n be ie le W ir w n le ol w Mai 2015 T AT BL UG FL www.engels-kultur.de © dubova / fotolia.com Das MeinungsMagazin Wer suchet, der findet glück thema IM mai THEMA des Monats choices engels trailer-ruhr Schulpolitik Nanotechnologie Geld Fernsehen Welche Wahl Stadtkasse Willkommen Die Netze Wozu Schule Freiwillige Schildbürger Schutzbefohlen Medien Kita Kauflust Lärm 2.0 Haushaltskrisen Öko Green Clubbing Energiepolitik Verkehr Frauen an die Macht Tourismus O du Fröhliche Rechtsdrehung Forschung IntegrationVerkehr Kreative Masse Energiepolitik Elf Feinde? Islam Mobilität Glück Neue Urbanität Unser Wasser Sexualität Arbeit Frauenbewegung Kirche im WandelElektromobilität Grüne Stadt Vergreisung Euro Klima-Expo Städtedreieck Lobbyismus Klimawandel Elektromobilität Nichtraucherschutz ForschungHeldentum Krieg und Frieden EventkulturSemiotik Energiepolitik Naturalismus Stadtkasse Haushaltskrisen Schutzbefohlen Beschneidung Kinderarmut Schildbürger Haushaltskrisen Euro Karneval Die Netze Urban GardeningKlima-ExpoDie Netze Vorhang Urban Gardening Crime and the City Freiwillige Frauenfußball Willkommen Kita Freiheit Freiwillige Elektromobilität Euro Kirche im Wandel Euro Welche Wahl Verkehr Shopping Malls Integration Alternative Energien Lärm Elf Feinde? Energiepolitik Grüne Stadt Haushaltskrisen Klimakultur Elf Feinde? Green Clubbing Netz(re)publik: ElektropapierFernsehen Schulpolitik Welche Wahl Kita Arme Mater Verkehr Wozu Schule Ehe-Los Schulden Krieg Energiewende Das Tier und wir Europathema Rechtsdrehung THEMEN IN NRW Kritik, Interviews und Links Köln – choices.de Düsseldorf – biograph.de Ruhrgebiet – trailer-ruhr.de Wuppertal – engels-kultur.de mein hen Lesezeic Das MeinungsMagazin Wuppertalengels-kultur.de S AT N MO ES k A D glüc Mai 2015 EM TH www.engels-kultur.de Se 5 ite Farbe des Tanzes | www.theaterhagen.de | © IDEENpool Das MeinungsMagazin FARBEN DES TANZES DAS HAGENER TANZFESTIVAL, 31.MAI - 7.JUNI 2015 wppt : kommunikation WSW ERDGAS GRÜN Klima schonen leicht gemacht Mit WSW Erdgas Grün machen Sie Ihren Erdgasverbrauch klimaneutral. Ein kleiner Umweltbeitrag auf den normalen Bezugspreis ermöglicht den CO2-Ausgleich auf Gold-Niveau. Werden auch Sie zum Klimaschützer. www.wsw-online.de/erdgasgruen -kultur.de Foto: Birgit Hupfeld engels-Thema. 5 GLÜCK Soziales, Sport und Sex – Glück hat im Privaten viele Facetten 6 Themeninterview Glücksforscher Wolff Horbach im interview über Wege zur Zufriedenheit 7 Zum Thema Michael Kopatz vom Wuppertal Institut über nachhaltiges Wohlbefinden Das Geheimnis der glücklichen Dänen Bühne. 9 Auftritt Ein Film jenseits des Kinos. Michel Houellebecqs Roman „Die Möglichkeit einer Insel“ in Dortmund 12 Opernzeit Dallapiccolas „Il prigioniero“ / Zimmermans „Ekklesiastische Aktion“ Prolog Wunderland-Alice bei der neanderland Biennale 24 neanderland Biennale 2015 Literatur. 19 Textwelten Klaus Theweleit analysiert die Tötungslust und attackiert Kollegen 20 Comic Kultur Comic-Empfehlungen des Monats Wortwahl Buch-Empfehlungen des Monats BÜHNE „Alice dans les rues“ Prolog 12 KINO „Zweite Chance“ Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW. empfehlen | weitersagen | kommentieren Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM. Kino. Musik. 13 Film des Monats – „Zweite Chance“ 14 Roter Teppich Nikolaj Coster-Waldau über seine Rolle in dem Sozialdrama „Zweite Chance“ 15 Film-Kritik 17 Gespräch zum Film – Stina Werenfels über „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ Foyer „Elser“-Hauptdarsteller Christian Friedel im Rex 19 Filmwirtschaft – Eine außergewöhnliche Maßnahme zur Besuchersteigerung 22 Kompakt Disk CD-Neuerscheinungen im Mai Kultur in NRW. überregional 10 Oper in NRW Sponsor holt Regiestar Anthony Pilavachi nach Hagen Musical in NRW „The Wizard of Oz“ in Gelsenkirchen und „Oliver“ in Koblenz 11 Tanz in NRW „Der Tanz in Köln ist bereit, in eine neue Ära einzutreten“ Theater in NRW – Düsseldorf muss sein Schauspielhaus für 11 Monate schließen 21 Improvisierte Musik in NRW Simon Nabatov feiert im Loft Popkultur am Rhein Das Festival Acht Brücken fragt nach Pop und Politik 22 Klassik am Rhein Der neue GMD des Gürzenich-Orchesters 25 Kunst in NRW Die Jubiläumsausstellung im Marta Herford Film des Monats 13 KINO © Stina Werenfels Kunst. 23 kunst & gut „Nach der Fotografie“ im Sparkassenforum 25 Kunstwandel Faunische Erinnerung? Petrit Halilaj in Bonn 26 Kunst-Kalender NRW engels spezial. 4 Intro – „Von Fashion Victims und Modesünden“ 8 Innovation – E-Mobile taugen auch für längere Wege. Doch bei Kaufpreis und Ladenetz muss allmählich ’was passieren 27 engelszungen 28 Verlagssonderseiten – engels bildet 30 Auswahl – im Mai Veranstaltungs-Empfehlungen des Monats 31 Impressum Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen? engelsKultur Lesen Sie mehr auf www.engels-kultur.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Gespräch zum Film KUNST 17 © Sylvie Hauptvogel, Foto: Sigurd Steinprinz kunst & gut 23 -kultur.de Mai 2015 Fashion, fashion, fashion, Foto: Amélie Kai Von Fashion Victims und Modesünden engels + engels-kultur.de Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema 6 Wege zur Zufriedenheit Der Stuttgarter Glücksforscher und Autor des Buches „77 Wege zum Glück: Wie Sie Ihr persönliches Glück steigern“ spricht mit engels über falsche Erwartungen an privates wie berufliches Glück und die Bedeutungen, die soziale Bindungen für unsere Zufriedenheit haben. Wolff Horbach Film 14 Roter Teppich Der Däne Nikolaj Coster-Waldau („Nachtwache“) ist ab dem 14. Mai in Susanne Biers Sozialdrama „Zweite Chance“ zu sehen. Wir befragten ihn zu seiner Karriere und der Arbeit an dem Film, der anhand eines Familienvaters die Linie zwischen Gut und Böse erforscht. Nikolaj Coster-Waldau Film 17 Gespräch zum Film Die Schweizerin Stina Werenfels erzählt in „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ vom sexuellen Erwachen einer behinderten 18-Jährigen. Wir sprachen mit der Regisseurin über Ihren Film und über die Fragen, die er aufwirft. Stina Werenfels Foto: © Stina Werenfels Wer GNTM schaut weiß, dass Mode nicht nur das Verstecken von Fleisch zum Zweck hat, sondern immer „attitude“ erfordert. Gerade mit besagter Haltung ist es bei den Modemultis aber selten weit her. Das wissen auch diejenigen, die sich aller Wachstumsprognosen zum Trotz gegen die Errichtung eines „Primark“ am Döppersberg engagieren. Andere Marken wie H&M, C&A, Mango, Benetton, Esprit (habe ich wen vergessen?) sind natürlich nicht besser. Weder für 5, noch 10, noch 50 Euro lässt sich eine Jeans fair und nachhaltig fabrizieren. Das kann sich auch ausrechnen, wer nur Merino-Wolle im Kopf hat. Seit dem Einsturz der Rana-Plaza-Fabriken vor zwei Jahren, bei dem weit mehr als 1.000 Menschen starben, hat sich kaum etwas verbessert, auch wenn fast alle großen Ketten eine camouflierende „Ethik“-Abteilung gegründet haben. Obwohl Primark zwar mit 14 Millionen verhältnismäßig viel in den Fonds zur Unterstützung der Opfer eingezahlt hat, sollte die irische Firma das Geld für eine Filiale am Döppersberg lieber ohne Umwege auch den Opfern und Angehörigen gutschreiben. Die wären darüber glücklicher als wir Wuppertaler über ein T-Shirt für 2,50 Euro. Mit dem Wesen des privaten GLÜCKs beschäftigt sich auch unser Monatsthema. Hierzu sprechen wir u.a. mit Dr. GUIDO SPARS und spionieren bei Europas glücklichstem Volk, den Dänen. Um Nachhaltigkeit und die Zukunft unserer Umwelt geht es auch bei der EMobilität. In einem zweijährigen Praxistest der Ruhr-Universität Bochum wurde nun die die Kompatibilität von Elektroautos mit den Anforderungen von Pendlern untersucht. Mehr dazu auf unseren Grünen Seiten. In einer dystopischen Zukunft bereits angekommen ist „Die Möglichkeit einer Insel“. NILS VOGES inszeniert Michel Houellebecqs Roman am THEATER DORTMUND als fiktives Laboratorium zwischen „Soylent Green“ und „Brave New World“, das posthuman, postlethal und doch irgendwie scheiße ist. Eine Zukunft, ganz anders als die hervorragende Inszenierung in Kollaboration mit der Koblenzer Künstlergruppe sputnic. „Post“ im Sinne des lateinischen Präfix passt auch zu der Ausstellung NACH DER FOTOGRAFIE, die im Sparkassenforum am Islandufer zu sehen ist. Mit Sylvie Hauptvogel, Matthias Neumann und Dietmar Wehr stellen dort in Wuppertal tätige Künstler aus, die sich dem Medium der Fotografie verschrieben haben. Als Postapokalyptisch könnte man auch beschreiben, was der kosovarische Künstler PETRIT HALILAJ in der gleichnamigen Ausstellung in der BUNDESKUNSTHALLE BONN zusammengetragen hat. Er sichert Spuren seiner alten Heimat bzw. von deren Verlust und mahnt die Besucher, Erinnerungen nie zu opfern. Unser Film des Monats ist Susanne Biers Drama ZWEITE CHANCE, in dem ein Polizist heimlich das eigene, plötzlich verstorbene Kind mit dem vernachlässigten Säugling eines Junkie-Paares vertauscht. Hauptdarsteller NIKOLAJ COSTER-WALDAU bewertet „Zweite Chance“ im Interview als „noch finsterer als Game of Thrones“. Grauzonen eröffnet auch DORA ODER DIE SEXUELLEN NEUROSEN UNSERER ELTERN. Regisseurin STINA WERENFELS spricht mit uns über das brisante Filmthema Sexualität und Behinderung. Im Rex war CHRISTIAN FRIEDEL, Hauptdarsteller in Oliver Hirschbiegels Film „Elser“ zu Gast und hatte viel zu erzählen, nachzulesen in unserer Rubrik Foyer. Von der Kultur im Tal hat man dann auch länger was, als von dem Shirt von Primark. MAXI BRAUN 4 thema ihr Glück? Und [email protected] Wir freuen uns auf Post. Leserbriefe siehe Seite 31. Aus der Traum: Vergänglichkeit liegt in der Natur des Glücks, Foto: Brian Jackson / fotolia.com Die Hormone spielen Glück – Soziales, Sport und Sex. Glück hat im Privaten viele Facetten Wie ist das eigentlich mit diesem Glück? Ja, ich Sport gilt ebenfalls als großartiger Produzent von weiß, der Antwort auf diese Frage hechelt die Glückshormonen. Bei Bewegung wird das Hormon Menschheit hinterher, seit der erste Neandertaler Serotonin freigesetzt. Sport führt nicht nur dazu, dass man sich besser ein vierblättriges Kleeengels-Thema im Mai: und fitter fühlt, sondern batt von der grünen beugt Depressionen vor. Wiese gezupft hat. Fehlt Serotonin, kann Philosophen sitzen seit Wir alle sehnen uns nach Glück. Die Philosophie hadert die Stimmung schlechUrzeiten an einer Defiseit Jahrtausenden damit, der Markt hat es längst als Konsumprodukt entdeckt. Was bedeutet uns Glück? Geld, ter werden, Angst aufnition. Und daran, wie berufliche Erfüllung oder vor allem private Zufriedenheit? treten, ebenso Aggresman es wohl am beLesen Sie weitere Artikel zum Thema auch in: sionen und ein größerer sten erreichen möge. Appetit. Das GlückshorDem Stein der Weiwww.choices.de www.trailer-ruhr.de mon hat also wahnsinsen auf dem Weg zur nigen Einfluss auf das Glückseligkeit. Was also führt dazu, dass Menschen im Privatleben Wohlbefinden. Achtung: Serotonin befindet sich ebenfalls in hochwertiger Schokolade. Naschen Glück empfinden? Dazu gibt es viele Meinungen. Es gibt die sozial macht also glücklich, aber bitte nicht zu viel! Und eingestellten Glücksforscher wie Carl Spitteler, der es findet sich auch in Obst- oder Gemüsearten. sagte: „Menschen zu finden, die mit uns fühlen Zum Glück – ha, ha – gibt es Umfragen, und naund empfinden, ist wohl das schönste Glück auf türlich machen sich emsige Forscher immer wieder Erden“. Es gibt die, die Besitztümer dafür verant- daran, herauszufinden, wer warum glücklich ist. wortlich machen, nicht glücklich zu sein. So wie Rund um den internationalen Tag des Glücks, der André Gide: „Das Geheimnis des Glücks liegt nicht jedes Jahr am 20. März begangen wird, hat es eine im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich ganze Reihe von Umfragen gegeben. macht, wird glücklich“. Und eine Freundin hat zum Weil Kindermund bekanntlich Wahrheit kundtut, Thema gesagt: „Glück – das ist ein guter Burger gab es im April eine Emnid-Umfrage unter Dreibis 16-Jährigen. Familie und Freunde sind das mit Käse, zum Beispiel“. Also. Jeder hat seine eigene, persönliche Definiti- Wichtigste, um glücklich sein zu können, sagten on von Zufriedenheit. Streng genommen ist Glück 22 Prozent. Glücklich sind sie dann, wenn sie tun nur eine körperliche Reaktion. Das Gehirn setzt in können, was sie gerne mögen. Das sagten zuminbestimmten Momenten Botenstoffe frei. Sie sti- dest 87 Prozent der Kinder. Ein festes soziales mulieren oder betäuben den Körper sogar. Dazu Gefüge und eine gewisse Unabhängigkeit können gehören Dopamin, Serotonin, Noradrenalin oder also schon bei jungen Menschen großes WohlbeEndorphine – klar, dass sich alle vier auch in Songs finden auslösen. von mehr oder weniger drogensüchtigen Musikern Das Statistikamt der Europäischen Union Eurostat wiederfinden. Schließlich kann Erfolg und damit hat in allen 28 Mitgliedsländern nachgehorcht, Glück auch eine Droge sein. Und natürlich müssen wie glücklich die Europäer sind. In Dänemark leben wir über Sex reden. Bei einem Orgasmus werden demnach die glücklichsten Menschen. Der Zufriedie meisten Glückshormone ausgeschüttet. Be- denheitsfaktor beträgt dort 8,0 von 10 Punkten. Däne zwischen 65 und 74 Jahren müsste man sein. stenfalls bei beiden Partnern. GLÜCK 5 Das sind laut Eurostat die zufriedensten Menschen überhaupt. Bulgare eher weniger. Die Bulgaren sind am unzufriedensten. Ihr Glücksgefühl ist nur 4,8 Punkte stark. Deutschland ist mit 7,3 auf Platz neun gelandet. Gar nicht schlecht für ein Land, von dem oft gesagt wird, dass die Menschen hierzulande immer nur meckern. Der „World Happiness Report“ der Columbia Universität New York sieht die Schweizer weltweit ganz vorne. Am unglücklisten sind laut dem Report die Menschen aus Togo, Burundi und Syrien. Übrigens: Die Umfrage eines Kreditinstituts hat ergeben, dass 79 Prozent der Menschen sich nicht vorstellen können, ohne genug Geld glücklich werden zu können. Das verwundert einen bei dem Auftraggeber jetzt allerdings nicht. Wird es denn leichter, dieses private Glück zu finden? Fest steht, dass wir immer mehr Möglichkeiten haben. Der Partner wird nicht mehr von den Eltern ausgesucht, sondern kann sogar per Algorithmen im Internet gefunden werden. Ob dieser Mensch sich in der Praxis als Glücksfaktor erweist, ist immer noch erstens auszuprobieren und zweitens manchmal harte Beziehungsarbeit. In der Freizeit können wir (fast) alles erleben, was wir uns erträumen – vorausgesetzt, wir legen genug Geld auf den Tisch. Und wir können uns durch eine Aufweichung der Arbeitszeiten, Home Office und Sabbatical immer häufiger vom Büro absetzen. Aber: Ist das wirklich alles so einfach? Bleibt die Traumfrau aus oder nervt der Job, ist unser Leben schnell „out of balance“. Durchhaltevermögen und Geduld sind auch bei der Suche nach dem Glück gefragt. FLORIAN SCHMITZ Aktiv im Thema ministeriumfuerglueck.de www.77-wege-zum-glueck.de www.gluecksoekonomie.net worlddatabaseofhappiness.eur.nl thema Glück kommt selten allein, Foto: Amélie Kai „400 angebliche Freunde bei Facebook helfen wenig“ Glücksforscher Wolff Horbach über Wege zur Zufriedenheit engels: Herr Horbach, ist die Suche nach Glück Kann man es beeinflussen, ob man mehr oder vergebene Liebesmüh? weniger Glück hat? Wolff Horbach: Klares Nein. Der Begriff ist na- Ja, sehr. Erstens ist es wichtig, sich von falschen türlich uralt. Jeder Mensch will glücklich sein, Vorstellungen zu lösen. Nehmen wir wieder das das ist unser höchstes Ziel. AlBeispiel Geld. Wenn jemand les, was wir tun, machen wir, „Ein Schlüssel ist es, das Hier davon überzeugt ist, dass man und Jetzt zu genießen“ damit es uns gut geht. Ich habe zum Glück viel Geld braucht, tut die Frage mit Nein beantwortet, er alles Mögliche, um daran zu weil es natürlich das absolut Lohnenswerteste kommen. Er arbeitet zum Beispiel wie verrückt. im Leben ist, glücklich zu sein. Es gibt aus der Dadurch tragen aber die meisten Leute zu ihrem Glücksforschung ganz konkrete Dinge, die jeder Unglück bei. Familie und Freundschaften werden tun kann, um ein erhebliches Stück zufriedener zu vernachlässigt. Ein bisschen Glück geht dadurch sein, als er es meistens ist. den Bach runter. Zweitens ist die Gesundheit ein ganz wichtiger Faktor. Durch viel Arbeit, Stress, Haben Sie ein Patentrezept, um glücklich zu Angst und Anspannung leidet der Körper. Das sein? Und wenn ja, teilen Sie es bitte mit uns! macht wieder unglücklich. Das heißt, die Jagd (lacht) Ein Patentrezept habe ich nicht. Mein nach dem Glück erzeugt genau das Gegenteil. Buch heißt nicht umsonst „77 Wege zum Glück“. Deshalb sollte man sich im Klaren sein, was man Die 77 Wege sind natürlich eine Metapher dafür, will. dass es verschiedenste Dinge gibt, die wir dafür tun können. Jeder kann damit anfangen, sein Das heißt, man sollte zugunsten des privaten eigener Glücksforscher zu sein, indem er darauf Glücks ein bisschen die Karriere zurückschrauachtet, was ihn zufrieden und unzufrieden macht. ben? Dann kommt man sich selbst auf die Schliche, Wenn jemand Single ist und im Job aufgeht, ist was man am besten tut und was man lässt. das natürlich okay. Aber die Hast, zu arbeiten bis zum Umfallen, sollte man einschränken und reaGibt es einen Unterschied zwischen der beruf- listischer sehen. Viele Menschen erwarten auch Dinge von irgendwelchen Großereignissen. Die lichen und der privaten Zufriedenheit? Das Gefühl Glück entsteht in unserem Gehirn. große Liebe zum Beispiel – es haben schon viele Durch die Neurowissenschaften weiß man relativ erfahren, wie schnell das ins Gegenteil umschlagut, wie das funktioniert. Wenn ich mich privat gen kann. Zum Thema Lottogewinn gibt es zahlfreue, erzeugt das genau das gleiche Gefühl in reiche Untersuchungen, dass die Gewinner nach den gleichen Hirnregionen, wie wenn ich beruf- einem Jahr genauso unglücklich oder glücklich lich erfolgreich bin. Es gibt nur verschiedene Aus- wie vorher sind. Wer hingegen offen ist, fährt damit besser. Für Freunde, Familie und Bekanntlöser dafür. schaften. Wie wichtig ist denn der Faktor Geld? Viel weniger wichtig als die meisten Leute glau- Das soziale Gefüge muss also stimmen. ben. Es gibt ja den Spruch „Geld macht nicht Es kommt nicht darauf an, viele Freunde zu haglücklich“. Das wussten schon unsere Vorfahren. ben. 400 angebliche Freunde bei Facebook helfen Wenn man jetzt aber sagt, dass Geld völlig un- wenig. Vielleicht hat man dafür nur zwei oder wichtig ist, ist das auch falsch. Man muss das drei, auf die man sich aber verlassen kann. folgendermaßen betrachten: Wenn man wirklich schlecht dran ist, ist Geld natürlich ein wichtiger Haben Sie selbst für mehr Zufriedenheit im Faktor. Wenn die Grundbedürfnisse erfüllt sind, Privatleben schon einmal auf etwas verzichträgt Geld aber nur noch sehr bedingt zum Glück tet? bei. Es gibt Untersuchungen, nach denen es ab Seit ich mich mit dem Thema Glück befasse, ha50.000 Euro Jahresgehalt in Sachen Zufrieden- ben sich sehr viele Dinge für mich verändert. Ich heit kaum noch eine Rolle spielt. Wenn man habe nicht nur darüber geschrieben, sondern alganz viel Geld hat, kann es sogar das Gegenteil les auch ausprobiert. Natürlich nicht immer alles bewirken. Dann wird Geld auch schon mal zur zu jeder Zeit. Aber viele Dinge habe ich verinnerlicht. Belastung. 6 In welchen Momenten verspüren Sie Ihr eigenes, persönliches Glück? Das ist schwer zu beschreiben. Das Gefühl ist für mich eigentlich immer da. Wenn ich morgens aufwache, freue ich mich auf den Tag. Wenn ich tolle Gespräche führe, bin ich dankbar. Ich genieße die Natur. Bewegung und gesunde Ernährung sind ganz wichtige Faktoren. Sind Sie schnell zufrieden oder kann es dauern, bis Sie Glück genießen können? Wenn etwas Negatives passiert, geht mein Glückspegel natürlich schon runter. Das geht aber relativ schnell wieder weg. Ich überlege dann, was ich tun kann und bin schnell wieder aus dem Thema raus. Das heißt, sich schnell Gedanken über schlechte Dinge zu machen, kann helfen? Nun, viele Leute machen sich viele Gedanken und Sorgen. Ich würde sagen, dass 95 Prozent dieser Sorgen unberechtigt sind, weil die vermeintlichen Auswirkungen nie eintreten. Ein Schlüssel ist es, achtsam zu sein und das Hier und Jetzt zu genießen. Glücklich können Sie immer nur im Moment sein. Spielen Sie denn eigentlich Lotto? (lacht) Ganz selten. Es gehört dazu, auch kleine Chancen wahrzunehmen. Mein großer Traum ist es, eine Stiftung zu gründen. Dazu braucht man natürlich Geld, und deshalb habe ich Lotto gespielt. Ich erwarte aber nicht, dass ein Gewinn mein Leben verändert. Und ich weiß, dass die Chancen sehr, sehr gering sind. Das gehört aber zur Strategie, nicht immer zu denken, dass es sowieso nicht funktionieren wird. Es ist halt ein Spiel. INTERVIEW: FLORIAN SCHMITZ ZUR PERSON Der Stuttgarter Diplom-Ingenieur Wolff Horbach (64) ist Autor des Buches „77 Wege zum Glück: Wie Sie Ihr persönliches Glück steigern“. Foto: privat thema Glück ist harte Arbeit, Foto: Amélie Kai Glück durch Nichtstun Michael Kopatz vom Wuppertal Institut schreibt über nachhaltiges Wohlbefinden Beim Wuppertal Institut arbeitet Dr. Michael Kopatz als Projektleiter. Er ist für die Forschungsgruppe 2 zuständig: Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik. Es liegt nicht unbedingt auf der Hand, was dieser Mann mit dem Thema Glück zu tun hat. Aber Kopatz hat 2012 einen Beitrag zur politischen Debatte beigesteuert, der unter dem Motto „Arbeit, Glück und Nachhaltigkeit“ steht. Untertitel: „Warum kürzere Arbeitszeiten Wohlbefinden, Gesundheit, Klimaschutz und Ressourcengerechtigkeit fördern“. Kopatz setzt sich also dafür ein, dass die Menschen weniger Zeit auf der Arbeit verbringen, um in ihrer Freizeit mehr Entlastung zu haben. Und dadurch glücklicher im privaten und beruflichen Bereich werden. „Stress, Hektik und Überstunden machen unzufrieden und gefährden zunehmend die Gesundheit; unglücklich sind hingegen die Arbeitslosen“, schreibt Kopatz und fordert eine bessere Balance. Sowohl zwischen Arbeitenden und Arbeitslosen, als auch zwischen Arbeit und Freizeit. „Wer 40, 50 oder gar 60 Stunden in der Woche der Erwerbsarbeit nachgeht, hat kaum noch Zeit für Familie und Freunde. Doch das ist es, worauf es im Leben ankommt, wenn die materiellen Grundbedürfnisse befriedigt sind.“ Dabei empfindet Kopatz eine große Hürde darin, wenn jemand freiwillig Geld gegen Zeit eintauschen möchte. Vor allem Männer scheuten es, in einer Gesellschaft der „Macher“ in eine verkürzte Vollzeit zu wechseln. Kopatz fordert deshalb ein politisches Konzept, um Denkweisen zu verändern. Work-Life-Balance ist das Stichwort. Laut einer Studie der OECD, die Kopatz zitiert, sind in Deutschland 34 Prozent zufrieden mit der Verteilung zwischen Beruf, Familie und Freunden, Sozialen Netzwerken und Hobbies. Bei Menschen mit Kindern nimmt die Zufriedenheit sogar deutlich ab im Vergleich zu Singles. Wäre die Work-LifeBalance für viele Menschen austarierter, rechnet der Wuppertaler mit einem deutlichen Geburtenplus. Weil mehr Paare in der Lage wären, ihren Kinderwunsch realisieren zu können. Im Abschnitt „Vom Glück des Nichtstuns“ spricht sich Kopatz für den gezielten Müßiggang aus. Das Geheimnis der glücklichen Dänen Forscher zeigen: Es kommt doch auf‘s Geld an – und die Gene Dass die Dänen in einer Umfrage zu den glücklichsten Bewohnern Europas zählen, passiert so häufig, dass es eigentlich keine Neuigkeit mehr ist. Egal ob die EU-Kommission, eine Universität oder ein privates Institut fragt: Stets leben in den skandinavischen Ländern, allen voran in Dänemark, die zufriedensten Menschen Europas. Doch woran liegt das? Forscher haben in den vergangenen Jahren zwei entscheidende Faktoren ausgemacht: Geld und Gene. Zwar macht Geld alleine nicht glücklich. Doch die jährlichen Umfragen der EU-Kommission zur Zufriedenheit der Bürger zeigen: Wohlstand spielt eine wichtige Rolle. In den Ländern Südeuropas, die von der Finanzkrise besonders hart getroffen wurden, ist die Lebenszufriedenheit zwischen 2003 und 2013 deutlich gesunken. Bei möglichen Antworten zwischen 0 (überhaupt nicht zufrieden) und 10 (sehr zufrieden) ist der Glückswert der Spanier von 6,7 auf 5,9 gefallen. Der italienische Wert rasselte von 6,2 auf 5,1 hinunter. Den stärksten Abstieg zwischen 2003 und 2013 verzeichneten die Griechen. Deren Lebenszufriedenheit sank von 5,6 auf 3,9. Im Vergleich dazu steht Dänemark mit Werten zwischen 8,6 und 8,9 immer konstant auf dem ersten Platz. Doch nicht nur das liebe Geld ist entscheidend. Im vergangenen Jahr haben Forscher der britischen Universität Warwick herausgefunden, dass das dänische Erbgut potenziell besonders glücklich macht. Um die Gene verschiedener Völker miteinander zu vergleichen, haben der Ökonom Eugenio Proto und der Sozialwissenschaftler Andrew Oswald den „genetischen Abstand“ zu Dänemark mithilfe von Studien aus 131 Ländern analysiert. Ihre erste Erkenntnis: Je weiter das Erbgut vom dänischen entfernt ist, desto unglücklicher ist die Bevölkerungsgruppe. Andere Faktoren, wie Lebensumstände, Religion oder Kultur, wurden hierbei herausgerechnet. Im zweiten Schritt haben die Forscher eine bestimmte Genmutation betrachtet, die den Trans- 7 „Die Momente des Nichtstuns fördern die Regeneration und stärken Gedächtnis, Einfallsreichtum und Kreativität“, schreibt Kopatz. Nicht nur der Beruf, sondern auch die Freizeit werde zunehmend von Stress und Ruhelosigkeit geprägt. Medien überfluten den Menschen mit Informationen. Das Smartphone ist ein Dauerbrenner gegen die Entspannung. Aus der Arbeitswelt gibt es gelungene Experimente, mehrere Stunden auf den Empfang von E-Mails und Anrufen zu verzichten, um Kreativität und Workflow nicht zu unterbrechen. Das, so Kopatz, könne auch für die Freizeitgestaltung gelten. Abschalten hilft. Und Ablenkung. „Das Mittagsschläfchen oder ein Spaziergang im Grünen erhöhen Gedächtnisleistung, Kreativität und Aufmerksamkeit, stärken die motorische Koordination, Wahrnehmungsfähigkeit und Entscheidungsfreude“, regt Kopatz daher an. FLORIAN SCHMITZ BLICK NACH EUROPA port des Glückshormons Serotonin hemmt. Das erstaunliche Ergebnis: Dänen, egal ob sie in Dänemark oder woanders leben, leiden im Vergleich zu Personen aus 29 anderen Ländern besonders selten unter der Mutation. Ihre Glückshormone werden also sehr zuverlässig transportiert. Auch bei Niederländern, die in der Glücksforschung ebenfalls regelmäßig Spitzenplätze belegen, kommt die Genmutation selten vor. Die Forscher betonen allerdings, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um einen kausalen Zusammenhang einwandfrei zu belegen. Deutschland schneidet bei Glücksstatistiken auch nicht schlecht ab. Im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Ländern ist unser Glückswert in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Gepaart mit der Information, dass die glückshemmende Genmutation in Deutschland etwas seltener ist als im europäischen Vergleich, könnte das zu der Erkenntnis reichen: Eigentlich können wir uns glücklich schätzen. MARINA ENGLER e ün Gr innovation en it Se 15 20 Für viele Pendlerwege sind Elektro-Autos inzwischen gut zu gebrauchen, sagt eine Praxis-Studie der Bochumer Ruhr-Uni, Foto: RUB Mit dem Elektro-Auto pendeln? Ja – aber … E-Mobile taugen auch für längere Wege. Doch bei Kaufpreis und Ladenetz muss allmählich ’was passieren Ausprobieren macht Freu(n)de. So schlicht lässt sich das Ergebnis eines zweijährigen Praxistests abbilden, in dem Wissenschaftler der Ruhr-Uni Bochum mit einem Sharing-Fuhrpark von 24 unterschiedlichen Elektroautos untersuchten, wie diese mit Anforderungen von Pendler/innen „matchen“. Allerdings: Für nicht wenige hört beim Geld die Freundschaft auch wieder auf. Unter uns: Ich hätte auch mitgetestet. Jeweils für sieben Tage ein lupenreines Elektromobil und anschließend eines mit Benzin-Reichweitenverlängerung. Aber wer im „Home-Office“ arbeitet, gehörte halt nicht zur Zielgruppe. Nebenbei tat sich ein Zweit-Problem auf: Als Teil einer „Patchwork-Familie“ möchte man regelmäßig Liebste und Töchtervolk am Rhein mit Anwesenheit erfreuen. Doch wo dort nachladen? Das – reichlich parkplatzarme – Wohngebiet verbietet, die Kabeltrommel aus der vierten Etage auf den Gehsteig zu fieren, falls doch eine Lücke vorm Haus gefunden würde. Die nächste Ladesäule ist weit entfernt, womöglich mit dem Prof. Sourkounis: „Die Entwicklung im Ladenetz ist stehengeblieben.“ Foto: Tom Jost Bus erreichbar. Und bei der Benzin-Tanke vis-a-vis sorgte die Frage nach einem Ausnahme-Stromanschluss über Nacht für ambitioniertes Kopfschütteln: „Nääää – sowat mach’mer hier nit …“ Da müssen die mehr als 400 Hinz-und-KunzProbanden, die sich von skeptischen Prognosen unbeeindruckt an dem Projekt „LangstreckenElektromobilität“ der Ruhr-Uni beteiligten, zu erfreulicheren Eindrücken gelangt sein. „Vorher waren die meisten noch vorsichtig in ihrer Einschätzung der Elektroautos“, verkündete jetzt Projektleiter Prof. Constantinos Sourkounis, „nachher waren sie regelrecht euphorisch. Dreißig Prozent haben angegeben, sie würden ihr jetziges Auto beim nächsten Wechsel durch ein Elektroauto ersetzen – allerdings unter einigen Bedingungen.“ Elektrisch angetriebene Fahrzeuge gelten oft noch als Zweitmobil für die Familie und kurze Distanzen. Die Praxisstudie der RUB-Wissenschaftler zielte bewusst in eine andere Richtung. „Wenn Reduzierung der Luftbelastung die Antwort auf die Frage ist, warum wir elektrisch fahren wollen, müssen wir dort ansetzen, wo die großen Strecken entstehen. Also bei Pendlern, die längere Wege zum Arbeitsplatz haben“, definierte das Team an der Elektrotechnik-Fakultät. Fahrstrecke: zwischen 40 und 120 Kilometern. Und abends wieder zurück. Wenn solche Fahrer auf Öko-Stromantrieb umstiegen, würde schon eine Menge CO2 eingespart. Im Spiel sind eine Reihe von Faktoren: Beschleunigung, Komfort, Lärmminderung oder Handling. Aber letzten Endes kommt es auf die Reichweite an. Die RUB-Forscher richteten daher ihr Augenmerk auf drei unterschiedliche Bereiche. Sind schnelllade-fähige Mobile, deren Akku in 20 bis 30 Minuten auf 80 Prozent Kapazität gefüllt werden kann, ein attraktives Angebot? Oder favorisieren Interessenten einen „Range Extender“ wie Opels Ampera, der nach 40 bis 80 elektrischen Kilometern auf den Benzintank umschaltet? Welches Potenzial steckt in Effizienzgewinnen, etwa durch Rückfluss von Bremsenergie oder der Einschränkung von Klimaanlagen? Und „ticken“ Männer und Frauen auch als Elektromobilisten unterschiedlich? 8 Die Beantwortung stützt sich im Wortsinn auf die „Erfahrung“ von 785.000 Kilometern – wobei die neun Amperas mit durchschnittlich 45.000 Kilometern weit stärker genutzt wurden als die 15 reinen Batterieautos. Will heißen: Wo die Reichweite keine Sorgen macht, wird das Angebot auch üppig genutzt. Muss man mit der Restladung sparsam umgehen, unterbleibt die eine oder andere unnötige Fahrt. Unterschiedlich gestaltet sich auf der Langstrecke auch der Zeitaufwand, wie gemeinsame Hamburg-Fahrten zeigten. Während das Ampera-Team trotz Staus nach vier Stunden am Alten Fischmarkt einparkte, brauchte man mit dem iMieV fast doppelt so lang. Denn was zählt die Schnelllade-Fähigkeit, wenn unterwegs die Ladesäule spinnt? Schon der eine missglückte Boxenstopp schlug mit zusätzlichen 90 Minuten zu Buche. Hier zeigte sich Prof. Sourkounis auch am meisten überrascht: „Die Entwicklung bei den Ladenetzen ist stehengeblieben“, skizziert er ein wesentliches Hindernis. Zwar sei die Rhein-Ruhr-Region besser ausgerüstet als das Umland, trotzdem reiche die Struktur bei weitem nicht aus. Es regiert das alte Henne-Ei-Prinzip: So lange nicht deutlich mehr Elektrofahrzeuge unterwegs sind, haben Ladesäulen-Betreiber wenig Lust, weiter zu investieren. Allein RWE, das mit Partnern europaweit rund 3.000 Ladepunkte betreibt, dürfte bisher reichlich Geld versenkt haben. Wenn umgekehrt nur daheim mit Haushaltsstrom Energie gezogen werden kann, geht die Bereitschaft zum Kauf eines E-Mobils in den Keller. Wann „lohnt“ sich der Kauf? Das RUB-Team hat für batterieelektrische Autos einen Schwellwert von 11- bis 12.000 Euro Mehrkosten ermittelt, der sich durch günstigen Unterhalt über die Lebensdauer ausgleicht. Gegenwärtig liegen Elektro- und vergleichbare Benzinmodelle aber noch 17- bis 18.000 Euro auseinander. Das erhebende Gefühl, manch „dicke Karre“ an der Ampel fies abgehängt zu haben, rechnet sich nicht in Cent und Euro. Ein Viertel der Testpersonen wartet auf günstigere Angebote. Es bedeutet: Ein attraktives KaufanreizProgramm könnte Wunder wirken. TOM JOST auftritt Auf der Suche nach dem Glück der richtigen Scheibe; am Mischpult der Elohim, Foto: Birgit Hupfeld Den letzten Klon beißen auch Hunde nicht mehr Ein Film jenseits des Kinos. Michel Houellebecqs Roman „Die Möglichkeit einer Insel“ in Dortmund Die Gespenster ernähren sich von den toten Seelen der Menschen. Laut gleitet der Eiserne nach oben. Eine rhythmische Sound-Mischung aus „2001 – Odyssee im Weltraum“-Klängen und schwellenden Fanfaren eröffnet im Dortmunder Schauspielhaus den Abend. Da ist das fiktive Laboratorium zwischen „Soylent Green“ und „Brave New World“, da ist die eine stille Welt nach der Apokalypse, posthuman, postlethal und doch irgendwie scheiße. Die Menschheit musste ja verschwinden, zugegeben, aber auch der unsterbliche Neomensch verliert im Jahre 4014 langsam seine biologische Halbwertzeit, immer nur Klonen geht irgendwann auf den Keks, denn ein paar Haken hat die Nummer schon. Auch nach zwei Jahrtausenden Forschung, trotz Dolly (1996) und wegen Samuel H. Wood (2008). Bereits 2005 veröffentlichte Michel Houellebecq seinen Roman „Die Möglichkeit einer Insel“, der jetzt in Dortmund in einer Mixtur aus animierten Bildern und live gespielten Szenen von Nils Voges mit seinem Künstlerkollektiv sputnic auf eine Bühnenleinwand geworfen wurde, als allererster Live-Trickfilm der Geschichte. Vier Schauspieler in schwarzen Kutten dienen als Adepten, legen Glasscheiben auf die Tricktische, sprechen die Texte und bewegen die Szenerie aus beleuchteten Faller-Häusern und Schienenwerk für hochtechnisierte Eisenbahnroboter, alles wird dann per Videosignal-Distribution auf die Leinwand gebracht. Nix verstanden? Kein Problem, der technische Aufwand ist wohl auch eher als visuelles Ablenkungsmanöver gedacht, er brückt die Wechsel, er macht das Schauen sehenswert und er spiegelt den technischen Aufwand, den echte Innovation jenseits der Philosophie eben so mit sich bringt, nicht nur in den futuristischen Welten, wohl auch am Theater. Dystopien sind eben lässig. Daniel24, dessen genetischer Code erhalten geblieben ist, weil er irgendwie irgendwann als einstiger Comedian einer pseudoreligiösen Weltraum-Sekte nahe gekommen ist, steht gerade vor seiner Auflösung (Tod), muss seine Gedanken noch in den Computer (Große Schwester) speichern, damit sein nächster Klon ordentlich sein Gehirn rebooten kann. Wie gesagt, ein paar Probleme sind auch 4014 noch nicht gelöst und Houellebecq wäre nicht 9 Houellebecq, wenn es dabei nicht auch um Sex in allen Variationen ginge. Aber auch ums Glück. Und so forschen die Klone explizit bei Daniel1, der im 20./21. Jahrhundert verzweifelt danach gesucht hat, der Liebe fand und sie wieder verlor, der eine Gefährtin besaß und einen Hund „Fox“. Der allein blieb immer treu und verstand die Depressionen seines Herrchens nie, und das war auch gut so. Dann kamen die Eduhim-Jünger nach Lanzarote und die Existenz des Neomenschen Daniel begann, wenn auch eher zufällig. Dennoch, nun ist es mal wieder vorbei, fast endgültig vorbei. Schauspieler Andreas Beck bedient den Gong, das Strahlenschutztor wird geöffnet, Daniel25 wird zum Sandmännchen in der sandigen Ödnis. Hallo Daniel25. Mist, der treue, natürlich auch geklonte Hund Fox stirbt unmittelbar. Nils Voges lässt für den groben Animationsfilm seine Protagonisten schwitzen, die Werktätigen des Theaters im dauerkonzentrierten Apparat, optisch erinnern sie leicht an Kraftwerk, ihre Choreografie meist an Charlie Chaplins „Moderne Zeiten“: Hier muss gedreht, geraucht, gerannt, getropft, gesprochen werden, Multitasking-Actors im besten Sinne, und sinnlich ist die Szenerie allemal – auch wegen der offenen Technik. Die Suche nach dem Glück fängt für Daniel25 nun an, Fox ist auch frisch geklont und sein Vorgänger hat ihm auch von Marie22 berichtet. Die hat ihr lebenserhaltendes Refugium bereits verlassen, für eine Vision von Lanzarote, einer Insel der Träume, der schlichten Möglichkeit von Glück. Sex ist ja o.k., aber es gibt keine Rückkehr. Die freundliche „Große Schwester“ löscht nämlich flugs die Ahnenfolge, das Refugium wird zerstört, der Klon ist auf der letzten heiligen Wallfahrt. Und er trifft natürlich auf die letzten echten Wesen der Postapokalypse. Und das sind keine Elohim, die fressen auch geklontes Fleisch. Als erstes muss Fox dran glauben – der blöde Köter. Gut so. Einem Replikanten wäre das natürlich nie passiert, doch der hätte bestimmt wieder nur von elektrischen Schafen geträumt. PETER ORTMANN „Die Möglichkeit einer Insel“ | R: Nils Voges, sputnic | So 10.5. 18 Uhr, Mi 20.5., Sa 30.5. 19.30 Uhr| Schauspielhaus Dortmund | 0231 502 72 22 musical in NRW oper in NRW „Der Zauberer von Oz“, Foto: Pedro Malinowski Richard Furman als Anatol und Katrina Sheppeard als Vanessa, Foto: Klaus Lefebvre Unterm Eis Musicals (nicht nur) für Kids Von Karsten Mark Der dicke Eispanzer auf dem Gemäuer ist nicht nur dem strengen Winter geschuldet, der das herrschaftliche Anwesen irgendwo im Norden umtost. Bittere Kälte herrscht auch im Salon der Baronin. Mit ihrer Tochter Vanessa spricht sie kein Wort mehr; und Vanessa selber ist, von ihrer großen Liebe verlassen, seit 20 Jahren in eine innere Starre ver„Ein atmosphärisch äußerst fallen. Dazwischen steht die junge Erika, dicht gewobenes Psychodrama, unschuldig und ergeben. Dann platzt ein das zu fesseln vermag“ Mann in die abgeschottete Welt – ein Gespenst aus längst vergangener Zeit. Als Samuel Barber 1958 seine erste Oper an der New Yorker „Met“ aufführen ließ, da jubelte das Publikum und prompt folgte der Pulitzer-Preis für Musik. Drei Jahre später dann die Ernüchterung: Bei den Salzburger Festspielen blieb die Reaktion eher kühl, die Kritik fiel regelrecht über den Komponisten her. In einer Hochphase der europäischen Avantgarde präsentierte der Amerikaner eine große Oper nach romantischem Vorbild mit Anklängen an Puccini und Richard Strauss: „Plüsch“ und „Kitsch“ lauteten die Urteile. Barbers „Vanessa“ war in der Alten Welt damit für lange Zeit abgehakt. Von Rolf-Ruediger Hamacher Kein Musical eignet sich mehr, um auch die Kleinen an das Genre heranzuführen. Die filmische Umsetzung des Kinderbuchs von L. Frank Baum „The Wizard of Oz“ (1939) wurde nicht nur zum Kultfilm, sondern machte auch Judy Garland zum Star und ihren Song „Somewhere Over the Rainbow“ zum Evergreen. Zudem erlebte das Technicolor-Verfahren mit „The Wizard of Oz“ seinen ersten künstlerischen Höhepunkt. Diese leuchtenden Farben sind es auch, die sich jetzt am MIR in den Kostümen von „…das bis in die kleinste Martina Feldmann und im Bühnenbild Nebenrolle überzeugende von Britta Tönne widerspiegeln. Damit Ensemble“ auch die Ohren in den „Original“-Genuss kommen, hat man sich entschieden, die Songs im Englischen (mit dt. Oberttiteln) zu belassen. Nicht die einzige kluge Entscheidung von Regisseurin Sandra Wissmann, die nach ihrem vielversprechenden Gesellenstück „Cabaret“ ihre Musical-Meisterprüfung mit Bravour besteht. Zusammen mit ihrem kongenialen Choreographen Sean Stephens schickt sie die kleine Dorothy mit ihrem (echten!) Hündchen Toto, einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem ängstlichen Löwen, zum mächtigen Zauberer Oz, der ihre Wünsche zwar nicht erfüllen kann, sie jedoch zur Selbsthilfe anleitet. Und da sind auch noch eine gute und eine böse Hexe, die das eine oder andere Wörtchen mitzureden haben. Das alles fließt durch das bis in die kleinste Nebenrolle überzeugende Ensemble, die präzis-einfallsreiche Regie und die schmissigen Tänze (bei denen man sich lediglich ein paar Step-Einlagen mehr gewünscht hätte) zu einer verzaubernden Reise ins Land hinter dem Regenbogen zusammen. Chapeau! Amerikanische Oper in Hagen: Samuel Barbers „Vanessa“ Das Theater Hagen hat Vanessa nun wieder auf die Bühne gebracht. Sie fügt sich ein in eine lose Folge amerikanischer Opern, die einen roten Faden der Intendanz von Norbert Hilchenbach seit 2007 bilden. Regisseur Roman Hovenbitzer hat den Dreiakter in der gestrafften Fassung von 1964 mit ausgiebigem Einsatz von Videoeinspielungen (Film: Volker Köster) inszeniert. Herausgekommen ist ein atmosphärisch äußerst dicht gewobenes Psychodrama, das zu fesseln vermag und auch geschickt mit den Gegebenheiten operiert. Etwa, dass sich die australische Gastsopranistin Katrina Sheppeard in der Titelrolle und Kristine Funkhauser als Erika im Timbre recht ähnlich sind. Die Regie macht aus der eigentlichen Nichte Erika eine Tochter und lässt sie der Mutter auch äußerlich gleichen. Das ist auch dramaturgisch geschickt, wenngleich man sich musikalisch vielleicht etwas mehr dramatisches Gewicht in der VanessaPartie wünschen würde. An Dramatik mangelt es der Partitur Barbers nicht – sie ist mitunter etwas überladen damit. Die Hagener Philharmoniker kosten sie unter Leitung von Florian Ludwig jedenfalls sehr genussvoll und farbenreich aus. Die Musik ist oft eingängig, teils klingt sie nach Hollywood. Neben den beiden Solistinnen singen auch die männlichen Gäste – der amerikanische Tenor Richard Furman als jugendlicher Liebhaber Anatol und Bariton Ilkka Vihavainen als lüstern-aufdringlicher Doktor – ihre Partien mit beachtlicher Präsenz und Ausstrahlung. Durchweg erfreulich sind ebenso die schauspielerischen Leistungen bis in die kleineren Rollen. Hovenbitzers ist Inszenierung auch ein Glanzstück für den geschickten Einsatz von Videoeinspielern. In der Art glamouröser Stummfilme erscheinen Vanessas Erinnerungen an die glückliche Vergangenheit Karsten Mark wie verklärte Träume. Realität und Traum verschwimmen Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater in ästhetisch bestechender Weise. Absolut sehenswert! „Vanessa“ | R: Roman Hovenbitzer | Mi 13.5., Fr 22.5., Do 28.5. je 19.30 Uhr, So 17.5. 18 Uhr | Theater Hagen | 02331 207 32 18 „The Wizard of Oz“ in Gelsenkirchen und „Oliver“ in Koblenz In Koblenz verließ sich Intendant und Regisseur Markus Dietze bei „Oliver!“ leider auf die holprige Übersetzung. Dafür konnte er aber mit einem Pfund gegenüber der Verfilmung (1968) wuchern. Deren einziger Schwachpunkt war die Besetzung der Titelrolle mit dem allzu süßlichen und stimmlich schwachbrüstigen Mark Foster. Dem setzte Dietze mit Mariss Delamboye, dem 10-jährigen Sohn des Koblenzer Musikdirektors, eine deutlich intonierende, Spiel und Tanzschritte präzis beherrschende Entdeckung für diese oft untergehende Rolle entgegen. Denn das Hauptaugenmerk liegt meistens auf seinem jugendlichen Kumpel Artful Dodger und Faggin. Leider hat Dietze der Rolle alles Diabolische ausgetrieben, ließ Christof Maria Kaiser eher wie einen Märchenerzähler durch die stimmungsvolle Drehbühnenszenerie von Christian Binz streifen, deren historische Authentizität er auch mit seinen Kostümen betonte. Die Übermächtigkeit des Bühnenbilds ließ andererseits zu wenig Raum für ausladende Choreografien, sodass dynamische Nummern wie „Wer will kaufen, rote Rosen?“ eher im Gedränge und dem sich in den Hüften wiegenden Opernchor enden. Auch Julia Steingass durfte leider kaum zeigen, dass sie tanzen kann, betörte aber mit ihrer ausdrucksstarken Stimme. So konnte man Rolf-R. Hamacher Hochschuldozent der „Unperfektion“ der Inszenierung letztlich doch einiges und Beirat des Filmkritikerverbandes abgewinnen. „Der Zauberer von Oz“ | MiR, Gelsenkirchen | www.musiktheater-im-revier.de „Oliver!“ | Theater Koblenz | ausgelaufen 10 theater in NRW tanz in NRW Tim Behren und Florian Patschovsky in „The Boy Who Cries Wolf“, Foto: Frank Erler Marode Schönheit, das Düsseldorfer Schauspielhaus Kölner Tanzszene formiert sich neu Sanierungsstückwerk „Der Tanz in Köln ist bereit, in eine neue Ära einzutreten“ Düsseldorf muss sein Schauspielhaus für 11 Monate schließen Von Klaus Keil Gleich zu Beginn des „Open Space“ zum Tanz stellte die Tänzerin und Nachwuchs-Choreografin Lisa Freudenthal eine unerwartete, aber längst überfällige Frage: „Was will Köln eigentlich mit dem Tanz?“. Verblüfft hält man inne. Jahrelang hat sich Kölns freie Tanzszene „Wann erfüllt Köln seine ins Zeug gelegt, um die Kulturpolitik von Bringschuld?“ der Qualität ihres Beitrags zur Kunststadt Köln zu überzeugen – leider mit mäßigem Erfolg: unzureichende Fördermittel, fehlende Proberäume, von einer angemessenen Aufführungsstätte ganz zu schweigen. Und nun kommt eine junge Tanzschaffende, die sich nach künstlerischen Stationen in den USA und dem europäischen Ausland in Köln niedergelassen hat und stellt die schlichte Frage, ob Köln dieses Angebot einer vielfältigen, auf hohem Niveau arbeitenden Kunstform überhaupt will. Nach den jährlich repetierten Lippenbekenntnissen der Politik zur Bedeutung des Tanzes in Köln stellt schon allein die Frage die faktische Lage des freien Tanzes vom Kopf auf die Füße. Welche Wertschätzung genießt eigentlich dieses einzigartige Genre in Köln? Hat Köln nicht auch eine Bringschuld? Zum „Open Space“ haben sich kürzlich etwa fünfzig Kölner Tänzerinnen und Tänzer, Choreografinnen und Choreografen im Deutzer „Quartier im Hafen“ getroffen, um Fragen wie diese zu beantworten – Fragen der Professionalisierung, des angemessenen Marketings, Fragen nach der Vernetzung untereinander und mit anderen Genres (Theater, Musik, Kunst etc.), nach Austausch und Formen der Intervention in Politik und Wirtschaft, aber auch nach Utopien für den Tanz in Köln. Es war das größte Treffen der Tanzszene seit Jahren und es fand wohl auch deshalb so viel Zuspruch, weil die problematische Lage inzwischen jeden Tanzschaffenden auf irgendeine Weise berührt. Doch in den Arbeitsgruppen ging es weniger um eine Bestandsaufnahme als um die Erarbeitung strategischer Ziele. Schon die Einladung zu diesem Treffen klingt wie ein Aufbruch zu neuen Horizonten: „Die Zeit ist reif, dass wir – die mit Tanz professionell befassten Menschen in Köln – uns neu zusammenstellen, austauschen und eine starke Vision für den Tanz in unserer Stadt entwickeln.“ Dieses neue Selbstbewusstsein des Tanzes bekam auch die Kulturamtsleiterin, Barbara Förster, zu spüren, die der Einladung zum Open Space gefolgt war und sich der Debatte um ein Produktions- und Aufführungshaus stellte. Sie erkannte an, dass „der Tanz den größten Bedarf“ habe und sprach von der Notwendigkeit eines „mehrfunktionalen Raumes vorrangig für den Tanz“. Der Tanz, so Förster, möge doch erklären, unter „welchen Bedingungen“ man mitzumachen bereit sei, das „Modell steht im Raum“. Wichtiger als die Scharmützel um das von Kulturdezernentin LaugwitzAulbach präferierte Drei-Sparten-Haus aber bleibt die Eingangsfrage, was Köln mit dem Tanz will. Die in das Tanzförderkonzept der Stadt aufgenommene mittelfristige Planung für die Entwicklung des Tanzes in Köln ist noch nicht einmal ansatzweise sichtbar. Man darf gespannt sein, wann die Kulturstadt Köln ihre Bringschuld Klaus Keil erfüllen wird. Darauf wartet nicht nur die Tanzszene, sonJournalist, Tanzkritiker und Hochschuldozent dern auch das Publikum. Von Hans-Christoph Zimmermann Und jährlich grüßt das Murmeltier. Als Staffan Valdemar Holm 2011 seine Intendanz am Düsseldorfer Schauspielhaus antrat, dauerte es noch Monate, bis er tatsächlich ins große Haus einziehen konnte. Nun blüht Wilfried Schulz, der ab der Spielzeit 2016/17 am Gustaf-Gründgens-Platz das Sagen hat, weit Schlimmeres. Von Januar bis November 2016 muss das gesamte Haus saniert werden, obwohl bereits in den Jahren „Der jahrelange Schlendrian 2006-08 und 2009-11 Bühnentechnik und rächt sich jetzt“ das große Haus überholt wurden. Nun sind die Wasserleitungen, die Lüftungs- und Heizungstechnik, außerdem Fassade und Dach dran. Bei einem der letzten Starkregen sind offenbar Rohre gebrochen und 70 Kubikmeter Wasser in den Keller gelaufen, wo sie für Kurzschlüsse gesorgt haben. Und da das Haus während der Sanierung nicht bespielbar ist, wird auch gleich die Beleuchtungsanlage auf LED-Technik umgestellt. Nun mögen Sanierungen hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und energetischer Standards sinnvoll sein, doch drei Großsanierungen innerhalb von 10 Jahren, das klingt nach Stückwerk. 11 Der Zeitplan wirkt sehr ambitioniert, auch weil es derzeit noch keinen Beschluss der Gesellschafter (das Land NRW und die Stadt Düsseldorf) zur Sanierung gibt. Der soll erst im Mai ergehen, danach folgen dann die europaweite Ausschreibung und die Vergabe. Und ob 11 Monate Sanierungszeit überhaupt reichen, ist zweifelhaft. Sanieren im Bestand birgt immer Unwägbarkeiten. Glück im Unglück könnte das Schauspielhaus insofern haben, als im Frühjahr 2016 die Tiefgarage unter dem Platz abgebrochen wird und der Lärm vermutlich den Spielbetrieb erheblich beeinträchtigt hätte. Von einem pünktlichen Start für Wilfried Schulz, wie es Kulturdezernent Hans-Georg Lohe versprochen hat, kann trotzdem keine Rede sein. Und auch die Kostenplanung ist waghalsig. Mit 14 Mio. Euro sind die Gesellschafter angeblich dabei. Aus dem Schauspielhaus sind allerdings andere Summen zu hören: 10 Mio. Euro soll allein die neue Gebäudetechnik kosten, 6-8 Mio. kommen für die Sanierung von Dach und Fassade hinzu. Ganz zu schweigen von den Zusatzkosten für den mehrmonatigen Umzug und den Wegfall der Einnahmen. Denn der Spielbetrieb wird ins Central, das Proben- und Werkstattzentrum des Schauspielhauses am Hauptbahnhof, verlagert. Dort gibt es zwar eine voll funktionsfähige Bühne mit variablem Zuschauerraum, dieser fasst aber nur 300-400 Zuschauer. Weniger Zuschauer heißt jedoch weniger Einnahmen. Und genau die sollte doch der derzeitige Interimsintendant Günther Beelitz konsolidieren, nachdem zuletzt die Besucherzahlen in den Keller gegangen sind. Finanzielle Entlastung dürfte allein durch ein Förderprogramm des Bundes kommen, das die Generalüberholung von der Gebäudetechnik in Kulturbauten unterstützt. Wie schon Wuppertal und Köln bekommt nun auch Düsseldorf die Quittung für die jahrelange Flickschusterei bei der Sanierung eines Gebäudes aus den 60er Jahren. Der jahrelange Schlendrian, der bekanntHans-Christoph Zimmermann lich auch die Infrastruktur in NRW erheblich beeinträchtigt, Journalist und Theaterkritiker rächt sich jetzt, in Zeiten knapper Kassen. opernzeit prolog Hoffnung keimt selbst, wo Dunkelheit lauert , Foto: Jan Schliecker „Alice dans les rues“ von Les Anthropologues Zuletzt stirbt die Hoffnung Auf zu neuen Ufern Zwei Musiktheaterwerke, im Zweiten Weltkrieg und Anfang der Siebziger Jahre entstanden, wenden sich gegen Krieg, Diktatur und Unterdrückung. Sie sind nicht nur als politisches Manifest, sondern als existentielle Auseinandersetzung mit der Ohnmacht des Menschen in gottloser Zeit zu verstehen. Welche Lebensgemeinschaft ist die richtige? Wie und vor allem wer sich mit wem verpartnern kann, soll oder muss, darüber debattieren Repräsentanten aus Kirche und Kultur ebenso wie Politiker. Auch literarisch wurde manche Idee kundgetan, nicht nur in Goethes „Stella“, die ursprünglich mit einer ménageà-trois endet, sondern auch beim einzigartigen Dario Fo. Als er 1997 mit dem Nobelpreis geehrt wurde, charakterisierten die Juroren ihn als einen Bühnenkünstler, „der in Nachfolge der mittelalterlichen Gaukler die Macht geißelt und die Würde der Schwachen und Gedemütigten wiederaufrichtet“. Seine Komödie „Offene Zweierbeziehung“ setzt sich im Original mit den Denk- und Empfindungsansätzen in der bürgerlichen Ehe zwischen ewig betrügendem Mann und immer wieder hintergangener Frau auseinander. Das TalTonTheater katapultiert diese Szenen einer Ehe ins Rampenlicht. Thomas und Nigel Channing sind Entertainer auf Tournee, als Thomas die Faxen dicke hat und Schluss machen will. Mit allem, der Bühnenshow, der Beziehung und seinem Leben. Sein Lebenspartner zieht sämtliche Register, um einerseits die Show und anderseits die Überbleibsel der Beziehung zu retten. Dazu gibt es Tanz- und Gesangseinlagen, groben Waffengebrauch und letztlich den Vorschlag, zu neuen Ufern aufzubrechen und eine offene Beziehung zu führen. „Aufbruch“ lautet das diesjährige Motto der 7. neanderland Biennale. Das Theaterfestival feiert am 29. Mai Premiere und endet am 20. Juni mit einer modernen Interpretation von „Alice im Wunderland“. Sie bezieht mit spektakulären Inszenierungen alle zehn Städte im Kreis Mettmann als Spielstätten ein. Die französische Formation Théatre Les Anthropologues gastierte bereits im März anlässlich des Welttags des Theaters in Mettmann und überraschte ahnungslose Passanten und Flaneure mit ihrer eigenwillig-exotischen „Alice“Adaption – das Original übrigens ist vor 150 Jahren erschienen. Kostümiert im extravaganten Steam-Punk-Stil, spazierten der Hutmacher, ein weiß gewandeter Herr mit exzentrischer Fliegerbrille und die blond bezopfte Alice durch die Neandertalstadt und forderten auf, sie zur Teezeremonie zu begleiten. „Es ist ein Walking Act“, erklärte Katja Lillih Leinenweber, künstlerische Leiterin der diesjährigen Biennale. Entlang von fünf Stationen soll die bekannte Geschichte der kleinen Alice, die einem Kaninchen in ein märchenhaftes Fabelland folgt, auf Französisch und Englisch erzählt werden. „Die Story ist den meisten bekannt“, wichtige Figuren wie die Herzkönigin und ihr schrilles „Kopf ab!“ sind in der modernen Version ebenso dabei wie das ewig auf die Uhr schauende Kaninchen. Die ganze Stadt soll als Kulisse dienen, Requisiten werden auf Handwagen von den Darstellern mitgeführt und pyrotechnische Effekte sind vorgesehen. Damit die perfekt wirken können, beginnt die Aufführung Samstag, 20. Juni, abends. Um 21 Uhr startet die Gruppe an der Beckershoffstraße, quer durch die Innenstadt geht es bis zum Königshof. Jeder aus dem Publikum darf sich als Teil der Geschichte fühlen. Absurde Begegnungen erlebt auch Michael Mittermeier. Wer wissen will, warum der Bayer auch im englischsprachigen Ausland gefeiert wird, besucht seine Show „Blackout“, mit der er sein Publikum in der Stadthalle bespaßen wird. „Il prigioniero“/„Ekklesiastische Aktion“ Beide Werke spielen zur Zeit der spanischen Inquisition. „Der Gefangene“ (ital. Il prigioniero) wartet auf seine Hinrichtung, doch der Kerkermeister macht ihm Hoffnung auf Befreiung und gibt ihm die Gelegenheit zur Flucht aus dem Labyrinth der Kerker. Unter dem freien Sternenhimmel wähnt er sich gerettet, doch erwartet ihn dort nicht die Freiheit, sondern der Großinquisitor und der Scheiterhaufen. Das kafkaesk wirkende Libretto geht auf die Erzählung „Folter durch Hoffnung“ von Auguste Villiers de l‘Isle-Adam (1888) zurück. Die Textgrundlage von Zimmermans ekklesiastischer (kirchlicher) Aktion stützt sich auf das Buch Salomo des Alten Testaments und das Kapitel „Der Großinquisitor“ aus Dostojewkijs Roman „Die Brüder Karamasow“ (18781880). Der Großinquisitor sucht den in Haft sitzenden Jesus Christus auf, der auf die Erde zurückkehrte. Ihm wird zum Vorwurf gemacht, dass er den Menschen zu viel Freiheit ließ, mit der sie nicht umgehen können und die sie nun gegen die Macht der Kirche aufbringt. Am Ende entlässt der Großinquisitor den Gefangenen mit den Worten: „Geh und komm nicht wieder.“ Diese Romanepisode kombiniert Zimmermann mit Zitaten aus dem Alten Testament, die von der Nichtigkeit des menschlichen Seins zeugen und dem Unrecht, das Mächtige den Schwachen antun – ein zutiefst pessimistisches Werk, das Zimmermann unter Aufbietung seiner letzten Kräfte am 5. August 1970 beendete. Fünf Tage später nahm er sich das Leben. Die hochexpressive Musik beider Werke bringt tiefstes menschliches Leid und Verzweiflung zum Ausdruck. Dallapiccola, selbst mit einer Jüdin verheiratet, wandte sich vom italienischen Faschismus ab, nachdem Mussolini 1938 zur antisemitischen Rassekampagne aufrief. In seinen Kompositionen aus dieser Zeit griff er bewusst auf die Zwölftontechnik Arnold Schönbergs zurück, dessen Musik als entartet galt, und bekannte sich zu ihm als menschliches und künstlerisches Vorbild. Die Zwölftonmusik ist für Dallapiccola jedoch kein abstraktes Konstruktionsprinzip, sondern dient der dramatischen Textausdeutung, ebenso wie die Tonalität. Zimmermanns Werk ist Ausdruck seiner eigenen Halt- und Hoffnungslosigkeit und Zeugnis allgemein menschlicher Ohnmacht. Auch er verstand sein Komponieren im Kontext musikalischer Tradition. So zitiert er aus Bachs Kantate „O Ewigkeit, Du Donnerwort“, selbst Bluesrhythmen macht er sich als Ausdrucksmittel subjektiver Not und Ausweglosigkeit zu eigen. Der letzte Satz des Werkes erscheint wie ein Selbstbekenntnis des gläubigen Katholiken: „Weh dem, der allein ist.“ KERSTIN MARIA PÖHLER Wunderland-Alice bei der neanderland Biennale VALESKA VON DOLEGA Michael Mittermeier: „Blackout“ | Di 5.5. 20 Uhr | Stadthalle | www.stadthalle.de „Offene Zweierbeziehung“ | Sa 23.5. 20 Uhr | TalTonTheater | 0211 27 40 00 7. neanderland Biennale | 29.5.-20.6. | www.neanderland-biennale.de 12 film des monats Verzweifelt im Affekt: Andreas (Nikolaj Coster-Waldau) Chaos „Zweite Chance“ von Susanne Bier Nach einem grausamen Schicksalsschlag fällt ein junger Familienvater eine tragische Entscheidung. C Atemberaubendes Thrillerdrama Regelmäßig kehrt die international renommierte Regisseurin Susanne Bier zurück in ihre Heimat Dänemark und inszeniert dort das eine oder andere Drama. Und das ist gut so. Die einstige Dogma-Vertreterin („Open Hearts“) ist nach ihrem über die Landesgrenzen hinaus gefeierten Erfolg „Brothers – Zwischen Brüdern“ von 2004 auf den Leinwänden der Welt unterwegs. Auch wenn sich Susanne Bier immer die zurückgenommene Inszenierung bewahrt hat und selbst in ihren Hollywood-Ausflügen („Eine neue Chance“, „Serena“) oder gar in einer romantischen Komödie wie „Love Is All You Need“ den Versuchungen des Pompösen und von Pathos entsagte und weiterhin jenseits der Oberfläche zu berühren vermochte, ist und bleibt sie am stärksten, wenn sie nach Dänemark zurückkehrt. Davon zeugen ihre Filme „Nach der Hochzeit“ und „In einer besseren Welt“. Und davon zeugt auch ihr aktuelles Drama. Eine folgenschwere Entscheidung Bei einem Einsatz wegen Ruhestörung verschaffen sich Polizeikommissar Andreas (Nikolaj Coster-Waldau) und sein Kollege Simon (Ulrich Thomsen, „Adams Apfel“) Zugang in die Wohnung des vorbestraften Junkies Tristan (Nikolaj Lie Kaas) und dessen Partnerin Sanne (das dänische Model Lykke May Andersen). In der heruntergekommenen Wohnung finden die Männer auch das bitter verwahrloste Baby der beiden. Andreas, selbst liebender Vater eines kleinen Sohnes, entreißt das Baby seinen Eltern. Die Behörden aber geben es jenen schon bald zurück, da es gesund und ausreichend ernährt ist. Andreas ist entgeistert. Geborgenheit vor seinem Joballtag findet der junge Vater indes daheim bei seiner Frau Anna (Maria Bonnevie) und dem Nachwuchs. Dann aber plötzlich stirbt des nachts das Baby. Verzweifelt im Affekt trifft Andreas eine so tragische wie folgenschwere Entscheidung. Er fährt mit dem toten Kind zu Tristan und Sanne, die gerade ihren Drogenrausch ausschlafen, während ihr Kind unbeobachtet auf dem Kachelboden des Badezimmers liegt. Andreas dringt in die Wohnung ein und tauscht das lebende gegen das tote Baby aus. Keine Angst, diese Kritik verrät nicht zu viel. Die Geschichte nämlich geht hier erst richtig los, und es kommt in diesem Drama noch so manches anders, als man denkt. Susanne Biers vertrauter Drehbuchautor Anders Thomas Jensen („Brothers“, „In einer besseren Welt“) entwickelte gemeinsam mit der Regisseurin das Skript. Erneut sucht Bier die alltägliche Ausgangslage. Zart inszeniert sie das Familienglück des Polizisten, bitter die Zustände in der Höhle der Mein Film, mein Kino, meine Meinung 13 Junkies. Dann schlägt das Schicksal zu, der plötzliche Kindestot, und der eherne Gesetzeshüter und fürsorgliche Familienvater, den Nikolaj Coster-Waldau („Game of Thrones“) bravourös ungekünstelt als Sympathieträger verkörpert, begeht eine moralisch verwerfliche Untat. Eine Straftat, die den Zuschauer für den Rest des Films in Bann halten wird, weil sie nachvollziehbar und gerechtfertigt erscheint. Anstatt nun die moralische Keule zu schwingen, biegt Jensens Geschichte ab und ummantelt das Drama mit einem Krimiplot. Und fährt im Folgenden noch zahlreiche Wendungen auf, die überraschen, die erschrecken und in deren Verlauf Andreas zunehmend die Situation entgleitet. Susanne Bier inszeniert souverän. Dogma-Referenzen mag man wiederfinden in ihrer ungefälschten Darstellung des Milieus, in den schonungslos kargen, nüchternen Bildern. Zugleich aber greift sie bereits zu Beginn auf schmerzvoll warme Bildkompositionen zurück, die unter Einsatz von Musik zu elegischer Traurigkeit erwachsen. Susanne Bier schafft den Spagat und bewahrt dabei die Wahrhaftigkeit. Kaltes Milieu und tiefer Schmerz, Abgrund und Glück, Thriller und Melodram – die Filmemacherin liefert einen Spielfilm, der Arthousefreunde ebenso einzunehmen vermag wie Fans wendungsreicher Thrillerkost. Was von Dogma übrig blieb Lediglich die allerletzte, unnötig versöhnliche Szene irritiert. Bereits in „Love Is All You Need“ fütterte Susanne Bier am Ende ihr Publikum mit Informationen, nach denen der Film nicht verlangte. Derlei aufgesetzter Endschliff mag ein Überbleibsel aus Biers Schaffenszeit in den USA sein. Die Regisseurin beschert „Zweite Chance“ mitnichten ein weichgespültes Happy End, aber sie evoziert ein vermeidbares, finales Stirnrunzeln. Ein Ende, das jedoch das Gesamtwerk nicht zu trüben vermag. Zu stark, zu intensiv, zu echt, pur, klar und tief gestaltet sie ihre spannende Parabel über Moral, Selbstjustiz, Liebe und Gerechtigkeit. Ein Film, der anstößt und über den Kinobesuch hinaus nachdenklich stimmt. Und der lebt durch seine Bildsprache, durch die Darsteller und allem voran durch seine Nähe zum Leben. „Zweite Chance“ ist ein gelungenes Beispiel dafür, was von Dogma nach zwei Jahrzehnten übrig blieb. Eine reduzierte Inszenierung, die zugleich im richtigen Moment inspiriert auf etablierte, filmische Standards zurückgreift. Und die, ganz im Dogma-Sinne, mit einer Geschichte auffährt, die nur so strotzt vor Unmittelbarkeit. HARTMUT ERNST ZWEITE CHANCE San Sebastián 2014: SIGNIS Award, Susanne Bier DK/SE 2014 - Drama - 98 Min - ab 12 J. - Regie: Susanne Bier mit: Nikolaj Coster-Waldau, Maria Bonnevie, Ulrich Thomsen -kultur.de Start: 14.5. Me Mein e in i Lesezeichen roter teppich Nach seiner Verzweiflungstat: Nikolaj Coster-Waldau in „Zweite Chance“ „‚Zweite Chance‘ ist noch finsterer als ‚Game of Thrones‘“ Nikolaj Coster-Waldau über „Zweite Chance“, seine Träume und die Hitserie „Game of Thrones“ Mit 24 Jahren erlangte Nikolaj Coster-Waldau genen Vergangenheit sicherlich Dinge, die er getan 1994 mit seinem Kinodebüt „Nachtwache“ be- hat, auf die er nicht sonderlich stolz ist und deren reits internationale Bekanntheit. Danach war Ursache nicht zu leicht zu erklären ist – man war schließlich nicht jedes Mal beder Däne in Arthouse-Hits wie „Keiner von uns lässt sich trunken (lacht). Das kann man als „Stealing Rembrandt – Klauen in eine eindeutige Kategorie Grauschattierungen bezeichnen, für Anfänger“ und „Jo Nesbø’s stecken“ aber ich glaube, man findet das Headhunters“, aber auch in Hollywood-Blockbustern wie „Königreich der in jedem von uns. Himmel“, „Firewall“ oder „Oblivion“ zu sehen. Als Jaime Lannister hat er sich mit „Game of Susanne Biers Filme sind meist sehr emotional. Thrones“ ein neues Millionenpublikum erobert. Können Sie weinen, wenn Sie sich einen Film Am 14. Mai startet mit Susanne Biers „Zweite anschauen? Chance“ sein neuer Kinofilm, in dem er einen Ich kann bei allem weinen, was ich mir anschaue, Mann verkörpert, der nach dem Tod seines Babys auch bei Zeichentrickfilmen. Ich bin gar nicht so hart, wie man vielleicht denken könnte (lacht). ein fremdes stiehlt. engels: Herr Coster-Waldau, wenn Susanne Bier anruft, sagt man dann direkt für den Film zu oder will man trotzdem erst das Drehbuch lesen? Nikolaj Coster-Waldau: Ich war aufgeregt, als sie angerufen hat, aber dann habe ich erst das Drehbuch gelesen, und war noch immer sehr aufgeregt. Die Geschichte hat mich sehr bewegt. Dann habe ich sie zurückgerufen und für den Film zugesagt. Das war recht unkompliziert und einfach. Ich war zu der Zeit in New York und drehte diese alberne Komödie „Die Schadenfreundinnen“, was aber eine Menge Spaß gemacht hat, und „Zweite Chance“ hätte kaum gegensätzlicher sein können, deswegen fühlte es sich wie der perfekte nächste Schritt an. Es gibt im Film jede Menge Grauschattierungen, fanden Sie die besonders interessant? Ja, das entspricht doch ziemlich genau dem, wie wir alle sind. Keiner von uns lässt sich in eine eindeutige Kategorie stecken. Wir sind alle eine Mischung der unterschiedlichsten Dinge, und solche Figuren zu spielen ist sehr interessant, weil es unseren menschlichen Erfahrungen so nahe kommt. Mich interessiert an der Schauspielerei, dass man Dinge erforscht, sich Gedanken darüber macht, was etwas bedeutet und warum wir uns so verhalten, wie wir uns verhalten. Das ist sehr faszinierend. Wir können sehr starke Moralvorstellungen und Überzeugungen haben, und dann tun wir trotzdem etwas, was all dem widerspricht und uns am Ende selbst überrascht. Jeder von uns findet in seiner ei- Mein Film, mein Kino, meine Meinung Der Film zeigt uns, wie schwierig es ist, Eltern zu sein. Nichts bereitet einen darauf vor… Wie war es für Sie als zweifachen Familienvater? Es war eine wundervolle und total verrückte Erfahrung für mich. Ja, die ganze Welt ändert sich nach der Geburt eines Kindes. Zumindest meine Welt, ich kann ja nicht für die Erfahrungen der anderen sprechen. Man ist danach nie wieder selbst der Mittelpunkt des Universums, und das ist für einen Schauspieler besonders schwer zu ertragen (lacht). Sind Ihre Träume, die Sie vor 20 Jahren hatten, als Sie mit „Nachtwache“ berühmt wurden, alle in Erfüllung gegangen? Das Lustige an Träumen ist, dass sie sich ständig ändern, oder nicht? Noch vor „Nachtwache“ war mein Traum, einmal Schauspieler zu werden und meinen Lebensunterhalt verdienen zu können. Dann träumte ich davon, als Schauspieler um die Welt zu reisen und vielleicht in England oder Hollywood zu arbeiten. Und das ist mir gelungen, denn ich hatte eine Menge Glück. Aber wie sich etwas tatsächlich entwickelt, weiß man nie, und das ist das Schöne am Leben. Wenn ich mich heute daran zurück erinnere, was ich als 20-Jähriger für Vorstellungen von der Welt hatte, dann ist das schon irgendwie süß. Das Komische an meinem Job ist ja auch, dass man tatsächlich in der Zeit zurückgehen und sich anschauen kann, was man damals gemacht hat. Ich habe „Nachtwache“ nun schon sehr lange nicht mehr gesehen, aber ich habe den Ein- 14 druck, mich noch immer daran zu erinnern, obwohl ich mir nicht so sicher bin, dass er mir heute noch gefallen würde (lacht). „Game of Thrones“ ist in Deutschland sehr populär, und viele Ihrer Fans werden von „Zweite Chance“ überrascht sein, da er so gänzlich anders ist… Ich versuche, unterschiedliche Dinge zu drehen. Ich mag das, weil es einen in kreativer Hinsicht herausfordert. Man hat mir in den letzten Jahren eine Menge anderer Ritter-Rollen angeboten, aber die üben nicht die gleiche Anziehung auf mich aus. Wenn ein tolles Drehbuch dahinter gesteckt hätte, hätte ich angenommen, auch wenn ich wieder einen Ritter gespielt hätte, der mit seiner Schwester schläft. Aber so ein Drehbuch war nicht dabei. Ich vertraue bei meiner Rollenauswahl meinen Instinkten. Ich mag unterschiedliche Stoffe, und ja, ich glaube, „Zweite Chance“ ist sogar noch finsterer als „Game of Thrones“ (lacht). Wie hat sich Ihr Leben seit „Game of Thrones“ verändert? Natürlich hat es sich in beruflicher Hinsicht verändert, denn es bieten sich mir seither viel mehr Möglichkeiten. In persönlicher Hinsicht kann ich noch keine Unterschiede feststellen. Ich gehe noch immer jeden Tag persönlich einkaufen, ich lebe in Dänemark, da scheren sich die Leute nicht im Mindesten! Kannten Sie George R.R. Martins Romane im Vorfeld? Nein, ich kannte sie nicht und wusste auch nicht, wie erfolgreich sie waren. Ich schäme mich dafür, aber ich hatte noch nichts von ihnen gehört. Die ersten drei Romane habe ich mittlerweile gelesen, aber danach aufgehört, weil sich die Fernsehserie mittlerweile einfach zu etwas Eigenständigem entwickelt hat. INTERVIEW: FRANK BRENNER Lesen Sie auch die Langfassung unter: www.engels-kultur.de/roter-teppich -kultur.de Forum film-kritik Thomas (Daniel Brühl) verliert sich zwischen Fakt und Fiktion Der Sonnenkönig geleitet seine neue Gärtnerin durch den Hofstaat Puzzle ohne Lösung Der Himmel auf Erden „Die Augen des Engels” von Michael Winterbottom „Die Gärtnerin von Versailles“ von Alan Rickman Thomas will einen Film über den Mord an einer britischen Studentin in Siena drehen. C Verstörendes Filmexperiment Eine Landschaftsgärtnerin darf den Garten des Sonnenkönigs mitgestalten. C Historisches Drama 2007 wurde die britische Studentin Meredith Kercher im italienischen Perugia ermordet, ihre Zimmergenossin Amanda Knox geriet unter Tatverdacht. Der nach wie vor nicht eindeutig geklärte reale Kriminalfall dient Michael Winterbottom („9 Songs“) hier als Grundlage für eine fiktionale Nacherzählung, in der auf autobiografische Weise auch die Erlebnisse eines Filmemachers eingewoben sind, der den Mordfall fiktional aufarbeiten will. Am Ende gewinnen nebulös-surreale Elemente die Oberhand, aber davon abgesehen ist ihm hier wieder ein beunruhigender, spannender und in seiner Selbstreflexion sowohl kritischer als auch auf interessante Weise enthüllender Film gelungen, der sich seinem mitreißenden Thema unkonventionell annähert und streckenweise an „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ gemahnt. FRANK BRENNER Für den einen oder anderen Film in diesem Monat verlegte so mancher Schauspieler von Weltruhm seinen Arbeitsplatz hinter die Kamera. Da ist zum einen Ryan Gosling, der mit seinem Regiedebüt „Lost River“ albtraumhafte Abgründe sucht. Russell Crowe widmet sich mit „Das Versprechen eines Lebens“ einem historischen Drama, das er ans Ende des Ersten Weltkriegs verortet. Ebenfalls historisch gestaltet sich nun Alan Rickmans „Die Gärtnerin von Versailles“, und der Titel lässt es ahnen: Die Geschichte spielt am Hofe des Sonnenkönigs im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Anders als bei den beiden Kollegen ist dies für Rickman bereits die zweite Regiearbeit, bereits vor fünfzehn Jahren inszenierte er „The Winter Guest“, ein stilles Drama über eine Gemeinde in einem schottischen Küstenort. Auch mit seinem neuen Film sucht er eher die leisen Töne. DIE AUGEN DES ENGELS GB/I/E 2014 - Drama - 103 Min - Regie: Michael Winterbottom mit: Daniel Brühl, Kate Beckinsale, Valerio Mastandrea Start: 21.5. Stelldichein dreier großer Darstellerinnen: Katja Riemann, Karin Dor und Barbara Sukowa Two Sisters Reloaded „Die abhandene Welt“ von Margarethe von Trotta Zwei Schwestern stoßen nach dem Tod der Mutter auf ein lang gehütetes Familiengeheimnis. C Autobiographisch geprägte Familiengeschichte Gewohnt nonchalant übernimmt der Regisseur selbst die Rolle des Sonnenkönigs. Der Herrscher ist gerade dabei, seinen Sitz nach Versailles zu verlegen. Und dort wünscht er sich den „Himmel auf Erden“, das Feinste vom Feinsten von den Besten der Besten. Denn „die Menschen“, sagt er, „sollen ihr Bestes erkennen.“ Und das natürlich auch beim Flanieren im Park. Also heuert sein Gartenarchitekt André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts, „Der Geschmack von Rost und Knochen“) entsprechend versierte Landschaftsgestalter an. Unter ihnen auch Sabine De Barra (Kate Winslet), eine geerdete Frau, eine begnadete Gärtnerin, eine schicksalsgescholtene Mutter. Ihr kreativer Ansatz unterscheidet sich fundamental vom Kunstverständnis Le Nôtres: Während des Königs Gärtner Wert legt auf adrette Symmetrie, sucht Sabine De Barra die Ordnung lieber im Chaos. Aber sie wirkt klug und willensstark und beeindruckt Le Nôtres nachhaltig. Schon wenig später obliegt ihr die Gestaltung des Salle de Bal, ein Ballsaal, gebettet unter freiem Himmel, umgeben von Wasserspielen. Eine beträchtliche Herausforderung, liegt das Grundstück doch im Sumpfland. Darüber hinaus muss sich die Frau, die sich auch gern mal die Hände schmutzig macht, neuerdings im Hofstaat zurechtzufinden, wo ganz eigene Gesetze und obskure Regeln der Etikette herrschen. Vor allem aber fühlt sich schon bald André Le Nôtre zu ihr hingezogen. Der ist allerdings verheiratet mit der äußerst eifersüchtigen Madame Le Nôtre. Und ist Sabine überhaupt schon bereit für die Liebe? Margarethe von Trotta ist die einzige Regisseurin, die aus der Blütezeit des Neuen Deutschen Films übrig geblieben und heute noch international erfolgreich ist. Mit „Die abhandene Welt“ gibt sie nicht nur einen Einblick in ihre Familiengeschichte, sondern setzt auch ihren Hauptdarstellerinnen – erstmals gemeinsam auf der Leinwand – als Schauspielerinnen und Sängerinnen ein Denkmal. Die immer besser werdende Katja Riemann brilliert als erfolglose Jazz-Sängerin, Barbara Sukowa als Operndiva. So ist der Film nicht nur ein optischer Genuss (Kamera: Axel Block), sondern auch ein Ohrenschmaus. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit einer der schönsten Frauen des deutschen Films: Karin Dor. Leider stirbt sie, wie bei Hitchcock und Bond, auch hier den Leinwandtod. ROLF-RUEDIGER HAMACHER Alan Rickman läuft bei seiner zweiten Regiearbeit Gefahr, mit diesem konfliktreichen Überbau selbst etwas den Fokus zu verlieren. So wird die Gestaltung der Gartenanlage nur sehr spartanisch bebildert. Zugleich aber gestaltet sich sein Drama angenehm geerdet. Er setzt ganz im Sinne seiner Heldin nicht auf pompösen Hochglanz und widmet sich dem Geschehen zu Hofe auf Augenhöhe. Eine Begegnung von Sabine und dem König im Garten, bei der die Gärtnerin den Herrscher nicht erkennt, steht dafür beispielhaft. Der König darf für ein paar Minuten Mensch sein, fern der Etikette. Hier kulminieren Seele und Humor. Und letzterer gestaltet sich gern still in diesem Drama, kommt aber dabei nicht zu kurz. HARTMUT ERNST DIE ABHANDENE WELT DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES D 2015 - Drama / Melodram - 101 Min - o. Altersb. - Regie: Margarethe von Trotta mit: Barbara Sukowa, Katja Riemann, Matthias Habich Start: 7.5. GB 2014 - Drama - 116 Min - Regie: Alan Rickman mit: Kate Winslet, Matthias Schoenaerts, Alan Rickman Mit -kultur.de beginnt die Filmwoche 15 -kultur.de Start: 30.4. Me Mein e in i Lesezeichen film-kritik Kenner des Geldes und seiner Macht: Martin Armstrong Auf Gratwanderung: Hedi (Laura Tonke) und Uli (Hans Löw) History Repeating Welt in Scherben „The Forecaster“ von Marcus Vetter und Karin Steinberger „Hedi Schneider steckt fest“ von Sonja Heiss Verschwörer oder Prophet? Ein Finanzgenie plaudert aus dem Nähkästchen. C Aufreibende Doku über die politische Macht der Banker Von einem auf den anderen Tag fällt Hedi in ein emotionales Tief. C Psychologische Studie einer unvermittelten Depression „Am Ende kollabiert alles.“ Tja. So ist das nun mal mit dem Geld, dem Menschen und der Gier. Der amerikanische Wirtschaftsexperte Martin Armstrong hat in den frühen 80er Jahren ein Computermodell entwickelt, mit dem er wiederholt Wirtschaftskrisen vorhersehen konnte. Das verschaffte ihm Berühmtheit und anschließend eine unter äußerst dubiosen Umständen verhängte, zwölfjährige Beugehaft in einem US-Gefängnis. Inzwischen ist er wieder auf freiem Fuß und liefert zuerst einmal äußerst düstere Aussichten für Europa. Auch wenn der kritische Blick fehlt, sind die Prophezeiungen Armstrongs äußerst unheimlich. Ansonsten liefert das Finanzgenie Einblicke in die Verflechtung von Wirtschaft, Politik und seiner selbst, und das ist so spannend wie ein Thriller. HARTMUT ERNST Sie ist eine Frohnatur: Singt, pfeift und hüpft durchs Leben, und wenn sie im Aufzug stecken bleibt, witzelt sie mit dem Mann am Notruf. Doch dann gerät Hedis (beeindruckend: Laura Tonke) Welt ins Wanken. Ein Kollege, der ihr gar nichts bedeutet, hat sich umgebracht, und doch ist danach alles anders und eine große Verunsicherung legt sich über ihr Leben und damit auch über das Leben ihres Mannes und des gemeinsamen Kindes. Hedi steckt in einer Depression mit psychotischen Schüben … Es ist nicht immer leicht, dem Film auf seiner emotionalen Fahrt zu folgen – anfangs so leicht, und dann so schwer. Aber Regisseurin Sonja Heiss fängt genau so die für das Umfeld schwer verständlichen Stimmungswechsel der Hauptfigur ein. Ein sympathischer, humorvoller und in seiner Direktheit sehr berührender Film. CHRISTIAN MEYER THE FORECASTER HEDI SCHNEIDER STECKT FEST D 2014 - Dokumentarfilm - 97 Min - o. Altersb. - Regie: Marcus Vetter, Karin Steinberger Start: 7.5. D/N 2015 - Drama / Komödie - 90 Min - Regie: Sonja Heiss mit: Laura Tonke, Hans Löw, Leander Nitsche Start: 7.5. The Gunman E/GB/F 2013 - Action / Thriller - 115 Min - ab 16 J. - Regie: Pierre Morel Nicht ganz Herr seiner Sinne: Psychokiller Jerry (Ryan Reynolds) Bunter Horror „The Voices“ von Marjane Satrapi Er spricht mit seinen Haustieren und tötet aus Versehen Frauen. C Haarsträubende Splatterkomödie Jahrelang war Jerry in der Psychiatrie und muss immer noch Medikamente nehmen. Doch dass tut er nicht, denn ohne erscheint die Welt schön und mit ihnen grau. Nur sind da ohne Tabletten auch wieder die Stimmen im Kopf. Marjane Satrapi hat ähnlich wie ihr ebenfalls zum Film gewechselter Comic-Kollege Riad Sattouf einen schwer verdaulichen Humor, der ohne Lacher auskommen muss. Ihre quietschbunte „Psycho“-Hommage ist nicht nur böse und abgründig, sondern entfaltet auch ungeahnte Perspektiven, wenn Jerry zwischen seinen Wahrnehmungen wechselt. Ryan Reynolds wirkt wie eine Mischung aus Jim Carrey und Adam Sandler – das macht den Film nur noch unfassbarer. CHRISTIAN MEYER THE VOICES Mein Film, mein Kino, meine Meinung Der Babadook AU 2014 - Horror / Drama - 94 Min - ab 16 J. - Regie: Jennifer Kent Start: 7.5. Nach dem Unfalltod seines Vaters lebt der verhaltensauffällige Samuel (Noah Wiseman) allein bei seiner Mutter (Essie Davis). Nachdem die ihm aus einem Kinderbuch von dem unheilvollen „Mister Babadook“ vorliest, geschehen merkwürdige Dinge im Haus der Witwe. Gruseliger Psychospuk, der atmosphärisch, darstellerisch und mit einem adrett gestalteten Pop-Up-Buch punktet. engels verlost 1x2 Karten. E-Mail bis 3.5. an [email protected], Kennwort: „The Voices“ USA/D 2014 - Komödie - 109 Min - ab 16 J. - Regie: Marjane Satrapi mit: Ryan Reynolds, Gemma Arterton, Anna Kendrick, Jacki Weaver Start: 30.4. Sean Penn will es den Genrefans noch einmal zeigen und tritt unter der Regie von Pierre Morel („96 Hours“) als gejagter Ex-Killer zum soliden Actionspektakel an. Dafür hat sich der 54-Jährige athletisch in Form gebracht, was Morel mit allerlei Freikörperszenen anschaulich zu inszenieren weiß. Drumherum: Ein Actioner von der Stange. Kurzweil ohne Nachhall. HE Start: 30.4. engels verlost 1x2 Karten. E-Mail bis 10.5. an [email protected], Kennwort: „Der Babadook“ 16 -kultur.de Forum gespräch zum film foyer Filmemacherin Stina Werenfels mit Kamermann Lukas Strebel, Foto: © Stina Werenfels Mustafa El Mesaoudi (GF Rex), Christian Friedel und Christoph Ott (NFP-Verleih), Foto: Ava Weis „Da gehen alle roten Fahnen hoch“ Was hätte sein können Stina Werenfels über ihren neuen Film „Elser“-Hauptdarsteller Christian Friedel im Rex Stina Werenfels (*1964) studierte zuerst Pharmazie in Zürich, dann an der New York University Film. Ihr erster langer Kinofilm „Nachbeben“ (2006) wurde mehrfach prämiert. Sie unterrichtet Filmschauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste. „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ startet am 21. Mai im Kino. Wuppertal, 19. April: „Niemand hätte mitgemacht.“ Diese ernüchternde Antwort gibt Georg Elser den ungläubigen Offizieren, als sie ihm nicht zutrauen wollen, dass er im Alleingang die Bombe gebaut haben will, die beinahe Hitler getötet hätte. Es ist einer von vielen Sätzen, die einem von Oliver Hirschbiegels neuem Film „Elser“ in Erinnerung bleiben. Über den Widerstand der Geschwister Scholl gegen das Naziregime und das versuchte Attentat des Grafen von Stauffenberg auf Hitler ist heute das Meiste bekannt. Doch der Name Georg Elser ist nur den Wenigsten ein Begriff. Dabei war er 1939 der Erste, der versuchte, den Wahnsinn aufzuhalten. Am Ende fehlten ihm nur dreizehn Minuten, um Weltgeschichte zu schreiben. Hirschbiegels Film zeigt auf leise und doch packende Art, wie ein einzelner Mensch erkennen konnte, was geschehen wird, wenn niemand eingreift, und wie er beschloss, es zu versuchen. Auf seiner Tour durch Deutschland kam der Hauptdarsteller Christian Friedel in das Wuppertaler Rex, um über seine Erfahrungen während und nach dem Dreh zu berichten. Durch den engen Zeitplan der Reise musste das Gespräch bereits vor der Filmvorführung stattfinden, wodurch es zwar weniger Zeit für Fragen, dafür aber für ausführliche Erzählungen Friedels gab. Direkt zu Beginn gestand er, selber noch nichts über Georg Elser gehört gehabt zu haben, bevor er ihn verkörperte. Jedoch sei er sofort von der Psychologie dieses Menschen fasziniert gewesen, der, um die Freiheit seiner Mitmenschen zu verteidigen, sein eigenes Leben aufs Spiel setzte. Dabei wurde Elsers Bedeutung bis jetzt in der Geschichtsschreibung weitestgehend ignoriert. Noch bis weit in die 1980er Jahre zeigte die geschickte Propaganda der Nazis Wirkung. Entweder wurde behauptet, Elser sei ein Kollaborateur des britischen Geheimdienstes gewesen, oder gar ein Anhänger Hitlers, der das versuchte Attentat den Briten anhängen wollte. Überzeugt habe Friedel das überaus gut recherchierte Drehbuch, welches in einem Zeitraum von sechs Jahren entstanden ist und nach Aussage der Autoren zu achtzig Prozent der Wahrheit entsprechen soll. Im Gegensatz zu „Georg Elser – Einer aus Deutschland“ von 1989, in dem der Fokus auf dem Bau der Bombe, mit der Elser Hitler in die Luft sprengen wollte, lag, zeigt der aktuelle Film auch Elsers Leben im Dorf Königsbronn, die Erlebnisse, die zu seinem Entschluss führten, und die Verhöre nach seiner Verhaftung. Bewusst wird auch die Folter gezeigt, die durch neu entdeckte Protokolle ans Licht kam. Gerade diese Szenen hätten bei einigen Aufführungen mit Schulklassen zu lebhaften Diskussionen über das Freigabealter geführt, so Friedel. Tatsächlich wäre die Reaktion der meisten SchülerInnen auf das Gezeigte, anders als die mancher LehrerInnen, positiv gewesen und einige wären so angeregt worden, über momentan stattfindende Konflikte und Verbrechen gegen die Menschlichkeit nachzudenken. Dies betonte Christian Friedel auch im Rex erneut. Man müsse sich viel mehr mit politischen Themen auseinandersetzen und nicht alles für bare Münze nehmen, sondern selbständig recherchieren, um sich eine Meinung zu bilden. Für ihn zeige der Film, wie leicht Menschen dazu gebracht werden können, das zu glauben, was man ihnen sagt, und wie schnell aus Unbeteiligten Schuldige werden können. engels: Was hat Sie an Lukas Bärfuss‘ „Gleichstellung heißt auch: das Recht auf Familie“ Theaterstück so gepackt, dass Sie es verfilmen wollten? Stina Werenfels: Es war dieser Widerspruch: Einerseits eine schutzbedürftige Tochter mit eigenem Willen und andererseits die Vorstellungen einer Mutter darüber, was für ihre Tochter richtig ist. Die Theatervorlage von Lukas Bärfuss endet mit einer Abtreibung und Doras Gebärmutterentfernung. Mich rief die Vorlage geradezu dazu auf, sie mit meinem weiblichen Blick neu zu Ende zu schreiben: Als Frau und Mutter wollte ich die Entwicklung der Mutter-Tochter-Beziehung untersuchen und Dora ihr Kind austragen lassen. Worum ging es Ihnen? Ein Plädoyer für selbstbestimmte Sexualität? Das ist es auf alle Fälle. An der Frage der Sexualität von Menschen mit Behinderung zeigt sich, wie liberal eine Gesellschaft wirklich ist. Inwieweit lässt sie das zu? Und wird eine Konsequenz, nämlich Schwangerschaft, in unserer Gesellschaft akzeptiert? Da gehen alle roten Fahnen hoch. War es schwierig, die Abstraktionsebene des Mediums Theater mit den realistischeren Ansprüchen an einen Film in Einklang zu bringen? Tatsächlich habe ich mich da sehr lange mit dem Stoff beschäftigt. Etwas ging bei der Transkription in die Gegenwart nicht auf. So musste ich mich stark mit der juristischen Lage auseinandersetzen: Gebärmutterentfernungen waren früher gängige Praxis zur Schwangerschaftsverhütung. Ein massiver Übergriff auf den Körper einer Frau! Inzwischen hat in fast allen europäischen Ländern eine Liberalisierungswelle zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung stattgefunden. In der Schweiz hat sinnigerweise das Erwachsenenschutzgesetz das alte Vormundschaftsgesetz abgelöst. Gleichstellung heißt auch: das Recht auf Familie. Dennoch fragen manche Zuschauer, warum Dora überhaupt „mündig“ ist oder keine Dreimonatsspritze bekommt. Selbstbestimmung ist heute das Maß aller Dinge, zumindest auf Gesetzesebene. Eine Bevormundung im früheren Sinne ist nicht mehr vorgesehen. Sobald dies in die Praxis umgesetzt wird, tauchen aber genau die alten Fragen wieder auf. So gab es die schockierende Reaktion:„Warum wird Dora nicht sterilisiert?“ Interessant ist, dass die Zuschauer dann oft über sich selbst erschrecken, etwa weil eugenische Vorstellungen durchscheinen. INTERVIEW: JESSICA DÜSTER AVA WEIS Lesen Sie die Langfassung unter: www.engels-kultur.de/gespraech-zum-film Mit -kultur.de beginnt die Filmwoche 17 -kultur.de Me Mein e in i Lesezeichen film-kritik Sam O’Cool – Ein schräger Vogel hebt ab F 2014 - Trickfilm - 91 Min - Regie: Christian De Vita Pitch Perfect 2 Start: 21.5. USA 2014 - Komödie / Musikfilm - 105 Min - Regie: Elizabeth Banks Start: 14.5. Der kleine Vogel Sam O’Cool ist ein Waisenkind und wächst unter der Obhut seiner Adoptivmutter Ladybug auf. Außerdem ist er mit einem Marienkäfermädchen befreundet. Sonst kennt der Nesthocker nicht viel von der Welt. Das ändert sich, als er eine Zugvogelschar gen Süden begleiten soll. Auf den gelben Piepmatz wartet eine große Reise. Belgisch-französisches Animationsabenteuer. HE Nachdem sie sich im ersten Teil in den A-Capella-Olymp geträllert haben, suchen Beca, Fat Amy und Jesse nun auch in der Fortsetzung, das Publikum mit Spaß, wildem Wirbel und Gesang bei der Stange zu halten. Die nächste Herausforderung der Bellas ist die A-Capella-WM in Kopenhagen. Zugleich wird die Freundschaft auf die Probe gestellt. Teenieaffines Feel-Good-Musical. HE Mad Max: Fury Road Ostwind 2 AU/USA 2015 - Action / Abenteuer - 120 Min - Regie: Dr. George Miller Start: 14.5. George Miller, Regisseur der Ur-Trilogie, holt Max Rockatansky zurück auf die Straße. Nach Mel Gibson schlüpft nun Tom Hardy („Inception“, „No Turning Back“) in die Rolle des ehemaligen Cops, der vom liebenden Familienvater zum einsamen Rächer erwachsen ist. Und da Öl zu Endzeiten noch kostbarer und die Straßen noch unsicherer sind, gibt es genug zu tun für den Road Warrior. HE D 2015 - Drama / Jugend - Regie: Katja von Garnier Start: 14.5. Was ist da bloß mit Ostwind los? Mika (Hanna Binke) will sich in den Ferien eigentlich fleißig um ihr Pferd kümmern. Doch Ostwind trägt merkwürdige Wunden am Körper und scheint unkonzentriert. Ist der Grund am Ende die geheimnisvolle Schimmelstute, die Mika im Wald trifft? Fortsetzung des Mädchen- und Pferdeabenteuers, bei dem Katja von Garnier („Bandits“) erneut Regie führte. HE engels 1 Fanpaket bestehend aus 2 Karten, T-Shirt, Autoaufkleber und Cap. E-Mail bis 17.5. an [email protected], Kennwort: „Mad Max“ Das Versprechen eines Lebens AU/TRK/USA 2014 - Drama / Kriegsfilm - 111 Min - Regie: Russell Crowe Käpt‘n Säbelzahn und der Schatz von Lama Rama Start: 7.5. N 2015 - Kinderfilm - 97 Min - o. Altersb. - Regie: J. Andersen, L. Gamlem Start: 7.5. 1919: Der erste Weltkrieg ist vorbei. Der australische Farmer Joshua Connor (Russell Crowe) reist in die Türkei, um seine drei Söhne zu suchen, die seit der verheerenden Schlacht von Gallipoli verschollen sind. Unterstützung erfährt Joshua lediglich durch Ayshe (Olga Kurylenko), eine hübsche Hotelbesitzerin aus Istanbul. Historiendrama und Regiedebüt von Russell Crowe. HE Ahoi! Während „Fluch der Karibik“ unerschütterlich ins nächste Abenteuer driftet, setzt Norwegen dem Hollywood-Piratenspektakel dieses kindergerechte Hochseeabenteuer entgegen. Der elfjährige Pinky will darin bei der Crew des berüchtigten Käpt‘ns Säbelzahn anheuern. Der ist allerdings vielmehr damit beschäftigt, eine Schatzkarte zu entschlüsseln. Kann der Schiffsjunge helfen?HE TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest Der 8. Kontinent USA 2014 - Trickfilm / Fantasy - 76 Min - o. Altersb. - Regie: Steve Loter Start: 30.4. D 2014 - Drama - 102 Min - ab 6 J. - Regie: Serdar Dogan Nanu, treibt da etwa ein Monster sein Unwesen im Tal der Feen? Es hört sich zumindest danach an, denn irgendwer brüllt dort gar fürchterlich. Die kleine Tierfee Tinkerbell nimmt sich des Störenfrieds an und stellt fest: Das Nimmerbiest ist gar nicht so fürchterlich. Tinkerbell versucht, das vermeintliche Monster vor seinen Jägern zu schützen. Disney-Abenteuer nur für Kinder. HE Regisseur, Kameramann und Drehbuchautor Serdar Dogan („Kopfkino“) folgt mit diesem Roadmovie der 22-jährigen Lena (Maike Johanna Reuter) rund um die ganze Welt. Damit kommt sie einem Wunsch ihrer kürzlich verstorbenen Mutter (Cosma Shiva Hagen) nach. Lena hatte sich mit ihren Eltern zerstritten, nun sucht die junge Frau postum die Wiederannäherung. Selbstfindungsdrama. HE Mit 18 -kultur.de beginnt die Filmwoche -kultur.de Start: 30.4. Me Mein e in i Lesezeichen filmwirtschaft textwelten Vorreiter in Sachen Kino: Frankreich, Foto: Jan Schliecker Klaus Theweleit, Foto: Residenz Verlag Frankreichs Kino kämpft Das böse Lachen Frankreich gilt schon immer als ein Land des filmbegeisterten Publikums. Obwohl dort etwa 20 Millionen weniger Menschen leben, verkaufen die Kinos in unserem Nachbarland etwa 90 Millionen Tickets mehr als die hiesigen. Doch auch dort wendet sich die Jugend zugunsten anderer medialer Beschäftigungen immer mehr vom Kino ab. Grund genug für eine staatliche wie filmpolitische Initiative, um die Nachfrage anzukurbeln und somit für den Fortbestand des Publikums zu sorgen. Das Experiment begann im Januar 2014 und beinhaltete ein Abkommen zwischen Politik und Filmwirtschaft, indem die Senkung der Mehrwertsteuer von 7 % auf 5,5 % mit dem Zugeständnis erkauft wurde, dass alle Besucher bis zum 14. Lebensjahr einen Einheitspreis von 4 € pro Kinoticket zu bezahlen haben. Dieser Preis galt für alle Kinos zu jeder Zeit für jeden Film. Ziel der Maßnahme war es, die Reichweite und die Besuchsfrequenz des jungen Publikums zu erhöhen, um eine Sozialisierung zum Kinogänger zu bewirken. Das Pendant zur FFA (CNC) hat nun einen beeindruckenden Bericht für das erste Halbjahr 2014 vorgelegt. Als ersten Effekt kann man festhalten, dass Frankreich im Jahr 2014 eines der wenigen Länder war, das überhaupt einen Besuchszuwachs erzielen konnte. Nahezu alle anderen Länder – so auch Deutschland – mussten zum Teil dramatisch schlechte Besucherzahlen hinnehmen. Bei genauerer Analyse des französischen Besuchs zeigt sich, dass sowohl die Altersgruppe bis einschließlich 14 Jahre als auch die dazugehörige Elterngeneration die stärksten Wachstumsraten aufwiesen. So wurde beispielsweise in der begünstigten Altersgruppe ein Wachstum von über 17 % erzielt. Wird das Alter noch etwas genauer differenziert, so zeigt sich, dass die 6- bis 10-Jährigen über 32 % mehr Tickets kauften, hingegen die 11- bis14-Jährigen knapp 3 % zulegten. Es sind also vor allem Eltern, die aufgrund der Vergünstigungen ihr Kind häufiger zu einem Kinobesuch einladen. Sobald das Publikum ein Alter erreicht, in dem eigenständige Kinobesuche zunehmen, sind die Effekte deutlich kleiner. Ein weiterer Effekt ist die Frequenzzunahme. Insgesamt lässt sich festhalten, dass der auch auf einer breiten Ebene kommunizierte günstige Eintrittspreis mehr junge Menschen ins Kino gelockt hat und aus gelegentlichen Besuchern Stammkunden machte. Insgesamt profitierten 2,6 Millionen Kinobesucher von der Aktion. Die zunächst von den Kinos befürchtete Senkung des durchschnittlichen Eintrittspreises trat durch die Steuerreduzierung nicht ein. Der Nettoerlös pro Besucher konnte sogar leicht gesteigerten werden, was aber auch an der generellen Preissteigerung in allen anderen Preisgruppen lag. Es wundert nicht, dass das Publikum diese Initiative sehr schätzte. Begleitet durch eine breit angelegte Kampagne war die Aktion nicht nur bei der Hälfte der Bevölkerung bekannt, sondern auch die Klarheit und die Transparenz der Preise wurden gutgeheißen. Da auch in Deutschland das junge Publikum an das Kino herangeführt werden muss, lohnt sich eine intensive Prüfung der Übertragbarkeit aus der Grande Nation de Cinema. Sie lachen. Anders Breivik vollführte wahre Veitstänze während er im Ferienlager vor der Küste Norwegens nacheinander 67 Teenager tötete. Das Lachen findet sich aber auch bei den Angehörigen der Waffen-SS nachdem sie Frauen und Kinder erschossen hatten. Die IS-Milizen enthaupten Journalisten und lachen, auch Donald Rumsfeld lacht, als er auf die Folterungen irakischer Gefangener angesprochen wird. Klaus Theweleit, Kunst- und Medienwissenschaftler, der mit seinem bahnbrechenden Werk der „Männerphantasien“ einen Begriff für die psychische Disposition prägte, die sich hinter der Gewalt der nationalistischen Männerbünde verbirgt, untersucht nun „Das Lachen der Täter: Breivig u.a.“ So der Titel seines neuen Essays, der ein „Psychogramm der Tötungslust“ liefern will, wie er im Untertitel ankündigt. Die Vorbilder finden sich durchaus im Kino, etwa mit dem lachenden Henry Fonda in „Spiel mir das Lied vom Tod“. In einer anderen, entwaffnend obszönen Form offenbart sich das Lachen in Joshua Oppenheimers Dokumentarfilm „The Act of Killing“, in dem die Mörder indonesischer Gewerkschafter und Intellektueller stolz im Fernsehen von ihren Untaten als folternde Killer erzählen und das Publikum ihnen jubelnd applaudiert. Man findet das Gelächter aber auch bei Jugendbanden, die ihr Opfer auf die ein oder andere Weise gemobbt oder misshandelt haben. Das Lachen löst sich im Moment der Spannung, wenn das Machtgefühl der Täter seinen Gipfel erreicht hat. „Das Gelächter ist das orgiastische Gefühl der Killer. Töten ist das zentrale Mittel dieser Körper zum Erreichen des Spannungsausgleichs. Dieses Ereignis ruft ein Glücksgefühl hervor...“, erklärt Theweleit. Was sie benötigen, ist ein Raum, in dem sich diese Entladung vollziehen kann. Gewöhnlich spielen sich die Täter als Weltenretter auf. Susan Sontag diagnostizierte schon in ihrem Nachdenken über die Folteraufnahmen aus dem Gefängnis Abu Ghraib im Irak, dass sie den Schutz einer Institution brauchen, damit sie ihre „unbestrafte Unmenschlichkeit“ begehen konnten. Ein Begriff, den schon Günther Anders prägte. Notfalls erfindet man sich eine solche Schutzmacht. Breivig demonstriert diesen Schachzug in seinem Prozess, als er sich zum Nachfahre der Tempelritter erklärt. Er weiß genauso um die verbrecherische Dimension seiner Tat, wie es die SS im Zweiten Weltkrieg oder die IS-Milizen unserer Tage wissen. Deshalb betont Klaus Theweleit, dass sie alle keine Patientenplätze auf der Couch benötigen. Wer kleine Kinder vor den Augen ihrer Eltern erschießt, wie es die SS in Oradour oder der IS in Damaskus praktiziert, für den darf es keine Entlastung geben. Das ist der Punkt, an dem Theweleit mit voller Breitseite Deutschlands prominentes Wissenschaftsduo Harald Welzer und Sönke Neitzel der „Lüge“ bezichtigt und sie als „Soldaten-Erklärer“ attackiert, weil diese in ihrer Mentalitätsgeschichte „Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“ das Morden von Zivilisten psychologisch aus der historischen Situation heraus erklären. Verstehen führt für Theweleit zu rasch zum Entschulden der Taten. Welzer und Neitzel werden reagieren müssen, wir können uns auf eine harte Kontroverse gefasst machen, die im Focus der Medien ausgetragen werden wird. THOMAS LINDEN Eine außergewöhnliche Maßnahme zur Besuchersteigerung Klaus Theweleit analysiert die Tötungslust und attackiert Kollegen KIM LUDOLF KOCH Klaus Theweleit: „Das Lachen der Täter: Breivik u.a. Psychogramm der Tötungslust.“ | Residenz Verlag | 246 S. | 22,90 € Mit -kultur.de beginnt die Filmwoche 19 comickultur wortwahl Autoren-Action Unter Homies Scott McCloud ist vor allem durch seine in Comicform verfassten Theoriebände „Comics verstehen“ und „Comics neu erfinden“ bekannt geworden. Nun überrascht er mit seiner ersten, gleich 500 Seiten umfassenden Graphic Novel. Erzählt wird in „Der Bildhauer“ die Geschichte von David Smith, der einen Allerweltsnamen hat, aber fürchtet, auch als Bildhauer als nur einer unter vielen unter zu gehen. Da kommt ihm ein Deal mit dem Tod gerade recht: Er kann von nun an alle Skulpturen mit bloßen Händen formen, hat dafür aber nur noch 200 Tage zu leben. David stürzt sich in die Arbeit, doch dann lernt er eine Frau kennen und sein Blick auf die Welt ändert sich. Auch wenn seine Zeichnungen etwas steif wirken, zeigt Scott McCloud, dass er die Techniken des grafischen Erzählens vollkommen beherrscht: Spannungsaufbau und Rhythmuswechsel führen zu einem spannenden Lesevergnügen bis zum actionreichen Finale. Und auch thematisch entfaltet er ein komplexes Geflecht aus Alltagsgeschehen, Kunstexkurs und existentieller Philosophie (Carlsen). „Heiho, Jörgensen, da bist du ja endlich wieder!?“ Und hoch die Tassen. So geht es immer im „Encuentro“. Die Notwendigkeit, das Auskommen mit irgendwelchen Arbeitsaufträgen auf und für das europäische Festland zu sichern, sorgt für ein ständiges Kommen und Gehen unter den Homies. Und jedes Mal: Und hoch die Tassen. „Willkommen zurück in der Heimat!“ Der Däne kippt Peps frisch Gezapftes in einem Zug. „Diese Plörre nennst du Heimat?!“ Nicht ahnend, was er damit für eine Diskussion auslöst, setzt Stan zu einem seiner kruden Gedankensprünge an: „Home is where your heart lives!“ – „Pah!“, geht Adolfo mal wieder steil, „Meine Heimat ist und bleibt Deutschland. Zuhause muss es heißen. Nicht Heimat. Hier ist er nur zuhause!” Die Einheimischen unserer Runde werden hellhörig. Ich frage mich, was ich zum Thema beisteuern könnte; außer dass ich meine Seele an den Fußballklub meiner Geburtsstadt verschenkt hab. Nina Bunjevacs Eltern sind Exil-Jugoslawien, die in den USA eine Familie geründet haben. Doch der nationalistische Vater radikalisiert sich immer mehr und wird in den 70er Jahren schließlich zum Terrorist gegen das kommunistische Regime. Bunjevac verbindet in „Vaterland“ raffiniert die Zeitebenen – die Gegenwart mit ihrer Kindheitsgeschichte und der Vorgeschichte der Großeltern – und skizziert in klaren, stilisierten Schwarzweißzeichnungen zugleich eine Geschichte Jugoslawiens (Avant Verlag). Noch mal Geschichtsunterricht aus erster Hand: „Ein schöner Kleiner Krieg“ sind Marcelino Truongs Kindheitserinnerungen an seine Zeit in Vietnam. Der Sohn eines vietnamesischen Diplomaten zieht 1961 als kleines Kind von den USA nach Vietnam. Der Bürgerkrieg droht sich gerade zum internationalen Konflikt auszuweiten, Marcelino und seine Familie sind mitten drin, weil der Vater persönlicher Übersetzer des brutalen Präsidenten der Republik Vietnam wird. Truong erzählt sowohl aus der Perspektive des Kindes von damals als auch erläuternd mit dem Wissen von heute von dem unübersichtlichen Geschehnissen – so nah ist man selten dran (Egmont). Spontan fällt mir Keith Richards‘ Kinderbuch „Gus & ich“ [Heyne, inkl. cd] ein: die wundersam »zartbesaitete« Geschichte des Stones-Gitarristen, wie ihm sein Großvater die Welt der Musik eröffnet. Eine universale Leidenschaft, ein mobiler Elfenbeinturm, in den man sich jederzeit und jeden Orts zurückziehen kann. / Von ähnlichen Heimatsehnsüchten sind die Jagdausflüge in das Territorium ihrer Ahnen beflügelt, zu denen Vater, Großvater sowie ein Freund der Familie den elfjährigen Erzähler in David Vanns „Goat Mountain“ [Suhrkamp] regelmäßig mitnehmen. Als der Junge jedoch statt seines ersten Hirschs, ohne mit der Wimper zu zucken einen Wilderer erschießt, bricht die epische Wunde der nordamerikanischen Ureinwohner auf psychodramatische Weise erneut auf. / Auf Heđin Brús Faröern hingegen ist es der Fortschritt, der den Alten die Heimat entreißt: Als Ketil nach dem Walfang im Überschwang ein viel zu großes Stück Fleisch ersteigert, steht die Ehre der Familie auf dem Spiel. Fortan sind „Vater und Sohn unterwegs“ [Guggolz], um auf archaische Weise der Technik die Stirn zu bieten und die Schulden zu tilgen. Mit dem „Handbuch der Hoffnung“ eröffnet der Finne Tommi Musturi ein weites Feld: Der Protagonist ist ein älterer, dickleibiger Mann, der mit seiner nur selten im Bild erscheinenden Frau in einem einsamen Holzhaus wohnt. Er lässt sich mit Nichtstun oder kleineren, spielerischen Tätigkeiten von Tag zu Tag treiben. Dabei gibt sich der Tagträumer mitunter infantilem Humor hin, erträumt sich als Abenteurer, Western- oder Superheld, ist zärtlich und brutal, verliert sich aber auch im existentiellen Philosophieren. Ebenso zoomt die Bildebene von der Ameise bis zum kosmischen Ganzen. Farbenprächtig sind die stilisierten Bilder der lakonischen Geschichte (Avant Verlag). „Das Nest“ von Jean-Louis Tripp und Régis Loisel findet mit „Notre Dame“ seinen Abschluss. In neun Bänden haben die beiden Autoren von dem langsamen Wandel in einem kleinen kanadischen Dorf in den 20er Jahren erzählt. Nachdem der Krämer plötzlich verstorben ist und seine Witwe Marie den Laden übernehmen muss, kommt es in dem kleinen Dorf zu immer neuen sozialen Umwälzungen, die nicht zuletzt dem dort gestrandeten schwulen Städter Serge zuzuschreiben sind. Eine liebevoll und in aller Breite erzählte Geschichte einer Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen und außerdem ein hochaktuelles Ideal eines regionalen Zusammenlebens, das zum Finale auch beinahe Actioncharakter zeigt (Carlsen). Welche Heimat soll man da noch besingen? Sean Duffy fällt dazu in Adrian McKintys „Die verlorenen Schwestern“ [Suhrkamp] nichts ein. Nordirland, 1983: zerrissen, zerbombt, gefangen in seiner Geschichte. Ein LockedRoom-Rätsel wie der Fall selbst, für den der britische Security Service den abgesetzten Sergeant reaktiviert. Gut, das Geheimnis ist eine Herausforderung. Aber im Grunde pflügt der gekränkte Bulle nur durch seine heimatliche Vergangenheit, die dabei ist, sich selbst auszulöschen. / Eine archetypische Identität, die bei Moritz und Konsorten im heutigen Berlin keinen Platz mehr im Bewusstsein findet. Und das liegt nicht nur an den Drogenund Partyexzessen. Wie in einer bipolaren Depression beamen sich Boris Pofallas Protas in „Low“ [MetroLit] durch ein sinnentleertes Außen, um irgendwie einen Funken Leidenschaft zu erhaschen. Nur in sich selber suchen sie nicht. / Wie eine Labsal erscheint da der Lynch‘sche Neo-Mystizismus in Tom Drurys „Das stille Land“ [Klett-Cotta]: Seelenverwandtschaft und -wanderung ohne esoterisches Pling-pling in modernem Western-Outfit. In Zeiten kultureller und materieller Auflösung wird die Seele zum einzig wahren Zuhause. Sie ist Heimat – oder Heimatlosigkeit. engels verlost 1x „Der Bildhauer“ von Scott McCloud, Carlsen Verlag. E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: „Der Bildhauer“ engels verlost je 1 Exemplar der vorgestellten Bücher. E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: Buchtitel Zuhause zwischen alter und neuer Heimat suhrkamp Fiktive und dokumentarische Spannung jenseits von Superhelden LARS ALBAT CHRISTIAN MEYER 20 improvisierte musik in NRW popkultur am rhein Moskau, New York, Cologne: Simon Nabatov, Foto: Gerhard Richter Politik als Formulierung von Sehnsüchten: Ana Tijoux, Foto: Presse Köln-Jubiläum Produktives Missverständnis? Von Olaf Weiden Nun ja, er war jung, und er brauchte das Geld. Dieser lustige Satz trifft auch auf eine Erzählung des damals tatsächlich noch relativ jungen Pianisten Simon Nabatov, der mir in einem Interview sichtlich erschüttert erzählte, er habe in New York Klavier gespielt – und die Leute hätten dazu gegessen. Lange ist das verdaut und „In New York entdeckte vergessen, denn Nabatov residiert nunmehr Simon den Jazz“ seit 25 Jahren in Köln und – als anerkanntes Urgestein in Müllers Guter Stube – damit auf Kölns engagiertester Avantgarde-Bühne „Loft“. Jetzt feiert er dieses nennenswerte „Köln-Jubiläum“ in vier Projekten, von denen zwei in den Monat Mai fallen. Grund für einen Blick auf diesen großen Virtuosen, dessen musikalische Gänge nur Menükarten meiden. Mit drei Jahren bearbeitete Simon bereits die Tastatur, angeleitet vom Vater, einem Musiker in Moskau. Auf dem dortigen Konservatorium erlernte er die berühmte russische Klavierkunst, bis die Familie 1979 nach New York emigrierte: Dort entdeckte er an der Juilliard School of Music auch den Jazz und die Improvisierte Musik. Seine sensationelle Spieltechnik befähigt ihn deshalb bis heute, zwischen den verschiedenen Disziplinen zu changieren, Stile zu verschmelzen: Von Gershwins Klavierkonzerten bis zur freien Improvisation mit einem Stimmkünstler reicht seine Ausdruckspalette. Von Christian Werthschulte In jeder Kulturredaktion gibt es auf der Halde eine Themenidee zu „Pop und Politik“, über die Frage, ob und wie politisch Pop heute ist. Der Vorteil des Themas ist, dass man es veröffentlichen kann, wenn politisch gerade nichts passiert, aber auch wenn mal wieder Plätze besetzt und Paläste gestürmt werden. Gefragt „Meistens kommt poliwird dabei in der Regel nach dem „politischen tischer Protest gut ohne Protest-Pop aus“ Gehalt“ von Popmusik. Äußern sich die Musiker zu IS, Pegida, Klimawandel? Spenden sie? Demonstrieren sie? Oder machen sie sogar den Soundtrack zur nächsten Demo? Dann kann man das alles noch mit ein wenig historischen Details zu Yoko Ono und John Lennon, Tom Morello in den Occupy-Camps sowie zu Red Wedge, Public Enemy und „Arsch huh!“ würzen. Schon ist das Thema abgehandelt. Simon Nabatov feiert im Kölner Loft Das Festival Acht Brücken fragt nach Pop und Politik Als er nach zehn Jahren in New York nun in Köln landete, kannte er schon diverse Musiker, die ihm vom Rheinland und seiner Musikszene berichtet hatten. Nach 25 Jahren, nunmehr als reifer Mittfünfziger, ist das Interesse an den Menschen und Künstlern nicht erloschen, feste Bands blieben bis heute erhalten. Matthias Schubert, Frank Gratkowski und der damals in Köln lebende Posaunist Nils Wogram bezogen den Pianisten in ihre Projekte ein, mit Tom Rainey und Mark Helias pflegt Simon seit 20 Jahren ein New Yorker Trio. Für sein erstes Projekt „Young Cologne“ verbindet er sich nun mit zwei Absolventen der Muho Köln, einem eingespielten Rhythmusduo aus Bass (Stefan Schönegg) und Schlagzeug (Dominik Mahnig), die mehrfach gemeinsam in festen Ensembles wie Die Fichten (aufgemerkt: nicht die Randfichten) bestens funktionierten. Für dieses Trio schreibt er ein ganz neues Programm. Auch für „Fernweh – Brasilien“ wird komponiert. In die südamerikanische Musik hat sich Nabatov so verliebt, dass er sogar Portugiesisch lernte und sich mit der Folklore beschäftigte. Hier treten der brasilianische Bassist André de Cayres und der kolumbianische Schlagzeuger Rodrigo Villalon an, die beide in Köln arbeiten und sich mit Samba, Choro, Forró, Maracatu und vielem mehr sehr gut auskennen. Im Herbst folgen dann noch Besetzungen für Kammermusik und ein Trio „Freies Europa“ mit dem Engländer Barry Guy und dem Amerikaner Gerry Hemingway, die beide schon Olaf Weiden lange in der Schweiz leben – auch ein beliebtes Land für Musiker und Musikkritiker Jazzmusiker. „Young Cologne“: 8.5. Bunker Ulmenwall in Bielefeld, 9.5. Loft in Köln „Fernweh – Brasilien“: 30.5. Loft in Köln Info: www.nabatov.com Dabei wäre die interessante Frage eigentlich, wie genau Pop auch dann politische Wirkung wirkt, wenn sich die Künstler eben nicht explizit politisch äußern. Die Kulturindustrie-Kritik des alten Professors von der Frankfurter Schule machte sich schließlich auch weniger am politischen Gehalt der kritisierten Unterhaltungsmusik fest, sondern an ihren formalen Eigenschaften. Gerade weil Pop simpel gestrickt ist, wirkt er politisch affirmativ – egal ob nun Wolfgang Niedecken über Politik oder Andreas Gaballier über seine österreichische Heteromännlichkeit singt. Von daher ist es natürlich toll, wenn das Kölner Neue-Musik-Festival Acht Brücken sich dieses Jahr dem Zusammenhang von Musik und Politik widmet und dabei auch der Popmusik einen Raum gibt. Weniger erfreulich allerdings ist, dass dieser Raum wieder mit klassischer Protestmusik gefüllt wird. Das 16Bit-Polit-Elektronik-Projekt Atari Teenage Riot hat in den 90ern mit Breakbeats und Bad-Brains-Gitarrensamples gegen die Deutschtümelei in der Technoszene geschossen, bevor sie sich mit ihrer elektronifizierten Rockmusik in der Revolutionsfolklore verloren haben. Sie ausgerechnet am 1. Mai, dem Feiertag der Revolutionsfolklore, im Stadtgarten auftreten zu lassen, hat schon einen Zug Realsatire. Anders dagegen Ana Tijoux: Die Rapperin aus Chile lässt immer wieder politische Botschaften in ihre Songs einfließen, aber anstatt Slogans zu hämmern, erzählt sie lieber von Wünschen und kollektiven Sehnsüchten. Wenn man sich über Pop und Politik unterhält, muss man sich aber auch eingestehen, dass politischer Protest meist gut ohne Protest-Pop auskommt. Im Dezember 2010 machte während der Studentenproteste in London eine Reihe Jugendlicher auf sich aufmerksam, die gegen die Abschaffung des britischen Schüler-BAFöGs protestierten. Niemand hatte sie zuvor beachtet, weder die Medien, noch die Studierenden. Also kaperten sie ein Soundsystem und veranstalteten bei 0 Grad einen Freiluft-Rave mit Songs von Rihanna und Nicki Minaj. So politisch wie in Christian Werthschulte diesem Moment ist Pop selten – nur mit Protestmusik hatte Journalist und Musikkritiker es nichts zu tun. Kann man ja auch mal drüber nachdenken. Atari Teenage Riot | Stadtgarten Köln | Fr 1.5. 22 Uhr | 0221 952 99 40 Ana Tijoux | Philharmonie Köln | Di 5.5. 21 Uhr | 0221 20 40 80 21 kompakt disk klassik am rhein Maximal Minimal Neue Platten von Indie Rock über EDM zu Minimal Music Mann für jede Tonart: François-Xavier Roth, Foto: Martina Goyert Ungeduld im Herzen Der neue GMD freut sich auf Köln Von Olaf Weiden Es gab ein großes Hallo in der Kölner Philharmonie, als François-Xavier Roth als kommender Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Gürzenich-Kapellmeister die erste eigene Spielzeit vorstellte. „Ich freue mich, dass ich jetzt Kölner bin“, soll er gesagt haben, als er am Hbf den Bahnsteig betrat. Die Familie, auf die „Ich freue mich, dass ich jetzt Kölner bin“ er jetzt traf, empfing ihn mit offenen Armen. Die Beigeordnete Susanne Laugwitz-Aulbach – François ruft sie bereits „chère Susanne“ – nannte als Kulturdezernentin drei Farben auf dem Banner des Maestro Roth: namhaft, visionär, impulsgebend. Wichtiger am Rhein bleibt aber der Familiensinn, und der scheint bei François sehr ausgeprägt. Natürlich bildet seinen Background eine Musikersippe, der Vater gilt als Halbgott der französischen Orgelgeschichte mit wichtigen Preisen und berühmten Lehrern, deren Namen im Konzertführer stehen. Von vier Kindern wurde ein Bruder Bratschist, François lernte Querflöte und später Dirigieren. Sein Handwerkszeug als Dirigent lernte er u.a. bei Jorma Panula, der skandinavischen Lehrmeisterlegende, die in keiner Vita eines aufstrebenden Dirigenten fehlen darf. Wichtiger Mentor wurde Pierre Boulez, „für mein Herz und für meinen Kopf der Größte heute“, schwärmt Roth. Boulez ist dann vielleicht auch der Kopf der „neuen Familie“, die der gebürtige Pariser des Jahrgangs 1971 Köln zuführen wird. Es sind junge, international agierende Dirigenten wie Solisten aus seinem Umfeld, die er während der eigenen Karriere kennenlernen durfte. Ein Stabwechsel am Pult sorgt so angenehm für neue Künstler auf dem Podium, in diesem Falle ohne Verlust bestehender Verbindungen – auch das spricht für eine diplomatische Linie des Maestros Roth. „Er hört einem zu“, meinte ein Orchestermusiker am Rande des Treffens – und das ist keine Selbstverständlichkeit. Die absolut autoritäre Stabführung sollte eigentlich vom Tisch sein, aber bestimmte Kandidaten setzen immer noch darauf, teilweise sehr erfolgreich. Roth ist ein Kommunikator, der sich auch im Wissen um beschränkte Deutschkenntnisse mutig auf einen kompletten Einführungsvortrag in deutscher Sprache einlässt. Viele Künstler und Werke sind dann halt immer wieder „unglaublich“, aber seine Begeisterung für Inhalte und daran geknüpfte Erwartungen springt die Hörerschaft positiv an. Dabei hilft ungemein, dass der Musiker ein Alleskönner ist. Sein eigenes, von ihm gegründetes Orchester „Les siècles“ wechselt häufig in einem Konzert von historischen auf moderne Instrumente, Mischprogramme sind Roths Spezialität. Auch entspricht seiner Begeisterung für den neuen Job eine beeindruckend häufige Präsenz in der Domstadt. Und dem Blick auf die kommende Hörergeneration folgen bei ihm mächtige Taten: Verschiedene Projekte wie „Ohren auf“ mit der Jugend bis zur sogenannten „Zwergenprobe“ betreut er persönlich. Olaf Weiden Ohne Angst vor lauernden Gefahren: „Wenn ein Franzose Musiker und sprich, verstehen die Kinder nicht immer. Ich habe erlebt!“ Musikkritiker Programmbuch ist erschienen | www.guerzenich-orchester.de Tocotronic haben mit dem unbetitelten „roten Album“ demonstrativ ein Popalbum vorgelegt. Weniger Schrammelpop und Gitarrenwände, stattdessen eine klare Produktion mit Synthie, Background Chor und gesanglichen Manierismen wie „Ich ö-ö-öffne mich für uns“. Denn textlich gehen sie auch voll in der Subjektivität amouröser Poplyrik auf. Das ist mit Geigen und allem Pipapo teils großartig, mitunter aber auch ein Fall für die Kategorie guilty pleasure (Universal). Zum 25-jährigen Bandjubiläum erscheint außerdem die mit über 1000 Abbildungen reich bebilderte Bandgeschichte „Tocotronic Chroniken“, laut Verlag in enger Zusammenarbeit mit der Band entstanden (Blumenbar). Elf Jahre nach dem letzten Album erscheint „Sol Invictus“ von den reunierten Faith No More. Schwierig, so etwas zeittypisches wie den Crossover-Entwurf von FNM in die Gegenwart zu retten. Doch sie knüpfen natürlich nicht an den schmierigen Pathos-Metal der frühen Jahre an, sondern eher an das letzte Album bzw. die Weiterentwicklung der einzelnen Musiker, allen voran Sänger Mike Patton. Und das ist dann trotz einigem Zeitkolorit durchaus in der Gegenwart hörbar (Reclamation). Der superjunge Shamir aus Las Vegas erinnert mit seinem hippen, explizit schwulen Disco-House-Entwurf an Hercules & Love Affair, und seine präpubertäre Stimme bringt den androgynen Touch des Ganzen wundervoll auf den Punkt. Wird sicher noch groß (XL). Midlife-Krise, was beweisen wollen, oder einfach gut drauf? Squarepusher macht mit „Damogen Furies“ eine überbordend verschachtelte elektronische Schlachtplatte, die gleichermaßen brutal und böse wie poppig ist, und … Verzeihung … damit manchmal fast nach Skrillex klingt. Aber all das, was einen Skrillex links liegen lässt, lässt Squarepusher weg, so dass man Squarepusher dann doch nicht links liegen lassen muss (Warp). Charlemagne Palestine, Jahrgang ’45, zählt zu den bedeutenden MinimalKomponisten, auch wenn sein Name nicht so bekannt ist wie der von Steve Reich, Terry Riley oder Philip Glass. Das neue Album des extrovertierten Musikers und Installationskünstlers heißt „Ssingggg Sschlllingg Sshpppingg“ und schwillt über eine knappe Stunde langsam immer mehr an – vom ethnischen Gesang über White Noise mit Field-Recordings bis zu einer Geräuschkakophonie mit menschlichem Antlitz von allergrößtem Reichtum (Idiosyncratics). Zusammen mit dem Post-Minimalisten Rhys Chatham veröffentlicht er zeitgleich das Werk „Youuu + Mee = Weee“, das drei einstündige Stücke auf 3 CDs vereint, die mit ihren organisch an- und abschwellenden Instrumenten klassischer wirken (Sub Rosa). Wer sich für Minimal Music interessiert, sollte auch in die Steve Reich-Interpretationen des Leipziger Ensemble Avantgarde reinhören, die mit „Four Organs“, „Phase Patterns“ und „Pendulum Music“ drei frühe Werke des Komponisten aus den Jahren ’68-’70 eingespielt haben, die mit rhythmischen Verschiebungen arbeiten. Vinyl mit Downloadcode (Karlrecords). Betrug: Nachdem Thurston Moore seine Frau und Bandkollegin Kim Gordon klassisch mit einer Jüngeren betrogen hat, ist das Ende der Indie-Legende Sonic Youth im Jahr 2011 besiegelt und deren Funktion als Rolemodel angekratzt. In ihrer Autobiografie „Girl in a Band“ rekapituliert Gordon spürbar enttäuscht und wütend ihr Leben als selbstbestimmte Künstlerin und Musikerin, Ehefrau und Mutter, die trotz aller Bemühungen um Unabhängigkeit immer wieder schmerzvoll gegen die patriarchalen Strukturen prallt. Ein bisschen Wunden lecken, wenig Nabelschau, etwas Kunst, viel Gesellschaft(spolitik) und ganz viel Sonic Youth (KiWi). CHRISTIAN MEYER engels verlost 1 Exemplar „Girl in a Band“ von Kim Gordon, Verlag KiWi. E-Mail bis 24.5 an [email protected], Kennwort: „Girl“ 22 kunst & gut Zartes Rosa, Installation 2015, © Sylvie Hauptvogel, Foto: Sigurd Steinprinz Dinge, die vorübergehen und bleiben „Nach der Fotografie“ im Sparkassenforum Die Stadtsparkasse bleibt auch mit Gunther Wölfges als Vorstandsvorsitzenden ihrem kulturellen Auftrag verbunden. Wie wichtig das Sparkassenforum für das Wuppertaler Kulturleben ist, bestätigt die von Frank Ifang organisierte und von Peter Klassen kuratierte Ausstellung mit Sylvie Hauptvogel, Matthias Neumann und Dietmar Wehr. Alle drei Künstler sind in Wuppertal tätig, sie kennen sich schon lange, tauschen sich untereinander aus und alle drei arbeiten mit dem Medium Fotografie. Aber da geht es schon los: Sylvie Hauptvogel ist derzeit in anderen künstlerischen Techniken tätig und ihre Kollegen berücksichtigen auf unterschiedliche Weise die digitalen Möglichkeiten. „Nach der Fotografie“ erweist sich als raffiniert vertrackter Titel, der das Vergehen von Zeit, den Umgang mit Bildvorlagen und die verschiedenen Verfahren in dieser Ausstellung anspricht. Los geht es mit Matthias Neumann: Im Mittelpunkt steht seine Werkgruppe „Urbanics“. Aufgenommen sind typische Situationen an belebten großstädtischen Orten, welche sich durch einen permanenten Fluss an Menschen kennzeichnen und die Aura des Nostalgischen in ihrer Gegenwart besitzen. Die Architektur – der eigentliche „Star“ – weicht geradezu zurück, wobei Neumann im engen fotografischen Ausschnitt ihre formale Struktur aus Horizontalen und Vertikalen und mitunter Diagonalen destilliert und ihre wahre Bedeutung im Stadtbild betont. Jedenfalls behaupten sich die teils jahrhundertealten statisch-stabilen Bauten gegen das wuselnde Chaos der Menschen, die immer in Bewegung sind. Neumann variiert dieses Prinzip seiner Werkgruppe, etwa indem die Personen auf einem Schiff fahren oder Passanten auf Bänken vor riesigen Billboards mit Models sitzen. Gegen die transitorische Fülle in den Fotografien von Neumann wirken die Aufnahmen von Dietmar Wehr karg, leer – ja, wie von einem verlassenen Stern. Wehr zeigt die Strukturen und feinsten Schattierungen natürlicher Gewächse und Rinden aus der Nähe, und zwar so, dass die Dimensionen unklar bleiben und die Texturen haptisch hervortreten. Das trifft auch auf 23 die Knollen zu, die zentriert und isoliert im Bildformat sitzen und mit ihren Wucherungen zu ganz erstaunlichen und rätselhaften Lebewesen werden. Schade nur, dass Wehr dem Geheimnis etwas von seinem Reiz nimmt, indem er in einer Vitrine die Rinden ausgehöhlter Brote als skulpturale Hüllen zeigt. Zwischen diesen beiden Positionen vermittelt – in der Anordnung im Ausstellungsraum – Sylvie Hauptvogel. Aber vermittelt sie auch? Denn statt Fotografien erarbeitet Sylvie Hauptvogel seit einigen Jahren plastische Interventionen, die sich in den Raum tasten und diesen besonders mit Textilien und Stickereien vorsichtig besetzen und auch wieder auf die Fläche zurückkehren. Im Sparkassenforum zeigt Sylvie Hauptvogel feine Stickereien auf Pergamin sowie Siebdrucke einer Strickliesel auf Kopfkissen, außerdem eine Installation u.a. mit Stickereien in einem Fotoalbum. Die Intensität und Stille dieser Arbeiten hängt mit den emotionalen Kategorien des Geborgenen und des familiär Privaten zusammen. Aber in ihrer hauchzarten Nuancierung lassen ihre Stickereien an die Knollenwesen von Dietmar Wehr denken. Wie Nachbilder – oder verblichene Fotografien – bewahren die räumlichgrafischen Notationen Spuren vom Menschen, von Heimat und vom Heimeligen, das uns als Mitbringsel aus unserer Kindheit ein Leben lang begleitet. Dass sie wie Treibgut im Wasser auf dem Pergamin stehen, deckt sich mit dieser Atmosphäre. Vielleicht ist das das Spannendste der Ausstellung: Wo Neumann beobachtet, wie in den Metropolen schleichend die Individualität – vielleicht gerade infolge der digitalen Revolutionen – verlorengeht, zeigt Sylvie Hauptvogel, wo sie noch zu finden sein könnte. THOMAS HIRSCH „Nach der Fotografie“ | bis 8.5. | Sparkassenforum am Islandufer zu den üblichen Öffnungszeiten ¡ KURSE Úé¡ Ȉ ̾ò Ȉ Ǧ¡Ǧ Ǧ Ȉ Ǧ¡ AUSBILDUNGEN Ȉ ̾ Ȉ Ȉ ̾ Ȉ ¡ Ȉ Ȉ Ȉ ¡Ǧ ͙͘͘άY ǡ Ƭ " ǧAkademie für Gesundheit und Yoga Hofaue 63 · 42103 Wuppertal Tel.: 0202 - 979 85 40 · Fax: 0202 - 979 85 41 [email protected] · www.tripada.de rogrammheft Kostenloses Pter: anfordern un 9-0 9 Tel. 02104 Internationales Theaterfestival [en avance] Aufbruch [przełom] www.neanderland-biennale.de 29. MAI – 20. JUNI 2015 Veranstalter: Kreis Mett Mettmann ttmann mi mit it d den en SStädten tädten E Erkrath, rkrath k th Ha H Haan, an Heil Heiligenhaus, ligenha h us Hild Hilden, lden Langenfeld, Mettmann, Monheim am Rhein, Ratingen, Velbert und Wülfrath DÜSSELDORF kunst in NRW kunstwandel Abb. 1 Abb. 2 Rottende Spuren ins Nichts Kunst mit Architektur Hoppla. Da ist im Museum aber nicht ordentlich gefegt worden. Schon in der ersten Ecke im neuen Ausstellungstrakt der Bonner Bundeskunsthalle liegt Unrat, und schon jetzt darf man verraten: Man wird ihn weiterhin wittern können. An der Wand neben dem Kehricht hängt ein gestohlener ausgestopfter Kanarienvogel, der auf einem Ast hockt und seinen Begleitzettel im Schnabel hält. „She, fully turning around, became terrestrial“ (2013) des Kosovaren Petrit Halilaj (geboren 1986 in Kosterrc, Studium in Mailand) ist erst einmal das einzige präparierte Original, das der Besucher zu sehen bekommt. Tiere bevölkern dagegen den ganzen Saal, leere Vitrinen, ein ziemlich alter Schrank. Viele der Vögel, Fische und Säugetiere lehnen gedankenverloren daran, zwei Frettchen halten eine Messingscheibe. Schon der erste luftige Eindruck schafft Verwirrung, lockt das Auge, schärft die Fragen. Der Künstler Halilaj, der heute in Berlin lebt, sichert so Spuren seiner alten Heimat, Erinnerungen an die Zerstörung im Kosovokrieg (1998/99), an den Verlust des Elternhauses, dessen Trümmer er hier und da in den Installationen mit verwendet. Die Tiere aus Erde, Stroh, Kot und Beton sind Metaphern für einen Verlust, der selbst vor ausgestopften, wissenschaftlichen Präparaten nicht Halt machte. Viele der wieder ins Bewusstsein geholten Präparate stammen aus dem Archiv des seit 2001 auch nicht mehr existierenden Naturhistorischen Museums in Pristina, Kosovo. Fast 50 Jahre lang speicherte es die Naturgeschichte eines Landes, auch die verloren gegangene Kulturgeschichte der Menschen. Halilaj hat die Sammlung, die sich in einem katastrophalen Zustand befindet, gesichert, archiviert und teilweise restauriert. So archiviert er zum Teil die verloren geglaubte Vergangenheit, schafft eine Kausalität zu allgemeingültigem Umgang mit vergessenen Gegenständen und Begebenheiten, auch eine Kausalität gegen den Verlust von der persönlichen Verortung einer gemeinsamen Geschichte. Der Besucher muss sich erst einmal mit dem schier verwesenden, verstaubten Anblick auseinandersetzen, selbst die zahlreiche Verwendung des edlen Messings kann das Gefühl nicht brechen. Messingstäbe halten die Installation in Bonn optisch zusammen, viele Messingstäbe sind es, ein Lurch, ein Fisch, ein Adler ist darauf gelandet. Ein großer stolzer Pfau, gegenüber steht die edle Messingkiste mit der liegenden toten Sau darin, nicht mehr stolz, nicht mal mehr ausgestopft, nur die vier Uhus an der Wand scheinen sie noch zu bewachen. Und es wird noch leerer. „Dort warte ich endlos auf das Kommen des Orkans“ (2013) ist nur noch ein alter Schrank aus dem Naturhistorischen Museum, zu sehen sind noch die Reste von ausgestopften Vögeln. Beim Sperrmüll wäre er entsorgt worden, hier leistet er museale Arbeit mit einem Hauch Nostalgie, die wir kaum nachvollziehen können. Auch nicht im Raum „Cleopatra“, wo eine einfache Glühbirne rotiert und den Blick auf 18 rottende, eigentlich zerstörte Insektenkästen freigibt. Diese archivarische Kunst hat ein eigenes persönliches Gedächtnis, aber es mahnt auch den Besucher, Erinnerungen nie zu opfern. Von Thomas Hirsch Das Gebäude ist Wahrzeichen seiner Stadt: Vor zehn Jahren wurde das Marta Herford als Museum für zeitgenössische Kunst eröffnet. Der amerikanische Architekt Frank Gehry hat hier vieles von dem verwirklicht, womit er berühmt wurde: Er verzichtet auf rechte Winkel, „Konzept des umfasst die Steinwände mit gewölbten Sowohl-als-auch“ und mäandernden, Licht reflektierenden Metallflächen, die so verschachtelt sind, dass sie in dynamischen Wellenbewegungen stürzen und wirbeln. Zu Recht ist das Gebäude selbst als Skulptur zu verstehen. Das Marta hat dieses Sowohl-als-auch ebenso in seinem Ausstellungskonzept aufgegriffen. Als Gründungsdirektor hat Jan Hoet Gattungsgrenzen überschritten und sich etwa dem Design zugewandt. Dieses Konzept gilt nach wie vor, so auch in der Ausstellung, die nun zum 10-jährigen Jubiläum zu sehen ist: „(un)möglich!“ stellt Werke von bildenden Künstlern seit dem frühen 20. Jahrhundert vor, die sich auf Architektur beziehen. Zu sehen sind Zeichnungen und Collagen, dreidimensionale Modelle, Objekte und Installationen. Ausgestellt sind außerdem begehbare Werke: So wie Architektur Kunst sein kann, kann Kunst als Architektur funktionieren. Ausgehend von den Phänomenen ihrer Zeit – Beobachtungen zum Städtebau, zum technischen Fortschritt, zur Population – thematisieren die Künstler der Ausstellung Fragen des Nostalgischen und der Utopie, ökologische Bedenken und die Schaffung von Rückzugsräumen, wobei die Akzente im Laufe eines Jahrhunderts gewechselt haben. Vertreten sind Vordenker wie die russischen Konstruktivisten und die niederländische De Stijl-Gruppe. Oder Walter Jonas mit seinem Modell einer trichterförmigen Wohnanlage und das Atelier van Lieshout mit seinen Komprimierungen von Wohn- und Arbeitswelt. Vito Acconci demonstriert mit seinen Montagen die fiktionale Durchdringung aller Lebensbereiche. Daneben stehen unspektakuläre Umspielungen drängender Fragen wie die „Floating Cities“ von Charles Simonds, bei denen es sich um s/w-Fotocollagen mobiler Städte im Meer handelt. Oder die „Tree Huts“ von Tadashi Kawamata: fragile Hausskulpturen aus Hölzern, die, als Nester für Bäume oder Hausfassaden gedacht, vor allem den Umgang mit unseren Ressourcen thematisieren. In Herford ergibt sich daraus ein lockerer Parcours, bei dem die historischen Beiträge und die aktuellen, teils direkt für die Ausstellung geschaffenen Kunstwerke abwechseln. Dass dabei die Architektur von Frank Gehry verdeutlicht wird (die „Fassade“ von Claus Richter betont die Passage am Ausstellungseingang; die höhlenartige Skulptur von Dai Goang Chen reflektiert die Raumhöhe) ist ein angenehmer Gewinn. Zudem verdeutlicht die Ausstellung die Notwendigkeit der Kunst für alle gesellschaftlichen Bereiche. Und vielleicht regt sie noch Thomas Hirsch an, bewusster die Gestaltung des Stadtraumes wahrzuKunsthistoriker, Kurator und Journalist nehmen. Petrit Halilaj | bis 18.10. | Bundeskunsthalle Bonn | 0228 917 12 00 „(Un)möglich! – Künstler als Architekten“ | bis 31.5. | Marta Herford 05221 99 44 300 Abb. 1: Ausstellungsansicht: Messingkiste mit toter Sau, Foto: Thekla Meusel © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH Abb. 2: Ausstellungsansicht mit Claus Richter: Façade, 2007, © C. Richter, MARTa Herford, Foto: Hans Schröder Faunische Erinnerung? Petrit Halilaj in Bonn Die Jubiläumsausstellung im Marta Herford PETER ORTMANN 25 kunst-kalender KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum www.wallraf.museum.de Herzog & Segers bis 12.7. Der deutsche Regisseur mit einer Videoinstallation, die, musikalisch begleitet, die winzigen grafischen Landschaftsdarstellungen von Hercules Segers abtastet MÜLHEIM/RUHR – Kunstmuseum www.kunstmuseum-mh.de Picasso – Suite Vollard bis 28.6. Vorgestellt werden die 100 Radierungen unterschiedlicher Motivfelder, die Picasso 1930-37 auf Anregung seines Kunsthändlers Ambroise Vollard geschaffen hat NEUSS – Langen Foundation www.langenfoundation.de Olafur Eliasson bis 18.10. Überblick über das Werk des dänischisländischen Künstlers, der mit den Ressourcen der Natur arbeitet, anhand des Bestandes in der Sammlung Boros OBERHAUSEN – Ludwiggalerie www.ludwiggalerie.de Green City 10.5.-13.9. Kunstbeiträge, die sich mit dem Ruhrgebiet in seiner Verfasstheit und Zerteilung durch Autobahnen und Wasserstraßen und mit den spezifischen Themen beschäftigen PADERBORN – Städtische Galerie www.brueghel-ausstellung.de Erwin Wurm, Fat House, 2003/2011, Metall, Holz, Polystyrol, Aluminium, 5,4 x 10 x 7 m, © Erwin Wurm, Foto: Süleyman Kayaalp, Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal Museumslandschaft NRW Die Brueghel-Familie bis 21.6. Die berühmte flämische Malerfamilie aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit vier Generationen, die sich unterschiedlichen motivischen Schwerpunkten widmeten REMAGEN – Bahnhof Rolandseck DORTMUND – Museum Ostwall HERFORD – Marta www.moyland.de www.museumostwall.dortmund.de marta-herford.de Lori Nix 10.5.-9.8. Großformatige inszenierte Fotografie der US-amerikanischen Künstlerin (geb. 1969), die die Errungenschaften der Zivilisation mit Naturgewalten konfrontiert Angenehmer Aufenthalt! bis 30.8. Neue Räume in der SammlungsPräsentation, die sich den 1950er bis 1970er Jahren widmen, im besonderen ZERO, Fluxus, Op- und Pop Art (Un)möglich! bis 31.5. Reale und fiktive Architekturen und Raumkonzepte von Künstlern wie Theo van Doesburg über Constant bis hin zu Thomas Schütte und Caroline Bayer Ernesto Neto bis 25.5. Der wichtige brasilianische Künstler mit seinen organischen, teils wuchernden und begehbaren Installationen, in die mitunter Riten der brasilianischen Indianer fließen BERG.-GLADBACH – Villa Zanders DÜSSELDORF – K20 KÖLN – Käthe Kollwitz Museum SOLINGEN – Kunstmuseum www.villa-zanders.de www.kunstsammlung.de www.kollwitz.de Ignacio Uriarte bis 7.6. Skulpturale Inszenierungen mit Papier und den Materialien im Büro, die auf witzige und kritische Weise die Bedingungen unserer Arbeitswelt hinterfragen Günther Uecker bis 10.5. Der Düsseldorfer „Nagel“-Künstler und Hauptvertreter der ZERO-Bewegung mit wichtigen Installationen, seinen Nagelreliefs und Dokumenten zum 85. Geburtstag Käthe Kollwitz bis 28.6. Fotografien und Korrespondenzen, die, ergänzt v.a. um frühe Kunstwerke, das private Leben der sozialkritischen Zeichnerin und Bildhauerin beleuchten George Grosz bis 14.6. Der berühmte Dada-Künstler und kritische Zeichner mit Werken aus seiner Berliner Zeit 1914-1931 als Ausstellungspremiere des Zentrums für verfolgte Künstler KÖLN – Kunstverein BOCHUM – Kunstmuseum DÜSSELD. – Museum Kunstpalast www.koelnischerkunstverein.de UNNA – Zentrum für Lichtkunst www.kunstmuseumbochum.de www.smkp.de Russische Avantgarde bis 31.5. Fotografie und Zeichnung der Sepherot Foundation, mit Werken aus dem Russland des frühen 20. Jahrhunderts u.a. von Malewitsch, Rodschenko und Tatlin Wim Wenders bis 16.8. Der berühmte Filmemacher zum 70. Geburtstag in seiner Heimatstadt mit einer Retrospektive seiner autonom aufgenommenen analogen Fotografien Petrit Halilaj bis 2.8. Ein Shooting-Star der Kunstszene, der in seiner Installation aus Zeichen und Schrift von den Erinnerungen und Dokumenten seiner Schulzeit in Albanien ausgeht BONN – Bundeskunsthalle DUISBURG – Museum Küppersmühle KÖLN – MAKK www.kah-bonn.de www.museum-kueppersmuehle.de www.museenkoeln.de Ärger im Paradies bis 11.10. Beiträge von 14 internationalen Künstlern der jungen und mittleren Generation zum Themenbereich Garten und Natur, zu sehen auf dem Dach der Bundeskunsthalle China 8: Malerei 15.5.-13.9. Das Initial-Museum für die Ausstellungsreihe CHINA 8, die ab Mitte Mai in acht NRW-Museen passend zu deren Konzept zeitgenössische Kunst aus China vorstellt System Design bis 7.6. Systeme als ordnungs- und chaosstiftende bildnerische und funktionale Verfahren im Design der letzten 100 Jahre mit Hauptwerken u.a. von Breuer und Wagenfeld BRÜHL – Max Ernst Museum ESSEN – Museum Folkwang KÖLN – Museum Ludwig www.maxernstmuseum.lvr.de www.museum-folkwang.de www.museum-ludwig.de Real Surreal bis 19.7. Avantgarde-Fotografie aus der Sammlung Siegert, mit Schwerpunkten auf dem Surrealismus in Paris, der Situation in Prag und der deutschen Fotografie 1920-1950 Conflict, Time, Photography bis 5.7. Fotografien zum Thema Krieg zwischen 1855 und 2013 unter Berücksichtigung des Zeitpunkts der Aufnahme, der auch Jahre nach dem Kriegsereignis liegen kann Sigmar Polke bis 5.7. Retrospektive zum berühmten Künstler, der in seiner oft gesellschaftskritischen Malerei experimentell gearbeitet und auch Filme, Fotografien und Objekte geschaffen hat DORTMUND – H. Med. KunstVerein HAGEN – Osthaus Museum KÖLN – SK Stiftung Kultur BEDBURG HAU – Museum Moyland www.hmkv.de www.osthausmuseum.de www.photographie-sk-kultur.de Das mechanische Corps bis 12.7. Ein dichtes Sammelsurium von mechanischen Konstruktionen, Kostümen und fiktiven Entwürfen aus Kunst und Populärkultur, das das 19. Jh. zitiert Hundertwasser bis 10.5. Werkschau des österreichischen Universalkünstlers, der mit seinen ornamentalen Malereien, Architekturen und mit seinem ökologischen Engagement berühmt wurde Martin Rosswog bis 9.8. Ein Überblick über die Recherchen des Soziologen und Fotografen, der bei Bernd Becher studiert hat und sich privaten Wohnhäusern in ganz Europa zuwendet 26 www.arpmuseum.org www.kunstmuseum-solingen.de www.lichtkust-unna.de The Future of Light Art bis 28.6. Die drei Finalisten zum internationalen Light Art Award, die Licht in LED-Bahnen wiegen, Signale und Symbole leuchten lassen und Hirnströme sichtbar machen WUPPERTAL – Neuer Kunstverein www.neuerkunstvereinwuppertal.de hobbypopMUSEUM bis 10.5. Die aus Düsseldorf stammende Gruppe mit sechs Künstlern bzw. Architekten, die in der Zusammenarbeit vor Ort eine begehbare malerische Installation schaffen WUPPERTAL – Von der Heydt-Kunsthalle www.von-der-heydt-kunsthalle.de Jan Albers bis 28.6. Neuere Arbeiten des Düsseldorfer Künstlers (geb. 1971), der in der Auseinandersetzung mit Farbe und Struktur Malerei als Medium befragt WUPPERTAL – Waldfrieden www.skulpturenpark-waldfrieden.de Erwin Wurm bis 12.7. Der angesagte österreichische Künstler, der in seinen Werken Skulptur und gesellschaftliche Verfasstheit thematisiert, hier nun anhand des Topos des Hauses Empfehlungen von Thomas Hirsch zungen w w w . l i v e c l u. b. .- .b. a. .r .m. .e. n. .. .d. e. . Wuppertal ................................ 01.05. STAUBKIND mit . . . . . . . . . . . . . . . Rock ...... -zungen 02.05. SALON DE SALSA Foto: I. Arndt, Montage: K. Nikolic . . . . . . . . . . . . . . . Salsa . . . . .Disco ...... Lieber Engels! 10.11.89 Berlin. N.W. Dorotheenstr. 37 II. 07.05. KAY RAY . . . . . . . . .Comedy ........ Wie gerne mache ich von der Erlaubniß Gebrauch und rede Sie mit Ihrem einfachen Namen an! Ich danke Ihnen herzlich für den letzten Brief. Sie können Sich denken, mit welcher Freude es mich erfüllte, daß Sie, gerade Sie in meinem Buche etwas Tüchtiges fanden, was für die Zukunft weitere Entwickelung verspricht. […] Inzwischen habe ich hier schon einige Verbindungen angeknüpft, so schrieb ich z.B. schon verschiedenes für die Schippelsche „Berliner Volkstribüne“ und habe jetzt die regelmäßige politische Wochenübersicht für sie zu liefern. Auch die Volkszeitung hat einiges von mir aufgenommen und will mehr. […] Dazu kommt noch, daß ich augenblicklich einen Redakteur der Vossischen Zeitung, denselben, bei dem ich eine Zeit lang als Volontär arbeitete, zu vertreten habe, bis er wieder gesund geworden ist. So lerne ich denn auch das Getriebe in einem der großen Blätter näher kennen. Die Redakteure sind da die bloßen Verwalter des einlaufenden Materials. Sie haben nur zu ordnen, geschrieben wird die Zeitung von den Korrespondenten und einem freien Mitarbeiter, einem gewissen Lewy, der eine wirklich wunderbare journalistische Geschicklichkeit besitzt. Er ist – wie einer der Korrektoren richtig bemerkte – das Gehirn des Blattes, die übrigen fungieren als Mechaniker. Vor einigen Wochen brachte das Berliner „Volksblatt“ einen Artikel gegen die ökonomischen Professoren, worin auch meiner Abweisung von der Leipziger Universität – welche ich in der Neuen Zeit erwähnte – gedacht wurde. Die gesammte Presse hat aber den Fall todtgeschwiegen, nicht ein einziges der freisinnigen Organe nahm auch nur mit einer Silbe Notiz davon! Das nennt sich bei uns Liberalismus. […] Noch einmal herzlichen Dank für Ihren Brief. Mit bestem Gruße Ihr ergebener Conrad Schmidt 23.05. PFLASTERSTRAND . -. ELEKTRISCH . . . . . . . . . . .- . . . . .Konzert ........ 24.05. SALSA IN DER CITY . . . . . . . . . . . Open . . . . .Air . . .Disco ...... Preview Preview . . . . . . . .Preview ............... 27.+28.+29.06. DIE BARMER KÜCHENOPER . . . . . . . . . . ,ĞŝŵĂƩŚĞĂƚĞƌ .............. 13.+14.08. DIE TROCKENBLUMEN WupperTheater - . ͣKƌŝĞŶƚdžnjĞƐƐ͞Ͳ<ĂďĂƌĞƩ ....................... 28.+29.08. FEUERTAL FESTIVAL .Waldbühne . . . . . . . . . .Hardt . . . . . -. .Open . . . . .Air .... 24.09. AXXIS . .Heavy . . . . . Rock ...... 26.09. WOLF MAAHN . . . . . . . . . .& . . BAND . . . . . . . Rock ...... 02.10. J.B.O. . Comedy . . . . . . . Metal ....... engels zungen in der Engels-Stadt: Wir lassen Zeitgenossen des Kapitalisten und Revolutionärs zu Wort kommen, zitieren Briefe an Wuppertals berühmten Sohn. 08.10. JAN RÖTTGER .&. .BAND . . . . . . . . .Pop ..... 09.10. VERSENGOLD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Folk ..... ........................... Geschwister-Scholl-Platz 4-6 42275 Wuppertal - 0202 563 6444 Förderverein HDJ & LCB B Quellenangabe: Marx-Engels-Gesamtausgabe, Briefwechsel, Band 30, Berlin 2013, S. 52-53; die Abbildung zeigt Friedrich Engels. ieser Veranstalt hd un uc g es dem culture without limits ltur . dku en ug Mit u einen dire kte st d n ste lei r den Erhalt g fü de rJ itra Be Conrad Schmidt (1863-1932) hatte sich als junger Wissenschaftler intensiv mit den ökonomischen Lehren von Marx und Engels auseinandergesetzt und war darüber zum Sozialisten geworden. Da er deshalb im Wissenschaftsbetrieb nicht Fuß fassen konnte, arbeitete er als Journalist, u.a. für die 1704 gegründete renommierte Vossische Zeitung in Berlin. 27 in deiner Stadt bildet Foto: Mira Moroz Vom Zweifeln und Lernen Veranstaltungen an der Uni Wuppertal Die Uni Wuppertal lädt auch im Mai wieder zu zahlreichen Sonderveranstaltungen, die sowohl praktische Fragen zur Studienorganisation als auch politische und philosophische Themen aufgreifen. Dr. Christine Hummel geht am 6. Mai die „Zweifel am Studium“ an – und erklärt anhand von Zeit- und Lebensplänen, wie ein Studium geplant werden kann und welche Unterstützungsangebote es innerhalb und außerhalb der Uni-Mauern gibt, wenn man strauchelt oder sich ausgebrannt oder überfordert fühlt (6.5. 12 Uhr, Campus Grifflenberg, Hörsaal 17). In der Klosterkirche Lennep in Remscheid referiert der Sozialpolitologe Prof. Dr. Peter Imbusch über die Protestkultur Jugendlicher: „Soziale Ungleichheit und politischer Konflikt. Wann und warum protestieren Jugendliche?“ (7.5. 19 Uhr, Wiederholung am 11.5. 19 Uhr im Gründer- und Technologiezentrum Solingen) Die Veranstaltungsreihe „Was ist der Mensch?“ ist Teil des Studium Generale der Bergischen Universität Wuppertal. Unter der Fragestellung „Was ist der Mensch?“ werden die Dimensionen menschlichen Denkens und Handelns in Natur, Umwelt und Kultur vorgestellt und in ihrer Relevanz für ein gegenwärtiges „Menschenbild“ diskutiert. Prof. Dr. Gerald Hartung erörtert in der CityKirche Elberfeld am 12.5. unter dem Titel „Der Mensch: ein Gottesgedanke“ Fragen und Einsichten theologischer Anthropologie. Internationale Studierende im Fachstudium bekommen in der Veranstaltung „Übergang Studium – Beruf“ am 3.6. ab 13 Uhr zahlreiche Informationen und wichtige Hinweise, wie sie sich während ihres Studiums am besten auf den Übergang in den deutschen Arbeitsmarkt vorbereiten können. Die zweistündige Veranstaltung wird organisiert vom Akademischen Auslandsamt, dem Career Service/Zentrum für Weiterbildung, der Zentrale Studienberatung, der Arbeitsagentur und der Ausländerbehörde (Ort: Campus Grifflenberg, Gebäude B, Ebene 06, Raum 01). Wer als StudentIn mit einem Auslandssemester liebäugelt, kann sich am 9.6. an gleicher Stelle über erste Schritte und die richtigen AnsprechpartnerInnen informieren. „GO OUT! Teil 1 – Gut vorbereitet ins Auslandsstudium und –praktikum“ startet um 14 Uhr. Stolperfallen bei Reden oder Vorträgen geht am 15.6. der Workshop „Reden ohne Stress: Stimme und Präsentation“ mit dem Diplom-Pädagogen Alexander Wilhelm an. Wilhelm klärt über die richtige Körperhaltung und Stimmtrainings auf, die Ängste und Probleme verlässlich abbauen (Folgetermine: 22. und 29.6., jeweils ab 14 Uhr, Campus Grifflenberg, Gebäude B, Ebene 06, Teamraum). Aktuelle Tipps für Bildungshungrige: Bergische Universität Wuppertal Gaußstr. 20, Wuppertal, Tel. (0202) 43 90, www.uni-wuppertal.de Fast 100 Studiengänge in Geistes- und Kulturwissenschaften, Wirtschaftswissenschaft, Natur- und Ingenieurwissenschaften, Kunst, Design und Bildungswissenschaften. Studienberatung unter Tel. (0202) 439 25 95. DA Düsseldorfer Akademie Harffstr. 51, Düsseldorf, Tel. (0211) 73 77 96 80, www.duesseldorfer-akademie.de Die Bildungseinrichtung vereint ein Therapie- und Förderzentrum für Logopädie, Ergotherapie, Lese- und Rechtschreibtraining, eine renommierte Schule für Logopädie und ein Weiterbildungs- und Trainingszentrum unter einem Dach. Ausbildung zur Logopädin / zum Logopäden mit der Möglichkeit der Doppelqualifikation zum Bachelor. Impulse e.V. – Schule für freie Gesundheitsberufe Rubensstr. 20a, Wuppertal, Tel. (0202) 73 95 40, www.impulse-schule.de Vielfältige Studiengänge für Fitnesstrainer, psychologische Berater, Heilpraktiker. Jobcenter Wuppertal Bachstr. 2, Wuppertal, Tel. (0202) 74 76 30, www.jobcenter.wuppertal.de Mit der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II wurde das heutige Jobcenter Wuppertal in 2005 als ARGE Wuppertal gegründet. Das Jobcenter engagiert sich in über 100 Projekten, um Arbeitslosen den Weg zurück ins Erwerbsleben zu ermöglichen. Neuester Clou ist die Ausbildungsvermittlung „Start.Klar“. SBB – Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung Lievelingsweg 102-104, Bonn, Tel. (0228) 62 93 10, www.sbb-stipendien.de Die Stiftung betreut mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung das Weiterbildungsstipendium und das Aufstiegsstipendium. Wer aus dem Beruf heraus ein Studium plant, ist beim Aufstiegsstipendium richtig. Der Schulabschluss spielt keine Rolle, was zählt sind die Leistungen in Ausbildung und Berufspraxis. Die aktuelle Online-Bewerbung ist bis zum 29. Juni möglich: www.aufstiegsstipendium.de. TAW – Technische Akademie Wuppertal Hubertusallee 18, Wuppertal, Tel. (0202) 74 95 234, www.taw-studium.de Zukunftsweisende Studiengänge mit starkem Praxisbezug und intensiver Betreuung. Staatliche und staatlich anerkannte Bachelorabschlüsse. Einstieg zu Beginn der Berufsausbildung, während der Berufsausbildung oder nach der Berufsausbildung möglich. Tripada – Akademie für Gesundheit und Yoga Hofaue 63, Wuppertal, Tel. (0202) 97 98 540, www.tripada.de Über 30 Kurse auf 460 qm Fläche. Tripada Yoga® Health Care, Tripada ® Kinderyoga, Pilates, Autogenes Training, Qi Gong, Tai Chi, Rauchfrei, Wirbelsäulengymnastik, Stressbewältigung. Ausbildungslehrgänge zum Tripada ® Yogalehrer, Kinderyogalehrer, Pilates-Trainer, Kursleiter für Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung, Entspannungspädagoge, Lehrer für Meditation und Pranayama. VWA Wuppertal in der TAW Hubertusallee 18, Wuppertal, Tel. (0202) 74 95 610, www.vwa-wuppertal.de Studiengänge für Berufstätige mit und ohne Abitur, die parallel zur Berufstätigkeit ein betriebswirtschaftliches Studium absolvieren möchten und dabei auf eine praxisnahe Weiterbildung Wert legen. Ausbildung zum Betriebswirt, Marketing- und Vertriebsökonom, B.A. für Betriebswirte. ZIB – Zentrum für Integration und Bildung Goerdeler Str. 47, Solingen, Tel. (0212) 2 22 94 18 10, www.zib-online.net Partner für Beratung, Coaching, Weiterbildung. Integrationskurse, Förderunterricht, Teilzeitausbildung für Mütter. TEXT/ZUSAMMENSTELLUNG: JULES LUX 28 Klar bringt mich ein Studium vorwärts! , für Fachkräfte mit Berufsausbildung , Studienförderung auch berufsbegleitend , Online-Bewerbung ab 14. April 2015 www.aufstiegsstipendium.de WARUM IN DIE FERNE? DAS GUTE LIEGT SO NAH. Foto: Sebastian Jarych www.studieren-mit-perspektive.de 29 auswahl Bühne BANDFABRIK Sa 9.5. 20 Uhr Brigitte Fulgraff: „Ich lass‘ mich gehen … Kommen Sie mit?!“ Brigitte Fulgraff ist Kabarettistin und Musikerin. Voller Energie steht sie auf der Bühne und analysiert die Irrungen und Wirrungen der heutigen Gesellschaft. Sie ist auf der Suche nach sich selbst und nach Abenteuern, die sie in den gemächlichen deutschen Landen vergeblich sucht. Stattdessen sind es Harmonietees und Yoga, chaotische Handy-Verträge oder der Wahnsinn, der späte Mütter einholt, die Fulgraff über den Weg laufen. „Ich lass` mich gehen… Kommen Sie mit?!“ präsentiert die Allrounderin ihr neuestes Programm, gespickt mit allen Arten von Songs, Texten und Liedern, die sie mit der Geige anstimmt. Dass Klugheit und Wahnsinn oft nah beieinander liegen, weiß Fulgraff aufs Beste herauszustellen. Info: 0202 69 85 19 33 DIE BÖRSE Mi 13.5. 20 Uhr Mark Sieczkarek: The Tower Mark Sieczkarek ist ehemaliger Tina Bausch-Tänzer. Seine aktuelle Performance trägt Trilogie-Charakter und befasst sich mit der Tarot-Karte „Turm“. Begeistern konnte der Tänzer bereits durch seine erste Performance in dieser Reihe, die den Namen „The Fool – Der Narr“ trug. Das für fünf Tänzer angelegte Stück „Der Turm“ sucht den schmalen Grat zwischen Sicherheit und Geborgenheit, die ein Turm augenscheinlich vermittelt, und der eigentlichen Illusion eines konstruierten Weltbildes, das dem Turm-Symbol zugrunde liegt. Vermeintliche Sicherheit wird dabei durch materielle Werte zerstört, doch aus Chaos und Unsicherheit kann sich auch etwas Neues und Besseres entwickeln. Mark Sieczkarek zeigt diese Entwicklung als visuelle Tanzperformance auf. Info: 0202 24 32 20 DIE BÖRSE Fr 29.5. 20 Uhr Rick Kavanian: Offroad Fast ein jeder kennt Rick Kavanian, spätestens seit dem Zeitpunkt, als er mit Michael „Bully“ Herbig zusammen drehte und sich mühelos mit unterschiedlichsten Dialekten in die Herzen der Zuschauer spielte. Im „Schuh des Manitu“ trat er auf, ebenso wie in Til Schweigers „Keinohrhasen“. Seit mehr als 20 Jahren steht das Stimmwunder auf der Bühne. Mit Münchner und amerikanischen Wurzeln im Blut verwandelt Kavanian ohne Probleme die unterschiedlichsten Stimmen für seine Zwecke. Dabei wechselt er stetig zwischen Soloprojekten und Filmauftritten hin und her und zeigt auch in seinem aktuellen Programm, dass er von seinem Metier etwas versteht. Für Lacher ist garantiert gesorgt, wenn sich Kavanian der Nutzung von Scheibletten-Käse und den Vorzügen diverser kulinarischer Besonderheiten widmet. Info: 0202 24 32 20 pany sehen konnte, die schon mehrfach mit internationalen Koproduktionen im Düsseldorfer tanzhaus zu sehen war und das Festival eröffnen wird. Info: 02331 207 32 18 WUPPERTALER INNENSTADT So 3.5. 20.56 Uhr / So 10.5. 21.07 Uhr So 17.5. 21.18 Uhr / So 24.5. 21.28 Uhr 4 Türme: Vom Fremdsein BÜRGERBAHNHOF VOHWINKEL Fr 8.5. 20 Uhr Carlo Aonzo Trio TALTONTHEATER So 31.5. 18 Uhr Chansontheater: Rosa geht weg „Rosa geht weg“ ist ein Theaterstück mit Musik und handelt vom Weglaufen und davon, endlich wieder Leben in sich zu spüren. Im Mittelpunkt steht Rosa, die alle Vorbereitungen für die perfekte Reise getroffen hat. Doch erst, als sie auf eine reichlich komische Pianistin trifft, wagt es Rosi tatsächlich, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen. Auf ihrer Reise macht sie allerlei Bekanntschaften und mit jedem kleinen Abenteuer merkt Rosi, dass sie endlich wieder Leben in sich spürt. Ein Gastspiel, inszeniert von Silberzahn und Bubalo. Info: 0211 27 40 00 THEATER HAGEN So 31.5. bis So 7.6. Farben des Tanzes 4 Türme, das bedeutet: die Menschen fragen, die Türme antworten. Dazu gibt es musikalische Untermalung. Im Mittelpunkt der Performance, die von den Künstlern Olaf Reitz und Andy Dino Iussa entwickelt wurde, stehen vier unterschiedliche Kirchtürme in Wuppertal. An jedem Maisonntag können sich Interessierte an der Immanuelskirche (So 3.5.), an der St. Antonius-Kirche (So 10.5.), an der evangelischen CityKirche (So 17.5.) und an der Kirche St. Mariä Empfängnis (So 24.5.) einfinden, um dem Dialog zwischen Mensch und Kirchturm zu lauschen. Musikalische Untermalung gibt es von Hayat Chaoui, Ute Völker, Mickey Neher und Martin Zobel. Info: www.viertuerme.de Musik BANDFABRIK Sa 23.5. 20 Uhr Bad Temper Joe „Homezone“, DIN A 13 tanzcompany, Foto: © Meyer Originals Für acht Tage steht im Juni das Theater Hagen ganz im Zeichen eines deutschlandweit einmaligen Tanzfestivals. Die „Farben des Tanzes“ präsentieren den „mixed-abled Tanz“, der Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit gibt, sich auf der Bühne zu verwirklichen. Das Unerwartete eines anderen Körpers wird zur ästhetischen Erfahrung, deren Ausdruck neue Qualitätsmaßstäbe setzt und im krassen Kontrast zu den klassischen Vorstellungen steht. In England hat dies seit Jahrzehnten schon eine riesige Fangemeinde, fristet aber in Deutschland ein Nischendasein. Ohne Grund, wie man bereits an der Kölner DIN A 13 tanzcom- Geheimtipp war. Seine Songs präsentiert Bad Temper Joe mal leise hauchend, mal ins Publikum schreiend, mit Gitarre und Mundharmonika untermalt er seine Lieder, die zwischen der Liebe zur WiskeyFlasche und traurigen Love-Stories rangieren. So mürrisch er manchmal auf der Bühne erscheint, so schnell ist dies vergessen, wenn Bad Temper Joe die ersten Gitarrentöne anschlägt, denn dann hat er sein Publikum musikalisch längst gefangen genommen. Info: 0202 69 85 19 33 Carlo Aonzo ist Meister der Mandoline. Schon seit frühester Kindheit war er von Musik umgeben, lernte seine ersten Griffe auf der Mandoline von seinem Vater. Mittlerweile ist er ein Weltstar, tourt durch Europa, Asien und Amerika. Seine Fans begeistert er mit italienischen Klassikern ebenso wie mit Jazz, Klassik oder Bluegrass. Mal solo, mal mit Orchester oder Kammermusikensemble – Carlo Aonzo weiß in jeder musikalischen Hinsicht zu überzeugen. Info: 0202 89 79 89 53 CAFÉ ISLAND So 10.5./ So 31.5. 19 Uhr Wenn der weiße Flieder wieder blüht Im Mai lässt es sich gleich zweimal swingen. Authentisch wie eh und je lassen Anette Konrad und ihre Band die Herzen der Fans höher schlagen. Mit Songs der 20er bis 40er Jahre bezaubert die Swing Kabarett Revue alle Liebhaber nostalgischer Musik. Begleitet wird die Revue dieses Mal von dem Gastmusiker Kirschbaum, der die Swing Soireé mit Trompete und Banjo begleiten wird. Doch nicht nur musikalisch sind die Mai-Auftritte ein Genuss. Auch sprachlich lassen sich in den ausgesuchten Swing-Songs einige Anzüglichkeiten und Wortwitze finden, die erst bei genauem Hinhören ihre Wirkung entfalten. Info: 0202 870 48 15 LCB Do 7.5. 20 Uhr Kay Ray Bad Temper Joe hat sich in der BluesSzene längst einen Namen gemacht – nicht nur in seiner Heimat Bielefeld, sondern durchaus schon auf nationalem Level. „Sometimes A Sinner“ ist Bad Temper Joes Debütalbum, nach dessen Veröffentlichung er schnell mehr als nur ein 30 auswahl Vermutlich kann man Kay Ray nicht nur mit einem Wort beschreiben. Er ist der Edelpunk unter den Punks, der, der kein Blatt vor den Mund nimmt, anecken will und keine Rücksicht auf ‚political correctness‘ nimmt. Näher als der deutschen Stand-Up-Comedy, steht Kay Ray dem amerikanischen Entertainment. So sind seine Bühnenshows meist ein Intermezzo mit dem Publikum, vorgefertigte Textfragmente gibt es nur wenige. Schillernd-schrill und bunt kommt Kay Ray daher, er will alles sein, nur nicht konform. Dabei gleicht er seine oftmals derben Späße gerne mit emotionalen Balladen aus und begeistert sein Publikum mit einer einfühlsam-kräftigen Stimme. Info: 0202 563 64 44 LCB Fr 1.5. 20 Uhr Staubkind Foto: Hannes Caspar Die Deutschrock-Band Staubkind kommt aus Berlin und macht bereits seit 2004 Musik. Im vergangenen Jahr feierte die Band ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum, zu dem sie nicht nur ihr bereits viertes Studioalbum „Alles was ich bin“, sondern auch eine sehr erfolgreiche Tournee, die die Berliner Musiker quer durch Deutschland und sogar in die Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ führte. Jetzt geht die erfolgreiche Tour weiter und Fans dürfen sich auf kraftvoll-emotionale Songs mit dazugehöriger Bühnenshow freuen. Info: 0202 563 64 44 SKULPTURENPARK Sa 9.5. 19 Uhr Klangart 2015: Edmar Castaneda Trio Harfe, Posaune und Schlagzeug bringt das Edmar Castaneda Trio mit nach Wuppertal. Diese für den Jazz ungewöhnliche instrumentale Besetzung wird noch dadurch verstärkt, dass der Maestro de Cuerdas sein Instrument derart bespielt, dass es zu einer Mischung aus Perkussions-, Harmonie- und Melodieinstrument wird. Das musikalische Trio begeistert seine Fans mit einem bunten Mix aus kolumbianischer und venezolanischer Musik, angereichert durch Elemente des argentinischen Zamba und Jazz. Edmar Castaneda machte sich bereits in Deutschland einen Namen in der Jazzszene, als er bei Jazz Baltica, der jazzahead! und dem Jazzfestival Münster seine Auftritte hatte. Info: 0228 25 98 75 82 Kunst ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH, ANNA LENKEWITZ, PETER ORTMANN Veranstalter-Infos an: [email protected] engels bietet Platz für freie AutorInnen! POST AN DIE REDAKTION HENGESBACH GALLERY bis 22. Mai, Mo-Fr 13-18 Uhr Anthony McDonald MAN KANN NICHT ALLES HABEN betr.: Thema 0415 WOHNART www.engels-kultur.de/thema LUTHERSTIFT Mi 27.5. 19.30 Uhr Vocalissime Anthony McDonald, Untitled, 2003, Acryl auf Holz, 30 x 40 x 15 cm, © A. McDonald Drei Sängerinnen haben sich unter dem Namen Vocalissime zusammengefunden, um miteinander die Leidenschaft für das Singen zu teilen. Mit Songs aus Jazz, Folk und Pop begeistern die aus Solingen stammenden Künstlerinnen ihr Publikum. Dabei geht es meist locker-beschwingt zu, die gute Stimmung ist garantiert. Die Jazzsängerin Ursula Becker ist es, die den Musikerinnen das Textrepertoire liefert. Mit ihrem neuen Programm lassen sie bereits erste sommerliche Gefühle aufkommen. Musikalische Unterstützung erhält das Trio durch Rudi Rhode am Saxophon und am Akkordeon, Bernhard Klapdor am Kontrabass sowie Olaf Scherf an der Gitarre. Info: 0202 38 80 Die Ausstellung wird zur Zusammenkunft verschiedener Künstlertemperamente, noch mit den im Raum laufenden Betrachtern als Akteuren. hobbypopMUSEUM, 1999 in Düsseldorf von sechs Künstlern und Architekten, darunter Sophie von Hellermann, Christian Jendreiko und Matthias Lahme, gegründet, installiert die unterschiedlichen Werke auf den Raum hin und stellt so Fragen nach der Identität der Handschrift und der künstlerischen Praxis des Produzierens und Ausstellens. Zum 5jährigen Bestehen des Neuen Kunstvereins. Info: 0202 295 40 76 Seit 1996 stellt Rolf Hengesbach den 1955 in Liverpool geborenen, heute in London lebenden Anthony McDonald in seiner Galerie aus. McDonald hinterfragt die Wahrnehmung von Malerei, was diese konstituiert und vertauscht dabei die faktischen Elemente. Heraus kommen stille, unspektakuläre Gemälde, die tatsächlich raffiniert gemacht sind und bei denen kaum etwas ist, wie es ist. Ein Beitrag zwischen essentieller Malerei und Konzeptkunst. Info: 0202 75 35 32 NEUER KUNSTVEREIN bis 10. Mai, Mi-Fr 17-20, Sa, So 15-18 Uhr hobbypopMUSEUM Man mag es bemängeln, so viel man will – wie so oft im Leben gilt: Man kann nicht alles haben. Insgesamt muss man sich schon entscheiden, worüber man sich beschweren will, über einen Bevölkerungsrückgang oder über exorbitante Mieten. Die Gleichung geht immer zu Gunsten nur einer Seite auf, sprich, wenn eine Stadt attraktiv ist, zieht sie Menschen an, der Wohnraum wird knapp und die Mieten steigen. Insgesamt aber kann eine kluge Stadtplanung und interessante Investitionen langfristig dafür sorgen, eine Gemeinde auf den richtigen Weg zu bringen. Und ziehen die Menschen erst einmal her, dann sind die Mieten eigentlich das geringste Problem. So viel Marktwirschaft muss sein! IMPRESSUM Herausgeber: engels-kultur Verlag Joachim Berndt, Büro Bochum Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel: 0234-94191-0, Fax: -91 E-Mail: [email protected] www.engels-kultur.de Chefredaktion: Maxi Braun (v.i.S.d.P.) Red. Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lars Albat, Frank Brenner, Valeska von Dolega, Jessica Düster, Marina Engler, Hartmut Ernst, Sanje Gautam, Tom Jost, Rolf-Ruediger Hamacher, Thomas Hirsch, Klaus Keil, Kim Ludolf Koch, Anna Lenkewitz, Thomas Linden, Jules Lux, Karsten Mark, Christian Meyer, Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler, Jan Schliecker, Florian Schmitz, Benjamin Seim, Olaf Weiden, Ava Weis, Christian Werthschulte, HansChristoph Zimmermann, Andreas Zolper Projektleitung: Birgit Michels Grafik: Amélie Kai, Dominik Empl Anzeigenverwaltung: BERNDT MEDIA Joachim Berndt Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91 E-Mail: [email protected] www.berndt-media.de Druckerei: Die Wattenscheider Medien Vertriebs GmbH Kantstrasse 5-13 44867 Bochum Buchhaltung: Karin Okniewski Alle nicht gesondert gekennzeichneten Bilder sind Pressefotos. Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen? engelsKultur Die Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern. Durch Berndt Media werden auch folgende Kultur-, Kino- und Bildungsmagazine (Köln, Ruhrgebiet, Aachen und Düsseldorf) vertreten: Christiane W. Wir freuen uns auf weitere Zuschriften oder Online-Kommentare [email protected] Abb.: hobbypopMUSEUM, Surreal Estate, Ausstellungsansicht Bochum 2015, © hobbypopMUSEUM, Kunstmuseum Bochum 31 Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Kommentare geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. klimaneutral natureOffice.com | DE-294-882845 gedruckt Die Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit. Teste mit uns deine Stärken – gemeinsam finden wir heraus, welcher Beruf zu dir passt und was dich weiterbringt. Das ist wichtig, denn mit einer guten Ausbildung wirst du zur gesuchten Fachkraft! Informiere dich jetzt unter www.dasbringtmichweiter.de Agentur für Arbeit Solingen – Wuppertal
© Copyright 2025 ExpyDoc