Genossenschaftsblatt 1/2015

GB
Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen
Marktwirtschaft: Genossenschaftliche Unternehmensethik. Seite 18
Offenes Ohr für VR-Banken: Parlamentarier in Brüssel. Seite 19
Mitgliedertreffen: RWGV-Verbandstag 2015. Seite 22
UNESCO-Kulturerbe
Deutschland votiert für die Genossenschaftsidee
1 | 2015
Volksbanken, Raiffeisenbanken, Spar- und
Darlehnskassen in Rheinland und Westfalen
Thema: Wirtschaft vor Ort
Der Journalistenpreis würdigt herausragende journalistische Beiträge in Bild, Wort und
Ton, die das Thema in seiner regionalen Bedeutung der Öffentlichkeit näherbringen und
zwischen dem 15. November 2014 und dem 1. November 2015 publiziert wurden.
Informationen und Anmeldeunterlagen unter:
www.vr-journalistenpreis.de
Einsendeschluss: 16. November 2015
Die Beiträge bitte senden an:
Rheinisch-Westfälischer
Genossenschaftsverband e. V.
Presseabteilung
Peter-Müller-Straße 26
40468 Düsseldorf
Telefon: 0251 7186 - 1022
Email: [email protected]
druckmedien + hörfunk + web + fotografie + film
Journalistenpreis
2015
Der Preis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert.
Unsere Pressebüros unterstützen Sie gerne.
Pressebüro Rhein-Ruhr:
Ralf Bröker
Telefon: 0251 7186-1063
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In der Fachjury:
Helmut Dahlmann (Landesvorsitzender a. D. des Deutschen Journalisten-Verbandes NRW), Harald Heuer (Leiter der Abteilung „Zeus & Bildungsprojekte“ der Funke Mediengruppe),
Wolfgang Jüngst (WISO-Redakteur, Zweites Deutsches Fernsehen), Wolfgang Kleideiter (stellvertretender Chefredakteur, Zeitungsgruppe Münsterland, Westfälische Nachrichten & Partner),
Yasmin Osman (Redakteurin des Handelsblatts, Frankfurt), Jens Reddeker (Redakteur, Neue Westfälische/nw-news.de), Anselm Richard (Chefredakteur, Landwirtschaftliches Wochenblatt),
Claudia Schall (Chefredakteurin, Radio Köln), Dr. Julian Stech (Preisträger 2004 und Leiter der Wirtschaftsredaktion des General-Anzeigers, Bonn), Ulli Tückmantel (Preisträger 2007 und
Chefredakteur der Westdeutschen Zeitung)
Editorial
Genossenschaftsidee als Kulturerbe – na und?
Liebe Leserin, lieber Leser, am 12. Dezember 2014
ließen Doc Schulze-Delitzsch und Raiffeisen auf
ihrer Facebook-Seite „Genossenschaften sind Regionalhelden“ die Sektkorken knallen. Anlass: Die
Kultusministerkonferenz hatte entschieden, die Genossenschaftsidee in das bundesweite Verzeichnis
des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. Aber
mehr noch: Deutschland wird sich mit dieser Idee
unserer Gründerväter erstmals bei der UNESCO um
einen Eintrag in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ bewerben.
Na und?, möchte man sagen. Haben wir in den
Genossenschaften keine größeren Sorgen? Niedrigzinsphase, Aufwand durch Regulatorik, falsches Image der
Landwirtschaft, Klientelpolitik bei den erneuerbaren Energien,
Änderung des Genossenschaftsgesetzes …
Dass diese Entscheidung der Kultusministerkonferenz mehr als nur
ein Schulterzucken verdient, beweist ein Blick auf die Homepage
der deutschen UNESCO-Kommission: „Formen immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist,
vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation
zu Generation weitergegeben und fortwährend neu gestaltet.“
Und Deutschland ist überzeugt, dass Genossenschaften dieses
Prädikat verdienen. Und wir auch! Weil die Genossenschaftsbanken auch 2014 wieder deutlich mehr Kredite an Firmenkunden vergeben haben als der Bankendurchschnitt, weil die landwirtschaftlichen und gewerblichen Genossenschaften sich weiterhin erfolgreich am Markt behaupten, weil immer mehr neue Genossenschaften gegründet werden, weil eine wachsende Anzahl Menschen
gemeinsam in Genossenschaften wirtschaften will, weil Unternehmen die Vorteile der Kooperation in Genossenschaften nutzen …
Die Redaktion des Genossenschaftsblatts wünscht Ihnen eine
spannende Lektüre.
Asmus Schütt
Inhalt
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Das Thema:
Immaterielles Kulturerbe
Hintergrund und Analyse
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GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
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Banken
Wie erfolgreich ist unser Marketing?
Erfahrungsbericht der Volksbank
Bigge-Lenne
Ausufernde Meldepflichten:
Interview mit Siegfried Mehring
Neujahrstreffen westdeutscher
genossenschaftlicher Bankleiter
Firmenkundengeschäft:
Ungenutztes Potenzial
Unternehmensumfrage:
HSK-Unternehmen bleiben am Ball
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Soennecken:
Wochen des Schreibens
Aktion „Deutschland schmeckt.“
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Namen und Nachrichten
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Impressum
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Zu guter Letzt
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Landwirtschaft
RWGV intern
Intensiver Austausch: RWGV und
Mitgliedsbanken
Bausparfuchs feiert Geburtstag
Aktive Bürgerschaft ist jetzt
eine Stiftung
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Gewerbe
Aus dem Verbund
Wie alles begann...
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Die Anfänge des modernen Genossenschaftswesens in Deutschland
Die Genossenschaftsidee in globaler 8
Gesellschaft
Das deutsche Verzeichnis des
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immateriellen Kulturerbes
Der Unterschied zwischen
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immateriellem Kulturerbe und
Weltkulturerbe
Einheitliche Prüfung und Überwachung
Der dezentrale Aufsichtsansatz für
Genossenschaftsbanken
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Abschaffung der Milchquote:
Interview mit Benedikt Langemeyer
AGRAR Unternehmertage 2015
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Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
Genossenschaftsidee als globales Kulturerbe?
Foto: Torsten Silz
Ministerin Sylvia Löhrmann und die Kultusministerkonferenz nominieren die Genossenschaftsidee
für das immaterielle Kulturerbe der UNESCO
Stimmte der Nominierung der Genossenschaftsidee für das immaterielle Kulturerbe als damalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz zu: Sylvia Löhrmann, stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin und Ministerin für Schule und Weiterbildung
Frau Löhrmann, die Kultusministerkonferenz hat im Dezember
2014 mit Ihnen als damaliger Präsidentin die Genossenschaftsidee
für das internationale immaterielle Kulturerbe der Menschheit
nominiert. Warum?
Löhrmann: Ein mit renommierten Expertinnen und Experten
besetztes unabhängiges Komitee bei der deutschen UNESCOKommission hat unter den vielen Vorschlägen ausgewählt und
uns die Genossenschaftsidee empfohlen. Ich freue mich, dass
wir die Genossenschaftsidee für die „Repräsentative Liste des
immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO“ nominiert haben. Es ist eine Kulturform, durch die bürgerschaftliches Engagement im sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen
Bereich zum Ausdruck kommt, jenseits von privaten und staatlichen Wirtschaftsformen.
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Wie hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass sich die Genossenschaftsidee 2016 bei der UNESCO durchsetzen wird?
Löhrmann: Ich gehe davon aus, dass der Vorschlag ein interessanter, innovativer Impuls im Rahmen der internationalen Umsetzung der UNESCO-Konvention ist. Bislang ist eine solche Form
der gesellschaftlichen Selbstorganisation auf den UNESCOListen nicht vertreten. Zudem besteht eine international gute
Anschlussfähigkeit aufgrund der nahezu weltweiten Verbreitung
der Genossenschaftsidee. Immerhin gibt es weltweit 800 Millionen Genossenschaftsmitglieder in über 100 Staaten.
Welche Bedeutung hätte es für Deutschland, wenn die Genossenschaftsidee dem internationalen immateriellen Kulturerbe
zugeordnet würde?
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
>
Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
> Löhrmann: Die Aufnahme der Genossenschaftsidee als ersten
Beitrag Deutschlands in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ wäre eine Auszeichnung und
Anerkennung einer spezifischen Besonderheit deutscher Gesellschaftskultur. Die weltweit ersten Genossenschaften wurden
vor rund 150 Jahren in Deutschland gegründet. Hierzulande
haben sie heute mehr als 21 Millionen Mitglieder. Die Genossenschaftsidee hat sich als sehr dynamisch
und einflussreich erwiesen und hat weniger privilegierten Bevölkerungsschichten neue Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe eröffnet.
Wohnungsmarkt. Übrigens ist es besonders schön zu sehen, dass
die Genossenschaftsidee sich um ihren Nachwuchs keine Sorgen
machen muss: Als Schulministerin bin ich Schirmherrin des Projektes der Schülergenossenschaften NRW. Alle zwei Jahre werden
auf der Schülergenossenschaftsmesse „GenoGenial“ die besten
drei Schülergenossenschaften des Landes ausgezeichnet. Das Konzept der Schülergenossenschaften fußt auf dem festen rechtlichen
Löhrmann: Deutschland ist der Konvention erst im Juli 2013 beigetreten. Vor
diesem Beitritt wurde in intensiven Beratungen ein mehrstufiges Verfahren entwickelt, um eine möglichst breite Teilnahme
der Zivilgesellschaft zu erreichen. Noch
2013 fiel der bundesweite Startschuss
des ersten Bewerbungsverfahrens. Dieser
erste Durchgang ist nun erfolgreich zu
Ende gegangen.
Foto: Marco Stepniak
Neben dem Titel „Weltkulturerbe“, den in
Deutschland 39 Kultur- und Naturstätten
tragen, hat die UNESCO bereits 2006 das
immaterielle Kulturerbe eingeführt. Warum reicht Deutschland erst jetzt seinen
Vorschlag dafür ein?
Als NRW-Schulministerin war Sylvia Löhrmann zu Gast auf der Schülergenossenschaftsmesse
„GenoGenial“. Zusammen mit dem RWGV-Vorstandsvorsitzenden Ralf W. Barkey traf sie die Schülergenossenschaft „Lumland-Candle“.
Und eine letzte Frage: Wann und wie sind Sie persönlich das
erste Mal mit Genossenschaften in Berührung gekommen?
Löhrmann: Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, da gab es den
guten alten Konsum, in dem wir eingekauft haben. In Solingen,
wo ich jetzt lebe, sichern Baugenossenschaften einen sozialen
Rahmen der Genossenschaft aus dem realen Wirtschaftsleben.
Das macht es sehr wirklichkeitsnah, denn die Jugendlichen gründen und führen eine real existierende Firma nach genossenschaftlichen Prinzipien. Dadurch erfahren sie ganz konkret, was es
heißt, eigenverantwortlich zu wirtschaften, dabei aber zugleich
nachhaltig zu denken und solidarisch zu handeln.
Julia Böing/Sabine Bömmer
Die UNESCO zur Genossenschaftsidee (in Auszügen):
Die Genossenschaftsidee ist ein allen Interessenten offenstehendes, überkonfessionelles Modell der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung auf Grundlage von
Kooperationen. Aufbauend auf ethischen Werten wie Solidarität, Ehrlichkeit und Verantwortung konstruierten die „Väter“
der Genossenschaftsidee, Hermann Schulze-Delitzsch und
Friedrich Wilhelm Raiffeisen, den grundlegenden rechtlichen
Rahmen für die Genossenschaftsidee: eine Vereinigung mit
nicht geschlossener Mitgliederzahl und gemeinschaftlichem
Geschäftsbetrieb, die individuelles Engagement und Selbstbewusstsein stärkt und soziale, kulturelle und ökonomische
Partizipation ermöglicht. Die Genossenschaftsidee wurde
schnell von weiteren Akteuren aufgegriffen, erfasste bald große
gesellschaftliche Kreise und fand ihre Anwendung in verschiedensten Lebensbereichen wie Arbeit, Finanzen, Ernährung
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
oder Wohnen. In der Satzung einer Genossenschaft wird der
jeweilige Förderzweck festgeschrieben, der sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Interessen dienen kann. Mitglieder
werden durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen zu
Miteigentümern. Ihre, von der Zahl der erworbenen Anteile
unabhängige Stimme sichert ihnen Mitbestimmung und die
Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung zu. Auch unter widrigen Bedingungen, wie zur Zeit des Nationalsozialismus und
während der deutschen Teilung, hat sich die Idee gehalten und
wurde weiterverfolgt. Die Genossenschaft greift grundlegende
Prinzipien des kulturellen Selbstverständnisses menschlicher
Gemeinschaft auf und überträgt sie in die ökonomische Praxis.
Die Genossenschaftsidee trägt zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen bei und wird durch kreative Veränderungen immer wieder an moderne Gegebenheiten angepasst.
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Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
Wie alles begann …
Foto: RWGV
Die Anfänge des modernen Genossenschaftswesens in Deutschland
Die Handschrift von Hermann Schulze-Delitzsch, der das Genossenschaftsgesetz initiierte.
Was einer allein nicht schafft, das erreichen viele zusammen –
dieses Kooperationsprinzip kannte man schon bei Handwerkern
im alten Ägypten, der Begräbnissicherung im antiken Griechenland oder in der babylonischen Landwirtschaft. Über germanische Sippenverbände sowie Zünfte und Gilden lässt es sich bis
in das Mittelalter verfolgen. Die verschiedenen Formen der modernen Genossenschaften entstanden jedoch erst im 19. Jahrhundert als Reaktion auf die großen Umwälzungen in Wirtschaft
und Gesellschaft: Auf dem Land hatten die Agrarreformen zur
Bauernbefreiung geführt. Doch wegen hoher Entschädigungsleistungen an die früheren Gutsherren – teils in Geldform, teils
durch Landabtretung – gerieten viele Bauern schnell in finanzielle Bedrängnis. Hinzu kamen die Auswirkungen der industriellen
Revolution, die gekennzeichnet war durch gravierende Veränderungen bei den Produktionstechniken (Dampfmaschine), der
betrieblichen Organisation (Fabriken) sowie dem Verkehrs- und
Kommunikationswesen (Eisenbahn, Telegrafie). Gegenüber der
maschinellen Massenproduktion verlor die in vielen ländlichen
6
Regionen verbreitete Heimarbeit, auf die gerade Kleinbauern als Ergänzung zur saisonalen Landarbeit angewiesen
waren, rasch ihre Konkurrenzfähigkeit. Und auch die kleinen
Handwerker und Gewerbetreibenden in den Städten blieben
davon nicht verschont, wurde
die Versorgung der Menschen
doch zunehmend durch teilweise weit entfernte Fabriken
übernommen. Im Zuge des
Bevölkerungswachstums und
der zunehmenden Land-StadtMigration drängten zudem
immer mehr Arbeitssuchende
in Berufe, die leicht und ohne
großen Kapitalbedarf auszuüben waren und die nach dem
Wegfall der Zünfte keinen Zugangsbeschränkungen mehr
unterlagen. Schnell entstand
beispielsweise bei Schuhmachern, Tischlern oder Schneidern ein Überangebot, das auf
die Preise drückte und zusammen mit der industriellen Massenfertigung zum Niedergang
traditioneller handwerklicher
Strukturen beitrug.
Insgesamt führten diese Umwälzungen auf dem Land und in
den anwachsenden Städten vor allem bei den unteren Bevölkerungsschichten zu einer zunehmenden Verelendung. Die Folgen waren unter anderem prekäre Arbeitsbedingungen, eine
schlechte Versorgung, Elendsalkoholismus sowie eine mangelhafte Wohnsituation. Zur Lösung dieser sozialen Missstände
trugen eine Reihe neuer Bewegungen bei. Dazu zählten neben der Gründung von Parteien und Gewerkschaften auch die
Bildung von Genossenschaften.
Die meisten Formen der modernen Selbsthilfeorganisationen
entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem in
England und Frankreich. Die dortigen Ideen – wie etwa der 1844
gegründete Konsumverein der „Redlichen Pioniere von Rochdale“ – wurden auch in Deutschland verfolgt, übernommen und
weiterentwickelt. Als Gründungsväter erwiesen sich dabei
vor allem Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm
Raiffeisen. Sie entwickelten Mitte des 19. Jahrhunderts unab-
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
>
Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
> hängig voneinander verschiedene Konzepte der gemeinschaftlichen Selbsthilfe, um die Situation der kleinen Gewerbetreibenden und der Landwirte zu verbessern. Mit deren Nöten und
Problemen waren beide Gründerväter bestens vertraut: SchulzeDelitzsch unter anderem aus seiner Tätigkeit für eine Handwerkerkom-mission der Preußischen Nationalversammlung und Raiffeisen aus seiner täglichen Arbeit als Bürgermeister in mehreren
ländlichen Gemeinden im Westerwald. Und da beide ihre Ideen
auch unter eigener Mitwirkung in die Tat umsetzten, erkannten
sie schnell, was Sinn machte und wo noch Verbesserungsbedarf
bestand. Ihre so gewonnenen Erfahrungen publizierten sie in
zahlreichen Artikeln und Büchern, was wesentlich zur weiteren Verbreitung ihrer Ideen beitrug. Als besonders erfolgreich
erwiesen sich dabei die von ihnen initiierten Vorschussvereine
und ländlichen Spar- und Darlehnskassen – die Vorläufer der
heutigen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Schulze-Delitzsch
kommt zudem der Verdienst zu, der jungen Genossenschaftsbewegung mit dem von ihm initiierten und 1867 erstmals im Preußischen Landtag beschlossenen Genossenschaftsgesetz eine
rechtliche Grundlage verschafft zu haben.
Foto: Julia Böing
Bei aller Bedeutung, die Schulze-Delitzsch und Raiffeisen für
das deutsche Genossenschaftswesen haben, sollte nicht vergessen werden, dass ihre Konzepte auch auf den Werken anderer
Vordenker fußten – die zum Teil in engem Austausch mit englischen und französischen Sozialreformern und Genossenschaftspionieren standen. So schlug beispielsweise der Sozialist Ludwig
Gall bereits 1825 die Umbildung von Dörfern in genossenschaftliche Zusammenschlüsse mit gemeinschaftlichen Backöfen und
Waschhäusern vor. 1844 forderte der Berliner Professor Wilhelm Adolf Schmidt in seiner Abhandlung über „Die Zukunft der
arbeitenden Klasse“ ein landesweites Netz von Assoziationen,
durch welches sich die breiten Massen aus ihrer Verelendung
emporarbeiten sollten. Ein Jahr später löste der Berliner Gene-
In diesem Haus arbeitete und wohnte Friedrich Wilhelm Raiffeisen in seiner
Amtszeit als Flammersfelder Bürgermeister. Heute ist es ein Museum und
kann besichtigt werden.
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
ralstaatskassenbuchhalter Gottlieb Samuel Liedke mit seiner
Schrift „Hebung der Not der arbeitenden Klassen durch Selbsthilfe“ eine Gründungswelle von konsumgenossenschaftlichen
Zwecksparvereinen aus. 1848 schilderte Victor Aimé Huber in
seinem Werk „Die Selbsthülfe der arbeitenden Klassen durch
Wirtschaftsvereine und innere Ansiedlung“ seine auf Reisen nach England gewonnenen Erfahrungen über Bau- und
Konsumvereine. Bereits 1846 hatte er zudem unter dem Titel
„Innere Colonisation“ ein Konzept für Wohnungsgenossenschaften propagiert.
Marvin Brendel
Marvin Brendel
Autor Marvin Brendel betreibt
als Wirtschaftshistoriker das GeschichtsKombinat, eine Agentur
für Unternehmensgeschichte und
historische Kommunikation in
Storkow. Ein Schwerpunkt seiner
Arbeit ist die Geschichte der deutschen (Kredit-)Genossenschaften.
Kontakt:
[email protected]
Lesetipps
Helmut Faust: „Geschichte der Genossenschaftsbewegung.
Ursprung und Aufbruch der Genossenschaftsbewegung
in England, Frankreich und Deutschland sowie ihre weitere Entwicklung im deutschen Sprachraum“. Zuletzt in
3. Auflage 1977 erschienen, fehlen im Buch zwar Angaben
zur Entwicklung seit 1980 sowie in der DDR. Und auch die
Zeit des Nationalsozialismus ist eher vorsichtig dargestellt.
Doch sein Informationsumfang und die Detailtiefe machen das Buch bis heute zum Standardwerk der Genossenschaftsgeschichte.
Einen umfassenden Einstieg in die Entwicklung des deutschen Genossenschaftswesens bietet auch das Webprojekt
genossenschaftsgeschichte.info. Es nimmt interessierte
Leser mit auf eine Zeitreise von den Anfängen des Kooperationsprinzips über die Gründung der ersten modernen Genossenschaften zur Mitte des 19. Jahrhunderts und
ihren rasanten Aufschwung bis hin zu den Einschnitten
während des Nationalsozialismus und der weiteren Entwicklung nach 1945 bis heute. Ergänzt wird das Angebot
durch Porträts verschiedener Genossenschaftspioniere
und eine Zeitleiste.
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Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
In weltweiter Gesellschaft
Bislang stehen 314 immaterielle Kulturgüter auf der weltweiten Liste der UNESCO
te Beitrag aus Deutschland. Bislang umfasst die Liste Bräuche,
Traditionen und Lebensarten wie auch Sprachen, Musikstile und literarische Ausdrucksformen aus 101 Ländern.
Dazu gehören (im Uhrzeigersinn) die Falknerei (Naher Osten,
Zentralasien), die Volksweisen des Jemen, die Tibetische Oper, das
französische Gastmahl und das Maskenfest von Markala in Mali.
Die Falknerei im Nahen Osten und in Zentralasien
Die Volksweisen des Jemen
Fotos: UNESCO
Nur noch einen Schritt ist die Genossenschaftsidee davon
entfernt, von der UNESCO als Kulturgut in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ aufgenommen zu werden. Damit wären die Gedanken und Ideale
der beiden genossenschaftlichen Gründerväter Friedrich
Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch der ers-
Die Tibetische Oper
Das Maskenfest von Markala in Mali
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Das französische Gastmahl
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
27 Einträge im deutschen Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes
Zum bundesweiten Verzeichnis gehören: Deutsche Chormusik, Sächsische Knabenchöre, Liedgut der Arbeiterbewegung,
Deutsche Theater- und Orchesterlandschaft, Rhythmus- und
Ausdruckstanz, Niederdeutsches Theater, Passionsspiele Oberammergau, Peter-und-Paul-Fest Bretten, Malchower Volksfest,
Foto: J. Rieger
Neben der weltweiten Liste des immateriellen Kulturerbes gibt
es auch das 2014 neu angelegte deutsche Verzeichnis immaterieller Kulturgüter. Zusammen mit der von Raiffeisen und
Schulze-Delitzsch aus der Taufe gehobenen Genossenschaftsidee
umfasst die nationale Liste momentan 27 Kulturformen, die
„gelebt, erhalten, fortgeführt und weiterentwickelt“ werden
sollen und, so die damalige Kulturministerkonferenz-Vorsitzende Sylvia Löhrmann, „ein Spiegelbild der kulturellen
Vielfalt in Deutschland“ seien. Derzeit laufen 22 weitere Verfahren zur Aufnahme in die deutsche Kulturerbe-Liste, über die
in den kommenden Wochen entschieden werden soll.
Der rheinische Karneval steht auf der deutschen Liste des immateriellen
Kulturerbes.
Foto: Bäckerinnung HH
Schwäbisch-Alemannische Fastnacht, Rheinischer Karneval,
Falknerei, Bräuche der Lausitzer Sorben, Lindenkirchweih
Limmersdorf, Biikebrennen, Rattenfängerlegende Hameln, Salzwirker Brüderschaft, Genossenschaftsidee, Harzer Finkenmanöver, Deutsche Brotkultur, Flößerei, Morsetelegrafie, Orgelbau,
Köhlerhandwerk, Vogtländer Musikinstrumentenbau, Reetdachdeckerei und Handwerksgesellenwanderschaft (Walz).
Auch die deutsche Brotkultur wurde in das nationale Kulturerbe-Verzeichnis
aufgenommen.
Nordrhein-Westfalen hat als zweites Bundesland neben Bayern nun auch eine eigene Liste erhaltenswerter immaterieller
Kulturgüter ins Leben gerufen. Sie umfasst mit der Flussfischerei auf Rhein und Sieg, dem Rheinischen Karneval, dem historischen Schützenwesen und dem Osterräderlauf in Lügde zunächst vier Traditionen.
Anzeige
Bekanntmachung
Der Vorstand der Gemeinschaft Kölner Schausteller eG, Siegburger Straße 66, 50679 Köln, gibt bekannt, dass die Mitglieder Rudolf von der Gathen, Frankfurter Straße 380b, 51145 Köln, Manfred Ramus, Hugo-Junkers-Straße 35, 50739 Köln,
und Astrid Raadschelders, Frankfurter Straße 380d, 51145 Köln, Anfechtungsklage beim Landgericht Köln gegen die
Genossenschaft erhoben haben mit folgendem Antrag:
Die Beschlüsse der Generalversammlung der Genossenschaft vom 09.10.2014 zu TOP 5 (Bestätigung der Amtsenthebung
der Vorstandsmitglieder Rudolf von der Gathen und Manfred Ramus gem. § 30 e) Abs. 2 f) der Satzung) und TOP 6
(Beschlussfassung über die Verfolgung von Regressansprüchen gegen die Vorstandsmitglieder gem. § 30 g) der Satzung (a)
Rudolf von der Gathen (b) Manfred Ramus) werden für ungültig erklärt.
Termin zur mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht Köln ist noch nicht bestimmt.
Gemeinschaft Kölner Schausteller eG
- Der Vorstand -
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
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Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
„Wir sind ungemein stolz“
Sie haben mit ihren Gesellschaften die Bewerbung der Genossenschaftsidee zum immateriellen
Kulturerbe auf den Weg gebracht: Werner Böhnke, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen-Gesellschaft,
und Dietmar Berger, Vorstandsvorsitzender der Schulze-Delitzsch-Gesellschaft
ber 2014 mit der Entscheidung gerechnet
hatten. Wir hatten es gehofft. Aber wir
wussten auch, dass viele gute Vorschläge eingereicht wurden, die es sicher verdient haben, der UNESCO vorgeschlagen
zu werden.
Foto: WGZ BANK
Welche Bedeutung hat die Nominierung
für die rund 6.000 deutschen Genossenschaften?
Berger: Mit der Nominierung machen
der Bund und die Länder deutlich, welch
große Wertschätzung die Genossenschaftsidee in Deutschland genießt. Und
dass das genossenschaftliche Prinzip der
Hilfe zur Selbsthilfe für viele Bereiche
in der Daseinsvorsorge, bei der EnergieWerner Böhnke ist Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft.
wende oder auch im kulturellen und
sozialen Bereich, wenn man so will, als
wirtschaftliche Bürgerbeteiligung auch
für die nächsten Generationen wichtig
Herzlichen Glückwunsch zur internationalen Nominierung der ist und für das Gemeinwohl das Gemeinwohl in unserem Land.
Genossenschaftsidee zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO! Die rund 21,2 Millionen Mitglieder in Deutschland können
Die erste und bis jetzt einzige aus Deutschland! Wann und wo stolz sein, Mitgestalter der Genossenschaftsbewegung zu sein.
haben Sie davon erfahren, Herr Böhnke?
Böhnke: Dass unsere Bewerbung von insgesamt 83 Einreichungen als einzige deutsche Nominierung für die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der
UNESCO ausgewählt wurde, macht uns alle ungemein stolz. Hier
haben sich die gemeinsamen Anstrengungen der RaiffeisenGesellschaft und der Schulze-Delitzsch-Gesellschaft und die
ausgezeichnete Zusammenarbeit wirklich gelohnt. Die Nachricht hat mich unmittelbar vor der traditionellen Weihnachtssitzung des Beirats der WGZ BANK erreicht. Insofern konnte
die freudige Neuigkeit dann auch umgehend unseren Beiratsmitgliedern verkündet werden.
Deutschland reicht die Genossenschaftsidee als seine erste
Nominierung bei der UNESCO im März ein. Wie bereiten die
Raiffeisen-Gesellschaft und die Schulze-Delitzsch-Gesellschaft
dies mit vor?
Böhnke: Die UNESCO erwartet über die vorliegende Bewerbung
hinaus nun zusätzliche Texte und Materialien von uns, unter
anderem Videomaterial zur weitergehenden Erläuterung und
Veranschaulichung der Genossenschaftsidee. Hier sind wir im
engen Schulterschluss mit der Schulze-Delitzsch-Gesellschaft
unterwegs, um die erforderlichen umfangreichen Unterlagen zu
erarbeiten und fristgerecht zum 31. März 2015 einzureichen.
Herr Berger, wo hat Sie die gute Nachricht erreicht? Haben Sie
mit der internationalen Nominierung gerechnet, oder war die
Überraschung sehr groß?
Berger: Im Auto, als ich nach der Verwaltungsratssitzung der
Sächsischen Aufbaubank durch das weihnachtliche Dresden
fuhr. Ja, die Überraschung war groß, da wir erst am 15. Dezem-
10
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
>
Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
> 2016 entscheidet die UNESCO über die Aufnahme in die internationale Liste. Wie würden die Genossenschaften und ihre Idee
von einer Ernennung profitieren? Gibt es beispielsweise ein Logo
wie beim Weltkulturerbe?
Ein Logo gibt es. Derzeit darf es aber nur von den beiden Gesellschaften genutzt werden, da kommerzielle Interessen nicht
damit verbunden werden dürfen. Aber wenn zum Beispiel
Kreditgenossenschaften in ihren Mitgliederpublikationen
oder auf Homepages über die Aktivitäten der Gesellschaften
berichten wollen, dann dürfen sie das Logo mitverwenden.
Eine Anfrage bei uns wäre dabei genauso wünschenswert wie
eine Mitgliedschaft in unseren Gesellschaften. Denn auch eine
UNESCO-Bewerbung kostet Geld.
Kulturerbe gilt es zu schützen. Wie schützt man die Genossenschaftsidee? Oder andersherum gefragt: Wer oder was bedroht
die Genossenschaftsidee?
Foto: Schulze-Delitzsch-Gesellschaft
Berger: Zur ersten Frage: Zunächst, indem sie allein in diesem zweijährigen Prozess eine große Aufmerksamkeit erfahren
und dabei deutlich wird, wird, dass die Genossenschaftsidee
lebt, nicht veraltet oder gar ein Denkmal ist, und auch die Politik
darüber nachdenken muss, wie man den genossenschaftlichen
Gedanken in der Gesellschaft befördern kann.
Dietmar Berger ist Vorstandsvorsitzender der Schulze-Delitzsch-Gesellschaft.
Böhnke: Mit der Gründung der Raiffeisen-Gesellschaft 2012 und
der Bündelung der verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeiten
genossenschaftlicher Kulturpflege in der „Raiffeisen-Region“
haben wir einen wichtigen Schritt gemacht, um das Lebenswerk von Raiffeisen zu schützen und zu pflegen. Darüber hinaus
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GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
11
>
Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
Foto: Heinz-Günter Augst
dere der Jugend in unserem
Land näherzubringen. „Entdecke, was in dir steckt“ ist im
übertragenen Sinn jene Einladung von Raiffeisen, die Tür zu
einem selbstbestimmten Leben
zu öffnen.
In Weyerbusch neben dem „Backes“ steht das Raiffeisen-Denkmal. Hier
Raiffeisen-Gesellschaft gegründet (siehe auch Titelbild).
>
widmet sich unsere Gesellschaft der Erhaltung der RaiffeisenGedenkstätten in Hamm und Flammersfeld. Nun habe ich keinen Anlass anzunehmen, dass die Genossenschaftsidee ernsthaft bedroht ist, zumal die deutsche UNESCO-Kommission in
ihrer Begründung den Beitrag der Genossenschaftsidee zur
Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen sowie die
kreative Veränderung und Anpassung der Idee an moderne Gegebenheiten herausgestellt hat. Gleichwohl sind wir alle gefordert, die Ideen von Raiffeisen und ihre Bedeutung in der Gegenwart hervorzuheben. Ich halte es überdies für außerordentlich
wichtig, die zentralen Botschaften von Raiffeisen insbeson-
Die „Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft“
wurde 2012 in Weyerbusch gegründet. Laut Satzung widmet sich die Gesellschaft der „Pflege und Würdigung des
Lebenswerkes von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und seines
in Schriften und Reden überkommenen geistigen Erbes“,
der „Förderung des darauf beruhenden Genossenschaftsgedankens in Deutschland” sowie der Auseinandersetzung
mit dem Genossenschaftswesen. Dazu dienen wissenschaftliche Vortragsveranstaltungen, Konferenzen und Workshops
sowie regelmäßige Veröffentlichungen.
www.raiffeisen-gesellschaft.de
12
Berger: Weltweit ist die Genossenschaftsidee so erfolgreich,
dass sie nicht der Gefahr ausgesetzt ist, auszusterben. Im Mutterland des modernen Genossenschaftsgedankens
lauern
die Gefahren immer dort, wo
ausschließlich auf die Gewinnorientierung oder den Maximalprofit abgestellt wird. Wenn
täglich x-mal in den Medien
über die Börsenkurse sinniert
wird, darüber, wie sich die Gewinnerwartungen verändern,
wie sich der DAX entwickelt,
wurde 2012 die Friedrich-Wilhelmdann hat es die eG mit ihrem
Förderzweck und ihrem solidarischen Gedanken eben schwer.
Die Aufnahme des Genossenschaftsrechtes in die Studiengänge
bei Juristen und Betriebswirten wäre ein weiterer Punkt. Was
nicht gelehrt wird, kommt dann in der Praxis nicht vor. Und
Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern
müssen bei Existenzgründerberatungen gleichberechtigt auch
die eG anbieten. Außerdem darf die eG nicht nur in Sonntagsreden bejubelt werden, und wir selbst müssen stärker unsere
Werte leben. Das geht bei vielen Vorständen, besonders wenn
die Institute größer werden, los.
Julia Böing
1998 wurde der Förderverein Hermann Schulze-Delitzsch
und Gedenkstätte des deutschen Genossenschaftswesens
gegründet, seit 2012 lautet der Name „Deutsche HermannSchulze-Delitzsch-Gesellschaft“. Zweck des Vereins ist die
Pflege des geistigen Erbes von Schulze-Delitzsch, insbesondere seiner wissenschaftlichen und sozialpolitischen Leistungen. Dieses Erbe soll der Allgemeinheit zugänglich gemacht und seine Aktualität unterstrichen werden. Als wichtigste Aufgabe zur Erfüllung des Vereinszwecks betreibt
die Gesellschaft das Schulze-Delitzsch-Haus.
www.genossenschaftsmuseum.de
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
Auch für Scheuklappen-Träger sichtbar
Warum soll die Genossenschaftsidee weltweites Kulturerbe der UNESCO werden? Nachgefragt bei
Vorständen und Geschäftsführern der RWGV-Genossenschaften
„Mehr als 150 Jahre Erfolg und ein weltweiter Boom sprechen für sich: Die Genossenschaftsidee
stellt den Menschen in den Mittelpunkt, sie steht für Selbstbestimmung, Solidarität und Stabilität.
Als Genossenschaftsbank im Raiffeisenland, die unmittelbar auf beide Gründerväter – nämlich
Raiffeisen und Schulze-Delitzsch zurückgeht –, unterstützen wir die Nominierung für das immaterielle Kulturerbe natürlich ausdrücklich.“
Wilhelm Höser,
Vorstandssprecher Westerwald Bank
„Keine andere Rechtsform bietet ihren Eigentümern so viel Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. Leider werden diese erfolgreichen Prinzipien aktuell durch immer mehr Vorschriften
eingeschränkt. Auch innergenossenschaftlich sehe ich Gefahr für das bewährte Prinzip – etwa
durch Projekte, die konzernähnlich von allen VR-Banken – unabhängig von Größe und KostenNutzen-Verhältnis – umgesetzt werden sollen.“
Josef Köckerling,
Vorstand Volksbank Westenholz
„In unserer zunehmend anonymeren digitalisierten Welt sehe ich die Gefahr, dass im Wirtschaftsleben Anstand und Moral auf der Strecke bleiben. Das auf Nachhaltigkeit basierende genossenschaftliche Geschäftsmodell bietet hier einen Gegenentwurf. Es setzt auf den persönlichen Kontakt von Mensch zu Mensch und einen partnerschaftlichen Umgang zwischen Unternehmen und
Kunden. Diese Idee verdient es, weltweit geschützt zu werden.“
Thomas Blume,
Geschäftsführer der Lippstädter Raumausstatter-Genossenschaft Ditesse
„Wenn es die Genossenschaftsidee nicht schon gäbe – man müsste sie erfinden. Denn die Gedanken und Ideale von Raiffeisen und Schulze-Delitzsch sind aktuell wie eh und je. Sie bieten ungeheures Potenzial für effizientes und erfolgreiches Wirtschaften auch in heutiger Zeit. Insbesondere den Menschen in Entwicklungsländern eröffnen sich damit riesige Chancen. Die Anerkennung
der Idee als Kulturerbe wäre Werbung für ein ‚Made in Germany‘ im besten Sinne.“
Johannes Erkens,
Geschäftsführer Bezugs- und Absatzgenossenschaft Rees
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
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Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
„Die genossenschaftliche Idee und die damit verbundenen Werte sind ein einzigartiges System:
Respekt, Genossenschaftlichkeit als kollektive Stärke, Solidarität, Verantwortung als Erfolgsfaktor (eine Genossenschaft ist nur dann erfolgreich, wenn jeder Einzelne Erfolg hat) und Partnerschaftlichkeit als Vertrauensbasis. Das zentrale Wertesystem einer Genossenschaft war zu den
Anfangszeiten ein bedeutender Schnittpunkt im Leben eines Kollektivs, welches in einer wirtschaftlichen Krise durch Eigenmotivation, Mut und Einfallsreichtum ein neues System geschaffen
hat, um als Individuum im Kollektiv erfolgreicher zu wirtschaften.“
Horst Schreiber,
Vorstand Volksbank Trier
„In seiner mehr als 150-jährigen Geschichte hat das Genossenschaftswesen Krieg, Krisen und
Katastrophen überstanden. In der für unser Land sehr schwierigen Phase der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008 waren die Kreditgenossenschaften Stabilitätsfaktor und eine tragende
und verlässliche Säule des deutschen Finanzwesens. Dies verdanken wir den genossenschaftlichen Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Sie zu schützen und
zu erhalten muss das Ziel von Politik, Wirtschaft und Verwaltung sein. Die Genossenschaftsidee
lebt und tut den Menschen in unserem Land gut.“
Lambert Stoll,
Vorstand Volksbank Olpe-Wenden-Drolshagen
„In Zeiten der Globalisierung, die viele als kalt und unpersönlich empfinden, stehen wir als
Genossenschaft mit unseren regionalen Fachhändlern für Nähe, mit unseren mittelständischen
Werten für Solidität, mit unseren Entscheidungsstrukturen für Demokratie, mit unserem Auftrag,
für alle Mitglieder da zu sein, für Solidarität. Wir bewahren etwas sehr Schützenswertes. Deshalb wäre es richtig und konsequent, wenn die Genossenschaftsidee zum immateriellen Kulturgut erklärt werden würde.“
Dr. Benedikt Erdmann,
Sprecher des Vorstandes Soennecken
„Weil es allerhöchste Zeit ist, auch international ein klares Zeichen für richtiges Wirtschaften
zu setzen! Die Genossenschaftsbanken zeigen: Ein Miteinander von werteorientierter Gesellschaft
und erfolgreicher Wirtschaft ist möglich. Leider ist das bei den Entscheidungsträgern der europäischen Finanzpolitik immer noch nicht angekommen: Standhaft stützen sie die anonymen Großbank-AGs, die über Jahre nachgewiesen haben, dass es auf ihre Art nicht funktioniert. Währenddessen ignorieren sie konsequent, dass die Alternative bereits seit über 160 Jahren florierend
existiert: Genossenschaften! Ein UNESCO-Kulturerbe ist auch für Scheuklappen-Träger sichtbar.“
Dr. Wolfgang Baecker,
Vorstandsvorsitzender VR-Bank Westmünsterland
„Ein Viertel unserer Gesellschaft ist Mitglied einer Genossenschaft und kommt täglich mit ihren
Leistungen in Kontakt, sei es beim Lebensmitteleinkauf, in der Apotheke oder in der Bank. Die
genossenschaftliche Idee ist modern, erfolgreich und basisdemokratischer als jede andere Unternehmensform. Das schafft seit über 150 Jahren Vertrauen. Zudem können wir aufgrund der
genossenschaftlichen Strukturen in unserer mittelständischen Wirtschaft stolz darauf sein, dass
man im Ausland mit Hochachtung vom ,German mittelstand‘ spricht. Das Genossenschaftswesen
verdient es daher, zum immateriellen Kulturerbe ernannt zu werden.“
Wilfried Hollmann,
Vorsitzender des Vorstandes der NOWEDA
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GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Das Thema: Immaterielles Kulturerbe
Angkor Wat, Wattenmeer und Peking-Oper
Der Unterschied zwischen immateriellem Kulturerbe und Weltkulturerbe
UNESCO
– Weltkulturerbe im RWGV-Verbandsgebiet
Objekte, Orte und Datum der Aufnahme in Klammern ()
Genossenschaftsverband e.V.
Bielefeld
Münster
Rh
1
8
Höxter
ein
NORDRHEIN-WESTFALEN
1
Essen
Düsseldorf
HESSEN
2
2
3
8
Köln
Brühl
Aachen
4
3
7
Limes
Koblenz
Oberes
Mittelrheintal
4
6
1
Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen (2001)
2
Kölner Dom (1996)
3
Aachener Dom (1978)
4
Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Bonn-Brühl (1984)
5
Römische Baudenkmäler Dom und Liebfrauenkirche in Trier (1986)
6
Oberes Mittelrheintal (2002)
7
Grenzen des Römischen Reiches:
Obergermanisch-Raetischer Limes (2005)
8
Karolingisches Westwerk und Civitas Corvey in Höxter (2014)
(Kastelle und Türme
von Koblenz bis Bingen)
Bingen
5
Trier
RHEINLAND-PFALZ
6
5
Fotos Pixelio (www.pixelio.de): Dieter Schütz (1) (2), Christoph Konitzer (3),
Winfried Braun (6), Ursula Kröll (7), Thomas Max Müller (8)
Fotos Fotolia (www.fotolia.de): rcfotostock (4), Thomas Leonhardy (5)
SAARLAND
Was haben der Kölner Dom, die ägyptischen Pyramiden, das
indische Grabmal Taj Mahal und der Ngorongoro-Krater in
Tansania gemeinsam? Dazu sagt die UNESCO: „Es sind Zeugnisse vergangener Kulturen, künstlerische Meisterwerke und
einzigartige Naturlandschaften, deren Untergang ein unersetzlicher Verlust für die gesamte Menschheit wäre. Sie zu schützen,
liegt nicht allein in der Verantwortung eines einzelnen Staates,
sondern ist Aufgabe der Völkergemeinschaft.“
Deshalb hat die UNESCO 1972 das „Übereinkommen zum Schutz
des Kultur- und Naturerbes der Welt“ – Welterbekonvention –
verabschiedet, das inzwischen 191 Staaten unterzeichnet haben.
Es ist die international bedeutendste Übereinkunft, die jemals
von der Völkergemeinschaft zum Schutz ihres kulturellen und
natürlichen Erbes beschlossen wurde. Über 1.000 Natur- und
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
7
Quelle Karte: www.geodatenzentrum.de Recherche: Sabine Bömmer u. H. Aßmann Infografik: newsgraphic|Aßmann
Kulturstätten sind darin weltweit aufgelistet, Deutschland ist
mit 39 Welterbestätten verzeichnet.
Neben Kultur- und Naturwerken umfasst der Begriff des Kulturerbes auch Traditionen und lebendige kulturelle Ausdrucksformen, wie zum Beispiel mündlich überlieferte Traditionen,
darstellende Künste, gesellschaftliche Bräuche, Rituale und
Feste, Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und
dem Universum und Fachwissen über traditionelle Handwerkstechniken. Das Verständnis, dass lebendige und gelebte Kulturformen ebenfalls Kulturerbe sind, kommt ursprünglich aus
Asien. Erst 2003 hat die UNESCO das Übereinkommen zur
Erhaltung des immateriellen Kulturerbes getroffen, das 2006 in
Kraft getreten ist. Dem Abkommen sind 154 Staaten beigetreten.
15
Hintergrund & Analyse
Aufsichtliche Überprüfung und Überwachung
Die Konsultation des SREP skizziert die Richtung und Anpassung des einheitlich dezentralen
Aufsichtsansatzes für Genossenschaftsbanken
Düsseldorf. Am 19. Dezember 2014 hat die europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) die finalisierte Leitlinie veröffentlicht, welche die Ausgestaltung der dezentralen Aufsicht
skizziert, speziell den europaweit einheitlichen Überprüfungsund Überwachungsprozess (SREP).
Ziel der Europäischen Zentralbank EZB sowie der nationalen
Aufsichtsbehörden im Rahmen des ‚Supervisory Review and
Evaluation Process‘ (SREP) ist es, einen strukturierten Überprüfungs- und Überwachungsprozess mittels gemeinsamer Verfahren und harmonisierter Methoden zu etablieren, welcher die
Risiken und Risikotragfähigkeit von Kredit- und Finanzdienstleistungsinstituten regelmäßig beurteilt. Mithilfe der Ergebnisse des risikoorientierten Aufsichtsansatzes soll es möglich
sein, frühzeitige Fehlentwicklungen auf Einzelinstitutsebene
zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu deren Behebung festzulegen. Die primär an die nationalen Aufsichtsbehörden gerichteten Inhalte der Konsultation sollen nach Vorgabe
der EBA bis zum 01.01.2016 vollumfänglich umgesetzt werden.
Bisheriger Aufsichtsansatz
In Zusammenarbeit zwischen Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) existiert bereits
ein aufsichtlicher Überwachungs- und Überprüfungsprozess.
Hierbei sind insbesondere regelmäßige Aufsichtsgespräche mit
den Primärinstituten zu nennen, deren Inhalte sich maßgeblich aus der internen Beurteilung der BaFin sowie des Jahresabschlusses, der Ergebnisse der gesetzlichen Prüfung und des
Meldewesens ableiten lassen. Auch regelmäßige und anlassbezogene Sonder- sowie Schwerpunktprüfungen sind Bestandteil
des aufsichtlichen Instrumentariums. Wesentliche Basis für
den Prozess sind das Kreditwesengesetz (KWG), die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) sowie weitere aufsichtliche Publikationen, wie zum Beispiel der Leitfaden
zur Beurteilung der Risikotragfähigkeit.
1
Bestandteile des SREP
Das Rahmenkonzept des in der EBA-Leitlinie dargelegten SREP
begründet einen nachvollziehbaren und europaweit harmonisierten Überprüfungs- und Überwachungsprozess (s. Abbildung).
Ausgangspunkt für den Umfang und die Intensität des SREP
ist die jährliche und anlassbezogene Risikokategorisierung (1)
der Institute in vier Klassen durch die nationale Aufsicht, wobei
den frühen Erkenntnissen nach typische Genossenschaftsbanken
als risikoarm klassifiziert werden.
Die Einschätzung des Risikogehalts der Institute wird – entsprechend der Tendenzen einer schwerpunktmäßig quantitativen
Aufsicht – auf Basis der Überwachung von Schlüsselindikatoren (2) vorgenommen. Hierbei wird ein verpflichtendes vierteljährliches Meldewesen seitens der Institute vorgesehen. Es
gilt zu vermeiden, dass die Vorgaben des SREP die bisherigen
Meldepflichten (beispielsweise jährliche Risikotragfähigkeitsinformationen nach § 25 KWG) verschärfen.
Eine Neuerung des aufsichtlichen Ansatzes stellt die explizite
Analyse und Beurteilung des Geschäftsmodells (3) dar. Ziel ist
es, die den Geschäftsmodellen von Primärbanken anhaftenden
Risiken zu identifizieren und eine Beurteilung der strategischen
Risiken vorzunehmen. Basis der Beurteilung sind Ergebnisse
der Geschäftstätigkeit, der Risiko- und Kapitalstruktur, aber
auch qualitative und quantitative Geschäftsprognosen mit einem
Betrachtungshorizont von mindestens drei Geschäftsjahren.
Die Beurteilung der Governance (4) soll Aussagen über die Angemessenheit und Funktionsfähigkeit des internen Kontrollsystems
(IKS) einer Bank ermöglichen. Beurteilungsindikatoren sind beispielsweise die Transparenz der organisatorischen Strukturen
sowie das Risikomanagementkonzept. Entsprechend des Leitfadens zur Bankenaufsicht der EZB werden damit das unternehmerische Risiko, die Rentabilität des Instituts sowie interne
Führungsstrukturen und das Gesamtbankrisikomanagement
individuell und aus ganzheitlicher Perspektive beurteilt.
>
Kategorisierung der Institute
2
3
4
Überwachung von Schlüsselindikatoren
5
Analyse des
Geschäftsmodells
7
8
Beurteilung der
Governance
Beurteilung der
Kapitalrisiken (ICAAP)
6
Beurteilung der
Liquiditätsrisiken
(ILAAP)
SREP-Gesamtbeurteilung
Aufsichtliche Maßnahmen
SREP-Rahmenkonzept (Quelle: EBA/CP/2014/14)
16
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Hintergrund & Analyse
> Weitgehend mit dem bisherigen Aufsichtsansatz konsistent ist die
Beurteilung von Kapitalrisiken (5), zum Beispiel auf Basis der Risikotragfähigkeit und des Kapitalplanungsprozesses. Ziel ist es,
die Beurteilung latenter Ergebnis- und Substanzrisiken und
die Angemessenheit der Risikodeckungspotenziale darzulegen.
Für Zwecke der Beurteilung der Liquiditätsrisiken von Genossenschaftsbanken ist zu erwarten, dass über den derzeitigen Stand
des KWG sowie der MaRisk hinaus noch eine Konkretisierung
des ‚Internal Liquidity Adecquacy Adjustment Process‘ (ILAAP),
also den Prozess zur Deckung des internen Liquiditätsbedarfs
(Liquiditätsplanungsprozess), vorgenommen wird. Eine explizite Definition des ILAAP ist bisher nicht erfolgt, obgleich für aufsichtsrechtliche und betriebswirtschaftliche Zwecke einzelne
Kennzahlen existieren, beispielsweise die Liquiditätskennziffer,
die Liquidity Coverage Ratio (LCR) sowie das Liquiditätskostenverrechnungssystem nach BTR 3.1 Tz. 6.
Auf Basis der vorgenannten formellen und materiellen Überwachungs- und Überprüfungshandlungen wird eine aufsichtliche
Gesamtbeurteilung des Instituts mit einem Scoring zwischen
1 (risikoarm) und 4 (risikoreich) sowie einem F-Urteil (gegebenenfalls notwendige Abwicklung entsprechend Artikel 32 der
Richtlinie über die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen). Das Gesamturteil setzt sich aus den
Einzelscorings der vorherigen Prüffelder sowie einer qualitativen
Einschätzung der Aufsicht zusammen. Das Ergebnis ist wesentliche Grundlage für die gegebenenfalls notwendige Ableitung
von aufsichtlichen Maßnahmen (8), welche die gegenwärtig und
zukünftig ausreichende Kapital- und Liquiditätsausstattung
der Institute sicherstellen soll.
Die aufsichtlichen Maßnahmen lassen sich – wie bisher auch
– in quantitative Maßnahmen, beispielsweise Liquiditäts- und
Kapitalzuschläge, sowie qualitative Maßnahmen, zum Beispiel
den Vorbehalt von Sonderprüfungen nach § 44 KWG, unterscheiden. Ergänzt wird der Maßnahmenkatalog durch ‚frühzeitige Maßnahmen‘, bei denen faktisch noch die Einhaltung von
aufsichtlichen Grenzen besteht, eine Nicht-Einhaltung sich
konkret aber abzeichnet.
Auswirkungen
Der neue dezentrale Überwachungs- und Überprüfungsprozess
(SREP) wird substanzielle Änderungen des bekannten Aufsichtsansatzes begründen. Die Vorgaben der SREP-Leitlinie führen zu
einer deutlichen Angleichung und Standardisierung der bisher
unterschiedlichen Aufsichtsansätze auf nationaler Basis.
Zu begrüßen ist die transparente, strukturierte und nachvollziehbare Vorgehensweise des dezentralen Aufsichtsansatzes zur
Schaffung eines eigenständigen Bildes der Kapital- und Liquiditätsrisiken sowie Risikotragfähigkeit der Institute durch die Aufsicht (s. Abb.). Zu einem wesentlichen Teil entspricht SREP dem
bereits heute implementierten und bewährten Überprüfungsund Überwachungsprozess der deutschen Aufsicht.
Dagegen sind die Inhalte und der Maßnahmenkatalog gegenüber
dem bisherigen Aufsichtsansatz und den Sonder- oder Schwerpunktprüfungen der Aufsicht deutlich weiter gefasst. Auch die
Anforderung der regelmäßigen und objektiven Beurteilung der
Institute kann zu einer Intensivierung formeller und materieller
Prüfungshandlungen seitens der Aufsicht bei den Instituten führen, insbesondere in Form von Vor-Ort-Prüfungen. Umfang und
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Tiefe der externen und vor
Ort durchzuführenden aufsichtlichen Aktivitäten korrespondieren mit dem SREPErgebnis. Dazu kommt die
Notwendigkeit, die Konkretisierung von durch Banken
anzuwendende Methoden vorzunehmen, wie zum Beispiel
dem Liquiditätsplanungsprozess (ILAAP). Eine Umsetzung
im Rahmen einer MaRiskNovelle ist anzunehmen.
Zudem bleibt abzuwarten, inwiefern der grundsätzlich kodifizierte Proportionalitätsgedanke der Leitlinie im Rahmen Dr. Michael Tschöpel
der nationalen Umsetzung
aufrechterhalten werden kann. Eine grundsätzliche Ausweitung
des Umfangs, der Intensität und Frequenz der aufsichtlichen
Überwachungs- und Überprüfungshandlungen, beispielsweise
in Form eines verpflichtenden und generellen vierteljährlichen
Meldewesens, würden der Risikoorientierung sowie dem Grundsatz der Proportionalität entgegenstehen.
Konsultation
Der RWGV war wesentlich an der Konsultation der EBA-Leitlinie
beteiligt. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Kreditwirtschaft
(DK) wurde ausgeführt und begründet, wieso der etablierte nationale Aufsichtsansatz als Anker für die Vorgabe der Leitlinie der
EBA fungieren soll.
Darüber hinaus soll sichergestellt werden, dass nationale und
europäische Vorgaben im Zuge der Anpassungen des Überprüfungs- und Überwachungsprozesses überschneidungsfrei harmonisiert werden müssen. Beispielhaft sei hier das nationale
Meldewesen nach § 25 KWG zu Risikotragfähigkeitsinformationen genannt, das mit Wirkung zum 31.12.2015 eine jährliche Meldeverpflichtung begründet. Es ist darauf hinzuwirken, dass das
nationale Meldewesen zur Beurteilung und Überwachung von
Schlüsselindikatoren entsprechend der SREP-Leitlinie – auch im
Hinblick auf die jährliche Frequenz – akzeptiert und diesbezüglich kein zusätzlich paralleles europäisches Meldewesen umgesetzt wird.
Weiterhin wird die Frage der Informationsbeschaffung in den Fokus der Konsultation gestellt. So besteht mit den Berichtspflichten
der etablierten gesetzlichen Prüfung seitens der genossenschaftlichen Prüfungsverbände eine umfassende Beurteilung der Institute. Im Zuge der aktuellen Konsultation der neuen Prüfungsberichtsverordnung (PrüfbV-E) wird deutlich, dass eine Ausweitung
der Qualität und Quantität von Berichtsaussagen zu erwarten ist.
Wesentliche Ergebnisbestandteile des SREP sollten sich demnach
auf Prüfungsberichte und bereits vorliegenden Daten des Meldewesens stützen, um die Notwendigkeit isolierter Prüfungshandlungen seitens der Aufsicht vor Ort zu reduzieren.
Der RWGV wird über die weiteren Entwicklungen informieren.
Dr. Michael Tschöpel
RWGV-Team Grundsatzfragen Prüfung
17
Hintergrund & Analyse
Unternehmensethik in der Marktwirtschaft
Nachhaltige Förderung der Mitglieder ist die moralische Pflicht der Genossenschaften
Foto: Dr. Johannes Blome-Drees
doch bietet sie den Menschen individuelle Freiheiten zu einem
gelingenden Leben und ermöglicht Wohlstand in einem Ausmaß
wie keine andere Wirtschaftsordnung bisher.
Dr. Johannes Blome-Drees ist Lecturer am Seminar für Genossenschaftswesen der Universität zu Köln.
Köln. In der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise hat die
Skepsis gegenüber der Marktwirtschaft stark zugenommen. Dieses Unbehagen wird oft mit fehlender Moral begründet. Kann die
Marktwirtschaft moralisch oder unmoralisch sein – oder sind es
nicht vielmehr nur die Akteure und deren Handlungen?
Das Problem für die Moral in der Marktwirtschaft ist deren Eigenlogik. Marktwirtschaften folgen den Prinzipien des Vorteilsstrebens und des Wettbewerbs. Teil des Marktes zu sein und zu
bleiben verlangt vom Einzelnen, sich diesen Logiken zu unterwerfen. Vorteilsstreben ist somit kein moralischer Mangel, sondern ein Systemimperativ als Folge des Wettbewerbs. Wer unter
den Bedingungen des Wettbewerbs moralisch motivierte Extraleistungen erbringt, die nicht vom Markt honoriert werden, läuft
Gefahr, von seinen weniger moralischen Konkurrenten ausgebeutet zu werden. Moralische Erwartungen an das gesellschaftliche Zusammenleben können demzufolge nicht durch tugendhaftes Handeln Einzelner sichergestellt werden, sondern nur
durch die rechtliche Verankerung entsprechend normativer Vorgaben, nach denen dann alle handelnden Akteure agieren müssen. Der systematische – nicht der einzige – Ort der Moral in der
Marktwirtschaft ist somit die Rahmenordnung. Die moralische
Qualität der Marktwirtschaft beruht auf dem Wettbewerbsprinzip. Moralische Qualität kann nur den Ergebnissen attestiert
werden, die für die Menschen hervorgebracht werden. Marktwirtschaft ist nicht per definitionem moralisch gut oder schlecht,
18
Nach dem bisher Gesagten liegt die moralische Qualität der
Genossenschaften darin begründet, im Wettbewerb der Unternehmenstypen zu bestehen, diesen Wettbewerb womöglich zu
intensivieren und in zahlreichen Fällen den Mitgliedern eine
Teilnahme am Wettbewerb überhaupt erst zu ermöglichen. Wenn
Genossenschaften als Zusammenschlüsse ihrer Mitglieder im
Wettbewerb bestehen, den Wettbewerb womöglich ankurbeln,
hat dies schon für sich genommen eine moralische Qualität.
Im Wettbewerb soll nach der Logik des Marktes die Leistung
zählen. Genossenschaften ermöglichen Zigtausenden privaten Haushalten sowie kleinen und mittleren Unternehmen den
Zugang zu Märkten, die ihnen allein verschlossen blieben. Auf
diese Weise haben sie maßgeblich dazu beigetragen, dass sich
in Deutschland als Fundament unseres Wohlstandes ein breiter
Mittelstand etablieren konnte. In diesem Sinne haben sie eine
genuin emanzipatorische Zwecksetzung: Sie dienen dem Erhalt der individuellen Freiheit ihrer Mitglieder. Genossenschaften tragen maßgeblich dazu bei, dass ihre Mitglieder wettbewerbsfähig wirtschaften können, ohne ihre Selbstständigkeit
aufgeben zu müssen.
Die Trennlinie zwischen unmoralischem und moralischem Handeln verläuft (auch) in Genossenschaften nicht zwischen Egoismus und Altruismus, sondern zwischen individuellem Vorteilsstreben auf Kosten anderer Mitglieder und einem individuellem
Vorteilsstreben zugunsten aller Mitglieder. Die regulative Leitidee einer genossenschaftlichen Unternehmensethik ist die Besserstellung aller Mitglieder im genossenschaftlichen Kooperationsprozess, wobei die genossenschaftliche Unternehmensethik
keine Aussagen darüber macht, welche konkreten Ideen und Interessen die Mitglieder gesellschaftlich und wirtschaftlich verfolgen sollten. Die Mitglieder sind frei zu wählen, sie sind frei zu
entscheiden. Sowohl die genossenschaftliche Ideengeschichte
als auch die genossenschaftliche Real- und Lehrgeschichte sind
dementsprechend Spiegelbilder für die Vielgestaltigkeit der Welt,
ihrer Lebensformen, ihrer Gedanken und Überzeugungen. Das
zentrale Element der genossenschaftlichen Unternehmenspolitik ist die Verantwortung gegenüber ihren Mitgliedern. Genossenschaften haben in der Marktwirtschaft die gesellschaftliche
Aufgabe, ihre Mitglieder mit guten, preiswerten und innovativen
Gütern und Dienstleistungen zu versorgen. Die grundlegende gesellschaftliche Verantwortung von Genossenschaften besteht in
der effektiven und effizienten Erledigung dieses Kerngeschäfts.
Nachhaltige Förderung der Mitglieder unter Wettbewerbsbedingungen ist in einer marktwirtschaftlichen Ordnung ihre
moralische Pflicht.
Dr. Johannes Blome-Drees
GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2013
RWGV intern
Offenes Ohr für Genossenschaften
RWGV veranstaltet mit EU-Abgeordneten parlamentarisches Frühstück in Brüssel
Gastgeberin Petra Kammerevert, nordrhein-westfälische EUAbgeordnete und Sprecherin der sozialdemokratischen Fraktion im Kulturausschuss, machte gleich zu Beginn deutlich, dass
Genossenschaften in allen Wirtschaftsbereichen eine wichtige Rolle in Europa spielen: „Die Idee der Genossenschaft lebt
davon, konkrete Lösungen für konkrete Probleme umzusetzen.
Dabei verdeutlichen Genossenschaften seit jeher, dass zwischen Gewinnmaximierung und einem gesamtverantwortlichen
sozialen Bewusstsein kein Spagat gelingen muss, sondern
dass beide Prinzipien langfristig ineinandergreifen. Die zahlreichen Neugründungen der vergangenen Jahre zeigen uns,
wie lebendig der Genossenschaftsgedanke ist.“
Ralf W. Barkey, RWGV-Vorstandsvorsitzender, nutzte anschließend die Gelegenheit, um konkrete Botschaften an die Spitzenpolitiker in Brüssel zu richten. Er machte deutlich, dass die Genossenschaftsgruppe mit knapp 22 Millionen Mitgliedern die
mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisation in Deutschland ist.
Dennoch entstehe oftmals der Eindruck, dass die europäische
Politik das Potenzial von Genossenschaften unterschätzt: „Ein
genossenschaftliches System, wie es in Deutschland existiert,
ist einmalig in Europa. Gerade unter der neuen Kommission
befürchten wir allerdings, dass die Freiheit von Selbstverantwortungsstrukturen weiter eingeschränkt und zugunsten von
Großkonzernen interveniert wird, wenn diese im Wettbewerb
zurückgedrängt werden. Die Genossenschaftsbanken und
Energiegenossenschaften sind hier ganz konkrete Beispiele.“
In seinem Impulsreferat stellte Marko Curavic, Referatsleiter
Unternehmertum und Soziale Ökonomie in der Generaldirektion Wachstum der Europäischen Kommission, anschließend
das Arbeitsprogramm der EU-Kommission für das Jahr 2015
vor und wies auf kommende Initiativen hin. Dabei legt die
Kommission unter anderem besonderen Wert auf die Bildung
von unternehmerischem Denken bei jungen Erwachsenen.
Darüber hinaus sei denkbar, durch Best-Practice-Beispiele das
Genossenschaftsmodell in ganz Europa bekannter zu machen
und dadurch das Bewusstsein für genossenschaftliche Belange zu stärken. „Bemerkenswert war, dass die Generaldirektion Wachstum die regionalen Banken als als wichtige Stütze
der Mittelstandsfinanzierung bewertete“, so Barkey.
Der aus Münster stammende Dr. Markus Pieper, Mitglied des
Europäischen Parlaments und Vorsitzender des CDU-Parlamentskreises Mittelstand Europe, der gemeinsam mit Petra
GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2013
Fotos: Veldeman Photo
Brüssel. „Welche Bedeutung haben Genossenschaften für ein
erfolgreiches Europa – und wie kann die europäische Politik
sie dabei unterstützen?“ Diese Frage bewegte zahlreiche EUParlamentarier, Vorstände von Genossenschaften und Vertreter der Landesvertretungen von Nordrhein-Westfalen und
Rheinland Pfalz, die trotz der frühen Stunde der Einladung des
RWGV zu einem parlamentarischen Frühstück im Europäischen
Parlament gefolgt waren.
Diskutierten über Genossenschaften (v. links): Burkhard Balz, Sprecher der
EVP-Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft und Währung im Europäischen
Parlament, Marko Curavic, Referatsleiter Unternehmertum und Soziale
Ökonomie in der Generaldirektion Wachstum der Europäischen Kommission, und Dr. Markus Pieper, Mitglied des Europäischen Parlaments und
Vorsitzender des CDU-Parlamentskreis Mittelstand Europe
Tauschten sich beim Parlamentarischen Frühstück in Brüssel aus (v. links):
RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey, Petra Kammerevert, nordrhein-westfälische EU-Abgeordnete, und Peter Simon, stellvertretender
Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Währung im Europäischen Parlament
Kammerevert zu der Veranstaltung eingeladen hatte, leitete
die anschließende offene Diskussionsrunde. Er plädierte
dafür, dass die EU jede ihrer Richtlinien und Verordnungen
dahingehend überprüfen solle, ob sie dem Subsidiaritätsprinzip gerecht werde und die Akteursvielfalt gewährleiste. Denn
gerade für den Mittelstand sei es existenziell, dass regulatorische Anforderungen minimiert und zusätzliche Informationspflichten für Unternehmen verhindert werden. Denn
diese belasteten kleine und mittlere Unternehmen unverhältnismäßig stark.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde sehr offen über
die Erwartungen der Genossenschaften an die europäische
19
>
RWGV intern
> Politik und den Mehrwert, den diese für das europäische Projekt
bringen, debattiert. Am Ende waren sich alle einig, dass es einen
engen Dialog mit Abgeordneten aus allen EU-Staaten brauche,
um die Belange der Genossenschaften bei europäischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen zu berücksich-
tigen und so auch das Potenzial von engagierten Bürgern und
genossenschaftlichen Unternehmen für die europäische Entwicklung effektiv zu nutzen.
Hannah Silberberg
Bernd Altgen,
Peter Simon,
Vorstandsvorsitzender der
VR-Bank Nordeifel
stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Währung im
Europäischen Parlament, SPD
Was nehmen Sie von dem Austausch
mit den Europapolitikern mit nach
Hause?
Wie bewerten Sie die Ergebnisse
zur Bankenunion für die Genossenschaftsbanken?
„Die Veranstaltung war wichtig und wertvoll, weil wir mit den
Entscheidungsträgern der Europapolitik in den direkten Dialog treten konnten. Wir haben die Parlamentarier dafür sensibilisiert, welche Folgen ihre Entscheidungen in Europa für die
regionalen Banken des Mittelstandes haben. Mit Erfolg: Die
Politiker sind bereit, die begonnene Diskussion in den Regionen fortzusetzen. Dabei müssen wir zukünftig stärker der zwar
notwendigen, aber zu defensiven und rein „klagenden“ Rolle
gegen europäische Regulatorik entkommen. Wir müssen die
Stärken unseres Genossenschaftsmodells durch gemeinsame
Offensiven mit den Menschen und dem Mittelstand vor Ort
herausstellen. Dies ist nicht nur ein Auftrag für die Verbände,
sondern auch für die Primärbanken, damit wir gemeinsam den
Mehrwert und die Chancen des Genossenschaftsmodells für
alle aktiv deutlich machen.“
„Die Bankenunion stabilisiert die Eurozone, dem Genossenschaftsbankenmodell hat das Europaparlament dabei Rechnung getragen: Bewährte Institutssicherungssysteme bleiben
vollumfänglich erhalten, die Aufsicht über fast alle Institute
obliegt im Tagesgeschäft weiterhin unseren gewohnten Behörden. Und beim Bankenabwicklungsfonds können rund 97 Prozent aller genossenschaftlichen Institute einen verträglichen
Pauschalbetrag leisten.“
Burkhard Balz,
Sprecher der EVP-Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft und Währung im
Europäischen Parlament, CDU
Gerhard Dehen,
Mit welchen Erwartungen haben Sie
an der Veranstaltung teilgenommen
und hat sich für Sie die Reise nach
Brüssel gelohnt?
„Die Teilnahme an diesem parlamentarischen Frühstück hat
einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Anzahl der Teilnehmer war beeindruckend und auch die Lebhaftigkeit der Diskussionsrunde. Aber noch mehr beeindruckte mich die Tiefe
der Detailkenntnis und der erkennbar interessierte Gedankenaustausch der Teilnehmer. Die morgendliche Runde hat meine
Erwartungen mehr als erfüllt und neue Ideen mit auf den Weg
gegeben.“
20
Was erwartet die europäische Politik
von den Genossenschaften?
„Genossenschaftsbanken sind ein nicht wegzudenkender Teil
der deutschen Bankenlandschaft. Nicht zuletzt, weil sie für
die Finanzierung des Mittelstandes eine entscheidende Rolle
spielen. Daher ist es wichtig, dass sich Genossenschaften auch
auf europäischer Ebene einbringen und das Spielfeld nicht den
Großbanken überlassen. Das erfolgreiche Geschäftsmodell
der Genossenschaften sollte in der europäischen Politik Gehör
finden und für noch mehr andere Länder als Vorbild dienen.“
Fotos: Veldeman Photo
Vorstand der TRENEG Trierer Energiegenossenschaft und Leiter Firmenkunden
der Volksbank Trier
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
RWGV intern
Erfolge nach vorne stellen
Nachgefragt bei Marko Curavic, Referatsleiter Unternehmertum und Soziale Ökonomie in der
Generaldirektion Wachstum der Europäischen Kommission
Herr Curavic, welche Rolle hat die Generaldirektion
„Wachstum“ innerhalb der Europäischen Kommission?
Curavic: Die Generaldirektion hat den Auftrag, ein
wachstumsfreundliches Umfeld für europäische Unternehmen zu fördern. Bei der Umsetzung der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und
integratives Wachstum kommt ihr eine Schlüsselrolle
zu. Bei der Förderung des Wachstums in Europa konzentriert sich die Generaldirektion auf sechs Ziele:
Gewährleistung eines offenen Binnenmarktes für
Waren in der EU, Stärkung der industriellen Basis in
Europa, Förderung von Unternehmergeist und der
Entwicklung von kleine und mittlere Unternehmen
(KMU), Förderung industrieller Innovationen, um
neue Wachstumsfaktoren zu schaffen, Unterstützung
der Internationalisierung von Unternehmen und
Stärkung der Präsenz Europas im Weltraum und im
Bereich der Satellitennavigation.
Curavic: Innerhalb der Generaldirektion ist das Referat zuständig für die Förderung des Unternehmergeistes bei potenziellen und schon aktiven Unternehmern. Das Referat initiiert und leitet Aktionen
Marko Curavic ist Referatsleiter Unternehmertum und Soziale Ökonomie in der Generalim Bereich der Erziehung zum unternehmerischen
direktion Wachstum der Europäischen Kommission.
Denken und Handeln in Schulen und an Universitäten, Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für potenzielle oder schon aktive Unternehmer, Mentorenprogramme und
nossenschaft eher ein traghaltiges Geschäftsmodell verspredas Austauschprogramm Erasmus für Jungunternehmer. Außerchen als eine eher kurzfristige Gewinnorientierung. Gelegendem fördert es die Schaffung von Unterstützungsprogrammen
heiten dafür gibt es in den verschiedensten Branchen.
für Unternehmer, vor allem in den kritischen Momenten der
Lebensphase ihrer Unternehmen oder der Unternehmer selbst,
Wie können wir das erfolgreiche Modell der Genossenschaften
der Gründung, der Übertragung an neue Eigentümer oder in der
in Europa bekannter machen?
Krise beziehungsweise Restrukturierung oder dem Neustart
nach einem Konkurs.
Curavic: Für eine Verbreitung des genossenschaftlichen Modells sollten vor allem dessen Erfolge in den Vordergrund geIn welchen Bereichen sehen Sie in den kommenden Jahren
rückt werden: In Europa konkurrieren vielfältigste GeschäftsSchwerpunkte für genossenschaftliches Wirtschaften?
modelle und Rechtsformen erfolgreich miteinander. Eine von
vornherein vorgegebene Präferenz für ein bestimmtes Modell
Curavic: Allgemein kann man feststellen, dass Unternehmen
oder eine bestimmte Rechtsform kann es darum heutzutaaus der Sozialökonomie in den letzten Jahren durch ihren gege nicht mehr geben. Was jedoch überzeugt, ist der Erfolg.
meinwirtschaftlichen und längerfristigen Ansatz in bestimmten
Das heißt, dass durch die Vorstellung von Genossenschaften,
Situationen eine größere „Überlebensquote“ hatten als gewinndie in ihrer Branche und/oder ihrer Region wirtschaftliche
orientierte Unternehmen. Hierbei war nicht primär die Branche
Spitzenleistungen gebracht beziehungsweise die Bedürfnisausschlaggebend, sondern wie das Geschäftsmodell in einer bese ihrer Kunden besser als die Konkurrenz erfüllt haben, gestimmten Umgebung angepasst wurde. Ein solcher Ansatz sollte
zeigt wird, auf welche Art und Weise das genossenschaftliche
auch in Zukunft Erfolg versprechen, da bei bestimmten GegeModell zum erfolgreichen Wirtschaften verwandt werden kann.
benheiten, in denen die gemeinsamen Interessen einer Gruppe
im Vordergrund stehen, die Gründung und der Betrieb einer GeHannah Silberberg
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
21
Foto: Veldeman Photo
Womit beschäftigt sich Ihr Referat „Unternehmerische
Initiative und Sozialwirtschaft“?
RWGV intern
Intensiver Austausch zwischen RWGV und Mitgliedsbanken
Forsbach/Haltern/Düsseldorf. Noch 2014 hatten sich der
Vorstand des RWGV und die erste Führungsebene des Verbandes in zwei Veranstaltungen mit Vorständen kleiner Genossenschaftsbanken über strategische und geschäftspolitische
Fragen ausgetauscht. Anfang 2015 folgten die Treffen mit Vorständen mittelgroßer und großer Mitgliedsbanken. In Forsbach
und Haltern am See fanden sich im Februar insgesamt mehr
als 70 Vorstände mittelgroßer Banken ein. Weitere 50 Bankvorstände konnten in Düsseldorf begrüßt werden, wo zum Treffen
mit den großen Banken geladen war.
Mit diesen Veranstaltungen reagierte der RWGV auf den vielfach
geäußerten Wunsch aus der Mitgliedschaft, in einem zielgerichteten und fokussierten Austausch Impulse für die geschäftspolitische Entwicklung des Verbandes zu leisten. Umgekehrt war
es auch Ziel, aus erster Hand von Entwicklungen innerhalb des
Verbandes und seines Umfeldes unterrichtet zu werden.
RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey schilderte anhand
konkreter Beispiele aus den einzelnen Bereichen, mit welchen
Ideen und vor allem Konzepten der RWGV in Zukunft Mitgliederinteressen aufnehmen und neuen Bedarf an Dienstleistungen decken möchte. Barkey betonte aber auch: „Die Erwartungen unserer Mitglieder können nur soweit erfüllt werden,
wie die Fähigkeit des RWGV zu notwendigen Veränderungen
nicht begrenzt wird.“
RWGV-Vorstand Siegfried Mehring erläuterte die Herausforderungen und Handlungsfelder, die sich aus aufsichtsrechtlichen
und regulatorischen Veränderungen ergeben. Mehring sicherte zu: „Im Rahmen unserer Prüfung und prüfungsnahen Beratung werden wir noch gezielter skaliert vorgehen, das heißt, wir
richten uns an den individuellen Anforderungen unter Berück-
sichtigung der Grundsätze der Proportionalität aus.“ Er betonte
aber auch, dass sicherlich die regulatorischen Anforderungen
eine immense Herausforderung darstellen. Die entscheidenden
Fragen für die Zukunftsfähigkeit bestünden aber nicht allein
in der Regulatorik, sondern vor allem in der Weiterentwicklung
des Geschäftsmodells unter Berücksichtigung des anhaltenden
Niedrigzinsniveaus. Vor diesem Hintergrund sei es zwingend
erforderlich, über neue Preismodelle nachzudenken, genauso
wie die Standardisierung von Prozessen voranzutreiben und alle
Kostenpositionen zu hinterfragen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der digitalen Revolution seien
in diesem Zusammenhang auch Filialkonzepte zu überprüfen.
In einer umfangreichen Aussprache formulierten die Mitglieder ihren sehr konkreten Bedarf an Unterstützungen. Deutlich wurde, dass „Leistungen von der Stange“ immer weniger
zielführend seien und speziell zugeschnittene Unterstützung
bevorzugt werden. Der Wunsch nach Personal, Strukturen für
eine gemeinsame Leistungserbringung und eine stärkere
Bündelung von Gemeinschaftsaufgaben waren weitere Ideen
und Gedanken, die die Teilnehmer adressierten.
Am Ende der Veranstaltungen wurde in allen Treffen die Bereitschaft signalisiert, in kleinen Arbeits- und Erfahrungsgruppen mitzuwirken und so gemeinsam mit dem Verband
Wissen zu bündeln, Erfahrungen zu nutzen und Lösungen zu
optimieren. Das Veranstaltungsformat wurde begrüßt und
der RWGV aufgefordert, den Dialog über solche größenspezifischen Gesprächsplattformen weiter zu pflegen, wobei auch
deutlich wurde, dass fallweise andere Zusammensetzungen
erforderlich werden könnten.
Foto: Dortmunder U
Verbandstag 2015 im Dortmunder „U“
Das Dortmunder „U“ ist das Wahrzeichen Dortmunds.
22
Dortmund. Unter dem Motto „Stabil in
Bewegung“ treffen sich am Nachmittag
des 27. Mai 2015 die Mitgliedsgenossenschaften des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes zum Verbandstag
im Dortmunder „U“. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude der ehemaligen
Union-Brauerei baute die Stadt Dortmund
als Leuchtturmprojekt der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 zum „Zentrum
für Kunst und Kreativität“ um. Es ist eines der (Wahr-)Zeichen des Aufbruchs
und des Strukturwandels, das über die
Grenzen von Dortmund und der Region
hinausstrahlt und neue Impulse setzt.
Vor dem Verbandstag haben die Teilnehmer die Möglichkeit, im Rahmen des Kulturprogramms das „U“ kennenzulernen.
Die Einladung zum Verbandstag 2015 ist
dieser Ausgabe beigefügt.
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Aus dem Verbund
Bankmitarbeiter fit für die Börse machen
Schönecken. Wer an der Börse erfolgreich sein möchte, benötigt häufig einen kompetenten und vertrauensvollen
Partner, der die komplexen Abläufe und
Produkte im Wertpapiergeschäft kennt.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich
Bankberater auskennen und hilfreiche
Tipps geben können. Aus diesem Grund
veranstaltete die Raiffeisenbank Westeifel
über acht Monate ein freiwilliges internes
Börsenspiel für ihre Mitarbeiter. Dieses
von der VR-NetWorld zur Verfügung gestellte Spiel sollte sich möglichst nahe an
der Beratungsqualität ausrichten.
„Ziel war es, die Mitarbeiter für die Börse
zu begeistern und Sicherheit für die Beratung zu bekommen. Denn in unserem
Haus stellten wir eine rückläufige Entwicklung der Kundendepots fest“, berich- Die stolzen Gewinner des Börsenspiels bei der Raiffeisenbank Westeifel
tete Vertriebsleiter Otmar Pütz, Initiator
der VR-Börsenspiels bei der Raiffeisenbank Westeifel. Das Börsenspiel kam gut
an: 80 Prozent der Bankmitarbeiter machten mit. „Zu Beginn des Als Fazit des Börsenspiels betonte Pütz: „Es bedarf der intensiven
Spiels war die Euphorie groß, zwischendurch ebbte das Engage- Betrachtung und Beobachtung von Märkten, Branchen und Timent etwas ab. Doch im Vordergrund stand immer der sportliche teln, um erfolgreich zu sein. Es gilt, Strategien zu entwickeln und
Ehrgeiz“, betonte Pütz. Das Spiel habe nicht nur die Erfahrungen konsequent danach zu handeln.“ Weitere Informationen unter
www.vr-boersenspiel.de
im Wertpapierbereich, sondern auch den Teamgeist gefördert.
Nach einer achtmonatigen Spielphase standen die Gewinner fest.
Neben Restaurantgutscheinen als Gewinn gab es auf der Jahresanfangsfeier vor der versammelten Belegschaft eine offizielle
Siegerehrung durch den Vorstand.
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GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
23
Aus dem Verbund
Der Bausparfuchs feiert Geburtstag
Werbung nicht mehr wegzudenken. Die Bekanntheit des Fuchses in Deutschland liegt aktuell bei 85 Prozent, seine Beliebtheit kennt keine Grenzen. So ist er auch seit den 90er-Jahren
in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und China das Maskottchen der Joint Ventures der Bausparkasse.
Foto: Schwäbisch-Hall
Eigentlich sollte der erste Fuchs, damals noch als ausgestopftes
Tier mit Hornbrille und einem Bündel Geldnoten im Maul, nur
für Aufmerksamkeit in der Jahresschlusswerbung sorgen. Die
Reaktionen der Leser und Zuschauer waren jedoch so positiv,
dass sich Schwäbisch Hall dazu entschied, den Fuchs fest in die
Werbung einzubauen. Der ausgestopfte Fuchs wurde von da an
von einem gezeichneten abgelöst. Ende der 70er-Jahre wurde er
zusätzlich als Plüschtier in der Werbung eingesetzt – mit ungebrochenem Erfolg bis zum heutigen Tag.
Eine der bekanntesten Werbemarken und beliebt wie eh und je: der Bausparfuchs der Bausparkasse Schwäbisch-Hall hier als Plüschversion.
Schwäbisch-Hall. Seit vier Jahrzehnten ist der Fuchs die zentrale Markenfigur von Schwäbisch Hall und aus der
1979 verlieh der französische Illustrator Claude Morchoisne
dem Schwäbisch-Hall-Tier sein unverwechselbares kluges Gesicht mit einer damals großen, rechteckigen Brille. Über die
Jahre wurde der Fuchs weiter behutsam modernisiert und
mauserte sich zum Fachmann rund um die Finanzierung der
eigenen vier Wände. Seit 1985 trägt das Tier Jeans und ein
gelbes T-Shirt mit aufgedrucktem Unternehmenslogo. Die Nase
zierte damals eine Nickelbrille, die den Fuchs noch schlauer
erscheinen ließ.
Ende 2001 ermöglichten neue Techniken in der Computeranimation, den Fuchs als 3D-Figur auftreten zu lassen. Heute erscheint der Fuchs im Gesamtbild noch realistischer. Seine Kleidung ist unverändert markant. Auch die Brille trägt
er weiterhin – heute jedoch mit schwarzem Rand.
Union Investment ist Fondsgesellschaft des Jahres
Frankfurt. Der Finanzen Verlag hat
zum ersten Mal Union Investment als
„Fondsgesellschaft des Jahres“ mit dem
renommierten „Goldenen Bullen“ ausgezeichnet. Acht Jahre lang ist das keinem
deutschen Anbieter mehr gelungen.
mit Multi-Asset-Produkten wie PrivatFonds (Note 2,17 im Schnitt) oder UniStrategie-Fonds (Note 1 im Schnitt) gut
gefahren. Aber auch die Fondsklassiker
UniGlobal und UniRak konnten mit der
Fondsnote 2 überzeugen.
Union Investment habe ihren Kunden
in den vergangenen vier Jahren in den
Publikationen die beste Fondspalette geboten, heißt es in der Begründung.
Der Erfolg ist an den FondsNoten ablesbar, mit denen „€uro“, „€uro am Sonntag“ und „Börse Online“ das RenditeRisiko-Profil von Fonds bewertet wird.
Mit einer Durchschnittsnote von 2,48 erreichte Union Investment hier die beste Bewertung im Vergleich zur in- und
ausländischen Konkurrenz. Die Kunden
der Genossenschaftsbanken sind gerade
Jens Wilhelm, für das Portfoliomanagement verantwortlicher Vorstand von Union Investment, sieht in der Auszeichnung
einen klaren Beleg für die Richtigkeit des
eingeschlagenen Weges: „Erfreulich ist,
dass vor allem unsere Multi-Asset-Fonds
wesentlich zum Gesamterfolg beigetragen
haben. Der Preis macht deutlich, dass wir
unseren Kunden auch im Umfeld niedriger Zinsen einen renditestarken Zugang
zu den Kapitalmärkten bieten, ohne dabei
deren Sicherheitsbedürfnis aus den Augen
zu verlieren.“
24
Die Fondsgesellschaft Union Investment wurde
jetzt mit dem „Goldenen Bullen“ geehrt.
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Aus dem Verbund
Berlin. Die Aktive Bürgerschaft der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken ist seit Dezember 2014 eine Stiftung. Diese führt die
Arbeit des 1997 gegründeten Vereins Aktive Bürgerschaft auf nachhaltige Weise
fort. Zweck der Stiftung ist es, über bürgerschaftliches Engagement zu informieren
und zu beraten, Engagierte, Multiplikatoren und Förderer zu schulen und weiterzubilden, Personen und Organisationen für
ein aktives Engagement, zum Beispiel in
Form des Stiftens, Spendens oder ehrenamtlichen Engagements, zu gewinnen und
die Entwicklung bürgerschaftlichen Engagements in Theorie und Praxis zu fördern.
„Die genossenschaftliche FinanzGruppe will sich gemeinsam mit engagierten
Bürgerinnen und Bürgern, Wirtschaft
und Wissenschaft, Gesellschaft und Politik für eine Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und gemeinnütziger
Organisationen zum Wohle unseres Landes einsetzen“, erklärte Dr. Peter Hanker,
Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung
Aktive Bürgerschaft.
„Als vorrangig operativ arbeitende Stiftung engagieren wir uns für innovative
Engagementkonzepte, die wir mit Partnern bundes- oder landesweit umsetzen“,
betonte Dr. Stefan Nährlich, Geschäftsführer der Stiftung Aktive Bürgerschaft. So
Foto: Ralf Emmerich
Aktive Bürgerschaft ist jetzt eine Stiftung
Diese Schüler von der Sekundarschule am Möhnesee bauten im Rahmen von „sozialgenial – Schüler engagieren sich“ (Aktive Bürgerschaft) ein grünes Klassenzimmer im Freien für den BiologieUnterricht auf.
fördert die Aktive Bürgerschaft die Verbreitung und Entwicklung von Bürgerstiftungen
in Deutschland und setzt sich auf Initiative und mit Förderung der WGZ BANK dafür
ein, mit dem Service-Learning-Programm „sozialgenial“ Schulunterricht und Engagement zu verbinden. Das Handeln der Stiftung Aktive Bürgerschaft orientiert sich
an den genossenschaftlichen Werten der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Die Stiftung Aktive Bürgerschaft steht unter der Schirmherrschaft des
Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und wird
von den Unternehmen und Verbänden der Genossenschaftlichen FinanzGruppe sowie
von zahlreichen Kreditgenossenschaften unterstützt. www.aktive-buergerschaft.de
Münster. Bis Ende 2010 erledigte der
Deutsche Akademische Austauschdienst
(DAAD) seine Personalabrechnung über
ein eigenes Software-System. Weil aber
Investitionen in neue Software-Updates
sowie Hardware anstanden und dies langfristig hohe Kosten und Personalaufwand
bedeutet hätte, beschloss der DAAD, die
Anwendung künftig im Outsourcing zu
betreiben.
Den Auftrag erhielt Anfang 2011 nach einer
öffentlichen Ausschreibung die Ratiodata,
ein Unternehmen der GAD-Gruppe. Sie
betreibt das PAISY-System im gesicherten
Rechenzentrumsbetrieb, stellt die Anwendung unter einer klassischen Benutzeroberfläche zur Verfügung und übernimmt
alle erforderlichen Wartungsarbeiten.
Dieser Vertrag wurde jetzt um weitere drei
Jahre verlängert.
DAAD-Personalreferent Jörg Adolphi und
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Foto: Ratiodata
Ratiodata arbeitet für Deutschen Akademischen Austauschdienst
Der Sitz der Ratiodata in Münster. Zu ihren Kunden gehört unter anderem der Deutsche Akademische
Austauschdienst.
vier Kolleginnen und Kollegen arbeiten mit der Anwendung von PAISY in Echtzeitverarbeitung. Sie erledigen damit die Abrechnung sowohl der Inlands- als auch der weltweit
Beschäftigten des DAAD. Bei diesen müssen andere Zuschläge, Währungsumrechnungen und weitere Besonderheiten berücksichtigt werden. Die Anwender können auf dem
Ratiodata-Server so autonom arbeiten, als wäre das System im Unternehmen installiert.
Verarbeitet wird beim DAAD der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Zudem
werden die Schnittstellen zu den finanzbuchhalterischen Systemen des Kunden bedient.
25
Banken
„Wie erfolgreich ist unser Marketing?“
RWGV Marketing- und VertriebsCheck: ein Erfahrungsbericht der Volksbank Bigge-Lenne
Georg Japes ist Direktor Vertriebsmanagement und Prokurist der Volksbank
Bigge-Lenne.
Schmallenberg. Marketing im weitesten Sinn ist häufig eine
„Blackbox“. Das belegen immer wieder zahlreiche Umfragen in
Banken. Gleichzeitig steigen jedoch die Anforderungen an Effizienz und Messbarkeit, denn Marketing und Vertrieb sind strategisch wichtige Bestandteile für den Erfolg einer Bank. Stimmt
unsere Ausrichtung? Führen wir die richtigen Vertriebsmaßnahmen durch? Sind wir einer Meinung über regionale Rahmenbedingungen und über unsere zukünftigen Vertriebswege?
Und vor allem: Was haben uns die marktrelevanten Investitionen überhaupt gebracht? Hierzu benötigen wir Antworten. Wir
haben uns schon lange ein Analyseinstrument gewünscht, das
unsere Strukturen und Konzepte hinsichtlich unserer Zielsetzungen unter Marketing- und Vertriebsgesichtspunkten valide
analysieren kann. Darüber hinaus benötigten wir eine breite
gemeinsame Plattform, mit deren Hilfe wir eventuelle Anpassungen und Neuausrichtungen ergänzen können. Diese sollte
mit der Möglichkeit verbunden sein, die Fortschritte zu messen
und zu überprüfen, zum Beispiel im Rahmen einer Zeitreihenanalyse. Wir haben uns daher zur Teilnahme am Marketing- und
VertriebsCheck (MuVCheck) des RWGV entschlossen, da wir
hier die Chance gesehen haben, die Erfolgsfaktoren in Marketing
und Vertrieb treffsicherer bewerten zu können.
Wie funktioniert der MuVCheck?
Der RWGV hat den MuVCheck zusammen mit der Firma Bytes
& Brain entwickelt, um Optimierungspotenziale für Marketing
und Vertrieb in einer Genossenschaftsbank zu identifizieren.
Darüber hinaus ist es ebenso wichtig, über aggregierte Ergebnisse aller teilnehmenden Volksbanken und Raiffeisenbanken
26
Die Methode oder: Worum geht es?
Wir wollten Transparenz über unsere eigene Marketing- und
Vertriebskompetenz in einer Stärken- und Schwächen-Analyse
erzielen. Für die Beurteilung marketingrelevanter Thesen wurden zur eigenen Selbsteinschätzung Vorstand, Führungskräfte
und Kundenberater zu einer einfach zu bedienenden Online-Erhebung eingeladen. Die 31 Befragten unseres Hauses bewerteten
insgesamt 168 Thesen. Die Ergebnisse wurden auf vier Ebenen
abgebildet und mit statistischen Merkmalen kombiniert.
Ablauf und Erkenntnisse des MuVChecks
Die Bewertung durch die Teilnehmer erfolgte über eine Fünferskala, der zeitliche Aufwand pro Teilnehmer lag zwischen 20 und
30 Minuten und somit in einem akzeptablen Bereich. Wichtig war
uns, dass Anonymität und Vertraulichkeit garantiert wurden, sodass wir davon ausgehen konnten, keine geschönten Antworten
zu erhalten. Ferner sollten die Thesen zügig bewertet werden.
>
Foto: Volksbank Bigge-Lenne
Foto: Volksbank Bigge-Lenne
künftig gezieltere Unterstützungsleistungen im Gebiet des
RWGV anbieten zu können. Der Check besteht aus einer technischen Plattform zur Eingabe der Antworten in den Fragebogen
mit angeschlossenem Auswertungstool. Hauptbestandteil ist
die anschließende marktrelevante Diskussion und Umsetzung
der gewonnenen Erkenntnisse in der jeweiligen Bank. In der
ersten Umsetzungsphase haben sich 77 Mitgliedsbanken des
RWGV mit 1.200 Probanden beteiligt, sodass wertvolle Daten zur
allgemeinen Situation vorhanden sind. Erfreulich ist auch, dass
alle Banken unserer Bezirkstagung Hochsauerland komplett
teilgenommen haben und wir so aufschlussreiche Erkenntnisse
gewinnen konnten.
Frank Segref ist Abteilungsleiter Marketing & Kommunikation der Volksbank
Bigge-Lenne.
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Banken
Aufbau und Inhalte des RWGV Marketing- und VertriebsChecks
Ebene 1
Gesamt
Ebene 2
Marktforschung
Datenqualität
Informationstechnologie
Marketing- und
Vertriebsstrategie
Marktumfeld
Marktposition
Marketing- und
Vertriebsziele
Produkte und
Preise
Leistungsangebot
Qualität
Konditionen
Vertrieb und
Verkauf
Vertriebsstrategie
Vertriebsprozesse
Kundenbetreuung
Werbung und
PR
Werbung
Öffentlichkeitsarbeit
Verkaufshilfen
Marketing- und
Vertriebsorganisation
Marketing- und
Vertriebssysteme
Marketing- und
Vertriebseinführung
Marketing- und
Vertriebscontrolling
Marketing- und
Vertriebsführung
Kultur
Mitarbeiterführung
Markenführung
Thesen
Marketing-Themenfelder bzw. Marketing-Einflussfaktoren,
jeweils durch 8 Thesen gespeist
Diese betrafen Marketing-Einflussfaktoren, die den Markterfolg
mehr oder weniger stark bestimmen.
Der MuVCheck bietet uns eine Analyse der wichtigsten Bereiche in Marketing und Vertrieb sowie die damit verbundenen
konkreten Erkenntnisse, um unsere Aktivitäten zu optimieren
und auszubauen. Daraus folgt auch eine höhere Sicherheit bei
der Entscheidung für anstehende Investitionen. Wir konnten
beispielsweise erkennen, dass es zwischen den Einschätzungen
der Vorstände, der Führungskräfte und der Marktmitarbeiter
teilweise erhebliche Unterschiede gab. Unseren Ergebnisreport
konnten wir nutzen, um Schwachstellen zu erkennen und zu
beseitigen, unterschiedliche Sichtweisen zu diskutieren sowie
wichtige, jedoch noch fehlende Informationen zu vermitteln.
Darüber hinaus wurden aber auch vorhandene Stärken dokumentiert.
Durch die Analyse unseres Status quo gewannen wir neue Impulse und bekamen zudem praxisorientierte Handlungsempfehlungen. Zudem konnten wir über den anschaulichen Ergebnisbericht eine Verbindlichkeit zur Intensivierung gewollter
Veränderungen herstellen und eine größere Bereitschaft für
diese Veränderungen wecken.
Eine wertvolle Unterstützung bei der Analyse der Ergebnisse
und der Festlegung von Handlungsfeldern leistete der durch
den RWGV angebotene „Ergebnis-/Analyse-Workshop“. Nicht
nur die Vergleiche mit anderen Banken waren hilfreich. Auch
die Hinweise auf Lösungsmöglichkeiten oder alternative Vorgehensweisen lieferten teilweise den Stoff für eine aufschlussreiche
interne Diskussion und den Gedankenaustausch über alle Marketing- und Vertriebsebenen. Unserer Meinung nach endet der
Analyseprozess daher keineswegs mit der Vorlage des Ergebnisreports. Vielmehr bedarf es einer konstruktiven Diskussion, um
die zukunftsrelevanten Handlungsfelder im Rahmen einer bankindividuellen Stärken- und Schwächen-Analyse festzulegen. Das
haben wir getan und beispielsweise zum Handlungsfeld „Markenbildung“ das Teilprojekt „Zielorientierte Budgetallokation“
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Ebene 4
Marketing- und
Vertriebsinformation
MarketingThemenblöcke
>
Ebene 3
nebst Implementierung des „Marketingetat-Planers“ aufgesetzt.
Vorteile und Nutzen des MuVCheck
Wesentlicher Erfolgsfaktor ist eine konsequente Ausrichtung an
den Ergebnissen der internen Befragung. Im Mittelpunkt steht
daher die bereits erwähnte „Portfolio-Analyse“ mit den relevanten Handlungsfeldern, die nach Wichtigkeit und Dringlichkeit
bewertet wurden. Somit unterstützt der RWGV-MuVCheck unsere strategischen und operativen Überlegungen in Marketing und
Vertrieb und ermöglicht den Startschuss für eine projektbezogene Umsetzung.
Die Umsetzungsintensität macht letztlich den Erfolg aus. Der
MuVCheck hilft uns, unserem Ziel einer höheren Effizienz ein
Stück näherzukommen. Die Frage „Wo steht unser Marketing
und Vertrieb heute?“ konnten wir durch die Operationalisierung eines konkreten Handlungsbedarfs zur erfolgsorientierten
Prozessentwicklung beantworten.
Auf einen Blick:
•
•
•
•
•
•
•
Aufzeigen von Stärken und Schwächen in
Marketing und Vertrieb
Ableitung eines bankindividuellen Handlungsbedarfs
im Rahmen einer hierarchieübergreifenden
Diskussion
Bestätigung bereits laufender Projekte
Über Standardabweichungen Aufdeckung des Bedarfs
an themenspezifischer interner Kommunikation
Feststellung von Informationsdefiziten
Messbarkeit der Maßnahmenwirkung über den
Beginn einer Zeitreihenanalyse in den nächsten
Jahren, zum Beispiel durch die zweite Erhebungswelle 2015 durch aggregierte, anonyme Ergebnisdarstellung
Erhalt von am Bedarf orientierten Unterstützungsleistungen
27
Banken
Ausufernde Meldepflichten
Interview mit RWGV-Vorstandsmitglied Siegfried Mehring
Herr Mehring, auf dem Neujahrsempfang der Westdeutschen genossenschaftlichen Bankleitervereinigung haben Sie die zunehmende Quantifizierung der Bankenaufsicht kritisiert. Dabei erscheint es doch nachvollziehbar, dass die Aufsicht von den Banken
Daten benötigt.
Siegfried Mehring: Es ist nachvollziehbar, dass die Bankenaufsicht ein hohes Interesse an aussagefähigen und vergleichbaren Meldedaten hat. In Deutschland war die Aufsicht geprägt durch eine Mischung aus qualitativen und quantitativen
Elementen. Künftig ist die Aufsicht vor dem Hintergrund einer vermeintlichen Vergleichbarkeit sehr viel stärker quantitativ ausgerichtet. Jedes Quartal muss eine durchschnittliche
Kreditgenossenschaft Zehntausende von Datenpunkten an die
Aufsichtsbehörden übermitteln und es wird in der Zukunft noch
mehr. Dabei beruht vieles auf Regeln, die als Reaktion auf die
Finanzmarktkrise eingeführt wurden. Eine Krise wohlgemerkt,
an der die deutschen Kreditgenossenschaften, dank ihres
soliden Geschäftsmodells und der bewährten Prüfung durch
die Genossenschaftsverbände, keinen Anteil hatten. Vor dem
Hintergrund der durchschnittlichen Betriebsgrößen leiden
aber gerade Genossenschaftsbanken besonders unter den zusätzlichen Datenanforderungen. Der damit verbundene bürokratische Mehraufwand belastet überproportional. Wir dürfen nicht vergessen, dass 40 Prozent der Volks- und Raiffeisenbanken im RWGV weniger als 50 Mitarbeiter beschäftigen.
Immerhin haben die Banken viele dieser neuen Anforderungen ja
bereits umgesetzt. Haben sie nun wieder mehr Zeit für das Kundengeschäft?
Siegfried Mehring: Sie sprechen einen ganz wesentlichen Punkt
an. Banken sind nicht gegründet worden, um Bürokratie zu
erfüllen, sondern um für ihre Kunden Bankdienstleistungen
zur Verfügung zu stellen. Richtig ist, dass die regulatorischenund Meldewesen-Anforderungen erhebliche Kapazitäten in den
Häusern binden. Vor dem Hintergrund der anstehenden Um-
setzung des SREP-Prozesses, auf Basis einer entsprechenden
Guideline der European Banking Authority, ist mit einer weiteren
Standardisierung der aufsichtlichen Überwachungsmaßnahmen zu rechnen. Kernpunkt des Überwachungsprozesses werden Kennzahlen zu verschiedenen Aspekten sein. Die Bankenaufsicht will letztlich in der Lage sein, Liquiditäts- und Kapitalrisiken jederzeit beurteilen zu können. Das ist nur durch standardisierte Datenerhebung möglich. Insgesamt können wir
nur hoffen, dass die sich daraus ergebenden zusätzlichen Meldepflichten und entsprechenden weiteren Konsequenzen für
unsere Institute in akzeptablen Grenzen gehalten werden.
Seit November 2014 beaufsichtigt die Europäische Zentralbank
(EZB) die größten Banken der Eurozone direkt, die kleineren Institute indirekt. Was bedeutet das für die Genossenschaftsbanken?
Siegfried Mehring: In erster Linie betrifft dies die direkt beaufsichtigten Institute, im RWGV die WGZ BANK sowie die Deutsche Apotheker- und Ärztebank. Die kleineren Banken unterstehen weiterhin den nationalen Aufsichtsbehörden, doch auch
hier gewinnen die europäischen Behörden an Einfluss. Dieser
Bedeutungsgewinn lässt sich schon an Personalien festmachen.
Sabine Lautenschläger, ehemalige Vizepräsidentin der Deutschen
Bundesbank und inzwischen Direktoriumsmitglied der EZB,
ist ein prominentes Beispiel; die Berufung von Elke König, bislang BaFin-Präsidentin, an die Spitze der europäischen Bankenabwicklungsbehörde (SRB) ein weiteres. Deswegen ist es umso
wichtiger, den europäischen Regulatoren die Besonderheiten
unseres genossenschaftlichen Bankgeschäfts zu verdeutlichen.
Dazu gehört zum Beispiel, dass Meldepflichten so gestaltet werden
müssen, dass sie von Banken problemlos erfüllt werden können,
die nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) bilanzieren.
Eine Einführung des internationalen Bilanzierungsstandards
IFRS „durch die Hintertür“ müssen wir vermeiden.
Stefanie Schulte
Genossenschaftliche Stärken und neue Medien
Neujahrstreffen der Westdeutschen genossenschaftlichen Bankleitervereinigung
Düsseldorf. „Das Jahr 2014 war für uns Banken von historisch
niedrigen Zinsen und einem immensen Ertragsdruck sowie
ebenso historisch hohen aufsichtsrechtlichen Forderungen und
damit verbundenen Kosten geprägt.“ Das betonte Andreas Theis,
Vorstandsvorsitzender der Westdeutschen genossenschaftlichen
Bankleitervereinigung, auf dem Neujahrsempfang in Düsseldorf.
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Die Krise im Euroraum sei noch nicht ausgestanden und bedeute eine unverändert große Gefahr und damit hohe Ungewissheit
für die Unternehmen und Banken. Theis: „Jetzt belasten ausgerechnet die Maßnahmen zur Eindämmung der Krise – nämlich schärfere Regulierungsvorschriften und anhaltend niedrige
Zinsen – gerade das Geschäftsmodell der regional verwurzelten >
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Banken
> Genossenschaftsbanken.“ Angesichts dieser Bedrohungen setze
Bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle sollten sich Genossenschaftsbanken nicht von der Daten-Sammelwut mancher
Internetdienstleister anstecken lassen. Das betonte RWGV-Vorstandsmitglied Siegfried Mehring. Internetunternehmen wie
Google, die inzwischen auch Finanzdienstleistungen anbieten,
brächten zwar technisches Know-how und Kundenbeziehungen
mit. Sie gerieten aber wegen ihres Umgangs mit Kundendaten
in die Kritik.
Dies sei eine Chance für deutsche Kreditgenossenschaften, die
nach Worten Mehrings als Inbegriff des seriösen, persönlichen,
vertrauenswürdigen Bankgeschäfts“ gelten. Auf diese Stärken
sollten sie sich auch im Umgang mit neuen Medien und Technologien besinnen. „Um nicht austauschbar zu werden, müssen
Banken schließlich einen Mehrwert bieten“, meinte Mehring.
Die Zielkunden seien immer häufiger im Internet anzutreffen,
erklärte Dr. Christian Brauckmann, Vorstandsmitglied der WGZ
BANK. Wie Brauckmann berichtete, entwickelt die Genossenschaftliche FinanzGruppe derzeit einen eigenen Online-Bezahldienst gemeinsam mit den privaten Banken. Dieser soll noch
pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2015 an den Start gehen.
Ebenso wie Theis und Mehring unterstrich Brauckmann, dass
Foto: Stefanie Schulte
er fest auf die Stärke des mittelständischen Unternehmertums
und die Kraft der einzigartigen Verbundstruktur der Genossenschaftlichen FinanzGruppe. Mit dieser höben sich die Kreditgenossenschaften ganz klar vom Markt ab.
Banken müssen einen Mehrwert bieten, um nicht austauschbar zu sein, betonte RWGV-Vorstandsmitglied Siegfried Mehring beim Neujahrsempfang
der Bankleiter in Düsseldorf.
die deutschen Genossenschaftsbanken ihre Unterschiede zu
den Wettbewerbern herausarbeiten müssten.
Das gelte nicht nur im Vergleich mit den privaten und den öffentlich-rechtlichen Banken in Deutschland, sondern auch gegenüber genossenschaftlichen Bankensystemen in anderen europäischen Ländern. Als Beispiel nannte er die Genossenschaftsbanken in Frankreich, die als Konzerne organisiert seien.
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Banken
Firmenkundengeschäft: Ungenutztes Potenzial
Ungenutztes Potenzial bieten ganz besonders die kleineren Firmenkunden, wie
zahlreiche Referenten der Veranstaltung
betonten. Wie solche Geschäfts- und Gewerbekunden unter anderem durch Standardisierung von Kreditentscheidungen
und Spezialisierung der Mitarbeiter effektiver und effizienter bedient werden
können, kam in mehreren Vorträgen und
Foto: Stefanie Schulte
Essen. „Der Wettbewerb um mittelständische Firmenkunden nimmt zu – die Zeiten, in denen Genossenschaftsbanken im
Markt fast nur auf Sparkassen trafen, sind
längst vorbei.“ Das bekräftigte RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey auf der
RWGV-Auftaktveranstaltung zum BVRKonzept „Marktbearbeitung Firmenkunden“ in der Zeche Zollverein in Essen.
Dennoch hätten Genossenschaftsbanken
– nicht zuletzt dank ihrer traditionellen
Verankerung in dieser Kundengruppe –
weiterhin hervorragende Chancen, im
Firmenkundengeschäft zu wachsen, erklärte der RWGV-Vorstandschef weiter.
Wie kann das Konzept „Marktbearbeitung Firmenkunden“ Genossenschaftsbanken helfen, ihr Potenzial besser zu nutzen? Darüber diskutierte Moderatorin Prof. Dr. Theresia Theurl (WWU Münster,
links) mit den Projektmitgliedern Patrick Schönau (RWGV), Thomas Hamdorf (Volksbank Hellweg),
Ute Berhorst (BVR) und Jürgen Buchalski (Raiffeisenbank Neustadt).
Diskussionen zur Sprache. Zu den weiteren Themen zählten Zusammenarbeit
zwischen Markt und Marktfolge, Kunden-
strukturanalyse, Mitarbeiterqualifikation
sowie die Ergebnisse der Firmenkundenleiterbefragung 2014.
„Das Ende der Banken, wie wir sie kannten“
Foto: Hans-Peter Leimbach
Bochum. „Das Ende der Banken,
wie wir sie kannten.“ Das befürchtet Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank, mit Blick auf die
Langzeitfolgen der Finanzmarktkrise und den Bankenmarkt der Zukunft. Aus Jorbergs Sicht wird es das
klassische Bankgeschäft, wie wir es
heute kennen, in naher Zukunft so
nicht mehr geben: In einem Positionspapier hat der Finanzexperte
aus seiner Sicht der Dinge die vier
wesentlichsten Herausforderungen
zusammengefasst.
Berichtete über den Bankenmarkt der Zukunft: Thomas
Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank
30
1. Akzeptanz in der Gesellschaft ist verloren gegangen.
2. Andauernde Niedrigzinsen
erfordern ein neues
Geschäftsmodell.
3. Zusätzliche Regulierung
verhindert unternehmerische Entwicklung.
4. Bankgeschäfte werden zunehmend digitaler und außerhalb der Banken organisiert.
Thomas Jorberg: „Die Frage der Zukunft
wird nicht mehr vorrangig die nach der
höchsten Rendite sein, sondern: Wo wird
mein Geld überhaupt noch gebraucht?
Wo stiftet es Sinn? Wie finanzieren wir
die Energiewende, die Agrarwende, die
Mobilitätswende? Wie wird unsere Gesellschaft insgesamt sozialer und ökologischer?“ Die Wirtschaftskonjunktur wird
in Zukunft durch „besser“, nicht durch
„mehr“ geprägt.
Um zu diesem gesellschaftlichen Wandel beizutragen, hat die GLS Bank 2014
mehr als 6.000 Kredite über insgesamt
1,9 Milliarden Euro vergeben – Geld, das
somit bei Menschen ankommt, die es
sinnvoll einsetzen. „Den Niedrigzins
macht ja nicht die EZB allein“, erklärt
Jorberg. „Wir haben schon jetzt deutlich
zu viel Geld auf dem Markt, was in die
Anlage drängt. Mit „Vermögende suchen
händeringend Gläubiger“ könne man
die Situation beschreiben. „Bei der GLS
Bank finden Sie sinnvolle Anlagen in die
sozial-ökologische Realwirtschaft.“
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Banken
Volksbanken aus den Kreisen Lippe und Paderborn zeigen Vertrauen in die Zukunft
dem Foto heißt es dazu wörtlich: „Kinder bedeuten Zukunft. Deswegen braucht
eine starke Wirtschaftsregion Nachwuchs.“ Familienmanagement, so die
Banken weiter, sei für sie als verlässliche
Arbeitgeber vor Ort eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Auch in ihrer Rolle als
Vater und Mutter sollten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den
Banken gut aufgehoben fühlen.
Sympathischer Gruß zum Jahreswechsel: Volksbanken aus den Kreisen Lippe und Paderborn machten
die Familienfreundlichkeit in Unternehmen zum Thema ihrer Jahresschlussanzeige und erhielten dafür
von Zeitungslesern und Kunden jede Menge positive Reaktionen.
Kreis Lippe/Kreis Paderborn. Junge Eltern aus dem Mitarbeiterkreis, die stolz ihren Nachwuchs im Bild präsentieren – sympathischer lassen sich gute Wünsche fürs
neue Jahr wohl kaum an die Kunden übermitteln. Mit einer halbseitigen Anzeige in der
Silvester-Ausgabe ihrer regionalen Tageszeitungen und diesem Fotomotiv im Mittelpunkt haben acht Volksbanken aus den Kreisen Lippe und Paderborn auf sich aufmerksam gemacht. Kernbotschaft der Anzeige: „Vertrauen in die Zukunft“. Unter
diesem Slogan posieren die jungen Eltern – fünf Väter und drei Mütter – mit ihren
Sprösslingen für das Thema „Familienfreundlichkeit im Unternehmen“. Im Text unter
Und dann präsentierten die acht Volksbanken den Zeitungslesern noch eine
Bankbilanz ganz besonderer Art: Danach
ist die eigene „Volksbank-Familie“ in den
Kreisen Lippe und Paderborn im Jahr
2014 um 50 kleine Mädchen und Jungen
gewachsen. Und 30 Mütter und Väter seien nach der Elternzeit wieder bei ihrer
Volksbank in den Job eingestiegen und
damit erneut für deren Mitglieder und
Kunden im Einsatz. Bankensprecher
Hartmut Lüther (Volksbank Elsen-WewerBorchen): „Es gab ungewöhnlich viele
und nur positive Reaktionen. Thema und
Gestaltung der Anzeige sind überall gut
angekommen.“
Arnsberg. „Katastrophe Mensch? Wie wir die Welt verändern.“
So lautete das Thema von Fernsehmoderator Dirk Steffens beim
22. VolksbankDialog der Volksbank Sauerland. In einer Mischung aus Vortrag, Diashow und persönlichen Erzählungen
sprach der 46-Jährige über den zweijährlich erscheinenden „Living Planet Report“ der Umweltorganisation WWF, für die er sich
engagiert. Die wissenschaftlichen Thesen des Papiers verknüpfte
Dirk Steffens mit seinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen. Faszinierende Bilder von wilden Tieren mündeten in harte
Fakten über das Artensterben. „So wie es jetzt ist, kann es nicht
weitergehen“, betonte dazu der bekannte TV-Moderator.
Der aktuelle „Living Planet Report“ kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Wir leben über unsere Verhältnisse. Jedes
Jahr verbraucht die Menschheit 50 Prozent mehr Ressourcen,
als die Erde innerhalb dieses Zeitraums regenerieren und wieder zur Verfügung stellen kann. Ein Beispiel: Zweieinhalb Erden
wären nötig, wenn die Menschen weltweit so viele Ressourcen
verbrauchen wie derzeit die Deutschen. „Die Art und Weise, wie
wir heute unsere Bedürfnisse befriedigen, schmälert die Chancen kommender Generationen“, so Dirk Steffens. Dieses „Überdie-Verhältnisse-Leben“ hat der Living Planet Report weltweit
gemessen: mit dem „ökologische Fußabdruck“. Fazit: Klimawandel, die Zerstörung von Lebensräumen, Wilderei und Raubbau gefährden Mensch, Tier und Pflanze.
Aber was kann jeder einzelne Bürger dagegen tun? Dirk Steffens
trat hier nicht oberlehrerhaft als Besserwisser auf, sondern nahm
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Foto: Volksbank Sauerland
VolksbankDialog mit Dirk Steffens
Die Volksbank Sauerland hatte Dirk Steffens eingeladen (v. links n. rechts):
Vorstand Christian Eschbach, Dirk Steffens, Vorstand Jürgen Dörner
sein Publikum in die Verantwortung. „Ziehen Sie Ihre eigenen
Schlüsse aus den genannten Fakten. Suchen Sie Stellschrauben,
wie Sie die Welt verändern können, und fangen Sie bei sich an.“
Mit seinem Lieblingszitat von Nelson Mandela verabschiedete
sich Steffens von seinem Publikum: „Alles scheint unmöglich,
bis man es getan hat.“
31
Banken
Vor allem kleine Banken leiden unter der Regulatorik
Düsseldorf/Bielefeld. Jobmaschine Bürokratismus: 260 Arbeitstage und damit mehr als eine Vollzeitstelle beträgt der
jährliche Aufwand einer Genossenschaftsbank, wenn sie die
aktuellen Vorgaben von Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden
erfüllen will. Dies hat der RWGV in einer Umfrage unter seinen
Mitgliedern ermittelt. Insgesamt 19 Volksbanken mit Bilanzsummen zwischen 40 Millionen Euro und 4,5 Milliarden Euro
hatten sich an der Befragung im Pressebürobezirk OstwestfalenHellweg beteiligt. Knapp 5.000 Arbeitstage beträgt demnach
der zusätzliche regulatorische Arbeitsaufwand für alle Institute
zusammen. Größter „Einzelposten“: die Beratungsprotokolle, die
Bankmitarbeiter bei jedem Gespräch mit Privatanlegern anlegen
müssen. Sie machen fast die Hälfte des Gesamtaufwands aus.
Insbesondere kleinere Volksbanken kritisieren, dass sie durch
die Regulatorik überproportional belastet werden. „Lokale oder
regionale Institute haben vielfach gar nicht die Möglichkeit, sich
strategisch neu aufzustellen, um Belastungen zu reduzieren“,
erläutert RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey, der sich
von der Politik Nachbesserungen wünscht. Die beiden zentralen
Forderungen des Verbandschefs: „Vorschriften, die den Wettbewerb verzerren, sind zu korrigieren. Und: Kleinere Institute
müssen in die Lage versetzt werden, die steigenden regulatorischen Anforderungen durch Kooperationen und Auslagerung
von Aufgaben zu erfüllen.“
Wie sich Geld auf der Welt gerechter verteilen lässt
– investieren. „Hier winkt neben einer
bescheidenen Verzinsung eine ‚soziale
Rendite‘. Dies zeigt sich in den geförderten Ländern zum Beispiel in besseren
Bildungsangeboten und Arbeitsbedingungen oder mehr Chancengleichheit für
Frauen“, meinte BKC-Vermögensberater
Holger Freitag.
Foto: Rainer Stephan
Auch die Kirchenbank selbst schaut genau
hin, wo sie ihre Gelder investiert und wem
sie ihre Eigenanlagen anvertraut. Nach
Darstellung von Bereichsleiter Michael
Hepers ist das Institut aktuell in 33 Ländern der Erde finanziell engagiert, wobei
die Auswahl der Investments Ergebnis eines strengen Nachhaltigkeitsfilters ist.
Die „Hilfe zur Selbsthilfe“ in den Entwicklungsländern ist nach Aussage von
Gastreferent Professor Alexander Lohner
ein zentrales Anliegen des Bischöflichen
Hilfswerks Misereor. Seit ihrer Gründung
im Jahr 1959 haben die Aachener in mehr
als 100 Ländern 103.000 Projekte im Umfang von 6,5 Milliarden Euro gefördert.
Professor Stephan Klasen (Universität
Göttingen) betonte: „Zum ersten Mal in der Geschichte scheint
die Überwindung der extremen Armut in der Welt möglich.“
Spätestens im Jahr 2030 wollen die Vereinten Nationen dieses
ehrgeizige Ziel erreichen. Fair gehandelte Produkte, so Klasen,
könnten einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Das sah auch
Gastgeber Dr. Richard Böger so: „Fairtrade-Produkte zu kaufen,
lohnt sich“, meinte der Kirchenbankchef in seinem Vortrag. Böger: „Fairtrade bei Bananen erhöht den Anteil der Produzenten
an den Verkaufserlösen von 13 auf 25 bis 30 Prozent. Damit
tragen Fairtrade-Erzeugnisse dazu bei, die Einkommen von
Kleinbauern zu stabilisieren und zu erhöhen.“
Fair gehandelte Agrarprodukte aus den Entwicklungsländern, wie zum Beispiel Bananen, sind ein
kleiner Schritt zu einer besseren Welt. Demonstrativ gut schmecken ließen sich die Früchte in einer Kaffeepause (v. links): Misereor-Referent Professor Alexander Lohner, Vorstand Jürgen Reineke, Vermögensberater Holger Freitag, Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Böger und stellvertretender
Aufsichtsratsvorsitzender Karl Auffenberg (alle BKC) sowie Entwicklungsökonom Professor Stephan
Klasen.
Paderborn. „Welche Anlagealternativen gibt es im Niedrigzinsumfeld und wie lässt sich das auf der Welt reichlich vorhandene Kapital gerechter verteilen?“, fragte Jürgen Reineke,
Vorstand der Paderborner Bank für Kirche und Caritas, die
rund 230 Gäste, die zum jüngsten Kapitalmarktforum der Bank
erschienen waren. Antworten darauf lieferten sowohl die Bank
als auch die von ihr eingeladenen externen Referenten.
Wer sein Vermögen sicher anlegen möchte und zugleich etwas
Positives in der Welt bewirken möchte, kann zum Beispiel in einen Mikrofinanzfonds – Motto „Kleines Geld – große Wirkung“
32
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Banken
Kreis Euskirchen. „Heute ist der Tag, an dem die Familiengenossenschaft Nordeifel-Euskirchen geboren wird“, sagte Bernd
Altgen, der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Nordeifel, bei der
Gründungsversammlung in Schleiden. Ein Tag also, auf den die
VR-Bank Nordeifel von der ersten Idee im Jahr 2012 an bis nun
zur Gründung gezielt hingearbeitet habe. Zugleich sei dies auch
der Moment, „in dem die VR-Bank als Initiatorin das Zepter abgibt an den Vorstand Jürgen Scholz und die Mitarbeiter der Familiengenossenschaft Nordeifel-Euskirchen“, so Altgen.
20 Unternehmen und Institutionen aus dem gesamten Kreis
Euskirchen sind nun Mitglieder der neuen Genossenschaft, die
organisatorisch eine Zweigniederlassung der Familiengenossenschaft Münsterland ist und so auch auf ebenso komplexe wie
bewährte Strukturen zurückgreifen kann. Die Pionier-Unternehmer und Institutionen und ihre Mitarbeiter profitieren von einem
starken Dienstleister, weil ihnen kompetente Ansprechpartner
und Beratung zu den Themen „Kinderbetreuung“, „Pflege und
Demenz“, „Belastende Lebenssituationen“, „Gesundheitsfragen“ sowie „Haushaltsnahe Dienstleistungen“ geboten werden.
Auch bei der konkreten Vermittlung etwa von Pflegekräften oder
Tagesmüttern ist die Familiengenossenschaft behilflich.
„Dabei ist die Genossenschaft selbstverständlich nicht als Konkurrenz zu Dienstleistungsanbietern wie beispielsweise Pflegediensten vor Ort zu verstehen“, stellte Altgen klar. Vielmehr
komme eine erfolgreiche Familiengenossenschaft sowohl Nachfragenden als auch Anbietern von Dienstleistungen in der Region zugute. „Zumal einige von ihnen, wie etwa das Rote Kreuz im
Kreis Euskirchen oder die Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim selbst Mitglied in der Familiengenossenschaft NordeifelEuskirchen sind“, ergänzte Altgen.
Seit Januar stehen zwei eigens eingestellte Mitarbeiter der Familiengenossenschaft Münsterland vor Ort in der Nordeifel zur Verfügung. Zweigniederlassungsleiter Albert Müllenborn und seine
Kollegin Claudia Sitta nehmen sich der Fragen und Belange aller
Mitarbeiter der Unternehmen an. Und mehr noch: „Auch etwa
die Partner, Eltern und Kinder der Mitarbeiter können unsere
Dienste in Anspruch nehmen“, berichtete Scholz.
„Das ist ein Meilenstein für die Arbeitgeber der Region Nord-
Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur Profi Press
Erste Familiengenossenschaft im Kreis Euskirchen
Seit Januar 2015 stehen mit Albert Müllenborn und seiner Kollegin Claudia Sitta zwei eigens eingestellte neue Mitarbeiter der Familiengenossenschaft Münsterland vor Ort in der Nordeifel zur Verfügung.
eifel-Euskirchen, die sich damit in Sachen Vereinbarkeit von
Familie und Beruf optimal positionieren“, sagt Altgen. Die
VR-Bank Nordeifel engagiert sich seit Jahren in Sachen „Familie und Beruf“ und war Initiator des gleichnamigen Netzwerkes
im Kreis Euskirchen. Als Kooperationspartner der Bertelsmann
Stiftung unterstützt sie die Zertifizierung von Unternehmen
im Kreis Euskirchen zum „Familienfreundlichen Arbeitgeber“.
Anfang 2013 gab es erste Gespräche mit der Familiengenossenschaft Münsterland. Konkret wurde die Idee einer Familiengenossenschaft Anfang 2014. Nach drei von der VR-Bank Nordeifel
initiierten Unternehmerabenden mit Unternehmern aus dem
gesamten Kreis Euskirchen wurde schließlich die Familiengenossenschaft gegründet.
Volksbanken zu Unrecht mit hineingezogen
Emsdetten/Kreis Steinfurt. Was sollte im Bankenmarkt reguliert werden und was nicht? Muss es eine Steuer auf Finanzprodukte geben oder nicht? Wie sollte die europäische Bankenabgabe abgewickelt werden und wer sollte einzahlen? Diese Fragen
standen im Januar im Mittelpunkt einer hochklassig besetzten
und gut besuchten Podiumsdiskussion der SPD Kreis Steinfurt
zum Thema „Bankenregulierung und Finanztransaktionssteuer“ in Strothmanns Fabrik in Emsdetten.
„Ja, die Bankenaufsicht ist als Folge der 2008 ausgebrochenen
Finanzmarktkrise richtig und muss sein“, stellte Franz-Josef Konermann, Sprecher der Volksbanken im Kreis Steinfurt, nach
der Begrüßung vom SPD-Kreisvorsitzenden Jürgen Coße in seinem Statement klar. „Aber bitte nicht so maßlos überzogen bei
den Marktteilnehmern, die diese Krise nicht verursacht haben“,
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
betonte Konermann. Die Volksbanken würden hier zu Unrecht
mit hineingezogen und müssten erhebliche Geldbeträge in den
gemeinsamen Abwicklungsfonds einzahlen, von denen sie nichts
hätten. „Da sprechen wir hier allein bei den sechs Volksbanken im Kreis Steinfurt von 100.000 Euro.“
Unterstützung bekam der Volksbankensprecher von Stefanie
Schulte vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband.
„Fehlanreize auf breiter Front“ hätten zu der Krise geführt, betonte die Finanzexpertin. Bei den Volksbanken sei das Geld dagegen „sicher“. Schließlich hätten diese eine seit 80 Jahren funktionierende Sicherungseinrichtung mit umfassendem Schutz für
die Anleger. „Ganz richtig weit sind wir mit vielem nicht gekommen“, konstatierte Wolfgang Schuldzinski, Chef der Verbraucherberatung NRW. Falschberatung und eine nicht verantwortungs-
33
>
Banken
>
Foto: Hans-Peter Leimbach
volle Kreditvergabe seien weiterhin Alltag
und teurer als eine Finanztransaktionssteuer. Die Politik habe schnell reagiert,
betonte SPD-Bundestagsabgeordnete Ingrid Arndt-Brauer (MdB). „Wir haben den
Bankensektor stabilisiert.“ Notwendig sei
nun „eine europäische Handlungsfähigkeit“.
Die Krise in der Euro-Zone sei im Zusammenhang mit der globalen Finanzmarktkrise zu sehen, verdeutlichte Dr. Angelika
Schwall-Düren, NRW-Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien.
Deshalb sei die europäische Bankenaufsicht auch so wichtig – „mit gleichen Standards für alle“.
Podiumsdiskussion zur Bankenregulierung und Finanztransaktionssteuer. Im Bild (v. links): Franz-Josef
Konermann, Jürgen Coße, Wolfgang Schuldzinski, Dr. Angelika Schwall-Düren, Ingrid Arndt-Brauer
und Stefanie Schulte
Hochsauerlandkreis. Den wachsenden Für die kommenden Monate sind die UnHerausforderungen zum Trotz: Die hei- ternehmen in der Region moderat optimische Wirtschaft bleibt auf Erfolgskurs. mistisch. Mehr als ein Drittel rechnet mit
Das ist das Ergebnis der aktuellen Unter- einer weiteren geschäftlichen Verbessenehmensbefragung, die die sieben Ge- rung. Zuversicht und viel Vertrauen in die
nossenschaftsbanken im Hochsauerland- Zukunft bestimmen aktuell das Investitikreis mit Unterstützung der WGZ BANK onsverhalten. Andreas Ermecke: „Neben
durchgeführt haben. Über die Details der guten Stimmung dürften die günstiberichteten die Bankvorstände Christian gen Finanzierungsbedingungen ein weiEschbach (Volksbank Sauerland) und An- terer Grund dafür sein, wieder mehr Geld
dreas Ermecke (Volksbank Bigge-Lenne) in die Betriebe zu stecken.“ Immerhin
jetzt vor Vertretern aus Wirtschaft, Poli- haben in den letzten sechs Monaten 31
tik und Verwaltung im Hörsaal
des Arnsberger Leuchtenherstellers Trilux.
172 Mittelständler haben sich
an der Erhebung beteiligt. Das
sind genau 20 Betriebe mehr
als vor einem Jahr. Aus dem
Dienstleistungs- und dem verarbeitenden Gewerbe kamen
67 Prozent der Antworten. Die
Angaben aus dem Bau- und
Ausbaugewerbe flossen mit 19
Prozent, die aus dem Handel
mit 13 Prozent in das Endergebnis mit ein. „Dank dieser
guten Beteiligung können
wir ein repräsentatives Stimmungsbild für die Konjunkturlage im Hochsauerlandkreis
aufzeigen“, freuten sich die
Vorstände Christian Eschbach
und Andreas Ermecke über Für die Genossenschaftsbanken im Hochsauerlandkreis stellten die Bankvorstände Christian Eschbach von der Volksbank
das gestiegene Interesse an der Sauerland (links) und Andreas Ermecke von der Volksbank
Befragung.
Bigge-Lenne die Ergebnisse der aktuellen UnternehmensbeDie neue Erhebung hat gezeigt: fragung vor.
34
Foto: Klaus Schliek
Umfrage der Genossenschaftsbanken zeigt: HSK-Unternehmen bleiben am Ball
Prozent der Befragten ihre Investitionsausgaben erhöht. Nur zehn Prozent berichteten von gesunkenen Ausgaben. In
den kommenden Monaten wollen sogar
55 Prozent der Unternehmen Investitionsprojekte durchführen.
Die betrieblichen Erweiterungen werden laut Umfrage zum größten Teil durch
Bankkredite gedeckt. „Hier sind die
Genossenschaftsbanken im Hochsauerlandkreis ein starker Partner an der Seite der Mittelständler“, betonte Andreas
Ermecke.
Also alles gut? Nicht ganz: Neben der ausufernden Bürokratie sowie den steigenden Energie-, Rohstoff- und Materialkosten wurde die spürbare Verschärfung des
Arbeiter- und Facharbeitermangels als
Problem genannt. Immerhin 46 Prozent
der Befragten sehen hier grundsätzliche
Schwierigkeiten. Bei etwa einem Drittel der Unternehmen sind offene Stellen
zu besetzen.
Andreas Ermecke verwies auf die Fachhochschule Südwestfalen und die Universität Siegen, die sich für die Attraktivität und damit für das Interesse von
Fachkräften am Wirtschaftsraum Südwestfalen einsetzen. Den Mittelständlern
aus dem Hochsauerland sind die entsprechenden Initiativen aber noch kaum bekannt. Nur ein Viertel der Befragten ist
mit den Möglichkeiten einer Kooperation
zwischen Hochschulen und Unternehmen
vertraut.
50 Prozent bekunden aber ein grundsätzliches Interesse an einer Zusammenarbeit.
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Banken
Volksbank Trier für Ausbildungskonzept ausgezeichnet
Trier. Für ihr innovatives Ausbildungskonzept hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier der Volksbank Trier
das Prädikat „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“ verliehen. Wie sehr das
Unternehmen auf guten Mitarbeiternachwuchs baut, zeigt sich bereits beim
Recruiting und Einbinden der künftigen
Auszubildenden in das Firmengeschehen
schon vor ihrem Ausbildungsbeginn. Mit
Projekten wie „Eine Stunde für die Lebenshilfe“, „ZeiLe – Zeitung lesen macht
Azubis fit“ und dem „Bank-Day“ fördert
die Volksbank Trier zudem die persönliche und soziale Kompetenz ihrer jungen
Mitarbeiter. Gleichzeitig bietet die Volksbank Trier duale Studiengänge an und
nimmt Azubis bei der Weiterbildung an die
Hand. Wie erfolgreich dieses Konzept von
A bis Z ist, zeigen die hohe Ausbildungsquote und die guten Prüfungsresultate der
Volksbank-Azubis, lobte IHK-Geschäftsführer Marcus Kleefisch. Er dankte auch
den leitenden Mitarbeitern der Volksbank Trier, die seit vielen Jahren die IHKPrüfungsausschüsse unterstützen.
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messbar. Denn easyCredit ist Deutschlands erster Kredit mit DQS-Siegel
„Fairness im Ratenkredit“. Mehr erfahren Sie im VR-BankenPortal.
Die IHK zeichnete die Volksbank Trier für ihr Ausbildungskonzept aus (v. links): die Volksbank-Auszubildenden Anna Bechtel, Katja Klein, Lena Kiefer und Eileen Willems, Marcus Kleefisch, Geschäftsführer
IHK, David Hammes, Auszubildender Volksbank Trier, Norbert Friedrich, Vorstand Volksbank Trier,
Florian von Landenberg, Leiter Personal Volksbank Trier und Jürgen Thomas, Ausbildungsberatung/
Betreuung IHK Trier.
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Jan Josef Liefers alias Prof. Karl-Friedrich Boerne bei BANKLIVE
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Coesfeld. „Volksbank kann auch anders“,
meinte Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Baecker in seinem Schlusswort und
traf damit bei den über 600 Gästen im Saal
des Konzert-Theaters Coesfeld auf einhellige Zustimmung. Die hatten sich gerade eben mit Standing Ovations bei den
Musikern für die Vorstellung und bei der
VR-Bank Westmünsterland für das gelungene Programm bedankt. Statt wie in den
Vorjahren eher trockene Wirtschaftsthemen zu erläutern, standen diesmal bei der
neunten Auflage der Kundenveranstaltung
„BANKLIVE“ die Kultur in Person von Jan
Josef Liefers – bekannt aus dem Münster
Tatort in seiner Rolle als Professor Dr. KarlFriedrich Boerne – und die Musik seiner
[email protected]
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Band Radio Doria im Mittelpunkt.
„Jan Josef Liefers passt zu uns, weil wir uns
im Alltag eben nicht nur mit Wirtschaft beschäftigen, sondern auch mit Kultur“, verdeutlichte Dr. Baecker. Und dass Jan Josef
Liefers nicht nur als Künstler und Schauspieler brilliert, sondern auch als Sänger
und Songwriter, wurde schnell klar. Bestens aufgelegt präsentierte er mit seiner
Band Songs aus dem aktuellen Album
„Die freie Stimme der Schlaflosigkeit“. Im
Gespräch mit Moderatorin Juliane Hielscher zeigte er sich erschrocken über die
„Nationalismus-Gefahr“ in seiner Heimatstadt Dresden und forderte in der Pegida-Debatte zum Dialog auf. „Gesunder
Menschenverstand“ sei gefragt.
35
Landwirtschaft
Foto: Arla
Ministerpräsidentin weiht neue Produktionsanlagen ein
Weihten die neuen Arla-Produktionsanlagen in Pronsfeld ein (v. links n. rechts): Malu Dreyer, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz, Peder Tuborgh, Vorstandsvorsitzender Arla Foods, und Jürgen Wolf, Standortleiter Pronsfeld, Arla Foods
Pronsfeld. Die europäische Genossenschaftsmolkerei Arla
Foods hat an ihrem Standort in Pronsfeld im Eifelkreis BitburgPrüm einen komplett neuen Produktionsbereich eingeweiht.
Nach einer rund dreijährigen Planungs- und Bauphase nahmen
Peder Tuborgh, Vorstandsvorsitzender von Arla Foods, und die
Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer,
die neuen Anlagen gemeinsam in Betrieb. Insgesamt wurden
rund 110 Millionen Euro in den Bau eines neuen Milchtrockenturms, einer neuen Butterei und einer zusätzlichen Milchbe- und
verarbeitung investiert.
Der Standort Pronsfeld hat sich in den vergangenen knapp 50
Jahren zu einem der größten Molkereistandorte in Europa entwickelt. Bereits seit 1967 werden in der Eifel mit großem Erfolg vornehmlich haltbare Milchprodukte produziert – bis 2012 noch un-
ter der Milch-Union Hocheifel (MUH).
Bisher wurden in Pronsfeld jährlich
rund 1,4 Milliarden Kilogramm Milch
verarbeitet. Durch die neuen Produktionsanlagen kann pro Jahr eine zusätzliche Milchmenge von rund 450 Millionen Kilogramm verarbeitet werden.
Dies entspricht einer Jahresmenge von
rund 40.000 Tonnen Butter und 42.000
Tonnen Milchpulver. „Mit den verschiedenen Milchpulverprodukten beliefern wir künftig auch unsere Wachstumsmärkte in Asien und Afrika”, sagte
Tim Ørting Jørgensen, bei Arla für den
Geschäftsbereich Consumer Central
Europe verantwortlich. Das sehr erfolgreiche Mischstreichfett Arla Kærgarden und die Deutsche Markenbutter werden für den deutschen Markt
und für Zentraleuropa hergestellt.
Damit ist der Standort Pronsfeld der
größte Produktionsstandort im gesamten Arla-Verbund und Arlas Kompetenzzentrum für haltbare Milchprodukte. „Für mich ist dieser
hochmoderne Molkereistandort in allererster Linie ein Beweis
für fortschrittlich denkende Landwirte, die einen mutigen Schritt
gewagt haben. Sie haben ihre Zukunft in die Hand genommen,
anstatt sich vor der Verantwortung zu drücken. Das macht mich
als Vorstandsvorsitzenden einer Genossenschaft wirklich sehr
stolz”, hob Tuborgh hervor.
„Die Molkereigenossenschaft Arla Foods ist ein hoch innovatives Unternehmen. Die Produkte sind auf dem Markt sehr gut
platziert. Die neue Butterei wird die Marktposition von Arla
Foods noch einmal stärken und davon werden die Milchbauern
unmittelbar profitieren. Deshalb begrüßt die Landesregierung
diese zukunftssichernde Investition am Standort Pronsfeld“,
betonte Malu Dreyer.
Landwirte sehen sorgenvoll in die Zukunft
Münster. Die Bauernfamilien in Westfalen-Lippe blicken aktuell mit Sorgen in die Zukunft. Nach einem Wirtschaftsjahr, das
für die meisten Betriebe im Durchschnitt zufriedenstellende bis
gute Ergebnisse brachte, erwarten Experten für 2015 einen deutlichen Rückgang der Gewinne. Absehbar geringere Ausgaben für
Energie, Futter und Düngemittel dürften nach Einschätzung des
Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) zwar
eine gewisse Erleichterung bringen, werden die erwarteten Einnahmerückgänge aber bei Weitem nicht kompensieren können.
Viele Bauern befürchten zudem weitere Verschärfungen im
Umwelt-, Bau-, Tier- und Naturschutzrecht mit einschneidenden Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Betriebe. Dieses
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Fazit zog WLV-Präsident Johannes Röring während des traditionellen Havichhorster Presseabends des Verbandes auf Gut
Havichhorst bei Münster.
„Das abgelaufene Jahr war bis zur Jahresmitte wirtschaftlich
durchaus erfolgreich. Seit dem Sommer sind jedoch in allen
bedeutenden Produktionsrichtungen die Erzeugerpreise deutlich zurückgegangen. Die Stimmung auf den landwirtschaftlichen Betrieben ist trotz einer mengenmäßig guten Ernte entsprechend gedämpft. Die Produktion bei Milch, Fleisch und
Getreide ist hoch, die Läger sind gut gefüllt und die Nachfrage
leider ohne Impulse. Dies erklärt die immer geringer werdende
Investitionsneigung vieler Landwirte“, so Röring.
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Landwirtschaft
Lembeck/Gescher. Eine „Raiffeisenhochzeit“ in den drei Kreisen Borken und Recklinghausen bahnt sich an: Die Raiffeisen Hohe
Mark mit Sitz in Dorsten und die benachbarte Raiffeisen Hamaland mit Sitz in Gescher
denken über einen Zusammenschluss nach.
Das haben das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Raiffeisen Hohe Mark, Bernhard
Harks, und das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Raiffeisen Hamaland, Martin
Duesmann-Artmann, in einer gemeinsamen
Pressemitteilung bestätigt.
„Aufgrund der sich rasant verändernden StrukSetzen auf eine gemeinsame Zukunft (v. links n. rechts): Ludger Berghaus (Aufsichtsratsvorsitturen bei Ihnen, unseren Lieferanten und beim zender der Raiffeisen Hamaland eG), Martin Duesmann-Artmann (GF der Raiffeisen Hamaland
Wettbewerb haben wir in den vergangenen eG), Paul Böckenhoff (Aufsichtsratsvorsitzender der Hohe Mark eG), Bernhard Harks (GF der
Wochen intensive Gespräche über eine mög- Raiffeisen Hohe Mark eG), Franz Grösbrink (Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Hamaland eG),
liche Fusion geführt.“ So steht es wörtlich in Bernd Einhaus (Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Hohe Mark eG)
einem gleichlautenden Informationsschreiben
der Verwaltungsorgane, das an die Mitglieder
beider Genossenschaften versandt wurde. Auch die Beschäftig- gesunden Warengenossenschaften auf Augenhöhe“, verdeutlichten wurden bereits von den Geschäftsleitungen persönlich über ten Martin Duesmann-Artmann und Bernhard Harks weiter.
die weitere Entwicklung zur Intensivierung der langjährigen, Die Raiffeisen Hohe Mark eG hat im Geschäftsjahr 2013/2014
kollegialen Zusammenarbeit informiert.
einen Gesamtumsatz in Höhe von rund 210 Millionen Euro
erwirtschaftet. Aktuell arbeiten für die Raiffeisen Hohe Mark
Die Führungsorgane der beiden selbstständigen Warengenos- an den vier Standorten 116 Frauen und Männer. 790 Mitglieder
senschaften sehen in dem geplanten Zusammenschluss nicht gehören ihr an. Die Raiffeisen Hamaland eG erwirtschaftete
nur eine Reaktion auf die andauernden Strukturveränderungen im Geschäftsjahr 2013/2014 in ihren drei Geschäftsstellen
in der heimischen Landwirtschaft, sondern auch einen entschei- einen Gesamtumsatz in Höhe von rund 80 Millionen Euro. Die
denden Schritt in Richtung Zukunft. „Eine mögliche Fusion er- Zahl der Mitarbeiter beträgt 52. Sie wird von 603 Mitgliedern
folgt zwischen zwei ähnlich strukturierten und wirtschaftlich getragen.
Pflanzenschutz für Landwirte
Foto: Hans-Peter Leimbach
bekämpfung in Getreide, Mais und Grünland sowie das neue
Pflanzenschutzgesetz mit der gleichfalls neuen Sachkundeverordnung.
„Wir möchten Ihnen im Rahmen der bewährten Fachveranstaltungen ein aktuelles Fortbildungsangebot bieten. Es soll
gleichzeitig den gesetzlichen Anforderungen der neuen „Sachkundeverordnung Pflanzenschutz“ gerecht wird“, erklärte Raiffeisen-Geschäftsführer Rainer Brunn in seiner Begrüßung.
Standen den Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltung im Pflanzenschutz in
der Gaststätte Hermannshöhe in Legden Rede und Antwort (v. links): Stefan
Hanebrink, Bernhard Hols, Eicko Tjaden, Norbert Hisker, Ralf Keunecke und
Rainer Brunn
Legden. Das Programm war anspruchsvoll und forderte von den
Teilnehmern volle Konzentration. Doch davon ließen sich die
rund 160 Landwirte, die sich auf Einladung der Raiffeisen Coesfeld-Ahaus zur Fortbildungsveranstaltung im Pflanzenschutz in
Legden versammelt hatten, nicht abschrecken. Im Mittelpunkt
des Interesses standen Tipps zur Düngung und Schädlings-
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Anschließend ergriffen die drei Referenten Ralf Keunecke, Eicko
Tjaden und Stefan Hanebrink von der AGRAVIS Raiffeisen AG
das Wort. Sie waren für den fachlichen Teil zuständig. Hanebrink
referierte über zentrale Punkte der neuen gesetzlichen Bestimmungen. Dies sind das Vorweisen eines kostenpflichtigen Sachkundenachweises in Form einer Scheckkarte sowie regelmäßige
Fortbildungen für Anwender und Verkäufer von Pflanzenschutzmitteln. Jeder Inhaber eines Sachkundenachweises ist demnach
verpflichtet, alle drei Jahre eine Fortbildungsveranstaltung zu
absolvieren. Informationen der drei Spezialberater über Auflagen und Anwendungsbestimmungen bei Pflanzenschutzmitteln sowie über die stetig sich weiterentwickelnde Düsentechnik
von Pflanzenschutzspritzen rundeten den Vortragsreigen ab.
37
Foto: Hans-Peter Leimbach
Raiffeisenhochzeit geplant
Landwirtschaft
„Angebot und Nachfrage regeln nun den Preis“
Foto: Hans-Peter Leimbach
Interview mit Benedikt Langemeyer, Mitglied im RWGV-Fachrat der landwirtschaftlichen
Genossenschaften, zur Abschaffung der Milchquote
Benedikt Langemeyer ist Milchexperte und Aufsichtsratsmitglied des
Deutschen Milchkontors wie auch Mitglied im RWGV-Fachrat der landwirtschaftlichen Genossenschaften.
Herr Langemeyer, Sie sind Milchbauer und im Aufsichtsrat der DMK
Deutsches Milchkontor. Nach genau 31 Jahren endet am 1. April
2015 im Zuge der EU-Agrarreform die Zeit der Milchquote. Welche
Auswirkungen hat dies aus Ihrer Expertensicht für den Milchmarkt
und speziell für die Molkerei- und Milchliefergenossenschaften?
Benedikt Langemeyer: Früher waren die Milchmengen für die
Genossenschaften planbar. Jeder Landwirt verfügte nach dem EUReglement über eine Quote. Die Molkerei- und Milchliefergenossenschaften als Abnehmer der Milch konnten fest davon ausgehen,
dass diese Quote auch zur Verarbeitung angeliefert wurde. Damit
ist es nun vorbei. Jetzt kann jeder Milchbauer selbst entscheiden,
welche Milchmenge er mit seinen Tieren produziert. Angebot und
Nachfrage regeln nun den Preis. In diesem Jahr gehen wir seitens
der deutschen Milchwirtschaft von einer Quotenausnutzung um
die 104 Prozent aus. Die gesamte Superabgabe der Milchbauern
aus Deutschland wird somit den Wert von 163 Millionen im Jahr
2014 nochmals deutlich übertreffen. Die Hauptursache für die höhere Anlieferung liegt im hohen Preis. Ein weiterer Grund sind die
guten Ernteerträge bei Gras und Mais im letzten Jahr.
Seit Inkrafttreten der Milchquote haben drei von vier Milcherzeugern aufgegeben. Heute gibt es nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes (DBV) noch 78.000 Milchbauern in Deutschland. Ist
in 2015 mit einer verschärften Pleitewelle zu rechnen?
Benedikt Langemeyer: Der Strukturwandel ist auch mit der
38
Milchquote vorangegangen, aber die Zahlen aus dieser Zeit
zeigen, dass er in Jahren mit schlechten Preisen wie zum Beispiel 2009 stärker ausgeprägt war. Unser Markt wird volatiler, daher werden in guten Zeiten weniger Landwirte aus der
Produktion aussteigen und in schlechten mehr. Bei Einführung
der Mengenregulierung 1984 hatten wir in NRW im Durchschnitt
17 Kühe pro Betrieb. 2014 waren es 60 Kühe. Die Anzahl der
Milchkühe in unserem Bundesland ist in diesem Zeitraum um
42 Prozent gesunken. Gleichzeitig ist die angelieferte Milchmenge von etwa 2,9 Milliarden Kilogramm auf rund 3,1 Milliarden
Kilogramm gestiegen. Hier hat eine enorme Produktivitätssteigerung stattgefunden. Dies ist möglich geworden, weil in
diesem Zeitraum viele Tiere von der Anbindehaltung in den Boxenlaufstall umgezogen sind und auch die Landtechnik enorm
an Schlagkraft zugelegt hat. Mit dem Wegfall der Quote werden
wir jetzt aber nicht eine wilde Expansion der Produktion erleben,
weil wir andere Grenzen haben, wie zum Beispiel die Flächenverfügbarkeit. Langfristig ist der Milchmarkt ein Nachfragemarkt.
Milch und Milchprodukte sind überall, in allen Kulturen, als
Nahrungsmittel geschätzt. Dazu kommen das weltweite Bevölkerungswachstum und die veränderten Ernährungsgewohnheiten. Darüber hinaus befinden wir uns hinsichtlich der Erzeugung
in Europa in einer Gunstregion. Deshalb ist es für uns sehr wichtig
zu wissen, welche Pläne der einzelne Milchbauer heute hat.
Was heißt das konkret für die DMK?
Benedikt Langemeyer: Die für den jeweiligen Bedarf notwendigen Verarbeitungskapazitäten müssen regional vorhanden beziehungsweise geschaffen werden. Und das geht nicht von heute
auf morgen. Insgesamt erwarten wir bis 2020 jährlich eine Ausweitung um zwei Prozent der angelieferten Milchmenge. Um diese
Mengen zu verarbeiten, errichtet die DMK beispielsweise in Zeven
zurzeit einen neuen Milchpulverturm mit einer Verarbeitungskapazität von 600 Millionen Kilogramm Milch.
Das Ende der Milchquote verlangt nach Einschätzung des DBV
„neue unternehmerische Strategien“. Wie könnten diese für Genossenschaften aussehen?
Benedikt Langemeyer: Jetzt ist vor allem Initiative verlangt,
um neue Absatzmärkte zu erschließen. Landwirte, Molkereien
und der Lebensmittelhandel müssten hier gemeinsam neue Wege
gehen. Für Molkereigenossenschaften ist eine ausgefeilte Mengen- und Erfassungskostenplanung ebenso wichtig wie ein breites
Produktportfolio, um Markt- und Preisschwankungen besser abfedern zu können. Weitere Erfolgsfaktoren liegen in der Forschung
und Entwicklung.
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
>
Landwirtschaft
> Wie schätzen Sie die langfristigen Aussichten für Milchbauern
und -vermarkter wie die DMK ein?
Benedikt Langemeyer: Langfristig gut. Gründe habe ich bereits
viele ausgeführt, und ich kenne noch mehr. Wir haben ein tolles
Produkt, reich an Nährstoffen, gesund, vielseitig mit exzellentem Ruf. Angesichts der volatilen Märkte wird das Geschäft aber
immer schwieriger.
Abschließender Blick zum Verbraucher: Muss der sich auf steigende
Preise einstellen?
Benedikt Langemeyer: Für 28 Cent pro Kilogramm Milch kann
kein Bauer dauerhaft produzieren. Wirtschaftlichkeit und das
Betriebsergebnis sind wichtigstes Kriterium. Der Verbraucher
sollte sich daher langfristig auf höhere Preise einstellen.
Hans-Peter Leimbach
Bonn. Die Sicherheit von Lebens- und
Agrarprodukten ist für Verbraucher und
Handel ein wichtiges Thema. Sie setzen
heute selbstverständlich bestimmte Zertifizierungen durch unabhängige Experten voraus. Genau dies bietet die AGRIZERT Zertifizierungs GmbH mit Sitz in
Bonn, die im Januar in Rösrath ihren 20.
Geburtstag feierte, an. Vor 60 Gästen, darunter viele Wegbegleiter, Auditoren und
Gründungsmitglieder, ließ Geschäftsführer Dr. Jürgen Wagner die junge Geschichte des Unternehmens Revue passieren. AGRIZERT wurde 1995 von den
drei Verbänden Zentralverband Gartenbau, Verband der Landwirtschaftskammern und dem Deutschen Bauernverband
sowie mit finanzieller Hilfe der CMA aus
der Taufe gehoben. „Die Sensibilität der
Öffentlichkeit ist durch zahlreiche Ne- Die Geschäftsführung von AGRIZERT (v. links): Ulrike Praetz, stellvertretende Leiterin der Zertifiziegativschlagzeilen rund um Lebensmittel- rungsstelle und Prokuristin, Dr. Jürgen Wagner, Geschäftsführer und Leiter der Zertifizierungsstelle,
Christopher Herweg, stellvertretender Geschäftsführer.
produktion, -handel und -verkauf drastisch gestiegen. Zertifizierung ist deshalb
eine vertrauensbildende und vertrauensfördernde Maßnahme für Unternehmen“,
so der Geschäftsführer. „Es freut uns deshalb sehr, dass sich kannte Qualitäts- und Produktmanagement-Qualifikationen
mit, sondern vor allem auch langjährige Expertise aus der
AGRIZERT sehr gut im Markt etabliert hat.“
Praxis. AGRIZERT bietet zurzeit zehn Zertifizierungsstandards
Das Unternehmen AGRIZERT prüft mit seinen Agrar- und Le- an, in Kooperation mit weiteren Geschäftspartnern außerbensmittelexperten die Qualitätsstandards in der Agrar- und Er- dem sechs weitere Zertifizierungsstandards im Bereich Umwelt
nährungswirtschaft, bietet branchenspezifische und individuelle und Energiemanagement. Darüber hinaus geben die Audits
Zertifizierungslösungen für jedes Unternehmen an und trägt so den Unternehmen Anregungen, wie zum Beispiel im Bereich
dazu bei, dass Produktionsprozesse „vom Acker bis zur Nahrung des Prozess- und Produktmanagements Anforderungen besser
auf dem Teller“ überprüft werden. Hierbei steht bundesweit ein erfüllt werden können.
Team, bestehend aus 35 Branchenexperten des jeweiligen Gewer- AGRIZERT ist vor allem im deutschsprachigen Raum tätig, imbes, als Auditoren zur Verfügung. Sie besuchen die Unternehmen mer mehr jedoch auch international. Allein 2014 erwirtschafund prüfen sie auf festgelegte Normen und Standards. So hat tete die AGRIZERT einen Umsatz von rund 1,6 Millionen Euro
AGRIZERT in den letzten 20 Jahren rund zehntausend Vor- durch Audits bei Unternehmen in Deutschland, Österreich und
Ort-Audits absolviert. „Unsere Auftragslage ist sehr zufrieden- der Schweiz, aber auch in Frankreich und dem übrigen Europa.
stellend“, so der Geschäftsführer. „Aufgrund der Internatio- Die Palette reicht hier vom einzelnen landwirtschaftlichen Hof
nalisierung des Warenhandels fordern sowohl Importeure, bis hin zu internationalen Mischfutterherstellern, vom kleinen
Verarbeiter und Händler bestimmte Mindestqualitäten bei den handwerklichen Betrieb bis hin zu großen LebensmittelverarProduktions-, Transport- und Lagerungsprozessen. Hierzu beitern und -händlern.
können wir mit unseren Zertifizierungen beitragen.“
Die Auditoren bringen dabei nicht nur international aner- Sabine Bömmer
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
39
Foto: AGRIZERT
AGRIZERT feiert 20-jähriges Jubiläum
Landwirtschaft
Tierwohl und Milchquotenende
AGRAR Unternehmertage 2015
Foto: Hans-Peter Leimbach
Auf großes Interesse der Fachbesucher stießen insbesondere das „AgrarForum für ZukunftsLandwirte“
der WGZ BANK sowie der Schweinetag Westfalen 2015 „Think Pink“, eine
Veranstaltung von AGRAVIS Raiffeisen AG, der GFS Genossenschaft
zur Förderung der Schweinehaltung
und vom Erzeugerring Westfalen.
Hierbei standen vor allem Informationen zum Start der Initiative „Tierwohl in der Schweinehaltung“ und
zur novellierten Düngeverordnung
im Mittelpunkt. „Gesunde Tiere
sind das, womit wir täglich arbeiten
möchten“, brachte es GFS-Geschäftsführer Josef Brüninghoff in seiner
Begrüßung auf den Punkt.
„Bauern 2020: Was kommt auf sie
zu?“ In der Agrarproduktion, in der
Agrarkommunikation, in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Verantwortung – diese drei Themen standen
bei dem von Dr. Gerd Wesselmann
moderierten AgrarForum im Fokus.
Stärkere Diversifikation anstreben
und außerlandwirtschaftliche ErProminent am Eingang zur Messe platziert: Die Genossenschaften zeigten bei den „AGRAR Unternehmerwerbsquellen erschließen – das ist
tagen 2015“, der regionalen Leitmesse für die Agrarwirtschaft im Nordwesten Deutschland, Flagge.
nach Einschätzung des Experten
Professor Alfons Janinho für Landwirte
zukunftsweisend.
Ebenso
Münster. Mit etwa 32.500 Besuchern haben die „AGRAR Unter- wichtig sei es, die Chancen der Kommunikation mit den genehmertage 2015“ in Münster die gute Besucherresonanz vom sellschaftlichen Gruppen als betriebswirtschaftlich relevanten
vergangenen Mal noch einmal toppen können. Mehr als 300 Bereich zu erkennen und die Presse als „Resonanzboden“ zu
Aussteller hatten sich Anfang Februar vier Tage lang in der Halle nutzen. „Eine Stunde Öffentlichkeitsarbeit in der Woche“, so
Münsterland in Münster versammelt, darunter auch die Agrar- die Forderung an die Landwirte. „Man kann nicht nicht kommugenossenschaften aus dem Münsterland. Ein Großteil von ihnen nizieren.“
teilte sich in diesem Jahr mit der AGRAVIS einen gemeinsamen
Messestand, denn auch für sie gelten die Unternehmertage als „Ohne aktive Kommunikation gehe nichts mehr“, ergänzte
Leitmesse für die Agrarwirtschaft im Nordwesten Deutschlands. DLG-Experte Dr. Achim Schaffner in seinem Vortrag über die
wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung. Die weiIm Mittelpunkt des umfangreichen Vortragsprogramms sowie ter wachsende Weltbevölkerung böte der heimischen Landwirtbeim Ausstellungsangebot standen diesmal etliche aktuelle The- schaft gute Chancen. Andererseits habe die Nähe der Bauern zur
men, allen voran die Verbesserungen zum Tierwohl und die ganz Bevölkerung weiter abgenommen. Der damit einhergehenden
praktischen und innovativen Lösungen im Stall. Aber auch die „Spaltung“ und wachsenden „Skepsis durch Nichtwissen“ könne
Düngeverordnung, ein optimiertes Nährstoffmanagement ver- man eher mit emotionaler Ansprache („Arbeit mit Leidenschaft“)
bunden mit einer nährstoffreduzierten und umweltschonenden denn durch klassische Information und Aufklärung begegnen.
Fütterung, der Mindestlohn und das Ende der Milchquote sorgHans-Peter Leimbach
ten für lebhafte Diskussionen und intensive Fachgespräche.
40
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Gewerbe
EK/servicegroup will internationaler werden
Bielefeld. Franz-Josef Hasebrink, Vorstandsvorsitzender der Bielefelder Einkaufsgenossenschaft
EK/servicegroup,
hat eine klare Vorstellung von der Zukunft des von ihm vertretenen Unternehmens. Auf der Pressekonferenz zur Hausmesse „EK LIVE“ von einem Journalisten
zu seiner Vision von der EK im Jahr 2025
befragt, lautet die Antwort des Verbundgruppenmanagers:
„Mitgliederstärker,
internationaler und klarer gegliedert.“
Auf dem Weg dorthin hat EK erste Pflöcke eingeschlagen. Stichwort „Neugliederung“: Die bisher in der Fachgruppe
„Spiel & Spaß“ gebündelten Aktivitäten
im Spielzeugbereich wurden zum 1. Februar ausgelagert und auf die zusammen
mit der Nürnberger VEDES Gruppe neu
gegründete ToyPartner VEDES/EK GmbH
übertragen. Mehr Internationalität bahnt
sich im Textilbereich durch eine Kooperation mit der niederländischen Verbundgruppe Euretco (2.000 Händler) an. Und
mehr Mitglieder erwartet die EK auch
dadurch, dass sie sich offen zeigt für
EK/servicegroup und VEDES gründen gemeinsame Gesellschaft.
weitere strategische Allianzen im sogenannten Non-Food-Bereich. Im vergangenen
Jahr ist die EK/servicegroup in einem nach wie vor schwierigen Handelsumfeld erfolgreich unterwegs gewesen. Franz-Josef Hasebrink bezifferte den Umsatz auf rund
1,326 Milliarden Euro (plus 1,7 Prozent). EK beschäftigt knapp 500 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter. Die Zahl der Mitglieder sank im Jahr 2014 leicht um 52 auf 2.115.
Anzeige
Bekanntmachung der BKK Technologie- und Service Center
eingetragene Genossenschaft mit Sitz in Köln
Der Liquidator gibt bekannt, dass die pronova BKK Körperschaft des öffentlichen Rechts, Brunckstraße 47, 67063 Ludwigshafen, gegen die BKK Techologie- und Service Center eingetragene Genossenschaft i.L. Anfechtungs- und Nichtigkeitsklage
beim Landgericht Köln – Az: 89 O 61/14 – erhoben hat mit folgendem Antrag:
1.
Der zu TOP 4 der Generalversammlung der Beklagten am 05. September 2014 gefasste Beschluss, wonach der vom
Liquidationsvorstand der Genossenschaft vorgelegte Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2012 mit einer Bilanzsumme von EUR 1.189.568,64 und einem Jahresfehlbetrag in Höhe von EUR 744.238,59 festgestellt wird, wird für nichtig
erklärt, hilfsweise: die Nichtigkeit dieses Beschlusses wird festgestellt, höchst hilfsweise: die Unwirksamkeit dieses
Beschlusses wird festgestellt.
2.
Die Nichtigkeit des zu TOP 5 der Generalversammlung der Beklagten am 05. September 2014 gefassten Beschlusses
über die Verwendung des Jahresergebnisses, wonach die Generalversammlung den Vorschlag des Liquidators zur
Verwendung des Jahresergebnisses 2012 beschließt und gem. § 46 des Statuts beschließt, den Fehlbetrag durch
Abschreibung von den Geschäftsguthaben zu decken und mit diesen nach Maßgabe des § 46 Abs. 3 des Statuts zu verrechnen, wird festgestellt, hilfsweise: die Unwirksamkeit dieses Beschlusses wird festgestellt, höchst hilfsweise: dieser
Beschluss wird für nichtig erklärt.
Termin zur mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht Köln, Luxemburger Str. 101, 50939 Köln, ist bestimmt auf den
16. Januar 2015, 09.30 Uhr, 02. Etage, Sitzungssaal 0235.
Liquidator
Walter Fiss
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
41
Gewerbe
NOWEDA Familiengenossenschaft wird zunehmend genutzt
Essen. Im Juli 2012 gründete die NOWEDA die NOWEDA Familiengenossenschaft. Mit dem Unternehmen soll durch ein umfangreiches, anonymes Beratungs- und Vermittlungsangebot
in Kooperation mit dem bundesweit aktiven Dienstleister „pme
Familienservice“ eine bessere Vereinbarkeit von Familie und
Beruf erreicht werden. Die Resonanz der NOWEDA-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter ist um etwa ein Drittel größer als bei anderen pme-Partnerunternehmen und das Angebot wird zunehmend für Familienangehörige in Anspruch genommen.
Ziel der kostenlosen genossenschaftlichen Leistung ist es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten, etwa wenn es um
Fragen der Kinder- oder Angehörigenbetreuung geht. Neben
dieser Beratung und Unterstützung zählt auch Lebenslagencoaching zum Angebot: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können
über die NOWEDA Familiengenossenschaft bei beruflichen und
privaten Krisen, wie Burnout, Depressionen, Suchtproblemen
oder finanziellen Notlagen, frühzeitig anonym professionelle
Beratung in Anspruch nehmen.
Die Beratung und direkte Unterstützung, etwa in Form einer
Vermittlung von Dienstleistern, ist dabei völlig kostenlos. Nur
bei der Inanspruchnahme einer vermittelten Dienstleistung,
zum Beispiel einer Pflegekraft oder Kinderbetreuung, können
Kosten entstehen. Auch hier berät die Familiengenossenschaft,
ob Anspruch auf Unterstützung besteht. Die gute Annahme
des Angebotes führt Joachim Wörtz, Vorstandsmitglied der
NOWEDA, auf die Rechtsform der Genossenschaft zurück:
„Den genossenschaftlichen Grundgedanken und die Leistungsfähigkeit unserer starken Gemeinschaft haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch für ihr persönliches Umfeld als
Vorteil verstanden.“
Erfolgreiche Aktion zu den „Wochen des Schreibens“
geliebten Menschen nette
Worte zu senden: Insgesamt
verschickten die Soennecken-Händler weit über 1.000
Karten. Die Wochen des
Schreibens sind eine jährlich
wiederkehrende Aktion des
Schreibwarenhandels,
bei
der die Sonnecken-Mitglieder zum dritten Mal mit einer gemeinsamen Kampagne
mitmachten. Damit die Kunden der Aufforderung Taten
folgen lassen konnten, hatten
die Händler in ihren Ladengeschäften jeweils eine kleine Schreibecke eingerichtet
sowie Postkarten und verschiedene Schreibgeräte bereitgelegt.
„Wir haben natürlich im
Vorfeld überlegt, wie wir die
In den Wochen des Schreibens richteten die Soennecken-Mitglieder in ihren Ladengeschäften kleine Schreibecken
Kunden einbinden und aniein.
mieren können, eine Grußbotschaft zu schreiben. Der
Erfolg zeigt uns, dass das
Overath. Auf große Resonanz stieß die Aktion „Schreib mal Thema Schreiben immer wieder aktuell ist und vor allem als
wieder ... einem lieben Menschen eine Postkarte“, die von Ausdruck der Individualität gesehen wird“, kommentiert Nicole
den zehn Mitgliedern der Soennecken-Kerngruppe „ALLES. Horlitz, strategischer Einkauf im Geschäftsfeld Einzelhandel,
BESONDERS. SCHÖN.“ in den Wochen des Schreibens durch- die Aktion. Aktivitäten wie Kalligrafie-Kurse und Schreibwerkgeführt wurde. Außergewöhnlich viele Kunden folgten beim stätten rundeten die Aktionswochen ab.
Besuch der Ladengeschäfte spontan der Aufforderung, einem
42
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Gewerbe
DENTAGEN sponsert Kinovorstellung für Kinder
Waltrop. Als der Vorhang im Kino von Recklinghausen fällt,
gibt es spontanen Applaus. 250 Schülerinnen und Schüler waren
begeistert vom Animationsfilm über den menschlichen Körper,
der nach dem Buch „Der kleine Medicus“ von Professor Dietrich
Grönemeyer gedreht worden war. Spendiert hatte den Eintritt
für die Kinder die DENTAGEN, der größte Wirtschaftsverbund
für gewerbliche zahntechnische Labore in Deutschland. Mit
vor Ort war auch Buchautor Grönemeyer, der geduldig die Fragen der Kinder beantwortete. Der Professor war ganz in seinem
Element. Prima Klima für einen herzerfrischenden Dialog: „Wer
weiß, warum es weiße und rote Blutkörperchen gibt?“ Eine Antwort kam prompt aus dem Kinosaal: „Die weißen sind unsere
Polizei.“ „Und wozu sind die roten Blutkörperlichen verantwortlich?“ fragte er und war erstaunt über das Wissen der Kinder, die
antworteten: „Die machen die Farbe im Blut.“ Nur als eine Erstklässlerin wissen wollte, warum der sprechende Hase im Film
rosa sei, musste der mehrfache Großvater Grönemeyer passen
und meinte: „Naja, er hätte natürlich auch lila sein können.“
Nachhilfestunden in Biologie im Kino: mit dabei die DENTAGEN-Vorstandsvorsitzende Karin Schulz und Professor Dr. Dietrich Grönemeyer
Landgard präsentiert „Deutschland schmeckt.“
Mit dem Konzept „Deutschland schmeckt.“ will Landgard deutsche Erzeuger unterstützen. Das Logo wird in Kürze im Handel zu sehen sein.
Herongen. Das Angebot an Obst und Gemüse aus deutscher
Produktion ist reichhaltig und abwechslungsreich – über das
ganze Jahr. Deshalb unterstützt Landgard deutsche Erzeuger
mit der Aktion „Deutschland schmeckt.“, bei der je nach Saison
unterschiedliche Produkte im Fokus stehen. Durch die Kampagne soll die Wertigkeit von deutschem Obst und Gemüse betont
und der Absatz gefördert werden. Gleichzeitig entspricht Landgard mit der Kampagne dem verbreiteten Verbraucherwunsch
nach mehr Information über die Herkunft von Lebensmitteln.
Die heimischen Erzeugnisse sind am „Deutschland schmeckt.“Logo auf dem Etikett sowie einem QR-Code erkennbar. Eine
Vielzahl guter Gründe spricht dafür, sich bewusst für deutsche
Erzeugnisse zu entscheiden. So stammt das Obst und Gemüse
aus heimischem Anbau und muss nicht erst CO2-intensiv per
Flugzeug, Schiff oder Lkw importiert werden. Mit jeder Kaufentscheidung für deutsches Obst und Gemüse ist zudem ein Beitrag
zur Existenzsicherung heimischer Erzeuger verbunden. Davon
profitieren vor allem Familienbetriebe, die für die deutsche
Landwirtschaft nach wie vor prägend sind und einen wichtigen
Beitrag zum Erhalt der deutschen Kulturlandschaft leisten.
BÄKO West fusioniert mit BÄKO Emscher-Lippe
Willich. Die BÄKO West und die BÄKO Emscher Lippe haben
fusioniert. Das neue Unternehmen, die BÄKO West, ist eine leistungsstarke Genossenschaft, die die backenden Betriebe des
Ruhrgebietes sowie des Großraums Düsseldorf und Niederrhein
von den Betriebstätten Willich und Bochum aus versorgt. Die
BÄKO West war ursprünglich im Jahr 2010 aus den ehemaligen
Genossenschaften Düsseldorf und BÄKO Rhein-Ruhr entstanden, mit dem Ziel, das Bäcker und Konditorenhandwerk in der
Region zu stärken.
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Die Betriebsstätte der BÄKO in Willich
43
Namen und Nachrichten
Wahlen/Wechsel
Jochen Bornemann ist neuer Bereichsleiter Produktmanagement bei der CardProcess GmbH. Er tritt damit die Nachfolge
Ralf Muellers an, der den Bereich Produktmanagement bisher als Interimsmanager geleitet hat. Bornemann hatte zuletzt unter anderem als Head of Financial
& Enabling Services und Country Head
mCommerce für die Payment Produktund Marktstrategie bei der Vodafone
GmbH in Düsseldorf gearbeitet.
Dirk Klein ist zum geschäftsführenden Vorstand der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner ernannt worden.
Er tritt damit die Nachfolge von Josef F.
Terfrüchte an. Nach 26 Jahren bei Genossenschaftsbanken im Rheinland, davon
die vergangenen sieben Jahre als Prokurist der Raiffeisenbank Kürten-Odenthal,
nimmt Klein nun mit der Führung der erfolgreichen Kölner Genossenschaft eine
neue Herausforderung an.
Christian Peter Kotz, seit 30 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank
Oberberg, wurde jetzt von Vorstand und
Aufsichtsrat für sein jahrzehntelanges
Engagement zum Wohle der Bank geehrt. 1984 wurde der damals 48-jährige
geschäftsführende Gesellschafter der
BPW Bergische Achsen KG in den Aufsichtsrat und gleich zu dessen Vorsitzenden gewählt. In drei Jahrzehnten stellte
der gelernte Bankkaufmann Kotz mit die
Weichen für die Entwicklung von einer
örtlichen Genossenschaftsbank von damals 70 Millionen D-Mark hin zu einem
kreisweiten Unternehmen mit einer Bilanzsumme von 2,7 Milliarden Euro. Kotz
erhielt für sein breites berufliches und
ehrenamtliches Engagement zahlreiche
Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie die
Goldene Ehrennadel des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes.
Christian Leding ist zum 15. September
2015 zum stellvertretenden geschäftsführenden Vorstandsmitglied der WESTFLEISCH berufen worden. Ab Januar 2016
wird er zusammen mit Carsten Schruck
die Geschäfte der Genossenschaft führen. Er tritt damit die Nachfolge von
Dr. Helfried Giesen, geschäftsführendes
Vorstandsmitglied und seit 2011 Vorstandssprecher, an, der mit Erreichen
44
des 65. Lebensjahres ausscheidet. Leding ist seit 2004 im Unternehmen. Der
studierte Jurist war zuletzt Leiter der EUExporttätigkeiten der WESTFLEISCHGruppe und Generalbevollmächtigter für
das Fleischgeschäft am Standort Erkenschwick.
Frank Wienker, ehemaliger GAD-Bereichsleiter und seit Februar 2014 Geschäftsführer der VR-BankenService
GmbH mit Sitz in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh) und Remscheid,
ist jetzt auch in die Geschäftsleitung
der Berliner VR Finanz/DienstLeistung
GmbH eingetreten.
Es starben
Gunter Filbry, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbank Rüthen (heute: Volksbank Anröchte), im Alter von 79 Jahren
Ewald Kühlmann, ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der Volksbank WesterlohWesterwiehe (heute: Volksbank DelbrückHövelhof), im Alter von 89 Jahren
Ernst Moeselaken, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbank Kleverland, im
Alter von 83 Jahren
Walter Prange, Aufsichtsratsmitglied der
früheren Volksbank Bierde-Frille Windheim-Heimsen (heute: Volksbank Mindener Land), im Alter von 82 Jahren
Wilhelm Schmidt, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Ovenstädt
(heute: Volksbank Mindener Land), im
Alter von 90 Jahren
Dietmar Schneider, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank
Brachelen (heute VR-Bank Rur-Wurm),
im Alter von 71 Jahren.
Dr. med. vet. Erich Weber, ehemaliger
Aufsichtsratsvorsitzender der heutigen
Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten,
im Alter von 84 Jahren
30-jähriges Dienstjubiläum
Sein 30-jähriges Dienstjubiläum feierte
Hans-Georg Funke, seit 2011 im Vorstand
der Volksbank Anröchte. 1985 trat der
Diplom-Betriebswirt in die Bank ein und
übernahm schon früh Verantwortung in
leitenden Positionen des Kreditbereichs.
Geburtstage
50 Jahre
Heiko Ulrich, Vorstand der Raiffeisenbank
Grafschaft-Wachtberg
65 Jahre
Conrad Bäumer, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbank Lübbecker Land
Wolfgang Hafer, langjähriger Leiter der
R+V-Filialdirektion Bielefeld
Wolfgang Hillebrand, ehemaliger Vorstand der Volksbank Wewelsburg-Ahden
70 Jahre
Günter Becker, ehemaliger Vorstand der
Volksbank Harsewinkel (heute: Volksbank im Ostmünsterland)
Willi Wiedenlübbert, ehemaliges
Vorstandsmitglied der Volksbanken
Marienfeld und Harsewinkel (heute:
Volksbank im Ostmünsterland)
75 Jahre
Alfred Große Hüttmann, langjähriger
Leiter der RWGV-Abteilung PresseÖffentlichkeitsarbeit
Peter Hehemann, ehemaliger Vorstandssprecher der Volksbank Bad OeynhausenHerford und Sprecher der Volksbanken
im Kreis Minden-Lübbecke
80 Jahre
Helmut Jeskolka, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volksbank Lippstadt
(heute: Volksbank Beckum-Lippstadt)
90 Jahre
Alfred Hoppe, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Anröchte
Bernhard Schramm, von 1980 bis 1989
Präsident des Bundesverbandes der
Volksbanken und Raiffeisenbanken
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
Impressum
Ludger Benning (67), langjähriger Vorstandsvorsitzender der Bäuerlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Rhedebrügge, wurde für seine großen Verdienste
mit der Ehrennadel in Gold des RheinischWestfälischen Genossenschaftsverbandes
(RWGV) ausgezeichnet und im Rahmen
der Generalversammlung feierlich aus
dem Ehrenamt verabschiedet. Die Ehrung
nahm RWGV-Bereichsleiter Dr. Christian
Degenhardt vor. „Ihnen gebührt großer
Dank für Ihr Mitwirken, denn zahlreiche
zukunftsweisende Entscheidungen haben Sie an maßgeblicher Stelle begleitet“,
erklärte Degenhardt in seiner Laudatio.
Ludger Benning war seit dem 29. November 1984 Mitglied im Vorstand, seit dem
1. Januar 2005 amtierte er bis zuletzt als
Vorstandsvorsitzender. „Haltet die BBAG
Rhedebrügge am Leben“, rief Ludger Benning den Mitgliedern zum Abschied zu.
Herausgeber:
Rheinisch-Westfälischer
Genossenschaftsverband e.V. (RWGV)
Mecklenbecker Str. 235–239
48163 Münster
den Vorstand der Aachener Bank berufen,
zuvor war er als Gebietsdirektor bei der
Stadtsparkasse Aachen tätig. 2006 wurde
er zum Vorstandssprecher der Aachener
Bank ernannt. Darüber hinaus engagierte
sich Hilgers im Beirat der R+V Versicherung.
Redaktion:
Julia Böing, Sabine Bömmer,
Christian Fähndrich, Asmus Schütt
Telefon: 0251 7186-1021
Fax:
0251 7186-1029
E-Mail: [email protected]
Titelbild:
Heinz-Günter Augst
Aus den Regionen:
Pressebüro Süd
Julia Böing
Telefon: 0251 7186-1027
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Pressebüro Rhein-Ruhr
Ralf Bröker
Telefon: 0251 7186-1063
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Foto: Andreas Schmitter
Goldnadel RWGV
Goldnadel für Franz-Wilhelm Hilgers (links) von
RWGV-Vorstandsvorsitzendem Ralf W. Barkey
Silberne Ehrennadel
Aloys Garthaus, Raiffeisen Hamaland,
Gescher
Richard Geuecke, Raiffeisen Sauerland
Hellweg Lippe
Heinz-Peter Heidrich, BANK IM BISTUM
ESSEN
Paul Plümpe, Raiffeisen Sauerland Hellweg Lippe
Große Ehre für Ludger Benning
Pressebüro Münsterland
Hans-Peter Leimbach
Telefon: 0251 7186-1025
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Pressebüro für Südwestfalen und
östliches Rheinland
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Franz-Wilhelm Hilgers (63), Vorstandssprecher der Aachener Bank, wurde
zum Abschied in den Ruhestand mit der
RWGV-Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf
W. Barkey würdigte in seiner Laudatio
das langjährige und erfolgreiche Wirken
von Hilgers: „Das genossenschaftliche
Unternehmen, das Herr Hilgers 21 Jahre
geleitet hat, hat sich stetig und erfolgreich
weiterentwickelt.“ 1993 wurde Hilgers in
Berichtigung:
Im Genossenschaftsblatt 6/2014 ist
uns auf Seite 5 ein Fehler unterlaufen:
Statt 2010 Neugründungen muss es
210 Neugründungen heißen. Wir bedauern den Fehler sehr.
Die Redaktion
Bei verspätetem Erscheinen oder Nichterscheinen infolge höherer Gewalt entfallen
alle An sprüche. Für nicht angeforderte
Manuskripte, Bilder und Bücher wird
keine Gewähr übernommen.
Nachdruck von Beiträgen nur mit Quellenangabe und nur mit Zustimmung der
Redaktion.
Namensartikel geben nicht unbedingt die
Meinung des Herausgebers wieder.
Beilagenhinweis:
Einladung zum RWGV-Verbandstag 2015
Raiffeisenmagazin
Erscheinungsdatum der nächsten Ausgabe:
Mai 2015
ISSN 1612-474X
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
45
Zu guter Letzt
Auszeichnung für „Mister Volksbank-Marathon“
Michael Brinkmann, Leiter des Vorstandsstabs der Vereinigten Volksbank Münster, wurde mit dem
Karnevalsorden „Das tanzende Schloss“ geehrt
Münster. An den Laufstrecken dieser Welt, insbesondere in und um seinen Dienstort Münster und
Telgte sowie in seinem Heimatort Riesenbeck im
Kreis Steinfurt, fühlt sich Michael Brinkmann am
wohlsten. Fasching und Fastnacht – das liegt ihm
eher weniger.
„Ich bin kein Karnevalist“, sagt er selbst. Und dennoch wurde ihm jetzt eine der höchsten karnevalistischen Auszeichnungen in Münster zuteil: Auf der
imposanten Galasitzung der Karnevalsgesellschaft
„Die Schlossgeister“ in der Halle Münsterland wurde Michael Brinkmann mit dem nur einmal im Jahr
vergebenen Sonderorden „Das tanzende Schloss“
ausgezeichnet. Mit dem Orden werden Persönlichkeiten geehrt, die in aller Regel nicht Mitglieder der
Karnevalsgesellschaft „Die Schlossgeister“ sind und
deren Wirken für den Ruf der Stadt Münster außerordentlich bedeutsam geworden ist.
Michael Brinkmann, Leiter des Vorstandsstabes der
Vereinigten Volksbank Münster sowie Organisator
des Münster Marathons, erhielt diese Ehre für seinen
unermüdlichen Einsatz rund um den Volkssport.
„Seit zwölf Jahren gibt es den Marathon schon, er
ist fest verbunden mit seiner Person“, reimte Regierungspräsident und Laudator Dr. Reinhard Klenke.
Michael Brinkmann, Leiter des Vorstandsstabs der Vereinigten Volksbank Münster, mit
dem nur einmal im Jahr vergebenen Sonderorden „Das tanzende Schloss“ samt Urkunde
„Diese Auszeichnung macht mich sehr stolz, und
ich habe sie stellvertretend für mein ganzes Team
angenommen“, betont Michael Brinkmann. „Es
ist schon beachtlich, dass ich nun zu der illustren
Schar der Ordensträger gehöre.“ Und die kann sich in
der Tat sehen lassen. Träger des Sonderordens sind
unter anderen Hans Rath, Präsident der Handwerkskammer, und Ruprecht Polenz MdB.
Auch Prinz Paul I. erwies dem Sonderordensträger
die Ehre und zeigte sich sportlich. Als zweimaliger
Schlussläufer der Staffel wolle er auch in diesem
Jahr wieder beim Marathon mitlaufen – im prinzlichen Ornat. Das versprach die Münsteraner Tollität
auf der Gala. „Mister Volksbank-Münster-Marathon“
Michael Brinkmann hat es mit Freude vernommen.
Hans-Peter Leimbach
Ziel erreicht: Der Volksbank-Münster-Marathon ist der beliebteste Marathon in NordrheinWestfalen. Darüber stimmten jetzt 11.700 Läufer aus 24 Ländern ab. Deutschlandweit
rangiert er auf Platz 6 hinter dem Rennsteiglauf und den Marathonläufen in Frankfurt,
Berlin, Hamburg und Hannover.
46
GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015
„Mit dem Kopf in der Wolke,
verlässliche Genossenschaftsbanken
zur Seite und die Füße fest auf
heimischem Boden – Siegbert
Wortmanns Antrieb zum Erfolg.“
Siegbert Wortmann
Vorstandsvorsitzender der
WORTMANN AG
INITIATIVBANKING FÜR DEN MITTELSTAND
Siegbert Wortmann, Eigentümer der
WORTMANN AG in Hüllhorst/Westfalen,
hat seit der sprichwörtlichen Garagengründung im Jahr 1986 sein Unternehmen mit Energie, Weitsicht und Mut
zum größten konzernunabhängigen
Computerhersteller in Europa entwickelt
und investiert zur Zeit sogar in die eigene
Wolke. Von Anfang an als Bankpartner
mit dabei, die örtlichen Volksbanken und
die WGZ BANK. Insbesondere bei der
Abwicklung und Absicherung des anspruchsvollen internationalen Zahlungsverkehrs und Importgeschäfts vertraut
die WORTMANN AG auf die Kompetenz der Düsseldorfer Zentralbank und
Geschäftsbank. Trotz des großen Erfolgs
hat Siegbert Wortmann, seit 2007 Träger
des Bundesverdienstkreuzes, nie die Bodenhaftung verloren. Unternehmerische
Verantwortung für die Region und in der
Region – es sind die Wurzeln, die ihm
Flügel verleihen.
WGZ BANK – die Initiativbank für
den Mittelstand: 0211/778-2112
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Kundenservice der Union Investment Service Bank AG, Weißfrauenstraße 7, 60311 Frankfurt am Main, unter www.union-investment.de
oder telefonisch unter 069 58998-5200. Stand: 1. Februar 2015.