mehrwerk WERKSTATT IM BLICKPUNKT – DAS MAGAZIN Ausgabe 48 – Mai 2015 WIR VOR ORT: NEUE ARBEITSPLÄTZE BEI DER SPEDITION HAMMER Werkstatt 4.0 – unser flexibles Inklusions-Konzept nutzt das Instrument der Betriebsintegrierten Arbeitsplätze Editorial mehrwerk DIE GESELLSCHAFT BRAUCHT AUCH IN ZUKUNFT WERKSTÄTTEN, NICHT NOTWENDIG ALS EINEN ORT ODER ALS GEBÄUDE, ABER GEWISS ALS EIN SYSTEM PROFESSIONELLER BEGLEITUNG UND FÖRDERUNG. NORBERT ZIMMERMANN ÜBER DAS KONZEPT WERKSTATT 4.0 – EIN THEMENSPECIAL ERWARTET SIE DAZU IN DER NÄCHSTEN AUSGABE Liebe Leserinnen und Leser! INHALTSVERZEICHNIS 3 4 5 Editorial Kurz notiert Check-in, Neukunde MTB, Imagefilm Betriebsrestaurant Frisches Catering im Herzen der Stadt 6 Werkstatthelden 8 „Wir sind eine Familie“ Kalle Kraut ist ein Mann mit Eigenschaften 14 Digitale Medien 16 Gesundheitsvorsorge 18 Kurz notiert 19 Tipps und Termine Impressum Werkstatt startet Pilotprojekt Kein Fall für den Betriebsarzt Kochbuch „Kreative Gastronomie“, Mobil.Pro.Fit. Schwerpunktthema: Betriebsintegrierte Arbeitsplätze 20 Theaterprojekt 11 Werkstattregeln 23 Bilderalbum 12 Kurz notiert 13 Kurz notiert Neue Broschüre des Werkstattrates Neue Leitung Sozialdienst, Neues aus dem Berufsbildungsbereich, Werkstättenmesse Vorhang auf und Bühne frei Jubilarfeiern: 111 Mal Danke 26 Bilderalbum Karneval: Werkstatt janz jeck Zehn Jahre Qualitätsmanagement, Studie Sozialbilanz Neuer Titel, neue Gestaltung – sicherlich haben Sie schon auf den ersten Blick festgestellt, dass unser Magazin nun anders aussieht. Wir hoffen: attraktiver, informativer, lesenswerter auch für Sie. So wie wir als Werkstatt im Wandel sind, so soll auch unsere wichtigste Publikation mit der Zeit gehen. Und wir wollen – der neue Titel „mehrwerk“ drückt es aus – selbstbewusster auftreten. Denn Werkstätten sind nun einmal besondere Unternehmen, bei uns geht es um mehr als Umsatz und Gewinn. Wir schaffen einen gesellschaftlichen Mehrwert. Menschen mit einer Behinderung, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt keine oder kaum Chancen haben, nehmen bei uns am Arbeitsleben teil. Sie finden bei uns eine Aufgabe. Jede und jeder Beschäftigte ist ein wichtiger Teil unseres Unternehmens. Für jeden Menschen ist es wichtig, Arbeit zu haben, gebraucht zu werden. Arbeit gehört zur Menschenwürde. Ich hoffe sehr, dass der Mehrwert von Werkstätten auch in Berlin gesehen wird. Dort erarbeitet die Bundesregierung in diesen Monaten ein neues Teilhabegesetz. Es wird großen Einfluss auf die Werkstatt der Zukunft haben. Das Stichwort heißt Inklusion im Arbeitsleben. Klar ist: Werkstätten müssen und wollen sich mehr öffnen, neue Formen von (Zusammen)Arbeit schaffen. Dass wir dabei auf einem guten Weg sind, zeigt das Schwerpunktthema dieser Ausgabe: Betriebsintegrierte Arbeitsplätze als Chance für den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt (Seite 8). Sie sind ein wichtiger Bestandteil unseres Konzeptes Werkstatt 4.0, dem wir in der nächsten Ausgabe ein Themenspecial widmen. Inklusion ist dabei keine Einbahnstraße, nach dem Motto: Alle raus aus der Werkstatt. Vor allem Menschen mit schweren Behinderungen, die diese Chance so nicht haben, brauchen einen verlässlichen und professionellen Rahmen für die Teilhabe am Arbeitsleben. Dafür braucht die Gesellschaft auch in Zukunft Werkstätten, nicht notwendig als einen Ort oder als Gebäude, aber gewiss als ein System professioneller Begleitung und Förderung. Ihr Norbert Zimmermann, Geschäftsführer Hinweis: In unseren Texten sind Frauen und Männer stets gleichermaßen gemeint. Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir jedoch meist die männliche Form. 2 3 mehrwerk Kurz notiert „CHECK-IN“ – WIR BILDEN AUS Über dreißig Schülerinnen und Schüler und fast ebenso viele Eltern und Lehrer informierten sich Ende Februar beim „Checkin-Tag“ über unsere Ausbildungsangebote. Mit Präsentationen, offenen Fragerunden im Konferenzraum (Foto) und Führungen stellten wir unser Unternehmen vor. David Castero Borrego, 18, Hauptschüler aus Stolberg, interessierte sich für die Ausbildung zum Beikoch: „Ich war erstaunt, wie groß diese Werkstatt ist und wie viele verschiedene Sachen hier gemacht werden können.“ Denise Horbach, 15, von der Gesamtschule Brand interessierte sich insgesamt für die Werkstatt. „Ich habe nicht gedacht, dass wir alles angucken dürfen und auch die Arbeit in der Verpackungsindustrie sehen können.“ Der „Check-in-Tag“ wurde zum ersten Mal in der Stadt Aachen angeboten. Ein herzliches Dankeschön an unsere aktuellen Auszubildenden, die den Gästen Einblick in ihren Ausbildungsalltag gaben und so die beste Werbung für unser Unternehmen sind. Frisches Betriebsrestaurant mehrwerk Catering IM HERZEN DER STADT NEUKUNDE BESTECKKÄSTEN AUS HOLZ Für das niederländische Catering-Unternehmen Albron produziert die Holzwerkstatt derzeit 8.400 Besteckkästen in neun Größen. Der neue Auftrag kommt von unserem Partner MTB, einer Werkstatt für behinderte Menschen mit Sitz in Maastricht. MTB übernimmt für Albron verschiedene Aufgaben. Da sie jedoch keinen Holzbereich hat, gab MTB den Auftrag für die Besteckkästen an uns weiter. Das Team von Bereichsleiter Paul Hamacher (im Bild links, mit Kevin Fore) übernimmt fast alle Produktionsschritte: die Holzrahmen zuschneiden, die Kästen mit Nägeln zusammenschießen und das Logo „Onze Keuken“ einbrennen. Nur für das Lasern der Bestecksymbole ist derzeit noch eine externe Firma zuständig. Geliefert werden die Kästen in Teilmengen über das Jahr verteilt. Seit Anfang des Jahres versorgt unser Café Life auch die Beschäftigten des Generalvikariats mit frischen und leckeren Mahlzeiten. Die Kantine befindet sich in einem alten Klostergebäude unweit des Doms. Rund 70 Portionen gehen hier täglich über die Theke. Gekocht wird in unserem Betriebsrestaurant in der Borchersstraße. Zum Serviceteam gehört Kenny SekaBakenda, 20 (Foto). Ihm macht die Arbeit viel Freude. Auch die Gäste sind sehr zufrieden. „Wir freuen uns täglich über das reichhaltige Salatbuffet, die frisch zubereiteten Mahlzeiten und den aufmerksamen und freundlichen Service. Die Qualität überzeugt uns alle. Und längst schon sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe für uns zu netten Kollegen geworden“, sagt Karl Kampermann, Leiter der Hauptabteilung Personal im Generalvikariat. Außer Kenny sind Heiko Hilkert, Georg Bräutigam und Jasmin Griegnard mit Küchenchefin Christine Horenbeek im Einsatz. Neben der Essenausgabe übernehmen sie im Konferenzservice auch die Bereitstellung von Getränken und kleinen Snacks. Die Zusammenarbeit ist zunächst auf drei Jahre befristet. Sie war nach der erfolgreich bestandenen Ausschreibung des Generalvikariats zustande gekommen. Insgesamt beschäftigen wir im Café Life mit den beiden Betriebsrestaurants nun bereits 23 Menschen. IMAGEFILM – DIE WERKSTATT IN SIEBEN MINUTEN Was leisten wir? Was ist unser Auftrag? Warum sind wir viele Unternehmen unter einem Dach? Antworten auf diese Fragen gibt es jetzt zum ersten Mal auch in bewegten Bildern. Die Idee, einen Imagefilm zu machen, hatte Produktmanagerin Martina Knauf. Für die Dreharbeiten war sie mit Kameramann Achim Nelles in allen Arbeitsbereichen der Werkstatt unterwegs. Auch Luftaufnahmen wurden gemacht. Mehr als zehn Stunden Filmmaterial kamen so zusammen. In Absprache mit den Bereichs- und Gruppenleitern entstanden dann zunächst Filme über die einzelnen Bereiche. Das beste Material wiederum wurde für den Imagefilm geschnitten. Den Text spricht die TV-Journalistin Gaby Dufern. Außer auf der Internetseite zeigen wir den Film zukünftig unseren Gästen und Besuchergruppen oder bei Messen und Vorträgen. 4 Imagefilm anschauen auf www.werkstatt-ac.de 5 mehrwerk Werkstatthelden KALLE KRAUT EIN MANN MIT EIGENSCHAFTEN Mehr Lob von Gruppenleiter Volkmar Noppeney ist kaum denkbar: „Kalle hat Spaß an der Arbeit. Er ist kaum krank, immer pünktlich und hilfsbereit. Und vor allem bringt er meistens gute Laune mit.“ Auch Andrea Plum, die ihn 37 Jahre lang in ihrer Gruppe hatte („Wir sind zusammen alt geworden“), hebt als Erstes seine positive Ausstrahlung hervor: „Kalle hat auf jeden Pott einen Deckel.“ Immer gut gelaunt: Kalle Kraut (rechts, mit Gruppenleiter Volkmar Noppeney) ist seit Gründung der Werkstatt 1968 ein beliebter und zuverlässiger Mitarbeiter. WERKSTATTHELDEN In unserem Unternehmen arbeiten viele interessante Persönlichkeiten. Menschen mit sympathischen Macken, Menschen mit ungewöhnlichen Hobbys, Menschen, die still und zuverlässig ihre Arbeit tun, kurz: Menschen, die man einfach mögen muss. Lesen Sie den zweiten Teil der Serie „Unsere Helden“. 6 Ein Gespräch mit Kalle Kraut landet nach kurzer Zeit fast immer beim Thema Flugzeuge. Oder beim Angeln. Eins von beiden. „Ich hab da gerne Spaß dran, am Angeln“, erzählt er in kurzen, schnellen Sätzen. „Ja, ich hab mal einen gefangen. War nicht klein! Papa war Angler, hatte Glück gehabt.“ Dabei strahlt er sein Gegenüber an. Und wechselt abrupt das Thema. „Wat schreibste da?“ Wer ihn kennt, weiß: Kalle ist ein leidenschaftlicher Flieger und Angler. Weniger in der Praxis, eher theoretisch. „Er kann Fischarten benennen oder eine Cessna von einer Piper unterscheiden“, berichtet Gruppenleiter Noppeney. Aber wirklich in ein Flugzeug steigen oder angeln gehen? Das wolle Kalle nicht. Woher kommt die Leidenschaft fürs Fliegen und Angeln? Licht ins Dunkel bringt die Nachfrage bei Kalles Bruder Erwin Kraut. „Wir sind eine flugbegeisterte Familie. Unser Vater und Großvater waren beide Jagdflieger, der Großvater im ersten Weltkrieg sogar noch in der kaiserlichen Armee.“ Erwin Kraut selbst ist seit vierzig Jahren Sportflieger und als selbständiger Unternehmer hat er Flugzeugpropeller hergestellt und in alle Welt verkauft. Und das Angeln? „Ganz einfach: Wir haben im Garten einen Teich mit Goldfischen.“ Da habe Kalle stundenlang mit einer Angel davorgesessen. Noch heute fahren sie an Besuchswochenenden raus zum Flugplatz nach Merzbrück. „KarlHeinz ist ein ganz lieber Mensch“, sagt sein Bruder. „Ich halte meine schützende Hand über ihn. Wenn etwas ist, bin ich da.“ In zwei Jahren wird Kalle Kraut sein fünfzigstes Dienstjubiläum feiern. Damit gehört er zu den zehn Dienstältesten der Werkstatt. „Ich bin der älteste Jung. Ich bin noch lange nicht fort“, setzt Kalle Kraut auf seine unnachahmliche Art den Deckel drauf. Nachdem der Vater gestorben und die Mutter ins Altersheim gezogen war, wohnte Kalle fünf Jahre bei seinem Bruder. „Natürlich haben wir Kalle immer auf den Flugplatz mitgenommen. Er kann von weitem ein Flugzeug am Geräusch erkennen.“ ZUR PERSON EIN LEBEN MIT DER LEBENSHILFE Karl-Heinz („Kalle“) Kraut wird am 5. Oktober 1953 geboren. Kurz nach der Geburt erkrankt er an einer Hirnhautentzündung. Als 12-Jähriger kommt er in den Sonderkindergarten Alfonsstraße, die erste Einrichtung der 1962 gegründeten Lebenshilfe Aachen. Im Alter von 14 Jahren wechselt Kalle in die sogenannte Anlernwerkstatt im Forsthaus Siegel, aus der heraus später die Werkstatt für Behinderte gegründet wird. Hier arbeitet er fast vier Jahrzehnte in der Gruppe von Andrea Plum im Bereich Verpackung. Danach wechselt er für zwei Jahre in die Gruppe von Guido Offermann. Seit 2012 ist Kalle Kraut in der Seniorengruppe von Volkmar Noppeney. Bis 2009 lebte er zunächst bei den Eltern, dann bei seinem älteren Bruder Erwin in Haaren. Heute ist eine Wohngemeinschaft im Haus Panneschopp der Lebenshilfe sein Zuhause. „Hier fühlt er sich pudelwohl“, sagt sein Bruder. 7 mehrwerk BIAP Eine riesige Halle im Gewerbegebiet auf der Hüls, im Raum verteilt sechs große Sortier- und Packtische: Hier schlägt das Herz des Logistik-Centers der Aachener Spedition Hammer. Im Auftrag des IT-Herstellers Devolo verschickt Hammer von hier aus Adapter für drahtlose Internetverbindung in alle Welt. An vier Tischen wird gerade gearbeitet. In Spitzenzeiten verpacken die Teams 15.000 Einheiten am Tag. Logistikleiter Frank Moll, 43, hat den Überblick: „Wir beschäftigen Festangestellte und Zeitarbeiter. Und seit Oktober gehören acht Mitarbeiter der Werkstatt dazu.“ Zur Gruppe zählen Ali Haydar Akdag, Nathalie Blanke, Ferdi Bostanci, Stefanie Kalf, Harald Kiesewalter, Patrizia Knapik, Tobias Knörchen und Paul Wodolaskin. Als Gruppenleiter steht ihnen der erfahrene Christian Hildebrandt zur Seite. Über fünfzehn Jahre hat er bereits die Außenarbeitsgruppe bei Zentis betreut. „Was wir hier machen? Wir blistern“, beschreibt Hildebrandt es kurz und knapp. Handgriff für Handgriff werden Adapter, Ladekabel, Verpackungskarton und Infoblatt in die Kunststoffverpackung gelegt. Am Ende des Tisches steht die Blistermaschine, an der die Kunststoffhülle verschweißt wird. Die Maschine darf nur ein Mitarbeiter von Hammer bedienen. Heute ist Mahin Ghasemichapi, eine quirlige und herzliche Frau, die Tischführerin. Sie kümmert sich um diesen Arbeitsschritt. Anschließend werden die verschweißten Einheiten in Kartons gepackt und auf Paletten gestapelt. „Auf einer Palette sind 12 Kartons mit 168 Einheiten. Unser Rekord sind 18 Paletten an einem Tag“, berichtet Mahim Ghasemichapi stolz. Mit den neuen Kollegen aus der Werkstatt versteht sie sich bestens. „WIR SIND EINE FAMILIE“ BETRIEBSINTEGRIERTE ARBEITSPLÄTZE BEI DER SPEDITION HAMMER Ali Haydar Akdag gefällt die Arbeit bei Hammer sehr gut. Er ist einer der Zuverlässigsten im Team, sagt Gruppenleiter Hildebrandt. 8 Das Hammer-Werkstatt-Team (v. l.): Frank Moll, Leiter des Logistik-Centers, Tischführerin Mahin Ghasemichapi und Christian Hildebrandt, Gruppenleiter der Lebenshilfe-Werkstatt. Auch Frank Moll bestätigt: „Das Betriebsklima in unserer Halle ist hervorragend. Die Beschäftigten der Werkstatt sind voll integriert, einige helfen manchmal an anderen Tischen aus. Wir sind eine Familie.“ Auch der Pausenraum wird gemeinsam genutzt. „Wir haben allerdings einen Vorteil“, sagt Gruppenleiter Hildebrandt. „Im Gegensatz zu den Kolleginnen und Kollegen von Hammer bekommen wir von unserer Küche in der Neuenhofstraße ein warmes Mittagessen geliefert.“ WAS SIND BETRIEBSINTEGRIERTE ARBEITSPLÄTZE (BIAP)? Ein Betriebsintegrierter Arbeitsplatz ist ein Einzelarbeitsplatz für einen Werkstattbeschäftigten in einem Betrieb des allgemeinen Arbeitsmarktes. Der oder die Beschäftigte wird bei der Arbeit von qualifizierten Fachkräften der Werkstatt betreut. Betriebsintegrierte Arbeitsplätze erweitern die beruflichen Perspektiven und bieten die Chance auf Vermittlung. In unserem Unternehmen gibt es derzeit 80 BiAP-Stellen, im Bereich des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) sind es rund 1.800. 9 mehrwerk BIAP Werkstattregeln mehrwerk Werkstattregeln in Leichter Sprache In den Werkstattregeln sind Dinge festgelegt, die jeden einzelnen beschäftigten Mitarbeiter in seinem Arbeitsalltag betreffen. Hier geht es zum Beispiel um Arbeitszeit und Urlaub. Oder darum, wie man sich in der Werkstatt zu verhalten hat, damit es allen gut geht. Damit alle Mitarbeiter diese Regeln auch gut verstehen und beachten können, hatte der Werkstattrat von der Geschäftsleitung den Auftrag bekommen, diese in Leichte Sprache zu übersetzen. Eine Arbeitsgruppe des Werkstattrats (Foto v. l. Regina Offergeld, Sandra Bledziewski, Max Haberland) hat sich dann zusammengesetzt und erst einmal gelernt, wie man Texte in Leichter Sprache formuliert. Das war gar nicht so einfach. Dazu waren aber die Tipps und Tricks aus einem Regelbuch des Netzwerks People First Deutschland e. V. Fertig zum Versand: Im Schnitt schafft die achtköpfige Gruppe der Werkstatt 15 Paletten am Tag. UNSERE PARTNER Die Spedition Hammer ist einer der größten Logistikdienstleister in der Region und betreibt Stützpunkte in über 25 Ländern. 2013 erzielte das Unternehmen mit 500 Mitarbeitern einen Umsatz von 78 Mio. Euro. Im Cluster Logistik der RWTH Aachen sind wir mit Hammer und vielen weiteren Unternehmen gemeinsam aktiv. www.hammer-ac.de sehr hilfreich. Zuerst wurden lange Sätze in kurze Sätze geteilt. Jeder Satz sollte nämlich nur eine Aussage treffen. Der schwere Satz „Die Mitarbeiter können zwischen einer Vergütung oder Freizeitausgleich für die abgeleisteten Mehrarbeitsstunden wählen“ wurde nun zum leicht verständlichen „Für deine Überstunden kannst du Geld bekommen. Oder du kannst Freizeit dafür bekommen“. Auch sollen kurze einfache Wörter benutzt werden. Also Bus statt Omnibus. Schwere Wörter, die sich nicht einfach ausdrücken lassen, sollen mit einem Bindestrich getrennt werden. Ein Beispiel dazu ist Arbeits-Unfähigkeits-Bescheinigung. Das Ergebnis ist eine Broschüre der Werkstattregeln in Leichter Sprache, die an alle Mitarbeiter verteilt wurde. Die devolo AG entwickelt seit 2002 innovative Produkte für die Datenkommunikation und ist heute Weltmarktführer im Powerline-Segment. www.devolo.de DAS BEISPIEL PRO-IDEE „EINE GROSSE BEREICHERUNG“ Bereits seit 2006 haben wir Betriebsintegrierte Arbeitsplätze beim Versandhaus Pro-Idee, das zur Aachener Junghans-Gruppe gehört. Derzeit arbeiten hier über dreißig Beschäftigte in zwei Arbeitsgruppen. Dirk Rohleder, Betriebsleiter Logistik bei Pro-Idee, sagt: „Der Einsatz von Menschen mit Behinderungen wird in unserer Firmengruppe unter zwei gleichrangigen Aspekten betrachtet, unter dem wirtschaftlichen und unter dem sozialen. Menschen mit Behinderungen können und werden in alle Arbeitsprozesse problemlos integriert. Sie tragen einen ausgezeichneten Beitrag zum Erfolg der Firmengruppe bei. Durch die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen haben wir die Berührungsängste verloren und die Kollegen werden in allen Bereichen gleichermaßen akzeptiert.“ 10 Dirk Rohleder, Betriebsleiter Logistik bei Pro-Idee. 11 mehrwerk Kurz notiert BERUFLICHE BILDUNG IM KASTEN Nicht zu übersehen sind die neuen Schaukästen des Berufsbildungsbereichs (BBB). Sie informieren über die Aktivitäten zum jeweils aktuellen Schulungsthema. Neu aufgestellt ist auch das Team im BBB. Unter der Leitung von Elke Mingers sind hier jetzt Sonja Erhardt (Foto, links), Cornelia Cordes und Sarah Spriewald (nicht im Bild) als Dozentinnen tätig. Aktuell entwickeln sie das Konzept weiter. Ergänzend zum bisherigen Blockunterricht richten sie den Blick auf die individuelle Förderung. Neue Dinge lernen, sich im Arbeitsbereich fit fühlen und die persönliche Förderung – diese Ziele sollen durch neue Unterrichtsmaterialien und Methoden besser erreicht werden. Im Berufsbildungsbereich lernen Schulabgänger und Berufseinsteiger die verschiedenen Arbeitsbereiche der Werkstatt kennen oder machen Praktika außerhalb der Werkstatt. Außerdem gibt es regelmäßig Schulungen in verschiedenen Bereichen, zum Beispiel in Kulturtechniken, in der praktischen beruflichen Förderung oder mit Mobilitätstrainings. ZEHN JAHRE QUALITÄTSMANAGEMENT NEUE LEITUNG IM SOZIALDIENST „Mein Tag ist eine Wundertüte“, sagt Elke Mingers. Die 49-jährige Sozialarbeiterin leitet seit Oktober letzten Jahres den Sozialdienst unserer Werkstatt. Zu ihrem Aufgabenbereich gehört auch die Koordination des Berufsbildungsbereiches. „Natürlich habe ich regelmäßige Termine und Gespräche mit Mitarbeitern, Betreuern und Gruppenleitern. Aber jeden Tag kommen aktuelle und unvorhergesehene Dinge dazu.“ Sie fühlt sich von den Kolleginnen und Kollegen sehr gut aufgenommen. „Mittlerweile kenne ich nicht nur die Strukturen, sondern habe auch ein Gespür dafür bekommen, was wo gebraucht wird.“ Bevor die gebürtige Aachenerin zur Lebenshilfe kam, war sie beim Alexianer Wohnverbund als Teamleiterin für Außenwohngruppen und Betreutes Wohnen tätig. „Die Kenntnisse im Umgang mit psychisch Kranken und Menschen mit geistiger Behinderung, die ich hier erworben habe, kommen mir jetzt natürlich zugute.“ In unserem Haus ist sie erste Ansprechpartnerin für Lehrer, Eltern und die Reha-Berater der Arbeitsagentur. Wichtig findet sie, dass in ihrer täglichen Arbeit der Kontakt zu den Beschäftigten nicht verloren geht. MESSE – WERKSTATTRAT WAR IN NÜRNBERG DABEI Auf der diesjährigen Werkstättenmesse vom 12. bis 15. März in Nürnberg war der Werkstattrat durch Max Haberland, den ersten Vorsitzenden, die Frauenbeauftragte Andrea Bongard und Sandra Bledziewski vertreten. Insgesamt kamen knapp 19.000 Besucher zu der Messe, die das gesamte Spektrum dessen zeigt, was Werkstätten für behinderte Menschen leisten. Außerdem gibt es viele Fachvorträge. Andrea Bongard (Foto) hielt einen Vortrag über ihre Arbeit und die Novellierung der Werkstätten-Mitwirkungs-Verordnung (WMVO). Danach ist zu erwarten, dass jede Werkstatt die Position einer Frauenbeauftragten einrichten muss. 12 Im Jahr 2005 wurden wir erstmals nach DIN EN ISO 9001:2000 zertifiziert. Die Qualitätsmanagement-Norm dient als Nachweis, dass ein Unternehmen bei der Umsetzung des Qualitätsmanagements bestimmte Standards erfüllt. Dazu zählen zum Kundenorientierung, Verantwortlichkeit der Führung oder kontinuierliche Verbesserung. Hans-Dieter Kratz, QM-Beauftragter (Bild links, mit Betriebsrätin Martina Lintzen und Geschäftsführer Norbert Zimmermann), ergänzt: „Das Besondere war, dass wir als erstes Unternehmen in Deutschland gleichzeitig auch die Kriterien der sogenannten MAAS-BGW (Managementanforderungen zum Arbeitsschutz der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) in unser QM-System einbezogen haben.“ Das heißt, dass Regelungen für die Arbeitssicherheit ebenfalls Teil des Managementsystems sind. Damit wird auch der Arbeitsschutz zertifizierbar. Für Kratz und sein Team hat sich der Aufwand gelohnt: „Vor allem sind wir heute rechtssicher. Wir wussten schon damals, dass wir gut sind. Nun können wir dies auch schriftlich nachweisen, alles ist nun auch rechtlich untermauert.“ Martina Lintzen ist im QM-Prozess als Projektmanagerin besonders bei der Planung und Durchführung der internen und externen Audits beteiligt. DEUTLICHES PLUS FÜR DIE GESELLSCHAFT Zum ersten Mal hat jetzt eine bundesweite Studie die Sozialbilanz von Werkstätten für behinderte Menschen berechnet. Dafür wurden die Daten von 26 Werkstätten ausgewertet. Das Ergebnis: Werkstätten sind wertschöpfend. Unterm Strich erzeugen sie ein deutliches Plus für die Gesellschaft. Hochgerechnet verschaffen Werkstätten der öffentlichen Hand pro Jahr Einnahmen und Einsparungen in Höhe von etwa 6 Milliarden Euro im Vergleich zu Investitionen in Höhe von 5,6 Milliarden Euro. Bereits 2012 hatten wir den „sozialen Wert“ unseres Unternehmens untersuchen lassen. Die Studie finden Sie auf unserer Internetseite. 300.000 70.000 3 Mrd. € 2,7 Mrd. € Werkstattbeschäftigte Fachkräfte Direkte Einkommen Direkte Nachfrage 6 Mrd. € Direkte und induzierte Nachfrage 6 Mrd. € Einnahmen der öffentlichen Hand 13 mehrwerk Digitale Medien herantasten. Begleitet werden sie dabei von einer Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes und einer Studentin der Sozialen Arbeit. Der 60-jährige Spriewald ist IT-Fachmann und seit einigen Jahren als Vertrauensperson des Werkstattrats tätig. Sascha Rombach, 30, ist seit 2004 bei uns beschäftigt und wie Max Haberland im Werkstattrat aktiv. Mit einem normalen Computer kann er wegen seiner Spastik nichts anfangen. DIE TASTATUR IST FÜR SASCHA EINE UNÜBERWINDLICHE BARRIERE. DAS IPHONE, DAS AUF DER ABLAGE SEINES ROLLSTUHLS BEFESTIGT IST, KANN ER BEDIENEN. Erste Erfahrungen mit dem Sprachassistenten namens Siri hat er bereits gemacht. Nun geht es darum, die vielen Siri-Befehlssätze und weitere Hilfen des Betriebssystems kennenzulernen. Die erste Vorführung klappt reibungslos. Sascha Rombach befiehlt: „Rufe Gerd an!“ Und Siri, die freundliche Stimme aus dem Smartphone, antwortet: „Gerd Spriewald wird angerufen.“ Spriewalds Smartphone klingelt. Dann wird es schon schwieriger. Sascha fragt: „Wann ist mein nächster Termin?“ Siri: „Du hast einen Termin um 17 Uhr. Magst du mehr dazu wissen?“ Sascha: „Was ist das Thema?“ Siri: „Das Thema lautet Termin.“ Tja, meint Gerd Spriewald, in so einer Sackgasse lande man am Anfang häufiger. Es komme eben darauf an, Siri korrekt mit Daten zu „füttern“. „Aber das ist Übungssache“, macht er Sascha Mut. Die beiden haben sichtlich Vergnügen daran, sich an die Besonderheiten dieser Technik heranzutasten. Sie sind wie Meister und Lehrling, die sich gemeinsam auf unbekanntes Gelände vorwagen. Am Ende des Wegs soll ein Konzept für neue Arbeitsbegleitende Maßnahmen (ABM) zur Berufsbildung der Beschäftigten stehen. Bisher hat Spriewald Computerkurse gegeben. Das war relativ einfach. „Jetzt gilt es herauszufinden, wie eine solche ABM auf die möglichen Zielgruppen in der Werkstatt zugeschnitten werden kann. Denn die jeweiligen körperlichen und intellektuellen Voraussetzungen der Beschäftigten sind sehr unterschiedlich.“ Aufbruch in die digitale Welt: Sascha Rombach (links) und Gerd Spriewald tasten sich gemeinsam vor. DAS SMARTPHONE MACHT UNS UNABHÄNGIGER WERKSTATT STARTET PILOTPROJEKT „DIGITALE MEDIEN“ Nachrichten senden, Telefonnummern wählen, Termine machen – immer mehr Menschen mit Behinderung nutzen dafür die intelligenten Bedienungshilfen von Smartphones. Mit dem Pilotprojekt „Digitale Medien“ wollen wir jetzt herausfinden, wie wir unsere Beschäftigten dabei noch besser unterstützen können. „Vom Klapphandy haben wir uns schon vor längerer Zeit verabschiedet“, sagt Max Haberland. Der 36-jährige Rollstuhlfahrer ist Vorsitzender des Werkstattrats. „Mittlerweile haben alle Mitglieder des Werkstattrats ein Smartphone. Unsere Termine stimmen wir nur noch über WhatsApp ab. Und wir arbeiten mittlerweile fast papierlos.“ Da Max Haberland nicht lesen kann, lässt er sich seine E-Mails und Kurznachrichten von der Computerstimme vorlesen. „Das klappt einwandfrei, ich bin heute viel weniger davon abhängig, dass mir andere helfen.“ Bei einem Treffen mit dem Werkstattrat hatte Geschäftsführer 14 Norbert Zimmermann, selbst fast immer online, schließlich eine Idee. Kann man die technischen Möglichkeiten der kleinen mobilen Geräte nicht auch für die berufliche Förderung nutzen? Natürlich gilt in der Werkstatt ein Handyverbot während der Arbeit. Doch könnten Smartphones und Tablets nicht bestimmte Aufgaben vor, während oder nach der Arbeit erleichtern helfen? Zum Beispiel die Diktierfunktion, die beim Tippen, Starten von Apps und Lesen von Kalendern hilft. Oder die Wheelmap, eine mobile App zum Finden und Markieren rollstuhlgerechter Orte. Am Ende des Treffens war das Pilotprojekt „Digitale Medien“ geboren. Was ist derzeit technisch überhaupt möglich? Welche Bedienungshilfe eignet sich für wen? Und wie müssen Inhalte aufbereitet sein, damit auch Menschen mit geistigen Behinderungen sie verstehen? An diese Fragen wollen sich nun Sascha Rombach und Gerd Spriewald in dem Pilotprojekt gemeinsam „SIRI, WAS KANNST DU EIGENTLICH?“ TIPPS UND INFOS ZU SIRI UND CO. User: „Ich liebe Dich, Siri.“ Siri: „Oh. Sicher sagst Du das zu allen Deinen AppleProdukten.“ Siri, die sprachgesteuerte Eingabehilfe von Apple, versteht freie Wortwahl. Ihre Bedienung ist einfach, angenehm und manchmal auch unterhaltsam, denn sie ist nicht an die Verwendung konkreter Befehle geknüpft. So erhalten Sie zum Beispiel auf die Frage „Brauche ich heute Gummistiefel?“ eine Auskunft über die Wetterverhältnisse. Das Geheimnis: Appels Server gruppieren Begriffe und ordnen sie einer Kategorie zu. Gummistiefel, Regenschirm oder Regenjacke verknüpfen sie automatisch mit dem Thema Wetter. User: „Ich bin müde.“ Siri: „Ich hoffe, Du fährst nicht gerade mit dem Auto.“ UNSER TIPP: LERNEN SIE SICH KENNEN UND WERDEN SIE FREUNDE Fragen Sie einfach „Siri, was kannst Du?“. Siri greift auf die Funktionen Ihres IPhones ebenso zu, wie auf Ihre Apps. So können Sie zum Beispiel Kontakte anrufen und Kalendereinträge verwalten, SMS oder WhatsApp-Nachrichten versenden, Posts in sozialen Netzwerken erstellen, die Navigation bedienen, Wecker und Timer einstellen und Informationen aus dem Internet erhalten ohne den Bildschirm zu berühren. Das Beste: Siri lernt. Erklären sie der Spracherkennung, wer Ihre Mutter ist und sie wird zukünftig bei „Rufe meine Mutter an“ den richtigen Kontakt anwählen. Speichern Sie einen Kontakt mit Ihren eigenen Kontaktdaten und erklären Sie Siri, wer Sie sind. So kann zum Beispiel die Frage beantwortet werden „Wie lange brauche ich heute zur Arbeit?“. Verbessern Sie die Aussprache bei Fehlern, werden diese in Zukunft vermieden. Je genauer Sie anfangs sind, desto mehr wird das Programm Ihnen nützlich sein können. User: „Was hältst Du von Android?“ Siri: „Ich denke da anders.“ SPRACHERKENNUNGSSYSTEME FÜR ANDROID-SMARTPHONES UND PC Natürlich stehen auch für Android-Smartphones gut funktionierende Spracherkennungssysteme mit ähnlichen Funktionalitäten, wie zum Beispiel Vlingo oder Aivc, zur Verfügung. Google Now bietet zudem mit seinem digitalen Assistenten „OK Google“ eine Anwendung, die auch am PC funktioniert. User: „Was hast Du an?“ Siri: „Alumosilikatglas und rostfreien Edelstahl. Nett, nicht?“ 15 mehrwerk Gesundheitsvorsorge Kein Fall für den Betriebsarzt GESUNDHEITSVORSORGE IN DEN WERKSTÄTTEN So weit musste es wohl kommen. Erst als Heike Berka zuhause die Treppe hinunterfiel, nahm sie das Problem ernst. Der Sturz hätte schlimmer ausgehen können. Zum Glück hatte sie nur Prellungen, blaue Flecken und Abschürfungen. Allerdings konnte sie sich kaum bewegen und beim besten Willen nicht zur Arbeit gehen. Eigentlich hätte sie schon viel früher eine Auszeit nötig gehabt. Jetzt zwingt mich mein Körper wohl dazu, dachte sie. Denn erschöpft und gestresst fühlt sich Heike Berka schon seit Monaten. Die 58-Jährige liebt ihre Aufgabe und sie mag die Menschen mit teils schweren Behinderungen in ihrer Gruppe. Sie hat ein wunderbares Team, sagt sie. Doch irgendwann geht es los. Sie merkt, dass sie immer weniger belastbar ist. Die Wochenenden, die sie meist in der Eifel verbringt, sind immer weniger erholsam. Ein Grund, ahnt sie, ist die Geräuschkulisse im Gruppenraum. Mit zunehmendem Alter kann sie die manchmal hohe Lautstärke immer weniger verkraften. Irgendwann kann sie kaum noch schlafen. Doch sie verdrängt das Thema. „DIE GEFÜHLE DER ÜBERLASTUNG, DAS WAR EIN SCHLEICHENDER PROZESS. ABER ICH WOLLTE WEITER FUNKTIONIEREN, MEINEN KOLLEGEN KEINE MEHRARBEIT ZUMUTEN.“ „Geht nicht gibt‘s nicht, hieß es schon in meiner Ausbildung zur Krankenschwester“, sagt Heike Berka. Im November letzten Jahres wird es schlimm: Sie bekommt nachts kein Auge mehr zu, schleppt sich zur Arbeit. Anfang Dezember erinnert sie sich an den Gesundheitstag in der Firma, bei dem sie einige Untersuchungen hat machen lassen. Vom Team des Betriebsarztes hatte sie einen positiven Eindruck. Und so greift sie endlich zum Telefon, um mit der Praxis einen Termin zu vereinbaren. „Das Gespräch mit der Psychologin hat mir sehr gut getan. Sie hatte viel Verständnis und ich fühlte mich bestätigt: Nicht die Arbeit an sich, sondern der Lärm ist die Ursache für meine Schlafstörungen.“ Sie bekommt Tipps, wie sie besser herausfinden kann, was sie braucht, was ihr gut tut. Doch eine Krankschreibung lehnt Heike Berka ab. Kurze Zeit später, es ist kurz vor Weihnachten, passiert der Unfall zu Hause. Nun hat sie viel Zeit zum Nachdenken. Auf Empfehlung der Psychologin beginnt Heike Berka mit autogenem Training. Das Ergebnis: Sie kann wieder besser abschalten. Und schlafen. Nach den Weihnachtsferien empfiehlt ihr der Betriebsarzt einen angepassten Gehörschutz. Das Gerät filtert störende Geräusche heraus. Zurzeit wird geprüft, ob die Anschaffung im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM, siehe Infokasten) möglich ist. „Ich finde es gut, dass sich die Firma so engagiert. Für mich habe ich gelernt, dass es normal ist, wenn die Belastbarkeit mit den Jahren abnimmt. Deswegen muss man keine Schuldgefühle haben.“ Heike Berka in ihrem „Reich“. Seit fast 25 Jahren ist sie Gruppenleiterin im Heilpädagogischen Arbeitsbereich in der Neuenhofstraße. Ihr Spezialgebiet sind Autismus-Spektrum-Störungen. 16 WAS WIR FÜR DIE GESUNDHEIT TUN Für alle Mitarbeiter unseres Unternehmens, ob mit oder ohne Behinderung, gibt es eine Vielzahl von Angeboten, vor allem durch unser Sportlehrerteam. Beim Gesundheitsschutz für das Fachpersonal geht es vor allem um das psychische Wohlbefinden. So werden etwa im Rahmen der Personalentwicklung die Kosten für Supervision übernommen. Außerdem gibt es Kurse für autogenes Training, Yoga und Wirbelsäulengymnastik. Sportliche Aktivitäten in der Freizeit fördert das Unternehmen im Rahmen des Aachener Firmenlaufs. In Zusammenarbeit mit dem Betriebsarzt Dr. Michael Suchodoll fand 2014 zudem ein Gesundheitstag für das Fachpersonal statt. BETRIEBLICHES EINGLIEDERUNGSMANAGEMENT FÜR DAS FACHPERSONAL Als Arbeitgeber sind wir zu einem betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) verpflichtet. Seit Herbst 2014 gibt es dazu eine Betriebsvereinbarung. Ziel des BEM ist, eine Arbeitsunfähigkeit von Mitarbeitern zu überwinden bzw. der Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen. Ist ein Mitarbeiter im Laufe eines Jahres länger als sechs Wochen arbeitsunfähig, kann er das Angebot nutzen und sich an das sogenannte Integrationsteam wenden. Gemeinsam mit dem Betroffenen entwickelt das Team dann einen Vorschlag, wie die Wiedereingliederung gestaltet werden soll. Dieser Vorschlag wird dann der Geschäftsleitung vorgelegt. KONTAKT ZUM INTEGRATIONSTEAM Ansprechpartner sind Martina Lintzen und Ralf Bohr vom Betriebsrat sowie Frank Velten, Bereichsleitung Metall. Dokumente und Formulare zum BEM sind auch im Qualitätsmanagement-Handbuch frei zugänglich. 17 mehrwerk Kurz notiert Tipps und Termine TOLLE REZEPTE AUS VIER LÄNDERN TIPPS UND In der vorletzten Ausgabe hatten wir über das EU-Projekt „Lebenslanges Lernen“ berichtet. Dabei haben wir mit Einrichtungen der Behindertenhilfe aus Österreich, Belgien, Rumänien und Italien zum Thema „Kreative Gastronomie“ zusammengearbeitet. Bei gegenseitigen Besuchen wurde vor allem gemeinsam gekocht unter dem Motto „Menschen mit Behinderung kreieren Köstlichkeiten aus regionalem Anbau“. So ist ein interessantes Kochbuch mit Rezepten aus vier Ländern entstanden. Wer sich über das Projekt informieren und das eine oder andere Rezept nachkochen will, findet das Kochbuch auf unserer Internetseite werkstatt-ac.de zum Herunterladen. Als Appetitanreger, hier ein zur Jahreszeit passendes Rezept vom Café Life: 4 Pers. Spargelragout Spargel schälen und in schmale Scheibchen schneiden. Spargelspitzen separieren. In einer Pfanne Butter erhitzen und die Spargelscheibchen und Spargelspitzen anbraten. Spargelspitzen beiseite stellen. Mit Weißwein löschen, mit Sahne & Creme fraiche auffüllen, anschließend 10 Minuten köcheln lassen. Mit Salz & Pfeffer, Kerbel und Zitronensaft abschmecken. Mit den Spargelspitzen garnieren und mit in Butter gebratener Entenleber servieren. Auftaktveranstaltung: Wir sind eines von acht Unternehmen, die am Projekt „Mobil.Pro.Fit.“ der Städteregion Aachen teilnehmen (vorne rechts: Max Haberland, Werkstattrat, dahinter Mariele Storms). UMWELTFREUNDLICH MOBIL Jedes Unternehmen produziert Verkehr, auch die Werkstatt. Mitarbeiter und Beschäftigte kommen mit Bus und Pkw zur Arbeit. Lkw liefern Ware an oder bringen sie zu Kunden. Zwischen den beiden Standorten fahren Mitarbeiter hin und her. Das alles belastet die Umwelt. Wie können wir den Verkehr umweltfreundlicher machen? Auf diese Frage erhoffen wir uns Antworten vom Projekt „Mobil.Pro.Fit.“. Es wurde vom Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e. V. ins Leben gerufen. Eine von zehn Modellkommunen ist die Städteregion Aachen. Sie 18 mehrwerk hat das Projekt jetzt mit zunächst acht kleinen und mittelständischen Unternehmen gestartet. Gefördert werden vier Workshops und drei individuelle Beratungstermine. Dabei werden wir in den nächsten zwölf Monaten die betriebliche Mobilität unter die Lupe nehmen. Das Ziel ist, die Verkehre nachhaltiger und klimafreundlicher zu gestalten, etwa durch den Einsatz von Carsharing oder Dienst-Pedelecs. Dass Umweltschutz außerdem Geld sparen kann, hat schon das Projekt „Ökoprofit“ gezeigt. Daran hatten wir uns 2011 erfolgreich beteiligt. Termine LEBENSHILFE-TERMINE CAFÉ LIFE Mai Familienaktionstag Juni Juli 14 der Lebenshilfe im Tierpark, 10 bis 17 Uhr www.lebenshilfe-aachen.de 16 26 Juni Clubnachmittag (Sommerspezial) Mai Themenabend 13 des Lebenshilfe FeD im Werk Hergelsmühlenweg, 14 bis 17 Uhr, www.fed-aachen.de Sept Lebenshilfe-Fest 26 50 Jahre Kita Mirabilis, 40 Jahre Frühförderung, 40 Jahre Kita Waldmeister, 14 bis 17 Uhr, Lintertstr. 33 09 Aug 08 Lese-Frühstück jeweils 10 Uhr „La Mancha“ Themenabend „Der Heilige Laurentius“ Für die Themenabende ist eine Reservierung erforderlich. www.cafelife-ac.com AUSSTELLUNGEN Wien: In Kürze reisen sechs Künstler der Gruppe „willsosein“ in die österreichische Hauptstadt, um ihre Werke in „Michl´s Café“ zu präsentieren. Die Vernissage findet am 17. Mai statt. Das Michl´s ist ein Projekt der Wien Work, ein gemeinnütziges Unternehmen der Sozialwirtschaft: www.michls.at. Aachen: Am 1. Juni startet eine Dauerausstellung in den Räumlichkeiten des „FIR – RWTH Aachen campus“ (www.fir.rwth-aachen.de). Im FIR haben wir vor einem Jahr bereits den Konferenzservice übernommen. Parallel stellen wir wegen der großen Nachfrage zum zweiten Mal im Friseur-Salon Dümenil (Hof 12, 52062 Aachen) aus. Ebenso werden wir in den neuen Räumlichkeiten der LEWAC (Jülicher Str. 352) Bilder ausstellen. www.willsosein.de Impressum Herausgeber: Lebenshilfe Aachen Werkstätten & Service GmbH, Neuenhofstr. 170, 52078 Aachen Tel. 02 41 / 92 81 10, [email protected], www.werkstatt-ac.de V.i.S.d.P.: Norbert Zimmermann, Geschäftsführer Konzeption, Text, Redaktion: gossen-kommunikation.de Gestaltung: POWER+RADACH werbeagentur, power-radach.de Fotos: Werkstätten & Service GmbH, Christian Charlier, Siegbert Gossen Druck: mtb, Maastricht, Auflage: 2.000 19 mehrwerk Theaterprojekt Vorhang auf & Bühne frei Im Herbst 2014 haben wir zum zweiten Mal ein Projekt mit der Theaterschule Aachen für Schauspiel und Regie durchgeführt. Dabei haben neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zehn Wochen lang Schauspielunterricht genommen, um ein Stück auf die Bühne zu bringen, das es noch nie gab: „Sherlock Holmes: Mord im Nebel“. Nachdem unsere Schauspieler und Projektleiter Friedhelm Hogen in ihre selbst gewählten Rollen geschlüpft waren, galt es zunächst, sich darin wohl zu fühlen und das jeweilige Thema zu finden. Unter der Leitung von Theaterregisseurin Katharina Weishaupt fanden schließlich Sherlock Holmes, Inspektor Hicks von Scotland Yard und sechs weitere Schauspieler zusammen. Das Stück spielt im Jahr 1914 in London und die Pre- 20 miere war am 4. Dezember 2014, also ziemlich genau hundert Jahre später. Nach dem großen Erfolg der Premiere folgte dann am 5. März 2015 die zweite Aufführung. Auch diesmal durften die Zuschauer 40 Minuten staunen, sich fürchten und vor allem viel lachen. GESAMTLEITUNG REGIE Ingeborg Meier Katharina Weishaupt FOTOGRAFIE TECHNIK Gabriele Roßler und Kurt Steinle Kerstin Lünenschloss 21 mehrwerk mehrwerk Bilderalbum Bilderalbum mehrwerk Theaterprojekt Theaterprojekt 111 MAL & „Danke“ VIER MAL „Auf Wiedersehen“ Im März haben wir im Rahmen einer Feier erneut Mitarbeiter ausgezeichnet, die seit 10, 15, 20, 25, 30, 35, 40 und sogar 45 Jahren bei uns arbeiten. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Mitarbeiter, die das Rentenalter erreicht haben, in den Ruhestand verabschiedet. Insgesamt gab es in diesem Jahr 111 Jubilare und vier Rentner. Angesichts dieser Vielzahl wurde die Feier auf zwei Termine aufgeteilt. Alle Geehrten erhielten eine persönliche Urkunde und ein individuelles Geschenk. SCHAUSPIELER Sherlock Holmes Lady Evelyn Lord Rubbel 22 Manuel Diamantopoulos Sandra Bledziewski Nico Michels Mr. Jack Fräulein Indira Gärtner Malte Müller Taraneh Afkhami Dennis Drechsler Inspektor Hicks Lord Rutherford Elisabeth Jonas Lander Friedhelm Hogen Melanie Schönen 23 mehrwerk 24 Bilderalbum mehrwerk Bilderalbum 25 mehrwerk Bilderalbum Karneval NEUENHOF 26 HAAREN 27 ! k r e W n i e m , t Meine Arbei SS, 44 PETER NEUin Fehler!“ „Ihm entgeht ke rvice GmbH Werkstätten & Se en ch Aa e lf hi ns Lebe seit 1988 und Sachen weiterentwickeln h ic m e ht öc m ch h sie „I cht dachte, dass ic ni h ic n ne de n vo schaffen, meiner s Jahr bin ich mit se ie D . nn ka e in le mal al es hat super aub gefahren und rl U n de in in nd nFreu eiter viele Rockko w h ic e ht öc m ch geklappt. Au zerte besuchen.“ ARKT M M A H A N N E H C FÜR DIE MENS EN B E L N E T L L Ü F R E EINEM U Z T R Ö H E G T I E B AR DACH M E N I E R E T N U N E VIELE UNTERNEHM tätten aus zeigen zehn Werks “ k! er W n ei m , it tig zu „Meine Arbe mit Behinderung tä n he sc en M Unter dem Slogan r fü tt immtes t, in einer Werksta ung und selbstbest er rd Fö NRW, was es heiß te el zi ge h istungen durc sein und welche Le werden können. Arbeiten erreicht FACEBOOK https://www.facebook.com/werkstatthelden.org WEB www.werkstatthelden.org
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