Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA

Hochbetagte multimorbide Patienten
in der ZNA Risiken und Herausforderungen
Dr. med. Michael Musolf, MBA
Chefarzt Klinik für Geriatrie / Ärztlicher Direktor
Evangelisches Amalie Sieveking Krankenhaus
11.04.15
Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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Hochbetagte multimorbide Patienten
in der ZNA Risiken und Herausforderungen
Dr. med. Michael Musolf, MBA
Chefarzt Klinik für Geriatrie / Ärztlicher Direktor
Evangelisches Amalie Sieveking Krankenhaus
11.04.15
Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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Kommunen im
demographischen Wandel
G. Naegele; ZfGG 02-2010: 98-1025)
• Rückgang der Gesamtbevölkerung
• Stagnation der Geburtenraten auf niedrigem
Niveau
• Zunahme des kollektiven Alterns der Bevölkerung
mit hohen Steigerungsraten in der Gruppe der
sehr alten Menschen
• Anhaltende ethnisch-kulturelle Differenzierung der
Bevölkerung, die zunehmend auch das „Alter“
erreicht
11.04.15
Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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Lebenserwartung
heute …-jähriger
Zweiter Altenbericht: Wohnen im Alter; BMFSFJ, Bonn 1998
www.destatis.de/Lebenserwartung in Deutschland
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Lebenserwartung
heute …-jähriger
Zweiter Altenbericht: Wohnen im Alter; BMFSFJ, Bonn 1998
www.destatis.de/Lebenserwartung in Deutschland
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Spannungsbogen des Alterns
«aktive Ältere»
11.04.15
«gebrechliche Ältere»
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Der alternde Mensch
Prediger 12, 3-5 / Dir Bibel - Hoffnung für Alle (1996)
• Deine Hände, mit denen Du dich schützen konntest, zittern;
deine starken Beine werden schwach und krumm.
• Die Zähne fallen dir aus, und deine Augen werden trüb.
• Deine Ohren können den Lärm auf der Straße nicht mehr
wahrnehmen, und deine Stimme wird immer leiser.
• Schon früh am Morgen beim Zwitschern der Vögel wachst
du auf, obwohl du ihren Gesang kaum noch hören kannst.
• Du fürchtest Dich vor jeder Steigung und hast Angst, wenn
du unterwegs bist.
• Dein Haar wird weiß, mühsam schleppst Du dich durch den
Tag, und deine Lebenslust schwindet.
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Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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Primäres Altern …
• Beginn um das 30. Lebensjahr
• langsam fortschreitender Verlust von
Körperfunktionen ohne Krankheitswert,
der alle Organsysteme betrifft
• definiert maximal erreichbare Lebensspanne
• bisher gibt es keine durch Studien belegten
Behandlungsmethoden oder Arzneistoffe, die
das primäre Altern verzögern oder verhindern
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Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
Maria Olivia da Silva
1880 – 2005 (125 Jahre)
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Physiologische Alterung
Steinhagen-Thiessen, Assessment, Robert-Bosch-Stiftung, 1999. 214
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Physiologische Alterung
Steinhagen-Thiessen, Assessment, Robert-Bosch-Stiftung, 1999. 214
FOLGE: grenzkompensierte Körperfunktionen mit
reduzierten Reservekapazitäten
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> 65jährige mit Schwierigkeiten bei
mindestens einem IADL-Kriterium
Steinhagen-Thiessen, Assessment, Robert-Bosch-Stiftung, 1999. 214
Selbständig …
• Telefonieren
• Einkaufen
• Kochen
• Haushalt führen
• Wäsche machen
• Transportmittel nutzen
• Medikamente nehmen
• Geldangelegenheit
regeln
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> 65jährige mit Schwierigkeiten bei
mindestens einem ADL-Kriterium
Steinhagen-Thiessen, Assessment, Robert-Bosch-Stiftung, 1999. 214
Selbständig …
• Essen
• Waschen
• Baden / Duschen
• Ankleiden
• Auf- / umsetzen
• Aufstehen / gehen
• Toilette nutzen
• Treppe steigen
• Stuhl kontinent
• Harn kontinent
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Typen älterer Menschen
• Ältere Menschen
• gesunde ältere Personen
• Ältere Patienten
• Krankheit im Alter
• Multimorbide geriatrische Patienten
• Höheres Lebensalter (70 Jahre und älter)
plus
• geriatrietypische Multimorbidität mit bedrohter bzw.
eingeschränkter Mobilität u/o Selbständigkeit
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Geriatrie-typische Multimorbidität
Leistner K.: Begutachtungshilfe Geriatrische Rehabilitation. MDS Rundschreiben: 5 (10-2005)
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
starke Sehbehinderung, ausgeprägte Schwerhörigkeit
kognitive Defizite, Depression, Angststörung
Schwindel und Sturzneigung, Immobilität
Sensibilitätsstörungen
Gebrechlichkeit (Frailty)
chronische Schmerzen
Inkontinenz
Dekubitalulcera
Fehl- und Mangelernährung
Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt
Mehrfachmedikation / herabgesetzte Medikamententoleranz
häufige Krankenhausbehandlung in letzter Zeit
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Geriatrische Syndrome
• multifaktorielle gesundheitliche Beeinträchtigung von Krankheitswert,
die diagnostische und therapeutische Maßnahmen erfordert
• können keiner Einzelerkrankung zugeordnet werden
• Immobilität
• motorische Defizite
• Inkontinenz
• Darm, Blase
• Intellektueller Abbau
• MCI, Delir, Demenz
• Inkompetenz
• Sturz-Krankheit, Frailty-Syndrom
• Isolation
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Sekundäres Altern …
• die maximal erreichbare Lebensspanne verkürzende Einflüsse:
• Fehl- / Mangelernährung
• Suchtmittelkonsum
• Bewegungsmangel
• Frailty-Syndrom
• Krankheit
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Patienten mit geriatrischem Profil
kennzeichnen …
N. Lübcke, kc-geriatrie beim MDK Nord 2008
• strukturelle und funktionelle Veränderungen von Organen und Geweben
• grenzkompensierte Körperfunktionen mit reduzierten Reservekapazitäten
• manifeste oder zumindest drohende Beeinträchtigungen der Aktivitäten
des täglichen Lebens
• zunehmende Multimorbidität
• auftreten geriatrischer Syndrome
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Krankenhausfälle 2012 mit
Wohnort Hamburg
Quelle: Hamburg.de
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Krankenhausfälle
Prognose bis 2030
Demographischer Wandel Heft 2, Ausgabe 2010; 17
48,9 %
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62,4 %
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Lebenserwartung und Krankheit
G. Kolb; Enquete Kommission demographischer Wandel in Nds. 2008
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Geriatrischer Patient in der ZNA
• erheben der Eigenanamnese erfordert deutlich höheren Zeitaufwand
• erschwerte Anamneserhebung infolge
• Presbyakusis
• Aphasie / Dysarthrie
• kognitive Alterationen
• bagatellisieren und vermischen von Beschwerden lassen anamnestische
Angaben ungeordnet erscheinen
• ungeordneter Überschuss an Informationen
• umfangreiche Pflegedokumentation
• zahlreiche, chronologisch ungeordnete, ggf. veraltete, Arztbriefe und
Diagnoselisten
• mehrere Medikamentenpläne / Sammlung von angebrochenen
Medikamentenschachteln
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Geriatrischer Patient in der ZNA
1: NNISS National Nosocomial Infection Surveillance System,
Geriattie-Report 01-2015, M. Möckel: 36-38
• 30% der geriatrischen Patienten präsentieren sich mit unspezifischen
oder atypischen Beschwerden
• Typische Leitsymptome (z. b. Fieber) fehlen nicht selten
• 35% der Krankenhausaufnahme erfolgt wegen einer Infektion1
• 30-50% Harnwegsinfektion
• 15-20% Pneumonie
begünstigen Delir
• 10-15% Decubitalulzera
• Exsikkose
• Hyponatriämie
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Prävalenz der Demenz
Anzahl Demenzerkrankter / NeuroGeriatrie 1-2010:35
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Demenz Syndrome
5%
4%
1%
Primäre Demenzen
Alzheimer Typ
Mischform
Vaskulärer Typ
Depression
Alkohol
Sonstige
15%
60% Sekundäre Demenzen
15%
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Demenzerkrankte in der ZNA
aus Mitarbeitersicht
• Patient kann keine Angaben zur Anamnese machen
• Patient macht unpräzise, eventuell sogar widersprüchliche Angaben zur
Beschwerdesymptomatik
• Fehlende Information über Versorgungsbedarf, Medikation, Hausarzt, etc.
• Unverständnis beim Patienten sorgt für
latente Aggression, da die Zeit knapp ist
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Aufnahmesituation aus Patientensicht
• mit den Krankenhausstrukturen und –abläufen überfordert
• unbekannte Umgebung
• fühlt sich unverstanden, wird unruhig, eventuell sogar aggressiv
• viele fremde, hektische Menschen
• alle Augenblick kommt jemand anderes
• versteht nicht was mit ihm geschieht
• Blutentnahme ist unangenehm
• Untersuchungen machen Angst
• Angehörige sind belastet und nehmen Mängel in der (Erst-)versorgung
als bedrohlich wahr
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Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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Hippocrates
... „bei akutem Fieber, Lungenentzündung,
Hirnhautentzündung und akuten Kopfschmerzen
beobachte ich, dass die Patienten mit den Händen in
der Luft umherfuchteln, auf der Bettdecke Flusen
zupfen und Spreu von der Wand pflücken. All diese
Zeichen sind ungünstig, im Grunde tödlich.“
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Inzidenz des akuten Delirs
1: Royal V´Collage of Psychiatrics, 2005
2: Prof. Hager, Hannover, 2004
• betroffene Krankenhauspatienten
• ca. 20 % (7-70%)1
• ambulant erworben und bei Klinikaufnahme bestehend
• bei 50% dementiell Erkrankter
• neuauftretend im Krankenhaus2
• Innere Medizin: 3-31%
• Chirurgie:
10-15%
• ältere Patienten mit Hüftfraktur: ca. 50%
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Inzidenz des akuten Delirs
1: Royal V´Collage of Psychiatrics, 2005
2: Prof. Hager, Hannover, 2004
• betroffene Krankenhauspatienten
• ca. 20 % (7-70%)1
In bis zu 70% der Fälle wird
• ambulant erworben
bei Klinikaufnahme
bestehend
dasundDelir
nicht erkannt
• bei 50% dementiell Erkrankter
• neuauftretend im Krankenhaus2
• Innere Medizin: 3-31%
• Chirurgie:
10-15%
• ältere Patienten mit Hüftfraktur: ca. 50%
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Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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Akutes Delir
Risiko-Mix
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Potentiell delirogene Medikamente
Neuroleptika
z.B. Chlorpromazin, Promethazin
Trizyklische
Antidepressiva
z.B. Amitryptilin, Doxepin
Spasmolytika
z.B. Butylscopolamin
Antihistaminika
z.B. Diphenhydramin
H2-Blocker
z.B. Cimetidin, Ranitidin
Ophtalmologica
z.B. Atropin-haltige Augentropfen
Antiparkinsonmittel
z.B: Anticholinergika, Dopaminagonisten, L-Dopa
Analgetika
z.B. generell Opioide und Opiate, Azetylsalizylsäure in höherer
Dosierung, NSAR
Antikonvulsiva
z.B. Phenytoin, Valproinsäure, Carbamazepin
Antibiotika
z.B. Gyrasehemmer, Sulfonamide, Tuberkulostatika
Benzodiazepine
z.B. der Entzug von Benzodiazepinen
andere
11.04.15
z.B. Kortikosteroide, Lithium, Digitalisglykoside, Propanolol, Clonidin,
Hochbetagte
multimorbideTheophyllin,
Patienten in der
ZNA
Chinidin, Ciclosporin,
Lidocain,
Mexiletin
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Potentiell delirogene Medikamente
Neuroleptika
z.B. Chlorpromazin, Promethazin
Trizyklische
Antidepressiva
z.B. Amitryptilin, Doxepin
Spasmolytika
z.B. Butylscopolamin
Antihistaminika
z.B. Diphenhydramin
H2-Blocker
z.B. Cimetidin, Ranitidin
in 22-39%
sind Medikamente
z.B. Atropin-haltige Augentropfen
Ophtalmologica
Antiparkinsonmittel
z.B: Anticholinergika, Dopaminagonisten, L-Dopa
Analgetika
z.B. generell Opioide und Opiate, Azetylsalizylsäure in höherer
Dosierung, NSAR
Antikonvulsiva
z.B. Phenytoin, Valproinsäure, Carbamazepin
Antibiotika
z.B. Gyrasehemmer, Sulfonamide, Tuberkulostatika
Benzodiazepine
z.B. der Entzug von Benzodiazepinen
andere
11.04.15
Delir-Auslöser
z.B. Kortikosteroide, Lithium, Digitalisglykoside, Propanolol, Clonidin,
Hochbetagte
multimorbideTheophyllin,
Patienten in der
ZNA
Chinidin, Ciclosporin,
Lidocain,
Mexiletin
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Klinik des akuten Delir
• plötzlicher Beginn mit rasch progredienter Symptomatik
•
•
•
•
•
•
•
•
unvermittelt auftretende unmotivierte Aggressivität
gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus
Affektstörung
optische u/o akustische Halluzinationen
Wahnvorstellungen
formale Denkstörungen
Desorientiertheit
Körpersymptome
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Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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Klinik des akuten Delir
• plötzlicher Beginn mit rasch progredienter Symptomatik
•
•
•
•
•
•
•
•
Nicht
selten unmotivierte
rasch wechselnde
unvermittelt
auftretende
Aggressivität
gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus
Ausprägung der Symptome
Affektstörung
Wechsel
der Symptome
optischeODER
u/o akustische
Halluzinationen
Wahnvorstellungen
formale Denkstörungen
Desorientiertheit
Körpersymptome
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Formen des akuten Delir
O‘Keeffee und Lavan, 1999
Geriatrie-Report 01-2013: 52-54
• Hypoaktive Form (29%)
• Bewegungsarmut
• Vigilanzminderung / Lethargie => Decubitusrisiko ↑
• Hyperaktive Form (21%)
• gesteigerte motorische Aktivität, Unruhe => Sturzrisiko ↑
• Halluzinationen, Verhaltensauffälligkeiten
• Mischform (43%)
• Wechsel von Hypo- und Hyperaktivität
• Vigilanz fluktuierend
• Keine psychomotorischen Veränderungen (7%)
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Altern des Bewegungsapparates
•
•
•
•
nachlassende Muskelkraft und Muskelleistung
nachlassende Gelenkstabilität
verlangsamte Stell- und Stürzreaktionen
nachlassende Multi-Tasking-Fähigkeit
Folgen
• Zunahme des Sturzrisikos
• drohende Immobilität
• drohende Pflegebedürftigkeit
• erhöhte Sterblichkeit
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Arzneiverordnungen
GEK-Versicherter 20051
1: Neuro-Geriatrie 2009 – 3: 118
2: Der Internist 12-2009: 1415-1423
%
männlich
weiblich
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Arzneiverordnungen
GEK-Versicherter 20051
1: Neuro-Geriatrie 2009 – 3: 118
2: Der Internist 12-2009: 1415-1423
%
männlich
Personen über 60 Jahre, also 27% der Bevölkerung
verbrauchen 64% der „definierten Medikamentendosen“2
weiblich
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Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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Polymedikation …
Der Internist 06-2010: 737-747
• …5 und mehr Arzneimittel bzw. Wirkstoffe gleichzeitig
• Anlass für mangelhafte Therapietreue ~ Compliance
• erhöhtes Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• zunehmendes Risiko für Wechselwirkungen
• Anlass für Krankenhauseinweisung
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Pharmakodynamik
• Wirkungsmechanismus
• Dosis-Wirkung-Beziehung
• Nebenwirkungen
• Interaktion
• Toxikologie
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Unter- / Über- / Fehlmedikation
• männlich, 72 Jahre
• Klinikeinweisung zur Abklärung rezidivierende Stürze
• KHK, Hypertonie, Vorhofflimmern
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Polypharmazie und Compliance
Darnell et al, J.Am.Ger.Soc. 2011
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Take Home …
Patienten mit geriatrischem Profil
N. Lübcke, kc-geriatrie beim MDK Nord 2008
• Höheres Lebensalter „70plus“
• strukturelle / funktionelle Veränderungen von Organen / Geweben
• grenzkompensierte Körperfunktionen mit reduzierten Reservekapazitäten
• auftreten geriatrischer Syndrome und des Frailty-Syndrom
• zunehmende Multimorbidität
• Ernährungsprobleme
• akute oder chronische kognitive Einschränkungen
• Chronifizierungstendenz „Genesung ad optimum statt Kuration“
• manifeste oder zumindest drohende Beeinträchtigungen der
Aktivitäten des täglichen Lebens
• Singularisierung
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Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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Geriatrisches Identifikations-Screening
D. Lüttje et al; Das geriatrische Assessment; Der Internist 8-2011: 925
• Alter ≥ 80
ODER
• Alter ≥ 70 plus 1 Punkt nachfolgender Items
•
•
•
•
•
•
•
Sturz
Delir
früherer Aufenthalt in der Geriatrie
aus Pflegeheim
Pflegestufe 1 oder höher
mind. 2 ungeplante Krankenhausaufenthalten in letzten 12 Monaten
Hohes Risiko bei Entlassung wenn ≥ 3 Punkten
•
•
•
•
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Lebt allein
Kann selbständig telefonieren
Selbständiges Waschen und Kleiden
Kann Wohnung ohne Hilfe verlassen
JA 1 Pkt
JA 0 Pkt
JA 0 Pkt
JA 0 Pkt
NEIN 0 PKt
NEIN 1 Pkt
NEIN 1 Pkt
NEIN 1 Pkt
Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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ISAR ~
Identification of Seniors at Risk
• Hatten Sie vor der aktuellen Erkrankung regelmäßig
Hilfe im Alltag?
• Brauchen Sie, seit sie erkrankt sind, mehr Hilfe als
vorher?
• Waren Sie im letzten halben Jahr über Nacht im
Krankenhaus?
• Sehen sie gut?
• Haben Sie ernsthafte Probleme mit dem
Gedächtnis?
• Nehmen Sie täglich mehr als 6 Medikamente?
Ja = 1 / Nein = 0
Ja = 1 / Nein = 0
Ja = 1 / Nein = 0
Ja = 0 / Nein = 1
Ja = 1 / Nein = 0
Ja = 1 / Nein = 0
Cut off für geriatrisches Konsil: ≥ 2 Pkte
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Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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Klinik-Strukturen für ältere Patient
• Kontinuität in der Betreuung durch Arzt und Pflege
• Vermeiden häufiger Stations- / Abteilungswechsel
• Rein medizinische Versorgung reicht nicht aus
• Aktivierend therapeutische Pflege
• Multiprofessionelles therapeutisches Team
• Mehr Zeit für Beratung und Erläuterung
• Interdisziplinäre Behandlung  Fachkompetenz zum Patienten und
nicht umgekehrt
• Alterstraumatologie
• Kognitive Geriatrie
• Altersneurologie
• Alterskardiologie
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Geriatrisches Case-Management
Hospiz
IMC / Intensiv
Hausärztliche
Versorgung
Kognitive
Geriatrie
palliative
Geriatrie
Langzeitpflege
AKUT
GERIATRIE
Einweisung
NUA
Kurzzeitpflege
Interdiszipl.
Privatst.
Andere Fachabteilung
Geriatrisches Konsil
FRÜH-REHA
GERIATRIE
Externe Klinik
nach Hause
Exitus
Ambulante
Geriatrie
mit Pflegedienst
Geriatrisches Zentrum
ohne Therapien
Zuweisung durch
Niedergelassene
GERIATRIE
TAGESKLINIK
mit Therapien
ohne Pflegedienst
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Hochbetagte multimorbide Patienten in der ZNA
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