KunstNEWS exklusiv Frühling/Sommer 2015 Eine Übersicht mit vielen Buchtipps, Ausstellungs-Highlights, thematischen Schwerpunkten und Künstler-Porträt Abbildung aus dem Buch Stefano Cerio Chinese Fun Mai 2015 Liebe Freunde des Hatje Cantz Verlags, liebe Kollegen, hochverehrt und unvergessen ist unser 2007 verstorbener Gründungsverleger Gerd Hatje, der uns bis an sein Lebensende mit Rat und Tat den Weg gewiesen hat. Der überzeugte Ästhet wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden und daher wollen wir ihn, dessen Hauptanliegen immer die Qualität und die Schönheit seiner Bücher war, mit einem Reigen von Publikationen feiern, die der Schönheit verpflichtet sind: Im Katalog zur Ausstellung der Fondation Beyeler feiert Gauguin seine Südseeschönheiten, Hans Christiansen zelebriert in seiner Retrospektive die laszive Schönheit des Jugendstils und Michael Lange würdigt in seinen mystisch stillen Flusslandschaften die geheimnisvolle Schönheit der Natur. Und das Oberösterreichische Landesmuseum widmet der Schönheit gar eine eigene Ausstellung! — Gerd Hatje verstand seinen Verlag unter anderem als seine »Privatuniversität«. So empfinde ich das heute, 70 Jahre nach der Gründung des Verlags, ebenfalls. Wir sind in der privilegierten Lage, mit Wissen arbeiten und dieses bewahren zu dürfen, indem wir es zu langlebigen, schönen Objekten machen. Wenn heutzutage dringlich die Frage nach der Zukunft der Wissensspeicher gestellt wird und wir online bereits nach wenigen Jahren immer wieder lesen: »404 not found«, dass also die angeforderte Ressource nicht mehr gefunden werden kann, und Speichermedien sich rasant überholen, so bin ich mir bei einem sicher: Unsere Speicher funktionieren beständig. Wenn wir heute nach 500 Jahren in Bibliotheken auf Erasmus von Rotterdam stoßen und diese »url« immer noch vollständig verfügbar ist, so können wir sicher sein, dass Bücher zu den wichtigsten Wissensspeichern der Zukunft gehören. Ihre Cristina Steingräber, Verlegerin Lee Miller Sie war Model, Freundin von Man Ray und Gastgeberin legendärer Partys. Im Zweiten Weltkrieg beschloss sie, Kriegsberichterstatterin zu werden. Lee Miller reiste durch Europa, wobei ihr Aufnahmen von historischer Bedeutung gelangen. Eines der spektakulärsten Bilder entstand Ende April 1945 in Adolf Hitlers Münchner Stadtwohnung: Das berühmte Bild in der Badewanne des Diktators – unmittelbar zuvor war sie als eine der ersten Fotografen in den eben befreiten Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald. Ausstellung und Publikation machen ihre besten Arbeiten wieder zugänglich, darunter neben frühen surrealistischen Kompositionen auch Reisefotos. Albertina, Wien 8.5.–16.8.2015 Deutsch, Englisch, ca. € 29,80 [D] ISBN 978-3-7757-3955-9 Das Wichtigste im Halbjahr Städel Museum, Fondation Beyeler, Riehen/Basel Frankfurt am Main 31.5.–6.9.2015 22.7.–18.10.2015 Deutsch, € 38,– [D] Deutsch, ca. € 49,80 [D] ISBN 978-3-7757-3860-6 ISBN 978-3-7757-3928-3 Juli 2015 Die 80er Figurative Malerei in der BRD In den 1980er Jahren erobern sie als sogenannte »Junge Wilde« den Kunstmarkt. Ihre Bilder sind von Subkultur und Anarchie durchsetzt, sie sind expressiv, stark farbig und bis heute verstörend – Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Georg Herold, Walter Dahn, Rainer Fetting, Andreas Schulze oder Werner Büttner. Sie sind die Lost Generation der deutschen Nachkriegsmalerei. Das Städel Museum zeigt diesen Sommer eine groß angelegte Überblicksausstellung, die rund hundert, teils sehr großformatige Arbeiten umfasst, eine kunsthistorische Neubewertung mit dem Abstand von drei Jahrzehnten. Marlene Dumas The Image as Burden Die bisher umfassendste Retrospektive in Europa zum Werk von Marlene Dumas (*1953 Kapstadt, Südafrika) bietet einen einzigartigen Überblick über ihr Schaffen von der Mitte der 1970er-Jahre bis heute. Marlene Dumas ist in Südafrika aufgewachsen und lebt und arbeitet seit 1976 in Amsterdam. Sie gehört in der Malerei zu den einflussreichsten Künstlern der Gegenwart. Im Zentrum ihres Werkes stehen die menschliche Figur und Themen wie Identität, Menschsein, Liebe und Tod. Dabei bezieht sie sich auf aktuelle Ereignisse ebenso wie auf die Kunstgeschichte. Ihrem umfangreichen Bildarchiv entnimmt Dumas die Vorlagen für ihre faszinierenden, zuweilen verstörenden und zutiefst berührenden Bilder. Gemälde und Zeichnungen aus allen Schaffensphasen, darunter noch nie gezeigte Werke, werden zu sehen sein. Highlights im Frühjahr/Sommer Louise Bourgeois I Have Been to Hell and Back Die Ausstellung bietet einen Überblick über die gesamte künstlerische Entwicklung von Louise Bourgeois (1911–2010). Ihr bahnbrechendes Werk ist stilistisch komplex, und sie nutzt die verschiedensten Materialien – Zeichnungen, Radierungen, Installationen, Stoffarbeiten, Skulpturen aus Holz, Marmor, Bronze, Latex, Gips, Hanf, um universelle Fragen zu bearbeiten. Der Katalog gliedert sich in das Œuvre kennzeichnende Themenbereiche, darunter Erinnerung, Trauma, Beziehung, Sexualität, Angst sowie die Schwierigkeit, gleichzeitig Künstlerin und Mutter zu sein. Zudem dokumentieren private Fotografien Bourgeois’ Kindheit und Familienleben, einige Briefe und Dokumente werden erstmals zugänglich gemacht. Lyonel Feininger/Alfred Kubin Eine Künstlerfreundschaft »… von den heutigen Zeichnern schätze ich Sie ganz besonders«, schrieb Alfred Kubin am 25. November 1912 an Lyonel Feininger. Nachdem die beiden Zeichnungen miteinander getauscht hatten, begannen sie einen intensiven Briefwechsel, der in diesem Buch erstmals publiziert wird. Beginnend mit frühen Zeichnungen Kubins und kommerziellen Karikaturen Feiningers, zeichnet die Ausstellung die künstlerischen Wege beider nach, die sich in der gemeinsamen Korrespondenz als Seelenverwandte trafen, sich danach jedoch in ganz unterschiedliche Richtungen weiterentwickelten: Kubin rückte die Illustration literarischer Werke ins Zentrum seines Schaffens, während Feininger die Malerei für sich entdeckte. Internationale Tage, Altes Rathaus, Ingelheim 24.5.–2.8.2015 , Louise Bourgeois Moderna Museet, Stockholm Albertina, Wien The Birth, 2007 14.2.–17.5.2015 4.9.2015–10.1.2016 © VG Bild-Kunst, Englisch, € 39,80 [D] Deutsch, ca. € 35,– [D] Bonn 2015 ISBN 978-3-7757-3970-2 ISBN 978-3-7757-3989-4 In Kürze erscheint auch das Buch »The Spider and the Tapestries« von Hauser & Wirth Lyonel Feininger: On the shore of our Sea, Julia Dear!, 1911, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 Michael Lange, Fluss-Serie © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 Sammlung Goetz, München 29.01.–18.07. 2015 Alfred Ehrhardt Stiftung, Berlin Deutsch/Englisch, € 30,– [D] 2.5.–28.6.2015 ISBN 978-3-7757-3960-3 Deutsch/Englisch, ca. € 45,– [D] ISBN 978-3-7757-3962-7 Michael Lange Fluss Mit seiner landschaftlichen Schönheit und sagenumwobenen Vergangenheit ist der Rhein seit jeher ein beliebtes Sujet in Kunst und Literatur. Der Fotograf Michael Lange (*1953 in Heidelberg) widmete sich zwischen 2012 und 2014 den Wassern des Oberrheins. Mit der Großformatkamera aufgenommen, erzählen seine Bilder von der Sehnsucht nach Stille und dem Wunsch, sich zu verlieren: Sie zeigen einsame Orte, in Nebeln verhangen, von geheimnisvollen Spiegelungen durchzogene Wasserflächen, entstanden in der Dämmerung zuzeiten des Zwielichts. Cindy Sherman Die Inszenierung von weiblichen Rollenbildern ist das zentrale Thema im Werk von Cindy Sherman. Dabei bezieht sich die amerikanische Künstlerin auf Stereotypen des kollektiven Bildgedächtnisses in unserer medial geprägten Welt. In diesem perfekten Rollenspiel mit Kostümen, Masken und Prothesen, bei dem ihre eigene Identität nahezu komplett verschwindet, hinterfragt Sherman (*1954) auf dem sehr schmalen Grat zwischen Inszenierung und Parodie in ihren Fotografien Klischees und Ängste. Die Sammlung Goetz besitzt umfangreiche Werkgruppen aus nahezu allen Schaffensphasen. Mit rund 60 Arbeiten gibt die retrospektive Ausstellung einen guten Überblick auf das Gesamtwerk. Thema: Schönheit Rinus van de Velde. Entdeckung Selected Works Deutsch, Englisch, € 39,80 [D] ISBN 978-3-7757-3977-1 Schlossmuseum Linz 6.5.–29.11.2015 Deutsch, € 39,80 [D] ISBN 978-3-7757-3984-9 Mythos Schönheit Facetten des Schönen in Natur, Kunst und Gesellschaft Schönheit ist verführerisch. Schönheit ist Macht. Wahre Schönheit ist ein Mythos. Es ist die wohl älteste »CastingShow« der Welt: das aus der griechischen Mythologie überlieferte »Urteil des Paris«. Angestachelt von Eris, der Göttin der Zwietracht, wetteifern die Göttinnen Athene, Aphrodite und Hera darum, wer die Schönste sei. Der Wettstreit um den buchstäblichen Zankapfel droht zu eskalieren, bis schließlich Paris als Schlichter eingesetzt wird. Hera verspricht ihm Herrschaft über die Welt. Athene versucht ihn mit Weisheit zu umgarnen. Aphrodite stellt ihm die Liebe der Helena, der schönsten sterblichen Frau der Welt, in Aussicht. Kraft seines Urteils entscheidet sich Paris für Aphrodite und die Liebe der schönen Helena. Der Rest ist Geschichte. Oder Mythos? — Was schön ist, ist epochen- und kulturübergreifend nicht nur eine Geschmacksfrage. Wissenschaftler, Künstler, Literaten und Musiker suchen etwa in der Natur oder Harmonielehre nach den vermeintlich objektiven Kriterien für Schönheit. In der Ausstellung wird ein kultur- und epochenübergreifender Bogen – von der Antike bis in die Gegenwart, vom Bauplan der Natur über den Goldenen Schnitt bis zur den Schönheitsidealen des 19. Jahrhunderts, von der einzigartigen Maria Magdalena bis zu Conchita Wurst gespannt. Rinus van de Velde Selected Works Die Arbeiten von Rinus van de Velde (*1983 in Leuven) wirken auf den ersten Blick autobiografisch. Seine großformatigen Kohlezeichnungen beruhen auf eigenen Fotografien, zeigen in den meisten Fällen den Künstler selbst und scheinen eigene Erlebnisse zu dokumentieren, die teils alltäglich, teils absurd sind. Stets schwingt dabei eine gewisse Melancholie mit. Doch die langen, deskriptiven Untertitel der narrativen Riesenzeichnungen enttarnen sie als die Erlebnisse von Kunstfiguren: Wir sehen Alter Egos, oft historische Figuren, in deren Leben Rinus van de Velde für seine aufwendig im Studio nachgebauten Inszenierungen schlüpft. Hier ein Ausschnitt aus dem Gespräch von Rinus van de Velde mit Koen Sels: Gehört für dich der ganze Rest – das Entwerfen und Bauen von Kulissen, das Fotografieren von Szenen und so weiter – auch zu deinem Werk? In deiner Berliner Ausstellung beispielsweise hast du auch die Kulissen gezeigt, die den Hintergrund für deine Zeichnungen abgegeben haben. Deshalb meine Frage, ob du diese vorbereitende Arbeit, den ganzen Prozess, der schließlich in die Zeichnungen eingeht, zu deiner Kunst rechnest. Anders ausgedrückt: Wie viel bedeutet dir heute noch die Idee vom Kunstwerk als Objekt? Ist auch das Werk in weiterem Sinne – die Arbeit, der kreative Prozess, vielleicht sogar deine Art zu leben – Kunst? — R: Seit ich angefangen habe, Kulissen zu bauen und immer öfter mit anderen Leuten zusammengearbeitet habe, ist dieser Prozess für mich in der Tat mehr und mehr zu einem Bestandteil meiner Arbeit geworden. Die Kulisse, die ich in Berlin ausgestellt habe, fungierte also nicht einfach als autonome Skulptur oder als Endprodukt, sondern als eine Spur dieses Prozesses, als ein Blick hinter die Kulissen; auch als eine Art zu zeigen, dass meine Werke fiktive Konstruktionen sind. Aber diese Art zu arbeiten will ich nicht zur Regel machen. […] Für mich ist die Idee einer »reduced reality« wichtig, ein Begriff, den der Künstler Edward Lipski verwendete, als er mich in meinem Atelier aufsuchte. Er meint damit, dass man mit einem Minimum an Mitteln die Illusion eines Raumes heraufbeschwört, ohne dass man das Illusionistische aus dem Bild eliminiert. Dass ich Kulissen verwende, hat auch einen praktischen Grund: Ich muss mein Atelier nicht verlassen, was ich nur ungern tue, und ich behalte die Kontrolle über alles. Spotlight: Germaine Krull Spotlight: Hermann Goepfert Hermann Goepfert Licht als Vision Monochromie, Kinetik und Lichtkunst, Phänomene, die in der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Ursprung haben und innerhalb der ZERO-Bewegung wieder entdeckt wurden, erhielten bei Hermann Goepfert (1926–1982) neue Relevanz. Er entdeckte das natürliche Licht für sich und machte es als bildnerisches Material für die Kunst nutzbar. Licht wird durch die Form seiner Reflektoren sichtbar zu Lichtfiguren oder Lichtformen gestaltet. Der Experimentator und Avantgardist Goepfert war die Integrationsfigur der ZERO-Bewegung. Die Publikation zeigt, inwiefern er Schnittstelle war und welche künstlerischen Impulse er gab. Zum ersten Mal werden noch nicht veröffentlichtes historisches Bildmaterial sowie bislang unbekannte Werkzusammenhänge publiziert, die nicht nur einen neuen Einblick in das Schaffen von Goepfert, sondern auch in die Verbreitung und in das Netzwerk von ZERO geben. Neben der Biographie von Goepfert wird von Beate Kemfert sein frühes Schaffen mit ersten kinetischen Arbeiten und sein Wirken für ZERO beleuchtet. Darüber hinaus verdeutlicht Francesca Pola die Beziehungen von Goepfert mit Fontana und Manzoni und Ulrike Schmitt beschreibt die Wirkung von Goepferts lichtkinetischen Objekten auf der documenta III, 1964. Hermann Goepfert Hrsg. Beate Kemfert Deutsch/Englisch, € 49,80 [D] ISBN 978-3-7757-3983-2 Germaine Krull Fotografien Germaine Krull (1897–1985) zählt zu den Entdeckerinnen der Moderne mit der Kamera. Sie fotografierte technische Bauwerke, Hafen- und Industrieanlagen und europäische Metropolen. Als Kriegsberichterstatterin arbeitete sie in Indochina und ihre Bildreportagen aus Nordindien, Afrika und Südamerika sind herausragend. Ihre Art der »Wiedergabe der Realität« begeisterte Walter Benjamin, weniger der Technik wegen als wegen ihres unverstellten Blicks, der die Verdinglichung menschlicher Beziehungen in einer radikale Bildästhetik wiedergab. Lange Zeit waren ihre Werke verstreut und kaum zugänglich. Ausstellung und Publikation schließen diese Lücke und präsentiert eine der außergewöhnlichsten Fotografin mit über 150 Vintage-Aufnahmen. Martin-Gropius-Bau, Berlin 15.10.2015–31.1.2016 Deutsch, ca. € 35,– [D] ISBN 978-3-7757-3999-3 Juni 2015 Hermann Goepfert, Regen am 25. Juli _Statischer Reflektor_1967 © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 Hermann Goepfert – Licht als Vision Villa Grisebach, Fasanenstr. 27, Berlin 20.3.–18.4.2015 Parallel zur großen ZERO-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zeigt die Villa Grisebach in ihren neuen Räumen mehrere Arbeiten von Hermann Goepfert. Dank der Zusammenarbeit mit dem Nachlass des Künstlers, wird zum ersten Mal in Berlin eine Rekonstruktion des lichtkinetischen documenta Raums zu sehen sein, den Goepfert 1964 auf der documenta III präsentierte. Kurztipps The Sultan’s World The Ottoman Orient in Renaissance Art Faszination Orient. Als das byzantinische Konstantinopel 1453 in die Hände der Osmanen fiel, verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer in ganz Europa. Mit einer Mischung aus Furcht und Interesse verfolgte man im Abendland, dass das Osmanische Reich geografisch näher rückte und entwickelte eine echte Faszination für diese hochentwickelte Kultur. Der opulente Band präsentiert zahlreiche Beispiele dieser frühen Orientbegeisterung westlicher Künstler wie Gentile Bellini, Melchior Lorck, Albrecht Dürer und Tizian. BOZAR, Centre for Fine Arts, Brüssel Fondation Beyeler, Riehen/Basel bis 31.5.2015 Bis 28.6.2015 Nationalmuseum Krakau Deutsch, € 68,– [D] 25.6.–27.09.2015 ISBN 978-3-7757-3958-0 Paul Gauguin Ob »Nafea faaipoipo – Wann heiratest Du?« Paul Gauguins Südsee-Gemälde, das gerade an einen Sammler nach Katar verkauft wurde, in nächster Zeit noch zu sehen ist, weiß man noch nicht. Bis Ende Juli kann es jedoch noch zusammen mit fünfzig anderen leuchtenden Meisterwerken Gauguins in der Fondation Beyeler bewundert werden. Hans Christiansen Die Retrospektive Zeitlos modern. Die Motive und Farben besonders der Plakate von Hans Christiansen erinnern an Pop Art und Graffiti, knallige Farben und dynamische Abstraktion. Ein »genuiner Gesamtkunstwerker« des Jugendstils. Englisch, € 49,80 [D] ISBN 978-3-7757-3966-5 Paul Schneider-Esleben Architekt Paul Schneider-Esleben, ein vielseitiger Gestalter, der nicht nur Bürohochhäuser, Kulturzentren, Schulen, Wohnhäuser und Kirchen entwarf, sondern auch Möbel, Schmuck und seine eigene Yacht, mit der er über das Mittelmeer segelte. Bei seinen Bauten arbeitete er mit Künstlern wie Günther Uecker, Heinz Mack, Josef Piene und Joseph Beuys zusammen. Architekturmuseum der TU München, Pinakothek der Moderne 16.7.–18.10.2015 Deutsch, ca. € 39,80 [D] ISBN 978-3-7757-3998-6 Bröhan Museum, Berlin 19.2.–24.5.2015 Museum Villa Stuck, München 18.6.–20.9.2015 Deutsch, € 39,80 [D] ISBN 978-3-7757-3896-5 Koki Tanaka Artist of The Year 2015 Man hat ihn bereits in Venedig gesehen, als er bei der 55. Biennale den Japanischen Pavillon bespielte. Koki Tanaka integriert häufig das Publikum in seine Installationen und Aktionen, bei denen er Alltagsgegenstände und vor Ort gefundenes Material einsetzt. Deutsche Bank KunstHalle, Berlin 26.3.–25.5.2015 Deutsch, € 39,80 [D] ISBN 978-3-7757-3992-4 Künstlerporträt: Joan Jonas The Work of Joan Jonas. In the Shadow a Shadow Englisch, ca. € 78,– ISBN 978-3-7757-3961-0 Mai 2015 Joan Jonas They Come to Us without Words United States Pavilion 56th International Art Exhibition, Venice Englisch, ca. € 39,80 [D] ISBN 978-3-7757-4051-7 Juni 2015 Joan Jonas (*1936 New York) ist eine Pionierin der Performance und Videokunst, die ihr Land in diesem Jahr bei der 56. Biennale in Venedig vertreten wird. In den frühen 60er Jahren entwickelt sie ihre ersten Happenings, in denen sie den weiblichen Körper nackt oder verkleidet als »skulpturales Material« im Raum einsetzt und mit Spiegeln abtastend fragmentiert und reflektiert. Der Körper wird dabei gleichzeitig Akteur und Material, Subjekt und Objekt. Sie wurde damit zu einer der Ikonen der New Yorker Avantgarde-Kunst. Mit Organic Honey, eine ihrer ersten großen Videoarbeiten von 1970 schafft sie einen Klassiker der feministischen Kunst. — Neben der Auseinandersetzung mit den Themen Weiblichkeit, Blicklenkung und Raum, geht es Jonas in ihrer Aktionskunst und später auch in ihren Videoarbeiten vor allem um das Spannungsfeld zwischen Realität und Mythos, um Person(a) und Identität, und die Produktion von Bildern. Besondere Bedeutung hat bei ihr das Publikum. In Left side, right side von 1972 bindet sie die Zuschauer in eine grundlegende Untersuchung räumlicher Beziehungen ein und in das Verhältnis von körperlicher und visueller Wahrnehmung. Wie eine hohe Priesterin lenkt sie den Blick im Splitscreen-Verfahren und bietet nur Splitter an. Es ist ein Spiel mit Unsicherheiten, das an eine kultische Handlung erinnert. Der Künstler als Schamane? Man könnte es als ein Experiment über die Frage verstehen: Wie kann ein Publikum Kunst wirklich erfahren? Zu Mirror Check, eine ihrer frühen Arbeiten, sagt sie: »It’s the shamanistic idea—the performer goes through the actions so that the audience can experience them also. It takes you into a space that you wouldn’t otherwise be in«. Jonas konfrontiert ihr Publikum mit einer enigmatischen Darstellung der Selbsterforschung, indem sie immer wieder collageartig verschiedene künstlerische Ausdrucksformen wie Film, Video, Musik, Fotografie, Zeichnung oder auch Schauspiel und Tanz miteinander kombiniert. Durch Elemente der Dekonstruktion, Irritation und der Einbeziehung des Publikums entwirft sie komplexe Wahrnehmungsund Raumsituationen zwischen Transformationen und Fragmentierung. — Zwischen 1972 und 2012 war Joan Jonas insgesamt sechs Mal auf der Documenta in Kassel und 2009 erstmals auf der Biennale in Venedig vertreten. Ihr künstlerisches Werk beeinflusste genreübergreifend die Konzeptkunst sowie das Theater. Zu ihren Lehrern gehörten Trisha Brown, John Cage und Claes Oldenburg, die sie spürbar in ihrer »Erforschungsarbeit« beeinflusst haben, denkt man an die non-linearen narrativen Strukturen und Formen ihres Werks. Thema: Berghain Berghain 10 Deutsch/Englisch, ca. € 30,– [D] ISBN 978-3-7757-3981-8 Mai 2015 (Abb.) Sarah Schönfeld (Abb.) Piotr Nathan, Rituale des Verschwindens (Detail, ständige Sammlung) Das Berghain Das Berghain feierte im letzten Jahr das Zehnjährige und seine Künstler mit einer temporären Ausstellung. Jetzt erscheint ein Buch über die Kunst des Berliner Clubs – mit Abbildungen der ausgestellten Arbeiten zum Jubiläum und mit Beiträgen und Interviews der Künstler. Zum Beispiel Jan Kedves im Gespräch mit Sarah Schönfeld, die eine ausgefallene Kunst-Lampe entwickelte: »Eine illuminierte Glasvitrine, gefüllt mit tausend Litern Urin, die du in den Toiletten des Berghain gesammelt und konserviert hast. Wie kam es zu der Idee?« »Die Idee kam in einer ganz normalen Berghain-Nacht. Man sitzt total high mit Freunden an der Panorama-Bar und irgendjemand sagt: ›Stell dir mal vor, man würde den ganzen Berghain-Urin sammeln!‹ Alle sind hin und weg und am nächsten Morgen denke ich: Die Idee ist absurd und bescheuert. Viel später fand ich’s dann doch total gut. […]« — Und was gibt es noch zu entdecken? Der Tanzteppich, die inzwischen zur kinetischen Skulptur umfunktionierte Arbeit von Norbert Bisky, ist bekannt aus dem Ballett MASSE. Marc Brandenburg zeichnete Motive für temporäre Tattoos, Ali Kepenek setzte Fotos aus den Serien Eastside und Istanbul gegeneinander. Sven Marquardt steuerte ebenfalls Fotos bei – die Models sind seine Kollegen –, Piotr Nathan widmete sich in seinen Arbeiten dem Thema Rausch, Carsten Nicolai machte die Hitze des Kraftwerks sichtbar. Friederike von Rauch fotografierte Strukturen im noch ungenutzten Gebäude und Viron Erol Vert schließlich entwickelte eine begehbare, irrgartenartige Installation – einen raumgreifenden Garten der Lüste. Wolfgang Tillmans ist mit unverwechselbaren Arbeiten in der ständigen Sammlung vertreten. — »Das Berghain ist ja nicht nur ein Raum, in dem es keine Spiegel gibt und in dem man keine Fotos machen darf – ein Raum, der sich also bildtechnisch entzieht. Auch erzähltechnisch entzieht sich der Raum. Es wird zwar sehr viel über das Berghain geredet, der Raum ist imaginär stark aufgeladen, aber letztlich lässt sich die Ekstase, die dort erlebt wird, nur ganz schwer in Sprache vermitteln. Man greift deshalb oft auf Metaphern aus dem Reisevokabular zurück: Man hat einen ›Trip‹ gemacht, ist in ›verschiedene Welten gereist‹, und so weiter. Es geht fast immer ums Losfahren und Zurückkommen. […]«, Sarah Schönfeld weiter in ihrem Interview. Verlags-News Zum 100. Geburtstag Unser Firmengründer Gerd Hatje wäre am 14. April 2015 100 Jahre alt geworden. Wer den Stuttgarter Verleger und ebenso leidenschaftlichen Kunstliebhaber wie Büchermacher kennen lernen durfte, wird ihn sicher nie vergessen. Eine beeindruckende Erscheinung, war er auch als 9o-Jähriger täglich im Büro anzutreffen, wo er mit den Kollegen das Kulturgeschehen und jede Neuerscheinung des Verlags genau in Augenschein nahm. Ihm zu Ehren feiern wir sein Lebenswerk mit einem Reigen wunderbarer neuer Bücher. Gerhard Richter’s Werkverzeichnis Nr. 4 aus den Jahren 1988–1994 erscheint im Mai Gerhard Richters Werk umfasst mehr als 3.000 einzelne Arbeiten. In fünf Jahrzehnten entstand ein stilistisch vielfältiges und komplexes Œuvre, das Richters Rang als bedeutendsten lebenden Künstler belegt. Anlässlich des 80. Geburtstags des Künstlers im Februar 2012 erschien der lang erwartete erste Band des Werkverzeichnisses, das Dietmar Elger, Leiter des Gerhard Richter Archivs an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, in jahrelanger Recherche vorbereitet hat. Der auf sechs Bände angelegte, wissenschaftliche Catalogue Raisonné aller Bilder und Skulpturen soll in den nächsten fünf Jahren publiziert werden. Bislang sind die Bände 1 und 3 erschienen. Gerhard Richter Catalogue Raisonné. Volume 4 Nos. 652-1-805-6 1988–1994 Deutsch/Englisch, € 248,– [D] ISBN 978-3-7757-1981-0 Mai 2015 Gustave Courbet Hrsg. Ulf Küster, Fondation Beyeler Deutsch, € 49,80 [D] ISBN 978-3-7757-3862-0 Wolfgang Tillmans Abstract Pictures Das Gustave Courbet – Buch gehört zu den »Schönsten Schweizer Büchern des Jahres 2014« Das Bundesamt für Kultur (BAK) führt jährlich den Wettbewerb durch. Zum einen würdigt es mit dieser Auszeichnung hervorragende Leistungen im Bereich der Buchgestaltung und -produktion. Zum andern richtet der Wettbewerb den Blick auf besonders beachtenswerte und zeitgemäss umgesetzte Bücher. Im Januar prämierte eine fünfköpfige Jury insgesamt 17 Bücher des Buchjahrgangs 2014. Leinengebundenes Künstlerbuch aus Einrichtebögen der Publikation Abstract Pictures, Offsetdruck auf Heidelberg Speedmaster XL 162, beidseitig mit vom Künstler an der Maschine entwickelten Flächen und Formen bedruckt, Buchformat: 27,5 x 29,5 cm Auflage: 176 Unikate, davon 41 a.p., vom Künstler auf dem Vorsatzpapier signiert und nummeriert € 800,– Wolfgang Tillmans erhält den Hasselblad-Award 2015 Wolfgang Tillmans bekommt den diesjährigen, mit 1.000.000 Schwedischen Kronen (ca. 110.000 Euro) dotierten Hasselblad Foundation International Award für Fotografie 2015. Die Preisverleihung findet am 30. November 2015 in Göteborg statt. Eine Ausstellung mit Arbeiten von Wolfgang Tillmans eröffnet am 1. Dezember 2015 im Hasselblad Center des Göteborger Kunstmuseums in Schweden. Es gibt noch wenige Exemplare der Collector’s Edition »Abstract Pictures«. Mitarbeiter-Buchtipp Vorderansicht des Schubers Philipp Fürhofer mit herausgezogenem Buch Diasphere, 2014 Acrylglas-Schuber, individuell bearbeitet und signiert, Öl auf Acrylglas, Buchtipp von Ulrike Ruh Programmleitung Robust wie ein Panzer, aber agil wie eine Dschungelkatze, so brachte der 300 SLR-Pilot John Fitch in seinem autobiographischen Buch »Racing with Mercedes« den Charakter des Fahrzeugs Mercedes-Benz 300 SLR auf den Punkt. Zwar hatte der Rennsportwagen, der als einer der ersten Silberpfeile gilt, nur eine einzige Saison, um zu zeigen, was in ihm steckt, doch im Jahr 1955 gewann er alle nennenswerten Rennen. Der bis heute ungebrochene Streckenrekord bei der Mille Miglia durch Stirling Moss ist bis heute Legende. — Dass wir dieses Buch über eine Ikone der schwäbischen Ingenieurskunst machen wollten, war uns von Anfang an klar und ebenso, dass eine Monografie über dieses Kultfahrzeug der Autorennsportgeschichte, das auch heute noch unglaublich »sexy« auf uns wirkt, spektakulär ausgestattet sein musste. Während der Entwicklung des Buches wurden die Beteiligten selbst zu Konstrukteuren, denn es galt, die Ästhetik und technische Raffinesse des Fahrzeugs über das Buch zu transportieren. So wurde beispielsweise ein großer Teil des Buches im Siebdruckverfahren produziert, und mit Silber auf ein durchgefärbtes, schwarzes, im Mille-Miglia-Land Italien gefertigtes Papier gedruckt, um so die Farbästhetik des »Silberpfeils« zu visualisieren und durch den dicken Farbauftrag geradezu haptisch erfahrbar zu machen. Die Verwendung eines leichten delikaten Papiers in japanischer Bindung versinnbildlicht die leichte Karosserie in Verbindung mit ihrer konstruktionsbedingten Robustheit. Herausgekommen ist dabei ein Buch, das hinsichtlich seiner produktionstechnischen Raffinesse nun zur bibliophilen Superlative gehört. Mit bisher unveröffentlichtem Material aus dem Mercedes-Benz-Archiv gibt es Einblicke in die Entwicklung des 300 SLR mit umfassenden technischen Daten und erlaubt uns eine atmosphärische Zeitreise mitten ins Renngeschehen der 50er Jahre hinein. Was bleibt ist der Wunsch, eine Runde mit dem 300 SLR im Hof des Mercedes-Benz-Museums zu drehen, wo mehrere originale SuperLeicht-Rennwagens zu besichtigen sind. Mercedes-Benz 300 SLR Mercedes-Benz 300 SL Meilensteine des Motorsports, Rennsportwagen Band 1 Meilensteine des Motorsports, Deutsch, ca. € 199,– [D] Band 2 ISBN 978-3-7757-4000-5 Deutsch, ca. € 199,– [D] April 2015 ISBN 978-3-7757-4002-9 August 2015 Spionspiegelfolie und Fotodruck, mit Sonderausgabe des Buches Format: ca. 22 mm x 285 mm x 250 mm Auflage: 20 + 4 a.p., signiert und nummeriert € 1.200,– Vorderansicht des Schubers Rückansicht des Schubers ohne Buch mit eingeschobenem Buch Philipp Fürhofer Philipp Fürhofer hat exklusiv für seine neue, bei Hatje Cantz erscheinende Publikation Diasphere einen handsignierten und nummerierten Schuber aus Acrylglas gefertigt: Jedes Exemplar ist mit Spionsspiegelfolie beschichtet, im Fotodruck bedruckt und von Philipp Fürhofer individuell bearbeitet und somit ein Unikat. Die limitierte Sonderausgabe des Buches dient zur Steuerung des Lichtes: Wie bei Fürhofers Lichtkästen entstehen – je nachdem ob sich das Buch im Schuber befindet oder nicht – zwei atmosphärisch sehr unterschiedliche Arbeiten. Fürhofer hat sich nicht nur als bildender Künstler, sondern auch als Bühnenbildner einen Namen gemacht. In der Kunstszene ist er vor allem für seine Leuchtkästen bekannt, durchsichtige Gehäuse, die an der Frontseite bemalt oder mit Folie überzogen sind und in ihrem Innern gefundene Objekte bergen – ein virtuoses Spiel von Malerei und Material, sich spiegelnder Außenwelt und Transparenz, Abstraktion und Figuration, Zwei- und Dreidimensionalität. Sind die Bildkästen beleuchtet, geben sie – seinen Arbeiten für die Opernbühne vergleichbar – den Blick frei auf einen Raum jenseits der Oberfläche: »Beides funktioniert wie die klassische Guckkastenbühne, man betrachtet von vorne ein Spektakel, eine Illusion, die nie ›Wirklichkeit‹ sein will, sondern immer nur Abbild und Erfindung«, so der Künstler. Collector’s Edition Das Original des Künstlers www.hatjecantz.de Presse Meike Gatermann [email protected] Caroline Schilling [email protected] Vertrieb Evelin Georgi [email protected] Ariane Alber [email protected] Buchtipp für Sommer 2015 Leendert Blok Les Extravagantes Farbfotografien aus den 1920er-Jahren Juli 2015
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