“Les Cerisiers. Mord im Sanatorium“

Theater zum Mitnehmen
“Les Cerisiers. Mord im Sanatorium“
Konzept “Theater zum Mitnehmen”
Entstehung und Motivation
Das „Theater zum Mitnehmen“ ist aus dem Bedürfnis entstanden, Theater zu machen, gepaart mit dem Wunsch
in künstlerischer Unabhängigkeit zu bleiben. Gleichzeitig hat uns unsere bisherige Theatererfahrung gezeigt,
dass es nicht viel braucht, um wirklich gutes Theater zu produzieren: Kreative und motivierte Köpfe bringen mit
viel Engagement und ohne technisch aufwendiger Bühne ein anspruchsvolles und bereicherndes Theatererlebnis
zustande. Entsprechend dieser Idee ist das „Theater zum Mitnehmen“ als Wandertheater gedacht: Ein
professionell erarbeitetes Stück wird auf die Möglichkeiten von unmöglichen Räumen angepasst. So haben wir
uns im Frühjahr 2014 am Wohnzimmertheater ausprobiert – wo wir das Stück „Warten auf Godot“ von Samuel
Beckett an die Gegebenheiten von Wiener Wohnzimmern angepasst haben. Inspiriert durch diese Erfahrung,
haben wir unsere nächste Produktion als öffentliches Wandertheater konzipiert: neben Wohnzimmer wandern
wir dieses Mal auch durch größere Bühnen, um ein breites Publikum erreichen zu können.
Das „Theater zum Mitnehmen“ als Wandertheater
Das “Theater zum Mitnehmen” ist ein Wandertheater, das die gesamte Produktion, inklusive der Bühne, selbst
mitnimmt. Die erarbeiteten Stücke werden in einem engen Zeitraum an unterschiedlichen Orten aufgeführt,
wodurch viel Flexibilität und Kreativität notwendig ist. So entsprechen alle Mitglieder des Projekts diesen
Anforderungen:
DRAMATURGIE/KONZEPT: Konzept und Inhalte sind für ein sehr breites Publikum gedacht und sollen leicht zugänglich und verständlich bleiben. Diese Erfordernisse ergeben sich aus der Tat
sache, dass durch die Ortswechsel nicht vor einem „Stammpublikum“ gespielt werden kann und so die Produktionen für sehr unterschiedliche ZuseherInnen konzipiert sein müssen. Der Anspruch ist ein Stück zu produzieren, bei dem es für alle etwas „Zum Mitnehmen“ gibt, ohne dabei an Tiefgang zu verlieren.
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REGIE: Der Szenen-Aufbau muss sich auch an unterschiedlichen Orten gestalten lassen, daher ist Flexibilität in Bewegungsabläufen und in der szenischen Umsetzung notwendig.
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SCHAUSPIELERINNEN: Ortswechsel ergeben immer wieder neue Raumanforderungen und können eine gewisse Routine nicht zustande kommen lassen. So ist Flexibilität und Anpassung an die örtlichen Begebenheiten und Improvisationstalent bei jeder Aufführung erforderlich.
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BÜHNEN: Unser leicht transportierbares Bühnenbild, das sowohl wenig Gewicht und einen
geringen Umfang hat, kann auch in einem kurzen Zeitraum auf- bzw. abgebaut werden. Zudem hält es robust den vielen Transporten stand.
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AUSSTATTUNG: Alle Teile – von Maske, Kostüm bis zu den Requisiten – müssen kompakt verpackt werden können, um den Transport gut zu überstehen. Zudem muss eine gut strukturierte Über-
sichtlichkeit gewährleistet sein, da schnell und gut der gesamte Backstage-Bereich auf- bzw. wieder abgebaut werden muss.
PRODUKTION: Unser Produktions-Team ist innovativ in der Suche nach geeigneten Aufführungs-
plätzen; das bedeutet einerseits hohe Herausforderung bzgl. Budgetplanung und andererseits eine flexible Anpassung an Gegebenheiten.
Das „Theater zum Mitnehmen“ passt ein kreatives Konzept auf die Möglichkeiten von unmöglichen Räumen an,
um eine breite Masse anzusprechen und neue Zielgruppen zu erschließen.
Stückidee
“Die Physiker” von F. Dürrenmatt/
“Les Cerisiers. Mord im Sanatorium”
Das „Theater zum Mitnehmen“ gibt Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ einen neuen Rahmen: Zu Beginn des
Stücks befinden wir uns in einem Fernsehstudio, wo die letzten 3 Folgen der ersten Staffel der Sitcom „Les
Cerisiers. Mord im Sanatorium“ gedreht werden. Im Hintergrund bereiten sich die SchauspielerInnen auf die
Aufnahme vor. Ein bereits in die Jahre gekommener Showmaster führt uns in das Stück ein, gibt Verhaltensregel wie Handy ausschalten, Klatschen oder Lachen vor. Dann wird der Jingle angespielt und die Serie
beginnt – mit all dem, was eine gute Serie braucht: Auf den medizinischen Alltag folgt die unmögliche
Liebesgeschichte, die in einem Mord endet. Gebrochen wird das Stück in seiner Heiterkeit durch Ausflüge in
die Philosophie, die dem Publikum in Form von Märchen oder Werbungen nähergebracht wird.
Ohne viel textlicher Änderung am Original schaffen wir durch unsere moderne Perspektive einen Abstand zu
diesem seit langer Zeit gut bekanntem Stoff und ermöglichen so eine Auseinandersetzung:
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Die „Sitcom“ wird als jener moralisierender Ort verstanden, der uns täglich vorgeführt wird und uns heimlich Grundlage für Ethik und die „richtige Lebensführung“ liefert – die kontrastreichen Figuren in Dürrenmatts Original werden so akzentuiert und greifbar gemacht.
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Die Lenkung von Lachen und Applaus deckt passive Konsumgewohnheiten auf und betont die subtile Lenkung des Publikums in der heutigen Mediengesellschaft – wir brauchen keinen
eigenen Humor mehr, denn das eingespielte Publikum gibt uns ja das Lachen vor!
Wir finden Philosophie in Werbungen, moralische Vorbilder in Sitcom-Stars und Glaubensinhalte bei Fernsehpredigern. Darüber vergessen wir den Kontext und die Herkunft dieses neu verarbeiteten Wissens und so verliert sich der ursprüngliche Sinn dieser Informationen. Aber wer will schon die ganze Anstrengung der Selbstverwirklichung auf sich nehmen, wenn er sich mit dem Energiedrink „Overman“ zum Übermensch kaufen kann?
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UndzuguterLetztsollMöbius„passiverHeroismus“hinterfragtwerden:SeinRückzugund
stiller Widerstand wird mit der ewigen Entwicklung und Veränderung, die in Nietzsches
Philosophie beschrieben wird, parallelisiert. So erscheint ihm nicht mehr Salomon, sondern
Nietzsches Figur Zarathustra. Das wirft neben den alten, viele neue Fragen auf: Was ist
verbotenes Wissen? Kann Wissen gefährlich sein? Kann Veränderung überhaupt aufgehalten
werden? Und welche Verantwortung trägt jeder Mensch für sein Wirken in der Welt?
Unsere Fassung ermöglicht einen Perspektivenwechsel, der 54 Jahre nach der Veröffentlichung
und angepasst an die gegenwärtigen Konsumgewohnheiten, das Stück in ein neues Licht rückt,
neue Akzente setzt und aktualisiert.
Ästhetisches Konzept
Das Bühnenbild stellt einen Fernseher dar, in dem die Serie „Les Cerisiers. Mord im Sanatorium“ ausgestrahlt
wird. Durch schablonenhafte Ästhetik und entfremdete, schrille Kostüme, soll die Sitcom-Ästhetik um ein
weiteres Element ergänzt werden: Die eingefrorenen moralischen Strukturen der Figuren spiegeln sich in der
Welt, in der sie leben, wider. Alles bleibt konturenhaft und in schwarz-weiss - unsere ästhetische
Entsprechung eines künstlichen, klischeehaften Lebens. Auch sind die meisten Bühnenelemente nur
aufgemalt, oberflächlich, eindimensional. Ab und zu lässt die mittlerweile abfallende Tapete den alten Glanz
durchblicken.
Das gesamte Stück wird musikalisch durch eine Pianistin begleitet. Es werden die im Stück vorgefundenen
Musikelemente an das Konzept angepasst - so wird z.B. die berühmte Kreuzersonate von Beethoven in den
Anfangs-Jingle der Sitcom umgewandelt.
Inszenierungskonzept
Das Projekt ist in drei Phasen unterteilen: einem Vorspiel zum Theaterstück in Form eines Wohnzimmertheaters („Les Cerisiers. Wie alles begann“), der Verfilmung der drei im Theaterstücks dargestellten Episoden
der Sitcom „Les Cerisiers. Mord im Sanatorium“ und dem Theaterstück „Die Physiker“. Alle drei Teile basieren
auf der im Regiekonzept (siehe oben) beschriebenen Grundidee.
Wohnzimmertheater
“Les Cerisiers. Wie alles
begann”
zu sehen zwischen Februar und Juli 2015 in Österreich
Verfilmung der 3 Episoden
“Les Cerisiers.
Mord im Sanatorium”
Serie erhältlich auf DVD
Drehzeit: Mai 2015
Wandertheater
“Die Physiker”
zu sehen zwischen August und Oktober 2015 in Österreich
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WOHNZIMMERTHEATER („Les Cerisiers. Wie alles begann“):
Ab Februar 2015 wird als Auftakt der Produktion ein Wohnzimmertheater aufgeführt. Es ist als Vorspiel des eigentlichen Theaterstücks konzipiert und basiert auf dem Stück
„Die Physiker“. Hier werden tiefere Einblicke in die Serie “Les Cerisiers. Mord im Sanatorium”, Hintergründe zu den Personen und wichtige Ereignisse aus früheren (fiktiven) „Folgen“ gezeigt.
Das Wohnzimmertheater wird während den Proben gemeinsam mit den SchauspielerInnen erarbeitet, die reduzierte Bühne ist an die Gegebenheiten eines Wohnzimmers angepasst.
Als erster Teil der Produktion erfüllt das Wohnzimmertheater unterschiedliche Funktionen:
Einerseits ist es als Marketingstrategie gedacht, um Interesse für die Aufführungen im August zu erzeugen. Zudem wollen wir uns erneut den Herausforderungen einer auf das
Minimum reduzierten Bühne stellen. Andererseits eignet sich das Wohnzimmertheater
nahezu ideal für das Konzept unserer Fassung, da wir das Stück an seinen „natürlichen Ort“ - nämlich in das Wohnzimmer als Ort des Serien-Konsumierens - bringen.
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FILMPROJEKT („Les Cerisiers. Mord im Sanatorium“):
Im Mai 2015 werden die drei im Theaterstück dargestellten Episoden der Sitcom „Les Cerisiers. Mord im Sanatorium“ gedreht und bei Filmfestivals eingereicht werden. Die Verfilmung ist Teil des Merchandisings und gleichzeitig eine weitere künstlerische Ausdrucksmöglichkeit für das Team.
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DAS THEATERSTÜCK („Die Physiker“):
Ab August 2015 wird das Theaterstück „Die Physiker“ in Österreich aufgeführt. Das
Stück besteht aus einem Vorspiel, drei theatralisch umgesetzten Folgen einer
Sitcom-Serie und zwei auf einer Leinwand projizierten, eigens dafür produzierten Werbespots. Insgesamt wird die Dauer der Aufführungen auf zwei Stunden gesetzt, eine Pause ist geplant. Das gesamte Stück wird durch eine Pianistin live begleitet.
Das Theaterstück wird an unterschiedlichen Spielstätten aufgeführt, um so eine größere
Publikums-Reichweite zu erzielen.
Das Wandertheater findet alle zwei Wochen von Anfang August bis Ende Oktober 2015 in
Wien, Nieder-, Oberösterreich und dem Burgenland statt. Geplant sind insgesamt 8 Aufführungen in unterschiedlichen Veranstaltungsräumen und in öffentlichen Räumen, wie zum Beispiel dem Julius-Tandler-Platz im neunten Bezirk in Wien.
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