Die Zeitschrift der Diakonie Münster. Erscheinungsweise: 1 x jährlich. Spannende Einblicke in die Arbeit der Diakonie Münster und ihre Themen 2014/2015 Seitenthema 1 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Einblicke Die Zeitschrift der Diakonie Münster Weitere Themen 70 Jahre Martin-Luther-Haus Was braucht meine Seele? 2 Einblicke 2014/2015 Vorwort Vorwort Vorwort 3 Ulrich Schülbe Vorstand Diakonie Münster e.V. Liebe Leserinnen und Leser, Im vergangenen Jahr bin ich von Südwestfalen ins westliche Münsterland gezogen. Hausrat zusammengepackt, Überflüssiges wegschmeißen, Altes neu entdecken. Beim Sortieren fiel mir meine Konfirmationsurkunde von 1971 in die Hände, Römer 15, Vers 7 „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ als die Christen, die aus der jüdischen Tradition stammten. Vielleicht wurden zunächst die Argumente noch recht zivilisiert ausgetauscht, aber das hatte bald ein Ende. Die Gemeinde in Rom fing an, sich zu streiten. Komisch wegen Essen, Trinken und Feiertagsregeln sollte es zu Auseinandersetzungen kommen? Text zur Kenntnis nehmen, Konfirmationsfoto mit allen Mitkonfirmandinnen und -konfirmanden anschauen, schmunzeln über die kuriosen Frisuren und die verrückten Anzüge der Jungen und Kostüme der Mädchen. Kenne ich noch alle? Jawohl! Was mir damals wohl durch den Kopf gegangen ist, als ich diesen Konfirmationsspruch gewählt habe? Er war 1971 Jahreslosung. Und nun, 44 Jahre später, wieder. Ja, denn hinter diesen Gepflogenheiten stecken tief verwurzelte und empfundene Wertmaßstäbe. Es sind halt eben nicht nur „Äußerlichkeiten“. Die Auseinandersetzung gilt einerseits der „Macht der Gewohnheit“ und andererseits dem Kerngedanken christlich-jüdischer Tradition: der Gottesebenbildlichkeit des Menschen und dem Grundsatz, dass alle Menschen gleich viel wert seien. Konflikte können so schnell eskalieren, damals wie heute. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen mit unterschiedlichen Biographien werden sich auch in der Kirche und in diakonischen Organisationen begegnen und aneinander reiben. Und in vielem, an dem man sich reibt, wird es um Geschmacksfragen gehen. Geschmacksfragen deshalb, weil wir damit oft viel mehr verbinden und empfinden als der andere, der anders denkt und handelt. Das macht die Diskussion oft schwer. Paulus schreibt seinen Brief aus römischem Arrest. Rom ist ein Schmelztiegel der unterschiedlichen Nationalitäten, Kulturen, religiöser Kulte und die junge christliche Gemeinde in Rom bildet ebenfalls einen solchen Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen. Es kann nicht überraschen, dass diese Unterschiedlichkeit auch in gemeindlichen Zusammenhängen zum Streit führte. Welche Feiertage soll man halten, welches Essen darf man essen und welche Getränke zu sich nehmen? Diejenigen Christen, die aus einem heidnischen Hintergrund kamen, haben darüber andere Vorstellungen entwickelt Paulus sagt im Römerbrief auf die bitter umkämpften Fragen in Römer 14, Vers 17 „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Frieden und Freude in dem Heiligen Geist.“ Und er gibt zwei Verse später die Richtung an: „Lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.“ Deshalb soll man den anderen hoch achten und Rücksicht auf ihn nehmen. Es geht bei Auseinandersetzung im Reich Gottes eben nicht nur ums Recht haben, sondern es geht darum, in klärenden Prozessen immer auf das Lob Gottes hin zu streben. Jesus hat mich angenommen, wie ich bin. Er lädt mich an seinen Abendmahlstisch zum Essen und Trinken und Feiern. Der Grund ist seine Gnade. Aber Jesus lädt nicht nur mich an seinen Tisch, sondern auch viele andere. Und das heißt, Jesus möchte eine bunte Familie und Vielfältigkeit (Diversity). Es ist eben normal, verschieden zu sein. Wo Jesus herrscht, da sollen wir uns einander annehmen. In der Gemeinde Jesu soll es keinen Unterschied geben zwischen Arm und Reich, Juden oder Griechen (Gal. 3,28). So wünsche ich allen unterschiedlichen Leserinnen und Lesern unserer Einblicke 2014 ganz vielfältige und unterschiedliche Eindrücke und Anregungen. Und wenn es gut geht, soll aus den neuen Erfahrungen ein Lob Gottes entstehen. Ulrich Schülbe 4 Einblicke 2014/2015 Inhalt 5 70 Jahre Martin-LutherHaus Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie ab Seite 8 Vielfalt in der Diakonie Ulrich Schülbe über unterschiedliche Fähigkeiten und Talente der Menschen in Diakonie und Kirche 9 Wertschätzung entwickeln Ulrich Watermeyer über die Verschiedenartigkeit von Menschen in unseren Einrichtungen 13 Beratungsvielfalt Marion Kahn über das neue Angebot DiaConsult 15 Aus der Praxis Aus aller Welt willkommen Was wären wir ohne sie? Vorhang auf: Die Bühnenflitzer Innovationsralley für Austausch und Projektideen Diversität im Grundschulalltag Und zum Dank ein halbes Huhn Bunte Vielfalt erlebt Von der Diakonie Münster zur Botschaft der Republik Namibia Pfarrer Johannes Schildmann: Die interkulturelle Öffnung der Diakonie Martin Schofer: Ältere in Münster – Vielfalt durch Unterschiede Professor Dr. Thomas Zippert: Unser theologisch-diakonisches Profil in einer zunehmend pluralen Gesellschaft. Welche Beiträge kann hierzu die Fachhochschule der Diakonie leisten? Aus den Einrichtungen Diakoniestation Neue Fahrzeuge für die Diakoniestation Sie lebt für die Pflege Stationäre Seniorendienste Handorfer Hof: Antwort auf hohe Nachfrage Geschichte des Martin-Luther-Hauses Carsten Wähning gewinnt Ausbildungsförderpreis Azubi-Ehrenamtstag am Matthias-Claudius-Haus Kinder-, Jugend- und Familiendienste Hand in Hand Beratungs- und BildungsCentrum Immer wieder mittwochs: Mutter-Kind-Gruppe Lilli sagt Danke EU-Projekt: Bildung für alle Seite 50 Hand in Hand Seite 57 16 16 17 19 21 22 24 Neue Rubrik: Für die Seele Kooperationspartner Kleine Geschichte des Johannes-Hospizes Orte von Fremde und Liebe Seite 62 26 Für die Seele Was braucht meine Seele Ein Tag für Erholung und Begegnung Gottesdienste für Mitarbeitende 30 Aus der Diakonie Münster Datenverarbeitung mit neuem Partner Mitgliederversammlung Verabschiedung von Heinz-Werner Dellwig 34 36 36 31 Diakoniestiftung: Mitmachen – Spenden – Stiften 69 28 (Der Zeitschrift liegt ein Spenden-Überweisungsträger bei) Mitarbeiterumfrage 34 Rubriken Vorwort Rundschau Jubiläen 2015 Im Profil: Jasmin Mahdavi Das Blaue Brett Zum Schluss Unsere neue Rubrik: KooperationS partner Unsere neue Rubrik: Für die Seele 39 40 42 44 47 48 50 52 54 55 57 59 61 62 63 2 6 64 68 71 72 Impressum Einblicke 2014/2015 Die Zeitschrift der Diakonie Münster (DM) Herausgeber Ulrich Schülbe Vorstand Diakonie Münster e.V. Redaktion / V.i.S.d.P. / Kontakt Annette Müller Sekretärin des Vorstands Diakonie Münster e.V. Fliednerstraße 15, 48149 Münster Tel: 02 51. 89 09 11 Fax: 02 51. 89 09 32 [email protected] Redaktion / V.i.S.d.P. / Kontakt Bettina Zeidler-Wernhard Öffentlichkeitsarbeit – Verwaltung Diakonie Münster – Beratungsund BildungsCentrum GmbH Hörsterplatz 2b, 48147 Münster Tel: 02 51. 490 15 36 Fax: 02 51. 490 14 30 b.zeidler-wernhard@ diakonie-muenster.de Fotonachweis Sofern nicht im Innenteil benannt: Mitarbeitende Diakonie Münster Druck Rademann Print Business Partner Auflage 1200, Stand Januar 2015 Konzeption Redaktion + müller mixed media Gestaltung, Satz, Illustration müller mixed media, Designbüro www.muellermixedmedia.de Hinweis Die Zeitschrift der Diakonie Münster steht allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Diakonie Münster für Beiträge und Mei- nungsäußerungen offen. Anonyme Beiträge werden nicht veröffentlicht. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Die Inhalte der Zeitung werden sorgfältig geprüft und nach bestem Wissen erstellt. Vom Herausgeber kann jedoch keinerlei Gewähr für die Korrektheit, Vollständigkeit, Aktualität oder Qualität der bereit- gestellten Informationen übernommen werden. Haftungsansprüche gegen den Herausgeber, die sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wur- den, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wider. 6 Einblicke 2014/2015 Rundschau Rundschau 7 Ev. Frauenhilfe Vorstandswechsel Dankeschön an Frauenhilfe Zum sechsten Mal beim Münster-Marathon Viele Helferinnen der Ev. Frauenhilfe auf dem Weihnachtsmarkt der Wohlfahrtsverbände und die Diakoniepresbyterinnen und Diakoniepresbyter des Ev. Kirchenkreises Münster hatten sich zum Dankeschön-Nachmittag der Diakonie Münster im Haus Simeon eingefunden. Festlich gedeckte Tische und eine DankeschönKarte hießen alle willkommen. Die Jahreslosung „Gott nahe zu sein ist mein Glück“ – Psalm 73,28 – stand im Mittelpunkt der Andacht von Ulrich Schülbe, Vorstand Diakonie Münster. Nach dem gemütlichen Kaffeetrinken gaben Marie-Luise Fuchs für die Cafeteria und Erika Trenkler für den Basar einen Rückblick auf die Wochen im Advent und gleichzeitig Anregungen für den kommenden Weihnachtsmarkt. Auch Ulrich Schülbe und Adelheid Hasenburg, Vorsitzende des Bezirksverbandes der Ev. Frauenhilfe im Kirchenkreis Münster fanden herzliche Dankesworte für alle Beteiligten und überreichten den beiden Verantwortlichen einen Blumenstrauß. Wieder waren unsere Mitarbeitenden der verschiedenen diakonischen Einrichtungen beim Münster-Marathon aktiv. Reihe hinten, v. li.: Leona Witte, Heinz-Werner Dellwig, Stefan Hirtsiefer, Ulrich Schülbe, Jürgen Brünen; Reihe vorne, v. li.: Dalisay Utzel, Agnieska Bösel, Daniela Reker-Kühn, Ellen Ritter el ren Haussammlungen Je nach Region variieren mlungsjahr 2010 akonische Arbeit der akonische Aufgaben (zum enioren- und Kinderfreizeiten el werden von den örtlichen stützung diakonischer 0 Euro). Für… Liebe Gemeindeglieder! Das ist für manchen für Borussia? Für Köln oder für Gladbach? Wofür bist du: Für Schalke oder Fußball geht es nicht um Lebensfrage. Man sagt ja, beim eine Glaubensfrage und damit eine Leben und Tod, da geht es um mehr… sten Giovanni di auf Wesentliches. Die beiden Spitzenjournali Tatsächlich zielt die Wofür-Frage den Titel ein neues Buch geschrieben. Es trägt Lorenzo und Axel Hacke haben gemeinsam glaubst du eigentwie: An welche grundlegenden Werte „Wofür stehst Du?“ Es geht um Fragen wichtig in diesem Land? um uns alle geht? Was ist wirklich du? lich, wenn es nicht um dich, sondern dich einzusetzen? Kurz: Wofür stehst bereit, du bist Gemeinschaft der Für welche Ziele die Wofür-Frage. Diakoniesammlungen 2011, stellt Auch „für“, das kurze Leitwort der christlich begründete Hilfe, steht als Markenzeichen für eine Wofür steht die Diakonie? Diakonie in der pflegeMitarbeitenden qualifiziert und wirksam die von hauptamtlich und ehrenamtlich auf Hilfe geleistet wird, die aus vielerlei Gründen rischen und sozialen Arbeit an Menschen angewiesen sind. benötigen, die Rat und Hilfe, Trost und Hoffnung Der Einsatz der Diakonie für Menschen, Ihrer Spende bei der und finanzielle Unterstützung. Mit braucht persönliches Engagement Sie stehen. – ein kleines Stück weit zeigen, wofür Herbstsammlung können Sie – auch „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“ Matthäus 25, 40 Mit freundlichen Grüßen n www.diakonie-rwl.de/sammlunge ahmen gefördert: innovative emeinden, Projekte der ür Abhängige, die Arbeit in ationsdiensten, die Aktion Pfarrer Professor Dr. Uwe Becker Werkes Sprecher des Vorstandes des Diakonischen e.V. der Evangelischen Kirche im Rheinland Herbstsammlung Sommerund Adventssammlung „für“ Menschen in sozialen Notlagen Im Namen des Vorstandes der Diakonie Münster dankte Pfarrer Karl H. Köster den Sammlerinnen und Sammlern für ihre unverzichtbare Arbeit. Stellvertretend dankte er auch im Namen all derer, denen die gespendeten Beträge zugutekommen. Zweimal im Jahr gehen die Sammlerinnen und Sammler in ihren Kirchengemeinden von Haus zu Haus und bitten die Menschen ganz persönlich um ihre Unterstützung für die vielfältige Arbeit der Diakonie. Viele tun diesen wertvollen ehrenamtlichen Dienst schon seit Jahren, manche gar seit Jahrzehnten. Mit einem Blick in die Zukunft verbanden die Sammlerinnen und Sammler einen deutlichen Wunsch, denn die Zahl der Menschen in sozialen Notlagen steigt, die Aufgaben der Diakonie werden immer vielfältiger – und für all dies braucht es sowohl Geld als auch Menschen, die bereit sind, diesen wertvollen Dienst zu tun. Mitarbeiterfest Neuer Vorstand in der Diakonie Münster Stimmungsvolles Mitarbeiterfest in der Friedenskapelle Von links: Heinz-Werner Dellwig, 2. Vorsitzender des Verwaltungsrates; Marion Kahn, Geschäftsführerin der Kinder-, Jugend- und Familiendienste und des Beratungs- und BildungsCentrums; Ulrich Schülbe, Vorstand; Ulrich Watermeyer, Geschäftsführer der Ambulanten und Stationären Seniorendienste sowie Superintendentin Meike Friedrich, 1. Vorsitzende des Verwaltungsrates Von links: Ulrich Schülbe, Vorstand; Johanna Wieskamp (25 J.); Gunther Braun (30 J.); Werner Gerwinat (35 J.); Monika Hinze (35 J.); Sabine Kraka (30 J.); Annemarie Kämper (25 J.); Ingrid Kiewit (25J.); Jürgen Eckert (25 J.) Mit einem Gottesdienst in der Apostelkirche und einem anschließenden Empfang im Bonhoefferhaus wurde der neue Vorstand der Diakonie Münster – Ulrich Schülbe – im April 2014 unter Beteiligung zahlreicher Mitarbeitender der Diakonie sowie Gästen aus Kirche und Gesellschaft offiziell in sein Amt eingeführt. Schülbe, Diplom-Sozialpädagoge, M. A. Diakoniewissenschaften, Dipl. Supervisor sowie Betriebswirt, hatte sich unter einer großen Bewerberzahl durchgesetzt und kommt seinen Aufgaben bereits seit dem 01. Oktober 2013 nach. Vorstand und Geschäftsführungen der Diakonie Münster dankten mit ihrer Einladung zum Mitarbeiterfest allen Gästen für ihr Engagement und die geleistete gute Arbeit. Der Abend startete mit einer Andacht, es folgte die Verabschiedung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Hamer und die Ehrungen langjähriger Mitarbeitender. Nach einer Stärkung am reichhaltigen Buffet sorgte Christoph Tiemann mit pointiertem politischen Kabarett und versierter Parodie für gute Unterhaltung. Schnell füllte DJ Lars mit seiner Musik die Tanzfläche, bis schließlich die letzten Gäste weit nach Mitternacht zufrieden den Heimweg antraten. Ulrich Schülbe sprach den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seinen herzlichen Dank aus für ihr Engagement und Ihren Einsatz für die Diakonie Münster und überreichte den Jubilaren das goldene Kronenkreuz als höchste Auszeichnung der Diakonie für langjährige hauptamtliche Arbeit. 8 Einblicke Einblicke 2014/2015 2014/2015 Blickpunkt: BlickpunktVielfalt Diversityin der Diakonie Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 9 Leitartikel Vielfalt in der Diakonie Unterschiedliche Fähigkeiten und Talente der Menschen in Diakonie und Kirche fördern Innovation und kreative Lösungen. Meine erste Berührung mit dem Thema Diversity hatte ich vor einigen Jahren. Ein renommierter Bildungsträger bot einen Workshop an zu dem Thema „Diversity: Interkulturelle Kommunikation“. Als ein an Organisationsdynamik und Interaktionsstruktur interessierter Zeitgenosse hat mich die Ausschreibung angesprochen und ich habe an der Veranstaltung teilgenommen. Interkulturelle Kommunikation Der Hauptreferent: ein Engländer, der als Diplomatensohn in Kenia aufgewachsen war, Psychologie in Amerika studiert hatte, mit einer deutschen Frau verheiratet und nun in einem großen internationalen Mineralölkonzern tätig war als „Diversity-Trainer“. Der Trainer konfrontierte uns als Workshopteilnehmer mit einem Praxisbeispiel aus seinem Arbeitsumfeld, das ich hier aufgreifen will – allerdings in einer von mir nun abgewandelten Weise mit Bezug auf einen uns bekannten organisatorischen Hintergrund. Das Eingangsbeispiel klingt, mit kleinen Zuspitzungen, dann so: Stellen Sie sich also vor, Sie sind Heimleiter/in einer diakonischen Organisation (z.B. eines Seniorenheimes) irgendwo in Deutschland. In Ihrer Freizeit engagieren Sie sich ehrenamtlich in einer Kirchengemeinde und Ihre berufliche Biographie ist klassisch verlaufen: Krankenoder Altenpflegeausbildung, Weiterbildung zur Stationsund Heimleitung. Sie sind verheiratet. Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für Sie ein hoher Wert. Ihre Pflegedienstleitung ist 20 Jahre jünger als Sie und hat an einer Fachhochschule Pflegewissenschaft und Sozialmanagement studiert. Sie beherrscht, im Gegensatz zu Ihnen, die ganze Bandbreite rechnergestützter Kommunikation und Organisation. Ihr Qualitätsmanagementbeauftragter ist mit der Hälfte seiner Arbeitszeit in der Verwaltung tätig, pflegerische Tätigkeiten sind ihm fremd. Die Stationsleitungen, mit denen Sie zusammenarbeiten, bestehen etwa zur Hälfte aus Mitarbeitenden ohne deutschsprachigen Hintergrund, die Fach- und Hilfskräfte Ihrer Einrichtung repräsentieren ein buntes Gemisch aus verschiedenen pflegerischen Qualifikationen und Nationalitäten. Die Hauswirtschaftskräfte, die für den Service und die Raumpflege zuständig sind, kommen aus unterschiedlichen familiären Bezügen, die darin zusammengefasst sind, dass eine hohe private Verantwortung für die Aufrechterhaltung der jeweiligen Familiensysteme auf den jeweiligen Mitarbeiterinnen lastet. Flexible Dienstplanung ist daher nur eingeschränkt möglich. Der Mitarbeiter im Sozialdienst ist auch Vorsitzender der Mitarbeitervertretung und ein profunder Kritiker der laufenden Dienstplangestaltung. Eine Grippewelle ist im Anzug, mittlerweile sind schon fünfzehn Prozent der Klienten und Klientinnen erkrankt und bedürfen einer besonderen Beachtung, obendrein sind rund zehn Prozent Ihrer Stammmitarbeiter ebenfalls im Krankenstand, zwei 10 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Blickpunkt: Vielfalt Blickpunkt in der Diakonie Diversity 11 davon sind Nachtwachen. Eine Mitarbeiterin hat gerade den Erziehungsurlaub angetreten, der Personalersatz dafür fängt erst in drei Wochen an. Die Hauswirtschaftsleitung ist in Urlaub. Aufgabe: Entwickeln Sie ein Kommunikationskonzept, mit dieser Krisensituation umzugehen unter der besonderen Berücksichtigung der kulturellen, familiären, politischen, arbeitsrechtlichen und kundenorientierten Besonderheiten der jeweiligen Interessengruppe in diesem Arbeitsfeld. Beachten Sie dabei die besonderen Voraussetzungen und Vorgaben zur Aufrechterhaltung einer diakonischen Kultur bzw. eines diakonischen Leitbildes.Sonst noch Fragen? Nein?! Viele Lösungen – ein Ziel Die Herausforderung ist klar – es wird keine einfach lineare Konfliktlösungsstrategie geben. Der Weg zur Lösung des Problems ist, dass ich wahrscheinlich fünf oder vielleicht acht Lösungen brauche; aber ein Ziel. Ich habe in diesem Workshop viel diskutiert und gelernt über den Umgang mit kulturellen Besonderheiten der jeweiligen Nationalitäten und Ethnien, die in multinationalen Teams zur Kooperation verpflichtet sind. Was mir vor zwanzig Jahren noch relativ exotisch und im industriellen Bereich gut vorstellbar erschien, ist mittlerweile berufliche Realität in fast allen Branchen in Deutschland. Auch in der Sozialwirtschaft sind diakonische Organisationen da nicht ausgeschlossen. Konferenz in Berlin Im letzten Herbst fand in Berlin zum dritten Mal eine Konferenz rund um das Thema Diversity Management statt. Es haben sich etwa 300 Personen aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammengefunden. Im Mittelpunkt standen praktische Erfahrungen aus den Unternehmen. Im Sinne eines best practice Konzeptes warfen die Referenten und die Teilnehmer des Workshops einen offenen Blick auf die Herausforderungen, die sich in dem Feld einer interkulturellen Mitarbeiterschaft ergeben und präsentierten Lösungsansätze. Ziel der Konferenz war es, Anregungen und Instrumente für die konkrete Umsetzung von Diversity im Alltag zu präsentieren. Eine der vorgestellten und favorisierten Methoden, die in der Praxis am besten zu funktionieren scheinen, war das so genannte „storytelling“ – auf Deutsch: Geschichten erzählen; auf Diakonisch: Gleichnisse erzählen. Auf der Grundlage von persönlichen Erfahrungen oder guten Praxisbeispielen, also über das Geschichten erzählen, sollen einer heterogenen Gruppe von Menschen sowohl ein bestimmtes Problembewusstsein, aber auch Impulse vermittelt werden, die neue Denkräume öffnen für Lösungswege in Arbeitssituationen. Negativbeispiele fallen einem ja immer schnell ein. Es macht also richtig Arbeit, gute Beispiele (Geschichten) zu suchen und zu finden und dann auch situationsbezogen gut zu vermitteln. Ich glaube, dass wir gerade als diakonische Organisation auf eine Fülle von Geschichten aus der kirchlichen-diakonischen Tradition heraus mit biblischen Inhalten Bezug nehmen könnten, um den aktuellen und modernen Herausforderungen des ökonomischen Diktates unserer Arbeitswelt Rechnung tragen zu können. Dabei möchte ich auch den Blick darauf lenken, dass das Thema "Diversity" neben allen kulturellen, ethnischen und religiösen Aspekten vor allem auf die Vielfalt der einzelnen Persönlichkeiten verweist. Wir sind Geschöpfe Gottes und von Gott persönlich und einzigartig begabt. Dazu kommt, dass der Geist Gottes uns noch die ganz praktischen christlichen Gaben der Nächstenliebe, Freundlichkeit, Güte, Barmherzigkeit, Gastfreundschaft usw. schenken möchte. Diese Gaben und Ressourcen prägen dann die Persönlichkeit, sie wollen gesehen und ernstgenommen werden, wollen aber auch eingebracht werden. In der Vergangenheit mag das oft so gewesen sein, dass aus bestimmten Traditionen heraus, diese Art von Vielfalt leider nicht immer so zugelassen wurde, wie es möglich gewesen wäre. Sicher müssen in Organisationen auch bestimmte Spielregeln eingehalten werden. Dennoch: Wer sich nun doch noch gedanklich mit dem oben skizzierten Praxisbeispiel (das nicht wirklich an den Haaren herbeigezogen ist) auseinandersetzt wird gar nicht umhinkommen, Lösungen zu suchen jenseits gängiger und formaler Veränderungsstrategien. Diversity und Kultur Die Universität Münster hat in diesem Jahr ein Referat unter dem Arbeitstitel „Diversity und Kultur“ eingerichtet. Den Initiatoren geht es darum, den verschiedenen Strömungen der universitären Vielfalt gerecht zu werden. Das Referat will sich für die Verständigung und den Austausch über Kulturgrenzen hinweg einsetzen. Dabei wird in den Blick genommen, dass es eine Vielfalt von Merkmalen gibt, die Menschen beeinträchtigen oder ausgrenzen können, wie Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, etc. Ziel des Referates soll es sein, alle Formen von Diskriminierung (ethnisch, religiös, rassistisch, sexuell, kulturell, geistig, usw.) zu bewältigen und die Gleichberechtigung und Chancengleichheit aller Menschen in den Vordergrund zu stellen. Eine weitere wichtige Säule soll die Förderung von kulturellen Angeboten sein. Dabei sollen alle kulturellen Ausdrucksformen im Bereich von Kunst, Musik, Literatur, Theater, Tanz und anderer kreativer Ausdrucksformen zu einem breiten Angebot zusammengefasst werden. Die Vielfalt unserer modernen Gesellschaft - beeinflusst durch die Globalisierung und den demografischen Wandel - prägt das Leben in Deutschland. Wir können organisatorisch nur erfolgreich handeln, wenn wir diese vorhandene Vielfalt erkennen und auch nutzen. Das betrifft auch die Vielfalt in unserer Dienstgemeinschaft in Diakonie und Kirche. Und dies betrifft ebenso die vielfältigen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden sowie unserer Geschäftspartner. In der Vielfalt unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Talenten liegen die zukünftigen Innovationen und kreativen Lösungen für die Herausforderungen unseres organisatorischen Alltages. Es muss darum unser Ziel sein, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen und Berührungsängsten ist. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter und Bildung. Wir müssen erkennen, dass in der Akzeptanz und Förderung dieser vielfältigen Potentiale ökonomische Vorteile für unsere Organisation liegen. Anderseits ist kritisch darauf hinzuweisen, dass die Ökonomisierung sozialer Dienstleistungen mittlerweile durch gesetzgeberische und ordnungspolitische Regularien eine geradezu drückende Dynamik erfahren hat. In den vergangenen Monaten haben wir in unterschiedlichen Gesprächsrunden an dem Thema „Planung und Umsetzung einer Diakoniekultur“ in der Diakonie Münster gearbeitet. Dabei haben wir drei Themenfelder identifiziert, in denen wir zukünftig verstärkt tätig sein wollen. Dies sind erstens unsere Mitarbeiterschaft und die 12 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 13 Zum Thema Leitungskräfte, zweitens die Kirchengemeinden und kirchlichen Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten und drittens das Unternehmen selbst, die Diakonie Münster mit ihren Gremien, Kuratorien, Mitgliederversammlung, Verwaltungsrat, Kooperationspartnern und sonstige Interessengruppen, die im Fokus unseres Strebens stehen „unsere“ Diakoniekultur zum Thema zu machen. Wertschätzung entwickeln Die Verschiedenartigkeit der Menschen bereichert unsere Einrichtungen Ziel unserer Bestrebungen zur Umsetzung unserer Vorstellungen einer angemessenen Diakoniekultur sollte es sein, gegenseitigen Respekt und Wertschätzung jeder und jedes Einzelnen zu fördern. Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Vorgesetzte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unsere diakonischen Werte erkennen, teilen und leben. Wir nehmen dabei Bezug auf unser Leitbild und biblisch auf das Doppelgebot der Liebe: „Du sollst Gott deinen Herr lieben, von ganzem Herzen, ganzer Selle und ganzem Gemüt und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Dabei kommt den Führungskräften und Vorgesetzten eine besondere Verpflichtung zu. Durch die Einführung unseres „Geordneten Mitarbeiter-Gespräches“ (GeMAG) wollen wir unsere Personalentwicklungsprozesse befördern und den verschiedenen Fähigkeiten und Talenten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch unserem Leistungsanspruch gerecht werden. In der ersten Ausgabe unserer Hauszeitung der vier stationären Seniorenzentren in diesem Jahr haben wir uns mit dem Thema Migration beschäftigt. In zahlreichen lesenswerten Beiträgen haben Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitende ihre Erlebnisse, Standpunkte und Sichtweisen dazu erzählt. Ihre sehr persönlichen Berichte schildern eindrückliche Erfahrungen und Erlebnisse, und es wird deutlich, welch eine Bereicherung die unterschiedlichen Menschen für unsere Einrichtungen darstellen. Der Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner ausländischer Herkunft steigt an, und auch die Zahl der Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund nimmt stark zu. Und immer wieder stoßen wir auch auf Vorurteile und Ressentiments, die ernst genommen und offen kommuniziert werden müssen. Wir müssen die Vielfalt der gesellschaftlichen Realitäten innerhalb und außerhalb unserer Organisation anerkennen und die darin liegenden Potentiale wertschätzen und für die Diakonie Münster gewinnbringend entwickeln. Wir wollen uns weiterentwickeln, so dass unsere Aktivitäten für die Förderung der Vielfalt und die Wertschätzung von Mitarbeitenden auch in Geschichten ihren Niederschlag finden, die uns weiter voran bringen und dann auch erzählt werden können. Ich wünsche uns die Überzeugung, dass gelebte Vielfalt und Achtung dieser Vielfalt eine positive Auswirkung auf die Diakonie Münster haben wird. Im Gleichnis gesprochen, mit Worten des Apostels und Sehers Johannes aus dem letzten Buch der Bibel – der Offenbarung (Kapitel 7, 9 ff) mit den Johannes eine „Neue Welt Gottes“, Ulrich Watermeyer ist Geschäftsführer der Stationären Seniorendienste und der Diakoniestation. also den Himmel beschreibt – „…ich sah eine riesige Menschenmenge aus allen Stämmen und Völkern, Menschen aller Sprachen und Kulturen. Es waren so viele, dass niemand sie zählen konnte. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron (Gottes) … (und) der auf dem Thron saß spannt sein Zelt über ihnen, …. und (...) wird ihnen (dann) alle Tränen von ihren Augen wischen.“ Ulrich Schülbe, Vorstand Diversität bedeutet aber mehr als multikulturelles Zusammentreffen. In der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft wird es genutzt für die Unterscheidung und Anerkennung von Gruppen- und individuellen Merkmalen. Folgende Dimensionen werden dabei berücksichtigt: Kultur, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung und Religion (nähere Informationen unter www. charta-der-vielfalt.de). Wird Diversität im Unternehmen als Wert benannt und gelebt, kann die soziale Vielfalt konstruktiv genutzt werden. Mit dieser erweiterten Sichtweise wird unser Blick auf die Individualität der Menschen in der Diakonie gelenkt. An dieser Stelle sollen in aller Kürze drei Dimen- sionen der Diversität, so wie wir sie in unseren Einrichtungen erleben, umrissen werden: Geschlecht, Religion und Alter. Geschlecht „Die Pflege ist weiblich“ wird noch immer konstatiert. Stimmt, denn immerhin beträgt der Anteil der Frauen an der Gesamtmitarbeiterschaft bei den Stationären Seniorendiensten und in der Diakoniestation rund 85%. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig. Vielfach wird Frauen eine höhere soziale Kompetenz zugeschrieben. Oft sind es jedoch auch familiäre Gründe, die Frauen zwingen, eine Teilzeitstelle in einer unserer Einrichtungen zu ergreifen. Doch in den letzten Jahren beobachte ich, dass mehr Männer eine pflegerische Ausbildung ergreifen. Für die Zusammenarbeit im Team ist es immer förderlich, wenn Männer und Frauen zusammen arbeiten. Ich hoffe, dass der Männeranteil in unseren Einrichtungen weiter steigen wird. Religion „Haben Sie eine Konfession?“ lautet eine Frage im Vorstellungsgespräch. Wir sind eine evangelische Einrichtung. Deshalb ist die christliche Haltung unserer Mitarbeitenden eine Voraussetzung für das Arbeiten bei der Diakonie. Doch zunehmend betreuen und begleiten wir in unseren Einrichtungen und in der ambulanten Pflege Menschen mit anderen religiösen Hintergründen. Das führt dazu, dass wir in den Einrichtungen auf die Bedürfnisse und Gewohnheiten (kulturelle/religiöse 14 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 15 Zum Thema Marion Kahn ist Geschäftsführerin des Beratungs- und BildungsCentrums und der Kinder-, Jugend- und Familiendienste. Beratungsvielfalt Ausweitung unseres Profils mit DiaConsult – wir können auch Unternehmen! Gepflogenheiten und Regeln) der Menschen anderer Religionsgemeinschaften eingehen müssen. Auch hier erleben wir das überwiegend als eine Bereicherung. Gerade setzen wir uns intensiv mit der Einstellung von Mitarbeitenden, die einer anderen Religion angehören, auseinander. Alter Das Durchschnittsalter in unseren Einrichtungen bei den Mitarbeitenden liegt bei ca. 45 Jahren. Der Anteil der älteren Arbeitnehmer ist kontinuierlich gewachsen. Im gleichen Zuge stellen wir jedes Jahr 10 Schülerinnen und Schüler ein, die überwiegend zwischen 20 und 30 Jahre alt sind. Wir hoffen so, dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen. Daneben sind wir froh, dass die erfahrenen, älteren Mitarbeitenden ihre Kenntnisse an die jüngere Generation weitergeben. Es zeigt sich immer wieder, dass Mitarbeitende in zunehmendem Alter sehr wohl noch äußerst leistungsfähig sind. Gerade in der letzten Woche haben wir in einer Senioreneinrichtung einen Pflegemitarbeiter eingestellt, der 60 Jahre alt ist. Unsere Aufgabe wird es sein, für alle Mitarbeitenden individuell abgestimmte Leistungsprofile zu entwickeln, die ihren jeweiligen Fähigkeiten entsprechen. Das Diversity-Management stellt eine Unternehmensstrategie dar, die den Menschen in seiner Verschiedenartigkeit wertschätzt und ihm seinen Platz im Unternehmen gibt. Dies ist eine bedeutsame Führungsaufgabe, die das Individuum in seinem Sein in den Mittelpunkt jeglichen Denkens und Handelns stellt. Und genau das ist die Grundlage unseres diakonischen Auftrages: Er fordert uns täglich dazu auf, uns in den Dienst am Menschen zu stellen. Ulrich Watermeyer Weitere Informationen zum Thema unter: www.charta-der-vielfalt.de Das Beratungs- und BildungsCentrum verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung und Begleitung von Einzelpersonen und Familien. Mit der Ausweitung unseres Profils haben wir bereits in den letzten Jahren zunehmend Beratungs- und Bildungsangebote auch in sozialen Institutionen und kirchlichen Einrichtungen durchgeführt. Die Vielfalt der fachlichen und methodischen Kompetenzen ermöglicht es uns, unsere Angebote in einem eigenen Geschäftsfeld unter dem Namen Dia Consult nun auf Unternehmen auszuweiten. "Menschen stark machen für das Leben - privat und am Arbeitsplatz" Aus unserem Beratungsalltag wissen wir um die belastenden Problem- und Themenfelder im Berufsalltag. Mitarbeitende aus dem Beratungs- und BildungsCentrum übertragen das fachliche Know how aus unseren vielfältigen Themenfeldern zukünftig auch auf die betriebliche Ebene. Durch diese Ausweitung unserer Tätigkeitsfelder wollen wir versuchen, die Bedürfnisse von Mitarbeitenden in Unternehmen und die betrieblichen Interessen besser in Einklang zu bringen. Unsere fachlichen und methodischen Kompetenzen wollen wir insbesondere einsetzen in den Bereichen: Betriebliche Sozialberatung/Gesundheitsmanagement Betriebsnachfolge in Familienunternehmen Diversity Management – interkulturelle Öffnung Qualitative betriebliche Prozessoptimierung. In unserem neuen Geschäftsfeld, der DiaConsult, orientieren wir uns, wie in der Beratungs- und Bildungsarbeit, an den ganz konkreten Bedingungen und Bedarfen unseres Gegenübers. Wir halten keine pauschalen Lösungen vor, sondern richten unsere Angebotsgestaltung individuell an dem Bedarf aus, den wir gemeinsam in einem Vorgespräch mit den jeweiligen Unternehmen ermitteln. Bei Interesse oder Nachfragen sprechen Sie uns gerne an! "Diversity" – Das Einlassen auf Vielfältigkeit und Verschiedenheit lässt Neues gelingen! In den Geschäftsbereichen der Kinder-, Jugend- und Familiendienste sowie im Beratungs- und BildungsCentrum ist viel in Bewegung. Gerade in der Diversität unserer Themenfelder liegt eine große Stärke. Die Vielfalt unserer Angebote und die Verschiedenheit der fachlichen, methodischen und persönlichen Kompetenzen unserer Mitarbeitenden ermöglicht es uns, auf sich verändernde gesellschaftliche Anforderungen und Notwendigkeiten flexibel und innovativ zu reagieren. Mein Respekt und mein großer Dank gehen hierbei an die Mitarbeitenden, die sich diesen fachlichen Herausforderungen stellen und die mit dem Blick auf die Menschen, für die wir zuständig sind, bekannte Pfade verlassen und Neues wagen! Marion Kahn Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Nachtrag zum Thema Marion Kahn zur Vielfalt in den Kinder-, Jugend- und Familiendiensten und dem Beratungs- und BildungsCentrum. „Diversity“ – in der Vielfältigkeit und Verschiedenheit liegt die Stärke! Die Bezeichnung „Diversity“ (Vielfalt und Unterschiedlichkeit) kann auf unterschiedliche Begrifflichkeiten angewandt werden. An den kooperativen Schnittstellen der Kinder-, Jugend- und Familiendienste (KJFD) und des Beratungs- und BildungsCentrums (BBC) kann anschaulich beobachtet werden, wie bereichernd fachliche und methodische Diversität sein können. In den Kinder-, Jugend- und Familiendiensten führen wir derzeit einen Prozess der Profilschärfung und Neuausrichtung unserer Unterstützungsangebote für Familien durch. Hierzu wollen wir die Jugendhilfeangebote der KJFD mit den Beratungs- und Bildungsangeboten des BBC zusammenbringen und in sich ergänzenden Kombinationen auf die Bedarfe von Familien ausrichten. Die Kinder-, Jugend- und Familiendienste (KJFD) sind ein Komplexanbieter der Jugendhilfe. Als solcher verfügen wir über ein ausdifferenziertes Hilfeangebot an stationären, teilstationären und ambulanten Maßnahmen für die Unterstützung von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Familien. Unsere Angebote umfassen Wohngruppen für Kinder und Jugendliche, betreute ambulante Wohnformen für junge Menschen, Inobhutnahmeplätze für Jungen, Notschlafstellen für junge Frauen und Männer, heilpädagogische Tagesgruppen für Kinder, sozialpädagogische Familienhilfen, Erziehungsbeistandschaften, ein Kinder- und Jugendzentrum in Kombination mit Streetwork, die Jugendgerichtshilfe und die Jugendhilfe an Schulen. Auch das Beratungs- und BildungsCentrum kümmert sich mit seinen vielfältigen Beratungs- und Bildungsangeboten um die Unterstützung von Einzelpersonen und Familien. Insbesondere die Themenkomplexe Frühe Hilfen, Schwangerschaft, Erziehung, Paarberatung, Migration, Wohnungsnot, Sucht, Schulden und Gesundheit stellen hilfreiche Unterstützungsangebote für Familien und einzelne Familienmitglieder dar. Neben der allgemeinen Beratung und Begleitung in persönlichen Umbruch- und Veränderungsphasen oder in Konflikt- und Krisensituationen werden im BBC auch Workshops, Trainings sowie Fortbildungen für die persönliche, soziale oder berufliche Entwicklung durchgeführt. FamilienKompetenzCentrum Über beide Geschäftsbereiche hinweg wollen wir nun unsere fachlichen Kompetenzen bündeln und unsere vielfältigen Unterstützungsangebote und Maßnahmen gemeinsam auf die Bedarfe der Familien ausrichten. Kinder- und Jugendhilfe verstehen wir als Familienhilfe. Damit entsprechende Unterstützungsangebote greifen und nachhaltige Wirkung entfalten, müssen sie von der gesamten Familie her gedacht und gestaltet werden. „Familien stark machen für das Leben – damit Erziehung gelingt“ So verschieden die Familien und ihr jeweiliger Unterstützungsbedarf sind, versuchen wir unsere Maßnahmen auf das gesamte System Familie mit seinen jeweiligen Familienmitgliedern und deren unterschiedlichen Bedürfnissen auszurichten. Ergänzend werden Angebote von Kooperationspartnern eingebunden. Eine interne Arbeitsgruppe erarbeitet derzeit das entsprechende fachliche Handlungskonzept. Zentrales Element für die gelingende Steuerung der Hilfen „aus einer Hand“ soll ein geschäftsbereichsübergreifendes Kompetenzteam sein. Parallel erarbeiten wir ein Konzept zur zukünftigen Verortung des FamilienKompetenzCentrums. Neben der Dezentralisierung von dafür geeigneten Angeboten, wollen wir Kompetenzen und Ressourcen an einem Ort bündeln. Hierüber wollen wir die Möglichkeit schaffen umfassend, bedarfsorientiert und flexibel auf sich verändernde Bedarfe und Anforderungen fachlich reagieren zu können. Marion Kahn 16 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Aus der Praxis: Multikulti Aus der Praxis: neuer Untertitel Aus aller Welt willkommen Was wären wir ohne sie? Ja, der Begriff Multikulti gehört irgendwie zur heutigen Zeit, möchte man meinen. Aber nur in die heutige Zeit? Wenn man sich die Geschichte des Martin-LutherHauses vor Augen führt, kommt man vielleicht zu einem „Nein, das gibt es schon länger“. Das Martin-LutherHaus beherbergte bei Gründung Menschen aller Altersstufen, die der Krieg nach Münster brachte. Es waren vielleicht nicht Menschen verschiedener Nationen, aber doch Menschen, die aus verschiedenen Landesteilen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund kriegsbedingt zusammen kamen, viele davon aus dem Osten. Viele fanden hier ein neues Zuhause. Heutzutage beherbergt das Martin-Luther-Haus Menschen verschiedener Nationen und es sind Menschen aus mehr als zehn Nationen im Martin-Luther-Haus beschäftigt. Oft waren wirtschaftliche Aspekte der Grund dieser „Gemischtheit“, aber auch die einfache Möglichkeit des Reisens. Diesen Aspekt möchte ich im Sinne der Personalakquise in den Focus rücken. Denn wie wir wissen, wird es immer schwieriger, Mitarbeitende für unsere Arbeit zu gewinnen. Immer wieder fahren wir gerne in den Urlaub, in den sonnigen Süden, aber auch in andere Länder. Es ist einfach interessant, die Gegebenheiten eines fremden Landes kennen zu lernen, sich mit der Mentalität und den Gepflogenheiten der dort lebenden Menschen auseinander zu setzen und mehr über Kultur und deren Gesetze zu erfahren. Auch die Auseinandersetzung mit der Sprache stellt eine gewisse Herausforderung dar. Man genießt und spürt, wie sich die Menschen in ihrer Heimat wohl fühlen – ihre Gastfreundschaft wird oft von der schönsten Seite gezeigt. Zusammen im Martin-Luther-Haus Menschen folgender EU-Nationen beschäftigt das Martin-Luther-Haus heute: Griechenland, Niederlande, Kroatien, Spanien, Portugal, Polen, Russland, Vereinigtes Königreich. Einige Mitarbeiter kommen aus noch entfernteren Ländern: Brasilien, Argentinien, Kasachstan, Nordkorea. Auch den Menschen mit einer fernen Heimat wollen wir im Martin-Luther-Haus das Gefühl geben, willkommen zu sein. Schließlich ist es auch das, was sie unseren Bewohnern vermitteln sollen: sich geborgen und zuhause fühlen zu können, auch wenn die Heimat unter Umständen weit entfernt liegt. Eva Kölbl, Heim- und Pflegedienstleitung Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 17 Bereicherung der Pflegeteams Aber in der Auseinandersetzung wird man auch daran erinnert, dass viele dieser Menschen gar nicht mehr in ihrer Heimat leben. Sie sind beispielsweise nach Deutschland umgesiedelt, um eine Familienzusammenführung zu betreiben oder aber um auch hier eine Arbeitsstelle zu finden. Diese Menschen geben unter Umständen eine Menge auf, worauf sie eigentlich gar nicht verzichten möchten. Sie suchen eine bessere Lebensperspektive. Immer mehr Menschen, insbesondere aus dem osteuropäischen Raum, kommen zu uns und bieten uns ihre Arbeitskraft an. Sie möchten mit viel Engagement den Menschen helfen, die ohne Unterstützung nicht zurechtkommen. Oft ist diese Hilfsbereitschaft verbunden mit einem hohen Maß an Fröhlichkeit und Freundlichkeit. Unter Ihnen sind viele, Aus der Praxis: Vielfalt auf der Bühne Vorhang auf: Die Bühnenflitzer die in ihrer Heimat schon eine Fachausbildung im Gesundheitswesen absolviert haben. Hier können sie ihre Kenntnisse sehr hilfreich einbringen. Ich bin nun schon über 30 Jahre im Dienste der Diakonie tätig, habe immer wieder diese wunderbare Unterstützung erfahren und möchte sie auch in der Zukunft nicht missen. Im Gegenteil – Was wären wir ohne sie? Ein irischer Segensspruch, der mich ständig begleitet und treffend für unsere Tätigkeit steht, lautet: „Möge bei allem, was du tust, außer deinen Händen auch dein Herz beteiligt sein“. Multi-Kulti im Alltag In der vergangenen Zeit durfte ich folgende Situation erleben: Ich ging an einem großen Mehrfamilienhaus vorbei, welches gerade renoviert wurde. Eine ganze Zeit lang beobachtete ich eine Gruppe der 15 bis 20 Arbeiter auf dem Gerüst, die sich interessiert und engagiert um ihre Arbeit kümmerten – die Außenfassade wurde erneuert. Nicht einer der Anwesenden sprach Deutsch - sie unterhielten sich ausschließlich in einer fremden Sprache. War wären wir ohne (S)ie! Klaus Wienker, Heim- und Pflegedienstleitung Haus Simeon Hier erleben Sie die pure Vielfalt in etlichen Facetten und Nuancen! Wieso? Weshalb? Warum? Lassen Sie es mich erklären. Die Bühnenflitzer der Diakonie Münster setzen sich aus einer munteren und sehr bunten Truppe von Kindern, Jugendlichen und pädagogischen Mitarbeitenden aus den stationären, teilstationären und ambulanten Diensten der Kinder, - Jugend- und Familiendienste zusammen. Teilnehmen darf jeder, der Lust hat, sich auszuprobieren, in andere Rollen zu schlüpfen, sein persönliches Können oder seine persönlichen Belastung auszuschöpfen, sich zu erfahren und zu erleben, sich miteinander zu beschäftigen und aufeinander zu achten, sich aktiv mit der Welt auseinanderzusetzen und ganzheitliche Erfahrungen zu sammeln und an Erfolgen und Niederlagen zu wachsen. Mit der äußerst großzügigen finanziellen Unterstützung des Rotary Club Münster Rüschhaus aus der jährlichen Sternstrahlenaktion in der Adventszeit sowie der sehr fruchtbaren Kooperation mit der Jugendkunstschule des Kreativhauses Münster, ist es uns gelungen, mit einem höchst kompetenten Theaterpädagogen nun schon im vierten Jahr zwei aufwändige Theaterstücke zu entwickeln, die höchst professionell auf einer echten Bühne und vor echtem Publikum aufgeführt worden sind. In diesem Jahr haben wir den Mut aufgebracht, mit der zweiten Inszenierung „Willkommen in der Wörtergasse“ sogar auf Tournee zu gehen. Das heißt: Die Kinder haben den sicheren Ort des Kreativhauses verlassen und sich 18 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 19 Aus der Praxis: Wie wollen wir arbeiten? Viel Begeisterung und Spaß auf der Bühne und vor der Bühne. Die kleinen Schauspieler schaffen es, ihre Spielfreude an das Publikum weiterzugeben auf fremdes Terrain begeben. Zwei Aufführungen fanden vor zweimal 180 Kindern in der Mariengrundschule in Münster-Roxel statt; eine dritte auf der Bühne in der Kinderbücherei der Stadtbücherei Münster vor 60 Personen während des laufenden Betriebes an einem Samstagvormittag. Eine echte Herausforderung! Eine echte Bereicherung für alle! Die Kinder mussten sogar Autogramme geben! Nun fragen Sie sich: Wo bitte genau ist denn nun die Vielfältigkeit? Ich werde es Ihnen verraten! Sie finden sie bei den Kindern: Ihre Herkunft, ihr kultureller Background, ihre Geschichte, warum sie bei uns sind und ihre Verhaltenskreativität sorgen für Vielfalt. Sie geben der Aufführung Farbe, hauchen ihr Leben ein und lösen bei den Zuschauern ein Wechselbad der Gefühle aus. Das nächst Stück ist schon in Planung Diese Vielfalt findet man auch bei den pädagogischen Mitarbeitenden. Auch sie bringen sich vielfältig ein mit ihrem Idealismus, ihrer Kreativität, ihrem Organisations- Ich schenk Dir was! – Was ist denn das? talent, ihrem handwerklichen Können und Geschick, ihrem Hang zum Perfektionismus, ihrer Freude an der Sache und ihrer Gabe, andere mitzureißen, für das Projekt zu gewinnen und zu begeistern. Falls ich Sie neugierig gemacht haben sollte, lade ich Sie hiermit ein: Tauchen Sie ein in eine spannende und erlebnisreiche Reise durch unsere Theaterwelt. Einzelheiten entnehmen Sie bitte den Veranstaltungshinweisen aus Funk und Presse und dem Intranet unseres Hauses. Es lohnt sich! Britta Blum, Kinder-, Jugend- und Familiendienste Ein schönes Geschenk zu finden, um einen mies gelaunten Prinzen fröhlich zu machen ist gar nicht so einfach. Doch auf dem Markt macht der König eine fabelhafte Entdeckung – mit weit reichenden Folgen … In der neuen Theaterproduktion der Bühnenflitzer aus den Gruppen der Kinder- Jugend und Familiendienste der Diakonie Münster dreht sich dieses Mal alles um das große Glück und die Freude auch an den kleinen Dingen im Leben. „Ich schenk dir was! – Was ist denn das?“ richtet sich an alle großen und kleinen Theaterfreunde, die Spaß haben, sich für einen Moment verzaubern zu lassen. Die Premiere fand statt am Sonntag, dem 7. Dezember im Kreativhaus Münster, zwei weitere Aufführungen folgten im Dezember. Nächster Termin Samstag, den 24. Januar 2015 im Haus Simeon der Diakonie Münster um 15.30 Uhr InnovationsRallye für Austausch und Projektideen Beratungs- und BildungsCentrum und Kinder-, Jugend- und Familiendienste gemeinsam auf Tour. Am 28. Januar diesen Jahres trafen wir uns in einer großen Runde mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Geschäftsführerin und der Leitung der KinderJugend- und Familiendienste, um in einem Zukunftsund Profilworkshop die zukünftige Ausrichtung des Geschäftsbereiches Jugendhilfe in der Diakonie Münster zu entwickeln. Daran nahmen auch die Fachbereichsleitungen des Beratungs- und BildungsCentrum teil. Im Laufe des Tages wurden viele Ideen entwickelt, konzeptionelle Fäden gesponnen und einiges auf Papier gebracht. Blick über den Tellerrand Als ein Teil der Veranstaltung entstand eine Arbeitsgruppe „Tellerrand“ mit dem Auftrag, den Blick über denselben und eine Vernetzung zu fördern. Gianna Stifft, Rüdiger Korn, Uwe Wellmann von den Kinder-, Jugendund Familiendiensten (KJFD) und Heike Liebrecht vom 20 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Beratungs- und BildungsCentrum (BBC) trafen sich in dieser Arbeitsgruppe und kamen schnell auf die Idee, zur Förderung der Vernetzung zwischen den beiden Geschäftsbereichen, eine Innovationsrallye durchzuführen. Mit etwas Vorlauf für die zeitliche Planung und etwas Abstand zu den Sommerferien wurde der 22. September als geeigneter Termin festgelegt. Eingeladen waren aus beiden Geschäftsbereichen alle Mitarbeitenden. Die Idee war, dass sich vormittags und nachmittags aus den Teilnehmenden Fünfer-Gruppen bilden mit einer Mischung von Personen aus beiden Geschäftsbereichen, die dann mit dem Rad zwei bis drei ihrer in der Gruppe vertretenen Arbeitsorte besuchen und dann eine oder mehrere Ideen für ein gemeinsames Projekt entwickeln. Für den Abend war ein gemütlicher Ausklang des Tages geplant. Große Überschrift für den Tag war das gegenseitige Kennenlernen auf persönlicher Ebene und das Wissen zu den vielfältigen Angeboten in beiden Geschäftsbereichen. Gemeinsamer Start am Hörsterplatz Am Vormittag trafen sich zehn Teilnehmende am Hörsterplatz zum gemeinsamen Start in die Innovationsrallye. Da wir uns am Hörsterplatz getroffen haben, lag es natürlich nahe, die Angebote vor Ort durch die Kolleginnen und Kollegen aus dem BBC vorgestellt zu bekommen. Dabei verging die Zeit wie im Fluge und mit Blick auf die verbleibende Zeit entschieden wir dann, uns gemeinsam auf den Weg nach Angelmodde ins Blaukreuzwäldchen zu machen und bei den Angebotsorten der KJFD, die auf dem Weg lagen, einen Kurzstop zu machen. Interesse an gemeinsamen Projekten Bei der Fortsetzung der Gespräche vom Hörsterplatz auf den Fahrädern Richtung Angelmodde wurden wir von einem heftigen Regenschauer, der uns schon als tiefdunkle Wolken verfolgt hatte, eingeholt. So lag es nahe ,an der Heidestrasse in Gremmendorf erstmal Schutz zu suchen und sich bei Tee und Kaffee aufzuwärmen und den Austausch fortzusetzen. Die Besichtigung der Örtlichkeiten am Blaukreuzwäldchen musste wegen der Wetterverhältnisse und fortgeschrittenen Zeit leider ausfallen, wurde aber als aufgeschoben und nicht aufgehoben verabredet. Blitzlichter der vernetzten Angebotsideen: Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 21 Aus der Praxis: Schulsozialarbeit eine gemeinsame Mädchengruppe für 13 bis 15-Jährige zu mädchenspezifischen Themen, Entwicklung eigener Identität, Rollenfindung „Ohne Moos nix los“ als präventive Angebote für Eltern, junge Erwachsene, Jugendliche und Kinder Umgang mit Geld, Hilfe zur Haushaltsführung Sexualpädagogische Gruppenarbeit mit Kindern und Jugendlichen aus den Angeboten der KJFD mit Kolleginnen der Schwangerschaftsberatung des BBC und Kollegen aus dem Blaukreuzwäldchen zu den Themen Liebe und Partnerschaft, Schwangerschaft, eigene Sexualität, Zyklus, Frauenarzt. Geschlechtskrankheiten u.a. Kontakt- und Austauschbörse der Mitarbeitenden des BBC und der KJFD zu den Fragestellungen „Wer macht was?“ und „Wer kann was?“, Ressourcen sichten; als Veranstaltung, die zweimal im Jahr vormittags stattfindet; auch zur Entwicklung weiterer Vernetzungsangebote Konzeptideen und Hintergründe der Angebote „Kinder im Blick“ und „aufsuchende Familientherapie“ als methodische Erweiterung für die Arbeit mit Eltern und Familien im Rahmen der teilstationären und stationären Jugendhilfeangebote in den KJFD Bei den angeregten Gesprächen in den von beiden Geschäftsbereichen genutzten Räumen an der Heidestrasse entwickelte die Gruppe interessante Ideen für gemeinsame Projekte beider Geschäftsbereiche. Zum Ausklang am Abend trafen sich noch einige Leute im America Latina in der Neubrückenstraße. Schnell wurde deutlich, dass die Aktion bei den Teilnehmenden so viel Anklang gefunden hatte, dass eine Fortsetzung des Kennenlernens und der Angebote zwischen den Geschäftsbereichen auf die Agenda 2015 gehört. Uwe Wellmann, Kinder-, Jugend- und Familiendienste Diversität im Grundschulalltag Seit nun einem Jahr bin ich an einer großen Grundschule in Münster-Hiltrup als Schulsozialarbeiter tätig und in diesem Zusammenhang für die Vermittlung des Bildungs- und Teilhabepaketes (kurz BuT) zuständig. Als ich vor kurzem gefragt wurde, ob ich einen kleinen Aufsatz zu meiner Arbeit an der Schule unter dem Gesichtspunkt der Diversität schreiben kann, musste ich nicht lange überlegen. Denn wenn ein Wort die Arbeit am besten charakterisieren kann, dann ist es wohl das Wort Vielfalt. Meine Arbeit in der Grundschule kann in meinen Augen vielseitiger kaum sein. Dies wird allein schon deutlich, wenn man einen Blick auf die Schülerschaft wirft. Das Einzugsgebiet der Schule ist groß und sehr heterogen: Und so besuchen die verschiedensten Schüler Morgen für Morgen den Unterricht: „Akademikerkinder“ lernen gemeinsam mit Kindern aus „Arbeiterfamilien“, deutsche Kinder teilen einen Tisch mit „Flüchtlingskindern“ und Kinder aus gut situierten Familien spielen in den Pausen Fußball mit Kindern, deren Eltern gerade in ihrer ökonomischen Existenz bedroht sind. Im Vergleich zu der Schülerschaft der weiterführenden Schulen des dreigliedrigen Schulsystems unterscheiden sich die Schüler aber nicht nur im Hinblick auf ihre familiäre Herkunft. Auch im Hinblick auf ihre schulische Leistungsfähigkeit ist eine große Diversität zu verzeichnen. Die Tatsache, dass pro Jahrgang mindestens eine GU-Klasse (gemeinsamer Unterricht) eingerichtet ist, unterstreicht diese Vielfalt noch einmal. Organisieren und Kontakte herstellen Ähnlich vielfältig wie die Schülerschaft, sind dann auch meine Aufgaben in der Schule. Im Mittelpunkt steht dabei neben der Vermittlung des Bildungs- und Teilhabepaketes auch die „klassische“ Schulsozialarbeit. Die Lernförderung von 25 Schülerinnen und Schülern in bis zu 65 Förderstunden, welche über das Bildungs- und Teilhabepaket finanziert wird, will nicht nur beantragt, sondern auch organisiert werden. Hier gilt es, Förderkräfte und Räumlichkeiten zu finden und diese den Schülerinnen und Schülern zuzuteilen, die Förderstunden, den Stundenplänen sowie den Aktionen und AGs des offenen Ganztages anzupassen, Krankheitsvertretungen zu organisieren und Kontakte zwischen Lehrern und Förderkräften herzustellen. Bunt und weniger langweilig Bei der Bearbeitung verschiedenster Anträge (von der finanziellen Bezuschussung des gemeinsamen Mittagessens über die Kostenübernahme von Ausflügen und Klassenfahrten bis hin zur Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben, um hier nur einige zu nennen) kann schon einmal der Eindruck entstehen, man arbeite im Jobcenter selbst. Hinzu kommen dann noch weitere Aufgaben der Schulsozialarbeit: ein spezielles Angebot für „Unterrichtsstörer“, Beratungen von Schülern, Eltern und Lehrern, Hausbesuche sowie diverse Einzelfallhilfen, die sich inhaltlich auch stark voneinander unterscheiden können. So anstrengend es auch manchmal sein mag, bei der Vielfalt den Überblick zu behalten, so sehr schätze ich die Diversität in meinem Tätigkeitsfeld Schule. Denn: Es wird nie langweilig. Johannes Falke, Kinder-, Jugend- und Familiendienste 22 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 23 Aus der Praxis: Schuldnerberatung im multikulturellen Umfeld Und zum Dank ein halbes Huhn In der Schuldnerberatung hat man es mit ganz verschiedenen Menschen zu tun. Gemeinsam ist ihnen häufig nur, dass sie Schulden haben und Probleme, ihre Verbindlichkeiten zu bezahlen. In der Beratung geht es dann darum, die konkrete (Schulden-)Situation jedes Klienten genau zu analysieren, um individuelle Lösungsstrategien zu entwickeln. Dabei wird schnell deutlich, dass Schulden eben nicht gleich Schulden sind. Vor allem ihre Art und Entstehung, aber auch ihre Bewertung und der Umgang mit ihnen weisen eine erhebliche Spannbreite auf. Besonders deutlich werden solche Unterschiede in der Praxis, wenn die Beratung Menschen mit Migrationshintergrund einbezieht, die aus anderen Kulturkreisen stammen. Ehrenschulden und Familienunterstützung Auffällig höher als bei deutschen Schuldnern ist hier oft der Anteil informeller, privater Schulden. Sie entstehen aus einem System gegenseitiger Hilfe. So werden z.B. die hohen Kosten für eine Hochzeit oder die Gründung eines Hausstandes dadurch aufgebracht, dass das junge Paar sich das Geld innerhalb der Familie und Verwandtschaft leiht. Diese Schulden sind dann anschließend oft über Jahre hinweg abzustottern. In die Beratung kommen diese Personen wie andere auch, wenn Schulden aus Handyverträgen, Ratenkäufen, Krediten usw. drücken, Mahn- und Vollstreckungsbescheide ins Haus flattern oder gar der Gerichtsvollzieher sich meldet. Von dem daneben existierenden und mögli- cherweise weitaus größeren Schuldenberg im privaten Umfeld erfährt der Berater häufig erst viel später, wenn genug Vertrauen des Klienten in die Beratungsbeziehung gewachsen ist. Deutlich wird dann auch schnell, dass diese Schulden nicht so behandelt werden können, wie etwa die Verbindlichkeiten beim Handyanbieter. Sie gelten als „Ehrenschulden“, die unbedingt und vorrangig bedient werden müssen. Geschieht dies nämlich nicht, drohen Ehrverlust und der Ausschluss aus familiären und verwandtschaftlichen Netzwerken, die Abhängigkeit, aber auch Absicherung in Notfällen bedeuten. Wer im „reichen“ Deutschland lebt, für den besteht zudem oft die Erwartung und auch der Druck, mit dem hier verdienten Geld die im Heimatland verbliebenen Familienmitglieder zu unterstützen. Auch diese Verpflichtung hat Vorrang vor dem Abtragen von Schulden, die aus eher abstrakten Geschäftsbeziehungen hervorgegangen sind. Ihre Entstehung ist für Betroffene wegen ihrer grundlegenden Unkenntnis des deutschen Vertragsrechts oft gar nicht nachvollziehbar. Unkenntnis und Schutzlosigkeit Aus ihren Herkunftsländern bringen die Menschen unter Umständen eine ganz andere Kultur des Geschäftemachens mit. Da bindet dann weniger die Unterschrift unter einem mehrseitigen Papier mit viel Text im Kleingedruckten, sondern der Handschlag zwischen zwei persönlich miteinander bekannten Geschäftspartnern. Fehlende Kenntnisse des deutschen Rechts und eigener Rechte als Verbraucher begründen nicht selten eine eklatante Schutzlosigkeit gegenüber Praktiken, die sich gezielt die Unwissenheit von Menschen aus anderen Kulturkreisen zunutze machen, um mit ihnen – z.T. auf betrügerische Art und Weise – Geld zu verdienen. Die Herausforderung für eine „kultursensible“ Schuldnerberatung besteht zunächst einmal darin, um diese kulturellen Hintergründe und Unterschiede zu wissen und sie im Beratungsprozess zu berücksichtigen. Eine zentrale Rolle kommt insbesondere auch dem gelingenden Aufbau einer Vertrauensbeziehung zwischen Berater und Klient zu. Dies ist nicht immer leicht und erfordert Zeit, nicht zuletzt deshalb, weil die meisten Menschen mit Migrationshintergrund diese Form der Hilfe aus ihren Herkunftsländern nicht kennen. Sie können oft zunächst nicht glauben, dass jemand sie kostenlos und ohne Hintergedanken bei der Lösung ihrer Probleme unterstützen möchte. Wenn es aber einmal gelungen ist, Vertrauen zu gewinnen, eröffnet das für den Berater häufig den Zugang zu einem größeren Personenkreis. Da kommen dann auch die Cousine und der Neffe, der Onkel und die Schwägerin mit ihren Fragen und Problemen – die keineswegs immer nur Schulden betreffen müssen – in die Beratung. Sehr verschiedene Welten Der Beratungsprozess an sich, ebenso wie der Aufbau einer Vertrauensbeziehung, wird nicht selten durch sprachliche Verständigungsschwierigkeiten erschwert. Da erlebt der Berater es mitunter, dass Eltern, die selbst Analphabeten sind oder wenig bis kein Deutsch sprechen, ihre Kinder mit in die Beratung bringen. Diese müssen dann das Beratungsgespräch übersetzen und erfahren auf diese Weise Dinge, die sie aus Altersgründen noch gar nicht verstehen und einordnen können. Klienten aus einigen Kulturen bringen einen anderen Zeitbegriff mit, der mit den Anforderungen der Beratung kollidieren kann. Es fällt diesen Klienten schwer, Termine einzuhalten. Da macht der Berater dann schon mal die Erfahrung, dass nur für ihn der nächste Montag ein festes Datum ist, während für den Klienten der nächste Montag auch drei oder vier Tage dauern kann. Schwierigkeiten aber auch nette Überraschung In die Beratung kommen häufig Frauen, die sich nicht mehr zu helfen wissen, weil sie kein Geld haben, um Essen zu kaufen oder die Schulsachen der Kinder zu bezahlen. Männer, insbesondere wenn sie alleine es sind, die über den Etat der Familie verfügen, kommen dagegen eher selten – vielleicht aus Angst vor einem Gesichtsverlust, wenn sie Schulden eingestehen müssen. Und wenn dann der Schuldnerberater auch noch weiblich ist, macht es das für sie nicht leichter. Die Frauen, die sich an die Beratungsstelle wenden, haben aber nicht unbedingt den Überblick über die Finanzen, sie haben keine Entscheidungsgewalt und keinen Zugriff auf das Familieneinkommen. Das macht die Beratung oder Schuldenregulierung schwierig bis unmöglich. Wenn trotz solcher Schwierigkeiten und Hürden die Schuldnerberatung gelingt, wenn einer Familie geholfen werden kann, wird der Berater nicht selten zum Adressaten eines ungeheuren Maßes an Dankbarkeit. Dies zeigt sich in Geschenken zum Ramadan, Unmengen an Selbstgebackenem zu den religiösen Festen oder auch schon mal in einem halben gekochten Huhn, das als Geschenk den Weg ins Beratungs- und BildungsCentrum findet. 24 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 25 Aus der Praxis: Interkulturelles Fest WN vom 29.09.2014 Montag, 29. September 2014 Friedlich Vielfalt fühlen 30 Nationen präsentieren sich beim Interkulturellen Fest mit Friedensmah lim Rathausinnenhof Von Jennifer von Glahn Bunte Vielfalt erlebt Auch bei Hausbesuchen muss sich der Berater darauf einstellen, dass er mit einer Gastfreundschaft empfangen wird, die das gemeinsame Essen und Trinken vor jedem Beratungsgespräch als selbstverständlich voraussetzt. Für den Berater heißt das, dass er Zeit mitbringen muss. Eben mal so vorbeischauen beim Klienten, funktioniert nicht. Von der Gastfreundschaft kann man nur lernen Bei solchen Besuchen lernt er dann nicht selten die ganze Familie kennen und wird mit vielen Familiengeschichten konfrontiert. Hier ist die Fähigkeit zur Abgrenzung, aber auch Sensibilität gefragt, um die Klienten nicht vor den Kopf zu stoßen und gewonnenes Vertrauen wieder zu verspielen. Das Hilfsangebot „Schuldnerberatung in einem multikulturell geprägten Umfeld“ ist auf jeden Fall spannend und eine Bereicherung auch für den Berater. Zugleich erfordert es aber besonderes Wissen und spezifische Kompetenzen. Schuldnerberatung, die kultursensibel sein will, muss sich auf Unterschiede einlassen und kann sich nicht darin erschöpfen, ein „Standardprogramm“ abzuspulen. Martina Braese, Bettina Krämer, Marion Lischka, Beratungs- und BildungsCentrum Berlin erstrahlt in vollem Glanz, bald ist es auch in Münster so weit: Der „Prince of Pompöös“, Harald Glööckler, funkelte mit seinen exklusiv für die „Holiday on Ice“Show „Platinum“ entworfenen Kostümen um die Wette, heißt es in einer Pressemitteilung. Anlässlich der 70. Saison der Eisshow hat der Stardesigner sieben extravagante Stücke entworfen. Vom 25. Dezember bis 3. Januar werden die Kostüme auch im Messe- Auch das Beratungs- und BildungsCentrum der Diakonie Münster war – neben vielen anderen – mit Vertretern des Themenfeldes Migration präsent beim interkulturellen Fest 2014, organisiert vom Integrationsrat der Stadt Münster. Mit einem Stand zu den Themen Beratung, Bildung, Teilhabe und Integration standen wir Interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Rathausinnenhof zur Verfügung. und Congress-Centrum Halle Münsterland zu sehen sein. Auch Eiskunstlauf-Legende Norbert Schramm, der sein Holiday-on-Ice-Debüt vor mehr als 25 Jahren feierte, ist bei „Platinum“ mit dabei. Er wird in jeder der 113 Shows, darunter allein 18 in Münster, auf Kufen dabei sein, das Publikum an die Hand nehmen und es auf einer Reise durch 70 Jahre EisEntertainment begleiten. Eintrittskarten gibt es im WN-Ticketshop. Das Friedensmahl hat Tradition und zeigt nicht nur symbolisch, dass Menschen verschiedener Nationen sich miteinander an einen Tisch setzen. Zum siebten Mal fand am Samstag das Mahl im Rahmen des Interkulturellen Festes im Rathausinnenhof statt. Curryreis mit Hühnchen »Im Mittelpunkt steht die Förderung des friedlichen Zusammenlebens.« war eines der vielen Gerichte, die den Gästen aus vielen Nationen aufgetischt wurden. Menschen aus über 30 Ländern kamen zusammen, um Vielfalt, Integration und friedliches Miteinander zu betonen. „Im Mittelpunkt steht die Förderung des Zusammenlefriedlichen bens. Wir wollen Gemeinund finden samkeiten Unterschiede feiern“, sagte der neue Vorsitzende des Integrationsrates, Dr. Ömer Lütfü Yavuz. Das Interkulturelle Fest sei ein Beweis dafür, dass sich die Solidarität der Migranten untereinander sowie die Solidarität der Migranten und der Münsteraner stark gefestigt habe. . „Durch das Miteinan„Es lohnt sich, das Zusam- rüche der vielen Kulturen wird menleben zu fördern, davon der e Stadt bereichert, nehkönnen alle profitieren“, so unser men Sie davon etwas wahr“, Yavuz weiter. te Lewe auf. Yavuz Für die mehreren Hundert forder strich, dass Toleranz Besucher gab es viel zu ent- unter wie vor eine Herausfordecken: Bei einer Moden- nach g sei und daher in der schau präsentieren Men- derun Orte und Plätze geschen verschiedener Natio- Stadt en werden müssten, nen ihre traditionellen Klei- schaff Dialoge und Frieden der: afrikanische Gewänder wo ch seien und an denen oder etwa indische Saris. mögli die Vielfalt der Stadt erMusik aus allen Teilen der man . Der Vorsitzende des Erde, Kunsthandwerk und kenne ationsrates rief auch vor allem Speisen, Getränke Integr Verantwortung für die sowie süße Leckereien aus zur tlinge aus KrisengebieFlüch Kultu aller öpfen Kocht den auf, die man „mit Barmren verführten die Gäste ten keit aufnehmen“ müszum langen Bleiben. „Ich herzig freue mich, dass wir alle die se. Vielfalt spüren und auch rie chen können“, verwies OberLewe s Marku ter rmeis bürge auf die köstlichen Küchenge- Teilnehmer aus 30 Nationen Dr. Ömer Lütfü Yavuz Das Fest begann mit einem ökumenischen Gottesist der neue Vorsitzende des Integrationsrates der dienst und wurde anschließend von dem neuen VorStadt Münster. Beim Porträt von Ömer Lütfü Yavuz in der Wochenendsitzenden des Integrationsrates Dr. Ömer Lütfü Yavuz Ausgabe vom 27. September ist versehentlich und von Oberbürgermeister Markus Lewe eröffnet. ein falsches Bild zum Artikel unter der ÜberInsgesamt 30 Nationen wirkten mit und präsentierten schrift „Spyros Marinos’ Erbe“ erschienen. Das sich in Musik- und Tanzgruppen, Kinderfolklore, The veröffentlichte Foto zeigt nicht Ömer Lütfü Yavuz, aterstücke, Modenschau, mit internationalen Speisen sondern den aus Peru stammenden deutschen Grille gaben alles, als Er ist der selbst ernannte der ert Neubürger Felix Manrigepud und Mitmachaktionen. Tony frisch „Schlagerkönig“ und que. Wir bitten den Fehaus der Garderobe auf tourt seit 44 Jahren ler zu entschuldigen. kam. Neben Besonderer Höhepunkt war das Friedensmahl die verschiedenen die Bühne durcham hatte Hits seinen eigenen Tanzlokale der Nation. r Coverr Tony Westen der Schlagersta Platz des Westfälischen Friedens mit Vertretern der Der Sänge mitgebracht. „Trästattete am Freitagabend songs ld „Schu , nen lügen nicht“ „Grille“ dem Nachtcafé Kirchen und Gemeinden, der Wohlfahrtsverbände, der war nur der Bossa Nova“ im Hansaviertel einen und „Mendocino“ in idet Besuch ab. Gekle Vereine, der Stadt Münster, der Migrantenorganisatischmetterte der Sänger Jackett mit Samtrand ins Mikro. Die Gäste bilund Hut mit Goldrand onen, ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürdeten einen Kreis, tanz- Das Motto wurde mit Sinn(en) erfüllt , bei der der Preis sinkt Gemeinsamkeiten Die Auktion präsentierte der Schlaten gemeinsam. Insgegerbarde seine bekannonen Akti en mit Zugab ung sieben Kulturelle gern in der Migrations- und Flüchtlingsarbeittesten undHitsdes der Wiederbelebund Vielfalt sind wahrzunehmen, „Manege frei“ samt WocheUnterschiede Startpreis e Tony geben und und „Für Gabi tu‘ ich al- musst ion finden und 10.73 reichlich DA Citigo Cool Edit dem ŠKOeine außer n: 0,– reche als Bereicherung anzusehen und zu feiern, damit Integrationsrates. Versp les“. Sein Fete Die e. EUR Autogramm Jede Gabi vor Ort bedass reich, erfolg so war t einen Flug nach unberechtigte Ungleichbehandlung, Diskriminierung und In Zeiten verstärkter EU-Binnenzuwanderungkomm aufGrille-Inhaberin Ursula Unterschiede feiern! Mallorca geschenkt, und Bockhorn den Barden feiern hin, ns morge Rassismus vermieden werden. grund des Rechts auf Freizügigkeit, Zuwanderung aus l einma noch ftig zukün dann abends zurück. nach Münster einladen Gabi mit Vornamen Ob Syrien, -jvgBeim interkulturellen Fest ist es in sehr friedlicher und Krisen- und Kriegsgebieten, insbesondere aus te. oder nicht, die Besucher möch respektvoller Weise gelungen, das diesjährige Motto gilt es besonders, Gemeinsamkeiten zu finden, unab "Gemeinsamkeiten finden und Unterschiede feiern" mit hängig von Herkunft, Sprache, Religion, wie z. B. das allen Sinnen zu erleben. Recht auf Menschenwürde, auf Teilhabe, das BedürfMindestpreis: 4.292,- EUR Beate Krüger, Beratungs- und BildungsCentrum nis nach freier Entfaltungsmöglichkeit, nach Schutz und Sicherheit. ZU Leben retten ist kinderleicht WN-Kaufdown.de , würden nur in 17 „Man kann stalter der Fälle, also bei nt eigentlich nur etwas falsch Proze ugar rund einer von fünf Notsit KAUFDOWN DES TAGES 6RA0BA% Auktionsstart: 29. September 2014 | 9 Uhr TT! BIS 26 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Blickpunkt: VielfaltEine in der Geschichte Diakonie 27 Aus der Praxis: Erfahrungen eines Mitarbeiters Von der Diakonie Münster zur Botschaft der Republik Namibia Ich war 27, als ich 2007 aus Windhoek - Namibia nach Deutschland kam. Meine Frau kommt aus dem Münsterland. Kennengelernt haben wir uns in Windhoek und wohnen jetzt mit unserer kleinen Tochter in Berlin. An der Polytechnischen Fachhochschule in Windhoek habe ich den Studiengang Buchhaltung und Finanzen belegt, der in Deutschland leider nicht anerkannt wird. Um meine Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu verbessern, habe ich mich für Deutschkurse, Praktika und schließlich zu einer Ausbildung entschlossen: Von einem Sprachkurs an der Volkshochschule Münster über ein dreimonatiges Praktikum im Bereich Finanzen und Buchhaltung bei der Firma Winkhaus zu einem fünfmonatigem Praktikum bei der Diakonie Münster im Bereich Rechnungswesen und schließlich zu meiner 2-jährigen Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Diakonie Münster. Die Zeit bis zur Entscheidung, ob ein Ausbildungsplatz bei der Diakonie Münster für mich zur Verfügung steht, habe ich mit einem Minijob bei einem Discounter überbrückt. Meine Erfahrungen in Deutschland Oft werde ich gefragt, ob ich in Deutschland Diskriminierung aufgrund meiner Hautfarbe oder Nationalität erfahren habe. Leider muss ich dies bejahen, wobei ich Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auch aus meiner Heimat kenne. Ich war mit meiner Familie auf Münsters Promenade spazieren, als meine Frau plötzlich von einem Fahrradfahrer als „ Nigger lover“ beschimpft wurde. Ich war ziemlich sprachlos! Besonders aufgefallen ist mir, dass die Kinder hier in Deutschland sehr frei erzogen sind, ihre Meinung frei äußern können und dies auch älteren Menschen gegen- über tun. Wo ich herkomme, schimpft man nicht mit älteren Menschen, argumentiert nicht und geht allgemein ein bisschen respektvoller mit ihnen um. Ziemlich merkwürdig ist für mich auch, dass man hier einen Termin mit Freunden vereinbart, um sich zu sehen. In meiner Heimat ist das undenkbar. Lustige Momente mit Kollegen Da mir das Praktikum in der Finanzbuchhaltung der Geschäftsstelle gut gefallen hat, habe ich mich um den Ausbildungsplatz bei der Diakonie Münster sehr bemüht. Oft musste ich die Vorstandssekretärin "nerven", weil so vieles im Vorfeld geklärt werden musste. Das alles auf Deutsch als Fremdsprache zu verstehen und zu organisieren war ziemlich schwierig für mich. Bei der Diakonie habe ich viele unterschiedliche Charaktere kennengelernt. Manche Kolleginnen und Kollegen waren ruhiger, manche eher impulsiv, manche diplomatisch. Es war eine gute Mischung. Ich habe gelernt, die Menschen so zu akzeptieren wie sie sind, dann werden sie versuchen, das gleiche zu tun. Gern erinnere ich mich auch noch an einige lustige Momente. Die Kolleginnen und Kollegen hatten ihren Spaß, weil ich im Herbst und Frühling noch Handschuhe trug oder weil ich ein Sellerieschnitzel bestellt hatte, weil ich dachte, es sei ein Fleischgericht. Ich durfte in vielen Bereichen der Diakonie hospitieren und habe auch bei der Ev. Frauenhilfe auf dem Weihnachtsmarkt ausgeholfen. Die Senioren dort so hart arbeiten zu sehen, war für mich sehr inspirativ. Ich fühlte mich bei der Diakonie stets gut aufgenommen und die Zeit dort hat mir sehr gut gefallen. Meiner Ansicht nach ist es nicht nur ein modernes, professio- Mittagessen mit Gott Leevi Amakali mit Mitarbeitenden der Verwaltung bei einem Team-Workshop. nelles und wirtschaftlich geführtes Unternehmen, sondern Sie tun auch etwas Positives für die Menschen. Die Ausbildung als Bürokaufmann war für mich sehr wichtig und hat mich für die Arbeit in Deutschland sehr gut vorbereitet. Dafür bin ich sehr dankbar. Von Münster nach Berlin Nachdem ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte, bekam ich einen Hinweis von einer Bekannten aus Berlin, dass die Botschaft der Republik Namibia einen Financial Assistant suche, ich habe mich beworben und die Stelle glücklicherweise bekommen. Der Schritt, von Münster nach Berlin zu gehen und auch noch Familie und Freunde zurück zulassen, war nicht ganz einfach. Auch unser Start in Berlin stand zunächst unter keinem guten Stern: Nach nicht einmal zwei Wochen in Pankow, wurden an unsere Haustür rassistische Worte geschmiert, wie z.B. „Negro go back to Africa“. Die Polizei konnte leider nichts tun – der Täter war unbekannt. Aber auch die Hausverwaltung oder die Mitbewohner haben, nachdem es mehrfach vorgekommen ist, nichts unternommen. Wir haben uns in unserer Wohnung nicht mehr wohl gefühlt und somit entschieden, auszuziehen. Seit eineinhalb Jahren leben wir jetzt sehr zufrieden in einer schönen Wohnung in Charlottenburg, wo sich auch mein Arbeitsplatz, die Botschaft befindet. Meine Frau arbeitet wieder an einer Schule und unsere Tochter geht in einen tollen Kinderladen – ähnlich einer Kita. Leevi Amakali Ein kleiner Junge wollte Gott treffen. Er packte einige Coladosen und Schokoladenriegel in seinen Rucksack und machte sich auf den Weg. In einem Park sah er eine alte Frau, die auf einer Bank saß und den Tauben zuschaute. Der Junge setzte sich zu ihr und öffnete seinen Rucksack. Als er eine Cola herausholen wollte, sah er den hungrigen Blick seiner Nachbarin. Er nahm einen Schokoriegel und gab ihn der Frau. Dankbar lächelte sie ihn an – ein wundervolles Lächeln! Um dieses Lächeln noch einmal zu sehen, bot ihr der Junge auch eine Cola an. Sie nahm sie und lächelte wieder, noch strahlender als zuvor. So saßen die beiden den ganzen Nachmittag im Park. Als es dunkel wurde, verabschiedete sich der Junge. Zu Hause fragte ihn seine Mutter: „Was hast du denn heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?“ Der Junge antwortete: „Ich habe mit Gott Mittag gegessen – und sie hat ein wundervolles Lächeln!“ Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr Sohn sie fragte, warum sie so fröhlich aussehe. Sie antwortete: „Ich habe mit Gott Mittag gegessen – und er ist viel jünger, als ich dachte.“ Aus: Oh! Noch mehr Geschichten für andere Zeiten, Andere Zeiten e.V., Hamburg 2010 „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Mt 25, 40,2 28 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Zum Thema Pfarrer Johannes Schildmann ist Vorstand des Diakonischen Werkes Gladbeck-BottropDorsten e.V. Die Interkulturelle Öffnung der Diakonie „Deutsch – kirchlich – protestantisch – fromm“, so lässt sich etwas plakativ das Profil der Diakonie, wie es sich im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt hat, formulieren. Natürlich hat sich seit Wicherns Zeiten einiges geändert. Heute ist die Diakonie in ihrer Mitarbeiterschaft überwiegend volkskirchlich differenziert geprägt. Heute reicht auch die Zugehörigkeit einer Kirche, die der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland ACK angehört. Dazu gehören die römisch-katholische Kirche genauso wie die orthodoxen Kirchen und viele Freikirchen. Aber der grundsätzliche Wandel der bundesrepublikanischen Gesellschaft stellt die Diakonie heute vor ganz neue Herausforderungen. Dazu zählt insbesondere die zunehmend interkulturelle Prägung unserer Gesellschaft. In Deutschland leben ca. 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. In wenigen Jahren wird 40% der Bevölkerung unter 40 Jahren einen Migrationshintergrund haben. Was bedeutet das für die Diakonie? Wenn wir so profiliert unser bisheriges religiöses und kulturelles Milieu beibehalten, dann werden wir als sozialer Dienstleister zunehmend unattraktiv für einen immer größeren Teil unserer Gesellschaft. Wir werden darüber hinaus angesichts des Fachkräftemangels kaum noch ausreichend Mitarbeitende gewinnen können, wenn wir einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung als diakonische Mitarbeitende praktisch ausschließen. Deshalb werden die Forderungen immer lauter, in der Diako- nie einen Weg der Öffnung und gesellschaftlichen Inklusion zu beschreiten. Die Angebote der Diakonie sollen, so diese Forderung, konsequent interkulturell geöffnet werden. Und auch Mitarbeitende anderer Kulturen und Religionen sollten als Mitarbeitende an der praktischen Umsetzung des Auftrags der Diakonie mitwirken können. Ich bin davon überzeugt: Dieser Weg ist nicht nur pragmatisch notwendig, sondern theologisch begründet und dem Auftrag der Diakonie entsprechend. Dabei sind Orte der Gegenwart und Wirksamkeit Gottes nicht an verfasste Kirche und expliziten Glauben gebunden, vielmehr an die Gegenwart und Wirklichkeit der Liebe. Es ist ja eine zentrale christliche Überzeugung, dass Kirche und Diakonie nicht für sich selbst da sind, sondern Anteil haben an der universalen Mission Gottes. Sie zielt ab auf die Aufrichtung seines Reiches der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit. Dabei sind Orte der Gegenwart und Wirksamkeit Gottes nicht an verfasste Kirche und expliziten Glauben gebunden, vielmehr an die Gegenwart und Wirklichkeit der Liebe. So heißt es im ersten Johannesbrief: „Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“. Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 29 Dies bedeutet, dass alle Menschen guten Willens, auch wenn sie eine andere religiöse Orientierung haben, an dieser Mission Gottes teilhaben können. Der diakonische Auftrag kann sich eben auch an Menschen anderer Kulturen, Religionen richten und selbstverständlich auch durch Menschen anderer Religionen wahrgenommen werden. Im Neuen Testament zeigen dies eindrucksvoll die Gleichnisse vom barmherzigen Samariter (Lukas 10) und vom Weltgericht (Matthäus 25). In beiden Gleichnissen Jesu sind es ausdrücklich Menschen anderer Religionen, die von Jesus und seiner Botschaft zwar nichts wissen, aber eben das Richtige tun, Menschen zum Leben zu verhelfen. Sie erfüllen das Gebot der Nächstenliebe und haben damit Anteil an Gottes Mission und Gegenwart. Denn sie haben sich Menschen in Not zugewandt und damit in ihnen ohne Wissen Jesus Christus gedient. Eine solche Öffnung bedeutet keineswegs eine Aufgabe des kirchlich-diakonischen Profils. Im Gegenteil: Die interkulturelle Öffnung sollte verbunden sein mit einer Weiterentwicklung des diakonischen Profils. Dazu gehört, dass dem Träger, aber auch den Mitarbeitenden bewusst ist, dass sie im Auftrag der Kirche tätig sind. Darüber hinaus ist von Mitarbeitenden der Diakonie zu erwarten, dass sie die verfasste Kirche und den christlichen Glauben achten. Der Träger ist dafür verantwortlich, bei Bedarf entsprechende Fortbildungsangebote anzubieten. Ferner gehört zum diakonischen Profil, eine am christlichen Menschenbild orientierte Kultur gegenseitiger Wertschätzung, Achtung und Hilfsbereitschaft zu entwickeln und zu pflegen. Und schließlich wird eine Diakonie, die dem Hilfehandeln Jesu Christi verpflichtet ist, immer auch die spirituelle Dimension des Menschen wahrnehmen, wertschätzen und entsprechende Angebote auf christlichem Hintergrund für Bewohnende und Kunden vorhalten. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, dieses Wort Jesu hat jeder diakonische Träger zu achten und entsprechend spirituelle und seelsorgliche Angebote zu entwickeln. Interkulturelle Öffnung und diakonisches Profil widersprechen sich nicht. Denn dieses diakonische Profil mit entsprechenden spirituellen Angeboten liegt heute nicht mehr in erster Linie in der Verantwortung einzelner Per- sonen, sondern in der Gesamtverantwortung der diakonischen Organisation. Nicht in erster Linie jeder einzelne Mitarbeiter, sondern die diakonischen Einrichtungen haben als Organisationen sicherzustellen, dass entsprechende Angebote vorgehalten werden. Wir können nicht mehr gewährleisten, dass jeder Mitarbeitende eine Kurzandacht hält, Gebete, Psalmen spricht und Kirchenlieder singen kann. Aber wir haben sicher zu stellen, dass es in jedem Bereich und jeder diakonischen Einrichtung Menschen gibt, die diese Aufgaben übernehmen können. Das müssen nicht nur hauptamtlich Beschäftigte, das können auch ehrenamtliche Mitarbeitende sein. Aufs Ganze gesehen aber sollte die Diakonie den Weg einschlagen, sich konsequent interkulturell und interreligiös zu öffnen und alle Menschen guten Willens einzuladen, an der Verwirklichung des Auftrages der Diakonie mitzuwirken. Hingegen weitverbreiteter Ansicht stehen auch kirchenrechtliche Bestimmungen einer solchen interkulturellen Öffnung nicht im Weg. Die sogenannte ACK-Klausel bezieht sich nur auf das Mitarbeitervertretungsgesetz. Und die in Kirche und Diakonie geltende Loyalitätsrichtlinie von 2005 bietet durchaus Öffnungsmöglichkeiten. Es ist an der Zeit, überkommende Positionen zu revidieren. Für Arbeitsplätze mit besonderem Gestaltungsauftrag, z.B. Leitung oder Verkündigung mögen weiterhin spezifische Kriterien gelten. Aufs Ganze gesehen aber sollte die Diakonie den Weg einschlagen, sich konsequent interkulturell und interreligiös zu öffnen und alle Menschen guten Willens einzuladen, an der Verwirklichung des Auftrages der Diakonie mitzuwirken. Johannes Schildmann 30 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie Zum Thema Zum Thema Ältere in Münster – Vielfalt durch Unterschiede Es gibt nicht den Alten oder den Älteren. Menschen über 60, statistisch als Ältere bezeichnet, bilden zwei Generationen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen und Wünschen. Diese Vielfalt zu entdecken ist eine der wichtigsten Aufgaben für unsere Arbeit mit Älteren. Potenziale und Defizite müssen entdeckt und Antworten (Ziele) müssen beschrieben werden. Bereits 6 Stadtteile einbezogen Diese Aufgabe hat der Koordinationskreis Ältere in der Diakonie, dem Vertreter/innen der Stationären Altenhilfe, des Beratungs- und BildungsCentrums und der gemeindlichen Altenarbeit angehören, zugleich bildet er eine Klammer zur Kommunalen Seniorenvertretung Münster. Vorsitzender ist der Vorstand der Diakonie Münster. Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 31 Wichtigste Punkte sind: Wie kann die Arbeit im Stadtteil/Quartier verbessert werden? Welche Hilfen müssen stadtteilnah gehalten bzw. aufgebaut werden? Mehr Anerkennung für ehrenamtliche und familiäre Hilfen durch Ältere. Projektarbeit mit und für Ältere Erhalt der Gruppeninitiativen in den Gemeinden Umgang/Seelsorge bei Krankheit, Nachlassen der Kräfte, Sterben und Tod Um diese Ziele zu erreichen, müssen möglichst viele Netzwerke zu Initiativen, Anbietern und den betroffenen Älteren aufgebaut werden. Diese Netzwerke sollen gleichzeitig auch Netzwerke zwischen den Generationen, mit Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Behinderungen bilden. Ein Teil dazu wird in den Treffen von „Älter werden in…“, die inzwischen in 6 Stadtteilen in Münster bestehen geleistet. Diese Treffen werden von der Kommunalen Seniorenvertretung, der Stadt Münster und den Wohlfahrtsverbänden moderiert. Martin Schofer Weitere Informationen sind erhältlich bei: Martin Schofer, Vorsitzender der Seniorenvertretung Münster, Telefon 02 51.492 60 80 Prof. Dr. Thomas Zippert, Lehrstuhl für Diakoniewissenschaft an der FH der Diakonie, Bielefeld Unser theologisch-diakonisches Profil in einer zunehmend pluralen Gesellschaft. Welche Beiträge kann hierzu die Fachhochschule der Diakonie leisten? Lage Die Bevölkerung unseres Landes wird immer multikultureller und auch multireligiöser. Auf diese Situation reagieren die einen mit Abschottung, die anderen mit Fundamentalismen, wieder andere versuchen den Dialog, während ein immer größerer Teil sehr individuell diese Tradition oder jenes Motiv zu eigenen patchwork- und bricolage-Mustern verknüpft und zu stark profilierten Positionen, Traditionen und Ausdrucksformen von Kultur in unentschiedenen Halbdistanz verbleibt. Das ist Multioptionsgesellschaft im Vollzug. Es gibt Patchwork-Familien und zu konfessionsverschiedenen Familien kommen religionsverschiedene dazu. Menschen wachsen in zwei Religionen auf, fühlen sich möglicherweise beiden zugehörig und verändern beide unter der Hand – ein Phänomen, das uns Theologen zutiefst unheimlich und fremd ist und erst langsam erforscht wird. Unter diesen Bedingungen der Multioptionsgesellschaft wird Leben mehrdimensional riskant und kann schiefgehen. Die Menschen sind auf sich selbst zurückgeworfen und immer auf der Suche nach neuen Anschluss-, Knoten- oder Schnittstellen. Profile nehmen eher in sich multiperspektivische Formen à la Picasso an. In diesen Strudel schwindenden Vertrauens und fehlender Verlässlichkeit werden auch alle Bindung und Halt gebenden Institutionen mit hineingerissen und unter Druck gesetzt: die Familien, der Nahraum, die alten Halt und Identität versprechenden Institutionen, auch die Kirchen und die Diakonie. Die Kirchen haben ihren Vertrauensvorschuss für die politischen Eliten schon lange (spätestens seit dem 30jährigen Krieg) verspielt, die andern Institutionen folgten, nicht erst jetzt, und der anstehenden Generationenwechsel in Politik und Verwaltung lässt das Vertrauen ineinander nicht wachsen. Leben mit Pluralismus – für den Protestantismus nicht neu Angesichts dieser Phänomene tut es gut, sich im weiten Feld des Protestantismus auf eigene Ressourcen zu besinnen. Die wichtigste hier: Er verfügt über jahrhunderte alte Erfahrungen und Kompetenzen im Umgang mit Pluralität. Protestantismus gibt es nur im Plural: von lutherisch bis reformiert, von pietistisch bis liberal, von städtisch-selbstbewusst bis ländlich-treu. Verliebt in die jeweils eigene Orthodoxie, die sich schon in geringem Abstand als kultivierter Individualismus zeigt. Was ist das für eine lutherische „Orthodoxie“, in der jeder Dogmatiker seine eigene Dogmatik schreiben muss, weil ihm die der anderen nicht orthodox genug ist? Dieser protestantische Individualismus ist direkte Folge des Gedankens des allgemeinen Priestertums und der Entdeckung der je eigenen Verantwortlichkeit vor Gott. Wie reagiert der Protestantismus, um mit diesem ihm in der Wurzel mitgegebenen Individualismus – und als unvermeidliche und notwendige Folge – mit seiner Vielfalt umzugehen? Vor allem leistete er dies mit seiner Debatten- und Diskussionskultur, mit seinem synodalen Prinzip: vom Kirchenvorstand vor Ort bis hin zu Kreis-, Landes- und EKDSynode, auch vom Religionsgespräch (z.B. dem gescheiterten Marburger Religionsgespräch von 1529 zum 32 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie gemeinsamem Abendmahl) bis hin zur Leuenberger Konkordie von 1973 (wo dieses Problem endlich aber vorläufig gelöst wurde). Es sind Orte, um Vielfalt zur Sprache zu bringen und mühsam um Entscheidungen zu ringen. Dazu kam die zunächst literarische, dann später die mediale Öffentlichkeit, die man nutzte, um seine Sichten der Dinge bekanntzumachen und zu debattieren. Darin war besonders die Diakonie mit ihren schreib- und public-relations-freudigen Vätern Bodelschwingh und Wichern gut. Die extrem lang- und mühsam verlaufenden ökumenischen Prozesse zeigen trotz aller Verzweiflung an den minimalen Fortschritten, dass alte Organisationen (und die Kirchen sind mit die ältesten bestehenden Organisationen!) eine hohe Selbstbezüglichkeit, sprich: eigene Kulturen ausgebildet haben, die nicht einfach fusionieren können und wollen. Wie nun zeigen sich Reflexe dieser Entwicklungen in der Diakonie? Diakonie im Pluralismus heute Die Unternehmerpersönlichkeiten aus der Gründungszeit der Diakonie im 19. Jahrhundert sind in dieser Perspektive selbst Prototypen eines protestantischen Individualismus. Sie gingen bewusst den Weg aus der Landeskirche hinaus, gründeten Vereine und Stiftungen, nutzten alle Wege, Methoden und Medien, um ihre jeweils eigene Sicht der Dinge zu verwirklichen und voranzubringen, von eifrig geschriebenen, gedruckten und in alle Welt gesandten Newslettern, von Reisen und Netzknüpfungen bis hin zum Zentralausschuss der Inneren Mission sind dies allesamt typisch protestantische und typisch neuzeitliche Wege und Methoden, obwohl die Diakonie in ihren ersten Jahrzehnten überwiegend aus einem bestimmten protestantischen Milieu, dem der Erweckungsbewegung, stammte. Das sah unter dem Regiment dieser Patriarchen und Matriarchinnen nicht nach Pluralität sondern nach strammer Konformität und Einheitlichkeit aus. Im Modell des patri-/matriarchalautoritär geführten „Hauses“, des Mutter- wie des Bruderhauses und der Hausfamilie diakonischer Hauseltern mit den ihnen anvertrauten eigenen und fremden „Kindern“ oder „Behinderten“ oder „Alten“ verstärkte sich dieser Eindruck zunächst. Heute versuchen Leitbilder den Spagat, einerseits nach außen und innen als einheitliche und handlungsfähige Organisation zu erscheinen, andererseits sind die Leitbilder selber wieder so allgemein, so im Fluss oder so interpretationsfähig und –bedürftig, dass sie selber plura- litätsfördernd sind. Unter diesen Bedingungen sollten Leitbilder Markenkerne und Profile in der Diakonie Vielfalt mutig benennen, eröffnen und ggf. begrenzen. Ein Kriterium ihrer Qualität besteht in der ebenso fachlich wie theologisch begründeten wie menschlich-alltäglich gelungenen Achtung von Vielfalt und Individualität. D.h. konkret, dass sie Differenzen, Spannungen und Varianten aushalten, tragen und damit moderierend umgehen kann. Sie schätzt Vielfalt, weil sie Individualität schätzt. Es sind Orte, um Vielfalt zur Sprache zu bringen und mühsam um Entscheidungen zu ringen. Das ist mehr als Toleranz (Ertragen des schwer Erträglichen), mehr als Wertschätzung (die vom Begriff her schon wieder ökonomisch argumentiert), sondern Eröffnung eines Raumes, in dem sich Vielfalt zeigen und zueinander in ein befruchtendes Verhältnis setzen kann, ohne bleibende Differenzen vertuschen zu müssen, und wo es auch einen offenen bis offensiven Umgang mit dem Nichttolerablen gibt. Dasselbe noch einmal anders ansetzend formuliert: Seit Jahrzehnten gibt Kindertheologie, Jugendlichentheologie, Frauentheologie, Alltagstheologie usw. – es wird mit ziemlicher Sicherheit auch eine Theologie der Diakonischen Mitarbeitenden geben! Und zwar unverkürzbar individuell. Nicht nur die leitenden, nein jeder Mitarbeiter hat seine eigene Theologie! Sie ist, sie kann nicht begrenzt werden auf Vorsteher/innen und DiakonInnen. Zwei Pole wiederum umgrenzen das Feld: Wo sind die Grenzen dieser Vielfalt, damit ein Unternehmen als Unternehmen erkennbar- und handlungsfähig bleibt? Wo wird sie dringend real erlebbar benötigt, damit diakonische Dienstleistungen (besser: Dienste) nicht um ihre personale, religiöse oder spirituelle Dimension, die notwendig individuell-persönlich ist, gebracht werden? Handlungsoptionen einer FH der Diakonie Sie sucht erstens nach pluralismusfreundlichen Begründungen für diakonisches Handeln. Der alte Begriff der Barmherzigkeit wie die Traditionen von Bibel und Koran zum Almosen verbinden uns mit Judentum und Islam und deren Begründungen sozialen Handelns. Selbst konstitutive Begriffe wie Nächstenliebe, Solidarität und Gerechtigkeit sind nicht mehr als unverwechselbares Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 33 Proprium des diakonischen (und nur des diakonischen) Handelns zu identifizieren – die Marketingfachleute nennen das ein „Alleinstellungsmerkmal“. Es ist klar, dass all dies konstitutiv für diakonisches Handeln ist, aber es wäre vermessen zu behaupten, es sei dies ein Proprium oder Alleinstellungsmerkmal, das niemand anderem zukäme bzw. zu dem ein Nichtchrist nicht in der Lage sein könne. Das führt zu einer weiteren wichtigen These: Die Suche nach dem Konstitutiven ist vielversprechender als die nach dem unverwechselbar und niemand anderem Eigenen und Unverwechselbaren (Proprium) oder dem leicht erkenn- und unterscheidbaren Profil. Das Konstitutive besteht nicht in Dingen, die andere nicht haben oder vorweisen können, sondern hält lediglich fest, dass dies für einen selber bzw. für die eigene Institution oder Organisation unverzichtbar, notwendig, eben: konstitutiv ist. Das Proprium bestünde dann eher in der Verlässlichkeit des Gegebenseins bzw. in der Kombination dessen, was andere in dieser Kombination nicht haben. Oder in der prinzipiellen Pluralismusfreundlichkeit des Protestantismus, seiner Offenheit für neue Positionen, die mit seinem theologisch tiefgründig verankerten Individualismus zu tun haben – der aber selber zu einem sozialen Größe, ja Teil unserer Kultur geworden ist, aber qua Individualismus nur schwer gemeinsam zu pflegen/kultivieren ist. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Geschichten, die Spiritualität ist sehr individuell, nicht unbedingt amtskirchlich orientiert, aber vorhanden und wirksam. zeigen, wie pluralismusfreundlich sogar Grundtexte der Bibel sind, wenn man sie denn sprechen lässt. Sie prüft und entwickelt zweitens Konzepte des Umgangs mit Pluralismus bzw. widersprüchlichen Positionen weiter, seien es Konzepte kultur- bzw. religionssensibler Pflege, der Grundinformation über die Bedeutung und Funktion von Religion in der Diakonie („DiakonieCare“), der Methoden nicht willkürlicher, sondern rational abgewogener ethischer Urteilsbildung unter gegebenen widersprüchlichen Interessen, Normen, Werten (z.B. bei Ethikkomitees nicht mehr nur in Krankenhäusern). Das Konzept der „Dienstgemeinschaft mit Anderen“, das die Diakonie in Hessen und Nassau vorgelegt hat, ist hier von besonderem Interesse, um den Spielraum, den die Loyalitätsrichtlinie der EKD nicht restriktiv auszulegen sondern konstruktiv auszugestalten. Das führt drittens dazu, dass wir anders zwischen ethischer und religiöser Kommunikation unterscheiden müssen. Ethische Kommunikation muss irgendwann zu irgendeiner Entscheidung angesichts widersprüchlicher Interess
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