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DESIGN
Ausstellung
GegenKunst
GegenKunst
»Entartete Kunst« - NSNS-Kunst - Sammeln nach '45
'45
Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne | Saal 11
Pressekonferenz:
Ausstellungsdauer:
19.05.2015 | 11.00
20.05.2015 - 31.01.2016
Als Schauplatz der 1937 parallel veranstalteten ersten »Großen Deutschen
Kunstausstellung« und der Feme-Ausstellung »Entartete Kunst« spielte
München eine zentrale Rolle in der Kulturpolitik des Nationalsozialismus.
»GegenKunst« stellt aus der Sammlung der Pinakothek der Moderne
erstmals zwei Triptychen und zwei Großskulpturen gegenüber, die
exemplarisch für die beiden nationalsozialistischen Gegen-Ausstellungen in
der »Hauptstadt der Bewegung« stehen. Kritisch beleuchtet wird die als
NS-Propaganda zu verstehende pauschale Konfrontation vermeintlicher
Kunststile, die auf der einen Seite eine systemkonforme »neue deutsche
Kunst« etablieren und auf der anderen die europäische Moderne der ersten
drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts diffamieren wollte.
Die von den Nationalsozialisten als »entartet« denunzierten Künstler Max
Beckmann und Otto Freundlich treffen in einem Saal der Pinakothek der
Moderne auf die NS-Künstler Adolf Ziegler und Josef Thorak,
Thorak die von Adolf
Hitler mit bedeutenden Staatsaufträgen und Ämtern ausgestattet wurden,
um das neue nationalsozialistische Menschenbild in der Kunst zu
manifestieren. Auf der einen Seite stehen mit der »Versuchung« von Max
Beckmann und dem »Aufstieg« von Otto Freundlich wegweisende Hauptwerke der Moderne, die auf das Engste mit der Emigration und Verfolgung
der Künstler im »Dritten Reich« verknüpft sind. Der jüdische Künstler Otto
Freundlich, der mit seiner 1929 geschaffenen Skulptur »Der Aufstieg« der
sozialen Utopie einer neuen Gemeinschaft Ausdruck verlieh, wurde 1943 von
den Nationalsozialisten im KZ Lublin-Majdanek ermordet. Max Beckmann,
dessen Kunstwerke in Deutschland seit 1937 öffentlich als »entartet«
diffamiert wurden, hatte das Land unmittelbar nach Hitlers Rede zur
Eröffnung des »Hauses der Deutschen Kunst« am 18. Juli 1937 verlassen.
Sein Triptychon »Versuchung« stand ein Jahr später im Zentrum der
»Exhibition of 20th Century German Art« in den Burlington Galleries, der
Londoner Protest- und Gegenausstellung zur Münchner Schau »Entartete
Kunst«. Entgegengesetzt hierzu verkörpern »Die Vier Elemente« von Adolf
Ziegler sowie die »Zwei Menschen« von Josef Thorak die avantgardefeindlichen Positionen nationalsozialistischer Kunst. Die in den Aktfiguren
und der Monumentalplastik zum Ausdruck gebrachten rassistischen und
ideologisch begründeten Rollenbilder wurden in Fotoreproduktionen zudem
massenwirksam verbreitet.
Als weiterer Gegenentwurf und drittes Triptychon der Ausstellung öffnet
»Kreuzigung« (1965) von Francis Bacon den Blick auf die internationale
figürliche Malerei der Nachkriegszeit und die erneute Befreiung von
ideologisch geprägten Menschen- und Körperbildern nach 1945.
»Kreuzigung« ist als erste und bahnbrechende Erwerbung des 1965
gegründeten Fördervereins »Galerie-Verein« gleichermaßen ein Mahnmal
gegen die Gewalt totalitärer Regimes sowie ein Meilenstein in der
internationalen Neuausrichtung der Sammlung nach 1945.
Im Konflikt stehen zwei gegenläufige sammlungsgeschichtliche Entwicklungen: Einerseits die erfolgreichen Bemühungen um den Erwerb von
Meisterwerken der Moderne bis hin zur internationalen Gegenwartskunst
der 60er Jahre, andererseits die zahlreichen sogenannten Ȇberweisungen
aus Staatsbesitz«, die seit den 50er Jahren aus dem enteigneten Kunstbesitz
der NSDAP und hochrangiger Parteimitglieder an die Bayerischen
Staatsgemäldesammlungen überstellt wurden und in den Depots verwahrt
werden, darunter auch die beiden ausgestellten Werke von Thorak und
Ziegler.
»GegenKunst« definiert mit der kritischen Gegenüberstellung von
Kunstwerken Rahmenbedingungen, unter denen NS-Kunst jenseits der
Dämonisierung oder Verharmlosung auch im Kunstmuseum – als Ort
ästhetischer Reflexion und Diskussion – präsentiert werden kann.
Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt,
das mit regelmäßigen Ausstellungsgesprächen, einer Podiumsdiskussion
und vier Vorträgen führender Experten zum Dialog über den Umgang mit der
NS-Kunst in München anregen soll.
In den Sammlungsräumen, die an die Ausstellung angrenzen, werden
weitere Künstler vorgestellt, die sich in ihren Werken intensiv mit
Erfahrungen und Prägungen des Nationalsozialismus, des Zweiten
Weltkrieges und des Kalten Krieges auseinandersetzten. Es wird ein weiter
Bogen über mehrere Medien gespannt, der von August Sanders Fotografien
der »Menschen des 20. Jahrhunderts« über Tadeusz Kantors Rauminstallation »Die tote Klasse« bis zu Christian Boltanskis »10 images
relatant les vacançes d’un petit garçon« reicht. Im Medium der Malerei sind
Übermalungen von Arnulf Rainer, die »Helden« von Georg Baselitz, »Der
Rotarmist« und »Der wahre Mensch« von Eugen Schönebeck, »Liberté,
Egalité, Fraternité« von Sigmar Polke und »Nero malt« von Anselm Kiefer zu
sehen.
Kurator: Dr. Oliver Kase
Begleit
Begleitprogramm
leitprogramm
Diskutieren statt führen
Was bewegt Sie an dieser Ausstellung? Was erwarten Sie? Stellen Sie uns
Ihre Fragen zu #GegenKunst und lassen Sie uns gemeinsam Standpunkte
zu den extremsten Auseinandersetzungen um Kunst im 20. Jahrhundert
finden. Jede Woche werden Experten und Gäste vor den Werken das
Gespräch mit Ihnen suchen und eine Frage des Tages aufgreifen.
Hinterlassen Sie Ihre Fragen zur Ausstellung schriftlich unter dem
Stichwort »GegenKunst« an der Informationstheke in der Pinakothek der
Moderne oder nutzen Sie Twitter @Pinakotheken, um mit uns Kontakt
aufzunehmen. Unter dem Hashtag #GegenKunst können Sie uns Ihre
Fragen mitteilen.
Ab Juli jeden DO | 17.30
Treffpunkt: Saal 11
Anlässlich der Ausstellung diskutieren führende Experten den Umgang mit
NS-Kunst im Kunstmuseum und die Herausforderung für unseren Kanon
der Moderne. Darf man Kunst des Nationalsozialismus in einem
Kunstmuseum überhaupt präsentieren? Oder sind die Tabuisierungen von
NS-Kunst überhaupt noch zeitgemäß? Vier Vorträge beleuchten die
Karrieren der ausgestellten NS-Künstler und zeigen, wie die Erfahrung
totalitärer Gewalt und Propaganda die Künstler Max Beckmann und Francis
Bacon zu neuen Bildkonzepten herausforderte.
Podiumsdiskussion
DO 02.07. |
Magnus Brechtken (Institut für Zeitgeschichte München –
Berlin), Christian Fuhrmeister (Zentralinstitut für
Kunstgeschichte, München), Stefan Koldehoff
(Deutschlandfunk, Köln), Silke Wenk (Universität Oldenburg),
Christoph Zuschlag (Universität Koblenz-Landau)
Vorträge
DO 09.07. |
Christian Fuhrmeister (Zentralinstitut für Kunstgeschichte,
München)
»Adolf Zieglers Werke. Kunst oder historisches Zeugnis?«
DO 08.10. |
Susanne Rolinek (Salzburg Museum)
»Josef Thorak. Der Bildhauer im Nationalsozialismus«
DO 15.10. |
Reinhard Spieler (Sprengel Museum Hannover)
»Angesichts der Gewalt. Beckmanns >education
sentimentale< während des Nazi-Regimes«
DO 29.10. |
Martin Hammer (University of Kent, Canterbury)
»Francis Bacon’s ‘Crucifixion’: The presence of the Nazi past«
Vortrag in englischer Sprache
Ernst von Siemens-Auditorium in der Pinakothek der Moderne
jeweils 18.30 | Eintritt frei
Die Ausstellung wird gefördert durch
Presseabteilung der Pinakotheken
Tine Nehler M.A. | Leitung Presseabteilung
Pinakothek der Moderne und Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Kunstareal | Barer Str. 29 | 80799 München
Tel. + 49.89.23805-118 | Fax + 49.89.23805-125
E-Mail: [email protected]
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