GB Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen Marktwirtschaft: Genossenschaftliche Unternehmensethik. Seite 18 Offenes Ohr für VR-Banken: Parlamentarier in Brüssel. Seite 19 Mitgliedertreffen: RWGV-Verbandstag 2015. Seite 22 UNESCO-Kulturerbe Deutschland votiert für die Genossenschaftsidee 1 | 2015 Volksbanken, Raiffeisenbanken, Spar- und Darlehnskassen in Rheinland und Westfalen Thema: Wirtschaft vor Ort Der Journalistenpreis würdigt herausragende journalistische Beiträge in Bild, Wort und Ton, die das Thema in seiner regionalen Bedeutung der Öffentlichkeit näherbringen und zwischen dem 15. November 2014 und dem 1. November 2015 publiziert wurden. Informationen und Anmeldeunterlagen unter: www.vr-journalistenpreis.de Einsendeschluss: 16. November 2015 Die Beiträge bitte senden an: Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband e. V. Presseabteilung Peter-Müller-Straße 26 40468 Düsseldorf Telefon: 0251 7186 - 1022 Email: [email protected] druckmedien + hörfunk + web + fotografie + film Journalistenpreis 2015 Der Preis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert. Unsere Pressebüros unterstützen Sie gerne. Pressebüro Rhein-Ruhr: Ralf Bröker Telefon: 0251 7186-1063 [email protected] Pressebüro Münsterland: Hans-Peter Leimbach Telefon: 0251 7186 - 1025 [email protected] Pressebüro in Koblenz: Julia Böing Telefon: 0251 7186 - 1027 [email protected] Pressebüro in Meinerzhagen: Klaus Schliek Telefon: 02354 904004 [email protected] Pressebüro OstwestfalenHellweg: Rainer Stephan Telefon: 05242 908940 [email protected] In der Fachjury: Helmut Dahlmann (Landesvorsitzender a. D. des Deutschen Journalisten-Verbandes NRW), Harald Heuer (Leiter der Abteilung „Zeus & Bildungsprojekte“ der Funke Mediengruppe), Wolfgang Jüngst (WISO-Redakteur, Zweites Deutsches Fernsehen), Wolfgang Kleideiter (stellvertretender Chefredakteur, Zeitungsgruppe Münsterland, Westfälische Nachrichten & Partner), Yasmin Osman (Redakteurin des Handelsblatts, Frankfurt), Jens Reddeker (Redakteur, Neue Westfälische/nw-news.de), Anselm Richard (Chefredakteur, Landwirtschaftliches Wochenblatt), Claudia Schall (Chefredakteurin, Radio Köln), Dr. Julian Stech (Preisträger 2004 und Leiter der Wirtschaftsredaktion des General-Anzeigers, Bonn), Ulli Tückmantel (Preisträger 2007 und Chefredakteur der Westdeutschen Zeitung) Editorial Genossenschaftsidee als Kulturerbe – na und? Liebe Leserin, lieber Leser, am 12. Dezember 2014 ließen Doc Schulze-Delitzsch und Raiffeisen auf ihrer Facebook-Seite „Genossenschaften sind Regionalhelden“ die Sektkorken knallen. Anlass: Die Kultusministerkonferenz hatte entschieden, die Genossenschaftsidee in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. Aber mehr noch: Deutschland wird sich mit dieser Idee unserer Gründerväter erstmals bei der UNESCO um einen Eintrag in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ bewerben. Na und?, möchte man sagen. Haben wir in den Genossenschaften keine größeren Sorgen? Niedrigzinsphase, Aufwand durch Regulatorik, falsches Image der Landwirtschaft, Klientelpolitik bei den erneuerbaren Energien, Änderung des Genossenschaftsgesetzes … Dass diese Entscheidung der Kultusministerkonferenz mehr als nur ein Schulterzucken verdient, beweist ein Blick auf die Homepage der deutschen UNESCO-Kommission: „Formen immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und fortwährend neu gestaltet.“ Und Deutschland ist überzeugt, dass Genossenschaften dieses Prädikat verdienen. Und wir auch! Weil die Genossenschaftsbanken auch 2014 wieder deutlich mehr Kredite an Firmenkunden vergeben haben als der Bankendurchschnitt, weil die landwirtschaftlichen und gewerblichen Genossenschaften sich weiterhin erfolgreich am Markt behaupten, weil immer mehr neue Genossenschaften gegründet werden, weil eine wachsende Anzahl Menschen gemeinsam in Genossenschaften wirtschaften will, weil Unternehmen die Vorteile der Kooperation in Genossenschaften nutzen … Die Redaktion des Genossenschaftsblatts wünscht Ihnen eine spannende Lektüre. Asmus Schütt Inhalt 4 Gen G en e nos oss o ssens e ch chafts cha ha h aft fts ts tsi side ide ee als sK Kul ulttu tur ure u errb erb r b e: e: IInt In ntter te erv v iew ew w mitt N RW RWR W W-- Viz V ize-M ize-M -M M in ini nisste n te errprä pr prä äsi ssid id ent id en ntiin nt nS Syl Sy yyl vvia ia i L Lö öhrm m aann nn nn 10 4 Das Thema: Immaterielles Kulturerbe Hintergrund und Analyse 16 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 24 25 Banken Wie erfolgreich ist unser Marketing? Erfahrungsbericht der Volksbank Bigge-Lenne Ausufernde Meldepflichten: Interview mit Siegfried Mehring Neujahrstreffen westdeutscher genossenschaftlicher Bankleiter Firmenkundengeschäft: Ungenutztes Potenzial Unternehmensumfrage: HSK-Unternehmen bleiben am Ball 26 28 Soennecken: Wochen des Schreibens Aktion „Deutschland schmeckt.“ 42 Namen und Nachrichten 44 Impressum 45 Zu guter Letzt 46 43 28 30 34 Landwirtschaft RWGV intern Intensiver Austausch: RWGV und Mitgliedsbanken Bausparfuchs feiert Geburtstag Aktive Bürgerschaft ist jetzt eine Stiftung 13 War Wa W aarru um m sol soll so oll diie ol e Ge Ge Gen en no osssssens oss en e ns nscha cha h ffts hafts ts tsside de d ee Kul ult lttu urrre ure errb rbe be be w we erde rd den de n? ? Gen G Ge en e no oss ssse ens en ns nscha scha ha h afftl ftttlich tlliich che Sta ch Sta aatte em eme me m ents ntts n ts Gewerbe Aus dem Verbund Wie alles begann... 6 Die Anfänge des modernen Genossenschaftswesens in Deutschland Die Genossenschaftsidee in globaler 8 Gesellschaft Das deutsche Verzeichnis des 9 immateriellen Kulturerbes Der Unterschied zwischen 15 immateriellem Kulturerbe und Weltkulturerbe Einheitliche Prüfung und Überwachung Der dezentrale Aufsichtsansatz für Genossenschaftsbanken „Wi „W Wir sind W nd du un ngem ngem ge emein eiin sttolz ollzz“: ol “: Werner We Wer er en ner er e Bö B öhnk hnk nke e und nd Di D i tma Die tm mar B ma Berg erg r e rg err zur u Nom ominieru in ini niie n err ng der eru d err G Ge enos nos no ossse sen e sch chaft ftsid sid sidee d ee e 22 Abschaffung der Milchquote: Interview mit Benedikt Langemeyer AGRAR Unternehmertage 2015 38 40 46 Zu Z u gut gu g uter er L Let Le ett zzt e zt: tt:: Ka Kar ar nev ne evals evals als l o ord rd de en n ffür fü ü ür M iste Mi Mis ter e Vo Volk lks lk kkssban b an ba ankk-M M aara arra ratho atho ho h on 3 Das Thema: Immaterielles Kulturerbe Genossenschaftsidee als globales Kulturerbe? Foto: Torsten Silz Ministerin Sylvia Löhrmann und die Kultusministerkonferenz nominieren die Genossenschaftsidee für das immaterielle Kulturerbe der UNESCO Stimmte der Nominierung der Genossenschaftsidee für das immaterielle Kulturerbe als damalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz zu: Sylvia Löhrmann, stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin und Ministerin für Schule und Weiterbildung Frau Löhrmann, die Kultusministerkonferenz hat im Dezember 2014 mit Ihnen als damaliger Präsidentin die Genossenschaftsidee für das internationale immaterielle Kulturerbe der Menschheit nominiert. Warum? Löhrmann: Ein mit renommierten Expertinnen und Experten besetztes unabhängiges Komitee bei der deutschen UNESCOKommission hat unter den vielen Vorschlägen ausgewählt und uns die Genossenschaftsidee empfohlen. Ich freue mich, dass wir die Genossenschaftsidee für die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO“ nominiert haben. Es ist eine Kulturform, durch die bürgerschaftliches Engagement im sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich zum Ausdruck kommt, jenseits von privaten und staatlichen Wirtschaftsformen. 4 Wie hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass sich die Genossenschaftsidee 2016 bei der UNESCO durchsetzen wird? Löhrmann: Ich gehe davon aus, dass der Vorschlag ein interessanter, innovativer Impuls im Rahmen der internationalen Umsetzung der UNESCO-Konvention ist. Bislang ist eine solche Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation auf den UNESCOListen nicht vertreten. Zudem besteht eine international gute Anschlussfähigkeit aufgrund der nahezu weltweiten Verbreitung der Genossenschaftsidee. Immerhin gibt es weltweit 800 Millionen Genossenschaftsmitglieder in über 100 Staaten. Welche Bedeutung hätte es für Deutschland, wenn die Genossenschaftsidee dem internationalen immateriellen Kulturerbe zugeordnet würde? GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 > Das Thema: Immaterielles Kulturerbe > Löhrmann: Die Aufnahme der Genossenschaftsidee als ersten Beitrag Deutschlands in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ wäre eine Auszeichnung und Anerkennung einer spezifischen Besonderheit deutscher Gesellschaftskultur. Die weltweit ersten Genossenschaften wurden vor rund 150 Jahren in Deutschland gegründet. Hierzulande haben sie heute mehr als 21 Millionen Mitglieder. Die Genossenschaftsidee hat sich als sehr dynamisch und einflussreich erwiesen und hat weniger privilegierten Bevölkerungsschichten neue Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe eröffnet. Wohnungsmarkt. Übrigens ist es besonders schön zu sehen, dass die Genossenschaftsidee sich um ihren Nachwuchs keine Sorgen machen muss: Als Schulministerin bin ich Schirmherrin des Projektes der Schülergenossenschaften NRW. Alle zwei Jahre werden auf der Schülergenossenschaftsmesse „GenoGenial“ die besten drei Schülergenossenschaften des Landes ausgezeichnet. Das Konzept der Schülergenossenschaften fußt auf dem festen rechtlichen Löhrmann: Deutschland ist der Konvention erst im Juli 2013 beigetreten. Vor diesem Beitritt wurde in intensiven Beratungen ein mehrstufiges Verfahren entwickelt, um eine möglichst breite Teilnahme der Zivilgesellschaft zu erreichen. Noch 2013 fiel der bundesweite Startschuss des ersten Bewerbungsverfahrens. Dieser erste Durchgang ist nun erfolgreich zu Ende gegangen. Foto: Marco Stepniak Neben dem Titel „Weltkulturerbe“, den in Deutschland 39 Kultur- und Naturstätten tragen, hat die UNESCO bereits 2006 das immaterielle Kulturerbe eingeführt. Warum reicht Deutschland erst jetzt seinen Vorschlag dafür ein? Als NRW-Schulministerin war Sylvia Löhrmann zu Gast auf der Schülergenossenschaftsmesse „GenoGenial“. Zusammen mit dem RWGV-Vorstandsvorsitzenden Ralf W. Barkey traf sie die Schülergenossenschaft „Lumland-Candle“. Und eine letzte Frage: Wann und wie sind Sie persönlich das erste Mal mit Genossenschaften in Berührung gekommen? Löhrmann: Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, da gab es den guten alten Konsum, in dem wir eingekauft haben. In Solingen, wo ich jetzt lebe, sichern Baugenossenschaften einen sozialen Rahmen der Genossenschaft aus dem realen Wirtschaftsleben. Das macht es sehr wirklichkeitsnah, denn die Jugendlichen gründen und führen eine real existierende Firma nach genossenschaftlichen Prinzipien. Dadurch erfahren sie ganz konkret, was es heißt, eigenverantwortlich zu wirtschaften, dabei aber zugleich nachhaltig zu denken und solidarisch zu handeln. Julia Böing/Sabine Bömmer Die UNESCO zur Genossenschaftsidee (in Auszügen): Die Genossenschaftsidee ist ein allen Interessenten offenstehendes, überkonfessionelles Modell der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung auf Grundlage von Kooperationen. Aufbauend auf ethischen Werten wie Solidarität, Ehrlichkeit und Verantwortung konstruierten die „Väter“ der Genossenschaftsidee, Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen, den grundlegenden rechtlichen Rahmen für die Genossenschaftsidee: eine Vereinigung mit nicht geschlossener Mitgliederzahl und gemeinschaftlichem Geschäftsbetrieb, die individuelles Engagement und Selbstbewusstsein stärkt und soziale, kulturelle und ökonomische Partizipation ermöglicht. Die Genossenschaftsidee wurde schnell von weiteren Akteuren aufgegriffen, erfasste bald große gesellschaftliche Kreise und fand ihre Anwendung in verschiedensten Lebensbereichen wie Arbeit, Finanzen, Ernährung GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 oder Wohnen. In der Satzung einer Genossenschaft wird der jeweilige Förderzweck festgeschrieben, der sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Interessen dienen kann. Mitglieder werden durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen zu Miteigentümern. Ihre, von der Zahl der erworbenen Anteile unabhängige Stimme sichert ihnen Mitbestimmung und die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung zu. Auch unter widrigen Bedingungen, wie zur Zeit des Nationalsozialismus und während der deutschen Teilung, hat sich die Idee gehalten und wurde weiterverfolgt. Die Genossenschaft greift grundlegende Prinzipien des kulturellen Selbstverständnisses menschlicher Gemeinschaft auf und überträgt sie in die ökonomische Praxis. Die Genossenschaftsidee trägt zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen bei und wird durch kreative Veränderungen immer wieder an moderne Gegebenheiten angepasst. 5 Das Thema: Immaterielles Kulturerbe Wie alles begann … Foto: RWGV Die Anfänge des modernen Genossenschaftswesens in Deutschland Die Handschrift von Hermann Schulze-Delitzsch, der das Genossenschaftsgesetz initiierte. Was einer allein nicht schafft, das erreichen viele zusammen – dieses Kooperationsprinzip kannte man schon bei Handwerkern im alten Ägypten, der Begräbnissicherung im antiken Griechenland oder in der babylonischen Landwirtschaft. Über germanische Sippenverbände sowie Zünfte und Gilden lässt es sich bis in das Mittelalter verfolgen. Die verschiedenen Formen der modernen Genossenschaften entstanden jedoch erst im 19. Jahrhundert als Reaktion auf die großen Umwälzungen in Wirtschaft und Gesellschaft: Auf dem Land hatten die Agrarreformen zur Bauernbefreiung geführt. Doch wegen hoher Entschädigungsleistungen an die früheren Gutsherren – teils in Geldform, teils durch Landabtretung – gerieten viele Bauern schnell in finanzielle Bedrängnis. Hinzu kamen die Auswirkungen der industriellen Revolution, die gekennzeichnet war durch gravierende Veränderungen bei den Produktionstechniken (Dampfmaschine), der betrieblichen Organisation (Fabriken) sowie dem Verkehrs- und Kommunikationswesen (Eisenbahn, Telegrafie). Gegenüber der maschinellen Massenproduktion verlor die in vielen ländlichen 6 Regionen verbreitete Heimarbeit, auf die gerade Kleinbauern als Ergänzung zur saisonalen Landarbeit angewiesen waren, rasch ihre Konkurrenzfähigkeit. Und auch die kleinen Handwerker und Gewerbetreibenden in den Städten blieben davon nicht verschont, wurde die Versorgung der Menschen doch zunehmend durch teilweise weit entfernte Fabriken übernommen. Im Zuge des Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Land-StadtMigration drängten zudem immer mehr Arbeitssuchende in Berufe, die leicht und ohne großen Kapitalbedarf auszuüben waren und die nach dem Wegfall der Zünfte keinen Zugangsbeschränkungen mehr unterlagen. Schnell entstand beispielsweise bei Schuhmachern, Tischlern oder Schneidern ein Überangebot, das auf die Preise drückte und zusammen mit der industriellen Massenfertigung zum Niedergang traditioneller handwerklicher Strukturen beitrug. Insgesamt führten diese Umwälzungen auf dem Land und in den anwachsenden Städten vor allem bei den unteren Bevölkerungsschichten zu einer zunehmenden Verelendung. Die Folgen waren unter anderem prekäre Arbeitsbedingungen, eine schlechte Versorgung, Elendsalkoholismus sowie eine mangelhafte Wohnsituation. Zur Lösung dieser sozialen Missstände trugen eine Reihe neuer Bewegungen bei. Dazu zählten neben der Gründung von Parteien und Gewerkschaften auch die Bildung von Genossenschaften. Die meisten Formen der modernen Selbsthilfeorganisationen entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem in England und Frankreich. Die dortigen Ideen – wie etwa der 1844 gegründete Konsumverein der „Redlichen Pioniere von Rochdale“ – wurden auch in Deutschland verfolgt, übernommen und weiterentwickelt. Als Gründungsväter erwiesen sich dabei vor allem Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Sie entwickelten Mitte des 19. Jahrhunderts unab- GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 > Das Thema: Immaterielles Kulturerbe > hängig voneinander verschiedene Konzepte der gemeinschaftlichen Selbsthilfe, um die Situation der kleinen Gewerbetreibenden und der Landwirte zu verbessern. Mit deren Nöten und Problemen waren beide Gründerväter bestens vertraut: SchulzeDelitzsch unter anderem aus seiner Tätigkeit für eine Handwerkerkom-mission der Preußischen Nationalversammlung und Raiffeisen aus seiner täglichen Arbeit als Bürgermeister in mehreren ländlichen Gemeinden im Westerwald. Und da beide ihre Ideen auch unter eigener Mitwirkung in die Tat umsetzten, erkannten sie schnell, was Sinn machte und wo noch Verbesserungsbedarf bestand. Ihre so gewonnenen Erfahrungen publizierten sie in zahlreichen Artikeln und Büchern, was wesentlich zur weiteren Verbreitung ihrer Ideen beitrug. Als besonders erfolgreich erwiesen sich dabei die von ihnen initiierten Vorschussvereine und ländlichen Spar- und Darlehnskassen – die Vorläufer der heutigen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Schulze-Delitzsch kommt zudem der Verdienst zu, der jungen Genossenschaftsbewegung mit dem von ihm initiierten und 1867 erstmals im Preußischen Landtag beschlossenen Genossenschaftsgesetz eine rechtliche Grundlage verschafft zu haben. Foto: Julia Böing Bei aller Bedeutung, die Schulze-Delitzsch und Raiffeisen für das deutsche Genossenschaftswesen haben, sollte nicht vergessen werden, dass ihre Konzepte auch auf den Werken anderer Vordenker fußten – die zum Teil in engem Austausch mit englischen und französischen Sozialreformern und Genossenschaftspionieren standen. So schlug beispielsweise der Sozialist Ludwig Gall bereits 1825 die Umbildung von Dörfern in genossenschaftliche Zusammenschlüsse mit gemeinschaftlichen Backöfen und Waschhäusern vor. 1844 forderte der Berliner Professor Wilhelm Adolf Schmidt in seiner Abhandlung über „Die Zukunft der arbeitenden Klasse“ ein landesweites Netz von Assoziationen, durch welches sich die breiten Massen aus ihrer Verelendung emporarbeiten sollten. Ein Jahr später löste der Berliner Gene- In diesem Haus arbeitete und wohnte Friedrich Wilhelm Raiffeisen in seiner Amtszeit als Flammersfelder Bürgermeister. Heute ist es ein Museum und kann besichtigt werden. GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 ralstaatskassenbuchhalter Gottlieb Samuel Liedke mit seiner Schrift „Hebung der Not der arbeitenden Klassen durch Selbsthilfe“ eine Gründungswelle von konsumgenossenschaftlichen Zwecksparvereinen aus. 1848 schilderte Victor Aimé Huber in seinem Werk „Die Selbsthülfe der arbeitenden Klassen durch Wirtschaftsvereine und innere Ansiedlung“ seine auf Reisen nach England gewonnenen Erfahrungen über Bau- und Konsumvereine. Bereits 1846 hatte er zudem unter dem Titel „Innere Colonisation“ ein Konzept für Wohnungsgenossenschaften propagiert. Marvin Brendel Marvin Brendel Autor Marvin Brendel betreibt als Wirtschaftshistoriker das GeschichtsKombinat, eine Agentur für Unternehmensgeschichte und historische Kommunikation in Storkow. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Geschichte der deutschen (Kredit-)Genossenschaften. Kontakt: [email protected] Lesetipps Helmut Faust: „Geschichte der Genossenschaftsbewegung. Ursprung und Aufbruch der Genossenschaftsbewegung in England, Frankreich und Deutschland sowie ihre weitere Entwicklung im deutschen Sprachraum“. Zuletzt in 3. Auflage 1977 erschienen, fehlen im Buch zwar Angaben zur Entwicklung seit 1980 sowie in der DDR. Und auch die Zeit des Nationalsozialismus ist eher vorsichtig dargestellt. Doch sein Informationsumfang und die Detailtiefe machen das Buch bis heute zum Standardwerk der Genossenschaftsgeschichte. Einen umfassenden Einstieg in die Entwicklung des deutschen Genossenschaftswesens bietet auch das Webprojekt genossenschaftsgeschichte.info. Es nimmt interessierte Leser mit auf eine Zeitreise von den Anfängen des Kooperationsprinzips über die Gründung der ersten modernen Genossenschaften zur Mitte des 19. Jahrhunderts und ihren rasanten Aufschwung bis hin zu den Einschnitten während des Nationalsozialismus und der weiteren Entwicklung nach 1945 bis heute. Ergänzt wird das Angebot durch Porträts verschiedener Genossenschaftspioniere und eine Zeitleiste. 7 Das Thema: Immaterielles Kulturerbe In weltweiter Gesellschaft Bislang stehen 314 immaterielle Kulturgüter auf der weltweiten Liste der UNESCO te Beitrag aus Deutschland. Bislang umfasst die Liste Bräuche, Traditionen und Lebensarten wie auch Sprachen, Musikstile und literarische Ausdrucksformen aus 101 Ländern. Dazu gehören (im Uhrzeigersinn) die Falknerei (Naher Osten, Zentralasien), die Volksweisen des Jemen, die Tibetische Oper, das französische Gastmahl und das Maskenfest von Markala in Mali. Die Falknerei im Nahen Osten und in Zentralasien Die Volksweisen des Jemen Fotos: UNESCO Nur noch einen Schritt ist die Genossenschaftsidee davon entfernt, von der UNESCO als Kulturgut in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ aufgenommen zu werden. Damit wären die Gedanken und Ideale der beiden genossenschaftlichen Gründerväter Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch der ers- Die Tibetische Oper Das Maskenfest von Markala in Mali 8 Das französische Gastmahl GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Das Thema: Immaterielles Kulturerbe 27 Einträge im deutschen Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Zum bundesweiten Verzeichnis gehören: Deutsche Chormusik, Sächsische Knabenchöre, Liedgut der Arbeiterbewegung, Deutsche Theater- und Orchesterlandschaft, Rhythmus- und Ausdruckstanz, Niederdeutsches Theater, Passionsspiele Oberammergau, Peter-und-Paul-Fest Bretten, Malchower Volksfest, Foto: J. Rieger Neben der weltweiten Liste des immateriellen Kulturerbes gibt es auch das 2014 neu angelegte deutsche Verzeichnis immaterieller Kulturgüter. Zusammen mit der von Raiffeisen und Schulze-Delitzsch aus der Taufe gehobenen Genossenschaftsidee umfasst die nationale Liste momentan 27 Kulturformen, die „gelebt, erhalten, fortgeführt und weiterentwickelt“ werden sollen und, so die damalige Kulturministerkonferenz-Vorsitzende Sylvia Löhrmann, „ein Spiegelbild der kulturellen Vielfalt in Deutschland“ seien. Derzeit laufen 22 weitere Verfahren zur Aufnahme in die deutsche Kulturerbe-Liste, über die in den kommenden Wochen entschieden werden soll. Der rheinische Karneval steht auf der deutschen Liste des immateriellen Kulturerbes. Foto: Bäckerinnung HH Schwäbisch-Alemannische Fastnacht, Rheinischer Karneval, Falknerei, Bräuche der Lausitzer Sorben, Lindenkirchweih Limmersdorf, Biikebrennen, Rattenfängerlegende Hameln, Salzwirker Brüderschaft, Genossenschaftsidee, Harzer Finkenmanöver, Deutsche Brotkultur, Flößerei, Morsetelegrafie, Orgelbau, Köhlerhandwerk, Vogtländer Musikinstrumentenbau, Reetdachdeckerei und Handwerksgesellenwanderschaft (Walz). Auch die deutsche Brotkultur wurde in das nationale Kulturerbe-Verzeichnis aufgenommen. Nordrhein-Westfalen hat als zweites Bundesland neben Bayern nun auch eine eigene Liste erhaltenswerter immaterieller Kulturgüter ins Leben gerufen. Sie umfasst mit der Flussfischerei auf Rhein und Sieg, dem Rheinischen Karneval, dem historischen Schützenwesen und dem Osterräderlauf in Lügde zunächst vier Traditionen. Anzeige Bekanntmachung Der Vorstand der Gemeinschaft Kölner Schausteller eG, Siegburger Straße 66, 50679 Köln, gibt bekannt, dass die Mitglieder Rudolf von der Gathen, Frankfurter Straße 380b, 51145 Köln, Manfred Ramus, Hugo-Junkers-Straße 35, 50739 Köln, und Astrid Raadschelders, Frankfurter Straße 380d, 51145 Köln, Anfechtungsklage beim Landgericht Köln gegen die Genossenschaft erhoben haben mit folgendem Antrag: Die Beschlüsse der Generalversammlung der Genossenschaft vom 09.10.2014 zu TOP 5 (Bestätigung der Amtsenthebung der Vorstandsmitglieder Rudolf von der Gathen und Manfred Ramus gem. § 30 e) Abs. 2 f) der Satzung) und TOP 6 (Beschlussfassung über die Verfolgung von Regressansprüchen gegen die Vorstandsmitglieder gem. § 30 g) der Satzung (a) Rudolf von der Gathen (b) Manfred Ramus) werden für ungültig erklärt. Termin zur mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht Köln ist noch nicht bestimmt. Gemeinschaft Kölner Schausteller eG - Der Vorstand - GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 9 Das Thema: Immaterielles Kulturerbe „Wir sind ungemein stolz“ Sie haben mit ihren Gesellschaften die Bewerbung der Genossenschaftsidee zum immateriellen Kulturerbe auf den Weg gebracht: Werner Böhnke, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen-Gesellschaft, und Dietmar Berger, Vorstandsvorsitzender der Schulze-Delitzsch-Gesellschaft ber 2014 mit der Entscheidung gerechnet hatten. Wir hatten es gehofft. Aber wir wussten auch, dass viele gute Vorschläge eingereicht wurden, die es sicher verdient haben, der UNESCO vorgeschlagen zu werden. Foto: WGZ BANK Welche Bedeutung hat die Nominierung für die rund 6.000 deutschen Genossenschaften? Berger: Mit der Nominierung machen der Bund und die Länder deutlich, welch große Wertschätzung die Genossenschaftsidee in Deutschland genießt. Und dass das genossenschaftliche Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe für viele Bereiche in der Daseinsvorsorge, bei der EnergieWerner Böhnke ist Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft. wende oder auch im kulturellen und sozialen Bereich, wenn man so will, als wirtschaftliche Bürgerbeteiligung auch für die nächsten Generationen wichtig Herzlichen Glückwunsch zur internationalen Nominierung der ist und für das Gemeinwohl das Gemeinwohl in unserem Land. Genossenschaftsidee zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO! Die rund 21,2 Millionen Mitglieder in Deutschland können Die erste und bis jetzt einzige aus Deutschland! Wann und wo stolz sein, Mitgestalter der Genossenschaftsbewegung zu sein. haben Sie davon erfahren, Herr Böhnke? Böhnke: Dass unsere Bewerbung von insgesamt 83 Einreichungen als einzige deutsche Nominierung für die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO ausgewählt wurde, macht uns alle ungemein stolz. Hier haben sich die gemeinsamen Anstrengungen der RaiffeisenGesellschaft und der Schulze-Delitzsch-Gesellschaft und die ausgezeichnete Zusammenarbeit wirklich gelohnt. Die Nachricht hat mich unmittelbar vor der traditionellen Weihnachtssitzung des Beirats der WGZ BANK erreicht. Insofern konnte die freudige Neuigkeit dann auch umgehend unseren Beiratsmitgliedern verkündet werden. Deutschland reicht die Genossenschaftsidee als seine erste Nominierung bei der UNESCO im März ein. Wie bereiten die Raiffeisen-Gesellschaft und die Schulze-Delitzsch-Gesellschaft dies mit vor? Böhnke: Die UNESCO erwartet über die vorliegende Bewerbung hinaus nun zusätzliche Texte und Materialien von uns, unter anderem Videomaterial zur weitergehenden Erläuterung und Veranschaulichung der Genossenschaftsidee. Hier sind wir im engen Schulterschluss mit der Schulze-Delitzsch-Gesellschaft unterwegs, um die erforderlichen umfangreichen Unterlagen zu erarbeiten und fristgerecht zum 31. März 2015 einzureichen. Herr Berger, wo hat Sie die gute Nachricht erreicht? Haben Sie mit der internationalen Nominierung gerechnet, oder war die Überraschung sehr groß? Berger: Im Auto, als ich nach der Verwaltungsratssitzung der Sächsischen Aufbaubank durch das weihnachtliche Dresden fuhr. Ja, die Überraschung war groß, da wir erst am 15. Dezem- 10 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 > Das Thema: Immaterielles Kulturerbe > 2016 entscheidet die UNESCO über die Aufnahme in die internationale Liste. Wie würden die Genossenschaften und ihre Idee von einer Ernennung profitieren? Gibt es beispielsweise ein Logo wie beim Weltkulturerbe? Ein Logo gibt es. Derzeit darf es aber nur von den beiden Gesellschaften genutzt werden, da kommerzielle Interessen nicht damit verbunden werden dürfen. Aber wenn zum Beispiel Kreditgenossenschaften in ihren Mitgliederpublikationen oder auf Homepages über die Aktivitäten der Gesellschaften berichten wollen, dann dürfen sie das Logo mitverwenden. Eine Anfrage bei uns wäre dabei genauso wünschenswert wie eine Mitgliedschaft in unseren Gesellschaften. Denn auch eine UNESCO-Bewerbung kostet Geld. Kulturerbe gilt es zu schützen. Wie schützt man die Genossenschaftsidee? Oder andersherum gefragt: Wer oder was bedroht die Genossenschaftsidee? Foto: Schulze-Delitzsch-Gesellschaft Berger: Zur ersten Frage: Zunächst, indem sie allein in diesem zweijährigen Prozess eine große Aufmerksamkeit erfahren und dabei deutlich wird, wird, dass die Genossenschaftsidee lebt, nicht veraltet oder gar ein Denkmal ist, und auch die Politik darüber nachdenken muss, wie man den genossenschaftlichen Gedanken in der Gesellschaft befördern kann. Dietmar Berger ist Vorstandsvorsitzender der Schulze-Delitzsch-Gesellschaft. Böhnke: Mit der Gründung der Raiffeisen-Gesellschaft 2012 und der Bündelung der verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeiten genossenschaftlicher Kulturpflege in der „Raiffeisen-Region“ haben wir einen wichtigen Schritt gemacht, um das Lebenswerk von Raiffeisen zu schützen und zu pflegen. Darüber hinaus Anzeige IHR PLUS AN BESSER VERSORGT SEIN Mit den R+V-Pflegetagegeldern. Die finanzielle Absicherung für den Pflegefall. Jetzt die staatliche Förderung nutzen! Besser versorgt mit den R+V-Pflegetagegeldern: Profitieren Sie von einem erstklassigen Angebot, bei dem Sie Ihren Versicherungsschutz nach Wunsch wählen und sich und Ihre Familienangehörigen vor den finanziellen Folgen einer Pflegebedürftigkeit schützen können. Informieren Sie sich jetzt, wie Sie die Grundversorgung der gesetzlichen Pflegeversicherung ergänzen und obendrein den Staat daran beteiligen können. Bei den Volksbanken Raiffeisenbanken, R+V-Agenturen oder auf www.ruv.de GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 11 > Das Thema: Immaterielles Kulturerbe Foto: Heinz-Günter Augst dere der Jugend in unserem Land näherzubringen. „Entdecke, was in dir steckt“ ist im übertragenen Sinn jene Einladung von Raiffeisen, die Tür zu einem selbstbestimmten Leben zu öffnen. In Weyerbusch neben dem „Backes“ steht das Raiffeisen-Denkmal. Hier Raiffeisen-Gesellschaft gegründet (siehe auch Titelbild). > widmet sich unsere Gesellschaft der Erhaltung der RaiffeisenGedenkstätten in Hamm und Flammersfeld. Nun habe ich keinen Anlass anzunehmen, dass die Genossenschaftsidee ernsthaft bedroht ist, zumal die deutsche UNESCO-Kommission in ihrer Begründung den Beitrag der Genossenschaftsidee zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen sowie die kreative Veränderung und Anpassung der Idee an moderne Gegebenheiten herausgestellt hat. Gleichwohl sind wir alle gefordert, die Ideen von Raiffeisen und ihre Bedeutung in der Gegenwart hervorzuheben. Ich halte es überdies für außerordentlich wichtig, die zentralen Botschaften von Raiffeisen insbeson- Die „Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft“ wurde 2012 in Weyerbusch gegründet. Laut Satzung widmet sich die Gesellschaft der „Pflege und Würdigung des Lebenswerkes von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und seines in Schriften und Reden überkommenen geistigen Erbes“, der „Förderung des darauf beruhenden Genossenschaftsgedankens in Deutschland” sowie der Auseinandersetzung mit dem Genossenschaftswesen. Dazu dienen wissenschaftliche Vortragsveranstaltungen, Konferenzen und Workshops sowie regelmäßige Veröffentlichungen. www.raiffeisen-gesellschaft.de 12 Berger: Weltweit ist die Genossenschaftsidee so erfolgreich, dass sie nicht der Gefahr ausgesetzt ist, auszusterben. Im Mutterland des modernen Genossenschaftsgedankens lauern die Gefahren immer dort, wo ausschließlich auf die Gewinnorientierung oder den Maximalprofit abgestellt wird. Wenn täglich x-mal in den Medien über die Börsenkurse sinniert wird, darüber, wie sich die Gewinnerwartungen verändern, wie sich der DAX entwickelt, wurde 2012 die Friedrich-Wilhelmdann hat es die eG mit ihrem Förderzweck und ihrem solidarischen Gedanken eben schwer. Die Aufnahme des Genossenschaftsrechtes in die Studiengänge bei Juristen und Betriebswirten wäre ein weiterer Punkt. Was nicht gelehrt wird, kommt dann in der Praxis nicht vor. Und Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern müssen bei Existenzgründerberatungen gleichberechtigt auch die eG anbieten. Außerdem darf die eG nicht nur in Sonntagsreden bejubelt werden, und wir selbst müssen stärker unsere Werte leben. Das geht bei vielen Vorständen, besonders wenn die Institute größer werden, los. Julia Böing 1998 wurde der Förderverein Hermann Schulze-Delitzsch und Gedenkstätte des deutschen Genossenschaftswesens gegründet, seit 2012 lautet der Name „Deutsche HermannSchulze-Delitzsch-Gesellschaft“. Zweck des Vereins ist die Pflege des geistigen Erbes von Schulze-Delitzsch, insbesondere seiner wissenschaftlichen und sozialpolitischen Leistungen. Dieses Erbe soll der Allgemeinheit zugänglich gemacht und seine Aktualität unterstrichen werden. Als wichtigste Aufgabe zur Erfüllung des Vereinszwecks betreibt die Gesellschaft das Schulze-Delitzsch-Haus. www.genossenschaftsmuseum.de GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Das Thema: Immaterielles Kulturerbe Auch für Scheuklappen-Träger sichtbar Warum soll die Genossenschaftsidee weltweites Kulturerbe der UNESCO werden? Nachgefragt bei Vorständen und Geschäftsführern der RWGV-Genossenschaften „Mehr als 150 Jahre Erfolg und ein weltweiter Boom sprechen für sich: Die Genossenschaftsidee stellt den Menschen in den Mittelpunkt, sie steht für Selbstbestimmung, Solidarität und Stabilität. Als Genossenschaftsbank im Raiffeisenland, die unmittelbar auf beide Gründerväter – nämlich Raiffeisen und Schulze-Delitzsch zurückgeht –, unterstützen wir die Nominierung für das immaterielle Kulturerbe natürlich ausdrücklich.“ Wilhelm Höser, Vorstandssprecher Westerwald Bank „Keine andere Rechtsform bietet ihren Eigentümern so viel Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. Leider werden diese erfolgreichen Prinzipien aktuell durch immer mehr Vorschriften eingeschränkt. Auch innergenossenschaftlich sehe ich Gefahr für das bewährte Prinzip – etwa durch Projekte, die konzernähnlich von allen VR-Banken – unabhängig von Größe und KostenNutzen-Verhältnis – umgesetzt werden sollen.“ Josef Köckerling, Vorstand Volksbank Westenholz „In unserer zunehmend anonymeren digitalisierten Welt sehe ich die Gefahr, dass im Wirtschaftsleben Anstand und Moral auf der Strecke bleiben. Das auf Nachhaltigkeit basierende genossenschaftliche Geschäftsmodell bietet hier einen Gegenentwurf. Es setzt auf den persönlichen Kontakt von Mensch zu Mensch und einen partnerschaftlichen Umgang zwischen Unternehmen und Kunden. Diese Idee verdient es, weltweit geschützt zu werden.“ Thomas Blume, Geschäftsführer der Lippstädter Raumausstatter-Genossenschaft Ditesse „Wenn es die Genossenschaftsidee nicht schon gäbe – man müsste sie erfinden. Denn die Gedanken und Ideale von Raiffeisen und Schulze-Delitzsch sind aktuell wie eh und je. Sie bieten ungeheures Potenzial für effizientes und erfolgreiches Wirtschaften auch in heutiger Zeit. Insbesondere den Menschen in Entwicklungsländern eröffnen sich damit riesige Chancen. Die Anerkennung der Idee als Kulturerbe wäre Werbung für ein ‚Made in Germany‘ im besten Sinne.“ Johannes Erkens, Geschäftsführer Bezugs- und Absatzgenossenschaft Rees GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 13 Das Thema: Immaterielles Kulturerbe „Die genossenschaftliche Idee und die damit verbundenen Werte sind ein einzigartiges System: Respekt, Genossenschaftlichkeit als kollektive Stärke, Solidarität, Verantwortung als Erfolgsfaktor (eine Genossenschaft ist nur dann erfolgreich, wenn jeder Einzelne Erfolg hat) und Partnerschaftlichkeit als Vertrauensbasis. Das zentrale Wertesystem einer Genossenschaft war zu den Anfangszeiten ein bedeutender Schnittpunkt im Leben eines Kollektivs, welches in einer wirtschaftlichen Krise durch Eigenmotivation, Mut und Einfallsreichtum ein neues System geschaffen hat, um als Individuum im Kollektiv erfolgreicher zu wirtschaften.“ Horst Schreiber, Vorstand Volksbank Trier „In seiner mehr als 150-jährigen Geschichte hat das Genossenschaftswesen Krieg, Krisen und Katastrophen überstanden. In der für unser Land sehr schwierigen Phase der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008 waren die Kreditgenossenschaften Stabilitätsfaktor und eine tragende und verlässliche Säule des deutschen Finanzwesens. Dies verdanken wir den genossenschaftlichen Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Sie zu schützen und zu erhalten muss das Ziel von Politik, Wirtschaft und Verwaltung sein. Die Genossenschaftsidee lebt und tut den Menschen in unserem Land gut.“ Lambert Stoll, Vorstand Volksbank Olpe-Wenden-Drolshagen „In Zeiten der Globalisierung, die viele als kalt und unpersönlich empfinden, stehen wir als Genossenschaft mit unseren regionalen Fachhändlern für Nähe, mit unseren mittelständischen Werten für Solidität, mit unseren Entscheidungsstrukturen für Demokratie, mit unserem Auftrag, für alle Mitglieder da zu sein, für Solidarität. Wir bewahren etwas sehr Schützenswertes. Deshalb wäre es richtig und konsequent, wenn die Genossenschaftsidee zum immateriellen Kulturgut erklärt werden würde.“ Dr. Benedikt Erdmann, Sprecher des Vorstandes Soennecken „Weil es allerhöchste Zeit ist, auch international ein klares Zeichen für richtiges Wirtschaften zu setzen! Die Genossenschaftsbanken zeigen: Ein Miteinander von werteorientierter Gesellschaft und erfolgreicher Wirtschaft ist möglich. Leider ist das bei den Entscheidungsträgern der europäischen Finanzpolitik immer noch nicht angekommen: Standhaft stützen sie die anonymen Großbank-AGs, die über Jahre nachgewiesen haben, dass es auf ihre Art nicht funktioniert. Währenddessen ignorieren sie konsequent, dass die Alternative bereits seit über 160 Jahren florierend existiert: Genossenschaften! Ein UNESCO-Kulturerbe ist auch für Scheuklappen-Träger sichtbar.“ Dr. Wolfgang Baecker, Vorstandsvorsitzender VR-Bank Westmünsterland „Ein Viertel unserer Gesellschaft ist Mitglied einer Genossenschaft und kommt täglich mit ihren Leistungen in Kontakt, sei es beim Lebensmitteleinkauf, in der Apotheke oder in der Bank. Die genossenschaftliche Idee ist modern, erfolgreich und basisdemokratischer als jede andere Unternehmensform. Das schafft seit über 150 Jahren Vertrauen. Zudem können wir aufgrund der genossenschaftlichen Strukturen in unserer mittelständischen Wirtschaft stolz darauf sein, dass man im Ausland mit Hochachtung vom ,German mittelstand‘ spricht. Das Genossenschaftswesen verdient es daher, zum immateriellen Kulturerbe ernannt zu werden.“ Wilfried Hollmann, Vorsitzender des Vorstandes der NOWEDA 14 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Das Thema: Immaterielles Kulturerbe Angkor Wat, Wattenmeer und Peking-Oper Der Unterschied zwischen immateriellem Kulturerbe und Weltkulturerbe UNESCO – Weltkulturerbe im RWGV-Verbandsgebiet Objekte, Orte und Datum der Aufnahme in Klammern () Genossenschaftsverband e.V. Bielefeld Münster Rh 1 8 Höxter ein NORDRHEIN-WESTFALEN 1 Essen Düsseldorf HESSEN 2 2 3 8 Köln Brühl Aachen 4 3 7 Limes Koblenz Oberes Mittelrheintal 4 6 1 Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen (2001) 2 Kölner Dom (1996) 3 Aachener Dom (1978) 4 Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Bonn-Brühl (1984) 5 Römische Baudenkmäler Dom und Liebfrauenkirche in Trier (1986) 6 Oberes Mittelrheintal (2002) 7 Grenzen des Römischen Reiches: Obergermanisch-Raetischer Limes (2005) 8 Karolingisches Westwerk und Civitas Corvey in Höxter (2014) (Kastelle und Türme von Koblenz bis Bingen) Bingen 5 Trier RHEINLAND-PFALZ 6 5 Fotos Pixelio (www.pixelio.de): Dieter Schütz (1) (2), Christoph Konitzer (3), Winfried Braun (6), Ursula Kröll (7), Thomas Max Müller (8) Fotos Fotolia (www.fotolia.de): rcfotostock (4), Thomas Leonhardy (5) SAARLAND Was haben der Kölner Dom, die ägyptischen Pyramiden, das indische Grabmal Taj Mahal und der Ngorongoro-Krater in Tansania gemeinsam? Dazu sagt die UNESCO: „Es sind Zeugnisse vergangener Kulturen, künstlerische Meisterwerke und einzigartige Naturlandschaften, deren Untergang ein unersetzlicher Verlust für die gesamte Menschheit wäre. Sie zu schützen, liegt nicht allein in der Verantwortung eines einzelnen Staates, sondern ist Aufgabe der Völkergemeinschaft.“ Deshalb hat die UNESCO 1972 das „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ – Welterbekonvention – verabschiedet, das inzwischen 191 Staaten unterzeichnet haben. Es ist die international bedeutendste Übereinkunft, die jemals von der Völkergemeinschaft zum Schutz ihres kulturellen und natürlichen Erbes beschlossen wurde. Über 1.000 Natur- und GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 7 Quelle Karte: www.geodatenzentrum.de Recherche: Sabine Bömmer u. H. Aßmann Infografik: newsgraphic|Aßmann Kulturstätten sind darin weltweit aufgelistet, Deutschland ist mit 39 Welterbestätten verzeichnet. Neben Kultur- und Naturwerken umfasst der Begriff des Kulturerbes auch Traditionen und lebendige kulturelle Ausdrucksformen, wie zum Beispiel mündlich überlieferte Traditionen, darstellende Künste, gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste, Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum und Fachwissen über traditionelle Handwerkstechniken. Das Verständnis, dass lebendige und gelebte Kulturformen ebenfalls Kulturerbe sind, kommt ursprünglich aus Asien. Erst 2003 hat die UNESCO das Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes getroffen, das 2006 in Kraft getreten ist. Dem Abkommen sind 154 Staaten beigetreten. 15 Hintergrund & Analyse Aufsichtliche Überprüfung und Überwachung Die Konsultation des SREP skizziert die Richtung und Anpassung des einheitlich dezentralen Aufsichtsansatzes für Genossenschaftsbanken Düsseldorf. Am 19. Dezember 2014 hat die europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) die finalisierte Leitlinie veröffentlicht, welche die Ausgestaltung der dezentralen Aufsicht skizziert, speziell den europaweit einheitlichen Überprüfungsund Überwachungsprozess (SREP). Ziel der Europäischen Zentralbank EZB sowie der nationalen Aufsichtsbehörden im Rahmen des ‚Supervisory Review and Evaluation Process‘ (SREP) ist es, einen strukturierten Überprüfungs- und Überwachungsprozess mittels gemeinsamer Verfahren und harmonisierter Methoden zu etablieren, welcher die Risiken und Risikotragfähigkeit von Kredit- und Finanzdienstleistungsinstituten regelmäßig beurteilt. Mithilfe der Ergebnisse des risikoorientierten Aufsichtsansatzes soll es möglich sein, frühzeitige Fehlentwicklungen auf Einzelinstitutsebene zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu deren Behebung festzulegen. Die primär an die nationalen Aufsichtsbehörden gerichteten Inhalte der Konsultation sollen nach Vorgabe der EBA bis zum 01.01.2016 vollumfänglich umgesetzt werden. Bisheriger Aufsichtsansatz In Zusammenarbeit zwischen Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) existiert bereits ein aufsichtlicher Überwachungs- und Überprüfungsprozess. Hierbei sind insbesondere regelmäßige Aufsichtsgespräche mit den Primärinstituten zu nennen, deren Inhalte sich maßgeblich aus der internen Beurteilung der BaFin sowie des Jahresabschlusses, der Ergebnisse der gesetzlichen Prüfung und des Meldewesens ableiten lassen. Auch regelmäßige und anlassbezogene Sonder- sowie Schwerpunktprüfungen sind Bestandteil des aufsichtlichen Instrumentariums. Wesentliche Basis für den Prozess sind das Kreditwesengesetz (KWG), die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) sowie weitere aufsichtliche Publikationen, wie zum Beispiel der Leitfaden zur Beurteilung der Risikotragfähigkeit. 1 Bestandteile des SREP Das Rahmenkonzept des in der EBA-Leitlinie dargelegten SREP begründet einen nachvollziehbaren und europaweit harmonisierten Überprüfungs- und Überwachungsprozess (s. Abbildung). Ausgangspunkt für den Umfang und die Intensität des SREP ist die jährliche und anlassbezogene Risikokategorisierung (1) der Institute in vier Klassen durch die nationale Aufsicht, wobei den frühen Erkenntnissen nach typische Genossenschaftsbanken als risikoarm klassifiziert werden. Die Einschätzung des Risikogehalts der Institute wird – entsprechend der Tendenzen einer schwerpunktmäßig quantitativen Aufsicht – auf Basis der Überwachung von Schlüsselindikatoren (2) vorgenommen. Hierbei wird ein verpflichtendes vierteljährliches Meldewesen seitens der Institute vorgesehen. Es gilt zu vermeiden, dass die Vorgaben des SREP die bisherigen Meldepflichten (beispielsweise jährliche Risikotragfähigkeitsinformationen nach § 25 KWG) verschärfen. Eine Neuerung des aufsichtlichen Ansatzes stellt die explizite Analyse und Beurteilung des Geschäftsmodells (3) dar. Ziel ist es, die den Geschäftsmodellen von Primärbanken anhaftenden Risiken zu identifizieren und eine Beurteilung der strategischen Risiken vorzunehmen. Basis der Beurteilung sind Ergebnisse der Geschäftstätigkeit, der Risiko- und Kapitalstruktur, aber auch qualitative und quantitative Geschäftsprognosen mit einem Betrachtungshorizont von mindestens drei Geschäftsjahren. Die Beurteilung der Governance (4) soll Aussagen über die Angemessenheit und Funktionsfähigkeit des internen Kontrollsystems (IKS) einer Bank ermöglichen. Beurteilungsindikatoren sind beispielsweise die Transparenz der organisatorischen Strukturen sowie das Risikomanagementkonzept. Entsprechend des Leitfadens zur Bankenaufsicht der EZB werden damit das unternehmerische Risiko, die Rentabilität des Instituts sowie interne Führungsstrukturen und das Gesamtbankrisikomanagement individuell und aus ganzheitlicher Perspektive beurteilt. > Kategorisierung der Institute 2 3 4 Überwachung von Schlüsselindikatoren 5 Analyse des Geschäftsmodells 7 8 Beurteilung der Governance Beurteilung der Kapitalrisiken (ICAAP) 6 Beurteilung der Liquiditätsrisiken (ILAAP) SREP-Gesamtbeurteilung Aufsichtliche Maßnahmen SREP-Rahmenkonzept (Quelle: EBA/CP/2014/14) 16 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Hintergrund & Analyse > Weitgehend mit dem bisherigen Aufsichtsansatz konsistent ist die Beurteilung von Kapitalrisiken (5), zum Beispiel auf Basis der Risikotragfähigkeit und des Kapitalplanungsprozesses. Ziel ist es, die Beurteilung latenter Ergebnis- und Substanzrisiken und die Angemessenheit der Risikodeckungspotenziale darzulegen. Für Zwecke der Beurteilung der Liquiditätsrisiken von Genossenschaftsbanken ist zu erwarten, dass über den derzeitigen Stand des KWG sowie der MaRisk hinaus noch eine Konkretisierung des ‚Internal Liquidity Adecquacy Adjustment Process‘ (ILAAP), also den Prozess zur Deckung des internen Liquiditätsbedarfs (Liquiditätsplanungsprozess), vorgenommen wird. Eine explizite Definition des ILAAP ist bisher nicht erfolgt, obgleich für aufsichtsrechtliche und betriebswirtschaftliche Zwecke einzelne Kennzahlen existieren, beispielsweise die Liquiditätskennziffer, die Liquidity Coverage Ratio (LCR) sowie das Liquiditätskostenverrechnungssystem nach BTR 3.1 Tz. 6. Auf Basis der vorgenannten formellen und materiellen Überwachungs- und Überprüfungshandlungen wird eine aufsichtliche Gesamtbeurteilung des Instituts mit einem Scoring zwischen 1 (risikoarm) und 4 (risikoreich) sowie einem F-Urteil (gegebenenfalls notwendige Abwicklung entsprechend Artikel 32 der Richtlinie über die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen). Das Gesamturteil setzt sich aus den Einzelscorings der vorherigen Prüffelder sowie einer qualitativen Einschätzung der Aufsicht zusammen. Das Ergebnis ist wesentliche Grundlage für die gegebenenfalls notwendige Ableitung von aufsichtlichen Maßnahmen (8), welche die gegenwärtig und zukünftig ausreichende Kapital- und Liquiditätsausstattung der Institute sicherstellen soll. Die aufsichtlichen Maßnahmen lassen sich – wie bisher auch – in quantitative Maßnahmen, beispielsweise Liquiditäts- und Kapitalzuschläge, sowie qualitative Maßnahmen, zum Beispiel den Vorbehalt von Sonderprüfungen nach § 44 KWG, unterscheiden. Ergänzt wird der Maßnahmenkatalog durch ‚frühzeitige Maßnahmen‘, bei denen faktisch noch die Einhaltung von aufsichtlichen Grenzen besteht, eine Nicht-Einhaltung sich konkret aber abzeichnet. Auswirkungen Der neue dezentrale Überwachungs- und Überprüfungsprozess (SREP) wird substanzielle Änderungen des bekannten Aufsichtsansatzes begründen. Die Vorgaben der SREP-Leitlinie führen zu einer deutlichen Angleichung und Standardisierung der bisher unterschiedlichen Aufsichtsansätze auf nationaler Basis. Zu begrüßen ist die transparente, strukturierte und nachvollziehbare Vorgehensweise des dezentralen Aufsichtsansatzes zur Schaffung eines eigenständigen Bildes der Kapital- und Liquiditätsrisiken sowie Risikotragfähigkeit der Institute durch die Aufsicht (s. Abb.). Zu einem wesentlichen Teil entspricht SREP dem bereits heute implementierten und bewährten Überprüfungsund Überwachungsprozess der deutschen Aufsicht. Dagegen sind die Inhalte und der Maßnahmenkatalog gegenüber dem bisherigen Aufsichtsansatz und den Sonder- oder Schwerpunktprüfungen der Aufsicht deutlich weiter gefasst. Auch die Anforderung der regelmäßigen und objektiven Beurteilung der Institute kann zu einer Intensivierung formeller und materieller Prüfungshandlungen seitens der Aufsicht bei den Instituten führen, insbesondere in Form von Vor-Ort-Prüfungen. Umfang und GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Tiefe der externen und vor Ort durchzuführenden aufsichtlichen Aktivitäten korrespondieren mit dem SREPErgebnis. Dazu kommt die Notwendigkeit, die Konkretisierung von durch Banken anzuwendende Methoden vorzunehmen, wie zum Beispiel dem Liquiditätsplanungsprozess (ILAAP). Eine Umsetzung im Rahmen einer MaRiskNovelle ist anzunehmen. Zudem bleibt abzuwarten, inwiefern der grundsätzlich kodifizierte Proportionalitätsgedanke der Leitlinie im Rahmen Dr. Michael Tschöpel der nationalen Umsetzung aufrechterhalten werden kann. Eine grundsätzliche Ausweitung des Umfangs, der Intensität und Frequenz der aufsichtlichen Überwachungs- und Überprüfungshandlungen, beispielsweise in Form eines verpflichtenden und generellen vierteljährlichen Meldewesens, würden der Risikoorientierung sowie dem Grundsatz der Proportionalität entgegenstehen. Konsultation Der RWGV war wesentlich an der Konsultation der EBA-Leitlinie beteiligt. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) wurde ausgeführt und begründet, wieso der etablierte nationale Aufsichtsansatz als Anker für die Vorgabe der Leitlinie der EBA fungieren soll. Darüber hinaus soll sichergestellt werden, dass nationale und europäische Vorgaben im Zuge der Anpassungen des Überprüfungs- und Überwachungsprozesses überschneidungsfrei harmonisiert werden müssen. Beispielhaft sei hier das nationale Meldewesen nach § 25 KWG zu Risikotragfähigkeitsinformationen genannt, das mit Wirkung zum 31.12.2015 eine jährliche Meldeverpflichtung begründet. Es ist darauf hinzuwirken, dass das nationale Meldewesen zur Beurteilung und Überwachung von Schlüsselindikatoren entsprechend der SREP-Leitlinie – auch im Hinblick auf die jährliche Frequenz – akzeptiert und diesbezüglich kein zusätzlich paralleles europäisches Meldewesen umgesetzt wird. Weiterhin wird die Frage der Informationsbeschaffung in den Fokus der Konsultation gestellt. So besteht mit den Berichtspflichten der etablierten gesetzlichen Prüfung seitens der genossenschaftlichen Prüfungsverbände eine umfassende Beurteilung der Institute. Im Zuge der aktuellen Konsultation der neuen Prüfungsberichtsverordnung (PrüfbV-E) wird deutlich, dass eine Ausweitung der Qualität und Quantität von Berichtsaussagen zu erwarten ist. Wesentliche Ergebnisbestandteile des SREP sollten sich demnach auf Prüfungsberichte und bereits vorliegenden Daten des Meldewesens stützen, um die Notwendigkeit isolierter Prüfungshandlungen seitens der Aufsicht vor Ort zu reduzieren. Der RWGV wird über die weiteren Entwicklungen informieren. Dr. Michael Tschöpel RWGV-Team Grundsatzfragen Prüfung 17 Hintergrund & Analyse Unternehmensethik in der Marktwirtschaft Nachhaltige Förderung der Mitglieder ist die moralische Pflicht der Genossenschaften Foto: Dr. Johannes Blome-Drees doch bietet sie den Menschen individuelle Freiheiten zu einem gelingenden Leben und ermöglicht Wohlstand in einem Ausmaß wie keine andere Wirtschaftsordnung bisher. Dr. Johannes Blome-Drees ist Lecturer am Seminar für Genossenschaftswesen der Universität zu Köln. Köln. In der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise hat die Skepsis gegenüber der Marktwirtschaft stark zugenommen. Dieses Unbehagen wird oft mit fehlender Moral begründet. Kann die Marktwirtschaft moralisch oder unmoralisch sein – oder sind es nicht vielmehr nur die Akteure und deren Handlungen? Das Problem für die Moral in der Marktwirtschaft ist deren Eigenlogik. Marktwirtschaften folgen den Prinzipien des Vorteilsstrebens und des Wettbewerbs. Teil des Marktes zu sein und zu bleiben verlangt vom Einzelnen, sich diesen Logiken zu unterwerfen. Vorteilsstreben ist somit kein moralischer Mangel, sondern ein Systemimperativ als Folge des Wettbewerbs. Wer unter den Bedingungen des Wettbewerbs moralisch motivierte Extraleistungen erbringt, die nicht vom Markt honoriert werden, läuft Gefahr, von seinen weniger moralischen Konkurrenten ausgebeutet zu werden. Moralische Erwartungen an das gesellschaftliche Zusammenleben können demzufolge nicht durch tugendhaftes Handeln Einzelner sichergestellt werden, sondern nur durch die rechtliche Verankerung entsprechend normativer Vorgaben, nach denen dann alle handelnden Akteure agieren müssen. Der systematische – nicht der einzige – Ort der Moral in der Marktwirtschaft ist somit die Rahmenordnung. Die moralische Qualität der Marktwirtschaft beruht auf dem Wettbewerbsprinzip. Moralische Qualität kann nur den Ergebnissen attestiert werden, die für die Menschen hervorgebracht werden. Marktwirtschaft ist nicht per definitionem moralisch gut oder schlecht, 18 Nach dem bisher Gesagten liegt die moralische Qualität der Genossenschaften darin begründet, im Wettbewerb der Unternehmenstypen zu bestehen, diesen Wettbewerb womöglich zu intensivieren und in zahlreichen Fällen den Mitgliedern eine Teilnahme am Wettbewerb überhaupt erst zu ermöglichen. Wenn Genossenschaften als Zusammenschlüsse ihrer Mitglieder im Wettbewerb bestehen, den Wettbewerb womöglich ankurbeln, hat dies schon für sich genommen eine moralische Qualität. Im Wettbewerb soll nach der Logik des Marktes die Leistung zählen. Genossenschaften ermöglichen Zigtausenden privaten Haushalten sowie kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu Märkten, die ihnen allein verschlossen blieben. Auf diese Weise haben sie maßgeblich dazu beigetragen, dass sich in Deutschland als Fundament unseres Wohlstandes ein breiter Mittelstand etablieren konnte. In diesem Sinne haben sie eine genuin emanzipatorische Zwecksetzung: Sie dienen dem Erhalt der individuellen Freiheit ihrer Mitglieder. Genossenschaften tragen maßgeblich dazu bei, dass ihre Mitglieder wettbewerbsfähig wirtschaften können, ohne ihre Selbstständigkeit aufgeben zu müssen. Die Trennlinie zwischen unmoralischem und moralischem Handeln verläuft (auch) in Genossenschaften nicht zwischen Egoismus und Altruismus, sondern zwischen individuellem Vorteilsstreben auf Kosten anderer Mitglieder und einem individuellem Vorteilsstreben zugunsten aller Mitglieder. Die regulative Leitidee einer genossenschaftlichen Unternehmensethik ist die Besserstellung aller Mitglieder im genossenschaftlichen Kooperationsprozess, wobei die genossenschaftliche Unternehmensethik keine Aussagen darüber macht, welche konkreten Ideen und Interessen die Mitglieder gesellschaftlich und wirtschaftlich verfolgen sollten. Die Mitglieder sind frei zu wählen, sie sind frei zu entscheiden. Sowohl die genossenschaftliche Ideengeschichte als auch die genossenschaftliche Real- und Lehrgeschichte sind dementsprechend Spiegelbilder für die Vielgestaltigkeit der Welt, ihrer Lebensformen, ihrer Gedanken und Überzeugungen. Das zentrale Element der genossenschaftlichen Unternehmenspolitik ist die Verantwortung gegenüber ihren Mitgliedern. Genossenschaften haben in der Marktwirtschaft die gesellschaftliche Aufgabe, ihre Mitglieder mit guten, preiswerten und innovativen Gütern und Dienstleistungen zu versorgen. Die grundlegende gesellschaftliche Verantwortung von Genossenschaften besteht in der effektiven und effizienten Erledigung dieses Kerngeschäfts. Nachhaltige Förderung der Mitglieder unter Wettbewerbsbedingungen ist in einer marktwirtschaftlichen Ordnung ihre moralische Pflicht. Dr. Johannes Blome-Drees GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2013 RWGV intern Offenes Ohr für Genossenschaften RWGV veranstaltet mit EU-Abgeordneten parlamentarisches Frühstück in Brüssel Gastgeberin Petra Kammerevert, nordrhein-westfälische EUAbgeordnete und Sprecherin der sozialdemokratischen Fraktion im Kulturausschuss, machte gleich zu Beginn deutlich, dass Genossenschaften in allen Wirtschaftsbereichen eine wichtige Rolle in Europa spielen: „Die Idee der Genossenschaft lebt davon, konkrete Lösungen für konkrete Probleme umzusetzen. Dabei verdeutlichen Genossenschaften seit jeher, dass zwischen Gewinnmaximierung und einem gesamtverantwortlichen sozialen Bewusstsein kein Spagat gelingen muss, sondern dass beide Prinzipien langfristig ineinandergreifen. Die zahlreichen Neugründungen der vergangenen Jahre zeigen uns, wie lebendig der Genossenschaftsgedanke ist.“ Ralf W. Barkey, RWGV-Vorstandsvorsitzender, nutzte anschließend die Gelegenheit, um konkrete Botschaften an die Spitzenpolitiker in Brüssel zu richten. Er machte deutlich, dass die Genossenschaftsgruppe mit knapp 22 Millionen Mitgliedern die mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisation in Deutschland ist. Dennoch entstehe oftmals der Eindruck, dass die europäische Politik das Potenzial von Genossenschaften unterschätzt: „Ein genossenschaftliches System, wie es in Deutschland existiert, ist einmalig in Europa. Gerade unter der neuen Kommission befürchten wir allerdings, dass die Freiheit von Selbstverantwortungsstrukturen weiter eingeschränkt und zugunsten von Großkonzernen interveniert wird, wenn diese im Wettbewerb zurückgedrängt werden. Die Genossenschaftsbanken und Energiegenossenschaften sind hier ganz konkrete Beispiele.“ In seinem Impulsreferat stellte Marko Curavic, Referatsleiter Unternehmertum und Soziale Ökonomie in der Generaldirektion Wachstum der Europäischen Kommission, anschließend das Arbeitsprogramm der EU-Kommission für das Jahr 2015 vor und wies auf kommende Initiativen hin. Dabei legt die Kommission unter anderem besonderen Wert auf die Bildung von unternehmerischem Denken bei jungen Erwachsenen. Darüber hinaus sei denkbar, durch Best-Practice-Beispiele das Genossenschaftsmodell in ganz Europa bekannter zu machen und dadurch das Bewusstsein für genossenschaftliche Belange zu stärken. „Bemerkenswert war, dass die Generaldirektion Wachstum die regionalen Banken als als wichtige Stütze der Mittelstandsfinanzierung bewertete“, so Barkey. Der aus Münster stammende Dr. Markus Pieper, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender des CDU-Parlamentskreises Mittelstand Europe, der gemeinsam mit Petra GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2013 Fotos: Veldeman Photo Brüssel. „Welche Bedeutung haben Genossenschaften für ein erfolgreiches Europa – und wie kann die europäische Politik sie dabei unterstützen?“ Diese Frage bewegte zahlreiche EUParlamentarier, Vorstände von Genossenschaften und Vertreter der Landesvertretungen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz, die trotz der frühen Stunde der Einladung des RWGV zu einem parlamentarischen Frühstück im Europäischen Parlament gefolgt waren. Diskutierten über Genossenschaften (v. links): Burkhard Balz, Sprecher der EVP-Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft und Währung im Europäischen Parlament, Marko Curavic, Referatsleiter Unternehmertum und Soziale Ökonomie in der Generaldirektion Wachstum der Europäischen Kommission, und Dr. Markus Pieper, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender des CDU-Parlamentskreis Mittelstand Europe Tauschten sich beim Parlamentarischen Frühstück in Brüssel aus (v. links): RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey, Petra Kammerevert, nordrhein-westfälische EU-Abgeordnete, und Peter Simon, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Währung im Europäischen Parlament Kammerevert zu der Veranstaltung eingeladen hatte, leitete die anschließende offene Diskussionsrunde. Er plädierte dafür, dass die EU jede ihrer Richtlinien und Verordnungen dahingehend überprüfen solle, ob sie dem Subsidiaritätsprinzip gerecht werde und die Akteursvielfalt gewährleiste. Denn gerade für den Mittelstand sei es existenziell, dass regulatorische Anforderungen minimiert und zusätzliche Informationspflichten für Unternehmen verhindert werden. Denn diese belasteten kleine und mittlere Unternehmen unverhältnismäßig stark. In der anschließenden Diskussionsrunde wurde sehr offen über die Erwartungen der Genossenschaften an die europäische 19 > RWGV intern > Politik und den Mehrwert, den diese für das europäische Projekt bringen, debattiert. Am Ende waren sich alle einig, dass es einen engen Dialog mit Abgeordneten aus allen EU-Staaten brauche, um die Belange der Genossenschaften bei europäischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen zu berücksich- tigen und so auch das Potenzial von engagierten Bürgern und genossenschaftlichen Unternehmen für die europäische Entwicklung effektiv zu nutzen. Hannah Silberberg Bernd Altgen, Peter Simon, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Nordeifel stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Währung im Europäischen Parlament, SPD Was nehmen Sie von dem Austausch mit den Europapolitikern mit nach Hause? Wie bewerten Sie die Ergebnisse zur Bankenunion für die Genossenschaftsbanken? „Die Veranstaltung war wichtig und wertvoll, weil wir mit den Entscheidungsträgern der Europapolitik in den direkten Dialog treten konnten. Wir haben die Parlamentarier dafür sensibilisiert, welche Folgen ihre Entscheidungen in Europa für die regionalen Banken des Mittelstandes haben. Mit Erfolg: Die Politiker sind bereit, die begonnene Diskussion in den Regionen fortzusetzen. Dabei müssen wir zukünftig stärker der zwar notwendigen, aber zu defensiven und rein „klagenden“ Rolle gegen europäische Regulatorik entkommen. Wir müssen die Stärken unseres Genossenschaftsmodells durch gemeinsame Offensiven mit den Menschen und dem Mittelstand vor Ort herausstellen. Dies ist nicht nur ein Auftrag für die Verbände, sondern auch für die Primärbanken, damit wir gemeinsam den Mehrwert und die Chancen des Genossenschaftsmodells für alle aktiv deutlich machen.“ „Die Bankenunion stabilisiert die Eurozone, dem Genossenschaftsbankenmodell hat das Europaparlament dabei Rechnung getragen: Bewährte Institutssicherungssysteme bleiben vollumfänglich erhalten, die Aufsicht über fast alle Institute obliegt im Tagesgeschäft weiterhin unseren gewohnten Behörden. Und beim Bankenabwicklungsfonds können rund 97 Prozent aller genossenschaftlichen Institute einen verträglichen Pauschalbetrag leisten.“ Burkhard Balz, Sprecher der EVP-Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft und Währung im Europäischen Parlament, CDU Gerhard Dehen, Mit welchen Erwartungen haben Sie an der Veranstaltung teilgenommen und hat sich für Sie die Reise nach Brüssel gelohnt? „Die Teilnahme an diesem parlamentarischen Frühstück hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Anzahl der Teilnehmer war beeindruckend und auch die Lebhaftigkeit der Diskussionsrunde. Aber noch mehr beeindruckte mich die Tiefe der Detailkenntnis und der erkennbar interessierte Gedankenaustausch der Teilnehmer. Die morgendliche Runde hat meine Erwartungen mehr als erfüllt und neue Ideen mit auf den Weg gegeben.“ 20 Was erwartet die europäische Politik von den Genossenschaften? „Genossenschaftsbanken sind ein nicht wegzudenkender Teil der deutschen Bankenlandschaft. Nicht zuletzt, weil sie für die Finanzierung des Mittelstandes eine entscheidende Rolle spielen. Daher ist es wichtig, dass sich Genossenschaften auch auf europäischer Ebene einbringen und das Spielfeld nicht den Großbanken überlassen. Das erfolgreiche Geschäftsmodell der Genossenschaften sollte in der europäischen Politik Gehör finden und für noch mehr andere Länder als Vorbild dienen.“ Fotos: Veldeman Photo Vorstand der TRENEG Trierer Energiegenossenschaft und Leiter Firmenkunden der Volksbank Trier GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 RWGV intern Erfolge nach vorne stellen Nachgefragt bei Marko Curavic, Referatsleiter Unternehmertum und Soziale Ökonomie in der Generaldirektion Wachstum der Europäischen Kommission Herr Curavic, welche Rolle hat die Generaldirektion „Wachstum“ innerhalb der Europäischen Kommission? Curavic: Die Generaldirektion hat den Auftrag, ein wachstumsfreundliches Umfeld für europäische Unternehmen zu fördern. Bei der Umsetzung der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum kommt ihr eine Schlüsselrolle zu. Bei der Förderung des Wachstums in Europa konzentriert sich die Generaldirektion auf sechs Ziele: Gewährleistung eines offenen Binnenmarktes für Waren in der EU, Stärkung der industriellen Basis in Europa, Förderung von Unternehmergeist und der Entwicklung von kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Förderung industrieller Innovationen, um neue Wachstumsfaktoren zu schaffen, Unterstützung der Internationalisierung von Unternehmen und Stärkung der Präsenz Europas im Weltraum und im Bereich der Satellitennavigation. Curavic: Innerhalb der Generaldirektion ist das Referat zuständig für die Förderung des Unternehmergeistes bei potenziellen und schon aktiven Unternehmern. Das Referat initiiert und leitet Aktionen Marko Curavic ist Referatsleiter Unternehmertum und Soziale Ökonomie in der Generalim Bereich der Erziehung zum unternehmerischen direktion Wachstum der Europäischen Kommission. Denken und Handeln in Schulen und an Universitäten, Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für potenzielle oder schon aktive Unternehmer, Mentorenprogramme und nossenschaft eher ein traghaltiges Geschäftsmodell verspredas Austauschprogramm Erasmus für Jungunternehmer. Außerchen als eine eher kurzfristige Gewinnorientierung. Gelegendem fördert es die Schaffung von Unterstützungsprogrammen heiten dafür gibt es in den verschiedensten Branchen. für Unternehmer, vor allem in den kritischen Momenten der Lebensphase ihrer Unternehmen oder der Unternehmer selbst, Wie können wir das erfolgreiche Modell der Genossenschaften der Gründung, der Übertragung an neue Eigentümer oder in der in Europa bekannter machen? Krise beziehungsweise Restrukturierung oder dem Neustart nach einem Konkurs. Curavic: Für eine Verbreitung des genossenschaftlichen Modells sollten vor allem dessen Erfolge in den Vordergrund geIn welchen Bereichen sehen Sie in den kommenden Jahren rückt werden: In Europa konkurrieren vielfältigste GeschäftsSchwerpunkte für genossenschaftliches Wirtschaften? modelle und Rechtsformen erfolgreich miteinander. Eine von vornherein vorgegebene Präferenz für ein bestimmtes Modell Curavic: Allgemein kann man feststellen, dass Unternehmen oder eine bestimmte Rechtsform kann es darum heutzutaaus der Sozialökonomie in den letzten Jahren durch ihren gege nicht mehr geben. Was jedoch überzeugt, ist der Erfolg. meinwirtschaftlichen und längerfristigen Ansatz in bestimmten Das heißt, dass durch die Vorstellung von Genossenschaften, Situationen eine größere „Überlebensquote“ hatten als gewinndie in ihrer Branche und/oder ihrer Region wirtschaftliche orientierte Unternehmen. Hierbei war nicht primär die Branche Spitzenleistungen gebracht beziehungsweise die Bedürfnisausschlaggebend, sondern wie das Geschäftsmodell in einer bese ihrer Kunden besser als die Konkurrenz erfüllt haben, gestimmten Umgebung angepasst wurde. Ein solcher Ansatz sollte zeigt wird, auf welche Art und Weise das genossenschaftliche auch in Zukunft Erfolg versprechen, da bei bestimmten GegeModell zum erfolgreichen Wirtschaften verwandt werden kann. benheiten, in denen die gemeinsamen Interessen einer Gruppe im Vordergrund stehen, die Gründung und der Betrieb einer GeHannah Silberberg GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 21 Foto: Veldeman Photo Womit beschäftigt sich Ihr Referat „Unternehmerische Initiative und Sozialwirtschaft“? RWGV intern Intensiver Austausch zwischen RWGV und Mitgliedsbanken Forsbach/Haltern/Düsseldorf. Noch 2014 hatten sich der Vorstand des RWGV und die erste Führungsebene des Verbandes in zwei Veranstaltungen mit Vorständen kleiner Genossenschaftsbanken über strategische und geschäftspolitische Fragen ausgetauscht. Anfang 2015 folgten die Treffen mit Vorständen mittelgroßer und großer Mitgliedsbanken. In Forsbach und Haltern am See fanden sich im Februar insgesamt mehr als 70 Vorstände mittelgroßer Banken ein. Weitere 50 Bankvorstände konnten in Düsseldorf begrüßt werden, wo zum Treffen mit den großen Banken geladen war. Mit diesen Veranstaltungen reagierte der RWGV auf den vielfach geäußerten Wunsch aus der Mitgliedschaft, in einem zielgerichteten und fokussierten Austausch Impulse für die geschäftspolitische Entwicklung des Verbandes zu leisten. Umgekehrt war es auch Ziel, aus erster Hand von Entwicklungen innerhalb des Verbandes und seines Umfeldes unterrichtet zu werden. RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey schilderte anhand konkreter Beispiele aus den einzelnen Bereichen, mit welchen Ideen und vor allem Konzepten der RWGV in Zukunft Mitgliederinteressen aufnehmen und neuen Bedarf an Dienstleistungen decken möchte. Barkey betonte aber auch: „Die Erwartungen unserer Mitglieder können nur soweit erfüllt werden, wie die Fähigkeit des RWGV zu notwendigen Veränderungen nicht begrenzt wird.“ RWGV-Vorstand Siegfried Mehring erläuterte die Herausforderungen und Handlungsfelder, die sich aus aufsichtsrechtlichen und regulatorischen Veränderungen ergeben. Mehring sicherte zu: „Im Rahmen unserer Prüfung und prüfungsnahen Beratung werden wir noch gezielter skaliert vorgehen, das heißt, wir richten uns an den individuellen Anforderungen unter Berück- sichtigung der Grundsätze der Proportionalität aus.“ Er betonte aber auch, dass sicherlich die regulatorischen Anforderungen eine immense Herausforderung darstellen. Die entscheidenden Fragen für die Zukunftsfähigkeit bestünden aber nicht allein in der Regulatorik, sondern vor allem in der Weiterentwicklung des Geschäftsmodells unter Berücksichtigung des anhaltenden Niedrigzinsniveaus. Vor diesem Hintergrund sei es zwingend erforderlich, über neue Preismodelle nachzudenken, genauso wie die Standardisierung von Prozessen voranzutreiben und alle Kostenpositionen zu hinterfragen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der digitalen Revolution seien in diesem Zusammenhang auch Filialkonzepte zu überprüfen. In einer umfangreichen Aussprache formulierten die Mitglieder ihren sehr konkreten Bedarf an Unterstützungen. Deutlich wurde, dass „Leistungen von der Stange“ immer weniger zielführend seien und speziell zugeschnittene Unterstützung bevorzugt werden. Der Wunsch nach Personal, Strukturen für eine gemeinsame Leistungserbringung und eine stärkere Bündelung von Gemeinschaftsaufgaben waren weitere Ideen und Gedanken, die die Teilnehmer adressierten. Am Ende der Veranstaltungen wurde in allen Treffen die Bereitschaft signalisiert, in kleinen Arbeits- und Erfahrungsgruppen mitzuwirken und so gemeinsam mit dem Verband Wissen zu bündeln, Erfahrungen zu nutzen und Lösungen zu optimieren. Das Veranstaltungsformat wurde begrüßt und der RWGV aufgefordert, den Dialog über solche größenspezifischen Gesprächsplattformen weiter zu pflegen, wobei auch deutlich wurde, dass fallweise andere Zusammensetzungen erforderlich werden könnten. Foto: Dortmunder U Verbandstag 2015 im Dortmunder „U“ Das Dortmunder „U“ ist das Wahrzeichen Dortmunds. 22 Dortmund. Unter dem Motto „Stabil in Bewegung“ treffen sich am Nachmittag des 27. Mai 2015 die Mitgliedsgenossenschaften des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes zum Verbandstag im Dortmunder „U“. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude der ehemaligen Union-Brauerei baute die Stadt Dortmund als Leuchtturmprojekt der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 zum „Zentrum für Kunst und Kreativität“ um. Es ist eines der (Wahr-)Zeichen des Aufbruchs und des Strukturwandels, das über die Grenzen von Dortmund und der Region hinausstrahlt und neue Impulse setzt. Vor dem Verbandstag haben die Teilnehmer die Möglichkeit, im Rahmen des Kulturprogramms das „U“ kennenzulernen. Die Einladung zum Verbandstag 2015 ist dieser Ausgabe beigefügt. GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Aus dem Verbund Bankmitarbeiter fit für die Börse machen Schönecken. Wer an der Börse erfolgreich sein möchte, benötigt häufig einen kompetenten und vertrauensvollen Partner, der die komplexen Abläufe und Produkte im Wertpapiergeschäft kennt. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich Bankberater auskennen und hilfreiche Tipps geben können. Aus diesem Grund veranstaltete die Raiffeisenbank Westeifel über acht Monate ein freiwilliges internes Börsenspiel für ihre Mitarbeiter. Dieses von der VR-NetWorld zur Verfügung gestellte Spiel sollte sich möglichst nahe an der Beratungsqualität ausrichten. „Ziel war es, die Mitarbeiter für die Börse zu begeistern und Sicherheit für die Beratung zu bekommen. Denn in unserem Haus stellten wir eine rückläufige Entwicklung der Kundendepots fest“, berich- Die stolzen Gewinner des Börsenspiels bei der Raiffeisenbank Westeifel tete Vertriebsleiter Otmar Pütz, Initiator der VR-Börsenspiels bei der Raiffeisenbank Westeifel. Das Börsenspiel kam gut an: 80 Prozent der Bankmitarbeiter machten mit. „Zu Beginn des Als Fazit des Börsenspiels betonte Pütz: „Es bedarf der intensiven Spiels war die Euphorie groß, zwischendurch ebbte das Engage- Betrachtung und Beobachtung von Märkten, Branchen und Timent etwas ab. Doch im Vordergrund stand immer der sportliche teln, um erfolgreich zu sein. Es gilt, Strategien zu entwickeln und Ehrgeiz“, betonte Pütz. Das Spiel habe nicht nur die Erfahrungen konsequent danach zu handeln.“ Weitere Informationen unter www.vr-boersenspiel.de im Wertpapierbereich, sondern auch den Teamgeist gefördert. Nach einer achtmonatigen Spielphase standen die Gewinner fest. Neben Restaurantgutscheinen als Gewinn gab es auf der Jahresanfangsfeier vor der versammelten Belegschaft eine offizielle Siegerehrung durch den Vorstand. Anzeige GEMEINSAM FINANZIEREN – GEMEINSAM PROFITIEREN. Mit unseren IMMO META-Produkten bieten wir Ihnen ein umfassendes Angebot für die Zusammenarbeit in der gewerblichen Immobilienfinanzierung. Ob Sie sich an einem abgeschlossenen Kreditgeschäft der DG HYP beteiligen oder wir Sie bei einer Finanzierung Ihres mittelständischen Immobilienkunden unterstützen: Gemeinsam sind wir stark und erfolgreich in der Marktbearbeitung, erschließen zusätzliches Geschäft und teilen Risiko und Ertrag. Sprechen Sie uns an. DG HYP Immobilienzentrum Düsseldorf Steinstraße 13 | 40212 Düsseldorf Tel. (0211) 22 04 99-10 | Fax (0211) 22 04 99-40 | www.dghyp.de GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 23 Aus dem Verbund Der Bausparfuchs feiert Geburtstag Werbung nicht mehr wegzudenken. Die Bekanntheit des Fuchses in Deutschland liegt aktuell bei 85 Prozent, seine Beliebtheit kennt keine Grenzen. So ist er auch seit den 90er-Jahren in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und China das Maskottchen der Joint Ventures der Bausparkasse. Foto: Schwäbisch-Hall Eigentlich sollte der erste Fuchs, damals noch als ausgestopftes Tier mit Hornbrille und einem Bündel Geldnoten im Maul, nur für Aufmerksamkeit in der Jahresschlusswerbung sorgen. Die Reaktionen der Leser und Zuschauer waren jedoch so positiv, dass sich Schwäbisch Hall dazu entschied, den Fuchs fest in die Werbung einzubauen. Der ausgestopfte Fuchs wurde von da an von einem gezeichneten abgelöst. Ende der 70er-Jahre wurde er zusätzlich als Plüschtier in der Werbung eingesetzt – mit ungebrochenem Erfolg bis zum heutigen Tag. Eine der bekanntesten Werbemarken und beliebt wie eh und je: der Bausparfuchs der Bausparkasse Schwäbisch-Hall hier als Plüschversion. Schwäbisch-Hall. Seit vier Jahrzehnten ist der Fuchs die zentrale Markenfigur von Schwäbisch Hall und aus der 1979 verlieh der französische Illustrator Claude Morchoisne dem Schwäbisch-Hall-Tier sein unverwechselbares kluges Gesicht mit einer damals großen, rechteckigen Brille. Über die Jahre wurde der Fuchs weiter behutsam modernisiert und mauserte sich zum Fachmann rund um die Finanzierung der eigenen vier Wände. Seit 1985 trägt das Tier Jeans und ein gelbes T-Shirt mit aufgedrucktem Unternehmenslogo. Die Nase zierte damals eine Nickelbrille, die den Fuchs noch schlauer erscheinen ließ. Ende 2001 ermöglichten neue Techniken in der Computeranimation, den Fuchs als 3D-Figur auftreten zu lassen. Heute erscheint der Fuchs im Gesamtbild noch realistischer. Seine Kleidung ist unverändert markant. Auch die Brille trägt er weiterhin – heute jedoch mit schwarzem Rand. Union Investment ist Fondsgesellschaft des Jahres Frankfurt. Der Finanzen Verlag hat zum ersten Mal Union Investment als „Fondsgesellschaft des Jahres“ mit dem renommierten „Goldenen Bullen“ ausgezeichnet. Acht Jahre lang ist das keinem deutschen Anbieter mehr gelungen. mit Multi-Asset-Produkten wie PrivatFonds (Note 2,17 im Schnitt) oder UniStrategie-Fonds (Note 1 im Schnitt) gut gefahren. Aber auch die Fondsklassiker UniGlobal und UniRak konnten mit der Fondsnote 2 überzeugen. Union Investment habe ihren Kunden in den vergangenen vier Jahren in den Publikationen die beste Fondspalette geboten, heißt es in der Begründung. Der Erfolg ist an den FondsNoten ablesbar, mit denen „€uro“, „€uro am Sonntag“ und „Börse Online“ das RenditeRisiko-Profil von Fonds bewertet wird. Mit einer Durchschnittsnote von 2,48 erreichte Union Investment hier die beste Bewertung im Vergleich zur in- und ausländischen Konkurrenz. Die Kunden der Genossenschaftsbanken sind gerade Jens Wilhelm, für das Portfoliomanagement verantwortlicher Vorstand von Union Investment, sieht in der Auszeichnung einen klaren Beleg für die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges: „Erfreulich ist, dass vor allem unsere Multi-Asset-Fonds wesentlich zum Gesamterfolg beigetragen haben. Der Preis macht deutlich, dass wir unseren Kunden auch im Umfeld niedriger Zinsen einen renditestarken Zugang zu den Kapitalmärkten bieten, ohne dabei deren Sicherheitsbedürfnis aus den Augen zu verlieren.“ 24 Die Fondsgesellschaft Union Investment wurde jetzt mit dem „Goldenen Bullen“ geehrt. GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Aus dem Verbund Berlin. Die Aktive Bürgerschaft der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken ist seit Dezember 2014 eine Stiftung. Diese führt die Arbeit des 1997 gegründeten Vereins Aktive Bürgerschaft auf nachhaltige Weise fort. Zweck der Stiftung ist es, über bürgerschaftliches Engagement zu informieren und zu beraten, Engagierte, Multiplikatoren und Förderer zu schulen und weiterzubilden, Personen und Organisationen für ein aktives Engagement, zum Beispiel in Form des Stiftens, Spendens oder ehrenamtlichen Engagements, zu gewinnen und die Entwicklung bürgerschaftlichen Engagements in Theorie und Praxis zu fördern. „Die genossenschaftliche FinanzGruppe will sich gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Wirtschaft und Wissenschaft, Gesellschaft und Politik für eine Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und gemeinnütziger Organisationen zum Wohle unseres Landes einsetzen“, erklärte Dr. Peter Hanker, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Aktive Bürgerschaft. „Als vorrangig operativ arbeitende Stiftung engagieren wir uns für innovative Engagementkonzepte, die wir mit Partnern bundes- oder landesweit umsetzen“, betonte Dr. Stefan Nährlich, Geschäftsführer der Stiftung Aktive Bürgerschaft. So Foto: Ralf Emmerich Aktive Bürgerschaft ist jetzt eine Stiftung Diese Schüler von der Sekundarschule am Möhnesee bauten im Rahmen von „sozialgenial – Schüler engagieren sich“ (Aktive Bürgerschaft) ein grünes Klassenzimmer im Freien für den BiologieUnterricht auf. fördert die Aktive Bürgerschaft die Verbreitung und Entwicklung von Bürgerstiftungen in Deutschland und setzt sich auf Initiative und mit Förderung der WGZ BANK dafür ein, mit dem Service-Learning-Programm „sozialgenial“ Schulunterricht und Engagement zu verbinden. Das Handeln der Stiftung Aktive Bürgerschaft orientiert sich an den genossenschaftlichen Werten der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Die Stiftung Aktive Bürgerschaft steht unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und wird von den Unternehmen und Verbänden der Genossenschaftlichen FinanzGruppe sowie von zahlreichen Kreditgenossenschaften unterstützt. www.aktive-buergerschaft.de Münster. Bis Ende 2010 erledigte der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) seine Personalabrechnung über ein eigenes Software-System. Weil aber Investitionen in neue Software-Updates sowie Hardware anstanden und dies langfristig hohe Kosten und Personalaufwand bedeutet hätte, beschloss der DAAD, die Anwendung künftig im Outsourcing zu betreiben. Den Auftrag erhielt Anfang 2011 nach einer öffentlichen Ausschreibung die Ratiodata, ein Unternehmen der GAD-Gruppe. Sie betreibt das PAISY-System im gesicherten Rechenzentrumsbetrieb, stellt die Anwendung unter einer klassischen Benutzeroberfläche zur Verfügung und übernimmt alle erforderlichen Wartungsarbeiten. Dieser Vertrag wurde jetzt um weitere drei Jahre verlängert. DAAD-Personalreferent Jörg Adolphi und GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Foto: Ratiodata Ratiodata arbeitet für Deutschen Akademischen Austauschdienst Der Sitz der Ratiodata in Münster. Zu ihren Kunden gehört unter anderem der Deutsche Akademische Austauschdienst. vier Kolleginnen und Kollegen arbeiten mit der Anwendung von PAISY in Echtzeitverarbeitung. Sie erledigen damit die Abrechnung sowohl der Inlands- als auch der weltweit Beschäftigten des DAAD. Bei diesen müssen andere Zuschläge, Währungsumrechnungen und weitere Besonderheiten berücksichtigt werden. Die Anwender können auf dem Ratiodata-Server so autonom arbeiten, als wäre das System im Unternehmen installiert. Verarbeitet wird beim DAAD der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Zudem werden die Schnittstellen zu den finanzbuchhalterischen Systemen des Kunden bedient. 25 Banken „Wie erfolgreich ist unser Marketing?“ RWGV Marketing- und VertriebsCheck: ein Erfahrungsbericht der Volksbank Bigge-Lenne Georg Japes ist Direktor Vertriebsmanagement und Prokurist der Volksbank Bigge-Lenne. Schmallenberg. Marketing im weitesten Sinn ist häufig eine „Blackbox“. Das belegen immer wieder zahlreiche Umfragen in Banken. Gleichzeitig steigen jedoch die Anforderungen an Effizienz und Messbarkeit, denn Marketing und Vertrieb sind strategisch wichtige Bestandteile für den Erfolg einer Bank. Stimmt unsere Ausrichtung? Führen wir die richtigen Vertriebsmaßnahmen durch? Sind wir einer Meinung über regionale Rahmenbedingungen und über unsere zukünftigen Vertriebswege? Und vor allem: Was haben uns die marktrelevanten Investitionen überhaupt gebracht? Hierzu benötigen wir Antworten. Wir haben uns schon lange ein Analyseinstrument gewünscht, das unsere Strukturen und Konzepte hinsichtlich unserer Zielsetzungen unter Marketing- und Vertriebsgesichtspunkten valide analysieren kann. Darüber hinaus benötigten wir eine breite gemeinsame Plattform, mit deren Hilfe wir eventuelle Anpassungen und Neuausrichtungen ergänzen können. Diese sollte mit der Möglichkeit verbunden sein, die Fortschritte zu messen und zu überprüfen, zum Beispiel im Rahmen einer Zeitreihenanalyse. Wir haben uns daher zur Teilnahme am Marketing- und VertriebsCheck (MuVCheck) des RWGV entschlossen, da wir hier die Chance gesehen haben, die Erfolgsfaktoren in Marketing und Vertrieb treffsicherer bewerten zu können. Wie funktioniert der MuVCheck? Der RWGV hat den MuVCheck zusammen mit der Firma Bytes & Brain entwickelt, um Optimierungspotenziale für Marketing und Vertrieb in einer Genossenschaftsbank zu identifizieren. Darüber hinaus ist es ebenso wichtig, über aggregierte Ergebnisse aller teilnehmenden Volksbanken und Raiffeisenbanken 26 Die Methode oder: Worum geht es? Wir wollten Transparenz über unsere eigene Marketing- und Vertriebskompetenz in einer Stärken- und Schwächen-Analyse erzielen. Für die Beurteilung marketingrelevanter Thesen wurden zur eigenen Selbsteinschätzung Vorstand, Führungskräfte und Kundenberater zu einer einfach zu bedienenden Online-Erhebung eingeladen. Die 31 Befragten unseres Hauses bewerteten insgesamt 168 Thesen. Die Ergebnisse wurden auf vier Ebenen abgebildet und mit statistischen Merkmalen kombiniert. Ablauf und Erkenntnisse des MuVChecks Die Bewertung durch die Teilnehmer erfolgte über eine Fünferskala, der zeitliche Aufwand pro Teilnehmer lag zwischen 20 und 30 Minuten und somit in einem akzeptablen Bereich. Wichtig war uns, dass Anonymität und Vertraulichkeit garantiert wurden, sodass wir davon ausgehen konnten, keine geschönten Antworten zu erhalten. Ferner sollten die Thesen zügig bewertet werden. > Foto: Volksbank Bigge-Lenne Foto: Volksbank Bigge-Lenne künftig gezieltere Unterstützungsleistungen im Gebiet des RWGV anbieten zu können. Der Check besteht aus einer technischen Plattform zur Eingabe der Antworten in den Fragebogen mit angeschlossenem Auswertungstool. Hauptbestandteil ist die anschließende marktrelevante Diskussion und Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in der jeweiligen Bank. In der ersten Umsetzungsphase haben sich 77 Mitgliedsbanken des RWGV mit 1.200 Probanden beteiligt, sodass wertvolle Daten zur allgemeinen Situation vorhanden sind. Erfreulich ist auch, dass alle Banken unserer Bezirkstagung Hochsauerland komplett teilgenommen haben und wir so aufschlussreiche Erkenntnisse gewinnen konnten. Frank Segref ist Abteilungsleiter Marketing & Kommunikation der Volksbank Bigge-Lenne. GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Banken Aufbau und Inhalte des RWGV Marketing- und VertriebsChecks Ebene 1 Gesamt Ebene 2 Marktforschung Datenqualität Informationstechnologie Marketing- und Vertriebsstrategie Marktumfeld Marktposition Marketing- und Vertriebsziele Produkte und Preise Leistungsangebot Qualität Konditionen Vertrieb und Verkauf Vertriebsstrategie Vertriebsprozesse Kundenbetreuung Werbung und PR Werbung Öffentlichkeitsarbeit Verkaufshilfen Marketing- und Vertriebsorganisation Marketing- und Vertriebssysteme Marketing- und Vertriebseinführung Marketing- und Vertriebscontrolling Marketing- und Vertriebsführung Kultur Mitarbeiterführung Markenführung Thesen Marketing-Themenfelder bzw. Marketing-Einflussfaktoren, jeweils durch 8 Thesen gespeist Diese betrafen Marketing-Einflussfaktoren, die den Markterfolg mehr oder weniger stark bestimmen. Der MuVCheck bietet uns eine Analyse der wichtigsten Bereiche in Marketing und Vertrieb sowie die damit verbundenen konkreten Erkenntnisse, um unsere Aktivitäten zu optimieren und auszubauen. Daraus folgt auch eine höhere Sicherheit bei der Entscheidung für anstehende Investitionen. Wir konnten beispielsweise erkennen, dass es zwischen den Einschätzungen der Vorstände, der Führungskräfte und der Marktmitarbeiter teilweise erhebliche Unterschiede gab. Unseren Ergebnisreport konnten wir nutzen, um Schwachstellen zu erkennen und zu beseitigen, unterschiedliche Sichtweisen zu diskutieren sowie wichtige, jedoch noch fehlende Informationen zu vermitteln. Darüber hinaus wurden aber auch vorhandene Stärken dokumentiert. Durch die Analyse unseres Status quo gewannen wir neue Impulse und bekamen zudem praxisorientierte Handlungsempfehlungen. Zudem konnten wir über den anschaulichen Ergebnisbericht eine Verbindlichkeit zur Intensivierung gewollter Veränderungen herstellen und eine größere Bereitschaft für diese Veränderungen wecken. Eine wertvolle Unterstützung bei der Analyse der Ergebnisse und der Festlegung von Handlungsfeldern leistete der durch den RWGV angebotene „Ergebnis-/Analyse-Workshop“. Nicht nur die Vergleiche mit anderen Banken waren hilfreich. Auch die Hinweise auf Lösungsmöglichkeiten oder alternative Vorgehensweisen lieferten teilweise den Stoff für eine aufschlussreiche interne Diskussion und den Gedankenaustausch über alle Marketing- und Vertriebsebenen. Unserer Meinung nach endet der Analyseprozess daher keineswegs mit der Vorlage des Ergebnisreports. Vielmehr bedarf es einer konstruktiven Diskussion, um die zukunftsrelevanten Handlungsfelder im Rahmen einer bankindividuellen Stärken- und Schwächen-Analyse festzulegen. Das haben wir getan und beispielsweise zum Handlungsfeld „Markenbildung“ das Teilprojekt „Zielorientierte Budgetallokation“ GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Ebene 4 Marketing- und Vertriebsinformation MarketingThemenblöcke > Ebene 3 nebst Implementierung des „Marketingetat-Planers“ aufgesetzt. Vorteile und Nutzen des MuVCheck Wesentlicher Erfolgsfaktor ist eine konsequente Ausrichtung an den Ergebnissen der internen Befragung. Im Mittelpunkt steht daher die bereits erwähnte „Portfolio-Analyse“ mit den relevanten Handlungsfeldern, die nach Wichtigkeit und Dringlichkeit bewertet wurden. Somit unterstützt der RWGV-MuVCheck unsere strategischen und operativen Überlegungen in Marketing und Vertrieb und ermöglicht den Startschuss für eine projektbezogene Umsetzung. Die Umsetzungsintensität macht letztlich den Erfolg aus. Der MuVCheck hilft uns, unserem Ziel einer höheren Effizienz ein Stück näherzukommen. Die Frage „Wo steht unser Marketing und Vertrieb heute?“ konnten wir durch die Operationalisierung eines konkreten Handlungsbedarfs zur erfolgsorientierten Prozessentwicklung beantworten. Auf einen Blick: • • • • • • • Aufzeigen von Stärken und Schwächen in Marketing und Vertrieb Ableitung eines bankindividuellen Handlungsbedarfs im Rahmen einer hierarchieübergreifenden Diskussion Bestätigung bereits laufender Projekte Über Standardabweichungen Aufdeckung des Bedarfs an themenspezifischer interner Kommunikation Feststellung von Informationsdefiziten Messbarkeit der Maßnahmenwirkung über den Beginn einer Zeitreihenanalyse in den nächsten Jahren, zum Beispiel durch die zweite Erhebungswelle 2015 durch aggregierte, anonyme Ergebnisdarstellung Erhalt von am Bedarf orientierten Unterstützungsleistungen 27 Banken Ausufernde Meldepflichten Interview mit RWGV-Vorstandsmitglied Siegfried Mehring Herr Mehring, auf dem Neujahrsempfang der Westdeutschen genossenschaftlichen Bankleitervereinigung haben Sie die zunehmende Quantifizierung der Bankenaufsicht kritisiert. Dabei erscheint es doch nachvollziehbar, dass die Aufsicht von den Banken Daten benötigt. Siegfried Mehring: Es ist nachvollziehbar, dass die Bankenaufsicht ein hohes Interesse an aussagefähigen und vergleichbaren Meldedaten hat. In Deutschland war die Aufsicht geprägt durch eine Mischung aus qualitativen und quantitativen Elementen. Künftig ist die Aufsicht vor dem Hintergrund einer vermeintlichen Vergleichbarkeit sehr viel stärker quantitativ ausgerichtet. Jedes Quartal muss eine durchschnittliche Kreditgenossenschaft Zehntausende von Datenpunkten an die Aufsichtsbehörden übermitteln und es wird in der Zukunft noch mehr. Dabei beruht vieles auf Regeln, die als Reaktion auf die Finanzmarktkrise eingeführt wurden. Eine Krise wohlgemerkt, an der die deutschen Kreditgenossenschaften, dank ihres soliden Geschäftsmodells und der bewährten Prüfung durch die Genossenschaftsverbände, keinen Anteil hatten. Vor dem Hintergrund der durchschnittlichen Betriebsgrößen leiden aber gerade Genossenschaftsbanken besonders unter den zusätzlichen Datenanforderungen. Der damit verbundene bürokratische Mehraufwand belastet überproportional. Wir dürfen nicht vergessen, dass 40 Prozent der Volks- und Raiffeisenbanken im RWGV weniger als 50 Mitarbeiter beschäftigen. Immerhin haben die Banken viele dieser neuen Anforderungen ja bereits umgesetzt. Haben sie nun wieder mehr Zeit für das Kundengeschäft? Siegfried Mehring: Sie sprechen einen ganz wesentlichen Punkt an. Banken sind nicht gegründet worden, um Bürokratie zu erfüllen, sondern um für ihre Kunden Bankdienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Richtig ist, dass die regulatorischenund Meldewesen-Anforderungen erhebliche Kapazitäten in den Häusern binden. Vor dem Hintergrund der anstehenden Um- setzung des SREP-Prozesses, auf Basis einer entsprechenden Guideline der European Banking Authority, ist mit einer weiteren Standardisierung der aufsichtlichen Überwachungsmaßnahmen zu rechnen. Kernpunkt des Überwachungsprozesses werden Kennzahlen zu verschiedenen Aspekten sein. Die Bankenaufsicht will letztlich in der Lage sein, Liquiditäts- und Kapitalrisiken jederzeit beurteilen zu können. Das ist nur durch standardisierte Datenerhebung möglich. Insgesamt können wir nur hoffen, dass die sich daraus ergebenden zusätzlichen Meldepflichten und entsprechenden weiteren Konsequenzen für unsere Institute in akzeptablen Grenzen gehalten werden. Seit November 2014 beaufsichtigt die Europäische Zentralbank (EZB) die größten Banken der Eurozone direkt, die kleineren Institute indirekt. Was bedeutet das für die Genossenschaftsbanken? Siegfried Mehring: In erster Linie betrifft dies die direkt beaufsichtigten Institute, im RWGV die WGZ BANK sowie die Deutsche Apotheker- und Ärztebank. Die kleineren Banken unterstehen weiterhin den nationalen Aufsichtsbehörden, doch auch hier gewinnen die europäischen Behörden an Einfluss. Dieser Bedeutungsgewinn lässt sich schon an Personalien festmachen. Sabine Lautenschläger, ehemalige Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank und inzwischen Direktoriumsmitglied der EZB, ist ein prominentes Beispiel; die Berufung von Elke König, bislang BaFin-Präsidentin, an die Spitze der europäischen Bankenabwicklungsbehörde (SRB) ein weiteres. Deswegen ist es umso wichtiger, den europäischen Regulatoren die Besonderheiten unseres genossenschaftlichen Bankgeschäfts zu verdeutlichen. Dazu gehört zum Beispiel, dass Meldepflichten so gestaltet werden müssen, dass sie von Banken problemlos erfüllt werden können, die nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) bilanzieren. Eine Einführung des internationalen Bilanzierungsstandards IFRS „durch die Hintertür“ müssen wir vermeiden. Stefanie Schulte Genossenschaftliche Stärken und neue Medien Neujahrstreffen der Westdeutschen genossenschaftlichen Bankleitervereinigung Düsseldorf. „Das Jahr 2014 war für uns Banken von historisch niedrigen Zinsen und einem immensen Ertragsdruck sowie ebenso historisch hohen aufsichtsrechtlichen Forderungen und damit verbundenen Kosten geprägt.“ Das betonte Andreas Theis, Vorstandsvorsitzender der Westdeutschen genossenschaftlichen Bankleitervereinigung, auf dem Neujahrsempfang in Düsseldorf. 28 Die Krise im Euroraum sei noch nicht ausgestanden und bedeute eine unverändert große Gefahr und damit hohe Ungewissheit für die Unternehmen und Banken. Theis: „Jetzt belasten ausgerechnet die Maßnahmen zur Eindämmung der Krise – nämlich schärfere Regulierungsvorschriften und anhaltend niedrige Zinsen – gerade das Geschäftsmodell der regional verwurzelten > GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Banken > Genossenschaftsbanken.“ Angesichts dieser Bedrohungen setze Bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle sollten sich Genossenschaftsbanken nicht von der Daten-Sammelwut mancher Internetdienstleister anstecken lassen. Das betonte RWGV-Vorstandsmitglied Siegfried Mehring. Internetunternehmen wie Google, die inzwischen auch Finanzdienstleistungen anbieten, brächten zwar technisches Know-how und Kundenbeziehungen mit. Sie gerieten aber wegen ihres Umgangs mit Kundendaten in die Kritik. Dies sei eine Chance für deutsche Kreditgenossenschaften, die nach Worten Mehrings als Inbegriff des seriösen, persönlichen, vertrauenswürdigen Bankgeschäfts“ gelten. Auf diese Stärken sollten sie sich auch im Umgang mit neuen Medien und Technologien besinnen. „Um nicht austauschbar zu werden, müssen Banken schließlich einen Mehrwert bieten“, meinte Mehring. Die Zielkunden seien immer häufiger im Internet anzutreffen, erklärte Dr. Christian Brauckmann, Vorstandsmitglied der WGZ BANK. Wie Brauckmann berichtete, entwickelt die Genossenschaftliche FinanzGruppe derzeit einen eigenen Online-Bezahldienst gemeinsam mit den privaten Banken. Dieser soll noch pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2015 an den Start gehen. Ebenso wie Theis und Mehring unterstrich Brauckmann, dass Foto: Stefanie Schulte er fest auf die Stärke des mittelständischen Unternehmertums und die Kraft der einzigartigen Verbundstruktur der Genossenschaftlichen FinanzGruppe. Mit dieser höben sich die Kreditgenossenschaften ganz klar vom Markt ab. Banken müssen einen Mehrwert bieten, um nicht austauschbar zu sein, betonte RWGV-Vorstandsmitglied Siegfried Mehring beim Neujahrsempfang der Bankleiter in Düsseldorf. die deutschen Genossenschaftsbanken ihre Unterschiede zu den Wettbewerbern herausarbeiten müssten. Das gelte nicht nur im Vergleich mit den privaten und den öffentlich-rechtlichen Banken in Deutschland, sondern auch gegenüber genossenschaftlichen Bankensystemen in anderen europäischen Ländern. Als Beispiel nannte er die Genossenschaftsbanken in Frankreich, die als Konzerne organisiert seien. Anzeige EIGENE KOMPETENZEN AUSBAUEN Direkt im Haus durch eigene Trainings begeistern. Mitarbeiter direkt „on the job“ fit für das tägliche Geschäft machen und die Bank nachhaltig stärken. Dann ist der Mitarbeiter motivieren, Teams stärken und in komplexen Beratungssituationen professionell agieren. In Gesprächssituationen aus Konflikten „Win-win-Konstellationen“ machen. Dann starten Sie als ZERTIFIZIERTER BASISTRAINER ADG dipl. 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Barkey auf der RWGV-Auftaktveranstaltung zum BVRKonzept „Marktbearbeitung Firmenkunden“ in der Zeche Zollverein in Essen. Dennoch hätten Genossenschaftsbanken – nicht zuletzt dank ihrer traditionellen Verankerung in dieser Kundengruppe – weiterhin hervorragende Chancen, im Firmenkundengeschäft zu wachsen, erklärte der RWGV-Vorstandschef weiter. Wie kann das Konzept „Marktbearbeitung Firmenkunden“ Genossenschaftsbanken helfen, ihr Potenzial besser zu nutzen? Darüber diskutierte Moderatorin Prof. Dr. Theresia Theurl (WWU Münster, links) mit den Projektmitgliedern Patrick Schönau (RWGV), Thomas Hamdorf (Volksbank Hellweg), Ute Berhorst (BVR) und Jürgen Buchalski (Raiffeisenbank Neustadt). Diskussionen zur Sprache. Zu den weiteren Themen zählten Zusammenarbeit zwischen Markt und Marktfolge, Kunden- strukturanalyse, Mitarbeiterqualifikation sowie die Ergebnisse der Firmenkundenleiterbefragung 2014. „Das Ende der Banken, wie wir sie kannten“ Foto: Hans-Peter Leimbach Bochum. „Das Ende der Banken, wie wir sie kannten.“ Das befürchtet Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank, mit Blick auf die Langzeitfolgen der Finanzmarktkrise und den Bankenmarkt der Zukunft. Aus Jorbergs Sicht wird es das klassische Bankgeschäft, wie wir es heute kennen, in naher Zukunft so nicht mehr geben: In einem Positionspapier hat der Finanzexperte aus seiner Sicht der Dinge die vier wesentlichsten Herausforderungen zusammengefasst. Berichtete über den Bankenmarkt der Zukunft: Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank 30 1. Akzeptanz in der Gesellschaft ist verloren gegangen. 2. Andauernde Niedrigzinsen erfordern ein neues Geschäftsmodell. 3. Zusätzliche Regulierung verhindert unternehmerische Entwicklung. 4. Bankgeschäfte werden zunehmend digitaler und außerhalb der Banken organisiert. Thomas Jorberg: „Die Frage der Zukunft wird nicht mehr vorrangig die nach der höchsten Rendite sein, sondern: Wo wird mein Geld überhaupt noch gebraucht? Wo stiftet es Sinn? Wie finanzieren wir die Energiewende, die Agrarwende, die Mobilitätswende? Wie wird unsere Gesellschaft insgesamt sozialer und ökologischer?“ Die Wirtschaftskonjunktur wird in Zukunft durch „besser“, nicht durch „mehr“ geprägt. Um zu diesem gesellschaftlichen Wandel beizutragen, hat die GLS Bank 2014 mehr als 6.000 Kredite über insgesamt 1,9 Milliarden Euro vergeben – Geld, das somit bei Menschen ankommt, die es sinnvoll einsetzen. „Den Niedrigzins macht ja nicht die EZB allein“, erklärt Jorberg. „Wir haben schon jetzt deutlich zu viel Geld auf dem Markt, was in die Anlage drängt. Mit „Vermögende suchen händeringend Gläubiger“ könne man die Situation beschreiben. „Bei der GLS Bank finden Sie sinnvolle Anlagen in die sozial-ökologische Realwirtschaft.“ GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Banken Volksbanken aus den Kreisen Lippe und Paderborn zeigen Vertrauen in die Zukunft dem Foto heißt es dazu wörtlich: „Kinder bedeuten Zukunft. Deswegen braucht eine starke Wirtschaftsregion Nachwuchs.“ Familienmanagement, so die Banken weiter, sei für sie als verlässliche Arbeitgeber vor Ort eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Auch in ihrer Rolle als Vater und Mutter sollten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Banken gut aufgehoben fühlen. Sympathischer Gruß zum Jahreswechsel: Volksbanken aus den Kreisen Lippe und Paderborn machten die Familienfreundlichkeit in Unternehmen zum Thema ihrer Jahresschlussanzeige und erhielten dafür von Zeitungslesern und Kunden jede Menge positive Reaktionen. Kreis Lippe/Kreis Paderborn. Junge Eltern aus dem Mitarbeiterkreis, die stolz ihren Nachwuchs im Bild präsentieren – sympathischer lassen sich gute Wünsche fürs neue Jahr wohl kaum an die Kunden übermitteln. Mit einer halbseitigen Anzeige in der Silvester-Ausgabe ihrer regionalen Tageszeitungen und diesem Fotomotiv im Mittelpunkt haben acht Volksbanken aus den Kreisen Lippe und Paderborn auf sich aufmerksam gemacht. Kernbotschaft der Anzeige: „Vertrauen in die Zukunft“. Unter diesem Slogan posieren die jungen Eltern – fünf Väter und drei Mütter – mit ihren Sprösslingen für das Thema „Familienfreundlichkeit im Unternehmen“. Im Text unter Und dann präsentierten die acht Volksbanken den Zeitungslesern noch eine Bankbilanz ganz besonderer Art: Danach ist die eigene „Volksbank-Familie“ in den Kreisen Lippe und Paderborn im Jahr 2014 um 50 kleine Mädchen und Jungen gewachsen. Und 30 Mütter und Väter seien nach der Elternzeit wieder bei ihrer Volksbank in den Job eingestiegen und damit erneut für deren Mitglieder und Kunden im Einsatz. Bankensprecher Hartmut Lüther (Volksbank Elsen-WewerBorchen): „Es gab ungewöhnlich viele und nur positive Reaktionen. Thema und Gestaltung der Anzeige sind überall gut angekommen.“ Arnsberg. „Katastrophe Mensch? Wie wir die Welt verändern.“ So lautete das Thema von Fernsehmoderator Dirk Steffens beim 22. VolksbankDialog der Volksbank Sauerland. In einer Mischung aus Vortrag, Diashow und persönlichen Erzählungen sprach der 46-Jährige über den zweijährlich erscheinenden „Living Planet Report“ der Umweltorganisation WWF, für die er sich engagiert. Die wissenschaftlichen Thesen des Papiers verknüpfte Dirk Steffens mit seinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen. Faszinierende Bilder von wilden Tieren mündeten in harte Fakten über das Artensterben. „So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen“, betonte dazu der bekannte TV-Moderator. Der aktuelle „Living Planet Report“ kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Wir leben über unsere Verhältnisse. Jedes Jahr verbraucht die Menschheit 50 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde innerhalb dieses Zeitraums regenerieren und wieder zur Verfügung stellen kann. Ein Beispiel: Zweieinhalb Erden wären nötig, wenn die Menschen weltweit so viele Ressourcen verbrauchen wie derzeit die Deutschen. „Die Art und Weise, wie wir heute unsere Bedürfnisse befriedigen, schmälert die Chancen kommender Generationen“, so Dirk Steffens. Dieses „Überdie-Verhältnisse-Leben“ hat der Living Planet Report weltweit gemessen: mit dem „ökologische Fußabdruck“. Fazit: Klimawandel, die Zerstörung von Lebensräumen, Wilderei und Raubbau gefährden Mensch, Tier und Pflanze. Aber was kann jeder einzelne Bürger dagegen tun? Dirk Steffens trat hier nicht oberlehrerhaft als Besserwisser auf, sondern nahm GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Foto: Volksbank Sauerland VolksbankDialog mit Dirk Steffens Die Volksbank Sauerland hatte Dirk Steffens eingeladen (v. links n. rechts): Vorstand Christian Eschbach, Dirk Steffens, Vorstand Jürgen Dörner sein Publikum in die Verantwortung. „Ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse aus den genannten Fakten. Suchen Sie Stellschrauben, wie Sie die Welt verändern können, und fangen Sie bei sich an.“ Mit seinem Lieblingszitat von Nelson Mandela verabschiedete sich Steffens von seinem Publikum: „Alles scheint unmöglich, bis man es getan hat.“ 31 Banken Vor allem kleine Banken leiden unter der Regulatorik Düsseldorf/Bielefeld. Jobmaschine Bürokratismus: 260 Arbeitstage und damit mehr als eine Vollzeitstelle beträgt der jährliche Aufwand einer Genossenschaftsbank, wenn sie die aktuellen Vorgaben von Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden erfüllen will. Dies hat der RWGV in einer Umfrage unter seinen Mitgliedern ermittelt. Insgesamt 19 Volksbanken mit Bilanzsummen zwischen 40 Millionen Euro und 4,5 Milliarden Euro hatten sich an der Befragung im Pressebürobezirk OstwestfalenHellweg beteiligt. Knapp 5.000 Arbeitstage beträgt demnach der zusätzliche regulatorische Arbeitsaufwand für alle Institute zusammen. Größter „Einzelposten“: die Beratungsprotokolle, die Bankmitarbeiter bei jedem Gespräch mit Privatanlegern anlegen müssen. Sie machen fast die Hälfte des Gesamtaufwands aus. Insbesondere kleinere Volksbanken kritisieren, dass sie durch die Regulatorik überproportional belastet werden. „Lokale oder regionale Institute haben vielfach gar nicht die Möglichkeit, sich strategisch neu aufzustellen, um Belastungen zu reduzieren“, erläutert RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey, der sich von der Politik Nachbesserungen wünscht. Die beiden zentralen Forderungen des Verbandschefs: „Vorschriften, die den Wettbewerb verzerren, sind zu korrigieren. Und: Kleinere Institute müssen in die Lage versetzt werden, die steigenden regulatorischen Anforderungen durch Kooperationen und Auslagerung von Aufgaben zu erfüllen.“ Wie sich Geld auf der Welt gerechter verteilen lässt – investieren. „Hier winkt neben einer bescheidenen Verzinsung eine ‚soziale Rendite‘. Dies zeigt sich in den geförderten Ländern zum Beispiel in besseren Bildungsangeboten und Arbeitsbedingungen oder mehr Chancengleichheit für Frauen“, meinte BKC-Vermögensberater Holger Freitag. Foto: Rainer Stephan Auch die Kirchenbank selbst schaut genau hin, wo sie ihre Gelder investiert und wem sie ihre Eigenanlagen anvertraut. Nach Darstellung von Bereichsleiter Michael Hepers ist das Institut aktuell in 33 Ländern der Erde finanziell engagiert, wobei die Auswahl der Investments Ergebnis eines strengen Nachhaltigkeitsfilters ist. Die „Hilfe zur Selbsthilfe“ in den Entwicklungsländern ist nach Aussage von Gastreferent Professor Alexander Lohner ein zentrales Anliegen des Bischöflichen Hilfswerks Misereor. Seit ihrer Gründung im Jahr 1959 haben die Aachener in mehr als 100 Ländern 103.000 Projekte im Umfang von 6,5 Milliarden Euro gefördert. Professor Stephan Klasen (Universität Göttingen) betonte: „Zum ersten Mal in der Geschichte scheint die Überwindung der extremen Armut in der Welt möglich.“ Spätestens im Jahr 2030 wollen die Vereinten Nationen dieses ehrgeizige Ziel erreichen. Fair gehandelte Produkte, so Klasen, könnten einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Das sah auch Gastgeber Dr. Richard Böger so: „Fairtrade-Produkte zu kaufen, lohnt sich“, meinte der Kirchenbankchef in seinem Vortrag. Böger: „Fairtrade bei Bananen erhöht den Anteil der Produzenten an den Verkaufserlösen von 13 auf 25 bis 30 Prozent. Damit tragen Fairtrade-Erzeugnisse dazu bei, die Einkommen von Kleinbauern zu stabilisieren und zu erhöhen.“ Fair gehandelte Agrarprodukte aus den Entwicklungsländern, wie zum Beispiel Bananen, sind ein kleiner Schritt zu einer besseren Welt. Demonstrativ gut schmecken ließen sich die Früchte in einer Kaffeepause (v. links): Misereor-Referent Professor Alexander Lohner, Vorstand Jürgen Reineke, Vermögensberater Holger Freitag, Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Böger und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Karl Auffenberg (alle BKC) sowie Entwicklungsökonom Professor Stephan Klasen. Paderborn. „Welche Anlagealternativen gibt es im Niedrigzinsumfeld und wie lässt sich das auf der Welt reichlich vorhandene Kapital gerechter verteilen?“, fragte Jürgen Reineke, Vorstand der Paderborner Bank für Kirche und Caritas, die rund 230 Gäste, die zum jüngsten Kapitalmarktforum der Bank erschienen waren. Antworten darauf lieferten sowohl die Bank als auch die von ihr eingeladenen externen Referenten. Wer sein Vermögen sicher anlegen möchte und zugleich etwas Positives in der Welt bewirken möchte, kann zum Beispiel in einen Mikrofinanzfonds – Motto „Kleines Geld – große Wirkung“ 32 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Banken Kreis Euskirchen. „Heute ist der Tag, an dem die Familiengenossenschaft Nordeifel-Euskirchen geboren wird“, sagte Bernd Altgen, der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Nordeifel, bei der Gründungsversammlung in Schleiden. Ein Tag also, auf den die VR-Bank Nordeifel von der ersten Idee im Jahr 2012 an bis nun zur Gründung gezielt hingearbeitet habe. Zugleich sei dies auch der Moment, „in dem die VR-Bank als Initiatorin das Zepter abgibt an den Vorstand Jürgen Scholz und die Mitarbeiter der Familiengenossenschaft Nordeifel-Euskirchen“, so Altgen. 20 Unternehmen und Institutionen aus dem gesamten Kreis Euskirchen sind nun Mitglieder der neuen Genossenschaft, die organisatorisch eine Zweigniederlassung der Familiengenossenschaft Münsterland ist und so auch auf ebenso komplexe wie bewährte Strukturen zurückgreifen kann. Die Pionier-Unternehmer und Institutionen und ihre Mitarbeiter profitieren von einem starken Dienstleister, weil ihnen kompetente Ansprechpartner und Beratung zu den Themen „Kinderbetreuung“, „Pflege und Demenz“, „Belastende Lebenssituationen“, „Gesundheitsfragen“ sowie „Haushaltsnahe Dienstleistungen“ geboten werden. Auch bei der konkreten Vermittlung etwa von Pflegekräften oder Tagesmüttern ist die Familiengenossenschaft behilflich. „Dabei ist die Genossenschaft selbstverständlich nicht als Konkurrenz zu Dienstleistungsanbietern wie beispielsweise Pflegediensten vor Ort zu verstehen“, stellte Altgen klar. Vielmehr komme eine erfolgreiche Familiengenossenschaft sowohl Nachfragenden als auch Anbietern von Dienstleistungen in der Region zugute. „Zumal einige von ihnen, wie etwa das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen oder die Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim selbst Mitglied in der Familiengenossenschaft NordeifelEuskirchen sind“, ergänzte Altgen. Seit Januar stehen zwei eigens eingestellte Mitarbeiter der Familiengenossenschaft Münsterland vor Ort in der Nordeifel zur Verfügung. Zweigniederlassungsleiter Albert Müllenborn und seine Kollegin Claudia Sitta nehmen sich der Fragen und Belange aller Mitarbeiter der Unternehmen an. Und mehr noch: „Auch etwa die Partner, Eltern und Kinder der Mitarbeiter können unsere Dienste in Anspruch nehmen“, berichtete Scholz. „Das ist ein Meilenstein für die Arbeitgeber der Region Nord- Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur Profi Press Erste Familiengenossenschaft im Kreis Euskirchen Seit Januar 2015 stehen mit Albert Müllenborn und seiner Kollegin Claudia Sitta zwei eigens eingestellte neue Mitarbeiter der Familiengenossenschaft Münsterland vor Ort in der Nordeifel zur Verfügung. eifel-Euskirchen, die sich damit in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf optimal positionieren“, sagt Altgen. Die VR-Bank Nordeifel engagiert sich seit Jahren in Sachen „Familie und Beruf“ und war Initiator des gleichnamigen Netzwerkes im Kreis Euskirchen. Als Kooperationspartner der Bertelsmann Stiftung unterstützt sie die Zertifizierung von Unternehmen im Kreis Euskirchen zum „Familienfreundlichen Arbeitgeber“. Anfang 2013 gab es erste Gespräche mit der Familiengenossenschaft Münsterland. Konkret wurde die Idee einer Familiengenossenschaft Anfang 2014. Nach drei von der VR-Bank Nordeifel initiierten Unternehmerabenden mit Unternehmern aus dem gesamten Kreis Euskirchen wurde schließlich die Familiengenossenschaft gegründet. Volksbanken zu Unrecht mit hineingezogen Emsdetten/Kreis Steinfurt. Was sollte im Bankenmarkt reguliert werden und was nicht? Muss es eine Steuer auf Finanzprodukte geben oder nicht? Wie sollte die europäische Bankenabgabe abgewickelt werden und wer sollte einzahlen? Diese Fragen standen im Januar im Mittelpunkt einer hochklassig besetzten und gut besuchten Podiumsdiskussion der SPD Kreis Steinfurt zum Thema „Bankenregulierung und Finanztransaktionssteuer“ in Strothmanns Fabrik in Emsdetten. „Ja, die Bankenaufsicht ist als Folge der 2008 ausgebrochenen Finanzmarktkrise richtig und muss sein“, stellte Franz-Josef Konermann, Sprecher der Volksbanken im Kreis Steinfurt, nach der Begrüßung vom SPD-Kreisvorsitzenden Jürgen Coße in seinem Statement klar. „Aber bitte nicht so maßlos überzogen bei den Marktteilnehmern, die diese Krise nicht verursacht haben“, GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 betonte Konermann. Die Volksbanken würden hier zu Unrecht mit hineingezogen und müssten erhebliche Geldbeträge in den gemeinsamen Abwicklungsfonds einzahlen, von denen sie nichts hätten. „Da sprechen wir hier allein bei den sechs Volksbanken im Kreis Steinfurt von 100.000 Euro.“ Unterstützung bekam der Volksbankensprecher von Stefanie Schulte vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband. „Fehlanreize auf breiter Front“ hätten zu der Krise geführt, betonte die Finanzexpertin. Bei den Volksbanken sei das Geld dagegen „sicher“. Schließlich hätten diese eine seit 80 Jahren funktionierende Sicherungseinrichtung mit umfassendem Schutz für die Anleger. „Ganz richtig weit sind wir mit vielem nicht gekommen“, konstatierte Wolfgang Schuldzinski, Chef der Verbraucherberatung NRW. Falschberatung und eine nicht verantwortungs- 33 > Banken > Foto: Hans-Peter Leimbach volle Kreditvergabe seien weiterhin Alltag und teurer als eine Finanztransaktionssteuer. Die Politik habe schnell reagiert, betonte SPD-Bundestagsabgeordnete Ingrid Arndt-Brauer (MdB). „Wir haben den Bankensektor stabilisiert.“ Notwendig sei nun „eine europäische Handlungsfähigkeit“. Die Krise in der Euro-Zone sei im Zusammenhang mit der globalen Finanzmarktkrise zu sehen, verdeutlichte Dr. Angelika Schwall-Düren, NRW-Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien. Deshalb sei die europäische Bankenaufsicht auch so wichtig – „mit gleichen Standards für alle“. Podiumsdiskussion zur Bankenregulierung und Finanztransaktionssteuer. Im Bild (v. links): Franz-Josef Konermann, Jürgen Coße, Wolfgang Schuldzinski, Dr. Angelika Schwall-Düren, Ingrid Arndt-Brauer und Stefanie Schulte Hochsauerlandkreis. Den wachsenden Für die kommenden Monate sind die UnHerausforderungen zum Trotz: Die hei- ternehmen in der Region moderat optimische Wirtschaft bleibt auf Erfolgskurs. mistisch. Mehr als ein Drittel rechnet mit Das ist das Ergebnis der aktuellen Unter- einer weiteren geschäftlichen Verbessenehmensbefragung, die die sieben Ge- rung. Zuversicht und viel Vertrauen in die nossenschaftsbanken im Hochsauerland- Zukunft bestimmen aktuell das Investitikreis mit Unterstützung der WGZ BANK onsverhalten. Andreas Ermecke: „Neben durchgeführt haben. Über die Details der guten Stimmung dürften die günstiberichteten die Bankvorstände Christian gen Finanzierungsbedingungen ein weiEschbach (Volksbank Sauerland) und An- terer Grund dafür sein, wieder mehr Geld dreas Ermecke (Volksbank Bigge-Lenne) in die Betriebe zu stecken.“ Immerhin jetzt vor Vertretern aus Wirtschaft, Poli- haben in den letzten sechs Monaten 31 tik und Verwaltung im Hörsaal des Arnsberger Leuchtenherstellers Trilux. 172 Mittelständler haben sich an der Erhebung beteiligt. Das sind genau 20 Betriebe mehr als vor einem Jahr. Aus dem Dienstleistungs- und dem verarbeitenden Gewerbe kamen 67 Prozent der Antworten. Die Angaben aus dem Bau- und Ausbaugewerbe flossen mit 19 Prozent, die aus dem Handel mit 13 Prozent in das Endergebnis mit ein. „Dank dieser guten Beteiligung können wir ein repräsentatives Stimmungsbild für die Konjunkturlage im Hochsauerlandkreis aufzeigen“, freuten sich die Vorstände Christian Eschbach und Andreas Ermecke über Für die Genossenschaftsbanken im Hochsauerlandkreis stellten die Bankvorstände Christian Eschbach von der Volksbank das gestiegene Interesse an der Sauerland (links) und Andreas Ermecke von der Volksbank Befragung. Bigge-Lenne die Ergebnisse der aktuellen UnternehmensbeDie neue Erhebung hat gezeigt: fragung vor. 34 Foto: Klaus Schliek Umfrage der Genossenschaftsbanken zeigt: HSK-Unternehmen bleiben am Ball Prozent der Befragten ihre Investitionsausgaben erhöht. Nur zehn Prozent berichteten von gesunkenen Ausgaben. In den kommenden Monaten wollen sogar 55 Prozent der Unternehmen Investitionsprojekte durchführen. Die betrieblichen Erweiterungen werden laut Umfrage zum größten Teil durch Bankkredite gedeckt. „Hier sind die Genossenschaftsbanken im Hochsauerlandkreis ein starker Partner an der Seite der Mittelständler“, betonte Andreas Ermecke. Also alles gut? Nicht ganz: Neben der ausufernden Bürokratie sowie den steigenden Energie-, Rohstoff- und Materialkosten wurde die spürbare Verschärfung des Arbeiter- und Facharbeitermangels als Problem genannt. Immerhin 46 Prozent der Befragten sehen hier grundsätzliche Schwierigkeiten. Bei etwa einem Drittel der Unternehmen sind offene Stellen zu besetzen. Andreas Ermecke verwies auf die Fachhochschule Südwestfalen und die Universität Siegen, die sich für die Attraktivität und damit für das Interesse von Fachkräften am Wirtschaftsraum Südwestfalen einsetzen. Den Mittelständlern aus dem Hochsauerland sind die entsprechenden Initiativen aber noch kaum bekannt. Nur ein Viertel der Befragten ist mit den Möglichkeiten einer Kooperation zwischen Hochschulen und Unternehmen vertraut. 50 Prozent bekunden aber ein grundsätzliches Interesse an einer Zusammenarbeit. GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Banken Volksbank Trier für Ausbildungskonzept ausgezeichnet Trier. Für ihr innovatives Ausbildungskonzept hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier der Volksbank Trier das Prädikat „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“ verliehen. Wie sehr das Unternehmen auf guten Mitarbeiternachwuchs baut, zeigt sich bereits beim Recruiting und Einbinden der künftigen Auszubildenden in das Firmengeschehen schon vor ihrem Ausbildungsbeginn. Mit Projekten wie „Eine Stunde für die Lebenshilfe“, „ZeiLe – Zeitung lesen macht Azubis fit“ und dem „Bank-Day“ fördert die Volksbank Trier zudem die persönliche und soziale Kompetenz ihrer jungen Mitarbeiter. Gleichzeitig bietet die Volksbank Trier duale Studiengänge an und nimmt Azubis bei der Weiterbildung an die Hand. Wie erfolgreich dieses Konzept von A bis Z ist, zeigen die hohe Ausbildungsquote und die guten Prüfungsresultate der Volksbank-Azubis, lobte IHK-Geschäftsführer Marcus Kleefisch. Er dankte auch den leitenden Mitarbeitern der Volksbank Trier, die seit vielen Jahren die IHKPrüfungsausschüsse unterstützen. Fairness – bei uns mehr als ein Versprechen. Individualität, Flexibilität, Sicherheit und Transparenz zahlen sich auf dem Ratenkreditmarkt aus – für die Volksbanken Raiffeisenbanken und für Ihre Kunden. Nutzen Sie den kundenorientierten easyCredit-Liquiditätsberater für einen herausragenden Beratungsprozess. Foto: Volksbank Trier Unser Fairness-Versprechen erlebt Ihr Kunde an allen Kontaktpunkten und das ist jetzt sogar erstmals objektiv messbar. Denn easyCredit ist Deutschlands erster Kredit mit DQS-Siegel „Fairness im Ratenkredit“. Mehr erfahren Sie im VR-BankenPortal. Die IHK zeichnete die Volksbank Trier für ihr Ausbildungskonzept aus (v. links): die Volksbank-Auszubildenden Anna Bechtel, Katja Klein, Lena Kiefer und Eileen Willems, Marcus Kleefisch, Geschäftsführer IHK, David Hammes, Auszubildender Volksbank Trier, Norbert Friedrich, Vorstand Volksbank Trier, Florian von Landenberg, Leiter Personal Volksbank Trier und Jürgen Thomas, Ausbildungsberatung/ Betreuung IHK Trier. Mit dem Heimvorteil Fairness erleben: Mitarbeiter der Genossenschaftlichen FinanzGruppe profitieren von den easyCredit-Vorteilen zu besonders attraktiven Konditionen. Mehr unter easycredit.de/heimvorteil Jan Josef Liefers alias Prof. Karl-Friedrich Boerne bei BANKLIVE 09 11/53 90-2256 Coesfeld. „Volksbank kann auch anders“, meinte Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Baecker in seinem Schlusswort und traf damit bei den über 600 Gästen im Saal des Konzert-Theaters Coesfeld auf einhellige Zustimmung. Die hatten sich gerade eben mit Standing Ovations bei den Musikern für die Vorstellung und bei der VR-Bank Westmünsterland für das gelungene Programm bedankt. Statt wie in den Vorjahren eher trockene Wirtschaftsthemen zu erläutern, standen diesmal bei der neunten Auflage der Kundenveranstaltung „BANKLIVE“ die Kultur in Person von Jan Josef Liefers – bekannt aus dem Münster Tatort in seiner Rolle als Professor Dr. KarlFriedrich Boerne – und die Musik seiner [email protected] GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Band Radio Doria im Mittelpunkt. „Jan Josef Liefers passt zu uns, weil wir uns im Alltag eben nicht nur mit Wirtschaft beschäftigen, sondern auch mit Kultur“, verdeutlichte Dr. Baecker. Und dass Jan Josef Liefers nicht nur als Künstler und Schauspieler brilliert, sondern auch als Sänger und Songwriter, wurde schnell klar. Bestens aufgelegt präsentierte er mit seiner Band Songs aus dem aktuellen Album „Die freie Stimme der Schlaflosigkeit“. Im Gespräch mit Moderatorin Juliane Hielscher zeigte er sich erschrocken über die „Nationalismus-Gefahr“ in seiner Heimatstadt Dresden und forderte in der Pegida-Debatte zum Dialog auf. „Gesunder Menschenverstand“ sei gefragt. 35 Landwirtschaft Foto: Arla Ministerpräsidentin weiht neue Produktionsanlagen ein Weihten die neuen Arla-Produktionsanlagen in Pronsfeld ein (v. links n. rechts): Malu Dreyer, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz, Peder Tuborgh, Vorstandsvorsitzender Arla Foods, und Jürgen Wolf, Standortleiter Pronsfeld, Arla Foods Pronsfeld. Die europäische Genossenschaftsmolkerei Arla Foods hat an ihrem Standort in Pronsfeld im Eifelkreis BitburgPrüm einen komplett neuen Produktionsbereich eingeweiht. Nach einer rund dreijährigen Planungs- und Bauphase nahmen Peder Tuborgh, Vorstandsvorsitzender von Arla Foods, und die Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, die neuen Anlagen gemeinsam in Betrieb. Insgesamt wurden rund 110 Millionen Euro in den Bau eines neuen Milchtrockenturms, einer neuen Butterei und einer zusätzlichen Milchbe- und verarbeitung investiert. Der Standort Pronsfeld hat sich in den vergangenen knapp 50 Jahren zu einem der größten Molkereistandorte in Europa entwickelt. Bereits seit 1967 werden in der Eifel mit großem Erfolg vornehmlich haltbare Milchprodukte produziert – bis 2012 noch un- ter der Milch-Union Hocheifel (MUH). Bisher wurden in Pronsfeld jährlich rund 1,4 Milliarden Kilogramm Milch verarbeitet. Durch die neuen Produktionsanlagen kann pro Jahr eine zusätzliche Milchmenge von rund 450 Millionen Kilogramm verarbeitet werden. Dies entspricht einer Jahresmenge von rund 40.000 Tonnen Butter und 42.000 Tonnen Milchpulver. „Mit den verschiedenen Milchpulverprodukten beliefern wir künftig auch unsere Wachstumsmärkte in Asien und Afrika”, sagte Tim Ørting Jørgensen, bei Arla für den Geschäftsbereich Consumer Central Europe verantwortlich. Das sehr erfolgreiche Mischstreichfett Arla Kærgarden und die Deutsche Markenbutter werden für den deutschen Markt und für Zentraleuropa hergestellt. Damit ist der Standort Pronsfeld der größte Produktionsstandort im gesamten Arla-Verbund und Arlas Kompetenzzentrum für haltbare Milchprodukte. „Für mich ist dieser hochmoderne Molkereistandort in allererster Linie ein Beweis für fortschrittlich denkende Landwirte, die einen mutigen Schritt gewagt haben. Sie haben ihre Zukunft in die Hand genommen, anstatt sich vor der Verantwortung zu drücken. Das macht mich als Vorstandsvorsitzenden einer Genossenschaft wirklich sehr stolz”, hob Tuborgh hervor. „Die Molkereigenossenschaft Arla Foods ist ein hoch innovatives Unternehmen. Die Produkte sind auf dem Markt sehr gut platziert. Die neue Butterei wird die Marktposition von Arla Foods noch einmal stärken und davon werden die Milchbauern unmittelbar profitieren. Deshalb begrüßt die Landesregierung diese zukunftssichernde Investition am Standort Pronsfeld“, betonte Malu Dreyer. Landwirte sehen sorgenvoll in die Zukunft Münster. Die Bauernfamilien in Westfalen-Lippe blicken aktuell mit Sorgen in die Zukunft. Nach einem Wirtschaftsjahr, das für die meisten Betriebe im Durchschnitt zufriedenstellende bis gute Ergebnisse brachte, erwarten Experten für 2015 einen deutlichen Rückgang der Gewinne. Absehbar geringere Ausgaben für Energie, Futter und Düngemittel dürften nach Einschätzung des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) zwar eine gewisse Erleichterung bringen, werden die erwarteten Einnahmerückgänge aber bei Weitem nicht kompensieren können. Viele Bauern befürchten zudem weitere Verschärfungen im Umwelt-, Bau-, Tier- und Naturschutzrecht mit einschneidenden Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Betriebe. Dieses 36 Fazit zog WLV-Präsident Johannes Röring während des traditionellen Havichhorster Presseabends des Verbandes auf Gut Havichhorst bei Münster. „Das abgelaufene Jahr war bis zur Jahresmitte wirtschaftlich durchaus erfolgreich. Seit dem Sommer sind jedoch in allen bedeutenden Produktionsrichtungen die Erzeugerpreise deutlich zurückgegangen. Die Stimmung auf den landwirtschaftlichen Betrieben ist trotz einer mengenmäßig guten Ernte entsprechend gedämpft. Die Produktion bei Milch, Fleisch und Getreide ist hoch, die Läger sind gut gefüllt und die Nachfrage leider ohne Impulse. Dies erklärt die immer geringer werdende Investitionsneigung vieler Landwirte“, so Röring. GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Landwirtschaft Lembeck/Gescher. Eine „Raiffeisenhochzeit“ in den drei Kreisen Borken und Recklinghausen bahnt sich an: Die Raiffeisen Hohe Mark mit Sitz in Dorsten und die benachbarte Raiffeisen Hamaland mit Sitz in Gescher denken über einen Zusammenschluss nach. Das haben das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Raiffeisen Hohe Mark, Bernhard Harks, und das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Raiffeisen Hamaland, Martin Duesmann-Artmann, in einer gemeinsamen Pressemitteilung bestätigt. „Aufgrund der sich rasant verändernden StrukSetzen auf eine gemeinsame Zukunft (v. links n. rechts): Ludger Berghaus (Aufsichtsratsvorsitturen bei Ihnen, unseren Lieferanten und beim zender der Raiffeisen Hamaland eG), Martin Duesmann-Artmann (GF der Raiffeisen Hamaland Wettbewerb haben wir in den vergangenen eG), Paul Böckenhoff (Aufsichtsratsvorsitzender der Hohe Mark eG), Bernhard Harks (GF der Wochen intensive Gespräche über eine mög- Raiffeisen Hohe Mark eG), Franz Grösbrink (Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Hamaland eG), liche Fusion geführt.“ So steht es wörtlich in Bernd Einhaus (Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Hohe Mark eG) einem gleichlautenden Informationsschreiben der Verwaltungsorgane, das an die Mitglieder beider Genossenschaften versandt wurde. Auch die Beschäftig- gesunden Warengenossenschaften auf Augenhöhe“, verdeutlichten wurden bereits von den Geschäftsleitungen persönlich über ten Martin Duesmann-Artmann und Bernhard Harks weiter. die weitere Entwicklung zur Intensivierung der langjährigen, Die Raiffeisen Hohe Mark eG hat im Geschäftsjahr 2013/2014 kollegialen Zusammenarbeit informiert. einen Gesamtumsatz in Höhe von rund 210 Millionen Euro erwirtschaftet. Aktuell arbeiten für die Raiffeisen Hohe Mark Die Führungsorgane der beiden selbstständigen Warengenos- an den vier Standorten 116 Frauen und Männer. 790 Mitglieder senschaften sehen in dem geplanten Zusammenschluss nicht gehören ihr an. Die Raiffeisen Hamaland eG erwirtschaftete nur eine Reaktion auf die andauernden Strukturveränderungen im Geschäftsjahr 2013/2014 in ihren drei Geschäftsstellen in der heimischen Landwirtschaft, sondern auch einen entschei- einen Gesamtumsatz in Höhe von rund 80 Millionen Euro. Die denden Schritt in Richtung Zukunft. „Eine mögliche Fusion er- Zahl der Mitarbeiter beträgt 52. Sie wird von 603 Mitgliedern folgt zwischen zwei ähnlich strukturierten und wirtschaftlich getragen. Pflanzenschutz für Landwirte Foto: Hans-Peter Leimbach bekämpfung in Getreide, Mais und Grünland sowie das neue Pflanzenschutzgesetz mit der gleichfalls neuen Sachkundeverordnung. „Wir möchten Ihnen im Rahmen der bewährten Fachveranstaltungen ein aktuelles Fortbildungsangebot bieten. Es soll gleichzeitig den gesetzlichen Anforderungen der neuen „Sachkundeverordnung Pflanzenschutz“ gerecht wird“, erklärte Raiffeisen-Geschäftsführer Rainer Brunn in seiner Begrüßung. Standen den Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltung im Pflanzenschutz in der Gaststätte Hermannshöhe in Legden Rede und Antwort (v. links): Stefan Hanebrink, Bernhard Hols, Eicko Tjaden, Norbert Hisker, Ralf Keunecke und Rainer Brunn Legden. Das Programm war anspruchsvoll und forderte von den Teilnehmern volle Konzentration. Doch davon ließen sich die rund 160 Landwirte, die sich auf Einladung der Raiffeisen Coesfeld-Ahaus zur Fortbildungsveranstaltung im Pflanzenschutz in Legden versammelt hatten, nicht abschrecken. Im Mittelpunkt des Interesses standen Tipps zur Düngung und Schädlings- GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Anschließend ergriffen die drei Referenten Ralf Keunecke, Eicko Tjaden und Stefan Hanebrink von der AGRAVIS Raiffeisen AG das Wort. Sie waren für den fachlichen Teil zuständig. Hanebrink referierte über zentrale Punkte der neuen gesetzlichen Bestimmungen. Dies sind das Vorweisen eines kostenpflichtigen Sachkundenachweises in Form einer Scheckkarte sowie regelmäßige Fortbildungen für Anwender und Verkäufer von Pflanzenschutzmitteln. Jeder Inhaber eines Sachkundenachweises ist demnach verpflichtet, alle drei Jahre eine Fortbildungsveranstaltung zu absolvieren. Informationen der drei Spezialberater über Auflagen und Anwendungsbestimmungen bei Pflanzenschutzmitteln sowie über die stetig sich weiterentwickelnde Düsentechnik von Pflanzenschutzspritzen rundeten den Vortragsreigen ab. 37 Foto: Hans-Peter Leimbach Raiffeisenhochzeit geplant Landwirtschaft „Angebot und Nachfrage regeln nun den Preis“ Foto: Hans-Peter Leimbach Interview mit Benedikt Langemeyer, Mitglied im RWGV-Fachrat der landwirtschaftlichen Genossenschaften, zur Abschaffung der Milchquote Benedikt Langemeyer ist Milchexperte und Aufsichtsratsmitglied des Deutschen Milchkontors wie auch Mitglied im RWGV-Fachrat der landwirtschaftlichen Genossenschaften. Herr Langemeyer, Sie sind Milchbauer und im Aufsichtsrat der DMK Deutsches Milchkontor. Nach genau 31 Jahren endet am 1. April 2015 im Zuge der EU-Agrarreform die Zeit der Milchquote. Welche Auswirkungen hat dies aus Ihrer Expertensicht für den Milchmarkt und speziell für die Molkerei- und Milchliefergenossenschaften? Benedikt Langemeyer: Früher waren die Milchmengen für die Genossenschaften planbar. Jeder Landwirt verfügte nach dem EUReglement über eine Quote. Die Molkerei- und Milchliefergenossenschaften als Abnehmer der Milch konnten fest davon ausgehen, dass diese Quote auch zur Verarbeitung angeliefert wurde. Damit ist es nun vorbei. Jetzt kann jeder Milchbauer selbst entscheiden, welche Milchmenge er mit seinen Tieren produziert. Angebot und Nachfrage regeln nun den Preis. In diesem Jahr gehen wir seitens der deutschen Milchwirtschaft von einer Quotenausnutzung um die 104 Prozent aus. Die gesamte Superabgabe der Milchbauern aus Deutschland wird somit den Wert von 163 Millionen im Jahr 2014 nochmals deutlich übertreffen. Die Hauptursache für die höhere Anlieferung liegt im hohen Preis. Ein weiterer Grund sind die guten Ernteerträge bei Gras und Mais im letzten Jahr. Seit Inkrafttreten der Milchquote haben drei von vier Milcherzeugern aufgegeben. Heute gibt es nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes (DBV) noch 78.000 Milchbauern in Deutschland. Ist in 2015 mit einer verschärften Pleitewelle zu rechnen? Benedikt Langemeyer: Der Strukturwandel ist auch mit der 38 Milchquote vorangegangen, aber die Zahlen aus dieser Zeit zeigen, dass er in Jahren mit schlechten Preisen wie zum Beispiel 2009 stärker ausgeprägt war. Unser Markt wird volatiler, daher werden in guten Zeiten weniger Landwirte aus der Produktion aussteigen und in schlechten mehr. Bei Einführung der Mengenregulierung 1984 hatten wir in NRW im Durchschnitt 17 Kühe pro Betrieb. 2014 waren es 60 Kühe. Die Anzahl der Milchkühe in unserem Bundesland ist in diesem Zeitraum um 42 Prozent gesunken. Gleichzeitig ist die angelieferte Milchmenge von etwa 2,9 Milliarden Kilogramm auf rund 3,1 Milliarden Kilogramm gestiegen. Hier hat eine enorme Produktivitätssteigerung stattgefunden. Dies ist möglich geworden, weil in diesem Zeitraum viele Tiere von der Anbindehaltung in den Boxenlaufstall umgezogen sind und auch die Landtechnik enorm an Schlagkraft zugelegt hat. Mit dem Wegfall der Quote werden wir jetzt aber nicht eine wilde Expansion der Produktion erleben, weil wir andere Grenzen haben, wie zum Beispiel die Flächenverfügbarkeit. Langfristig ist der Milchmarkt ein Nachfragemarkt. Milch und Milchprodukte sind überall, in allen Kulturen, als Nahrungsmittel geschätzt. Dazu kommen das weltweite Bevölkerungswachstum und die veränderten Ernährungsgewohnheiten. Darüber hinaus befinden wir uns hinsichtlich der Erzeugung in Europa in einer Gunstregion. Deshalb ist es für uns sehr wichtig zu wissen, welche Pläne der einzelne Milchbauer heute hat. Was heißt das konkret für die DMK? Benedikt Langemeyer: Die für den jeweiligen Bedarf notwendigen Verarbeitungskapazitäten müssen regional vorhanden beziehungsweise geschaffen werden. Und das geht nicht von heute auf morgen. Insgesamt erwarten wir bis 2020 jährlich eine Ausweitung um zwei Prozent der angelieferten Milchmenge. Um diese Mengen zu verarbeiten, errichtet die DMK beispielsweise in Zeven zurzeit einen neuen Milchpulverturm mit einer Verarbeitungskapazität von 600 Millionen Kilogramm Milch. Das Ende der Milchquote verlangt nach Einschätzung des DBV „neue unternehmerische Strategien“. Wie könnten diese für Genossenschaften aussehen? Benedikt Langemeyer: Jetzt ist vor allem Initiative verlangt, um neue Absatzmärkte zu erschließen. Landwirte, Molkereien und der Lebensmittelhandel müssten hier gemeinsam neue Wege gehen. Für Molkereigenossenschaften ist eine ausgefeilte Mengen- und Erfassungskostenplanung ebenso wichtig wie ein breites Produktportfolio, um Markt- und Preisschwankungen besser abfedern zu können. Weitere Erfolgsfaktoren liegen in der Forschung und Entwicklung. GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 > Landwirtschaft > Wie schätzen Sie die langfristigen Aussichten für Milchbauern und -vermarkter wie die DMK ein? Benedikt Langemeyer: Langfristig gut. Gründe habe ich bereits viele ausgeführt, und ich kenne noch mehr. Wir haben ein tolles Produkt, reich an Nährstoffen, gesund, vielseitig mit exzellentem Ruf. Angesichts der volatilen Märkte wird das Geschäft aber immer schwieriger. Abschließender Blick zum Verbraucher: Muss der sich auf steigende Preise einstellen? Benedikt Langemeyer: Für 28 Cent pro Kilogramm Milch kann kein Bauer dauerhaft produzieren. Wirtschaftlichkeit und das Betriebsergebnis sind wichtigstes Kriterium. Der Verbraucher sollte sich daher langfristig auf höhere Preise einstellen. Hans-Peter Leimbach Bonn. Die Sicherheit von Lebens- und Agrarprodukten ist für Verbraucher und Handel ein wichtiges Thema. Sie setzen heute selbstverständlich bestimmte Zertifizierungen durch unabhängige Experten voraus. Genau dies bietet die AGRIZERT Zertifizierungs GmbH mit Sitz in Bonn, die im Januar in Rösrath ihren 20. Geburtstag feierte, an. Vor 60 Gästen, darunter viele Wegbegleiter, Auditoren und Gründungsmitglieder, ließ Geschäftsführer Dr. Jürgen Wagner die junge Geschichte des Unternehmens Revue passieren. AGRIZERT wurde 1995 von den drei Verbänden Zentralverband Gartenbau, Verband der Landwirtschaftskammern und dem Deutschen Bauernverband sowie mit finanzieller Hilfe der CMA aus der Taufe gehoben. „Die Sensibilität der Öffentlichkeit ist durch zahlreiche Ne- Die Geschäftsführung von AGRIZERT (v. links): Ulrike Praetz, stellvertretende Leiterin der Zertifiziegativschlagzeilen rund um Lebensmittel- rungsstelle und Prokuristin, Dr. Jürgen Wagner, Geschäftsführer und Leiter der Zertifizierungsstelle, Christopher Herweg, stellvertretender Geschäftsführer. produktion, -handel und -verkauf drastisch gestiegen. Zertifizierung ist deshalb eine vertrauensbildende und vertrauensfördernde Maßnahme für Unternehmen“, so der Geschäftsführer. „Es freut uns deshalb sehr, dass sich kannte Qualitäts- und Produktmanagement-Qualifikationen mit, sondern vor allem auch langjährige Expertise aus der AGRIZERT sehr gut im Markt etabliert hat.“ Praxis. AGRIZERT bietet zurzeit zehn Zertifizierungsstandards Das Unternehmen AGRIZERT prüft mit seinen Agrar- und Le- an, in Kooperation mit weiteren Geschäftspartnern außerbensmittelexperten die Qualitätsstandards in der Agrar- und Er- dem sechs weitere Zertifizierungsstandards im Bereich Umwelt nährungswirtschaft, bietet branchenspezifische und individuelle und Energiemanagement. Darüber hinaus geben die Audits Zertifizierungslösungen für jedes Unternehmen an und trägt so den Unternehmen Anregungen, wie zum Beispiel im Bereich dazu bei, dass Produktionsprozesse „vom Acker bis zur Nahrung des Prozess- und Produktmanagements Anforderungen besser auf dem Teller“ überprüft werden. Hierbei steht bundesweit ein erfüllt werden können. Team, bestehend aus 35 Branchenexperten des jeweiligen Gewer- AGRIZERT ist vor allem im deutschsprachigen Raum tätig, imbes, als Auditoren zur Verfügung. Sie besuchen die Unternehmen mer mehr jedoch auch international. Allein 2014 erwirtschafund prüfen sie auf festgelegte Normen und Standards. So hat tete die AGRIZERT einen Umsatz von rund 1,6 Millionen Euro AGRIZERT in den letzten 20 Jahren rund zehntausend Vor- durch Audits bei Unternehmen in Deutschland, Österreich und Ort-Audits absolviert. „Unsere Auftragslage ist sehr zufrieden- der Schweiz, aber auch in Frankreich und dem übrigen Europa. stellend“, so der Geschäftsführer. „Aufgrund der Internatio- Die Palette reicht hier vom einzelnen landwirtschaftlichen Hof nalisierung des Warenhandels fordern sowohl Importeure, bis hin zu internationalen Mischfutterherstellern, vom kleinen Verarbeiter und Händler bestimmte Mindestqualitäten bei den handwerklichen Betrieb bis hin zu großen LebensmittelverarProduktions-, Transport- und Lagerungsprozessen. Hierzu beitern und -händlern. können wir mit unseren Zertifizierungen beitragen.“ Die Auditoren bringen dabei nicht nur international aner- Sabine Bömmer GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 39 Foto: AGRIZERT AGRIZERT feiert 20-jähriges Jubiläum Landwirtschaft Tierwohl und Milchquotenende AGRAR Unternehmertage 2015 Foto: Hans-Peter Leimbach Auf großes Interesse der Fachbesucher stießen insbesondere das „AgrarForum für ZukunftsLandwirte“ der WGZ BANK sowie der Schweinetag Westfalen 2015 „Think Pink“, eine Veranstaltung von AGRAVIS Raiffeisen AG, der GFS Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung und vom Erzeugerring Westfalen. Hierbei standen vor allem Informationen zum Start der Initiative „Tierwohl in der Schweinehaltung“ und zur novellierten Düngeverordnung im Mittelpunkt. „Gesunde Tiere sind das, womit wir täglich arbeiten möchten“, brachte es GFS-Geschäftsführer Josef Brüninghoff in seiner Begrüßung auf den Punkt. „Bauern 2020: Was kommt auf sie zu?“ In der Agrarproduktion, in der Agrarkommunikation, in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Verantwortung – diese drei Themen standen bei dem von Dr. Gerd Wesselmann moderierten AgrarForum im Fokus. Stärkere Diversifikation anstreben und außerlandwirtschaftliche ErProminent am Eingang zur Messe platziert: Die Genossenschaften zeigten bei den „AGRAR Unternehmerwerbsquellen erschließen – das ist tagen 2015“, der regionalen Leitmesse für die Agrarwirtschaft im Nordwesten Deutschland, Flagge. nach Einschätzung des Experten Professor Alfons Janinho für Landwirte zukunftsweisend. Ebenso Münster. Mit etwa 32.500 Besuchern haben die „AGRAR Unter- wichtig sei es, die Chancen der Kommunikation mit den genehmertage 2015“ in Münster die gute Besucherresonanz vom sellschaftlichen Gruppen als betriebswirtschaftlich relevanten vergangenen Mal noch einmal toppen können. Mehr als 300 Bereich zu erkennen und die Presse als „Resonanzboden“ zu Aussteller hatten sich Anfang Februar vier Tage lang in der Halle nutzen. „Eine Stunde Öffentlichkeitsarbeit in der Woche“, so Münsterland in Münster versammelt, darunter auch die Agrar- die Forderung an die Landwirte. „Man kann nicht nicht kommugenossenschaften aus dem Münsterland. Ein Großteil von ihnen nizieren.“ teilte sich in diesem Jahr mit der AGRAVIS einen gemeinsamen Messestand, denn auch für sie gelten die Unternehmertage als „Ohne aktive Kommunikation gehe nichts mehr“, ergänzte Leitmesse für die Agrarwirtschaft im Nordwesten Deutschlands. DLG-Experte Dr. Achim Schaffner in seinem Vortrag über die wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung. Die weiIm Mittelpunkt des umfangreichen Vortragsprogramms sowie ter wachsende Weltbevölkerung böte der heimischen Landwirtbeim Ausstellungsangebot standen diesmal etliche aktuelle The- schaft gute Chancen. Andererseits habe die Nähe der Bauern zur men, allen voran die Verbesserungen zum Tierwohl und die ganz Bevölkerung weiter abgenommen. Der damit einhergehenden praktischen und innovativen Lösungen im Stall. Aber auch die „Spaltung“ und wachsenden „Skepsis durch Nichtwissen“ könne Düngeverordnung, ein optimiertes Nährstoffmanagement ver- man eher mit emotionaler Ansprache („Arbeit mit Leidenschaft“) bunden mit einer nährstoffreduzierten und umweltschonenden denn durch klassische Information und Aufklärung begegnen. Fütterung, der Mindestlohn und das Ende der Milchquote sorgHans-Peter Leimbach ten für lebhafte Diskussionen und intensive Fachgespräche. 40 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Gewerbe EK/servicegroup will internationaler werden Bielefeld. Franz-Josef Hasebrink, Vorstandsvorsitzender der Bielefelder Einkaufsgenossenschaft EK/servicegroup, hat eine klare Vorstellung von der Zukunft des von ihm vertretenen Unternehmens. Auf der Pressekonferenz zur Hausmesse „EK LIVE“ von einem Journalisten zu seiner Vision von der EK im Jahr 2025 befragt, lautet die Antwort des Verbundgruppenmanagers: „Mitgliederstärker, internationaler und klarer gegliedert.“ Auf dem Weg dorthin hat EK erste Pflöcke eingeschlagen. Stichwort „Neugliederung“: Die bisher in der Fachgruppe „Spiel & Spaß“ gebündelten Aktivitäten im Spielzeugbereich wurden zum 1. Februar ausgelagert und auf die zusammen mit der Nürnberger VEDES Gruppe neu gegründete ToyPartner VEDES/EK GmbH übertragen. Mehr Internationalität bahnt sich im Textilbereich durch eine Kooperation mit der niederländischen Verbundgruppe Euretco (2.000 Händler) an. Und mehr Mitglieder erwartet die EK auch dadurch, dass sie sich offen zeigt für EK/servicegroup und VEDES gründen gemeinsame Gesellschaft. weitere strategische Allianzen im sogenannten Non-Food-Bereich. Im vergangenen Jahr ist die EK/servicegroup in einem nach wie vor schwierigen Handelsumfeld erfolgreich unterwegs gewesen. Franz-Josef Hasebrink bezifferte den Umsatz auf rund 1,326 Milliarden Euro (plus 1,7 Prozent). EK beschäftigt knapp 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Zahl der Mitglieder sank im Jahr 2014 leicht um 52 auf 2.115. Anzeige Bekanntmachung der BKK Technologie- und Service Center eingetragene Genossenschaft mit Sitz in Köln Der Liquidator gibt bekannt, dass die pronova BKK Körperschaft des öffentlichen Rechts, Brunckstraße 47, 67063 Ludwigshafen, gegen die BKK Techologie- und Service Center eingetragene Genossenschaft i.L. Anfechtungs- und Nichtigkeitsklage beim Landgericht Köln – Az: 89 O 61/14 – erhoben hat mit folgendem Antrag: 1. Der zu TOP 4 der Generalversammlung der Beklagten am 05. September 2014 gefasste Beschluss, wonach der vom Liquidationsvorstand der Genossenschaft vorgelegte Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2012 mit einer Bilanzsumme von EUR 1.189.568,64 und einem Jahresfehlbetrag in Höhe von EUR 744.238,59 festgestellt wird, wird für nichtig erklärt, hilfsweise: die Nichtigkeit dieses Beschlusses wird festgestellt, höchst hilfsweise: die Unwirksamkeit dieses Beschlusses wird festgestellt. 2. Die Nichtigkeit des zu TOP 5 der Generalversammlung der Beklagten am 05. September 2014 gefassten Beschlusses über die Verwendung des Jahresergebnisses, wonach die Generalversammlung den Vorschlag des Liquidators zur Verwendung des Jahresergebnisses 2012 beschließt und gem. § 46 des Statuts beschließt, den Fehlbetrag durch Abschreibung von den Geschäftsguthaben zu decken und mit diesen nach Maßgabe des § 46 Abs. 3 des Statuts zu verrechnen, wird festgestellt, hilfsweise: die Unwirksamkeit dieses Beschlusses wird festgestellt, höchst hilfsweise: dieser Beschluss wird für nichtig erklärt. Termin zur mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht Köln, Luxemburger Str. 101, 50939 Köln, ist bestimmt auf den 16. Januar 2015, 09.30 Uhr, 02. Etage, Sitzungssaal 0235. Liquidator Walter Fiss GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 41 Gewerbe NOWEDA Familiengenossenschaft wird zunehmend genutzt Essen. Im Juli 2012 gründete die NOWEDA die NOWEDA Familiengenossenschaft. Mit dem Unternehmen soll durch ein umfangreiches, anonymes Beratungs- und Vermittlungsangebot in Kooperation mit dem bundesweit aktiven Dienstleister „pme Familienservice“ eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreicht werden. Die Resonanz der NOWEDA-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter ist um etwa ein Drittel größer als bei anderen pme-Partnerunternehmen und das Angebot wird zunehmend für Familienangehörige in Anspruch genommen. Ziel der kostenlosen genossenschaftlichen Leistung ist es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten, etwa wenn es um Fragen der Kinder- oder Angehörigenbetreuung geht. Neben dieser Beratung und Unterstützung zählt auch Lebenslagencoaching zum Angebot: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können über die NOWEDA Familiengenossenschaft bei beruflichen und privaten Krisen, wie Burnout, Depressionen, Suchtproblemen oder finanziellen Notlagen, frühzeitig anonym professionelle Beratung in Anspruch nehmen. Die Beratung und direkte Unterstützung, etwa in Form einer Vermittlung von Dienstleistern, ist dabei völlig kostenlos. Nur bei der Inanspruchnahme einer vermittelten Dienstleistung, zum Beispiel einer Pflegekraft oder Kinderbetreuung, können Kosten entstehen. Auch hier berät die Familiengenossenschaft, ob Anspruch auf Unterstützung besteht. Die gute Annahme des Angebotes führt Joachim Wörtz, Vorstandsmitglied der NOWEDA, auf die Rechtsform der Genossenschaft zurück: „Den genossenschaftlichen Grundgedanken und die Leistungsfähigkeit unserer starken Gemeinschaft haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch für ihr persönliches Umfeld als Vorteil verstanden.“ Erfolgreiche Aktion zu den „Wochen des Schreibens“ geliebten Menschen nette Worte zu senden: Insgesamt verschickten die Soennecken-Händler weit über 1.000 Karten. Die Wochen des Schreibens sind eine jährlich wiederkehrende Aktion des Schreibwarenhandels, bei der die Sonnecken-Mitglieder zum dritten Mal mit einer gemeinsamen Kampagne mitmachten. Damit die Kunden der Aufforderung Taten folgen lassen konnten, hatten die Händler in ihren Ladengeschäften jeweils eine kleine Schreibecke eingerichtet sowie Postkarten und verschiedene Schreibgeräte bereitgelegt. „Wir haben natürlich im Vorfeld überlegt, wie wir die In den Wochen des Schreibens richteten die Soennecken-Mitglieder in ihren Ladengeschäften kleine Schreibecken Kunden einbinden und aniein. mieren können, eine Grußbotschaft zu schreiben. Der Erfolg zeigt uns, dass das Overath. Auf große Resonanz stieß die Aktion „Schreib mal Thema Schreiben immer wieder aktuell ist und vor allem als wieder ... einem lieben Menschen eine Postkarte“, die von Ausdruck der Individualität gesehen wird“, kommentiert Nicole den zehn Mitgliedern der Soennecken-Kerngruppe „ALLES. Horlitz, strategischer Einkauf im Geschäftsfeld Einzelhandel, BESONDERS. SCHÖN.“ in den Wochen des Schreibens durch- die Aktion. Aktivitäten wie Kalligrafie-Kurse und Schreibwerkgeführt wurde. Außergewöhnlich viele Kunden folgten beim stätten rundeten die Aktionswochen ab. Besuch der Ladengeschäfte spontan der Aufforderung, einem 42 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Gewerbe DENTAGEN sponsert Kinovorstellung für Kinder Waltrop. Als der Vorhang im Kino von Recklinghausen fällt, gibt es spontanen Applaus. 250 Schülerinnen und Schüler waren begeistert vom Animationsfilm über den menschlichen Körper, der nach dem Buch „Der kleine Medicus“ von Professor Dietrich Grönemeyer gedreht worden war. Spendiert hatte den Eintritt für die Kinder die DENTAGEN, der größte Wirtschaftsverbund für gewerbliche zahntechnische Labore in Deutschland. Mit vor Ort war auch Buchautor Grönemeyer, der geduldig die Fragen der Kinder beantwortete. Der Professor war ganz in seinem Element. Prima Klima für einen herzerfrischenden Dialog: „Wer weiß, warum es weiße und rote Blutkörperchen gibt?“ Eine Antwort kam prompt aus dem Kinosaal: „Die weißen sind unsere Polizei.“ „Und wozu sind die roten Blutkörperlichen verantwortlich?“ fragte er und war erstaunt über das Wissen der Kinder, die antworteten: „Die machen die Farbe im Blut.“ Nur als eine Erstklässlerin wissen wollte, warum der sprechende Hase im Film rosa sei, musste der mehrfache Großvater Grönemeyer passen und meinte: „Naja, er hätte natürlich auch lila sein können.“ Nachhilfestunden in Biologie im Kino: mit dabei die DENTAGEN-Vorstandsvorsitzende Karin Schulz und Professor Dr. Dietrich Grönemeyer Landgard präsentiert „Deutschland schmeckt.“ Mit dem Konzept „Deutschland schmeckt.“ will Landgard deutsche Erzeuger unterstützen. Das Logo wird in Kürze im Handel zu sehen sein. Herongen. Das Angebot an Obst und Gemüse aus deutscher Produktion ist reichhaltig und abwechslungsreich – über das ganze Jahr. Deshalb unterstützt Landgard deutsche Erzeuger mit der Aktion „Deutschland schmeckt.“, bei der je nach Saison unterschiedliche Produkte im Fokus stehen. Durch die Kampagne soll die Wertigkeit von deutschem Obst und Gemüse betont und der Absatz gefördert werden. Gleichzeitig entspricht Landgard mit der Kampagne dem verbreiteten Verbraucherwunsch nach mehr Information über die Herkunft von Lebensmitteln. Die heimischen Erzeugnisse sind am „Deutschland schmeckt.“Logo auf dem Etikett sowie einem QR-Code erkennbar. Eine Vielzahl guter Gründe spricht dafür, sich bewusst für deutsche Erzeugnisse zu entscheiden. So stammt das Obst und Gemüse aus heimischem Anbau und muss nicht erst CO2-intensiv per Flugzeug, Schiff oder Lkw importiert werden. Mit jeder Kaufentscheidung für deutsches Obst und Gemüse ist zudem ein Beitrag zur Existenzsicherung heimischer Erzeuger verbunden. Davon profitieren vor allem Familienbetriebe, die für die deutsche Landwirtschaft nach wie vor prägend sind und einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der deutschen Kulturlandschaft leisten. BÄKO West fusioniert mit BÄKO Emscher-Lippe Willich. Die BÄKO West und die BÄKO Emscher Lippe haben fusioniert. Das neue Unternehmen, die BÄKO West, ist eine leistungsstarke Genossenschaft, die die backenden Betriebe des Ruhrgebietes sowie des Großraums Düsseldorf und Niederrhein von den Betriebstätten Willich und Bochum aus versorgt. Die BÄKO West war ursprünglich im Jahr 2010 aus den ehemaligen Genossenschaften Düsseldorf und BÄKO Rhein-Ruhr entstanden, mit dem Ziel, das Bäcker und Konditorenhandwerk in der Region zu stärken. GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Die Betriebsstätte der BÄKO in Willich 43 Namen und Nachrichten Wahlen/Wechsel Jochen Bornemann ist neuer Bereichsleiter Produktmanagement bei der CardProcess GmbH. Er tritt damit die Nachfolge Ralf Muellers an, der den Bereich Produktmanagement bisher als Interimsmanager geleitet hat. Bornemann hatte zuletzt unter anderem als Head of Financial & Enabling Services und Country Head mCommerce für die Payment Produktund Marktstrategie bei der Vodafone GmbH in Düsseldorf gearbeitet. Dirk Klein ist zum geschäftsführenden Vorstand der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner ernannt worden. Er tritt damit die Nachfolge von Josef F. Terfrüchte an. Nach 26 Jahren bei Genossenschaftsbanken im Rheinland, davon die vergangenen sieben Jahre als Prokurist der Raiffeisenbank Kürten-Odenthal, nimmt Klein nun mit der Führung der erfolgreichen Kölner Genossenschaft eine neue Herausforderung an. Christian Peter Kotz, seit 30 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Oberberg, wurde jetzt von Vorstand und Aufsichtsrat für sein jahrzehntelanges Engagement zum Wohle der Bank geehrt. 1984 wurde der damals 48-jährige geschäftsführende Gesellschafter der BPW Bergische Achsen KG in den Aufsichtsrat und gleich zu dessen Vorsitzenden gewählt. In drei Jahrzehnten stellte der gelernte Bankkaufmann Kotz mit die Weichen für die Entwicklung von einer örtlichen Genossenschaftsbank von damals 70 Millionen D-Mark hin zu einem kreisweiten Unternehmen mit einer Bilanzsumme von 2,7 Milliarden Euro. Kotz erhielt für sein breites berufliches und ehrenamtliches Engagement zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie die Goldene Ehrennadel des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes. Christian Leding ist zum 15. September 2015 zum stellvertretenden geschäftsführenden Vorstandsmitglied der WESTFLEISCH berufen worden. Ab Januar 2016 wird er zusammen mit Carsten Schruck die Geschäfte der Genossenschaft führen. Er tritt damit die Nachfolge von Dr. Helfried Giesen, geschäftsführendes Vorstandsmitglied und seit 2011 Vorstandssprecher, an, der mit Erreichen 44 des 65. Lebensjahres ausscheidet. Leding ist seit 2004 im Unternehmen. Der studierte Jurist war zuletzt Leiter der EUExporttätigkeiten der WESTFLEISCHGruppe und Generalbevollmächtigter für das Fleischgeschäft am Standort Erkenschwick. Frank Wienker, ehemaliger GAD-Bereichsleiter und seit Februar 2014 Geschäftsführer der VR-BankenService GmbH mit Sitz in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh) und Remscheid, ist jetzt auch in die Geschäftsleitung der Berliner VR Finanz/DienstLeistung GmbH eingetreten. Es starben Gunter Filbry, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbank Rüthen (heute: Volksbank Anröchte), im Alter von 79 Jahren Ewald Kühlmann, ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der Volksbank WesterlohWesterwiehe (heute: Volksbank DelbrückHövelhof), im Alter von 89 Jahren Ernst Moeselaken, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbank Kleverland, im Alter von 83 Jahren Walter Prange, Aufsichtsratsmitglied der früheren Volksbank Bierde-Frille Windheim-Heimsen (heute: Volksbank Mindener Land), im Alter von 82 Jahren Wilhelm Schmidt, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Ovenstädt (heute: Volksbank Mindener Land), im Alter von 90 Jahren Dietmar Schneider, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Brachelen (heute VR-Bank Rur-Wurm), im Alter von 71 Jahren. Dr. med. vet. Erich Weber, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der heutigen Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten, im Alter von 84 Jahren 30-jähriges Dienstjubiläum Sein 30-jähriges Dienstjubiläum feierte Hans-Georg Funke, seit 2011 im Vorstand der Volksbank Anröchte. 1985 trat der Diplom-Betriebswirt in die Bank ein und übernahm schon früh Verantwortung in leitenden Positionen des Kreditbereichs. Geburtstage 50 Jahre Heiko Ulrich, Vorstand der Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg 65 Jahre Conrad Bäumer, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbank Lübbecker Land Wolfgang Hafer, langjähriger Leiter der R+V-Filialdirektion Bielefeld Wolfgang Hillebrand, ehemaliger Vorstand der Volksbank Wewelsburg-Ahden 70 Jahre Günter Becker, ehemaliger Vorstand der Volksbank Harsewinkel (heute: Volksbank im Ostmünsterland) Willi Wiedenlübbert, ehemaliges Vorstandsmitglied der Volksbanken Marienfeld und Harsewinkel (heute: Volksbank im Ostmünsterland) 75 Jahre Alfred Große Hüttmann, langjähriger Leiter der RWGV-Abteilung PresseÖffentlichkeitsarbeit Peter Hehemann, ehemaliger Vorstandssprecher der Volksbank Bad OeynhausenHerford und Sprecher der Volksbanken im Kreis Minden-Lübbecke 80 Jahre Helmut Jeskolka, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volksbank Lippstadt (heute: Volksbank Beckum-Lippstadt) 90 Jahre Alfred Hoppe, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Anröchte Bernhard Schramm, von 1980 bis 1989 Präsident des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 Impressum Ludger Benning (67), langjähriger Vorstandsvorsitzender der Bäuerlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Rhedebrügge, wurde für seine großen Verdienste mit der Ehrennadel in Gold des RheinischWestfälischen Genossenschaftsverbandes (RWGV) ausgezeichnet und im Rahmen der Generalversammlung feierlich aus dem Ehrenamt verabschiedet. Die Ehrung nahm RWGV-Bereichsleiter Dr. Christian Degenhardt vor. „Ihnen gebührt großer Dank für Ihr Mitwirken, denn zahlreiche zukunftsweisende Entscheidungen haben Sie an maßgeblicher Stelle begleitet“, erklärte Degenhardt in seiner Laudatio. Ludger Benning war seit dem 29. November 1984 Mitglied im Vorstand, seit dem 1. Januar 2005 amtierte er bis zuletzt als Vorstandsvorsitzender. „Haltet die BBAG Rhedebrügge am Leben“, rief Ludger Benning den Mitgliedern zum Abschied zu. Herausgeber: Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband e.V. (RWGV) Mecklenbecker Str. 235–239 48163 Münster den Vorstand der Aachener Bank berufen, zuvor war er als Gebietsdirektor bei der Stadtsparkasse Aachen tätig. 2006 wurde er zum Vorstandssprecher der Aachener Bank ernannt. Darüber hinaus engagierte sich Hilgers im Beirat der R+V Versicherung. Redaktion: Julia Böing, Sabine Bömmer, Christian Fähndrich, Asmus Schütt Telefon: 0251 7186-1021 Fax: 0251 7186-1029 E-Mail: [email protected] Titelbild: Heinz-Günter Augst Aus den Regionen: Pressebüro Süd Julia Böing Telefon: 0251 7186-1027 [email protected] Pressebüro Rhein-Ruhr Ralf Bröker Telefon: 0251 7186-1063 [email protected] Foto: Andreas Schmitter Goldnadel RWGV Goldnadel für Franz-Wilhelm Hilgers (links) von RWGV-Vorstandsvorsitzendem Ralf W. Barkey Silberne Ehrennadel Aloys Garthaus, Raiffeisen Hamaland, Gescher Richard Geuecke, Raiffeisen Sauerland Hellweg Lippe Heinz-Peter Heidrich, BANK IM BISTUM ESSEN Paul Plümpe, Raiffeisen Sauerland Hellweg Lippe Große Ehre für Ludger Benning Pressebüro Münsterland Hans-Peter Leimbach Telefon: 0251 7186-1025 [email protected] Pressebüro für Südwestfalen und östliches Rheinland Klaus Schliek Telefon: 02354 904004 [email protected] Pressebüro Ostwestfalen-Hellweg Rainer Stephan Telefon: 05242 908940 [email protected] Anzeigenverwaltung: geno kom Werbeagentur GmbH Mecklenbecker Straße 229 48163 Münster Telefon: 0251 53001-21 Fax: 0251 53001-67 Abonnenten- und Leserservice sowie Informationen für die Rubrik „Namen und Nachrichten“ an: [email protected] Gestaltung: geno kom Werbeagentur GmbH Mecklenbecker Straße 229 48163 Münster Druck: Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster Franz-Wilhelm Hilgers (63), Vorstandssprecher der Aachener Bank, wurde zum Abschied in den Ruhestand mit der RWGV-Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey würdigte in seiner Laudatio das langjährige und erfolgreiche Wirken von Hilgers: „Das genossenschaftliche Unternehmen, das Herr Hilgers 21 Jahre geleitet hat, hat sich stetig und erfolgreich weiterentwickelt.“ 1993 wurde Hilgers in Berichtigung: Im Genossenschaftsblatt 6/2014 ist uns auf Seite 5 ein Fehler unterlaufen: Statt 2010 Neugründungen muss es 210 Neugründungen heißen. Wir bedauern den Fehler sehr. Die Redaktion Bei verspätetem Erscheinen oder Nichterscheinen infolge höherer Gewalt entfallen alle An sprüche. Für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder und Bücher wird keine Gewähr übernommen. Nachdruck von Beiträgen nur mit Quellenangabe und nur mit Zustimmung der Redaktion. Namensartikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Beilagenhinweis: Einladung zum RWGV-Verbandstag 2015 Raiffeisenmagazin Erscheinungsdatum der nächsten Ausgabe: Mai 2015 ISSN 1612-474X GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 45 Zu guter Letzt Auszeichnung für „Mister Volksbank-Marathon“ Michael Brinkmann, Leiter des Vorstandsstabs der Vereinigten Volksbank Münster, wurde mit dem Karnevalsorden „Das tanzende Schloss“ geehrt Münster. An den Laufstrecken dieser Welt, insbesondere in und um seinen Dienstort Münster und Telgte sowie in seinem Heimatort Riesenbeck im Kreis Steinfurt, fühlt sich Michael Brinkmann am wohlsten. Fasching und Fastnacht – das liegt ihm eher weniger. „Ich bin kein Karnevalist“, sagt er selbst. Und dennoch wurde ihm jetzt eine der höchsten karnevalistischen Auszeichnungen in Münster zuteil: Auf der imposanten Galasitzung der Karnevalsgesellschaft „Die Schlossgeister“ in der Halle Münsterland wurde Michael Brinkmann mit dem nur einmal im Jahr vergebenen Sonderorden „Das tanzende Schloss“ ausgezeichnet. Mit dem Orden werden Persönlichkeiten geehrt, die in aller Regel nicht Mitglieder der Karnevalsgesellschaft „Die Schlossgeister“ sind und deren Wirken für den Ruf der Stadt Münster außerordentlich bedeutsam geworden ist. Michael Brinkmann, Leiter des Vorstandsstabes der Vereinigten Volksbank Münster sowie Organisator des Münster Marathons, erhielt diese Ehre für seinen unermüdlichen Einsatz rund um den Volkssport. „Seit zwölf Jahren gibt es den Marathon schon, er ist fest verbunden mit seiner Person“, reimte Regierungspräsident und Laudator Dr. Reinhard Klenke. Michael Brinkmann, Leiter des Vorstandsstabs der Vereinigten Volksbank Münster, mit dem nur einmal im Jahr vergebenen Sonderorden „Das tanzende Schloss“ samt Urkunde „Diese Auszeichnung macht mich sehr stolz, und ich habe sie stellvertretend für mein ganzes Team angenommen“, betont Michael Brinkmann. „Es ist schon beachtlich, dass ich nun zu der illustren Schar der Ordensträger gehöre.“ Und die kann sich in der Tat sehen lassen. Träger des Sonderordens sind unter anderen Hans Rath, Präsident der Handwerkskammer, und Ruprecht Polenz MdB. Auch Prinz Paul I. erwies dem Sonderordensträger die Ehre und zeigte sich sportlich. Als zweimaliger Schlussläufer der Staffel wolle er auch in diesem Jahr wieder beim Marathon mitlaufen – im prinzlichen Ornat. Das versprach die Münsteraner Tollität auf der Gala. „Mister Volksbank-Münster-Marathon“ Michael Brinkmann hat es mit Freude vernommen. Hans-Peter Leimbach Ziel erreicht: Der Volksbank-Münster-Marathon ist der beliebteste Marathon in NordrheinWestfalen. Darüber stimmten jetzt 11.700 Läufer aus 24 Ländern ab. Deutschlandweit rangiert er auf Platz 6 hinter dem Rennsteiglauf und den Marathonläufen in Frankfurt, Berlin, Hamburg und Hannover. 46 GENOSSENSCHAFTSBLATT 1 | 2015 „Mit dem Kopf in der Wolke, verlässliche Genossenschaftsbanken zur Seite und die Füße fest auf heimischem Boden – Siegbert Wortmanns Antrieb zum Erfolg.“ Siegbert Wortmann Vorstandsvorsitzender der WORTMANN AG INITIATIVBANKING FÜR DEN MITTELSTAND Siegbert Wortmann, Eigentümer der WORTMANN AG in Hüllhorst/Westfalen, hat seit der sprichwörtlichen Garagengründung im Jahr 1986 sein Unternehmen mit Energie, Weitsicht und Mut zum größten konzernunabhängigen Computerhersteller in Europa entwickelt und investiert zur Zeit sogar in die eigene Wolke. Von Anfang an als Bankpartner mit dabei, die örtlichen Volksbanken und die WGZ BANK. Insbesondere bei der Abwicklung und Absicherung des anspruchsvollen internationalen Zahlungsverkehrs und Importgeschäfts vertraut die WORTMANN AG auf die Kompetenz der Düsseldorfer Zentralbank und Geschäftsbank. Trotz des großen Erfolgs hat Siegbert Wortmann, seit 2007 Träger des Bundesverdienstkreuzes, nie die Bodenhaftung verloren. Unternehmerische Verantwortung für die Region und in der Region – es sind die Wurzeln, die ihm Flügel verleihen. WGZ BANK – die Initiativbank für den Mittelstand: 0211/778-2112 [email protected] Welche Wünsche können sich Sparkunden erfüllen? iern Wir fe 00 0 1.000. pläne spar Fonds Mit Fondssparplänen so gut wie alle. Und die Ziele können Ihre Kunden ganz flexibel erreichen Eine Million Fondssparpläne helfen bereits, dass sich Kunden ihre Wünsche millionenfach erfüllen. Denn Fondssparpläne sind gerade in zinsarmen Zeiten für jeden Kunden attraktiv. Und noch ein Plus: Kunden wollen heute je nach Lebenssituation beim Sparen flexibel agieren. Mit unseren Fondssparplänen können die Sparbeträge jederzeit erhöht oder reduziert werden. Wir danken Ihnen für Ihr Engagement, das diesen Erfolg erst möglich gemacht hat. Geld anlegen klargemacht Mehr Informationen unter www.geld-anlegen-klargemacht.de Weitere Informationen, die Verkaufsprospekte und die wesentlichen Anlegerinformationen erhalten Sie kostenlos in deutscher Sprache beim Kundenservice der Union Investment Service Bank AG, Weißfrauenstraße 7, 60311 Frankfurt am Main, unter www.union-investment.de oder telefonisch unter 069 58998-5200. Stand: 1. Februar 2015.
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