Call for Papers Symposium zum 90. Geburtstag von Friedrich Cerha am Archiv der Zeitgenossen Sammlung künstlerischer Vor- und Nachlässe 12. Februar 2016, Donau-Universität Krems (Österreich) Der österreichische Komponist Friedrich Cerha feiert im Jahr 2016 seinen 90sten Geburtstag. Cerha ist nicht nur Komponist, Interpret und Dirigent, sondern hat auch ein umfangreiches bildnerisches Werk geschaffen, eine eigene Lautsprache für sein Bühnenwerk Netzwerk erfunden, Libretti und Liedtexte verfasst und in zahlreichen Schriften über eigenen Werke und allgemeine Fragen des kulturellen Lebens reflektiert. Seine Auseinandersetzung mit verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen, wie bildende Kunst, Literatur und Architektur einerseits, aber auch mit den Konzepten und Denkmodellen der Geistes-und Naturwissenschaften (Philosophie, Sprachwissenschaft, Botanik, Mathematik) andrerseits durchdringt sein künstlerisches Schaffen. Im Symposium anlässlich des 90. Geburtstages soll Friedrich Cerha als ein lebenslang Forschender betrachtet werden, der neugierig mit „Material“ experimentiert, sei es musikalischer, sprachlicher oder tatsächlich greifbarer Natur, der sich in seinem künstlerischen Schaffen von Denk- und Strukturmodellen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen inspirieren lässt und seine Ideen – unabhängig von gängigen Moden – auf vielfältige Art und Weise in seinen Werken umsetzt. Beiträge zu folgenden Themenkreisen sind willkommen: MATERIAL und WERKZEUG: Wie geht Cerha mit musikalischem, literarischem und bildnerischem Material um, welche Werkzeuge kommen im künstlerischen Schaffensprozess zur Anwendung? Die Begriffe „Material“ und „Werkzeug“ sind dabei durchaus in sämtlichen möglichen Bedeutungszusammenhängen zu verstehen. BILDNERISCHES WERK: Als leidenschaftlicher Sammler integriert Cerha in sein bildnerisches Werk „Dinge“, Objekte. In seiner Komposition Catalogue des objets trouvés, WV 74 hat Cerha beispielsweise versucht, dieses Konzept seines bildnerischen Schaffens auf das „klingende Material“ zu übertragen. In anderen Kompositionen (z.B. Monumentum WV 97) bezieht sich Cerha auf den Bildhauer Karl Prantl. Diesen und anderen Bezügen zwischen dem bildnerischen und dem kompositorischen Werk Friedrich Cerhas soll nachgegangen werden. VERTONUNGEN VON TEXTEN/SPRACHE: Cerha verwendet sowohl eigene Texte (z.B. Nachtgesang, WV 88 oder Requiem, WV 131) als auch Texte mittelalterlicher Dichter (Ein Buch von der Minne, WV 14), er vertont Mundartgedichte (Keintate I und II, WV 84 und 87), Werke von Dichtern aus dem Umfeld des „Art Club“, wie z.B. Ernst Jandl (Eine Art Chansons WV 91) und viele mehr. Hinweise darauf, wie ernsthaft sich der Komponist und Germanist (!) mit der Verwendung von literarischem und sprachlichem „Material“ auseinandersetzt, gibt Cerha in seinem Aufsatz „Zum Vertonen von Texten“. SYSTEME, STRUKTUREN, ORDNUNGEN: Cerha beschäftigt sich intensiv mit Systemen und deren Wechselwirkungen, sei es auf philosophischer Ebene, im biologischen Bereich oder in der Gesellschaft. Dies geht auch aus seinen Schriften deutlich hervor. Ordnungen, gestörte Ordnungen und neue Ordnungen bestimmen unter anderem sein Bühnenwerk Netzwerk, WV 78, in manchen Kompositionen spielen magische Quadrate eine Rolle. Wie wird diese Auseinandersetzung auch in anderen kompositorischen und bildnerischen Werken hör- und sichtbar? Das Archiv der Zeitgenossen an der Donau-Universität Krems beherbergt den umfangreichen Vorlass des Komponisten: Autografen von Werken und Skizzen, zahlreiche Schriften zu eigenen und anderen Werken und kulturpolitischen Fragestellungen, Korrespondenzen, Fotografien, Rezeptionsdokumente und AV-Medien, sowie das Archiv des Ensembles „die reihe“. Sollte für die Erarbeitung der Beiträge Material aus unserem Archiv benötigt werden, sind wir gerne bereit, dieses auch digital zur Verfügung zu stellen (unter Berücksichtigung möglicher rechtlicher und konservatorischer Einschränkungen). Wir ersuchen um Vorschläge bis zum 1. August 2015! Kontakt: MMag. Gundula M. Wilscher ARCHIV DER ZEITGENOSSEN SAMMLUNG KÜNSTLERISCHER VOR- UND NACHLÄSSE Donau-Universität Krems Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30 A-3500 Krems Tel. +43 2732 893 2579 Fax +43 2732 893 4570 [email protected] www.donau-uni.ac.at www.archivderzeitgenossen.at
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