Chronik von Planig „Die Neuzeit“ von Engelbert Braig aufzieht, so soll er nur zwei Pfennige vom Wert geben. Bei Lämmern und Ferkeln soll eins von zehn abgeliefert werden, aber auf die Weise, daß derjenige der sie gezogen hat, sie zuerst aussuchen darf und dann erst der Zehntherr (St. Jakob) Soweit es Kohl (Kappes) oder Rüben betrifft, soll auch hier der Erzeuger zuerst aussuchen dürfen. Insgesamt sollen von jeglichen Zehnten, seien es Kälber, Lämmer, Ferkel, Gänse, Kappes oder Rüben zwei Teile den Herrn von St. Jakob zustehen, der Rest dem Pfarrer. Für die Viehzucht, sollen die Herrn von St. Jakob für Stier, Widder, Eber oder Gänseriche sorgen. Auch so ist es von alters her überbracht worden. Wörtlich heißt es dann zum Schluß weiter: „Zu urkunde aller abgeschribener punct und artikel haben wir obt und convent abgemelt (wie oben erwähnt) unsere abty und convents yngesiegel an dyssen brieff thun hencken, und ich Conradus Runen pherner und myn yngesiegel unden an dyssen brieff gehencketh. „ Es werden dann weitere Zeugen genannt, darunter für die Gemeinde Planig, die kein Siegel führt, der Jungker Johan von Lebensteyn. Sonst ist in diesem Sendweistum keinerlei Hinweis, daß die Herren von Löwenstein irgendeinen Anteil an der Kirche oder dem Zehnten, der der Kirche zu leisten war, gehabt haben, es wird im Gegenteil sogar bezeugt, daß alle in dem Sendweistum aufgeführten Bestimmungen ohne Schaden für Jungker Johan und seine Erben getroffen worden seien. Alle Angelegenheiten der Pfarrei und alle Rechte fallen in die Zuständigkeit des Benediktinerklosters St. Jakob. Das Wappen des Abtes Franziskus aus einer Handschrift des Klosters St. Jakob {Stadtarchiv Mainz} Foto: E. Braig Die Einführung der Reformation und das Verhältnis der Konfessionen zueinander Im Jahre 1567 führte Friedrich von Löwenstein in Planig die Reformation ein, ohne daß wir etwas darüber erfahren, daß der Abt von St. Jakob dies zu hindern suchte oder dazu überhaupt in der Lage war. Auch von einer Unterstützung durch den damaligen Erzbischof-Kurfürst von Mainz ist nichts bekannt. Es dürfte wohl eine Machtfrage gewesen sein. Planig liegt an der Grenze zum ehemaligen sponheimischen Kreuznach, das inzwischen kurpfälzisch geworden war und so dürften auch die Interessenüberschneidungen zwischen Anhängern der alten und der neuen Lehre unter den Fürsten mancherorts zur Zurückhaltung gezwungen haben. Friedrich von Löwenstein starb 1587, Christophorus von Löwenstein wurde im gleichen Jahr mit Planig belehnt, ebenso Bernhard von Löwenstein, ein Sohn Friedrichs, im Jahre 1592. Friedrich von Löwenstein erließ ein genaue Vorschrift für die Durchführung und Einhaltung der Reformation und hat dabei in umfassendem Maße obrigkeitlichen Zwang für kirchliche Zwecke angedroht. Diese Ordnung ist im Original nicht erhalten, jedoch deren Erneuerung, die Bernhard von Löwenstein im Jahre 1593 auf der Grundlage derjenigen seines Vaters vorgenommen hat.25) Die Überschrift lautet: „Policey oder Kirchenn-Ordtnung so Junckher Bernhart Lewenstein zur Plan ich in anno 93 angestellet." Er führt darin auf, daß allerlei sträfliche Laster eingerissen seien, was mit der christlichen Lehre nicht in Einklang zu bringen sei und zur „Erweckung des billichen Zorns und Straffe Gottes, zu Lesterung und Entheyligung seines hohen göttlichen Nahmens, Anstoss und Ergernuß" diene. So mahnt er vor allen Dingen zum Heil der Seele „sein gottlichsselig machend Wort fleißig anzuhören, embsig zu besuchen, umb waren Gelouben zu bitten, und unser zeitlich Leben darnach zu richten. So ordne und will ich, daß furthin alle Sontag alt und junge Personen in dieser Gemeinde, die es Leibs holten vermögen, fleislich und unnachläßig zur Predigt göttliches Wortes in die Kirche gehen, auch Kind und Gesinde ernstlich dazu angeholten werden sollen, und so man die Kirch leutet, sollen sich jeder dazu schicken, das sie zum Anfang darin seyen, und Alt und Jung die Gesenge der Psalmen und andere gottselige geistliche Lieder und Kirchengesang lernen singen." Wer zu spät kommt oder auch am Sonntagnachmittag die Katechismusstunde versäumt, soll eine Geldstrafe zahlen Über den Gottesdienstbesuch ist namentlich durch den Pfarrherrn oder durch den Gemeindevorsteher Buch zu führen. Auch diejenigen, die während des Gottesdienstes vor der Kirche stehenbleiben und schwätzen und andere dazu verführen und von· der Predigt abhalten, sollen bestraft werden. „ltem die Hochzeiten sollen überschwencklich nit gehalten werden und über acht Disch mit allen Hochzeitsleuten und Gesinde .. auch nur zween tag und nit lenger wehren". Er stellt auch „allerhand! heidnische Mißbrauch" fest, ,,Fressen und Saufen, wilches sich bisweilen biess in die Nacht erstrecken thut, Fastnachten, Johansfeuwer, schendlichen Liedern, und der jungen Gesellen und Mägdten Meyen stecken." Ja die Vorwürfe werden noch schlimmer. Da ist die Rede von „straffliche Laster der Fullerey, Unzucht, Balgerey, Hader, Kuplerey'' . All das vertrüge sich nicht mit dem christlichen Gebot. Auch der Besuch von Wirtshäusern soll eingeschränkt werden. Kein Einheimischer soll im Sommer nach 8 Uhr oder im Winter nach 7 Uhr noch im Wirtshaus sein. Auch das soll überwacht und beim Pfarrherrn oder dem Dorfvorsteher angezeigt werden. Er kommt sogar auf Wahrsager, Zauberer und Teufelsbeschwörer zu sprechen. Trotz dieser strengen Anordnungen, von denen ich hier nur eine Auswahl vorgestellt habe, scheint die Polizeiordnung kein durchschlagender Erfolg gewesen zu sein, denn l609 erließ er eine neue Ordnung: „Demnach wir erfahren, maßgestalten etliche meiner Untertanen der Schwelgerei so gar sich ergeben, daß sie auch fast täglich in Wirthshäusern im Sauß sitzen, Weib und Kindern daß liebe Brott gleichsahmb vor dem Mund sodann Aecker und Weingarten versauffen, und dadurch dieselbe inß äußerst Verderben und an den Bettelstab setzen, wobei sie auch allerhand! Leichtfertige Üppigkeiten veruben, den höchsten Gott zum höchsten und greuligsten lästern undt schmähen, daß eß auch nicht Wunderwehre, der liebe Gott manchen gottlosen Lästerer seine Zung im Rachen dorren liese." Ganz so schlimm dürfte es kaum gewesen sein. Schon ein Beobachter aus dem 19 Jahrhundert bemerkt hierzu: „Wir glauben uns einen Begriff von den Leuten machen zu können, für die solche Gesetze bestimmt waren. Wir sehen eine lebenslustige, zu Luxus und zu Vergnügungen geneigte Bevölkerung, die rasch fertig mit dem Wort ist und laut und bis zur Maßlosigkeit im Reden und Genießen leicht fortgerissen, aber es treten doch viele Laster und Vergehen zurück, welche man in einer derartigen Verordnung suchen könnte26). Aber auch noch im Jahre 1733 hat der Verfasser der alten katholischen Pfarrchronik Pater Gebhart nach fast 20 Jahren in Planig über seine Pfarrkinder gestöhnt, sie seien bibuli (Säufer), fornicarii (Hurer), incontinentes (Unmäßige) und scandalosi (Streithähne27). Auch nicht gerade schmeichelhaft! Das Schlußwort zur neuen Lehre war jedoch noch längst nicht gesprochen. Es scheinen sich aber nicht alle Bewohner von Planig dafür erwärmt zu haben, und das barg Zündstoffe für fast 200 Jahre Dazu kamen dann Streitigkeiten zwischen den Planigern und den Löwensteinern, in die auch der Abt von St. Jakobsberg eingriff. Die Reformationsstreitigkeiten begannen erst jetzt. Als Friedrich von Löwenstein 1567 die Reformation in Planig einführte, log der Augsburger Religionsfriede (1555), der die Lutheraner mit den Katholiken als gleichberechtigt anerkannte, gerade l2 Jahre zurück. Darin war festgelegt worden, daß jede Obrigkeit das Recht erhalten sollte, die Glaubens- und Kirchenordnungen einzurichten, also nach der bekannten Formel „Cuius regio, eius re ligio", was frei ins Deutsche übersetzt heißt: „Wem das Gebiet gehört, der bestimmt auch den Glauben." Die Rechtslage war hier in Planig nicht ganz eindeutig, zwar waren die Löwensteiner die gerichtliche Obrigkeit, aber sie hatten diese Gerichtsherrschaft zu Lehen von dem Benediktinerkloster St. Jakob und den Domherrn von Mainz, und Kloster und Domstift waren nach wie vor die Grundherrn. Erst für 1631 können wir feststellen, daß mit Unterstützung des Kurfürsten von Mainz, ja sogar auf seinen Befehl versucht wurde, wieder die katholische Konfession einzuführen. Es ist ein entsprechender Erlaß des Kurfürsten an den Domdekan darüber erhalten. Der Abt von St. Jakob räumte dem evangelischen Pfarrer Michael Hünerfenger ein, noch zwei Monate im Pfarrhause wohnen zu dürfen, dafür müsse er sich aber verpflichten, auf seine Stelle zu verzichten, sich des Predigens entha-lten und der Kirche fernbleiben. Der Abt stellte ihm dafür die Pfarrei Geinsheim am Main in Aussicht. Nun richteten die Planiger eine Petition, eine Bittschrift, an den Abt und baten ihn, auf seinen Plan zuverzichten , denn es würde der Gemeinde schwer fallen, „die solange gehabte evangelisch- augsburgische Confession zu verlassen und anjetzo die römischkatholische Religion anzunehmen". Die Bittschrift fährt fort, die Gemeinde bitte „um gnädige Belassung derev. Religion, darbey wir sambt unseren Weib und Kindern bis dahero auferzogen."28) Offenbar hat man keine Zwangsmaßnahmen eingesetzt, denn auf Dauer blieben die Protestanten im Besitz der Kirche, jedoch forderten jetzt die wieder zahlreicher gewordenen Katholiken, daß ihnen der Zugang zur Kirche erlaubt sein solle, nachdem sie 90Jahre lang aus ihr ausgeschlossen waren. Schließlich wurde mit den Lutheranern eine Vereinbarung getroffen, daß die Katholiken an Sonn- und Feiertagen am Marienaltar Gottesdienst halten dürften, der zunächst von dem Kreuznacher Franziskanerpater Christophorus Beck zelebriert wurde. Das Dorf war nach dem 30jährigen Krieg auf l2 bis l3 bewohnte Häuser zusammengeschrumpft und so wird erwähnt, daß in 4 Häusern Katholiken wohnten, in 8 oder 9 Lutheraner. Im Jahre 1675 kam es dann wegen der Benutzung des Hochaltars durch die Katholiken zu einem Streit, in dem die Lutheraner die Katholiken am Fest der Heiligen Drei Könige kurzerhand hinauswarfen und ihnen jeden weiteren Zutritt zur Kirche verwehrten. Sie waren nun gezwungen, mit Pater Elias Bingel, ihrem Pfarrer und Verwalter der klösterlichen Güter von St. Jakob, bis 1685 die Kirche in dem auf der anderen Seite der Nahe gelegenen Bretzenheim zu besuchen. In diesem Jahre wurde nämlich mit Hilfe von 9 französischen Soldaten und einem Offizier, die von der französisch besetzten Burg Moschellandsberg bei Obermoschel kamen, der Zugang zur Kirche ermöglicht. Widerstand leistende Protestanten wurde kurzerhand festgenommen und in der Burg Landsberg in Arrest gesetzt. Die Chroniken beider Pfarrgemeinden berichten, daß in diesem Jahr auch das Simultaneum, d.h. der gemeinsame und gleichberechtigte Besitz der Kirche zwischen Lutheranern und Katholiken, vertraglich festgelegt worden sei. Im Jahre 1710 wurde der Benediktinerpater Benedictus Gebhart, von dem schon einmal die Rede war und der seine Stelle als Theologieprofessor an der alten Universität Mainz aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben hatte, auf seinen Wunsch Pfarrer in Planig. Er legte eine ausführliche Chronik von Planig an und zählte bei seinem Dienstantritt 235 Katholiken, das war etwa die Hälfte der Planiger Bevölkerung. Seit 1691 waren die Lutheraner verpflichtet, die katholischen Feiertage zu achten - wie in beiden der oben erwähnten Chroniken vermerkt ist. Daraus entstand im Jahre 1712 zwischen Katholiken und Lutheranern ein großer Streit, als der - lutherische Pfarrer Rodrian am Karfreitag alle Kirchenglocken läuten ließ, was die Katholiken ihrerseits als Störung der Karfreitagsruhe und als Frevel empfanden. Es muß zu tumultartigen Szenen mit Gewaltanwendung gekommen sein, bei denen, wie Pater Gebhart berichtet, sogar einer der Katholiken, Wilhelm Dickerscheid, getötet wurde, die übrigen aber in Lebensgefahr geraten seien. (,,in qua persecutione unus Catholicorum meorum occisus fuit, Wilhelm Dickerscheid, caeteri in vitae periculo fuerunt")29). Natürlich liest sich das bei der Gegenseite ganz anders. „Endlich haben die Katholischen Anno 1712 die Evangelischen unter einem nichtigen Vorwand mit mehr als 60 bewaffneten Leuten in der Kirch überfallen, den Pfarrer, den Schulmeister und alle darin befindliche Manns-Personen von 15 bis 70Jahren gefangen genommen, die Häuser geblündert, das Vieh weggetrieben und die Gefangenen auf Creuznach geschleppt. "3o) Pfarrer Rodrian scheint durch die pfälzischen Behörden von Kreuznach recht rüde behandelt worden zu sein, er verlor sein Amt, wurde verschiedentlich arrestiert- unter anderem 7 Wochen in der pfälzischen Stadt Alzey - und schließlich zur Zahlung einer beträchtlichen Summe verurteilt. Der neu eingesetzte Pfarrer Johannes Engel konnte jedoch zunächst bei den meisten Mitgliedern der evangelischen Kirchengemeinde keinen Anklang finden. In der evangelischen Pfarrchronik wird Rodrian als der rechtmäßige Pfarrer bezeichnet, während Johannes Engel stets als Student tituliert wird, der der Gemeinde aufgedrungen worden sei. Die Gemeinde war gespalten in „Rodrianer" und „Engelsleut". Bis 1714 konnte Engel sich allmählich durchsetzen, und er blieb hier bis zuseinem Tode 1726.29) Pater Gebhart, der ja dazumal der katholische Pfarrer war, nannte ihn seinen guten Freund und erwähnt, daß er an seinem Totenbett gestanden habe 31). Trotz allem scheinen die konfessionellen Verhältnisse immer noch gespannt gewesen zu sein, denn 1717 erwähnt Gebhart, daß ihn Lutheraner bei einer Flurprozess ion aus einem Kornfeld mit Steinen beworfen und dann die Flucht ergriffen hätten 32). Die Pfarrchroniken beider Konfessionen sind voll von Klagen über die Ungerechtigkeiten der anderen. Besonders um den Besitz des Pfarrgutes und den Unterhalt der Kirche gab es immer wieder Streit. Erst im Jahre 1827 kam es zu einem Vertrag zwischen der Zivilgemeinde und den beiden Kirchengemeinden, der den Unterhalt des Kirchengebäudes regelte. Aber auch in den folgenden Jahren meinte immer wieder jede Seite, sie trage eigentlich zu viel zur gemeinsamen Kirche bei. Bis zum Jahre 1843 hatte sich dann das Zahlenverhältnis weiterhin zugunsten der Katholiken verschoben, von 983 Seelen waren 522 Katholiken, 370 Evangelische und 91 Personen jüdischen Glaubens, aber es wird dabei geltend gemacht, daß etwa Zweidrittel des Steuerkapitals der Zivilgemeinde von den evangelischen Bürgern aufgebracht werde und nur ein Drittel von den Katholiken. Die Besitzverhältnisse unter den Einwohnern haben sich also nicht verändert. Im Jahre l897 wurden Pläne für den Bau einer katholischen Kirche vorbereitet und nach längeren Verhandlungen am 4. März 1898 vereinbart, daß am 18. November mit der Übergabe der Kirche an die evangelische Pfarrgemeinde das Simultanverhältnis gelöst werden sollte. Mit der Weihe der neuen katholischen Kirche im Jahre 1900 war dann der gemeinsame, oft spannungsreiche Weg der beiden Konfessionen zu Ende. Von den Löwensteinern bis zum Ende des alten Reiches Bernt von Löwenstein hatte sich in seiner Polizeiordnung streng und für das Seelenheil der Planiger besorgt gezeigt, aber er stürzte sie in eine große Schuldenlast. Die Gemeinde hatte für ihn eine Bürgschaft von l3000 Gulden übernommen, die fällig wurde, weil er trotz mehrfacher Versprechen seine Schulden nicht beglich oder nicht begleichen konnte. Für ihn mußten nun die Planiger zahlen, die sich „zur Erledigung einer sehr hochbeschwerlichen Bürgschaft" an Kaiser Matthias wandten: „Die Schuldenlast ist zum Verderben vieler hundert armen dürftigen Personen". Erst nach drei Jahren traf das Reichskammergericht am 24. Juli 1612 die Entscheidung, daß Bernt von Löwenstein die Schuld bezahlen müsse, widrigenfalls er mit erheblichen Geldstrafen zu rechnen habe. Befolgt wurde die Entscheidung nicht. Als er im Jahre 1625 auf Burg Randeck starb, hinterließ er nach Aussage der Planiger Chronik „viele Schulden und 7 Nachkommen." Drei Söhne stritten sich um Planig. Georg Friedrich erhielt es schließlich 1627. Er übernahm damit auch die hohe Schuldenlast des Vaters, schuf aber keine Änderung, obwohl er bei der Übernahme des Lehens verbrochen hatte, „den orth Blenich binnen Jahresfrist von seines Vaters gemachten Schulden" zu befreien. Er war zu arm, um sein Versprechen zu halten. Der Abt verweigerte deshalb nach seinem Tode dem Erben Johann Wolfgang v. Löwenstein die Belehnung. Doch konnte dieser in den Gerichtssiegel von Planig 1629 Wirren des dreißigjährigen Krieges alle Einkünfte einziehen. 1642 bat er aber den Abt flehentlich mit dem Hinweis auf seine Bedürftigkeit, ihm doch Planig zu überlassen, was der Abt jedoch ablehnte. Er befahl den Planigern sogar, dem Junker von Löwenstein jeden Dienst und jede Abgabe wegen der vielen Schulden, die er auf den Ort und die Untertanen gehäuft hatte, zu verweigern. Schließlich verzichtete Johann Wolfgang von Löwenstein, der letzte seines Stammes, im Jahre 1654 gegen eine Abfindungssumme von 300 Reichstalern, nachdem er noch einmal vergeblich um die Belehnung nachgesucht hatte. Nach dem Vermerk der katholischen Pfarrchronik starb er ein Jahre später: „Hat keinen männlichen Erben, wohl aber 7 Fräule in hinterlassen; ein reiche Erbschaft an Kindern und größte Armuth an Gütern "33) In der Pfarrkirche St. Valentin von Oberndorf (Donnersbergkreis) hat sich sein Grabmal bis heute erhalten. Er wurde dort mit seiner Gemahlin Agnes bestattet 34). Damit waren die Schulden aber noch nicht von den Planigern genommen, Not, Ärger und Verdruß blieben ihnen auch unter den nächsten Vasallen des Klosters treu. Die Last, die aus der Bürgschaft des Bern! von Löwenstein geblieben war, schleppte sich noch Jahrzehnte weiter. Der neue Vasall Graf Philipp Erwin von Schönborn, ein Bruder des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp, streckte die Summe nur vor und zahlte dem durch den 30-jährigen Krieg verarmten Kloster St. Jakob 3500 Reichstaler, die dieses darauf verwandte, Schulden zu bezahlen und schadhafte Gebäude zu reparieren, wie der Pater Gebhart in seiner Pfarrchronik vermerkt. Die Planiger aber mußten sich nun gegenüber dem Schönborner verpflichten, die alte Schuld der Löwensteiner nach und nach abzutragen35). Doch Rückschläge erschwerten dies erheblich. Als die Bevölkerungs-und Vermögensverluste des gerade l8 Jahre zurückliegenden großen Krieges noch nicht einmal im Ansatz ausgeglichen waren , wirkte sich die Pest im Jahre 1666 besonders verheerend aus. Allein in diesem Jahr starben in Planig 136 Personen, nur 120 blieben am Leben. In Bingen soll es sogar 2000, in Kreuznach 1800 Pest tote gegeben haben. In Planig hatte man die Seuche zuerst an Ostern bemerkt. Sie setzte sich im Verlauf des Sommers fort und erreichte ihren höchsten Stand zu Zeit der Weinlese. Am Fest des HI. Michael wurden allein 7 an der Pest Verstorbene begraben. Pater Gebhart, der 1710 gekommen war, hatte noch mit vielen Menschen gesprochen, die an der Seuche erkrankt waren, aber überlebt hatten 36). Im Jahre 1668 folgte auf Graf von Schönborn sein ältester Sohn Melchior Friedrich - einer seiner jüngeren Söhne war der spätere Mainzer Kurfürst Lothar Franz. In den letzten Jahren hatten die Planiger 5.000 Gulden aufgebracht und präsentierten nun dem Grafen die restlichen in einer Gegenrechnung, weil er unberechtigte Frondienste verlangt hätte. Der Graf erkannte diese Regelung nicht an, verlor aber nach sieben Jahren den Prozeß. Nach den Angaben der Chronik, die auf Pater Gebhart zurückgehen, hatte die Gemeinde in ihrer Gegenrechnung l0.000 Gulden wegen exzessiver Fronden und Abgaben geltend gemacht. Die Planiger behaupteten, die Leute seien zu vielen und harten Arbeiten gezwungen worden, so daß viele ihrer Felder unbestellt geblieben seien und Menschen und Zugtiere Schaden gelitten hätten. 35) So war der Schönborner nun endgültig des Lehens überdrüssig geworden und verkaufte es mit Zustimmung des Abtes an den Grafen von Vehlen. Diesen hatte der Abt von St. Jakob schon 1653 dem Kurfürsten vorgeschlagen, da sich derselbe wegen seines Besitzes in Bretzenheim und in Winzenheim in der Nähe Planigs dazu eigne.30) Aber Kurfürst Johann Philipp von Mainz hatte damals seinen Bruder dafür vorgesehen. Im Jahre 1677 wurde dann schließlich Graf Ferdinand Gottfried von Vehlen als Vasall in. Planig investiert. Auch diese Familie kann nicht sehr viel Freude an ihrem Lehen gehabt haben. Es waren kriegerische Zeiten, die Not und Verwüstung brachten. Noch immer waren nicht alle Schulden aus der Bürgschaft für Bernt von Löwenstein beglichen. Es waren l00 Jahre her, daß das Reichskammergericht die Entscheidung getroffen hatte, daß der Löwensteiner die Bürgschaft auszulösen habe. Jetzt wurde auf Antrag von Gläubigern aus Mainz von dem kurpfälzischen Richter in Kreuznach 1722 die Entscheidung gefällt, daß mit Hilfe von Soldaten alles Vieh aus Planig weggetrieben und verkauft werden solle. Als die Mannschaft aus Kreuznach anrückte, trieben die Bauern ihr Vieh in den Klosterhof, in den Pfarrhof und auf den Kirchhof „als freien Ort". Während die Bauern auf diese Weise die Ausführung des Gerichts-beschlusses hinausschoben, verfocht Pater Gebhart die Sache der Gemeinde in Gemeinschaft mit deren Vertretern vor dem Richter der zweiten Instanz in Kreuznach, und es gelang ihm einen Aufschub zu erreichen37). Die Sache sollte jetzt in Heidelberg zur Überprüfung vorgelegt werden. 1725 wird noch einmal eine Klage wegen der alten Löwensteinischen Schulden erhoben, dann scheint die Sache allmählich ausgestanden zu sein, denn sie verschwindet aus den Quellen. Zwischen den Grafen von Vehlen und dem Kloster St. Jakob kam es zu Streitigkeiten, Prozesse wurden geführt, die erst durch den Verzicht Ottos von Vehlen im Jahre 1728 endeten. Von dieser Zeit an übte das Kloster die Herrschaft über Planig selbst aus. Am 26.April 1728 kann der gerade neu gewählte Abt Vitus Seidel die Huldigung seiner Untertanen entgegennehmen. Die Planiger begrüßten ihn mit Böllerschüssen und standen Spalier. Am Ortseingang empfing Pater Gebhart, der katholische Pfarrer und Verwalter der klösterlichen Güter, den Abt. Aber 1731 hat das Kloster schon wieder einen neuen Abt, der bereits 1734 stirbt. Erst am 18. April 1736 nimmt dann der neue Abt Franziskus, unter dem die eingangs erwähnten neuen Klosterhofgebäude errichtet worden sind, die Huldigung entgegen 38). Pater Gebhart, unser Chron ist, stirbt am 18. Februar 1738 und wurde in der Kirche am Hochaltar beigesetzt. Das Wappen des Abtes Franziskus aus einer Handschrift des Klosters St. Jakob (StadtarchivMainz) Foto: E. Braig Der Besuch des Abtes Anselmus Fabis in Planig Ausführlich ist uns der Besuch des Abtes Anselmus Fabis vom 24. April bis 6. M ai 1768 mit all seinen Feierlickeiten in zwei Ouellen ausführlich überliefert. Der damalige katholische Pfarrer von Planig , der Benediktinerpater Ildephonsus Brendel, gibt in der Pfarrchronik einen Bericht, der an Vollständigkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Dasselbe Ereignis veranlaßte den Lehrer und damaligen Gerichtsschreiber Johann Georg Schäffer, in dem „Blanicher Ambtsgerichtsbuch" eine „Acta wegen der 1768 unterm 25ten April! geschehenen Huldigung" anzufertigen. Abt Anselmus war schon im Jahre 1756 gewählt worden Aber in diesem Jahr war zwischen Preußen und Österreich der Siebenjährige Krieg ausgebrochen, in den nach und nach fast alle deutschen Fürsten verwickelt wurden Nach Mitteilung der Chronik mußte der Abt deshalb seinen Besuch so lange verschieben39) Als der festliche Tag gekommen war, wurde der Abt von Sprendlingen her mit seinem Gefolge erwartet. Ein Planiger Bürger namens Fritz Seidel war ihm entgegengeritten, um ihm den Weg zu zeigen. Die einzelnen Stationen der Reise werde genau angegeben. Die Chronik' schreibt: „Reverendissimus (Ehrwürden) haben von Maynz den weeg über Sauerschwabenheim genohmen, allda zu mittag gespeiset, und nachgehends durch Sprendlingen bei Gönzingen vorbei nacher lppesheim hierher gefahren. " Das Gerichtsbuch aber vermerkt: „ ... von Sprendlingen aber seyndt lhro Hochwürden Gnaden wiederum ab und neben Welgesheim vorbei und zu lppesheim ankommen…“ In Planig erwarteten schon an der Gemarkungsgrenze Schultheiß und Gericht den hohen Gast, der mit acht Begleitern in zwei vierspännigen Chaisen anlangte. Die Chronik gibt genau an, wer in den einzelnen Chaisen saß. Das Gefolge bestand meist aus Patres des Klosters darunter einem Theologieprofessor der alten Mainzer Universität, Pater Dr. Heinrich Sulzer, ferner dem kurma inzischen Oberschultheiß Baumann als kaiserlichem Notar und dem Planiger Amtmann Schweickardt. Der letztere stellte sich bei der Ankunft an die Spitze der Gemeindeabordnung und hieß den Abt willkommen Anschließendsprach der Schultheiß Philipp Dickerscheidt und ludden Abt mit seinem Gefolge ein, an den weißgedeckten Tischen, die auf den Wiesen neben der Straße aufgestellt waren, Platz zu nehmen und sich zu stärken. Als Willkommensgeschenk überreichten sie einen riesengroßen Kuchen und 8 Maß weißen und roten Wein. Die 34 Jungmänner des Dorfes präsentieren ihre Gewehre und schossen dreimal Salve. Im Dorf wurden darauf sechs Böller abgeschossen und sämtliche Glocken geläutet. Hungrig und durstig von der langen Reise setzten sich die Gäste an die bereitstehenden Tische. Bei jedem Prosit feuerten die Jungmänner ihre Gewehre ab. Als der Abt die Fahrt zum Dorf fortsetzte, wurde er von Jungmännern begleitet, die in zwei Abteilungen die Chaise flankierten. Doch bald gab es ein Hindernis. Die Kutschen hatten den sogenannten Schanzenbaum an der Wahrlosgewann erreicht und wurden nun von dreißig Planiger Jungfrauen aufgehalten. Einem alten Brauche entsprechend hatten sie ein schwarzseidenes Band über den Weg gespannt, um die Ankommenden aufzuhalten. Man hieltan und ließ sich einen gold- und silbergeschmückten Strauß überreichen und durch einige poetische Vers lein überraschen. Die Jungfer Maria Elisabeth Silbenroth sprach für alle andern: "Es lebe lhro Hochwürden unser gnädigster herr. Vivat Anselmus . Zu dieser Zeit seyndt wir Planiger Jungfern bereit, Sie mit dieser geringen gaab zu ehren, alß unseren gnädigsten landßherren. Vivat, vivat Anse/muß solle seyn ein herr über Planig ganz allein." Die Herren des Gefolges wurden mit Rosmarin und Bändern sowie Je einer Zitrone beschenkt. Auch die Diener und Kutscher erhielten Rosmarin, aber keine Zitronen. Freundlich bedankte sich der Abt, und der Zug fuhr weiter dem Dorfe zu. Vor dem Ortseingang hatten sich die Männer und die Schulkinder mit ihren beiden Lehrern aufgestellt. Die Kinder riefen beständig: „Es lebe lhro Hochwürden Gnaden, unser gnädigster Herr. Vivat Anselmus! " Den Männern und Kindern schlossen sich die Frauen und die Bewohner der umliegenden Ortschaften an, die herbeigeeilt waren, das Schauspiel zu sehen. Am Ortseingang stand der evangelische Pfarrer Georg Metz „mit seinem gewöhnlichen Kirchenrock", um den Landesherrn für die evangelische Gemeinde zu begrüßen. Das Ziel der Mainzer Gäste war die klösterliche Kellerei, Sitz der Vermögensverwaltung im Dorf, die zugleich katholisches Pfarrhaus war Dort empfing sie der katholische Pfarrer, Pater lldephonsus Brendel, und geleitete sie in das Haus. Die ganze Gemeinde war dem Zuggefolgt und hatte sich vor der Kellerei versammelt. Unter den Huldigungsrufen der Bevölkerung trat der Abt ans Fenster und warf Geld unter die Schuljugend. Die bewaffneten Burschen schlossen einen Kreis um sie, um die ortsfremden Kinder fernzuhalten. Die Chronik bemerkt, es seien ungefähr sechs oder acht Gulden in Kreuzer- oder Sechserkreuzerstücken dabei verteilt worden. Am anderen Morgen wurde in der Frühe vor dem Kirchhof auf dem „Hübel" eine mit grünem Tuch belegte Bretterbühne aufgebaut und mit einem Blauen Sessel für den Abt sowie elf Stühlen für sein Gefolge und die Zeugen versehen. An diesem Morgen sollte der eigentlich Zweck des Besuches erledigt werden: die gegenseitigen Treueversprechen sollten Untertanen und Landesherren aneinander binden Der Abt sollte die Herrschaft, die er schon 12 Jahre tatsächlich ausübte, nun auch formell empfangen. Um 8 Uhr riefen die Glocken die Gemeinde zusammen, die sich nun um den Ehrensitz versammelte und den Abt erwartete. Bald erschien dieser, von den schon genannten Herrn begleitet. Um die juristische Seite der Angelegenheit zu unterstreichen, waren der ,,kurfürstlich-maynzische" Hofrat von Faber und der „hochfürstlich baaden baadische" Amtmann Klihr von Sprendlingen als Zeugen bestellt worden. Nach Verlesung des Huldigungseides durch den Gerichtsschreiber, den Lehrer Johann Georg Schäffer, trat der Schultheiß vor den Abt und bat ihn, in Recht und Gerechtigkeit über das Dorf zu herrschen. Darauf erhob sich der Angeredete von seinem Sitz und, indem er dem Schultheiß die Hand reichte, versprach er, dies solle geschehen. Die Mitglieder des Gerichts traten nun samt dem Gerichtsschreiber vor ihren Herrn, gaben ihm die Hand und sprachen den Untertaneneid. Die ganze Gemeinde folgte ihnen und versprach ebenfalls die Treue. Bei der anschließenden kirchlichen Feier zelebrierte der Pfarrer das Hochamt mit sakramentalem Segen. Während das Te Deum laudamus" gesungen wurde, schossen die Jungmänner vor der Kirche ihre Musketen ab, und von der Kellerei her tönten die Schüsse der Böller. Unter dem „ohnbeschreiblichen Jubel des sambtlichen orths und anwesenden frembden von allen herumliegenden orthschaften" zog Ehrwürden Anselmus in die klösterlichherrschaftliche Kellerei. Der Schultheiß und die Gerichtsmänner begaben sich sogleich dahin und gratulierten ihm zu der empfangenen Huldigun. Nacheinander kamen nun die einzelnen Stände und überbrachten ihre Glückwünsche und Geschenke Die jungen Mädchen überreichten nach Wiederholung der Verse vom Vortage einen kostbaren Konfektkorb. Als Gegengeschenk erhielten sie 6 Konventionsgulden. Nun brachten der Schultheiß und das Gericht in Begleitung der Dorfmusikanten als Geschenke der Gemeinde wie am Vortage einen großen Kuchen und dazu ein schönes, mit Bändern geziertes Kalb. Sie erhielten als Gegengeschenk 600 Wecken und 2 Ohm (ca.320 L) Wein. An dritter Stelle erschienen 34 Jungmänner, die dem Abt ein schneeweißes Kalb verehrten. Auch sie ehrten ihn mit Versen. Philipp Höblich trat aus dem Glied, präsentierte das Gewehr und sprach: „ Wir iunge Männer und Junggesellen all deren unser 34 ahn der Zahl alß lhro Hochwürden gnaden sehen und wie sie hier versammelt stehen verehren hochdenselben hier, ein kalb, welches hie bringen wir und biten gar untertänig, Sie wollen dieses wenig ahnnehmen ganz gnädig so sind wir froh und fröhlich. Es lebe lhro Hochwürden Gnaden unser gnädigster Herr, Vivat Anselmus!" Mit dem „Vivat" schossen sie zugleich ihre Gewehre ab. Mit einer Gegengabe von fünf Gulden und einem Ohm (ca. 160 L) Wein wurden sie gnädig entlassen. Nun folgten die Jungen, von den Musikanten begleitet, mit einem mit Bänden gezierten Osterlämmchen, wobei der Sohn des Schultheißen, Hannes Dickerscheidt, folgende Verse sprach: „Hier kommen die planiger iunge Knab gegangen und wollen unsern gnädigen Herrn empfangen mit einem jungen Schäflein, weil wir noch junge Knaben seyndt, dieses wollen wir unserem gnädigen Herrn verehren und wollen uns als junge unterthanen praesentieren." Sie erhielten einen Konventionstaler zu 2 Gulden und 24 Kreuzer. Den Schluß der Gratulanten bildete die Planiger Judenschaft, die nun in Begleitung der Binger Juden musikanten erschien. Der Anführer der Binger Musikanten hielt „eine lange geschickte teutsche anred", und der Vorsteher der Planiger Juden namens Meyer überreichte, während die Kapelle musizierte, auf einer Schüssel einen silbernen Becher, der mit Konfekt umlegt war. Als Gegengabe erhielten sie einen Konventionstaler ebenfallszu 2 Gulden und 24 Kreuzern Inzwischen war es Zeit geworden, zu Tisch zu gehen. Vom kurpfälzischen Oberamt Kreuznach kam jetzt eine Abordnung an die zu dem Festessen eingeladen war. Bei der Huldigung war von dort - wie bei allen früheren Huldigungen – niemand zugegen. Während des Essens mochten die Musikanten der Gemeinde und die Judenmusikanten „tafelmusic" Auch hierfür erteilte der Abt Geschenke. Die ersteren erhielten einen Gulden, die Juden aber, weil sie schöner musiziert hatten, einen Konventions taler. Auch die junge Mannschaft war zugegen und schoß bei jedem Prosit aus ihren Musketen, dazu ließen sich auch die Böller hören. Am Nachmittag versammelten sich wieder die Jungen und Mädchen und viele Erwachsene, um ihren Herrn durch Vivatrufe zu ehren. Viel leicht war auch etwas Berechnung dabei, denn die anwesenden Gäste warfen Geld unter sie. Die Chronik versäumt es nicht die Zahl von ungefähr 50 Gulden anzugeben. Der Nachmittag des dritten Tages war der Gratulation der verheirateten Frauen vorbehalten, denn diese erschienen gegen drei Uhr mit den Planiger Musikanten und überreichten bei der Gratulation einen Strauß und zwei Schüsseln mit Konfekt und Zuckerhüten. Das ganze Dorf hatte sich wieder versammelt, als die Frauen einen Konventionstoler und ein halbes Ohm Wein als Gegengeschenkentgegen nahmen und nun im Kellereihof einen Tanz veranstalteten, zu dem ihnen die Dorfmusikanten aufspielten. Auch jetzt warfen die Gäste zur „unbeschreiblichen freud und jubel der ganzen gemeindt" Geld zum Fenster hinaus. Der Festlichkeiten wollte kein Ende nehmen, denn am folgenden Tage erschien die junge Mannschaft schon um 5 Uhr morgens auf dem sogenannten Bremserplatz, wo di e Maibäume standen. Hier sprangen und tanzten sie und tranken auf ihres Herrn Gesundheit. Damit endete die Feierlichkeit; denn in der von Pater Gebhart begonnenen Chronik, auf die ich mich schon so oft berief, steht Sic finit laetitia. So endete die Freude). Acht Tage blieb der hohe Gast noch in Plonig. Am 6. Mai machten sich die Mainzer Gäste endlich zu r Abfahrt bereit. Wieder paradierten die Jungmänner und schossen aus ihren Musketen. Das Dorf hatte sich versammelt und gab dem Landesherrn bis an den Ortsausgang das Geleite. Vor der Abfahrt hatte er wegen der empfangenen Huldigung und zum Gedächtnis an diese Tage zwei Ohm Wein und an jeden Planiger einen Kreuzerweck verteilen lassen. Jeder Junggeselle und jede Jungfrau aber erhielten deren zwei, erstere weil sie so eifrig Salve geschossen, letztere, weil ihr Strauß das besondere Wohlwollen des Herrn Abtes erregthatte. Zum Schluß sei noch einmal der gewissenhafte Chronist angeführt, der erwähnt, es seien 600 Wecken ausgeteilt und für die Kinder noch einmal 300 nachgeholt worden. Glauben wir ihm, denn als Verwalter der klösterlichen Güter in Planig mußte er ja schließlich die Zeche bezahlen, und nicht umsonst wird Planig als der beste Keller des Abtes bezeichnet. Kriegsnöte im 17. und l 8. Jhdt. Nicht nur die Schulden last, auch der Dreißigjährige Krieg 116181648), der Pfälzische Erbfolgekrieg 11688- 1697), der Spanische Erbfolgekrieg 11701 -1714) und der Sieben jährige Krieg 11756-1763) hoben die Bevölkerung immer wieder in Unglück und Verderben gestürzt. Noch dem Dreißigjährigen Krieg gab es hier nur noch l2 Häuser. Der Pfälzer Erbfolgekrieg, der durch die Ansprüche des französischen Königs Ludwigs XIV. auf Teile des Erbes der ausgestorbenen pfälzischen Wittelsbacher Linie ausgelöst wurde, brachte gleich zu Beginn Not und Verwüstung. Noch im Jahr des Kriegsausbruchs 1688 wurden die Kurpfalz und Nachbargebiete von französischen Truppen besetzt. Pater Gebhart erzählt, daß die Kautzenburg in Kreuznach gesprengt worden sei und alle Bewohner an ihren Häusern das oberste Stockwerk hätten abbrechen müssen. 5000 französsiche Soldaten seien durch Planig marschiert. In den Jahren von 1690 bis 1696 wurden Jahr für Jahr die Felder verwüstet. Für 1691 heißt es: „Die Franzosen lagern bei Planig, fouragieren und mähen die Früchte ab." Für das folgende Jahr können wir dann lesen: „Wie die Ernte vor der Thüre war, mäheten die Franzosen in Planig sie ab." Die Bevölkerung ist so verarmt, daß viele im französischen Militärlager betteln gehen, um überhaupt überleben zu können Im Jahre 1696 glich die Kirche eher einer Spelunke als einem Gotteshaus Stühle, Fenster fehlten, die Tür war ohne Schloß und nur mit einem Querbalken versehen. „Hi sunt fructus bellli = dies sind die Früchte des Krieges" 40). Kaum ist Friede geschlossen, kommt es vier Jahre später durch den Spanischen Erbfolgekrieg, der zwischen Habsburgern und Bourbonen um den Besitz der spanischen Krone geführt wird erneut zu einem großen Krieg. England und die Niederlande sind dabei auf Seiten Habsburgs. Pater Gebhart schreibt in seiner Chronik am Anfang seines Jahreseintrages zum Jahr 1700: „Pax, sed in fine anni bellum oritur = Friede, aber am Ende des Jahres entsteht wieder ein Krieg"41). Von nun an gibt erbei jeden Jahr an, ob Krieg oder Frieden war. Wie viele Jahre aber tragen den Vermerk: „bell um" (Krieg), es sind 14 lange Kriegsjahre gewesen. Freund und Feind forderten Kontributionen, vor allem Lebensmittel lieferungen. 1705 schlagen in der Gemarkung 6000 Soldaten der kaiserlichen und verbündeten deutschen Truppen für mehrere Tage ein großes Feldlager auf. Wegen der ihnen auferlegten Kriegslasten müssen die Planiger 1000 Reichstaler als Kredit aufnehmen. Das Jahr 1715 kann Pater Gebhart - er ist 1710 hier Pfarrer geworden - in seiner Chronik endlich mit einer erfreulichen Bemerkung eröffnen: „1715, primus annus pacis =das erste Friedensjahr"42). Waren das die guten alten Zeiten? Es wurde geplündert und geraubt, und die Rechtsunsicherheit war jahrhundertelang groß. Der mittelalterliche Dichter Walther von der Vogelweide war mit seinem Spruch: „gewalt fährt auf der straze" wieder bestätigt worden. Lange behielt St. Jakob die Herrschaftsrechte über Planig nicht. Am 6.April 1791 verkaufte der Abt Cölestin Isachi die Hoheitsrechte seines Klosters für 24000 Gulden an den Fürsten Carl August von Bretzenheim, nachdem der Mainzer Kurfürst seine Genehmigung erteilt hatte. Der neue Landesherr war ein illegitimer Sprößling von Karl Theodor, dem letzten Kurfürsten von der Pfalz, der seinem Sohn beim Kaiser den Fürstentitel und als Territorium die Dörfer Bretzenheim, Winzenheim, lppesheim und dann auch Planig gekauft hatte. Der Grundbesitz des Klosters wurde durch den Verkauf nicht berührt, es ging nur um die Herrschaft. Der Abt konnte Planig weiterhin als seinen besten Keller bezeichnen. Doch bald machte die französische Revolution der Kleinstaaterei ein Ende. Das Fürstentum Bretzenheim wurde aufgelöst, als das linke Rheinufer im Frieden von Basel 1795 durch die Zustimmung Preußens bzw. im Friede von Campo Formio 1797 durch die Zustimmung Österreichs an Frankreich kam, die Abtei St. Jakob fiel 1803 der Säkularisation zum Opfer, der Fürst von Bretzenheim wurde mit Lindau am Bodensee entschädigt und regierte dort bis 1805. Die Zugehörigkeit zu Frankreich Mit der Übernahme des linken Rheinufers schuf die französische Regierung eine neue territoriale Einteilung. Planig wurde dem Kanton Wöllstein im neu geschaffenen Departement Donnnersberg (Mont Tonnerre) zugeteilt, dessen Grenzen ungefähr denjenigen des heutigen rheinlandpfälzischen Regierungsbezirks Rheinhessen-Pfalz entsprachen. Die Übernahme durch Frankreich brachte natürlich auch eine erhebliche Veränderung in den Besitzverhältnissen. Alle Zehnten erhielt die Zivilgemeinde. Die Klostergüter wurden vom französischen Staat versteigert und viel Grundbesitz ist durch Bewohner von Planig aufgekauft worden43). Als Napoleon Bonaparte sich l804 „durch die Hilfe Gottes und den Willen der Franzosen" zum Kaiser machte, lasteten seine vielen Kriege natürlich auch auf der Gemeinde Planig Die Evangelische Pfarrchronik bemerkt hierzu: „Viele ihrer Söhne fanden ihr Grab auf den über ganz Europa verbreiteten Schlachtfeldern, während ihre Eltern mit Einquartierungen und schweren Kriegs lasten bedrückt wurden Wenige von den Soldaten kehrte n in das Vaterhaus zurück"44) Sie starben mit den vielen, vielen Zigtausenden der Großen Armee in Rußland. Noch 1861 lebte einer der Veteranen. Das 19. und 20 . Jahrhundert Auf Grund der Beschlüsse des Wiener Kongresses (l 814·15) wurde aus verschiedenen, überwiegend ehe maligen kurmainzer und kurpfälzischen Territorien Rheinhessen gebildet und am l2Juli 1816 vom Großherzogtum Hessen in Besitz genommen, während das linke Naheufer und auch Kreuznach zum Königreich Preußen kamen. Dessen Schicksale hat Planig an der Peripherie des Landes bis in unser Jahr hundert geteilt. Im Jahre 1832 wurde im Großherzogtum Hessen eine neue Landkreisordnung erlassen, bei der Rheinhessen in die vier Kreise Mainz, Bingen, Alzey und Worms eingeteilt wurde, und Planig zum Kreis Bingen kam. Zum Revolutionsjahr 1848 sei hier noch eine Bemerkung der evangelisch en Pfarrchronik aufgeführt „Als im Jahr l848 das deutsche Volk in schnöder Nacheffung des französischen Volks auch seine Revolution machen wollte, wobei sich je doch die Gemeinde Planig sehr ruhig benahm und zu den Revolutionszuzügen auch nicht einen Mann stellte, während fast in allen Gemeinden der Schwindel nach Freiheit und Gleichheit groß war, so gab die in vielen Stücken schwach gewordene Regierung die vom Volkswillen verlangte Aufhebung der Kreise nach und theilte die Provinz in die Regierungsbezirke Mainz und Worms. Planig wurde zu Worms getheilt. Als die erhitzten Gemüter allmählig ruhiger geworden und die Schreier und Verführer des Volks wieder in den Hintergrund gebracht worden waren, wurde die Einteilung in Kreise im Jahre 1852 wieder angeordnet und zwar in fünf Kreise: Mainz, Oppenheim, Worms, Alzei und Bingen. Dießmal kam Planig zum Kreis Alzeiy" 45) und blieb es bis 1936, als der Land kreis Oppenheim wieder abgeschafft, und Bingen erneut die zuständige Kreisstadt wurde. Die kommunale Zugehörigkeit blieb erhalten b i s zum umfassenden Verwaltungsreformgesetz von 1969 Nicht ganz freiwillig und auch nicht ohne Ausschöpfung verwaltungsrechtlicher Mittel wurde Planig am 7.6.1969 Stadtteil von Bad Kreuznach In einem Buch über Rheinhessen, das im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts erschien, finden sich u.a. folgende Angaben, Kreis Alzey Planig, 1200 Einwohner, 490 ev., 697 kath., 13 isr.", im NahelandKalender von 1972 finden wir die Angaben: „Einwohnerzahl: Am 1.3.1971. 2050, davon über 21 Jahren: 1440, ... Einwohnerzahl wächst stark" Wünsche und Fragen für die Zukunft der Planiger Geschichte Hier möchte ich unseren Gong durch die Planiger Geschichte beenden „Was ich bieten konnte, war nur ein Überblick, warnur ein kleiner Ausschnitt. Mancher Leser wird deshalb das eine oder andere vermissen. Eine Auswahl muß notwendig subjektiv bleiben. Ich habe aus dem bekannten Stoff ausgewählt, was mir wichtig erschien und deshalb an manchen Stellen ausführlicher berichtet, weil in früheren Darstellungen darüber nichts oder nur wenig gesagt wurde Trotzdem müßten bei der großen Stoffülle, die vorliegt, auch bei einer ausführlichen Darstellung manche Fragen offen bleiben." Als ich dies vor etwa einem Jahr für das hundertjährige Jubiläum der Planiger Feuerwehr schrieb, dabei auf einen alten Beitrag aus dem Jahre 1962 für des Jubiläum der Turn- und Sportgemeinde Planig zurückgriff und es bei geringfügigen Änderungen beließ war mir eine völlige Neubearbeitung aus Zeitgründen nicht möglich. Ich glaubte auch, es sei nur lohnend, wenn man weiteres Quellenmaterial, vor allem ungedrucktes aus Archiven erschließen und aufarbeiten könne Deshalb stimmte ich innerlich auch nur recht zögernd zu, als vor einem dreiviertel Jahr der Wunsch an mich herangetragen wurde, einen völlig neuen Beitrag für das Festbuch zum neunhundertjährigen Jubiläum zu verfassen Das Ergebnis ist rein quantitativ mehr als das Doppelte, ich hoffe jedoch, daß der Unterschied auch ein qualitativer ist. Mit der erneuten Beschäftigung der gedruckten Quellen, einer neuen Analyse, glaube ich auch zu neuen Erkenntnissen gekommen zu sein. Daß sie vielleicht an manchen Stellen noch mehr den Charakter einer theoretischen Überlegung und Schlußfolgerung als einem bewiesenen historischen Faktum gleichen, daß der Boden dabei noch nicht immer ganz tragfähig erscheint, habe ich an den entsprechenden Stellen auch ausgesprochen. Aber es schien mir nötig, es zu wagen. Es ist in der Geschichtsforschung eine immer wieder auftretende Tatsache, daß neue Fragestellungen auch neue Antworten ergeben, vor allen Dingen dann, wenn man schon bisher untersuchte Quellen mit neuen Quellen und neuen Fragestellungen kombiniert und sie in Beziehung setzt zu bereits vorhandenen Forschungsergebnissen. Ich selbst habe jedenfalls in dem Augenblick, in dem ich diesen Beitrag abschließe, noch viele Fragen an die Planiger Geschichte, die mir jetzt erneut aus der intensiven Beschäftigung damit in den letzten Wochen erwachsen sind Deshalb ist es mir mit diesem Beitrag nicht nur wichtig, historische Informationen für dieses Jubiläum geliefert zu haben, sondern es ist mir ein genauso wichtiges Anliegen darauf hinzuweisen, daß diese Darstellung auch nur einen vorläufigen Charakter hat. Ich hoffe aber, Wege aufgezeigt zu haben, wo man ansetzen muß, um die vielen Lücken zu füllen, die es zu allen Jahrhunderten und allen Bereichen, sei es in der Rechts- und Verfassungs- oder Besitzgeschichte, sei es in der Bevölkerungsund Sozialgeschichte, noch gibt. Ich möchte im kommenden Jahrzehnt gern einen Beitrag dazu leisten, möchte aber heute keineswegs behaupten, daß mir die Zeit bleibt, allen Fragen nachzugehen, die sich mir eröffnet haben, oder sie gar beantworten zu können. So fehlt vor allem für eine genauere Kenntnis der Rechtsverhältnisse eine Deutung der Weistümer im Zusammenhang mit urkundlichen Vereinbarungen und Prozessen. Für die Dorfverfassung wäre eine Untersuchung des Ortsgerichtes im späten Mittelalter und der Neuzeit bis ins 18. Jahrhundert erforderlich. Die Quellen sind dazu durchaus auskunftsfreudig. Untersuchungen über die Verwaltung der Besitzungen des Klosters St.Jakob, des Domstiftes und die Wahrnehmung der Vogteirechte durch die Vasallen, vor allem der Löwensteiner und späterer, wären wünschenswert. Es wäre auch interessant, die Familiennamen des Ortes, die seit langer Zeit überliefert sind, und die Rolle, die sie in Gemeinde und in beiden Kirchengemeinden gespielt haben, zu erforschen. Über die Höfe, die adliger Besitz gewesen sind, außer über die bereits genannten des Klosters St. Jakob und des Domstiftes, über den Löwensteiner, über den Dalberger Hof o der den Sponheimer Hof, ist noch nicht im Zusammenhang gearbeitet worden. Kurzum es gäbe noch sehr viel zu tun! Ich kann auch hier nur noch einmal betone n, ich selbst habe jedenfalls noch eine Menge Fragen an die Planiger Geschichte. Sollte jemand das Wagnis auf sich nehmen wollen, empfehle ich für künftige Erforscher der Planiger Geschichte, nicht nur als nützlich, sondern als dringend erforderlich neben gutem Willen und Idealismus, auch über gute Kenntnisse der allgemeinen Landesgeschichte solche der mittelalterlichen und neuzeitlichen Rechts- und Sozialgeschichte miteingeschlossen, zu verfügen. Zur Analyse der Quellen gehören aber auch gute Lateinkenntnisse, nicht nur des klassischen Latein, wie man es im Gymnasium lernt, sondern darüber hinaus Verständnis des mittelalterlichen Urkundenlateins und die Kenntnis der älteren deutschen Rechtssprache des 13.,14., 15 . und 16. Jahrhunderts. Nicht zu vergessen ist auch die Fähigkeit, alte Handschriften im wahrsten Sinne des Wortes lesen zu können, vor allem die seit dem 15. Jahrhundert gebrauchten Schriftarten. Der allgemeine historisch-wissenschaftliche Wert der Geschichte eines Dorfes liegt in seiner Funktion als Mosaikstein. Sowie man bei der Erforschung einer Ortsgeschichte de n größeren Geographisch historischen Rahmen nicht vergessen darf, weil sonst eine einseitige, enge Betrachtung entsteht, so sind wissenschaftlich fundierte Darstellungen der Geschichte einzelner Dörfer als Bausteine zur Zusammenschau eines größeren Zusammenhanges unendlich wichtig. Alois Gerlich schreibt in seinem Aufsatz „ Historische Strukturelemente und Strukturwandlungen des Nahemündungsgebietes im frühen und hohen Mittelalter", in dem er die Urkunde, die Kaiser Otto II. auf dem Reichstag in Verona 983 für Erzbischof Willigis von Mainz ausgestellt hat, in Verbindung mi t zwei anderen Quellen neu deutet in bezug auf das ganze Mittelrheingebiet: „Eine Darstellung dieser verwickelten Abläufe, ... erfordert ein gesondertes Eingehen auf beinahe jede Ortschaft dieses an Geschichte und Schicksalen so reichen Gebietes."46) Anmerkungen: I) Mainzer Urkundenbuch Bd. 1 (bearbeitet van Manfred Stimming) Darmstadt 1972 Nr.383, S.285 2) So hat vor allem das Reichskloster Lorsch in der Nähe von Darmstadt, das auch vom karolingischen Königshaus reich begabt wurde, ein sehr sorgfältiges Besitzbuch geführt und dabei die frühen Schenkungen sorgfältig regis triert. 3) Schnellenkamp S.78 41 Schnellenkamp S.80 5) Schnellenkamp S.81 6) Zu Boppard - das mir zu einer zweiten Heimat geworden ist, sei mir an dieser Stelle anzumerken erlaubt, daß nirgendwo in Europa die Festungsbauweise dieser Zeit noch heute an mehreren Türmen und zahlreichen Mauerzügen so gut zu besichtigen ist. 7) Keßler S l 8) Eugen Ewig, Die Merowinger und das Frankenreich. Stuttgart 1988, S. 21 ff. 9) Keßler S l 2 l 0) Gerlich,Alois: Historische Strukturelemente( J S. 54 (Vgl. Literaturverzeichnis.) 1 1) Mainzer Urkundenbuch Bd. 1 Nr.226, S. l 38 f. Vgl. auch Manumenta Germaniae Diplomata 011. Nr.306, dort weitere Literatur. 12) CWill: Die Verteidigung der Stadt Bingen in Kriegszeiten . In: Ouartalblätter des historischen Vereins für Hessen Jg. 1880, S.30-35, Textabdruck S.31 ff . 13) Mainzer Urkundenbuch Bd. 1 Nr.437, S.344f. Vgl. dort weitere Literatur. Auch diese Urkunde ist nicht im Original erhalten, sondern nur in einem Kopialbuch des Mainzer Erzstiftes. 14) Kaufmann, Henning: Rheinhessische Ortsnamen München 1976, Planig S. 178 15) Die Mark ist eine Gewichtseinheit, die seit dem 11 .Jahrhundert das Pfund als Edelmetall- und Münzgewicht verdrängte. Das Verhältnis zum Pfund war ursprünglich l2. Es entwickelten sich im Gewicht regional sehr stark differierende Münzgewichte heraus. Im Westen Deutschlands wurde die Kölner Mark mit 233,85 g führend und dürfte auch hier zugrunde liegen. Der Denar = Pfennig, ei ne Silbermünze, ist die führende Münze im Millelalter, die regional sehr unterschiedlich in Größe und Gewicht ausgeprägt wu rde. Deshalb hat man in Edelmetall geprägte Münze n ganz einfachgewogen, um auf diesem Wege wenigstens eine Verrechnungseinheit zu haben. Auch hier ist der Kölner Pfennig führend, weil daraus konstant 160 auf eine Mark Silber geschlagen wurden, wöhrend man woanders schon über 200 g eschlagen hat. 16) Sie saßen auf Burg Rondeck im Alsenztal saßen und wohl aus der gleichen gesellschaftlichen Schicht kommen wie die Riller von Planig . 17) Ei n Weistum ist eine Aussage über geltendes Gewohnheitsrecht. Di e Ursprünge solcher Weistümer gehen oft bis ins hohe Millelalter zurück, sind also in der Regel schon mehrere hundert Jahre alt und wurden dann aus dem Gedächtnis von den ältesten rechtskundigen Männern des Dorfes vorgetragen. Sie schaffen kein Recht, sondern sie „weisen", zeigen es auf, wie es zwischen Grund herr bzw. Gerichtsherr und Bauern seit langem besteht . Darin werden u.a . bestimmte Verpflichtungen der Bauern wie Abgaben, Verpflegung des Gerichtsherrn bei dessen Anwesenheit samt seinem Gefolge und der Gespanne, aber auch Abgaben im Erbfalle festgelegt. Bei mehreren Grundherrn werden die an teiligen Pflichten sowohl der Bauern als auch der Grundherrn untereinander aufgezeigt. 18) Jacob Grimm, Weistümer, Bd.I , 1840, S. 8 10-8 12 . Neudruck Darmstadt 1957 19) "hunre und haber" = Hühn er und Futterhafer sind typische Abgaben an den Vogt als d e n Gerichtsherrn. 20) Beim Tode ein es Hörigen durfte der Grundherr das beste Stück aus dem Erbe des Betreffenden für sich fordern, meist war es das beste Stück Vieh oder das beste Gewand. Daher die Bezeichnung Besthaupt, in im einzelnen festgelegten Fällen auch als „Sterbeochse", „Todgans" oder „Bestgewand", „ Bestkleid" oder „Gewandfall" bezeichnet. 2 1) Wörner, Ernst in : Archiv für Hessische Geschichte Bd. 14 , S.6 38 22) Sendgericht ist ursprünglich eine Art Visitation der Bischöfe , das über Zucht und Sille in den Bistümern wachte, spöter wurde es von den Bischöfen an ihre Dompröpsle und an die Archidiakone , die für mehrere Dekanate zuständig waren, delegiert. Der Sendherr und sein Gefolge mußten verpflegt werden, im späten Millelalter wurden dann auch Abgaben fällig. Wie beim weltlichen Gericht wurden die Verpflichtungen jeweils in einem Send -Weistum mündlich ausgewiesen und auch schriftlich festgehalten, wie es bei gewohnheitsrechtlichen Bestimmungen üblich war. 2 3) Wörner ebenda Bd. 14, S. 64 l f. 2 4) Jacob Grimm, Weistümer, Bd. I V, 1863, S. 6 10-614 . Neudruck Darmstadt 1957 25) Abschrift bei Wörner ebenda Bd.1 4, S. 645-653 26) Wörner ebenda Bd . 14, S.654 Anm. l 27) Wörner ebenda Bd . 15, S.373 28) Zitiert von Wörner aus Akten, sich im Staatsarchiv Darmstadt befinden. In: Archiv für Hessische Geschichte Bd.15, S 1 14 f. (Vgl. Literaturverzeichnis!) 29) Wörner, Ernst ebenda Bd. 15, S.368 30) Evangelische Pfarrchronik (Manuskript) S.3 31) Wörner, Ernst ebenda Bd. 15, S.371 32) Wörner, Ernst ebenda Bd. 15, S.369 33 ) Wörner, Ernst ebenda Bd. 15, 1 16 ff . 34 ) Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 1972, S.662 35) Wörner, Ernst ebenda Bd . 15, S. 11 9 36) Wörner, Ernst ebenda Bd. 15, S. 120 37) Wörner, Ernst ebenda Bd. 15, S. 370 38) Wörner, Ernst ebenda Bd.1 5, S.372-275 39) Braig, Engelbert: Begrüßung und Huldigung. (Vgl. Literaturverzeichnis.) 40) Wörner, Ernst ebenda Bd . 15, S.363 41) Wörner, Ernst ebenda Bd.15, S.364-369 42) Wörner, Ernst ebenda Bd. 15, S. 369 43) Evangelische Pfarrchronik (Manuskript) S.5 44) Evangelische Pfarrchronik (Manuskript) S.7 f. 45) Evangelische Pfarrchronik (Manuskript) S.9 46) Gerlich, Alois Historische Struktur elemente S. 59 (Vg l. Literaturverzeichnis) Gerlich, Alois: Historische Strukturelemente und Strukturwandlungen des Nahemündungsgebietes im frühen und im hohen Mittelalter . ln: 1000 Jahre Bingerland zum 14. Juni 983, S.44 - 64 ( S. 59 ff. Anm.Apparat).Bingen 1953 Kaufmann, Henning: Rheinhessische Ortsnamen München 1976, Planig S.177· 18 l Keßle r, P.T.: /\l\erowingisches Fürstengrab von Planig in Rheinhessen . Mainzer Zeitschrift Jg. 35,1940[5.l-121 Engelbert Braig Verfassender Chronik Zur Person des Verfassers unseres geschichtlichen Beitrages Engelbert Braig wurde am 19. Februar 1934 in Planig geboren, besuchte hier die Volksschule von 1940 bis1948, danach die Privatschule des damaligen Bischöflichen Konviktes in Mainz, seit1951 das Stefan-George-Gymnasium in Bingen, wo er 1954 die Reifeprüfung ablegte. Von 1954 bis 1959 studierte er an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz Germanistik, Engelbert Braig Geschichte und Philosophie. Seit 1975 ist er als Oberstudienrat am Staatlichen Kant-Gymnasium in Boppard als Fachlehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde tätig . Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Johann Merkelbach - Lehrer in Planig von 1920 bis 1962 Verdienste von Herrn Lehrer Merkelbach in gewiesen. Um wieviel mehr ist gerade bei solchen Jubiläen Anlass eines Mannes zu gedenken, der für die Planiger Vorgeschichte durch sein stets waches Interesse, seine unermüdlichen Beobachtungen so viel getan hat. Unser Wissen um diese Zeit, von der ich oben nur einen ganz schwachen Eindruck vermitteln konnte, wäre sicher Johann Merkelbach wesentlich ärmer, wenn er nicht dafür gesorgt hätte, daß Funde rechtzeitig sichergestellt wurden, so daß die Ergebnisse in den verschiedenen Museen wissenschaftlich ausgewertet werden konnten. In der Zusammenfassung von Schnellenkamp (vgl. Literaturverzeichnis), der einzigen , die es über die Planiger Vorgeschichte gibt, taucht sein Name häufig auf, und es sind immer wieder Fundstücke von großem Erkenntniswert, die wir nur seiner Aufmerksamkeit verdanken Das alles ist Grund genug, ihn bei diesem Anlass nicht zu vergessen.
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