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Die Zeitschrift der Diakonie Münster. Erscheinungsweise: 1 x jährlich. Spannende Einblicke in die Arbeit der Diakonie Münster und ihre Themen
2014/2015
Seitenthema 1
Blickpunkt:
Vielfalt in der
Diakonie
Einblicke
Die Zeitschrift der Diakonie Münster
Weitere Themen
70 Jahre Martin-Luther-Haus
Was braucht meine Seele?
2 Einblicke 2014/2015 Vorwort
Vorwort
Vorwort 3
Ulrich Schülbe
Vorstand
Diakonie Münster e.V.
Liebe Leserinnen und Leser,
Im vergangenen Jahr bin ich von Südwestfalen ins westliche Münsterland gezogen. Hausrat zusammengepackt,
Überflüssiges wegschmeißen, Altes neu entdecken.
Beim Sortieren fiel mir meine Konfirmationsurkunde von
1971 in die Hände, Römer 15, Vers 7 „Nehmt einander
an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“
als die Christen, die aus der jüdischen Tradition
stammten. Vielleicht wurden zunächst die Argumente
noch recht zivilisiert ausgetauscht, aber das hatte bald
ein Ende. Die Gemeinde in Rom fing an, sich zu streiten.
Komisch wegen Essen, Trinken und Feiertagsregeln
sollte es zu Auseinandersetzungen kommen?
Text zur Kenntnis nehmen, Konfirmationsfoto mit allen
Mitkonfirmandinnen und -konfirmanden anschauen,
schmunzeln über die kuriosen Frisuren und die verrückten Anzüge der Jungen und Kostüme der Mädchen.
Kenne ich noch alle? Jawohl! Was mir damals wohl
durch den Kopf gegangen ist, als ich diesen Konfirmationsspruch gewählt habe? Er war 1971 Jahreslosung.
Und nun, 44 Jahre später, wieder.
Ja, denn hinter diesen Gepflogenheiten stecken tief verwurzelte und empfundene Wertmaßstäbe. Es sind halt
eben nicht nur „Äußerlichkeiten“. Die Auseinandersetzung gilt einerseits der „Macht der Gewohnheit“ und
andererseits dem Kerngedanken christlich-jüdischer Tradition: der Gottesebenbildlichkeit des Menschen und
dem Grundsatz, dass alle Menschen gleich viel wert
seien. Konflikte können so schnell eskalieren, damals wie
heute. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen mit
unterschiedlichen Biographien werden sich auch in der
Kirche und in diakonischen Organisationen begegnen
und aneinander reiben. Und in vielem, an dem man sich
reibt, wird es um Geschmacksfragen gehen.
Geschmacksfragen deshalb, weil wir damit oft viel mehr
verbinden und empfinden als der andere, der anders
denkt und handelt. Das macht die Diskussion oft schwer.
Paulus schreibt seinen Brief aus römischem Arrest. Rom
ist ein Schmelztiegel der unterschiedlichen Nationalitäten, Kulturen, religiöser Kulte und die junge christliche
Gemeinde in Rom bildet ebenfalls einen solchen
Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen. Es kann nicht
überraschen, dass diese Unterschiedlichkeit auch in
gemeindlichen Zusammenhängen zum Streit führte.
Welche Feiertage soll man halten, welches Essen darf
man essen und welche Getränke zu sich nehmen? Diejenigen Christen, die aus einem heidnischen Hintergrund
kamen, haben darüber andere Vorstellungen entwickelt
Paulus sagt im Römerbrief auf die bitter umkämpften
Fragen in Römer 14, Vers 17 „Das Reich Gottes ist nicht
Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Frieden
und Freude in dem Heiligen Geist.“ Und er gibt zwei
Verse später die Richtung an: „Lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.“ Deshalb soll man den anderen hoch achten und
Rücksicht auf ihn nehmen. Es geht bei Auseinandersetzung im Reich Gottes eben nicht nur ums Recht haben,
sondern es geht darum, in klärenden Prozessen immer
auf das Lob Gottes hin zu streben.
Jesus hat mich angenommen, wie ich bin. Er lädt mich
an seinen Abendmahlstisch zum Essen und Trinken und
Feiern. Der Grund ist seine Gnade. Aber Jesus lädt nicht
nur mich an seinen Tisch, sondern auch viele andere.
Und das heißt, Jesus möchte eine bunte Familie und
Vielfältigkeit (Diversity). Es ist eben normal, verschieden
zu sein. Wo Jesus herrscht, da sollen wir uns einander
annehmen. In der Gemeinde Jesu soll es keinen Unterschied geben zwischen Arm und Reich, Juden oder Griechen (Gal. 3,28).
So wünsche ich allen unterschiedlichen Leserinnen und
Lesern unserer Einblicke 2014 ganz vielfältige und unterschiedliche Eindrücke und Anregungen. Und wenn es
gut geht, soll aus den neuen Erfahrungen ein Lob Gottes
entstehen.
Ulrich Schülbe
4 Einblicke 2014/2015
Inhalt 5
70 Jahre
Martin-LutherHaus
Blickpunkt:
Vielfalt in der
Diakonie
ab Seite 8
Vielfalt in der Diakonie
Ulrich Schülbe über unterschiedliche Fähigkeiten
und Talente der Menschen in Diakonie und Kirche
9
Wertschätzung entwickeln
Ulrich Watermeyer über die Verschiedenartigkeit
von Menschen in unseren Einrichtungen
13
Beratungsvielfalt
Marion Kahn über das neue Angebot DiaConsult
15
Aus der Praxis
Aus aller Welt willkommen
Was wären wir ohne sie?
Vorhang auf: Die Bühnenflitzer
Innovationsralley für Austausch und Projektideen
Diversität im Grundschulalltag
Und zum Dank ein halbes Huhn
Bunte Vielfalt erlebt
Von der Diakonie Münster zur Botschaft
der Republik Namibia
Pfarrer Johannes Schildmann:
Die interkulturelle Öffnung der Diakonie
Martin Schofer:
Ältere in Münster – Vielfalt durch Unterschiede
Professor Dr. Thomas Zippert:
Unser theologisch-diakonisches Profil in einer
zunehmend pluralen Gesellschaft. Welche Beiträge
kann hierzu die Fachhochschule der Diakonie leisten?
Aus den Einrichtungen
Diakoniestation
Neue Fahrzeuge für die Diakoniestation
Sie lebt für die Pflege
Stationäre Seniorendienste
Handorfer Hof: Antwort auf hohe Nachfrage
Geschichte des Martin-Luther-Hauses
Carsten Wähning gewinnt Ausbildungsförderpreis
Azubi-Ehrenamtstag am Matthias-Claudius-Haus
Kinder-, Jugend- und Familiendienste
Hand in Hand
Beratungs- und BildungsCentrum
Immer wieder mittwochs: Mutter-Kind-Gruppe
Lilli sagt Danke
EU-Projekt: Bildung für alle
Seite 50
Hand in Hand
Seite 57
16
16
17
19
21
22
24
Neue Rubrik:
Für die Seele
Kooperationspartner
Kleine Geschichte des Johannes-Hospizes
Orte von Fremde und Liebe
Seite 62
26
Für die Seele
Was braucht meine Seele
Ein Tag für Erholung und Begegnung
Gottesdienste für Mitarbeitende
30
Aus der Diakonie Münster
Datenverarbeitung mit neuem Partner
Mitgliederversammlung
Verabschiedung von Heinz-Werner Dellwig
34
36
36
31
Diakoniestiftung:
Mitmachen – Spenden – Stiften
69
28
(Der Zeitschrift liegt ein Spenden-Überweisungsträger bei)
Mitarbeiterumfrage
34
Rubriken
Vorwort
Rundschau
Jubiläen 2015
Im Profil: Jasmin Mahdavi
Das Blaue Brett
Zum Schluss
Unsere
neue Rubrik:
KooperationS
partner
Unsere
neue Rubrik:
Für die
Seele
39
40
42
44
47
48
50
52
54
55
57
59
61
62
63
2
6
64
68
71
72
Impressum
Einblicke 2014/2015
Die Zeitschrift der
Diakonie Münster (DM)
Herausgeber
Ulrich Schülbe
Vorstand
Diakonie Münster e.V.
Redaktion / V.i.S.d.P. / Kontakt
Annette Müller
Sekretärin des Vorstands
Diakonie Münster e.V.
Fliednerstraße 15, 48149 Münster
Tel: 02 51. 89 09 11
Fax: 02 51. 89 09 32
[email protected]
Redaktion / V.i.S.d.P. / Kontakt
Bettina Zeidler-Wernhard
Öffentlichkeitsarbeit – Verwaltung
Diakonie Münster – Beratungsund BildungsCentrum GmbH
Hörsterplatz 2b, 48147 Münster
Tel: 02 51. 490 15 36
Fax: 02 51. 490 14 30
b.zeidler-wernhard@
diakonie-muenster.de
Fotonachweis
Sofern nicht im Innenteil benannt:
Mitarbeitende Diakonie Münster
Druck
Rademann Print Business Partner
Auflage 1200, Stand Januar 2015
Konzeption
Redaktion + müller mixed media
Gestaltung, Satz, Illustration
müller mixed media, Designbüro
www.muellermixedmedia.de
Hinweis
Die Zeitschrift der Diakonie Münster steht allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Diakonie
Münster für Beiträge und Mei-
nungsäußerungen offen. Anonyme
Beiträge werden nicht veröffentlicht. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
Die Inhalte der Zeitung werden
sorgfältig geprüft und nach bestem
Wissen erstellt. Vom Herausgeber
kann jedoch keinerlei Gewähr für
die Korrektheit, Vollständigkeit,
Aktualität oder Qualität der bereit-
gestellten Informationen übernommen werden. Haftungsansprüche gegen den Herausgeber,
die sich auf Schäden materieller
oder ideeller Art beziehen, die
durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger
Informationen verursacht wur-
den, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln nicht unbedingt
die Meinung des Herausgebers
wider.
6 Einblicke 2014/2015 Rundschau
Rundschau 7
Ev. Frauenhilfe
Vorstandswechsel
Dankeschön an Frauenhilfe
Zum sechsten Mal beim
Münster-Marathon
Viele Helferinnen der Ev. Frauenhilfe auf dem Weihnachtsmarkt der Wohlfahrtsverbände und die Diakoniepresbyterinnen und Diakoniepresbyter des Ev. Kirchenkreises Münster hatten sich zum Dankeschön-Nachmittag der Diakonie Münster im Haus Simeon eingefunden. Festlich gedeckte Tische und eine DankeschönKarte hießen alle willkommen.
Die Jahreslosung „Gott nahe zu sein ist mein Glück“ –
Psalm 73,28 – stand im Mittelpunkt der Andacht von Ulrich Schülbe, Vorstand Diakonie Münster. Nach dem gemütlichen Kaffeetrinken gaben Marie-Luise Fuchs für die
Cafeteria und Erika Trenkler für den Basar einen Rückblick auf die Wochen im Advent und gleichzeitig Anregungen für den kommenden Weihnachtsmarkt.
Auch Ulrich Schülbe und Adelheid Hasenburg, Vorsitzende des Bezirksverbandes der Ev. Frauenhilfe im Kirchenkreis Münster fanden herzliche Dankesworte für alle
Beteiligten und überreichten den beiden Verantwortlichen einen Blumenstrauß.
Wieder waren unsere Mitarbeitenden der verschiedenen
diakonischen Einrichtungen beim Münster-Marathon
aktiv. Reihe hinten, v. li.: Leona Witte, Heinz-Werner
Dellwig, Stefan Hirtsiefer, Ulrich Schülbe, Jürgen Brünen; Reihe vorne, v. li.: Dalisay Utzel, Agnieska Bösel,
Daniela Reker-Kühn, Ellen Ritter
el
ren Haussammlungen
Je nach Region variieren
mlungsjahr 2010
akonische Arbeit der
akonische Aufgaben (zum
enioren- und Kinderfreizeiten
el werden von den örtlichen
stützung diakonischer
0 Euro).
Für…
Liebe Gemeindeglieder!
Das ist für manchen
für Borussia? Für Köln oder für Gladbach?
Wofür bist du: Für Schalke oder
Fußball geht es nicht um
Lebensfrage. Man sagt ja, beim
eine Glaubensfrage und damit eine
Leben und Tod, da geht es um mehr…
sten Giovanni di
auf Wesentliches. Die beiden Spitzenjournali
Tatsächlich zielt die Wofür-Frage
den Titel
ein neues Buch geschrieben. Es trägt
Lorenzo und Axel Hacke haben gemeinsam
glaubst du eigentwie: An welche grundlegenden Werte
„Wofür stehst Du?“ Es geht um Fragen
wichtig in diesem Land?
um uns alle geht? Was ist wirklich
du?
lich, wenn es nicht um dich, sondern
dich einzusetzen? Kurz: Wofür stehst
bereit,
du
bist
Gemeinschaft
der
Für welche Ziele
die Wofür-Frage.
Diakoniesammlungen 2011, stellt
Auch „für“, das kurze Leitwort der
christlich begründete Hilfe,
steht als Markenzeichen für eine
Wofür steht die Diakonie? Diakonie
in der pflegeMitarbeitenden qualifiziert und wirksam
die von hauptamtlich und ehrenamtlich
auf Hilfe
geleistet wird, die aus vielerlei Gründen
rischen und sozialen Arbeit an Menschen
angewiesen sind.
benötigen,
die Rat und Hilfe, Trost und Hoffnung
Der Einsatz der Diakonie für Menschen,
Ihrer Spende bei der
und finanzielle Unterstützung. Mit
braucht persönliches Engagement
Sie stehen.
– ein kleines Stück weit zeigen, wofür
Herbstsammlung können Sie – auch
„Was ihr für einen
meiner geringsten
Brüder getan habt,
das habt ihr mir
getan!“ Matthäus 25, 40
Mit freundlichen Grüßen
n
www.diakonie-rwl.de/sammlunge
ahmen gefördert: innovative
emeinden, Projekte der
ür Abhängige, die Arbeit in
ationsdiensten, die Aktion
Pfarrer Professor Dr. Uwe Becker
Werkes
Sprecher des Vorstandes des Diakonischen
e.V.
der Evangelischen Kirche im Rheinland
Herbstsammlung
Sommerund Adventssammlung
„für“ Menschen in sozialen
Notlagen
Im Namen des Vorstandes der Diakonie Münster dankte
Pfarrer Karl H. Köster den Sammlerinnen und Sammlern
für ihre unverzichtbare Arbeit. Stellvertretend dankte er
auch im Namen all derer, denen die gespendeten
Beträge zugutekommen. Zweimal im Jahr gehen die
Sammlerinnen und Sammler in ihren Kirchengemeinden
von Haus zu Haus und bitten die Menschen ganz persönlich um ihre Unterstützung für die vielfältige Arbeit
der Diakonie. Viele tun diesen wertvollen ehrenamtlichen Dienst schon seit Jahren, manche gar seit Jahrzehnten. Mit einem Blick in die Zukunft verbanden die
Sammlerinnen und Sammler einen deutlichen Wunsch,
denn die Zahl der Menschen in sozialen Notlagen steigt,
die Aufgaben der Diakonie werden immer vielfältiger –
und für all dies braucht es sowohl Geld als auch Menschen, die bereit sind, diesen wertvollen Dienst zu tun.
Mitarbeiterfest
Neuer Vorstand in der
Diakonie Münster
Stimmungsvolles Mitarbeiterfest in der Friedenskapelle
Von links: Heinz-Werner Dellwig, 2. Vorsitzender des
Verwaltungsrates; Marion Kahn, Geschäftsführerin der
Kinder-, Jugend- und Familiendienste und des Beratungs- und BildungsCentrums; Ulrich Schülbe, Vorstand;
Ulrich Watermeyer, Geschäftsführer der Ambulanten
und Stationären Seniorendienste sowie Superintendentin
Meike Friedrich, 1. Vorsitzende des Verwaltungsrates
Von links: Ulrich Schülbe, Vorstand; Johanna Wieskamp
(25 J.); Gunther Braun (30 J.); Werner Gerwinat (35 J.);
Monika Hinze (35 J.); Sabine Kraka (30 J.); Annemarie
Kämper (25 J.); Ingrid Kiewit (25J.); Jürgen Eckert (25 J.)
Mit einem Gottesdienst in der Apostelkirche und einem
anschließenden Empfang im Bonhoefferhaus wurde der
neue Vorstand der Diakonie Münster – Ulrich Schülbe –
im April 2014 unter Beteiligung zahlreicher Mitarbeitender der Diakonie sowie Gästen aus Kirche und Gesellschaft offiziell in sein Amt eingeführt.
Schülbe, Diplom-Sozialpädagoge, M. A. Diakoniewissenschaften, Dipl. Supervisor sowie Betriebswirt, hatte sich
unter einer großen Bewerberzahl durchgesetzt und
kommt seinen Aufgaben bereits seit dem 01. Oktober
2013 nach.
Vorstand und Geschäftsführungen der Diakonie Münster
dankten mit ihrer Einladung zum Mitarbeiterfest allen
Gästen für ihr Engagement und die geleistete gute
Arbeit. Der Abend startete mit einer Andacht, es folgte
die Verabschiedung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Hamer und die Ehrungen langjähriger Mitarbeitender. Nach einer Stärkung am reichhaltigen Buffet sorgte Christoph Tiemann mit pointiertem
politischen Kabarett und versierter Parodie für gute
Unterhaltung. Schnell füllte DJ Lars mit seiner Musik die
Tanzfläche, bis schließlich die letzten Gäste weit nach
Mitternacht zufrieden den Heimweg antraten.
Ulrich Schülbe sprach den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seinen herzlichen Dank aus für ihr Engagement
und Ihren Einsatz für die Diakonie Münster und überreichte den Jubilaren das goldene Kronenkreuz als
höchste Auszeichnung der Diakonie für langjährige
hauptamtliche Arbeit.
8 Einblicke
Einblicke
2014/2015
2014/2015
Blickpunkt:
BlickpunktVielfalt
Diversityin der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 9
Leitartikel
Vielfalt in der Diakonie
Unterschiedliche Fähigkeiten und Talente
der Menschen in Diakonie und Kirche
fördern Innovation und kreative Lösungen.
Meine erste Berührung mit dem Thema Diversity hatte
ich vor einigen Jahren. Ein renommierter Bildungsträger
bot einen Workshop an zu dem Thema „Diversity: Interkulturelle Kommunikation“. Als ein an Organisationsdynamik und Interaktionsstruktur interessierter Zeitgenosse
hat mich die Ausschreibung angesprochen und ich habe
an der Veranstaltung teilgenommen.
Interkulturelle Kommunikation
Der Hauptreferent: ein Engländer, der als Diplomatensohn in Kenia aufgewachsen war, Psychologie in Amerika studiert hatte, mit einer deutschen Frau verheiratet
und nun in einem großen internationalen Mineralölkonzern tätig war als „Diversity-Trainer“. Der Trainer konfrontierte uns als Workshopteilnehmer mit einem Praxisbeispiel aus seinem Arbeitsumfeld, das ich hier aufgreifen
will – allerdings in einer von mir nun abgewandelten
Weise mit Bezug auf einen uns bekannten organisatorischen Hintergrund. Das Eingangsbeispiel klingt, mit
kleinen Zuspitzungen, dann so:
Stellen Sie sich also vor, Sie sind Heimleiter/in einer diakonischen Organisation (z.B. eines Seniorenheimes)
irgendwo in Deutschland. In Ihrer Freizeit engagieren Sie
sich ehrenamtlich in einer Kirchengemeinde und Ihre
berufliche Biographie ist klassisch verlaufen: Krankenoder Altenpflegeausbildung, Weiterbildung zur Stationsund Heimleitung. Sie sind verheiratet. Vereinbarkeit von
Familie und Beruf ist für Sie ein hoher Wert.
Ihre Pflegedienstleitung ist 20 Jahre jünger als Sie und
hat an einer Fachhochschule Pflegewissenschaft und
Sozialmanagement studiert. Sie beherrscht, im Gegensatz zu Ihnen, die ganze Bandbreite rechnergestützter
Kommunikation und Organisation.
Ihr Qualitätsmanagementbeauftragter ist mit der Hälfte
seiner Arbeitszeit in der Verwaltung tätig, pflegerische
Tätigkeiten sind ihm fremd.
Die Stationsleitungen, mit denen Sie zusammenarbeiten,
bestehen etwa zur Hälfte aus Mitarbeitenden ohne
deutschsprachigen Hintergrund, die Fach- und Hilfskräfte Ihrer Einrichtung repräsentieren ein buntes
Gemisch aus verschiedenen pflegerischen Qualifikationen und Nationalitäten.
Die Hauswirtschaftskräfte, die für den Service und die
Raumpflege zuständig sind, kommen aus unterschiedlichen familiären Bezügen, die darin zusammengefasst
sind, dass eine hohe private Verantwortung für die Aufrechterhaltung der jeweiligen Familiensysteme auf den
jeweiligen Mitarbeiterinnen lastet. Flexible Dienstplanung ist daher nur eingeschränkt möglich. Der Mitarbeiter im Sozialdienst ist auch Vorsitzender der Mitarbeitervertretung und ein profunder Kritiker der laufenden
Dienstplangestaltung. Eine Grippewelle ist im Anzug,
mittlerweile sind schon fünfzehn Prozent der Klienten
und Klientinnen erkrankt und bedürfen einer besonderen
Beachtung, obendrein sind rund zehn Prozent Ihrer
Stammmitarbeiter ebenfalls im Krankenstand, zwei
10 Einblicke 2014/2015
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt
Blickpunkt
in der Diakonie
Diversity 11
davon sind Nachtwachen. Eine Mitarbeiterin hat
gerade den Erziehungsurlaub angetreten, der Personalersatz dafür fängt erst in drei Wochen an. Die Hauswirtschaftsleitung ist in Urlaub.
Aufgabe: Entwickeln Sie ein Kommunikationskonzept,
mit dieser Krisensituation umzugehen unter der besonderen Berücksichtigung der kulturellen, familiären, politischen, arbeitsrechtlichen und kundenorientierten
Besonderheiten der jeweiligen Interessengruppe in diesem Arbeitsfeld. Beachten Sie dabei die besonderen
Voraussetzungen und Vorgaben zur Aufrechterhaltung
einer diakonischen Kultur bzw. eines diakonischen Leitbildes.Sonst noch Fragen? Nein?!
Viele Lösungen – ein Ziel
Die Herausforderung ist klar – es wird keine einfach lineare Konfliktlösungsstrategie geben. Der Weg zur Lösung
des Problems ist, dass ich wahrscheinlich fünf oder vielleicht acht Lösungen brauche; aber ein Ziel.
Ich habe in diesem Workshop viel diskutiert und gelernt
über den Umgang mit kulturellen Besonderheiten der
jeweiligen Nationalitäten und Ethnien, die in multinationalen Teams zur Kooperation verpflichtet sind. Was mir
vor zwanzig Jahren noch relativ exotisch und im industriellen Bereich gut vorstellbar erschien, ist mittlerweile
berufliche Realität in fast allen Branchen in Deutschland.
Auch in der Sozialwirtschaft sind diakonische Organisationen da nicht ausgeschlossen.
Konferenz in Berlin
Im letzten Herbst fand in Berlin zum dritten Mal eine
Konferenz rund um das Thema Diversity Management
statt. Es haben sich etwa 300 Personen aus den
Bereichen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammengefunden. Im Mittelpunkt standen praktische Erfahrungen aus den Unternehmen. Im Sinne eines best practice Konzeptes warfen die Referenten und die Teilnehmer
des Workshops einen offenen Blick auf die Herausforderungen, die sich in dem Feld einer interkulturellen Mitarbeiterschaft ergeben und präsentierten Lösungsansätze.
Ziel der Konferenz war es, Anregungen und Instrumente
für die konkrete Umsetzung von Diversity im Alltag zu
präsentieren.
Eine der vorgestellten und favorisierten Methoden, die in
der Praxis am besten zu funktionieren scheinen, war das
so genannte „storytelling“ – auf Deutsch: Geschichten
erzählen; auf Diakonisch: Gleichnisse erzählen.
Auf der Grundlage von persönlichen Erfahrungen oder
guten Praxisbeispielen, also über das Geschichten erzählen, sollen einer heterogenen Gruppe von Menschen
sowohl ein bestimmtes Problembewusstsein, aber auch
Impulse vermittelt werden, die neue Denkräume öffnen
für Lösungswege in Arbeitssituationen. Negativbeispiele
fallen einem ja immer schnell ein. Es macht also richtig
Arbeit, gute Beispiele (Geschichten) zu suchen und zu
finden und dann auch situationsbezogen gut zu vermitteln.
Ich glaube, dass wir gerade als diakonische Organisation
auf eine Fülle von Geschichten aus der kirchlichen-diakonischen Tradition heraus mit biblischen Inhalten Bezug
nehmen könnten, um den aktuellen und modernen
Herausforderungen des ökonomischen Diktates unserer
Arbeitswelt Rechnung tragen zu können.
Dabei möchte ich auch den Blick darauf lenken, dass das
Thema "Diversity" neben allen kulturellen, ethnischen
und religiösen Aspekten vor allem auf die Vielfalt der einzelnen Persönlichkeiten verweist.
Wir sind Geschöpfe Gottes und von Gott persönlich und
einzigartig begabt. Dazu kommt, dass der Geist Gottes
uns noch die ganz praktischen christlichen Gaben der
Nächstenliebe, Freundlichkeit, Güte, Barmherzigkeit,
Gastfreundschaft usw. schenken möchte. Diese Gaben
und Ressourcen prägen dann die Persönlichkeit, sie wollen gesehen und ernstgenommen werden, wollen aber
auch eingebracht werden.
In der Vergangenheit mag das oft so gewesen sein, dass
aus bestimmten Traditionen heraus, diese Art von Vielfalt
leider nicht immer so zugelassen wurde, wie es möglich
gewesen wäre. Sicher müssen in Organisationen auch
bestimmte Spielregeln eingehalten werden. Dennoch:
Wer sich nun doch noch gedanklich mit dem oben skizzierten Praxisbeispiel (das nicht wirklich an den Haaren
herbeigezogen ist) auseinandersetzt wird gar nicht
umhinkommen, Lösungen zu suchen jenseits gängiger
und formaler Veränderungsstrategien.
Diversity und Kultur
Die Universität Münster hat in diesem Jahr ein Referat
unter dem Arbeitstitel „Diversity und Kultur“ eingerichtet. Den Initiatoren geht es darum, den verschiedenen
Strömungen der universitären Vielfalt gerecht zu werden.
Das Referat will sich für die Verständigung und den Austausch über Kulturgrenzen hinweg einsetzen. Dabei wird
in den Blick genommen, dass es eine Vielfalt von Merkmalen gibt, die Menschen beeinträchtigen oder ausgrenzen können, wie Hautfarbe, Religionszugehörigkeit,
Geschlecht, etc. Ziel des Referates soll es sein, alle Formen von Diskriminierung (ethnisch, religiös, rassistisch,
sexuell, kulturell, geistig, usw.) zu bewältigen und die
Gleichberechtigung und Chancengleichheit aller Menschen in den Vordergrund zu stellen.
Eine weitere wichtige Säule soll die Förderung von kulturellen Angeboten sein. Dabei sollen alle kulturellen Ausdrucksformen im Bereich von Kunst, Musik, Literatur,
Theater, Tanz und anderer kreativer Ausdrucksformen zu
einem breiten Angebot zusammengefasst werden.
Die Vielfalt unserer modernen Gesellschaft - beeinflusst
durch die Globalisierung und den demografischen Wandel - prägt das Leben in Deutschland. Wir können organisatorisch nur erfolgreich handeln, wenn wir diese vorhandene Vielfalt erkennen und auch nutzen.
Das betrifft auch die Vielfalt in unserer Dienstgemeinschaft in Diakonie und Kirche. Und dies betrifft ebenso
die vielfältigen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden sowie unserer Geschäftspartner. In der Vielfalt
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Talenten liegen die zukünftigen Innovationen und kreativen Lösungen für die
Herausforderungen unseres organisatorischen Alltages.
Es muss darum unser Ziel sein, ein Arbeitsumfeld zu
schaffen, das frei von Vorurteilen und Berührungsängsten ist. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion, Weltanschauung,
Behinderung, Alter und Bildung. Wir müssen erkennen,
dass in der Akzeptanz und Förderung dieser vielfältigen
Potentiale ökonomische Vorteile für unsere Organisation
liegen. Anderseits ist kritisch darauf hinzuweisen, dass
die Ökonomisierung sozialer Dienstleistungen mittlerweile durch gesetzgeberische und ordnungspolitische
Regularien eine geradezu drückende Dynamik erfahren
hat.
In den vergangenen Monaten haben wir in unterschiedlichen Gesprächsrunden an dem Thema „Planung und
Umsetzung einer Diakoniekultur“ in der Diakonie Münster gearbeitet. Dabei haben wir drei Themenfelder identifiziert, in denen wir zukünftig verstärkt tätig sein wollen.
Dies sind erstens unsere Mitarbeiterschaft und die
12 Einblicke 2014/2015
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 13
Zum Thema
Leitungskräfte, zweitens die Kirchengemeinden und
kirchlichen Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten und drittens das Unternehmen selbst, die Diakonie Münster mit ihren Gremien, Kuratorien, Mitgliederversammlung, Verwaltungsrat, Kooperationspartnern
und sonstige Interessengruppen, die im Fokus unseres
Strebens stehen „unsere“ Diakoniekultur zum Thema zu
machen.
Wertschätzung entwickeln
Die Verschiedenartigkeit der Menschen
bereichert unsere Einrichtungen
Ziel unserer Bestrebungen zur Umsetzung unserer Vorstellungen einer angemessenen Diakoniekultur sollte es
sein, gegenseitigen Respekt und Wertschätzung jeder
und jedes Einzelnen zu fördern. Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Vorgesetzte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unsere diakonischen Werte
erkennen, teilen und leben. Wir nehmen dabei Bezug auf
unser Leitbild und biblisch auf das Doppelgebot der
Liebe: „Du sollst Gott deinen Herr lieben, von ganzem
Herzen, ganzer Selle und ganzem Gemüt und deinen
Nächsten wie dich selbst.“ Dabei kommt den Führungskräften und Vorgesetzten eine besondere Verpflichtung
zu. Durch die Einführung unseres „Geordneten Mitarbeiter-Gespräches“ (GeMAG) wollen wir unsere Personalentwicklungsprozesse befördern und den verschiedenen
Fähigkeiten und Talenten unserer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, aber auch unserem Leistungsanspruch
gerecht werden.
In der ersten Ausgabe unserer Hauszeitung der vier stationären Seniorenzentren in diesem Jahr haben wir uns
mit dem Thema Migration beschäftigt. In zahlreichen
lesenswerten Beiträgen haben Bewohnerinnen und
Bewohner sowie Mitarbeitende ihre Erlebnisse, Standpunkte und Sichtweisen dazu erzählt. Ihre sehr persönlichen Berichte schildern eindrückliche Erfahrungen und
Erlebnisse, und es wird deutlich, welch eine Bereicherung die unterschiedlichen Menschen für unsere Einrichtungen darstellen. Der Anteil der Bewohnerinnen und
Bewohner ausländischer Herkunft steigt an, und auch
die Zahl der Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund
nimmt stark zu. Und immer wieder stoßen wir auch auf
Vorurteile und Ressentiments, die ernst genommen und
offen kommuniziert werden müssen.
Wir müssen die Vielfalt der gesellschaftlichen Realitäten innerhalb und außerhalb unserer Organisation
anerkennen und die darin liegenden Potentiale wertschätzen und für die Diakonie Münster gewinnbringend
entwickeln.
Wir wollen uns weiterentwickeln, so dass unsere Aktivitäten für die Förderung der Vielfalt und die Wertschätzung von Mitarbeitenden auch in Geschichten ihren Niederschlag finden, die uns weiter voran bringen und dann
auch erzählt werden können.
Ich wünsche uns die Überzeugung, dass gelebte Vielfalt
und Achtung dieser Vielfalt eine positive Auswirkung auf
die Diakonie Münster haben wird. Im Gleichnis gesprochen, mit Worten des Apostels und Sehers Johannes
aus dem letzten Buch der Bibel – der Offenbarung (Kapitel 7, 9 ff) mit den Johannes eine „Neue Welt Gottes“,
Ulrich Watermeyer
ist Geschäftsführer
der Stationären
Seniorendienste und
der Diakoniestation.
also den Himmel beschreibt – „…ich sah eine riesige
Menschenmenge aus allen Stämmen und Völkern, Menschen aller Sprachen und Kulturen. Es waren so viele,
dass niemand sie zählen konnte. Sie standen in weißen
Gewändern vor dem Thron (Gottes) … (und) der auf dem
Thron saß spannt sein Zelt über ihnen, …. und (...) wird
ihnen (dann) alle Tränen von ihren Augen wischen.“
Ulrich Schülbe, Vorstand
Diversität bedeutet aber mehr als multikulturelles
Zusammentreffen. In der deutschen Wirtschaft und
Gesellschaft wird es genutzt für die Unterscheidung und
Anerkennung von Gruppen- und individuellen Merkmalen. Folgende Dimensionen werden dabei berücksichtigt:
Kultur, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung und Religion (nähere Informationen unter www.
charta-der-vielfalt.de).
Wird Diversität im Unternehmen als Wert benannt und
gelebt, kann die soziale Vielfalt konstruktiv genutzt werden. Mit dieser erweiterten Sichtweise wird unser Blick
auf die Individualität der Menschen in der Diakonie
gelenkt. An dieser Stelle sollen in aller Kürze drei Dimen-
sionen der Diversität, so wie wir sie in unseren Einrichtungen erleben, umrissen werden: Geschlecht, Religion
und Alter.
Geschlecht
„Die Pflege ist weiblich“ wird noch immer konstatiert.
Stimmt, denn immerhin beträgt der Anteil der Frauen an
der Gesamtmitarbeiterschaft bei den Stationären Seniorendiensten und in der Diakoniestation rund 85%. Die
Gründe hierfür sind mannigfaltig. Vielfach wird Frauen
eine höhere soziale Kompetenz zugeschrieben. Oft sind
es jedoch auch familiäre Gründe, die Frauen zwingen,
eine Teilzeitstelle in einer unserer Einrichtungen zu
ergreifen. Doch in den letzten Jahren beobachte ich,
dass mehr Männer eine pflegerische Ausbildung ergreifen. Für die Zusammenarbeit im Team ist es immer förderlich, wenn Männer und Frauen zusammen arbeiten.
Ich hoffe, dass der Männeranteil in unseren Einrichtungen weiter steigen wird.
Religion
„Haben Sie eine Konfession?“ lautet eine Frage im Vorstellungsgespräch. Wir sind eine evangelische Einrichtung. Deshalb ist die christliche Haltung unserer Mitarbeitenden eine Voraussetzung für das Arbeiten bei der
Diakonie. Doch zunehmend betreuen und begleiten wir
in unseren Einrichtungen und in der ambulanten Pflege
Menschen mit anderen religiösen Hintergründen.
Das führt dazu, dass wir in den Einrichtungen auf die
Bedürfnisse und Gewohnheiten (kulturelle/religiöse
14 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 15
Zum Thema
Marion Kahn ist
Geschäftsführerin
des Beratungs- und
BildungsCentrums
und der Kinder-,
Jugend- und
Familiendienste.
Beratungsvielfalt
Ausweitung unseres Profils
mit DiaConsult – wir können auch
Unternehmen!
Gepflogenheiten und Regeln) der Menschen anderer
Religionsgemeinschaften eingehen müssen. Auch hier
erleben wir das überwiegend als eine Bereicherung.
Gerade setzen wir uns intensiv mit der Einstellung von
Mitarbeitenden, die einer anderen Religion angehören,
auseinander.
Alter
Das Durchschnittsalter in unseren Einrichtungen bei den
Mitarbeitenden liegt bei ca. 45 Jahren. Der Anteil der
älteren Arbeitnehmer ist kontinuierlich gewachsen. Im
gleichen Zuge stellen wir jedes Jahr 10 Schülerinnen und
Schüler ein, die überwiegend zwischen 20 und 30 Jahre
alt sind. Wir hoffen so, dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen. Daneben sind wir froh, dass die
erfahrenen, älteren Mitarbeitenden ihre Kenntnisse an
die jüngere Generation weitergeben. Es zeigt sich immer
wieder, dass Mitarbeitende in zunehmendem Alter sehr
wohl noch äußerst leistungsfähig sind. Gerade in der
letzten Woche haben wir in einer Senioreneinrichtung
einen Pflegemitarbeiter eingestellt, der 60 Jahre alt ist.
Unsere Aufgabe wird es sein, für alle Mitarbeitenden
individuell abgestimmte Leistungsprofile zu entwickeln,
die ihren jeweiligen Fähigkeiten entsprechen.
Das Diversity-Management stellt eine Unternehmensstrategie dar, die den Menschen in seiner Verschiedenartigkeit wertschätzt und ihm seinen Platz im Unternehmen gibt. Dies ist eine bedeutsame Führungsaufgabe,
die das Individuum in seinem Sein in den Mittelpunkt
jeglichen Denkens und Handelns stellt. Und genau das
ist die Grundlage unseres diakonischen Auftrages: Er
fordert uns täglich dazu auf, uns in den Dienst am Menschen zu stellen. Ulrich Watermeyer
Weitere Informationen zum Thema unter:
www.charta-der-vielfalt.de
Das Beratungs- und BildungsCentrum verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung und Begleitung von
Einzelpersonen und Familien. Mit der Ausweitung
unseres Profils haben wir bereits in den letzten Jahren
zunehmend Beratungs- und Bildungsangebote auch in
sozialen Institutionen und kirchlichen Einrichtungen
durchgeführt. Die Vielfalt der fachlichen und methodischen Kompetenzen ermöglicht es uns, unsere Angebote in einem eigenen Geschäftsfeld unter dem Namen
Dia Consult nun auf Unternehmen auszuweiten.
"Menschen stark machen für das Leben - privat
und am Arbeitsplatz"
Aus unserem Beratungsalltag wissen wir um die belastenden Problem- und Themenfelder im Berufsalltag.
Mitarbeitende aus dem Beratungs- und BildungsCentrum übertragen das fachliche Know how aus unseren
vielfältigen Themenfeldern zukünftig auch auf die
betriebliche Ebene. Durch diese Ausweitung unserer
Tätigkeitsfelder wollen wir versuchen, die Bedürfnisse
von Mitarbeitenden in Unternehmen und die betrieblichen Interessen besser in Einklang zu bringen. Unsere
fachlichen und methodischen Kompetenzen wollen wir
insbesondere einsetzen in den Bereichen:
Betriebliche Sozialberatung/Gesundheitsmanagement
Betriebsnachfolge in Familienunternehmen
Diversity Management – interkulturelle Öffnung
Qualitative betriebliche Prozessoptimierung.
In unserem neuen Geschäftsfeld, der DiaConsult, orientieren wir uns, wie in der Beratungs- und Bildungsarbeit,
an den ganz konkreten Bedingungen und Bedarfen
unseres Gegenübers. Wir halten keine pauschalen
Lösungen vor, sondern richten unsere Angebotsgestaltung individuell an dem Bedarf aus, den wir gemeinsam
in einem Vorgespräch mit den jeweiligen Unternehmen
ermitteln. Bei Interesse oder Nachfragen sprechen Sie
uns gerne an!
"Diversity" – Das Einlassen auf Vielfältigkeit und
Verschiedenheit lässt Neues gelingen!
In den Geschäftsbereichen der Kinder-, Jugend- und
Familiendienste sowie im Beratungs- und BildungsCentrum ist viel in Bewegung. Gerade in der Diversität
unserer Themenfelder liegt eine große Stärke. Die Vielfalt
unserer Angebote und die Verschiedenheit der fachlichen, methodischen und persönlichen Kompetenzen
unserer Mitarbeitenden ermöglicht es uns, auf sich verändernde gesellschaftliche Anforderungen und Notwendigkeiten flexibel und innovativ zu reagieren.
Mein Respekt und mein großer Dank gehen hierbei an
die Mitarbeitenden, die sich diesen fachlichen Herausforderungen stellen und die mit dem Blick auf die Menschen, für die wir zuständig sind, bekannte Pfade verlassen und Neues wagen! Marion Kahn
Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Nachtrag zum
Thema
Marion Kahn zur
Vielfalt in den Kinder-,
Jugend- und Familiendiensten und dem
Beratungs- und
BildungsCentrum.
„Diversity“ – in der Vielfältigkeit und Verschiedenheit liegt
die Stärke!
Die Bezeichnung „Diversity“ (Vielfalt und Unterschiedlichkeit) kann auf unterschiedliche Begrifflichkeiten
angewandt werden. An den kooperativen Schnittstellen
der Kinder-, Jugend- und Familiendienste (KJFD) und
des Beratungs- und BildungsCentrums (BBC) kann
anschaulich beobachtet werden, wie bereichernd fachliche und methodische Diversität sein können.
In den Kinder-, Jugend- und Familiendiensten
führen wir derzeit einen Prozess der Profilschärfung und
Neuausrichtung unserer Unterstützungsangebote für
Familien durch. Hierzu wollen wir die Jugendhilfeangebote der KJFD mit den Beratungs- und Bildungsangeboten des BBC zusammenbringen und in sich ergänzenden Kombinationen auf die Bedarfe von Familien
ausrichten.
Die Kinder-, Jugend- und Familiendienste (KJFD) sind
ein Komplexanbieter der Jugendhilfe. Als solcher verfügen wir über ein ausdifferenziertes Hilfeangebot an stationären, teilstationären und ambulanten Maßnahmen
für die Unterstützung von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Familien. Unsere Angebote
umfassen Wohngruppen für Kinder und Jugendliche,
betreute ambulante Wohnformen für junge Menschen,
Inobhutnahmeplätze für Jungen, Notschlafstellen für
junge Frauen und Männer, heilpädagogische Tagesgruppen für Kinder, sozialpädagogische Familienhilfen, Erziehungsbeistandschaften, ein Kinder- und Jugendzentrum
in Kombination mit Streetwork, die Jugendgerichtshilfe
und die Jugendhilfe an Schulen.
Auch das Beratungs- und BildungsCentrum kümmert sich mit seinen vielfältigen Beratungs- und Bildungsangeboten um die Unterstützung von Einzelpersonen und Familien. Insbesondere die Themenkomplexe
Frühe Hilfen, Schwangerschaft, Erziehung, Paarberatung, Migration, Wohnungsnot, Sucht, Schulden und
Gesundheit stellen hilfreiche Unterstützungsangebote
für Familien und einzelne Familienmitglieder dar.
Neben der allgemeinen Beratung und Begleitung in persönlichen Umbruch- und Veränderungsphasen oder in
Konflikt- und Krisensituationen werden im BBC auch
Workshops, Trainings sowie Fortbildungen für die persönliche, soziale oder berufliche Entwicklung durchgeführt.
FamilienKompetenzCentrum
Über beide Geschäftsbereiche hinweg wollen wir nun
unsere fachlichen Kompetenzen bündeln und unsere
vielfältigen Unterstützungsangebote und Maßnahmen
gemeinsam auf die Bedarfe der Familien ausrichten.
Kinder- und Jugendhilfe verstehen wir als Familienhilfe.
Damit entsprechende Unterstützungsangebote greifen
und nachhaltige Wirkung entfalten, müssen sie von der
gesamten Familie her gedacht und gestaltet werden.
„Familien stark machen für das Leben – damit
Erziehung gelingt“
So verschieden die Familien und ihr jeweiliger Unterstützungsbedarf sind, versuchen wir unsere Maßnahmen
auf das gesamte System Familie mit seinen jeweiligen
Familienmitgliedern und deren unterschiedlichen
Bedürfnissen auszurichten. Ergänzend werden Angebote von Kooperationspartnern eingebunden. Eine
interne Arbeitsgruppe erarbeitet derzeit das entsprechende fachliche Handlungskonzept. Zentrales Element
für die gelingende Steuerung der Hilfen „aus einer
Hand“ soll ein geschäftsbereichsübergreifendes Kompetenzteam sein.
Parallel erarbeiten wir ein Konzept zur zukünftigen Verortung des FamilienKompetenzCentrums. Neben der
Dezentralisierung von dafür geeigneten Angeboten,
wollen wir Kompetenzen und Ressourcen an einem Ort
bündeln. Hierüber wollen wir die Möglichkeit schaffen
umfassend, bedarfsorientiert und flexibel auf sich verändernde Bedarfe und Anforderungen fachlich reagieren
zu können.
Marion Kahn
16 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Aus der Praxis:
Multikulti
Aus der Praxis:
neuer Untertitel
Aus aller Welt
willkommen
Was wären wir
ohne sie?
Ja, der Begriff Multikulti gehört irgendwie zur heutigen
Zeit, möchte man meinen. Aber nur in die heutige Zeit?
Wenn man sich die Geschichte des Martin-LutherHauses vor Augen führt, kommt man vielleicht zu einem
„Nein, das gibt es schon länger“. Das Martin-LutherHaus beherbergte bei Gründung Menschen aller Altersstufen, die der Krieg nach Münster brachte. Es waren
vielleicht nicht Menschen verschiedener Nationen, aber
doch Menschen, die aus verschiedenen Landesteilen mit
unterschiedlichem kulturellen Hintergrund kriegsbedingt
zusammen kamen, viele davon aus dem Osten. Viele fanden hier ein neues Zuhause.
Heutzutage beherbergt das Martin-Luther-Haus Menschen verschiedener Nationen und es sind Menschen
aus mehr als zehn Nationen im Martin-Luther-Haus
beschäftigt. Oft waren wirtschaftliche Aspekte der Grund
dieser „Gemischtheit“, aber auch die einfache Möglichkeit des Reisens.
Diesen Aspekt möchte ich im Sinne der Personalakquise in den Focus rücken. Denn wie wir wissen, wird
es immer schwieriger, Mitarbeitende für unsere Arbeit
zu gewinnen. Immer wieder fahren wir gerne in den
Urlaub, in den sonnigen Süden, aber auch in andere
Länder. Es ist einfach interessant, die Gegebenheiten
eines fremden Landes kennen zu lernen, sich mit der
Mentalität und den Gepflogenheiten der dort lebenden
Menschen auseinander zu setzen und mehr über Kultur und deren Gesetze zu erfahren. Auch die Auseinandersetzung mit der Sprache stellt eine gewisse Herausforderung dar. Man genießt und spürt, wie sich
die Menschen in ihrer Heimat wohl fühlen – ihre Gastfreundschaft wird oft von der schönsten Seite gezeigt.
Zusammen im Martin-Luther-Haus
Menschen folgender EU-Nationen beschäftigt das Martin-Luther-Haus heute: Griechenland, Niederlande, Kroatien, Spanien, Portugal, Polen, Russland, Vereinigtes
Königreich. Einige Mitarbeiter kommen aus noch entfernteren Ländern: Brasilien, Argentinien, Kasachstan,
Nordkorea. Auch den Menschen mit einer fernen Heimat
wollen wir im Martin-Luther-Haus das Gefühl geben,
willkommen zu sein. Schließlich ist es auch das, was sie
unseren Bewohnern vermitteln sollen: sich geborgen
und zuhause fühlen zu können, auch wenn die Heimat
unter Umständen weit entfernt liegt.
Eva Kölbl, Heim- und Pflegedienstleitung
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 17
Bereicherung der Pflegeteams
Aber in der Auseinandersetzung wird man auch daran
erinnert, dass viele dieser Menschen gar nicht mehr in
ihrer Heimat leben. Sie sind beispielsweise nach
Deutschland umgesiedelt, um eine Familienzusammenführung zu betreiben oder aber um auch hier eine
Arbeitsstelle zu finden. Diese Menschen geben unter
Umständen eine Menge auf, worauf sie eigentlich gar
nicht verzichten möchten. Sie suchen eine bessere Lebensperspektive. Immer mehr Menschen, insbesondere aus dem osteuropäischen Raum, kommen zu uns
und bieten uns ihre Arbeitskraft an. Sie möchten mit
viel Engagement den Menschen helfen, die ohne Unterstützung nicht zurechtkommen. Oft ist diese Hilfsbereitschaft verbunden mit einem hohen Maß an
Fröhlichkeit und Freundlichkeit. Unter Ihnen sind viele,
Aus der Praxis:
Vielfalt auf der
Bühne
Vorhang auf: Die
Bühnenflitzer
die in ihrer Heimat schon eine Fachausbildung im Gesundheitswesen absolviert haben. Hier können sie ihre
Kenntnisse sehr hilfreich einbringen.
Ich bin nun schon über 30 Jahre im Dienste der Diakonie
tätig, habe immer wieder diese wunderbare Unterstützung erfahren und möchte sie auch in der Zukunft nicht
missen. Im Gegenteil – Was wären wir ohne sie?
Ein irischer Segensspruch, der mich ständig begleitet
und treffend für unsere Tätigkeit steht, lautet: „Möge bei
allem, was du tust, außer deinen Händen auch dein Herz
beteiligt sein“.
Multi-Kulti im Alltag
In der vergangenen Zeit durfte ich folgende Situation erleben: Ich ging an einem großen Mehrfamilienhaus vorbei, welches gerade renoviert wurde. Eine ganze Zeit
lang beobachtete ich eine Gruppe der 15 bis 20 Arbeiter
auf dem Gerüst, die sich interessiert und engagiert um
ihre Arbeit kümmerten – die Außenfassade wurde erneuert. Nicht einer der Anwesenden sprach Deutsch - sie unterhielten sich ausschließlich in einer fremden Sprache.
War wären wir ohne (S)ie!
Klaus Wienker, Heim- und Pflegedienstleitung
Haus Simeon
Hier erleben Sie die pure Vielfalt in etlichen
Facetten und Nuancen! Wieso? Weshalb?
Warum? Lassen Sie es mich erklären.
Die Bühnenflitzer der Diakonie Münster setzen sich aus
einer munteren und sehr bunten Truppe von Kindern,
Jugendlichen und pädagogischen Mitarbeitenden aus
den stationären, teilstationären und ambulanten Diensten der Kinder, - Jugend- und Familiendienste zusammen.
Teilnehmen darf jeder, der Lust hat, sich auszuprobieren,
in andere Rollen zu schlüpfen, sein persönliches Können
oder seine persönlichen Belastung auszuschöpfen, sich
zu erfahren und zu erleben, sich miteinander zu beschäftigen und aufeinander zu achten, sich aktiv mit der Welt
auseinanderzusetzen und ganzheitliche Erfahrungen zu
sammeln und an Erfolgen und Niederlagen zu wachsen.
Mit der äußerst großzügigen finanziellen Unterstützung
des Rotary Club Münster Rüschhaus aus der jährlichen
Sternstrahlenaktion in der Adventszeit sowie der sehr
fruchtbaren Kooperation mit der Jugendkunstschule des
Kreativhauses Münster, ist es uns gelungen, mit einem
höchst kompetenten Theaterpädagogen nun schon im
vierten Jahr zwei aufwändige Theaterstücke zu entwickeln, die höchst professionell auf einer echten Bühne
und vor echtem Publikum aufgeführt worden sind.
In diesem Jahr haben wir den Mut aufgebracht, mit der
zweiten Inszenierung „Willkommen in der Wörtergasse“
sogar auf Tournee zu gehen. Das heißt: Die Kinder haben
den sicheren Ort des Kreativhauses verlassen und sich
18 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 19
Aus der Praxis:
Wie wollen wir
arbeiten?
Viel Begeisterung und Spaß auf der Bühne
und vor der Bühne. Die kleinen Schauspieler
schaffen es, ihre Spielfreude an das Publikum weiterzugeben
auf fremdes Terrain begeben. Zwei Aufführungen fanden vor zweimal 180 Kindern in der Mariengrundschule
in Münster-Roxel statt; eine dritte auf der Bühne in der
Kinderbücherei der Stadtbücherei Münster vor 60 Personen während des laufenden Betriebes an einem Samstagvormittag. Eine echte Herausforderung!
Eine echte Bereicherung für alle! Die Kinder
mussten sogar Autogramme geben!
Nun fragen Sie sich: Wo bitte genau ist denn nun die
Vielfältigkeit? Ich werde es Ihnen verraten! Sie finden sie
bei den Kindern: Ihre Herkunft, ihr kultureller Background, ihre Geschichte, warum sie bei uns sind und ihre
Verhaltenskreativität sorgen für Vielfalt. Sie geben der
Aufführung Farbe, hauchen ihr Leben ein und lösen bei
den Zuschauern ein Wechselbad der Gefühle aus.
Das nächst Stück ist schon in Planung
Diese Vielfalt findet man auch bei den pädagogischen
Mitarbeitenden. Auch sie bringen sich vielfältig ein mit
ihrem Idealismus, ihrer Kreativität, ihrem Organisations-
Ich schenk Dir was! – Was ist denn das?
talent, ihrem handwerklichen Können und Geschick,
ihrem Hang zum Perfektionismus, ihrer Freude an der
Sache und ihrer Gabe, andere mitzureißen, für das Projekt zu gewinnen und zu begeistern.
Falls ich Sie neugierig gemacht haben sollte, lade ich Sie
hiermit ein: Tauchen Sie ein in eine spannende und erlebnisreiche Reise durch unsere Theaterwelt. Einzelheiten
entnehmen Sie bitte den Veranstaltungshinweisen aus
Funk und Presse und dem Intranet unseres Hauses. Es
lohnt sich!
Britta Blum, Kinder-, Jugend- und Familiendienste
Ein schönes Geschenk zu finden, um einen
mies gelaunten Prinzen fröhlich zu machen ist
gar nicht so einfach. Doch auf dem Markt
macht der König eine fabelhafte Entdeckung –
mit weit reichenden Folgen … In der neuen
Theaterproduktion der Bühnenflitzer aus den
Gruppen der Kinder- Jugend und Familiendienste der Diakonie Münster dreht sich dieses
Mal alles um das große Glück und die Freude
auch an den kleinen Dingen im Leben.
„Ich schenk dir was! – Was ist denn das?“
richtet sich an alle großen und kleinen
Theaterfreunde, die Spaß haben, sich für einen
Moment verzaubern zu lassen.
Die Premiere fand statt am Sonntag, dem
7. Dezember im Kreativhaus Münster, zwei
weitere Aufführungen folgten im Dezember.
Nächster Termin
Samstag, den 24. Januar 2015 im Haus
Simeon der Diakonie Münster um 15.30 Uhr
InnovationsRallye für
Austausch und
Projektideen
Beratungs- und BildungsCentrum und Kinder-,
Jugend- und Familiendienste gemeinsam auf Tour.
Am 28. Januar diesen Jahres trafen wir uns in einer
großen Runde mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Geschäftsführerin und der Leitung der KinderJugend- und Familiendienste, um in einem Zukunftsund Profilworkshop die zukünftige Ausrichtung des
Geschäftsbereiches Jugendhilfe in der Diakonie Münster
zu entwickeln. Daran nahmen auch die Fachbereichsleitungen des Beratungs- und BildungsCentrum teil.
Im Laufe des Tages wurden viele Ideen entwickelt, konzeptionelle Fäden gesponnen und einiges auf Papier
gebracht.
Blick über den Tellerrand
Als ein Teil der Veranstaltung entstand eine Arbeitsgruppe „Tellerrand“ mit dem Auftrag, den Blick über
denselben und eine Vernetzung zu fördern. Gianna Stifft,
Rüdiger Korn, Uwe Wellmann von den Kinder-, Jugendund Familiendiensten (KJFD) und Heike Liebrecht vom
20 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Beratungs- und BildungsCentrum (BBC) trafen sich in
dieser Arbeitsgruppe und kamen schnell auf die Idee, zur
Förderung der Vernetzung zwischen den beiden
Geschäftsbereichen, eine Innovationsrallye durchzuführen. Mit etwas Vorlauf für die zeitliche Planung und
etwas Abstand zu den Sommerferien wurde der 22. September als geeigneter Termin festgelegt.
Eingeladen waren aus beiden Geschäftsbereichen alle
Mitarbeitenden. Die Idee war, dass sich vormittags und
nachmittags aus den Teilnehmenden Fünfer-Gruppen bilden mit einer Mischung von Personen aus beiden
Geschäftsbereichen, die dann mit dem Rad zwei bis drei
ihrer in der Gruppe vertretenen Arbeitsorte besuchen
und dann eine oder mehrere Ideen für ein gemeinsames
Projekt entwickeln. Für den Abend war ein gemütlicher
Ausklang des Tages geplant. Große Überschrift für den
Tag war das gegenseitige Kennenlernen auf persönlicher
Ebene und das Wissen zu den vielfältigen Angeboten in
beiden Geschäftsbereichen.
Gemeinsamer Start am Hörsterplatz
Am Vormittag trafen sich zehn Teilnehmende am Hörsterplatz zum gemeinsamen Start in die Innovationsrallye. Da wir uns am Hörsterplatz getroffen haben, lag es
natürlich nahe, die Angebote vor Ort durch die Kolleginnen und Kollegen aus dem BBC vorgestellt zu bekommen. Dabei verging die Zeit wie im Fluge und mit Blick
auf die verbleibende Zeit entschieden wir dann, uns
gemeinsam auf den Weg nach Angelmodde ins Blaukreuzwäldchen zu machen und bei den Angebotsorten
der KJFD, die auf dem Weg lagen, einen Kurzstop zu
machen.
Interesse an gemeinsamen Projekten
Bei der Fortsetzung der Gespräche vom Hörsterplatz auf
den Fahrädern Richtung Angelmodde wurden wir von
einem heftigen Regenschauer, der uns schon als tiefdunkle Wolken verfolgt hatte, eingeholt. So lag es nahe ,an
der Heidestrasse in Gremmendorf erstmal Schutz zu
suchen und sich bei Tee und Kaffee aufzuwärmen und
den Austausch fortzusetzen.
Die Besichtigung der Örtlichkeiten am Blaukreuzwäldchen musste wegen der Wetterverhältnisse und fortgeschrittenen Zeit leider ausfallen, wurde aber als aufgeschoben und nicht aufgehoben verabredet.
Blitzlichter der vernetzten
Angebotsideen:
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 21
Aus der Praxis:
Schulsozialarbeit
eine gemeinsame Mädchengruppe für 13 bis
15-Jährige zu mädchenspezifischen Themen,
Entwicklung eigener Identität, Rollenfindung
„Ohne Moos nix los“ als präventive Angebote für
Eltern, junge Erwachsene, Jugendliche und Kinder Umgang mit Geld, Hilfe zur Haushaltsführung
Sexualpädagogische Gruppenarbeit mit Kindern
und Jugendlichen aus den Angeboten der KJFD
mit Kolleginnen der Schwangerschaftsberatung
des BBC und Kollegen aus dem Blaukreuzwäldchen zu den Themen Liebe und Partnerschaft,
Schwangerschaft, eigene Sexualität, Zyklus,
Frauenarzt. Geschlechtskrankheiten u.a.
Kontakt- und Austauschbörse der Mitarbeitenden des BBC und der KJFD zu den Fragestellungen „Wer macht was?“ und „Wer kann
was?“, Ressourcen sichten; als Veranstaltung,
die zweimal im Jahr vormittags stattfindet; auch
zur Entwicklung weiterer Vernetzungsangebote
Konzeptideen und Hintergründe der Angebote
„Kinder im Blick“ und „aufsuchende Familientherapie“ als methodische Erweiterung für die
Arbeit mit Eltern und Familien im Rahmen der
teilstationären und stationären Jugendhilfeangebote in den KJFD
Bei den angeregten Gesprächen in den von beiden
Geschäftsbereichen genutzten Räumen an der Heidestrasse entwickelte die Gruppe interessante Ideen für
gemeinsame Projekte beider Geschäftsbereiche.
Zum Ausklang am Abend trafen sich noch einige Leute
im America Latina in der Neubrückenstraße. Schnell
wurde deutlich, dass die Aktion bei den Teilnehmenden
so viel Anklang gefunden hatte, dass eine Fortsetzung
des Kennenlernens und der Angebote zwischen den
Geschäftsbereichen auf die Agenda 2015 gehört.
Uwe Wellmann, Kinder-, Jugend- und Familiendienste
Diversität im Grundschulalltag
Seit nun einem Jahr bin ich an einer großen Grundschule
in Münster-Hiltrup als Schulsozialarbeiter tätig und in
diesem Zusammenhang für die Vermittlung des Bildungs- und Teilhabepaketes (kurz BuT) zuständig. Als ich
vor kurzem gefragt wurde, ob ich einen kleinen Aufsatz
zu meiner Arbeit an der Schule unter dem Gesichtspunkt
der Diversität schreiben kann, musste ich nicht lange
überlegen. Denn wenn ein Wort die Arbeit am besten
charakterisieren kann, dann ist es wohl das Wort Vielfalt.
Meine Arbeit in der Grundschule kann in meinen Augen
vielseitiger kaum sein. Dies wird allein schon deutlich,
wenn man einen Blick auf die Schülerschaft wirft. Das
Einzugsgebiet der Schule ist groß und sehr heterogen:
Und so besuchen die verschiedensten Schüler Morgen
für Morgen den Unterricht: „Akademikerkinder“ lernen
gemeinsam mit Kindern aus „Arbeiterfamilien“, deutsche Kinder teilen einen Tisch mit „Flüchtlingskindern“
und Kinder aus gut situierten Familien spielen in den
Pausen Fußball mit Kindern, deren Eltern gerade in ihrer
ökonomischen Existenz bedroht sind. Im Vergleich zu
der Schülerschaft der weiterführenden Schulen des dreigliedrigen Schulsystems unterscheiden sich die Schüler
aber nicht nur im Hinblick auf ihre familiäre Herkunft.
Auch im Hinblick auf ihre schulische Leistungsfähigkeit
ist eine große Diversität zu verzeichnen. Die Tatsache,
dass pro Jahrgang mindestens eine GU-Klasse (gemeinsamer Unterricht) eingerichtet ist, unterstreicht diese
Vielfalt noch einmal.
Organisieren und Kontakte herstellen
Ähnlich vielfältig wie die Schülerschaft, sind dann auch
meine Aufgaben in der Schule. Im Mittelpunkt steht
dabei neben der Vermittlung des Bildungs- und Teilhabepaketes auch die „klassische“ Schulsozialarbeit. Die
Lernförderung von 25 Schülerinnen und Schülern in bis
zu 65 Förderstunden, welche über das Bildungs- und
Teilhabepaket finanziert wird, will nicht nur beantragt,
sondern auch organisiert werden. Hier gilt es, Förderkräfte und Räumlichkeiten zu finden und diese den
Schülerinnen und Schülern zuzuteilen, die Förderstunden, den Stundenplänen sowie den Aktionen und AGs
des offenen Ganztages anzupassen, Krankheitsvertretungen zu organisieren und Kontakte zwischen Lehrern
und Förderkräften herzustellen.
Bunt und weniger langweilig
Bei der Bearbeitung verschiedenster Anträge (von der
finanziellen Bezuschussung des gemeinsamen Mittagessens über die Kostenübernahme von Ausflügen und
Klassenfahrten bis hin zur Teilnahme am sozialen und
kulturellen Leben, um hier nur einige zu nennen) kann
schon einmal der Eindruck entstehen, man arbeite im
Jobcenter selbst. Hinzu kommen dann noch weitere Aufgaben der Schulsozialarbeit: ein spezielles Angebot für
„Unterrichtsstörer“, Beratungen von Schülern, Eltern
und Lehrern, Hausbesuche sowie diverse Einzelfallhilfen,
die sich inhaltlich auch stark voneinander unterscheiden
können. So anstrengend es auch manchmal sein mag,
bei der Vielfalt den Überblick zu behalten, so sehr
schätze ich die Diversität in meinem Tätigkeitsfeld
Schule. Denn: Es wird nie langweilig.
Johannes Falke, Kinder-, Jugend- und Familiendienste
22 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 23
Aus der Praxis:
Schuldnerberatung im
multikulturellen
Umfeld
Und zum Dank ein halbes Huhn
In der Schuldnerberatung hat man es mit ganz verschiedenen Menschen zu tun. Gemeinsam ist ihnen häufig
nur, dass sie Schulden haben und Probleme, ihre Verbindlichkeiten zu bezahlen. In der Beratung geht es dann
darum, die konkrete (Schulden-)Situation jedes Klienten
genau zu analysieren, um individuelle Lösungsstrategien
zu entwickeln. Dabei wird schnell deutlich, dass Schulden eben nicht gleich Schulden sind. Vor allem ihre Art
und Entstehung, aber auch ihre Bewertung und der
Umgang mit ihnen weisen eine erhebliche Spannbreite
auf. Besonders deutlich werden solche Unterschiede in
der Praxis, wenn die Beratung Menschen mit Migrationshintergrund einbezieht, die aus anderen Kulturkreisen
stammen.
Ehrenschulden und Familienunterstützung
Auffällig höher als bei deutschen Schuldnern ist hier oft
der Anteil informeller, privater Schulden. Sie entstehen
aus einem System gegenseitiger Hilfe. So werden z.B.
die hohen Kosten für eine Hochzeit oder die Gründung
eines Hausstandes dadurch aufgebracht, dass das junge
Paar sich das Geld innerhalb der Familie und Verwandtschaft leiht. Diese Schulden sind dann anschließend oft
über Jahre hinweg abzustottern.
In die Beratung kommen diese Personen wie andere
auch, wenn Schulden aus Handyverträgen, Ratenkäufen,
Krediten usw. drücken, Mahn- und Vollstreckungsbescheide ins Haus flattern oder gar der Gerichtsvollzieher
sich meldet. Von dem daneben existierenden und mögli-
cherweise weitaus größeren Schuldenberg im privaten
Umfeld erfährt der Berater häufig erst viel später, wenn
genug Vertrauen des Klienten in die Beratungsbeziehung
gewachsen ist. Deutlich wird dann auch schnell, dass
diese Schulden nicht so behandelt werden können, wie
etwa die Verbindlichkeiten beim Handyanbieter. Sie gelten als „Ehrenschulden“, die unbedingt und vorrangig
bedient werden müssen. Geschieht dies nämlich nicht,
drohen Ehrverlust und der Ausschluss aus familiären und
verwandtschaftlichen Netzwerken, die Abhängigkeit,
aber auch Absicherung in Notfällen bedeuten. Wer im
„reichen“ Deutschland lebt, für den besteht zudem oft
die Erwartung und auch der Druck, mit dem hier verdienten Geld die im Heimatland verbliebenen Familienmitglieder zu unterstützen. Auch diese Verpflichtung hat
Vorrang vor dem Abtragen von Schulden, die aus eher
abstrakten Geschäftsbeziehungen hervorgegangen sind.
Ihre Entstehung ist für Betroffene wegen ihrer grundlegenden Unkenntnis des deutschen Vertragsrechts oft
gar nicht nachvollziehbar.
Unkenntnis und Schutzlosigkeit
Aus ihren Herkunftsländern bringen die Menschen unter
Umständen eine ganz andere Kultur des Geschäftemachens mit. Da bindet dann weniger die Unterschrift unter
einem mehrseitigen Papier mit viel Text im Kleingedruckten, sondern der Handschlag zwischen zwei persönlich
miteinander bekannten Geschäftspartnern. Fehlende
Kenntnisse des deutschen Rechts und eigener Rechte
als Verbraucher begründen nicht selten eine eklatante
Schutzlosigkeit gegenüber Praktiken, die sich gezielt die
Unwissenheit von Menschen aus anderen Kulturkreisen
zunutze machen, um mit ihnen – z.T. auf betrügerische
Art und Weise – Geld zu verdienen.
Die Herausforderung für eine „kultursensible“ Schuldnerberatung besteht zunächst einmal darin, um diese
kulturellen Hintergründe und Unterschiede zu wissen
und sie im Beratungsprozess zu berücksichtigen. Eine
zentrale Rolle kommt insbesondere auch dem gelingenden Aufbau einer Vertrauensbeziehung zwischen
Berater und Klient zu. Dies ist nicht immer leicht und
erfordert Zeit, nicht zuletzt deshalb, weil die meisten
Menschen mit Migrationshintergrund diese Form der
Hilfe aus ihren Herkunftsländern nicht kennen. Sie können oft zunächst nicht glauben, dass jemand sie kostenlos und ohne Hintergedanken bei der Lösung ihrer Probleme unterstützen möchte. Wenn es aber einmal gelungen ist, Vertrauen zu gewinnen, eröffnet das für den
Berater häufig den Zugang zu einem größeren Personenkreis. Da kommen dann auch die Cousine und der Neffe,
der Onkel und die Schwägerin mit ihren Fragen und Problemen – die keineswegs immer nur Schulden betreffen
müssen – in die Beratung.
Sehr verschiedene Welten
Der Beratungsprozess an sich, ebenso wie der Aufbau
einer Vertrauensbeziehung, wird nicht selten durch
sprachliche Verständigungsschwierigkeiten erschwert.
Da erlebt der Berater es mitunter, dass Eltern, die selbst
Analphabeten sind oder wenig bis kein Deutsch sprechen, ihre Kinder mit in die Beratung bringen. Diese
müssen dann das Beratungsgespräch übersetzen und
erfahren auf diese Weise Dinge, die sie aus Altersgründen noch gar nicht verstehen und einordnen können.
Klienten aus einigen Kulturen bringen einen anderen
Zeitbegriff mit, der mit den Anforderungen der Beratung
kollidieren kann. Es fällt diesen Klienten schwer, Termine
einzuhalten. Da macht der Berater dann schon mal die
Erfahrung, dass nur für ihn der nächste Montag ein
festes Datum ist, während für den Klienten der nächste
Montag auch drei oder vier Tage dauern kann.
Schwierigkeiten aber auch nette Überraschung
In die Beratung kommen häufig Frauen, die sich nicht
mehr zu helfen wissen, weil sie kein Geld haben, um
Essen zu kaufen oder die Schulsachen der Kinder zu
bezahlen. Männer, insbesondere wenn sie alleine es
sind, die über den Etat der Familie verfügen, kommen
dagegen eher selten – vielleicht aus Angst vor einem
Gesichtsverlust, wenn sie Schulden eingestehen müssen. Und wenn dann der Schuldnerberater auch noch
weiblich ist, macht es das für sie nicht leichter. Die
Frauen, die sich an die Beratungsstelle wenden, haben
aber nicht unbedingt den Überblick über die Finanzen,
sie haben keine Entscheidungsgewalt und keinen Zugriff
auf das Familieneinkommen. Das macht die Beratung
oder Schuldenregulierung schwierig bis unmöglich.
Wenn trotz solcher Schwierigkeiten und Hürden die
Schuldnerberatung gelingt, wenn einer Familie geholfen
werden kann, wird der Berater nicht selten zum Adressaten eines ungeheuren Maßes an Dankbarkeit. Dies
zeigt sich in Geschenken zum Ramadan, Unmengen an
Selbstgebackenem zu den religiösen Festen oder auch
schon mal in einem halben gekochten Huhn, das als
Geschenk den Weg ins Beratungs- und BildungsCentrum findet.
24 Einblicke 2014/2015
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 25
Aus der Praxis:
Interkulturelles
Fest
WN vom 29.09.2014
Montag, 29. September 2014
Friedlich Vielfalt fühlen
€€‚ ƒ 30 Nationen präsentieren sich beim
Interkulturellen Fest mit Friedensmah
lim Rathausinnenhof
Von Jennifer von Glahn
Bunte Vielfalt
erlebt
–—Ž —…
 „ ­‚  †˜˜™ š ƒ˜˜Ž ›‘
‘
œ ž Auch bei Hausbesuchen muss sich der Berater darauf
einstellen, dass er mit einer Gastfreundschaft empfangen wird, die das gemeinsame Essen und Trinken vor
jedem Beratungsgespräch als selbstverständlich voraussetzt. Für den Berater heißt das, dass er Zeit mitbringen
muss. Eben mal so vorbeischauen beim Klienten, funktioniert nicht.
Von der Gastfreundschaft kann man nur lernen
Bei solchen Besuchen lernt er dann nicht selten die
ganze Familie kennen und wird mit vielen Familiengeschichten konfrontiert. Hier ist die Fähigkeit zur Abgrenzung, aber auch Sensibilität gefragt, um die Klienten
nicht vor den Kopf zu stoßen und gewonnenes Vertrauen
wieder zu verspielen.
Das Hilfsangebot „Schuldnerberatung in einem multikulturell geprägten Umfeld“ ist auf jeden Fall spannend und
eine Bereicherung auch für den Berater. Zugleich erfordert es aber besonderes Wissen und spezifische Kompetenzen. Schuldnerberatung, die kultursensibel sein will,
muss sich auf Unterschiede einlassen und kann sich
nicht darin erschöpfen, ein „Standardprogramm“ abzuspulen. Martina Braese, Bettina Krämer, Marion
Lischka, Beratungs- und BildungsCentrum
Berlin erstrahlt in vollem
Glanz, bald ist es auch in
Münster so weit: Der
„Prince of Pompöös“, Harald Glööckler, funkelte
mit seinen exklusiv für
die „Holiday on Ice“Show „Platinum“ entworfenen Kostümen um
die Wette, heißt es in
einer Pressemitteilung.
Anlässlich der 70. Saison
der Eisshow hat der Stardesigner sieben extravagante Stücke entworfen.
Vom 25. Dezember bis 3.
Januar werden die Kostüme auch im Messe-
Auch das Beratungs- und BildungsCentrum der Diakonie Münster war – neben vielen anderen – mit Vertretern des Themenfeldes Migration präsent beim interkulturellen Fest 2014, organisiert vom Integrationsrat
der Stadt Münster. Mit einem Stand zu den Themen
Beratung, Bildung, Teilhabe und Integration standen
wir Interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Rathausinnenhof zur Verfügung.
und Congress-Centrum
Halle Münsterland zu sehen sein. Auch Eiskunstlauf-Legende Norbert
Schramm, der sein Holiday-on-Ice-Debüt vor
mehr als 25 Jahren feierte, ist bei „Platinum“ mit
dabei. Er wird in jeder
der 113 Shows, darunter
allein 18 in Münster, auf
Kufen dabei sein, das
Publikum an die Hand
nehmen und es auf einer
Reise durch 70 Jahre EisEntertainment begleiten.
Eintrittskarten gibt es im
WN-Ticketshop.
    Das Friedensmahl
hat Tradition und zeigt nicht
nur symbolisch, dass Menschen verschiedener Nationen sich miteinander an
einen Tisch setzen. Zum
siebten Mal fand am Samstag das Mahl im Rahmen des
Interkulturellen Festes im
Rathausinnenhof statt.
Curryreis mit Hühnchen
»Im Mittelpunkt
steht die Förderung
des friedlichen
Zusammenlebens.«
    war eines der vielen Gerichte, die den Gästen aus vielen
Nationen aufgetischt wurden. Menschen aus über 30
Ländern kamen zusammen,
um Vielfalt, Integration und
friedliches Miteinander zu
betonen. „Im Mittelpunkt
steht die Förderung des
Zusammenlefriedlichen
bens. Wir wollen Gemeinund
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Unterschiede feiern“, sagte
der neue Vorsitzende des Integrationsrates, Dr. Ömer
Lütfü Yavuz. Das Interkulturelle Fest sei ein Beweis dafür, dass sich die Solidarität
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der Migranten untereinander sowie die Solidarität der
Migranten und der Münsteraner stark gefestigt habe.
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der vielen Kulturen wird
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men Sie davon etwas wahr“,
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Dialoge und Frieden
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die Vielfalt der Stadt erMusik aus allen Teilen der man
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freue mich, dass wir alle die se.
Vielfalt spüren und auch rie chen können“, verwies OberLewe
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Marku
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bürge
auf die köstlichen Küchenge-
Teilnehmer aus 30 Nationen
Dr. Ömer Lütfü Yavuz
Das Fest begann mit einem ökumenischen Gottesist der neue Vorsitzende
des Integrationsrates der
dienst und wurde anschließend von dem neuen VorStadt Münster. Beim
Porträt von Ömer Lütfü
Yavuz in der Wochenendsitzenden des Integrationsrates Dr. Ömer Lütfü Yavuz
Ausgabe vom 27. September ist versehentlich
und von Oberbürgermeister Markus Lewe eröffnet.
ein falsches Bild zum Artikel unter der ÜberInsgesamt 30 Nationen wirkten mit und präsentierten
schrift „Spyros Marinos’
Erbe“ erschienen. Das
sich in Musik- und Tanzgruppen, Kinderfolklore, The
veröffentlichte Foto zeigt
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nicht Ömer Lütfü Yavuz,
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und Mitmachaktionen.
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und Bürdeten einen Kreis, tanz- Das Motto wurde mit Sinn(en) erfüllt
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Gemeinsamkeiten
Die Auktion
präsentierte der Schlaten gemeinsam. Insgegerbarde seine bekannonen
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In Zeiten verstärkter EU-Binnenzuwanderungkomm
aufGrille-Inhaberin Ursula
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Mallorca geschenkt,
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grund des Rechts auf Freizügigkeit, Zuwanderung
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dann abends zurück.
nach Münster einladen
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"Gemeinsamkeiten finden und Unterschiede feiern" mit
hängig von Herkunft, Sprache, Religion, wie z. B. das
allen Sinnen zu erleben.
Recht auf Menschenwürde, auf Teilhabe, das BedürfMindestpreis:
4.292,- EUR
Beate Krüger, Beratungs- und BildungsCentrum
nis nach freier Entfaltungsmöglichkeit, nach Schutz
und Sicherheit.
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Leben retten
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Auktionsstart: 29. September 2014 | 9 Uhr
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26 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: VielfaltEine
in der
Geschichte
Diakonie 27
Aus der Praxis:
Erfahrungen
eines
Mitarbeiters
Von der Diakonie Münster zur
Botschaft der Republik Namibia
Ich war 27, als ich 2007 aus Windhoek - Namibia nach
Deutschland kam. Meine Frau kommt aus dem Münsterland. Kennengelernt haben wir uns in Windhoek und
wohnen jetzt mit unserer kleinen Tochter in Berlin. An
der Polytechnischen Fachhochschule in Windhoek habe
ich den Studiengang Buchhaltung und Finanzen belegt,
der in Deutschland leider nicht anerkannt wird. Um
meine Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu verbessern, habe ich mich für Deutschkurse, Praktika und
schließlich zu einer Ausbildung entschlossen: Von einem
Sprachkurs an der Volkshochschule Münster über ein
dreimonatiges Praktikum im Bereich Finanzen und Buchhaltung bei der Firma Winkhaus zu einem fünfmonatigem Praktikum bei der Diakonie Münster im Bereich
Rechnungswesen und schließlich zu meiner 2-jährigen
Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Diakonie Münster. Die Zeit bis zur Entscheidung, ob ein Ausbildungsplatz bei der Diakonie Münster für mich zur Verfügung
steht, habe ich mit einem Minijob bei einem Discounter
überbrückt.
Meine Erfahrungen in Deutschland
Oft werde ich gefragt, ob ich in Deutschland Diskriminierung aufgrund meiner Hautfarbe oder Nationalität erfahren habe. Leider muss ich dies bejahen, wobei ich Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auch
aus meiner Heimat kenne. Ich war mit meiner Familie auf
Münsters Promenade spazieren, als meine Frau plötzlich
von einem Fahrradfahrer als „ Nigger lover“ beschimpft
wurde. Ich war ziemlich sprachlos!
Besonders aufgefallen ist mir, dass die Kinder hier in
Deutschland sehr frei erzogen sind, ihre Meinung frei
äußern können und dies auch älteren Menschen gegen-
über tun. Wo ich herkomme, schimpft man nicht mit
älteren Menschen, argumentiert nicht und geht allgemein ein bisschen respektvoller mit ihnen um.
Ziemlich merkwürdig ist für mich auch, dass man hier
einen Termin mit Freunden vereinbart, um sich zu sehen.
In meiner Heimat ist das undenkbar.
Lustige Momente mit Kollegen
Da mir das Praktikum in der Finanzbuchhaltung der
Geschäftsstelle gut gefallen hat, habe ich mich um den
Ausbildungsplatz bei der Diakonie Münster sehr bemüht.
Oft musste ich die Vorstandssekretärin "nerven", weil so
vieles im Vorfeld geklärt werden musste. Das alles auf
Deutsch als Fremdsprache zu verstehen und zu organisieren war ziemlich schwierig für mich.
Bei der Diakonie habe ich viele unterschiedliche Charaktere kennengelernt. Manche Kolleginnen und Kollegen
waren ruhiger, manche eher impulsiv, manche diplomatisch. Es war eine gute Mischung. Ich habe gelernt, die
Menschen so zu akzeptieren wie sie sind, dann werden
sie versuchen, das gleiche zu tun.
Gern erinnere ich mich auch noch an einige lustige
Momente. Die Kolleginnen und Kollegen hatten ihren
Spaß, weil ich im Herbst und Frühling noch Handschuhe
trug oder weil ich ein Sellerieschnitzel bestellt hatte, weil
ich dachte, es sei ein Fleischgericht.
Ich durfte in vielen Bereichen der Diakonie hospitieren
und habe auch bei der Ev. Frauenhilfe auf dem Weihnachtsmarkt ausgeholfen. Die Senioren dort so hart
arbeiten zu sehen, war für mich sehr inspirativ.
Ich fühlte mich bei der Diakonie stets gut aufgenommen
und die Zeit dort hat mir sehr gut gefallen. Meiner
Ansicht nach ist es nicht nur ein modernes, professio-
Mittagessen mit Gott
Leevi Amakali mit Mitarbeitenden der Verwaltung bei
einem Team-Workshop.
nelles und wirtschaftlich geführtes Unternehmen,
sondern Sie tun auch etwas Positives für die Menschen. Die Ausbildung als Bürokaufmann war für mich
sehr wichtig und hat mich für die Arbeit in Deutschland sehr gut vorbereitet. Dafür bin ich sehr dankbar.
Von Münster nach Berlin
Nachdem ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte, bekam ich einen Hinweis von einer
Bekannten aus Berlin, dass die Botschaft der Republik
Namibia einen Financial Assistant suche, ich habe
mich beworben und die Stelle glücklicherweise
bekommen. Der Schritt, von Münster nach Berlin zu
gehen und auch noch Familie und Freunde zurück
zulassen, war nicht ganz einfach.
Auch unser Start in Berlin stand zunächst unter keinem guten Stern: Nach nicht einmal zwei Wochen in
Pankow, wurden an unsere Haustür rassistische Worte
geschmiert, wie z.B. „Negro go back to Africa“. Die
Polizei konnte leider nichts tun – der Täter war unbekannt. Aber auch die Hausverwaltung oder die Mitbewohner haben, nachdem es mehrfach vorgekommen
ist, nichts unternommen. Wir haben uns in unserer
Wohnung nicht mehr wohl gefühlt und somit entschieden, auszuziehen. Seit eineinhalb Jahren leben
wir jetzt sehr zufrieden in einer schönen Wohnung in
Charlottenburg, wo sich auch mein Arbeitsplatz, die
Botschaft befindet. Meine Frau arbeitet wieder an
einer Schule und unsere Tochter geht in einen tollen
Kinderladen – ähnlich einer Kita.
Leevi Amakali
Ein kleiner Junge wollte Gott treffen. Er packte einige
Coladosen und Schokoladenriegel in seinen Rucksack
und machte sich auf den Weg. In einem Park sah er
eine alte Frau, die auf einer Bank saß und den Tauben
zuschaute.
Der Junge setzte sich zu ihr und öffnete seinen Rucksack. Als er eine Cola herausholen wollte, sah er den
hungrigen Blick seiner Nachbarin. Er nahm einen
Schokoriegel und gab ihn der Frau. Dankbar lächelte
sie ihn an – ein wundervolles Lächeln! Um dieses
Lächeln noch einmal zu sehen, bot ihr der Junge auch
eine Cola an. Sie nahm sie und lächelte wieder, noch
strahlender als zuvor. So saßen die beiden den ganzen
Nachmittag im Park. Als es dunkel wurde, verabschiedete sich der Junge.
Zu Hause fragte ihn seine Mutter: „Was hast du denn
heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?“ Der Junge antwortete: „Ich habe mit Gott
Mittag gegessen – und sie hat ein wundervolles
Lächeln!“
Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr
Sohn sie fragte, warum sie so fröhlich aussehe. Sie
antwortete: „Ich habe mit Gott Mittag gegessen – und
er ist viel jünger, als ich dachte.“
Aus: Oh! Noch mehr Geschichten für andere
Zeiten, Andere Zeiten e.V., Hamburg 2010
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Mt 25, 40,2
28 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Zum Thema
Pfarrer Johannes
Schildmann ist
Vorstand des Diakonischen
Werkes Gladbeck-BottropDorsten e.V.
Die Interkulturelle Öffnung
der Diakonie
„Deutsch – kirchlich – protestantisch – fromm“, so lässt
sich etwas plakativ das Profil der Diakonie, wie es sich
im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt hat, formulieren.
Natürlich hat sich seit Wicherns Zeiten einiges geändert.
Heute ist die Diakonie in ihrer Mitarbeiterschaft überwiegend volkskirchlich differenziert geprägt. Heute reicht
auch die Zugehörigkeit einer Kirche, die der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland ACK
angehört. Dazu gehören die römisch-katholische Kirche
genauso wie die orthodoxen Kirchen und viele Freikirchen.
Aber der grundsätzliche Wandel der bundesrepublikanischen Gesellschaft stellt die Diakonie heute vor ganz
neue Herausforderungen. Dazu zählt insbesondere die
zunehmend interkulturelle Prägung unserer Gesellschaft.
In Deutschland leben ca. 16 Millionen Menschen mit
Migrationshintergrund. In wenigen Jahren wird 40% der
Bevölkerung unter 40 Jahren einen Migrationshintergrund haben. Was bedeutet das für die Diakonie? Wenn
wir so profiliert unser bisheriges religiöses und kulturelles Milieu beibehalten, dann werden wir als sozialer
Dienstleister zunehmend unattraktiv für einen immer
größeren Teil unserer Gesellschaft. Wir werden darüber
hinaus angesichts des Fachkräftemangels kaum noch
ausreichend Mitarbeitende gewinnen können, wenn wir
einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung als
diakonische Mitarbeitende praktisch ausschließen. Deshalb werden die Forderungen immer lauter, in der Diako-
nie einen Weg der Öffnung und gesellschaftlichen Inklusion zu beschreiten. Die Angebote der Diakonie sollen,
so diese Forderung, konsequent interkulturell geöffnet
werden. Und auch Mitarbeitende anderer Kulturen und
Religionen sollten als Mitarbeitende an der praktischen
Umsetzung des Auftrags der Diakonie mitwirken können. Ich bin davon überzeugt: Dieser Weg ist nicht nur
pragmatisch notwendig, sondern theologisch begründet
und dem Auftrag der Diakonie entsprechend.
Dabei sind Orte der Gegenwart
und Wirksamkeit Gottes nicht an
verfasste Kirche und expliziten
Glauben gebunden, vielmehr an die
Gegenwart und Wirklichkeit der
Liebe.
Es ist ja eine zentrale christliche Überzeugung, dass Kirche und Diakonie nicht für sich selbst da sind, sondern
Anteil haben an der universalen Mission Gottes. Sie zielt
ab auf die Aufrichtung seines Reiches der Liebe, des
Friedens und der Gerechtigkeit. Dabei sind Orte der
Gegenwart und Wirksamkeit Gottes nicht an verfasste
Kirche und expliziten Glauben gebunden, vielmehr an die
Gegenwart und Wirklichkeit der Liebe. So heißt es im
ersten Johannesbrief: „Gott ist Liebe und wer in der
Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“.
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 29
Dies bedeutet, dass alle Menschen guten Willens, auch
wenn sie eine andere religiöse Orientierung haben, an
dieser Mission Gottes teilhaben können. Der diakonische
Auftrag kann sich eben auch an Menschen anderer Kulturen, Religionen richten und selbstverständlich auch
durch Menschen anderer Religionen wahrgenommen
werden. Im Neuen Testament zeigen dies eindrucksvoll
die Gleichnisse vom barmherzigen Samariter (Lukas 10)
und vom Weltgericht (Matthäus 25). In beiden Gleichnissen Jesu sind es ausdrücklich Menschen anderer Religionen, die von Jesus und seiner Botschaft zwar nichts
wissen, aber eben das Richtige tun, Menschen zum
Leben zu verhelfen. Sie erfüllen das Gebot der Nächstenliebe und haben damit Anteil an Gottes Mission und
Gegenwart. Denn sie haben sich Menschen in Not zugewandt und damit in ihnen ohne Wissen Jesus Christus
gedient.
Eine solche Öffnung bedeutet keineswegs eine Aufgabe
des kirchlich-diakonischen Profils. Im Gegenteil: Die
interkulturelle Öffnung sollte verbunden sein mit einer
Weiterentwicklung des diakonischen Profils. Dazu
gehört, dass dem Träger, aber auch den Mitarbeitenden
bewusst ist, dass sie im Auftrag der Kirche tätig sind.
Darüber hinaus ist von Mitarbeitenden der Diakonie zu
erwarten, dass sie die verfasste Kirche und den christlichen Glauben achten. Der Träger ist dafür verantwortlich, bei Bedarf entsprechende Fortbildungsangebote
anzubieten. Ferner gehört zum diakonischen Profil, eine
am christlichen Menschenbild orientierte Kultur gegenseitiger Wertschätzung, Achtung und Hilfsbereitschaft
zu entwickeln und zu pflegen.
Und schließlich wird eine Diakonie, die dem Hilfehandeln
Jesu Christi verpflichtet ist, immer auch die spirituelle
Dimension des Menschen wahrnehmen, wertschätzen
und entsprechende Angebote auf christlichem Hintergrund für Bewohnende und Kunden vorhalten. „Der
Mensch lebt nicht vom Brot allein“, dieses Wort Jesu hat
jeder diakonische Träger zu achten und entsprechend
spirituelle und seelsorgliche Angebote zu entwickeln.
Interkulturelle Öffnung und diakonisches Profil widersprechen sich nicht. Denn dieses diakonische Profil mit
entsprechenden spirituellen Angeboten liegt heute nicht
mehr in erster Linie in der Verantwortung einzelner Per-
sonen, sondern in der Gesamtverantwortung der diakonischen Organisation. Nicht in erster Linie jeder einzelne
Mitarbeiter, sondern die diakonischen Einrichtungen
haben als Organisationen sicherzustellen, dass entsprechende Angebote vorgehalten werden. Wir können nicht
mehr gewährleisten, dass jeder Mitarbeitende eine Kurzandacht hält, Gebete, Psalmen spricht und Kirchenlieder singen kann. Aber wir haben sicher zu stellen,
dass es in jedem Bereich und jeder diakonischen Einrichtung Menschen gibt, die diese Aufgaben übernehmen
können. Das müssen nicht nur hauptamtlich Beschäftigte, das können auch ehrenamtliche Mitarbeitende
sein.
Aufs Ganze gesehen aber sollte
die Diakonie den Weg einschlagen,
sich konsequent interkulturell und
interreligiös zu öffnen und alle Menschen guten Willens einzuladen, an
der Verwirklichung
des Auftrages der Diakonie mitzuwirken.
Hingegen weitverbreiteter Ansicht stehen auch kirchenrechtliche Bestimmungen einer solchen interkulturellen
Öffnung nicht im Weg. Die sogenannte ACK-Klausel
bezieht sich nur auf das Mitarbeitervertretungsgesetz.
Und die in Kirche und Diakonie geltende Loyalitätsrichtlinie von 2005 bietet durchaus Öffnungsmöglichkeiten.
Es ist an der Zeit, überkommende Positionen zu revidieren. Für Arbeitsplätze mit besonderem Gestaltungsauftrag, z.B. Leitung oder Verkündigung mögen weiterhin
spezifische Kriterien gelten. Aufs Ganze gesehen aber
sollte die Diakonie den Weg einschlagen, sich konsequent interkulturell und interreligiös zu öffnen und alle
Menschen guten Willens einzuladen, an der Verwirklichung des Auftrages der Diakonie mitzuwirken.
Johannes Schildmann
30 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Zum Thema
Zum Thema
Ältere in Münster – Vielfalt durch
Unterschiede
Es gibt nicht den Alten oder den Älteren. Menschen über
60, statistisch als Ältere bezeichnet, bilden zwei Generationen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen und
Wünschen. Diese Vielfalt zu entdecken ist eine der wichtigsten Aufgaben für unsere Arbeit mit Älteren. Potenziale und Defizite müssen entdeckt und Antworten (Ziele)
müssen beschrieben werden.
Bereits 6 Stadtteile einbezogen
Diese Aufgabe hat der Koordinationskreis Ältere in der
Diakonie, dem Vertreter/innen der Stationären Altenhilfe,
des Beratungs- und BildungsCentrums und der
gemeindlichen Altenarbeit angehören, zugleich bildet er
eine Klammer zur Kommunalen Seniorenvertretung
Münster. Vorsitzender ist der Vorstand der Diakonie
Münster.
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 31
Wichtigste Punkte sind:
Wie kann die Arbeit im Stadtteil/Quartier verbessert
werden?
Welche Hilfen müssen stadtteilnah gehalten bzw. aufgebaut werden?
Mehr Anerkennung für ehrenamtliche und familiäre
Hilfen durch Ältere.
Projektarbeit mit und für Ältere
Erhalt der Gruppeninitiativen in den Gemeinden
Umgang/Seelsorge bei Krankheit, Nachlassen der
Kräfte, Sterben und Tod
Um diese Ziele zu erreichen, müssen möglichst viele
Netzwerke zu Initiativen, Anbietern und den betroffenen
Älteren aufgebaut werden. Diese Netzwerke sollen
gleichzeitig auch Netzwerke zwischen den Generationen,
mit Menschen mit Migrationshintergrund oder mit
Behinderungen bilden. Ein Teil dazu wird in den Treffen
von „Älter werden in…“, die inzwischen in 6 Stadtteilen
in Münster bestehen geleistet. Diese Treffen werden von
der Kommunalen Seniorenvertretung, der Stadt Münster
und den Wohlfahrtsverbänden moderiert.
Martin Schofer
Weitere Informationen sind erhältlich bei:
Martin Schofer, Vorsitzender der Seniorenvertretung Münster, Telefon 02 51.492 60 80
Prof. Dr. Thomas Zippert,
Lehrstuhl für Diakoniewissenschaft an der FH
der Diakonie, Bielefeld
Unser theologisch-diakonisches Profil in einer
zunehmend pluralen Gesellschaft. Welche Beiträge kann
hierzu die Fachhochschule der Diakonie leisten?
Lage
Die Bevölkerung unseres Landes wird immer multikultureller und auch multireligiöser. Auf diese Situation reagieren die einen mit Abschottung, die anderen mit Fundamentalismen, wieder andere versuchen den Dialog,
während ein immer größerer Teil sehr individuell diese
Tradition oder jenes Motiv zu eigenen patchwork- und
bricolage-Mustern verknüpft und zu stark profilierten
Positionen, Traditionen und Ausdrucksformen von Kultur
in unentschiedenen Halbdistanz verbleibt. Das ist Multioptionsgesellschaft im Vollzug.
Es gibt Patchwork-Familien und zu konfessionsverschiedenen Familien kommen religionsverschiedene dazu.
Menschen wachsen in zwei Religionen auf, fühlen sich
möglicherweise beiden zugehörig und verändern beide
unter der Hand – ein Phänomen, das uns Theologen
zutiefst unheimlich und fremd ist und erst langsam
erforscht wird.
Unter diesen Bedingungen der Multioptionsgesellschaft
wird Leben mehrdimensional riskant und kann schiefgehen. Die Menschen sind auf sich selbst zurückgeworfen
und immer auf der Suche nach neuen Anschluss-, Knoten- oder Schnittstellen. Profile nehmen eher in sich multiperspektivische Formen à la Picasso an. In diesen Strudel schwindenden Vertrauens und fehlender Verlässlichkeit werden auch alle Bindung und Halt gebenden
Institutionen mit hineingerissen und unter Druck gesetzt:
die Familien, der Nahraum, die alten Halt und Identität
versprechenden Institutionen, auch die Kirchen und die
Diakonie.
Die Kirchen haben ihren Vertrauensvorschuss für die
politischen Eliten schon lange (spätestens seit dem
30jährigen Krieg) verspielt, die andern Institutionen
folgten, nicht erst jetzt, und der anstehenden Generationenwechsel in Politik und Verwaltung lässt das Vertrauen
ineinander nicht wachsen.
Leben mit Pluralismus – für den Protestantismus
nicht neu
Angesichts dieser Phänomene tut es gut, sich im weiten
Feld des Protestantismus auf eigene Ressourcen zu
besinnen. Die wichtigste hier: Er verfügt über jahrhunderte alte Erfahrungen und Kompetenzen im Umgang
mit Pluralität. Protestantismus gibt es nur im Plural: von
lutherisch bis reformiert, von pietistisch bis liberal, von
städtisch-selbstbewusst bis ländlich-treu. Verliebt in die
jeweils eigene Orthodoxie, die sich schon in geringem
Abstand als kultivierter Individualismus zeigt. Was ist das
für eine lutherische „Orthodoxie“, in der jeder Dogmatiker seine eigene Dogmatik schreiben muss, weil ihm die
der anderen nicht orthodox genug ist? Dieser protestantische Individualismus ist direkte Folge des Gedankens
des allgemeinen Priestertums und der Entdeckung der je
eigenen Verantwortlichkeit vor Gott. Wie reagiert der
Protestantismus, um mit diesem ihm in der Wurzel mitgegebenen Individualismus – und als unvermeidliche
und notwendige Folge – mit seiner Vielfalt umzugehen?
Vor allem leistete er dies mit seiner Debatten- und Diskussionskultur, mit seinem synodalen Prinzip: vom Kirchenvorstand vor Ort bis hin zu Kreis-, Landes- und EKDSynode, auch vom Religionsgespräch (z.B. dem gescheiterten Marburger Religionsgespräch von 1529 zum
32 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
gemeinsamem Abendmahl) bis hin zur Leuenberger
Konkordie von 1973 (wo dieses Problem endlich aber
vorläufig gelöst wurde). Es sind Orte, um Vielfalt zur
Sprache zu bringen und mühsam um Entscheidungen zu
ringen. Dazu kam die zunächst literarische, dann später
die mediale Öffentlichkeit, die man nutzte, um seine
Sichten der Dinge bekanntzumachen und zu debattieren.
Darin war besonders die Diakonie mit ihren schreib- und
public-relations-freudigen Vätern Bodelschwingh und
Wichern gut.
Die extrem lang- und mühsam verlaufenden ökumenischen Prozesse zeigen trotz aller Verzweiflung an den
minimalen Fortschritten, dass alte Organisationen (und
die Kirchen sind mit die ältesten bestehenden Organisationen!) eine hohe Selbstbezüglichkeit, sprich: eigene Kulturen ausgebildet haben, die nicht einfach fusionieren
können und wollen. Wie nun zeigen sich Reflexe dieser
Entwicklungen in der Diakonie?
Diakonie im Pluralismus heute
Die Unternehmerpersönlichkeiten aus der Gründungszeit
der Diakonie im 19. Jahrhundert sind in dieser Perspektive selbst Prototypen eines protestantischen Individualismus. Sie gingen bewusst den Weg aus der Landeskirche hinaus, gründeten Vereine und Stiftungen, nutzten
alle Wege, Methoden und Medien, um ihre jeweils
eigene Sicht der Dinge zu verwirklichen und voranzubringen, von eifrig geschriebenen, gedruckten und in alle
Welt gesandten Newslettern, von Reisen und Netzknüpfungen bis hin zum Zentralausschuss der Inneren Mission sind dies allesamt typisch protestantische und
typisch neuzeitliche Wege und Methoden, obwohl die
Diakonie in ihren ersten Jahrzehnten überwiegend aus
einem bestimmten protestantischen Milieu, dem der
Erweckungsbewegung, stammte. Das sah unter dem
Regiment dieser Patriarchen und Matriarchinnen nicht
nach Pluralität sondern nach strammer Konformität und
Einheitlichkeit aus. Im Modell des patri-/matriarchalautoritär geführten „Hauses“, des Mutter- wie des Bruderhauses und der Hausfamilie diakonischer Hauseltern
mit den ihnen anvertrauten eigenen und fremden „Kindern“ oder „Behinderten“ oder „Alten“ verstärkte sich
dieser Eindruck zunächst.
Heute versuchen Leitbilder den Spagat, einerseits nach
außen und innen als einheitliche und handlungsfähige
Organisation zu erscheinen, andererseits sind die Leitbilder selber wieder so allgemein, so im Fluss oder so
interpretationsfähig und –bedürftig, dass sie selber plura-
litätsfördernd sind. Unter diesen Bedingungen sollten
Leitbilder Markenkerne und Profile in der Diakonie Vielfalt mutig benennen, eröffnen und ggf. begrenzen. Ein
Kriterium ihrer Qualität besteht in der ebenso fachlich
wie theologisch begründeten wie menschlich-alltäglich
gelungenen Achtung von Vielfalt und Individualität. D.h.
konkret, dass sie Differenzen, Spannungen und Varianten aushalten, tragen und damit moderierend umgehen
kann. Sie schätzt Vielfalt, weil sie Individualität schätzt.
Es sind Orte, um Vielfalt zur
Sprache zu bringen und mühsam
um Entscheidungen zu ringen.
Das ist mehr als Toleranz (Ertragen des schwer Erträglichen), mehr als Wertschätzung (die vom Begriff her
schon wieder ökonomisch argumentiert), sondern Eröffnung eines Raumes, in dem sich Vielfalt zeigen und zueinander in ein befruchtendes Verhältnis setzen kann,
ohne bleibende Differenzen vertuschen zu müssen, und
wo es auch einen offenen bis offensiven Umgang mit
dem Nichttolerablen gibt.
Dasselbe noch einmal anders ansetzend formuliert: Seit
Jahrzehnten gibt Kindertheologie, Jugendlichentheologie, Frauentheologie, Alltagstheologie usw. – es wird mit
ziemlicher Sicherheit auch eine Theologie der Diakonischen Mitarbeitenden geben! Und zwar unverkürzbar
individuell. Nicht nur die leitenden, nein jeder Mitarbeiter
hat seine eigene Theologie! Sie ist, sie kann nicht
begrenzt werden auf Vorsteher/innen und DiakonInnen.
Zwei Pole wiederum umgrenzen das Feld: Wo sind die
Grenzen dieser Vielfalt, damit ein Unternehmen als
Unternehmen erkennbar- und handlungsfähig bleibt?
Wo wird sie dringend real erlebbar benötigt, damit diakonische Dienstleistungen (besser: Dienste) nicht um ihre
personale, religiöse oder spirituelle Dimension, die notwendig individuell-persönlich ist, gebracht werden?
Handlungsoptionen einer FH der Diakonie
Sie sucht erstens nach pluralismusfreundlichen Begründungen für diakonisches Handeln. Der alte Begriff der
Barmherzigkeit wie die Traditionen von Bibel und Koran
zum Almosen verbinden uns mit Judentum und Islam
und deren Begründungen sozialen Handelns. Selbst konstitutive Begriffe wie Nächstenliebe, Solidarität und
Gerechtigkeit sind nicht mehr als unverwechselbares
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 33
Proprium des diakonischen (und nur des diakonischen)
Handelns zu identifizieren – die Marketingfachleute nennen das ein „Alleinstellungsmerkmal“. Es ist klar, dass all
dies konstitutiv für diakonisches Handeln ist, aber es
wäre vermessen zu behaupten, es sei dies ein Proprium
oder Alleinstellungsmerkmal, das niemand anderem
zukäme bzw. zu dem ein Nichtchrist nicht in der Lage
sein könne.
Das führt zu einer weiteren wichtigen These: Die Suche
nach dem Konstitutiven ist vielversprechender als die
nach dem unverwechselbar und niemand anderem Eigenen und Unverwechselbaren (Proprium) oder dem leicht
erkenn- und unterscheidbaren Profil. Das Konstitutive
besteht nicht in Dingen, die andere nicht haben oder vorweisen können, sondern hält lediglich fest, dass dies für
einen selber bzw. für die eigene Institution oder Organisation unverzichtbar, notwendig, eben: konstitutiv ist.
Das Proprium bestünde dann eher in der Verlässlichkeit
des Gegebenseins bzw. in der Kombination dessen, was
andere in dieser Kombination nicht haben. Oder in der
prinzipiellen Pluralismusfreundlichkeit des Protestantismus, seiner Offenheit für neue Positionen, die mit seinem theologisch tiefgründig verankerten Individualismus
zu tun haben – der aber selber zu einem sozialen Größe,
ja Teil unserer Kultur geworden ist, aber qua Individualismus nur schwer gemeinsam zu pflegen/kultivieren ist.
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Geschichten, die
Spiritualität ist sehr individuell,
nicht unbedingt amtskirchlich
orientiert, aber vorhanden und
wirksam.
zeigen, wie pluralismusfreundlich sogar Grundtexte der
Bibel sind, wenn man sie denn sprechen lässt.
Sie prüft und entwickelt zweitens Konzepte des
Umgangs mit Pluralismus bzw. widersprüchlichen Positionen weiter, seien es Konzepte kultur- bzw. religionssensibler Pflege, der Grundinformation über die Bedeutung
und Funktion von Religion in der Diakonie („DiakonieCare“), der Methoden nicht willkürlicher, sondern rational abgewogener ethischer Urteilsbildung unter gegebenen widersprüchlichen Interessen, Normen, Werten
(z.B. bei Ethikkomitees nicht mehr nur in Krankenhäusern). Das Konzept der „Dienstgemeinschaft mit Anderen“, das die Diakonie in Hessen und Nassau vorgelegt
hat, ist hier von besonderem Interesse, um den Spielraum, den die Loyalitätsrichtlinie der EKD nicht restriktiv
auszulegen sondern konstruktiv auszugestalten.
Das führt drittens dazu, dass wir anders zwischen
ethischer und religiöser Kommunikation unterscheiden
müssen. Ethische Kommunikation muss irgendwann zu
irgendeiner Entscheidung angesichts widersprüchlicher
Interess