PDF Dossier für Lehrpersonen zu den aktuellen Ausstellungen

Einführung für Lehrpersonen
Materialien der Kunstvermittlung zu den aktuellen
Ausstellungen für Kantons-und Berufsschulen
Hans Schärer
Madonnen & Erotische Aquarelle
*Aargauer Kunsthaus 1.5. – 2.8.2015
Inhabitations
Phantasmen des Körpers in der Gegenwartskunst
*Aargauer Kunsthaus 1.5. – 2.8.2015
huber.huber
Und plötzlich ging die Sonne unter
*Aargauer Kunsthaus 1.5. – 16.8.2015
CARAVAN 2/2015: Sarah Burger
Ausstellungsreihe für junge Kunst
*Aargauer Kunsthaus 1.5. – 16.8.2015
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2
Inhaltsverzeichnis
Einleitung……………………………………………………………………………………..4
Angebote für Schulklassen…………………………………………………………………5
Hans Schärer. Madonnen & Erotische Aquarelle
Ausstellungsinformationen………………………………………………………………….7
Zum Künstler…………………………………………………………………………………9
Themenschwerpunkte……………………………………………………………………..10
Inhabitations. Phantasmen des Körpers in der Gegenwartskunst
Ausstellungsinformationen……………………………………………………………..…11
Themenschwerpunkte………………………………………………………………..……13
Gestalterischer Workshop mit Nathalie Bissig…………………………………..…14
huber.huber. Und plötzlich ging die Sonne unter
Ausstellungsinformationen…………………………………………………………..……15
Zu den Künstlern………………………………………………………………………..….16
Themenschwerpunkte…………………………………………………………….…….…17
CARAVAN 2/201: Sarah Burger………………………………………………………..18
Ausblick auf kommende Ausstellungen……………………………………..…….….…21
Hausordnung im Aargauer Kunsthaus……………………………………………….….22
3
Einleitung
Liebe Lehrpersonen
Ich freue mich Ihnen im Namen der Kunstvermittlung des Aargauer Kunsthauses unser
Lehrerdossier zu den vier neuen Ausstellungen vorstellen zu dürfen.
Die Einführung für Lehrpersonen - jeweils am ersten Mittwoch nach der Vernissage - findet
direkt in den Ausstellungsräumen statt, wo die Themenschwerpunkte der Dialogischen
Führungen vorgestellt werden. Das vorliegende Dossier enthält alle aktuellen Schulangebote
mit den Ausstellungsinformationen und den Themenschwerpunkten. Es soll Ihnen den
Einstieg erleichtern und einen guten Überblick über die Ausstellungen geben.
Ich bin überzeugt, dass Sie ein Angebot finden, das Sie anspricht oder "gluschtig" macht. Ob
Sie sich für eine Dialogische Führung entscheiden oder als ungeführte, angemeldete
Schulklasse uns im Aargauer Kunsthaus besuchen; wichtig ist das Erlebnis im visuellen wie
gestalterischen Bereich, wo Hand, Herz und Kopf zusammen treffen, wo Schulklassen etwas
gemeinsam erleben.
Für die Bereitstellung der vorliegenden Unterlagen möchte ich an dieser Stelle insbesondere
unserer Volontärin Simone Flüeler danken, welche je zwei bis drei Themenschwerpunkte zu
den
vier
Ausstellungen
Kunstvermittlung,
hat
ausgearbeitet
einen
hat.
interessanten
Silja
Burch,
Gestalterischen
unsere
Fachspezialistin
Workshop
mit
jungen
Künster/innen für Kantons- und Berufsschulen ausgearbeitet und den Fokus auf die
Künstlerin Nathalie Bissig und dem Motiv der Maske gelegt. Den Abschluss des Dossiers
bildet ein Ausblick auf die kommenden Ausstellungen sowie die Hausordnung des Aargauer
Kunsthauses.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und freue mich, zusammen mit unseren
Kunstvermittler/innen Eliane Bärtschi, Lisa Engi, Kristen Erdmann, Cynthia Luginbühl,
Corina Schaltegger, Christian Schuler, Ursina Spescha, Franziska Staerkle und Miriam
Strauss, Sie demnächst im Aargauer Kunsthaus mit Ihrer Schulklasse begrüssen zu dürfen.
Christin Bugarski
Leitung Kunstvermittlung, Aargauer Kunsthaus
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Angebote für Schulklassen
Dialogische Führung (Oberstufe, Kantons- und Berufsschulen)
Mit einer kurzen Einführung und gezielten Fragestellungen wird ein Einblick in
die aktuelle Ausstellung gegeben. Der thematische Schwerpunkt der Führung
liegt in der dialogischen Auseinandersetzung mit den Werken und den Künstlerinnen oder Künstlern. Die Jugendlichen beteiligen sich aktiv bei der Erschliessung und üben sich in einer kritischen Rezeption.
Termin nach Absprache
Dauer: 1 Stunde
Kosten: CHF 180.– / Klasse inkl. Eintritt
Schulklassen aus dem Kanton Aargau können über
www.kulturmachtschule.ch eine Rückerstattung von CHF 90.– beantragen.
Gestalterischer Workshop mit jungen Künstler/Innen (Kantons- und Berufsschulen)
Ausgehend von den Arbeiten eines ausstellenden Kunstschaffenden wird
dessen Arbeitsweise und Haltung in direkter Auseinandersetzung mit den
Werken besprochen. Ziel des Workshops ist es, junge Kunstschaffende und
ihre Arbeit kennen zu lernen und aus einer künstlerischen Praxis heraus gestalterisch ihrem Werk zu begegnen.
Termin nach Absprache
Dauer: 2 Stunden
Kosten: CHF 400.– / Klasse inkl. Eintritt
Schulklassen aus dem Kanton Aargau können über
www.kulturmachtschule.ch eine Rückerstattung von CHF 200.– beantragen.
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Dialogische Führung "In dialogue" (Oberstufe, Kantons- und Berufsschulen)
Schulklassen besuchen die aktuellen Sonderausstellungen und diskutieren
das Gesehene auf einem dialogischen Rundgang in englischer Sprache.
Termin nach Absprache
Dauer: 1 Stunden
Kosten: CHF 180.– / Klasse inkl. Eintritt
Schulklassen aus dem Kanton Aargau können über
www.kulturmachtschule.ch eine Rückerstattung von CHF 90.– beantragen.
Ungeführte Schulklassen
Wenn Sie das Aargauer Kunsthaus mit einer Klasse ohne Begleitung der
Kunstvermittlung besuchen möchten, melden Sie sich bitte an.
Zur Vorbereitung Ihres Besuches bitten wir Sie, das Informationsblatt für ungeführte Klassen und Gruppen durchzulesen und die Regeln im Aargauer
Kunsthaus zu beachten. Das Informationsblatt können Sie auf unserer Website runterladen. http://www.aargauerkunsthaus.ch/de/kunstvermittlung/schulen/
Kontakt für Buchungen/Anfragen:
Aargauer Kunsthaus
Silja Burch
Aargauerplatz, CH-5001 Aarau
T + 41 (0)62 835 23 31
F + 41 (0)62 835 23 29
[email protected]
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Hans Schärer
Madonnen & erotische Aquarelle
1. Mai – 2. August 2015
Hans Schärer (1927 – 1997) ist einer der wichtigsten Schweizer Künstler seiner Generation. Das Aargauer Kunsthaus stellt mit der Ausstellung Hans Schärer. Madonnen & Erotische Aquarelle nun zwei zentrale Werkserien des Künstlers ins Zentrum
der Aufmerksamkeit. Den ikonenhaften, grossformatigen Madonnengemälden werden in der Ausstellung die von Leichtigkeit und Fabulierlust gezeichneten Erotischen
Aquarelle gegenübergestellt.
Das Kunsthaus verbindet eine lange Geschichte mit Hans Schärer. Seine erste Retrospektive fand 1982 im Aargauer Kunsthaus statt. Auf sein Potential sowie die Aktualität seiner Arbeit verwies das Museum in den letzten Jahren mehrfach im Rahmen von Einzel- und Gruppenausstellungen. Das Interesse zeitgenössischer Künstler/-innen an Hans Schärers Bildsprache sowie die Präsentation seiner Werke an der
Biennale in Venedig 2013 bestätigen seine Bedeutung für die Gegenwart.
Mit rund 230 Arbeiten aus den beiden Werkreihen Madonnen und Erotische Aquarelle verhandelt die aktuelle Ausstellung in Aarau den Status der Frau als sakrale Ikone
und vermeintlich Heilige im Gegensatz zum erotisch aufgeladenen Bild des Weiblichen. Die Schau verdeutlicht, dass Hans Schärers Phantasmen nicht nur subjektiv
verankert sind, sondern dass die Bilder in der Auseinandersetzung mit der Beziehung von Sexualität und Religiosität, von Gott und Mensch wie auch von Mann und
Frau eine allgemeingültige Bedeutung haben. Die Gegenüberstellung der beiden
Serien wirft auch die Frage nach den Vorstellungen auf, welche wir den dargestellten
Körpern zuweisen.
Hans Schärer schuf während rund 15 Jahren, von etwa 1966 bis Anfang der 1980erJahre, mit den Madonnenbildnissen seine bekannteste Gruppe von Bildwerken.
1969 entstand das erste als Madonna betitelte Werk – ein Motiv das sein populärstes Sujet wurde. Der Luzerner Maler war in den Folgejahren einem regelrechten Madonnenkult verfallen und malte eine grosse Anzahl Bilder zu diesem Thema. Die
konzeptuelle Radikalität dieser Arbeiten wird deutlich in der Aneinanderreihung im
Ausstellungsraum sowie im üppigen Farbauftrag und der Materialdichte der einzelnen Werke. In mehrfach übermalte Schichten integrierte der Künstler Steine, Seile,
Muscheln oder Scherben, welche die Gemälde punktuell zu Halbreliefs anwachsen
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lassen. Das Zentrum des Torsos zeichnete er bei vielen Madonnen speziell aus, als
wäre es ein Kraftzentrum oder ein Schmuckstück.
Hans Schärer verlieh seinen Madonnen einen eigenständigen, bisweilen eigentümlichen Ausdruck und grenzte sich damit von sakralen Marienbildnissen ab. Die Merkmale des religiös motivierten Madonnenbildes setzte er dabei in Widerspruch zur
überlieferten Ikonografie: Seine Madonnen haben breit aufgerissene Münder mit klar
sichtbaren Zähnen, ein drittes Auge auf der Stirn, einen hals- und armlosen Oberkörper und häufig einen starren Blick. In ihrer rustikalen Ausführung vermitteln die
Madonnen unterschiedliche Stimmungen. Sie erscheinen fragend, aggressiv, kokett,
erschreckend bis Furcht einflössend, belustigt oder in sich gekehrt. Gerade in ihrer
Mehrdeutigkeit liegt ihre Faszination.
Diesen ikonenhaften, grossformatigen Madonnengemälden werden in der Ausstellung im Aargauer Kunsthaus die von Leichtigkeit und Fabulierlust gezeichneten Erotischen Aquarelle gegenübergestellt. Die rund 140 Blätter umfassende Werkgruppe,
auf denen Hans Schärer Aquarellfarbe mit Tusche und Gouache kombinierte, ist im
gleichen Zeitraum wie die Madonnenbilder entstanden. Die Blätter sind thematisch
eng mit den Ölbildern verknüpft. Auf verspielte Weise präsentieren die lustvollen
Szenen auf den Papierarbeiten das irdische Ebenbild der entrückten Madonnen in
den Gemälden. Während die Madonnen unnahbar wirken, verströmen die Frauen
auf den Aquarellen eine unbeschwerte Heiterkeit. Sie fühlen sich in ihren sinnlichen,
prallen Körpern sichtlich wohl, räkeln sich genüsslich auf farbigen Sofas, reiten voller
Freude auf phallischen Gegenständen oder vollführen in einem erotisch aufgeladenen Zirkusspektakel allerlei Kunststücke. In den karikierenden Szenen entfaltete
Hans Schärer darüber hinaus jedoch auch eine scharfe Gesellschaftskritik sowie
politische Anspielungen.
Eine komprimierte Version der Ausstellung wird vom 18. November 2015 bis 7. Februar 2016 im Swiss Institute in New York zu sehen sein.
Kuratorin
Madeleine Schuppli, Direktorin Aargauer Kunsthaus
Kuratorische Assistenz
Nicole Rampa, Wissenschaftliche Mittarbeiterin, Aargauer Kunsthaus
Marianne Wagner, Wissenschaftliche Mittarbeiterin, Aargauer Kunsthaus
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Zum Künstler
Hans Schärer
(*26.12.1927 Bern, †14.11.1997 St.
Niklausen) Väterlicherseits entstammt
Hans Schärer einer Ärztefamilie. Nach seiner Kindheit im Länggassquartier in Bern
trennten sich seine Eltern; Hans Schärer
wuchs mit seiner um drei Jahre älteren
Schwester bei seiner Mutter auf, die in
Burgdorf eine Pension, später ein Restaurant betrieb, besuchte dort die Schulen, bis
man ihn nach Lausanne an die Ecole de
Commerce schickte. Nach dem Besuch der
Ecole de Commerce beschloss Hans Schärer, Maler zu werden. 1949-1956 erhielt er
in Paris wichtige Einflüsse für seinen autodidaktischen Werdegang. 1958 erhielt er
das Eidgenössische Kunststipendium und
den Anerkennungspreis der Stadt Luzern.
1958, 1961 und 1962 folgten Stipendien der
Kiefer-Hablitzel-Stiftung und 1982 der
Kunstpreis der Stadt Luzern. Im selben Jahr
zeigt das Aargauer Kunsthaus seine erste
Retrospektive.
Bildlegende:
Hans Schärer. In: Hans Schärer. Madonnen & Erotische Aquarelle, hrsg. von Madeleine Schuppli, Marianne Wagner und Aargauer Kunsthaus, Ausst.-Kat.,
Aarau/Luzern: Aargauer Kunsthaus und Edizioni Periferia 2015.
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Themenschwerpunkte
Dialogische Führung
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2
I. Zur Arbeitsweise von Hans Schärer
Das Motiv der Madonna steht bei Hans Schärer im Zentrum. An einer einzelnen Madonna hat Hans Schärer mehre Monate bis Jahre gearbeitet. Immer
wieder übermalte er neu, dadurch entstanden reliefartige Strukturen, die noch
zusätzlich verstärkt wurden, indem der Künstler diverse Materialien in seine
Bilder einfügte. Durch eine Bildbetrachtung mit dem Fokus auf die Materialität
der Bilder versuchen wir der Arbeitstechnik des Künstlers nachzugehen. Innerhalb der dialogischen Führung kann man einen Exkurs in das Leben und
weitere Schaffen von Hans Schärer unternehmen, um so einen vertieften Einblick in das Schaffen des Künstlers zu bekommen.
II. Erotische Aquarelle und Madonnen im Vergleich
In der dialogischen Führung setzen wir die ikonenhaften, grossformatigen
Madonnengemälden den von Leichtigkeit und Fabulierlust gezeichneten Erotischen Aquarellen gegenüber. Jedoch wollen wir nicht nur die Unterschiede
durch die vergleichende Werkbetrachtung hervorheben, sondern uns auch
fragen, welche möglichen Gemeinsamkeiten die Werkgruppen haben könnten.
Bildlegende:
1
Hans Schärer. Ohne Titel, 1970. Aquarell, Tusche und Gouache auf Aquarellpapier. 40 x 47
cm. Galerie Anton Meier, Genève. © Erben Hans Schärer / ProLitteris, Zürich 2015.
2
Hans Schärer. Ohne Titel (Madonna), 1969. Öl, Steine, Glas und plastische Masse auf
Leinwand, integraler Holzleistenrahmen. 117,2 x 90,3 cm. Privatbesitz © Erben Hans Schärer
/ ProLitteris, Zürich 2015.
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Inhabitations
Phantasmen des Körpers in der Gegenwartskunst
1. Mai – 2. August 2015
Mit der Ausstellung Inhabitations. Phantasmen des Körpers in der Gegenwartskunst
präsentiert das Aargauer Kunsthaus Werke von jungen Kunstschaffenden aus der
Schweiz und dem Ausland. Im Zentrum steht der Körper als Behausung von Phantasmen und Fiktionen, Wünschen und Obsessionen. Die Ausstellung thematisiert
den Körper als Projektionsfläche, als Raum für sinnliche Erfahrungen und als Ort
von Sehnsüchten.
Der Körper, die Grundlage unserer Existenz, steht in kulturellen Auseinandersetzungen seit jeher im Zentrum: Während in nahezu allen Religionen sein Wesen zwischen Leibhaftigkeit und metaphysischer Bedeutung diskutiert wird, legt beispielsweise die Naturwissenschaft den Fokus auf seine anatomische Beschaffenheit. In
der Kunst sind körperliche Erscheinungsformen Ausgangspunkt und Projektionsfläche für ästhetische Überlegungen und ihre Bedeutung für die Gegenwart.
Die Gruppenausstellung Inhabitations. Phantasmen des Körpers in der Gegenwartskunst im Aargauer Kunsthaus geht vom Körper als einem Gefäss aus, das mit Vorstellungen und Visionen gefüllt wird. Dabei stellen sich Fragen: Wie wird der Körper
zum Medium und Vermittler zwischen dem Ich und der Welt? Dient er als Sprachrohr, als Modell, an dem wir Mass nehmen für bestimmte Handlungen?
Anhand ausgewählter Positionen wird aufgezeigt, welche Utopien, Ideologien und
Visionen Körper bergen und an ihrer Erscheinung zum Ausdruck kommen. Die
Schau umfasst eine Vielzahl von Medien, darunter Zeichnungen, Skulpturen, Videos
und Installationen. In Melodie Moussets Werk Impulsive Control (2012) wird deutlich, inwiefern der Körper als Projektionsfläche fungiert. In drei Videofilmen rotiert ihr
Körper auf einer Töpferscheibe und auf ihrem Kopf werden durch die Hände eines
Keramikers Gefässe geformt. Die leiblichen Impulse fliessen in die Tonformen hinein, um sich anschliessend von ihrer menschlichen Basis zu lösen und als Tonobjekte ein eigenständiges Dasein zu führen.
Augustin Rebetez macht in seiner medial vielfältigen und raumgreifenden Installation die Welt und Sinneseindrücke auf ganz andere Weise am Leib erfahrbar. Er konstruiert allegorische und universelle Momente unserer heutigen Gesellschaft, in denen die Motive "Körper" und "Haus" mehrfach in Erscheinung treten.
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In der Ausstellung wird der Körper auch als Resonanzkörper erörtert, was beispielsweise in der Videoarbeit Vororte der Körper (2012/2015) von Yves Netzhammer
deutlich wird. Inwiefern kann der Körper dem Denken einen Raum für sinnliche Erfahrungen und Sehnsüchte ermöglichen? In den künstlerischen Bearbeitungen des
Körpers werden hier geeignete Bilder für Fantasien gefunden.
Neben Darstellungen vom Körper als Einheit vieler Glieder und Funktionen gehen
bei Beni Bischofs Gemälden Gesten des Mutierens ins Monströse über, Verzerrungen und Deformationen treten in Erscheinung. Damit rückt auch die Idee ins Blickfeld, dass Körper von anderen Wesen durchdrungen und belagert werden. Diese
künstlerischen Umsetzungen reichen bis zum physischen Überstrapazieren und
Überquellen von Material, das den Körper erweitert und verformt.
Mit der Behausung von Wünschen im Körper schlägt die Schau einen thematischen
Bogen von den parallel gezeigten Werken Hans Schärers aus den 1960er- bis
1980er-Jahren in die Gegenwart. Als prominentes Thema in der Kunst lassen sich
die unterschiedlichen Bearbeitungen des Körpers in einem grösseren Kontext betrachten. Die Ausstellung Inhabitations trägt zu diesem Diskurs bei und führt das anhaltende und gegenwärtige Interesse von Kunstschaffenden an Inszenierungsstrategien des Körpers zusammen.
Künstler/innen
Nel Aerts (*1987, BE), Nathalie Bissig (*1981, CH), Beni Bischof (*1976, CH), Nathalie Djurberg und Hans Berg (beide *1978, SE), Andrea Heller (*1975, CH), Melodie
Mousset (*1981, CH), Augustin Rebetez (*1986, CH), Tanja Roscic (*1980,
CH/KOS), Loredana Sperini (*1970, CH), Yves Netzhammer (*1970, CH)
Editionen
Edition von Augustin Rebetez. Farbfotografie, limitierte Auflage, 25 Ex. & 5 AP, je 27
× 40 cm. CHF 580.– / 500.– für Mitglieder des Aargauischen Kunstvereins.
Edition von Tanja Roscic Bronzeobjekt, limitierte Auflage, 6 Ex. & 2 AP, je 4 × 3.5 ×
8.5 cm CHF 730.– / 650.– für Mitglieder des Aargauischen Kunstvereins.
Kuratorin
Marianne Wagner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Aargauer Kunsthaus
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Themenschwerpunkte
Dialogische Führung
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I. Die Ausstellung im Gesamtüberblick
Was hat es mit dem Titel der Ausstellung auf sich? Wie werden die Werke
gezeigt und wieviel Raum nehmen sie ein? Wie stehen die ausgestellten
Künstler in Verbindung zueinander? Wie treten die Werke miteinander in Dialog? Durch gezielte Fragen und Aufgaben gehen die Jugendlichen nach und
nach dem kuratorischen Konzept der Ausstellung auf den Grund.
II. Einübung in die Werkanalyse zeitgenössischer Werke
In der dialogischen Führung lernen die Jugendlichen, wie man zeitgenössische Kunst anschauen, analysieren und auch kritisieren kann. Ein Fokus wird
dabei speziell auf die Multimedialität der Ausstellung gesetzt. Die Jugendlichen gehen unter anderem der Frage nach, warum das spezifische Medium
vom Künstler ausgesucht worden sein könnte und welche Wirkung er damit
beim Betrachter/ bei der Betrachtenden erzielt.
Bildlegende:
1
Andrea Heller. Ohne Titel, 2015. Aquarell auf Papier. 36 x 26 cm.
2
Melodie Mousset. Crater, 2012. Gebrannter Ton. Courtesy of Susanne Vielmetter Los Angeles.
3
Yves Netzhammer. Vororte der Körper, 2012/2015. Video-Installation, Stahl, Textil, Projektionen. 17:10 Min., Loop.
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Themenschwerpunkt
Gestalterischer Workshop mit jungen Künstler/innen
Nathalie Bissig
Zum Motiv der Maske
Die Innerschweizer Künstlerin Nathalie Bissig (*1981) kombiniert in ihrer Arbeit, nebst einem umfangreichen zeichnerischen Werk, häufig Fotografie mit dreidimensionalen
Werken; diese Verbindung wird auch in der aktuellen Gruppenausstellung Inhabitations offenkundig, in welcher die
Künstlerin prominent den ersten Saal bespielt: Eine
Schwarz/Weiss-Fotografie zeigt eine von Bissig genähte
Maske in der Natur drapiert, während eine Gruppe von
1
weiteren Masken im Ausstellungsraum aufgebaut sind.
Im Workshop wird im Dialog mit der Künstlerin das Motiv der Maske, der einerseits
subjektive Bedeutung zugesprochen wird, aber auch kulturübergreifende Ausdrucksformen zukommen, beobachtet und besprochen. Wie verändert sich zudem das Motiv in den verschiedenen Medien, im Zusammenspiel der Medien und in unterschiedlichen settings? Im anschliessenden Teil im Atelier geschieht unter Anleitung der
Künstlerin eine Annhäherung ans Thema der Maske über eine eigene gestalterische
Ausarbeitung und fotografische Inszenierung. Die Resultate sollen zum Abschluss in
der Gruppe besprochen werden.
Ziel des Workshop ist es, dass sich den Schüler/innen eine einzigartige Möglichkeit
bietet, im Austausch mit der Künstlerin einen vertieften Einblick in ihr Schaffen zu
erhalten und dies über die eigene Bearbeitung des Themas für sich künstlerisch
fruchtbar zu machen.
Der Workshop wird zusätzlich von einer Kunstvermittlerin geleitet.
Mögliche Daten für die Buchung: Freitag 22.Mai, Donnerstag 28. Mai,
11. Juni, 18. Juni 2015, nachmittags
Bildlegende:
1
Nathalie Bissi. Ohne Titel, 2014, Barytpapier, 188,3 x 128, 6 cm, Edition 1/5 + 1 AP, Aargauer Kunsthaus, Aarau, © Nathalie Bissig.
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huber.huber
Und plötzlich ging die Sonne unter
Mai – 16. August 2015
Die Ausstellung huber.huber. Und plötzlich ging die Sonne unter findet im Rahmen
des kantonalen Gedenkjahrs "1415 – Die Eidgenossen kommen!" statt. Mittels Film,
Fotografie und historischer Artefakte beleuchtet das Künstlerduo huber.huber (Markus und Reto Huber) subtil und mehrschichtig die dunklen Seiten der Geschichte.
1415 war ein schicksalhaftes Jahr für den Kanton Aargau: Die Eidgenossen eroberten weite Gebiete des heutigen Aargaus. Damit endeten die langen Jahre habsburgischer Herrschaft und eine neue politische und kulturelle Ära wurde eingeläutet. Der
Kanton Aargau gedenkt diesem Wendepunkt in der Geschichte im Jahr 2015 mit
einem vielfältigen Vermittlungsangebot.
Anlässlich dessen zeigt das Aargauer Kunsthaus die Ausstellung huber.huber. Und
plötzlich ging die Sonne unter. Wie der Titel bereits suggeriert, weist die Ausstellung
auch auf die dunklen Seiten der Eroberung hin. So brachten die Eidgenossen den
Bewohnern der aargauischen Gebiete weder Neutralität noch Demokratie – sie blieben auch unter der neuen Herrschaft Untertanen.
Die Künstler Markus und Reto Huber haben sich für ihre Recherchen in die Depots
und Archive des Kantons begeben und formulieren anhand historischer Fakten und
Artefakte ihre persönliche Sicht auf die Geschehnisse von 1415. Die Schau vereint
Film, Fotografie, Installation und historische Gegenstände. In ihrer Gesamtinstallation Plötzlich ging die Sonne unter geht es den Künstlern um die Auseinandersetzungen und Folgen des Krieges von 1415, aber auch um das Muster, nach dem sich
kriegerische Konflikte bis in die Gegenwart hinein wiederholen. So sind die Ursachen
des Krieges von 1415 - Macht, Geld, Territorialansprüche und Religion – bis heute
die häufigsten Auslöser bewaffneter Konflikte. Im Zentrum der Ausstellung steht der
Protagonist des Krieges – der Mensch als Individuum, Täter und Opfer. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Hand als Verkörperung der Einmaligkeit des Menschen. Verschiedentlich inszeniert wird ihre heilende, schützende und tröstende,
aber auch verletzende Kraft thematisiert.
Kurator: Dr. Thomas Schmutz, Kurator / Stv. Direktor, Aargauer Kunsthaus
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Zu den Künstlern
huber.huber
Geboren als Zwillingsbrüder (*1975) und
aufgewachsen in Uetikon (ZH), absolvieren
Markus und Reto Huber 2002 bis 2005 ihre
Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. Seither arbeiten sie
als Künstlerkollektiv huber.huber. Sie bedienen die Gattungen der Objektkunst, Installation, Malerei, Videokunst, Fotografie
und Zeichnung. Das Sammeln und Herauslösen von Materialien, sowie das Montieren
und Erschaffen neuer Zusammenhänge
charakterisiert ihr Schaffen.
Bildlegende: Anina Rether. HUBER.HUBER IM Arte Hotel Bregaglia. Zucht und Unordnung. In: Schweizer Illustrierte. 10. Juli
2012.http://www.schweizer-illustrierte.ch/lifestyle/kultur/zucht-undunordnung
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Themenschwerpunkte
Dialogische Führung
I.
Hand und Gesten im Werk von huber.huber
In der Inszenierung Und plötzlich ging die Sonne unter
des Künstlerduos huber.huber, welche zum Aargauer
Gedenkjahr "1415 – die Eidgenossen kommen!" entstanden ist, steht der Mensch und sein Körper im
Zentrum. Dabei spielt besonders die Hand eine wichtige Rolle. Die Hand ist nicht nur ein wichtiges Hilfsmittel des Künstlers, sondern spiegelt auch die Einmaligkeit jedes Menschen wider. Verschiedentlich inszeniert wird ihre heilende, schützende und tröstende,
aber auch verletzende Kraft thematisiert.
1
Der Fokus wird auf das Sujet der Hand gelenkt, um
gemeinsam in einer dialogischen Führung das Werk von huber,huber zu entschlüsseln. Dadurch üben sich die Jugendlichen in der Beschreibung und Analyse von
zeitgenössischer Kunst. Ein Exkurs zu anderen Werken von huber.huber, wo die
Hand und das Individuum ebenfalls eine wichtige Rolle spielten, ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Schaffen des Künstlerduos.
Bildlegende:
1
huber.huber. O.T. (Victory), 2015. Videostudie. Foto: huber.huber
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CARAVAN 2/2015: Sarah Burger
Ausstellungsreihe für junge Kunst
Die Glarner Künstlerin Sarah Burger (*1982) realisiert fürs Foyer des Aargauer
Kunsthauses zwei neue, ortspezifische Arbeiten. Mit ihren auf grossformatige Stoffbahnen gedruckten Landschaften spielt sie gekonnt mit unterschiedlichen Innen- und
Aussenansichten.
Sarah Burger präsentiert ihre Werke nicht wie üblich in einem Ausstellungsraum,
sondern schafft zwei ortspezifische Arbeiten für das Foyer des Aargauer Kunsthauses. Dem CARAVAN-Ausstellungskonzept einer "mobilen Intervention" entsprechend, sucht die Glarner Künstlerin den Dialog mit dem lichtdurchfluteten, prägnanten, von Herzog & de Meuron gestalteten Museumsfoyer. Dabei lotet sie mit installativen Werken die Orte des Kunsthauses aus, wo Innen- und Aussenraum geradezu
verschmelzen, vor allem an der grossen Glasfront, die das Museum vom Verkehrsknotenpunkt Aargauerplatz trennt. Infolge der Platzierung bei den schwellenlosen
Fenstern sind die grossen, auf fliessendem Stoff gedruckten Bilder, von innen und
aussen zu sehen. Sarah Burger setzt den Stadtansichten am Computer kreierte
"Bildlandschaften" entgegen.
Fotografien und gefundene Bilder, seien sie gedruckt oder vom Internet heruntergeladen, sind eine wichtige Komponente in Sarah Burgers künstlerischer Praxis. Abbildungen von moderner Architektur, altägyptischen Stätten, griechischen Skulpturen,
erhabenen Berglandschaften oder einer vorbeiziehenden Karawane finden neben
weiteren Objekten in ihre Installationen, Skulpturen und Videoarbeiten Eingang.
Die Künstlerin kreiert ihre poetisch-reflexiven Collagen digital, indem sie Bilder in
Schichten übereinander legt, diese teilweise verfremdet und verzerrt. Trotz der gezielten Bearbeitung spielt der Zufall in der Bildfindung eine nicht unwesentliche Rolle. Die für Aarau neu geschaffenen Werke Sarah Burgers zeugen von einer Bildmagie, in deren Präsenz immer auch die Absenz des Dargestellten und die Zeitlichkeit
von Abbildern mitschwingen.
Sarah Burger, geboren 1982 in Glarus, lebt und arbeitet in Zürich und Berlin. 2001 - 2009 Studium
der Philosophie, Vergleichende Literatur und Linguistik an der Universität Zürich. 2005 - 2007 Master
of Arts in Public Sheres (MAPS), Ecole cantonale d’Art du Valais (ECAV) in Siders, 2009 - 2011 Master Degree in Visual Art an der Haute école d'art et de design (HEAD) in Genf. Seit 2012 Postgraduiertenstudium an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), Zürich und Kunstuniversität Linz.
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Notizen
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Ausblick auf kommende Ausstellungen
Christian Marclay
Nachtbilder
CARAVAN 3/2015:
Ausstellungsreihe für junge Kunst
30.8.2015 – 15.11.2015
Vernissage: 29.8.2015 18 Uhr
Auswahl 15
Aargauer Künstlerinnen und Künstler
Gast: Max Treier
5.12.2015 – 10.1.2016
Vernissage: 4.12.2015 18 Uhr
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Hausordnung im Aargauer Kunsthause
Als Begleitperson der Schulklasse/Gruppe tragen Sie die Verantwortung für das Verhalten
Ihrer Schüler/innen. Wir bitten Sie, vor dem Besuch des Kunsthauses Ihrer Klasse die Weisungen dieser Hausordnung vorzustellen:

Alle Taschen/Rucksäcke und Jacken/Mäntel müssen in den Schliessfächern und an
der Garderobe im UG verstaut werden. Schirme können vor dem Museumseingang
in den dafür vorgesehenen Ständer gestellt werden.

Das Fotografieren und Filmen ist verboten. Falls die inhaltliche Aufgabenstellung es
erfordert, kann eine Sondererlaubnis beantragt werden bei [email protected].

Bei Schulklassen darf die maximale Gruppengrösse von 25 SchülerInnen nicht überschritten werden. Falls Ihre reguläre Schulklasse mehr SchülerInnen umfasst, wird
selbstverständlich eine Ausnahme gemacht.

Der Besuch der Schulklasse darf nur in Begleitung von mindestens einer Lehrperson
erfolgen. Bitte lassen Sie die Klasse nicht unbeaufsichtigt.

Das Berühren der Kunstwerke ist strengstens untersagt.

Schreiben und Zeichnen ist nur mit Bleistift erlaubt. Andere Schreib- und Malutensilien wie Kugelschreiber, Farb- und Filzstifte, Pinsel, Scheren etc. dürfen in den Ausstellungsräumen nicht verwendet werden.

Um die anderen Besucher nicht zu stören, müssen die Durchgänge freigehalten werden.

Essen und Trinken ist im Ausstellungsbereich nicht gestattet.

Das Aufsichtspersonal ist für die Sicherheit der Kunstwerke verantwortlich. Bitte unterstützen Sie das Personal bei der Arbeit und befolgen Sie seine Anweisungen.
Wir danken für Ihr Verständnis und die Beachtung der Hausordnung und wünschen viel
Freude bei Ihrem Besuch
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Bildlegenden Titelblatt:
huber.huber
O.T. (Victory), 2015
Videostudie
Foto: huber.huber
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