Soldat in Welt und Kirche 04I15 Ostern 2015 ISSN 1865-5149 Christ und Soldat „Wahrgebung, Wahrnehmung, Haltung“ Fortbildungstagung für Pfarrhelfer Filmtipp: „In meinem Kopf ein Universum“ Editorial © KMS / Doreen Bierdel Liebe Leserinnen und Leser! Können Sie sich noch daran erinnern oder unterliegt auch dieses Datum der Schnelllebigkeit der Ereignisse? Es ist erst zehn Jahre her: Am 18. April 2005 begann das Konklave zur Wahl des Nachfolgers des Heiligen Vaters, Papst Johannes Paul II. Dessen Amtszeit währte vom 16. Oktober 1978 bis zu seinem Tod am 2. April 2005. 26 Jahre und 5 Monate dauerte mithin sein Pontifikat und es gilt als das zweitlängste in der Geschichte der Päpste. Als Kardinaldekan war es Joseph Kardinal Ratzinger, der die Kardinäle zum Konklave einberief. Mit insgesamt 115 wahlberechtigten Kardinälen, zwei konnten aus Krankheitsgründen nicht teilnehmen, hatte das Konklave 2005 mehr Teilnehmer als jedes andere zuvor. Für die Kirche in Deutschland nahmen die Kardinäle Joachim Meisner (Köln), Friedrich Wetter (München und Freising), Karl Lehmann (Mainz), Georg Sterzinsky (Berlin) sowie Walter Kasper und Joseph Ratzinger als Kurienkardinäle teil. Weißer Rauch kündigte am 19. April gegen 17:50 Uhr an, dass ein neuer Papst gewählt war. Uneinigkeit herrschte jedoch über die tatsächliche Farbe des Rauches. Und trotzdem: Der chilenische Kardinalprotodiakon Jorge Arturo Medina Estévez verkündete um 18:41 Uhr, dass ein neuer Papst gewählt sei: „Ich verkünde euch große Freude. Wir haben einen Papst: Seine Eminenz, den hochwürdigsten Herrn Joseph, der Heiligen Römischen Kirche Kardinal Ratzinger, der sich den Namen Benedikt der Sechzehnte gegeben hat“, so die deutsche Übersetzung der in Latein vorgetragenen Formel. Tags darauf titelte die auflagenstärkste Tageszeitung in Deutschland: „Wir sind Papst!“ Heute wissen wir, dass das Konklave auch anders hätte ausgehen können. So wird berichtet, dass Jorge Mario Kardinal Bergoglio, das dem deutschen Papst folgende Oberhaupt der Kirche, letztendlich das Konklave auffor- Wenig Aufmerksamkeit wurde einem anderen Sachverhalt zugeschrieben, der später jedoch zu einem kirchenhistorisch bedeutsamen Ereignis führte. Benedikt XVI. selbst hatte in seinem Interview-Buch von Peter Seewald die Möglichkeit eines vorzeitigen Amtsverzichts unmissverständlich einbezogen: „Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann, dann hat er ein Recht und unter Umständen auch eine Pflicht zurückzutreten“, hatte er klargestellt. Das Interview Seewalds mit Papst Benedikt XVI. erschien Ende November 2010 unter dem Titel Licht der Welt. Vielfach wurde diese Passage, mit der Papst Benedikt an das Kirchenrecht erinnerte, wenig beachtet. Dabei trug er den Bestimmungen des Kirchenrechts Rechnung, die im Canon 332,2 die Möglichkeit eines päpstlichen Amtsverzichts festschreiben. Dieser Rücktritt verlangt, „dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch, dass er von irgendwem angenommen wird“. Mit Wirkung zum 28. Februar 2013 verzichtete Papst Benedikt auf sein Amt als Bischof von Rom und beendete somit sein Pontifikat von insgesamt sieben Jahren, zehn Monaten und neun Tagen. Bei der Wahl seines Nachfolgers, am zweiten Tag des Konklaves 2013, erhielt Jorge Mario Kardinal Bergoglio im fünften Wahlgang die nötige Zweidrittelmehrheit und wurde zum 265. Nachfolger Petri gewählt. Seitdem lebt die katholische Christenheit mit einem emeritierten Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus. Josef König, Chefredakteur Impressum KOMPASS Soldat in Welt und Kirche ISSN 1865-5149 Herausgeber Der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr Redaktionsanschrift KOMPASS Soldat in Welt und Kirche Am Weidendamm 2 10117 Berlin Telefon: +49 (0)30 20617-421/-420 Telefax: +49 (0)30 20617-499 E-Mail: [email protected] Verlag, Druck und Vertrieb Verlag Haus Altenberg Carl-Mosterts-Platz 1 40477 Düsseldorf Chefredakteur Josef König (JK) Redakteur Jörg Volpers (JV) Bild, Layout und Satz Doreen Bierdel Lektorat Schwester Irenäa Bauer OSF 2 derte, im vierten Wahlgang ausschließlich zugunsten Ratzingers zu votieren. Kompass 04I15 Leserbriefe Bei Veröffentlichung von Leserbriefen behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. dingt die Meinung des Herausgebers wieder. Für das unverlangte Einsenden von Manuskripten und Bildern kann keine Gewähr und für Verweise in das Internet keine Haftung übernommen werden. Bei allen Verlosungen und Preisausschreiben in KOMPASS Soldat in Welt und Kirche ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Internet www.katholische-militaerseelsorge.de Social Media Hinweis Die mit Namen oder Initialen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbe- Inhalt 4 Titelthema Ostern 2015: Christ und Soldat Aus der Militärseelsorge Rubriken 4 Ostergruß des Militärbischofs 11 Wer ist der Mann auf dem Tuch? 13 Kolumne des Wehrbeauftragten 5 Ostern – Das Hauptfest der Kirche 18 Kompass Glauben 6 Grundsatz: „Was heißt Auferstehung?“ von Prof. Dr. Markus Knapp 14 Reportage vor Ort „Wahrgebung, Wahrnehmung, Haltung“ – Fortbildungstagung für Pfarrhelfer 17 Multinationalität im militärischen Grundbetrieb 22 Glaube, Kirche, Leben • Hallo, hier ist Nils! • Religiöse Auszeit für Angehörige • Spielekiste übergeben 10 Interview mit Oberstleutnant Oliver Ponsold 21 Auf ein Wort Wer rollt uns den Stein weg? 19 Neuer Raum der Stille 12 Kommentar zur Sache: „Achillesferse Auferstehung“ von Prof. Dr. Thomas R. Elßner 20 Viel gelernt 24 Medien • Buchtipp „Männlich glauben“ • Filmtipp „In meinem Kopf ein Universum“ 26 Personalien Ein hörender Hirte Titel: © KMS / Doreen Bierdel 27 Rätsel 21 © flickr / Martin Fisch by marfis75 19 Kompass 04I15 3 Ostergruß „Dass nach dem Tod nicht einfach ‚nichts‘ kommt, ändert alles.“ „7 Wochen ohne“ heißt eine Initiative der evangelischen Kirche, die seit einigen Jahren Christen ermutigt, auf liebgewordene (An-)Gewohnheiten oder falsche Haltungen zu verzichten. Das Fasten befreit, schenkt Zeit und eröffnet neue Möglichkeiten für sich und seine Mitmenschen. Es kehrt sich etwas um im Leben, weil der Mensch umkehrt. Doch was kommt nach Ostern? Was passiert in den 7 Wochen bis Pfingsten? Die Fastenzeit ist „abgearbeitet“, das Osterfest nach wenigen Tagen vorbei, der Osterschmuck bald abgeräumt. Hat sich irgendetwas verändert oder fallen wir doch nur in die alten Muster zurück? Ohne Ostern sind eine echte Umkehr und ein echter Wandel nicht nachhaltig, vielleicht sogar sinnlos. Denn, so meint Paulus zu der Gemeinde in Korinth: „Wenn Tote nicht auferweckt werden, dann lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot.“ (1 Kor 15,32). Der Tod Jesu am Kreuz hätte auch für uns den Tod bedeutet, wenn Gott nicht eingegriffen hätte. • Wir öffnen uns Gott, der treu bleibt und seine Liebe nicht widerruft. Wen Gott einmal ins Leben rief, den lässt er nicht fallen. • Wir können als Zukunftsmenschen angstfrei leben: „Ich will dich rühmen Herr, denn du hast mich aus der Tiefe gezogen und lässt meine Feinde nicht über mich triumphieren. Herr, du hast mich herausgeholt aus dem Reich des Todes, aus der Schar der Todgeweihten mich zum Leben gerufen.“ (Ps 30,2.4) • Wir dürfen auf die rettende Hand Gottes vertrauen, heute und am Ende unseres Lebens. Wer diese Oster-Haltung einnimmt, wird anders leben und handeln. Sie gibt Hoffnung und schenkt eine Grundfreude, die über die freien Tage hinausreicht. Die Oster-Haltung drängt dazu, diesen Glauben zu bekennen, zu feiern und aus dem Osterglauben heraus die Welt zu gestalten. © www.gemeindemenschen.de / Themenpaket Ostern Mit Jesu Auferstehung, dem Sieg über den Tod, hat sich für uns alles verändert. Denn wenn wir mit Jesus in der Taufe verbunden werden, lassen wir den alten Menschen hinter uns und sind mit ihm gleichsam auferstanden. Die Veränderung ist fundamental, denn schließlich geht es um Leben und Tod. Als Soldatinnen und Soldaten ist Ihnen Tod und Sterben sehr bewusst: Kameraden sind im Einsatz gefallen; andere müssen immer wieder aufs Neue ihr Leben riskieren, um ihren Auftrag zu erfüllen und um Leben zu schützen. Dass nach dem Tod nicht einfach „nichts“ kommt, ändert alles. Als so geprägte österliche Menschen nehmen wir eine neue Haltung ein und können die Welt anders sehen: 4 Kompass 04I15 Ihnen, liebe Soldatinnen und Soldaten, Ihren Familien, Angehörigen und Freunden wünsche ich diese österliche Haltung und die österliche Freude sowie Gottes reichen Segen. Besonders herzlich grüßen möchte ich diejenigen, die die Ostertage fern von ihren Lieben auf See oder in den verschiedenen Einsatzgebieten verbringen müssen. Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr Das Andauern der Osterfreude: die Osterzeit oder Pentekoste Am Fest Christi Himmelfahrt feiern ... Christen die Einbeziehung der körperlosen und unsichtbaren geistigen Schöpfung in das Heilswerk Christi, die universale Versöhnung des Himmels mit der Erde und die Eröffnung der kosmischen Herrschaft des Lammes. Diese Verherrlichung Christi bildet die Voraussetzung für die Vollendung der Erlösung in der Ausgießung des Heiligen Geistes: „Wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn euch senden“ (Joh 16,7). (…) Fazit: Als ... Christen sind wir gemeinsam der Überzeugung, dass Christus in seiner Kirche immer gegenwärtig ist, dass sich seine Gegenwart aber in besonderer Weise in den liturgischen Handlungen zeigt. In der Liturgie wird diese Gegenwart sichtbar, wenn auch noch verborgen als symbolische Wirklichkeit. Höhepunkt dieser sakramentalen und liturgischen Vergegenwärtigung des Heilswerkes Christi im Jahreslauf ist die Feier des Osterfestes und seines fünfzigtägigen Festkreises. Leider feiern Orthodoxe und Katholiken oft nicht am selben Tag Ostern. Der Grund dafür ist die Verwendung unterschiedlicher Kalender (julianisch / gregorianisch), die zur Berechnung unterschiedlicher Ostertermine führt. Diese äußere Trennung bei der Feier des Osterfestes stellt jedoch die tiefe Übereinstimmung im ös- Titelthema Das Osterfest ist das Fest des Übergangs vom Tod zum Leben. Alle Gläubigen sind als Glieder des Leibes Christi bereits mit dem Herrn auferstanden und verherrlicht, aber ihr neues Leben ist, wie der hl. Apostel Paulus schreibt, noch verborgen in Gott und wird erst mit der zweiten Ankunft Christi offenbar werden (vgl. Kol 3,1–4). Durch das Pascha werden die Gläubigen also innerlich in Christus wiedergeboren, aber in der äußeren Schöpfung ist dies noch nicht offenbar geworden. Erst am Ende der Zeiten wird es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. (…) terlichen Glauben, wie sie in diesem Dokument beschrieben wird, nicht infrage. Gleichwohl schmälert sie das gemeinsame Zeugnis von Katholiken und Orthodoxen gegenüber der nichtchristlichen Welt. Daher sollten die Bemühungen um einen gemeinsamen Ostertermin intensiviert werden, damit wir unsere Einheit im Glauben auch nach außen hin glaubwürdig bezeugen können. Die Feier des Osterfestes bildet die Mitte und den Höhepunkt des Kirchenjahres und erinnert uns jedes Jahr von neuem an das Zentrum des christlichen Glaubens. Frère Alois, der Prior der Ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, hat die Bedeutung, die Ostern für uns Christen hat, in folgende Worte gefasst: „An Christus glauben, glauben, dass er da ist, auch wenn wir ihn nicht sehen, glauben, dass er durch den Heiligen Geist in der Welt wirkt und in unseren Herzen wohnt, darin liegt das Wagnis, zu dem das Osterfest uns einlädt. So gibt die Auferstehung Christi unserem Leben einen neuen Sinn und entzündet eine Hoffnung für die Welt.“ (Frère Alois, Glauben wagen. Die christlichen Feste im Jahr, Freiburg i. Br. 2010, 67) (…) © Foto: Pfarrei St. Pius, Köln-Zollstock © Bistum Essen / Nicole Kronauge Ostern – Das Hauptfest der Kirche Aus dem Dokument der Gemeinsamen Kommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD): „Das Kirchenjahr in der Tradition des Ostens und des Westens“, Nummer II, Februar 2012 Kompass 04I15 5 Titelthema Die Auferstehung Jesu in historischer und theologischer Perspektive Was heißt AUFERSTEHUNG? von Prof. Dr. Markus Knapp, Professor für Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum Schwierigkeiten mit dem Auferstehungsglauben Ostern als Grund des christlichen Glaubens In der Neuzeit ist die biblische Auferstehungsbotschaft für immer mehr Menschen unnachvollziehbar geworden. So steht sie etwa unter dem Verdacht, lediglich das Resultat einer Projektion zu sein, durch die der Mensch sich ein besseres Jenseits vor Augen stellt. Andere Einwände ergeben sich aus dem neuzeitlich-modernen Weltbild, das wesentlich von den Naturwissenschaften geprägt ist. Danach muss die Überzeugung von der Auferstehung Toter als völlig absurd gelten, sie bleibt in naturwissenschaftlichen Zusammenhängen schlechterdings undenkbar. Das Zentrum der Verkündigung Jesu bildete die Botschaft vom Kommen der eschatologischen Gottesherrschaft. Und Jesus sah es als seine Aufgabe an, die Menschen auf dieses von Gott her sich ereignende Geschehen hin auszurichten, sie darauf vorzubereiten und ihnen die Wirklichkeit dieser eschatologischen Gottesherrschaft erfahrbar zu machen. Schwierigkeiten mit der christlichen Auferstehungsbotschaft bestehen nun allerdings nicht erst seit der neuzeitlichen Umgestaltung des Weltbildes. Auf solche Schwierigkeiten stoßen wir vielmehr schon bei Paulus, wenn er im 1. Korintherbrief schreibt: „Wenn aber verkündigt wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Es gibt keine Auferstehung von Toten?“ (15,12). Eine solche Leugnung der Auferweckung Jesu hat für den christlichen Glauben insgesamt fatale Konsequenzen, wie Paulus sofort hinzufügt: „Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube“ (V. 14). Wenn der christliche Glaube keine bloße unausweisbare Behauptung sein soll, dann muss über diesen seinen Grund Rechenschaft abgelegt werden; es muss geklärt werden, was dieser Grund des Glaubens genauerhin beinhaltet. 6 Kompass 04I15 Diese Botschaft vom Nahegekommensein der eschatologischen Gottesherrschaft hat Jesus auch nicht widerrufen, als er mit der Möglichkeit seines eigenen Todes rechnen musste. Im Gegenteil, Jesus hat in dieser Situation ausdrücklich an seiner Botschaft festgehalten und sie bekräftigt (Mk 14,25). Doch der Kreuzestod Jesu blieb völlig folgenlos. Und so ist denn auch die Darstellung des Neuen Testamentes glaubwürdig, wonach die Jünger den Tod Jesu als eine völlige Katastrophe erlebt haben; sie waren offensichtlich auf diese Situation überhaupt nicht vorbereitet und verließen Jerusalem unverzüglich und kehrten enttäuscht und desillusioniert in ihre galiläische Heimat zurück. Wir können somit sagen: Der entscheidende Kern des Osterglaubens besteht darin, dass die Jünger erkennen: Jesus und seine Botschaft sind durch das Kreuz von Golgatha nicht widerlegt; Jesus ist vielmehr von Gott ins Recht gesetzt worden, und seine Erwartung der eschatologischen Gottesherrschaft bleibt deshalb in Geltung. In genau diesem Sinne ist Ostern der Grund des christlichen Glaubens und der mit diesem Glauben verbundenen Hoffnung: Das Ostergeschehen begründet, warum die Erwartung der eschatologischen Gottesherrschaft durch alles menschliche Scheitern hindurch Bestand hat. Ostern ist der Grund der christlichen Überzeugung, dass keine Macht dieser Welt – nicht einmal der Tod als „der letzte Feind“, wie Paulus ihn nennt (1 Kor 15,26) – das von Jesus verkündete Kommen der Herrschaft Gottes zu verhindern vermag. Ostern ist somit der Grund der christlichen Glaubensüberzeugung, dass der Mensch in allen denkbaren Situationen seines Lebens und schließlich dann auch im Sterben sich unbedingt verlassen und unbedingt vertrauen kann auf die helfende und rettende Nähe Gottes. Die Wirklichkeit der Auferstehung Jesu Kurz darauf kam es dann jedoch zu einem überraschenden Umschwung und Neuanfang. Es wird berichtet von Erscheinungen Jesu, die den Jüngern zuteil geworden sind. Die Jünger sind nach Jerusalem zurückgekehrt, haben sich dort erneut versammelt und damit begonnen, Jesus als von den Toten Auferweckten sowie seine baldige Wiederkunft zu verkündigen. Die Auferweckung Jesu von den Toten gehört für das Neue Testament in den Zusammenhang der eschatologischen Totenauferstehung, die für die Endzeit erwartet wurde. Genauer gesagt: Mit der Auferweckung Jesu hat in der Sicht des Neuen Testamentes diese eschatologische Totenauferstehung begonnen und damit ist der endzeitliche Äon Titelthema bereits angebrochen, um sich dann in Bälde zu vollenden. Diese neutestamentliche Sichtweise zeigt sich noch ganz deutlich, wenn Paulus von Christus als dem „Ersten der Entschlafenen“ spricht (1 Kor 15,20; vgl. 23). D. h. eben: In Christus ist der endzeitliche Äon bereits Wirklichkeit, um sich nun endgültig durchzusetzen. dass Gott an Ostern sein Verbundensein mit Jesus bekräftigt und erneuert hat, indem er dem toten Jesus eine ganz neue Lebensmöglichkeit geschaffen hat. Diese neue, österliche Realität konnten die Jünger verstehen als Bestätigung der Botschaft Jesu vom Kommen der eschatologischen Gottesherrschaft durch Gott. Die Botschaft Jesu hat sich demnach an ihm selbst bewahrheitet und bewährt. Die Verkündigung und das Wirken Jesu während seines Lebens in Galiläa und Jerusalem bleiben deshalb auch nach Ostern wichtig, weil das Osterereignis sie voraussetzt und sozusagen darauf aufbaut. >> © flickr / marketing deluxe Beachtet man dies, dann erscheint von daher klar: Die Wirklichkeit des Auferstehungslebens Jesu ist nicht Teil dieser unserer jetzigen Welt, also des alten, demnächst vergehenden Äons, sondern sie gehört bereits in den neuen, kommenden Äon hinein. Sie kann dann aber logischerweise auch nicht sinnlich erfasst werden, da sie ja nicht mehr dem Zusammenhang unserer erfahrbaren Welt zugehört. Auch das Ereignis der Auferweckung Jesu als solches ist daher kein Ereignis in Raum und Zeit. Es lässt sich dann sagen: Die Wirklichkeit des Auferstehungslebens Jesu gehört mit zur Dimension des göttlichen Lebens; in präzise diesem Sinne ist sie eine transzendente Wirklichkeit. Im Neuen Testament kommt das zum Ausdruck in der Aussage von der Erhöhung Jesu. Danach lebt der vom Tode auferweckte Jesus als der zu Gott Erhöhte. Diese österliche Realität beinhaltet, Kompass 04I15 7 Titelthema >> Von dieser Einsicht her eröffnet sich ein Zugang zu einem angemessenen Verständnis der Leiblichkeit des Auferstandenen. Wenn die Auferstehungswirklichkeit nicht Teil der raumzeitlichen Welt ist, kann der Auferstehungsleib natürlich auch nicht identifiziert werden mit dem Körper Jesu, der nach seinem Tod begraben wurde. Leiblichkeit im Sinne des biblischen Denkens meint den Menschen in seiner personalen Ganzheit. Denn als Person ist ein Mensch ja nie isoliert für sich allein, sondern nur in seinen Beziehungen zu anderen, zu seinen Mitmenschen und seiner Mitwelt. Eine eigenständige Person wird der Mensch als in die Welt Hineinverwobener. Wenn von der Leiblichkeit des Menschen gesprochen wird, dann geht es um dieses In-Beziehung-Stehen und Hineinverwobensein und damit um die je eigene Identität eines Menschen. Seine Identität als diese bestimmte, unverwechselbare Person entwickelt ein Mensch ja in seinen gelebten Beziehungen, d. h. insofern er leiblich in die Welt eingebunden ist. Wenn daher vom Auferstehungsleib gesprochen wird, so bedeutet das: Jesus ist von Gott auferweckt als er selbst; aus dem Tod gerettet wird die konkrete, einzigartige Person, die Jesus in seinem Leben war bzw. geworden ist. Diese leiblich-personale Identität Jesu wird von Gott angesichts der vernichtenden Macht des Todes gerettet und ganz neu ermöglicht. 8 Kompass 04I15 Die Ostererscheinungen Es ist weitgehend unumstritten, dass den Jüngern tatsächlich solche Erscheinungen zuteil geworden sind. Strittig bleibt dabei jedoch, ob diese Erscheinungen auf einer bestimmten inneren Disposition der Jünger beruhen, d. h. ob sie psychogener Art sind oder aber sich einer Selbstbekundung des Auferstandenen verdanken, also eine aus der Dimension Gottes heraus erfolgende Manifestation innerhalb von Welt und Geschichte darstellen. Wie ließe sich Letzteres denken? Leitend kann dabei der Vorschlag von H. Kessler sein, die Ostererscheinungen der Jünger als eine Selbstbekundung des Auferstandenen in einem Begegnungsgeschehen zu verstehen. Der Auferstandene hat sich demnach den Jüngern gezeigt und erfahrbar gemacht, indem er ihnen in neuer Weise begegnet und in Beziehung zu ihnen getreten ist. Grundlegend ist also, dass die Jünger zu einem solchen Begegnungsgeschehen unabdingbar selbst hinzugehören. Ein solches Begegnungsgeschehen wird nur denkbar, wenn der Auferstandene sich den Jüngern in ihre konkrete menschlich-geschichtliche Wirklichkeit hineinvermittelt, indem er ihnen eine neue Beziehungsmöglichkeit eröffnet und anbietet. Eine solche Beziehung kommt jedoch nur zustande, wenn dieses Angebot auch in Freiheit angenommen wird. Nur dann kann Jesus sich auch als Auferstandener selbst bekunden. Erst nachdem die Jünger sich auf dieses Begegnungsgeschehen eingelassen haben, vermögen sie zu erfassen, dass es Jesus ist, der ihnen hier in neuer Weise begegnet. Erst darauf hin kann der Glaube an ihn als den von den Toten Auferweckten entstehen. Lässt sich die Erfahrung, die die Jünger in diesem für sie völlig überraschenden Begegnungs- und Beziehungsgeschehen gemacht haben könnten, etwas konkreter denken? Jesus hatte ja einen Gott verkündet, der sich den Menschen vorbehaltlos zuwendet; er hatte in seinem Wirken verdeutlicht, dass dieser Gott die Menschen so annimmt, wie sie sind, also ohne irgendwelche Bedingungen und Vorleistungen. Durch Jesus erfuhren sie von einem Gott, von dem sie sich unbedingt angenommen und bejaht wissen dürfen. Es erscheint daher durchaus denkbar, dass die Jünger bei den Ostererscheinungen genau diese Erfahrung in neuer Weise gemacht haben. Jesus wäre ihnen hier demnach begegnet, indem er dieses unbedingte Angenommen- und Bejahtsein neu und für die Jünger völlig überraschend hat erfahrbar werden lassen. Und es wäre dann eben auch diese Erfahrung, die die Jünger Jesus als aus dem Tod Geretteten hat erkennen lassen. Denn diese neue und überraschende Erfahrung beinhaltet dann ja gerade, dass das unbedingte Angenommen- und Bejahtsein des Menschen durch Gott, das Jesus verkündet hat, auch durch den Tod Jesu nicht aufgehoben wird. Ganz im Gegenteil, indem Titelthema © flickr / Manfred Willems Jesus ihnen neu begegnet und neu in Beziehung zu ihnen tritt, erkennen die Jünger, dass die unbedingte Zuwendung Gottes, die Jesus verkündet und erfahrbar gemacht hat, auch die Macht des Todes zu überwinden und zu vernichten vermag, dass Gott also nichts anderes ist als unbedingte und deshalb auch den Tod überwindende Liebe (vgl. Röm 8,38f.; 1 Joh 4,8.16). Diese Erfahrung können Menschen durchaus auch heute machen. Das geschieht immer dann, wenn ihnen in ihrem eigenen Leben aufgrund der Osterbotschaft die Erfahrung und die Gewissheit eines solchen unbedingten Angenommen- und Bejahtseins vermittelt wird; wenn sie sich und ihr Leben absolut verlässlich getragen wissen, sogar angesichts der bedrohlichen Macht des Todes; wenn in den Brüchen und Ausweglosigkeiten des eigenen Daseins wieder Hoffnung aufbricht oder neue Kraft zum Standhalten zuwächst. In solchen Erfahrungen bestätigt sich das Osterzeugnis der Jünger Jesu; wer solche eigenen Erfahrungen bezeugen kann, der stimmt in dieses ursprüngliche Osterzeugnis ein, weil sich ihm dessen Wahrheit im eigenen Leben erschlossen hat. Und der weiß dann auch, dass es hier nicht um Projektion geht, nicht um etwas, das aus dem Menschen selbst kommt, sondern um etwas, das sich dem Menschen „von außen“ her, in einer personalen Begegnung eröffnen muss, um etwas also, das ihm geschenkt werden muss und das er sich deshalb gerade nicht selbst sagen kann. Kompass 04I15 9 © Bundeswehr Titelthema „In meinem militärischen und damit dienstlichen Umfeld werde ich umgekehrt gefragt, wie ich als Soldat Christ sein kann.“ Interview mit Oberstleutnant Oliver Ponsold, Vorsitzender des Sachausschusses Innere Führung der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS) Kompass: Ostern ist im Christentum die jährliche Gedächtnisfeier der Auferstehung Jesu Christi. Was verbinden Sie damit und wie gehen Sie damit in Ihrem persönlichen Leben um? Oberstleutnant Ponsold: Freude und Zukunft. Die Osterzeit fällt regelmäßig mit einem der Kindergeburtstage zusammen und ist für unsere Familie etwas Besonderes. Jesus hat im Angesicht unserer alltäglichen Verfehlungen entschieden, nicht zu vergelten. Er nahm die Schuld aus Liebe auf sich. Für mich ist dies der Kern von Liebe, das Fundament von Frieden und ewig ein Zeichen für Hoffnung. Im Evangelium nach Johannes wird dies auch sehr eindringlich beschrieben, wenn es da lautet: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und sich auf mich verlässt, wird niemals sterben, in Ewigkeit nicht.“ (Joh 11,25) Ohne dies gäbe es auch keinen Grund für Kinder. Kompass: Sie dienen seit geraumer Zeit als katholischer Stabsoffizier beim Kommando Luftwaffe in der GeneralSteinhoff-Kaserne in Berlin-Gatow. Zugleich engagieren Sie sich in der GKS, einem freien Zusammenschluss von 10 Kompass 04I15 Soldatinnen und Soldaten im Jurisdiktionsbereich des Katholischen Militärbischofs. Können Sie als katholischer Christ guten Gewissens Soldat sein? Oder anders gefragt: Wie oft mussten Sie sich bislang außerhalb der Streitkräfte dafür rechtfertigen? Oberstleutnant Ponsold: Regelmäßig und noch nicht oft genug! Ich bin in Erfurt geboren und aufgewachsen. Es ist für mich wertvoll und keinesfalls selbstverständlich, mit meiner Familie in einem freiheitlich-demokratischen Staat zu leben. Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus bin ich davon überzeugt, dass wir alle unseren Teil Verantwortung für diese Welt tragen. Mit jeder neuen sicherheitspolitischen und gesellschaftlichen Entwicklung, mit jedem Weißbuch, jeder parlamentarischen Entscheidung und jeder Wahl stellt sich die Frage erneut, ob der Dienst in der Bundeswehr heute wahrhaft zum Frieden in der Welt beiträgt und einen wirksamen Beitrag leistet, Menschenrechte zu schützen. Regelmäßig hierzu angesprochen und hinterfragt zu werden, hilft mir, den inneren Kompass zu justieren, und ist im Übrigen für unsere Gesellschaft ein positives Vorzeichen. Kompass: Nun ist vorstellbar, dass Sie auch im Dienst von Kameraden gefragt werden, warum Sie sich als katholischer Stabsoffizier in einer Gemeinschaft von Soldatinnen und Soldaten (GKS) ehrenamtlich und in ihrer Freizeit engagieren. Was geben Sie den danach Fragenden zur Antwort? Oberstleutnant Ponsold: „Probiert es einfach mal aus, denn es gibt vielfach Gelegenheit dafür, es auszuprobieren!“ Christen und dem Glauben aufgeschlossene Soldaten ermutige ich, an Veranstaltungen der GKS teilzunehmen und es selbst zu erleben. Die Akademiewoche, die regionalen Angebote oder das Forum Innere Führung sind Formate für Soldaten und Angehörige, die von den Teilnehmern geschätzt werden, aber noch zu wenig bekannt sind. Mit Glaubensskeptikern und Zweiflern trete ich bei guter Gelegenheit in einen Diskurs über Rationalität und Glauben ein, meist entwickelt sich eine spannende Diskussion. Zusammenfassend lautet es also: Gefordert bin ich als Christ und Soldat in doppelter Hinsicht. In meinem zivilen Umfeld werde ich danach gefragt, warum ich als Christ Soldat bin. In meinem militärischen und damit dienstlichen Umfeld werde ich umgekehrt gefragt, wie ich als Soldat Christ sein kann. Beide scheinbar so paradoxe Situationen kann ich eigentlich ganz gut bewältigen, denn ich bin mir sicher, dass ich mit gutem Gewissen den Dienst als katholischer Christ in den deutschen Streitkräften leisten kann. Kompass: In der GKS haben Sie die Aufgabe übernommen, den Sachausschuss Innere Führung zu leiten. Welche Ziele verfolgen Sie dabei und darf man danach fragen, ob sich der Sachausschuss auch mit religiös-christlichen Fragen befasst? Oberstleutnant Ponsold: Wir sorgen uns im Sachausschuss um Soldatinnen und Soldaten, die als Mensch hinter der Personalnummer stehen. Wie erleben sie den Einsatz? Wer begleitet und achtet auf sie? Wie werden sie vom Dienstherrn und der Gesellschaft wahrgenommen? Können sie ihr Handeln und den Soldatenberuf mit Familie, Gemeinde und Glauben vereinbaren? diesen wesentlichen Fragen an einem, dem richten Strang zu ziehen. Wenn Hellmut Königshaus als Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestags beispielsweise das Erstwohnsitzrecht für Soldaten einfordert und einsatzbedingte Suizide beklagt, berührt uns dies als Christen, die der Familie und Heimatgemeinde eine tragende soziale Rolle beimessen und das Leben bejahen. Titelthema Wer ist der Mann auf dem Tuch? Das neugebildete Katholische Militärpfarramt Schwielowsee bei Potsdam bot unter der Leitung von Militärpfarrer Stephan Frank im März den Besuch einer außergewöhnlichen Ausstellung in Berlin an: Eine Spurensuche des Malteser Hilfsdienstes mit dem „Turiner Grabtuch“. Dabei handelt es sich um ein viele Jahrhunderte altes Leichentuch, bei dem seit Langem geforscht wird, ob es tatsächlich aus dem Grab Jesu stammt. Militärseelsorger Frank hält die geschichtlichen Fakten über Geißelung und Kreuzigung, die vor 2.000 Jahren in den Provinzen Roms nach festgelegten Regeln vollzogen wurden, deswegen für wichtig, weil im Neuen Testament die römischen Soldaten in ihrer Funktion als „Folterknechte“ und „Henker“ dargestellt werden. Nicht das Original-Tuch wird präsentiert, jedoch vielfältige Fotos und Hintergrundinformationen. Inzwischen ist die Wanderausstellung bis 26. April in Augsburg zu sehen, danach ab 1. Mai zunächst in Passau. Da sie sich sowohl dem historischen Jesus als auch dem „wahren Christus“ zu nähern versucht, sei sie gerade im Zusammenhang mit den Kar- und Ostertagen, mit Tod und Auferstehung Jesu empfohlen. JV Die Fragen stellte Josef König. Mit christlich geschärftem Blick und geistlich beraten, treten wir hierzu in Kontakt mit Soldaten, Interessenvertretungen, den zuständigen Stellen im Ministerium und in der Politik, um in Kompass 04I15 11 Kommentar zur Sache Achillesferse Auferstehung In frommen Kreisen war und ist es mitunter Brauch, Friedrich Nietzsche mit den Worten zu zitieren. „‚Gott ist tot.‘ Nietzsche.“ Zugleich wird aber fromm-witzig hinzugefügt. „Nietzsche ist tot. Gott.“ Es wird sogar berichtet, dass sich in der Osternacht Christenmenschen an Nietzsches Grab, das sich an der evangelischen Pfarrkirche von Röcken in der Nähe von Lützen befindet, wo Nietzsches Vater Pastor war, unter oben genanntem Motto frohgestimmt treffen. Was mag aber Nietzsche zu solcher Aussage veranlasst haben? Als Pastorensohn kennt er nicht nur das Pfarrhaus von innen heraus, sondern er weiß auch sehr genau, worin die Achillesferse des christlichen Glaubens besteht, um diese zielsicher zu treffen: Im Glauben an die Auferstehung. Der tolle Mensch Schießt er seinen Pfeil im Ton blasierter Überheblichkeit oder gar herablassend sarkastisch-ironisch, sozusagen besserwisserisch ab? Nein. Nimmt man einmal den Text, aus dem jenes oben angeführte Zitat entnommen ist, in all seinen Facetten eingehend zur Kenntnis, so kann man die Enttäuschung darüber, ja die tiefe Verletztheit davon wahrnehmen, dass der Gott, so wie man meinte, von ihm denken und sprechen zu können, gleichwohl durchaus theologisch reflektiert, jetzt tot ist und tot bleibt. Das Verletztsein spricht sich schon in der Überschrift jenes textus classicus der Philosophie aus: „Der tolle Mensch“. „Toll“ ist hier nicht im Sinne von „angenehm, schön oder nett“ gemeint, wie es heutige Synonym-Wörterbücher nahelegen, sondern eher im Sinne von geistig ver-rückt (Tollhaus) oder auch im Sinne von tollwütig. Jener Mensch ist toll geworden, weil es ein Zurück zu einem fraglos-selbstverständlichem Gottesglauben nicht mehr gibt. Eine solche Erkenntnis bleibt nicht ohne Auswirkung auf den Auferstehungsglauben. Nietzsche lässt den tollen Menschen Fragen stellen, die bis heute nicht verstummen wollen. „Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? … Wohin bewegen wir uns? … Gibt es noch ein Oben und ein Unten? … Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden?“ Vernunft und Glaube Wer diese Fragen nicht nachvollziehen kann, beschäftige sich einmal nur mit Astrophysik und der Ausdehnung des Kosmos. Freilich, Naturwissenschaft lässt sich nicht gegen Gottes Wirkmächtigkeit ausspielen. Jene kann nicht beweisen, dass Gott nicht ist, aber auch umgekehrt, selbst reflektierter Glaube kann Gott nicht naturwissenschaftlich beweisen. Ein garstiger Graben bleibt. Denn was ist mit einem Menschen, der vom Krebs zerfressen stirbt, oder mit dem Baby, welches den sogenannten plötzlichen Kindstod stirbt? Werden sie in diesem Stadium auferstehen, in dem sie von ihren Angehörigen gegangen sind? Theologinnen und Theologen haben hierfür viele Interpretationen über die Zeiten hinweg geliefert, mal mehr, mal weniger überzeugend. Nicht selten wird die Zuflucht zu recht ausdrucksstarken Bildern genommen. Auch eine Raupe könne sich nicht vorstellen, dass aus ihr einmal ein Schmetterling werde, ebenso wenig ein Embryo, dass es außerhalb des ihn umgebenden Mutterschoßes eine Wirklichkeit gebe. Es sind eben Bilder, anders kann ein Mensch Auferstehung auch nicht in Worte fassen. Oder sollte man sich an Ludwig Wittgensteins berühmten Satz sieben aus dem Tractatus logico-philosophicus halten: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Kann man aber von existenziellen Dingen auf Dauer nur schweigen? Wenngleich man sich dies von manchem Prediger wünschte. „Ich erwarte …“ Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick in das Große Glaubensbekenntnis. Da heißt es lapidar: „Et exspecto resurrectionem mortuorum, et vitam venturi saeculi. / Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.“ Mehr wird nicht gesagt, keine anschaulich entfalteten Bilder; vielmehr ein nüchtern zurückhaltender Satz. Von „credo / ich glaube“ ist hier nicht die Rede, sondern von „exspecto / ich erwarte“. Mehr wird nicht verlangt. Letzten Endes bleibt Auferstehung ein Geschehen jenseits unserer erfahrbaren und vermessbaren Wirklichkeit, so dass sie sich somit unserer Vernunft allein entzieht; aber sie ereignet sich innerhalb der Schöpfungswirklichkeit Gottes. Prof. Dr. Thomas R. Elßner, Zentrum Innere Führung (Koblenz) 12 Kompass 04I15 des Wehrbeauftragten Kolumne Kolumne des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Hellmut Königshaus „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick“. So lässt Johann Wolfgang von Goethe den Faust beim Osterspaziergang mit seinem Begleiter Wagner jubeln. Ja, Ostern ist eine Zeit, in der nicht nur Christen beim Fest der Auferstehung einen Neuanfang, das Erwachen neuer Kräfte spüren. Dieses Gefühl der Befreiung, des Glücks und der Zuversicht ist mehr als nur die Freude über die erwachende Natur: „Im Tale grünet Hoffnungs-Glück“. Hoffnungs-Glück. Das könnte auch das Stichwort für die jüngsten Entwicklungen in der Verteidigungspolitik sein. Die Attraktivitätsagenda der Bundesministerin hat mit dem Attraktivitätssteigerungsgesetz weiter Gestalt angenommen. Damit allein ist natürlich noch nicht alles erreicht, was sich die Soldatinnen und Soldaten erhoffen und was sie auch erwarten dürfen, aber ein ganz wesentlicher Schritt ist getan. Nun kommt es auf die Umsetzung an. Bis hierhin ist es noch nicht Glück, sondern eben nur Hoffnungs-Glück, das die Stimmungslage beherrscht. Aber dennoch: welche Entwicklung, denkt man nur einmal ein Jahr zurück. Auch die Zweifel, ob und wie das alles denn finanziert werden soll, haben eine positive Antwort erhalten. Am 18. März hat das Kabinett die Eckwerte zum Haushalt 2016 und die sogenannte mittelfristige Finanzplanung beschlossen. Für den Verteidigungshaushalt sind damit deutliche Verbesserungen verbunden. Nach vielen Jahren, ja Jahrzehnten werden die Ausgaben für Verteidigung wieder spürbar steigen. Die bisher beschlossenen Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung sind damit wohl abgedeckt. Aber natürlich sind damit noch lange nicht alle berechtigten Wünsche erfüllt, ganz im Gegenteil. Zahlreiche Versäumnisse der Vergangenheit müssen daneben noch aufgearbeitet werden. Die deutsche Politik hat lange, viel zu lange geglaubt, es gäbe ein hohe „Friedensdividende“, die aufgezehrt werden kann. Das war eine Fehleinschätzung, wie sich immer mehr zeigt. Der Investitions-Rückstau in Kasernen, Arbeitsbereichen und Liegenschaften ist riesig. Die Versorgung mit Ausrüstung und Ausstattung ist nicht ausreichend. Das dynamische Verfügbarkeitsmanagement, das diesen Mangelzustand verwalten sollte, ist gescheitert. Soldatinnen und Soldaten ohne ausreichende Laufbahnperspektive verlieren ihre Motivation. Die unhaltbaren Zustände in vielen Liegenschaften werden deutlich mehr Sanierungsaufwand verursachen, als dies in der Planung angesetzt wurde. Und auch die Behebung der Rückstände beim Zulauf neuer Ausrüstung und Geräte wird erheblichen Mitteleinsatz erfordern. Es geht dabei um Mittel, die in den vergangenen Jahren an den Finanzminister zurückgegeben werden mussten, weil der ursprünglich erwartete Zulauf stockte. Viele von den in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehenen Verbesserungen werden also durch Nachholeffekte aufgezehrt. Dabei wäre es erforderlich, dass es auch qualitativ zu Verbesserungen in der Ausstattung und der Ausrüstung kommt. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der veränderten sicherheitspolitischen Lage in Europa durch den Ukraine-Konflikt, den Terror der IS im Nahen Osten und der damit verbundenen Intensivierung der deutschen Beistandspflichten innerhalb der NATO. Um all diese Schwierigkeiten anzugehen, braucht es ein stabiles finanzielles Fundament. Dafür ist erst der Grundstein gelegt. Aber ich bin sicher, dass sich weder der Bundesfinanzminister noch das Parlament den zwingenden Sanierungs- und Beschaffungsvorhaben entgegenstellen werden. Sie erwarten mit Recht, dass ihnen gegenüber die Notwendigkeit dieser Verbesserungen Punkt für Punkt begründet wird. Das sollte aber angesichts der ins Auge springenden Probleme nicht schwierig sein. Geld allein ist aber auch nicht ausreichend. Ebenso wichtig sind funktionierende Strukturen. Das betrifft das Management von Beschaffungsvorhaben genauso wie die Organisation und Durchführung von Bauvorhaben. Die Ministerin und die Rüstungs-Staatssekretärin haben hier die richtigen Veränderungen angestoßen. Die jetzt für die Kasernensanierung vorgesehenen Mittel müssen wortwörtlich auch „verbaut“ werden können. Auch an diesem Punkt sehe ich mit verschiedenen Einzelmaßnahmen des Ministeriums und der nachgeordneten Behörden einen guten Anfang. Oder, um auf den Beginn meiner Kolumne zurückzukommen: Hoffnungs-Glück. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Hellmut Königshaus Kompass 01I15 13 © Thomas Imo / Photothek / Bundestag Hoffnungs-Glück Reportage vor Ort Unter dem Motto „Wahrgebung, Wahrnehmung, Haltung“ eröffnete am Montag, 16. März 2015, Msgr. Wolfgang Schilk, die kurz so bezeichnete „Pfarrhelferkonferenz“. Dazu waren aus ganz Deutschland und den drei Auslandspfarrämtern rund 75 Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer sowie Amtsinspektoren und deren Bürokräfte aus den Dekanaten in der Katholischen Militärseelsorge nach Untermarchtal in der Nähe von Ulm gereist. Neue Pfarrhelfer und Bürokräfte Jede Pfarrhelfer-Fortbildungstagung bietet zugleich Gelegenheit, sich mit den – oft räumlich weit entfernten – Kollegen auszutauschen, die Ausscheidenden bzw. Ehemaligen zu verabschieden und vor allem neue zu begrüßen und kennenzulernen. Während die Verabschiedung und einzelne Ehrungen ihren Platz beim Festabend mit dem Militärbischof 14 Kompass 04I15 © KMS / Doreen Bierdel v. o. l.: Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann; Dr. Markus Seemann; Schwester Marzella, Geistliche Leiterin des Bildungshauses und Direktor beim KMBA Msgr. Wolfgang Schilk haben, werden die neu Eingestellten direkt am ersten Tag vorgestellt und es gibt das obligatorische Gruppenfoto mit dem Militärgeneralvikar und dem Personalchef. © Kompass / Jörg Volpers Der Leiter des Archivs des Katholischen Militärbischofs in Berlin, Dr. Markus Seemann, stellte seinen Blick auf die Militärseelsorge in Anlehnung an ähnlich formulierte Mottos unter die Überschrift „Wir. Schreiben. Geschichte“. Den breitesten Raum nahm in seinem interessant gestalteten und bebilderten Vortrag die Frage ein: „Wo liegen unsere Wurzeln?“ Hier nahm er die vergangenen Jahrhunderte unter die Lupe und berichtete z. B., dass die Vorläufer der Pfarrhelfer im Zweiten Weltkrieg als „Heeresküster“ bzw. „Sekretäre im Wehrmachtseelsorgedienst“ bezeichnet wurden. Die Pfarrhelfer-Fortbildungen gibt es in ähnlicher Form bereits seit 1958, anfangs manchmal noch aufgeteilt nach Regionen und dadurch mehrmals in einem Jahr. © Kompass / Jörg Volpers (3) Eröffnung Personalchef Schilk begrüßte besonders die fünf neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit der vorigen Tagung in Cloppenburg hinzugekommen sind, sowie Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann, der anschließend seinen „Bericht zur Lage“ vortrug und mit allen Teilnehmern in der Rosenkranzkapelle die Messe feierte. Hier von links: PfH Oliver Siebrandt, Frankenberg; Direktor beim KMBA Msgr. Wolfgang Schilk; Bürokraft Kevin Spoden, Militärdekanat Köln; PfH Hans-Jürgen Wagner, Bogen; Bürokraft Claudia Dürholt, Militärdekanat München; Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann und PfH Thomas Lang, Militärpfarramt Ulm I Reportage vor Ort © Kompass / Jörg Volpers (4) Unter anderem durch die Umzüge und Umbenennungen im Bereich der Dienstaufsichtsbereiche gibt es derzeit mehrere neue Bürokräfte – so ist auch Ilka Schmidt (leider nicht mit auf dem Bild) erst seit Kurzem beim Katholischen Leitenden Militärdekan Berlin tätig. Dessen vorige Bürokraft Manuela Fehse wäre zwar gerne von Erfurt mit in die Hauptstadt gewechselt, verzichtete jedoch aus familiären Gründen darauf und begann stattdessen die Ausbildung zur Pfarrhelferin, so dass sie nun beim Katholischen Militärpfarramt Erfurt arbeitet. Auch Eva Link wagte nach rund 14 Jahren beim Katholischen Leitenden Militärdekan Mainz (mit vorläufigem Dienstsitz Koblenz) den „Sprung an die Basis“, als dieser nach Köln umzog. Nun unterstützt sie den Militärseelsorger Koblenz III am Zentrum Innere Führung, der zuvor jahrelang ohne Pfarrhelfer auskommen musste. Sowohl Frau Fehse als auch Frau Link berichten erfreut darüber, dass sie nun noch näher an ihren „Kunden“, nämlich den Soldatinnen und Soldaten und ihren Familien, dran sind. Beide sind außerdem zuversichtlich, den Theologischen Fernkurs schon bald mit Erfolg abschließen zu können. Studienteil der Pfarrhelfer-Tagung Gute Arbeit verdient gute Außenwirkung. Und die Angebote der Katholischen Militärseelsorge am Standort sind so wertvoll, dass sie den Soldatinnen und Soldaten qualitativ hochwertig kommuniziert werden sollten. Diese Erkenntnis formte sich aus der Diskussion der Teilnehmer des Seminarblocks „Führung und Verführung – Kommunikation am Standort“. Doch um gut kommunizieren zu können, braucht man Hintergrundwissen, beispielsweise aus dem Bereich der Werbung. Wie funktioniert Werbung, was ist Reklame und wie unterscheidet sich Öffentlichkeitsarbeit von den beiden anderen Kommunikationsbereichen? Das Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Berlin wird demnächst eine Handreichung für gute Öffentlichkeitsarbeit an den Standorten herausgeben. „Wir werden die wichtigsten und generell an allen Standorten realisierbaren Instrumente der Kommunikation dort zusammenfassen“, sagt Doreen Bierdel, Kommunikationsdesignerin aus dem Referat IV im KMBA. „Uns ist es wichtig, dass zunächst die vorhandenen Möglichkeiten, wie etwa die Bestückung der Schaukästen nach Gesichtspunkten der Werbung, gezeigt werden. Gleichzeitig wollen wir Tipps und Checklisten vorlegen, die die Öffentlichkeitsarbeit erleichtern.“ Für die Pfarrhelfer und die Militärseelsorger bedeutet die neue Broschüre eine Türöffnung in die Welt der „Verführung“ – „Von der Reklame zum Dialog“ – im Dienst der Katholischen Militärseelsorge. Denn jeder Soldat, jede Soldatin sollte einen leichten Zugang zu dem bekommen, was die Militärseelsorge zu bieten hat. Weitere Seminarteile Neben diesem Block wurden drei weitere Workshops durchgeführt: „Halt geben durch Haltung – Bedeutung der Körpersprache im Dialog“ mit der Germanistin und Theaterregisseurin Heike Hofmann sowie „Souverän und sinnhaft vorlesen“ mit den beiden Sprechtrainerinnen Lena Försch und Delia Olivi. Diese beiden Einheiten wurden zum Teil recht locker und mit viel Körpereinsatz angeboten. Systemadministrator Ricardo Kühle trug außerdem „Neues aus dem Bereich des IT-Wesens der Bundeswehr“ vor und hatte dabei viele Zuhörer. Er kam auch gegen Ende der Fortbildungstagung noch einmal mit „Anwenderfunktionen in Lotus Notes“ zu Wort, neben zwei weiteren Mitarbeitern aus der Kurie des Katholischen Militärbischofs: Siegfried Bradatsch mit der „Neukonzeption der Erfassung von Veranstaltungen und der Seelsorgestatistik“ sowie Referatsleiterin III Elke Kulke zur „Auswertung der Fachaufsichtsprüfungen 2014“. Militärbischof Overbeck bei der Pfarrhelfertagung Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck äußerte seine Freude, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sein zu können – trotz der etwas mühevollen Anreise von Essen ins Donautal. Sowohl in seinem >> Kompass 04I15 15 Reportage vor Ort © KMS / Doreen Bierdel (2) Was machen eigentlich Pfarrhelfer, Amtsinspektoren und Bürokräfte? >> Vortrag als auch in der späteren Predigt ging er mit dem Begriff „Haltung“ auf ein Thema der Woche ein. Dies machte er an vier Punkten fest: das Verhältnis zum Islam und zur Religionsfreiheit; der Bereich Ehe, Familie, Sexualität, bei dem die Erwartungen an den Papst und die Synode nicht zu hoch werden dürften; das schwierige Thema „Kirche und Jugend“ und schließlich die Spannung zwischen Kontinuität und ständiger Erneuerung. Im anschließenden Gespräch mit den Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfern sagte Militärbischof Overbeck, dass für ihn „der Konflikt mittlerweile der Normalfall“ sei. Wichtig sei für ihn außerdem, dass „Religion von der Praxis lebe“. Und schließlich betonte er, dass das Christentum einfach sein müsse: „Es ist, wie es ist!“ Pontifikalgottesdienst Am Abend wurde in der modernen Klosterkirche St. Vinzenz als Höhepunkt der Woche ein Pontifikalamt gefeiert, an dem neben dem Militärbischof auch Msgr. Wolfgang Schilk, der Leitende Militärdekan aus München, Artur Wagner, Prälat Franz Glaser, Superior Edgar Briemle sowie die beiden Pfarrhelfer und Diakone Herbert Sturm und Wolfgang Krug mitwirkten. Für diesen festlichen Gottesdienst hatte sich unter der Leitung von Pfarrhelfer Johannes Bresa (an der Orgel) ein Projektchor zusammengefunden. Ausgehend vom Johannes-Evangelium, in dem das Ringen um die Wahrheit Thema ist, ging Militärbischof Overbeck erneut auf Haltungen, Verhalten und Werte ein: „Die Welt, in der wir leben, 16 Kompass 04I15 braucht immer wieder von jedem Einzelnen und von uns als Gemeinschaft die Entscheidung zu Haltungen.“ Dabei betonte er die Aufgabe der Christen, Vernunft, Konfliktfähigkeit und Wahrhaftigkeit zu bewahren. Der Bischof beschloss seine Predigt mit dem Appell: „Bei allen Haltungen gilt eben: Je einfacher, je wahrer – um Gottes und der Menschen willen!“ Josefstag und Abschluss Vor seiner Abreise konzelebrierte Bischof Overbeck am Donnerstagmorgen, 19. März 2015, zusammen mit Msgr. Schilk und mehreren Geistlichen des Bistums Rottenburg-Stuttgart den sehr gut besuchten Gottesdienst zur Fußwallfahrt am Josefstag wiederum in der großen Klosterkirche. Danach hörten die Fortbildungs-Teilnehmer weitere Vorträge von Mitarbeitern aus dem Katholischen Militärbischofsamt, ehe sie zum Kulturprogramm nach Sigmaringen mit seinem Schloss und zur StandortKapelle in Stetten am kalten Markt, bzw. am letzten Morgen mit dem Reisesegen nach Hause aufbrachen. Jörg Volpers Weitere Fotos, Berichte und eine Bildergalerie finden Sie im Internet unter www.katholischemilitaerseelsorge.de Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann betonte in seinem „Bericht zur Lage“, dass Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer vor allem präsent und nah an den Soldaten sein sollten – vergleichbar der Pfarrsekretärin als erster Ansprechpartnerin in einer Kirchengemeinde. Dies gerade dann, wenn die Militärseelsorger selbst nicht direkt erreichbar seien, egal, ob wegen eines Auslandseinsatzes, des Lebenskundlichen Unterrichts oder weil sie „in der Fläche“ unterwegs sind. Archivar Dr. Markus Seemann begann seinen Vortrag mit dem Statement, Militärseelsorge finde hauptsächlich „vor Ort“ statt, weniger in den Zentralen in Berlin oder anderswo. Von daher ist der Dienst der Pfarrhelfer vielfältig: auf Verwaltung und Organisation bezogen, aber den Menschen nahe. Außer einer soliden Ausbildung – einige sind selbst ehemalige Soldatinnen oder Soldaten – benötigen sie praktisches Geschick und zunehmend auch Kompetenz in Fragen von Gottesdienst, Diakonie und Seelsorge. Nach der aktuellen Aus- und Fortbildungsordnung gewinnt daher die „Theologie im Fernkurs“ der Würzburger Domschule mehr an Gewicht. Im Rahmen der Basisausbildung und der anschließenden Fortbildungen geht es neben der Verwaltung z. B. in diesem Jahr um das Kurzgespräch in der Seelsorge. Zwischen den Katholischen Militärpfarrämtern an den Standorten und der Kurie des Katholischen Militärbischofs am Sitz der Bundesregierung existiert die „Mittlere Ebene“ der Dienstaufsichtsbereiche mit den Katholischen Militärdekanaten. Den vier Leitenden Militärdekanen stehen hier als Büroleitende Beamte jeweils ein Amtsinspektor sowie eine Bürokraft und ein Kraftfahrer zur Seite. Bis auf Letztere sind auch diese zu den Fortbildungen der Pfarrhelfer eingeladen – daher die lange offizielle Bezeichnung der „Fortbildungstagung der Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer sowie Amtsinspektoren und deren Bürokräfte in der Katholischen Militärseelsorge“. Multinationalität auch im militärischen Grundbetrieb Ukraine durch Russland verbunden ist. Dabei rückte er in den Fokus seiner weiteren Überlegungen für zukünftige deutsche Streitkräftestrukturen vehement seine Forderungen nach einem deutlichen „Mehr an Multinationalität noch einmal in den Blick zu nehmen und Korrekturen dort vorzunehmen, wo diese unumgänglich geworden sind. Zum Abschluss seiner Überlegungen richtete Bartels den Fokus auf das in der Vorwoche beschlossene Artikelge- © Kompass / Josef König (2) Der Verteidigungsausschuss-Vorsitzende und zukünftige Wehrbeauftragte, Dr. Hans-Peter Bartels MdB, zum Gespräch beim Sachausschuss Innere Führung in der Kurie des Katholischen Militärbischofs am Berliner Weidendamm. Grundsätzliche und aktuelle Fragen der deutschen und europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik standen im Mittelpunkt eines Forums, zu dem der Vorsitzende des Sachausschusses Innere Führung der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS), Oberstleutnant Oliver Ponsold, den Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags, Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) eingeladen hatte. An diesem Gespräch Anfang März nahmen auch Militärgeneralvikar Monsignore Reinhold Bartmann sowie weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Katholischen Militärbischofsamt teil. Bartels, der Ende Mai dem derzeitigen Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus als zwölfter Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestags folgen wird, nutzte in dem gut zweistündigen Gespräch die Gelegenheit, seine perspektivischen Überlegungen für eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik zur Diskussion zu stellen. Er tat dies in Kenntnis der sicherheitspolitischen Lage in Ost- und Mitteleuropa, die sich erheblich verschlechtert hat und die nach seiner Meinung ursächlich eng mit der Annektion der Halbinsel Krim aus dem Territorium der setz, welches das Ziel hat, den Dienst in den Streitkräften für die Soldatinnen und Soldaten attraktiver zu gestalten. GKS und IThF im Austausch auch im militärischen Grundbetrieb“. Er nannte dabei die als positiv zu bewertenden Ansätze in der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit. Diese gelte es auch mit Blick auf deutsch-polnische Streitkräfteüberlegungen auszuwerten und zu nutzen. Bartels machte in diesem Zusammenhang kein Hehl aus seiner Forderung nach einem „Europäischen Hauptquartier“. Zugleich ging Bartels auf den jetzt gestarteten Prozess der Erarbeitung eines neuen Weißbuchs ein, von dem er sich einiges an Klärungen und Erläuterungen erhoffe. In diesem Zusammenhang wies er auch auf Überlegungen hin, den bereits abgeschlossenen Prozess der Neuausrichtung der Bundeswehr Tags zuvor schon war für die Mitglieder des Sachausschusses ausführlich Gelegenheit gegeben, mit Dr. des. Kirstin Bunge, Projektleiterin am Institut für Theologie und Frieden (IThF, Hamburg), der Frage nachzugehen, was eine „moralisch integre Person“ ausmacht. Mit Blick auf die ethischen und moralischen Anforderungen, die mit dem Dienst als Soldat in den deutschen Streitkräften verbunden sind, ist das eine Frage von hoher Aktualität und es gab deshalb auch eine intensive Diskussion unter den Sachausschuss-Mitgliedern. Oberstleutnant a. D. Helmut Jermer, lange Zeit selbst im Sachausschuss Innere Führung an verantwortlicher Position engagiert, hatte im Anschluss daran ebenfalls Gelegenheit, die Grundzüge und Voraussetzungen der Inneren Führung, so wie sie in deutschen Streitkräften mit dem Neubeginn in der 1950er Jahren erdacht waren, in Erinnerung zu rufen und mit Blick auf neuere Herausforderungen kontrovers zu diskutieren. Josef König Kompass 04I15 17 Aus der Militärseelsorge Zu Gast bei der GKS: Dr. Hans-Peter Bartels MdB und Dr. des. Kirstin Bunge Auferstehung Ist mit dem Tod wirklich alles aus? – Trotz der weitverbreiteten Ansicht, dem sei so, scheinen viele Menschen den starken Wunsch zu haben, nach dem Tod nicht völlig dem Vergessen anheimzufallen. Der „Wald der Erinnerung“ nahe Potsdam, die Gedenkstätte für die gefallenen deutschen Soldaten in den jüngeren Auslandseinsätzen, ist wohl auch ein Ausdruck dieses Widerstandes gegen das totale Vergessen, das allen Menschen einmal zukommt. Ja, viele Menschen sehnen sich insgeheim immer noch nach einem Leben in Fülle, nach einem Leben, das nicht endet, nach einem umfassenden Sinn ihres Lebens. Christen können sie in dieser Sehnsucht und in dieser Hoffnung bestärken. Denn für sie ist ein Mensch gewiss von den Toten auferstanden und in ein neues, unvorstellbar glückliches und vollkommenes Leben in Gott eingegangen: Jesus von Nazaret. Weil Christen glauben, Gott habe Jesus als Ersten von den Toten erweckt, glauben sie auch, er sei der von den Juden erwartete Messias, der Christus (der Gesalbte) gewesen. Ihn hat Gott gesandt, nicht um durch ihn die Welt aufgrund all ihrer Vergehen und Missstände zu verurteilen, sondern um sie durch ihn mit sich zu versöhnen und von allen Ängsten und Fesseln zu befreien (vgl. Joh 3,17). Und weil Christen an die Auferstehung Jesu Christi glauben, glauben sie auch, für alle Menschen werde nach ihrem Tod ein wunderbares neues Leben ganz in Gott beginnen. Das gibt dem Leben aller Menschen einen völlig neuen, tiefen Sinn. Der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi ist deshalb für Christen absolut zentral (vgl. 1 Kor 15,14–19). Nach christlicher Auffassung wird jeder Mensch nach dem Tod leiblich auferstehen. Seine irdische Lebensgeschichte wird sich verklären, er wird in vollkommener Gemeinschaft mit Gott, den Mitmenschen und der ganzen Schöpfung leben, er wird Gott von Angesicht zu Angesicht schauen. © Skulptur: Claudia Ebert Kompass Glauben Von der Kostbarkeit des Lebens 18 Diese Aussicht macht das Leben eines jeden Menschen jetzt schon unermesslich kostbar. Dementsprechend sollten Menschen einander behandeln. Doch hat dieser Glaube an ein jenseitiges ewiges Leben überhaupt etwas mit dem jetzigen Leben zu tun? – Die meisten Menschen machen irgendwann oder sogar öfter in ihrem Leben die Erfahrung eines Untergehens und Sterbens: Der Arbeitsplatz geht verloren; eine Beziehung scheitert; Krankheit oder Verletzung stellen sich ein; Soldaten sind schrecklichen äußeren Situationen der Gewalt und der Lebensbedrohung ausgesetzt; sie müssen selbst Gewalt anwenden und machen vielleicht die Erfahrung eigener Schuld oder der Sinnlosigkeit ihres Einsatzes; Angst und Depression breiten sich aus. Viele Menschen machen aber trotz dieser schlimmen Erfahrungen, in ihnen oder nach ihnen, auch die Erfahrung eines Auferstehens mitten im Tod und eines neuen Lebens: Es gibt ein berufliches Weiterkommen; es entwickeln sich neue persönliche Beziehungen; eine Krankheit oder eine Verletzung heilt allmählich; furchtbare Situationen werden überstanden; mitten in der Schuld wird Vergebung spürbar, mitten in der Sinnlosigkeit eines Einsatzes zeichnet sich Sinn ab; Zufriedenheit und Lebensfreude können wieder einkehren. Wer glaubt, in seinem persönlichen Leben werden nicht die negativen, sondern die positiven Erfahrungen das letzte Wort haben, weil ein guter Gott das Leben mit ihm lebt, der hat, wie Jesus im Johannes-Evangelium verheißt, jetzt schon das ewige Leben (vgl. Joh 3,15; 6,47), der wird leben, auch wenn er stirbt (vgl. Joh 5,24; 11,25f.). Wer sich – zumal mit dem eigenen Leben – einsetzt für Friede und Gerechtigkeit in der Welt, der setzt sich ein für das Reich Gottes in der Welt und hat Gott auf seiner Seite. Der auferstandene Christus ist daher für diejenigen, die glauben und ihm vertrauen, der Garant dafür, dass der Tod an sich schon überwunden ist und das wahre Leben für alle schon siegreich begonnen hat. Prof. Dr. Johannes Herzgsell SJ, Hochschule für Philosophie, München Kompass 04I15 Aus der Militärseelsorge © KMS / Barbara Dreiling (3) Neuer Raum der Stille im Bundeswehrkrankenhaus Berlin Mit einer Andacht haben der katholische Pastoralreferent Bernhard Heimbach und der evangelische Militärdekan Michael Weeke Ende Februar den neuen Raum der Stille im Bundeswehrkrankenhaus (BwK) Berlin eröffnet. Etwa fünfzig anwesende Gäste der Bundeswehr und der Militärseelsorge zeigten, dass dieser Raum für Patienten, Personal und Angehörige eine wichtige Funktion erfüllt. „Das Bundeswehrkrankenhaus Berlin ist besonders stolz auf den Raum der Stille, der hier eine lange Tradition hat“, sagte Oberstarzt Dr. Christian Zechel in Vertretung von Flottenarzt Dr. Knut Reuter, Chefarzt des BwK. „Wir wissen aus der Rückmeldung vieler Patientinnen und Patienten, vieler Besucher und Angehöriger, dass der Raum sehr in Anspruch genommen wird und dass viele, die ihn aufsuchen, dort persönlich zur Ruhe kommen und ihre Gedanken verarbeiten können“, so der Oberstarzt. In Zukunft solle trotz der vielen Umbaumaßnamen immer wieder ein Raum der Stille für Patienten, Personal und Angehörige verfügbar sein, versprach er. Einschätzung des Militär- und Krankenhaus-Seelsorgers Pastoralreferent Bernhard Heimbach dankte deshalb besonders dem Leiter der Infrastruktur des Krankenhauses, Herrn Oberstleutnant Kramer, und dem Dienststellenleiter des Katholischen Militärpfarramtes Berlin, Militärdekan Bernd Schaller, dass sie die Einrichtung des Raumes der Stille ermöglicht hatten. Seit Juni 2014 wurde der Raum der Stille geplant und ausgestaltet, nachdem der bisherige wegen Baumaßnamen aufgegeben werden musste. Bereits Wochen vor der offiziellen Eröffnung wurde der neue Raum von Patienten, Angehörigen und Personal rege in Anspruch genommen, wie Pastoralreferent Heimbach in seiner Ansprache hervorhob. Er las einige Zitate vor, die Besucher des Raumes der Stille in ein dort ausgelegtes Buch eingetragen hatten und die zeigen, wie wichtig dieser Raum ist, der keinem medizinischen oder verwaltungsmäßigen Zweck dient. Raum für die Seele Welche Funktion so ein stiller und schön eingerichteter Raum in einem Krankenhaus erfüllt, erläuterte Militärdekan Schaller: „Ich denke, das ist es, was ein Raum der Stille anbieten kann: einfach bei sich selber anzukommen, ohne, dass man irgendeinen Anspruch erfüllen oder Leistung bringen muss; wo man so sein kann, wie man ist, mit all‘ den Gebrechlichkeiten und Stärken, mit all‘ dem, was einen als Mensch ausmacht.“ Im Raum der Stille befinden sich ein Altar und darauf eine Bibel, die mit Bildern von Marc Chagall illustriert ist, darüber ein großes Sonnenbild und daneben ein Kerzenleuchter. In einer Ecke des Raumes können Besucher ihre Anliegen und Eindrücke in einem Gästebuch hinterlassen. Barbara Dreiling Kompass 04I15 19 Aus der Militärseelsorge Viel gelernt Die Woche für das Leben findet im Jahr 2015 vom 18. bis zum 25. April statt. Ihr Thema lautet: „Sterben in Würde“ Nicht nur Soldaten müssen viel lernen, wenn sie in die Bundeswehr eintreten – auch neue Militärpfarrer leben sich in die Welt der Streitkräfte erst ein. Deshalb haben sechs neu eingestellte Katholische Militärpfarrer, drei Evangelische Militärpfarrer und eine Militärpfarrerin Anfang März am Ein- Das Seminar wurde geleitet und konzipiert von Oberst im Generalstabsdienst Reinhold Janke in Zusammenarbeit mit den beiden Militärseelsorgern am ZInFü, dem katholischen Pastoralreferenten Prof. Dr. Thomas Elßner und der evangelischen Militärdekanin Anne Peters-Rahn. Das Thema „Sterben in Würde“ ist zu einem gesellschaftsweiten Diskussionsthema geworden. Hierbei gehen die Meinungen zwischen den Befürwortern eines selbstbestimmten Sterbens – sei es durch Suizid, assistierten Suizid oder Tötung auf Verlangen – und den Gegnern einer gezielten Verkürzung des Lebens eines Menschen weit auseinander. In ethischer Hinsicht ist es sinnvoll, zwischen Sterbebegleitung und Tötung zu unterscheiden. Unbestritten ist, dass die Würde des Menschen auch danach verlangt, ihn sterben zu lassen und in der letzten Lebensphase, wenn der Sterbeprozess bereits eingesetzt hat, nicht endlos weiterzubehandeln. Dabei muss nicht alles, was technisch und medizinisch möglich ist, versucht und eingesetzt werden. Die Initiative der katholischen und der evangelischen Kirche wird sich eine Woche lang intensiv mit diesem Themenkomplex beschäftigen. JV 20 Kompass 04I15 © KMS / Barbara Dreiling Dass Menschen sich, ob früher oder später, der Herausforderung ihres Todes gedanklich stellen müssen, ist unweigerlich und gehört zum Menschsein. Bei näherer Betrachtung ist es weniger die Angst vor dem Tod, die Zukunftssorgen auslöst, sondern die viel größere Angst vor einem menschenunwürdigen Sterben. Neun neue Militärpfarrer und eine Militärpfarrerin haben Anfang März am „Einweisungsseminar Innere Führung für neu eingestellte Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger“ am Zentrum Innere Führung der Bundeswehr in Koblenz teilgenommen. führungslehrgang II „Grundlagen und Konzeption der Inneren Führung in der Bundeswehr“ für ev. und kath. Seelsorgerinnen und Seelsorger am Zentrum Innere Führung der Bundeswehr (ZInFü) in Koblenz teilgenommen. „Ich bin auch erstaunt, was Soldaten rechtlich und ethisch alles wissen und entscheiden müssen“, sagte Andreas Bronder, Katholischer Militärpfarrer in Idar-Oberstein, mit Blick auf die Themen des Seminars. Denn die Innere Führung bedeutet, Soldaten mit den ethischen Grundlagen ihres Berufs vertraut zu machen. Dazu gehören staatsbürgerliche, politische Bildung genauso wie völkerrechtliche Kenntnisse, um im Einsatz die richtigen Entscheidungen – in manchen Fällen über Leben oder Tod – treffen zu können. Neben den rechtlich-politischen Grundlagen schloss sich den Pfarrern auch „die Welt der Soldaten und der Bundeswehr ein Stück auf“, wie der Katholische Militärpfarrer Michael Kühn aus Mayen sagte. Denn so wie er selbst, waren viele neue Militärseelsorger nicht selbst als Wehrpflichtige bei der Bundeswehr. Unter den neuen Militärgeistlichen waren auch der aus der Ukraine stammende Dr. Petro Stanko und der aus Polen stammende Robert Andrzejczyk. Beide sind von ihren Heimatdiözesen für den Dienst in der Katholischen Militärseelsorge für die Deutsche Bundeswehr freigestellt. Stanko, der ab 1. April 2015 das Katholische Militärpfarramt Ingolstadt leitet, möchte seine Erfahrungen später in den Aufbau einer Militärseelsorge in der Ukraine einbringen. Barbara Dreiling Auf ein Wort Wer rollt uns den Stein weg? Wer rollt uns den Stein weg? – Diese Frage bewegt die Frauen am Ostermorgen ganz intensiv. Denn davon hängt für sie ab, ob sie von Jesus noch einmal Abschied nehmen und ihm einen letzten Dienst, ein letztes Zeichen der Zuneigung schenken können. Denn der Stein verschließt das Grab. Er ist ein Hindernis. Er trennt. Er ist für die Frauen eine nicht zu bewältigende Herausforderung. Wer rollt uns den Stein weg? Eine Frage, die jeden irgendwann trifft. Jedem von uns begegnen immer wieder Steine im Leben, in ganz verschiedenen Situationen, in den unterschiedlichsten Lebensphasen und Lebenssituationen. Steine, die im Weg liegen, die uns in den Weg gelegt werden oder die wir uns selbst in den Weg legen. Egal, ob im privaten oder beruflichen Umfeld: Probleme, die sich auftürmen; Hindernisse, die unüberwindlich erscheinen; Stress mit dem Partner, der Partnerin; Druck am Arbeitsplatz; menschliche Kommunikationsprobleme; Unverständnis für die eigene Situation bei Freunden, Kollegen; die nächste Umstrukturierung; Störungen im Arbeitsklima; der nächste Einsatz; die nächste Versetzung; eine auftretende Krankheit; Ängste, die mich umtreiben. Wer rollt uns den Stein weg? Pack ich das? Schaffen wir das? Wer hilft? Wer steht uns bei? Und manchmal macht sich aufgrund der Steine Resignation, Hoffnungslosigkeit, Ermüdung oder Verzweiflung breit. unser Leben berührt. Er gibt uns Kraft, Steine wegzurollen. Er zeigt uns durch sein Wort Wege, Hindernisse zu überwinden und das Miteinander zu gestalten. Er schenkt uns Weisheit, Probleme zu lösen. Er macht uns Mut, uns und dem Leben zu trauen und auf andere Menschen zuzugehen. Ostern ist ein Fest der Zuversicht, dass sich das Leben und das Gute Bahn brechen. Ostern ist das Fest, das uns Mut macht, auch uns und unserem Leben mehr zuzutrauen. Es wird in der Ostererzählung im Markus-Evangelium nicht deutlich, ob der Engel den Stein weggerollt hat. Aber Ostern ermutigt uns, unseren Fähigkeiten zu trauen und zu Engeln zu werden, die anderen helfen, Steine aus dem Weg zu räumen und so dem Leben, der Hoffnung und der Zukunft einen Weg eröffnen. Das ist wichtig zuhause, in der Familie, im Umfeld oder in der Bundeswehr. Militärpfarrer Michael Kühn, Katholisches Militärpfarramt Mayen Wir dürfen vertrauen © flickr / Martin Fisch by marfis75 Als die Frauen ans Grab kommen, ist der Stein bereits weggerollt. Das Leben hat sich Bahn gebrochen. Gott hat dem Leben Bahn gebrochen. Ostern ist das Fest, das uns immer wieder Mut macht darauf zu vertrauen, dass Gott dem Leben Bahn bricht. Gott hat sich durch keinen Stein aufhalten lassen, sondern dem Leben eine neue Tiefe, eine neue Kraft und neue Möglichkeiten geschenkt, die auch unseren Blick auf das Leben verändern. Gott hat den Stein des Todes, der Hoffnungslosigkeit weggerollt. Wir dürfen Gott mehr zutrauen. Wir dürfen ihm zutrauen, dass er mit seiner Nähe und Kraft auch Kompass 04I15 21 Glaube, Kirche, Leben +ɪɸOɛ ʕȲʑɠLVɢ1ɵOɡ Schon seit Wochen freue ich mich auf die Osterferien. Denn dann heißt es wie jedes Jahr: Raus aus der Stadt und ab aufs Land! Zuerst einmal mit Mama Sachen packen – Spielzeug, Bücher und Kuscheltiere nicht vergessen, ach, und der Fußball muss natürlich auch noch mit! Wenn alles fertig gepackt ist, ab damit ins Auto. Papa schaut mit rotem Kopf aus dem Kofferraum heraus, blickt zu Mama, die gerade noch mein Fahrrad zum Auto schiebt und ihn fragt: „Kriegst du das noch rein?“ Papa murmelt in seinen Bart: „Na klar, schließlich haben wir ja einen 4-Tonner-LKW, kein Problem!“ Doch dann schafft er es doch irgendwie und los geht’s. Die Autofahrt hin und zurück dauert echt lange, das liegt auch daran, dass meine kleine Schwester schon nach zehn Minuten fragt: „Da, aussteigen, da?“ Ich setze meine Kopfhörer auf und höre Musik – wer hat nur kleine Schwestern erfunden? Einmal angekommen, ist es aber richtig super! Meine Freunde warten schon auf mich und Papa kann gar nicht schnell genug mein Fahrrad auspacken, damit ich mit ihnen – an den Feldern entlang – zum Fußballplatz fahren kann. Vorher muss ich natürlich noch alle begrüßen, das ist dann immer ein ganz schönes Geknuddel, bis man alle durchhat, einschließlich des riesigen Hofhundes, der mich immer noch mühelos umschmeißt, wenn er mich begrüßt. Religiöse Auszeit für Angehörige von Soldatinnen und Soldaten Vom 7. bis 9. August 2015 laden die Katholische Militärseelsorge und die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e. V. (KAS) – gefördert durch die Katholische Familienstiftung für Soldaten – wieder (nahe) Angehörige von Soldatinnen und Soldaten zu einer „Religiösen Auszeit“ in die Abtei St. Hildegard in Rüdesheim am Rhein ein. Unter dem Thema „Herr, erhöre mein Gebet“ haben die Teilnehmer die Möglichkeit, ein Wochenende Abstand vom Alltag zu gewinnen. Sie können Kraft aus Gesprächen, Meditation und Gebeten gemeinsam mit Menschen in ähnlicher Lebenslage, den Schwestern des Benediktinerinnen-Ordens und KAS-Familienreferentin Hildegard Stumm schöpfen. Außerdem werden die Teilnehmer immer wieder Gelegenheit haben, ihre Zeit in der idyllischen Rheingegend um die Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard, inmitten von Weinbergen, nach eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Für die Unterkunft im Einzelzimmer, Vollverpflegung und Programmangebote zahlen Teilnehmer 50 €. Dabei richtet sich das Angebot an Soldaten-Angehörige aller Konfessionen. Ausführliche Informationen finden Sie auch in den Ausschreibungsunterlagen auf www.KAS-Soldatenbetreuung.de Anmeldeschluss: 15. Juni 2015 © Autor: Torsten Bierdel Dann folgen Ostergottesdienst, Eier und Süßigkeiten suchen und wie schon letztes Jahr sitzt meine kleine Schwester zuletzt mit dicker Schokoschnute neben dem Hofhund und schiebt ihm ein Schokoladenei nach dem anderen in die Schnauze. Schön, wie die beiden da so sitzen – man weiß gar nicht, wer schmuddeliger ist von den beiden. Am Ende ist die Zeit leider wieder viel zu schnell vorbei, für so ein Stadtkind wie mich! Frohe Ostern wünscht (ɂʑɠ1ɵOɡ 22 Kompass 04I15 EINLADUNG © flickr / enbodenumer Die nächsten Tage vergehen wie im Flug. Die meiste Zeit bin ich draußen, schaue, was sich auf dem Hof getan hat. Bei den Schweinen und Kühen ist alles wie immer. Auch bei den Hühnern gibt es nichts Neues. Doch im Pferdestall wartet eine Überraschung auf mich: Eine der Stuten hat ein kleines Fohlen, einen „Fuchs“ mit weißer Blesse, super süß – ich meine natürlich, echt cool! Glaube, Kirche, Leben Spielekiste an das Katholische Militärpfarramt SHAPE übergeben i © KAS / Eva Pausch Am 12. März übergab die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e. V. (KAS) nun auch an das Katholische Militärpfarramt SHAPE in Belgien eine mobile Spielekiste voller Betreuungsmaterialien für Kinder im Alter von zwei bis elf Jahren – die sogenannte „KASi in the box“. Sie wird am belgischen Standort Mons die Kinderund Familienarbeit der Gemeinde, aber auch die aller anderen belgischen, französischen und niederländischen Standorte bereichern, die durch das Pfarramt SHAPE betreut werden. Dabei finanzierte die Katholische Familienstiftung für Soldaten (KFS) auch diese jüngste Anschaffung der „KASi in the box“. Die KFS unterstützt in Zusammenarbeit mit dem Familienteam der KAS damit insbesondere die Kinder- und Familienarbeit im zugehörigen Gemeindezentrum, dem „Pater-Rupert-Mayer-Haus“, das etwas außerhalb der Kaserne in Mons liegt. Für die deutschen Soldatenfamilien in Mons ist das Pater-RupertMayer-Haus ein zentraler Treffpunkt der Gemeinde: Hier werden Gottesdienste gefeiert, Kindergruppen betreut sowie Kino- und Kulturabende ausgestaltet. Außer Brüssel und Mons betreut das Katholische Militärpfarramt SHAPE auch die belgischen Standorte Glons, Florennes und Tongeren, fast alle französischen Standorte, Stavanger in Norwegen sowie alle Dienststellen in Großbritannien und den Niederlanden. Pfarrhelfer Harald Maser und die Kinderbetreuerinnen Janine Pfundt, Anke Weidel und Susanne Luger freuten sich über die Spielebox der KAS, die künftig nicht nur bei den „Spielmäusen“ (Kinder bis 3 Jahre) und in der „Kun- ist angekommen terbunten Glaubensgruppe“ (Kids von 5 bis 11 Jahre) für strahlende Augen sorgen wird, sondern auch die Kinderbetreuung bei Familienwochenenden, Werkwochen, Pfarrfesten, Kindergottesdiensten usw. bereichert. Ihren ersten „Auswärtseinsätze“ wird die „KASi in the box“ dann während einer Sommerjugendfreizeit des Militärpfarramts SHAPE in Marienberge und an einem Familienwochenende in Blankenberge haben, das Militärpfarrer Wolfgang Bier und Pfarrhelfer Maser für den Herbst 2015 geplant haben. Weitere Einzelheiten auf www.KAS-Soldatenbetreuung.de und auf www.katholische-familienstiftung.de Auf die Frage hin, was ihnen am besten an der KASi-Box gefalle, meinten die Kinderbetreuerinnen Anke und Susanne: „Die Kreativmaterialen und die große Auswahl für ganz unterschiedliche Situationen: Spiele, Bastelmaterialien, Bälle, Bücher – damit werden wir eine Menge Spaß in unserer kunterbunten Glaubensgruppe haben.“ Dagegen hatten die kleinen Entdecker beim Öffnen der KASi-Schatzkiste schnell ein persönliches Lieblingsstück auserkoren: Während der neunjährige Lukas beispielsweise glücklich über den Fund eines Fußballs strahlte, waren es für die fünfjährige Nele eindeutig „die Luftballons“, die ihr am besten gefielen. Die erste „KASi in the box“ hatte die KFS in Zusammenarbeit mit KAS-Familienreferentin Eva Pausch im Sommer 2014 an den Start gebracht. Damals freute sich das Katholische Militärdekanat Kiel über das mobile Kinderzimmer, mit der Familienbetreuerin Beate Reisert bei verschiedensten Veranstaltungen des Dekanats eine Kinderbetreuung sicherstellen kann. Neben Büchern, Bastelmaterialien, Sportgeräten wie Schwungtuch, Springseilen, Badmintonset usw., finden sich auch etliche Gesellschaftsspiele, Knete, Schminkset, Bauklötze und vieles mehr in der KASi-Box. Dabei ist die Spielebox so stark nachgefragt, dass auch nach Kiel und SHAPE sicherlich noch etliche weitere KASi-Boxen beschafft werden. Möglich macht diese Initiativen nicht zuletzt die KFS, die die Anschaffung der Spielekisten finanziert. In Belgien wird die „KASi in the box“ zudem ein kleiner Baustein in der ökumenischen Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Militärpfarramt vor Ort sein. Auch die evangelische Gemeinde soll sich das Material regelmäßig ausleihen dürfen und bei den gemeinsamen, ökumenischen Jugendfreizeiten hat die KAS-Kiste nun ohnehin einen festen Platz. Tabea Bozada Kompass 04I15 23 Medien: Buchtipp Weder Macho noch Softie Männer glauben handfest „Weder Macho noch Softie können als Leitbild für den religiösen Mann heute dienen.“ Das Zitat aus der recht ausführlichen „Problemanzeige“ von Dr. Manfred Gerland (allererstes von insgesamt acht Kapiteln, S. 29) beschreibt gut die Zielrichtung dieses Buches. Anhand statistischer Daten macht der evangelische Pfarrer zu Beginn deutlich, dass entgegen dem äußeren Eindruck – vor allem in der immer noch recht patriarchal geprägten römisch-katholischen Konfession – das männliche Geschlecht in den Kirchen von den Zahlen und dem praktischen Einfluss her zunehmend in der Minderheit sind. Der Rückzug der Männer aus dem christlichen Leben ist eklatant. Männer sind nicht nur religiösen Fragen gegenüber distanzierter als Frauen, sondern auch in der Teilnahme am kirchlichen Leben auffällig auf dem Rückzug. Wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen den Begriffen „fromm“ (vgl. S. 30), „gläubig“ – mehr als Andacht und Gebet! – und „spirituell“, wie es im Untertitel genannt wird, nicht als Gegensatz zur „Körperlichkeit“. Interessant auch der aktuelle Seitenblick auf den Islam (S. 14–17), der noch stärker männlich-patriarchal geprägt ist, aber zugleich einfacher und dadurch oft hilfreich empfunden wird. In seinem Buch ermutigt Manfred Gerland Männer, sich ihrer Spiritualität zu vergewissern, dem Glauben eine eigene Stimme zu geben, und sich einen eigenen männlichen Zugang zu erschließen. Der Geistliche Leiter der Evangelischen Bildungsstätte Kloster Germerode und Pfarrer für Meditation und geistliches Leben der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck weiß aus eigener Praxis und vielen Seminaren, was Männer umtreibt: Wie kann ich als Mann meine Körperlichkeit wahrnehmen und gestalten, mir eine Aufgabe stellen, Lebensübergänge bewältigen und einen Mentor finden? In der Figur des Christophorus sieht Gerland ein Vorbild. Die Legende des Heiligen birgt viele archetypische Bilder und Motive, die geeignet sind, einen spirituellen, nicht nur biologischen Weg zu beschreiben, zu entdecken und nachvollziehen. Der Autor, Dr. theol. Manfred Gerland, geboren 1954, ist seit zwanzig Jahren aktiv in der Männerarbeit und lebt mit seiner Familie in Herleshausen. Fazit: Gerland gibt viele gute Gedanken- und Handlungs(!)-Anstöße; unverkennbar bleibt jedoch sein Fokus auf die evangelischen Realitäten, die auch in der Form der Bibelzitate sichtbar werden. Eine positive Besonderheit sind die Übungen am Ende jedes der sieben Hauptkapitel, die zeigen, dass „männlich glauben“ sich nicht in theoretischen Erwägungen erschöpft, sondern ein gangbarer Weg ist. Jörg Volpers Manfred Gerland, Männlich glauben. Eine Herausforderung für den spirituellen Weg 174 Seiten, ISBN 978-3-451-61256-5, kartoniert: € 16,99 auch als eBook: € 12,99 KREUZ im Verlag Herder 2014 24 Kompass 04I15 Medien: Filmtipp Er lebt in einer anderen Welt, ohne Sprache, ohne Bewegung der Hände und Füße; in seinem Körper eingeschlossen: Mateus Przemek. Seit frühester Kindheit leidet er an einer zerebralen Bewegungsstörung. Deshalb kann er mit seiner Umgebung nicht kommunizieren. Kinostart des polnischen Filmes IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM von Maciej Pieprzyca: 9. April 2015. © MFA+ FilmDistribution e.K. (2) Natürlich erinnert er an Filme wie „Weg aus dem Dunkel“ über Helen Keller, oder „Die Sprache des Herzens“ (Besprechung in KOMPASS, 1/2015, S. 23) über Marie Heurtin. Trotz vieler Ähnlichkeiten mit diesen Filmen gelingt aber hier etwas Außergewöhnliches. Er erzählt konsequent aus der Perspektive dieses Mateus Przemek: von seiner Kindheit bis zum Erwachsensein. Immer wieder nimmt die Kamera seine Perspektive ein. Und was die anderen Menschen im Film nicht sehen, sieht der Zuschauer mit seinem Protagonisten Mateus; fühlt und „leidet“ mit ihm. Auch verzichtet der Film auf die sonst üblichen rührseligen Streicherklänge. Stattdessen untermalt er durchaus ernste Szenen mit einer heiteren, modernen Musik. Rührung und Ergriffenheit werden hauptsächlich durch das Spiel des Hauptdarstellers Dawid Ogrodnik bewirkt. Der Hauptdarsteller hat selbst keine der dargestellten Behinderungen: Doch die spielt er mit einer Präzision und Wucht, die ihn zu den Größten seines Fachs machen. Eine solche Darstellung habe ich auf der Kinoleinwand überhaupt noch nicht gesehen. Und der Film hat eine Botschaft, die solidarisiert: mit Menschen, die eine geistige Behinderung haben – zu denen Mateus ja eigentlich nicht gehört – und mit allen, die in irgendeiner Weise „behindert“ sind. Hier sind die geistig behinderten Menschen nicht Lachnummern der Kinounterhaltung – fröhlich und witzig ist der Film auf seine eigene und subtile Weise. Bemerkenswert an diesem Film ist auch, dass er das Thema Sexualität und Behinderung direkt thematisiert. Das haben wir zuletzt in „Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe“ (Kanada 2013) auch gesehen, aber hier kommt es noch direkter und unverstellter. Eine religiöse Dimension hat der Film auch, aber eher als Frage an Gott und angesichts der häufig ins Bild gesetzten Wandkreuze als Metapher für einen Kreuzweg der Hauptfigur. Und ohne das Ende vorwegzunehmen, passt er auch zum Osterfest, nach dem der Film anläuft. Es geht tatsächlich um Auferstehung. Also, ins Kino gehen! Es lohnt! Thomas Bohne, Mitglied der Katholischen Filmkommission IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM Regie: Maciej Pieprzyca 108 Minuten Polen 2013 Kinostart: 9. April 2015 Kompass 04I15 25 für das Einsatzführungskommando Mitte März wurde Militärpfarrer Stephan Frank in Geltow, ganz in der Nähe von Potsdam, als Leiter des neuen Katholischen Militärpfarramts Schwielowsee eingeführt. In einer Andacht im Offizierheim der Henning-von-Tresckow-Kaserne verlas der Leitende Militärdekan Stephan van Dongen die von Generalvikar Reinhold Bartmann unterzeichnete Urkunde und nahm mit der Überreichung Militärpfarrer Frank in sein Militärdekanat Berlin auf. Dabei erklärte van Dongen, dass es wegen der Versetzung aus dem Militärdekanat München nur diese „kleine Urkunde“ gäbe, keine „große“ aus dem Ministerium wie zur Neueinstellung. Der Gottesdienst wurde vom Blechbläserquintett des Stabsmusikkorps und von Organist Michael Reichert musikalisch gestaltet. Militärdekan van Dongen wies auf die Besonderheit hin, dass bei allen Reduzierungen hier ein neues Militärpfarramt eingerichtet werden konnte. Militärpfarrer Frank erinnerte er daran, dass er nun als „guter Hirte“ vor allem für die Menschen in der Operationszentrale, aber auch in den jeweiligen Einsätzen im Ausland gesandt sei. Stephan Frank griff in seiner Ansprache das Bild des Hirten auf und betonte die Bedeutung des Hinhörens, aber auch des Zueinander-Gehörens. Beim anschließenden Empfang begrüßte der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos in Schwielowsee, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, den neuen Seelsorger und dankte der Militärseelsorge insgesamt für ihren Dienst. In diesem Rahmen dankte Militärdekan van Dongen noch einmal ausdrücklich Monsignore Joachim Simon, der sich als Beauftragter des Katholischen Militärbischofs beim Einsatzführungskommando bisher um die Soldatinnen und Soldaten in Schwielowsee gekümmert hat. Ferner bedankte er sich bei Militärdekan Bernd F. Schaller, der als Leiter des Militärpfarramts Berlin I nun von einigen Aufgaben entlastet werde, und bei Pfarrhelfer Mark Schmidt, der in den Monaten zuvor im neuen Militärpfarramt oft allein „die Stellung gehalten“ habe. Stephan Frank, Priester des Bistums Würzburg, war von Februar 2008 bis Oktober 2014 bereits Militärgeistlicher in Hammelburg und in dieser Zeit auch als Begleiter der Soldaten im Kosovo. Nachdem er zum 1.11.2014 offiziell zum Standortpfarrer Schwielowsee ernannt worden war, ging er direkt für mehrere Monate in den Einsatz nach Mali, weshalb er erst jetzt feierlich eingeführt werden konnte. Der Militärgeistliche ist auch für die Soldatinnen und Soldaten in Potsdam, Beelitz und Brück zuständig. Jörg Volpers 26 Kompass 04I15 © Kompass / Jörg Volpers (5) Personalie Ein hörender Hirte Rätsel Kontaktgrill zu gewinnen! Wir verlosen einen H. Koenig GR20 Kontaktgrill 2000 W. Mit Ihrer Teilnahme sichern Sie sich eine Gewinnchance, sobald Sie uns das richtige Lösungswort mitteilen. Die Lösung bitte bis 24. April 2015 Gewinner des Rätsels der Ausgabe 03/15 ist: Hanns Rekitt aus Edewecht. Wir gratulieren! Lösungswort: BERLINALE Die Internationalen Filmfestspiele „Berlinale“ sind ein jährlich in Berlin stattfindendes Filmfestival und gelten als eines der weltweit bedeutendsten Ereignisse der Filmbranche. In diesem Jahr wurde zum 65. mal der „Goldene Bär“ als Hauptpreis des Festivals verliehen. an die Redaktion Kompass. Soldat in Welt und Kirche Am Weidendamm 2 10117 Berlin oder per E-Mail an [email protected] (Wir bitten um eine Lieferanschrift und um freiwillige Altersangabe.) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kurie des Katholischen Militärbischofs (Berlin) und deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Kompass 04I15 27
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