Einblicke - Diakonie Münster eV

Die Zeitschrift der Diakonie Münster. Erscheinungsweise: 1 x jährlich. Spannende Einblicke in die Arbeit der Diakonie Münster und ihre Themen
2014/2015
Seitenthema 1
Blickpunkt:
Vielfalt in der
Diakonie
Einblicke
Die Zeitschrift der Diakonie Münster
Weitere Themen
70 Jahre Martin-Luther-Haus
Was braucht meine Seele?
2 Einblicke 2014/2015 Vorwort
Vorwort
Vorwort 3
Ulrich Schülbe
Vorstand
Diakonie Münster e.V.
Liebe Leserinnen und Leser,
Im vergangenen Jahr bin ich von Südwestfalen ins westliche Münsterland gezogen. Hausrat zusammengepackt,
Überflüssiges wegschmeißen, Altes neu entdecken.
Beim Sortieren fiel mir meine Konfirmationsurkunde von
1971 in die Hände, Römer 15, Vers 7 „Nehmt einander
an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“
als die Christen, die aus der jüdischen Tradition
stammten. Vielleicht wurden zunächst die Argumente
noch recht zivilisiert ausgetauscht, aber das hatte bald
ein Ende. Die Gemeinde in Rom fing an, sich zu streiten.
Komisch wegen Essen, Trinken und Feiertagsregeln
sollte es zu Auseinandersetzungen kommen?
Text zur Kenntnis nehmen, Konfirmationsfoto mit allen
Mitkonfirmandinnen und -konfirmanden anschauen,
schmunzeln über die kuriosen Frisuren und die verrückten Anzüge der Jungen und Kostüme der Mädchen.
Kenne ich noch alle? Jawohl! Was mir damals wohl
durch den Kopf gegangen ist, als ich diesen Konfirmationsspruch gewählt habe? Er war 1971 Jahreslosung.
Und nun, 44 Jahre später, wieder.
Ja, denn hinter diesen Gepflogenheiten stecken tief verwurzelte und empfundene Wertmaßstäbe. Es sind halt
eben nicht nur „Äußerlichkeiten“. Die Auseinandersetzung gilt einerseits der „Macht der Gewohnheit“ und
andererseits dem Kerngedanken christlich-jüdischer Tradition: der Gottesebenbildlichkeit des Menschen und
dem Grundsatz, dass alle Menschen gleich viel wert
seien. Konflikte können so schnell eskalieren, damals wie
heute. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen mit
unterschiedlichen Biographien werden sich auch in der
Kirche und in diakonischen Organisationen begegnen
und aneinander reiben. Und in vielem, an dem man sich
reibt, wird es um Geschmacksfragen gehen.
Geschmacksfragen deshalb, weil wir damit oft viel mehr
verbinden und empfinden als der andere, der anders
denkt und handelt. Das macht die Diskussion oft schwer.
Paulus schreibt seinen Brief aus römischem Arrest. Rom
ist ein Schmelztiegel der unterschiedlichen Nationalitäten, Kulturen, religiöser Kulte und die junge christliche
Gemeinde in Rom bildet ebenfalls einen solchen
Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen. Es kann nicht
überraschen, dass diese Unterschiedlichkeit auch in
gemeindlichen Zusammenhängen zum Streit führte.
Welche Feiertage soll man halten, welches Essen darf
man essen und welche Getränke zu sich nehmen? Diejenigen Christen, die aus einem heidnischen Hintergrund
kamen, haben darüber andere Vorstellungen entwickelt
Paulus sagt im Römerbrief auf die bitter umkämpften
Fragen in Römer 14, Vers 17 „Das Reich Gottes ist nicht
Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Frieden
und Freude in dem Heiligen Geist.“ Und er gibt zwei
Verse später die Richtung an: „Lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.“ Deshalb soll man den anderen hoch achten und
Rücksicht auf ihn nehmen. Es geht bei Auseinandersetzung im Reich Gottes eben nicht nur ums Recht haben,
sondern es geht darum, in klärenden Prozessen immer
auf das Lob Gottes hin zu streben.
Jesus hat mich angenommen, wie ich bin. Er lädt mich
an seinen Abendmahlstisch zum Essen und Trinken und
Feiern. Der Grund ist seine Gnade. Aber Jesus lädt nicht
nur mich an seinen Tisch, sondern auch viele andere.
Und das heißt, Jesus möchte eine bunte Familie und
Vielfältigkeit (Diversity). Es ist eben normal, verschieden
zu sein. Wo Jesus herrscht, da sollen wir uns einander
annehmen. In der Gemeinde Jesu soll es keinen Unterschied geben zwischen Arm und Reich, Juden oder Griechen (Gal. 3,28).
So wünsche ich allen unterschiedlichen Leserinnen und
Lesern unserer Einblicke 2014 ganz vielfältige und unterschiedliche Eindrücke und Anregungen. Und wenn es
gut geht, soll aus den neuen Erfahrungen ein Lob Gottes
entstehen.
Ulrich Schülbe
4 Einblicke 2014/2015
Inhalt 5
70 Jahre
Martin-LutherHaus
Blickpunkt:
Vielfalt in der
Diakonie
ab Seite 8
Vielfalt in der Diakonie
Ulrich Schülbe über unterschiedliche Fähigkeiten
und Talente der Menschen in Diakonie und Kirche
9
Wertschätzung entwickeln
Ulrich Watermeyer über die Verschiedenartigkeit
von Menschen in unseren Einrichtungen
13
Beratungsvielfalt
Marion Kahn über das neue Angebot DiaConsult
15
Aus der Praxis
Aus aller Welt willkommen
Was wären wir ohne sie?
Vorhang auf: Die Bühnenflitzer
Innovationsralley für Austausch und Projektideen
Diversität im Grundschulalltag
Und zum Dank ein halbes Huhn
Bunte Vielfalt erlebt
Von der Diakonie Münster zur Botschaft
der Republik Namibia
Pfarrer Johannes Schildmann:
Die interkulturelle Öffnung der Diakonie
Martin Schofer:
Ältere in Münster – Vielfalt durch Unterschiede
Professor Dr. Thomas Zippert:
Unser theologisch-diakonisches Profil in einer
zunehmend pluralen Gesellschaft. Welche Beiträge
kann hierzu die Fachhochschule der Diakonie leisten?
Aus den Einrichtungen
Diakoniestation
Neue Fahrzeuge für die Diakoniestation
Sie lebt für die Pflege
Stationäre Seniorendienste
Handorfer Hof: Antwort auf hohe Nachfrage
Geschichte des Martin-Luther-Hauses
Carsten Wähning gewinnt Ausbildungsförderpreis
Azubi-Ehrenamtstag am Matthias-Claudius-Haus
Kinder-, Jugend- und Familiendienste
Hand in Hand
Beratungs- und BildungsCentrum
Immer wieder mittwochs: Mutter-Kind-Gruppe
Lilli sagt Danke
EU-Projekt: Bildung für alle
Seite 50
Hand in Hand
Seite 57
16
16
17
19
21
22
24
Neue Rubrik:
Für die Seele
Kooperationspartner
Kleine Geschichte des Johannes-Hospizes
Orte von Fremde und Liebe
Seite 62
26
Für die Seele
Was braucht meine Seele
Ein Tag für Erholung und Begegnung
Gottesdienste für Mitarbeitende
30
Aus der Diakonie Münster
Datenverarbeitung mit neuem Partner
Mitgliederversammlung
Verabschiedung von Heinz-Werner Dellwig
34
36
36
31
Diakoniestiftung:
Mitmachen – Spenden – Stiften
69
28
(Der Zeitschrift liegt ein Spenden-Überweisungsträger bei)
Mitarbeiterumfrage
34
Rubriken
Vorwort
Rundschau
Jubiläen 2015
Im Profil: Jasmin Mahdavi
Das Blaue Brett
Zum Schluss
Unsere
neue Rubrik:
Kooperations
partner
Unsere
neue Rubrik:
Für die
Seele
39
40
42
44
47
48
50
52
54
55
57
59
61
62
63
2
6
64
68
71
72
Impressum
Einblicke 2014/2015
Die Zeitschrift der
Diakonie Münster (DM)
Herausgeber
Ulrich Schülbe
Vorstand
Diakonie Münster e.V.
Redaktion / V.i.S.d.P. / Kontakt
Annette Müller
Sekretärin des Vorstands
Diakonie Münster e.V.
Fliednerstraße 15, 48149 Münster
Tel: 02 51. 89 09 11
Fax: 02 51. 89 09 32
[email protected]
Redaktion / V.i.S.d.P. / Kontakt
Bettina Zeidler-Wernhard
Öffentlichkeitsarbeit – Verwaltung
Diakonie Münster – Beratungsund BildungsCentrum GmbH
Hörsterplatz 2b, 48147 Münster
Tel: 02 51. 490 15 36
Fax: 02 51. 490 14 30
b.zeidler-wernhard@
diakonie-muenster.de
Fotonachweis
Sofern nicht im Innenteil benannt:
Mitarbeitende Diakonie Münster
Druck
Rademann Print Business Partner
Auflage 1200, Stand Januar 2015
Konzeption
Redaktion + müller mixed media
Gestaltung, Satz, Illustration
müller mixed media, Designbüro
www.muellermixedmedia.de
Hinweis
Die Zeitschrift der Diakonie Münster steht allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Diakonie
Münster für Beiträge und Mei-
nungsäußerungen offen. Anonyme
Beiträge werden nicht veröffentlicht. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
Die Inhalte der Zeitung werden
sorgfältig geprüft und nach bestem
Wissen erstellt. Vom Herausgeber
kann jedoch keinerlei Gewähr für
die Korrektheit, Vollständigkeit,
Aktualität oder Qualität der bereit-
gestellten Informationen übernommen werden. Haftungsansprüche gegen den Herausgeber,
die sich auf Schäden materieller
oder ideeller Art beziehen, die
durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger
Informationen verursacht wur-
den, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln nicht unbedingt
die Meinung des Herausgebers
wider.
6 Einblicke 2014/2015 Rundschau
Rundschau 7
Ev. Frauenhilfe
Vorstandswechsel
Dankeschön an Frauenhilfe
Zum sechsten Mal beim
Münster-Marathon
Viele Helferinnen der Ev. Frauenhilfe auf dem Weihnachtsmarkt der Wohlfahrtsverbände und die Diakoniepresbyterinnen und Diakoniepresbyter des Ev. Kirchenkreises Münster hatten sich zum Dankeschön-Nachmittag der Diakonie Münster im Haus Simeon eingefunden. Festlich gedeckte Tische und eine DankeschönKarte hießen alle willkommen.
Die Jahreslosung „Gott nahe zu sein ist mein Glück“ –
Psalm 73,28 – stand im Mittelpunkt der Andacht von Ulrich Schülbe, Vorstand Diakonie Münster. Nach dem gemütlichen Kaffeetrinken gaben Marie-Luise Fuchs für die
Cafeteria und Erika Trenkler für den Basar einen Rückblick auf die Wochen im Advent und gleichzeitig Anregungen für den kommenden Weihnachtsmarkt.
Auch Ulrich Schülbe und Adelheid Hasenburg, Vorsitzende des Bezirksverbandes der Ev. Frauenhilfe im Kirchenkreis Münster fanden herzliche Dankesworte für alle
Beteiligten und überreichten den beiden Verantwortlichen einen Blumenstrauß.
Wieder waren unsere Mitarbeitenden der verschiedenen
diakonischen Einrichtungen beim Münster-Marathon
aktiv. Reihe hinten, v. li.: Leona Witte, Heinz-Werner
Dellwig, Stefan Hirtsiefer, Ulrich Schülbe, Jürgen Brünen; Reihe vorne, v. li.: Dalisay Utzel, Agnieska Bösel,
Daniela Reker-Kühn, Ellen Ritter
el
ren Haussammlungen
Je nach Region variieren
mlungsjahr 2010
akonische Arbeit der
akonische Aufgaben (zum
enioren- und Kinderfreizeiten
el werden von den örtlichen
stützung diakonischer
0 Euro).
Für…
Liebe Gemeindeglieder!
Das ist für manchen
für Borussia? Für Köln oder für Gladbach?
Wofür bist du: Für Schalke oder
Fußball geht es nicht um
Lebensfrage. Man sagt ja, beim
eine Glaubensfrage und damit eine
Leben und Tod, da geht es um mehr…
sten Giovanni di
auf Wesentliches. Die beiden Spitzenjournali
Tatsächlich zielt die Wofür-Frage
den Titel
ein neues Buch geschrieben. Es trägt
Lorenzo und Axel Hacke haben gemeinsam
glaubst du eigentwie: An welche grundlegenden Werte
„Wofür stehst Du?“ Es geht um Fragen
wichtig in diesem Land?
um uns alle geht? Was ist wirklich
du?
lich, wenn es nicht um dich, sondern
dich einzusetzen? Kurz: Wofür stehst
bereit,
du
bist
Gemeinschaft
der
Für welche Ziele
die Wofür-Frage.
Diakoniesammlungen 2011, stellt
Auch „für“, das kurze Leitwort der
christlich begründete Hilfe,
steht als Markenzeichen für eine
Wofür steht die Diakonie? Diakonie
in der pflegeMitarbeitenden qualifiziert und wirksam
die von hauptamtlich und ehrenamtlich
auf Hilfe
geleistet wird, die aus vielerlei Gründen
rischen und sozialen Arbeit an Menschen
angewiesen sind.
benötigen,
die Rat und Hilfe, Trost und Hoffnung
Der Einsatz der Diakonie für Menschen,
Ihrer Spende bei der
und finanzielle Unterstützung. Mit
braucht persönliches Engagement
Sie stehen.
– ein kleines Stück weit zeigen, wofür
Herbstsammlung können Sie – auch
„Was ihr für einen
meiner geringsten
Brüder getan habt,
das habt ihr mir
getan!“ Matthäus 25, 40
Mit freundlichen Grüßen
n
www.diakonie-rwl.de/sammlunge
ahmen gefördert: innovative
emeinden, Projekte der
ür Abhängige, die Arbeit in
ationsdiensten, die Aktion
Pfarrer Professor Dr. Uwe Becker
Werkes
Sprecher des Vorstandes des Diakonischen
e.V.
der Evangelischen Kirche im Rheinland
Herbstsammlung
Sommerund Adventssammlung
„für“ Menschen in sozialen
Notlagen
Im Namen des Vorstandes der Diakonie Münster dankte
Pfarrer Karl H. Köster den Sammlerinnen und Sammlern
für ihre unverzichtbare Arbeit. Stellvertretend dankte er
auch im Namen all derer, denen die gespendeten
Beträge zugutekommen. Zweimal im Jahr gehen die
Sammlerinnen und Sammler in ihren Kirchengemeinden
von Haus zu Haus und bitten die Menschen ganz persönlich um ihre Unterstützung für die vielfältige Arbeit
der Diakonie. Viele tun diesen wertvollen ehrenamtlichen Dienst schon seit Jahren, manche gar seit Jahrzehnten. Mit einem Blick in die Zukunft verbanden die
Sammlerinnen und Sammler einen deutlichen Wunsch,
denn die Zahl der Menschen in sozialen Notlagen steigt,
die Aufgaben der Diakonie werden immer vielfältiger –
und für all dies braucht es sowohl Geld als auch Menschen, die bereit sind, diesen wertvollen Dienst zu tun.
Mitarbeiterfest
Neuer Vorstand in der
Diakonie Münster
Stimmungsvolles Mitarbeiterfest in der Friedenskapelle
Von links: Heinz-Werner Dellwig, 2. Vorsitzender des
Verwaltungsrates; Marion Kahn, Geschäftsführerin der
Kinder-, Jugend- und Familiendienste und des Beratungs- und BildungsCentrums; Ulrich Schülbe, Vorstand;
Ulrich Watermeyer, Geschäftsführer der Ambulanten
und Stationären Seniorendienste sowie Superintendentin
Meike Friedrich, 1. Vorsitzende des Verwaltungsrates
Von links: Ulrich Schülbe, Vorstand; Johanna Wieskamp
(25 J.); Gunther Braun (30 J.); Werner Gerwinat (35 J.);
Monika Hinze (35 J.); Sabine Kraka (30 J.); Annemarie
Kämper (25 J.); Ingrid Kiewit (25J.); Jürgen Eckert (25 J.)
Mit einem Gottesdienst in der Apostelkirche und einem
anschließenden Empfang im Bonhoefferhaus wurde der
neue Vorstand der Diakonie Münster – Ulrich Schülbe –
im April 2014 unter Beteiligung zahlreicher Mitarbeitender der Diakonie sowie Gästen aus Kirche und Gesellschaft offiziell in sein Amt eingeführt.
Schülbe, Diplom-Sozialpädagoge, M. A. Diakoniewissenschaften, Dipl. Supervisor sowie Betriebswirt, hatte sich
unter einer großen Bewerberzahl durchgesetzt und
kommt seinen Aufgaben bereits seit dem 01. Oktober
2013 nach.
Vorstand und Geschäftsführungen der Diakonie Münster
dankten mit ihrer Einladung zum Mitarbeiterfest allen
Gästen für ihr Engagement und die geleistete gute
Arbeit. Der Abend startete mit einer Andacht, es folgte
die Verabschiedung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Hamer und die Ehrungen langjähriger Mitarbeitender. Nach einer Stärkung am reichhaltigen Buffet sorgte Christoph Tiemann mit pointiertem
politischen Kabarett und versierter Parodie für gute
Unterhaltung. Schnell füllte DJ Lars mit seiner Musik die
Tanzfläche, bis schließlich die letzten Gäste weit nach
Mitternacht zufrieden den Heimweg antraten.
Ulrich Schülbe sprach den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seinen herzlichen Dank aus für ihr Engagement
und Ihren Einsatz für die Diakonie Münster und überreichte den Jubilaren das goldene Kronenkreuz als
höchste Auszeichnung der Diakonie für langjährige
hauptamtliche Arbeit.
8 Einblicke
Einblicke
2014/2015
2014/2015
Blickpunkt:
BlickpunktVielfalt
Diversityin der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 9
Leitartikel
Vielfalt in der Diakonie
Unterschiedliche Fähigkeiten und Talente
der Menschen in Diakonie und Kirche
fördern Innovation und kreative Lösungen.
Meine erste Berührung mit dem Thema Diversity hatte
ich vor einigen Jahren. Ein renommierter Bildungsträger
bot einen Workshop an zu dem Thema „Diversity: Interkulturelle Kommunikation“. Als ein an Organisationsdynamik und Interaktionsstruktur interessierter Zeitgenosse
hat mich die Ausschreibung angesprochen und ich habe
an der Veranstaltung teilgenommen.
Interkulturelle Kommunikation
Der Hauptreferent: ein Engländer, der als Diplomatensohn in Kenia aufgewachsen war, Psychologie in Amerika studiert hatte, mit einer deutschen Frau verheiratet
und nun in einem großen internationalen Mineralölkonzern tätig war als „Diversity-Trainer“. Der Trainer konfrontierte uns als Workshopteilnehmer mit einem Praxisbeispiel aus seinem Arbeitsumfeld, das ich hier aufgreifen
will – allerdings in einer von mir nun abgewandelten
Weise mit Bezug auf einen uns bekannten organisatorischen Hintergrund. Das Eingangsbeispiel klingt, mit
kleinen Zuspitzungen, dann so:
Stellen Sie sich also vor, Sie sind Heimleiter/in einer diakonischen Organisation (z.B. eines Seniorenheimes)
irgendwo in Deutschland. In Ihrer Freizeit engagieren Sie
sich ehrenamtlich in einer Kirchengemeinde und Ihre
berufliche Biographie ist klassisch verlaufen: Krankenoder Altenpflegeausbildung, Weiterbildung zur Stationsund Heimleitung. Sie sind verheiratet. Vereinbarkeit von
Familie und Beruf ist für Sie ein hoher Wert.
Ihre Pflegedienstleitung ist 20 Jahre jünger als Sie und
hat an einer Fachhochschule Pflegewissenschaft und
Sozialmanagement studiert. Sie beherrscht, im Gegensatz zu Ihnen, die ganze Bandbreite rechnergestützter
Kommunikation und Organisation.
Ihr Qualitätsmanagementbeauftragter ist mit der Hälfte
seiner Arbeitszeit in der Verwaltung tätig, pflegerische
Tätigkeiten sind ihm fremd.
Die Stationsleitungen, mit denen Sie zusammenarbeiten,
bestehen etwa zur Hälfte aus Mitarbeitenden ohne
deutschsprachigen Hintergrund, die Fach- und Hilfskräfte Ihrer Einrichtung repräsentieren ein buntes
Gemisch aus verschiedenen pflegerischen Qualifikationen und Nationalitäten.
Die Hauswirtschaftskräfte, die für den Service und die
Raumpflege zuständig sind, kommen aus unterschiedlichen familiären Bezügen, die darin zusammengefasst
sind, dass eine hohe private Verantwortung für die Aufrechterhaltung der jeweiligen Familiensysteme auf den
jeweiligen Mitarbeiterinnen lastet. Flexible Dienstplanung ist daher nur eingeschränkt möglich. Der Mitarbeiter im Sozialdienst ist auch Vorsitzender der Mitarbeitervertretung und ein profunder Kritiker der laufenden
Dienstplangestaltung. Eine Grippewelle ist im Anzug,
mittlerweile sind schon fünfzehn Prozent der Klienten
und Klientinnen erkrankt und bedürfen einer besonderen
Beachtung, obendrein sind rund zehn Prozent Ihrer
Stammmitarbeiter ebenfalls im Krankenstand, zwei
10 E
inblicke 2014/2015
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt
Blickpunkt
in der Diakonie
Diversity 11
davon sind Nachtwachen. Eine Mitarbeiterin hat
gerade den Erziehungsurlaub angetreten, der Personalersatz dafür fängt erst in drei Wochen an. Die Hauswirtschaftsleitung ist in Urlaub.
Aufgabe: Entwickeln Sie ein Kommunikationskonzept,
mit dieser Krisensituation umzugehen unter der besonderen Berücksichtigung der kulturellen, familiären, politischen, arbeitsrechtlichen und kundenorientierten
Besonderheiten der jeweiligen Interessengruppe in diesem Arbeitsfeld. Beachten Sie dabei die besonderen
Voraussetzungen und Vorgaben zur Aufrechterhaltung
einer diakonischen Kultur bzw. eines diakonischen Leitbildes.Sonst noch Fragen? Nein?!
Viele Lösungen – ein Ziel
Die Herausforderung ist klar – es wird keine einfach lineare Konfliktlösungsstrategie geben. Der Weg zur Lösung
des Problems ist, dass ich wahrscheinlich fünf oder vielleicht acht Lösungen brauche; aber ein Ziel.
Ich habe in diesem Workshop viel diskutiert und gelernt
über den Umgang mit kulturellen Besonderheiten der
jeweiligen Nationalitäten und Ethnien, die in multinationalen Teams zur Kooperation verpflichtet sind. Was mir
vor zwanzig Jahren noch relativ exotisch und im industriellen Bereich gut vorstellbar erschien, ist mittlerweile
berufliche Realität in fast allen Branchen in Deutschland.
Auch in der Sozialwirtschaft sind diakonische Organisationen da nicht ausgeschlossen.
Konferenz in Berlin
Im letzten Herbst fand in Berlin zum dritten Mal eine
Konferenz rund um das Thema Diversity Management
statt. Es haben sich etwa 300 Personen aus den
Bereichen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammengefunden. Im Mittelpunkt standen praktische Erfahrungen aus den Unternehmen. Im Sinne eines best practice Konzeptes warfen die Referenten und die Teilnehmer
des Workshops einen offenen Blick auf die Herausforderungen, die sich in dem Feld einer interkulturellen Mitarbeiterschaft ergeben und präsentierten Lösungsansätze.
Ziel der Konferenz war es, Anregungen und Instrumente
für die konkrete Umsetzung von Diversity im Alltag zu
präsentieren.
Eine der vorgestellten und favorisierten Methoden, die in
der Praxis am besten zu funktionieren scheinen, war das
so genannte „storytelling“ – auf Deutsch: Geschichten
erzählen; auf Diakonisch: Gleichnisse erzählen.
Auf der Grundlage von persönlichen Erfahrungen oder
guten Praxisbeispielen, also über das Geschichten erzählen, sollen einer heterogenen Gruppe von Menschen
sowohl ein bestimmtes Problembewusstsein, aber auch
Impulse vermittelt werden, die neue Denkräume öffnen
für Lösungswege in Arbeitssituationen. Negativbeispiele
fallen einem ja immer schnell ein. Es macht also richtig
Arbeit, gute Beispiele (Geschichten) zu suchen und zu
finden und dann auch situationsbezogen gut zu vermitteln.
Ich glaube, dass wir gerade als diakonische Organisation
auf eine Fülle von Geschichten aus der kirchlichen-diakonischen Tradition heraus mit biblischen Inhalten Bezug
nehmen könnten, um den aktuellen und modernen
Herausforderungen des ökonomischen Diktates unserer
Arbeitswelt Rechnung tragen zu können.
Dabei möchte ich auch den Blick darauf lenken, dass das
Thema "Diversity" neben allen kulturellen, ethnischen
und religiösen Aspekten vor allem auf die Vielfalt der einzelnen Persönlichkeiten verweist.
Wir sind Geschöpfe Gottes und von Gott persönlich und
einzigartig begabt. Dazu kommt, dass der Geist Gottes
uns noch die ganz praktischen christlichen Gaben der
Nächstenliebe, Freundlichkeit, Güte, Barmherzigkeit,
Gastfreundschaft usw. schenken möchte. Diese Gaben
und Ressourcen prägen dann die Persönlichkeit, sie wollen gesehen und ernstgenommen werden, wollen aber
auch eingebracht werden.
In der Vergangenheit mag das oft so gewesen sein, dass
aus bestimmten Traditionen heraus, diese Art von Vielfalt
leider nicht immer so zugelassen wurde, wie es möglich
gewesen wäre. Sicher müssen in Organisationen auch
bestimmte Spielregeln eingehalten werden. Dennoch:
Wer sich nun doch noch gedanklich mit dem oben skizzierten Praxisbeispiel (das nicht wirklich an den Haaren
herbeigezogen ist) auseinandersetzt wird gar nicht
umhinkommen, Lösungen zu suchen jenseits gängiger
und formaler Veränderungsstrategien.
Diversity und Kultur
Die Universität Münster hat in diesem Jahr ein Referat
unter dem Arbeitstitel „Diversity und Kultur“ eingerichtet. Den Initiatoren geht es darum, den verschiedenen
Strömungen der universitären Vielfalt gerecht zu werden.
Das Referat will sich für die Verständigung und den Austausch über Kulturgrenzen hinweg einsetzen. Dabei wird
in den Blick genommen, dass es eine Vielfalt von Merkmalen gibt, die Menschen beeinträchtigen oder ausgrenzen können, wie Hautfarbe, Religionszugehörigkeit,
Geschlecht, etc. Ziel des Referates soll es sein, alle Formen von Diskriminierung (ethnisch, religiös, rassistisch,
sexuell, kulturell, geistig, usw.) zu bewältigen und die
Gleichberechtigung und Chancengleichheit aller Menschen in den Vordergrund zu stellen.
Eine weitere wichtige Säule soll die Förderung von kulturellen Angeboten sein. Dabei sollen alle kulturellen Ausdrucksformen im Bereich von Kunst, Musik, Literatur,
Theater, Tanz und anderer kreativer Ausdrucksformen zu
einem breiten Angebot zusammengefasst werden.
Die Vielfalt unserer modernen Gesellschaft - beeinflusst
durch die Globalisierung und den demografischen Wandel - prägt das Leben in Deutschland. Wir können organisatorisch nur erfolgreich handeln, wenn wir diese vorhandene Vielfalt erkennen und auch nutzen.
Das betrifft auch die Vielfalt in unserer Dienstgemeinschaft in Diakonie und Kirche. Und dies betrifft ebenso
die vielfältigen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden sowie unserer Geschäftspartner. In der Vielfalt
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Talenten liegen die zukünftigen Innovationen und kreativen Lösungen für die
Herausforderungen unseres organisatorischen Alltages.
Es muss darum unser Ziel sein, ein Arbeitsumfeld zu
schaffen, das frei von Vorurteilen und Berührungsängsten ist. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion, Weltanschauung,
Behinderung, Alter und Bildung. Wir müssen erkennen,
dass in der Akzeptanz und Förderung dieser vielfältigen
Potentiale ökonomische Vorteile für unsere Organisation
liegen. Anderseits ist kritisch darauf hinzuweisen, dass
die Ökonomisierung sozialer Dienstleistungen mittlerweile durch gesetzgeberische und ordnungspolitische
Regularien eine geradezu drückende Dynamik erfahren
hat.
In den vergangenen Monaten haben wir in unterschiedlichen Gesprächsrunden an dem Thema „Planung und
Umsetzung einer Diakoniekultur“ in der Diakonie Münster gearbeitet. Dabei haben wir drei Themenfelder identifiziert, in denen wir zukünftig verstärkt tätig sein wollen.
Dies sind erstens unsere Mitarbeiterschaft und die
12 E
inblicke 2014/2015
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 13
Zum Thema
Leitungskräfte, zweitens die Kirchengemeinden und
kirchlichen Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten und drittens das Unternehmen selbst, die Diakonie Münster mit ihren Gremien, Kuratorien, Mitgliederversammlung, Verwaltungsrat, Kooperationspartnern
und sonstige Interessengruppen, die im Fokus unseres
Strebens stehen „unsere“ Diakoniekultur zum Thema zu
machen.
Wertschätzung entwickeln
Die Verschiedenartigkeit der Menschen
bereichert unsere Einrichtungen
Ziel unserer Bestrebungen zur Umsetzung unserer Vorstellungen einer angemessenen Diakoniekultur sollte es
sein, gegenseitigen Respekt und Wertschätzung jeder
und jedes Einzelnen zu fördern. Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Vorgesetzte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unsere diakonischen Werte
erkennen, teilen und leben. Wir nehmen dabei Bezug auf
unser Leitbild und biblisch auf das Doppelgebot der
Liebe: „Du sollst Gott deinen Herr lieben, von ganzem
Herzen, ganzer Selle und ganzem Gemüt und deinen
Nächsten wie dich selbst.“ Dabei kommt den Führungskräften und Vorgesetzten eine besondere Verpflichtung
zu. Durch die Einführung unseres „Geordneten Mitarbeiter-Gespräches“ (GeMAG) wollen wir unsere Personalentwicklungsprozesse befördern und den verschiedenen
Fähigkeiten und Talenten unserer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, aber auch unserem Leistungsanspruch
gerecht werden.
In der ersten Ausgabe unserer Hauszeitung der vier stationären Seniorenzentren in diesem Jahr haben wir uns
mit dem Thema Migration beschäftigt. In zahlreichen
lesenswerten Beiträgen haben Bewohnerinnen und
Bewohner sowie Mitarbeitende ihre Erlebnisse, Standpunkte und Sichtweisen dazu erzählt. Ihre sehr persönlichen Berichte schildern eindrückliche Erfahrungen und
Erlebnisse, und es wird deutlich, welch eine Bereicherung die unterschiedlichen Menschen für unsere Einrichtungen darstellen. Der Anteil der Bewohnerinnen und
Bewohner ausländischer Herkunft steigt an, und auch
die Zahl der Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund
nimmt stark zu. Und immer wieder stoßen wir auch auf
Vorurteile und Ressentiments, die ernst genommen und
offen kommuniziert werden müssen.
Wir müssen die Vielfalt der gesellschaftlichen Realitäten innerhalb und außerhalb unserer Organisation
anerkennen und die darin liegenden Potentiale wertschätzen und für die Diakonie Münster gewinnbringend
entwickeln.
Wir wollen uns weiterentwickeln, so dass unsere Aktivitäten für die Förderung der Vielfalt und die Wertschätzung von Mitarbeitenden auch in Geschichten ihren Niederschlag finden, die uns weiter voran bringen und dann
auch erzählt werden können.
Ich wünsche uns die Überzeugung, dass gelebte Vielfalt
und Achtung dieser Vielfalt eine positive Auswirkung auf
die Diakonie Münster haben wird. Im Gleichnis gesprochen, mit Worten des Apostels und Sehers Johannes
aus dem letzten Buch der Bibel – der Offenbarung (Kapitel 7, 9 ff) mit den Johannes eine „Neue Welt Gottes“,
Ulrich Watermeyer
ist Geschäftsführer
der Stationären
Seniorendienste und
der Diakoniestation.
also den Himmel beschreibt – „…ich sah eine riesige
Menschenmenge aus allen Stämmen und Völkern, Menschen aller Sprachen und Kulturen. Es waren so viele,
dass niemand sie zählen konnte. Sie standen in weißen
Gewändern vor dem Thron (Gottes) … (und) der auf dem
Thron saß spannt sein Zelt über ihnen, …. und (...) wird
ihnen (dann) alle Tränen von ihren Augen wischen.“
Ulrich Schülbe, Vorstand
Diversität bedeutet aber mehr als multikulturelles
Zusammentreffen. In der deutschen Wirtschaft und
Gesellschaft wird es genutzt für die Unterscheidung und
Anerkennung von Gruppen- und individuellen Merkmalen. Folgende Dimensionen werden dabei berücksichtigt:
Kultur, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung und Religion (nähere Informationen unter www.
charta-der-vielfalt.de).
Wird Diversität im Unternehmen als Wert benannt und
gelebt, kann die soziale Vielfalt konstruktiv genutzt werden. Mit dieser erweiterten Sichtweise wird unser Blick
auf die Individualität der Menschen in der Diakonie
gelenkt. An dieser Stelle sollen in aller Kürze drei Dimen-
sionen der Diversität, so wie wir sie in unseren Einrichtungen erleben, umrissen werden: Geschlecht, Religion
und Alter.
Geschlecht
„Die Pflege ist weiblich“ wird noch immer konstatiert.
Stimmt, denn immerhin beträgt der Anteil der Frauen an
der Gesamtmitarbeiterschaft bei den Stationären Seniorendiensten und in der Diakoniestation rund 85%. Die
Gründe hierfür sind mannigfaltig. Vielfach wird Frauen
eine höhere soziale Kompetenz zugeschrieben. Oft sind
es jedoch auch familiäre Gründe, die Frauen zwingen,
eine Teilzeitstelle in einer unserer Einrichtungen zu
ergreifen. Doch in den letzten Jahren beobachte ich,
dass mehr Männer eine pflegerische Ausbildung ergreifen. Für die Zusammenarbeit im Team ist es immer förderlich, wenn Männer und Frauen zusammen arbeiten.
Ich hoffe, dass der Männeranteil in unseren Einrichtungen weiter steigen wird.
Religion
„Haben Sie eine Konfession?“ lautet eine Frage im Vorstellungsgespräch. Wir sind eine evangelische Einrichtung. Deshalb ist die christliche Haltung unserer Mitarbeitenden eine Voraussetzung für das Arbeiten bei der
Diakonie. Doch zunehmend betreuen und begleiten wir
in unseren Einrichtungen und in der ambulanten Pflege
Menschen mit anderen religiösen Hintergründen.
Das führt dazu, dass wir in den Einrichtungen auf die
Bedürfnisse und Gewohnheiten (kulturelle/religiöse
14 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 15
Zum Thema
Marion Kahn ist
Geschäftsführerin
des Beratungs- und
BildungsCentrums
und der Kinder-,
Jugend- und
Familiendienste.
Beratungsvielfalt
Ausweitung unseres Profils
mit DiaConsult – wir können auch
Unternehmen!
Gepflogenheiten und Regeln) der Menschen anderer
Religionsgemeinschaften eingehen müssen. Auch hier
erleben wir das überwiegend als eine Bereicherung.
Gerade setzen wir uns intensiv mit der Einstellung von
Mitarbeitenden, die einer anderen Religion angehören,
auseinander.
Alter
Das Durchschnittsalter in unseren Einrichtungen bei den
Mitarbeitenden liegt bei ca. 45 Jahren. Der Anteil der
älteren Arbeitnehmer ist kontinuierlich gewachsen. Im
gleichen Zuge stellen wir jedes Jahr 10 Schülerinnen und
Schüler ein, die überwiegend zwischen 20 und 30 Jahre
alt sind. Wir hoffen so, dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen. Daneben sind wir froh, dass die
erfahrenen, älteren Mitarbeitenden ihre Kenntnisse an
die jüngere Generation weitergeben. Es zeigt sich immer
wieder, dass Mitarbeitende in zunehmendem Alter sehr
wohl noch äußerst leistungsfähig sind. Gerade in der
letzten Woche haben wir in einer Senioreneinrichtung
einen Pflegemitarbeiter eingestellt, der 60 Jahre alt ist.
Unsere Aufgabe wird es sein, für alle Mitarbeitenden
individuell abgestimmte Leistungsprofile zu entwickeln,
die ihren jeweiligen Fähigkeiten entsprechen.
Das Diversity-Management stellt eine Unternehmensstrategie dar, die den Menschen in seiner Verschiedenartigkeit wertschätzt und ihm seinen Platz im Unternehmen gibt. Dies ist eine bedeutsame Führungsaufgabe,
die das Individuum in seinem Sein in den Mittelpunkt
jeglichen Denkens und Handelns stellt. Und genau das
ist die Grundlage unseres diakonischen Auftrages: Er
fordert uns täglich dazu auf, uns in den Dienst am Menschen zu stellen. Ulrich Watermeyer
Weitere Informationen zum Thema unter:
www.charta-der-vielfalt.de
Das Beratungs- und BildungsCentrum verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung und Begleitung von
Einzelpersonen und Familien. Mit der Ausweitung
unseres Profils haben wir bereits in den letzten Jahren
zunehmend Beratungs- und Bildungsangebote auch in
sozialen Institutionen und kirchlichen Einrichtungen
durchgeführt. Die Vielfalt der fachlichen und methodischen Kompetenzen ermöglicht es uns, unsere Angebote in einem eigenen Geschäftsfeld unter dem Namen
Dia Consult nun auf Unternehmen auszuweiten.
"Menschen stark machen für das Leben - privat
und am Arbeitsplatz"
Aus unserem Beratungsalltag wissen wir um die belastenden Problem- und Themenfelder im Berufsalltag.
Mitarbeitende aus dem Beratungs- und BildungsCentrum übertragen das fachliche Know how aus unseren
vielfältigen Themenfeldern zukünftig auch auf die
betriebliche Ebene. Durch diese Ausweitung unserer
Tätigkeitsfelder wollen wir versuchen, die Bedürfnisse
von Mitarbeitenden in Unternehmen und die betrieblichen Interessen besser in Einklang zu bringen. Unsere
fachlichen und methodischen Kompetenzen wollen wir
insbesondere einsetzen in den Bereichen:
Betriebliche Sozialberatung/Gesundheitsmanagement
Betriebsnachfolge in Familienunternehmen
Diversity Management – interkulturelle Öffnung
Qualitative betriebliche Prozessoptimierung.
In unserem neuen Geschäftsfeld, der DiaConsult, orientieren wir uns, wie in der Beratungs- und Bildungsarbeit,
an den ganz konkreten Bedingungen und Bedarfen
unseres Gegenübers. Wir halten keine pauschalen
Lösungen vor, sondern richten unsere Angebotsgestaltung individuell an dem Bedarf aus, den wir gemeinsam
in einem Vorgespräch mit den jeweiligen Unternehmen
ermitteln. Bei Interesse oder Nachfragen sprechen Sie
uns gerne an!
"Diversity" – Das Einlassen auf Vielfältigkeit und
Verschiedenheit lässt Neues gelingen!
In den Geschäftsbereichen der Kinder-, Jugend- und
Familiendienste sowie im Beratungs- und BildungsCentrum ist viel in Bewegung. Gerade in der Diversität
unserer Themenfelder liegt eine große Stärke. Die Vielfalt
unserer Angebote und die Verschiedenheit der fachlichen, methodischen und persönlichen Kompetenzen
unserer Mitarbeitenden ermöglicht es uns, auf sich verändernde gesellschaftliche Anforderungen und Notwendigkeiten flexibel und innovativ zu reagieren.
Mein Respekt und mein großer Dank gehen hierbei an
die Mitarbeitenden, die sich diesen fachlichen Herausforderungen stellen und die mit dem Blick auf die Menschen, für die wir zuständig sind, bekannte Pfade verlassen und Neues wagen! Marion Kahn
16 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Aus der Praxis:
Multikulti
Aus der Praxis:
neuer Untertitel
Aus aller Welt
willkommen
Was wären wir
ohne sie?
Ja, der Begriff Multikulti gehört irgendwie zur heutigen
Zeit, möchte man meinen. Aber nur in die heutige Zeit?
Wenn man sich die Geschichte des Martin-LutherHauses vor Augen führt, kommt man vielleicht zu einem
„Nein, das gibt es schon länger“. Das Martin-LutherHaus beherbergte bei Gründung Menschen aller Altersstufen, die der Krieg nach Münster brachte. Es waren
vielleicht nicht Menschen verschiedener Nationen, aber
doch Menschen, die aus verschiedenen Landesteilen mit
unterschiedlichem kulturellen Hintergrund kriegsbedingt
zusammen kamen, viele davon aus dem Osten. Viele fanden hier ein neues Zuhause.
Heutzutage beherbergt das Martin-Luther-Haus Menschen verschiedener Nationen und es sind Menschen
aus mehr als zehn Nationen im Martin-Luther-Haus
beschäftigt. Oft waren wirtschaftliche Aspekte der Grund
dieser „Gemischtheit“, aber auch die einfache Möglichkeit des Reisens.
Diesen Aspekt möchte ich im Sinne der Personalakquise in den Focus rücken. Denn wie wir wissen, wird
es immer schwieriger, Mitarbeitende für unsere Arbeit
zu gewinnen. Immer wieder fahren wir gerne in den
Urlaub, in den sonnigen Süden, aber auch in andere
Länder. Es ist einfach interessant, die Gegebenheiten
eines fremden Landes kennen zu lernen, sich mit der
Mentalität und den Gepflogenheiten der dort lebenden
Menschen auseinander zu setzen und mehr über Kultur und deren Gesetze zu erfahren. Auch die Auseinandersetzung mit der Sprache stellt eine gewisse Herausforderung dar. Man genießt und spürt, wie sich
die Menschen in ihrer Heimat wohl fühlen – ihre Gastfreundschaft wird oft von der schönsten Seite gezeigt.
Zusammen im Martin-Luther-Haus
Menschen folgender EU-Nationen beschäftigt das Martin-Luther-Haus heute: Griechenland, Niederlande, Kroatien, Spanien, Portugal, Polen, Russland, Vereinigtes
Königreich. Einige Mitarbeiter kommen aus noch entfernteren Ländern: Brasilien, Argentinien, Kasachstan,
Nordkorea. Auch den Menschen mit einer fernen Heimat
wollen wir im Martin-Luther-Haus das Gefühl geben,
willkommen zu sein. Schließlich ist es auch das, was sie
unseren Bewohnern vermitteln sollen: sich geborgen
und zuhause fühlen zu können, auch wenn die Heimat
unter Umständen weit entfernt liegt.
Eva Kölbl, Heim- und Pflegedienstleitung
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 17
Bereicherung der Pflegeteams
Aber in der Auseinandersetzung wird man auch daran
erinnert, dass viele dieser Menschen gar nicht mehr in
ihrer Heimat leben. Sie sind beispielsweise nach
Deutschland umgesiedelt, um eine Familienzusammenführung zu betreiben oder aber um auch hier eine
Arbeitsstelle zu finden. Diese Menschen geben unter
Umständen eine Menge auf, worauf sie eigentlich gar
nicht verzichten möchten. Sie suchen eine bessere Lebensperspektive. Immer mehr Menschen, insbesondere aus dem osteuropäischen Raum, kommen zu uns
und bieten uns ihre Arbeitskraft an. Sie möchten mit
viel Engagement den Menschen helfen, die ohne Unterstützung nicht zurechtkommen. Oft ist diese Hilfsbereitschaft verbunden mit einem hohen Maß an
Fröhlichkeit und Freundlichkeit. Unter Ihnen sind viele,
Aus der Praxis:
Vielfalt auf der
Bühne
Vorhang auf: Die
Bühnenflitzer
die in ihrer Heimat schon eine Fachausbildung im Gesundheitswesen absolviert haben. Hier können sie ihre
Kenntnisse sehr hilfreich einbringen.
Ich bin nun schon über 30 Jahre im Dienste der Diakonie
tätig, habe immer wieder diese wunderbare Unterstützung erfahren und möchte sie auch in der Zukunft nicht
missen. Im Gegenteil – Was wären wir ohne sie?
Ein irischer Segensspruch, der mich ständig begleitet
und treffend für unsere Tätigkeit steht, lautet: „Möge bei
allem, was du tust, außer deinen Händen auch dein Herz
beteiligt sein“.
Multi-Kulti im Alltag
In der vergangenen Zeit durfte ich folgende Situation erleben: Ich ging an einem großen Mehrfamilienhaus vorbei, welches gerade renoviert wurde. Eine ganze Zeit
lang beobachtete ich eine Gruppe der 15 bis 20 Arbeiter
auf dem Gerüst, die sich interessiert und engagiert um
ihre Arbeit kümmerten – die Außenfassade wurde erneuert. Nicht einer der Anwesenden sprach Deutsch - sie unterhielten sich ausschließlich in einer fremden Sprache.
War wären wir ohne (S)ie!
Klaus Wienker, Heim- und Pflegedienstleitung
Haus Simeon
Hier erleben Sie die pure Vielfalt in etlichen
Facetten und Nuancen! Wieso? Weshalb?
Warum? Lassen Sie es mich erklären.
Die Bühnenflitzer der Diakonie Münster setzen sich aus
einer munteren und sehr bunten Truppe von Kindern,
Jugendlichen und pädagogischen Mitarbeitenden aus
den stationären, teilstationären und ambulanten Diensten der Kinder, - Jugend- und Familiendienste zusammen.
Teilnehmen darf jeder, der Lust hat, sich auszuprobieren,
in andere Rollen zu schlüpfen, sein persönliches Können
oder seine persönlichen Belastung auszuschöpfen, sich
zu erfahren und zu erleben, sich miteinander zu beschäftigen und aufeinander zu achten, sich aktiv mit der Welt
auseinanderzusetzen und ganzheitliche Erfahrungen zu
sammeln und an Erfolgen und Niederlagen zu wachsen.
Mit der äußerst großzügigen finanziellen Unterstützung
des Rotary Club Münster Rüschhaus aus der jährlichen
Sternstrahlenaktion in der Adventszeit sowie der sehr
fruchtbaren Kooperation mit der Jugendkunstschule des
Kreativhauses Münster, ist es uns gelungen, mit einem
höchst kompetenten Theaterpädagogen nun schon im
vierten Jahr zwei aufwändige Theaterstücke zu entwickeln, die höchst professionell auf einer echten Bühne
und vor echtem Publikum aufgeführt worden sind.
In diesem Jahr haben wir den Mut aufgebracht, mit der
zweiten Inszenierung „Willkommen in der Wörtergasse“
sogar auf Tournee zu gehen. Das heißt: Die Kinder haben
den sicheren Ort des Kreativhauses verlassen und sich
18 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 19
Aus der Praxis:
Wie wollen wir
arbeiten?
Viel Begeisterung und Spaß auf der Bühne
und vor der Bühne. Die kleinen Schauspieler
schaffen es, ihre Spielfreude an das Publikum weiterzugeben
auf fremdes Terrain begeben. Zwei Aufführungen fanden vor zweimal 180 Kindern in der Mariengrundschule
in Münster-Roxel statt; eine dritte auf der Bühne in der
Kinderbücherei der Stadtbücherei Münster vor 60 Personen während des laufenden Betriebes an einem Samstagvormittag. Eine echte Herausforderung!
Eine echte Bereicherung für alle! Die Kinder
mussten sogar Autogramme geben!
Nun fragen Sie sich: Wo bitte genau ist denn nun die
Vielfältigkeit? Ich werde es Ihnen verraten! Sie finden sie
bei den Kindern: Ihre Herkunft, ihr kultureller Background, ihre Geschichte, warum sie bei uns sind und ihre
Verhaltenskreativität sorgen für Vielfalt. Sie geben der
Aufführung Farbe, hauchen ihr Leben ein und lösen bei
den Zuschauern ein Wechselbad der Gefühle aus.
Das nächst Stück ist schon in Planung
Diese Vielfalt findet man auch bei den pädagogischen
Mitarbeitenden. Auch sie bringen sich vielfältig ein mit
ihrem Idealismus, ihrer Kreativität, ihrem Organisations-
Ich schenk Dir was! – Was ist denn das?
talent, ihrem handwerklichen Können und Geschick,
ihrem Hang zum Perfektionismus, ihrer Freude an der
Sache und ihrer Gabe, andere mitzureißen, für das Projekt zu gewinnen und zu begeistern.
Falls ich Sie neugierig gemacht haben sollte, lade ich Sie
hiermit ein: Tauchen Sie ein in eine spannende und erlebnisreiche Reise durch unsere Theaterwelt. Einzelheiten
entnehmen Sie bitte den Veranstaltungshinweisen aus
Funk und Presse und dem Intranet unseres Hauses. Es
lohnt sich!
Britta Blum, Kinder-, Jugend- und Familiendienste
Ein schönes Geschenk zu finden, um einen
mies gelaunten Prinzen fröhlich zu machen ist
gar nicht so einfach. Doch auf dem Markt
macht der König eine fabelhafte Entdeckung –
mit weit reichenden Folgen … In der neuen
Theaterproduktion der Bühnenflitzer aus den
Gruppen der Kinder- Jugend und Familiendienste der Diakonie Münster dreht sich dieses
Mal alles um das große Glück und die Freude
auch an den kleinen Dingen im Leben.
„Ich schenk dir was! – Was ist denn das?“
richtet sich an alle großen und kleinen
Theaterfreunde, die Spaß haben, sich für einen
Moment verzaubern zu lassen.
Die
Premiere fand statt am Sonntag, dem
7. Dezember im Kreativhaus Münster, zwei
weitere Aufführungen folgten im Dezember.
ächster Termin
N
Samstag, den 24. Januar 2015 im Haus
Simeon der Diakonie Münster um 15.30 Uhr
InnovationsRallye für
Austausch und
Projektideen
Beratungs- und BildungsCentrum und Kinder-,
Jugend- und Familiendienste gemeinsam auf Tour.
Am 28. Januar diesen Jahres trafen wir uns in einer
großen Runde mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Geschäftsführerin und der Leitung der KinderJugend- und Familiendienste, um in einem Zukunftsund Profilworkshop die zukünftige Ausrichtung des
Geschäftsbereiches Jugendhilfe in der Diakonie Münster
zu entwickeln. Daran nahmen auch die Fachbereichsleitungen des Beratungs- und BildungsCentrum teil.
Im Laufe des Tages wurden viele Ideen entwickelt, konzeptionelle Fäden gesponnen und einiges auf Papier
gebracht.
Blick über den Tellerrand
Als ein Teil der Veranstaltung entstand eine Arbeitsgruppe „Tellerrand“ mit dem Auftrag, den Blick über
denselben und eine Vernetzung zu fördern. Gianna Stifft,
Rüdiger Korn, Uwe Wellmann von den Kinder-, Jugendund Familiendiensten (KJFD) und Heike Liebrecht vom
20 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Beratungs- und BildungsCentrum (BBC) trafen sich in
dieser Arbeitsgruppe und kamen schnell auf die Idee, zur
Förderung der Vernetzung zwischen den beiden
Geschäftsbereichen, eine Innovationsrallye durchzuführen. Mit etwas Vorlauf für die zeitliche Planung und
etwas Abstand zu den Sommerferien wurde der 22. September als geeigneter Termin festgelegt.
Eingeladen waren aus beiden Geschäftsbereichen alle
Mitarbeitenden. Die Idee war, dass sich vormittags und
nachmittags aus den Teilnehmenden Fünfer-Gruppen bilden mit einer Mischung von Personen aus beiden
Geschäftsbereichen, die dann mit dem Rad zwei bis drei
ihrer in der Gruppe vertretenen Arbeitsorte besuchen
und dann eine oder mehrere Ideen für ein gemeinsames
Projekt entwickeln. Für den Abend war ein gemütlicher
Ausklang des Tages geplant. Große Überschrift für den
Tag war das gegenseitige Kennenlernen auf persönlicher
Ebene und das Wissen zu den vielfältigen Angeboten in
beiden Geschäftsbereichen.
Gemeinsamer Start am Hörsterplatz
Am Vormittag trafen sich zehn Teilnehmende am Hörsterplatz zum gemeinsamen Start in die Innovationsrallye. Da wir uns am Hörsterplatz getroffen haben, lag es
natürlich nahe, die Angebote vor Ort durch die Kolleginnen und Kollegen aus dem BBC vorgestellt zu bekommen. Dabei verging die Zeit wie im Fluge und mit Blick
auf die verbleibende Zeit entschieden wir dann, uns
gemeinsam auf den Weg nach Angelmodde ins Blaukreuzwäldchen zu machen und bei den Angebotsorten
der KJFD, die auf dem Weg lagen, einen Kurzstop zu
machen.
Interesse an gemeinsamen Projekten
Bei der Fortsetzung der Gespräche vom Hörsterplatz auf
den Fahrädern Richtung Angelmodde wurden wir von
einem heftigen Regenschauer, der uns schon als tiefdunkle Wolken verfolgt hatte, eingeholt. So lag es nahe ,an
der Heidestrasse in Gremmendorf erstmal Schutz zu
suchen und sich bei Tee und Kaffee aufzuwärmen und
den Austausch fortzusetzen.
Die Besichtigung der Örtlichkeiten am Blaukreuzwäldchen musste wegen der Wetterverhältnisse und fortgeschrittenen Zeit leider ausfallen, wurde aber als aufgeschoben und nicht aufgehoben verabredet.
Blitzlichter der vernetzten
Angebotsideen:
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 21
Aus der Praxis:
Schulsozialarbeit
ine gemeinsame Mädchengruppe für 13 bis
e
15-Jährige zu mädchenspezifischen Themen,
Entwicklung eigener Identität, Rollenfindung
„ Ohne Moos nix los“ als präventive Angebote für
Eltern, junge Erwachsene, Jugendliche und Kinder Umgang mit Geld, Hilfe zur Haushaltsführung
exualpädagogische Gruppenarbeit mit Kindern
S
und Jugendlichen aus den Angeboten der KJFD
mit Kolleginnen der Schwangerschaftsberatung
des BBC und Kollegen aus dem Blaukreuzwäldchen zu den Themen Liebe und Partnerschaft,
Schwangerschaft, eigene Sexualität, Zyklus,
Frauenarzt. Geschlechtskrankheiten u.a.
ontakt- und Austauschbörse der MitarbeitenK
den des BBC und der KJFD zu den Fragestellungen „Wer macht was?“ und „Wer kann
was?“, Ressourcen sichten; als Veranstaltung,
die zweimal im Jahr vormittags stattfindet; auch
zur Entwicklung weiterer Vernetzungsangebote
onzeptideen und Hintergründe der Angebote
K
„Kinder im Blick“ und „aufsuchende Familientherapie“ als methodische Erweiterung für die
Arbeit mit Eltern und Familien im Rahmen der
teilstationären und stationären Jugendhilfeangebote in den KJFD
Bei den angeregten Gesprächen in den von beiden
Geschäftsbereichen genutzten Räumen an der Heidestrasse entwickelte die Gruppe interessante Ideen für
gemeinsame Projekte beider Geschäftsbereiche.
Zum Ausklang am Abend trafen sich noch einige Leute
im America Latina in der Neubrückenstraße. Schnell
wurde deutlich, dass die Aktion bei den Teilnehmenden
so viel Anklang gefunden hatte, dass eine Fortsetzung
des Kennenlernens und der Angebote zwischen den
Geschäftsbereichen auf die Agenda 2015 gehört.
Uwe Wellmann, Kinder-, Jugend- und Familiendienste
Diversität im Grundschulalltag
Seit nun einem Jahr bin ich an einer großen Grundschule
in Münster-Hiltrup als Schulsozialarbeiter tätig und in
diesem Zusammenhang für die Vermittlung des Bildungs- und Teilhabepaketes (kurz BuT) zuständig. Als ich
vor kurzem gefragt wurde, ob ich einen kleinen Aufsatz
zu meiner Arbeit an der Schule unter dem Gesichtspunkt
der Diversität schreiben kann, musste ich nicht lange
überlegen. Denn wenn ein Wort die Arbeit am besten
charakterisieren kann, dann ist es wohl das Wort Vielfalt.
Meine Arbeit in der Grundschule kann in meinen Augen
vielseitiger kaum sein. Dies wird allein schon deutlich,
wenn man einen Blick auf die Schülerschaft wirft. Das
Einzugsgebiet der Schule ist groß und sehr heterogen:
Und so besuchen die verschiedensten Schüler Morgen
für Morgen den Unterricht: „Akademikerkinder“ lernen
gemeinsam mit Kindern aus „Arbeiterfamilien“, deutsche Kinder teilen einen Tisch mit „Flüchtlingskindern“
und Kinder aus gut situierten Familien spielen in den
Pausen Fußball mit Kindern, deren Eltern gerade in ihrer
ökonomischen Existenz bedroht sind. Im Vergleich zu
der Schülerschaft der weiterführenden Schulen des dreigliedrigen Schulsystems unterscheiden sich die Schüler
aber nicht nur im Hinblick auf ihre familiäre Herkunft.
Auch im Hinblick auf ihre schulische Leistungsfähigkeit
ist eine große Diversität zu verzeichnen. Die Tatsache,
dass pro Jahrgang mindestens eine GU-Klasse (gemeinsamer Unterricht) eingerichtet ist, unterstreicht diese
Vielfalt noch einmal.
Organisieren und Kontakte herstellen
Ähnlich vielfältig wie die Schülerschaft, sind dann auch
meine Aufgaben in der Schule. Im Mittelpunkt steht
dabei neben der Vermittlung des Bildungs- und Teilhabepaketes auch die „klassische“ Schulsozialarbeit. Die
Lernförderung von 25 Schülerinnen und Schülern in bis
zu 65 Förderstunden, welche über das Bildungs- und
Teilhabepaket finanziert wird, will nicht nur beantragt,
sondern auch organisiert werden. Hier gilt es, Förderkräfte und Räumlichkeiten zu finden und diese den
Schülerinnen und Schülern zuzuteilen, die Förderstunden, den Stundenplänen sowie den Aktionen und AGs
des offenen Ganztages anzupassen, Krankheitsvertretungen zu organisieren und Kontakte zwischen Lehrern
und Förderkräften herzustellen.
Bunt und weniger langweilig
Bei der Bearbeitung verschiedenster Anträge (von der
finanziellen Bezuschussung des gemeinsamen Mittagessens über die Kostenübernahme von Ausflügen und
Klassenfahrten bis hin zur Teilnahme am sozialen und
kulturellen Leben, um hier nur einige zu nennen) kann
schon einmal der Eindruck entstehen, man arbeite im
Jobcenter selbst. Hinzu kommen dann noch weitere Aufgaben der Schulsozialarbeit: ein spezielles Angebot für
„Unterrichtsstörer“, Beratungen von Schülern, Eltern
und Lehrern, Hausbesuche sowie diverse Einzelfallhilfen,
die sich inhaltlich auch stark voneinander unterscheiden
können. So anstrengend es auch manchmal sein mag,
bei der Vielfalt den Überblick zu behalten, so sehr
schätze ich die Diversität in meinem Tätigkeitsfeld
Schule. Denn: Es wird nie langweilig.
Johannes Falke, Kinder-, Jugend- und Familiendienste
22 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 23
Aus der Praxis:
Schuldnerberatung im
multikulturellen
Umfeld
Und zum Dank ein halbes Huhn
In der Schuldnerberatung hat man es mit ganz verschiedenen Menschen zu tun. Gemeinsam ist ihnen häufig
nur, dass sie Schulden haben und Probleme, ihre Verbindlichkeiten zu bezahlen. In der Beratung geht es dann
darum, die konkrete (Schulden-)Situation jedes Klienten
genau zu analysieren, um individuelle Lösungsstrategien
zu entwickeln. Dabei wird schnell deutlich, dass Schulden eben nicht gleich Schulden sind. Vor allem ihre Art
und Entstehung, aber auch ihre Bewertung und der
Umgang mit ihnen weisen eine erhebliche Spannbreite
auf. Besonders deutlich werden solche Unterschiede in
der Praxis, wenn die Beratung Menschen mit Migrationshintergrund einbezieht, die aus anderen Kulturkreisen
stammen.
Ehrenschulden und Familienunterstützung
Auffällig höher als bei deutschen Schuldnern ist hier oft
der Anteil informeller, privater Schulden. Sie entstehen
aus einem System gegenseitiger Hilfe. So werden z.B.
die hohen Kosten für eine Hochzeit oder die Gründung
eines Hausstandes dadurch aufgebracht, dass das junge
Paar sich das Geld innerhalb der Familie und Verwandtschaft leiht. Diese Schulden sind dann anschließend oft
über Jahre hinweg abzustottern.
In die Beratung kommen diese Personen wie andere
auch, wenn Schulden aus Handyverträgen, Ratenkäufen,
Krediten usw. drücken, Mahn- und Vollstreckungsbescheide ins Haus flattern oder gar der Gerichtsvollzieher
sich meldet. Von dem daneben existierenden und mögli-
cherweise weitaus größeren Schuldenberg im privaten
Umfeld erfährt der Berater häufig erst viel später, wenn
genug Vertrauen des Klienten in die Beratungsbeziehung
gewachsen ist. Deutlich wird dann auch schnell, dass
diese Schulden nicht so behandelt werden können, wie
etwa die Verbindlichkeiten beim Handyanbieter. Sie gelten als „Ehrenschulden“, die unbedingt und vorrangig
bedient werden müssen. Geschieht dies nämlich nicht,
drohen Ehrverlust und der Ausschluss aus familiären und
verwandtschaftlichen Netzwerken, die Abhängigkeit,
aber auch Absicherung in Notfällen bedeuten. Wer im
„reichen“ Deutschland lebt, für den besteht zudem oft
die Erwartung und auch der Druck, mit dem hier verdienten Geld die im Heimatland verbliebenen Familienmitglieder zu unterstützen. Auch diese Verpflichtung hat
Vorrang vor dem Abtragen von Schulden, die aus eher
abstrakten Geschäftsbeziehungen hervorgegangen sind.
Ihre Entstehung ist für Betroffene wegen ihrer grundlegenden Unkenntnis des deutschen Vertragsrechts oft
gar nicht nachvollziehbar.
Unkenntnis und Schutzlosigkeit
Aus ihren Herkunftsländern bringen die Menschen unter
Umständen eine ganz andere Kultur des Geschäftemachens mit. Da bindet dann weniger die Unterschrift unter
einem mehrseitigen Papier mit viel Text im Kleingedruckten, sondern der Handschlag zwischen zwei persönlich
miteinander bekannten Geschäftspartnern. Fehlende
Kenntnisse des deutschen Rechts und eigener Rechte
als Verbraucher begründen nicht selten eine eklatante
Schutzlosigkeit gegenüber Praktiken, die sich gezielt die
Unwissenheit von Menschen aus anderen Kulturkreisen
zunutze machen, um mit ihnen – z.T. auf betrügerische
Art und Weise – Geld zu verdienen.
Die Herausforderung für eine „kultursensible“ Schuldnerberatung besteht zunächst einmal darin, um diese
kulturellen Hintergründe und Unterschiede zu wissen
und sie im Beratungsprozess zu berücksichtigen. Eine
zentrale Rolle kommt insbesondere auch dem gelingenden Aufbau einer Vertrauensbeziehung zwischen
Berater und Klient zu. Dies ist nicht immer leicht und
erfordert Zeit, nicht zuletzt deshalb, weil die meisten
Menschen mit Migrationshintergrund diese Form der
Hilfe aus ihren Herkunftsländern nicht kennen. Sie können oft zunächst nicht glauben, dass jemand sie kostenlos und ohne Hintergedanken bei der Lösung ihrer Probleme unterstützen möchte. Wenn es aber einmal gelungen ist, Vertrauen zu gewinnen, eröffnet das für den
Berater häufig den Zugang zu einem größeren Personenkreis. Da kommen dann auch die Cousine und der Neffe,
der Onkel und die Schwägerin mit ihren Fragen und Problemen – die keineswegs immer nur Schulden betreffen
müssen – in die Beratung.
Sehr verschiedene Welten
Der Beratungsprozess an sich, ebenso wie der Aufbau
einer Vertrauensbeziehung, wird nicht selten durch
sprachliche Verständigungsschwierigkeiten erschwert.
Da erlebt der Berater es mitunter, dass Eltern, die selbst
Analphabeten sind oder wenig bis kein Deutsch sprechen, ihre Kinder mit in die Beratung bringen. Diese
müssen dann das Beratungsgespräch übersetzen und
erfahren auf diese Weise Dinge, die sie aus Altersgründen noch gar nicht verstehen und einordnen können.
Klienten aus einigen Kulturen bringen einen anderen
Zeitbegriff mit, der mit den Anforderungen der Beratung
kollidieren kann. Es fällt diesen Klienten schwer, Termine
einzuhalten. Da macht der Berater dann schon mal die
Erfahrung, dass nur für ihn der nächste Montag ein
festes Datum ist, während für den Klienten der nächste
Montag auch drei oder vier Tage dauern kann.
Schwierigkeiten aber auch nette Überraschung
In die Beratung kommen häufig Frauen, die sich nicht
mehr zu helfen wissen, weil sie kein Geld haben, um
Essen zu kaufen oder die Schulsachen der Kinder zu
bezahlen. Männer, insbesondere wenn sie alleine es
sind, die über den Etat der Familie verfügen, kommen
dagegen eher selten – vielleicht aus Angst vor einem
Gesichtsverlust, wenn sie Schulden eingestehen müssen. Und wenn dann der Schuldnerberater auch noch
weiblich ist, macht es das für sie nicht leichter. Die
Frauen, die sich an die Beratungsstelle wenden, haben
aber nicht unbedingt den Überblick über die Finanzen,
sie haben keine Entscheidungsgewalt und keinen Zugriff
auf das Familieneinkommen. Das macht die Beratung
oder Schuldenregulierung schwierig bis unmöglich.
Wenn trotz solcher Schwierigkeiten und Hürden die
Schuldnerberatung gelingt, wenn einer Familie geholfen
werden kann, wird der Berater nicht selten zum Adressaten eines ungeheuren Maßes an Dankbarkeit. Dies
zeigt sich in Geschenken zum Ramadan, Unmengen an
Selbstgebackenem zu den religiösen Festen oder auch
schon mal in einem halben gekochten Huhn, das als
Geschenk den Weg ins Beratungs- und BildungsCentrum findet.
24 E
inblicke 2014/2015
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 25
Aus der Praxis:
Interkulturelles
Fest
WN vom 29.09.2014
Montag, 29. September 2014
Friedlich Vielfalt fühlen
€€‚ ƒ 30 Nationen präsentieren sich beim
Interkulturellen Fest mit Friedensmah
lim Rathausinnenhof
Von Jennifer von Glahn
Bunte Vielfalt
erlebt
–—Ž —…
 „ ­‚  †˜˜™ š ƒ˜˜Ž ›‘
‘
œ ž Auch bei Hausbesuchen muss sich der Berater darauf
einstellen, dass er mit einer Gastfreundschaft empfangen wird, die das gemeinsame Essen und Trinken vor
jedem Beratungsgespräch als selbstverständlich voraussetzt. Für den Berater heißt das, dass er Zeit mitbringen
muss. Eben mal so vorbeischauen beim Klienten, funktioniert nicht.
Von der Gastfreundschaft kann man nur lernen
Bei solchen Besuchen lernt er dann nicht selten die
ganze Familie kennen und wird mit vielen Familiengeschichten konfrontiert. Hier ist die Fähigkeit zur Abgrenzung, aber auch Sensibilität gefragt, um die Klienten
nicht vor den Kopf zu stoßen und gewonnenes Vertrauen
wieder zu verspielen.
Das Hilfsangebot „Schuldnerberatung in einem multikulturell geprägten Umfeld“ ist auf jeden Fall spannend und
eine Bereicherung auch für den Berater. Zugleich erfordert es aber besonderes Wissen und spezifische Kompetenzen. Schuldnerberatung, die kultursensibel sein will,
muss sich auf Unterschiede einlassen und kann sich
nicht darin erschöpfen, ein „Standardprogramm“ abzuspulen. Martina Braese, Bettina Krämer, Marion
Lischka, Beratungs- und BildungsCentrum
Berlin erstrahlt in vollem
Glanz, bald ist es auch in
Münster so weit: Der
„Prince of Pompöös“, Harald Glööckler, funkelte
mit seinen exklusiv für
die „Holiday on Ice“Show „Platinum“ entworfenen Kostümen um
die Wette, heißt es in
einer Pressemitteilung.
Anlässlich der 70. Saison
der Eisshow hat der Stardesigner sieben extravagante Stücke entworfen.
Vom 25. Dezember bis 3.
Januar werden die Kostüme auch im Messe-
Auch das Beratungs- und BildungsCentrum der Diakonie Münster war – neben vielen anderen – mit Vertretern des Themenfeldes Migration präsent beim interkulturellen Fest 2014, organisiert vom Integrationsrat
der Stadt Münster. Mit einem Stand zu den Themen
Beratung, Bildung, Teilhabe und Integration standen
wir Interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Rathausinnenhof zur Verfügung.
und Congress-Centrum
Halle Münsterland zu sehen sein. Auch Eiskunstlauf-Legende Norbert
Schramm, der sein Holiday-on-Ice-Debüt vor
mehr als 25 Jahren feierte, ist bei „Platinum“ mit
dabei. Er wird in jeder
der 113 Shows, darunter
allein 18 in Münster, auf
Kufen dabei sein, das
Publikum an die Hand
nehmen und es auf einer
Reise durch 70 Jahre EisEntertainment begleiten.
Eintrittskarten gibt es im
WN-Ticketshop.
    Das Friedensmahl
hat Tradition und zeigt nicht
nur symbolisch, dass Menschen verschiedener Nationen sich miteinander an
einen Tisch setzen. Zum
siebten Mal fand am Samstag das Mahl im Rahmen des
Interkulturellen Festes im
Rathausinnenhof statt.
Curryreis mit Hühnchen
»Im Mittelpunkt
steht die Förderung
des friedlichen
Zusammenlebens.«
    war eines der vielen Gerichte, die den Gästen aus vielen
Nationen aufgetischt wurden. Menschen aus über 30
Ländern kamen zusammen,
um Vielfalt, Integration und
friedliches Miteinander zu
betonen. „Im Mittelpunkt
steht die Förderung des
Zusammenlefriedlichen
bens. Wir wollen Gemeinund
finden
samkeiten
Unterschiede feiern“, sagte
der neue Vorsitzende des Integrationsrates, Dr. Ömer
Lütfü Yavuz. Das Interkulturelle Fest sei ein Beweis dafür, dass sich die Solidarität
    
­€
„…ƒ €  †‡ Š ‹ ­€ ‚ ƒ  ­€ ‚ ˆ ‚ ‰„„
der Migranten untereinander sowie die Solidarität der
Migranten und der Münsteraner stark gefestigt habe.
. „Durch das Miteinan„Es lohnt sich, das Zusam- rüche
der vielen Kulturen wird
menleben zu fördern, davon der
e Stadt bereichert, nehkönnen alle profitieren“, so unser
men Sie davon etwas wahr“,
Yavuz weiter.
te Lewe auf. Yavuz
Für die mehreren Hundert forder
strich, dass Toleranz
Besucher gab es viel zu ent- unter
wie vor eine Herausfordecken: Bei einer Moden- nach
g sei und daher in der
schau präsentieren Men- derun
Orte und Plätze geschen verschiedener Natio- Stadt
en werden müssten,
nen ihre traditionellen Klei- schaff
Dialoge und Frieden
der: afrikanische Gewänder wo
ch seien und an denen
oder etwa indische Saris. mögli
die Vielfalt der Stadt erMusik aus allen Teilen der man
. Der Vorsitzende des
Erde, Kunsthandwerk und kenne
ationsrates rief auch
vor allem Speisen, Getränke Integr
Verantwortung für die
sowie süße Leckereien aus zur
tlinge aus KrisengebieFlüch
Kultu
aller
öpfen
Kocht
den
auf, die man „mit Barmren verführten die Gäste ten
keit aufnehmen“ müszum langen Bleiben. „Ich herzig
freue mich, dass wir alle die se.
Vielfalt spüren und auch rie chen können“, verwies OberLewe
s
Marku
ter
rmeis
bürge
auf die köstlichen Küchenge-
Teilnehmer aus 30 Nationen
Dr. Ömer Lütfü Yavuz
Das Fest begann mit einem ökumenischen Gottesist der neue Vorsitzende
des Integrationsrates der
dienst und wurde anschließend von dem neuen VorStadt Münster. Beim
Porträt von Ömer Lütfü
Yavuz in der Wochenendsitzenden des Integrationsrates Dr. Ömer Lütfü Yavuz
Ausgabe vom 27. September ist versehentlich
und von Oberbürgermeister Markus Lewe eröffnet.
ein falsches Bild zum Artikel unter der ÜberInsgesamt 30 Nationen wirkten mit und präsentierten
schrift „Spyros Marinos’
Erbe“ erschienen. Das
sich in Musik- und Tanzgruppen, Kinderfolklore, The
veröffentlichte Foto zeigt
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nicht Ömer Lütfü Yavuz,
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Ž€ ­‚
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aterstücke, Modenschau, mit internationalen Speisen
sondern den aus Peru
stammenden deutschen
Grille gaben alles, als
Er ist der selbst ernannte der
ert
Neubürger Felix Manrigepud
und Mitmachaktionen.
Tony frisch
„Schlagerkönig“ und
que. Wir bitten den Fehaus der Garderobe auf
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und Bürdeten einen Kreis, tanz- Das Motto wurde mit Sinn(en) erfüllt
, bei der der Preis sinkt
Gemeinsamkeiten
Die Auktion
präsentierte der Schlaten gemeinsam. Insgegerbarde seine bekannonen
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Unterschiede feiern!
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"Gemeinsamkeiten finden und Unterschiede feiern" mit
hängig von Herkunft, Sprache, Religion, wie z. B. das
allen Sinnen zu erleben.
Recht auf Menschenwürde, auf Teilhabe, das BedürfMindestpreis:
4.292,- EUR
Beate Krüger, Beratungs- und BildungsCentrum
nis nach freier Entfaltungsmöglichkeit, nach Schutz
und Sicherheit.
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Leben retten
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Auktionsstart: 29. September 2014 | 9 Uhr
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26 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Blickpunkt: VielfaltEine
in der
Geschichte
Diakonie 27
Aus der Praxis:
Erfahrungen
eines
Mitarbeiters
Von der Diakonie Münster zur
Botschaft der Republik Namibia
Ich war 27, als ich 2007 aus Windhoek - Namibia nach
Deutschland kam. Meine Frau kommt aus dem Münsterland. Kennengelernt haben wir uns in Windhoek und
wohnen jetzt mit unserer kleinen Tochter in Berlin. An
der Polytechnischen Fachhochschule in Windhoek habe
ich den Studiengang Buchhaltung und Finanzen belegt,
der in Deutschland leider nicht anerkannt wird. Um
meine Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu verbessern, habe ich mich für Deutschkurse, Praktika und
schließlich zu einer Ausbildung entschlossen: Von einem
Sprachkurs an der Volkshochschule Münster über ein
dreimonatiges Praktikum im Bereich Finanzen und Buchhaltung bei der Firma Winkhaus zu einem fünfmonatigem Praktikum bei der Diakonie Münster im Bereich
Rechnungswesen und schließlich zu meiner 2-jährigen
Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Diakonie Münster. Die Zeit bis zur Entscheidung, ob ein Ausbildungsplatz bei der Diakonie Münster für mich zur Verfügung
steht, habe ich mit einem Minijob bei einem Discounter
überbrückt.
Meine Erfahrungen in Deutschland
Oft werde ich gefragt, ob ich in Deutschland Diskriminierung aufgrund meiner Hautfarbe oder Nationalität erfahren habe. Leider muss ich dies bejahen, wobei ich Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auch
aus meiner Heimat kenne. Ich war mit meiner Familie auf
Münsters Promenade spazieren, als meine Frau plötzlich
von einem Fahrradfahrer als „ Nigger lover“ beschimpft
wurde. Ich war ziemlich sprachlos!
Besonders aufgefallen ist mir, dass die Kinder hier in
Deutschland sehr frei erzogen sind, ihre Meinung frei
äußern können und dies auch älteren Menschen gegen-
über tun. Wo ich herkomme, schimpft man nicht mit
älteren Menschen, argumentiert nicht und geht allgemein ein bisschen respektvoller mit ihnen um.
Ziemlich merkwürdig ist für mich auch, dass man hier
einen Termin mit Freunden vereinbart, um sich zu sehen.
In meiner Heimat ist das undenkbar.
Lustige Momente mit Kollegen
Da mir das Praktikum in der Finanzbuchhaltung der
Geschäftsstelle gut gefallen hat, habe ich mich um den
Ausbildungsplatz bei der Diakonie Münster sehr bemüht.
Oft musste ich die Vorstandssekretärin "nerven", weil so
vieles im Vorfeld geklärt werden musste. Das alles auf
Deutsch als Fremdsprache zu verstehen und zu organisieren war ziemlich schwierig für mich.
Bei der Diakonie habe ich viele unterschiedliche Charaktere kennengelernt. Manche Kolleginnen und Kollegen
waren ruhiger, manche eher impulsiv, manche diplomatisch. Es war eine gute Mischung. Ich habe gelernt, die
Menschen so zu akzeptieren wie sie sind, dann werden
sie versuchen, das gleiche zu tun.
Gern erinnere ich mich auch noch an einige lustige
Momente. Die Kolleginnen und Kollegen hatten ihren
Spaß, weil ich im Herbst und Frühling noch Handschuhe
trug oder weil ich ein Sellerieschnitzel bestellt hatte, weil
ich dachte, es sei ein Fleischgericht.
Ich durfte in vielen Bereichen der Diakonie hospitieren
und habe auch bei der Ev. Frauenhilfe auf dem Weihnachtsmarkt ausgeholfen. Die Senioren dort so hart
arbeiten zu sehen, war für mich sehr inspirativ.
Ich fühlte mich bei der Diakonie stets gut aufgenommen
und die Zeit dort hat mir sehr gut gefallen. Meiner
Ansicht nach ist es nicht nur ein modernes, professio-
Mittagessen mit Gott
Leevi Amakali mit Mitarbeitenden der Verwaltung bei
einem Team-Workshop.
nelles und wirtschaftlich geführtes Unternehmen,
sondern Sie tun auch etwas Positives für die Menschen. Die Ausbildung als Bürokaufmann war für mich
sehr wichtig und hat mich für die Arbeit in Deutschland sehr gut vorbereitet. Dafür bin ich sehr dankbar.
Von Münster nach Berlin
Nachdem ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte, bekam ich einen Hinweis von einer
Bekannten aus Berlin, dass die Botschaft der Republik
Namibia einen Financial Assistant suche, ich habe
mich beworben und die Stelle glücklicherweise
bekommen. Der Schritt, von Münster nach Berlin zu
gehen und auch noch Familie und Freunde zurück
zulassen, war nicht ganz einfach.
Auch unser Start in Berlin stand zunächst unter keinem guten Stern: Nach nicht einmal zwei Wochen in
Pankow, wurden an unsere Haustür rassistische Worte
geschmiert, wie z.B. „Negro go back to Africa“. Die
Polizei konnte leider nichts tun – der Täter war unbekannt. Aber auch die Hausverwaltung oder die Mitbewohner haben, nachdem es mehrfach vorgekommen
ist, nichts unternommen. Wir haben uns in unserer
Wohnung nicht mehr wohl gefühlt und somit entschieden, auszuziehen. Seit eineinhalb Jahren leben
wir jetzt sehr zufrieden in einer schönen Wohnung in
Charlottenburg, wo sich auch mein Arbeitsplatz, die
Botschaft befindet. Meine Frau arbeitet wieder an
einer Schule und unsere Tochter geht in einen tollen
Kinderladen – ähnlich einer Kita.
Leevi Amakali
Ein kleiner Junge wollte Gott treffen. Er packte einige
Coladosen und Schokoladenriegel in seinen Rucksack
und machte sich auf den Weg. In einem Park sah er
eine alte Frau, die auf einer Bank saß und den Tauben
zuschaute.
Der Junge setzte sich zu ihr und öffnete seinen Rucksack. Als er eine Cola herausholen wollte, sah er den
hungrigen Blick seiner Nachbarin. Er nahm einen
Schokoriegel und gab ihn der Frau. Dankbar lächelte
sie ihn an – ein wundervolles Lächeln! Um dieses
Lächeln noch einmal zu sehen, bot ihr der Junge auch
eine Cola an. Sie nahm sie und lächelte wieder, noch
strahlender als zuvor. So saßen die beiden den ganzen
Nachmittag im Park. Als es dunkel wurde, verabschiedete sich der Junge.
Zu Hause fragte ihn seine Mutter: „Was hast du denn
heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?“ Der Junge antwortete: „Ich habe mit Gott
Mittag gegessen – und sie hat ein wundervolles
Lächeln!“
Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr
Sohn sie fragte, warum sie so fröhlich aussehe. Sie
antwortete: „Ich habe mit Gott Mittag gegessen – und
er ist viel jünger, als ich dachte.“
us: Oh! Noch mehr Geschichten für andere
A
Zeiten, Andere Zeiten e.V., Hamburg 2010
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Mt 25, 40,2
28 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Zum Thema
Pfarrer Johannes
Schildmann ist
Vorstand des Diakonischen
Werkes Gladbeck-BottropDorsten e.V.
Die Interkulturelle Öffnung
der Diakonie
„Deutsch – kirchlich – protestantisch – fromm“, so lässt
sich etwas plakativ das Profil der Diakonie, wie es sich
im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt hat, formulieren.
Natürlich hat sich seit Wicherns Zeiten einiges geändert.
Heute ist die Diakonie in ihrer Mitarbeiterschaft überwiegend volkskirchlich differenziert geprägt. Heute reicht
auch die Zugehörigkeit einer Kirche, die der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland ACK
angehört. Dazu gehören die römisch-katholische Kirche
genauso wie die orthodoxen Kirchen und viele Freikirchen.
Aber der grundsätzliche Wandel der bundesrepublikanischen Gesellschaft stellt die Diakonie heute vor ganz
neue Herausforderungen. Dazu zählt insbesondere die
zunehmend interkulturelle Prägung unserer Gesellschaft.
In Deutschland leben ca. 16 Millionen Menschen mit
Migrationshintergrund. In wenigen Jahren wird 40% der
Bevölkerung unter 40 Jahren einen Migrationshintergrund haben. Was bedeutet das für die Diakonie? Wenn
wir so profiliert unser bisheriges religiöses und kulturelles Milieu beibehalten, dann werden wir als sozialer
Dienstleister zunehmend unattraktiv für einen immer
größeren Teil unserer Gesellschaft. Wir werden darüber
hinaus angesichts des Fachkräftemangels kaum noch
ausreichend Mitarbeitende gewinnen können, wenn wir
einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung als
diakonische Mitarbeitende praktisch ausschließen. Deshalb werden die Forderungen immer lauter, in der Diako-
nie einen Weg der Öffnung und gesellschaftlichen Inklusion zu beschreiten. Die Angebote der Diakonie sollen,
so diese Forderung, konsequent interkulturell geöffnet
werden. Und auch Mitarbeitende anderer Kulturen und
Religionen sollten als Mitarbeitende an der praktischen
Umsetzung des Auftrags der Diakonie mitwirken können. Ich bin davon überzeugt: Dieser Weg ist nicht nur
pragmatisch notwendig, sondern theologisch begründet
und dem Auftrag der Diakonie entsprechend.
Dabei sind Orte der Gegenwart
und Wirksamkeit Gottes nicht an
verfasste Kirche und expliziten
Glauben gebunden, vielmehr an die
Gegenwart und Wirklichkeit der
Liebe.
Es ist ja eine zentrale christliche Überzeugung, dass Kirche und Diakonie nicht für sich selbst da sind, sondern
Anteil haben an der universalen Mission Gottes. Sie zielt
ab auf die Aufrichtung seines Reiches der Liebe, des
Friedens und der Gerechtigkeit. Dabei sind Orte der
Gegenwart und Wirksamkeit Gottes nicht an verfasste
Kirche und expliziten Glauben gebunden, vielmehr an die
Gegenwart und Wirklichkeit der Liebe. So heißt es im
ersten Johannesbrief: „Gott ist Liebe und wer in der
Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“.
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 29
Dies bedeutet, dass alle Menschen guten Willens, auch
wenn sie eine andere religiöse Orientierung haben, an
dieser Mission Gottes teilhaben können. Der diakonische
Auftrag kann sich eben auch an Menschen anderer Kulturen, Religionen richten und selbstverständlich auch
durch Menschen anderer Religionen wahrgenommen
werden. Im Neuen Testament zeigen dies eindrucksvoll
die Gleichnisse vom barmherzigen Samariter (Lukas 10)
und vom Weltgericht (Matthäus 25). In beiden Gleichnissen Jesu sind es ausdrücklich Menschen anderer Religionen, die von Jesus und seiner Botschaft zwar nichts
wissen, aber eben das Richtige tun, Menschen zum
Leben zu verhelfen. Sie erfüllen das Gebot der Nächstenliebe und haben damit Anteil an Gottes Mission und
Gegenwart. Denn sie haben sich Menschen in Not zugewandt und damit in ihnen ohne Wissen Jesus Christus
gedient.
Eine solche Öffnung bedeutet keineswegs eine Aufgabe
des kirchlich-diakonischen Profils. Im Gegenteil: Die
interkulturelle Öffnung sollte verbunden sein mit einer
Weiterentwicklung des diakonischen Profils. Dazu
gehört, dass dem Träger, aber auch den Mitarbeitenden
bewusst ist, dass sie im Auftrag der Kirche tätig sind.
Darüber hinaus ist von Mitarbeitenden der Diakonie zu
erwarten, dass sie die verfasste Kirche und den christlichen Glauben achten. Der Träger ist dafür verantwortlich, bei Bedarf entsprechende Fortbildungsangebote
anzubieten. Ferner gehört zum diakonischen Profil, eine
am christlichen Menschenbild orientierte Kultur gegenseitiger Wertschätzung, Achtung und Hilfsbereitschaft
zu entwickeln und zu pflegen.
Und schließlich wird eine Diakonie, die dem Hilfehandeln
Jesu Christi verpflichtet ist, immer auch die spirituelle
Dimension des Menschen wahrnehmen, wertschätzen
und entsprechende Angebote auf christlichem Hintergrund für Bewohnende und Kunden vorhalten. „Der
Mensch lebt nicht vom Brot allein“, dieses Wort Jesu hat
jeder diakonische Träger zu achten und entsprechend
spirituelle und seelsorgliche Angebote zu entwickeln.
Interkulturelle Öffnung und diakonisches Profil widersprechen sich nicht. Denn dieses diakonische Profil mit
entsprechenden spirituellen Angeboten liegt heute nicht
mehr in erster Linie in der Verantwortung einzelner Per-
sonen, sondern in der Gesamtverantwortung der diakonischen Organisation. Nicht in erster Linie jeder einzelne
Mitarbeiter, sondern die diakonischen Einrichtungen
haben als Organisationen sicherzustellen, dass entsprechende Angebote vorgehalten werden. Wir können nicht
mehr gewährleisten, dass jeder Mitarbeitende eine Kurzandacht hält, Gebete, Psalmen spricht und Kirchenlieder singen kann. Aber wir haben sicher zu stellen,
dass es in jedem Bereich und jeder diakonischen Einrichtung Menschen gibt, die diese Aufgaben übernehmen
können. Das müssen nicht nur hauptamtlich Beschäftigte, das können auch ehrenamtliche Mitarbeitende
sein.
Aufs Ganze gesehen aber sollte
die Diakonie den Weg einschlagen,
sich konsequent interkulturell und
interreligiös zu öffnen und alle Menschen guten Willens einzuladen, an
der Verwirklichung
des Auftrages der Diakonie mitzuwirken.
Hingegen weitverbreiteter Ansicht stehen auch kirchenrechtliche Bestimmungen einer solchen interkulturellen
Öffnung nicht im Weg. Die sogenannte ACK-Klausel
bezieht sich nur auf das Mitarbeitervertretungsgesetz.
Und die in Kirche und Diakonie geltende Loyalitätsrichtlinie von 2005 bietet durchaus Öffnungsmöglichkeiten.
Es ist an der Zeit, überkommende Positionen zu revidieren. Für Arbeitsplätze mit besonderem Gestaltungsauftrag, z.B. Leitung oder Verkündigung mögen weiterhin
spezifische Kriterien gelten. Aufs Ganze gesehen aber
sollte die Diakonie den Weg einschlagen, sich konsequent interkulturell und interreligiös zu öffnen und alle
Menschen guten Willens einzuladen, an der Verwirklichung des Auftrages der Diakonie mitzuwirken.
Johannes Schildmann
30 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Zum Thema
Zum Thema
Ältere in Münster – Vielfalt durch
Unterschiede
Es gibt nicht den Alten oder den Älteren. Menschen über
60, statistisch als Ältere bezeichnet, bilden zwei Generationen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen und
Wünschen. Diese Vielfalt zu entdecken ist eine der wichtigsten Aufgaben für unsere Arbeit mit Älteren. Potenziale und Defizite müssen entdeckt und Antworten (Ziele)
müssen beschrieben werden.
Bereits 6 Stadtteile einbezogen
Diese Aufgabe hat der Koordinationskreis Ältere in der
Diakonie, dem Vertreter/innen der Stationären Altenhilfe,
des Beratungs- und BildungsCentrums und der
gemeindlichen Altenarbeit angehören, zugleich bildet er
eine Klammer zur Kommunalen Seniorenvertretung
Münster. Vorsitzender ist der Vorstand der Diakonie
Münster.
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 31
Wichtigste Punkte sind:
ie kann die Arbeit im Stadtteil/Quartier verbessert
W
werden?
Welche Hilfen müssen stadtteilnah gehalten bzw. aufgebaut werden?
Mehr Anerkennung für ehrenamtliche und familiäre
Hilfen durch Ältere.
Projektarbeit mit und für Ältere
Erhalt der Gruppeninitiativen in den Gemeinden
Umgang/Seelsorge bei Krankheit, Nachlassen der
Kräfte, Sterben und Tod
Um diese Ziele zu erreichen, müssen möglichst viele
Netzwerke zu Initiativen, Anbietern und den betroffenen
Älteren aufgebaut werden. Diese Netzwerke sollen
gleichzeitig auch Netzwerke zwischen den Generationen,
mit Menschen mit Migrationshintergrund oder mit
Behinderungen bilden. Ein Teil dazu wird in den Treffen
von „Älter werden in…“, die inzwischen in 6 Stadtteilen
in Münster bestehen geleistet. Diese Treffen werden von
der Kommunalen Seniorenvertretung, der Stadt Münster
und den Wohlfahrtsverbänden moderiert.
Martin Schofer
Weitere Informationen sind erhältlich bei:
Martin Schofer, Vorsitzender der Seniorenvertretung Münster, Telefon 02 51.492 60 80
Prof. Dr. Thomas Zippert,
Lehrstuhl für Diakoniewissenschaft an der FH
der Diakonie, Bielefeld
Unser theologisch-diakonisches Profil in einer
zunehmend pluralen Gesellschaft. Welche Beiträge kann
hierzu die Fachhochschule der Diakonie leisten?
Lage
Die Bevölkerung unseres Landes wird immer multikultureller und auch multireligiöser. Auf diese Situation reagieren die einen mit Abschottung, die anderen mit Fundamentalismen, wieder andere versuchen den Dialog,
während ein immer größerer Teil sehr individuell diese
Tradition oder jenes Motiv zu eigenen patchwork- und
bricolage-Mustern verknüpft und zu stark profilierten
Positionen, Traditionen und Ausdrucksformen von Kultur
in unentschiedenen Halbdistanz verbleibt. Das ist Multioptionsgesellschaft im Vollzug.
Es gibt Patchwork-Familien und zu konfessionsverschiedenen Familien kommen religionsverschiedene dazu.
Menschen wachsen in zwei Religionen auf, fühlen sich
möglicherweise beiden zugehörig und verändern beide
unter der Hand – ein Phänomen, das uns Theologen
zutiefst unheimlich und fremd ist und erst langsam
erforscht wird.
Unter diesen Bedingungen der Multioptionsgesellschaft
wird Leben mehrdimensional riskant und kann schiefgehen. Die Menschen sind auf sich selbst zurückgeworfen
und immer auf der Suche nach neuen Anschluss-, Knoten- oder Schnittstellen. Profile nehmen eher in sich multiperspektivische Formen à la Picasso an. In diesen Strudel schwindenden Vertrauens und fehlender Verlässlichkeit werden auch alle Bindung und Halt gebenden
Institutionen mit hineingerissen und unter Druck gesetzt:
die Familien, der Nahraum, die alten Halt und Identität
versprechenden Institutionen, auch die Kirchen und die
Diakonie.
Die Kirchen haben ihren Vertrauensvorschuss für die
politischen Eliten schon lange (spätestens seit dem
30jährigen Krieg) verspielt, die andern Institutionen
folgten, nicht erst jetzt, und der anstehenden Generationenwechsel in Politik und Verwaltung lässt das Vertrauen
ineinander nicht wachsen.
Leben mit Pluralismus – für den Protestantismus
nicht neu
Angesichts dieser Phänomene tut es gut, sich im weiten
Feld des Protestantismus auf eigene Ressourcen zu
besinnen. Die wichtigste hier: Er verfügt über jahrhunderte alte Erfahrungen und Kompetenzen im Umgang
mit Pluralität. Protestantismus gibt es nur im Plural: von
lutherisch bis reformiert, von pietistisch bis liberal, von
städtisch-selbstbewusst bis ländlich-treu. Verliebt in die
jeweils eigene Orthodoxie, die sich schon in geringem
Abstand als kultivierter Individualismus zeigt. Was ist das
für eine lutherische „Orthodoxie“, in der jeder Dogmatiker seine eigene Dogmatik schreiben muss, weil ihm die
der anderen nicht orthodox genug ist? Dieser protestantische Individualismus ist direkte Folge des Gedankens
des allgemeinen Priestertums und der Entdeckung der je
eigenen Verantwortlichkeit vor Gott. Wie reagiert der
Protestantismus, um mit diesem ihm in der Wurzel mitgegebenen Individualismus – und als unvermeidliche
und notwendige Folge – mit seiner Vielfalt umzugehen?
Vor allem leistete er dies mit seiner Debatten- und Diskussionskultur, mit seinem synodalen Prinzip: vom Kirchenvorstand vor Ort bis hin zu Kreis-, Landes- und EKDSynode, auch vom Religionsgespräch (z.B. dem gescheiterten Marburger Religionsgespräch von 1529 zum
32 Einblicke 2014/2015 Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
gemeinsamem Abendmahl) bis hin zur Leuenberger
Konkordie von 1973 (wo dieses Problem endlich aber
vorläufig gelöst wurde). Es sind Orte, um Vielfalt zur
Sprache zu bringen und mühsam um Entscheidungen zu
ringen. Dazu kam die zunächst literarische, dann später
die mediale Öffentlichkeit, die man nutzte, um seine
Sichten der Dinge bekanntzumachen und zu debattieren.
Darin war besonders die Diakonie mit ihren schreib- und
public-relations-freudigen Vätern Bodelschwingh und
Wichern gut.
Die extrem lang- und mühsam verlaufenden ökumenischen Prozesse zeigen trotz aller Verzweiflung an den
minimalen Fortschritten, dass alte Organisationen (und
die Kirchen sind mit die ältesten bestehenden Organisationen!) eine hohe Selbstbezüglichkeit, sprich: eigene Kulturen ausgebildet haben, die nicht einfach fusionieren
können und wollen. Wie nun zeigen sich Reflexe dieser
Entwicklungen in der Diakonie?
Diakonie im Pluralismus heute
Die Unternehmerpersönlichkeiten aus der Gründungszeit
der Diakonie im 19. Jahrhundert sind in dieser Perspektive selbst Prototypen eines protestantischen Individualismus. Sie gingen bewusst den Weg aus der Landeskirche hinaus, gründeten Vereine und Stiftungen, nutzten
alle Wege, Methoden und Medien, um ihre jeweils
eigene Sicht der Dinge zu verwirklichen und voranzubringen, von eifrig geschriebenen, gedruckten und in alle
Welt gesandten Newslettern, von Reisen und Netzknüpfungen bis hin zum Zentralausschuss der Inneren Mission sind dies allesamt typisch protestantische und
typisch neuzeitliche Wege und Methoden, obwohl die
Diakonie in ihren ersten Jahrzehnten überwiegend aus
einem bestimmten protestantischen Milieu, dem der
Erweckungsbewegung, stammte. Das sah unter dem
Regiment dieser Patriarchen und Matriarchinnen nicht
nach Pluralität sondern nach strammer Konformität und
Einheitlichkeit aus. Im Modell des patri-/matriarchalautoritär geführten „Hauses“, des Mutter- wie des Bruderhauses und der Hausfamilie diakonischer Hauseltern
mit den ihnen anvertrauten eigenen und fremden „Kindern“ oder „Behinderten“ oder „Alten“ verstärkte sich
dieser Eindruck zunächst.
Heute versuchen Leitbilder den Spagat, einerseits nach
außen und innen als einheitliche und handlungsfähige
Organisation zu erscheinen, andererseits sind die Leitbilder selber wieder so allgemein, so im Fluss oder so
interpretationsfähig und –bedürftig, dass sie selber plura-
litätsfördernd sind. Unter diesen Bedingungen sollten
Leitbilder Markenkerne und Profile in der Diakonie Vielfalt mutig benennen, eröffnen und ggf. begrenzen. Ein
Kriterium ihrer Qualität besteht in der ebenso fachlich
wie theologisch begründeten wie menschlich-alltäglich
gelungenen Achtung von Vielfalt und Individualität. D.h.
konkret, dass sie Differenzen, Spannungen und Varianten aushalten, tragen und damit moderierend umgehen
kann. Sie schätzt Vielfalt, weil sie Individualität schätzt.
Es sind Orte, um Vielfalt zur
Sprache zu bringen und mühsam
um Entscheidungen zu ringen.
Das ist mehr als Toleranz (Ertragen des schwer Erträglichen), mehr als Wertschätzung (die vom Begriff her
schon wieder ökonomisch argumentiert), sondern Eröffnung eines Raumes, in dem sich Vielfalt zeigen und zueinander in ein befruchtendes Verhältnis setzen kann,
ohne bleibende Differenzen vertuschen zu müssen, und
wo es auch einen offenen bis offensiven Umgang mit
dem Nichttolerablen gibt.
Dasselbe noch einmal anders ansetzend formuliert: Seit
Jahrzehnten gibt Kindertheologie, Jugendlichentheologie, Frauentheologie, Alltagstheologie usw. – es wird mit
ziemlicher Sicherheit auch eine Theologie der Diakonischen Mitarbeitenden geben! Und zwar unverkürzbar
individuell. Nicht nur die leitenden, nein jeder Mitarbeiter
hat seine eigene Theologie! Sie ist, sie kann nicht
begrenzt werden auf Vorsteher/innen und DiakonInnen.
Zwei Pole wiederum umgrenzen das Feld: Wo sind die
Grenzen dieser Vielfalt, damit ein Unternehmen als
Unternehmen erkennbar- und handlungsfähig bleibt?
Wo wird sie dringend real erlebbar benötigt, damit diakonische Dienstleistungen (besser: Dienste) nicht um ihre
personale, religiöse oder spirituelle Dimension, die notwendig individuell-persönlich ist, gebracht werden?
Handlungsoptionen einer FH der Diakonie
Sie sucht erstens nach pluralismusfreundlichen Begründungen für diakonisches Handeln. Der alte Begriff der
Barmherzigkeit wie die Traditionen von Bibel und Koran
zum Almosen verbinden uns mit Judentum und Islam
und deren Begründungen sozialen Handelns. Selbst konstitutive Begriffe wie Nächstenliebe, Solidarität und
Gerechtigkeit sind nicht mehr als unverwechselbares
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie 33
Proprium des diakonischen (und nur des diakonischen)
Handelns zu identifizieren – die Marketingfachleute nennen das ein „Alleinstellungsmerkmal“. Es ist klar, dass all
dies konstitutiv für diakonisches Handeln ist, aber es
wäre vermessen zu behaupten, es sei dies ein Proprium
oder Alleinstellungsmerkmal, das niemand anderem
zukäme bzw. zu dem ein Nichtchrist nicht in der Lage
sein könne.
Das führt zu einer weiteren wichtigen These: Die Suche
nach dem Konstitutiven ist vielversprechender als die
nach dem unverwechselbar und niemand anderem Eigenen und Unverwechselbaren (Proprium) oder dem leicht
erkenn- und unterscheidbaren Profil. Das Konstitutive
besteht nicht in Dingen, die andere nicht haben oder vorweisen können, sondern hält lediglich fest, dass dies für
einen selber bzw. für die eigene Institution oder Organisation unverzichtbar, notwendig, eben: konstitutiv ist.
Das Proprium bestünde dann eher in der Verlässlichkeit
des Gegebenseins bzw. in der Kombination dessen, was
andere in dieser Kombination nicht haben. Oder in der
prinzipiellen Pluralismusfreundlichkeit des Protestantismus, seiner Offenheit für neue Positionen, die mit seinem theologisch tiefgründig verankerten Individualismus
zu tun haben – der aber selber zu einem sozialen Größe,
ja Teil unserer Kultur geworden ist, aber qua Individualismus nur schwer gemeinsam zu pflegen/kultivieren ist.
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Geschichten, die
Spiritualität ist sehr individuell,
nicht unbedingt amtskirchlich
orientiert, aber vorhanden und
wirksam.
zeigen, wie pluralismusfreundlich sogar Grundtexte der
Bibel sind, wenn man sie denn sprechen lässt.
Sie prüft und entwickelt zweitens Konzepte des
Umgangs mit Pluralismus bzw. widersprüchlichen Positionen weiter, seien es Konzepte kultur- bzw. religionssensibler Pflege, der Grundinformation über die Bedeutung
und Funktion von Religion in der Diakonie („DiakonieCare“), der Methoden nicht willkürlicher, sondern rational abgewogener ethischer Urteilsbildung unter gegebenen widersprüchlichen Interessen, Normen, Werten
(z.B. bei Ethikkomitees nicht mehr nur in Krankenhäusern). Das Konzept der „Dienstgemeinschaft mit Anderen“, das die Diakonie in Hessen und Nassau vorgelegt
hat, ist hier von besonderem Interesse, um den Spielraum, den die Loyalitätsrichtlinie der EKD nicht restriktiv
auszulegen sondern konstruktiv auszugestalten.
Das führt drittens dazu, dass wir anders zwischen
ethischer und religiöser Kommunikation unterscheiden
müssen. Ethische Kommunikation muss irgendwann zu
irgendeiner Entscheidung angesichts widersprüchlicher
Interessen und Bedingungen kommen. Hier geht es
auch um die hohe Schule tragfähiger Kompromisse bzw.
im Ernstfall auch um klare Standpunkte angesichts
offensichtlich widersprüchliche Optionen, Bewertungsund Vorzüglichkeitskriterien.
Im Unterschied dazu bleibt religiöse Kommunikation im
engeren Sinne notwendig und unreduzierbar plural.
Jede/r hat sein eigenes Gottesverhältnis. Spiritualität ist
sehr individuell, nicht unbedingt amtskirchlich orientiert,
aber vorhanden und wirksam. Rituale kann man nicht
zusammenlegen. Gebete richten sich entweder an den
einen oder den anderen Gott (auch wenn beide möglicherweise trotz unterschiedlicher Namen dieselben sein
mögen, was wir Menschen aber nicht so leicht entscheiden können). Hier sind Fusionen unsinnig, wohl aber
können sich die Beteiligten in ihren Ritualen und Gottesdiensten gegenseitig Gastfreundschaft gewähren und
einander als Gäste zu den jeweils eigenen Feiern einladen. Oder die Zivilgesellschaft wird Gastgeber und gibt
der heterogenen Geistlichkeit einen bescheidenen
Raum. Für diese Art der religiöser, pluralismuseröffnender Kommunikation braucht es allerdings neue
Räume und Zeiten und Übung. Anfänge sind gemacht,
aber noch viel liegt vor uns.
Das führt schließlich viertens dazu, dass wir am Begriff
des diakonischen Unternehmens arbeiten und in ihn zu
dem einer „Hybridorganisation“ weiter entwickeln müssen, der Merkmale mehrerer Sphären Wirtschaft, Politik,
Kirche, sozialer Nahraum (Haas, Hauschildt) umfasst.
Diese Hybridisierung zeigt sich bei jeder ernst gemeinten
Gemeinwesenorientierung, wenn bewusst wird, dass
sich Menschen in diakonischen Unternehmen nicht nur
in den drei Rollen als Vorgesetzter, Untergebener und
Kunde begegnen, sondern gleichzeitig auch als Fachkraft
und Laie, als Bruder und Schwester, als Mitbürgerin oder
Mitmensch, über alle sonst bestehenden Grenzen hinweg. Prof. Dr. Thomas Zippert
34 E
inblicke 2014/2015
Blickpunkt: Vielfalt in der Diakonie
Mitarbeiterumfrage
Mitarbeiter
Umfrage
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... beim letzten Betrieb
ta“ probieren - sehr lecker!
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... an der Unterschiedlic
isch“
lt oder auch beim „Dengl
... an der Sprachenvielfa
ICKE.
Ausgabe der EINBL
int in der nächsten
Bemerkungen ersche
Die Sammlung von
Die Mitarbeiterumfrage zum Blickpunkt-Thema
hat seit einigen Jahren Tradition. In dieser Ausgabe fehlt die gewohnte Doppelseite mit den
Antworten und Einfällen der Mitarbeitenden,
denn die Resonanz auf unsere aktuelle Frage war
leider sehr gering.
Wir hoffen für die Zukunft wieder auf eine größere Beteiligung!
Aus der Diakonie Münster 35
IT-Abteilung
geht neue Wege
Es begann mit einer kritischen Bestandsaufnahme: Ende
letzten Jahres haben wir die Informationstechnologie der
Diakonie Münster auf den Prüfstand gestellt und die
grundsätzliche Frage nach der Zukunftssicherheit
unserer Anwendungen, der technischen Ausstattung
und Netzwerkinfrastruktur gestellt. Unsere besondere
Aufmerksamkeit galt dabei dem Thema Sicherheit, verarbeitet die Diakonie Münster als sozialer Dienstleister
doch besonders schützenswerte personenbezogene und
medizinische Daten in großem Umfang.
Schnell zeigte sich, dass es mit Änderungen an Details
nicht getan sein würde. Das angestrebte Ziel einer
modernen, leistungsfähigen und rechtskonformen
Datenverarbeitung war nur mittels Entwurf und Aufbau
einer von Grund auf neu angelegten Infrastruktur zu
erreichen. Da unsere Datenbestände, wie im Personalwesen und der Finanzbuchhaltung seit Jahren bewährt,
zentral in einem Rechenzentrum gespeichert und zusammengefasst werden sollten, fiel die Entscheidung, das
Projekt gemeinsam mit dem Betreiber einer solchen
Datenverarbeitungseinrichtung zu gestalten. Die Wahl
fiel auf die proService GmbH in Bielefeld, die mit guten
Referenzen aus Kirche und Diakonie sowie mit der
bevorstehenden Inbetriebnahme eines modernen „Datacenters“ punkten konnte. Somit war sichergestellt, dass
die von der Diakonie Münster geforderten technischen
Voraussetzungen erfüllt und angemessene Kapazitäten
verfügbar waren. Auch das erforderliche Sicherheitsniveau konnte uns garantiert werden.
Neue Architektur notwendig
Die kritische Revision der IT-Landschaft in der Diakonie
Münster offenbarte, dass die eingesetzte Technik und
Software oftmals überaltert war. Ein über die Zeit teilweise strategisch ungeplant gewachsenes internes Netzwerk sowie die Anbindung externer Netze stießen sichtbar an Leistungsgrenzen. Auf der Liste anzustrebender
Änderungen standen nun neue Möglichkeiten der Fernwartung und Anwenderbetreuung, ein einheitliches, zen-
Datenverarbeitung mit
neuem Partner
tral gelagertes und verwaltetes Dateisystem sowie die
verbesserte Nutzbarkeit wichtiger Anwendungsprogramme, in erster Linie der Pflegedokumentation. Auch
sollte endlich ein eigener Mailserver mit allen Optionen
wie beispielsweise gemeinsamer Terminplanung und Sitzungsmanagement eingerichtet werden. Die Absicherung des Internetzugangs durch eine zeitgemäße Firewall war eine weitere Anforderung – notwendig vor
allem aus Sicht des Datenschutzes.
Nicht zuletzt konnte ein Problem angegangen werden,
das zurzeit viele Unternehmen aber auch private Anwender beschäftigt – die Ablösung des überalterten und
unsicheren Betriebssystems Windows XP. Im Zusammenhang mit dem Umstieg auf den Nachfolger Windows 7 und in absehbarer Zeit auf die aktuelle Ausgabe
von Microsofts Betriebssystem werden wir auch eine
Vielzahl seit Jahren betriebener PC-Endgeräte austauschen. Ganz neue Wege kann die Diakonie Münster
dank der Unterstützung des Partners aus Bielefeld und
der Deutschen Telekom bei der Realisierung des
leistungs- und anpassungsfähigen internen Netzwerks
gehen, das die Engpässe der Vergangenheit nicht mehr
aufweisen wird. Aus Sicht eines IT-Architekten schafft
die Diakonie Münster für alle Geschäftsbereiche und Einrichtungen eine neue IT-Dienstleistungs- und Infrastruktur, die sich in ihrem Ansatz vom jetzigen Zustand grundlegend unterscheidet. Sie ist stärker als zuvor auf Datensicherheit, Verfügbarkeit und schließlich die Fähigkeit zur
kontinuierlichen Weiterentwicklung hin orientiert. Durch
Ihren modularen Aufbau kann sie exakt auch an veränderte zukünftige Anforderungen angepasst werden.
Nach der Übergangsphase – Start in eine neue
IT-Landschaft mit Schulungen und Unterstützung durch ein Serviceteam
Im Laufe des Jahres haben wir gemeinsam mit unserem
zukünftigen Dienstleister in kreativer und konstruktiver
Atmosphäre eine Reihe von Workshops durchgeführt,
die der Planung und Ausgestaltung der neuen Infrastruk-
tur dienten. Beteiligt waren daran neben einem Projektteam als Kern Mitarbeitende aus allen Geschäftsbereichen, die IT-Abteilung, der Datenschutzbeauftragte,
die Mitarbeitervertretung und der Vorstand der Diakonie
Münster. Parallel wurde das Vertragswerk erarbeitet, das
die rechtliche Grundlage der zukünftigen Dienstleistungspartnerschaft darstellt.
Mittlerweile ist unser Projekt so weit fortgeschritten,
dass wir den Ablauf des sogenannten „roll-out“, also der
Phase der Umschaltung auf die neuen Server im
Rechenzentrum Bielefeld und des Austauschs unserer
veralteten Arbeitsplatzrechner absehen können. In einer
zeitlich und organisatorisch genau geplanten Abfolge
werden die Einrichtungen nacheinander in die zukünftige
IT-Landschaft integriert; den Anfang soll ab Mitte Januar
2015 die Diakoniestation machen. Bis Ende Februar ist
diese Phase des Übergangs hin zu einer zentralen Datenverwaltung dann abgeschlossen. Begleitet wird das „rollout“ durch ein intensives Schulungsprogramm für die
Mitarbeitenden mit PC-gestützten Arbeitsplätzen, das
alle Neuerungen berücksichtigt und offene Fragen
beantwortet. Zu diesem Zeitpunkt steht den Nutzern
dann auch bereits die zentrale Anwenderunterstützung
von proService zur Verfügung. Dieser „Servicedesk“ ist
stets erreichbar für Anfragen und Problemlösungen –
entweder per Fernwartung oder durch Einsatz von Technikern vor Ort. Als weitere Ansprechpartner in den Einrichtungen stehen unsere beauftragten Kolleginnen und
Kollegen, die bewährten „key-user“ mit Rat und Orientierung zur Seite.
Ich bin gespannt auf eine intensive, sicherlich auch mit
neuen Herausforderungen verbundene Übergangszeit
und freue mich auf die vielen gestalterischen Möglichkeiten, die uns die modernisierte Infrastruktur bieten
wird. Als Datenschutzbeauftragter begrüße ich nicht
zuletzt auch ein „großes Plus“ an Datensicherheit, das
die Diakonie Münster nun gegenüber Kunden, Mitarbeitenden und Kostenträgern verlässlich nachweisen kann.
Dr. Andreas Braun, Datenschutzbeauftragter
36 Einblicke 2014/2015 Aus der Diakonie Münster
Aus der Diakonie Münster 37
Mitgliederversammlung
3.12.2014
Positiver Rückblick auf das
Geschäftsjahr 2013
Die vielfältigen Geschäftsprozesse der Diakonie Münster
aus den Jahren 2013 und 2014 fasste der Vorstand Ulrich
Schülbe auf der Mitgliederversammlung im Dezember
2014 unter den drei Überschriften Finanzmanagement,
Risikomanagement und Prozessmanagement zusammen.
Geschäftsbericht und Ausblick
Es konnte festgestellt werden, dass die Diakonie Münster das Geschäftsjahr 2013 mit einem positiven Jahresergebnis abschließen konnte und mit Ausblick auf das
laufende Geschäftsjahr 2014, dieses mit einem zufriedenstellenden Ergebnis abschließen wird. Für 2015
könne in Aussicht gestellt werden, dass nach eingehender Planung der üblichen Geschäftstätigkeit ein zufriedenstellendes Jahresergebnis erwartet werden kann.
Dank an die Geschäftsführungen
Nach den Berichten der Geschäftsführungen Marion
Kahn und Ulrich Watermeyer zu den Entwicklungen in
den Geschäftsbereichen der Diakonie Münster, bedankte
sich die Superintendentin Meike Friedrich beim Vorstand
und den beiden Geschäftsführungen für die gute und
erfolgreiche Arbeit. Es sei eine fast unglaubliche Erfolgsgeschichte dieser Drei, die nur mit Unterstützung der
vielen Menschen an ihrer Seite, die etwas dazu getan
haben, möglich wurde, so Friedrich begeistert.
Ulrich Schülbe sei es als Vorstand gelungen, in dieser
sehr kurzen Zeit, die Diakonie als Ganzes wahrzunehmen
und Spuren zu hinterlassen.
Ulrich Watermeyer als Geschäftsführer der Ambulanten
und Stationären Seniorendienste nenne auch in diesem
Jahr mit einer Selbstverständlichkeit Zahlen, die sie in
Sehr verehrte Damen und Herren,
lieber Herr Dellwig,
um über eine Person etwas zu erfahren, kann man die
Person persönlich befragen oder das Internet bemühen.
Ich habe beides getan, will mich aber mehr auf die von
Ihnen erhaltenen Informationen und meine Erfahrungen
mit Ihnen beziehen. Wer mehr wissen will, kann in einer
Suchmaschine den Namen Heinz-Werner Dellwig eingeben. Mehr als zehn Jahre sind Sie gewähltes Mitglied im
Verwaltungsrat des Diakonischen Werkes Münster –
heute Diakonie Münster. Ihre betriebswirtschaftlichen
Kompetenzen waren gefragt und geschätzt. Nach dem
Ausscheiden von Ernst-August Grote war es keine Frage
für uns, dass Sie das Amt des zweiten Vorsitzenden
übernehmen werden. Um diese Entscheidung zu erläutern, lassen Sie mich einen kurzen Rückblick auf Ihren
Lebensweg den Anwesenden geben.
dieser Konstanz und Güte noch nie gehört habe. Er sei
ein Künstler, der mit einer großen Fähigkeit seinen Verantwortungsbereich verwalte.
Auch Marion Kahn als Geschäftsführerin der Kinder-,
Jugend- und Familiendienste und des Beratungs- und
BildungsCentrums, habe scheinbar mit leichter Hand die
bisher festgefahrenen Bereiche in eine Beweglichkeit
gebracht, die wiederum viele neue Möglichkeiten und
Chancen mit sich bringen. Dies sei eine sehr positive
Bereicherung und sicher keine Kleinigkeit, so Friedrich
abschließend.
Umbesetzung: 2. Vorsitz im Verwaltungsrat
Die Verabschiedung als zweiter Vorsitzender des Verwaltungsrates zum 31. Dezember 2014 Heinz-Werner Dellwig sowie die Bekanntgabe seines Nachfolgers Wolfgang Barenhoff zum 1. Januar 2015, war ein weiterer
Tagesordnungspunkt dieser MGV.
Wolfgang Barenhoff, Dipl.-Ing., ehem. Studiendirektor
der ESPA (Evangelische Sozialpädagogische Ausbildungsstätte Münster) und seit Mitte 2014 im Ruhestand,
ist bereits seit seiner Wahl im Oktober 1998 Mitglied im
Verwaltungsrat.
Die einfühlsamen und treffenden Abschiedsworte Barenhoffs an seinen Vorgänger Heinz-Werner Dellwig
begeisterte nicht nur den Protagonisten. Alle Anwesenden Mitglieder und Gäste verabschiedeten HeinzWerner Dellwig ebenfalls mit großem Applaus.
Als Protestant sind Sie im märkischen kur-kölnischen
Sauerland in Iserlohn geboren und in Hemer zur Schule
gegangen. Dass der ehemalige Vorstand Pfarrer Hamer,
den Sie auf dem Gymnasium eher flüchtig kennengelernt
hatten, Sie einmal als Fachmann für den Verwaltungsrat
vorschlagen würde, konnten Sie damals noch nicht wissen. Als Student der Volks- und Betriebswirtschaft
kamen Sie nach Münster, das Ihre Heimat werden sollte,
da auch Ihre Frau als Sozialpädagogin bei der Stadt
Münster beschäftigt war.
Nach dem Examen war eine Promotion ins Auge gefasst
worden – Geschichte und Politik in Verbindung mit der
Betriebs- und Volkswirtschaft sollte Ihr Thema werden,
aber der plötzliche Tod Ihrer Mutter, die die kaufmännische Leitung der elterlichen Draht- und Metallwarenwarenfabrik in Hemer inne hatte, hat Sie in die Verantwortung gerufen, da Ihr Vater der Techniker war und
dringend Ihre Hilfe benötigte. 38 Einblicke 2014/2015 Aus der Diakonie Münster
Aus den Einrichtungen 39
Diakoniestation
Heinz-Werner Dellwig ist weiterhin Mitglied des
Verwaltungsrates der Diakonie Münster
Es waren damals harte Zeiten für einen Familienbetrieb und jeden Tag mehr als 12 Stunden Arbeit waren
für Sie eine große Belastung. Aber Sie haben einen Ausgleich gefunden, wie Sie Abstand von all den Sorgen
und Nöten für den Betrieb und deren Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter nehmen konnten. Sie begannen zu laufen... und laufen... und laufen...
Daraus wurde dann Ihr größtes Hobby, der Marathon.
Im Internet kann man nachlesen, welche Strecken Sie
zurückgelegt haben. Aus den über Sie existierenden Statistiken habe ich hochgerechnet, dass Sie schon einmal
den Erdball umlaufen haben müssen? Aber Sie sind
nicht nur einfach mitgelaufen, sondern haben auch
Läufe organisiert und die finanziellen Erträge für soziale
Zwecke eingesetzt. Das Marathon-Team der Diakonie
Münster kann darüber berichten.
Über Ihren Sohn, der 1980 geboren wurde, sind Sie
dann mit Pfarrer Witt aus der Erlöser-Kirchengemeinde
in Kontakt gekommen. Pfarrer Witt hat sofort Ihre Kompetenzen erkannt und eh Sie sich versahen, waren Sie
Presbyter und dann Kirchmeister. Wenn man mal in den
Arbeitsbereich der Kirche gelangt und sich bewährt, hat
man schnell den nächsten Posten. Superintendent Dr.
Beese hatte erkannt, dass im Diakonie-Ausschuss Fachleute dringend benötigt werden. Dass man Sie dann
gleich als Vorsitzenden gewählt hatte, überraschte Sie,
denn Sie waren der Meinung, dass das nur ein Pfarrer
werden kann. Der Ausschuss blühte unter Ihrem Vorsitz
richtig auf. Ihnen gelang es, den Kontakt zu den Diakoniepresbyter/innen der Gemeinde wieder aufzunehmen
und für die Diakonie das Bewusstsein in den Gemeinden
zu wecken. Zeitgleich wurden Sie Mitglied im Verwaltungsrat.
Die wirtschaftliche Schieflage des Diakonissenmutterhauses und der damit verbundenen Gefährdung der
ESPA waren für Sie ein Warnsignal für das wirtschaftliche Überleben der Diakonie. Sie waren maßgeblich
daran beteiligt, dass in dem Verein die Tochtergesellschaften gegründet wurden, damit bei wirtschaftlichen
Einbrüchen in einem der vielen Arbeitsbereiche der Diakonie nicht das ganze Werk in Gefahr gerät. Ohne Ihre
betriebswirtschaftlichen Kompetenzen, mit denen Sie
besonders im Verwaltungsrat als Moderator in verständliche Weise den Mitgliedern und dem Vorstand die
schwierigen Sachverhalte beibrachten, stände das Werk
heute nicht so da.
Persönlich konnte ich Sie besonders in dem Ausschuss
zur Wiederbesetzung des Vorstandes kennen und schätzen lernen. Nun ruft Ihr Familienbetrieb Sie wieder verstärkt in die Verantwortung, so dass Sie sich schweren
Herzens entschließen mussten, den Verwaltungsrat zu
verlassen. Aber Sie haben uns versichert, dass wir Sie
jederzeit um Rat fragen dürfen.
Wir gönnen Ihnen von Herzen den Ruhestand, den Sie
nächstes Jahr im April antreten könnten. Ich kann das
nur empfehlen! Aber Sie werden sich sicherlich nicht zur
Ruhe setzen, denn dazu sind Sie zu gern in Bewegung.
Wir wünschen Ihnen die Gesundheit dazu und besonders Gottes Segen. Herzlichen Dank, lieber Herr Dellwig!
Wolfgang Barenhoff
Beeindruckend: Kleine flotte Diakoniefahrzeuge
standen in der Beresa-Halle bereit (oben), inzwischen
sieht man sie in vielen Straßen der Stadt.
Susanne Middendorf und Ulrich Schülbe bei der
offiziellen Übergabe (links).
Eine Flotte aus 25 Fahrzeugen für
die Diakoniestation
Mit dem Smart Fortwo erhielten die Mitarbeitenden der
Diakoniestation im August 2014 ein ideales Auto für den
Stadtverkehr und für die kleinen Parklücken in Münster
(besonders im Kreuzviertel). Der Wagen als Arbeitsmittel
hilft in der ambulanten Pflege, jeden Klienten individuell
und persönlich pünktlich aufzusuchen. Unsere Klienten
werden rund um die Uhr versorgt. Vor diesem Hintergrund war der Austausch der Fahrzeuge bei laufendem
Geschäftsbetrieb eine logistische Herausforderung, die
nur aufgrund des Einsatzes jedes einzelnen Mitarbeitenden erfolgreich gemeistert wurde. Sämtliche „alten“
Autos mussten beim Händler pünktlich zurückgegeben
und anschließend die neuen Fahrzeuge bei Beresa übernommen werden. Hier erfolgte die technische Einführung und ein Fahrtraining für jene Mitarbeitende, die
einen neuen Smart zur Verfügung gestellt bekamen.
Das gesamte Leitungsteam hat es dann übernommen,
sämtlich weitere Mitarbeitende der Diakoniestation in die
Besonderheiten dieses Fahrzeuges einzuführen, denn
der Smart Fortwo besitzt eine besondere Halbautomatik.
Trotz all dieser Bemühungen und Gedanken im Vorfeld
verliefen die ersten Tage mit diesem neuen, mit Klimaanlage und Radio ausgestattendem Auto nicht ganz reibungslos. Mehrfach wurde in der Zentrale der Diakoniestation technische Hilfestellung angefordert. Nach einigen Wochen im Alltagsbetrieb freuen wir uns immer
noch über diese Veränderung unseres Fuhrparks.
Allen Mitarbeitenden weiterhin gute und sichere Fahrt!
Susanne Middendorf
40 Einblicke 2014/2015 Aus den Einrichtungen
Aus den Einrichtungen 41
Diakoniestation
Sie lebt für die Pflege
Gut gelaunt und in engem Kontakt mit ihren
Schützlingen. So zeigt sich Ursel Labamvu nicht
nur bei Fotoshootings.
Ursel Lubamvu arbeitet beim ambulanten Pflegedienst der Diakonie Münster. Mit Leib und
Seele hat sie sich dem Beruf verschrieben.
Schwester Uschi gibt Gas. Bei Frau T. hat es
heute länger gedauert, als üblich. Was hätte die
Altenpflegerin denn auch machen sollen, als die
91-Jährige sie bat, noch schnell den Faden
durchs Nadelöhr zu friemeln?
Herr D. sieht das pragmatisch: „Sie müssen einfach
etwas lauter sprechen.“ Seine Lebensfreude? Ungebrochen. Schwester Uschi pflegt ihn seit sechs Jahren.
Heute wechselt sie ihm die Windel, wäscht ihn und
rasiert sein Gesicht („Haaach, jetzt gibt’s Zärtlichkeit“,
kommentiert er vergnügt). Dabei löst sich plötzlich die
Dusche aus der Halterung und ergießt einen warmen
Sommerregen auf den blonden Schopf der Altenpflegerin. Herr D. lacht. Schwester Uschi auch.
Übergriffe erlebt und Rassismus, ist angespuckt und
geschlagen worden. Wenn so etwas vorkommt, sucht
die Schwester den Dialog mit der Pflegeleitung. Im
Extremfall wird dem Patienten gekündigt. „Ich bin kein
Opfer-Typ. Wenn jemand laut wird, mache ich mich
immer zwei Meter groß“, sagt sie. Ihrer Schülerin Sarah
(23) gibt sie Weisheiten mit auf den Weg: „Stark zu sein
bedeutet, auch Schwäche zu zeigen und Bescheid zu
sagen, wenn man sich etwas nicht zutraut“.
Sagen: „Nö, wird nicht bezahlt?“ Nee, das bringt sie
nicht übers Herz. Natürlich ist sie noch mal ins Wohnzimmer gehuscht. Hat die Nadel gesucht und den Faden
eingefädelt. Und deshalb fährt sie jetzt etwas zügiger.
Die nächsten Patienten warten schon.
Ursel Lubamvu (58), von den Patienten Schwester Uschi
gerufen, ist examinierte Altenpflegerin und arbeitet für
den ambulanten Pflegedienst der Diakonie Münster. Mit
Leib und Seele hat sie sich der Sorge um andere verschrieben und ist seit 15 Jahren in der Pflegeambulanz.
Sie liebt den Job, doch „fürs Zwischenmenschliche ist zu
wenig Zeit“. Um 5.55 Uhr düst Schwester Uschi morgens zur Arbeit und versorgt dann bis zu 16 Patienten.
Täglich versucht sie das Unmögliche: Allen gerecht zu
werden.
Dann kommt der lästige Teil: Die Schwester muss das
Protokoll ausfüllen. Wenn es nach ihr ginge, würde so
manche Dokumentationspflicht wegfallen. Jedes
kleinste Bisschen aufzuschreiben, das kostet Zeit, sagt
sie. Zeit, die sie mit den Menschen verbringen möchte,
nicht mit Papier. Zeit, die fehlt. Sechs Minuten gebe es
im Schnitt für „eine Ausscheidung“. Und wenn das mal
nicht reicht? „Ich kann ja schlecht jemanden vom Klo
schubsen.“ Lubamvu hat nur selten die fünf Minuten
übrig, die ein dementer MS-Patient dafür brauchen
würde, seine Hose selber zuzuknöpfen. „Wenn man
Dementen eine Aufgabe drei- oder viermal abnimmt,
spart zwar man Zeit, aber der Patient verlernt, es selbst
zu erledigen“, sagt die Altenpflegerin. Ein Dilemma.
„Und wir sind für viele der einzige Kontakt nach draußen“, ergänzt Lubamvu. Gerade dann sei es bitter, nur
wenige Minuten bleiben zu können. Dass man Menschen „nach Zeit pflegen muss, ist eine Katastrophe!“
Ursel Lubamvu flitzt wieder ins Auto. Es geht weiter,
zum nächsten Patienten. Und wieder weiter zum nächsten, und weiter und weiter und weiter. Hinter jeder Tür
warten neue Herausforderungen. „Es gibt eigentlich
nichts, was wir nicht machen“, sagt die Pflegekraft. Sie
bringt Senioren auf die Toilette, wäscht sie, zieht sie an,
misst ihren Blutzucker und repariert ihre E-Reader. Sie
sieht viele Menschen, viele Wohnungen, erfährt
Geschichten und Gefühle. Sie muss viel aushalten. Und
obwohl die Gesellschaft Menschen wie Ursel Lubamvu
braucht, die aus Überzeugung, aus „Berufung“, wie sie
sagt, pflegen, haben die Pfleger einen schlechten Ruf.
Und: „Es ist ganz klar, dass alle in der Pflege zu wenig
Geld verdienen.“ Dass es einen Fachkräftemangel gibt,
überrascht Schwester Uschi keineswegs. Zum Glück sei
der bei der Diakonie nicht spürbar.
Zum Beispiel Herrn D. Er ist 84 Jahre alt und hat links
keine Zehen mehr. Der Diabetes sei schuld, sagt er, und
Ursel Lubamvu erzählt, dass der Mann auch Rheuma
hat, schlecht hört und ohne Hilfe nicht mehr lesen kann.
Nicht immer ist es so nett wie bei Herrn D.: Lubamvu
hat manchmal mit Messies zu tun, mit Angehörigen,
die trinken oder Drogenprobleme haben. Hat sexuelle
Spürbar hingegen ist die Hoffnungslosigkeit, die Alter
und Krankheit mit sich bringen können: Lubamvus nächste Patientin ist eine demente Dame, die mit ihrem Mann
in einer kleinen Wohnung lebt. Ihr Zustand hat sich seit
ihrem letzten Aufenthalt in einer Reha-Klinik drastisch
verschlechtert. Dort habe man nicht darauf geachtet,
dass die Frau ihre Medikamente einnimmt. Ihr Mann leidet. Was das denn noch für ein Leben sei, fragt er und
lugt zu seiner Frau herüber, deren Blick in eine andere
Welt geht. Die gerade mit beiden Zeigefingern im Mund
an ihrem Gebiss herumnestelt. Er hat Angst. Die beiden
sind fremd in der Stadt, ihren Kindern hinterhergezogen.
„Sowas sollte man nicht tun“, sagt Lubamvu. „Die Eltern
aus der gewohnten Umgebung reißen.“ Nachdem sie
die Dame mit Kraft und Überzeugungsarbeit auf die
Füße bekommen und auf die Toilette begleitet hat,
spricht sie dem Mann Mut zu. Zur Not, sagt sie, müsse
man über den Einzug in ein Pflegeheim nachdenken. Er
nickt resigniert, auch sein Blick geht jetzt ins Leere. Mehr
kann Schwester Uschi heute nicht tun.
Wieder im Auto, Sorgenfalten glätten. „Es ist 10.29 Uhr.
Ob wir gut in der Zeit sind, weiß ich nicht“, sagt die Pflegerin. Die Diakonie muss wirtschaftlich arbeiten, versteht
sich aber zugleich als Dienstleister am Menschen. Das
betont die Pflegedienstleiterin Susanne Middendorf. Das
ist ein Grund dafür, dass Lubamvu auch nach 15 Jahren
noch für ihren Job brennt. Das, und ihre Passion, ihre
„Berufung“. „Es gibt eben Menschen, die helfen gern
anderen Menschen.“
Für die Westfälischen Nachrichten von Andrea Bracht
42 Einblicke 2014/2015 Aus den Einrichtungen
Aus den Einrichtungen 43
Handorfer Hof
Antwort auf
hohe Nachfrage
Der neue Anbau (im Plan blau eingefärbt) sieht von vorne recht schmal aus.
In der Seitenansicht wird deutlich, dass
er eine Menge neuen Platz schafft.
Der Anbau des Seniorenzentrums Handorfer Hof macht
große Fortschritte. Mittlerweile ist die Außenfassade verklinkert, sind Fenster eingesetzt und der Dachstuhl ist
gerichtet. Auch die Innenausbauten gehen zügig voran.
„Wir sind im Zeit- und Kostenrahmen“, berichtet der
zuständige Architekt Carsten Palfner. Optisch passt sich
der neue Gebäudeteil sehr gut dem Handorfer Hof an.
Mit der Fertigstellung wird Anfang 2015 gerechnet.
Somit erhöht sich die Zahl der Appartements im Handorfer Hof von 66 auf 78 Plätze. „Wir reagieren durch die
Erweiterung auf die erhöhte Nachfrage für das Seniorenzentrum“, erläutert Geschäftsführer Ulrich Watermeyer
die Gründe für den Anbau. Von Seiten der Stadt wurde
der Bedarf zügig bestätigt.
Anmeldungen sind schon möglich
Gebaut werden 12 Einzelzimmer, die einen ähnlichen
Zuschnitt wie die übrigen 66 Einzelzimmer haben. Damit
die zukünftigen Bewohner sich wohlfühlen, können sie
ihre eigenen Möbel mitbringen.
Interessenten können sich ab sofort im Handorfer Hof
anmelden bzw. für die neuen Plätze vormerken lassen.
Neben den stationären Plätzen verfügt das Seniorenzentrum über vier Kurzzeitpflegeplätze und 24 Wohnungen
des Betreuten Wohnens. Zudem betreuen die Mitarbeitenden auf Wunsch die drei benachbarten Wohnhäuser
des Betreuten Wohnens. Herzstück der Einrichtung ist
die alte Gaststätte „Handorfer Hof“. Dort wird jeden Mittag ein offener Mittagstisch angeboten, der von vielen
Anzeige
älteren Handorfern gerne angenommen wird. Am
Wochenende öffnet der Handorfer Hof als Cafeteria
seine Türen. Ehrenamtliche Mitarbeitende der beiden
Kirchengemeinden versorgen die Gäste mit Kaffee und
Kuchen. Zudem nehmen sie sich Zeit für Gespräche mit
den Besuchern. Eva Kölbl
44 Einblicke 2014/2015 Aus den Einrichtungen
70 Jahre
Martin-LutherHaus
Aus den Einrichtungen 45
1945
1960
2015
2
3
4
Als Kaserne waren die Gebäude zunächst errichtet worden 2 Im Luftbild sieht
man den neu aufgebauten Komplex in den 50ern. 3 sieht man den Stand der
Jahre zwischen 1960 und 1980. 4 der Komplex nach den Umbau 1980/1981.
1
1
Die Geschichte
des MartinLuther-Hauses
Vom Alten- und
Flüchtlingsheim
zum modernen
Seniorenzentrum
Das Martin-Luther-Haus entstand 1945 auf der Trümmerstätte des ehemaligen Wehrmachtsgebäudes an der
heutigen Wilhelmstraße auf Betreiben des Altsuperintendenten Georg Gründler, der damals – als junger Pfarrer –
Wohnraum für Kriegsheimkehrer und Flüchtlinge suchte.
In zunehmenden Maße meldeten sich Studenten, die mit
dem Studium beginnen wollten und in dem zerstörten
Münster vergeblich nach einer Bleibe suchten. Flehentliche Briefe von Bewohnern zerstörter Altenheime, die
nur notdürftig irgendwo untergekommen waren und
zurück in die Heimat wollten, trafen ein.
Schnelle Ausweitung nach dem Krieg
Hinzu kamen immer mehr Menschen, die Hilfe, Wohnung und einen neuen Lebensanfang suchten. Darunter
waren auch viele Handwerker, die zur Mitarbeit herangezogen werden konnten. Über dem ganzen Werk stand
die Parole: Hilfe an Flüchtlinge durch Flüchtlinge!
Schon im Juni 1945 wurde das immer größer werdende
Unternehmen mit sechs Mitgliedern „Evangelisches
Hilfswerk e.V.“ genannt und nach Konstituierung des
Evangelischen Hilfswerks für Deutschland diesem angeschlossen.
Arbeiterheim und Notherberge
Das Martin-Luther-Haus beherbergte bald fünf „Heime“
unter einem Dach: Ein Altenheim und einen Kindergarten im Erdgeschoss, ein Studentinnenheim im ersten
Stockwerk und ein "Arbeiterheim" im ausgebauten
Dachgeschoss. Schon vor Weihnachten 1945 hatte sich
der Ausbau der „Trümmer-Notherberge“ soweit entwickelt, dass die neuerstandene Evangelisch-Theologische
Fakultät als erste der ganzen Universität mit Vorlesungen
und Übungen beginnen konnte.
Die Währungreform im Jahre 1948 zwang zur Trennung
von den leitenden Damen. Die Pfarrer wurde nun ehrenamtliche Hausmutter und leitete das Ganze mit den bisherigen zweiten Kräften als Stationsleiterinnen. Nach der
Pensionierung des Ehepaars Gründler übernahm Pfarrer
Adler die Leitung des Martin-Luther-Hauses. Er verstarb
jedoch recht bald. Mit der Auslagerung des Theologenkonviktes und anderer Abteilungen begann dann die
"Spezialisierung" des Martin-Luther-Hauses auf Altenhilfe.
Neubau auf der Bullenwiese
Die ca. 140 Bewohner waren alle sehr rüstig; es gab
weder Rollstühle noch Nachtwachen oder gar eine Notrufanlage. Im Jahre 1963 betrug das durchschnittliche
Alter der Bewohner nur 73 Jahre. Als sich abzeichnete,
dass das bisher genutzte Wehrmachtgebäude aufgegeben werden musste, wurde 1960 für ca. 8,3 Millionen
DM mit dem Neubau an der Fliednerstaße auf der „Bullenwiese“ begonnen. Da das Gelände bis dahin der
katholischen Kirche angehörte, hieß es in Gievenbeck:
„Nu werden die Bullen evangelisch“.
Wiederholte Erweiterungen und Umbauten
Im Jahre 1977 zogen sich die Diakonissen aus dem Martin-Luther-Haus zurück. Die Leitung ging über auf Diakon
Dieter Mertin und seine Frau Johanna. Da das Gebäude
nicht mehr zeitgemäß war (so gab es z.B. nur zwei Toiletten pro Flur und viele Dreibettzimmer), begann man im
Herbst 1980 unter dem Vorsitz von Fritz Murach und
Superintendent Christoph W. Dahlkötter mit dem
Umbau.
Im Jahre 1987 wurde das Martin-Luther-Haus dann abermals erweitert: die Station D ging als Rehabilitationsabteilung in Betrieb, wurde jedoch nach einem halben Jahr
umgewidmet zur Kurzzeitpflege bzw. Dauerpflegestation.
46 Einblicke 2014/2015 Aus den Einrichtungen
Aus den Einrichtungen 47
MatthiasClaudius-Haus
6
der Eingangsbereich, wie er sich seit 1987
zeigt. 6 Die neuen Wohngebäude, die in den
90er Jahren dazu kamen.
5
5
Festtage im Martin-Luther-Haus
Es bleiben Aufgaben für die nahe Zukunft
Nun, Ende 2014, steht das Martin-Luther-Haus wieder
vor neuen Herausforderungen, denn die Bewohnerschaft
hat sich weiter verändert. Das Durchschnittsalter beträgt
rund 86 Jahre, die im Haus lebenden Menschen sind
deutlich pflegebedürftiger, viele von Ihnen an Demenz
erkrankt. So wird folgerichtig ein Wohnbereich als
geschlossener, für geronopsychitarisch veränderte
Bewohner, geführt, in dem die Menschen sich in
geschütztem Rahmen mit eigenen Gartenflächen frei
bewegen können. Die Bäder sind zum großen Teil noch
nicht barrierefrei, und die relativ steilen Rampen können
nicht von allen Bewohnern selbstständig befahren werden. Hinzu kommt, dass das Gebäude energieteschnisch
nicht auf aktuellem Stand ist.
Doch 2015 wollen wir noch einmal in diesem Gebäude,
welches 55 Jahre am Standort Fliednerstraße 17-19
steht, feiern. Eva Kölbl
Donnerstag, 19. März 2015
Sektempfang mit Jubiläumssekt
Ökumenischer Gottesdienst
Rundgang: Der Ursprung der Diakonie
Münster (Martin-Luther-Haus, Geschäftsstelle,
Lukaskirche und Wartburgschule)
Gemeinsames Mittagessen für Pensionäre
Ausstellung zur Geschichte des Hauses, Möglichkeit der Hausbesichtigung
Bewohner Backen für Bewohner (Kaffee-trinken
mit frischen Waffeln)
Wie im Kino: Münster nach dem Krieg
Freitag, 20. März
Aus der Nachkriegsküche: Muckefuck, Stippmilch und mehr
Basar: „Von Bewohnerhand gemacht“
Samstag, 21. März
Gemeinsamer Frühlingsspaziergang
Sonntag, 22. März
Konzert
Carsten Wähning (mit Micro) links neben ihm Gotthard Böse, Pflegedienstleiter im Matthias-Claudius-Haus und rechts neben ihm JohannChristoph Ottenjann von der Wirtschaftsförderung Greven.
Carsten Wähning gewinnt
Ausbildungsförderpreis
Die Spannung war zu spüren, als der Vorsitzende des
Wirtschaftsforums Greven die besten Auszubildenden in
den unterschiedlichen Bereichen nannte: Im medizinisch-pflegerischen Bereich setzte sich Carsten Wähning, Altenpfleger im Matthias-Claudius-Haus, als Bester
durch. Für Bürgermeister Peter Vennemeyer zeigt der
Ausbildungspreis, wie verantwortungsvoll die Wirtschaft
in Greven mit ihren Azubis umgehe. Dieser Preis stärke
zudem den Standort Greven und sichere die Zukunft der
Betriebe.
Pflege muss aufgewertet werden
Mit Blick auf den Preisträger des medizinisch-pflegerischen Bereiches begrüßt er die Wahl von Carsten Wähning und betont: „Die Pflege braucht eine Lobby!“.
Diese Lobby haben die Altenpfleger in Greven, denn
neben dem handwerklich-technischen und kaufmännischen Bereich bildet der medizinisch-pflegerische
Bereich eine feste Größe.
Viel Sympathie für Offenheit und Kritik
Der Preisträger Carsten Wähning hatte im letzten Jahr
seine Ausbildung abgeschlossen. Er war mit viel Engagement bei der Ausbildung beteiligt und wurde gerne
nach erfolgreicher Beendigung seiner Prüfung im
Matthias-Claudius-Haus übernommen. Dort arbeitet er
sehr gut und benennt offen kritische Punkte. Diese
Offenheit brachte ihm bei der Ehrung viel Sympathie,
denn er verwies bei seiner kurzen Ansprache auf die
unzureichenden Rahmenbedingungen der Altenpflege
und die geringe Bezahlung: „Pfleger sind chronisch
unterbezahlt!“ Ulrich Watermeyer, Geschäftsführer,
Stationäre Seniorendienste
48 Einblicke 2014/2015 Aus den Einrichtungen
Aus den Einrichtungen 49
MatthiasClaudius-Haus
Azubi-Ehrenamtstag der Stadt
Greven im Matthias-Claudius-Haus
Als Sandra Hörnemann vom zentralen Steuerungsdienst
der Stadt Greven im Juni anrief und fragte, ob die Auszubildenden der Stadt ihren Ehrenamtstag im MatthiasClaudius-Haus absolvieren dürften, wussten wir nicht,
was uns erwartete. Wir freuten uns sehr, dass sich junge
Menschen ehrenamtlich in einer Senioreneinrichtung
engagieren wollten und sagten sofort zu. Auch der
Bewohnerbeirat war hellauf begeistert und hatte die
Idee, mit Hilfe der Ehrenamtlichen einen Wasserstein vor
der Cafeteria aufstellen zu lassen. Das Organisationsteam beriet weitere Projekte für den Tag und stimmte
diese mit Sandra Hörnemann ab.
Hilfe bei zahlreichen Verbesserungsarbeiten
Am Samstag, 25. Oktober rückten alle 16 Azubis aus
dem IT-Bereich, der Verwaltung, der Stadtbücherei, der
Feuerwehr und den technischen Betrieben sowie die
„Dualen Studenten“ der Stadt Greven samt Gerätschaften an. Nachdem die Leiterin des Matthias-ClaudiusHauses, Svetlana Mielke, einen einführenden Vortrag
über die Einrichtung, deren Bewohner und die verschiedenen Stadien einer Demenzerkrankung gehalten hatte,
engagierten sich alle städtischen Azubis für die Lebensqualität der Bewohner. Eine Gruppe der Azubis ging dem
Gärtner Adolf Maurer bei der Gartenarbeit zu Hand,
schnitt Bäume und Büsche zurück und machte die Grünanlage winterfest. Eine weitere Gruppe hob den Boden
an und installierte mit dem Hausmeister Ralf Schmidt
den „Sprudelstein mit Beleuchtung“ im Garten. Ein lang
ersehnter Wunsch der Bewohner ging in Erfüllung.
Tatkräftig zur Sache gingen die Auszubildenden bei überwiegend handwerklichen Tätigkeiten. Eine schöne Erfahrung für die
Jugendlichen und eine Verbesserung der
Lebensqualität der Bewohnerinnen und
Bewohner. Mit ihnen erlebten die Auszubildenden am Ende noch beeindruckende
Momente der Begegnung.
Der Medienwagen bekam ein neues Gesicht, wurde in
kniffeliger Handarbeit mit Glanzfolie und Tattoos versehen und kann sich jetzt sehen lassen.
Eine Kreativgruppe gestaltete mit Sabrina Hinz drei Tastwände für den Flurbereich der geschlossenen Demenzabteilung. Die Bewohner dort sind sehr viel in Bewegung
und brauchen Anregungen. Auf den Tastwänden finden
sich Alltagsgegenstände wie eine Bürste, ein altes Telefon, Topflappen, eine alte Schaufel. All diese Gegenstände sind den Bewohnern präsent, wecken Erinnerungen und aktivieren.
Der Kontakt zu Bewohnern kam nicht zu kurz
Zum Abschluss hatten die jungen Leute mit ihren Begleitern noch Gelegenheit, direkt mit den Bewohnern des
Hauses in Kontakt zu treten. Das bei den Bewohnern
beliebte Gesellschaftsspiel "Elfer raus" führte schnell zu
einem Miteinander der Generationen. Für viele war dieser persönliche Kontakt zum Ausklang des Tages besonders beeindruckend. Wolfgang Beckermann, Grevens
Stadtkämmerer und erster Beigeordneter, überzeugte
sich am Ende des Tages von dem Engagement der Azubis und der Freude der Bewohner und der Mitarbeitenden über diesen erfolgreichen Tag.
Das Konzept des Azubi-Ehrenamtstages ist die Entwicklung sozialer Kompetenz, welche an diesem Tag vollständig erfüllt sein dürfte. Ein toller, gut durchorganisierter
Tag ist dem Engagement der Vorbereitungsgruppe zu
verdanken. Sabrina Hinz, Johanna Wieskamp und Ralf
Schmidt, die alles bis ins Detail geplant, besorgt und
organisiert haben. Vielen Dank!
Svetlana Mielke, Heim- und Pflegedienstleitung
50 Einblicke 2014/2015 Aus den Einrichtungen
Kinder-, Jugendund Familiendienste
Aus den Einrichtungen 51
Beratungs- und
BildungsCentrum
Hand in Hand
Tief betroffen waren wir als wir vom gewaltsamen Tod
einer jungen Frau und der anschließenden Selbsttötung
eines Honorarmitarbeiters aus unserem Jugendzentrum
Mobile erfuhren.
Unfassbares verstehen wollen, es nicht erklären können,
in mitfühlenden Gedanken an die Familien sein - und
gleichzeitig Unterstützung für das betroffene Mitarbeiterteam und insbesondere für die Kinder und Jugendlichen
aus der Einrichtung anbieten - eine hohe persönliche und
fachliche Anforderung an die, die daran beteiligt waren.
Kolleginnen und Kollegen aus der Seelsorge und der
Beratung haben sich ohne zu zögern bereit erklärt, für
die Betroffenen da zu sein. Mein ganz großer Dank geht
an Alle, die sich in dieser sicherlich extremen Ausnahmesituation zur sofortigen Unterstützung und Begleitung
bereitfanden und die auch weiterhin mit professionellen
Angeboten zur Verfügung stehen.
Marion Kahn, Geschäftsführerin
Für die Seele:
Pfarrer Köster
Für Seelsorger, wie für in der Beratung tätige Kolleginnen und Kollegen, ist schon der „Normalfall oftmals der Notfall“. Wer uns anspricht, befindet sich in
wie auch immer gearteter Not – sozial, finanziell, psychisch, seelisch – und meist kommt alles zusammen.
Der schreckliche Tod zweier junger Menschen im
September 2014 stellte – vor allem für die betroffenen
Kolleginnen und Kollegen vor Ort – aber auch für uns
als Mitarbeitende in Seelsorge und Beratung, eine
Ausnahmesituation dar.
Was ist wichtig, wenn der Notfall eintritt, wenn, wie
in diesem Fall, vor allem Kinder und Jugendliche, dazu
die jungen Mitarbeiter, mit einer solchen Extremsituation konfrontiert werden? Da Sein! Hingehen und Hinhören, sich präsent machen, mitgehen, mitfühlen. In
Krisensituationen hilft mir meine Erfahrung, hilft
Gelerntes – aber es hat seine Grenzen, weil jede Krise
anders ist, andere Menschen anders beteiligt sind,
kaum etwas vorhersagbar ist. Ich tue gut daran,
meinem Gefühl zu vertrauen, wenn die Frage kommt
„Was ist jetzt zu tun…?“
Daher: Mitgehen, zuhören, flexibel reagieren. In den
Gesichtern lesen, die Gesten richtig deuten, das
Unausgesprochene hinter dem Redeschwall mithören. Das tun die geschulten Beraterinnen und Berater,
das tut auch der Seelsorger. In meiner Rolle als Pfarrer
bringe ich noch etwas Anderes mit, und ich erlebe es
in solch einer Situation als Geschenk: Rituale – spontane, aus der Beobachtung, aus dem Mitgehen und
Begleitung und
Unterstützung
Mithören heraus gestaltete Unterbrechungen gewohnter
Abläufe, die helfen, das Unfassbare zu (er-)tragen, in
Sprache und Schweigen zu fassen.
Zwei Kerzen, kaum Worte, Schweigen und ein
Vater Unser im Kreis der Mitarbeiterschaft.
Ein Bild, wieder Kerzen, Kinder, die erzählen,
nebenan klappern Billardkugeln.
Gemeinsam ein Video schauen, Gespräch in der
Gruppe, Kerzen und ein Abschiedsessen.
Verschiedene Formen, die Räume öffnen für Wut,
Trauer, Entsetzen, Gedenken und Abschied.
Für mich als Seelsorger war es bewegend zu erleben,
wie sich Mitarbeitende der Diakonie auf den Weg
gemacht und sich eingelassen haben auf diesen Krisenfall. Es wurde viel gesprochen, abgewogen, nach Möglichkeiten gesucht, um das Geschehene und seine Folgen – so gut es Menschen können – zu bearbeiten.
Das Dasein – es ist gelungen und wird weiterhin gelingen. So konnten verletzte Seelen etwas Halt finden, im
guten Zusammenwirken von Leitung, Beratung und
Seelsorge. Danke an Alle!
Pfarrer Karl H. Köster
Montag, 22. September 2014 Die Nachricht über die
fürchterliche Tragödie des Todes zweier Menschen war
für alle Mitarbeitenden des Beratungs-und BildungsCentrums unfassbar. Was ist geschehen? Wie konnte das
passieren? Und vor allen Dingen, warum? Das waren die
ersten Fragen, die uns allen durch den Kopf gingen?
Schnell war klar, dass die Kolleginnen und Kollegen in
der MOBILE, die Kinder und Jugendlichen, aber auch die
Eltern der Kinder Beistand und Unterstützung brauchen
würden, das Unfassbare zu begreifen und zu verarbeiten.
Mit der Frage nach dem Warum würden wir dabei nicht
weit kommen. Wenn ich an diesen Tag zurückdenke, bin
ich beeindruckt: Trotz der eigenen emotionalen Betroffenheit gelang es unserem Team, sich darauf zu besinnen, was für die Kolleginnen und Kollegen vor Ort, die
Kinder, Jugendlichen und Familien in diesem schweren
Moment von großer Bedeutung sein könnte.
Es erschien uns wichtig, den Kolleginnen und Kollegen eine Gesprächsbegleitung in einem geschützten
Raum anzubieten und so die Möglichkeit zu schaffen, die
z.T. sehr belastenden und widersprüchlichen Gefühle
zum Ausdruck zu bringen. Eine Kollegin stand umgehend für ein kollegiales Beratungsgespräch bereit. Weitere Kolleginnen und Kollegen schufen freie Kapazitäten
für den Unterstützungsbedarf der Kinder, Jugendlichen
und Eltern, indem sie ihre Termine kurzfristig verlegten.
Trotz unserer Unsicherheit über die Gefühle, Stimmungen und Gedanken, mit denen wir im Gespräch mit
den Kindern und Jugendlichen konfrontiert werden würden, war unser Grundgefühl eindeutig: Wir wollen zuhören und zur Seite stehen. Niemand soll allein bleiben
52 Einblicke 2014/2015 Aus den Einrichtungen
Donnerstag, 25. September 2014 Alle Beteiligten, die dieses offene Gesprächsangebot in
Anspruch genommen haben, standen unter einem
enormen Schock. Sie trauten ihren eigenen Gefühlen nicht mehr. Eine Mischung aus Wut, Trauer, Verzweiflung und Enttäuschung machte sich breit. Alle
zeigten Unverständnis über die schreckliche Brutalität. Ebenso brachten sie ihr tiefes Mitgefühl gegenüber der jungen Frau Johanna zum Ausdruck. Ein
Junge, der mich sehr beeindruckte, brachte es auf
den Punkt „Percee hat mir immer gesagt, dass ich
gut so bin, wie ich bin. Mach politische und sozialkritische Texte, drück dich darüber aus. Gangsterrap
gibt es zu Hauf. Und ich machte solche Texte und
mir wurde zugehört. Wie konnte jemand den ich so
gemocht und geschätzt habe, eine solche Tat vollbringen?“ Der Junge stellte sich noch eine weitere
Frage: Wie hätte er Percee jemals begegnen sollen,
wenn dieser nicht den Tod gewählt hätte?
Die Ereignisse dieses Tages werden uns alle
noch lange Zeit begleiten: Die Kinder, Jugendlichen und Eltern, die Johanna und Percee kannten
und das Unbegreifliche begreifen müssen, die Kolleginnen und Kollegen der MOBILE, die mittendrin
den Blick von außen wahren müssen und auch
meine Teamkollegen/innen und mich, die wir tröstend getröstet wurden.
Für das Team, Kerstin Gondek, Beraterin im Beratungs- und BildungsCentrum
Beratungs- und
BildungsCentrum
Immer wieder
mittwochs:
Mutter-Kind
Gruppe
Mittwoch, 8.55 Uhr. Langsam und etwas schwerfällig
öffnet sich die Tür zum Flur der Psychologischen Beratung des Beratungs- und BildungsCentrums der Diakonie. Ein kleiner 2-jähriger Junge mit strahlend blauen
Augen flitzt über den Gang. Hinter ihm seine Mutter
samt Kinderwagen. Zielstrebig läuft er Richtung Spielzimmer. Die Mutter lacht uns an und sagt: „Seit ich ihm
heute Morgen erzählt habe, dass wir wieder zur Diakonie
fahren, gluckst und grinst er in einer Tour. Die Leute im
Bus haben sich kaputtgelacht“.
Die Kinder freuen sich auf den Mittwoch
Schon ein Jahr kommen Frau M. und ihr Sohn Tom in
unsere Mutter-Kind Gruppe für Kinder zwischen 0 bis 4
Jahre. Jeden Mittwoch (außer in den Schulferien) wird
hier von 9 bis 12 Uhr gemeinsam gefrühstückt, erzählt,
mit den Kindern gesungen und gespielt. Da es neben
zwei pädagogischen Fachkräften auch eine Kinderbetreuung gibt, können erste Trennungssituationen erprobt
und reflektiert werden. Die Mütter haben dann die Gelegenheit, sich über ihre Schwierigkeiten im Alltag ungestört auszutauschen. Themen wie Trennung vom Kindesvater, Unsicherheiten in der Erziehung, entwicklungs-
Mittwochs von 9 bis 12 Uhr findet die Mutter-Kind-Gruppe
statt. Jeden Mittwoch (außer in den Schulferien) wird hier
von 9 bis 12 Uhr gemeinsam gefrühstückt, erzählt, mit den
Kindern gesungen und gespielt.
Fotos: istockphoto.com
müssen in dieser schwierigen Zeit. Auch meine persönliche Ambivalenz ist mir besonders stark in Erinnerung geblieben. Zum einen habe ich starke Trauer
für den Tod der jungen Frau empfunden sowie
tiefes Mitgefühl für die Familie, die Freunde und
Bekannten, Mitschüler/innen und Lehrer/innen.
Zum anderen wusste ich aus Erzählungen von dem
jungen Mann, der als Honorarkraft zahlreiche Kinder und Jugendliche maßgeblich dabei unterstützt
und begleitet hat, sich über die Musik auszudrücken und sich darüber Gehör zu verschaffen. Er war
bei den Kindern, Jugendlichen der MOBILE und
deren Eltern geschätzt und beliebt und zeigte nun
eine andere entsetzliche Seite, die niemand bei ihm
vermutet hatte.
Aus den Einrichtungen 53
psychologische Fragestellungen, Arbeitslosigkeit,
mangelnde Teilhabe am sozialen Leben, finanzielle Nöte,
Beziehungsprobleme und viele andere Lebensfragen
werden hier besprochen. „Die Frauen geben sich gegenseitig ganz viel Halt und treffen sich inzwischen auch privat“ erläutert Brigitte Schweizer Pieper, die die Gruppe
mit wechselnden Teilnehmenden schon seit zwei Jahren
leitet. „Wir legen viel Wert darauf, dass sich die Frauen in
ihrer Unterschiedlichkeit in dieser Gruppe wohl und gut
aufgenommen fühlen.“ beschreibt sie eine der wesentlichen Grundhaltungen der Pädagoginnen im Projekt. Die
Wahrnehmung und Stärkung persönlicher Kompetenzen
sowie der Blick auf persönliche Perspektiven – beruflich
und privat – stehen im Mittelpunkt der Arbeit mit den
Müttern. Die Kinder erfahren im geleiteten Spiel gezielte
Förderung und Stärkung ihres Selbstvertrauens. In der
Trennungssituation von der Mutter haben sie die Möglichkeit, ihre Selbstwahrnehmung und emotionale Regulationsfähigkeit zu erweitern. Die Gruppe bietet vielfältige
Entwicklungsmöglichkeiten für die Kinder. „Tom stürmt
immer erstmal zum Sandtisch wenn er reinkommt" weiß
Xenia Werwein, die Kinderbetreuung zu berichten." Vor
allem die kleinen Kinder lieben das gut ausgestattete
Spielzimmer und die vorbereitete Spielumgebung.
Beim gemeinsamen Spielen, Basteln und Musizieren in
der Gruppe erhalten die Mütter Anregungen für Aktivi-
täten mit den Kindern in unterschiedlichen Altersstufen.
Die Mutter-Kind Bindung wird gestärkt und Ideen und
Kreativität in der Interaktion angeregt.
Den Müttern eröffnen sich neue Horizionte
"Wir wollen direkt auf die Impulse der Kinder eingehen.
Die Äußerungen des Kindes zu lesen, zu verstehen und
einbauen zu können ist oft ein Entwicklungsprozess, der
die Gruppe unterstützt und beleben kann“, so Schweizer-Pieper. „Hoffentlich geht die Gruppe nach den Ferien
weiter!“ sagt eine Mutter beim Zoobesuch als Abschluss
des ersten Halbjahrs vor den Sommerferien. „Wir sind
froh, auf das Gruppenangebot verweisen zu können. Für
Klienten, die in den Einzelgesprächen auf Themen wie
fehlenden Sozialkontakt nach der Geburt des Kindes
oder Schwierigkeiten im sozialen Miteinander zu sprechen kommen, ist der Weg in die Gruppe oft eine optimale Ergänzung zur Einzelberatung und der Zugang ist
niederschwellig. Manchmal holen wir Mütter und Kinder
anfangs sogar von zuhause ab, bis sie sich sicher genug
fühlen, allein zu uns zu kommen“, sagt Brigitte Schweizer Pieper abschließend. Die Gruppe führt zurück ins
„normale Leben" und genau das ist ein wichtiges Anliegen pädagogischen Handelns.
Brigitte Schweizer-Pieper, Maike Meyer zu Gellenbeck
54 Einblicke 2014/2015 Aus den Einrichtungen
Beratungs- und
BildungsCentrum
Aus den Einrichtungen 55
Die Kinder, die einen
Tornister bekommen
haben, bedanken sich
bei denen, die diese
Hilfe ermöglichen.
EU Projekt:
Bildung für alle
Lilli sagt danke!
Lilli will Tierärztin werden und freut sich schon
sehr auf den ersten Schultag! Doch sie hat noch
nicht einmal einen gepackten Tornister. Mama
und Papa konnten ihr bisher keinen kaufen. Paul
hat einen. Er will Pilot werden. Lilli schämt sich.
Die kleine Lilli aus unserer Geschichte steht stellvertretend für alle von Armut betroffenen Einschulungskinder
in unserem Kirchenkreis. Mit unserem Projekt „Lilli will
lernen – Armut grenzt Kinder aus!“ unterstützen wir von
Armut betroffene und bedrohte Familien aus unserem
direkten Umfeld, dem Evangelischen Kirchenkreis Münster, indem die Grundschulkinder aus den betroffenen
Familien zur ihrer Einschulung einen gepackten Schultornister von uns erhalten.
Tornister für Grundschulkinder
In den vergangenen Jahren konnten wir erfreulicherweise immer den gesamten zurückgemeldeten Bedarf
abdecken, so dass alle von den Kitas und den Kirchengemeinden benannten Kinder zur Einschulung mit einem
Tornister ausgestattet werden konnten. Im letzten Jahr
konnten wir schon insgesamt 74 Jungen und Mädchen
aus unserem Kirchenkreis mit einem Tornister versorgen!
Im Einschulungsjahr 2014 waren es schon 167 Mädchen
und Jungen! Die Anzahl der Kinder, die wir mit unserem
Projekt unterstützt haben, hat sich seit Projektstart im
Jahr 2010 bereits mehr als verfünffacht. Die diesjährigen
Schultornister sind längst an die Grundschulkinder verteilt und auch der aufregende Einschulungstag liegt
bereits ein paar Monate zurück. Zwischenzeitlich haben
die „I-Dötzchen“ schon ihre ersten und hoffentlich positiven Erfahrungen in der Schule sammeln können.
Beratungs- und
BildungsCentrum
Unterstützen Sie Lilli mit Ihrer Spende!
Die Kinder haben dank vieler Spenderinnen und Spender
eine gute Basis für einen fröhlichen und unvergesslichen
Start in ihre Schullaufbahn erhalten! Das ist sehr wichtig,
denn Spaß an der Bildung trägt maßgeblich dazu bei, die
Zukunftschancen der Kinder auf solide Füße zu stellen.
Damit wir auch weiterhin mit unserem Projekt die
Grundschulkinder aus unserem Kirchenkreis unterstützen können, müssen wir unseren Spendentopf wieder
dringend auffüllen! Aus diesem Grund bitten wir schon
jetzt um Ihre Spende!
Unterstützen Sie Lilli mit Ihrer Spende und helfen Sie
auch weiterhin mit, dass Kinder einen guten Start in ihre
Schulzeit haben! Sämtliche Spenden fließen übrigens
1:1 in die Anschaffung der Tornister. Lilli sagt danke!
Bettina Zeidler-Wernhard
Spendenkonto für Lilli:
KD-Bank eG
IBAN: DE02350601902103838013
BIC: GENODED1DKD
Unter dem Titel „education for all“ haben 6 Partner aus
mehreren europäischen Ländern von September 2012 –
Juli 2014 in einer GRUNDVIG-Lernpartnerschaft zusammengearbeitet.
Austausch, Kennenlernen der unterschiedlichen Bedingungen in den verschiedenen Ländern, Qualifizierung
des Bildungspersonals und interkulturelles Lernen waren
Inhalte dieses Projektes.
GRUNDTVIG ist das bisherige Förderprogramm der EU
für Erwachsenenbildung. Lernpartnerschaften stellen
kleine Kooperationen dar, bei denen Einrichtungen aus
verschiedenen Ländern ein gemeinsames Thema bearbeiten. Im Mittelpunkt der Lernpartnerschaften steht der
Prozess des gemeinsamen Austauschs und Lernens.
Beteiligt waren: aus Antwerpen/Belgien „Levanto“, einer
der größten Träger von Arbeitslosen- und Bildungsmaßnahmen im flämischen Teil Belgiens. Aus Annecy/Frankreich die „Federation Des Oeuvres Laiques de Haute
Savoie“ (FOL 47), ein großer regionaler Verbund von
Jugendhilfeeinrichtungen, freizeitpädagogischen Angeboten und Maßnahmen aus der Wohnungslosen- und
Flüchtlingshilfe. In Enschede in den benachbarten Niederlanden sitzt die „Stichting Surplus“, die ebenfalls im
Bereich von Arbeitslosen- und Bildungsmaßnahmen
tätig ist. Inhaltlich im Bereich der beruflichen Erwachse-
Ein Mitarbeiter des spanischen
Programmpartners leitete als Gastgeber
eine von mehreren Fachkonferenzen
in den Räumen des Beratungs- und
BildungsCentrums.
nenbildung, organisatorisch bei der Kommune angesiedelt kamen Partner aus Sandviken in Schweden dazu.
Vom südlichen Teil Europas, Adra an der spanischen Mittelmeerküste, war mit „IAS Abdera“ eine Schule beteiligt, die unter anderem berufliche Erwachsenenbildung
anbietet.
Sprachkenntnisse sind entscheidend
Das Beratungs- und BildungsCentrum der Diakonie
Münster hatte die Koordination des Projektes übernommen. Die gemeinsam genutzte Sprache war Englisch,
wobei sich vor allem außerhalb des offiziellen Teils mehrsprachige Mixturen ergaben.
Der hauptsächliche Teil des Austausches und der fachlichen Entwicklungsprozesse fand über eine Reihe von
Konferenzen statt, bei denen jeweils ein Partner Gastgeber war. Festgestellt werden konnten eine Reihe an europaweiten Themen im Bereich der Erwachsenenbildung:
Motivation der Teilnehmenden (zwischen hohen
Abbruchquoten und staatlichen Teilnahmeverpflichtungen), einem durchweg sehr starken Migrationsanteil
und der Notwendigkeit der Vermittlung von Sprache bei
Menschen, die weitgehend eine geringe Grundbildung
aufweisen. Im fachlichen Austausch konnten unterschiedliche Konzepte, Methoden und didaktische Verfahren kennengelernt werden, die es zwischen den Kulturen
und Kontexten der Länder zu übertragen galt.
56 Einblicke 2014/2015 Aus den Einrichtungen
Kooperationspartner 57
Johannes-Hospiz
Unsere
neue Rubrik:
Kooperations
partner
Blick in den Begegnungs- und Andachtsraum.
Teilnehmer aus Frankreich, Spanien, den
Niederlanden, Belgien und Schweden
trafen sich neben den deutschen Teilnehmern vom Beratungs- und BildungsCentrum im Rathaussaal in Enschede.
Weitere Zusammenarbeit mit europäischen
Partnern beabsichtigt
Aus diesen Erfahrungen wurden im Projektverlauf verschiedene Ansätze entwickelt: ein Curriculum für ein
Kompetenztraining für Lehrende, Coaching-Methoden,
Stufenpläne zur beruflichen Eingliederung Langzeitarbeitsloser oder Motivationsverfahren für unmotivierte
Teilnehmer.
Der Fachöffentlichkeit in Münster wurde in 2 Konferenzen und einer Fachveranstaltung mit einbezogen und
zeigte sich an den Inhalten und Ergebnissen sehr interessiert. Im Beratungs- und BildungsCentrum begleitete
eine feste Projektgruppe "education for all"
Aus der Arbeit und der Transformation in andere
Bereiche ergaben sich zahlreiche Anregungen für inhaltliche Weiterentwicklungen. Die Ergebnisse des Projekts
finden sich auf einer Website: www.edu4all.altervista.
org/Sito/Partners.html
Beabsichtigt ist eine weitere Zusammenarbeit mit europäischen Partnern im Bereich der Erwachsenenbildung,
aber auch in anderen Themenbereichen wie Jugend,
Familie oder Älter werden.
Die Projektgruppe: Anke Brüggemann, Ulla Janning,
Jochen Kriegeskorte, Beate Krüger, Klaus Tantow
Die Ergebnisse des Projekts finden Sie hier:
www.edu4all.altervista.org/Sito/Partners.html
Kleine Geschichte des
Johannes-Hospizes
Auf Initiative von Herrn Weihbischof Friedrich
Ostermann im August 1997 wurden die konfessionellen christlichen Entscheidungsträger aus
dem Caritasverband für die Diözese Münster,
dem Caritasverband für die Stadt Münster, der
Diakonie in Münster, den Pfarrgemeinden und
dem Orden zusammengeführt, um das Anliegen
des Aufbaus eines stationären Hospizes voranzutreiben.
Die ersten konkreten Gespräche zur Gründung eines
Hospizes in Münster fanden im Frühjahr 1998 statt.
Beteiligt waren damals neben der Ordensgemeinschaft
der Franziskanerinnen und der Clemensschwestern, die
heutige Diakonie Münster, der Caritasverband für die
Stadt Münster und die Bischof-Hermann-Stiftung.
Für alle Parteien war die christliche Prägung eines stationären Hospizes ein wichtiges Anliegen, ebenso die
angemessene Berücksichtigung freier Initiativen in Mün-
ster. Im Juni 1998 entschieden die Clemensschwestern,
dass sie den Schwerpunkt ihrer Hospizarbeit im ambulanten Bereich sehen und sich deshalb nicht an der
Gründung einer Trägergesellschaft für ein stationäres
Hospiz beteiligen wollen. Gleichwohl wurde von ihnen
eine gute Zusammenarbeit begrüßt.
Die Arbeit im Hospiz erfolgt auf der Grundlage des
christlichen Menschenbildes. Danach ist der Mensch
Abbild Gottes. Aus dieser Haltung heraus soll gepflegt,
begleitet, getröstet werden. Es wird Toleranz gegenüber
Andersgläubigen oder Atheisten geübt. Ein großes
Kunstwerk mit dem Namen „Jerusalem, Jerusalem“ in
der Eingangshalle des Johannes-Hospizes kündet von
dieser Haltung.
Standort neben dem Franziskus-Hospital
Die örtliche Ausgangssituation war hervorragend.
Unweit des Stadtzentrums Münster, eingebunden in ein
Wohngebiet, stellte der Orden der Franziskanerinnen
eine freistehende Villa der Jahrhundertwende zur Einrichtung eines Hospizes zur Verfügung. Die Trägerschaft,
an der die St. Franziskus-Stiftung der Franziskanerinnen
58 Einblicke 2014/2015 Kooperationspartner
Kooperationspartner 59
Das Johanneshospiz am
Hohenzollernring und der
ambulante Hospizdienst in der
nahegelegenen Rudolfstraße
sind ein wertvolles Angebot
für Sterbende und ihre
Angehörigen.
Orte von
Fremde und
Liebe
Von Fine Renzel
von Münster St. Mauritz mit 40%, der Caritasverband
für die Stadt Münster und der Diakonie e. V. mit jeweils
25% sowie die Bischof-Hermann-Stiftung mit 10 % beteiligt waren, brachte ein enormes Know-How in die Gesellschaft. Schließlich verfügten diese Träger schon über einschlägige langjährige Erfahrungen in der hospizlichen
Arbeit. Unterstützend wirkte auch die konzeptionelle und
organisatorische Anbindung an das St. Franziskus-Hospital unter Trägerschaft der Franziskanerinnen. Im Jahr
2008 wurde eine Kooperation zwischen der JohannesHospiz gGmbH und dem Caritasverband Münster dahingehend vereinbart, als beide ambulanten Hospizdienste
sich zusammenschlossen.
Gemeinsamer Hospizdienst eingerichtet
Seit November 2008 wird im Hause Rudolfstraße 31 ein
gemeinsamer ambulanter Hospizdienst angeboten. Im
Jahre 2011 wurde das stationäre Hospiz vollständig neu
beplant. Die dauerhafte Auslastung des Hauses und der
permanent hohe Belegungsdruck mit einer langen Warteliste ergab einen deutlich höheren Flächenbedarf im
Wohnzimmer-, Küchen- und Pflegebereich mit einer Not-
wendigkeit für 10 Pflegebetten. Des Weiteren wurden
Zimmer für Angehörige geschaffen. Die ehemalige
Küche wurde zur Personalküche umfunktioniert, die
neue Küche großzügig in einen Anbau eingegliedert. Mit
den Bauarbeiten wurde schließlich im Mai 2011 begonnen und der Erweiterungsbau im Juli 2012 fertiggestellt.
Ergänzend wurde der Garten des Hospizes neu gestaltet
und 2014 seiner Bestimmung übergeben.
Die Finanzierung des Hauses beruht auf einem Finanzierungsmix aus Kranken-, Pflegekassenbeiträgen und von
der GmbH einzuwerbenden Spenden. Die Bewohner
haben keine Eigenleistung aufzubringen. Der jährlich einzuwerbende Spendenbetrag beläuft sich auf fast
350.000 Euro. Spenden sind also immer willkommen.
Ludger Prinz, Geschäftsführer
Johannes-Hospiz Münster
Hier erfahren Sie mehr über das Johannes-Hospiz:
www.johannes-hospiz.de
Nun stand ich vor diesem Haus, das Eis in meiner Hand.
Ein unwissender Betrachter hätte es wohl für ein
gewöhnliches Zweifamilienhaus gehalten und sich bloß
über die ungewöhnliche Lage gewundert. So direkt
gegenüber vom Franziskus-Hospital. Ja, dieser Betrachter hätte es, höchstwahrscheinlich, für schön befunden.
Ein verschlungener Weg führte durch einen wilden, aber
keinesfalls ungepflegten Garten zur Tür. In diesem Haus
befand sich Oma jetzt. Erinnerungen überströmten mich.
Als erstes das Foto von Opa und mir, auf dem ich als
kleines Baby in einem orangenen Strampelanzug mit
einem Frosch darauf in seinen Armen lag.
Dieses Foto stand in Omas riesigem Haus am
Adlerhorst, in dem sie seit Opas Tod alleine
lebte.
Wie ich dieses Haus in dem mir so unnahbaren Mauritz
betrat, begrüßt von dem weißen Hasen aus Marmor, wie
Oma uns empfing und ich ihr aus mir selbst unklaren
Gründen keinen Kuss geben wollte. Es war mir einfach
zuwider. Unwillkürlich musste ich lächeln. Wie Mama
sich aufregte, wenn Oma uns kleine Täschchen und
Werbegeschenke der Sparkasse andrehte, von denen
wir kleine Kinder ganz hingerissen waren, die jedoch zu
Hause nicht mehr beachtet und im Müll landen würden.
In dem Keller, der genauso unübersichtlich riesig wie das
Haus war, gab es einen Vorratskeller mit abgelaufenen
Dosenprodukten. Von diesem Raum ging noch ein zweiter, sehr kleiner ab, wo wir immer steinharte Starmix
geschenkt bekommen hatten. Ich kann nicht sagen, dass
es mir bei Oma missfiel. Es gab so viel zu entdecken, wie
zum Beispiel den Komposthaufen hinter den Tannen und
im Frühling die Maiglöckchen, die in dem großen Garten
blühten. Und trotzdem weigerte ich mich, Omas Lippen
mit den meinen zu berühren. Als ich größer wurde, sah
ich ein, dass unsere Besuche bei Oma an einer Hand
abzuzählen waren, dass andere Großeltern mit ihren
Enkeln in den Zoo gingen, und ich verstand Mama. Doch
das war ganz sicher nicht der Grund. Dass Oma Krebs
hatte, war ein Hintergedanke in meinem Kopf, doch ich
realisierte ihn erst, als Oma im Krankenhaus lag. Sie war
sehr alt, ja, und Fragen tauchten auf. Operieren oder
nicht usw. Schließlich fasste Mama den Beschluss, nicht
ohne ihn ausführlich mit Oma abgesprochen zu haben,
dass sie ins Hospiz solle.
Dort stand ich nun. Vor dem gemütlichen Haus
für Sterbende.
Auch der unwissende Betrachter würde, unter der
Voraussetzung, er sähe genau hin, das eiserne Schild mit
der Inschrift „Johannes- Hospiz“ bemerken. Ich holte
Luft und durchschritt den Garten, wie schon so oft, indem
ich dem geschlängelten Weg folgte, trat durch die
60 Einblicke 2014/2015 Kooperationspartner
Für die Seele 61
Für die Seele
Tür ein und befand mich - in einer Küche. Durch
dieses heimische Gefühl beflügelt und von den freundlichen Menschen ermutigt, erklomm ich die Treppe und
trat ohne Zögern in das Zimmer. Dort lag sie, diese Frau,
die immer so verkniffen, geizig und anscheinend gefühllos gewesen war. Sie lag dort im Bett, so hilflos,
schwach und zerbrechlich. Angewiesen auf andere. Ich
sah, dass es ihr noch schlechter ging als bei meinen
letzten Besuchen. Ein Lächeln kam auf den dünnen Lippen gerade noch zustande. Ich begrüßte sie fröhlich,
aber nicht stürmisch. Und ich erzählte, wie ich es noch
nie getan hatte. Belanglose Dinge, die sie unheimlich
glücklich machten. Ich staunte über uns, wir, die wir
uns so fremd gewesen waren. Und es gefiel mir so gut,
in dieser friedlichen Stimmung bei ihr zu sein und ihr
beizustehen. Beinahe stolz hatte sie mir ihren Fernseher
und andere Accessoires ihres Zimmers gezeigt, doch
heute hing das Gespräch ganz von mir ab. Auch das Eis
konnte sie nicht alleine essen.
Auf meine Frage, ob ich sie füttern solle,
hauchte sie ein dankbares Ja.
Und als ich ihr, wie einem süßen Baby, Löffel für Löffel
das Eis, das ihr höchsten Genuss bereitete, in den Mund
schob, durchströmte mich Liebe. Und ich denke, ihr
erging es ähnlich. Ich glaube nicht, dass es früher
anders war, doch sie konnte es nicht zeigen, vielleicht
hatte der Krieg sie abgehärtet. Ich kannte die
Geschichte von Mamas Kindheit, in der Oma keine allzu
gute Rolle spielt. Ich kannte ihre Profitgier und Lieblosigkeit. Mit vielen Bosheiten war ich vertraut. Wie sehr
bedauerte ich Mama aus tiefstem Innern, doch all das
konnte doch nicht diese feenhafte Frau gewesen sein,
die vor mir lag! Ich verfluche Krieg schon so, aber falls
er diese Frau so verändert haben sollte, dass sie nur in
Pfarrer Karl H. Köster
ist Synodalbeauftragter
für Diakonie des
Evangelischen Kirchenkreises Münster
Was braucht meine
Seele?
ihren letzten Stunden Verletzlichkeit zeigen konnte, dann
finde ich endgültig keine Worte mehr für meine
Abscheu! Ich erzählte von Zuhause. Ihre verrückte,
Orange liebende, Gedichte rezitierende Schwester war
bei uns in der Stadt in der Friedensstraße zu Besuch.
Dass Oma so viel Eis aß, hatte unser Fasten gebrochen
und wir kauften bei der Eisdiele Grava an der Wolbeckerstraße Eis für eine Großfamilie. Der Besitzer nahm
unheimlichen Anteil an unserem Schicksal und machte
extra noch neues Zitroneneis, Omas Lieblingssorte. Bald
war der letzte Rest aus dem Becher gekratzt und es war
Zeit für mich zu gehen. Oma wollte mir wieder Geld
geben, dass ich gekommen war, doch ich lehnte ab,
denn es hatte mir eine ebenso große Freude bereitet. Es
sollte das letzte Mal sein, dass wir uns sahen. Und keinem Zwang, sondern einfach nur einer unglaublichen
Lust, Freiheit und Liebe folgend, beugte ich mich über
Oma, sagte ein paar belanglose, verabschiedende Worte
und küsste sie.
ntnommen aus: FremdSein. Kurzgeschichten,
E
Band 5; 2012; S. 52 – 54.
Mit freundlicher Genehmigung des Münsteraner
Verlagshauses Monsenstein und Vannerdat.
Für die Seele sorgen, das kann auf vielerlei Arten
geschehen: Ein gutes Wort zur rechten Zeit stärkt, tröstet
oder ermuntert. Im Gottesdienst wird Gemeinschaft
erfahrbar – mit Gott und den Menschen. Ein Oasentag
hilft Mitarbeitenden, sich zu erden und Kraft zu tanken.
Oder gemeinsam singen, Sport treiben, feiern als Balsam
für die Seele. In der Diakonie Münster möchten wir
Raum für die Bedürfnisse der Seele geben und gestalten,
Unterbrechungen im Alltag ermöglichen und gemeinsam neue Perspektiven entdecken.
Zwei Bibelworte begleiten uns auf diesem Weg und
beschreiben den Horizont dessen, was wir unter Seelsorge verstehen.
„Kommt her zu mir, die ihr mühselig und
beladen seid, ich will euch erquicken“
(Matthäus 11, 28)
Das gute, alte Wort „erquicken“ trägt eine seelsorgliche
Botschaft in sich, denn es bedeutet in diesem Zusammenhang mehr als nur das Reichen einer kleinen Erfrischung oder eine Nackenmassage – so wohltuend dies
auch ist.
Das Belastende und manchmal nicht zu Tragende in
Beruf und Familie, im oft überfüllten Leben unserer Zeit –
es wird in der Seelsorge, also in der Sorge um und für
die Seele „erleichtert“ - nicht entfernt, sondern angeschaut, geteilt und gemeinsam weitergetragen. Nur
möglich ist dies, weil Gott mitträgt.
Unsere
neue Rubrik:
Für die
Seele
Diese Erfahrung machen wir in unserer diakonischen
Arbeit täglich, in unserem Dienst für Andere, deren
Leben an Körper, Geist und Seele belastet und eingeschränkt ist. Wir sind durch unser Tun „Seelsorger“ im
besten Sinne und dürfen, ja müssen uns immer auch fragen „Was braucht meine Seele, damit sie für die Seele
Anderer hilfreich sein kann?“
Mit dieser Frage wollen wir uns mit Ihnen, unseren Mitarbeitenden, aber auch mit allen, die der Diakonie Münster auf vielfältige Weise verbunden sind, auf den Weg
machen.
Dieser Weg wird ein leichter sein, denn er führt in einen
weiten Raum, der viel Platz bereithält für Entdeckungen,
Überraschungen und Entwicklungen. Dabei nimmt uns
das zweite Bibelwort mit
„Du stellst meine Füße auf weiten Raum…“
(Psalm 31,9)
Mit diesem Wort beginnen unsere Oasentage auf dem
Benediktshof. Es führt uns äußerlich und innerlich in
neue, offene Räume.
Wir möchten Sie herzlich einladen, mit uns diese Wege
zu gehen. Lassen Sie uns entdecken, was der Seele gut
tut und lassen Sie uns darüber ins Gespräch kommen.
Pfarrer Karl H. Köster
62 Einblicke 2014/2015 Für die Seele
Für die Seele 63
Oasentage
Ein Tag für Erholung und
Begegnung
„Ach ist das schön hier“ rufen die Teilnehmerinnen des
Oasentages erfreut aus, nachdem sie zum ersten Mal die
alte Remise auf dem Benediktshof in Münster-Handorf
betreten haben. Ein lichtdurchfluteter Raum mit viel Holz
an Decke und Wänden empfängt die Gäste, der Blick
geht – ganz gleich aus welchem Fenster man schaut –
immer ins Grüne In der Mitte des Raumes wartet einladend ein reich gedeckter Frühstückstisch, im kleinen
Kamin prasselt ein Feuer. Wohlfühlatmosphäre pur!
Oasentage – Tage zum Atem schöpfen
Manchmal braucht die Seele Luft und Raum zum Atemholen, Auftanken und Ausbreiten. Auf dem Benediktshof
in Münster-Handorf haben wir in diesem Jahr bereits
zum 15. Mal zu einem Oasentag für die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Diakonie Münster eingeladen. In
wundervoller Natur mit Wiesen, Obstbäumen und einem
Froschteich machen wir uns immer wieder auf den Weg
durch einen Tag voller Entdeckungen.
Inspiriert von einem Bibelwort („Du stellst meine Füße
auf weiten Raum“) halten wir inne, begegnen uns selbst
und den Anderen, tauschen Erfahrungen aus, lassen
Belastendes los und empfangen neue Impulse für Seele,
Geist und Körper.
Wohltuende Erfahrungen
Die Mitarbeitenden erleben hier sich selbst und die Diakonie während eines Oasentages einmal ganz anders, als
es im beruflichen Alltag der Fall ist. Die ländliche Umgebung lässt die Teilnehmenden zur Ruhe kommen. Sie
genießen es, sich ein wenig verwöhnen zu lassen und
tanken neue Kraft durch intensiven Austausch mit Kolle-
asentag
Zur Ruhe kommen …
Der Musik lauschen …
Gottes Wort hören und empfangen …
Miteinander Abendmahl feiern …
Sich stärken und segnen lassen …
Gemeinschaft erfahren …
Den Tag einmal anders ausklingen lassen …
Der Seele ein Zuhause geben …
ginnen und Kollegen. Besonders das vertraute Gespräch
nimmt einen großen Raum ein. Die Gäste dieses Tages
erzählen Biographisches und Berufliches. Viele sind in
vergleichbaren Lebenssituationen.
All diese Erfahrungen tun gut – das Reden während
eines Spazierganges unter Obstbäumen, das stille Meditieren in der Natur, das Nachdenken über ein Bibelwort,
das gemeinsame Lachen über Anekdoten, die aus der
nur scheinbar einfachen Frage entstehen „Worüber hast
Du zuletzt gelacht…?
Einen Nachmittag lang bewusst atmen
Als Gast kommt am Nachmittag eine Atemtherapeutin
dazu, die den Teilnehmerinnen des Oasentages wertvolle
Impulse für einen achtsamen Umgang mit den eigenen
Möglichkeiten und Grenzen gibt.
Neu ist seit diesem Jahr die Zusammenarbeit mit einer
Atemtherapeutin, die den Nachmittag mit den Teilnehmern gestaltet und uns hilft, achtsam mit Ressourcen
umzugehen und in den Alltag kleine Momente der Entspannung zu integrieren.
Schließlich endet ein gefüllter und doch erholsamer Tag
mit einer schönen Phantasiereise und einem Segenswort.
Die Oasentage finden z. Zt. im Frühjahr und Herbst statt,
weitere Termine können kurzfristig eingerichtet werden.
Breitere Informationen erhalten Sie in Kürze auf unserer
Homepage in der neuen Rubrik „Für die Seele“ oder
unter 0251.8909-0. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Pfarrer Karl H. Köster
Gottesdienste für
Mitarbeitende der Diakonie
Münster
…das alles kann im Gottesdienst geschehen, zu dem
sich seit diesem Jahr Mitarbeitende der Diakonie
Münster auf den Weg machen.
Dürfen wir Sie beim nächsten Mal begrüßen?
Die Termine 2015:
26.03. Erlöserkirche Reckenfeld
25.06. Friedenskirche Angelmodde/
Gremmendorf
26.11. Zionskirche Handorf
(immer um 17:00 Uhr)
Pfarrer Köster mit den Teilnehmerinnen
des Oasentages. Der Benediktshof bot
mit seiner Remise und dem naheglegene Teich eine wirkliche Oase.
Die Einladung zu den Gottesdiensten erfolgt per Aushang in Ihrer Einrichtung. Im Anschluss gibt es einen
kleinen Imbiss und Gelegenheit zum Plausch! Sie
sind herzlich willkommen!
64 Einblicke 2014/2015 Jubiläen
Jubiläen 65
2015
Herzlichen Glückwunsch
Januar
Christina Bußmann
Handorfer Hof
01.01.2005 / 10 Jahre
Bärbel Torres Rodriguez
Handorfer Hof
15.01.2005 / 10 Jahre
Valentina Bender
Haus Simeon
01.01.2005 / 10 Jahre
Erna Freier
Haus Simeon
01.01.2005 / 10 Jahre
Irina Klein
Haus Simeon
01.01.2005 / 10 Jahre
Verena Jabs
Verwaltung
01.01.2005 / 10 Jahre
Andreas Sleeper
Diakoniestation
21.01.2000 / 15 Jahre
Karola Frie
Haus Simeon
01.01.1995 / 20 Jahre
Gotthard Boese
Matthias-Claudius-Haus
01.01.1995 / 20 Jahre
Ingrid Wentker
Martin-Luther-Haus
21.02.2000 / 15 Jahre
Manfred Overkamp
Beratungs- und
BildungsCentrum
01.01.1990 / 25 Jahre
Elke Heckmann
Matthias-Claudius-Haus
15.05.2000 / 15 Jahre
Ursula ThielemannDyballa
Beratungs- und
BildungsCentrum
01.01.1990 / 25 Jahre
Jutta Leissing
Haus Simeon
01.01.1990 / 25 Jahre
Februar
Nicole Meschig
Diakoniestation
15.02.2005 / 10 Jahre
Christian Blasum
Martin-Luther-Haus
01.02.2000 / 15 Jahre
Helmut Alexander Klein
Martin-Luther-Haus
26.02.2000 / 15 Jahre
Ursula Erlhoff-Farwick
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
01.02.1995 / 20 Jahre
Veronika Daneshi-Sedeh
Haus Simeon
15.02.1990 / 25 Jahre
Manuel Sanchez
Rodriguez
Beratungs- und
BildungsCentrum
01.02.1980 / 35 Jahre
Arminda Tavares
de Barros Sanchez
Beratungs- und
BildungsCentrum
01.02.1980 / 35 Jahre
Hedwig Weng
Haus Simeon
01.02.1980 / 35 Jahre
allen Jubilaren
März
Hildegard Sonius
Handorfer Hof
01.03.2005 / 10 Jahre
April
Markus Simon
Diakoniestation
01.04.2005 / 10 Jahre
Ampha Averesch
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
01.05.2000 / 15 Jahre
Lars Strube
Haus Simeon
01.03.2005 / 10 Jahre
Inna Beck
Haus Simeon
01.04.2000 / 15 Jahre
Sigrid Breulmann
Matthias-Claudius-Haus
01.05.2000 / 15 Jahre
Brigitte Zachey
Haus Simeon
01.03.2005 / 10 Jahre
Barbara Schlueter
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
16.04.2000 / 15 Jahre
Kerstin Ogriseck
Diakoniestation
01.05.1995 / 20 Jahre
Tobias Bünger
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
01.03.2005 / 10 Jahre
Theresia Nimpsch
Diakoniestation
01.04.1990 / 25 Jahre
Barbara Konkel
Diakoniestation
01.03.2000 / 15 Jahre
Ludger Harke
Haus Simeon
01.04.1985 / 30 Jahre
Nina Klassen
Haus Simeon
01.03.2000 / 15 Jahre
Daniela Kotzur
Haus Simeon
15.03.2000 / 15 Jahre
Mai
Kai Füchtenbusch
Martin-Luther-Haus
13.05.2005 / 10 Jahre
Helga Imenkamp
Diakoniestation
15.03.1990 / 25 Jahre
Natalia Scherer
Martin-Luther-Haus
01.05.2005 / 10 Jahre
Irmgard Vaske
Matthias-Claudius-Haus
15.05.1995 / 20 Jahre
Rolf Horstmeier
Beratungs- und
BildungsCentrum
01.05.1980 / 35 Jahre
Ursula Buchwald
Martin-Luther-Haus
16.05.1980 / 35 Jahre
Juni
Anna Penner
Matthias-Claudius-Haus
15.06.2005 / 10 Jahre
1
Tina Gausepohl
Diakoniestation
20.06.2000 / 15 Jahre
Silke Spirgatis
Martin-Luther-Haus
21.07.2000 / 15 Jahre
Brigitte Grosse Vorspohl
Matthias-Claudius-Haus
15.06.2000 / 15 Jahre
Elke Da Silva
Matthias-Claudius-Haus
01.07.2000 / 15 Jahre
Agnieszka Landas
Haus Simeon
01.06.1995 / 20 Jahre
Janine Pioch
Matthias-Claudius-Haus
01.07.2000 / 15 Jahre
Walter Vandeck-Benien
Haus Simeon
01.06.1995 / 20 Jahre
Jörg Westphal
Verwaltung
01.07.2000 / 15 Jahre
Maria Buecker
Matthias-Claudius-Haus
15.06.1995 / 20 Jahre
Rene Schmolling
Martin-Luther-Haus
20.07.1995 / 20 Jahre
August
Larissa Hoffmann
Diakoniestation
01.08.2005 / 10 Jahre
Juli
Andreas-Erich
Orsagosch
Diakoniestation
01.07.2005 / 10 Jahre
Marion Beiring
Haus Simeon
01.07.2000 / 15 Jahre
Renate Kern
Martin-Luther-Haus
01.07.2000 / 15 Jahre
Susanne Howein
Martin-Luther-Haus
01.08.2005 / 10 Jahre
Esther Meyering
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
16.08.2000 / 15 Jahre
Jubiläen 67
66 Einblicke 2014/2015 Jubiläen
2015
Herzlichen Glückwunsch
Ralf Hubert
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
16.08.1995 / 20 Jahre
Erika Hain
Matthias-Claudius-Haus
15.08.1995 / 20 Jahre
Martina Braese
Beratungs- und
BildungsCentrum
01.08.1990 / 25 Jahre
Uwe Wellmann
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
01.08.1990 / 25 Jahre
Angelika Reichel
Martin-Luther-Haus
01.08.1990 / 25 Jahre
Eva-Maria Danner
Verwaltung
01.08.1990 / 25 Jahre
Adolf Maurer
Matthias-Claudius-Haus
01.08.1970 / 45 Jahre
Monika Hermes
Matthias-Claudius-Haus
01.09.1995 / 20 Jahre
September
Olga Stolz
Handorfer Hof
01.09.2005 / 10 Jahre
Johanna Radermacher
Haus Simeon
15.09.1990 / 25 Jahre
Tsadkan Tecle Mariam
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
02.10.1995 / 20 Jahre
Andreas Tebbe
Haus Simeon
15.12.2000 / 15 Jahre
Eva-Maria Hummer
Diakoniestation
01.12.1995 / 20 Jahre
Agnes Rosenwald
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
13.11.1985 / 30 Jahre
Sabine Scholz
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
01.12.2000 / 15 Jahre
Roswitha Gliese
Martin-Luther-Haus
01.12.1995 / 20 Jahre
Rosmarie Tümmers
Matthias-Claudius-Haus
01.10.1995 / 20 Jahre
Angelika Bonenkamp
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
16.09.2000 / 15 Jahre
Oktober
Tatjana Matusch
Haus Simeon
01.10.2005 / 10 Jahre
November
Claudia Wahl
Diakoniestation
01.11.2005 / 10 Jahre
Tamara Kliver
Martin-Luther-Haus
01.09.2000 / 15 Jahre
Gisela Lükemann
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
01.10.2000 / 15 Jahre
Simone Bergmann
Haus Simeon
01.11.2005 / 10 Jahre
Susanne Thieme
Verwaltung
01.09.2000 / 15 Jahre
Philip Smith
Martin-Luther-Haus
27.09.1995 / 20 Jahre
Monika Decker
Diakoniestation
01.10.1995 / 20 Jahre
Eva Grams
Beratungs- und
BildungsCentrum
06.12.1995 / 20 Jahre
Regina Schaefer
Matthias-Claudius-Haus
15.11.2000 / 15 Jahre
Annette Diemar
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
16.09.1990 / 25 Jahre
Gudrun Mesch
Martin-Luther-Haus
19.10.2000 / 15 Jahre
Dezember
Angelika Bauer
Haus Simeon
15.12.2000 / 15 Jahre
Monika Wohnfurter
Martin-Luther-Haus
01.10.1995 / 20 Jahre
Richard Claus
Haus Simeon
01.09.2005 / 10 Jahre
Doris Heggelmann
Matthias-Claudius-Haus
01.09.2000 / 15 Jahre
Michael Wierling
Kinder-, Jugend- und
Familiendienste
01.11.2000 / 15 Jahre
Tanja Gehrmann
Martin-Luther-Haus
16.11.2005 / 10 Jahre
Regina Schaefer
Diakoniestation
15.11.2000 / 15 Jahre
2
Annette Maneke
Matthias-Claudius-Haus
15.12.1995 / 20 Jahre
Adelheid Hensellek
Matthias-Claudius-Haus
16.12.1985 / 30 Jahre
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Monika
Langecker-Groell
Matthias-Claudius-Haus
15.08.2000 / 15 Jahre
allen Jubilaren
„Meine Bank finanziert,
was wirklich wichtig ist.“
Dr. med. Holger Stiller, Vorstand und Krankenhausdirektor
Kaiserswerther Diakonie, Düsseldorf
Als traditionsreiche Bank für Kirche und Diakonie ist uns wichtig, was
Geld bewirkt. Deshalb unterstützen wir 149 Krankenhäuser, 868 soziale
Einrichtungen, 406 Seniorenhilfeeinrichtungen und 277 Bildungsträger
mit unserem Finanzierungs-Know-how. Seit 89 Jahren.
Erfahren Sie mehr und nehmen Sie Kontakt zu uns auf:
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Gemeinsam handeln – Gutes bewirken.
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29.09.2014 14:38:39
68 Einblicke 2014/2015 Im Profil
Aus der Diakonie Münster 69
Jasmin Mahdavi
Welchen Film möchten Sie noch einmal sehen?
Ziemlich beste Freunde - tolle Geschichte. Aber auch
die Arbeit von Hella Wender: „Grundschule Berg Fidel Eine Schule für alle“ war für mich persönlich eine
bewegende Dokumentation.
Mein Werdegang
Nachdem ich mein Abitur im Bereich Sozial- und
Gesundheitswesen absolviert habe, begann ich mit
einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) bei der
Flüchtlingshilfe. Während dieser Zeit bekam ich
meinen Studienplatz in Münster und habe daher
das Jahr verkürzt.
Neben meinem Studium der Sozialen Arbeit
arbeitete ich als Honorarkraft im offenen Kinderund Jugendbereich der AWO. Mein Praxissemester
öffnete mir die Tür an der Grundschule Berg Fidel.
Dort war ich als Förderkraft und als Integrationshelferin tätig. Zudem habe ich als Förderkraft an der
Geistschule in Münster Mädchen mit Migrationshintergrund im Schulalltag unterstützt.
Nach meinem Studienabschluss betreute ich
Jugendliche und junge Erwachsene Flüchtlinge im
Auftrag der Stadt Herten. In der Migrations- und
Integrationsarbeit sowie in der Schulsozialarbeit lag
der Schwerpunkt meines Studiums.
Dieses Tätigkeitsfeld hat mich bis heute auf
meinem Werdegang begleitet. Heute arbeite ich als
Sozialpädagogin mit unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlingen (umF).
Wenn Sie noch ´mal 20 wären, was würden Sie anders
machen?
Ganz so lang ist es nicht her. An sich bin ich gut zufrieden – dennoch hätte ich schon gerne mit dem Erlernen
einer weiteren Fremdsprache angefangen.
Was tun Sie zu Hause am liebsten?
Zu Hause koche ich gerne – besonders für Freunde.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Derzeit lese ich "Traumsammler" von Khaled Hosseini.
Mitmachen – Spenden – Stiften
Welche Musik hören Sie gern?
Alles was gute Laune macht und Menschen
zum Tanzen bringt.
Ihr Lebensmotto?
Willst Du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer
Glück. Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene
Herz zurück.
Mit wem möchten Sie gerne mal 24 Stunden lang
tauschen?
Ich wüsste keine bestimmte Person, mit der ich tauschen würde. Interessant wäre es für mich, 24 Stunden
lang als Journalistin spannenden Themen nachzugehen.
Was wünschen Sie sich am meisten?
Es gibt keinen bestimmten Wunsch den ich
erfüllt haben möchte.
Was imponiert Ihnen?
Toleranz und Willenskraft
Worüber können Sie sich ärgern?
Ungerechtigkeit
Wohin würden Sie gerne verreisen?
Ich möchte noch einige Länder und Kulturen kennen
lernen. Derzeit strebe ich Marokko an.
Was essen Sie gerne?
Ich liebe die orientalische Küche.
Was spielt eine wichtige Rolle in Ihrem Leben?
Meine Familie
Es gibt viele gute Gründe, sich für die Allgemeinheit einzusetzen und soziale Verantwortung übernehmen zu
wollen: Dankbarkeit für das eigene Glück, Mitgefühl,
Nächstenliebe oder aber einfach der Wunsch, sich mit
eigenen Mitteln für Schwache stark zu machen.
Die vielfältigen sozialen Aufgaben in unserer Gesellschaft
können wir nur gemeinsam bewältigen und wir hoffen
dabei auf die Unterstützung engagierter Bürgerinnen und
Bürger, die vor Ort mithelfen.
Mit unserer Diakoniestiftung Münster wollen wir die diakonische Arbeit im Evangelischen Kirchenkreis Münster
nachhaltig fördern und unterstützen. Es gibt eine große
Auswahl an Möglichkeiten, diakonische Einrichtungen,
Projekte und Initiativen direkt zu unterstützen (Siehe Seite 70)
Spenden
Mit einer Spende an die Diakonie Münster unterstützen
Sie die Arbeit mit Menschen, die es vielleicht nicht so gut
getroffen haben. Unterstützen Sie zum Beispiel Kinder
und Jugendliche, Familien, alte Menschen oder Flüchtlinge… Informieren Sie sich über unsere diakonischen
Angebote und die verschiedenen Spendenprojekte und
entscheiden Sie selbst, an welcher Stelle Ihre Spende
zum Einsatz kommen soll.
Spenden statt Geschenke
Sie feiern Geburtstag, planen Ihre Hochzeit, ein Jubiläum
oder eine andere besondere Feier? Mit Spenden statt
Geschenken helfen Sie Menschen in Not aus Ihrem
direkten Umfeld.
Unternehmensspenden
Eine gute Möglichkeit des sozialen Engagements von
Unternehmen sind die Unternehmensspenden. Werden
Sie als Unternehmen unser Partner, um Menschen in Not
zu helfen. Ihre Unterstützung ist ein wichtiger Baustein
für den Erfolg unserer Arbeit. Mit einer Unternehmensspende engagieren Sie sich schnell und wirksam für die
Menschen in Münster und Umgebung.
Ehrenamt
Erweitern Sie Ihren Erfahrungshorizont und wagen Sie
Neues! Bringen Sie Ihre Lebens- und Berufserfahrung
ein und entdecken Sie Fähigkeiten und Begabungen wieder oder ganz neu! Erleben und vermitteln Sie
Lebensfreude, lernen neue Menschen kennen und erleben eine starke Gemeinschaft!
Im ehrenamtlichen Engagement bietet sich für jeden Einzelnen die Chance, gesellschaftliche Verantwortung zu
übernehmen und den öffentlichen Raum mitzugestalten.
In der Diakonie Münster gibt es vielfältige Möglichkeiten,
ehrenamtlich tätig zu werden.
Mehr als 350 Menschen tun dies bereits neben Beruf,
Studium oder Schule oder im Alter - sie engagieren sich
ehrenamtlich in der Diakonie Münster. Es sind Menschen
jeden Alters, verschiedener Herkunft und mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten. Eines haben sie jedoch
alle gemeinsam: Sie unterstützen Menschen in Not.
Auch Sie möchten sich gerne engagieren, wissen aber
nicht wo und wie? Vielleicht können wir Ihnen an dieser
Stelle weiterhelfen.
Helfen Sie mit Ihrer Spende oder schenken Sie
einen Teil Ihrer Zeit!
70 Einblicke 2014/2015 Aus der Diakonie Münster
„Flüchtlingskinder –
erstmal Kind sein“
Blaues Brett 71
Ein Projekt zur Unterstützung von Kindern
und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien
Geprägt von ihrer Fluchtgeschichte, dem unsicheren Aufenthaltsstatus und den schwierigen Wohnverhältnissen sind Kinder und Jugendliche aus
Flüchtlingsfamilien - egal, ob sie unbegleitet oder
mit ihren Eltern nach Deutschland kommen, besonders schutzbedürftig. Sie haben ihr Heimatland
verlassen, um Krieg, Gewalt, existenziellen Nöten,
Diskriminierung oder einem Leben ohne Perspektive zu entfliehen und alles Vertraute verloren.
Mit Ihrer Unterstützung möchten wir für diese
Kinder eine neue Basis für einen vertrauten Alltag
schaffen! Helfen Sie mit!
Unser Spendenkonto:
Ihr persönlicher Ansprechpartner bei Fragen
zur Diakoniestiftung ist Ulrich Schülbe.
Diakoniestiftung Münster
Fliednerstraße 15
48149 Münster
Telefon: 02 51.89 09-11
Fax: 02 51.89 09-32
[email protected]
www.diakonie-muenster.de
Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag 8.00 – 12.00
und 13.00 – 15.30 Uhr
Freitag 8.00 – 12.00 Uhr Verteilung auf Einrichtungen
Kinder-, Jugend- und Familiendienste und
Ambulante Einrichtungen 29.699,36 €
Herzlichen Dank an die Sammler(innen) und Spender
„Raus aus den
vier Wänden“
Theaterbesuche und Urlaub für Senioren in
den Seniorenzentren und Betreuten Wohnanlagen
In den vier Seniorenzentren sowie in den betreuten Wohnanlagen der Diakonie Münster wird
immer wieder der Wunsch geäußert, neben den
vielfältigen internen Angeboten zur Freizeitgestaltung, auch auswärtige Veranstaltungen, wie
Theatervorstellungen oder Konzerte, besuchen zu
können. Das gleiche gilt für Urlaubsreisen. Aufgrund des Personalschlüssels in den Einrichtungen ist eine gemeinsame Urlaubsreise mit einer
kleinen Gruppe nicht möglich, obwohl es sich
viele Bewohner wünschen, noch einmal zu verreisen. Durch Ihre Spende könnten wir zusätzliches
Begleitpersonal einsetzen und solche Wünsche
wahr werden lassen!
Ergebnisse der Sommer- und
Adventssammlung 2013
Gesamtergebnis 84.855,32 €
Davon Gemeinden
25,00% -21.213,83 €
Diakonisches Werk Westfalen 40,00% -33.942,13 €
Anteil Diakonie Münster
35,00% 29.699,36 €
Diakoniesonntag!
6.9.2015
Diakoniestiftung Münster
Kontonummer 804 150
IBAN DE80520604100000804150
Bankleitzahl 52060410
BIC GENODEF1EK1
Ev. Kreditgenossenschaft eG
Auf Wunsch stellen wir Ihnen natürlich
gerne eine Spendenbescheinigung aus.
Sollten Sie Fragen haben, rufen Sie uns an.
Das blaue Brett
Jahresempfang
Freitag,
22.1.2016
asentag
„ ... und heute tue ich was für mich … “
Für alle Mitarbeitenden der Diakonie Münster
Gegenseitiges Kennenlernen und Erfahrungsaustausch. Den beruflichen und privaten Alltag hinter sich lassen. In entspannter Atmosphäre zur Besinnung kommen und Kraft tanken.
Termine: 10.3.2015 und 15.09.2015 von 9.00 bis 15.30 Uhr
Ort: Friederike-Fliedner-Haus, Coerdestraße 56, 48147 Münster
Teilnehmerzahl: max. 12 Personen
Moderation/Referent: Karl H. Köster, Pfarrer und Seelsorger
Einführung
neuer Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter
Haus Simeon 9.30 bis 14.00 Uhr
Freitag, 6. März 2015
Freitag, 19. Juni 2015
Freitag, 27. November 2015
Genaue Inhalte und weitere
Termine können dem FOBI
Programm 2015 entnommen
werden.
Exklusiv
Eine farbige Frau möchte in eine New Yorker
Gemeinde aufgenommen werden. Der Pfarrer ist
reserviert. „Ich bin nicht sicher, ob Sie so recht zu
uns passen. Ich schlage vor, Sie gehen erstmal nach
Hause und beten darüber und warten ab, was Ihnen
der Allmächtige dazu sagen wird.“
Einige Tage später kommt die Frau wieder. „Herr
Pfarrer“, sagt sie, „ich habe Ihren Rat befolgt.
Ich sprach mit dem Allmächtigen über die Sache,
und er sagte zu mir: Bedenke, dass es sich um eine
sehr exklusive Gemeinde handelt. Ich selbst versuche schon seit vielen Jahren hineinzukommen,
aber bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen.“
Aus: Typisch! Kleine Geschichten für andere Zeiten,
Andere Zeiten e.V., Hamburg 2005
Die Zeitschrift der Diakonie Münster. Erscheinungsweise: 1 x jährlich. Spannende Einblicke in die Arbeit der Diakonie Münster und ihre Themen 2014/2015
Zum Schluss