"Ostern 2015 - Christ und Soldat" ( PDF , 3

Soldat in Welt und Kirche
04I15
Ostern
2015
ISSN 1865-5149
Christ und Soldat
„Wahrgebung, Wahrnehmung, Haltung“
Fortbildungstagung für
Pfarrhelfer
Filmtipp:
„In meinem Kopf
ein Universum“
Editorial
© KMS / Doreen Bierdel
Liebe Leserinnen und Leser!
Können Sie sich noch daran erinnern oder unterliegt auch dieses Datum der Schnelllebigkeit der Ereignisse? Es ist erst zehn
Jahre her: Am 18. April 2005 begann das Konklave zur Wahl des
Nachfolgers des Heiligen Vaters, Papst Johannes Paul II. Dessen
Amtszeit währte vom 16. Oktober 1978 bis zu seinem Tod am 2.
April 2005. 26 Jahre und 5 Monate dauerte mithin sein Pontifikat
und es gilt als das zweitlängste in der Geschichte der Päpste.
Als Kardinaldekan war es Joseph Kardinal Ratzinger, der die Kardinäle zum Konklave einberief. Mit insgesamt 115 wahlberechtigten Kardinälen, zwei konnten aus Krankheitsgründen nicht
teilnehmen, hatte das Konklave 2005 mehr Teilnehmer als jedes andere zuvor. Für die Kirche in Deutschland nahmen die Kardinäle Joachim Meisner (Köln), Friedrich Wetter (München und
Freising), Karl Lehmann (Mainz), Georg Sterzinsky (Berlin) sowie
Walter Kasper und Joseph Ratzinger als Kurienkardinäle teil. Weißer Rauch kündigte am 19. April gegen 17:50 Uhr an, dass ein
neuer Papst gewählt war. Uneinigkeit herrschte jedoch über die
tatsächliche Farbe des Rauches. Und trotzdem: Der chilenische
Kardinalprotodiakon Jorge Arturo Medina Estévez verkündete um
18:41 Uhr, dass ein neuer Papst gewählt sei: „Ich verkünde euch
große Freude. Wir haben einen Papst: Seine Eminenz, den hochwürdigsten Herrn Joseph, der Heiligen Römischen Kirche Kardinal
Ratzinger, der sich den Namen Benedikt der Sechzehnte gegeben hat“, so die deutsche Übersetzung der in Latein vorgetragenen Formel. Tags darauf titelte die auflagenstärkste Tageszeitung
in Deutschland: „Wir sind Papst!“ Heute wissen wir, dass das
Konklave auch anders hätte ausgehen können. So wird berichtet,
dass Jorge Mario Kardinal Bergoglio, das dem deutschen Papst
folgende Oberhaupt der Kirche, letztendlich das Konklave auffor-
Wenig Aufmerksamkeit wurde einem anderen Sachverhalt zugeschrieben, der später jedoch zu einem kirchenhistorisch bedeutsamen Ereignis führte. Benedikt XVI. selbst hatte in seinem Interview-Buch von Peter Seewald die Möglichkeit eines vorzeitigen
Amtsverzichts unmissverständlich einbezogen: „Wenn ein Papst
zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und
geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann,
dann hat er ein Recht und unter Umständen auch eine Pflicht
zurückzutreten“, hatte er klargestellt. Das Interview Seewalds mit
Papst Benedikt XVI. erschien Ende November 2010 unter dem
Titel Licht der Welt. Vielfach wurde diese Passage, mit der Papst
Benedikt an das Kirchenrecht erinnerte, wenig beachtet. Dabei
trug er den Bestimmungen des Kirchenrechts Rechnung, die im
Canon 332,2 die Möglichkeit eines päpstlichen Amtsverzichts
festschreiben. Dieser Rücktritt verlangt, „dass der Verzicht frei
geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch, dass er
von irgendwem angenommen wird“.
Mit Wirkung zum 28. Februar 2013 verzichtete Papst Benedikt auf
sein Amt als Bischof von Rom und beendete somit sein Pontifikat
von insgesamt sieben Jahren, zehn Monaten und neun Tagen.
Bei der Wahl seines Nachfolgers, am zweiten Tag des Konklaves
2013, erhielt Jorge Mario Kardinal Bergoglio im fünften Wahlgang
die nötige Zweidrittelmehrheit und wurde zum 265. Nachfolger
Petri gewählt. Seitdem lebt die katholische Christenheit mit einem emeritierten Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus.
Josef König, Chefredakteur
Impressum
KOMPASS Soldat in Welt und Kirche
ISSN 1865-5149
Herausgeber
Der Katholische Militärbischof für die
Deutsche Bundeswehr
Redaktionsanschrift
KOMPASS Soldat in Welt und Kirche
Am Weidendamm 2
10117 Berlin
Telefon: +49 (0)30 20617-421/-420
Telefax: +49 (0)30 20617-499
E-Mail: [email protected]
Verlag, Druck und Vertrieb
Verlag Haus Altenberg
Carl-Mosterts-Platz 1
40477 Düsseldorf
Chefredakteur Josef König (JK)
Redakteur Jörg Volpers (JV)
Bild, Layout und Satz Doreen Bierdel
Lektorat Schwester Irenäa Bauer OSF
2
derte, im vierten Wahlgang ausschließlich zugunsten Ratzingers
zu votieren.
Kompass 04I15
Leserbriefe
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behält sich die Redaktion das Recht auf
Kürzung vor.
dingt die Meinung des Herausgebers
wieder. Für das unverlangte Einsenden
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in Welt und Kirche ist der Rechtsweg
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Inhalt
4
Titelthema
Ostern 2015:
Christ und Soldat
Aus der Militärseelsorge
Rubriken
4
Ostergruß des Militärbischofs
11 Wer ist der Mann auf dem Tuch?
13 Kolumne des Wehrbeauftragten
5
Ostern – Das Hauptfest der Kirche
18 Kompass Glauben
6
Grundsatz:
„Was heißt Auferstehung?“
von Prof. Dr. Markus Knapp
14 Reportage vor Ort
„Wahrgebung, Wahrnehmung,
Haltung“ – Fortbildungstagung
für Pfarrhelfer
17 Multinationalität im militärischen
Grundbetrieb
22 Glaube, Kirche, Leben
• Hallo, hier ist Nils!
• Religiöse Auszeit für Angehörige
• Spielekiste übergeben
10 Interview mit Oberstleutnant
Oliver Ponsold
21 Auf ein Wort
Wer rollt uns den Stein weg?
19 Neuer Raum der Stille
12 Kommentar zur Sache:
„Achillesferse Auferstehung“
von Prof. Dr. Thomas R. Elßner
20 Viel gelernt
24 Medien
• Buchtipp „Männlich glauben“
• Filmtipp „In meinem Kopf ein
Universum“
26 Personalien
Ein hörender Hirte
Titel: © KMS / Doreen Bierdel
27 Rätsel
21
© flickr / Martin Fisch by marfis75
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Ostergruß
„Dass nach dem
Tod nicht einfach
‚nichts‘ kommt,
ändert alles.“
„7 Wochen ohne“ heißt eine Initiative der evangelischen
Kirche, die seit einigen Jahren Christen ermutigt, auf liebgewordene (An-)Gewohnheiten oder falsche Haltungen zu
verzichten. Das Fasten befreit, schenkt Zeit und eröffnet
neue Möglichkeiten für sich und seine Mitmenschen. Es
kehrt sich etwas um im Leben, weil der Mensch umkehrt.
Doch was kommt nach Ostern? Was passiert in den 7 Wochen bis Pfingsten? Die Fastenzeit ist „abgearbeitet“, das
Osterfest nach wenigen Tagen vorbei, der Osterschmuck
bald abgeräumt. Hat sich irgendetwas verändert oder fallen wir doch nur in die alten Muster zurück?
Ohne Ostern sind eine echte Umkehr und ein echter Wandel nicht nachhaltig, vielleicht sogar sinnlos. Denn, so
meint Paulus zu der Gemeinde in Korinth: „Wenn Tote nicht
auferweckt werden, dann lasst uns essen und trinken;
denn morgen sind wir tot.“ (1 Kor 15,32). Der Tod Jesu
am Kreuz hätte auch für uns den Tod bedeutet, wenn Gott
nicht eingegriffen hätte.
• Wir öffnen uns Gott, der treu bleibt und seine Liebe nicht
widerruft. Wen Gott einmal ins Leben rief, den lässt er
nicht fallen.
• Wir können als Zukunftsmenschen angstfrei leben: „Ich
will dich rühmen Herr, denn du hast mich aus der Tiefe
gezogen und lässt meine Feinde nicht über mich triumphieren. Herr, du hast mich herausgeholt aus dem Reich des
Todes, aus der Schar der Todgeweihten mich zum Leben
gerufen.“ (Ps 30,2.4)
• Wir dürfen auf die rettende Hand Gottes vertrauen, heute
und am Ende unseres Lebens.
Wer diese Oster-Haltung einnimmt, wird anders leben und
handeln. Sie gibt Hoffnung und schenkt eine Grundfreude,
die über die freien Tage hinausreicht. Die Oster-Haltung
drängt dazu, diesen Glauben zu bekennen, zu feiern und
aus dem Osterglauben heraus die Welt zu gestalten.
© www.gemeindemenschen.de / Themenpaket Ostern
Mit Jesu Auferstehung, dem Sieg über den Tod, hat sich
für uns alles verändert. Denn wenn wir mit Jesus in der
Taufe verbunden werden, lassen wir den alten Menschen
hinter uns und sind mit ihm gleichsam auferstanden. Die
Veränderung ist fundamental, denn schließlich geht es um
Leben und Tod. Als Soldatinnen und Soldaten ist Ihnen
Tod und Sterben sehr bewusst: Kameraden sind im Einsatz gefallen; andere müssen immer wieder aufs Neue ihr
Leben riskieren, um ihren Auftrag zu erfüllen und um Leben
zu schützen. Dass nach dem Tod nicht einfach „nichts“
kommt, ändert alles. Als so geprägte österliche Menschen
nehmen wir eine neue Haltung ein und können die Welt
anders sehen:
4
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Ihnen, liebe Soldatinnen und Soldaten, Ihren Familien, Angehörigen
und Freunden wünsche ich diese
österliche Haltung und die österliche Freude sowie Gottes reichen
Segen.
Besonders herzlich grüßen möchte
ich diejenigen, die die Ostertage
fern von ihren Lieben auf See oder
in den verschiedenen Einsatzgebieten verbringen müssen.
Katholischer Militärbischof für die
Deutsche Bundeswehr
Das Andauern der Osterfreude:
die Osterzeit oder Pentekoste
Am Fest Christi Himmelfahrt feiern ...
Christen die Einbeziehung der körperlosen und unsichtbaren geistigen Schöpfung in das Heilswerk Christi, die universale Versöhnung des Himmels mit der
Erde und die Eröffnung der kosmischen
Herrschaft des Lammes. Diese Verherrlichung Christi bildet die Voraussetzung für die Vollendung der Erlösung in
der Ausgießung des Heiligen Geistes:
„Wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich
aber, so werde ich ihn euch senden“
(Joh 16,7). (…)
Fazit: Als ... Christen sind wir gemeinsam der Überzeugung, dass Christus
in seiner Kirche immer gegenwärtig
ist, dass sich seine Gegenwart aber in
besonderer Weise in den liturgischen
Handlungen zeigt. In der Liturgie wird
diese Gegenwart sichtbar, wenn auch
noch verborgen als symbolische Wirklichkeit. Höhepunkt dieser sakramentalen und liturgischen Vergegenwärtigung
des Heilswerkes Christi im Jahreslauf
ist die Feier des Osterfestes und seines
fünfzigtägigen Festkreises. Leider feiern
Orthodoxe und Katholiken oft nicht am
selben Tag Ostern. Der Grund dafür ist
die Verwendung unterschiedlicher Kalender (julianisch / gregorianisch), die
zur Berechnung unterschiedlicher Ostertermine führt. Diese äußere Trennung
bei der Feier des Osterfestes stellt jedoch die tiefe Übereinstimmung im ös-
Titelthema
Das Osterfest ist das Fest des Übergangs vom Tod zum Leben. Alle Gläubigen sind als Glieder des Leibes Christi
bereits mit dem Herrn auferstanden
und verherrlicht, aber ihr neues Leben
ist, wie der hl. Apostel Paulus schreibt,
noch verborgen in Gott und wird erst mit
der zweiten Ankunft Christi offenbar werden (vgl. Kol 3,1–4). Durch das Pascha
werden die Gläubigen also innerlich in
Christus wiedergeboren, aber in der
äußeren Schöpfung ist dies noch nicht
offenbar geworden. Erst am Ende der
Zeiten wird es einen neuen Himmel und
eine neue Erde geben. (…)
terlichen Glauben, wie sie in diesem Dokument beschrieben wird, nicht infrage.
Gleichwohl schmälert sie das gemeinsame Zeugnis von Katholiken und Orthodoxen gegenüber der nichtchristlichen
Welt. Daher sollten die Bemühungen um
einen gemeinsamen Ostertermin intensiviert werden, damit wir unsere Einheit
im Glauben auch nach außen hin glaubwürdig bezeugen können.
Die Feier des Osterfestes bildet die
Mitte und den Höhepunkt des Kirchenjahres und erinnert uns jedes Jahr von
neuem an das Zentrum des christlichen
Glaubens. Frère Alois, der Prior der Ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, hat
die Bedeutung, die Ostern für uns Christen hat, in folgende Worte gefasst:
„An Christus glauben,
glauben, dass er da ist,
auch wenn wir ihn nicht sehen,
glauben, dass er durch den Heiligen
Geist in der Welt wirkt und
in unseren Herzen wohnt,
darin liegt das Wagnis, zu dem das
Osterfest uns einlädt.
So gibt die Auferstehung Christi
unserem Leben einen neuen Sinn
und entzündet eine Hoffnung
für die Welt.“
(Frère Alois, Glauben wagen. Die christlichen Feste im Jahr, Freiburg i. Br. 2010,
67) (…)
© Foto: Pfarrei St. Pius, Köln-Zollstock
© Bistum Essen / Nicole Kronauge
Ostern – Das Hauptfest der Kirche
Aus dem Dokument der Gemeinsamen
Kommission der katholischen
Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und
der Orthodoxen Bischofskonferenz in
Deutschland (OBKD): „Das Kirchenjahr
in der Tradition des Ostens und des
Westens“, Nummer II, Februar 2012
Kompass 04I15
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Titelthema
Die Auferstehung Jesu in historischer und theologischer Perspektive
Was heißt
AUFERSTEHUNG?
von Prof. Dr. Markus Knapp, Professor für Fundamentaltheologie an der
Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum
Schwierigkeiten mit dem
Auferstehungsglauben
Ostern als Grund des christlichen
Glaubens
In der Neuzeit ist die biblische Auferstehungsbotschaft für immer mehr
Menschen unnachvollziehbar geworden. So steht sie etwa unter dem Verdacht, lediglich das Resultat einer Projektion zu sein, durch die der Mensch
sich ein besseres Jenseits vor Augen
stellt. Andere Einwände ergeben sich
aus dem neuzeitlich-modernen Weltbild, das wesentlich von den Naturwissenschaften geprägt ist. Danach muss
die Überzeugung von der Auferstehung
Toter als völlig absurd gelten, sie bleibt
in naturwissenschaftlichen Zusammenhängen schlechterdings undenkbar.
Das Zentrum der Verkündigung Jesu
bildete die Botschaft vom Kommen der
eschatologischen Gottesherrschaft.
Und Jesus sah es als seine Aufgabe
an, die Menschen auf dieses von Gott
her sich ereignende Geschehen hin
auszurichten, sie darauf vorzubereiten
und ihnen die Wirklichkeit dieser eschatologischen Gottesherrschaft erfahrbar
zu machen.
Schwierigkeiten mit der christlichen
Auferstehungsbotschaft bestehen nun
allerdings nicht erst seit der neuzeitlichen Umgestaltung des Weltbildes.
Auf solche Schwierigkeiten stoßen wir
vielmehr schon bei Paulus, wenn er im
1. Korintherbrief schreibt: „Wenn aber
verkündigt wird, dass Christus von den
Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Es
gibt keine Auferstehung von Toten?“
(15,12). Eine solche Leugnung der
Auferweckung Jesu hat für den christlichen Glauben insgesamt fatale Konsequenzen, wie Paulus sofort hinzufügt:
„Wenn aber Christus nicht auferweckt
worden ist, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube“ (V.
14). Wenn der christliche Glaube keine
bloße unausweisbare Behauptung sein
soll, dann muss über diesen seinen
Grund Rechenschaft abgelegt werden;
es muss geklärt werden, was dieser
Grund des Glaubens genauerhin beinhaltet.
6
Kompass 04I15
Diese Botschaft vom Nahegekommensein der eschatologischen Gottesherrschaft hat Jesus auch nicht widerrufen, als er mit der Möglichkeit seines
eigenen Todes rechnen musste. Im
Gegenteil, Jesus hat in dieser Situation
ausdrücklich an seiner Botschaft festgehalten und sie bekräftigt (Mk 14,25).
Doch der Kreuzestod Jesu blieb völlig
folgenlos. Und so ist denn auch die
Darstellung des Neuen Testamentes
glaubwürdig, wonach die Jünger den
Tod Jesu als eine völlige Katastrophe
erlebt haben; sie waren offensichtlich
auf diese Situation überhaupt nicht
vorbereitet und verließen Jerusalem
unverzüglich und kehrten enttäuscht
und desillusioniert in ihre galiläische
Heimat zurück.
Wir können somit sagen: Der entscheidende Kern des Osterglaubens besteht
darin, dass die Jünger erkennen: Jesus
und seine Botschaft sind durch das
Kreuz von Golgatha nicht widerlegt;
Jesus ist vielmehr von Gott ins Recht
gesetzt worden, und seine Erwartung
der eschatologischen Gottesherrschaft
bleibt deshalb in Geltung.
In genau diesem Sinne ist Ostern der
Grund des christlichen Glaubens und
der mit diesem Glauben verbundenen
Hoffnung: Das Ostergeschehen begründet, warum die Erwartung der eschatologischen Gottesherrschaft durch
alles menschliche Scheitern hindurch
Bestand hat. Ostern ist der Grund der
christlichen Überzeugung, dass keine
Macht dieser Welt – nicht einmal der
Tod als „der letzte Feind“, wie Paulus ihn nennt (1 Kor 15,26) – das von
Jesus verkündete Kommen der Herrschaft Gottes zu verhindern vermag.
Ostern ist somit der Grund der christlichen Glaubensüberzeugung, dass der
Mensch in allen denkbaren Situationen
seines Lebens und schließlich dann
auch im Sterben sich unbedingt verlassen und unbedingt vertrauen kann
auf die helfende und rettende Nähe
Gottes.
Die Wirklichkeit der Auferstehung Jesu
Kurz darauf kam es dann jedoch zu
einem überraschenden Umschwung
und Neuanfang. Es wird berichtet von
Erscheinungen Jesu, die den Jüngern
zuteil geworden sind. Die Jünger sind
nach Jerusalem zurückgekehrt, haben
sich dort erneut versammelt und damit
begonnen, Jesus als von den Toten
Auferweckten sowie seine baldige Wiederkunft zu verkündigen.
Die Auferweckung Jesu von den Toten
gehört für das Neue Testament in den
Zusammenhang der eschatologischen
Totenauferstehung, die für die Endzeit
erwartet wurde. Genauer gesagt: Mit
der Auferweckung Jesu hat in der Sicht
des Neuen Testamentes diese eschatologische Totenauferstehung begonnen und damit ist der endzeitliche Äon
Titelthema
bereits angebrochen, um sich dann in
Bälde zu vollenden. Diese neutestamentliche Sichtweise zeigt sich noch
ganz deutlich, wenn Paulus von Christus als dem „Ersten der Entschlafenen“ spricht (1 Kor 15,20; vgl. 23).
D. h. eben: In Christus ist der endzeitliche Äon bereits Wirklichkeit, um sich
nun endgültig durchzusetzen.
dass Gott an Ostern sein Verbundensein mit Jesus bekräftigt und erneuert
hat, indem er dem toten Jesus eine
ganz neue Lebensmöglichkeit geschaffen hat.
Diese neue, österliche Realität konnten die Jünger verstehen als Bestätigung der Botschaft Jesu vom Kommen
der eschatologischen Gottesherrschaft
durch Gott. Die Botschaft Jesu hat sich
demnach an ihm selbst bewahrheitet
und bewährt. Die Verkündigung und
das Wirken Jesu während seines Lebens in Galiläa und Jerusalem bleiben
deshalb auch nach Ostern wichtig, weil
das Osterereignis sie voraussetzt und
sozusagen darauf aufbaut. >>
© flickr / marketing deluxe
Beachtet man dies, dann erscheint von
daher klar: Die Wirklichkeit des Auferstehungslebens Jesu ist nicht Teil
dieser unserer jetzigen Welt, also des
alten, demnächst vergehenden Äons,
sondern sie gehört bereits in den neuen, kommenden Äon hinein. Sie kann
dann aber logischerweise auch nicht
sinnlich erfasst werden, da sie ja nicht
mehr dem Zusammenhang unserer
erfahrbaren Welt zugehört. Auch das
Ereignis der Auferweckung Jesu als solches ist daher kein Ereignis in Raum
und Zeit.
Es lässt sich dann sagen: Die Wirklichkeit des Auferstehungslebens Jesu gehört mit zur Dimension des göttlichen
Lebens; in präzise diesem Sinne ist
sie eine transzendente Wirklichkeit. Im
Neuen Testament kommt das zum Ausdruck in der Aussage von der Erhöhung
Jesu. Danach lebt der vom Tode auferweckte Jesus als der zu Gott Erhöhte.
Diese österliche Realität beinhaltet,
Kompass 04I15
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Titelthema
>> Von dieser Einsicht her eröffnet sich
ein Zugang zu einem angemessenen
Verständnis der Leiblichkeit des Auferstandenen. Wenn die Auferstehungswirklichkeit nicht Teil der raumzeitlichen
Welt ist, kann der Auferstehungsleib
natürlich auch nicht identifiziert werden
mit dem Körper Jesu, der nach seinem
Tod begraben wurde.
Leiblichkeit im Sinne des biblischen
Denkens meint den Menschen in seiner personalen Ganzheit. Denn als
Person ist ein Mensch ja nie isoliert
für sich allein, sondern nur in seinen
Beziehungen zu anderen, zu seinen
Mitmenschen und seiner Mitwelt. Eine
eigenständige Person wird der Mensch
als in die Welt Hineinverwobener. Wenn
von der Leiblichkeit des Menschen gesprochen wird, dann geht es um dieses
In-Beziehung-Stehen und Hineinverwobensein und damit um die je eigene
Identität eines Menschen. Seine Identität als diese bestimmte, unverwechselbare Person entwickelt ein Mensch ja
in seinen gelebten Beziehungen, d. h.
insofern er leiblich in die Welt eingebunden ist.
Wenn daher vom Auferstehungsleib gesprochen wird, so bedeutet das: Jesus
ist von Gott auferweckt als er selbst;
aus dem Tod gerettet wird die konkrete, einzigartige Person, die Jesus in
seinem Leben war bzw. geworden ist.
Diese leiblich-personale Identität Jesu
wird von Gott angesichts der vernichtenden Macht des Todes gerettet und
ganz neu ermöglicht.
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Kompass 04I15
Die Ostererscheinungen
Es ist weitgehend unumstritten, dass
den Jüngern tatsächlich solche Erscheinungen zuteil geworden sind. Strittig
bleibt dabei jedoch, ob diese Erscheinungen auf einer bestimmten inneren
Disposition der Jünger beruhen, d. h.
ob sie psychogener Art sind oder aber
sich einer Selbstbekundung des Auferstandenen verdanken, also eine aus
der Dimension Gottes heraus erfolgende Manifestation innerhalb von Welt
und Geschichte darstellen.
Wie ließe sich Letzteres denken? Leitend kann dabei der Vorschlag von H.
Kessler sein, die Ostererscheinungen
der Jünger als eine Selbstbekundung
des Auferstandenen in einem Begegnungsgeschehen zu verstehen. Der
Auferstandene hat sich demnach den
Jüngern gezeigt und erfahrbar gemacht,
indem er ihnen in neuer Weise begegnet und in Beziehung zu ihnen getreten ist. Grundlegend ist also, dass die
Jünger zu einem solchen Begegnungsgeschehen unabdingbar selbst hinzugehören. Ein solches Begegnungsgeschehen wird nur denkbar, wenn der
Auferstandene sich den Jüngern in ihre
konkrete menschlich-geschichtliche
Wirklichkeit hineinvermittelt, indem er
ihnen eine neue Beziehungsmöglichkeit eröffnet und anbietet. Eine solche
Beziehung kommt jedoch nur zustande,
wenn dieses Angebot auch in Freiheit
angenommen wird. Nur dann kann
Jesus sich auch als Auferstandener
selbst bekunden. Erst nachdem die
Jünger sich auf dieses Begegnungsgeschehen eingelassen haben, vermögen
sie zu erfassen, dass es Jesus ist, der
ihnen hier in neuer Weise begegnet.
Erst darauf hin kann der Glaube an ihn
als den von den Toten Auferweckten
entstehen.
Lässt sich die Erfahrung, die die Jünger
in diesem für sie völlig überraschenden
Begegnungs- und Beziehungsgeschehen gemacht haben könnten, etwas
konkreter denken? Jesus hatte ja einen Gott verkündet, der sich den Menschen vorbehaltlos zuwendet; er hatte
in seinem Wirken verdeutlicht, dass
dieser Gott die Menschen so annimmt,
wie sie sind, also ohne irgendwelche
Bedingungen und Vorleistungen. Durch
Jesus erfuhren sie von einem Gott, von
dem sie sich unbedingt angenommen
und bejaht wissen dürfen.
Es erscheint daher durchaus denkbar,
dass die Jünger bei den Ostererscheinungen genau diese Erfahrung in neuer
Weise gemacht haben. Jesus wäre ihnen hier demnach begegnet, indem er
dieses unbedingte Angenommen- und
Bejahtsein neu und für die Jünger völlig überraschend hat erfahrbar werden
lassen. Und es wäre dann eben auch
diese Erfahrung, die die Jünger Jesus
als aus dem Tod Geretteten hat erkennen lassen. Denn diese neue und überraschende Erfahrung beinhaltet dann ja
gerade, dass das unbedingte Angenommen- und Bejahtsein des Menschen
durch Gott, das Jesus verkündet hat,
auch durch den Tod Jesu nicht aufgehoben wird. Ganz im Gegenteil, indem
Titelthema
© flickr / Manfred Willems
Jesus ihnen neu begegnet und neu in
Beziehung zu ihnen tritt, erkennen die
Jünger, dass die unbedingte Zuwendung Gottes, die Jesus verkündet und
erfahrbar gemacht hat, auch die Macht
des Todes zu überwinden und zu vernichten vermag, dass Gott also nichts
anderes ist als unbedingte und deshalb auch den Tod überwindende Liebe
(vgl. Röm 8,38f.; 1 Joh 4,8.16).
Diese Erfahrung können Menschen
durchaus auch heute machen. Das
geschieht immer dann, wenn ihnen in
ihrem eigenen Leben aufgrund der Osterbotschaft die Erfahrung und die Gewissheit eines solchen unbedingten Angenommen- und Bejahtseins vermittelt
wird; wenn sie sich und ihr Leben absolut
verlässlich getragen wissen, sogar angesichts der bedrohlichen Macht des Todes; wenn in den Brüchen und Ausweglosigkeiten des eigenen Daseins wieder
Hoffnung aufbricht oder neue Kraft zum
Standhalten zuwächst. In solchen Erfahrungen bestätigt sich das Osterzeugnis
der Jünger Jesu; wer solche eigenen Erfahrungen bezeugen kann, der stimmt
in dieses ursprüngliche Osterzeugnis
ein, weil sich ihm dessen Wahrheit im
eigenen Leben erschlossen hat. Und der
weiß dann auch, dass es hier nicht um
Projektion geht, nicht um etwas, das aus
dem Menschen selbst kommt, sondern
um etwas, das sich dem Menschen
„von außen“ her, in einer personalen Begegnung eröffnen muss, um etwas also,
das ihm geschenkt werden muss und
das er sich deshalb gerade nicht selbst
sagen kann.
Kompass 04I15
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© Bundeswehr
Titelthema
„In meinem
militärischen und
damit dienstlichen
Umfeld werde ich
umgekehrt
gefragt, wie ich
als Soldat Christ
sein kann.“
Interview mit Oberstleutnant Oliver Ponsold, Vorsitzender des Sachausschusses Innere Führung
der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS)
Kompass: Ostern ist im Christentum
die jährliche Gedächtnisfeier der Auferstehung Jesu Christi. Was verbinden
Sie damit und wie gehen Sie damit in
Ihrem persönlichen Leben um?
Oberstleutnant Ponsold: Freude und
Zukunft. Die Osterzeit fällt regelmäßig mit einem der Kindergeburtstage
zusammen und ist für unsere Familie
etwas Besonderes. Jesus hat im Angesicht unserer alltäglichen Verfehlungen entschieden, nicht zu vergelten.
Er nahm die Schuld aus Liebe auf sich.
Für mich ist dies der Kern von Liebe,
das Fundament von Frieden und ewig
ein Zeichen für Hoffnung. Im Evangelium nach Johannes wird dies auch sehr
eindringlich beschrieben, wenn es da
lautet: „Ich bin die Auferstehung und
das Leben. Wer an mich glaubt, wird
leben, auch wenn er stirbt. Und wer
lebt und sich auf mich verlässt, wird
niemals sterben, in Ewigkeit nicht.“
(Joh 11,25) Ohne dies gäbe es auch
keinen Grund für Kinder.
Kompass: Sie dienen seit geraumer
Zeit als katholischer Stabsoffizier beim
Kommando Luftwaffe in der GeneralSteinhoff-Kaserne in Berlin-Gatow. Zugleich engagieren Sie sich in der GKS,
einem freien Zusammenschluss von
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Kompass 04I15
Soldatinnen und Soldaten im Jurisdiktionsbereich des Katholischen Militärbischofs. Können Sie als katholischer
Christ guten Gewissens Soldat sein?
Oder anders gefragt: Wie oft mussten
Sie sich bislang außerhalb der Streitkräfte dafür rechtfertigen?
Oberstleutnant Ponsold: Regelmäßig
und noch nicht oft genug! Ich bin in
Erfurt geboren und aufgewachsen. Es
ist für mich wertvoll und keinesfalls
selbstverständlich, mit meiner Familie
in einem freiheitlich-demokratischen
Staat zu leben. Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus bin ich davon
überzeugt, dass wir alle unseren Teil
Verantwortung für diese Welt tragen.
Mit jeder neuen sicherheitspolitischen
und gesellschaftlichen Entwicklung,
mit jedem Weißbuch, jeder parlamentarischen Entscheidung und jeder Wahl
stellt sich die Frage erneut, ob der
Dienst in der Bundeswehr heute wahrhaft zum Frieden in der Welt beiträgt
und einen wirksamen Beitrag leistet,
Menschenrechte zu schützen.
Regelmäßig hierzu angesprochen und
hinterfragt zu werden, hilft mir, den
inneren Kompass zu justieren, und ist
im Übrigen für unsere Gesellschaft ein
positives Vorzeichen.
Kompass: Nun ist vorstellbar, dass Sie
auch im Dienst von Kameraden gefragt
werden, warum Sie sich als katholischer Stabsoffizier in einer Gemeinschaft von Soldatinnen und Soldaten
(GKS) ehrenamtlich und in ihrer Freizeit engagieren. Was geben Sie den
danach Fragenden zur Antwort?
Oberstleutnant Ponsold: „Probiert es
einfach mal aus, denn es gibt vielfach
Gelegenheit dafür, es auszuprobieren!“ Christen und dem Glauben aufgeschlossene Soldaten ermutige ich, an
Veranstaltungen der GKS teilzunehmen
und es selbst zu erleben. Die Akademiewoche, die regionalen Angebote
oder das Forum Innere Führung sind
Formate für Soldaten und Angehörige,
die von den Teilnehmern geschätzt werden, aber noch zu wenig bekannt sind.
Mit Glaubensskeptikern und Zweiflern
trete ich bei guter Gelegenheit in einen
Diskurs über Rationalität und Glauben
ein, meist entwickelt sich eine spannende Diskussion.
Zusammenfassend lautet es also: Gefordert bin ich als Christ und Soldat in
doppelter Hinsicht. In meinem zivilen
Umfeld werde ich danach gefragt, warum ich als Christ Soldat bin. In meinem
militärischen und damit dienstlichen
Umfeld werde ich umgekehrt gefragt,
wie ich als Soldat Christ sein kann.
Beide scheinbar so paradoxe Situationen kann ich eigentlich ganz gut bewältigen, denn ich bin mir sicher, dass
ich mit gutem Gewissen den Dienst als
katholischer Christ in den deutschen
Streitkräften leisten kann.
Kompass: In der GKS haben Sie die
Aufgabe übernommen, den Sachausschuss Innere Führung zu leiten. Welche Ziele verfolgen Sie dabei und darf
man danach fragen, ob sich der Sachausschuss auch mit religiös-christlichen Fragen befasst?
Oberstleutnant Ponsold: Wir sorgen
uns im Sachausschuss um Soldatinnen und Soldaten, die als Mensch hinter der Personalnummer stehen. Wie
erleben sie den Einsatz? Wer begleitet
und achtet auf sie? Wie werden sie vom
Dienstherrn und der Gesellschaft wahrgenommen? Können sie ihr Handeln
und den Soldatenberuf mit Familie, Gemeinde und Glauben vereinbaren?
diesen wesentlichen Fragen an einem,
dem richten Strang zu ziehen. Wenn
Hellmut Königshaus als Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestags beispielsweise das Erstwohnsitzrecht für
Soldaten einfordert und einsatzbedingte Suizide beklagt, berührt uns dies als
Christen, die der Familie und Heimatgemeinde eine tragende soziale Rolle
beimessen und das Leben bejahen.
Titelthema
Wer ist
der Mann auf
dem Tuch?
Das neugebildete Katholische
Militärpfarramt Schwielowsee
bei Potsdam bot unter der
Leitung von Militärpfarrer Stephan Frank im März den Besuch einer außergewöhnlichen
Ausstellung in Berlin an: Eine
Spurensuche des Malteser
Hilfsdienstes mit dem „Turiner
Grabtuch“.
Dabei handelt es sich um ein
viele Jahrhunderte altes Leichentuch, bei dem seit Langem geforscht wird, ob es tatsächlich aus dem Grab Jesu
stammt.
Militärseelsorger Frank hält die
geschichtlichen Fakten über
Geißelung und Kreuzigung, die
vor 2.000 Jahren in den Provinzen Roms nach festgelegten Regeln vollzogen wurden,
deswegen für wichtig, weil im
Neuen Testament die
römischen Soldaten in
ihrer Funktion als „Folterknechte“ und „Henker“ dargestellt werden.
Nicht das Original-Tuch
wird präsentiert, jedoch
vielfältige Fotos und
Hintergrundinformationen. Inzwischen ist die
Wanderausstellung bis
26. April in Augsburg
zu sehen, danach ab
1. Mai zunächst in Passau. Da sie sich sowohl
dem historischen Jesus
als auch dem „wahren
Christus“ zu nähern versucht, sei sie gerade
im Zusammenhang mit
den Kar- und Ostertagen, mit Tod und Auferstehung Jesu empfohlen.
JV
Die Fragen stellte Josef König.
Mit christlich geschärftem Blick und
geistlich beraten, treten wir hierzu in
Kontakt mit Soldaten, Interessenvertretungen, den zuständigen Stellen im
Ministerium und in der Politik, um in
Kompass 04I15
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Kommentar zur Sache
Achillesferse Auferstehung
In frommen Kreisen war und ist es mitunter Brauch, Friedrich Nietzsche mit den Worten zu zitieren. „‚Gott ist tot.‘
Nietzsche.“ Zugleich wird aber fromm-witzig hinzugefügt.
„Nietzsche ist tot. Gott.“ Es wird sogar berichtet, dass sich
in der Osternacht Christenmenschen an Nietzsches Grab,
das sich an der evangelischen Pfarrkirche von Röcken in
der Nähe von Lützen befindet, wo Nietzsches Vater Pastor
war, unter oben genanntem Motto frohgestimmt treffen.
Was mag aber Nietzsche zu solcher Aussage veranlasst
haben? Als Pastorensohn kennt er nicht nur das Pfarrhaus
von innen heraus, sondern er weiß auch sehr genau, worin die Achillesferse des christlichen Glaubens besteht, um
diese zielsicher zu treffen: Im Glauben an die Auferstehung.
Der tolle Mensch
Schießt er seinen Pfeil im Ton blasierter Überheblichkeit
oder gar herablassend sarkastisch-ironisch, sozusagen
besserwisserisch ab? Nein. Nimmt man einmal den Text,
aus dem jenes oben angeführte Zitat entnommen ist, in all
seinen Facetten eingehend zur Kenntnis, so kann man die
Enttäuschung darüber, ja die tiefe Verletztheit davon wahrnehmen, dass der Gott, so wie man meinte, von ihm denken und sprechen zu können, gleichwohl durchaus theologisch reflektiert, jetzt tot ist und tot bleibt. Das Verletztsein
spricht sich schon in der Überschrift jenes textus classicus der Philosophie aus: „Der tolle Mensch“. „Toll“ ist hier
nicht im Sinne von „angenehm, schön oder nett“ gemeint,
wie es heutige Synonym-Wörterbücher nahelegen, sondern
eher im Sinne von geistig ver-rückt (Tollhaus) oder auch im
Sinne von tollwütig. Jener Mensch ist toll geworden, weil es
ein Zurück zu einem fraglos-selbstverständlichem Gottesglauben nicht mehr gibt.
Eine solche Erkenntnis bleibt nicht ohne Auswirkung auf
den Auferstehungsglauben. Nietzsche lässt den tollen
Menschen Fragen stellen, die bis heute nicht verstummen
wollen. „Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von
ihrer Sonne losketteten? … Wohin bewegen wir uns? …
Gibt es noch ein Oben und ein Unten? … Irren wir nicht wie
durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere
Raum an? Ist es nicht kälter geworden?“
Vernunft und Glaube
Wer diese Fragen nicht nachvollziehen kann, beschäftige
sich einmal nur mit Astrophysik und der Ausdehnung des
Kosmos. Freilich, Naturwissenschaft lässt sich nicht gegen
Gottes Wirkmächtigkeit ausspielen. Jene kann nicht beweisen, dass Gott nicht ist, aber auch umgekehrt, selbst
reflektierter Glaube kann Gott nicht naturwissenschaftlich
beweisen. Ein garstiger Graben bleibt. Denn was ist mit
einem Menschen, der vom Krebs zerfressen stirbt, oder mit
dem Baby, welches den sogenannten plötzlichen Kindstod
stirbt? Werden sie in diesem Stadium auferstehen, in dem
sie von ihren Angehörigen gegangen sind?
Theologinnen und Theologen haben hierfür viele Interpretationen über die Zeiten hinweg geliefert, mal mehr, mal
weniger überzeugend. Nicht selten wird die Zuflucht zu
recht ausdrucksstarken Bildern genommen. Auch eine
Raupe könne sich nicht vorstellen, dass aus ihr einmal ein
Schmetterling werde, ebenso wenig ein Embryo, dass es
außerhalb des ihn umgebenden Mutterschoßes eine Wirklichkeit gebe. Es sind eben Bilder, anders kann ein Mensch
Auferstehung auch nicht in Worte fassen. Oder sollte man
sich an Ludwig Wittgensteins berühmten Satz sieben aus
dem Tractatus logico-philosophicus halten: „Wovon man
nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Kann
man aber von existenziellen Dingen auf Dauer nur schweigen? Wenngleich man sich dies von manchem Prediger
wünschte.
„Ich erwarte …“
Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick in das Große
Glaubensbekenntnis. Da heißt es lapidar: „Et exspecto resurrectionem mortuorum, et vitam venturi saeculi. / Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.“ Mehr wird nicht gesagt, keine anschaulich
entfalteten Bilder; vielmehr ein nüchtern zurückhaltender
Satz. Von „credo / ich glaube“ ist hier nicht die Rede, sondern von „exspecto / ich erwarte“. Mehr wird nicht verlangt.
Letzten Endes bleibt Auferstehung ein Geschehen jenseits
unserer erfahrbaren und vermessbaren Wirklichkeit, so
dass sie sich somit unserer Vernunft allein entzieht; aber
sie ereignet sich innerhalb der Schöpfungswirklichkeit Gottes.
Prof. Dr. Thomas R. Elßner,
Zentrum Innere Führung (Koblenz)
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Kompass 04I15
des Wehrbeauftragten
Kolumne
Kolumne des Wehrbeauftragten
des Deutschen Bundestages,
Hellmut Königshaus
„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings
holden, belebenden Blick“. So lässt Johann Wolfgang von Goethe den Faust beim Osterspaziergang mit seinem Begleiter
Wagner jubeln. Ja, Ostern ist eine Zeit, in der nicht nur Christen beim Fest der Auferstehung einen Neuanfang, das Erwachen neuer Kräfte spüren. Dieses Gefühl der Befreiung, des
Glücks und der Zuversicht ist mehr als nur die Freude über die
erwachende Natur: „Im Tale grünet Hoffnungs-Glück“.
Hoffnungs-Glück. Das könnte auch das Stichwort für die jüngsten Entwicklungen in der Verteidigungspolitik sein. Die Attraktivitätsagenda der Bundesministerin hat mit dem Attraktivitätssteigerungsgesetz weiter Gestalt angenommen. Damit allein
ist natürlich noch nicht alles erreicht, was sich die Soldatinnen und Soldaten erhoffen und was sie auch erwarten dürfen,
aber ein ganz wesentlicher Schritt ist getan. Nun kommt es
auf die Umsetzung an. Bis hierhin ist es noch nicht Glück,
sondern eben nur Hoffnungs-Glück, das die Stimmungslage
beherrscht. Aber dennoch: welche Entwicklung, denkt man
nur einmal ein Jahr zurück.
Auch die Zweifel, ob und wie das alles denn finanziert werden soll, haben eine positive Antwort erhalten. Am 18. März
hat das Kabinett die Eckwerte zum Haushalt 2016 und die
sogenannte mittelfristige Finanzplanung beschlossen. Für den
Verteidigungshaushalt sind damit deutliche Verbesserungen
verbunden. Nach vielen Jahren, ja Jahrzehnten werden die
Ausgaben für Verteidigung wieder spürbar steigen. Die bisher
beschlossenen Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung sind
damit wohl abgedeckt.
Aber natürlich sind damit noch lange nicht alle berechtigten
Wünsche erfüllt, ganz im Gegenteil. Zahlreiche Versäumnisse der Vergangenheit müssen daneben noch aufgearbeitet
werden. Die deutsche Politik hat lange, viel zu lange geglaubt,
es gäbe ein hohe „Friedensdividende“, die aufgezehrt werden
kann. Das war eine Fehleinschätzung, wie sich immer mehr
zeigt. Der Investitions-Rückstau in Kasernen, Arbeitsbereichen
und Liegenschaften ist riesig. Die Versorgung mit Ausrüstung
und Ausstattung ist nicht ausreichend. Das dynamische Verfügbarkeitsmanagement, das diesen Mangelzustand verwalten sollte, ist gescheitert. Soldatinnen und Soldaten ohne
ausreichende Laufbahnperspektive verlieren ihre Motivation.
Die unhaltbaren Zustände in vielen Liegenschaften werden
deutlich mehr Sanierungsaufwand verursachen, als dies in der
Planung angesetzt wurde. Und auch die Behebung der Rückstände beim Zulauf neuer Ausrüstung und Geräte wird erheblichen Mitteleinsatz erfordern. Es geht dabei um Mittel, die in
den vergangenen Jahren an den Finanzminister zurückgegeben
werden mussten, weil der ursprünglich erwartete Zulauf stockte. Viele von den in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehenen Verbesserungen werden also durch Nachholeffekte
aufgezehrt.
Dabei wäre es erforderlich, dass es auch qualitativ zu Verbesserungen in der Ausstattung und der Ausrüstung kommt. Dies
gilt insbesondere vor dem Hintergrund der veränderten sicherheitspolitischen Lage in Europa durch den Ukraine-Konflikt,
den Terror der IS im Nahen Osten und der damit verbundenen
Intensivierung der deutschen Beistandspflichten innerhalb der
NATO.
Um all diese Schwierigkeiten anzugehen, braucht es ein stabiles finanzielles Fundament. Dafür ist erst der Grundstein gelegt. Aber ich bin sicher, dass sich weder der Bundesfinanzminister noch das Parlament den zwingenden Sanierungs- und
Beschaffungsvorhaben entgegenstellen werden. Sie erwarten
mit Recht, dass ihnen gegenüber die Notwendigkeit dieser Verbesserungen Punkt für Punkt begründet wird. Das sollte aber
angesichts der ins Auge springenden Probleme nicht schwierig
sein.
Geld allein ist aber auch nicht ausreichend. Ebenso wichtig
sind funktionierende Strukturen. Das betrifft das Management
von Beschaffungsvorhaben genauso wie die Organisation und
Durchführung von Bauvorhaben. Die Ministerin und die Rüstungs-Staatssekretärin haben hier die richtigen Veränderungen
angestoßen. Die jetzt für die Kasernensanierung vorgesehenen
Mittel müssen wortwörtlich auch „verbaut“ werden können.
Auch an diesem Punkt sehe ich mit verschiedenen Einzelmaßnahmen des Ministeriums und der nachgeordneten Behörden
einen guten Anfang. Oder, um auf den Beginn meiner Kolumne zurückzukommen: Hoffnungs-Glück. Nicht mehr, aber auch
nicht weniger.
Hellmut Königshaus
Kompass 01I15
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© Thomas Imo / Photothek / Bundestag
Hoffnungs-Glück
Reportage vor Ort
Unter dem Motto „Wahrgebung, Wahrnehmung, Haltung“ eröffnete am Montag, 16. März 2015, Msgr. Wolfgang Schilk, die kurz
so bezeichnete „Pfarrhelferkonferenz“. Dazu waren aus ganz
Deutschland und den drei Auslandspfarrämtern rund 75 Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer sowie Amtsinspektoren und deren Bürokräfte aus den Dekanaten in der Katholischen Militärseelsorge
nach Untermarchtal in der Nähe von Ulm gereist.
Neue Pfarrhelfer und Bürokräfte
Jede Pfarrhelfer-Fortbildungstagung bietet zugleich Gelegenheit, sich mit den –
oft räumlich weit entfernten – Kollegen
auszutauschen, die Ausscheidenden
bzw. Ehemaligen zu verabschieden und
vor allem neue zu begrüßen und kennenzulernen. Während die Verabschiedung und einzelne Ehrungen ihren Platz
beim Festabend mit dem Militärbischof
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Kompass 04I15
© KMS / Doreen Bierdel
v. o. l.: Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann; Dr. Markus Seemann;
Schwester Marzella, Geistliche Leiterin des Bildungshauses und
Direktor beim KMBA Msgr. Wolfgang Schilk
haben, werden die neu Eingestellten direkt am ersten Tag vorgestellt und es gibt
das obligatorische Gruppenfoto mit dem Militärgeneralvikar und dem Personalchef.
© Kompass / Jörg Volpers
Der Leiter des Archivs des Katholischen
Militärbischofs in Berlin, Dr. Markus
Seemann, stellte seinen Blick auf die
Militärseelsorge in Anlehnung an ähnlich formulierte Mottos unter die Überschrift „Wir. Schreiben. Geschichte“.
Den breitesten Raum nahm in seinem
interessant gestalteten und bebilderten Vortrag die Frage ein: „Wo liegen
unsere Wurzeln?“ Hier nahm er die vergangenen Jahrhunderte unter die Lupe
und berichtete z. B., dass die Vorläufer der Pfarrhelfer im Zweiten Weltkrieg
als „Heeresküster“ bzw. „Sekretäre im
Wehrmachtseelsorgedienst“ bezeichnet
wurden. Die Pfarrhelfer-Fortbildungen
gibt es in ähnlicher Form bereits seit
1958, anfangs manchmal noch aufgeteilt nach Regionen und dadurch mehrmals in einem Jahr.
© Kompass / Jörg Volpers (3)
Eröffnung
Personalchef Schilk begrüßte besonders
die fünf neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit der vorigen Tagung in
Cloppenburg hinzugekommen sind, sowie Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold
Bartmann, der anschließend seinen
„Bericht zur Lage“ vortrug und mit allen
Teilnehmern in der Rosenkranzkapelle
die Messe feierte.
Hier von links: PfH Oliver Siebrandt, Frankenberg; Direktor beim KMBA
Msgr. Wolfgang Schilk; Bürokraft Kevin Spoden, Militärdekanat Köln;
PfH Hans-Jürgen Wagner, Bogen; Bürokraft Claudia Dürholt,
Militärdekanat München; Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann
und PfH Thomas Lang, Militärpfarramt Ulm I
Reportage vor Ort
© Kompass / Jörg Volpers (4)
Unter anderem durch die Umzüge
und Umbenennungen im Bereich der
Dienstaufsichtsbereiche gibt es derzeit mehrere neue Bürokräfte – so ist
auch Ilka Schmidt (leider nicht mit auf
dem Bild) erst seit Kurzem beim Katholischen Leitenden Militärdekan Berlin
tätig. Dessen vorige Bürokraft Manuela
Fehse wäre zwar gerne von Erfurt mit in
die Hauptstadt gewechselt, verzichtete
jedoch aus familiären Gründen darauf
und begann stattdessen die Ausbildung zur Pfarrhelferin, so dass sie nun
beim Katholischen Militärpfarramt Erfurt arbeitet.
Auch Eva Link wagte nach rund 14
Jahren beim Katholischen Leitenden
Militärdekan Mainz (mit vorläufigem
Dienstsitz Koblenz) den „Sprung an die
Basis“, als dieser nach Köln umzog.
Nun unterstützt sie den Militärseelsorger Koblenz III am Zentrum Innere Führung, der zuvor jahrelang ohne Pfarrhelfer auskommen musste. Sowohl Frau
Fehse als auch Frau Link berichten
erfreut darüber, dass sie nun noch
näher an ihren „Kunden“, nämlich den
Soldatinnen und Soldaten und ihren Familien, dran sind. Beide sind außerdem
zuversichtlich, den Theologischen Fernkurs schon bald mit Erfolg abschließen
zu können.
Studienteil der Pfarrhelfer-Tagung
Gute Arbeit verdient gute Außenwirkung. Und die Angebote der Katholischen Militärseelsorge am Standort
sind so wertvoll, dass sie den Soldatinnen und Soldaten qualitativ hochwertig
kommuniziert werden sollten. Diese Erkenntnis formte sich aus der Diskussion der Teilnehmer des Seminarblocks
„Führung und Verführung – Kommunikation am Standort“. Doch um gut
kommunizieren zu können, braucht
man Hintergrundwissen, beispielsweise aus dem Bereich der Werbung. Wie
funktioniert Werbung, was ist Reklame
und wie unterscheidet sich Öffentlichkeitsarbeit von den beiden anderen
Kommunikationsbereichen?
Das Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Berlin wird demnächst
eine Handreichung für gute Öffentlichkeitsarbeit an den Standorten herausgeben. „Wir werden die wichtigsten
und generell an allen Standorten realisierbaren Instrumente der Kommunikation dort zusammenfassen“, sagt
Doreen Bierdel, Kommunikationsdesignerin aus dem Referat IV im KMBA.
„Uns ist es wichtig, dass zunächst die
vorhandenen Möglichkeiten, wie etwa
die Bestückung der Schaukästen nach
Gesichtspunkten der Werbung, gezeigt
werden. Gleichzeitig wollen wir Tipps
und Checklisten vorlegen, die die Öffentlichkeitsarbeit erleichtern.“ Für die
Pfarrhelfer und die Militärseelsorger
bedeutet die neue Broschüre eine Türöffnung in die Welt der „Verführung“
– „Von der Reklame zum Dialog“ – im
Dienst der Katholischen Militärseelsorge. Denn jeder Soldat, jede Soldatin
sollte einen leichten Zugang zu dem
bekommen, was die Militärseelsorge
zu bieten hat.
Weitere Seminarteile
Neben diesem Block wurden drei weitere Workshops durchgeführt: „Halt
geben durch Haltung – Bedeutung der
Körpersprache im Dialog“ mit der Germanistin und Theaterregisseurin Heike
Hofmann sowie „Souverän und sinnhaft vorlesen“ mit den beiden Sprechtrainerinnen Lena Försch und Delia Olivi. Diese beiden Einheiten wurden zum
Teil recht locker und mit viel Körpereinsatz angeboten. Systemadministrator
Ricardo Kühle trug außerdem „Neues
aus dem Bereich des IT-Wesens der
Bundeswehr“ vor und hatte dabei viele
Zuhörer. Er kam auch gegen Ende der
Fortbildungstagung noch einmal mit
„Anwenderfunktionen in Lotus Notes“
zu Wort, neben zwei weiteren Mitarbeitern aus der Kurie des Katholischen
Militärbischofs: Siegfried Bradatsch mit
der „Neukonzeption der Erfassung von
Veranstaltungen und der Seelsorgestatistik“ sowie Referatsleiterin III Elke Kulke zur „Auswertung der Fachaufsichtsprüfungen 2014“.
Militärbischof Overbeck bei
der Pfarrhelfertagung
Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck äußerte
seine Freude, bei den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern sein zu können – trotz
der etwas mühevollen Anreise von Essen ins Donautal. Sowohl in seinem >>
Kompass 04I15
15
Reportage vor Ort
© KMS / Doreen Bierdel (2)
Was machen eigentlich Pfarrhelfer,
Amtsinspektoren und Bürokräfte?
>> Vortrag als auch in der späteren Predigt ging er mit dem Begriff „Haltung“
auf ein Thema der Woche ein. Dies
machte er an vier Punkten fest: das
Verhältnis zum Islam und zur Religionsfreiheit; der Bereich Ehe, Familie, Sexualität, bei dem die Erwartungen an den
Papst und die Synode nicht zu hoch
werden dürften; das schwierige Thema
„Kirche und Jugend“ und schließlich
die Spannung zwischen Kontinuität und
ständiger Erneuerung. Im anschließenden Gespräch mit den Pfarrhelferinnen
und Pfarrhelfern sagte Militärbischof
Overbeck, dass für ihn „der Konflikt
mittlerweile der Normalfall“ sei. Wichtig
sei für ihn außerdem, dass „Religion
von der Praxis lebe“. Und schließlich
betonte er, dass das Christentum einfach sein müsse: „Es ist, wie es ist!“
Pontifikalgottesdienst
Am Abend wurde in der modernen Klosterkirche St. Vinzenz als Höhepunkt der
Woche ein Pontifikalamt gefeiert, an
dem neben dem Militärbischof auch
Msgr. Wolfgang Schilk, der Leitende
Militärdekan aus München, Artur Wagner, Prälat Franz Glaser, Superior Edgar
Briemle sowie die beiden Pfarrhelfer
und Diakone Herbert Sturm und Wolfgang Krug mitwirkten. Für diesen festlichen Gottesdienst hatte sich unter der
Leitung von Pfarrhelfer Johannes Bresa
(an der Orgel) ein Projektchor zusammengefunden.
Ausgehend vom Johannes-Evangelium,
in dem das Ringen um die Wahrheit
Thema ist, ging Militärbischof Overbeck
erneut auf Haltungen, Verhalten und
Werte ein: „Die Welt, in der wir leben,
16
Kompass 04I15
braucht immer wieder von jedem Einzelnen und von uns als Gemeinschaft
die Entscheidung zu Haltungen.“ Dabei
betonte er die Aufgabe der Christen,
Vernunft, Konfliktfähigkeit und Wahrhaftigkeit zu bewahren. Der Bischof beschloss seine Predigt mit dem Appell:
„Bei allen Haltungen gilt eben: Je einfacher, je wahrer – um Gottes und der
Menschen willen!“
Josefstag und Abschluss
Vor seiner Abreise konzelebrierte Bischof Overbeck am Donnerstagmorgen, 19. März 2015, zusammen mit
Msgr. Schilk und mehreren Geistlichen
des Bistums Rottenburg-Stuttgart den
sehr gut besuchten Gottesdienst zur
Fußwallfahrt am Josefstag wiederum in
der großen Klosterkirche. Danach hörten die Fortbildungs-Teilnehmer weitere
Vorträge von Mitarbeitern aus dem Katholischen Militärbischofsamt, ehe sie
zum Kulturprogramm nach Sigmaringen
mit seinem Schloss und zur StandortKapelle in Stetten am kalten Markt,
bzw. am letzten Morgen mit dem Reisesegen nach Hause aufbrachen.
Jörg Volpers
Weitere Fotos,
Berichte und eine
Bildergalerie finden
Sie im Internet unter
www.katholischemilitaerseelsorge.de
Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann
betonte in seinem „Bericht zur Lage“,
dass Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer
vor allem präsent und nah an den Soldaten sein sollten – vergleichbar der
Pfarrsekretärin als erster Ansprechpartnerin in einer Kirchengemeinde. Dies
gerade dann, wenn die Militärseelsorger selbst nicht direkt erreichbar seien,
egal, ob wegen eines Auslandseinsatzes, des Lebenskundlichen Unterrichts
oder weil sie „in der Fläche“ unterwegs
sind. Archivar Dr. Markus Seemann
begann seinen Vortrag mit dem Statement, Militärseelsorge finde hauptsächlich „vor Ort“ statt, weniger in den
Zentralen in Berlin oder anderswo.
Von daher ist der Dienst der Pfarrhelfer vielfältig: auf Verwaltung und Organisation bezogen, aber den Menschen
nahe. Außer einer soliden Ausbildung
– einige sind selbst ehemalige Soldatinnen oder Soldaten – benötigen sie
praktisches Geschick und zunehmend
auch Kompetenz in Fragen von Gottesdienst, Diakonie und Seelsorge. Nach
der aktuellen Aus- und Fortbildungsordnung gewinnt daher die „Theologie im
Fernkurs“ der Würzburger Domschule
mehr an Gewicht. Im Rahmen der Basisausbildung und der anschließenden
Fortbildungen geht es neben der Verwaltung z. B. in diesem Jahr um das
Kurzgespräch in der Seelsorge.
Zwischen den Katholischen Militärpfarrämtern an den Standorten und der
Kurie des Katholischen Militärbischofs
am Sitz der Bundesregierung existiert
die „Mittlere Ebene“ der Dienstaufsichtsbereiche mit den Katholischen
Militärdekanaten. Den vier Leitenden
Militärdekanen stehen hier als Büroleitende Beamte jeweils ein Amtsinspektor sowie eine Bürokraft und ein
Kraftfahrer zur Seite. Bis auf Letztere
sind auch diese zu den Fortbildungen
der Pfarrhelfer eingeladen – daher die
lange offizielle Bezeichnung der „Fortbildungstagung der Pfarrhelferinnen und
Pfarrhelfer sowie Amtsinspektoren und
deren Bürokräfte in der Katholischen
Militärseelsorge“.
Multinationalität auch im militärischen Grundbetrieb
Ukraine durch Russland verbunden ist.
Dabei rückte er in den Fokus seiner
weiteren Überlegungen für zukünftige
deutsche Streitkräftestrukturen vehement seine Forderungen nach einem
deutlichen „Mehr an Multinationalität
noch einmal in den Blick zu nehmen
und Korrekturen dort vorzunehmen, wo
diese unumgänglich geworden sind.
Zum Abschluss seiner Überlegungen
richtete Bartels den Fokus auf das in
der Vorwoche beschlossene Artikelge-
© Kompass / Josef König (2)
Der Verteidigungsausschuss-Vorsitzende und zukünftige Wehrbeauftragte, Dr.
Hans-Peter Bartels MdB, zum Gespräch
beim Sachausschuss Innere Führung
in der Kurie des Katholischen Militärbischofs am Berliner Weidendamm.
Grundsätzliche und aktuelle Fragen der
deutschen und europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik standen
im Mittelpunkt eines Forums, zu dem
der Vorsitzende des Sachausschusses
Innere Führung der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS), Oberstleutnant Oliver Ponsold, den Vorsitzenden
des Verteidigungsausschusses des
Deutschen Bundestags, Dr. Hans-Peter
Bartels (SPD) eingeladen hatte. An diesem Gespräch Anfang März nahmen
auch Militärgeneralvikar Monsignore
Reinhold Bartmann sowie weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Katholischen Militärbischofsamt teil.
Bartels, der Ende Mai dem derzeitigen
Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus
als zwölfter Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestags folgen wird, nutzte
in dem gut zweistündigen Gespräch die
Gelegenheit, seine perspektivischen
Überlegungen für eine gemeinsame
europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik zur Diskussion zu stellen.
Er tat dies in Kenntnis der sicherheitspolitischen Lage in Ost- und Mitteleuropa, die sich erheblich verschlechtert hat und die nach seiner Meinung
ursächlich eng mit der Annektion der
Halbinsel Krim aus dem Territorium der
setz, welches das Ziel hat, den Dienst
in den Streitkräften für die Soldatinnen
und Soldaten attraktiver zu gestalten.
GKS und IThF im Austausch
auch im militärischen Grundbetrieb“.
Er nannte dabei die als positiv zu bewertenden Ansätze in der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit. Diese
gelte es auch mit Blick auf deutsch-polnische Streitkräfteüberlegungen auszuwerten und zu nutzen. Bartels machte
in diesem Zusammenhang kein Hehl
aus seiner Forderung nach einem „Europäischen Hauptquartier“.
Zugleich ging Bartels auf den jetzt gestarteten Prozess der Erarbeitung eines
neuen Weißbuchs ein, von dem er sich
einiges an Klärungen und Erläuterungen erhoffe. In diesem Zusammenhang
wies er auch auf Überlegungen hin,
den bereits abgeschlossenen Prozess
der Neuausrichtung der Bundeswehr
Tags zuvor schon war für die Mitglieder
des Sachausschusses ausführlich Gelegenheit gegeben, mit Dr. des. Kirstin
Bunge, Projektleiterin am Institut für
Theologie und Frieden (IThF, Hamburg),
der Frage nachzugehen, was eine „moralisch integre Person“ ausmacht. Mit
Blick auf die ethischen und moralischen
Anforderungen, die mit dem Dienst als
Soldat in den deutschen Streitkräften
verbunden sind, ist das eine Frage
von hoher Aktualität und es gab deshalb auch eine intensive Diskussion
unter den Sachausschuss-Mitgliedern.
Oberstleutnant a. D. Helmut Jermer,
lange Zeit selbst im Sachausschuss Innere Führung an verantwortlicher Position engagiert, hatte im Anschluss daran
ebenfalls Gelegenheit, die Grundzüge
und Voraussetzungen der Inneren Führung, so wie sie in deutschen Streitkräften mit dem Neubeginn in der 1950er
Jahren erdacht waren, in Erinnerung zu
rufen und mit Blick auf neuere Herausforderungen kontrovers zu diskutieren.
Josef König
Kompass 04I15
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Aus der Militärseelsorge
Zu Gast bei der GKS: Dr. Hans-Peter Bartels MdB und Dr. des. Kirstin Bunge
Auferstehung
Ist mit dem Tod wirklich alles aus? – Trotz der weitverbreiteten Ansicht, dem sei so, scheinen viele Menschen
den starken Wunsch zu haben, nach dem Tod nicht völlig dem Vergessen anheimzufallen. Der „Wald der Erinnerung“ nahe Potsdam, die Gedenkstätte für die gefallenen
deutschen Soldaten in den jüngeren Auslandseinsätzen,
ist wohl auch ein Ausdruck dieses Widerstandes gegen
das totale Vergessen, das allen Menschen einmal zukommt. Ja, viele Menschen sehnen sich insgeheim immer
noch nach einem Leben in Fülle, nach einem Leben, das
nicht endet, nach einem umfassenden Sinn ihres Lebens.
Christen können sie in dieser Sehnsucht und in dieser
Hoffnung bestärken. Denn für sie ist ein Mensch gewiss
von den Toten auferstanden und in ein neues, unvorstellbar glückliches und vollkommenes Leben in Gott eingegangen: Jesus von Nazaret.
Weil Christen glauben, Gott habe Jesus als Ersten von den
Toten erweckt, glauben sie auch, er sei der von den Juden
erwartete Messias, der Christus (der Gesalbte) gewesen.
Ihn hat Gott gesandt, nicht um durch ihn die Welt aufgrund all ihrer Vergehen und Missstände zu verurteilen,
sondern um sie durch ihn mit sich zu versöhnen und von
allen Ängsten und Fesseln zu befreien (vgl. Joh 3,17).
Und weil Christen an die Auferstehung Jesu Christi glauben, glauben sie auch, für alle Menschen werde nach
ihrem Tod ein wunderbares neues Leben ganz in Gott beginnen. Das gibt dem Leben aller Menschen einen völlig
neuen, tiefen Sinn. Der Glaube an die Auferstehung Jesu
Christi ist deshalb für Christen absolut zentral (vgl. 1 Kor
15,14–19).
Nach christlicher Auffassung wird jeder Mensch nach dem
Tod leiblich auferstehen. Seine irdische Lebensgeschichte
wird sich verklären, er wird in vollkommener Gemeinschaft
mit Gott, den Mitmenschen und der ganzen Schöpfung
leben, er wird Gott von Angesicht zu Angesicht schauen.
© Skulptur: Claudia Ebert
Kompass Glauben
Von der Kostbarkeit des Lebens
18
Diese Aussicht macht das Leben eines jeden Menschen
jetzt schon unermesslich kostbar. Dementsprechend sollten Menschen einander behandeln.
Doch hat dieser Glaube an ein jenseitiges ewiges Leben
überhaupt etwas mit dem jetzigen Leben zu tun? – Die
meisten Menschen machen irgendwann oder sogar öfter in ihrem Leben die Erfahrung eines Untergehens und
Sterbens: Der Arbeitsplatz geht verloren; eine Beziehung
scheitert; Krankheit oder Verletzung stellen sich ein; Soldaten sind schrecklichen äußeren Situationen der Gewalt
und der Lebensbedrohung ausgesetzt; sie müssen selbst
Gewalt anwenden und machen vielleicht die Erfahrung eigener Schuld oder der Sinnlosigkeit ihres Einsatzes; Angst
und Depression breiten sich aus. Viele Menschen machen
aber trotz dieser schlimmen Erfahrungen, in ihnen oder
nach ihnen, auch die Erfahrung eines Auferstehens mitten im Tod und eines neuen Lebens: Es gibt ein berufliches Weiterkommen; es entwickeln sich neue persönliche
Beziehungen; eine Krankheit oder eine Verletzung heilt
allmählich; furchtbare Situationen werden überstanden;
mitten in der Schuld wird Vergebung spürbar, mitten in
der Sinnlosigkeit eines Einsatzes zeichnet sich Sinn ab;
Zufriedenheit und Lebensfreude können wieder einkehren.
Wer glaubt, in seinem persönlichen Leben werden nicht
die negativen, sondern die positiven Erfahrungen das letzte Wort haben, weil ein guter Gott das Leben mit ihm lebt,
der hat, wie Jesus im Johannes-Evangelium verheißt, jetzt
schon das ewige Leben (vgl. Joh 3,15; 6,47), der wird leben, auch wenn er stirbt (vgl. Joh 5,24; 11,25f.). Wer sich
– zumal mit dem eigenen Leben – einsetzt für Friede und
Gerechtigkeit in der Welt, der setzt sich ein für das Reich
Gottes in der Welt und hat Gott auf seiner Seite.
Der auferstandene Christus ist daher für diejenigen, die
glauben und ihm vertrauen, der Garant dafür, dass der
Tod an sich schon überwunden ist und das wahre Leben
für alle schon siegreich begonnen hat.
Prof. Dr. Johannes Herzgsell SJ,
Hochschule für Philosophie, München
Kompass 04I15
Aus der Militärseelsorge
© KMS / Barbara Dreiling (3)
Neuer Raum
der Stille
im Bundeswehrkrankenhaus Berlin
Mit einer Andacht haben der katholische Pastoralreferent Bernhard Heimbach und der evangelische Militärdekan Michael Weeke Ende Februar den
neuen Raum der Stille im Bundeswehrkrankenhaus (BwK) Berlin eröffnet.
Etwa fünfzig anwesende Gäste der Bundeswehr und der Militärseelsorge zeigten, dass dieser Raum für Patienten,
Personal und Angehörige eine wichtige
Funktion erfüllt.
„Das Bundeswehrkrankenhaus Berlin
ist besonders stolz auf den Raum der
Stille, der hier eine lange Tradition hat“,
sagte Oberstarzt Dr. Christian Zechel
in Vertretung von Flottenarzt Dr. Knut
Reuter, Chefarzt des BwK. „Wir wissen
aus der Rückmeldung vieler Patientinnen und Patienten, vieler Besucher und
Angehöriger, dass der Raum sehr in Anspruch genommen wird und dass viele,
die ihn aufsuchen, dort persönlich zur
Ruhe kommen und ihre Gedanken verarbeiten können“, so der Oberstarzt. In
Zukunft solle trotz der vielen Umbaumaßnamen immer wieder ein Raum der
Stille für Patienten, Personal und Angehörige verfügbar sein, versprach er.
Einschätzung des Militär- und
Krankenhaus-Seelsorgers
Pastoralreferent Bernhard Heimbach
dankte deshalb besonders dem Leiter
der Infrastruktur des Krankenhauses,
Herrn Oberstleutnant Kramer, und dem
Dienststellenleiter des Katholischen
Militärpfarramtes Berlin, Militärdekan
Bernd Schaller, dass sie die Einrichtung des Raumes der Stille ermöglicht
hatten.
Seit Juni 2014 wurde der Raum der Stille geplant und ausgestaltet, nachdem
der bisherige wegen Baumaßnamen
aufgegeben werden musste. Bereits
Wochen vor der offiziellen Eröffnung
wurde der neue Raum von Patienten,
Angehörigen und Personal rege in Anspruch genommen, wie Pastoralreferent Heimbach in seiner Ansprache
hervorhob. Er las einige Zitate vor, die
Besucher des Raumes der Stille in ein
dort ausgelegtes Buch eingetragen hatten und die zeigen, wie wichtig dieser
Raum ist, der keinem medizinischen
oder verwaltungsmäßigen Zweck dient.
Raum für die Seele
Welche Funktion so ein stiller und
schön eingerichteter Raum in einem
Krankenhaus erfüllt, erläuterte Militärdekan Schaller: „Ich denke, das ist es,
was ein Raum der Stille anbieten kann:
einfach bei sich selber anzukommen,
ohne, dass man irgendeinen Anspruch
erfüllen oder Leistung bringen muss;
wo man so sein kann, wie man ist, mit
all‘ den Gebrechlichkeiten und Stärken,
mit all‘ dem, was einen als Mensch
ausmacht.“
Im Raum der Stille befinden sich ein
Altar und darauf eine Bibel, die mit
Bildern von Marc Chagall illustriert ist,
darüber ein großes Sonnenbild und
daneben ein Kerzenleuchter. In einer
Ecke des Raumes können Besucher
ihre Anliegen und Eindrücke in einem
Gästebuch hinterlassen.
Barbara Dreiling
Kompass 04I15
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Aus der Militärseelsorge
Viel gelernt
Die Woche für das Leben findet
im Jahr 2015 vom 18. bis zum
25. April statt. Ihr Thema lautet: „Sterben in Würde“
Nicht nur Soldaten müssen viel lernen,
wenn sie in die Bundeswehr eintreten – auch neue Militärpfarrer leben
sich in die Welt der Streitkräfte erst
ein. Deshalb haben sechs neu eingestellte Katholische Militärpfarrer, drei
Evangelische Militärpfarrer und eine
Militärpfarrerin Anfang März am Ein-
Das Seminar wurde geleitet und konzipiert von Oberst im Generalstabsdienst
Reinhold Janke in Zusammenarbeit
mit den beiden Militärseelsorgern am
ZInFü, dem katholischen Pastoralreferenten Prof. Dr. Thomas Elßner und
der evangelischen Militärdekanin Anne
Peters-Rahn.
Das Thema „Sterben in Würde“
ist zu einem gesellschaftsweiten Diskussionsthema geworden. Hierbei gehen die Meinungen zwischen den Befürwortern
eines selbstbestimmten Sterbens – sei es durch Suizid,
assistierten Suizid oder Tötung
auf Verlangen – und den Gegnern einer gezielten Verkürzung
des Lebens eines Menschen
weit auseinander. In ethischer
Hinsicht ist es sinnvoll, zwischen Sterbebegleitung und
Tötung zu unterscheiden.
Unbestritten ist, dass die Würde des Menschen auch danach
verlangt, ihn sterben zu lassen
und in der letzten Lebensphase, wenn der Sterbeprozess
bereits eingesetzt hat, nicht
endlos weiterzubehandeln. Dabei muss nicht alles, was technisch und medizinisch möglich
ist, versucht und eingesetzt
werden.
Die Initiative der katholischen
und der evangelischen Kirche
wird sich eine Woche lang intensiv mit diesem Themenkomplex beschäftigen.
JV
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Kompass 04I15
© KMS / Barbara Dreiling
Dass Menschen sich, ob früher
oder später, der Herausforderung ihres Todes gedanklich
stellen müssen, ist unweigerlich und gehört zum Menschsein. Bei näherer Betrachtung
ist es weniger die Angst vor
dem Tod, die Zukunftssorgen
auslöst, sondern die viel größere Angst vor einem menschenunwürdigen Sterben.
Neun neue Militärpfarrer und eine Militärpfarrerin haben Anfang März am
„Einweisungsseminar Innere Führung für neu eingestellte
Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger“ am Zentrum Innere
Führung der Bundeswehr in Koblenz teilgenommen.
führungslehrgang II „Grundlagen und
Konzeption der Inneren Führung in der
Bundeswehr“ für ev. und kath. Seelsorgerinnen und Seelsorger am Zentrum
Innere Führung der Bundeswehr (ZInFü)
in Koblenz teilgenommen.
„Ich bin auch erstaunt, was Soldaten
rechtlich und ethisch alles wissen und
entscheiden müssen“, sagte Andreas
Bronder, Katholischer Militärpfarrer in
Idar-Oberstein, mit Blick auf die Themen des Seminars. Denn die Innere
Führung bedeutet, Soldaten mit den
ethischen Grundlagen ihres Berufs vertraut zu machen. Dazu gehören staatsbürgerliche, politische Bildung genauso
wie völkerrechtliche Kenntnisse, um im
Einsatz die richtigen Entscheidungen –
in manchen Fällen über Leben oder Tod
– treffen zu können.
Neben den rechtlich-politischen Grundlagen schloss sich den Pfarrern auch
„die Welt der Soldaten und der Bundeswehr ein Stück auf“, wie der Katholische Militärpfarrer Michael Kühn aus
Mayen sagte. Denn so wie er selbst,
waren viele neue Militärseelsorger
nicht selbst als Wehrpflichtige bei der
Bundeswehr.
Unter den neuen Militärgeistlichen waren auch der aus der Ukraine stammende Dr. Petro Stanko und der aus
Polen stammende Robert Andrzejczyk.
Beide sind von ihren Heimatdiözesen
für den Dienst in der Katholischen Militärseelsorge für die Deutsche Bundeswehr freigestellt. Stanko, der ab 1. April
2015 das Katholische Militärpfarramt
Ingolstadt leitet, möchte seine Erfahrungen später in den Aufbau einer Militärseelsorge in der Ukraine einbringen.
Barbara Dreiling
Auf ein Wort
Wer rollt uns den Stein weg?
Wer rollt uns den Stein weg? – Diese Frage bewegt die Frauen am Ostermorgen ganz intensiv. Denn
davon hängt für sie ab, ob sie von Jesus noch einmal Abschied nehmen und ihm einen letzten Dienst,
ein letztes Zeichen der Zuneigung schenken können. Denn der Stein verschließt das Grab. Er ist ein
Hindernis. Er trennt. Er ist für die Frauen eine nicht zu bewältigende Herausforderung.
Wer rollt uns den Stein weg? Eine Frage, die jeden irgendwann trifft. Jedem von uns begegnen
immer wieder Steine im Leben, in ganz verschiedenen Situationen, in den unterschiedlichsten
Lebensphasen und Lebenssituationen. Steine,
die im Weg liegen, die uns in den Weg gelegt
werden oder die wir uns selbst in den Weg legen. Egal, ob im privaten oder beruflichen Umfeld: Probleme, die sich auftürmen; Hindernisse,
die unüberwindlich erscheinen; Stress mit dem
Partner, der Partnerin; Druck am Arbeitsplatz;
menschliche Kommunikationsprobleme; Unverständnis für die eigene Situation bei Freunden,
Kollegen; die nächste Umstrukturierung; Störungen im Arbeitsklima; der nächste Einsatz; die
nächste Versetzung; eine auftretende Krankheit; Ängste, die mich umtreiben.
Wer rollt uns den Stein weg? Pack ich das?
Schaffen wir das? Wer hilft? Wer steht uns bei?
Und manchmal macht sich aufgrund der Steine
Resignation, Hoffnungslosigkeit, Ermüdung oder
Verzweiflung breit.
unser Leben berührt. Er gibt uns Kraft, Steine
wegzurollen. Er zeigt uns durch sein Wort Wege,
Hindernisse zu überwinden und das Miteinander
zu gestalten. Er schenkt uns Weisheit, Probleme
zu lösen. Er macht uns Mut, uns und dem Leben
zu trauen und auf andere Menschen zuzugehen.
Ostern ist ein Fest der Zuversicht, dass sich das
Leben und das Gute Bahn brechen. Ostern ist
das Fest, das uns Mut macht, auch uns und
unserem Leben mehr zuzutrauen. Es wird in
der Ostererzählung im Markus-Evangelium nicht
deutlich, ob der Engel den Stein weggerollt hat.
Aber Ostern ermutigt uns, unseren Fähigkeiten
zu trauen und zu Engeln zu werden, die anderen
helfen, Steine aus dem Weg zu räumen und so
dem Leben, der Hoffnung und der Zukunft einen
Weg eröffnen. Das ist wichtig zuhause, in der
Familie, im Umfeld oder in der Bundeswehr.
Militärpfarrer Michael Kühn,
Katholisches Militärpfarramt Mayen
Wir dürfen vertrauen
© flickr / Martin Fisch by marfis75
Als die Frauen ans Grab kommen, ist der Stein
bereits weggerollt. Das Leben hat sich Bahn gebrochen. Gott hat dem Leben Bahn gebrochen.
Ostern ist das Fest, das uns immer wieder Mut
macht darauf zu vertrauen, dass Gott dem Leben Bahn bricht. Gott hat sich durch keinen
Stein aufhalten lassen, sondern dem Leben
eine neue Tiefe, eine neue Kraft und neue Möglichkeiten geschenkt, die auch unseren Blick auf
das Leben verändern. Gott hat den Stein des
Todes, der Hoffnungslosigkeit weggerollt. Wir
dürfen Gott mehr zutrauen. Wir dürfen ihm zutrauen, dass er mit seiner Nähe und Kraft auch
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Glaube, Kirche, Leben
+ɪɸOɛ
ʕȲʑɠLVɢ1ɵOɡ
Schon seit Wochen freue ich
mich auf die Osterferien. Denn
dann heißt es wie jedes Jahr: Raus
aus der Stadt und ab aufs Land! Zuerst einmal mit
Mama Sachen packen – Spielzeug, Bücher und Kuscheltiere nicht vergessen, ach, und der Fußball
muss natürlich auch noch mit! Wenn alles fertig
gepackt ist, ab damit ins Auto. Papa schaut mit
rotem Kopf aus dem Kofferraum heraus, blickt zu
Mama, die gerade noch mein Fahrrad zum Auto
schiebt und ihn fragt: „Kriegst du das noch rein?“
Papa murmelt in seinen Bart: „Na klar, schließlich
haben wir ja einen 4-Tonner-LKW, kein Problem!“
Doch dann schafft er es doch irgendwie und los
geht’s.
Die Autofahrt hin und zurück dauert echt lange,
das liegt auch daran, dass meine kleine Schwester schon nach zehn Minuten fragt: „Da, aussteigen, da?“ Ich setze meine Kopfhörer auf und höre
Musik – wer hat nur kleine Schwestern erfunden?
Einmal angekommen, ist es aber richtig super!
Meine Freunde warten schon auf mich und Papa
kann gar nicht schnell genug mein Fahrrad auspacken, damit ich mit ihnen – an den Feldern entlang
– zum Fußballplatz fahren kann. Vorher muss ich
natürlich noch alle begrüßen, das ist dann immer
ein ganz schönes Geknuddel, bis man alle durchhat, einschließlich des riesigen Hofhundes, der
mich immer noch mühelos umschmeißt, wenn er
mich begrüßt.
Religiöse Auszeit für
Angehörige von Soldatinnen
und Soldaten
Vom 7. bis 9. August 2015 laden die Katholische Militärseelsorge
und die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung
e. V. (KAS) – gefördert durch die Katholische Familienstiftung für
Soldaten – wieder (nahe) Angehörige von Soldatinnen und Soldaten zu einer „Religiösen Auszeit“ in die Abtei St. Hildegard in
Rüdesheim am Rhein ein.
Unter dem Thema „Herr, erhöre mein Gebet“ haben die Teilnehmer die Möglichkeit, ein Wochenende Abstand vom Alltag zu
gewinnen. Sie können Kraft aus Gesprächen, Meditation und Gebeten gemeinsam mit Menschen in ähnlicher Lebenslage, den
Schwestern des Benediktinerinnen-Ordens und KAS-Familienreferentin Hildegard Stumm schöpfen.
Außerdem werden die Teilnehmer immer wieder Gelegenheit haben, ihre Zeit in der idyllischen Rheingegend um die Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard, inmitten von Weinbergen, nach eigenen
Bedürfnissen zu gestalten.
Für die Unterkunft im Einzelzimmer, Vollverpflegung und Programmangebote zahlen Teilnehmer 50 €. Dabei richtet sich das Angebot
an Soldaten-Angehörige aller Konfessionen.
Ausführliche Informationen finden Sie auch in den Ausschreibungsunterlagen auf www.KAS-Soldatenbetreuung.de
Anmeldeschluss: 15. Juni 2015
© Autor: Torsten Bierdel
Dann folgen Ostergottesdienst, Eier und Süßigkeiten suchen und wie schon letztes Jahr sitzt meine
kleine Schwester zuletzt mit dicker Schokoschnute neben dem Hofhund und schiebt ihm ein Schokoladenei nach dem anderen in die Schnauze.
Schön, wie die beiden da so sitzen – man weiß
gar nicht, wer schmuddeliger ist von den beiden.
Am Ende ist die Zeit leider wieder viel zu schnell
vorbei, für so ein Stadtkind wie mich!
Frohe Ostern wünscht
(ɂʑɠ1ɵOɡ
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EINLADUNG
© flickr / enbodenumer
Die nächsten Tage vergehen wie im Flug. Die meiste Zeit bin ich draußen, schaue, was sich auf dem
Hof getan hat. Bei den Schweinen und Kühen ist
alles wie immer. Auch bei den Hühnern gibt es
nichts Neues. Doch im Pferdestall wartet eine
Überraschung auf mich: Eine der Stuten hat ein
kleines Fohlen, einen „Fuchs“ mit weißer Blesse,
super süß – ich meine natürlich, echt cool!
Glaube, Kirche, Leben
Spielekiste an das Katholische Militärpfarramt SHAPE übergeben
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© KAS / Eva Pausch
Am 12. März übergab die Katholische
Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e. V. (KAS) nun auch an das
Katholische Militärpfarramt SHAPE in
Belgien eine mobile Spielekiste voller
Betreuungsmaterialien für Kinder im
Alter von zwei bis elf Jahren – die sogenannte „KASi in the box“. Sie wird am
belgischen Standort Mons die Kinderund Familienarbeit der Gemeinde, aber
auch die aller anderen belgischen,
französischen und niederländischen
Standorte bereichern, die durch das
Pfarramt SHAPE betreut werden. Dabei
finanzierte die Katholische Familienstiftung für Soldaten (KFS) auch
diese jüngste Anschaffung
der „KASi in the box“.
Die KFS unterstützt in Zusammenarbeit mit dem Familienteam der KAS damit
insbesondere die Kinder- und
Familienarbeit im zugehörigen Gemeindezentrum, dem
„Pater-Rupert-Mayer-Haus“,
das etwas außerhalb der Kaserne in Mons liegt. Für die
deutschen Soldatenfamilien
in Mons ist das Pater-RupertMayer-Haus ein zentraler
Treffpunkt der Gemeinde:
Hier werden Gottesdienste
gefeiert, Kindergruppen betreut sowie Kino- und Kulturabende ausgestaltet. Außer
Brüssel und Mons betreut das Katholische Militärpfarramt SHAPE auch die
belgischen Standorte Glons, Florennes
und Tongeren, fast alle französischen
Standorte, Stavanger in Norwegen sowie alle Dienststellen in Großbritannien
und den Niederlanden.
Pfarrhelfer Harald Maser und die Kinderbetreuerinnen Janine Pfundt, Anke
Weidel und Susanne Luger freuten sich
über die Spielebox der KAS, die künftig nicht nur bei den „Spielmäusen“
(Kinder bis 3 Jahre) und in der „Kun-
ist angekommen
terbunten Glaubensgruppe“ (Kids von
5 bis 11 Jahre) für strahlende Augen
sorgen wird, sondern auch die Kinderbetreuung bei Familienwochenenden,
Werkwochen, Pfarrfesten, Kindergottesdiensten usw. bereichert. Ihren ersten „Auswärtseinsätze“ wird die „KASi
in the box“ dann während einer Sommerjugendfreizeit des Militärpfarramts
SHAPE in Marienberge und an einem
Familienwochenende in Blankenberge
haben, das Militärpfarrer Wolfgang Bier
und Pfarrhelfer Maser für den Herbst
2015 geplant haben.
Weitere Einzelheiten auf
www.KAS-Soldatenbetreuung.de
und auf
www.katholische-familienstiftung.de
Auf die Frage hin, was ihnen am besten
an der KASi-Box gefalle, meinten die
Kinderbetreuerinnen Anke und Susanne: „Die Kreativmaterialen und die große Auswahl für ganz unterschiedliche
Situationen: Spiele, Bastelmaterialien,
Bälle, Bücher – damit werden wir eine
Menge Spaß in unserer kunterbunten
Glaubensgruppe haben.“ Dagegen hatten die kleinen Entdecker beim Öffnen
der KASi-Schatzkiste schnell ein persönliches Lieblingsstück auserkoren:
Während der neunjährige Lukas beispielsweise glücklich über den Fund eines Fußballs strahlte, waren es für die
fünfjährige Nele eindeutig „die Luftballons“, die ihr am besten gefielen.
Die erste „KASi in the box“ hatte die
KFS in Zusammenarbeit mit KAS-Familienreferentin Eva Pausch im Sommer
2014 an den Start gebracht. Damals
freute sich das Katholische
Militärdekanat Kiel über das
mobile Kinderzimmer, mit der
Familienbetreuerin Beate Reisert bei verschiedensten Veranstaltungen des Dekanats eine
Kinderbetreuung sicherstellen
kann. Neben Büchern, Bastelmaterialien, Sportgeräten wie
Schwungtuch,
Springseilen,
Badmintonset usw., finden sich
auch etliche Gesellschaftsspiele, Knete, Schminkset,
Bauklötze und vieles mehr in
der KASi-Box. Dabei ist die
Spielebox so stark nachgefragt, dass auch nach Kiel und
SHAPE sicherlich noch etliche
weitere KASi-Boxen beschafft
werden. Möglich macht diese
Initiativen nicht zuletzt die KFS,
die die Anschaffung der Spielekisten
finanziert.
In Belgien wird die „KASi in the box“
zudem ein kleiner Baustein in der ökumenischen Zusammenarbeit mit dem
Evangelischen Militärpfarramt vor Ort
sein. Auch die evangelische Gemeinde
soll sich das Material regelmäßig ausleihen dürfen und bei den gemeinsamen, ökumenischen Jugendfreizeiten
hat die KAS-Kiste nun ohnehin einen
festen Platz.
Tabea Bozada
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Medien: Buchtipp
Weder Macho noch Softie
Männer glauben handfest
„Weder Macho noch Softie können als
Leitbild für den religiösen Mann heute
dienen.“ Das Zitat aus der recht ausführlichen „Problemanzeige“ von Dr.
Manfred Gerland (allererstes von insgesamt acht Kapiteln, S. 29) beschreibt
gut die Zielrichtung dieses Buches.
Anhand statistischer Daten macht der
evangelische Pfarrer zu Beginn deutlich,
dass entgegen dem äußeren Eindruck –
vor allem in der immer noch recht patriarchal geprägten römisch-katholischen
Konfession – das männliche Geschlecht
in den Kirchen von den Zahlen und dem
praktischen Einfluss her zunehmend in
der Minderheit sind. Der Rückzug der
Männer aus dem christlichen Leben ist
eklatant. Männer sind nicht nur religiösen Fragen gegenüber distanzierter als
Frauen, sondern auch in der Teilnahme
am kirchlichen Leben auffällig auf dem
Rückzug.
Wichtig ist dabei die Unterscheidung
zwischen den Begriffen „fromm“ (vgl.
S. 30), „gläubig“ – mehr als Andacht
und Gebet! – und „spirituell“, wie es
im Untertitel genannt wird, nicht als
Gegensatz zur „Körperlichkeit“. Interessant auch der aktuelle Seitenblick auf
den Islam (S. 14–17), der noch stärker
männlich-patriarchal geprägt ist, aber
zugleich einfacher und dadurch oft hilfreich empfunden wird.
In seinem Buch ermutigt Manfred Gerland Männer, sich ihrer Spiritualität zu
vergewissern, dem Glauben eine eigene
Stimme zu geben, und sich einen eigenen männlichen Zugang zu erschließen.
Der Geistliche Leiter der Evangelischen
Bildungsstätte Kloster Germerode und
Pfarrer für Meditation und geistliches
Leben der Evangelischen Kirche von
Kurhessen-Waldeck weiß aus eigener
Praxis und vielen Seminaren, was Männer umtreibt: Wie kann ich als Mann
meine Körperlichkeit wahrnehmen und
gestalten, mir eine Aufgabe stellen, Lebensübergänge bewältigen und einen
Mentor finden?
In der Figur des Christophorus sieht Gerland ein Vorbild. Die Legende des Heiligen birgt viele archetypische Bilder und
Motive, die geeignet sind, einen spirituellen, nicht nur biologischen Weg zu
beschreiben, zu entdecken und nachvollziehen. Der Autor, Dr. theol. Manfred
Gerland, geboren 1954, ist seit zwanzig
Jahren aktiv in der Männerarbeit und
lebt mit seiner Familie in Herleshausen.
Fazit: Gerland gibt viele gute Gedanken- und Handlungs(!)-Anstöße; unverkennbar bleibt jedoch sein Fokus auf
die evangelischen Realitäten, die auch
in der Form der Bibelzitate sichtbar werden. Eine positive Besonderheit sind
die Übungen am Ende jedes der sieben
Hauptkapitel, die zeigen, dass „männlich glauben“ sich nicht in theoretischen Erwägungen erschöpft, sondern
ein gangbarer Weg ist.
Jörg Volpers
Manfred Gerland, Männlich glauben.
Eine Herausforderung für den
spirituellen Weg
174 Seiten, ISBN 978-3-451-61256-5,
kartoniert: € 16,99
auch als eBook: € 12,99
KREUZ im Verlag Herder 2014
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Medien: Filmtipp
Er lebt in einer anderen Welt, ohne Sprache, ohne Bewegung der Hände und Füße; in seinem Körper eingeschlossen: Mateus Przemek. Seit frühester Kindheit leidet er
an einer zerebralen Bewegungsstörung. Deshalb kann er
mit seiner Umgebung nicht kommunizieren. Kinostart des
polnischen Filmes IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM von
Maciej Pieprzyca: 9. April 2015.
© MFA+ FilmDistribution e.K. (2)
Natürlich erinnert er an Filme wie „Weg aus dem Dunkel“ über Helen Keller, oder „Die Sprache des Herzens“
(Besprechung in KOMPASS, 1/2015, S. 23) über Marie
Heurtin.
Trotz vieler Ähnlichkeiten mit diesen Filmen gelingt aber
hier etwas Außergewöhnliches. Er erzählt konsequent
aus der Perspektive dieses Mateus Przemek: von seiner
Kindheit bis zum Erwachsensein. Immer wieder nimmt
die Kamera seine Perspektive ein. Und was die anderen
Menschen im Film nicht sehen, sieht der Zuschauer mit
seinem Protagonisten Mateus; fühlt und „leidet“ mit ihm.
Auch verzichtet der Film auf die sonst üblichen rührseligen Streicherklänge. Stattdessen untermalt er durchaus
ernste Szenen mit einer heiteren, modernen Musik. Rührung und Ergriffenheit werden hauptsächlich durch das
Spiel des Hauptdarstellers Dawid Ogrodnik bewirkt. Der
Hauptdarsteller hat selbst keine der dargestellten Behinderungen: Doch die spielt er mit einer Präzision und
Wucht, die ihn zu den Größten seines Fachs machen. Eine
solche Darstellung habe ich auf der Kinoleinwand überhaupt noch nicht gesehen.
Und der Film hat eine Botschaft, die solidarisiert: mit Menschen, die eine geistige Behinderung haben – zu denen
Mateus ja eigentlich nicht gehört – und mit allen, die in
irgendeiner Weise „behindert“ sind. Hier sind die geistig
behinderten Menschen nicht Lachnummern der Kinounterhaltung – fröhlich und witzig ist der Film auf seine
eigene und subtile Weise. Bemerkenswert an diesem Film
ist auch, dass er das Thema Sexualität und Behinderung
direkt thematisiert. Das haben wir zuletzt in „Gabrielle –
(K)eine ganz normale Liebe“ (Kanada 2013) auch gesehen, aber hier kommt es noch direkter und unverstellter.
Eine religiöse Dimension hat der Film auch, aber eher als
Frage an Gott und angesichts der häufig ins Bild gesetzten
Wandkreuze als Metapher für einen Kreuzweg der Hauptfigur. Und ohne das Ende vorwegzunehmen, passt er auch
zum Osterfest, nach dem der Film anläuft. Es geht tatsächlich um Auferstehung. Also, ins Kino gehen! Es lohnt!
Thomas Bohne, Mitglied der Katholischen Filmkommission
IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM
Regie: Maciej Pieprzyca
108 Minuten
Polen 2013
Kinostart: 9. April 2015
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für das Einsatzführungskommando
Mitte März wurde Militärpfarrer Stephan Frank in Geltow,
ganz in der Nähe von Potsdam, als Leiter des neuen Katholischen Militärpfarramts Schwielowsee eingeführt. In einer
Andacht im Offizierheim der Henning-von-Tresckow-Kaserne
verlas der Leitende Militärdekan Stephan van Dongen die
von Generalvikar Reinhold Bartmann unterzeichnete Urkunde und nahm mit der Überreichung Militärpfarrer Frank in
sein Militärdekanat Berlin auf. Dabei erklärte van Dongen,
dass es wegen der Versetzung aus dem Militärdekanat München nur diese „kleine Urkunde“ gäbe, keine „große“ aus
dem Ministerium wie zur Neueinstellung.
Der Gottesdienst wurde vom Blechbläserquintett des Stabsmusikkorps und von Organist Michael Reichert musikalisch
gestaltet. Militärdekan van Dongen wies auf die Besonderheit hin, dass bei allen Reduzierungen hier ein neues Militärpfarramt eingerichtet werden konnte. Militärpfarrer Frank
erinnerte er daran, dass er nun als „guter Hirte“ vor allem
für die Menschen in der Operationszentrale, aber auch in
den jeweiligen Einsätzen im Ausland gesandt sei. Stephan
Frank griff in seiner Ansprache das Bild des Hirten auf und
betonte die Bedeutung des Hinhörens, aber auch des Zueinander-Gehörens.
Beim anschließenden Empfang begrüßte der Befehlshaber
des Einsatzführungskommandos in Schwielowsee, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, den neuen Seelsorger und
dankte der Militärseelsorge insgesamt für ihren Dienst. In
diesem Rahmen dankte Militärdekan van Dongen noch einmal ausdrücklich Monsignore Joachim Simon, der sich als
Beauftragter des Katholischen Militärbischofs beim Einsatzführungskommando bisher um die Soldatinnen und Soldaten in Schwielowsee gekümmert hat. Ferner bedankte er
sich bei Militärdekan Bernd F. Schaller, der als Leiter des
Militärpfarramts Berlin I nun von einigen Aufgaben entlastet
werde, und bei Pfarrhelfer Mark Schmidt, der in den Monaten zuvor im neuen Militärpfarramt oft allein „die Stellung
gehalten“ habe.
Stephan Frank, Priester des Bistums Würzburg, war von Februar 2008 bis Oktober 2014 bereits Militärgeistlicher in
Hammelburg und in dieser Zeit auch als Begleiter der Soldaten im Kosovo. Nachdem er zum 1.11.2014 offiziell zum
Standortpfarrer Schwielowsee ernannt worden war, ging er
direkt für mehrere Monate in den Einsatz nach Mali, weshalb
er erst jetzt feierlich eingeführt werden konnte. Der Militärgeistliche ist auch für die Soldatinnen und Soldaten in Potsdam, Beelitz und Brück zuständig.
Jörg Volpers
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© Kompass / Jörg Volpers (5)
Personalie
Ein hörender Hirte
Rätsel
Kontaktgrill zu gewinnen!
Wir verlosen einen H. Koenig GR20 Kontaktgrill 2000 W. Mit Ihrer Teilnahme sichern Sie sich
eine Gewinnchance, sobald Sie uns das richtige Lösungswort mitteilen.
Die Lösung bitte bis
24. April 2015
Gewinner des Rätsels der Ausgabe 03/15 ist:
Hanns Rekitt aus Edewecht. Wir gratulieren!
Lösungswort: BERLINALE
Die Internationalen Filmfestspiele „Berlinale“
sind ein jährlich in Berlin stattfindendes Filmfestival und gelten als eines der weltweit
bedeutendsten Ereignisse der Filmbranche.
In diesem Jahr wurde zum 65. mal der „Goldene Bär“ als Hauptpreis des Festivals verliehen.
an die Redaktion Kompass.
Soldat in Welt und Kirche
Am Weidendamm 2
10117 Berlin
oder per E-Mail an
[email protected]
(Wir bitten um eine Lieferanschrift und um freiwillige Altersangabe.)
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kurie des Katholischen Militärbischofs (Berlin) und deren Angehörige
sind nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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