fies abgehängt zu haben, rechnet sich nicht in Cent und Euro. Ein Viertel der Testpersonen wartet auf günstigere Angebote. Es bedeutet: Ein attraktives KaufanreizProgramm könnte Wunder wirken. TOM JOST RUSA LK A A N T O N Í N DVO Ř Á K Musikalische Leitung Tomáš Netopil Inszenierung Lotte de Beer Ausstattung Clement & Sanôu Dramaturgie Alexander Meier-Dörzenbach Choreinstudierung Patrick Jaskolka Premiere 23. Mai 2015 Vorstellungen 27., 29., 31. Mai; 4., 13., 16., 19., 21., 25. Juni 2015 Aalto-Theater W I R S I N D DI E GUTEN ( S H O O T / G E T T R E A S U R E / R E P E AT ) von Mark Ravenhill Deutsch von John Birke Inszenierung Hermann Schmidt-Rahmer Bühne und Videographie Adrian Ganea Kostüme Michael Sieberock-Serafimowitsch Dramaturgie Carola Hannusch Tickets T 02 01 81 22-200 www.theater-essen.de Premiere 25. April 2015 Vorstellungen 6., 14., 22. Mai 2015 Grillo-Theater Tickets T 02 01 81 22-200 www.schauspiel-essen.de 8 Auftritt Plötzlich ist sie da, die „Flut“ der Schutzflehenden, Foto: Thomas Aurin Der Schutzwall ist leider löchrig Peter Carp inszeniert in Oberhausen Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ Der Eiserne Vorhang in Oberhausen, diese stählerne Feuerschutzmauer öffnet sich und Nebel (nichts geht im Theater heute mehr ohne modernes „Trockeneis“) verteilt sich im dunklen Zuschauerraum. Die Bühne ist eine Wand, an die Mittelmeerwellen branden, ein Suchscheinwerfer tastet den Strand ab, dann zwei, die Festung Europa ist wohlbehütet, im Soundteppich höre ich die grauenhaften Laute eines untergehenden Schiffes. Oder ist das schon Einbildung? Ich denke nicht. Peter Carp inszeniert Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ mit starken Bildern gleich zu Beginn. Minutenlang ist nur das Stöhnen der Elemente zu hören. Wer wollte allen Ernstes freiwillig da durch und wozu? „Wir leben. Hauptsache, wir leben, und viel mehr ist es auch nicht als leben.“ Das Statement der Schutzsuchenden vergeht, Stille. Schwarze Nacht. Die Mauern werden verschoben, geben den Blick frei auf die, die immer im Hellen sitzen, Tee trinken und sich ganz der Betroffenheit hingeben wollen. Ihr „Leben“ ist mehr wert als das Flehen derer, die das Sinken des Seelenverkäufers wohl überlebt haben, und sie wissen es zu schützen, denn die, die da an die Strände schwemmen, bedrohen ihre heimelige Welt, die schicke Leere, die fein ziselierte Tapete, den Kronleuchter, ach ja, die Plätzchen sowieso. Bis dahin ist an der Inszenierung nichts auszusetzen, Carp hat zwar den eigentlichen Jelinek-Monolog ins dialogische verlegt und vier Figuren quasi als lebende Lautsprecher dazu erfunden, aber das funktioniert tadellos, wenn man statt „wir“ einfach immer „die“ sagt, und zu sagen haben diese Protagonisten der feinen Gesellschaft eh nichts, ratlos und depressiv sind sie angesichts der Flut hinter ihren hohen Mauern. Sprache und Hirn sind getrennt, auch bei denen, die Mitleid heucheln. Und so wird der schicke riesige Kronleuchter auch schon mal zum Schmiedehammer, als wolle er die Fremden in den Boden rammen, diese unbekannte kritische Masse, die da das Fass Europa zum überlaufen bringen will. Eigentlich denken alle vier: Warum bleiben die nicht einfach weg? Oder sterben einfach weit, weit entfernt, wie die Hunderte jüngst im Mittelmeer, deren Schicksal nun Politiker und Medien bewegt, und dann – seien wir ehrlich – sobald eine 9 bestimmte britische Prinzessin Nachwuchs kriegt, niemand mehr interessiert. Diese Gleichgültigkeit zeigt Carp über weite Strecken still und gekonnt fürs Theater. Es fragt sich nur warum, denn so ein richtiger Knaller ist dieser Text der Jelinek nach Aischylos „Die Schutzflehenden“ nicht, der als intellektueller Reflex auf eine Kirchenbesetzung in Wien entstand. Da kloppt die österreichische Literaturnobelpreisträgerin genüsslich auf die reichen „Flüchtlinge“ hin, die weder eine Aufenthaltsgenehmigung brauchen und unkomplizierte Niederlassungsfreiheit genießen. Boris Jelzins Tochter Tatjana Jumaschewa und die Operndiva Anna Jurjewna Netrebko sind der Gegenentwurf zur europäischen Flüchtlingspolitik. Beide Russinnen wurden blitzartig österreichische Staatsbürger, quasi über Nacht. Geld und Stimme, da flöten unsere Teetrinker fröhlich, aber weiterbringen kann dieser böse Vergleich niemanden. Bedenklich wird es, wenn Carp in Oberhausen den Chor aus zehn Flüchtlingen antreten lässt, schüchterne Jungs vom Hans-Sachs-Berufskolleg im Einheitslook eines grauen Kapuzenpullis, die zwischen den schicken Zellen der Begüterten in klassischen Kostümen hervortreten. Zugegeben, diese Visualisierung von Einzelschicksalen mag in der Inszenierung als Gegenentwurf zur unbekannten Flut diskutierbar sein, es bleibt dennoch die Frage, ob hier nicht eine Grenze der Teilhabe am Schicksal dieser Flüchtlinge überschritten wird, selbst wenn einige am Ende ihre Geschichte erzählen dürfen. Unsere vier Teetrinker jedenfalls nehmen „die da“ erst einmal gar nicht zur Kenntnis, wo sollen sie auch hin: Tee und Plätzchen sind längst weggefuttert und Platz? Ne, Platz gibt es eigentlich auch nicht, aber immerhin eine Vorlesung über europäisches Asylrecht, du nicht verstehen? Nein, kaum einer dieser jungen Männer versteht Deutsch. Das ist rührend, aber keine Lösung, und so kommt es wie es kommen muss: Beim Nachgespräch war sie wieder da, diese verdammte designte Betroffenheit. PETER ORTMANN „Die Schutzbefohlenen“ | So 14.6. 18 Uhr | Theater Oberhausen 0208 857 81 84 T HEAT ER IM 4+ So, 03.05. | 15.00 Uhr 0 5 – 0 15 Der Krakeeler PROGRAMM 09.05. | 20.00 Uhr BODY TA L K: OS S I M I S T E N W E S S I M I S T E N TA N Z T H E AT E R MIT LIVE-MUSIK PREMIE SA 02.05.2015 / 20 Uhr SO 03.05.2015 / 1 1 Uhr Fairy tales for Grown Ups: The Grateful and the Dead Gelsenkirchener Erzählfrühling mit Ben Haggarty 4+ So, 10.05. | ab 14.00 Uhr HÖR MAL Das Familienfest der Geschichtenerzähler auf Consol PREMIERE GIVE ME A VIBE, MR. KING So, 17.05. | um 16.00 Uhr TA N Z T H E AT E R Z U M T H E M A M E N SC H , TA N Z U N D M U S I K P RE M IE Premiere: Meins! 2+ Tanztheater für die Allerkleinsten SA 0 9.05.2015 / 20 Uhr Weitere Vorstellungen: SO 1 0.05.2015 / 18 Uhr FR 2 2.05.2015 / 20 Uhr SA 2 3.05.2015 / 20 Uhr Di, 26.05. | 19.00 Uhr KOnzertMEDitation Klang und Stille mit Michael Gees und Room One THE GREAT DEMOCRACY SHOW – IT´S UNBELIEVABLE So, 31.05. | 15.00 Uhr PA R C O U R S D U R C H E I N E N Ü B E R WA C H U N G S S TA AT PREMIE von Sibylle Berg FR 2 9.05.2015 / 20 Uhr SA 3 0.05.2015 / 20 Uhr 9+ Mein ziemlich seltsamer Freund Walter Consol Theater Gelsenkirchen | Bismarckstraße 240 45889 Gelsenkirchen | Tel 0209 9 88 22 82 | E-Mail kontakt@ consoltheater.de | www.consoltheater.de MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN NAHOD SIMON (SIMON DAS FINDELKIND) Fantastische Oper in 10 Bildern von Isidora Žebeljan URAUFFÜHRUNG Freitag, 29. Mai 2015, 19.30 Uhr, Großes Haus WEITERE TERMINE 31. Mai 2015 12., 20., 25. Juni 2015 WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE KARTENTELEFON 0209.4097-200 Premiere „Wir haben ganz viel zu verteidigen“ Terror statt Datenklau. Hermann SchmidtRahmer inszeniert in Essen Mark Ravenhills Theaterstück „Shoot / Get Treasure / Repeat“ Aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland und Europa haben die künstlerische Leitung des Schauspiel Essen und Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer kurzfristig entschieden, den Spielplan der laufenden Saison zu ändern: Anstatt des ursprünglich angekündigten Projektes „Ich habe nichts zu verbergen – Mein Leben mit Big Data“ wird Mark Ravenhills Theaterstück „Wir sind die Guten“ im Grillo-Theater Premiere feiern. Das ist zwar nach dem Bombenattentat 2005 in London entstanden, scheint aber immer noch hochaktuell zu sein. ZUR PERSON Hermann Schmidt-Rahmer, geboren 1960 in Düsseldorf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in München und studierte Schauspiel an der Universität der Künste Berlin. Nach Engagements an der Freien Volksbühne Berlin, am Schauspielhaus Köln, am Hamburger Schauspielhaus und am Wiener Burgtheater arbeitet er seit 1990 als freier Regisseur. Er arbeitet zudem als Autor und Übersetzer und ist Professor für Szene an der Universität der Künste in Berlin. Foto: Martin Kaufhold Wie viele der 17 Tragödien der westlichen Welt von Mark Ravenhills Ministücken werden denn in Essen inszeniert? Fünf. Das Böse ist immer und „Ich finde, dass wir zu bequem trailer: In Berlin bei Peymann überall – daran wird sich hieß das Stück „Freedom und zu doof sind, um mal wirk- auch nichts ändern. Sind and Democracy: I Hate You“. lich zu fragen, was denn unsere wir nicht die eigentlichen eigentlichen Werte sind“ Warum heißt es in Essen Bösen? „Wir sind die Guten“? Ich glaube Gut und Böse gibt Hermann Schmidt-Rahmer: Das ist ja auch ein es nicht. Die Krux besteht ja darin, dass Gesellneuer Titel. Im Original heißt es „Shoot. Get Tre- schaften dazu tendieren, bestimmte Dinge als asure. Repeat.“ Das lässt sich kaum sinnvoll über- gut oder böse zu definieren, anstatt erst einmal setzen und wir wollten einen deutschen Titel. auf den Einzelfall zu schauen. Das ist klar, das „Wir sind die Guten“ fand ich angesichts dieser muss im gewissen Sinne auch so sein, sonst kann ganzen hochgekochten Pegida-Geschichte einen man politisch ja auch nicht handeln. Natürlich treffenden Titel. Das war für mich der ausschlag- zieht sich dieser Riss durch die Gesellschaften. gebende Punkt. Und wir als Bürger tendieren dazu, erst einmal das Fremde insgesamt als das Böse zu sehen, Die europäischen Patrioten kommen also auch anstatt zu bemerken, dass das immer auch Indarin vor? dividuen sind. Ja. Wir haben Texte aus Originalinterviews von Pegidisten mit eingebaut. Wir denken im Grun- Aber wenn man in den Irak oder nach Syrien de genommen auch den ganzen Stoff auf dieser schaut, dann ist es doch eher so, dass die westliche Welt diese Zustände verursacht hat, Folie. die da heute herrschen. Also ich würde eher sagen, sie hat das noch Schlimmere freigesetzt. Nur zu sagen, dass diese Situation der US-amerikanischen Intervention geschuldet ist, greift meiner Meinung nach zu kurz, weil die Verhältnisse dort natürlich vorher auch nicht ersprießlich waren. Die Bush-Politik ist das Verbrechen des 21. Jahrhunderts – das kann man schon fast sagen, aber was da vorher gewesen ist, der Krieg zwischen Iran und Irak, das System Saddam Hussein ist auch eine Form von Faschismus gewesen. Verblödete Wutbürger wohin man schaut Foto: Martin Kaufhold Aber Khomeini ist im Iran doch erst einmal bejubelt worden, vom Volk und den Intellektuellen? Na ja, das ist ja häufig so in jeder Revolution, am Anfang steht eine wahnsinnige Hoffnung und sobald dann die Mühlen der Ebenen kommen, stellt sich oft das Gegenteil heraus. 11 Ist der Reiz der IS für Jugendliche nicht auch die logische Kausalität der Brutalität von Videospielen? Ja. Ich will mal sagen, sie hat es nach den Videospielen einfacher gehabt. Was Neues ist der IS, glaube ich, nicht. Weil natürlich durch dieses verdammte Internet und diese verdammte mediale Globalisierung sich Reize in Echtzeit verbreiten und jeder Depp in Mittelengland sich plötzlich als Islamist fühlt, der vorher vielleicht lieber Fußball gespielt hätte. Haben wir denn überhaupt noch etwas zu verteidigen? Also das sehe ich ja ganz anders. Wir haben ganz viel zu verteidigen. Ich finde, dass wir zu bequem und zu doof sind, um mal wirklich zu fragen, was denn unsere eigentlichen Werte sind. Und dass wir als westliche Gesellschaft viel zu wenig benennen, wofür wir eigentlich stehen. In unserer unendlichen konsumistischen Verblödung wird ganz selten darüber nachgedacht. Und das sind eben die Werte der Aufklärung. Ganz eindeutig. Das, finde ich, haben wir auch zu verteidigen, und man muss das auch zeigen. Gegen diese Pegida und gegen den IS. Einfach gegen beide Seiten. Und das Theater ist dafür der richtige Ort? Absolut. Also Theater finde ich insofern den richtigen Ort, als das der Ort ist, in dem live und diskursiv nachgedacht wird. Wirklich zwischen Menschen, die anwesend sind und nicht immer nur durch diesen medialen Filter. Und wie verhindert man beim Publikum die designte Betroffenheit? Wunderbare Frage. Indem man sie erstmal so richtig saftig in ihren Vorurteilen bestätigt. Das werden wir tun. INTERVIEW: PETER ORTMANN „Wir sind die Guten“ | Sa 25.4.(P), Mi 6.5., Fr 22.5. je 19.30 Uhr, Do 14.5. 19 Uhr | GrilloTheater Essen | 0201 812 26 00 prinz regent theater Komikzentrum Ruhr MAI 2015 DIE VERWANDLUNG nach Franz Kafka · am 23. um 20.00 h, am 24. um 19.00 h, am 27. um 20.00 h MACBETH von William Shakespeare am 13. um 19.30 h, am 14. um 19.00 h OREST nach Sophokles, Aischylos, Euripides am 16. um 19.30 h, am 17. um 19.00 h Das Kom(m)ödchen-Ensemble: Kühl, Maier-Bode, Graf und Seidel, Foto: Christian Rolfes ES IST NIE GENUG von und mit Petra Afonin · am 20. und 21. um 20.00 h GESTALTUNG: DESIGNBÜRO SCHÖNFELDER · FOTO: SANDRA SCHUCK TSCHICK Wo die Neurosen sprießen Bei Eva Eiselt und dem Kom(m)ödchen gedeihen sie prima von Wolfgang Herrndorf am 1. um 19.00 h, am 2. und 6. um 20.00 h OFFENE ZWEIERBEZIEHUNG von Franca Rame und Dario Fo · am 10. um 19.00 h „KUNST“ von Yasmina Reza am 9. und 30. um 20.00 h TOI TOI BUH! von und mit Jonas Gruber · am 8. um 20.00 h MARCEL REICH-RANICKI – PETER RÜHMKORF: DER BRIEFWECHSEL · Lesung am 4. um 20.00 h www.prinzregenttheater.de Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum · Kartenreservierung unter: Fon: 0234 - 77 11 17 · E-Mail: [email protected] Ticket s ab 26 E u r o! Lust auf lustig! 5 20. Mai bis 5. Juli 201 Rottstraße 30 · 45127 Essen Tickets und Gutscheine: (02 01) 247 93 93 und variete.de Der Mai ist gekommen – und mit ihm das Fernweh. Väter jedweder Couleur nehmen den Himmelfahrtstag gerne zum Anlass, mit Bierfass und Schinkenschnitzel ins Grüne zu ziehen, Mütter müssen sich über selbst gebastelte Untersetzer freuen und Ochsen an Pfingsten über viele bunte Bänder an ihren Hörnern. So hat jeder was von der ins Blaue sprießenden Jahreszeit – frei nach dem Titel des dritten Solo-Programms von Eva Eiselt „Neurosen und andere Blumen“. Die gedeihen bei ihr jedenfalls prächtig. Während die angekündigte Kabarettistin sich im Vollrausch befindet und deswegen nicht auftaucht, entert eine Reihe multidimensionaler Charaktere die Bühne. Dabei lotet Eiselt ihre diversen Figuren bis auf ihre zweifelhafte Identität aus, will herausbekommen, ob diese – frei nach Schopenhauer – am Ende nur als Vorstellung existieren: Gleich einem Vexierrätsel führt allein die Frage in die Irre. Nur Angie, die Kanzlerin, gibt es wirklich – und Mireille Mathieu. Muss man einfach gesehen haben. Zum Beispiel am 8. Mai im Bochumer Zauberkasten. Ebenso wie das Gastspiel des Düsseldorfer Kom(m)ödchen-Ensembles im Oberhausener Ebertbad am 30. Mai. „Deutschland gucken“ heißt das Programm, in dessen Verlauf ein Männerabend aus dem Ruder läuft. Drei Mannsbilder haben sich bei Lutz aufs Sofa hingefläzt, um ein Fußballspiel anzuschauen – und starren frustriert auf einen defekten Bildschirm. Bis die attraktive Solveig auftaucht, eine ambitionierte Dokumentarfilmerin, die für eine Arte-Dokumentation ergründen will, ob es hierzulande so etwas wie einen neuen, fröhlichen Patriotismus gibt. Womit die Männerrunde mit ihrer bis dato geltende Regel „keine Frauen“ bricht. Das von Dietmar Jacobs, Christian Ehring und Martin Maier-Bode geschriebene und mit boulevardesken Elementen angereicherte Stück lebt vom Zusammenprall unterschiedlicher Lebensentwürfe. Neben Bodo (Heiko Seidel), der zwar über ein dickes Bankkonto verfügt, aber mit einem sehr sparsamen geistigen Vermögen ausgestattet ist, spielt Lutz (Daniel Graf, der Neue im Ensemble) den intellektuellen Gegenpart, einen arbeitslosen Lektor, der vor Jahr und Tag das Manuskript einer englischen Hausfrau abgelehnt hat, in dem es um einen elfjährigen Jungen mit magischen Fähigkeiten ging. Dieter (ebenfalls neu im Ensemble: Martin Maier-Bode) wiederum ist stolz darauf, ein Deutscher zu sein, versucht sich krampfhaft zu optimieren und muss mitansehen, wie seine Firma, die Kunstharz verstärkte Gelenkmodule („das sind keine Nippel“) produziert, aufgrund der Konkurrenz aus China insolvent zu werden droht. Richtig zur Sache geht es, als sich Solveig (Maike Kühl) zu dem Gespann gesellt, um das „total spannende soziale Phänomen Fußball“ zu ergründen. Langsam aber sicher blättert ihre hippe Fassade ab, hinter der eine frustrierte Vertreterin des medialen Prekariats zum Vorschein kommt. Wobei der rote Faden der Story, die Hans Holzbecher mit viel Gespür für Timing und jeder Menge origineller Regie-Einfälle in Szene gesetzt hat, reichlich Gelegenheit zu Ausflügen in tagespolitisch aktuelle kabarettistische Gefilde bietet. Ein Abend, der nicht spurlos am Zuschauer vorbeigeht – schwört hoch und heilig Ihre stets über Tage lebende ANNE NÜME 12 Theater Ruhr „Die Möglichkeit einer Insel“, Foto: Birgit Hupfeld „Die Verwandlung“, Foto: Sandra Schuck Ein Klon mit Hund Franz Kafka, na und? Da ist das fiktive Laboratorium zwischen Soylent Green und Brave New World gleich nach der Apokalypse, posthuman, postlethal und doch irgendwie scheiße. Die Menschheit musste ja verschwinden, zugegeben, aber auch der unsterbliche Neomensch verliert im Jahre 4014 langsam seine biologische Halbwertzeit. Bereits 2005 veröffentlichte Michel Houellebecq seinen Roman „Die Möglichkeit einer Insel“, der jetzt in Dortmund in einer Mixtur aus animierten Bildern und live gespielten Szenen von Nils Voges mit seinem Künstlerkollektiv sputnic auf eine Bühnenleinwand geworfen wurde, als allererster Live-Trickfilm der Geschichte. „Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.“ Das stimmt. Und so sind von Gregor Samsa in seinem Zimmer nur noch die polizeilichen Umrisse geblieben, es ist ein Zimmer im Comicstil, schwarz und rot. Aber noch ist die Akte X Samsa nicht geschlossen, noch müssen Special Agents Daner und Mölder das Rätsel lösen, die DNA der Schabe in der Autopsie passt definitiv zum Handelsvertreter aus Kafkas „Die Verwandlung“ von 1912. Kafka? Tatsächlich? Romy Schmidt inszeniert im Bochumer Prinz Regent Theater eine Krimigroteske vom Feinsten. Insbesondere für Zuschauer älteren Semesters. Oder kennen Sie etwa noch „Frauengold“? DAS Mittel der 50er, das Frauen rezeptfrei ruhigstellte, kein Wunder bei 16 % Alkohol. Nur am Rande, ebenfalls rezeptfrei: Klosterfrau Melissengeist, die Medizin für alkoholabhängige Rentner mit 79%. „Die Möglichkeit einer Insel“ in Dortmund Vier Schauspieler in schwarzen Kutten dienen als Adepten, legen Glasscheiben auf die Tricktische, sprechen die Texte und bewegen die Szenerie aus beleuchteten Faller-Häusern und Schienenwerk für hochtechnisierte Eisenbahnroboter: Daniel24, dessen genetischer Code erhalten geblieben ist, weil er irgendwie irgendwann als einstiger Comedian einer pseudoreligiösen Weltraum-Sekte nahegekommen ist, steht gerade vor seiner Auflösung (Tod), muss seine Gedanken noch in den Computer (Große Schwester) speichern, damit sein nächster Klon ordentlich sein Gehirn rebooten kann. Wie gesagt, ein paar Probleme sind auch 4014 noch nicht gelöst und Houellebecq wäre nicht Houellebecq, wenn es dabei nicht auch mal wieder um Sex in allen Variationen ginge. Dennoch, nun ist es mal wieder vorbei, das Strahlenschutztor wird geöffnet, Daniel24 wird zum Sandmännchen in der sandigen Ödnis. Hallo Daniel25. Mist, der treue, natürlich auch geklonte Hund Fox stirbt unmittelbar. Nils Voges lässt für den groben Animationsfilm seine Protagonisten schwitzen, optisch erinnern sie leicht an Kraftwerk, ihre Choreografie meist an Charlie Chaplins „Moderne Zeiten“. Die Suche nach dem Glück fängt für Daniel25 nun an, Fox ist auch frisch geklont und sein Vorgänger hat ihm auch von Marie22 berichtet. Die hat ihr lebenserhaltendes Refugium bereits verlassen, für eine Vision von Lanzarote, einer Insel der Träume, der schlichten Möglichkeit von Glück. Sex ist ja o.k., aber es gibt leider keine Rückkehr. PETER ORTMANN „Die Möglichkeit einer Insel“ | R: Nils Voges, sputnic | So 10.5. 18 Uhr, Mi 20.5., Sa 30.5. 19.30 Uhr| Schauspielhaus Dortmund 0231 502 72 22 „Die Verwandlung“ in Bochum Schmidt spinnt ihre Geschichte geschickt weiter, aus dem Off gibt der sagenumwobene Dr. Nabokov (Lolita, 1962) den beiden Kriminalisten den Auftrag, „die Wechselwirkungen zwischen Fantasie und Wirklichkeit zu erforschen“. Schön und gut, doch wieso eine Schabe, das ruft doch zwangsläufig nach den „Bugbusters“. Break mit Titelmusik. Eine Tür wird aufgestoßen. Mist der „Zonk“. Erinnert sich da tatsächlich jemand? Egal in dieser Inszenierung ist alles erlaubt, und mit Maria Wolf und Helge Salnikau hat die Regisseurin, die ab der nächsten Spielzeit das Theater übernehmen wird, zwei Protagonisten, denen man diese Rollen auch abnimmt. Köstlich wie sie sich die Akte-X-Bälle immer wieder zuspielen, ein spätpubertärer Kafka zwischen „Twin Peaks“ und „Die Fliege“ wird das jedenfalls nie. Für die Original-Verwandlung steht die blutjunge Marla Kiefer aus dem Jugendclub, die die gesamte beteiligte Familie von Gregor Samsa spielt und ständig unter Generalverdacht steht. Am Ende ist es aber Mölder, dem die Handschellen angelegt werden. Er hat zwar nichts verbrochen, oder doch? Das wird „Der Prozess“ schon zeigen, aber das ist ein anderer Kriminalfall. Sagen Sie jetzt nicht „Na und“, denn darauf gibt es keine Antwort. Das war die beste Idee in dieser Inszenierung. PETER ORTMANN „Die Verwandlung“ | R: Romy Schmidt | Sa 23.5., Mi 27.5. 20 Uhr, So 24.5. 19 Uhr | Prinz Regent Theater Bochum | 0234 77 11 17 13 „Die Schutzbefohlenen“, HH-Inszenierung, Foto: Krafft Angerer Text gegen Kohle Der 40. Mülheimer Dramatikerpreis An der Festung Europa branden die Flüchtlinge. Die westliche Welt scheint überfordert. Kein Wunder, dass die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek da was zu sagen hat. Die Schutzbefohlenen (nach Aischylos‘ „Die Schutzflehenden“) heißt ihr Text, mit dem sich nun die Regisseure herumschlagen dürfen. Nicolas Steman lässt seine Protagonisten in Hamburg in Natodraht hüllen, bei Peter Carp in Oberhausen dürfen sie beim Deklamieren sogar schick Tee schlürfen. Wie dem auch sei, das Stück wurde jedenfalls für den Wettbewerb um den 40. Mülheimer Dramatikerpreis ausgewählt, der am Ende der „Stücke 2015“ verliehen wird. Eine Jury nominierte dazu noch sechs weitere Dramen. Dabei sind Rebekka Kricheldorfs „Homo Empathicus“, ur-inszeniert vom Deutschen Theater Göttingen, Dirk Lauckes „Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute“ am Schauspiel Stuttgart, und Wolfram Lotz‘ „Die lächerliche Finsternis“ und Ewald Palmetshofers „Die Unverheiratete“, beide inszeniert vom Burgtheater Wien, Yael Ronen & Ensemble mit „Common Ground“, Maxim Gorki Theater, sowie Felicia Zellers „Wunsch und Wunder“ vom Saarländischen Staatstheater Saarbrücken. Alle Autoren ringen wie immer um die 15.000 Euro Preisgeld, denn die werden für den Text ausgelobt, nicht für die Inszenierung. Was das Festival der neuen Stücke in NRW so attraktiv macht, ist auch die Möglichkeit, viele zum Teil weit entfernte Inszenierungen im Ruhrpott kurz hintereinander zu sehen. Eröffnet wird mit „Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz. Auch hier kommt Europa nicht wirklich gut weg. Sein Bundeswehr-Hauptfeldwebel Oliver Pellner macht keine gute Figur im Dschungel. Interessant werden dürfte auch der Abend mit Regisseurin Yael Ronen werden. Für „Common Ground“ ist sie mit Berliner Schauspielern ins ehemalige Jugoslawien gereist, darunter fünf, die es trotz der Kriegswirren einst von dort nach Deutschland geschafft hatten. Auf der Bühne performen sie nun ihre Erfahrungen aus dem Trip, bei dem sie viel geredet haben, ein ehemaliges Konzentrationslager besuchten und mit einer Expertin für Vergewaltigungsopfer gesprochen haben. PETER ORTMANN Stücke 2015 | 16.5.-4.6. | Mülheim www.stuecke.de Einfach beste Unterhaltung! BUCH VON LARRY GELBART MUSIK VON CY COLEMAN LIEDTEXTE VON DAVID ZIPPEL DEUTSCH VON MICHAEL KUNZE Grugahalle: alles ist möglich. In Kooperation mit 28 | 05 | 2015 – 30 | 05 | 2015 Mario Barth Zusatztermin: 29.04.2016 06 | 06 | 2015 Russia´n Rocks Festival 21 | 06 | 2015 Bundesposaunenfest 03 | 10 | 2015 Subergs Ü-30 Party 18 | 10 | 2015 Der Pate 24 | 10 | 2015 Kaya Yanar 06 | 11 | 2015 Bibi Blocksberg MUSICAL IN ZWEI AKTEN Ausgezeichnet mit fünf Tony Awards! 08 | 11 | 2015 14 | 11 | 2015 16 | 11 | 2015 19 | 12 | 2015 8. – 22.5.15 Schallplattenbörse Konzert Gwiazd Sido Wise Guys rkauft! usve sexy!“ „Männer sind bekloppt,Aaber mit DDT u.a. CVJM Westbund „Mehr als eine Party“ Live in concert „Around the World“ Das Hexen-Musical „Hexen hexen überall!“ im Foyer Live 2015 Liebe Live 2015 Albumtour 2015/2016 Terminstand: April 2015 . Änderungen vorbehalten . [email protected] . www.grugahalle.de Kartentelefon 0201/24 Ticket-Hotline: MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr 555 55 02 01.72 44 290 www.theater-im-rathaus.de · Porscheplatz 1 · 45127 Essen DIENSTAG | 12. MAI Greg Haines präsentiert SO / 31.05.2015 / 19 Uhr BEREITS IM VVK: 11. 09. | 23. 10. | 24. 10. | 30. 10. | TILL BRÖNNER & DIETER ILG DONNIE MUNRO FEMME SCHMIDT ERIC MARTIN christuskirche-bochum.de/tickets und an allen besseren VVK-Stellen. Schwatzfahrer „Gute Zeilen, echte Zeilen!“ LateNightLiveLeseShow mit Sabine Bode und Jörg Degenkolb-Degerli Schwatz-Gäste: Fatih Çevikkollu & David Grashoff Weitere Veranstaltungen und Informationen unter www.bahnhof-langendreer.de sowie auf Facebook www.facebook.com/BahnhofLangendreerBochumKulturzentrum Wallbaumweg 108, 44894 Bochum, 0234/6871610 MEISTER WERKE IM DORTMUNDER U CASPAR DAVID FRIEDRICH BIS MAX BECKMANN 14.MAI BIS 9.AUGUST 2015 KULTURPARTNER: 14 Max Beckmann, Hafen bei Bandol (grau) und Palmen, 1939 (Detail), Museum Ostwall im Dortmunder U, Foto: Jürgen Spiler, Dortmund, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 edenundteam.de + Petrels Oper in NRW Tanz in NRW Richard Furman als Anatol und Katrina Sheppeard als Vanessa, Foto: Klaus Lefebvre Tim Behren und Florian Patschovsky in „The Boy Who Cries Wolf“, Foto: Frank Erler Unterm Eis Kölner Tanzszene formiert sich neu Von Karsten Mark Der dicke Eispanzer auf dem Gemäuer ist nicht nur dem strengen Winter geschuldet, der das herrschaftliche Anwesen irgendwo im Norden umtost. Bittere Kälte herrscht auch im Salon der Baronin. Mit ihrer Tochter Vanessa spricht sie kein Wort mehr; und Vanessa selber ist, von ihrer großen Liebe verlassen, seit 20 Jahren in eine innere Starre ver„Ein atmosphärisch äußerst fallen. Dazwischen steht die junge Erika, dicht gewobenes Psychodrama, unschuldig und ergeben. Dann platzt ein das zu fesseln vermag“ Mann in die abgeschottete Welt – ein Gespenst aus längst vergangener Zeit. Als Samuel Barber 1958 seine erste Oper an der New Yorker „Met“ aufführen ließ, da jubelte das Publikum und prompt folgte der Pulitzer-Preis für Musik. Drei Jahre später dann die Ernüchterung: Bei den Salzburger Festspielen blieb die Reaktion eher kühl, die Kritik fiel regelrecht über den Komponisten her. In einer Hochphase der europäischen Avantgarde präsentierte der Amerikaner eine große Oper nach romantischem Vorbild mit Anklängen an Puccini und Richard Strauss: „Plüsch“ und „Kitsch“ lauteten die Urteile. Barbers „Vanessa“ war in der Alten Welt damit für lange Zeit abgehakt. Von Klaus Keil Gleich zu Beginn des „Open Space“ zum Tanz stellte die Tänzerin und Nachwuchs-Choreografin Lisa Freudenthal eine unerwartete, aber längst überfällige Frage: „Was will Köln eigentlich mit dem Tanz?“. Verblüfft hält man inne. Jahrelang hat sich Kölns freie Tanzszene „Wann erfüllt Köln seine ins Zeug gelegt, um die Kulturpolitik von Bringschuld?“ der Qualität ihres Beitrags zur Kunststadt Köln zu überzeugen – leider mit mäßigem Erfolg: unzureichende Fördermittel, fehlende Proberäume, von einer angemessenen Aufführungsstätte ganz zu schweigen. Und nun kommt eine junge Tanzschaffende, die sich nach künstlerischen Stationen in den USA und dem europäischen Ausland in Köln niedergelassen hat und stellt die schlichte Frage, ob Köln dieses Angebot einer vielfältigen, auf hohem Niveau arbeitenden Kunstform überhaupt will. Nach den jährlich repetierten Lippenbekenntnissen der Politik zur Bedeutung des Tanzes in Köln stellt schon allein die Frage die faktische Lage des freien Tanzes vom Kopf auf die Füße. Welche Wertschätzung genießt eigentlich dieses einzigartige Genre in Köln? Hat Köln nicht auch eine Bringschuld? Zum „Open Space“ haben sich kürzlich etwa fünfzig Kölner Tänzerinnen und Tänzer, Choreografinnen und Choreografen im Deutzer „Quartier im Hafen“ getroffen, um Fragen wie diese zu beantworten – Fragen der Professionalisierung, des angemessenen Marketings, Fragen nach der Vernetzung untereinander und mit anderen Genres (Theater, Musik, Kunst etc.), nach Austausch und Formen der Intervention in Politik und Wirtschaft, aber auch nach Utopien für den Tanz in Köln. Es war das größte Treffen der Tanzszene seit Jahren und es fand wohl auch deshalb so viel Zuspruch, weil die problematische Lage inzwischen jeden Tanzschaffenden auf irgendeine Weise berührt. Doch in den Arbeitsgruppen ging es weniger um eine Bestandsaufnahme als um die Erarbeitung strategischer Ziele. Schon die Einladung zu diesem Treffen klingt wie ein Aufbruch zu neuen Horizonten: „Die Zeit ist reif, dass wir – die mit Tanz professionell befassten Menschen in Köln – uns neu zusammenstellen, austauschen und eine starke Vision für den Tanz in unserer Stadt entwickeln.“ Dieses neue Selbstbewusstsein des Tanzes bekam auch die Kulturamtsleiterin, Barbara Förster, zu spüren, die der Einladung zum Open Space gefolgt war und sich der Debatte um ein Produktions- und Aufführungshaus stellte. Sie erkannte an, dass „der Tanz den größten Bedarf“ habe und sprach von der Notwendigkeit eines „mehrfunktionalen Raumes vorrangig für den Tanz“. Der Tanz, so Förster, möge doch erklären, unter „welchen Bedingungen“ man mitzumachen bereit sei, das „Modell steht im Raum“. Wichtiger als die Scharmützel um das von Kulturdezernentin LaugwitzAulbach präferierte Drei-Sparten-Haus aber bleibt die Eingangsfrage, was Köln mit dem Tanz will. Die in das Tanzförderkonzept der Stadt aufgenommene mittelfristige Planung für die Entwicklung des Tanzes in Köln ist noch nicht einmal ansatzweise sichtbar. Man darf gespannt sein, wann die Kulturstadt Köln ihre Bringschuld Klaus Keil erfüllen wird. Darauf wartet nicht nur die Tanzszene, sonJournalist, Tanzkritiker und Hochschuldozent dern auch das Publikum. Amerikanische Oper in Hagen: Samuel Barbers „Vanessa“ „Der Tanz in Köln ist bereit, in eine neue Ära einzutreten“ Das Theater Hagen hat Vanessa nun wieder auf die Bühne gebracht. Sie fügt sich ein in eine lose Folge amerikanischer Opern, die einen roten Faden der Intendanz von Norbert Hilchenbach seit 2007 bilden. Regisseur Roman Hovenbitzer hat den Dreiakter in der gestrafften Fassung von 1964 mit ausgiebigem Einsatz von Videoeinspielungen (Film: Volker Köster) inszeniert. Herausgekommen ist ein atmosphärisch äußerst dicht gewobenes Psychodrama, das zu fesseln vermag und auch geschickt mit den Gegebenheiten operiert. Etwa, dass sich die australische Gastsopranistin Katrina Sheppeard in der Titelrolle und Kristine Funkhauser als Erika im Timbre recht ähnlich sind. Die Regie macht aus der eigentlichen Nichte Erika eine Tochter und lässt sie der Mutter auch äußerlich gleichen. Das ist auch dramaturgisch geschickt, wenngleich man sich musikalisch vielleicht etwas mehr dramatisches Gewicht in der VanessaPartie wünschen würde. An Dramatik mangelt es der Partitur Barbers nicht – sie ist mitunter etwas überladen damit. Die Hagener Philharmoniker kosten sie unter Leitung von Florian Ludwig jedenfalls sehr genussvoll und farbenreich aus. Die Musik ist oft eingängig, teils klingt sie nach Hollywood. Neben den beiden Solistinnen singen auch die männlichen Gäste – der amerikanische Tenor Richard Furman als jugendlicher Liebhaber Anatol und Bariton Ilkka Vihavainen als lüstern-aufdringlicher Doktor – ihre Partien mit beachtlicher Präsenz und Ausstrahlung. Durchweg erfreulich sind ebenso die schauspielerischen Leistungen bis in die kleineren Rollen. Hovenbitzers ist Inszenierung auch ein Glanzstück für den geschickten Einsatz von Videoeinspielern. In der Art glamouröser Stummfilme erscheinen Vanessas Erinnerungen an die glückliche Vergangenheit Karsten Mark wie verklärte Träume. Realität und Traum verschwimmen Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater in ästhetisch bestechender Weise. Absolut sehenswert! „Vanessa“ | R: Roman Hovenbitzer | Mi 13.5., Fr 22.5., Do 28.5. je 19.30 Uhr, So 17.5. 18 Uhr | Theater Hagen | 02331 207 32 18 15 gerechtigkeit . tapferkeit . mäßigung Spielzeit 2014/15 HANS IM GLÜCK w weisheit auf hört mando s e l l A Kom mein # URAUFFÜHRUNG VON RETO FINGER REGIE: BARBARA BÜRK Der Revisor Komödie/ / Nikolai Gogol Premiere am Freitag, 08.05.15, 20:00 h So, So, Mi, Sa, 10.05.15 17.05.15 27.05.15 30.05.15 | 14:00 h | 18:00 h | 20:00 h | 20:00 h Mo, Di, Do, Fr, 01.06.15 09.06.15 11.06.15 12.06.15 | 20:00 h | 20:00 h | 20:00 h | 20:00 h www.rlt-neuss.de Telefon Theaterkasse 0 21 31.26 99-33 Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss 31. theater 27. mai – junges schauspielhaus für junges publikum 2015 düsseldorf treffen nrw 3. juni fft · tanzhaus nrw Die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen für junges Publikum aus NRW • fünf Internationale Gastspiele • drei Hausproduktionen • Next Generation Forum • Inszenierungsgespräche • künstlerische Begegnungslabore • BURGERdinner internationaler Brunch Eintritt Euro 9,– erm. Euro 7 ,– www.westwind-festival.de [email protected] f unter: orverkau l.de v d n u m a program estwind-festiv .w w w w SCHAUSPIELHAUS BOCHUM TEL. 0234 / 33 33 55 55 • WWW.SCHAUSPIELHAUSBOCHUM.DE 16 Theater Ruhr Theater in NRW „Im Westen nichts Neues“, Foto: Diana Küster Marode Schönheit, das Düsseldorfer Schauspielhaus Quellendes Gedärm Sanierungsstückwerk Es war einmal in der guten alten Zeit: Die Bohlen des Terrassenbodens sind inzwischen angefault und brüchig, aus dem Gitter der Pergola Teile herausgebrochen. Und die Bewohner dieser kleinen Gartenlaube wirken in ihren Abendkleidern und tarnfleckigen Anzügen (Ausstattung: Franziska Gebhardt) zwar elegant, aber zugleich wie mit einer Staubschicht überzogen. Alles nur Erinnerung? Oder ist diese Gesellschaft eher morsch und überständig bis in Balken und Knochen? Von Hans-Christoph Zimmermann Und jährlich grüßt das Murmeltier. Als Staffan Valdemar Holm 2011 seine Intendanz am Düsseldorfer Schauspielhaus antrat, dauerte es noch Monate, bis er tatsächlich ins große Haus einziehen konnte. Nun blüht Wilfried Schulz, der ab der Spielzeit 2016/17 am Gustaf-Gründgens-Platz das Sagen hat, weit Schlimmeres. Von Januar bis November 2016 muss das gesamte Haus saniert werden, obwohl bereits in „Der jahrelange Schlendrian den Jahren 2006-08 und 2009-11 Bührächt sich jetzt“ nentechnik und das große Haus überholt wurden. Nun sind die Wasserleitungen, die Lüftungs- und Heizungstechnik, außerdem Fassade und Dach dran. Bei einem der letzten Starkregen sind offenbar Rohre gebrochen und 70 Kubikmeter Wasser in den Keller gelaufen, wo sie für Kurzschlüsse gesorgt haben. Und da das Haus während der Sanierung nicht bespielbar ist, wird auch gleich die Beleuchtungsanlage auf LED-Technik umgestellt. Nun mögen Sanierungen hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und energetischer Standards sinnvoll sein, doch drei Großsanierungen innerhalb von 10 Jahren, das klingt nach Stückwerk. Kriegsvoyeure am Schauspielhaus Bochum Düsseldorf muss sein Schauspielhaus für 11 Monate schließen Zehn junge SchauspielschülerInnen spielen am Schauspielhaus Bochum „Im Westen nicht Neues“, Erich Maria Remarques Roman von 1928 über den jungen Paul Bäumer, der zusammen mit seinen Klassenkameraden in die Reichswehr eingezogen wird und auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges alle vor- und unvorstellbaren Kriegsgräuel erlebt. Regisseur Henner Kallmeyer hält sich nicht lange mit Rollenzuweisungen auf, sondern lässt den Text mal solistisch, mal chorisch exekutieren, die Stimme von Paul Bäumer wandert munter durch die Gruppe – und vollzieht in der Entindividualisierung damit gleich eine zentrale Kriegserfahrung nach. Doch zunächst einmal stürmt der jugendliche Trupp die Bühne, klettert mit wildem Elan über die Pergola. Nach der Schlacht ist vor der Schlacht. Party geht immer. Man putscht sich auf, das Geplauder geht über ins Anstehen an der Feldküche, in der es plötzlich doppelte Rationen gibt, weil eine Kompagnie im Feld geblieben ist. Man besucht gemeinsam den Kumpel Franz im Lazarett, der noch nicht weiß, dass ihm ein Bein amputiert wurde, gibt sich den Anschein der Normalität, bis man den Kameraden als Leiche zum M*A*S*H-Song „Suicide Is Painless“ rausträgt. Der erbärmliche Alltag im Schützengraben wird genauso beschrieben wie die nervenaufreibenden Schreie der sterbenden Pferde oder die gierigen Ratten im Unterstand. Doch der fordernd mitreißende Erzählton hat einen ambivalenten Zug, in dem sich jugendliche Kriegsbegeisterung mit bourgeoisem Voyeurismus paart. Eine junge Frau hängt einem Mann neugierig auf der Hüfte, der gerade zum Angriff übergeht und Gas einatmet. Krieg als Live-Act – wer wollte da nicht mal in der ersten Reihe sitzen. Zum nächtlichen Treffen mit den Französinnen ziehen sich die Jungs ihre Hemden aus und lassen sich sehnsüchtig berühren. Letzte Zärtlichkeit vor dem Exitus. Es wird viel gesungen und getanzt in der Aufführung, man donnert auf den Boden, rennt auf der sowieso schon kleinen Bühne des Theater unten und spielt vor allem auf Impuls – Schauspielschüler im Stadttheatermodus, oder was man dafür hält. Weniger wäre da manchmal mehr. Es sind vor allem die jungen Frauen, die sich lustvoll und mit makabrer Begeisterung in die Texte über Stummel-Beine, aufgebrochene Schädel und platzende Bäuche oder die Begegnung mit dem verletzten Feind und damit dem Tod stürzen dürfen. Auch da wirkt die Emphase mitunter etwas überzogen. Letztlich verträgt sich der Kriegsvoyeurismus der Nachgeborenen nicht allzu gut mit der Ich-Perspektive Remarques; nichtsdestotrotz ein Versuch, diesen Kriegsroman nicht platt nachzuempfinden, sondern ihn mit Gegenwart kritisch einzurahmen. HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN „Im Westen nichts Neues“ | R: Henner Kallmeyer | Di 5.5. 19.30 Uhr, Fr 15.5., Fr 29.5. je 19 Uhr | Schauspielhaus Bochum | 0234 33 33 55 55 17 Der Zeitplan wirkt sehr ambitioniert, auch weil es derzeit noch keinen Beschluss der Gesellschafter (das Land NRW und die Stadt Düsseldorf) zur Sanierung gibt. Der soll erst im Mai ergehen, danach folgen dann die europaweite Ausschreibung und die Vergabe. Und ob 11 Monate Sanierungszeit überhaupt reichen, ist zweifelhaft. Sanieren im Bestand birgt immer Unwägbarkeiten. Glück im Unglück könnte das Schauspielhaus insofern haben, als im Frühjahr 2016 die Tiefgarage unter dem Platz abgebrochen wird und der Lärm vermutlich den Spielbetrieb erheblich beeinträchtigt hätte. Von einem pünktlichen Start für Wilfried Schulz, wie es Kulturdezernent Hans-Georg Lohe versprochen hat, kann trotzdem keine Rede sein. Und auch die Kostenplanung ist waghalsig. Mit 14 Mio. Euro sind die Gesellschafter angeblich dabei. Aus dem Schauspielhaus sind allerdings andere Summen zu hören: 10 Mio. Euro soll allein die neue Gebäudetechnik kosten, 6-8 Mio. kommen für die Sanierung von Dach und Fassade hinzu. Ganz zu schweigen von den Zusatzkosten für den mehrmonatigen Umzug und den Wegfall der Einnahmen. Denn der Spielbetrieb wird ins Central, das Proben- und Werkstattzentrum des Schauspielhauses am Hauptbahnhof, verlagert. Dort gibt es zwar eine voll funktionsfähige Bühne mit variablem Zuschauerraum, dieser fasst aber nur 300-400 Zuschauer. Weniger Zuschauer heißt jedoch weniger Einnahmen. Und genau die sollte doch der derzeitige Interimsintendant Günther Beelitz konsolidieren, nachdem zuletzt die Besucherzahlen in den Keller gegangen sind. Finanzielle Entlastung dürfte allein durch ein Förderprogramm des Bundes kommen, das die Generalüberholung von der Gebäudetechnik in Kulturbauten unterstützt. Wie schon Wuppertal und Köln bekommt nun auch Düsseldorf die Quittung für die jahrelange Flickschusterei bei der Sanierung eines Gebäudes aus den 60er Jahren. Der jahrelange Schlendrian, der bekanntHans-Christoph Zimmermann lich auch die Infrastruktur in NRW erheblich beeinträchtigt, Journalist und Theaterkritiker rächt sich jetzt, in Zeiten knapper Kassen. culture club präsentiert: Klassik präsentiert: Kino-Theater Musical in NRW Foto: Maike Brautmeyer culture club LIVE: MARISS JANSONS „EGAL, DAS STÜCK IST VON ANDY STRAUSS“ Modernität und Sinnlichkeit finden zusammen, wenn Star-Dirigent Mariss Jansons und die Berliner Philharmoniker in der nächsten Live-Übertragung Werke von Bartók und Ravel („Daphnis et Chloé“) spielen – sowie Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 2 von 1967, bei dem Geigenvirtuose Frank Peter Zimmermann ins Zentrum tritt. Ein besonderes Kino-Event für Film-, Theater- und Nonsens-Fans: Andy Strauß hat viele Talente und Ideen, deshalb will sich der Poetry-Slammer, Autor und Performance-Künstler auch nicht auf ein Medium beschränken. Dieses Theatererlebnis im Kinoformat jagt jede Menge absurden Gehirnschmalz durch den Mixer, was Ergebnisse wie den Rosenkrieg zwischen Einhorn Sandy und Batterie Werther zur Folge hat. Cinestar Dortmund Steinstraße 44 44147 Dortmund trailer verlost 2x2 Karten E-Mail bis 6.5. an [email protected]. Kennwort: „Cinestar“ So 10.5. 19.30 Uhr culture club METROPOLIS Filmtheater (direkt im Hauptbahnhof Bochum) 44787 Bochum trailer verlost 2x2 Karten E-Mail bis 10.5. an [email protected] Kennwort: „Andy Strauß“ Mo 17.5. 20.30 Uhr culture club Foto: Thomas Aurin präsentiert: Theater präsentiert: Kino-Café HAMLET BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL 2 Sein Vater ist tot – und Hamlet (grandios: Dimitrij Schaad) schwört Rache! Doch mit seiner jugendlichen Selbstgerechtigkeit richtet er sich gegen alles und jeden und reißt schließlich alle, die sich ihm in den Weg stellen, mit in den Abgrund. Am Ende heißt es „Sein oder Nichtsein“. Regisseur Jan Klata inszeniert Shakespeares Drama für das Schauspielhaus Bochum, hier in der vorletzten Vorstellung. Das Hotel unter der Führung des überambitionierten jungen Inders Sonny ist mittlerweile nicht nur Alters-, sondern Sterberesidenz. Denn so gut gefällt es den Gästen dort, dass sie zu Lebzeiten nicht mehr raus wollen. Kein Wunder, erleben sie in der exotischen Oase doch allerlei schrullig charmante Abenteuer zwischen Liebe, Flirt und verpassten Chancen. Schauspielhaus Bochum Königsallee 15 44789 Bochum trailer verlost 2x2 Karten E-Mail bis 17.5. an [email protected] Kennwort: „Shakespeare“ UCI Kinowelt Ruhr Park Am Einkaufszentrum, Bochum Karten: 0234 239 02 34 UCI Kinowelt Duisburg Neudorfer Straße 36-40 Karten: 0203 301 91 91 trailer verlost je Kino 3x2 Karten E-Mail bis 25.5. an [email protected], Kennwort: „Marigold Bochum“ oder „Marigold“ Duisburg“ „Der Zauberer von Oz“, Foto: Pedro Malinowski Musicals (nicht nur) für Kids „The Wizard of Oz“ in Gelsenkirchen und „Oliver“ in Koblenz Von Rolf-Ruediger Hamacher Kein Musical eignet sich mehr, um auch die Kleinen an das Genre heranzuführen. Die filmische Umsetzung des Kinderbuchs von L. Frank Baum „The Wizard of Oz“ (1939) wurde nicht nur zum Kultfilm, sondern machte auch Judy Garland zum Star und ihren Song „Somewhere Over the Rainbow“ zum Evergreen. Zudem erlebte das Technicolor-Verfahren mit „The Wizard of Oz“ seinen ersten künstlerischen Höhepunkt. Diese leuchtenden Farben sind es auch, die sich jetzt am MIR in den Kostümen von Martina „…das bis in die kleinste Feldmann und im Bühnenbild von Britta Nebenrolle überzeugende Tönne widerspiegeln. Damit auch die OhEnsemble“ ren in den „Original“-Genuss kommen, hat man sich entschieden, die Songs im Englischen (mit dt. Oberttiteln) zu belassen. Nicht die einzige kluge Entscheidung von Regisseurin Sandra Wissmann, die nach ihrem vielversprechenden Gesellenstück „Cabaret“ ihre Musical-Meisterprüfung mit Bravour besteht. Zusammen mit ihrem kongenialen Choreographen Sean Stephens schickt sie die kleine Dorothy mit ihrem (echten!) Hündchen Toto, einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem ängstlichen Löwen, zum mächtigen Zauberer Oz, der ihre Wünsche zwar nicht erfüllen kann, sie jedoch zur Selbsthilfe anleitet. Und da sind auch noch eine gute und eine böse Hexe, die das eine oder andere Wörtchen mitzureden haben. Das alles fließt durch das bis in die kleinste Nebenrolle überzeugende Ensemble, die präziseinfallsreiche Regie und die schmissigen Tänze (bei denen man sich lediglich ein paar Step-Einlagen mehr gewünscht hätte) zu einer verzaubernden Reise ins Land hinter dem Regenbogen zusammen. Chapeau! In Koblenz verließ sich Intendant und Regisseur Markus Dietze bei „Oliver!“ leider auf die holprige Übersetzung. Dafür konnte er aber mit einem Pfund gegenüber der Verfilmung (1968) wuchern. Deren einziger Schwachpunkt war die Besetzung der Titelrolle mit dem allzu süßlichen und stimmlich schwachbrüstigen Mark Foster. Dem setzte Dietze mit Mariss Delamboye, dem 10-jährigen Sohn des Koblenzer Musikdirektors, eine deutlich intonierende, Spiel und Tanzschritte präzis beherrschende Entdeckung für diese oft untergehende Rolle entgegen. Denn das Hauptaugenmerk liegt meistens auf seinem jugendlichen Kumpel Artful Dodger und Faggin. Leider hat Dietze der Rolle alles Diabolische ausgetrieben, ließ Christof Maria Kaiser eher wie einen Märchenerzähler durch die stimmungsvolle Drehbühnenszenerie von Christian Binz streifen, deren historische Authentizität er auch mit seinen Kostümen betonte. Die Übermächtigkeit des Bühnenbilds ließ andererseits zu wenig Raum für ausladende Choreografien, sodass dynamische Nummern wie „Wer will kaufen, rote Rosen?“ eher im Gedränge und dem sich in den Hüften wiegenden Opernchor enden. Auch Julia Steingass durfte leider kaum zeigen, dass sie tanzen kann, betörte aber mit ihrer ausRolf-R. Hamacher Hochschuldozent drucksstarken Stimme. So konnte man der „Unperfektion“ und Beirat des Filmder Inszenierung letztlich doch einiges abgewinnen. kritikerverbandes „Der Zauberer von Oz“ | MiR, Gelsenkirchen | www.musiktheater-im-revier.de „Oliver!“ | Theater Koblenz | ausgelaufen trailer verlost 2x2 Karten für die Vorstellung am 4.6. um 18 Uhr. E-Mail bis 24.5 an [email protected], Kennwort: „Zauberer von Oz“ 18 Mo 25.5. 19 Uhr Mi 3.6. 14.30 Uhr Opernzeit Prolog Gastspiel Bastard, Foto: Jaka Ivančič Hoffnung keimt selbst, wo Dunkelheit lauert , Foto: Jan Schliecker Zuletzt stirbt die Hoffnung Der gesplatterte Pinguin Zwei Musiktheaterwerke, im Zweiten Weltkrieg und Anfang der Siebziger Jahre entstanden, wenden sich gegen Krieg, Diktatur und Unterdrückung. Sie sind nicht nur als politisches Manifest, sondern als existentielle Auseinandersetzung mit der Ohnmacht des Menschen in gottloser Zeit zu verstehen. Weit entfernt in einer düsteren Zukunft scheint eine mystische Symbiose zu existieren, ein echtes Miteinander von Mensch und Puppe. Nichts scheint da mehr sicher, wer ist der Spieler, wer die Marionette ohne Fäden. Der Puppenspieler ist der brasilianische Tänzer Duda Paiva, der mit seiner Soloperformance „Bastard!“ in diesem Jahr das „Westwind 2015“-Festival in Düsseldorf eröffnet. Das wird gemeinsam vom Düsseldorfer Schauspielhaus / Jungen Schauspielhaus Düsseldorf, dem tanzhaus NRW und dem FFT Düsseldorf ausgerichtet. Wie immer ist es eine Präsentation der zehn herausragendsten Inszenierungen für ein junges Publikum aus NRW, gilt bundesweit aber auch als eines der renommiertesten Theaterfestivals für diese Zuschauergruppe. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die interessante Gestaltung als Arbeitstreffen und der damit verbundenen Möglichkeit des Austauschs zwischen Theatermachern, Publikum und Kulturpolitikern – und ganz nebenbei gibt es ja auch ein paar tausend Euro zu gewinnen. Dafür muss man natürlich am Wettbewerb teilnehmen. Wie das die performing group aus Düsseldorf macht. Hier geht es eher tänzerisch um das, was im Leben wirklich zählt. Nach Interviewaufnahmen mit Kindern gehören natürlich die Helden der Musikcharts und der persönliche Pizzageschmack natürlich dazu. Der Titel „Chalk About“ spielt mit dem englischen „to talk about“ und „to chalk“, was so viel wie „mit Kreide anmerken“ heißt. Sie entwickelten so ein mit einfachsten Mitteln in Szene gesetztes Manifest über die Unterschiedlichkeit von Menschen jenseits von Nationalität und Geschlecht. Drei Akteure des Bonner Theater Marabu erzählen eine ähnliche die Geschichte mit Hilfe von Licht- und Schattenspielen. Das poetische Objekttheater arbeitet auch mit Geräuschen und Musik und das ist wohl auch notwendig: „Heute Morgen hat meine Mutter so geschrien, dass ich auseinandergeflogen bin“, sagt der kleine Pinguin und macht sich auf die Suche nach seinen Einzelteilen. Beschützt von der Schreimutter erleben die Körperteile auf ihrer Reise fantastische Abenteuer. Splatter für Kinder. Kaum zu glauben und doch, dieses Stück „Die Schreimutter“ findet im Rahmen der Reihe Kleine Monster statt. Vielleicht dann doch lieber Basteln? Das macht doch jeder gerne! Das findet auch ein junger Mann, der sich einfach eine weiße Kugel auf den Kopf setzt und sich anschließend als überzeugter „Leerkopf“ seine Welt zusammenbastelt. Das belgische Kollektiv Tuning People um Wannes Deneer, Jef Van Gestel und Karolien Verlinden arbeitet bei der Live-Sound-Figuren-Performance „Leeghoofd“ mit dem Schauspieler Roel Swanenberg zusammen. So finden sich die Zuschauer mit dem Pinhead an einem fiktiven Ort zwischen zwischen Küche und Werkstatt, wo der sich mal eben mit Stickern, Fußballsocken und anderen Materialien Augen, Ohren, Nase und Mund zusammenknetet. Im Anschluss an die Stücke im Wettbewerb finden Inszenierungsgespräche statt. Zuschauer, Theatermacher und Experten beschreiben, diskutieren und hinterfragen. Denn da gilt es alljährlich auch noch einen Publikumspreis zu ergattern. „Il prigioniero“/„Ekklesiastische Aktion“ Westwind-Festival 2015 in Düsseldorf Beide Werke spielen zur Zeit der spanischen Inquisition. „Der Gefangene“ (ital. Il prigioniero) wartet auf seine Hinrichtung, doch der Kerkermeister macht ihm Hoffnung auf Befreiung und gibt ihm die Gelegenheit zur Flucht aus dem Labyrinth der Kerker. Unter dem freien Sternenhimmel wähnt er sich gerettet, doch erwartet ihn dort nicht die Freiheit, sondern der Großinquisitor und der Scheiterhaufen. Das kafkaesk wirkende Libretto geht auf die Erzählung „Folter durch Hoffnung“ von Auguste Villiers de l‘Isle-Adam (1888) zurück. Die Textgrundlage von Zimmermans ekklesiastischer (kirchlicher) Aktion stützt sich auf das Buch Salomo des Alten Testaments und das Kapitel „Der Großinquisitor“ aus Dostojewkijs Roman „Die Brüder Karamasow“ (18781880). Der Großinquisitor sucht den in Haft sitzenden Jesus Christus auf, der auf die Erde zurückkehrte. Ihm wird zum Vorwurf gemacht, dass er den Menschen zu viel Freiheit ließ, mit der sie nicht umgehen können und die sie nun gegen die Macht der Kirche aufbringt. Am Ende entlässt der Großinquisitor den Gefangenen mit den Worten: „Geh und komm nicht wieder.“ Diese Romanepisode kombiniert Zimmermann mit Zitaten aus dem Alten Testament, die von der Nichtigkeit des menschlichen Seins zeugen und dem Unrecht, das Mächtige den Schwachen antun – ein zutiefst pessimistisches Werk, das Zimmermann unter Aufbietung seiner letzten Kräfte am 5. August 1970 beendete. Fünf Tage später nahm er sich das Leben. Die hochexpressive Musik beider Werke bringt tiefstes menschliches Leid und Verzweiflung zum Ausdruck. Dallapiccola, selbst mit einer Jüdin verheiratet, wandte sich vom italienischen Faschismus ab, nachdem Mussolini 1938 zur antisemitischen Rassekampagne aufrief. In seinen Kompositionen aus dieser Zeit griff er bewusst auf die Zwölftontechnik Arnold Schönbergs zurück, dessen Musik als entartet galt, und bekannte sich zu ihm als menschliches und künstlerisches Vorbild. Die Zwölftonmusik ist für Dallapiccola jedoch kein abstraktes Konstruktionsprinzip, sondern dient der dramatischen Textausdeutung, ebenso wie die Tonalität. Zimmermanns Werk ist Ausdruck seiner eigenen Halt- und Hoffnungslosigkeit und Zeugnis allgemein menschlicher Ohnmacht. Auch er verstand sein Komponieren im Kontext musikalischer Tradition. So zitiert er aus Bachs Kantate „O Ewigkeit, Du Donnerwort“, selbst Bluesrhythmen macht er sich als Ausdrucksmittel subjektiver Not und Ausweglosigkeit zu eigen. Der letzte Satz des Werkes erscheint wie ein Selbstbekenntnis des gläubigen Katholiken: „Weh dem, der allein ist.“ KERSTIN MARIA PÖHLER 19 PETER ORTMANN Westwind 2015 | 27.5.-3.6. | tanzhaus NRW, FFT und Schauspielhaus Düsseldorf | www.westwind-festival.de Theater-Kalender Ruhr = Premiere = trailer-Empfehlung auf den Auswahlseiten STADTTHEATER SCHAUSPIELHAUS BOCHUM 0234 33 33 55 55 Hexenjagd Sa 2.5. 19.30, So 10.5. 17.00 Delikatessen Sa 2.5. 19.30 Der Besuch der alten Dame So 3.5. 17 Uhr; Di 12.5., Fr 15.5., Sa 16.5. 19.30; Sa 31.5. 17.00 Gift. Eine Ehegeschichte So 3.5., So 10.5. 19.00; Mi 27.5. 19.30 Einsame Menschen Mo 4.5., Sa 9.5. 19.30 Ein Sommernachtstraum Mi 6.5. 19.30 [fi‘lo:tas] Mi 6.5. 19.30 Hedda Gabler Fr 8.5. 19.30 Hans im Glück Sa 9.5.19.30; Sa 30.5. 20.30 Kabale und Liebe Mi 13.5. 20.00; So 17.5. 19.00 Richtfest Do 14.5. 19.00 Leas Hochzeit Sa 16.5., Fr 22.5. 19.30 Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs So 17.5. 19.30 Drei Männer im Schnee Mo 18.5. 19.30 Die Welle Do 21.5., Do 28.5. 19.30; Fr 22.5, Fr 29.5. 10.00; Do 28.5. 12.00 Die Nibelungen Sa 23.5. 18.00; So 24.5. 16.00 Gespenster des Kapitals Sa 23.5. 19.30; So 19.5. 19.00 Hamlet Mo 25.5. 19.00 Viel Lärm um Nichts Di 26.5., 19.30 Was Ihr wollt Do 28.5. 19.30 Die Unvernünftigen sterben aus Fr 29.5. 19.30 Onkel Wanja Fr 29.5. 19.30 Ein Mann will nach oben Sa 30.5. 19.30 THEATER DORTMUND 0231 502 72 22 Szenen einer Ehe Sa 2.5. 19.30 Elektra So. 3.5. 19.30 Komm in meinen Wigwam So 3.5. 20.00 Identity Mi 6.5., 19.00 Häuptling Abendwind und die Kassierer. Eine Punk-Operette Sa 9.5. 19.30; So 24.5. 18.00 Das Bekenntnis eines Masochisten Sa 9.5. 20.00; So 24.5. 18.30 Die Möglichkeit einer Insel So 10.5. 18.00; Mi 20.5., Sa 30.5. 19.30 Moby Dick vs A.H.A.B. – All Heroes are Bastards So 10.5. 18.30; Mi 20.5. 20.00 Männerhort So 17.5. 18.00 Die Leiden des jungen Werther Di 19.5. 20.00 Minority Report oder Mörder der Zukunft Do 21.5. 20.00; So 31.5. 18.00 Tod eines Handlungsreisenden Fr 22.5. 19.30 Drama Queens – Neue Songs aus der Kantine Sa 23.5. 19.30 Endspiel So 23.5. 20.00 Hamlet Do 28.5. 19.30 4.48 Psychose von Sarah Kane Do 28.5. 20.00 The Return of Das Goldene Zeitalter Fr 29.5. 19.30 Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs Fr 29.5. 20.00 Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Sa 30.5 20.00 THEATER DUISBURG 0203 300 91 00 Der kaukasische Kreidekreis Mo 4.5., Di 5.5., Mo 11.5., Di 12.5., So 17.5., Di 19.5., So 31.5. 20.00 Der Hausmeister Mi 6.5., Do 7.5. 20.00 Garage D’Or So 10.5. 19.30 Ronja Räubertochter Di 12.5. 11.00 Wassa Schelesnowa Mi 20.5., Do 21.5. 19.30 Schachnovelle Mi 27.5., Do 28.5. 20.00 THEATER ESSEN 0201 812 22 00 Alles ist erleuchtet So 3.5., Di 12.5., Fr 22.5. 19.00 Wir sind die Guten Do 14.5. 19.00; Fr 22.5. 19.30 Die Odyssee Do 7.5. 19.30 Krieg und Heimkehr 1914/2014 Fr 8.5. 19.30 Manderlay Sa 9.5.; Fr 29.5 19.30 Verbrennungen So 10.5. 19.00; Sa 30.5. 19.30 Die Leiden des jungen Werther Di 12.5., Do 21.5. 19.30 Wolken.Heim. Fr 15.5., So 24.5. 19.00 Der Prozess Mi 20.5. 19.30 THEATER OBERHAUSEN 0208 857 81 84 Sturmhöhe Sa 2.5. 19.30 So viel Zeit So 3.5. 18.00 Der nackte Wahnsinn Fr 8.5. 19.30; So 17.5. 18.00; Fr 29.5., Sa 30.5. 19.30 Hamlet Mi 20.5 19.30 THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM 0208 96 09 60 Clowns 2 1/2 Sa 2.5. 19.30 Der kleine Prinz So 3.5. 19.30 Eines langen Tages Reise in die Nacht Do 7.5. 19.30 Auf der großen Straße Sa 9.5. 19.30 Das Wintermärchen So 10.5. 19.30 Demasiado Cortas las Piernas So 17.5. 19.30 Eine Schneise Sa 30.5. 19.30 MUSIKTHEATER AALTO MUSIKTHEATER ESSEN 0201 812 22 00 La Traviata So 3.5. 19.00 Così fan tutte Sa 9.5., Sa 16.5. 18.00 Nabucco Do 14.5. 18.00; Mo 25.5. 16.30 Rusalka Sa 23.5. 19.00; Mi 27.5., Fr 29.5. 19.30; So 31.5. 18.00 Fidelio Sa 30.5. 19.00 MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN 0209 409 72 00 Der Zauberer von Oz So 3.5. 15.00; Fr 8.5., Sa 16.5. 19.30; So 10.5., So 17.5. 18.00 Rigoletto So 24.5. 18.00; Sa 30.5. 19.30 Die Csárdásfürstin So 25.5. 18.00 Nahod Simon Fr 29.5. 19.30; So 31.5. 18.00 OPER DORTMUND 0231 502 72 22 Anatevka – Fiddler on the Roof Sa 2.5. 19.30 Don Giovanni So 3.5. 18.00; So 10.5. 15.00; Fr 15.5, Fr 22.5. 19.30 Saul Fr 8.5. 19.30; So 17.5., So 24.5. 18.00 Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte So 31.5. 16.00 VARIETÉ & BOULEVARD DAS KLEINE THEATER ESSEN 0201 520 98 52 Das Urteil Fr 1.5., Fr 29.5. 20.00 Ganze Kerle Sa 2.5., Fr 15.5., Sa 16.5. 20.00 Falsche Schlange Fr 8.5., 20.00 Lügen über Lügen Sa 9.5. 20.00 Zwei wie Bonnie und Clyde Fr 22.5., Sa 23.5. 20.00 Geschlossene Gesellschaft Sa 30.5. 20.00 GOP VARIETÉ ESSEN 0201 245 55 55 Rockabilly (bis 17.5.) je Mi 20.00, Do 20.00, Fr 18.00 u. 21.00, Sa 18.00 u. 21.00, So 14.00 u. 17.00 Die Clowns Company (ab 20.5.) je Mi 20.00, Do 20.00, Fr 18.00 u. 21.00, Sa 18.00 u. 21.00, So 14.00 u. 17.00 THEATER IM RATHAUS ESSEN 0201 245 55 55 Das hat man nun davon 1.5.: 19.30 City of Angels 8.5.-22.5.: Mo-Sa, 19.30; So 19.00; Nicht am 13.5. u. 18.5. Best of Heinz Erhardt Mo 18.5. 19.30 Opa ist die beste Oma 25.5.-31.5.: Mo-Fr, 19.30; So 19.00 VARIETÉ ET CETERA 0234 130 03 Das Chaos-Hotel Do-Sa 20.00, So 19.00 FREIE SZENE CABARET QUEUE DORTMUND 0231 41 31 46 Barbara Ruscher Sa 2.5. 20.00 Peter Vollmer Fr 8.5., Sa 9.5. 20.00 CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN 0209 988 22 82 Der Krakeeler So 3.5. 15.00 Die besseren Wälder Di 5.5., Mi 6.5, Do 7.5. 10.30 20 The Grateful and the Dead Sa 9.5. 20.00 Mein ziemlich seltsamer Freund Walter Di 19.5. 10.30; So 31.5. 15.00 EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24 Jürgen Becker Di 5.5. 20.00 Sascha Korf Mi 6.5. 20.00 Anny Hartmann Do 7.5. 20.00 Gayle Tufts So 10.5. 19.00 Öczan Cosar Mi 13.5. 20.00 Basta Do 14.5. 20.00 Mirja Boes & die Honkey Donkeys Fr 15.5. 20.00 Anka Zink So 17.5. 19.00 Fritz Eckenga Do 21.5. 20.00 Bembers Fr 22.5. 20.00 Muttis Kinder Sa 23.5. 20.00 Robert Kreis So 24.5. 19.00 Kai Magnus Sting Fr 29.5. 20.00 Kommödchen Ensemble Sa 30.5. 20.00 KATAKOMBEN-THEATER ESSEN 0201 430 46 72 MS Inge Ahoi So 3.5. 19.00 Soka ın Islığı – Das Pfeifen der Straße Fr 8.5. 20.00 PRINZ REGENT THEATER BOCHUM 0234 77 11 17 Tschick Fr 1.5. 19.00; Sa 2.5., Mi 6.5. 20.00 Toi toi buh! Fr 8.5. 20.00 „Kunst“ Sa 9.5., Sa 30.5. 20.00 Offene Zweierbeziehung So 10.5 19.00 Macbeth Mi 13.5. 19.30; Do 14.5 19.00 Orest Sa 16.5. 19.30; So 17.5. 19.00 Es ist nie genug Mi 20.5., Do 21.5. 20.00 Die Verwandlung Sa 23.5. 20.00; So 24.5 19.00; Mi 27.5. 20.00 THEATER IM DEPOT DORTMUND 0231 982 23 36 Ossimisten Wessimisten Sa 02.05. 20.00, So 3.5. 11.00 Give me a Vibe, Mr. King Sa 9.5. 20.00; Fr 10.5. 18.00; Fr 22.5., Sa 23.5. 20.00 Offene Zweierbeziehung Mi 13.5. 20.00 Play Sisyphos – Ein Myterienspiel Sa 16.5. 20.00 Moby Dick Do 21.5. 20.00 Götz von Berlichingen mit der Eisernen Hand Do 28.5. 20.00 The Great Democracy Show Fr 29.5., Sa 30.5. 20.00 Ich geh‘ tanzen So 31.5. 18.00 www.trailer-ruhr.de DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES EIN FILM VON ALAN RICKMAN www.diegaertnerinvonversailles.de S TA AT E N M A C H E N M I L L I A R D E N S C H U L D E N , W E R Z A H LT D A F Ü R ? Das Programm im Mai 2015 E R W E I S S , WA S PA S S I E R T ! S C HU LD E N EURO GREXIT GEHEIMER CODE WIR ALLE! UCI EVENTS S TAAT SS C HU LD E N O HN E R Ü C K ZAHLU N G 2 0 0 0 / 2 0 07 / 2 0 0 9 / 2 0 1 5 ? STEHEN WIR VOR DEM NÄCHSTEN CRASH? MARTIN ARMSTRONG IST THE D E R D O K U -T H R I L L E R VON MARCUS VETTER FOREC AS TER ROYAL OPERA HOUSE LA A FIL LLE MAL GARDÉE Am 5. Mai um 20.15 Uhr W W W. F O R E C A S T E R - F I L M . D E Ballett von Frederick Ashton live aus London A B 7. M AI IN D EN E SSEN E R F I LMKU N S T T HEAT ER N , IM B O C H U ME R C ASA B LA N C A , I M D U IS B U R G ER FIL M FO R U M UN D I M D ORT MU N D ER SW EET SIXT EEN - K INO PHOEBE FOX MARK STRONG NICOLA WALKER +++++ Evening Standard VIEWFROM BRIDGE ARTHUR MILLER A YOUNG VIC PRODUCTION IVO VAN HOVE in the West End In cinemas from Broadcast live by 26 March ntlive.com/view Photography Uli Weber A THE DIRECTION NATIONAL THEATRE A VIE EW FROM M THE BRID DGE Am 11. Mai um 20 Uhr ‘MAGNETIC,ELECTRIFYING, ASTONISHINGLY BOLD’ Theaterstück von Arthur Miller mit Mark Strong englische OV mit englischen UT TS NA S MO t ar A DE hn EM wo TH EXHIBITION ON SCREEN April 2015 www.trailer-ruhr.de Das MeinungsMagazin TS NA S MOk A DEglüc EM TH Sei te Mai 2015 www.trailer-ruhr.de 5 Das MeinungsMagazin “A TREAT FOR THE EYES.” ư(-0#&"/%."*- THE STORY OF ART’S (3&"53&70-65*0/"3*&4 DIE E IMPRESS SIO ONIS STEN Am 31. Mai um 17 Uhr Kulturmagazine Lindbergh, 2015. EIN FILM VON ALAN RICKMAN Wim Wenders, Foto: Peter DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES www.diegaertnerinvonversailles.de %*3&$5&%#:1)*-(3"#4,: Kundenberatung "/%5)&."/8)0."%&5)&. 4 REAL & TRUE 2 trailer-Ruhr (Bochum), biograph (Düsseldorf) und choices (Köln), Print und Online. FEATURING EXCLUSIVE ACCESS TO THE BLOCKBUSTER EXHIBITION FROM THE MUSÉE DU LUXEMBOURG & MUSÉE D’ORSAY PARIS, NATIONAL GALLERY LONDON AND PHILADELPHIA MUSEUM OF ART WIM WENDERS. LANDSCHAFTEN. PHOTOGRAPHIEN. MUSEUM KUNSTPALAST DÜSSELDORF – BIS 16.8.2015 IN CINEMAS FROM 26 MAY Dance at Bougival, 1883, Pierre-Auguste Renoir, French Oil on canvas, 71 5/8 x 38 5/8 inches (181.9 x 98.1 cm) Museum of Fine Arts, Boston. Picture Fund; Courtesy Museum of Fine Arts, Boston Die Geschichte der großen Revolutionäre der Kunst With the support of englische OV mit deutschen UT Sie sind kulturell interessiert, können Menschen rasch begeistern und überzeugen im Verkauf, besonders wenn es sich um Kulturmagazine handelt und wenn Sie auch selbst von einer Sache überzeugt sind. Kultturhig ghlig ghtss auff der gro oßen Kino ole ein nwand d Ihre Aufgaben: Akquisition von Neu- und Altkunden, Aufbau und die Weiterentwicklung von Kulturkooperationen Die Tätigkeit kann wahlweise in Teil- oder Vollzeit (Gehalt/Prämien) oder auf selbständiger Basis (Provision) in Bochum od. Köln erfolgen. Bewerbungen per Mail an Frau Okniewski. trailer-ruhr Verlag, Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum [email protected] KINOWELT www.trailer-ruhr.de Mehr Infos, genaue Spielorte und Tickets unter www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App. 22 trailer-ruhr.de Forum Film-ABC Vorspann High Perfomance – Mandarinen lügen nicht, S. 28 KULTUR.KINO.RUHR. Mai 2015 FILMKRITIK-ÜBERSICHT FILMSTART-TERMINE 30.4. 07.5. 14.5. 21.5. 28.5. 32 A World Beyond X 33 Abschussfahrt X 30 An den Ufern der heiligen Flüsse 33 Das Versprechen eines Lebens 33 Der 8. Kontinent 32 Der Babadook X 32 Der Knastcoach X 28 Die abhandene Welt X 27 Die Augen des Engels 26 Die Gärtnerin von Versailles 30 Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern 27 Eden X 27 Fassbinder X 28 Hedi Schneider steckt fest X 28 High Perfomance – Mandarinen lügen nicht X 33 Käpt'n Säbelzahn und der Schatz vom Lama Rama X 33 Kein Ort ohne dich 30 La Buena Vida - Das gute Leben X 32 Mad Max: Fury Road X 31 Mädchen im Eis X 28 Mein Herz tanzt X 31 Melodys Baby 33 Nirgendland 33 Niyazi Gül Dörtnala X 32 Ostwind 2 X 32 Pitch Perfect 2 X 30 Reuber 32 Sam O'Cool - Ein schräger Vogel hebt ab 31 The Forecaster 33 The Gunman X 31 The Voices X 32 TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest X 27 Welcome to Karastan 24 Zweite Chance X X X Wir müssen über Mutter reden Cineasten-Gedanken zum Muttertag „Hast du je bemerkt, wie viele Filme Schwangerschaft als Heimsuchung zeigen, als heimtückische Kolonisierung?“, fragte Tilda Swinton als Protagonistin der Adaption des Romans „We Need to Talk About Kevin“. Sie spielte darin die Mutter eines 15-jährigen Amokschützen, die schon bei dessen Anblick im Säuglingsalter regelmäßig eher an „Rosemaries Baby“ oder „Alien“ denken musste. Wenn uns der Floristenverband jetzt wieder wie jedes Jahr vor dem zweiten Sonntag im Mai dazu bewegen will, Bouquets zu Ehren der Frauen zu erwerben, die uns zur Welt brachten, drängen sich auch dem Kinogänger unfreiwillige Assoziationen auf. „Muttertag“, der Slasher-Film aus dem Jahr 1980, ist da nur die offensichtlichste. Mütter als Schreckensgestalten – aus dieser Verknüpfung hat die Geschichte der bewegten Bilder bislang reichlich geschöpft. Kaum vermeiden lässt sich in diesem Zusammenhang, dass Erinnerungen an „Psycho“ die Vorhänge unseres Filmgedächtnisses beiseite reißen und uns Anthony Perkins‘ „Mutter“ anspringt. Nie mehr vergessen kann man auch die „other Mother“ der jungen Heldin Coraline im gleichnamigen Stop-Motion-Animationsabenteuer, wenn man einmal gesehen hat, wie dieses spinnenartige Wesen nach den Knopfaugen seines Töchterleins grapscht. Aber auch jenseits von Genre-Beiträgen hat das Kino schon etliche Mütter-Monster hervorgebracht, die uns Schauer den Rücken hinunterjagten. Die Schauspielerin Mo‘Nique bekam 2010 als beste Nebendarstellerin in „Precious“ einen Oscar für die Rolle, in der sie ihrer Tochter das Leben zur Hölle macht. X X X X Dass nicht nur die Mutter selbst, sondern andererseits die Fürsorge für den Nachwuchs – insbesondere im Falle einer Alleinerziehenden mit unverarbeiteter Trauer – zum Horror werden kann, zeigt diesen Monat in einer aufwühlenden Mischung aus Schauergeschichte und Psycho-Drama die australische Produktion „Der Babadook“. Das Thema Mutterschaft ist jedenfalls auffällig präsent in diesem Kinomonat. Was eigentlich eine gute Mutter auszeichnet, wem die Verantwortung für ein Kind zugestanden werden sollte und ob Frauen schwanger werden müssen, um einem gesellschaftlichen oder persönlichen Ideal von vollkommener Weiblichkeit gerecht werden zu können – solche Fragen stellen mehrere neue Filme zur Diskussion. Im Drama „Melodys Baby“ verkauft eine junge Obdachlose ihr ungeborenes Kind an eine wohlhabende Ältere, die nach einer Fehlgeburt nicht mehr schwanger werden kann. Regisseurin Susanne Bier gleicht in „Zweite Chance“ die mütterlichen Qualitäten einer Drogenabhängigen und einer Polizistengattin ab. Und „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ rührt am Tabu von Schwangerschaft und Behinderung. X X X X X Eine breit gefächerte Auswahl also. Auch geeignet, wenn man sich mal (wieder) einen Film mit seiner Mutter ansehen möchte. Überhaupt: Wenn man sich schon dem moralischen Druck des kommerzialisierten Muttertags nicht ganz entziehen mag – ein Gutschein für einen gemeinsamen Kinobesuch ist mal eine andere Geschenkidee für den 10. Mai. Statt Blumen. X X JESSICA DÜSTER Wertung unter den Filmkritiken: 1( ) bis 6 ( ) 6 Punkte = Höchstwertung Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche Weiß alle Arten von Mutter-Figuren zu schätzen: Jessica Düster 23 Mein Meein i Lesezeichen Film des Monats Verzweifelt im Affekt: Andreas (Nikolaj Coster-Waldau) Chaos „Zweite Chance“ von Susanne Bier Nach einem Schicksalsschlag fällt ein junger Familienvater eine tragische Entscheidung. C Atemberaubendes Thrillerdrama Regelmäßig kehrt die international renommierte Regisseurin Susanne Bier zurück in ihre Heimat Dänemark und inszeniert dort das eine oder andere Drama. Und das ist gut so. Die einstige Dogma-Vertreterin („Open Hearts“) ist nach ihrem über die Landesgrenzen hinaus gefeierten Erfolg „Brothers – Zwischen Brüdern“ von 2004 auf den Leinwänden der Welt unterwegs. Auch wenn sich Susanne Bier immer die zurückgenommene Inszenierung bewahrt hat und selbst in ihren Hollywood-Ausflügen („Eine neue Chance“, „Serena“) oder gar in einer romantischen Komödie wie „Love Is All You Need“ den Versuchungen des Pompösen und von Pathos entsagte und weiterhin jenseits der Oberfläche zu berühren vermochte, ist und bleibt sie am stärksten, wenn sie nach Dänemark zurückkehrt. Davon zeugen ihre Filme „Nach der Hochzeit“ und „In einer besseren Welt“. Und davon zeugt auch ihr aktuelles Drama. Eine folgenschwere Entscheidung Bei einem Einsatz wegen Ruhestörung verschaffen sich Polizeikommissar Andreas (Nikolaj Coster-Waldau) und sein Kollege Simon (Ulrich Thomsen, „Adams Apfel“) Zugang in die Wohnung des vorbestraften Junkies Tristan (Nikolaj Lie Kaas) und dessen Partnerin Sanne (das dänische Model Lykke May Andersen). In der heruntergekommenen Wohnung finden die Männer auch das bitter verwahrloste Baby der beiden. Andreas, selbst liebender Vater eines kleinen Sohnes, entreißt das Baby seinen Eltern. Die Behörden aber geben es jenen schon bald zurück, da es gesund und ausreichend ernährt ist. Andreas ist entgeistert. Geborgenheit vor seinem Joballtag findet der junge Vater indes daheim bei seiner Frau Anna (Maria Bonnevie) und dem Nachwuchs. Dann aber plötzlich stirbt des nachts das Baby. Verzweifelt im Affekt trifft Andreas eine so tragische wie folgenschwere Entscheidung. Er fährt mit dem toten Kind zu Tristan und Sanne, die gerade ihren Drogenrausch ausschlafen, während ihr Kind unbeobachtet auf dem Kachelboden des Badezimmers liegt. Andreas dringt in die Wohnung ein und tauscht das lebende gegen das tote Baby aus. Keine Angst, diese Kritik verrät nicht zu viel. Die Geschichte nämlich geht hier erst richtig los, und es kommt in diesem Drama noch so manches anders, als man denkt. Susanne Biers vertrauter Drehbuchautor Anders Thomas Jensen („Brothers“, „In einer besseren Welt“) entwickelte gemeinsam mit der Regisseurin das Skript. Erneut sucht Bier die alltägliche Ausgangslage. Zart inszeniert sie das Familienglück des Polizisten, bitter die Zustände in der Höhle der Junkies. Dann schlägt das Schicksal zu, der plötzliche Kindestot, und der Mein Film, mein Kino, meine Meinung eherne Gesetzeshüter und fürsorgliche Familienvater, den Nikolaj CosterWaldau („Game of Thrones“) bravourös ungekünstelt als Sympathieträger verkörpert, begeht eine moralisch verwerfliche Untat. Eine Straftat, die den Zuschauer für den Rest des Films in Bann halten wird, weil sie nachvollziehbar und gerechtfertigt erscheint. Anstatt nun die moralische Keule zu schwingen, biegt Jensens Geschichte ab und ummantelt das Drama mit einem Krimiplot. Und fährt im Folgenden noch zahlreiche Wendungen auf, die überraschen, die erschrecken und in deren Verlauf Andreas zunehmend die Situation entgleitet. Susanne Bier inszeniert souverän. Dogma-Referenzen mag man wiederfinden in ihrer ungefälschten Darstellung des Milieus, in den schonungslos kargen, nüchternen Bildern. Zugleich aber greift sie bereits zu Beginn auf schmerzvoll warme Bildkompositionen zurück, die unter Einsatz von Musik zu elegischer Traurigkeit erwachsen. Susanne Bier schafft den Spagat und bewahrt dabei die Wahrhaftigkeit. Kaltes Milieu und tiefer Schmerz, Abgrund und Glück, Thriller und Melodram – die Filmemacherin liefert einen Spielfilm, der Arthousefreunde ebenso einzunehmen vermag wie Fans wendungsreicher Thrillerkost. Was von Dogma übrig blieb Lediglich die allerletzte, unnötig versöhnliche Szene irritiert. Bereits in „Love Is All You Need“ fütterte Susanne Bier am Ende ihr Publikum mit Informationen, nach denen der Film nicht verlangte. Derlei aufgesetzter Endschliff mag ein Überbleibsel aus Biers Schaffenszeit in den USA sein. Die Regisseurin beschert „Zweite Chance“ mitnichten ein weichgespültes Happy End, aber sie evoziert ein vermeidbares, finales Stirnrunzeln. Ein Ende, das jedoch das Gesamtwerk nicht zu trüben vermag. Zu stark, zu intensiv, zu echt, pur, klar und tief gestaltet sie ihre spannende Parabel über Moral, Selbstjustiz, Liebe und Gerechtigkeit. Ein Film, der anstößt und über den Kinobesuch hinaus nachdenklich stimmt. Und der lebt durch seine Bildsprache, durch die Darsteller und allem voran durch seine Nähe zum Leben. „Zweite Chance“ ist ein gelungenes Beispiel dafür, was von Dogma nach zwei Jahrzehnten übrig blieb. Eine reduzierte Inszenierung, die zugleich im richtigen Moment inspiriert auf etablierte, filmische Standards zurückgreift. Und die, ganz im Dogma-Sinne, mit einer Geschichte auffährt, die nur so strotzt vor Unmittelbarkeit. HARTMUT ERNST ZWEITE CHANCE Festival San Sebastián 2014: SIGNIS Award, Susanne Bier DK/SE 2014 - Drama - 98 Min - ab 12 J. - Regie: Susanne Bier mit: Nikolaj Coster-Waldau, Maria Bonnevie, Ulrich Thomsen Start: 14.5. BO: Metropolis/Casablanca, Union, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg 24 trailer-ruhr.de Forum Kritikerspiegel Ruhr Mai 2015 Die häufigsten Nennungen Sascha Westphal WAZ EPD-Film Sebastian Ko WDR Ingrid Bartsch ARD 1 LIVE Morgenmagazin Der Babadook von J. Kent Herausragend Bemerkenswert Melodys Baby von B. Bellefroid Best of Comedy Hot Tub Time Machine 2 von S. Pink Hedi Schneider steckt fest von S. Heiss Best of Drama Eden Melodys Baby von von M. Hansen-Løve B. Bellefroid Mein Herz tanzt von E. Riklis Besondere Erwähnung The Gunman von P. Morel Eden Dora oder (...) von von M. Hansen-Løve S. Werenfels R.-Ruediger Hamacher film-Dienst Susan Vahabzadeh Süddeutsche Zeitung Christian Meyer choices Verena Lueken Kultur.Kino.Köln. FAZ Daniel Kothenschulte Frankfurter Lars-Olav Beier Spiegel Katja Nicodemus Die Zeit Cristina Nord taz Rundschau Zweite Chance von S. Bier Melodys Baby von B. Bellefroid Eden von M. Hansen-Løve Pitch Perfect 2 High von Performance E. Banks von J. Moder Die abhandene Welt von M. v. Trotta Hedi Schneider The Forecaster TinkerBell und steckt fest von M. Vetter, die (...) von S. Heiss K. Steinberger von S. Loter trailer Kultur.Kino.Ruhr. Zweite Chance von S. Bier Melodys Baby von B. Bellefroid Frank Brenner Eden Melodys Baby von von M. Hansen-Løve B. Bellefroid Mein Herz tanzt von E. Riklis Eden von M. Hansen-Løve Eden The Voices von von M. Satrapi M. Hansen-Løve The Voices von M. Satrapi Mein Herz tanzt von E. Riklis Altman von R. Mann Die Augen des Hedi Schneider Engels steckt fest von M. Winter- von S. Heiss bottom Welcome to Karastan von B. Hopkins Kino-Kalender Ruhr PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN 1./2.5. 22.30 Uhr WHIPLASH, Casablanca Bochum Oscar-prämierter Musikfilm von Damien Chazelle in der Reihe filmplusX. 15.5. 23 Uhr ROCKABILLY ZOMBIE, Apollo Gelsenkirchen Midnight Movie. Eintritt frei! 5 € Mindestverzehr. 3.5. 13 Uhr BOMBEN AUF BOCHUM, Casablanca Bochum Mit Regisseur, Historiker sowie Buch- und Filmautor Dr. J. V. Wagner. 16.5. 11 Uhr WAIDMANNS HEIL, Schauburg Gelsenkirchen Buio Omega präsentiert ein Doppelpack mit viel trashigem Geballer. 3.5. 14.30 Uhr KÄPT‘N SÄBELZAHN UND DER SCHATZ VON LAMA RAMA, CineStar Dortmund Abenteuerfilm aus Norwegen als Preview. 17.5. 20.30 Uhr NACHTHELLE, Lichtburg Oberhausen Mystery-Drama mit Anna Grisebach und Benno Fürmann als Preview in der Reihe homochrom. 4.5. 20 Uhr DIE ABHANDENE WELT, Lichtburg Essen Deutsche Kinopremiere einer feinsinnigen Familiengeschichte. Margarethe von Trotta und Katja Riemann anwesend. 17.5. 15 Uhr OSTWIND 2, Cinemaxx Essen Zweiter Teil des Pferdefilms in der Klexxi Sause. 6.5. 18 Uhr ANGST ESSEN SEELE AUF, Endstation Bochum Klassiker des deutschen Kinos in der Fassbinder-Reihe. „Whiplash“ 19.5. 19 Uhr LA BUENA VIDA – DAS GUTE LEBEN, sweetSixteen Dortmund Doku über eine Dorfgemeinschaft Kolumbiens mit anschließendem Filmgespräch mit Regisseur Jens Schanze. 7.5. 19 Uhr ABSCHUSSFAHRT, UCI Bo/Du Fan-Event mit Anwesenheit der Hauptdarsteller Chris Tall, Tilman Pörzgen und Lisa Volz sowie den Youtubern von Bullshit TV und Dominik Porschen. 19.5. 19.30 Uhr THE RAID, StudienKreis Film Bochum Independent-Actionstreifen, avancierte zum Kultfilm. Zuschauerwunschfilm. 7.5. 20 Uhr THE SEPTEMBER ISSUE, Goldkante Bochum Die Koop. endstation.goldkante präsentiert den zweiten Film in der Cinema Couture über die Chefredakteurin der Vogue, Anna Wintour. 21.5., 19 Uhr KAPITALISMUS: EINE LIEBESGESCHICHTE, Babylon Hagen Michael Moore-Film über die Finanzwelt. Klarsichtkino. 8.5. 21 Uhr DIE PRÄSENZ + V/H/S: VIRAL, Roxy Dortmund Horror-Doppelprogramm mit zwei jungen Perlen des Genres. „Breakfast on Pluto“ 21./22.5. 20 Uhr SOLEILS, Kino im U Dortmund In Kooperation mit Africa Positive e.V. und FilmInitiativ Köln e.V. – Filme aus Afrika. „Nirgendland“ 23.5. 17 Uhr NIRGENDLAND, sweetSixteen Dortmund Über das Tabuthema Missbrauch. Filmgespräch mit Regisseurin Helen Simon. 11.5. 21 Uhr KATZELMACHER, sweetSixteen Dortmund Der zweite Spielfilm Fassbinders, der in diesem Monat 70 geworden wäre 27.5. 19 Uhr GRIECHE SUCHT GRIECHIN, Endstation Bochum Alte Filme neu gesehen, vorgestellt von OB-Kandidat Wolfgang Wendland. 13.5. 18 Uhr BEVOR DER WINTER KOMMT, Astra Essen In Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Französischen Kulturzentrum e.V. Französische OmU. 27.5. 20.15 Uhr SAN ANDREAS, CineStar Dortmund Katastrophenfilm von Brad Peyton als Preview. 13.5. 17 Uhr PITCH PERFECT DOUBLE FEATURE, UCI Bo/Du Doppelpack der klingenden Komödie mit Preview des zweiten Teils. 31.5. 12.45 Uhr DAS WUNDER DES MALACHIAS, Schauburg Gelsenkirchen Der teils in Gelsenkirchen gedrehte s/w-Film von Bernhard Wicki. 14.5. 20 Uhr MAD MAX: FURY ROAD, Cinemaxx Essen Männerabend bei der neuesten Postapokalypse. „Katzelmacher Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche „The Raid“ 17.5. 20.30 Uhr IST DOCH EGAL, DAS STÜCK IST VON ANDY STRAUSS, Metropolis Bochum Mix-Media-Show über alle Grenzen hinweg mit Multikünstler Andy Strauß. 7.5. 19.30 Uhr BREAKFAST ON PLUTO, Babylon Hagen Independentfilm in der englischsprachigen VHS-Reihe mit dem großartig spielenden Cilian Murphy. 8.5. 22 Uhr MUTTERNACHT 2, Babylon Hagen Der Bali Filmclub zeigt sein zweites Dario Argento Double-Feature. 17.5. 18.30 Uhr ES WAR EINMAL EINE PRINZESSIN..., Schauburg Dortmund Bunt gemischte Kurzfilme in der Reihe homochrom-lesbisch. 25 31.5. 13 Uhr 10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT?, Casablanca Bochum Über Alternativen der Lebensmittelproduktion. Sektmatinée. „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ Mein Meein i Lesezeichen Festival Film-Kritik Auch das Publikum vergab beim Frauenfilmfestival einen Preis, Foto: Guido Schiefer Frauenquote: 100% Rückschau auf das Int. Frauenfilmfestival Dortmund | Köln 2015 Während der Berlinale 2014 gründete sich ein Verein, dessen Name Programm und Ziel zugleich ist: Pro Quote Regie. Die Notwendigkeit für die Gründung des Vereins rührt von den nackten Zahlen her, die offenlegen, wie unverhältnismäßig weibliche Regisseure in der Branche vertreten sind. Während Frauen an den Filmhochschulen noch knapp paritätisch vertreten sind, führen im Fernsehen nur 11% Frauen Regie, im Kino bei hoch budgetierten Filmen, d.h. ab 5 Millionen Euro, sieht es noch schlechter aus. „Especially when it comes to public money, it has to be equal“, meinte dazu die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Jane Campion in Cannes 2014. Auch Pro Quote Regie kritisiert die bisherige Vergabepraxis als undemokratisch, da nach demokratischem Verständnis die Wirklichkeit in ihrer Vielfalt auch in Film und Medien widergespiegelt werden sollte. Darf man also das Paradigma „Qualität setzt sich halt durch“ angesichts der mittelmäßigen Fernsehfilme weiterhin vorschieben oder schlägt nicht vielmehr immer noch Gewohntes und Altbekanntes die vielfach herzitierte Qualität? Zu diesem bedauerlichen Schluss kam auch die Podiumsdiskussion des diesjährigen Frauenfilmfestivals Dortmund | Köln zum Thema Frauen in Männerdomänen und Frauenquote allgemein. Zudem sei es für Frauen noch immer schwierig, in die notwendigen Netzwerke hineinzugelangen und dort erfolgreich mitzuspielen. Dass Quote und Netzwerk für Frauen zu großartigen Ergebnissen führen können, stellte das Frauenfilmfestival erneut eindrucksvoll unter Beweis. Über 107 Filme von weiblichen Filmschaffenden und Treffpunkte zum Austausch und Vernetzen machten das Festival neben bunten Programmpunkten wie dem multimedialen Konzert von Cecilia Kim, der Performance von beißpony und dem urbanen Wildkräuter-Spaziergang zu ergiebigen Filmtagen, die das Thema Komfort in verschiedenen Facetten, aus verschiedenen Richtungen beleuchteten. Ruhrgebietsfilme von Elisabeth Wilms gaben den Aspekt der Arbeit als Gegensatz wie auch als Voraussetzung von Komfort wieder. Der Themenblock „No More Comfort“ zeigte auf, wie das beständige Streben nach immer mehr Komfort mit voller Wucht zurückschlägt. Insbesondere der Dokumentarfilm „The Yes Men Are Revolting“ begeisterte das Publikum mit der Darstellung provokativer und gleichzeitig cleverer Aktionen gegen Kommerz und Ausbeutung. Und „The Punk Singer“, ein Portrait über Kathleen Hanna und die Riot-Grrrl-Bewegung mit ihrer Message „Girls to the Front“ rüttelte an der Komfortzone einer Szene, die von sich behauptet, keine zu haben. Um die Arbeit von Frauen im Film auch finanziell zu unterstützen, vergab das Festival erneut den RWE Filmpreis an einen von acht Spielfilmen im Wettbewerb. In diesem Jahr entschied sich die Jury bestehend aus Kate Kinninmont, Vorsitzende von Women in Film and Television UK, die Regisseurin und Festivalleiterin Amal Ramsis und die deutsche Schauspielerin Lena Stolze für den poetischen Film „Still the Water“ der japanischen Regisseurin Naomi Kawase. Besonders beeindruckt hatte die Jury die kraftvolle Kinematografie Kawases. Die Zuschauer beeindruckte in diesem Jahr der ägyptische Dokumentarfilm „The Trace of the Butterfly“, und so ging der trailer-Ruhr-Publikumspreis an das völlig überraschte, aber erfreute Jurymitglied Amal Ramsis. LISA MERTENS Mein Film, mein Kino, meine Meinung Der Sonnenkönig geleitet seine neue Gärtnerin durch den Hofstaat Der Himmel auf Erden „Die Gärtnerin von Versailles“ von Alan Rickman Eine Landschaftsgärtnerin darf den Garten des Sonnenkönigs mitgestalten. C Historisches Drama Für den einen oder anderen Film in diesem Monat verlegte so mancher Schauspieler von Weltruhm seinen Arbeitsplatz hinter die Kamera. Da ist zum einen Ryan Gosling, der mit seinem Regiedebüt „Lost River“ albtraumhafte Abgründe sucht. Russell Crowe widmet sich mit „Das Versprechen eines Lebens“ einem historischen Drama, das er ans Ende des Ersten Weltkriegs verortet. Ebenfalls historisch gestaltet sich nun Alan Rickmans „Die Gärtnerin von Versailles“, und der Titel lässt es ahnen: Die Geschichte spielt am Hofe des Sonnenkönigs im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Bereits vor fünfzehn Jahren inszenierte Rickman „The Winter Guest“, ein stilles Drama über eine Gemeinde in einem schottischen Küstenort. Auch mit seinem neuen Film sucht er eher die leisen Töne. Gewohnt nonchalant übernimmt der Regisseur selbst die Rolle des Sonnenkönigs. Der Herrscher ist gerade dabei, seinen Sitz nach Versailles zu verlegen. Und dort wünscht er sich den „Himmel auf Erden“, das Feinste vom Feinsten von den Besten der Besten. Denn „die Menschen“, sagt er, „sollen ihr Bestes erkennen.“ Und das natürlich auch beim Flanieren im Park. Also heuert sein Gartenarchitekt André Le Nôtre entsprechend versierte Landschaftsgestalter an. Unter ihnen auch Sabine De Barra (Kate Winslet), eine geerdete Frau und begnadete Gärtnerin. Ihr kreativer Ansatz unterscheidet sich fundamental vom Kunstverständnis Le Nôtres: Während des Königs Gärtner Wert legt auf adrette Symmetrie, sucht Sabine De Barra die Ordnung lieber im Chaos. Aber sie wirkt klug und willensstark und beeindruckt Le Nôtres nachhaltig. Schon wenig später obliegt ihr die Gestaltung des Salle de Bal, ein Ballsaal, gebettet unter freiem Himmel, umgeben von Wasserspielen. Eine beträchtliche Herausforderung, liegt das Grundstück doch im Sumpfland. Darüber hinaus muss sich die Frau, die sich auch gern mal die Hände schmutzig macht, neuerdings im Hofstaat zurechtzufinden, wo ganz eigene Gesetze und obskure Regeln der Etikette herrschen. Vor allem aber fühlt sich schon bald André Le Nôtre zu ihr hingezogen. Der ist allerdings verheiratet mit der äußerst eifersüchtigen Madame Le Nôtre. Und ist Sabine überhaupt schon bereit für die Liebe? Alan Rickman läuft bei seiner zweiten Regiearbeit Gefahr, mit diesem konfliktreichen Überbau selbst etwas den Fokus zu verlieren. So wird die Gestaltung der Gartenanlage nur sehr spartanisch bebildert. Zugleich aber gestaltet sich sein Drama angenehm geerdet. Er setzt ganz im Sinne seiner Heldin nicht auf pompösen Hochglanz und widmet sich dem Geschehen zu Hofe auf Augenhöhe. Eine Begegnung von Sabine und dem König im Garten, bei der die Gärtnerin den Herrscher nicht erkennt, steht dafür beispielhaft. Der König darf für ein paar Minuten Mensch sein, fern der Etikette. Hier kulminieren Seele und Humor. Und letzterer gestaltet sich gern still in diesem Drama, kommt aber dabei nicht zu kurz. HARTMUT ERNST DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES GB 2014 - Drama - 116 Min - Regie: Alan Rickman mit: Kate Winslet, Matthias Schoenaerts, Alan Rickman Start: 30.4. BO: Union, Do: Cinestar, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg 26 trailer-ruhr.de Forum Cineast Emil (Matthew MacFadyen) ergründet Karastans Kultur Thomas (Daniel Brühl) verliert sich zwischen Fakt und Fiktion Zwischen den Stühlen Puzzle ohne Lösung „Welcome to Karastan“ von Ben Hopkins „Die Augen des Engels“ von Michael Winterbottom Ein Regisseur erhält eine Festivaleinladung und gerät in einen Bürgerkrieg. C Schwarze Komödie über eine fiktive Diktatur Thomas will einen Film über den Mord an einer britischen Studentin in Siena drehen. C Verstörendes Filmexperiment Riad Sattouf hat mit „Jacky im Königreich der Frauen“ gerade eine böse Satire auf eine arabische Diktatur gemacht, Ben Hopkins legt mit seiner Satire auf einen Nachfolgestaat der Sowjetunion nach: Der gescheiterte Regisseur Emil Forester wird für eine Retrospektive überraschend zu einem Festival eingeladen. Das Land kennt er kaum, und als er dort anreist, liefert sich ihm ein trostloses Bild. Gerade angekommen, wünscht sich der Präsident auch noch einen Propagandafilm über die heldenhafte Vergangenheit seines Landes von Forester. Nach kurzem Zögern willigt er ein und steckt bald mitten in einem Bürgerkrieg. Nicht nur die kleine Dikatur mit ihrer Korruption, sondern auch der Filmemacher und sein scheinbar reflexiver Umgang mit moralischer Verantwortung wird very british parodiert. CHRISTIAN MEYER 2007 wurde die britische Studentin Meredith Kercher im italienischen Perugia ermordet, ihre Zimmergenossin Amanda Knox geriet unter Tatverdacht. Der nach wie vor nicht eindeutig geklärte reale Kriminalfall dient Michael Winterbottom („9 Songs“) hier als Grundlage für eine fiktionale Nacherzählung, in der auf autobiografische Weise auch die Erlebnisse eines Filmemachers eingewoben sind, der den Mordfall fiktional aufarbeiten will. Am Ende gewinnen nebulös-surreale Elemente die Oberhand, aber davon abgesehen ist ihm hier wieder ein beunruhigender, spannender und in seiner Selbstreflexion sowohl kritischer als auch auf interessante Weise enthüllender Film gelungen, der sich seinem mitreißenden Thema unkonventionell annähert und streckenweise an „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ gemahnt. FRANK BRENNER WELCOME TO KARASTAN DIE AUGEN DES ENGELS GB/GEO/D/RU 2014 - Komödie - 99 Min - ab 12 J. - Regie: Ben Hopkins mit: Matthew Macfadyen, Noah Taylor, MyAnna Buring Start: 21.5. GB/I/E 2014 - Drama - 103 Min - Regie: Michael Winterbottom mit: Daniel Brühl, Kate Beckinsale, Valerio Mastandrea BO: Endstation, E: Filmkunsttheater BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo Ruhelos, tyrannisch, genial. Annäherung an eine deutsche Kinolegende Start: 21.5. Pauls (Félix de Givry) Leben droht zum Loop zu werden Quäl-Geist Im Kreis auf der Stelle „Fassbinder“ von Annekatrin Hendel „Eden“ von Mia Hansen-Løve Fassbinder war für sein Umfeld ein großes Glück und eine Qual zugleich. C Doku über Fassbinders Arbeitspraxis Ein DJ richtet sich in Paris in seiner Nische ein. C Elliptisch erzähltes Coming-of-Age-Drama In nur 13 Jahren hat er 40 Kinofilme, eine große Fernsehserie, einige Kurzfilme und zahlreiche Theaterstücke realisiert. Legendär sind nicht nur Fassbinders außergewöhnliche Filme, sondern auch sein Arbeitspensum, das schließlich im Zusammenwirken mit Drogen 1982 zu seinem frühen Tod führte. Es geht in „Fassbinder“ weniger um die Filme als um die Arbeit des Workaholics: Mit Interviews, Filmausschnitten und weiterem Archivmaterial, aber auch von der Regisseurin geführten aktuellen Interviews mit Fassbinders Mitstreitern wie Hanny Schygulla, Margit Carstensen, Irm Hermann, Juliane Lorenz, Harry Baer, Hark Bohm oder Volker Schlöndorff, erforscht der Film Fassbinders Praxis, mit familiären Strukturen, aber auch Methoden von Macht und Unterwerfung zu Arbeiten. Ein spannendes Psychogramm. CHRISTIAN MEYER Anfang der 90er Jahre lernt Paul die Clubkultur in Paris kennen. Schon bald hat er sich in das Nischengenre des Garagehouse verliebt, wird DJ und organisiert Partys. Während er über die Jahre mit mäßigem Erfolg sein Ding macht, feiern Kollegen wie Daft Punk große Erfolge, wieder andere verabschieden sich aus der Szene und gehen neue Wege. Nur Paul macht immer weiter, bis er merkt, dass er auf der Stelle tritt. Mia Hansen-Løve verfilmt abermals einen persönlich inspirierten Stoff, denn Pauls Figur ist an ihren Bruder Sven angelehnt. Und abermals irritiert sie mit einer distanzierten Inszenierung, die die Isoliertheit ihrer Figuren spiegelt. Ein sehr offen angelegter Film über die Schwierigkeit, seinen Platz im Leben zu finden. Und wer (Garage-)House mag, wird auch musikalisch belohnt. CHRISTIAN MEYER FASSBINDER EDEN D 2015 - Porträt / Biographie - 95 Min. Regie: Annekatrin Hendel Start: 30.4. BO: Endstation, DO: sweetSixteen Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche F 2014 - Drama - 131 Min - Regie: Mia Hansen-Løve mit: Felix De Givry, Pauline Etienne, Greta Gerwig Start: 30.4. BO: Endstation, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater 27 Mein Meein i Lesezeichen Film-Kritik Tragikomische Verhedderung à trois Auf Gratwanderung: Hedi (Laura Tonke) und Uli (Hans Löw) Komplexe Kontraste Welt in Scherben „High Perfomance – Mandarinen lügen nicht“ von Johanna Moder „Hedi Schneider steckt fest“ von Sonja Heiss Zwei ungleiche Brüder geraten in Interessenkonflikt. C Subtile Komödie mit ernsten Tönen Von einem auf den anderen Tag fällt Hedi in ein emotionales Tief. C Psychologische Studie einer unvermittelten Depression Daniel (Marcel Mohab) macht Off-Off-Theater und hält sich mit Jobs über Wasser, dabei kommt er aus reichem Haus. Sein Bruder Rudi (Manuel Rubey) hat das Steuer des milliardenschweren Familienunternehmens übernommen. Als Rudi seinen Bruder fragt, ob er seine Top-Mitarbeiterin Nora (Katharina Pizzera) für einen öffentlichen Auftritt coacht, verheddern sich die beiden Welten der ungleichen Brüder ebenso komisch wie tragisch. Johanna Moders Film wirkt zunächst wie eine dieser soliden amerikanischen Komödien, die nicht dumm mit Klischees und Gegensätzen arbeiten und äußerst unterhaltsam sind. Doch „High Performance“ entfaltet auch zunehmend eine emotionale Tiefe, die berührt. In den oft peinlichen, immer ausgespielten Szenen brillieren die drei Hauptdarsteller. Erstaunliches Kinodebüt. CHRISTIAN MEYER Sie ist eine Frohnatur: Singt, pfeift und hüpft durchs Leben, und wenn sie im Aufzug stecken bleibt, witzelt sie mit dem Mann am Notruf. Doch dann gerät Hedis (beeindruckend: Laura Tonke) Welt ins Wanken. Ein Kollege, der ihr gar nichts bedeutet, hat sich umgebracht, und doch ist danach alles anders und eine große Verunsicherung legt sich über ihr Leben und damit auch über das Leben ihres Mannes und des gemeinsamen Kindes. Hedi steckt in einer Depression mit psychotischen Schüben … Es ist nicht immer leicht, dem Film auf seiner emotionalen Fahrt zu folgen – anfangs so leicht, und dann so schwer. Aber Regisseurin Sonja Heiss fängt genau so die für das Umfeld schwer verständlichen Stimmungswechsel der Hauptfigur ein. Ein sympathischer, humorvoller und in seiner Direktheit sehr berührender Film. CHRISTIAN MEYER HIGH PERFOMANCE – MANDARINEN LÜGEN NICHT HEDI SCHNEIDER STECKT FEST A 2013 - Drama - 104 Min - o. Altersb. - Regie: Johanna Moder mit: Marcel Mohab, Manuel Rubey, Katharina Pizzera Start: 7.5. E: Filmkunsttheater D/N 2015 - Drama / Komödie - 90 Min - Regie: Sonja Heiss mit: Laura Tonke, Hans Löw, Leander Nitsche Start: 7.5. BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater Versteckte Zuneigung: Eyad (Tawfeek Barhom) und Naomi (Danielle Kitzis) Stelldichein dreier großer Darstellerinnen: Katja Riemann, Karin Dor und Barbara Sukowa Two Sisters Reloaded Camouflage „Die abhandene Welt“ von Margarethe von Trotta „Mein Herz tanzt“ von Eran Riklis Zwei Schwestern entdecken nach dem Tod der Mutter ein Familiengeheimnis. C Autobiographisch geprägte Familiengeschichte Ein arabischer Junge muss sich in Israel behaupten. C Israelisches Jugenddrama über Rassismus Margarethe von Trotta ist die einzige Regisseurin, die aus der Blütezeit des Neuen Deutschen Films übrig geblieben und heute noch international erfolgreich ist. Mit „Die abhandene Welt“ gibt sie nicht nur einen Einblick in ihre Familiengeschichte, sondern setzt auch ihren Hauptdarstellerinnen – erstmals gemeinsam auf der Leinwand – als Schauspielerinnen und Sängerinnen ein Denkmal. Die immer besser werdende Katja Riemann brilliert als erfolglose Jazz-Sängerin, Barbara Sukowa als Operndiva. So ist der Film nicht nur ein optischer Genuss (Kamera: Axel Block), sondern auch ein Ohrenschmaus. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit einer der schönsten Frauen des deutschen Films: Karin Dor. Leider stirbt sie, wie bei Hitchcock und Bond, auch hier den Leinwandtod. ROLF-RUEDIGER HAMACHER Nach seinen Erfolgen „Die syrische Braut“ und „Lemon Tree“ verhandelt der israelische Regisseur Eran Riklis die Probleme der in Israel lebenden Araber nun nach dem semiautobiografischen Buch von Sayed Kashua in einem Jugenddrama: Hochbegabt, erhält Eyad als einziger Araber einen Platz an einer Eliteschule in Jerusalem. Dort lernt er über ein Sozialprogramm den an den Rollstuhl gefesselten Jonathan kennen und verliebt sich in die Jüdin Naomi. Doch die Liebe muss geheim bleiben, denn Verständnis gäbe es für die beiden nicht. Riklis fängt den Rassismus in der israelischen Gesellschaft, aber auch die Überwindung von Grenzen in seinem Drama in gefühlvollen Szenen ein. CHRISTIAN MEYER DIE ABHANDENE WELT MEIN HERZ TANZT D 2015 - Drama / Melodram - 101 Min - o. Altersb. - Regie: Margarethe von Trotta mit: Barbara Sukowa, Katja Riemann, Matthias Habich Start: 7.5. ISR/F/D 2014 - Drama - 104 Min - ab 6 J. - Regie: Eran Riklis mit: Tawfeek Barhum, Yaël Abecassis, Michael Mushonov BO: Metropolis/Casablanca, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater BO: Metropolis/Casablanca, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater Mein Film, mein Kino, meine Meinung 28 trailer verlost 2 Karten für das Filmforum, Duisburg. E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: „Mein Herz tanzt“ Start: 21.5. trailer-ruhr.de Forum Roter Teppich Nach seiner Verzweiflungstat: Nikolaj Coster-Waldau in „Zweite Chance“ „‚Zweite Chance‘ ist noch finsterer als ‚Game of Thrones‘“ Nikolaj Coster-Waldau über „Zweite Chance“, seine Träume und die Hitserie „Game of Thrones“ Mit 24 Jahren erlangte Nikolaj Coster-Waldau tun wir trotzdem etwas, was all dem widerspricht 1994 mit seinem Kinodebüt „Nachtwache“ be- und uns am Ende selbst überrascht. Jeder von uns reits internationale Bekanntheit. Danach war findet in seiner eigenen Vergangenheit sicherlich Dinge, die er getan hat, auf die der Däne in Arthouse-Hits wie „Keiner von uns lässt sich er nicht sonderlich stolz ist und „Stealing Rembrandt – Klauen in eine eindeutige Kategorie deren Ursache nicht zu leicht zu für Anfänger“ und „Jo Nesbø’s stecken“ erklären ist – man war schließHeadhunters“, aber auch in Hollywood-Blockbustern wie „Königreich der lich nicht jedes Mal betrunken (lacht). Das kann Himmel“, „Firewall“ oder „Oblivion“ zu sehen. man als Grauschattierungen bezeichnen, aber ich Als Jaime Lannister hat er sich mit „Game of glaube, man findet das in jedem von uns. Thrones“ ein neues Millionenpublikum erobert. Am 14. Mai startet mit Susanne Biers „Zweite Susanne Biers Filme sind meist sehr emotional. Chance“ sein neuer Kinofilm, in dem er einen Können Sie weinen, wenn Sie sich einen Film Mann verkörpert, der nach dem Tod seines Ba- anschauen? Ich kann bei allem weinen, was ich mir anschaue, bys ein fremdes stiehlt. auch bei Zeichentrickfilmen. Ich bin gar nicht so trailer: Herr Coster-Waldau, wenn Susanne Bier hart, wie man vielleicht denken könnte (lacht). anruft, sagt man dann direkt für den Film zu oder will man trotzdem erst das Drehbuch le- Der Film zeigt uns, wie schwierig es ist, Eltern zu sein. Nichts bereitet einen darauf vor… Wie war sen? Nikolaj Coster-Waldau: Ich war aufgeregt, als sie es für Sie als zweifachen Familienvater? angerufen hat, aber dann habe ich erst das Dreh- Es war eine wundervolle und total verrückte Erfahbuch gelesen, und war noch immer sehr aufgeregt. rung für mich. Ja, die ganze Welt ändert sich nach Die Geschichte hat mich sehr bewegt. Dann habe der Geburt eines Kindes. Zumindest meine Welt, ich sie zurückgerufen und für den Film zugesagt. ich kann ja nicht für die Erfahrungen der andeDas war recht unkompliziert und einfach. Ich war ren sprechen. Man ist danach nie wieder selbst der zu der Zeit in New York und drehte diese alberne Mittelpunkt des Universums, und das ist für einen Komödie „Die Schadenfreundinnen“, was aber eine Schauspieler besonders schwer zu ertragen (lacht). Menge Spaß gemacht hat, und „Zweite Chance“ hätte kaum gegensätzlicher sein können, deswe- Sind Ihre Träume, die Sie vor 20 Jahren hatten, gen fühlte es sich wie der perfekte nächste Schritt als Sie mit „Nachtwache“ berühmt wurden, alle in Erfüllung gegangen? an. Das Lustige an Träumen ist, dass sie sich ständig Es gibt im Film jede Menge Grauschattierungen, ändern, oder nicht? Noch vor „Nachtwache“ war mein Traum, einmal Schauspieler zu werden und fanden Sie die besonders interessant? Ja, das entspricht doch ziemlich genau dem, wie meinen Lebensunterhalt verdienen zu können. wir alle sind. Keiner von uns lässt sich in eine Dann träumte ich davon, als Schauspieler um die eindeutige Kategorie stecken. Wir sind alle eine Welt zu reisen und vielleicht in England oder HolMischung der unterschiedlichsten Dinge, und sol- lywood zu arbeiten. Und das ist mir gelungen, denn che Figuren zu spielen ist sehr interessant, weil ich hatte eine Menge Glück. Aber wie sich etwas es unseren menschlichen Erfahrungen so nahe tatsächlich entwickelt, weiß man nie, und das ist kommt. Mich interessiert an der Schauspielerei, das Schöne am Leben. Wenn ich mich heute daran dass man Dinge erforscht, sich Gedanken darüber zurück erinnere, was ich als 20-Jähriger für Vormacht, was etwas bedeutet und warum wir uns stellungen von der Welt hatte, dann ist das schon so verhalten, wie wir uns verhalten. Das ist sehr irgendwie süß. Das Komische an meinem Job ist faszinierend. Wir können sehr starke Moralvor- ja auch, dass man tatsächlich in der Zeit zurückstellungen und Überzeugungen haben, und dann gehen und sich anschauen kann, was man damals Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 29 gemacht hat. Ich habe „Nachtwache“ nun schon sehr lange nicht mehr gesehen, aber ich habe den Eindruck, mich noch immer daran zu erinnern, obwohl ich mir nicht so sicher bin, dass er mir heute noch gefallen würde (lacht). „Game of Thrones“ ist in Deutschland sehr populär, und viele Ihrer Fans werden von „Zweite Chance“ überrascht sein, da er so gänzlich anders ist… Ich versuche, unterschiedliche Dinge zu drehen. Ich mag das, weil es einen in kreativer Hinsicht herausfordert. Man hat mir in den letzten Jahren eine Menge anderer Ritter-Rollen angeboten, aber die üben nicht die gleiche Anziehung auf mich aus. Wenn ein tolles Drehbuch dahinter gesteckt hätte, hätte ich angenommen, auch wenn ich wieder einen Ritter gespielt hätte, der mit seiner Schwester schläft. Aber so ein Drehbuch war nicht dabei. Ich vertraue bei meiner Rollenauswahl meinen Instinkten. Ich mag unterschiedliche Stoffe, und ja, ich glaube, „Zweite Chance“ ist sogar noch finsterer als „Game of Thrones“ (lacht). Wie hat sich Ihr Leben seit „Game of Thrones“ verändert? Natürlich hat es sich in beruflicher Hinsicht verändert, denn es bieten sich mir seither viel mehr Möglichkeiten. In persönlicher Hinsicht kann ich noch keine Unterschiede feststellen. Ich gehe noch immer jeden Tag persönlich einkaufen, ich lebe in Dänemark, da scheren sich die Leute nicht im Mindesten! Kannten Sie George R.R. Martins Romane im Vorfeld? Nein, ich kannte sie nicht und wusste auch nicht, wie erfolgreich sie waren. Ich schäme mich dafür, aber ich hatte noch nichts von ihnen gehört. Die ersten drei Romane habe ich mittlerweile gelesen, aber danach aufgehört, weil sich die Fernsehserie mittlerweile einfach zu etwas Eigenständigem entwickelt hat. INTERVIEW: FRANK BRENNER Lesen Sie auch die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/roter-teppich Mein Meein i Lesezeichen Film-Kritik Fern von romantischer Exotik: Die Kumbh Mela aus der Kinderperspektive Dora erwacht Glaubensgemeinschaften Beeinträchtigte Selbstbestimmung „An den Ufern der heiligen Flüsse“ von Pan Nalin „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ v. Stina Werenfels Distanzlos inmitten des größten Rituals der Welt. C Ethnografischer Dokumentarfilm Die geistig beeinträchtigte Dora entdeckt ihre Sexualität. C Tabu brechendes Drama um Sexualität und Behinderung Mit „Samsara“ gelang Pan Nalin bereits der Durchbruch auch jenseits des indischen Kinos. In beeindruckend nahen Einstellungen führt er uns nun zur Kumbh Mela, die alle zwölf Jahre bis zu 100 Mio. Gläubige aus aller Welt versammelt. Am Schnittpunkt des Ganges, des Yamuna und des unsichtbaren mythischen Flusses Saraswati ereignet sich der Höhepunkt des hinduistischen Glaubens. Um in das gigantische Geschehen einzutauchen, wählt Nalin einen gelungenen Zugang über die Geschichte zweier Kinder: Das eine ist aus der ländlichen Ödnis fortgelaufen, um sich in den aufregenden Massen zu verlieren, das andere ist tatsächlich abhanden gekommen und wird verzweifelt von seinen Angehörigen gesucht. Der Zuschauer wird Zeuge von Solidarität und spiritueller Hingabe, die einen tiefen Eindruck hinterlässt. SILVIA BAHL Als ihre Mutter Kristin (Jenny Schily) die Tabletten der geistig beeinträchtigten Dora (Victoria Schulz) absetzt, entfacht das einen Selbstbestimmungsschub bei der 18-Jährigen, der auch ihre Sexualität weckt. Die lebt sie mit einem zwielichtigen älteren Mann (Lars Eidinger) aus, sehr zum Schrecken der Eltern, zumal Dora bald schwanger wird und jener Mann wenig Verantwortungsbewusstsein zeigt, sondern Dora nur auszunutzen scheint. Victoria Schulz spielt Dora und ihr Erwachen einer größeren Selbstbewusstheit auf beeindruckende Art, die Kamera unterstreicht subtil ihre Wahrnehmung. Weniger subtil ist Kristins Erkunden der eigenen Gefühle geraten. Doch die realistische Darstellung der Überforderung der Eltern und der Umgang der Behörden mit dem Thema bilden ein gutes Gegengewicht. CHRISTIAN MEYER AN DEN UFERN DER HEILIGEN FLÜSSE DORA ODER DIE SEXUELLEN NEUROSEN UNSERER ELTERN F/IND 2013 - Dokumentarfilm - 115 Min Regie: Pan Nalin Start: 30.4. BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater CH/D 2014 - Drama - 90 Min - Regie: Stina Werenfels mit: Victoria Schulz, Lars Eidinger, Jenny Schily Start: 21.5. E: Filmkunsttheater Mumblecore statt Dumbledore: Robby (Tadeus Ranisch) sucht seine Schwester Lassen sich nicht einschüchtern: Dorfbewohner aus Tamaquito Wilde Kerle Offensichtliches Unrecht „Reuber“ von Axel Ranisch „La Buena Vida – Das gute Leben“ von Jens Schanze Der kleine Robby flüchtet in den Wald, doch dort lauern Gefahren. C Melancholiches Mumblecore-Märchen Eine Dorfgemeinschaft stellt sich selbstbewusst gegen einen Großkonzern. C Doku über ein fragwürdiges Umsiedlungsprojekt in Kolumbien Auch wenn bereits letztes Jahr Axel Ranischs dritter Film „Ich fühl mich Disco“ im Kino lief: „Reuber“ ist nach „Dicke Mädchen“, dem Überraschungserfolg des Mumblecore-Regisseurs Ranisch sein zweites Werk, und es ist ein Märchenfilm: Robby hat seine kleine Schwester verloren, und aus Angst vor den Folgen rennt er in den Wald. Dort trifft er auf einen Zauberer, der ihm die Kindheit rauben will und auf einen Räuber, der im helfen will. Einige Verwicklungen und Überraschungen später finden wir uns in einem Trennungsdrama wieder. Der improvisierte Lowest-Budget-Film kommt nach einem wilden Intro etwas langsam in Fahrt, um am Ende aber mit umso mehr Gefühl zartbitter zu landen. Mitunter fehlt etwas der Esprit des Mumblecore, doch das Herz ist am rechten Fleck. Seit 1982 gibt es den inzwischen weltgrößten Kohletagebau in Kolumbien. Seit Mitte der 90er Jahre bedrohen die dadurch entstandenen Umweltschäden das kleine Dorf Tamaquito. 15 Jahre später will man umziehen und geht mit selbstbewussten Forderungen auf die Firma Cerrejón zu. Doch der Verhandlungsprozess gestaltet sich schwierig. Jens Schanze kommt ohne Interviews und Kommentare aus, filmt die Dorfbewohner, ihr Leben, ihre Diskussionen und Gespräche mit den Mitarbeitern von Cerrejón. Das Unrecht ist offensichtlich, und dass er es aufzeigt, macht den Film trotz Schwächen wichtig. CHRISTIAN MEYER CHRISTIAN MEYER REUBER D 2013 - Drama / Familie - 72 Min - ab 6 J. - Regie: Axel Ranisch mit: Tadeus Ranisch, Heiko Pinkowski, Peter Trabner trailer verlost 2 Karten für die Vorstellung am 19.5. um 19.00 Uhr im sweetSixteen in Anwesenheit von Regisseur Jens Schanze. E-Mail bis 10.5. an [email protected], Kennwort: „La Buena Vida“ LA BUENA VIDA – DAS GUTE LEBEN Start: 7.5. D/CH 2015 - Dokumentarfilm - 94 Min - o. Altersb. Regie: Jens Schanze BO: Metropolis/Casablanca, UCI, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg DO: sweetSixteen Mein Film, mein Kino, meine Meinung 30 Start: 14.5. trailer-ruhr.de Forum Kenner des Geldes und seiner Macht: Martin Armstrong Emotional herausgefordert: Leihmutter Melody History Repeating Meins oder deins? „The Forecaster“ von Marcus Vetter und Karin Steinberger „Melodys Baby“ von Bernard Bellefroid Verschwörer oder Prophet? Ein Finanzgenie plaudert aus dem Nähkästchen. C Aufreibende Doku über die politische Macht der Banker Eine Frau trägt für Geld ein Kind für eine andere Frau aus. C Sensibles Drama um eine junge Leihmutter „Am Ende kollabiert alles.“ Tja. So ist das nun mal mit dem Geld, dem Menschen und der Gier. Der amerikanische Wirtschaftsexperte Martin Armstrong hat in den frühen 80er Jahren ein Computermodell entwickelt, mit dem er wiederholt Wirtschaftskrisen vorhersehen konnte. Das verschaffte ihm Berühmtheit und anschließend eine unter äußerst dubiosen Umständen verhängte, zwölfjährige Beugehaft in einem US-Gefängnis. Inzwischen ist er wieder auf freiem Fuß und liefert zuerst einmal äußerst düstere Aussichten für Europa. Auch wenn der kritische Blick fehlt, sind die Prophezeiungen Armstrongs äußerst unheimlich. Ansonsten liefert das Finanzgenie Einblicke in die Verflechtung von Wirtschaft, Politik und seiner selbst, und das ist so spannend wie ein Thriller. HARTMUT ERNST Melody (Lucie Debay) braucht Geld, weil sie einen Friseursalon eröffnen will. Ein Kind für eine andere Frau zu gebären, würde ihr viel einbringen. Sie trifft auf die alleinstehende Emily (Rachael Blake), eine reiche, ältere Geschäftsfrau, und der Deal läuft. Doch mit zunehmendem Umfang ihres Bauchs nehmen auch Melodys Gefühle für das Kind zu. Zudem ist das Verhältnis zu Emily, die in allem das Gegenteil von Melody zu sein scheint, immer wieder von Spannungen durchzogen. Und doch nähern sich die Frauen langsam einander an. Der Belgier Bellefroid inszeniert sein Drama mit großer Ruhe und einem genauem Blick, der den Gefühlen seiner großartig gespielten Protagonistinnen nachspürt. Damit wirft er nicht nur Fragen zu Leihmutterschaft, sondern auch zum Eltern-Kind-Verhältnis auf. CHRISTIAN MEYER THE FORECASTER MELODYS BABY D 2014 - Dokumentarfilm - 97 Min - o. Altersb. Regie: Marcus Vetter, Karin Steinberger Start: 7.5. BO: Metropolis/Casablanca, DO: sweetSixteen, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater B/LUX/F 2014 - Drama - 92 Min - ab 12 J. - Regie: Bernard Bellefroid mit: Rachael Blake, Lucie Debay, Don Gallagher Start: 14.5. BO: Metropolis/Casablanca, DO: sweetSixteen, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater Nicht ganz Herr seiner Sinne: Psychokiller Jerry (Ryan Reynolds) Bunter Horror Schneetreiben „The Voices“ von Marjane Satrapi „Mädchen im Eis“ von Stefan Krohmer Er spricht mit seinen Haustieren und tötet aus Versehen Frauen. C Haarsträubende Splatterkomödie Ein Oligarch verhilft einer unglücklich Verliebten zu neuer Hoffnung. C Liebesdrama Hinter einer fröhlich-naiven Fassade versteckt er Abgründe. Jahrelang war Jerry in der Psychiatrie und muss immer noch Medikamente nehmen. Doch dass tut er nicht. Denn ohne sie erscheint ihm die Welt schön, mit ihnen ist sie grau. Nur sind da ohne Tabletten auch wieder die Stimmen im Kopf – und die lassen nahendes Unheil befürchten. Marjane Satrapi („Persepolis“) hat ähnlich wie ihr ebenfalls zum Film gewechselter Comic-Kollege Riad Sattouf einen schwer verdaulichen Humor. Ihre quietschbunte „Psycho“-Hommage ist nicht nur böse und abgründig, sondern entfaltet auch ungeahnte Perspektiven, wenn Jerry zwischen seinen Wahrnehmungen wechselt. CHRISTIAN MEYER Regisseur Stefan Krohmer fing 2003 mit „Sie haben Knut“ treffend das Lebensgefühl der 70er und 80er Jahre ein. Nun zieht es ihn ins schneebedeckte nordische Russland. Dort nämlich schlägt die 20-jährige Winja (Lucie Heinze, „Das Hochzeitsvideo“) auf, um in dem angesiedelten Wintersporthotel ihren Geliebten Andrei (Anton Pampushnyy) zu überraschen. Der dreht allerdings den Spieß um und überrascht Winja mit Frau und Kind an seiner Seite. Winja verzweifelt. Und sie stößt auf einen anderen Hotelgast: den 70-jährigen Öko-Oligarchen Wsewolod. Der reiche Umweltaktivist steckt in chaotischen Dreharbeiten zu einem apokalyptischen Kurzfilm. Und er will Winja helfen. „Ein schwarzhumoriger Road Movie-Thriller mit Pinguinen“, verrät der Verleih. HARTMUT ERNST trailer verlost 1x2 Karten. E-Mail bis 3.5. an [email protected], Kennwort: „The Voices“ THE VOICES MÄDCHEN IM EIS USA/D 2014 - Komödie - 109 Min - ab 16 J. - Regie: Marjane Satrapi mit: Ryan Reynolds, Gemma Arterton, Anna Kendrick, Jacki Weaver D/RU 2014 - Drama - Regie: Stefan Krohmer mit: Lucie Heinze, Alexei Guskow, Juri Kolokolnikow Start: 30.4. BO: Metropolis/Casablanca, UCI, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden. Start: 21.5. E: Filmkunsttheater 31 Mein Meein i Lesezeichen Film-Kritik trailer verlost 2 Karten für die Filmpassage, Mülheim. E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: „A World Beyond“ Ostwind 2 D 2015 - Drama / Jugend - Regie: Katja von Garnier A World Beyond Start: 14.5. USA 2015 - Science Fiction / Abenteuer - Regie: Brad Bird Start: 21.5. Was ist da bloß mit Ostwind los? Mika will sich in den Ferien eigentlich um ihr Pferd kümmern. Doch Ostwind trägt merkwürdige Wunden am Körper und scheint unkonzentriert. Ist der Grund die geheimnisvolle Schimmelstute, die Mika im Wald trifft? Fortsetzung des Mädchen- und Pferdeabenteuers. HE Der ehemalige Pixar-Regisseur Brad Bird inszeniert nach „Mission Impossible – Phantom Protokoll“ diesen fantastischen Spielfilm. George Clooney verkörpert einen Wissenschaftler im Ruhestand, der die junge Casey dazu ermuntert, das geheimnisvolle Tomorrowland zu besuchen. Fantastische Abenteuerreise. HE BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg BO: Bofimax, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg Der Babadook Mad Max: Fury Road AU 2014 - Horror / Drama - 94 Min - ab 16 J. - Regie: Jennifer Kent Start: 7.5. Nach dem Unfalltod seines Vaters lebt der verhaltensauffällige Samuel (Noah Wiseman) allein bei seiner Mutter (Essie Davis). Nachdem die ihm aus einem Kinderbuch von dem unheilvollen „Mister Babadook“ vorliest, geschehen merkwürdige Dinge im Haus der Witwe. Gruseliger Psychospuk, der atmosphärisch, darstellerisch und mit einem adrett gestalteten Pop-Up-Buch punktet. HE trailer verlost 1x2 Karten. E-Mail bis 10.5. an [email protected], Kennwort: „Der Babadook“ BO: UCI, DU: UCI, GE: Apollo Start: 14.5. George Miller, Regisseur der Ur-Trilogie, holt Max Rockatansky zurück auf die Straße. Nach Mel Gibson schlüpft nun Tom Hardy („Inception“) in die Rolle des ehemaligen Cops, der vom liebenden Familienvater zum einsamen Rächer erwachsen ist. Und da Öl zu Endzeiten noch kostbarer und die Straßen noch unsicherer sind, gibt es genug zu tun für den Road Warrior. HE trailer verlost 1 Fanpaket (Karten, T-Shirt, Autoaufkleber und Cap.) E-Mail bis 17.5. an [email protected], Kennwort: „Mad Max“ BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, OB: Lichtburg u.v.m. Pitch Perfect 2 USA 2014 - Komödie / Musikfilm - 105 Min - Regie: Elizabeth Banks AU/USA 2015 - Action / Abenteuer - Regie: Dr. George Miller TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest Start: 14.5. USA 2014 - Trickfilm / Fantasy - 76 Min - o. Altersb. - Regie: Steve Loter Start: 30.4. Nachdem sie sich im ersten Teil in den A-Capella-Olymp geträllert haben, suchen Beca, Fat Amy und Jesse nun auch in der Fortsetzung, das Publikum mit Spaß, wildem Wirbel und Gesang bei der Stange zu halten. Die nächste Herausforderung der Bellas ist die A-Capella-WM in Kopenhagen. Zugleich wird die Freundschaft auf die Probe gestellt. Teenieaffines Feel-Good-Musical. HE Nanu, treibt da etwa ein Monster sein Unwesen im Tal der Feen? Es hört sich zumindest danach an, denn irgendwer brüllt dort gar fürchterlich. Die kleine Tierfee Tinkerbell nimmt sich des Störenfrieds an und stellt fest: Das Nimmerbiest ist gar nicht so fürchterlich. Tinkerbell versucht, das vermeintliche Monster vor seinen Jägern zu schützen. Disney-Abenteuer nur für Kinder. HE BO: Bofimax, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, OB: Lichtburg BO: Bofimax, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, OB: Lichtburg Der Knastcoach Sam O'Cool – Ein schräger Vogel hebt ab USA 2015 - Komödie - 100 Min - ab 12 J. - Regie: Etan Cohen Start: 7.5. F 2014 - Trickfilm - 90 Min - Regie: Christian De Vita Start: 21.5. Schluss mit dem Lotterleben: Der schwerreiche Hedgefonds-Manager James (Will Ferrell) wird wegen Betrugs zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Ihm bleibt noch ein Monat bis Haftantritt. Die Zeit will James nutzen, um sich auf das Leben hinter Gittern vorzubereiten. Einer seiner Angestellten, der Autowäscher Darnell (Kevin Hart) soll ihm dabei helfen. Buddy-Komödie. HE Der kleine Vogel Sam O’Cool ist ein Waisenkind und wächst unter der Obhut seiner Adoptivmutter Ladybug auf. Außerdem ist er mit einem Marienkäfermädchen befreundet. Sonst kennt der Nesthocker nicht viel von der Welt. Das ändert sich, als er eine Zugvogelschar gen Süden begleiten soll. Auf den gelben Piepmatz wartet eine große Reise. Animationsabenteuer. HE BO: UCI, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo Mein Film, mein Kino, meine Meinung 32 trailer-ruhr.de Forum Das Versprechen eines Lebens AU/TRK/USA 2014 - Drama / Kriegsfilm - 111 Min - Regie: Russell Crowe Der 8. Kontinent Start: 7.5. D 2014 - Drama - 102 Min - ab 6 J. - Regie: Serdar Dogan Start: 30.4. 1919: Der erste Weltkrieg ist vorbei. Der australische Farmer Joshua Connor (Russell Crowe) reist in die Türkei, um seine drei Söhne zu suchen, die seit der verheerenden Schlacht von Gallipoli verschollen sind. Unterstützung erfährt Joshua lediglich durch Ayshe (Olga Kurylenko), eine hübsche Hotelbesitzerin aus Istanbul. Historiendrama und Regiedebüt von Russell Crowe. HE Regisseur, Kameramann und Drehbuchautor Serdar Dogan („Kopfkino“) folgt mit diesem Roadmovie der 22-jährigen Lena (Maike Johanna Reuter) rund um die ganze Welt. Damit kommt sie einem Wunsch ihrer kürzlich verstorbenen Mutter (Cosma Shiva Hagen) nach. Lena hatte sich mit ihren Eltern zerstritten, nun sucht die junge Frau postum die Wiederannäherung. HE BO: UCI, DO: Cinestar, GE: Apollo, Schauburg BO: Union, E: Filmkunsttheater Abschussfahrt – Vier ist einer zu voll D 2015 - Komödie - 90 Min - ab 12 J. - Regie: Tim Trachte Käpt‘n Säbelzahn und der Schatz von Lama Rama Start: 21.5. N 2015 - Abenteuer - 97 Min - Regie: John A. Andersen, Lisa Marie Gamlem Start: 7.5. Welche Schüler interessieren schon Museen oder Bildungsreisen? Das fragen sich auch Paul, Berny und Max, die auf Klassenfahrt nach Prag reisen. Während der Geschichtslehrer pädagogisch wertvolle Ausflüge plant, reißen die drei aus. Im Schlepptau: Der autistische Bruder von Juli, Pauls heimliche Liebe. Moderner Schulbank-Lümmelstreich und Regiedebüt von Tim Trachte. HE Ahoi! Während „Fluch der Karibik“ unerschütterlich ins nächste Abenteuer driftet, setzt Norwegen dem Hollywood-Piratenspektakel dieses kindergerechte Hochseeabenteuer entgegen. Der elfjährige Pinky will darin bei der Crew des berüchtigten Käpt‘ns Säbelzahn anheuern. Der ist allerdings vielmehr damit beschäftigt, eine Schatzkarte zu entschlüsseln. HE trailer verlost 1 Fanpaket (2 Karten, Kopftuch, Augenklappe u. Plakat) E-Mail bis 10.5. an [email protected], Kennwort: „Käpt’n Säbelzahn“ trailer verlost 3x2 Karten und drei Soundtracks. E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: „Abschussfahrt“ BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Passage BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Lichtburg, GE: Apollo, MÜL: Filmpassage The Gunman Kein Ort ohne dich E/GB/F 2013 - Action / Thriller - 115 Min - ab 16 J. - Regie: Pierre Morel Start: 30.4. USA 2015 - Drama - 139 Min - Regie: George Tillman Jr. Start: 30.4. Sean Penn will es den Genrefans noch einmal zeigen und tritt unter der Regie von Pierre Morel („96 Hours“) als gejagter Ex-Killer zum soliden Actionspektakel an. Dafür hat sich der 54-Jährige athletisch in Form gebracht, was Morel mit allerlei Freikörperszenen anschaulich zu inszenieren weiß. Drumherum: Ein Actioner von der Stange. Kurzweil ohne Nachhall. HE US-Schriftsteller Nicholas Sparks liefert fleißig Vorlagen für romantische Dramen, derer Hollywood sich regelmäßig dankbar annimmt („Safe Haven“). So auch diese Romanze über den Rodeoreiter Luke und die Kunsthistorikerin Sophia, deren Liebe auf den Prüfstand gestellt wird, als Sophia in der Ferne ein Job winkt. Ein alter Witwer schenkt dem jungen Paar Zuversicht. HE BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx Nirgendland Niyazi Gül Dörtnala D 2014 - Dokumentarfilm - 77 Min - Regie: Helen Simon Start: 21.5. TRK 2015 - Komödie - Regie: Hakan Algül Start: 14.5. Als Kind wird Tina von ihrem Vater sexuell missbraucht. Es folgen Jahre der Verdrängung und des Schweigens. Dann bekommt Tina eine Tochter. Auch sie wird schließlich Opfer des Sexualstraftäters. Am Ende klagen sie ihn an. Der Mann aber wird freigesprochen. Der Dokumentarfilm vollzieht das von Angst, Schmerz und Manipulation begleitete Leiden der beiden Opfer nach. HE Sultan und Riza sind beide gleichermaßen dem Reitsport zugeneigt. Und sie sind Konkurrenten. Als sie von Professor Gül zu hören bekommen, der an einem Dopingmittel für Tiere arbeitet, wollen beide das Wundermittel für sich beanspruchen. Dabei vergessen die zwei Rivalen zuweilen, dass sie eigentlich längst ineinander verliebt sind. Tierische, romantische Komödie. HE DO: sweetSixteen DO: Cinestar Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 33 Mein Meein i Lesezeichen Gespräch zum Film Filmemacherin Stina Werenfels mit Kamermann Lukas Strebel, Foto: © Stina Werenfels „Gleichstellung heißt auch: das Recht auf Familie“ Stina Werenfels über „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ und das Tabuthema Sexualität und Behinderung Stina Werenfels, geboren 1964 in Basel, stu- von Menschen mit Behinderung stattgefunden. dierte zuerst Pharmazie in Zürich, dann an der In der Schweiz hat sinnigerweise das ErwachseNew York University Film, u.a. bei Spike Lee nenschutzgesetz das alte Vormundschaftsgesetz abgelöst. Gleichstellung heißt und Arthur Penn. Ihr erster „Sie sucht Sex, aber sie hat auch: das Recht auf Familie. langer Kinofilm „Nachbeben“ keine genaue Vorstellung (2006) wurde im Panorama davon, wie er zu sein hat“ Dennoch fragen manche Zuder Berlinale uraufgeführt und mehrfach prämiert. Sie unterrichtet Filmschau- schauer, warum Dora überhaupt „mündig“ ist spiel an der Zürcher Hochschule der Künste. oder keine Dreimonatsspritze bekommt. „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer El- Selbstbestimmung ist heute das Maß aller Dinge, zumindest auf Gesetzesebene. Eine Bevormuntern“ startet am 21. Mai im Kino. dung im früheren Sinne ist nicht mehr vorgesetrailer: Was hat Sie an Lukas Bärfuss‘ Theater- hen. Sobald dies in die Praxis umgesetzt wird, taustück so gepackt, dass Sie es verfilmen wollten? chen aber genau die alten Fragen wieder auf. So Stina Werenfels: Es war dieser Widerspruch: Ei- gab es die schockierende Reaktion:„Warum wird nerseits eine schutzbedürftige Tochter mit eige- Dora nicht sterilisiert?“ Interessant ist, dass die nem Willen und andererseits die Vorstellungen Zuschauer dann oft über sich selbst erschrecken, einer Mutter darüber, was für ihre Tochter richtig etwa weil eugenische Vorstellungen durchscheiist. Die Theatervorlage von Lukas Bärfuss endet nen. mit einer Abtreibung und Doras Gebärmutterentfernung. Mich rief die Vorlage geradezu dazu auf, Wie realistisch behandeln Sie die Frage der sie mit meinem weiblichen Blick neu zu Ende zu Verhütung? schreiben: Als Frau und Mutter wollte ich die Ent- Ich bleibe so nah an der Realität wie möglich. Tatwicklung der Mutter-Tochter-Beziehung untersu- sache ist, in der seriösen Sexualberatung wendet man nicht einfach Verhütungsregeln an, sondern chen und Dora ihr Kind austragen lassen. versucht, individuelle Lösungen zu finden. VerWorum ging es Ihnen? Ein Plädoyer für selbst- hütung kann ja auch einem Missbrauch Tür und Tor öffnen, der dann nicht durch eine Schwanbestimmte Sexualität? Das ist es auf alle Fälle. An der Frage der Sexu- gerschaft auffliegt. Darum ist Sexualaufklärung alität von Menschen mit Behinderung zeigt sich, gerade bei Menschen mit Behinderung so wichtig. wie liberal eine Gesellschaft wirklich ist. Inwieweit lässt sie das zu? Und wird eine Konsequenz, Gewalt ist ein Stichwort: Warum muss Dora nämlich Schwangerschaft, in unserer Gesellschaft erst vergewaltigt werden, um ihre Sexualität akzeptiert? Da gehen alle roten Fahnen hoch. entdecken zu können? Das ist im Theaterstück drin und hat mich anWar es schwierig, die Abstraktionsebene des fangs auch schockiert und lange umgetrieben. Mediums Theater mit den realistischeren An- Von der Seite des Mannes her ist es ganz klar ein sprüchen an einen Film in Einklang zu bringen? Übergriff. Auf Doras Seite ist wenig Klarheit: Sie Tatsächlich habe ich mich da sehr lange mit dem sucht Sex, aber sie hat keine genaue Vorstellung Stoff beschäftigt. Etwas ging bei der Transkription davon, wie er zu sein hat. Sie erlebt ihr erstes in die Gegenwart nicht auf. So musste ich mich Mal – wie wohl die meisten Frauen – äußerst stark mit der juristischen Lage auseinanderset- zwiespältig: Es tut weh, aber es löst auch Wohlzen: Gebärmutterentfernungen waren früher befinden aus. Und wir schreien auf, als es auf gängige Praxis zur Schwangerschaftsverhütung. diese Weise passiert. Später wird deutlich, dass Ein massiver Übergriff auf den Körper einer Frau! Dora klar ausdrücken kann, was ihr gefällt und Inzwischen hat in fast allen europäischen Län- was nicht. Und dass sie dies auch durchzusetzen dern eine Liberalisierungswelle zur Gleichstellung weiß. Mein Film, mein Kino, meine Meinung 34 Es gibt viele Reibungspunkte in Ihrem Film. War es schwierig, ihn produziert zu bekommen? Unendlich schwierig. Denn ich sagte klar: Das wird nicht das mainstreamige „Feelgood Movie“, welches ihr erwartet. Der Stoff hat schon beim Lesen sehr viele moralische Fragen ausgelöst, ohne sie vorschnell zu beantworten. Wenn etwas schwierig ist, kommt ja aus lauter Selbstschutz die Frage auf, ob das diskutiert bzw. gefördert werden darf. Dank des Schweizer Fernsehens, eines privaten Investors und des Deutschen Filmförderfonds konnten wir dann in Deutschland drehen. War es von Anfang an klar, dass Sie für die Dora eine nicht-behinderte Schauspielerin einsetzen wollen? Wir haben Castings gehabt beim Berliner Theater RambaZamba, das behinderte Menschen zu Schauspielern ausbildet. Parallel suchten wir auf Theaterschulen und in Streetcastings nach unserer Dora. Ich stellte bei etlichen professionellen Schauspielerinnen ohne Behinderung fest: Der Stoff und die Nacktszenen lösen viele Ängste und Vorbehalte aus. Darum wurde es mir wichtig, jemanden zu besetzen, der die volle Dimension erkennt. Ich wollte niemanden manipulieren, was auch eine Form von Übergriff darstellen würde. Zur Gestaltung: Doras Perspektive ist visuell eingeschränkt, verwischt – auch nach Absetzung der Tabletten. Warum? Mir war wichtig zu zeigen, dass Dora einen poetischen Blick hat auf die Welt; dass sie Dinge sieht, die wir in unserem Nutzdenken schon längst anders anschauen. Sie fokussiert anders. Das wollte ich visuell klar unterscheiden. Später im Film gibt es immer noch subjektive Einstellungen, aber Doras Blick wird schärfer. Es war mir wichtig, ihre Entwicklung zu zeigen. Während der Drehbucharbeit und der Finanzierung hörte ich immer wieder, eine behinderte Hauptfigur sei unmöglich, weil sie sich nicht entwickeln könne. Da kamen ganz fürchterliche Vorurteile zum Vorschein. INTERVIEW: JESSICA DÜSTER trailer-ruhr.de Forum ComicKultur Wortwahl Autoren-Action Unter Homies Scott McCloud ist vor allem durch seine in Comicform verfassten Theoriebände „Comics verstehen“ und „Comics neu erfinden“ bekannt geworden. Nun überrascht er mit seiner ersten, gleich 500 Seiten umfassenden Graphic Novel. Erzählt wird in „Der Bildhauer“ die Geschichte von David Smith, der einen Allerweltsnamen hat, aber fürchtet, auch als Bildhauer als nur einer unter vielen unter zu gehen. Da kommt ihm ein Deal mit dem Tod gerade recht: Er kann von nun an alle Skulpturen mit bloßen Händen formen, hat dafür aber nur noch 200 Tage zu leben. David stürzt sich in die Arbeit, doch dann lernt er eine Frau kennen und sein Blick auf die Welt ändert sich. Auch wenn seine Zeichnungen etwas steif wirken, zeigt Scott McCloud, dass er die Techniken des grafischen Erzählens vollkommen beherrscht: Spannungsaufbau und Rhythmuswechsel führen zu einem spannenden Lesevergnügen bis zum actionreichen Finale. Und auch thematisch entfaltet er ein komplexes Geflecht aus Alltagsgeschehen, Kunstexkurs und existentieller Philosophie (Carlsen). „Heiho, Jörgensen, da bist du ja endlich wieder!?“ Und hoch die Tassen. So geht es immer im „Encuentro“. Die Notwendigkeit, das Auskommen mit irgendwelchen Arbeitsaufträgen auf und für das europäische Festland zu sichern, sorgt für ein ständiges Kommen und Gehen unter den Homies. Und jedes Mal: Und hoch die Tassen. „Willkommen zurück in der Heimat!“ Der Däne kippt Peps frisch Gezapftes in einem Zug. „Diese Plörre nennst du Heimat?!“ Nicht ahnend, was er damit für eine Diskussion auslöst, setzt Stan zu einem seiner kruden Gedankensprünge an: „Home is where your heart lives!“ – „Pah!“, geht Adolfo mal wieder steil, „Meine Heimat ist und bleibt Deutschland. Zuhause muss es heißen. Nicht Heimat. Hier ist er nur zuhause!” Die Einheimischen unserer Runde werden hellhörig. Ich frage mich, was ich zum Thema beisteuern könnte; außer dass ich meine Seele an den Fußballklub meiner Geburtsstadt verschenkt hab. Nina Bunjevacs Eltern sind Exil-Jugoslawien, die in den USA eine Familie geründet haben. Doch der nationalistische Vater radikalisiert sich immer mehr und wird in den 70er Jahren schließlich zum Terrorist gegen das kommunistische Regime. Bunjevac verbindet in „Vaterland“ raffiniert die Zeitebenen – die Gegenwart mit ihrer Kindheitsgeschichte und der Vorgeschichte der Großeltern – und skizziert in klaren, stilisierten Schwarzweißzeichnungen zugleich eine Geschichte Jugoslawiens (Avant Verlag). Noch mal Geschichtsunterricht aus erster Hand: „Ein schöner Kleiner Krieg“ sind Marcelino Truongs Kindheitserinnerungen an seine Zeit in Vietnam. Der Sohn eines vietnamesischen Diplomaten zieht 1961 als kleines Kind von den USA nach Vietnam. Der Bürgerkrieg droht sich gerade zum internationalen Konflikt auszuweiten, Marcelino und seine Familie sind mitten drin, weil der Vater persönlicher Übersetzer des brutalen Präsidenten der Republik Vietnam wird. Truong erzählt sowohl aus der Perspektive des Kindes von damals als auch erläuternd mit dem Wissen von heute von dem unübersichtlichen Geschehnissen – so nah ist man selten dran (Egmont). Spontan fällt mir Keith Richards‘ Kinderbuch „Gus & ich“ [Heyne, inkl. cd] ein: die wundersam »zartbesaitete« Geschichte des Stones-Gitarristen, wie ihm sein Großvater die Welt der Musik eröffnet. Eine universale Leidenschaft, ein mobiler Elfenbeinturm, in den man sich jederzeit und jeden Orts zurückziehen kann. / Von ähnlichen Heimatsehnsüchten sind die Jagdausflüge in das Territorium ihrer Ahnen beflügelt, zu denen Vater, Großvater sowie ein Freund der Familie den elfjährigen Erzähler in David Vanns „Goat Mountain“ [Suhrkamp] regelmäßig mitnehmen. Als der Junge jedoch statt seines ersten Hirschs, ohne mit der Wimper zu zucken einen Wilderer erschießt, bricht die epische Wunde der nordamerikanischen Ureinwohner auf psychodramatische Weise erneut auf. / Auf Heđin Brús Faröern hingegen ist es der Fortschritt, der den Alten die Heimat entreißt: Als Ketil nach dem Walfang im Überschwang ein viel zu großes Stück Fleisch ersteigert, steht die Ehre der Familie auf dem Spiel. Fortan sind „Vater und Sohn unterwegs“ [Guggolz], um auf archaische Weise der Technik die Stirn zu bieten und die Schulden zu tilgen. Mit dem „Handbuch der Hoffnung“ eröffnet der Finne Tommi Musturi ein weites Feld: Der Protagonist ist ein älterer, dickleibiger Mann, der mit seiner nur selten im Bild erscheinenden Frau in einem einsamen Holzhaus wohnt. Er lässt sich mit Nichtstun oder kleineren, spielerischen Tätigkeiten von Tag zu Tag treiben. Dabei gibt sich der Tagträumer mitunter infantilem Humor hin, erträumt sich als Abenteurer, Western- oder Superheld, ist zärtlich und brutal, verliert sich aber auch im existentiellen Philosophieren. Ebenso zoomt die Bildebene von der Ameise bis zum kosmischen Ganzen. Farbenprächtig sind die stilisierten Bilder der lakonischen Geschichte (Avant Verlag). „Das Nest“ von Jean-Louis Tripp und Régis Loisel findet mit „Notre Dame“ seinen Abschluss. In neun Bänden haben die beiden Autoren von dem langsamen Wandel in einem kleinen kanadischen Dorf in den 20er Jahren erzählt. Nachdem der Krämer plötzlich verstorben ist und seine Witwe Marie den Laden übernehmen muss, kommt es in dem kleinen Dorf zu immer neuen sozialen Umwälzungen, die nicht zuletzt dem dort gestrandeten schwulen Städter Serge zuzuschreiben sind. Eine liebevoll und in aller Breite erzählte Geschichte einer Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen und außerdem ein hochaktuelles Ideal eines regionalen Zusammenlebens, das zum Finale auch beinahe Actioncharakter zeigt (Carlsen). Welche Heimat soll man da noch besingen? Sean Duffy fällt dazu in Adrian McKintys „Die verlorenen Schwestern“ [Suhrkamp] nichts ein. Nordirland, 1983: zerrissen, zerbombt, gefangen in seiner Geschichte. Ein LockedRoom-Rätsel wie der Fall selbst, für den der britische Security Service den abgesetzten Sergeant reaktiviert. Gut, das Geheimnis ist eine Herausforderung. Aber im Grunde pflügt der gekränkte Bulle nur durch seine heimatliche Vergangenheit, die dabei ist, sich selbst auszulöschen. / Eine archetypische Identität, die bei Moritz und Konsorten im heutigen Berlin keinen Platz mehr im Bewusstsein findet. Und das liegt nicht nur an den Drogenund Partyexzessen. Wie in einer bipolaren Depression beamen sich Boris Pofallas Protas in „Low“ [MetroLit] durch ein sinnentleertes Außen, um irgendwie einen Funken Leidenschaft zu erhaschen. Nur in sich selber suchen sie nicht. / Wie eine Labsal erscheint da der Lynch‘sche Neo-Mystizismus in Tom Drurys „Das stille Land“ [Klett-Cotta]: Seelenverwandtschaft und -wanderung ohne esoterisches Pling-pling in modernem Western-Outfit. In Zeiten kultureller und materieller Auflösung wird die Seele zum einzig wahren Zuhause. Sie ist Heimat – oder Heimatlosigkeit. trailer verlost 1x „Der Bildhauer“ von Scott McCloud, Carlsen Verlag. E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: „Der Bildhauer“ trailer verlost je 1 Exemplar der vorgestellten Bücher. E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: Buchtitel Zuhause zwischen alter und neuer Heimat suhrkamp Fiktive und dokumentarische Spannung jenseits von Superhelden CHRISTIAN MEYER 35 LARS ALBAT Literatur-Kalender Ruhr 22.03.2011 12.05.2015 24.03.2011 10.06.2015 30.03.2011 Für immer anders – Wenn Familien Zeiten der Trauer erleben Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben viele Fragen und Gedanken, wenn lebensbegrenzende Krankheit, „Und immer stark sein - Die Geschichten unserer der Tod und das, was danach kommt, Mütter“ aktuell Gespräch Vortrag Lesung undwird. Gespräch mit Uteund Elisabeth Mordhost Stellvertretend eine ganze Generation anhand vonfürBeispielen aus der von Frauen, diealltäglichen zwischen den beiden Weltkriegen geboren wurTrauerpraxis. den, erzählt Ute Elisabeth Mordhorst in ihrem Buch Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr die Geschichte ihrer Mutter: wie sich ein Krieg anfühlt, wenn man weder Uniform noch Waffe hat, welche Gott DankDurchhaltewillen in der Welt! es - braucht, FamiKraft undsei welchen verändert die Kirche lienEin amKonzil Leben zu erhalten, ohne selbst ausreichend Verdienstmöglichkeiten und wie sich das Auf der Grundlage zuderhaben Publikation Wirtschaftswunder anfühlt, wenn man nach getaner “Die Kirche der Weltgesellschaft. Aufräumarbeit in den Trümmern nach Das II. Vatikanische Konzil und dieHause geschickt wird und mühsam um seine Rechte kämpfen Globalisierung des Katholizismus“ muss. von Dr.10,00 Stefan sollen nach Eintritt: € - Nacke 19.30 Uhr einem Impulsreferat des Autors aus unterschiedlichen Perspektiven die Herausforderungen, die heute mit Lebenskönnerschaft – dem Zweiten Vatikanischen Konzil Impulse aus der Philosophie der Lebenskunst für die Menschen verknüpft sind, Filmgespräche im Medienforum Leitung: Marcus Minten, Mülheim diskutiert werden. Themen Eintritt: frei - 19.30 Uhr Ŗ8QPFGT.KGDGKPFGT(COKNKG Ŗ8QPFGT.KGDG\W(TGWPFGP Die hohe Kunst der Weltrettung Ŗ8QPFGT.KGDG\W(GKPFGP Das Komischste aus dem wirklich Ŗ8QPFGT.KGDG\W9GUGPWPF&KPIGP\WT9GNV wahren Leben mit.GDGP demWPF Kabarettisten Ŗ 8QP FGT .KGDG \WO \W GKPGO &CT×DGTKai Magnus Sting hinaus Eintritt: frei - 19.30 Uhr Als Rastelli der gesprochenen und geschliffenen Rede, als gnadenloser Menschenbeobachter und Menschenkenner, als Parodist des Lebens, Terrorist des Wortes und Meister des Zwischenmenschlichen hat Sting seine Lieblingsnummern im Gepäck und die ein oder andere neue Geschichte. Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr Kartenvorverkauf Medienforum des Bistums Essen Zwölfling 14 / 45127 Essen Tel.: 0201 / 2204-274 Fax: 0201 / 2204-272 [email protected] Theresa Hahl strandet bei Treibgut Literatur-Termine im Mai Bochum – Schauspielhaus, Theater unt. 0234 333 30 Goosens neue Bücher, Gast: Patrick Salmen Mi 20.5. 19.30 Uhr Im Mai hat Goosen den Wuppertaler Slam-Poeten und Lese-Kabarettisten Patrick Salmen zu Gast. Bochum – Kulturcafé 0234 322 22 90 Offene Bühne mit Theresa Hahl und Treibgut Di 12.5. 20 Uhr Die studentische Literaturinitiative Treibgut hat eine Weile pausiert – zum Neustart ist die Bochumer Slam-Poetin Theresa Hahl eingeladen. Wer selbst lesen möchte, meldet sich hier: treibgutliteratur.wordpress.com Dortmund - Buchhandlung transfer 0231 28 65 83 90 Christiane Pieper und David Basler: Landei Mi 6.5. 20.15 Uhr Die Kinderbuchautorin Christiane Pieper erzählt in ihrer ersten Graphic Novel eine Kindheit auf dem Land in den deutschen 60er Jahren. Dortmund – Gasthaus zur Quelle 0231 98 18 93 36 Whiskylesung Fr 29.5. 19.30 Uhr Die Bochumer Whiskyleser präsentieren Texte und Live-Musik rund um das goldene Nass – und die Küche des Gasthauses zur Quelle serviert hierzu passende Speisen. Dortmund – Literaturhaus 0231 33 04 84 97 Heike Geißler: Saisonarbeit Do 7.5. 19.30 Uhr Über die Arbeitssituation beim großen Online-Kaufhaus dürfte eigentlich ausreichend bekannt sein – aber vielleicht braucht es den persönlichen Einblick einer Insiderin, um den nächsten Kauf per Klick zu überdenken? Duisburg – Grammatikoff 0203 36 39 96 81 Philipp Möller: Isch hab Geisterblitz Mi 15.4. 19.30 Uhr Der ehemalige Lehrer und jetzige Bestseller-Autor („Isch geh Schulhof“) präsentiert in seiner neuen Leseshow weitere Einblicke in Sprachverwirrung und Bildungschaos. Auch in Essen (14.4. Zeche Carl) und Bochum (16.4. Zeche Bochum)! Dortmund – Fletch Bizzel 0231 14 25 25 Sebastian 23: Popcorn im Kopfkino Sa 9.5. 20 Uhr Gibt es im Revier einen Poetry-Slam, der noch nicht vom Mann mit der Kappe moderiert wurde? Hier scheint er die Bühne für sich zu haben – aber man weiß ja nie… Dortmund – Mayersche Buchhandlung 0231 80 90 50 Christian v. Ditfurth: Heldenfabrik Di 5.5. 20.15 Uhr Ein vegetarischer Killer und ein deutschtürkischer Ermittler mit ADHS könnten auch Zutaten eines neuen Tatorts sein – Kritiken bescheinigen dem Auftakt von Ditfurths Krimireihe Spannung und Tempo. Dortmund – Harenberg City Center 0231 905 61 66 Fritz Eckenga & Hartmut El Kurdi: Revolverhelden auf Klassenfahrt So 31.5. 12 Uhr Fritz Eckenga präsentiert mal wieder einen Gast: Diesmal den Autor, Schauspieler, Regisseur mit jordanischen Wurzeln, der am Dortmunder Theater kein Unbekannter ist. Dortmund – Stadt- und Landesbibliothek 0231 50 23 237 Gabriella Wollenhaupt: Grappa und die stille Glut Di 19.5. 19.30 Uhr Ein Pfarrer wird von einer 72-jährigen Stalkerin verfolgt – mit erotischen Tänzen… – Wenn das kein Thema für die Polizeireporterin aus Bierstadt ist. Essen – Buchhandlung Proust 0201 23 40 44 Szczepan Twardoch: Morphin Mi 6.5. 20 Uhr Navid Kermani und Claus Leggewie präsentieren diesmal einen der Stars der europäischen Gegenwartsliteratur. „Tiefgründig, böse und atemberaubend“ wird sein Roman beschrieben. Recklinghausen – Ruhrfestspiele (Theaterzelt) 02361 921 80 Max Goldt: Schade um die schöne Verschwendung Sa 16.5. 19 Uhr Inmitten der wieder einmal aufgefahrenen schauspielerischen Prominenz präsentieren die Ruhrfestspiele dann doch auch einen Autor. Max Goldt kann aber auch kein Schauspieler so gut lesen wie der Autor selbst… Unna – Lindenbrauerei 02303 25 11 20 Jan Weiler: Mein Leben mit dem Pubertier und andere Geschichten Mi 6.5. 20 Uhr Dass man der Pubertät des eigenen Kindes mitunter auch unterhaltsame Seiten abgewinnen kann, beweist Weiler in diesem ebenso witzigen wie liebevollen Buch. Empfehlungen von Frank Schorneck 36 künstlerische Leitung: Reiner Michalke Improvisierte Musik in in NRWNRW Improvisierte Musik Moskau, New York, Cologne: Simon Nabatov, Foto: Gerhard Richter Köln-Jubiläum Simon Nabatov feiert im Loft Von Olaf Weiden Nun ja, er war jung, und er brauchte das Geld. Dieser lustige Satz trifft auch auf eine Erzählung des damals tatsächlich noch relativ jungen Pianisten Simon Nabatov, der mir in einem Interview sichtlich erschüttert erzählte, er habe in New York Klavier gespielt – und die Leute hätten dazu gegessen. Lange ist das verdaut und vergessen, denn „In New York entdeckte Nabatov residiert nunmehr seit 25 Jahren Simon den Jazz“ in Köln und – als anerkanntes Urgestein in Müllers Guter Stube – damit auf Kölns engagiertester Avantgarde-Bühne „Loft“. Jetzt feiert er dieses nennenswerte „Köln-Jubiläum“ in vier Projekten, von denen zwei in den Monat Mai fallen. Grund für einen Blick auf diesen großen Virtuosen, dessen musikalische Gänge nur Menükarten meiden. Mit drei Jahren bearbeitete Simon bereits die Tastatur, angeleitet vom Vater, einem Musiker in Moskau. Auf dem dortigen Konservatorium erlernte er die berühmte russische Klavierkunst, bis die Familie 1979 nach New York emigrierte: Dort entdeckte er an der Juilliard School of Music auch den Jazz und die Improvisierte Musik. Seine sensationelle Spieltechnik befähigt ihn deshalb bis heute, zwischen den verschiedenen Disziplinen zu changieren, Stile zu verschmelzen: Von Gershwins Klavierkonzerten bis zur freien Improvisation mit einem Stimmkünstler reicht seine Ausdruckspalette. Als er nach zehn Jahren in New York nun in Köln landete, kannte er schon diverse Musiker, die ihm vom Rheinland und seiner Musikszene berichtet hatten. Nach 25 Jahren, nunmehr als reifer Mittfünfziger, ist das Interesse an den Menschen und Künstlern nicht erloschen, feste Bands blieben bis heute erhalten. Matthias Schubert, Frank Gratkowski und der damals in Köln lebende Posaunist Nils Wogram bezogen den Pianisten in ihre Projekte ein, mit Tom Rainey und Mark Helias pflegt Simon seit 20 Jahren ein New Yorker Trio. Für sein erstes Projekt „Young Cologne“ verbindet er sich nun mit zwei Absolventen der Muho Köln, einem eingespielten Rhythmusduo aus Bass (Stefan Schönegg) und Schlagzeug (Dominik Mahnig), die mehrfach gemeinsam in festen Ensembles wie Die Fichten (aufgemerkt: nicht die Randfichten) bestens funktionierten. Für dieses Trio schreibt er ein ganz neues Programm. Auch für „Fernweh – Brasilien“ wird komponiert. In die südamerikanische Musik hat sich Nabatov so verliebt, dass er sogar Portugiesisch lernte und sich mit der Folklore beschäftigte. Hier treten der brasilianische Bassist André de Cayres und der kolumbianische Schlagzeuger Rodrigo Villalon an, die beide in Köln arbeiten und sich mit Samba, Choro, Forró, Maracatu und vielem mehr sehr gut auskennen. Im Herbst folgen dann noch Besetzungen für Kammermusik und ein Trio „Freies Europa“ mit dem Engländer Barry Guy und dem Amerikaner Gerry Hemingway, Olaf Weiden die beide schon lange in der Schweiz leben – auch ein beMusiker und Musikkritiker liebtes Land für Jazzmusiker. Hayden Chisholm & Lucerne Jazz Orchestra0 The Nest0 Colin Stetson & Sarah Neufeld0 The Jones Family Singers0 Eve Risser »White Desert Orchestra«0 sPacemoNkey0 Pulverize the Sound0 Michael Mantler »The Jazz Composer’s0 Orchestra Update«0 Stetson/Dunn/Fox0 The Baylor Project0 Sara McDonald0 Ziad Rajab Trio0 Mikko Innanen 10+0 Eivind Opsvik Overseas0 Colin Stetson »Sorrow, a reimagining0 of Gorecki’s 3rd Symphony«0 RocketNumberNine0 Born in Flamez0 Dean Blunt0 Trondheim Jazz Orchestra0 feat. Sofia Jernberg0 Frank Gratkowski0 »Z-Country Paradise«0 „Young Cologne“: Fr 8.5. Bunker Ulmenwall in Bielefeld, Sa 9.5. Loft in Köln „Fernweh – Brasilien“: Sa 30.5. Loft in Köln Info: www.nabatov.com Colin Stetson solo0 Bassekou Kouyaté0 37 Gefördert durch supported by: Medienpartner media partners: Popkultur an der Ruhr Klassik an der Ruhr Sänger und OB-Kandidat Wendland, Foto: Lutz Keiss Ein Punk für alle Bürger Kassierer-Sänger Wolfgang Wendland legt Wahlprogramm vor Von Timon-Karl Kaleyta Da ich schon immer eine Schwäche für Außenseiter hatte, mir selbst aber zu einem solchen Lebensentwurf die Courage fehlte, schloss ich in der 9. Klasse des Gymnasiums eine Freundschaft zu dem einzigen echten Punk meiner Schule. Zum Zeichen unserer Verbindung schenkte sie mir ein T-Shirt der Band Die Kassierer sowie eine Kassette „Es dürfte nicht viele Politiker mit den größten Hits. geben, deren Genitalien so Ich trug das Shirt bis zu seiner völligen wohldokumentiert sind“ Auflösung zu jeder denkbaren Gelegenheit – es war die Entdeckung der Subversion in Zeiten des Eurodance. Die Tatsache, dass es in Wattenscheid eine Band gab, die davon sang, wie man mit einem Außenbordmotor Probleme lösen konnte, hatte mich tief beeindruckt. „Dich knöpf ich mir vor / mit meinem Motor / fräß‘ ich durch deine Stirn / tief in dein Gehirn“, hieß es da. Zwanzig Jahre später kandidiert Wolfgang „Wölfi“ Wendland, Sänger dieser Zeilen, in Bochum für das Amt des Bürgermeisters, womit sich auf wundersame Weise ein Kreis schließt. Und tatsächlich könnte dieser Umstand ein Glücksfall sein, denn die Agenda des 52-Jährigen liest sich wie der Aufruf zu einer dringenden Erneuerung. Lange hielt man die Kandidatur für einen Witz, denn wer Wendland einen Komplettspinner nennen möchte, findet hinreichend Gründe. Es dürfte nicht viele Politiker geben, deren Genitalien so wohldokumentiert sind, denn Kassierer-Konzerte sind ein Spektakel der Geschmacklosigkeit – am Ende sind alle nackt, und irgendwer hat sehr wahrscheinlich auf die Bühne uriniert. Seine Kandidatur aber ist weit von einer Groteske entfernt. Zuletzt saß er von 2009 bis 2014 für Die Linke in der Bezirksvertretung von Bochum-Wattenscheid, davor war er Mitglied der APPD. Über sein schillerndes Wirken als Punk-Epigone kann man schnell vergessen, dass der gelernte Schriftsetzer sich mit Lokalpolitik auskennt. Das präsentierte 10-Punkte-Wahlprogramm trägt den Titel „Bochum soll Großstadt werden“. Es ist ein unpathetischer Aufruf, die Belange der Stadt – die res publica – ernst zu nehmen. Im Kern des ur-demokratischen Dokumentes geht es um Gleichbehandlung, Bürokratie-Abbau, Jugendförderung, um einen Rückbau der Verbotskultur und um Transparenz. Es finden sich Sätze wie dieser: „In letzter Zeit hat es offensichtlich Hochkonjunktur, Verbote zu erlassen.“ Die Menschen hätten sich so sehr an leere Staatskassen gewöhnt, dass diese niemand mehr hinterfrage, so Wendland. Als OB aber würde er die Finanzen der Stadt öffentlich machen und in einer Broschüre die Fehlinvestitionen der letzten Jahre auflisten – er glaubt nicht an Politikverdrossenheit, nur die seit 1946 währende Regentschaft der SPD bereitet ihm Sorgen. In dem Kassierer-Song „Staatsbeamter“ sang Wendland einmal: „Staatsbeamter möchte jeder gerne sein! / Staatsbeamter – schon der Titel schüchtert ein! / Staatsbeamter bin auch ich als Resultat / Denn wozu braucht es sonst einen Staat?“. So genial dieser Text ist, so sehr darf man sich einen Triumph Wendlands am 13.9. wünschen – für Timon-Karl Kaleyta Autor & Journalist die Stadt, seine Bürger und mich würden hochinteressante Leiter des Instituts für Zeitgenossenschaft Jahre anbrechen. Philharmonie Essen, Alfried Krupp Saal, Foto: © PE / Frank Vinken Sinfoniekonzert auf Amerikanisch Essen ehrt die Musik der Neuen Welt Von Olaf Weiden Die Tschechen haben über Generationen großartige Musiker hervorgebracht. Böhmische und mährische Musikanten zieren weltweit die Orchester und tragen ihre außergewöhnliche Musikalität in die Musik. Auch die Amerikaner holten den „Böhmischen Brahms“ über den großen Teich, gemeint ist Antonín Dvořák, „Lenny war ein echter Mensch er sollte den Amis eine neue, eigene und musikalisch ein Berührer“ „klassische“ Nationalmusik schaffen. An Dvořáks Tradition knüpft jetzt der Essener GMD Tomás Netopil an, der in seinem Abo-Konzert mit dem markanten Titel „amerikanisch“ im Mai die wahren Nationalkomponisten Amerikas erklingen lässt – als „Tscheche in Essen“. Als „Amerikaner in Paris“ erfand Gershwin einen frühen urbanen Orchesterklang, in dem er originale Autohupen aus Paris zur New Yorker Premiere importieren ließ. Die Musik spiegelt den Blick eines amerikanischen Touristen auf die Seine-Metropole, der launige Beobachter schlendert zu Ragtime und Blues über die bunten Boulevards. Diese Komposition kennzeichnet außerdem die typisch amerikanische Natürlichkeit im Umgang mit Mischformen aus „seriöser“ und unterhaltender Musik – da hängen die deutschen Kulturbürger noch nach. Auch Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“ lebt von den Rhythmen des Jazz, es ist das Meisterwerk dieses charismatischen Superstars unter den Dirigenten, der vor 25 Jahren in New York verstarb. Kein anderer Dirigent verkörperte so stringent wie Lenny die Gegenposition zum europäischen Großmeister Herbert von Karajan – Lenny war ein Musikvermittler der Zukunft, ein echter Mensch und Freund und musikalisch ein Berührer. Lebens-Nähe zeigt auch die an „Romeo und Julia“ angelehnte Handlung seiner Story im puertoricanischen Viertel New Yorks, mit Gangs und Straßenschlachten entwirft sie ein modernes Sittengemälde mit hinreißender Musik. Das Prädikat „Ergreifende Musik“ wird nicht häufig verliehen. Für ein Werk des amerikanischen Komponisten Samuel Barber wurde dieser Ausdruck wohl erfunden. „Adagio for Strings“ fungiert als nationale Trauermusik in der Neuen Welt, zahlreiche Präsidenten wurden mit diesen Klängen zu Grabe getragen, nationale Gedenkveranstaltungen erhielten mit dieser Streichermusik emotionalen Tiefgang. Leider hat sich das sonstige Werk dieses postromantischen Komponisten in unseren Landen nie durchgesetzt. Nur das Adagio erklingt auch in Europa – Barber hat es ja auch in Rom komponiert, und der Italiener Arturo Toscanini hat es in New York uraufgeführt. Aaron Copland komponierte für Zeitgenossen wie Benny Goodman und schrieb „Wildwest-Ballette“ mit Titeln wie „Billy the Kid“ oder „Rodeo“, echte nationale Themen – galt doch Kid einst als amerikanischer Robin Hood. Sein populärstes Werk wurde aber die Ballettmusik „Appalachian Spring“, dafür wurde er sogar mit dem Pulitzer-Preis ausOlaf Weiden gezeichnet: Ein Frühling in der grandiosen Natur Amerikas Musiker und Musikkritiker bleibt bis heute preisverdächtig. 10. Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker – amerikanisch. Do 7.5. u. Fr 8.5. 20 Uhr | Philharmonie Essen www.philharmonie-essen.de 38 Kompakt Disk Maximal Minimal Neue Platten von Indie Rock über EDM zu Minimal Music Tocotronic haben mit dem unbetitelten „roten Album“ demonstrativ ein Popalbum vorgelegt. Weniger Schrammelpop und Gitarrenwände, stattdessen eine klare Produktion mit Synthie, Background Chor und gesanglichen Manierismen wie „Ich ö-ö-öffne mich für uns“. Denn textlich gehen sie auch voll in der Subjektivität amouröser Poplyrik auf. Das ist mit Geigen und allem Pipapo teils großartig, mitunter aber auch ein Fall für die Kategorie guilty pleasure (Universal). Zum 25-jährigen Bandjubiläum erscheint außerdem die mit über 1000 Abbildungen reich bebilderte Bandgeschichte „Tocotronic Chroniken“, laut Verlag in enger Zusammenarbeit mit der Band entstanden (Blumenbar). Elf Jahre nach dem letzten Album erscheint „Sol Invictus“ von den reunierten Faith No More. Schwierig, so etwas zeittypisches wie den Crossover-Entwurf von FNM in die Gegenwart zu retten. Doch sie knüpfen natürlich nicht an den schmierigen Pathos-Metal der frühen Jahre an, sondern eher an das letzte Album bzw. die Weiterentwicklung der einzelnen Musiker, allen voran Sänger Mike Patton. Und das ist dann trotz einigem Zeitkolorit durchaus in der Gegenwart hörbar (Reclamation). Der superjunge Shamir aus Las Vegas erinnert mit seinem hippen, explizit schwulen Disco-House-Entwurf an Hercules & Love Affair, und seine präpubertäre Stimme bringt den androgynen Touch des Ganzen wundervoll auf den Punkt. Wird sicher noch groß (XL). Midlife-Krise, was beweisen wollen, oder einfach gut drauf? Squarepusher macht mit „Damogen Furies“ eine überbordend verschachtelte elektronische Schlachtplatte, die gleichermaßen brutal und böse wie poppig ist, und … Verzeihung … damit manchmal fast nach Skrillex klingt. Aber all das, was einen Skrillex links liegen lässt, lässt Squarepusher weg, so dass man Squarepusher dann doch nicht links liegen lassen muss (Warp). DAV ID S C H N E LL — VIA — N EU E G A LE RIE GL A DBECK 24.04. — 26.0 6. 2015 »Castel« (Ausschnitt) courtesy Galerie EIGEN + ART W W W. N EU E - G A LE RIE - GL A DBECK.DE »SEXY, SCHNELL UND SENSATIONELL!« Charlemagne Palestine, Jahrgang ’45, zählt zu den bedeutenden MinimalKomponisten, auch wenn sein Name nicht so bekannt ist wie der von Steve Reich, Terry Riley oder Philip Glass. Das neue Album des extrovertierten Musikers und Installationskünstlers heißt „Ssingggg Sschlllingg Sshpppingg“ und schwillt über eine knappe Stunde langsam immer mehr an – vom ethnischen Gesang über White Noise mit Field-Recordings bis zu einer Geräuschkakophonie mit menschlichem Antlitz von allergrößtem Reichtum (Idiosyncratics). Zusammen mit dem Post-Minimalisten Rhys Chatham veröffentlicht er zeitgleich das Werk „Youuu + Mee = Weee“, das drei einstündige Stücke auf 3 CDs vereint, die mit ihren organisch an- und abschwellenden Instrumenten klassischer wirken (Sub Rosa). Wer sich für Minimal Music interessiert, sollte auch in die Steve Reich-Interpretationen des Leipziger Ensemble Avantgarde reinhören, die mit „Four Organs“, „Phase Patterns“ und „Pendulum Music“ drei frühe Werke des Komponisten aus den Jahren ’68-’70 eingespielt haben, die mit rhythmischen Verschiebungen arbeiten. Vinyl mit Downloadcode (Karlrecords). Betrug: Nachdem Thurston Moore seine Frau und Bandkollegin Kim Gordon klassisch mit einer Jüngeren betrogen hat, ist das Ende der Indie-Legende Sonic Youth im Jahr 2011 besiegelt und deren Funktion als Rolemodel angekratzt. In ihrer Autobiografie „Girl in a Band“ rekapituliert Gordon spürbar enttäuscht und wütend ihr Leben als selbstbestimmte Künstlerin und Musikerin, Ehefrau und Mutter, die trotz aller Bemühungen um Unabhängigkeit immer wieder schmerzvoll gegen die patriarchalen Strukturen prallt. Ein bisschen Wunden lecken, wenig Nabelschau, etwas Kunst, viel Gesellschaft(spolitik) und ganz viel Sonic Youth (KiWi). CHRISTIAN MEYER trailer verlost 1 Exemplar „Girl in a Band“ von Kim Gordon, Verlag KiWi. E-Mail bis 24.5 an [email protected], Kennwort: „Girl“ 39 8. MAI – 16. AUGUST 2015 20. – 23. AUGUST 2015 CAPITOL THEATER DÜSSELDORF THEATER AM MARIENTOR DUISBURG Das MeinungsMagazin biograph.de Ruhrgebiet trailer-ruhr.de Tickets & Infos: www.eintrittskarten.de | www.tap-dogs.de | 0211-73440 kunst & gut Ausstellungsansicht „Angenehmer Aufenthalt“ mit Werken von Günter Fruhtrunk, Hartmut Böhm, Roland Altmann, Alfonso Hüppi, © Künstler, VG Bild-Kunst, Museum Ostwall, Foto: Daniela Ihrig Zeiten mit vielen Stilen Szenenwechsel im Museum Ostwall im Dortmunder U Einer der „Stars“ dieser Ausstellung ist das Holzrelief von Alfonso Hüppi. Es springt dem Betrachter aus der Fläche heraus entgegen und verfügt selbst über einen spannungsvollen Bildraum: Wir meinen, dass zwei Holzkuben zueinander versetzt auf einem Holzboden stehen und wir da jetzt hindurch schreiten könnten. Jahrzehnte vor der Popularisierung von 3-D-Effekten arbeitet Alfonso Hüppi, der Schweizer Künstler mit Wohnsitz in Baden-Baden, mit der Plastizität auf der Fläche. Seine Mittel sind ebenso lapidar wie wirkungsvoll. Das Bild ist tatsächlich aus Holzbrettern zusammengefügt und die rechte untere Ecke ist abgeschrägt, was vom räumlichen Gefüge des einen Kubus aufgenommen wird: Alfonso Hüppi kombiniert Realität mit Illusion. seiner Kollegen nach dem Krieg über das amerikanische Militär in Deutschland hängen blieb und in Köln ansässig wurde, wird anlässlich seines 20. Todestages gedacht: eine aufmerksame Geste für einen der stillsten Fluxus-Künstler überhaupt. Wenige kennen den Namen von Al Hansen, aber seine Venus-Darstellungen aus den Abfällen der Genussgüter der Wohlstandsgesellschaft sind vertraut. Sie sind simple, dabei mit Hingabe gemachte Miniaturen, die sich in ihrer Geste mit seinen Performances deckten: als Operationen am offenen Herzen des Alltags. Schön auch, dass von Geoffrey Hendricks, der im vergangenen Jahr den Fluxus-Preis des Museum Ostwall erhalten hat, die „Himmelsleiter“ zur Erinnerung an Al Hansen ausgestellt ist. Entstanden 1973 und seiner Werkgruppe der „Holzwände“ zuzuordnen, ist Hüppis Relief ein vorzügliches Beispiel für die internationale Avantgarde dieser Jahre zwischen dem geometrischen Hard Edge und der flirrenden Irritation der Op Art, zum einen in Berührung mit der äußersten Reduktion von ZERO, zum anderen in Abgrenzung von den figurativen Tendenzen und der Pop Art oder dem Spezialfall Fluxus. Es nimmt die Idee der tatsächlich schrägen „Shaped Canvas“ auf und ist dabei selbst ebenso gegenständlich wie gegenstandsfrei – es liegt schließlich an unserem Blick und der Annäherung mit den Füßen, was wir draus machen. An anderer Stelle werden Victor Vasarely und der Dortmunder Roland Altmann vorgestellt anhand des Siebdrucks als technischem Medium von Pop und Op Art in Zeiten, in denen hierzulande die Jahresgaben der Kunstvereine die Demokratisierung von Kunst vorantrieben. Ab und an wird in der Ausstellung auf die Politisierung der Kunst hingewiesen, etwa bei einer Arbeit von H.A. Schult, und mit jedem Kunstwerk wird natürlich das Bezugssystem komplexer. Um die Dimensionen des Globalen und zugleich systemimmanent Differenten weiter zu erfassen, ist es sinnvoll, durch den verbliebenen Bestand des Dortmunder U eine Treppe hochzugehen, wo in einem Kabinett mehrere Papierarbeiten russischer, non-konformistisch tätiger Künstler präsentiert sind. Richtig umfangreich sind diese implantierten Neuzugänge auf den beiden Ebenen des Museum Ostwall freilich nicht. Aber schon wegen der Arbeit von Alfonso Hüppi und einem sehr frühen, ganz ungewohnten Bild von Dieter Krieg oder dem Raum zu Al Hansen lohnt sich der Besuch dieser Ausstellung, die so frisch und leichthin präsentiert ist, wie sie heißt. THOMAS HIRSCH Diese Gleichzeitigkeit der unterschiedlichen stilistischen Tendenzen, die sich in rascher Abfolge ab Ende der 1950er und bis in die 1970er Jahre in den Kunstmetropolen ausgebildet hatten, ist nun das Thema der neuen Sammlungspräsentation im Dortmunder U. In separaten Räumen, aber miteinander korrespondierend, werden anhand der eigenen, unterschiedlich aussagekräftigen Bestände die wichtigen Ismen der Globalisierung der Kunst rekapituliert. Zugleich werden die hausinternen Schwerpunkte von ZERO um Heinz Mack und Otto Piene und von Fluxus vertieft. An Al Hansen, der wie so mancher „Angenehmer Aufenthalt. Sammlung in Bewegung“ | bis 30.8. Museum Ostwall im Dortmunder U | 0231 502 47 23 40 Kunst in NRW Kunstwandel Abb. 1 Das ist er, der Soundpanzer von Nik Nowak, Foto: Andrea Eichardt Aufmarsch der Maschinen Kunst mit Architektur Eigentlich ist die Geräuschkulisse in einem Museum selten stilbildend. Dass sich jetzt auch noch gleich ein Soundpanzer in den Eingeweiden des Dortmunder U versteckt hielt, das lag am „mechanischen Corps“, das die neue Ausstellung des Hartware MedienKunstVereins bespielt oder besser gesagt bedampft. Der Monster-Soundpanzer von Nik Nowak aus Berlin durfte auch nur zur Eröffnung in der Tiefgarage eingesetzt werden, permanente 4000 Watt könnten ja die alten Geister des ehemaligen Gär- und Lagerkellers der Brauerei aus dem Jenseits befreien und die hatten ja schon ihre Ausstellung im HMKV. Jetzt geht es also um die Spuren von Jules Verne, um Steampunker und um dieses immer mehr um sich greifende Gefühl, dass die Geschwindigkeiten des heutigen Lebens irgendwie nicht mehr zu den biologischen Mensch-Einheiten dieses Planeten passen. Warum ausgerechnet das Zeitalter der Industrialisierung im ausgehenden 19. Jahrhundert heute wieder in Mode gerät, das versucht die Ausstellung, kuratiert von Peter Lang (†) und Christoph Tannert, zu ergründen und dem vielschichtigen Phänomen nachzuspüren. O.k., ich gebe es ja zu, mich faszinierte natürlich erst einmal der Nautilus Gameboy (2014) von Wendy Esmeralda Castillo – die Locus-Solus-Experimentieranordnung habe ich als Tetris-Jünger zwar nicht ganz verstanden, aber die Vorstellung, dass Käpt‘n Nemo da irgendwo unter Wasser an den goldenen Rädchen fummelt und Super Mario ins Rennen schickt, das hat schon was. Es schlägt irgendwie nicht nur eine Brücke in die Welt vor den 3D-Echtzeit-Wargames, visuell zeigt es auch die Liebe zum unikaten Detail eines alten Handwerkers. Während ich noch staune, klickt es unaufhörlich. Die Ursache ist nicht so einfach zu finden in den Räumlichkeiten, Uhren sind nicht zu entdecken. Dafür eine einfache Leiste und ein Spiegel, hier kommt das Geräusch her. Die Polin Alicja Kwade beschäftigt sich in „Singularität“ (2009/14) mit der Zeit an sich, die vergeht, selbst wenn den Uhren die Zeiger entwendet wurden. Ansonsten scheint die Zeit eher stehengeblieben zu sein. Andreas Gerth aus Berlin hat sie in Tönen generiert, mit Steuerspannungen, die sich gegenseitig modulieren, ein Verfahren, das ein halbes Jahrhundert alt ist. Völlig aus der Zeit gefallen scheint Roland Fuhrmanns „Rudi 1“ (2002). Ein goldblitzendes Gebilde aus dem zahlreiche Paddel starren. Ein Versuchsmodell zur Ermittlung der Effizienz des Ruderantriebs für Luftschiffe nennt der Künstler das hängende Gebilde. Ich überlege, was Jules Verne dazu wohl gesagt hätte. Bis zum Mars vielleicht – mit Paddeln? Eigentlich eine schöne Idee. Dermaßen skurril geht es immer weiter, retro-futuristische Maschinen wohin man schaut, eine alte Schreibmaschine dient als Keyboard, ein alter U-Boot-Dieselmotor erzeugt Stimmen und Geräusche, das Kronos-Gerät von Roland Boden fährt im Abwasserkanal. Die abgefahrenste Idee zu Schluss: Michael Sailstorfer bohrt mit der Freiheitsstatue Löcher in die tragenden Säulen des Dortmunder U. Mitten in der Ausstellung. „Freedom Fries am Arbeitsplatz“ (2014) heißt das kleine Maschinchen. In Paris soll es eine große geben. Was bohrt denn die wohl an? Von Thomas Hirsch Das Gebäude ist Wahrzeichen seiner Stadt: Vor zehn Jahren wurde das Marta Herford als Museum für zeitgenössische Kunst eröffnet. Der amerikanische Architekt Frank Gehry hat hier vieles von dem verwirklicht, womit er berühmt wurde: Er verzichtet auf rechte Winkel, um„Konzept des fasst die Steinwände mit gewölbten und Sowohl-als-auch“ mäandernden, Licht reflektierenden Metallflächen, die so verschachtelt sind, dass sie in dynamischen Wellenbewegungen stürzen und wirbeln. Zu Recht ist das Gebäude selbst als Skulptur zu verstehen. Das Marta hat dieses Sowohl-als-auch ebenso in seinem Ausstellungskonzept aufgegriffen. Als Gründungsdirektor hat Jan Hoet Gattungsgrenzen überschritten und sich etwa dem Design zugewandt. Dieses Konzept gilt nach wie vor, so auch in der Ausstellung, die nun zum 10-jährigen Jubiläum zu sehen ist: „(un) möglich!“ stellt Werke von bildenden Künstlern seit dem frühen 20. Jahrhundert vor, die sich auf Architektur beziehen. Zu sehen sind Zeichnungen und Collagen, dreidimensionale Modelle, Objekte und Installationen. Ausgestellt sind außerdem begehbare Werke: So wie Architektur Kunst sein kann, kann Kunst als Architektur funktionieren. Ausgehend von den Phänomenen ihrer Zeit – Beobachtungen zum Städtebau, zum technischen Fortschritt, zur Population – thematisieren die Künstler der Ausstellung Fragen des Nostalgischen und der Utopie, ökologische Bedenken und die Schaffung von Rückzugsräumen, wobei die Akzente im Laufe eines Jahrhunderts gewechselt haben. „Das mechanische Corps“ im HMKV Dortmund Die Jubiläumsausstellung im Marta Herford PETER ORTMANN Vertreten sind Vordenker wie die russischen Konstruktivisten und die niederländische De Stijl-Gruppe. Oder Walter Jonas mit seinem Modell einer trichterförmigen Wohnanlage und das Atelier van Lieshout mit seinen Komprimierungen von Wohn- und Arbeitswelt. Vito Acconci demonstriert mit seinen Montagen die fiktionale Durchdringung aller Lebensbereiche. Daneben stehen unspektakuläre Umspielungen drängender Fragen wie die „Floating Cities“ von Charles Simonds, bei denen es sich um s/w-Fotocollagen mobiler Städte im Meer handelt. Oder die „Tree Huts“ von Tadashi Kawamata: fragile Hausskulpturen aus Hölzern, die, als Nester für Bäume oder Hausfassaden gedacht, vor allem den Umgang mit unseren Ressourcen thematisieren. In Herford ergibt sich daraus ein lockerer Parcours, bei dem die historischen Beiträge und die aktuellen, teils direkt für die Ausstellung geschaffenen Kunstwerke abwechseln. Dass dabei die Architektur von Frank Gehry verdeutlicht wird (die „Fassade“ von Claus Richter betont die Passage am Ausstellungseingang; die höhlenartige Skulptur von Dai Goang Chen reflektiert die Raumhöhe) ist ein angenehmer Gewinn. Zudem verdeutlicht die Ausstellung die Notwendigkeit der Kunst für alle gesellschaftlichen Bereiche. Und vielleicht regt sie noch an, bewusster Thomas Hirsch die Gestaltung des Stadtraumes wahrzunehmen. Kunsthistoriker, Kurator und Journalist „Das mechanische Corps“ | bis 12.7. | HMKV im Dortmunder U 0231 496 64 20 trailer verlost 1x2 Karten für die Ausstellung. E-Mail bis zum 24.5. an [email protected], Kennwort: „Corps“ 41 „(Un)möglich! – Künstler als Architekten“ | bis 31.5. | Marta Herford 05221 99 44 300 Abb. 1: Ausstellungsansicht mit Claus Richter: Façade, 2007, © C. Richter, MARTa Herford, Foto: Hans Schröder RuhrKunst Von der Natur Abb. 1 Joan Mitchell in Essen In Deutschland ist Joan Mitchell wahrscheinlich nur Spezialisten bekannt: Als wichtige Vertreterin des abstrakten Expressionismus reflektierte sie mit ihrer farbintensiven Malerei Erlebnisse der freien Natur. Neben Kollegen wie Willem de Kooning und Clifford Still hat sie es allerdings nie zu Weltruhm geschafft. Wie qualitätsvoll und nuanciert ihr Werk aber ist, zeigt jetzt das Museum Folkwang anhand von sechzig Zeichnungen aus Skizzenbüchern, die, flankiert von einem großformatigen Gemälde, zu essentiell sind, um hier von einer Kabinettausstellung zu sprechen. Natürlich, die zeichnerische Notation ist die spontanste Bannung des Gedankens. Sie verzichtet auf die weitere ästhetische Umkreisung: Sie hält den Gedanken im Kern fest – dies trifft genauso auf die Blätter von Joan Mitchell (1925-1992) zu. Sie stammen aus den 1960er Jahren, als die amerikanische Malerin – bereits gefestigt in ihrem Stil – nach jahrelangem Pendeln von New York ganz nach Paris gezogen war, wo sie ab 1967 ein Landhaus mitten in der Natur an der Seine bewohnte. Obzwar auch weiterhin eng mit dem internationalem Kunstgeschehen in Kontakt, hat sie sich in ihrer eigenen Malerei zurückgezogen und ganz auf ihre Seherlebnisse konzentriert: Sie transzendiert Licht, Bewegung und weitere Phänomene der Landschaft in Farbe und Gestus. Das trifft nun auch auf die Essener Auswahl zu. Die Zeichnungen sind am Rand perforiert, unsigniert, wahrscheinlich nicht so explizit für die Öffentlichkeit vorgesehen und waren im Übrigen auch nur bedingt „Vorlage“ für die großformatigen Gemälde. Aber auf diesen Blättern passiert etwas Erstaunliches. Sie sind mit ihren sich verdichtenden, wieder auseinanderdriftenden kräuselnden Linien in Pastell und Kohle, teils auch Tusche und Filzschreiber lapidar, abstrakt, und doch stellen sie in ihrer Farbigkeit, die im Wesentlichen den Farben der Natur folgt, eine tief empfundene, immens sinnliche Umschreibung dessen dar, was Mitchell beobachtet hat. Man kann sehr schnell durch die Ausstellung laufen. Und man kann eine Stunde oder länger in ihr verweilen. THOMAS HIRSCH „Joan Mitchell – The Sketchbook Drawings“ bis 31.5. | Museum Folkwang in Essen 0201 884 50 00 Abb. 1: Joan Mitchell, Untitled, um 1967, Pastell, Tinte auf Papier, 24,5 x 19,5 cm (Ausschnitt), © Estate of Joan Mitchell „Weisse Wölfe“, © Jan Feindt Abb. 2 Der braune Faden Farbe und Licht Kunst-Ausstellungen im Theater haben eigentlich immer einen fahlen Beigeschmack. Zu schnell werden sie zu einer Dekoration des Wartens und damit der Beiläufigkeit ausgesetzt. Im Theater Dortmund ist momentan ein Gegenbeweis zu sehen. Die Ausstellung „Weisse Wölfe“ ist eine grafische Reportage über rechten Terror. Schwarzweiße Comic-Tableaus hängen da im Rang-Foyer, schneller Konsum ist möglich, Beiläufigkeit oder Deko sind ausgeschlossen, David Schraven (Text) und Jan Feindt (Grafik) haben eine Recherche über den braunen Mob gemacht. Oder, wie David Schraven es bei der Eröffnung auf den Punkt brachte, eigentlich nur eine Frage beantwortet: Was in aller Welt treibt jemanden aus Baden-Württemberg dazu, quer durch die Republik zu reisen um ausgerechnet in Dortmund einen Türken zu erschießen? Die Bilder von Ricardo Saro teilen auf den ersten Blick mit, dass sie eine Sache konzentrierter Aufmerksamkeit sind. Man sollte sich Zeit nehmen, vielleicht hat man das Glück, dass sich währenddessen die Lichtverhältnisse ändern: Dann sehen die Bilder wieder anders aus. Es handelt sich um Farbraumkörper, die sich in den Raum hinein wölben und gegenstandsfrei auftreten. Aus der Tiefe scheinen lichtdurchflutete Felder auf, die von Farbgespinsten überlagert sind. Es geht um Malerei: um Farben und ihren Auftrag. Ricardo Saro legt diese Fragestellungen nicht theoretisch und analytisch dar, sondern als Maler mit einer enormen Erfahrung in seinem Metier. In früheren und anderen Werkgruppen (auch davon gibt es Beispiele in der Ausstellung) hat er die Bildfläche geteilt und den Rand durch ein anderes Farbklima abgesetzt. Beim schnellen Rundgang sind es erst einmal die expressiven Bilder, mit denen Jan Feindt die Reportage visualisiert, dunkel ist es in Deutschland, dunkel in den Köpfen dieser Jugendlichen, die zwischen Bier und Sex und dumpfer Musik „politische Soldaten“ werden wollen. Ihre Ideologie dafür ist meist fremdgesteuert, und wer erst einmal in die Szene rutscht, der fühlt sich wohl zwischen Kameradschaft und Untergrund, darin unterscheidet sie sich in nichts von denen, die lieber in Syrien Videospiele Realität werden lassen wollen. Und Dortmund ist eine Hochburg, wenn die gut situierten Stadtfuzzis das auch nicht wahrhaben wollen. Ein großes Tableau der Zellen in der Stadt beweist das Gegenteil. In den neueren Bildern, welche im Zentrum der Bottroper Ausstellung stehen, stellt die Bildfläche einen durchgehenden Ereignisraum im Wechselspiel aus Hell und Dunkel dar. Der Betrachter tastet sich durch die Linien und Felder, verliert sich in ihnen und hält sich an einzelne Bildmotive. Handlung, Bewegung, Innehalten und Atemholen vereinen sich in diesen stillen Malereien. Man kann sich ihnen deskriptiv, mit dem Versuch der minutiösen Beschreibung nähern, etwa das Verhältnis der Schichten zueinander beobachten, ja, die Fließspuren mit den Augen verfolgen. Oder man kann die Bilder in ihrer Gesamtheit sinnlich sehen: Wie die Farbspuren vor der Leinwand zu schweben scheinen, einen Klang erzeugen, der sich dann wieder in eine Vielzahl Farben unterteilt. Oder die Bilder abschreiten und staunen, wie vielfältig Farbe ist, wie sich Nachbarschaften beeinflussen und sich mit der Annäherung die Bilder wandeln. Damit berührt Ricardo Saro Fragestellungen, die Josef Albers, dessen Werk in diesem Museum zuhause ist, ebenfalls thematisiert hat. Es ist konsequent, dass die Bilder dieser beiden Künstler zueinander gehängt sind. Unverständlich bleibt hingegen, dass der Katalog selbst nach längerer Laufzeit noch nicht vorliegt. Schade, denn die Ausstellung ist gut. „Weisse Wölfe“ im Schauspiel Dortmund Nimmt man den „Comic für die Gesellschaft“ selbst in die Hand – und das sollte man – taucht man ein in eine krude Gedankenwelt, in Brutalität und Hoffnungslosigkeit einer Ideologie, die weltweit seine Anhänger rekrutiert. Erst hier wird das Konstrukt aus Text und Zeichnung auch zum eigentlichen Kunstwerk. Der braune Faden ist das ideologische Fundament des rechten Terrors: die verbotenen Turner-Tagebücher. Und selbstverständlich hat die Geschichte auch kein Happy End. Die Geister, die sich irgendwann in allen Gesellschaften einnisteten, mögen hart, zäh und flink sein, aber sie sind nicht unbesiegbar. PETER ORTMANN „Weisse Wölfe“ | bis 26.6. | Schauspiel Dortmund, Rangfoyer | 0231 502 72 22 42 Ricardo Saro in Bottrop THOMAS HIRSCH „Ricardo Saro. Calle de Madrid“ | bis 24.5. Museum Quadrat Bottrop | 02041 297 16 Abb. 2: Ricardo Saro, Caliari, 2014 (Ausschnitt) © R. Saro, Foto: Anne Pöhlmann Kunst-Kalender KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum www.wallraf.museum.de Herzog & Segers bis 12.7. Der deutsche Regisseur mit einer Videoinstallation, die, musikalisch begleitet, die winzigen grafischen Landschaftsdarstellungen von Hercules Segers abtastet MÜLHEIM/RUHR – Kunstmuseum www.kunstmuseum-mh.de Picasso – Suite Vollard bis 28.6. Vorgestellt werden die 100 Radierungen unterschiedlicher Motivfelder, die Picasso 1930-37 auf Anregung seines Kunsthändlers Ambroise Vollard geschaffen hat NEUSS – Langen Foundation www.langenfoundation.de Olafur Eliasson bis 18.10. Überblick über das Werk des dänischisländischen Künstlers, der mit den Ressourcen der Natur arbeitet, anhand des Bestandes in der Sammlung Boros OBERHAUSEN – Ludwiggalerie www.ludwiggalerie.de Green City 10.5.-13.9. Kunstbeiträge, die sich mit dem Ruhrgebiet in seiner Verfasstheit und Zerteilung durch Autobahnen und Wasserstraßen und mit den spezifischen Themen beschäftigen PADERBORN – Städtische Galerie www.brueghel-ausstellung.de Zeng Fanzhi, Hare, 2012, 2 panneaux, 400 × 400 cm (Ausschnitt), Pinault Collection © Zeng Fanzhi studio, zu sehen in Duisburg, Museum Küppersmühle, i.R. der Ausstellung „China 8: Malerei“ Museumslandschaft NRW Die Brueghel-Familie bis 21.6. Die berühmte flämische Malerfamilie aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit vier Generationen, die sich unterschiedlichen motivischen Schwerpunkten widmeten REMAGEN – Bahnhof Rolandseck DORTMUND – Museum Ostwall HERFORD – Marta www.moyland.de www.museumostwall.dortmund.de marta-herford.de Lori Nix 10.5.-9.8. Großformatige inszenierte Fotografie der US-amerikanischen Künstlerin (geb. 1969), die die Errungenschaften der Zivilisation mit Naturgewalten konfrontiert Angenehmer Aufenthalt! bis 30.8. Neue Räume in der SammlungsPräsentation, die sich den 1950er bis 1970er Jahren widmen, im besonderen ZERO, Fluxus, Op- und Pop Art (Un)möglich! bis 31.5. Reale und fiktive Architekturen und Raumkonzepte von Künstlern wie Theo van Doesburg über Constant bis hin zu Thomas Schütte und Caroline Bayer Ernesto Neto bis 25.5. Der wichtige brasilianische Künstler mit seinen organischen, teils wuchernden und begehbaren Installationen, in die mitunter Riten der brasilianischen Indianer fließen BERG.-GLADBACH – Villa Zanders DÜSSELDORF – K20 KÖLN – Käthe Kollwitz Museum SOLINGEN – Kunstmuseum www.villa-zanders.de www.kunstsammlung.de www.kollwitz.de Ignacio Uriarte bis 7.6. Skulpturale Inszenierungen mit Papier und den Materialien im Büro, die auf witzige und kritische Weise die Bedingungen unserer Arbeitswelt hinterfragen Günther Uecker bis 10.5. Der Düsseldorfer „Nagel“-Künstler und Hauptvertreter der ZERO-Bewegung mit wichtigen Installationen, seinen Nagelreliefs und Dokumenten zum 85. Geburtstag Käthe Kollwitz bis 28.6. Fotografien und Korrespondenzen, die, ergänzt v.a. um frühe Kunstwerke, das private Leben der sozialkritischen Zeichnerin und Bildhauerin beleuchten George Grosz bis 14.6. Der berühmte Dada-Künstler und kritische Zeichner mit Werken aus seiner Berliner Zeit 1914-1931 als Ausstellungspremiere des Zentrums für verfolgte Künstler KÖLN – Kunstverein BOCHUM – Kunstmuseum DÜSSELD. – Museum Kunstpalast www.koelnischerkunstverein.de UNNA – Zentrum für Lichtkunst www.kunstmuseumbochum.de www.smkp.de Russische Avantgarde bis 31.5. Fotografie und Zeichnung der Sepherot Foundation, mit Werken aus dem Russland des frühen 20. Jahrhunderts u.a. von Malewitsch, Rodschenko und Tatlin Wim Wenders bis 16.8. Der berühmte Filmemacher zum 70. Geburtstag in seiner Heimatstadt mit einer Retrospektive seiner autonom aufgenommenen analogen Fotografien Petrit Halilaj bis 2.8. Ein Shooting-Star der Kunstszene, der in seiner Installation aus Zeichen und Schrift von den Erinnerungen und Dokumenten seiner Schulzeit in Albanien ausgeht BONN – Bundeskunsthalle DUISBURG – Museum Küppersmühle KÖLN – MAKK www.kah-bonn.de www.museum-kueppersmuehle.de www.museenkoeln.de Ärger im Paradies bis 11.10. Beiträge von 14 internationalen Künstlern der jungen und mittleren Generation zum Themenbereich Garten und Natur, zu sehen auf dem Dach der Bundeskunsthalle China 8: Malerei 15.5.-13.9. Das Initial-Museum für die Ausstellungsreihe CHINA 8, die ab Mitte Mai in acht NRW-Museen passend zu deren Konzept zeitgenössische Kunst aus China vorstellt System Design bis 7.6. Systeme als ordnungs- und chaosstiftende bildnerische und funktionale Verfahren im Design der letzten 100 Jahre mit Hauptwerken u.a. von Breuer und Wagenfeld BRÜHL – Max Ernst Museum ESSEN – Museum Folkwang KÖLN – Museum Ludwig www.maxernstmuseum.lvr.de www.museum-folkwang.de www.museum-ludwig.de Real Surreal bis 19.7. Avantgarde-Fotografie aus der Sammlung Siegert, mit Schwerpunkten auf dem Surrealismus in Paris, der Situation in Prag und der deutschen Fotografie 1920-1950 Conflict, Time, Photography bis 5.7. Fotografien zum Thema Krieg zwischen 1855 und 2013 unter Berücksichtigung des Zeitpunkts der Aufnahme, der auch Jahre nach dem Kriegsereignis liegen kann Sigmar Polke bis 5.7. Retrospektive zum berühmten Künstler, der in seiner oft gesellschaftskritischen Malerei experimentell gearbeitet und auch Filme, Fotografien und Objekte geschaffen hat DORTMUND – H. Med. KunstVerein HAGEN – Osthaus Museum KÖLN – SK Stiftung Kultur BEDBURG HAU – Museum Moyland www.hmkv.de www.osthausmuseum.de www.photographie-sk-kultur.de Das mechanische Corps bis 12.7. Ein dichtes Sammelsurium von mechanischen Konstruktionen, Kostümen und fiktiven Entwürfen aus Kunst und Populärkultur, das das 19. Jh. zitiert Hundertwasser bis 10.5. Werkschau des österreichischen Universalkünstlers, der mit seinen ornamentalen Malereien, Architekturen und mit seinem ökologischen Engagement berühmt wurde Martin Rosswog bis 9.8. Ein Überblick über die Recherchen des Soziologen und Fotografen, der bei Bernd Becher studiert hat und sich privaten Wohnhäusern in ganz Europa zuwendet 43 www.arpmuseum.org www.kunstmuseum-solingen.de www.lichtkust-unna.de The Future of Light Art bis 28.6. Die drei Finalisten zum internationalen Light Art Award, die Licht in LED-Bahnen wiegen, Signale und Symbole leuchten lassen und Hirnströme sichtbar machen WUPPERTAL – Neuer Kunstverein www.neuerkunstvereinwuppertal.de hobbypopMUSEUM bis 10.5. Die aus Düsseldorf stammende Gruppe mit sechs Künstlern bzw. Architekten, die in der Zusammenarbeit vor Ort eine begehbare malerische Installation schaffen WUPPERTAL – Von der Heydt-Kunsthalle www.von-der-heydt-kunsthalle.de Jan Albers bis 28.6. Neuere Arbeiten des Düsseldorfer Künstlers (geb. 1971), der in der Auseinandersetzung mit Farbe und Struktur Malerei als Medium befragt WUPPERTAL – Waldfrieden www.skulpturenpark-waldfrieden.de Erwin Wurm bis 12.7. Der angesagte österreichische Künstler, der in seinen Werken Skulptur und gesellschaftliche Verfasstheit thematisiert, hier nun anhand des Topos des Hauses Empfehlungen von Thomas Hirsch bildet Mit Köpfchen voran Bildung Ruhr – Aktuelle Tipps und Adressen Auslandsgesellschaft NRW Steinstr. 48, Dortmund, Tel. (0231) 83 800 15, www.agnrw.de Die Auslandsgesellschaft begleitet Sie in die Welt: Studienreisen weltweit, Sprachreisen weltweit (Erwachsene, Schüler, Business, 30 und 50+), Auslandspraktika, Europäischer Freiwilligendienst, Internationaler Jugendaustausch, High-School und Schulbesuch im Ausland. DA Düsseldorfer Akademie Harffstr. 51, Düsseldorf, (0211) 73 77 96 80, www.duesseldorfer-akademie.de Die Bildungseinrichtung vereint ein Therapie- und Förderzentrum für Logopädie, Ergotherapie, Lese- und Rechtschreibtraining, eine renommierte Schule für Logopädie und ein Weiterbildungs- und Trainingszentrum unter einem Dach. Ausbildung zur Logopädin / zum Logopäden mit der Möglichkeit der Doppelqualifikation zum Bachelor. Euro-Schulen Bochum Herner Str. 299, Bochum, Tel. (0234) 54 06 46, www.bochum.eso.de Sprach- und Kommunikationstraining, Computer- und Fremdsprachenkurse. Neu: Integrationskurse. Handwerkskammer Dortmund – Bildungszentren Ardeystraße & Hansemann Ardeystr. 93-95, Barbarastr. 7, Dortmund I Tel. (0231) 54 93 400 und 54 93 850, www.hwk-do.de Maßgeschneiderte Angebote für die handwerkliche Aus- und Weiterbildung. Auf www.handwerk.de/super-koenner kann man sich genauer über berufliche Chancen und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk informieren „Mit dem Angebot möchten wir junge Menschen in der Berufsphase dabei unterstützen, sich über die zahlreichen Perspektiven zu informieren, und sie für eine Ausbildung im Handwerk begeistern“, betont Otto Kentzler, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund und zugleich des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Impulse e.V. – Schule für freie Gesundheitsberufe Rubensstr. 20a, Wuppertal, Tel. (0202) 73 95 40, www.impulse-schule.de Vielfältige Studiengänge für Fitnesstrainer, psychologische Berater, Heilpraktiker. SBB – Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung Lievelingsweg 102-104, Bonn, Tel. (0228) 62 93 10, www.sbb-stipendien.de Die Stiftung betreut mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung das Weiterbildungsstipendium und das Aufstiegsstipendium. Wer aus dem Beruf heraus ein Studium plant, ist beim Aufstiegsstipendium richtig. Der Schulabschluss spielt keine Rolle, was zählt sind die Leistungen in Ausbildung und Berufspraxis. Die aktuelle Online-Bewerbung ist bis zum 29. Juni möglich: www.aufstiegsstipendium.de. Weiterbildungsinstitut WBI Dortmund – Essen – Oberhausen Hoffnungstr. 2, Essen, Tel. (0201) 97 79 90, www.weiterbildungsinstitut.de Professionelles Büromanagement, kaufmännische Qualifizierungen, Vertrieb, Marketing, Coaching. Widar Schule Höntroper Str. 95, Bochum I (02327) 9 76 10 I www.widarschule.de Einzügige staatlich anerkannte Waldorfschule, in der alle SchülerInnen ab der 1. Klasse gemeinsam lernen können, mit dem Angebot aller Abschlüsse bis zum Abitur. Zwei Fremdsprachen von Beginn an sind ebenso selbstverständlich wie die ausgeprägte Förderung der natur- und geisteswissenschaftlichen Fächer. TEXT/ZUSAMMENSTELLUNG: JULES LUX Klar bringt mich ein Studium vorwärts! , für Fachkräfte mit Berufsausbildung , Studienförderung auch berufsbegleitend , Online-Bewerbung ab 14. April 2015 www.aufstiegsstipendium.de 44 Auswahl BOCHUM UCI KINOWELT RUHR BAHNHOF LANGENDREER La Fille Mal Gardée, A View From The Bridge, The Impressionists Mo 25.5. 20 Uhr Gisbert zu Knyphausen Di 5.5. 20.15 Uhr, Mo 11.5. 20 Uhr, So 31.5. 17 Uhr Thema „über lesen“. Auf welche Art lesen wir? Worauf sind wir fokussiert und was wird überlesen? Gezeigt werden Hochschulprojekte, Workshopergebnisse und internationale Einreichungen – ein Diskussionsraum für forschende und innovative Ansätze der Buchgestaltung. Präsentiert vom Institut für Buchforschung der FH Dortmund, FB Design und der UZWEI Kulturelle Bildung. Info: 0231 502 38 43 DÜSSELDORF MUSEUM KUNSTPALAST Foto: Dennis Williamson Gisbert zu Knyphausen umweht ein Hauch von Tragik, seitdem sein kongenialer Partner in der Band Kid Kopphausen, Nils Koppruch, im Oktober 2012 kurz nach der Veröffentlichung ihres gemeinsamen Albums unerwartet verstarb. Seitdem klingen seine eh schon wunderbaren Songs noch eine Spur würdevoller – auch, weil Knyphausen immer wieder mit der Kid Kopphausen Band die Erinnerung an Koppruch wach hält. Das zeigte er vor einiger Zeit im Dortmunder Konzerthaus und wird er auch an diesem Abend im Bahnhof Langendreer unter Beweis stellen. Info: 0234 687 16 10 HAUS KEMNADE Regelmäßig bietet das UCI-Kino cineastische Leckerbissen wie Kunstführungen, Theaterstücke oder Liveübertragungen berühmter Opernhäuser. Highlights dieses Monats sind u.a.: Das Ballettstück „La Fille mal gardée“ (5.5.) von Frederick Ashton, live aus dem Londoner Royal Opera House; das Theaterstück „A View From The Bridge“ (11.5.) von Arthur Miller mit Mark Strong vom National Theatre London und die Kunst-Dokumentation „The Impressionists“ (31.5.), welche die Geschichten der großen Revolutionäre der Kunst nacherzählt. Info: 0234 239 02 22 trailer verlost 1x2 Karten für „The Impressionists“ im UCI Ruhrpark (Bochum). E-Mail bis zum 24.5. an [email protected], Kennwort: „UCI The Impressionists“ Sa 16.5. bis 27.9. Geishas - Dirnen - Kurtisanen Japanische Farbholzschnitte DORTMUND DIVERSE LOCATIONS Fr 22.5 bis So 24.5. Way Back When Festival Fr 1.5. - So 16.8. Di-So 11–18 Uhr, Do 11-21 Uhr Wim Wenders. Landschaften. Photographien Foto: Peter Lindbergh Wim Wenders ist nicht nur ein erfolgreicher und bekannter Regisseur von Filmen wie „Der Himmel über Berlin“, sondern auch ein leidenschaftlicher Fotograf. In diesem Jahr wird der Künstler 70 Jahre alt. Zu diesem Anlass kann das Publikum knapp 80 Bilder in Großformat bewundern. Dabei sind sowohl SchwarzWeiß-Serien, die Wenders während seiner frühen Jahre als Fotograf erstellt hat, als auch neuere Farbfotografien. Wenders arbeitet stets ohne Hilfsmittel wie Stativ oder Kunstlicht. Das Ergebnis lässt sich sehen: Der Betrachter taucht ein in skurrile, manchmal einsame Momentaufnahmen, die ganze Geschichten erzählen. Info: 0211 56 64 21 00 AALTO-MUSIKTHEATER Sa 23.5. 19 Uhr Rusalka Die Farbholzschnittserie von Taiso Yoshitoshi „24 Stunden im neuen Weidenviertel“ zeigt auf unverkennbare Art und Weise Japans Entwicklung hin zur Moderne. Seit jeher gehören Geishas zu dem, was die exotische Kultur Japans so einzigartig geheimnisvoll macht. Insbesondere das Weidenviertel zeigte im späten 19. Jahrhundert die Entwicklung Tokios zu einer Großstadt. Moderne und Tradition trafen hier aufeinander und bildeten ein Netz aus politischen Verirrungen, Sex und Erzählungen. Yoshitoshis Arbeiten fangen dieses bunte und geheimnisvolle Miteinander auf. Der Eintritt zu der Ausstellung ist frei. Info: 0234 910 33 00 DORTMUNDER U bis 7.6. Buchlabor Zum dritten Mal eröffnet das buchlabor und präsentiert in der Ausstellungsreihe Dialoge über Bücher, dieses Mal zum 45 GRILLO-THEATER Sa 14.3. ab 18 Uhr Ein Zeichen setzen für den Frieden Foto: Thilo Beu ESSEN Als das Way Back When Festival im vergangenen Jahr Premiere feierte, war es, als wären die kühnsten Träume eines jeden Indie-Fans im Ruhrgebiet wahr geworden: Ein äußerst geschmackvolles Line-up in diversen angenehmen Locations unterhielt Dortmund ein ganzes Wochenende. Das Festival war so erfolgreich, dass so gar nichts dagegen sprach, das Konzept für dieses Jahr nicht beizubehalten. Nur die auftretenden Bands sind noch eine Spur prominenter geworden: Unter anderem sind Bilderbuch, die Wild Beasts, Foxygen, Fink, AnnenMayKantereit und Wanda dabei. Info: www.waybackwhen.de nachzugehen, fordert einen hohen Preis: Rusalka muss verstummen und der Geliebte, der Rusalka schließlich doch verstößt, bezahlt mit seinem Leben. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Störung des Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur, das der Prinz schließlich durch das Geben seines Lebens wieder in die richtigen Bahnen lenken möchte. Es ist insbesondere die Musik Dvoráks, die die Oper zu einem musikalischen und inhaltlichen Drama werden lässt. Info: 0201 812 22 00 70 Jahre nach der „Stunde Null“, die Richard von Weizäcker einst als den „Tag der Befreiung“ bezeichnete, widmen sich die SchauspielerInnen des Grillo-Theaters in drei verschiedenen Veranstaltungen dem 8. Mai. Um 18 Uhr liest der Historiker Steffen Bruendel über die „Zeitenwende 1914 – Künstler, Dichter und Denker im Ersten Weltkrieg“. Es folgt ab 19.30 Uhr das Stück „Eine Jugend in Deutschland – Krieg und Heimkehr 1914/2014“. Im Grillo-Theater wird diese Inszenierung, die die Autobiografie von Ernst Toller aus dem Jahre 1933 zur Vorlage hat, zum letzten Mal gezeigt. Höhepunkt ist eine zwölfstündige Nachtlesung unter dem Titel „Denn jetzt ist alles Zukunft“. Bis um 10 Uhr des nächsten Tages referieren und diskutieren die Intendanten sowie auch Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß, Bürgermeister und TUP-Aufsichtsratsvorsitzender Franz-Josef Britz, Mathias Streicher (Bistum Essen), Claus Leggewie (Kulturwissenschaftliches Institut Essen), Hauptmann Uwe Henry Welther (Zentrum Innere Führung der Bundeswehr). Außerdem sind die Journalisten Peter Lange (Deutschlandradio Kultur), Jörg Bartel (NRZ), Ulrike Gondorf und Stefan Keim (beide WDR u. a.), Peter Ortmann (trailer u.a.) und Christian Pflug (Radio Essen) als Diskussionsteilnehmer anwesend. Info: 0201 812 22 00 GRILLO-THEATER Mi 20.5. 20 Uhr Freischuss-Inszenierung: „nicht brennen“ Foto: Philipp Ottendörfer „Rusalka“ ist eine tschechische Oper, die im Jahre 1901 in Prag uraufgeführt wurde. Nach Vorlage von „Der kleinen Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen, aber auch mit Elementen von Friedrich de la Motte-Fouqués Erzählung „Undine” sowie Gerhart Hauptmanns Drama „Die versunkene Glocke” schuf Antonín Dvorák das lyrische Märchen nach VorFoto: Karina Ter-Ovanesova lage des Librettisten Jaroslavl Kvapil. Der Nicht umsonst gilt die aktuelle FreiWunsch Rusalkas, zum Mensch zu wer- schuss-Inszenierung „nicht brennen“ als den und endlich der Liebe zum Prinzen ertanzter Monolog. Mit der Vorlage von Auswahl Auswahl Sarah Kuttners Roman „Wachstumsschmerz” entwickelten die Schauspielerin Silvia Weiskopf und die Choreografin Jelena Ivanovic eine Inszenierung, in der die Bewegung und nicht das gesprochene Wort im Vordergrund steht. Ihre Feststellung ist, dass Worte eben nicht immer das aussagen können, was wir eigentlich meinen. „nicht brennen“ ist die erste gemeinsame Produktion von Weiskopf und Ivanovic. Info: 0201 812 22 00 MUSEUM FOLKWANG der zu arbeiten. 2015 feiert das Projekt sein zehnjähriges Jubiläum. Anders als in den vergangenen Jahren, liegt der Fokus dieses Mal insbesondere auf den StudentInnen aus NRW. In der Waschkaue finden die Studierenden verschiedenster künstlerischer Disziplinen die Möglichkeit, im Rahmen einer Feldforschung miteinander zu arbeiten. Der „Palast der Projekte“, eine Installation von Ilya und Emilia Kabakov, dient dabei als Grundlage für die interdisziplinäre Forschungsarbeit. Info: 0201 289 47 00 bis 16.8., Di-So 10-18, Do, Fr 10-20 Uhr PACT ZOLLVEREIN Robert Frank Do 21.5 & Fr 22.5. je 19 Uhr Friendly Takeover Foto: Robert Frank, Santa Fe, New York (Aus dem Buch „The Americans“, 1959), s/w-Fotografie, © R. Frank Der Fotograf und Filmemacher Robert Frank (geb. 1924), der mit seinem Fotobuch „The Americans“ berühmt wurde, gehört zu den einflussreichsten Künstlern zwischen Dokumentation und subjektiver Sicht. Er wählt ungewöhnliche Perspektiven, schneidet Personen durch das Format an, fotografiert durch Autoscheiben, bewahrt die Spontaneität und erweist sich damit als herausragender Vertreter der Street Photography. Gleichberechtigt werden im Museum Folkwang Essen die Filme gezeigt. Info: 0201 884 50 00 PACT ZOLLVEREIN Sa 16.5. 14-18 Uhr feldstärke NRW 15 Foto: Jana Mila Lippitz Das transdisziplinäre Feldforschungsprojekt „feldstärke“ bietet Studierenden von Kunsthochschulen eine Plattform, um sich auszutauschen und miteinan- Die Brüsseler beursschouwburg - das sind unter anderem der Visual Artist Feiko Beckers und Miet Warlop, die gemeinsam mit vielen anderen Performern an zwei Tagen im Mai die Räume des Pact Zollvereins in ein buntes Miteinander verwandeln. Verschiedene Performances, Farb-Schlachten, Installationen und Videoarbeiten laden die Besucher zu einer bunten Mischung an Kultur und Kunst ein. Bei den jeweiligen musikalischen Abschlusskonzerten mit belgischen und deutschen Bands lässt es sich am Ende des Tages gut abfeiern. Für alle, die nicht aus Essen und Umgebung kommen, bietet eine Campingmöglichkeit in den Räumen der Waschkaue den perfekten Ort, um Kontakte zu knüpfen und neue Freundschaften zu schließen. Info: 0201 289 47 00 SCHAUSPIEL ESSEN-CASA THEATER IM RATHAUS Sa 23.5. 19.30 Uhr & So 24.5. 19 Uhr Gunther Emmerlich singt und liest Er ist das, was man wohl ein Multitalent nennt. Gunther Emmerlich war jahrelanges Mitglied der Semperoper, wurde mit Aufführungen wie „Die Zauberflöte“ bekannt. Noch bevor die Mauer fiel, war der in Eisenberg geborene Emmerlich zum TV-Liebling der Bevölkerung geworden. Mitte 2000 hat er dann sein Talent für das Schreiben entdeckt. Auf der Bühne ist seine Heimat und darum begeistert er seine Fans immer wieder mit neuen Geschichten, Anekdoten und Erzählungen. „Streifzüge durch Ost und West“, eine künstlerisch vielfältige Show, die die Zuschauer in das Leben des Opern- und TV-Stars nimmt. Info: 0201 245 55 55 Rezo Chkhikvishvili ist gebürtiger Georgier und seit Mitte der neunziger Jahre Mitglied des Schauspielhauses Essen. Er liebt die Schauspielerei, doch wer ihn kennt, weiß, dass er auch der Musik zugetan ist. So sehr, dass er gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter Robert Smajgert seine Lieblingslieder zu einem bunten Liederabend unter dem Titel „Leb dein Leben“ arrangiert hat. Seine Zuhörer erwartet ein buntes Potpourri aus Liebesliedern und Songs, die über Chkhikvishvilis Träume und Wünsche, seine Sehnsüchte und sein Leben in Deutschland erzählen. Unterstützt wird der Sänger unter anderem durch tangobelle Nino WijnbergenShatberashvili. Info: 0201 812 22 00 ZECHE CARL Sa 30.5. 20 Uhr And So I Watch You From Afar + Mylets ZECHE CARL Mi 13.5. 20 Uhr The Toasters Zu Beginn der achtziger Jahre wurden The Toasters berühmt und sind seitdem auf Tour, um den Ska in die Welt zu tragen. Damit gehören sie nicht nur zu den wichtigsten, sondern wohl auch ältesten Ska-Bands aus den USA. Seit kurzem sind sie wieder auf Europa-Tournee. Im Gepäck haben sie ihr neues Album „Live at CBGB‘S“. Die Fans dürfen sich auf viele neue Songs, eine gehörige Portion Ska und, wie es häufig bei Live-Auftritten von The Toasters zu hören ist, Elementen des Punks freuen. Info: 0201 834 44 28 Mo 25.5. 19 Uhr Deutsch-georgischer Liederabend ne (Klein-)Kriminelle zu. Bisley eckt an, er will nicht jedem gefallen, und dabei ist er authentisch und geht offen mit seiner kriminellen Vergangenheit um. Seine Autobiographie „Zurück aus der Hölle“ ist seit März im Buchhandel. Darin beschreibt der gebürtige Sauerländer, der den Blog „dortmund-diary.de“ betreibt, seinen Weg zurück ins Leben. Info: 0201 834 44 28 Das Paket, das sich an diesem Abend in der Zeche Carl vorstellt, besitzt zweifelsohne die Qualität, jeden Fan von US-Indierock und Postrock in Wallung zu versetzen: And So I Watch You From Afar spielen sowieso schon etwas länger den detailverliebtesten, rasantesten und technisch perfektesten Postrock weit und breit. Ihr gerade erschienenes Album „Heirs“ unterstreicht das nur. Und der junge Henry Kohen alias Mylets ist mit seinem neuen Album „Arizona“ auf dem besten Weg, ihnen dabei nachzufolgen. Info: 0201 834 44 10 ZECHE CARL Fr 8.5. 20 Uhr Sascha Bisley: Zurück aus der Hölle GELSENKIRCHEN VELTINS-ARENA Fr 29.5.- So 31.5. Rock im Revier Sascha Bisley erlangte traurige Berühmtheit, als er mit 19 Jahren einen Obdachlosen tötete – im Alkoholrausch. Im Knast zu einem anderen Menschen geworden, hören ihm heute hartgesotte- 46 culture club Klar: Die Begleitumstände, unter denen das Rock im Revier letztendlich zustande kam (Verlegung eines Festivals vom Nürburgring wegen schlechter Vorverkäufe), waren alles andere als günstig. Aber wieso nicht die Gunst der Stunde nutzen, wenn ein Festival mit so einem Rockstar-Lineup direkt vor der eigenen Haustüre stattfindet und man so leicht zuhause schlafen kann? Namen wie Metallica, Muse oder KISS sprechen schließlich für sich. Und der Rasen in der Arena hat in der Sommerpause ja auch genug Zeit, um zu regenerieren. Info: www.rock-im-revier.de zunächst figürlichen, dann abstrakten Formsprache aus Spiralen und Linienmustern – bei den Siebdrucken noch teils mit eingelegten Goldflächen – sehr populär war und sowohl im freien künstlerischen als auch im angewandten Bereich gearbeitet hat. Indes war für Friedensreich Hundertwasser die Kunst nie Selbstzweck. Er war vorausschauender Mahner in ökologischen Fragen und erwies sich als Visionär in der Architektur und im Städtebau. Info: 02331 207 31 38 GLADBECK DRUCKLUFT NEUE GALERIE Motorama David Schnell – via Foto: David Schnell, Via Strata, 2013, Öl auf Leinwand, 230 x 360 cm, © D. Schnell, courtesy Galerie EIGEN + ART; Foto: Uwe Walter, Berlin Der 1971 in Bergisch-Gladbach geborene, heute in Leipzig lebende David Schnell bedenkt in seinen Malereien die medialen Oberflächen der digitalen Welt und inszeniert die Virtualität von Räumen zwischen Innen und Außen. In diesen Bildern verirrt sich der Betrachter wie in einem Labyrinth, die Bildebenen kippen im Laufe des Erkenntnisprozesses um. Mit dieser Ausstellung setzt die Neue Galerie Gladbeck ihr Programm zur zeitgenössischen deutschen Malerei überzeugend fort. Info: 02043 319 83 71 Foto: Monica Rittershaus präsentiert: Klassik Modernität und Sinnlichkeit finden zusammen, wenn Star-Dirigent Mariss Jansons und die Berliner Philharmoniker in der nächsten Live-Übertragung Werke von Bartók und Ravel („Daphnis et Chloé“) spielen – sowie Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 2 von 1967, bei dem Geigenvirtuose Frank Peter Zimmermann ins Zentrum tritt. Do 21.5. 20 Uhr bis 26.6., Mi-So 15-20 Uhr IMPRESSUM BERLINER PHILHARMONIKER OBERHAUSEN Trotz aller globalen Vernetzung via Internet dürfte es auch heute in der russischen Provinz kein Leichtes sein, The Cure, The Smiths und Joy Division so zu entdecken, zu durchdringen und nachzuvollziehen, wie es Motorama geschafft haben. Dass sie zudem auch noch in der Lage zu einem sehr guten, sehr eigenen Songwriting sind, zeigt ihr zweites Album „Poverty“ aufs Feinste. Deshalb ist ihr Auftritt in Oberhausen jede Empfehlung wert. Info: 0208 85 24 54 ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH, ANNA LENKEWITZ, CHRISTIAN STEINBRINK Lichtburg Essen Kettwiger Straße 36 45127 Essen trailer verlost 1x2 Karten E-Mail bis 6.5. an [email protected]. Kennwort: „Lichtburg“ So 10.5. 19.30 Uhr POST AN DIE REDAKTION NÄHER ZUSAMMEN.... betr.: Thema 0415 WOHNART www.trailer-ruhr/thema.de Veranstalter-Infos an: [email protected] HAGEN Auswahl Herausgeber: trailer-ruhr Verlag Joachim Berndt, Büro Bochum Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel: 0234-94191-0, Fax: -91 E-Mail: [email protected] www.trailer-ruhr.de Chefredaktion: Maxi Braun (v.i.S.d.P.) Red. Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lars Albat, Silvia Bahl, Frank Brenner, Jessica Düster, Hartmut Ernst, Sanje Gautam, Rolf-Ruediger Hamacher, Thomas Hirsch, Tom Jost, Timon-Karl Kaleyta, Klaus Keil, Anna Lenkewitz, Karsten Mark, Lisa Mertens, Christian Meyer, Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler, Jan Schliecker, Frank Schorneck, Christian Steinbrink, Olaf Weiden, Hans-Christoph Zimmermann Projektleitung: Birgit Michels Grafik: Amélie Kai, Dominik Empl, Thomas Müller, Janina Wittmann Anzeigenverwaltung: BERNDT MEDIA Joachim Berndt Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91 E-Mail: [email protected] www.berndt-media.de Druckerei: Graphischer Betrieb Henke GmbH Engeldorfer Straße 25 50321 Brühl Buchhaltung: Karin Okniewski Alle nicht gesondert gekennzeichneten Bilder sind Pressefotos. Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen? trailerRuhr OSTHAUS MUSEUM bis 10.5., Di-So 11-18 Uhr Hundertwasser – Lebenslinien Eine Werkschau des österreichischen Künstlers, der mit seiner ornamentalen, trailer bietet Platz für freie AutorInnen! präsentiert: 13. Wanner Mondnächte 5. bis 7. Juni 2015 u.a. mit den Tributebands U12 (U2) & BOUNCE (Bon Jovi) Kinderliedermacher Volker Rosin Verkaufsoffener Sonntag am 7. Juni Früher waren diese angeblich hochmodernen Mehrgenerationenhäuser weit verbreitet, das Konstrukt schimpfte sich schlicht und ergreifend Familie. Heute vereinzelt die Geseschaft zusehends und jeder zieht sich auf sich zurück. Bloß keine Bindungen und Risiken mehr eingehen, was dies aber kostet, werden die Betroffenen tatsächlich erst bemerken, wenn sie in ein entsprechendes Alter kommen. Dann ist es vielleicht zu spät? Wir müssen aufpassen, dass der sog. Neoliberalismus uns nicht auch noch das Soziale austreibt. Wir sollten wieder näher zusammen rücken. Die Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern. Durch Berndt Media werden auch folgende Kultur-, Kino- und Bildungsmagazine (Köln, Wuppertal, Aachen und Düsseldorf) vertreten: Jürgen Schmidt Wir freuen uns auf weitere Zuschriften oder Online-Kommentare [email protected] Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Kommentare geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. www.wannermondnaechte.de 47 trailer wird d auff 10 00 % Recyyclingpapieer gedrruckkt DER BESTE SOUND DER WELT AUF Jetzt hören im Radio und auf funkhauseuropa.de FM 103,3
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