Das MAGAZIN Ausgabe 1 2015

Wir helfen Menschen
Magazin
Ausgabe 1, April 2015
Mut
Mitsprache
Natur
Samariterstiftung
legt kleines Buch mit
Lebensweisheiten auf
Inklusion ist eine Idee
der Gemeinsamkeit
in Vielfalt
Der Wald braucht
naturnahe Bewirt­
schaftung
Seite 6
Seite 14
Seite 16
Liebe Leserinnen und Leser,
schön, dass ich Sie mit diesem
Magazin wieder einladen darf,
einen Spaziergang durch die
Samariterstiftung zu machen.
So könnte das Lesen sein:
wie ein entspanntes Dahinschlendern mit kleinen Pausen der
Achtsamkeit, die einen vertiefenden
Einblick erst möglich machen. Bilder
und Worte werden Ihnen begegnen,
die alle verborgen wie ein Wasserzeichen die Samariterstiftung in sich tragen. Bilder und Worte, die nicht allein gelesen
und gesehen werden wollen, sondern die mit Ihnen ins
Gespräch kommen wollen. Vielleicht ohne Worte zuerst,
aber dann doch auch irgendwann in Ihren Worten sich
wieder findend, wenn Sie von diesen Geschichten erzählen. Vielleicht wird es auch ein Dialog ganz ohne Worte,
in Gedanken, in Assoziationen, im eigenen Berührt-Sein.
Ich denke, dann sind Geschichten wirklich erzählt und
Texte wirklich gelesen und Bilder wirklich wahrgenommen, wenn sie in uns Resonanz erzeugen und uns in
Bewegung bringen.
Editorial
»
Alles wirkliche Leben
ist Begegnung.
Martin Buber
«
Vielleicht kommen Sie ja hier und da ins Nachdenken,
wenn Sie durch das Magazin streifen, wenn Worte
Gedanken anstoßen. Kommunikation kann man das
nennen. Eine alte Form der Kommunikation begegnet im
Artikel über das „Mutmachbuch“ (S.6). Mitarbeitende
haben Texte eingeschickt, die ihnen persönlich wichtig
geworden sind. Texte, die bereits gewirkt haben und die
nun geteilt werden. Texte, die Menschen miteinander
und mit Gott ins Gespräch bringen können.
Ganz anders – und doch auch wieder nicht – ist der Weg
durch den Wald der Samariterstiftung (S.16). Ein besonderer, eigentlich wortloser Ort, der aber gerade deshalb
durch Stille und Natürlichkeit dem Denken und NachDenken Räume öffnet. Auch Orte und Räume kommunizieren, wortlos, aber eben nicht sprachlos. Und auch
die Art und Weise, wie wir mit unserem Wald umgehen,
ihn bewirtschaften, sagt etwas über uns als Stiftung aus.
Ein weiterer, zutiefst menschlicher Aspekt von Kommunikation ist es, Anderen eine Stimme zu geben, für Andere
zu sprechen. Evi Kreidl hat sich das im Heimbeirat des
Samariterstifts Obersontheim jahrzehntelang zu Eigen
gemacht (S.10). Sie wollte mitreden. Sie wollte sich
einbringen. Sie wollte für Andere sprechen. Und hat all
das leidenschaftlich getan. Das hat mich berührt. Ein
Mensch, der sich die Mitmenschen zur Aufgabe macht.
Eine Frau, die dafür sorgt, dass zur Sprache kommt, was
zur Sprache kommen muss.
Aber natürlich ist es auch wichtig, der eigenen Stimme
etwas zuzutrauen. Seine Stimme zu finden, sie zu Gehör
zu bringen, sie klingen zu lassen. Das will die Musik­
therapie in der Werkstatt in Münsingen fördern und
unterstützen (S.34). Und damit nicht allein die Stimme,
sondern die Menschen, die sich selbst wahrnehmen und
in Rhythmus und Klang – im Miteinander – Neues an
sich und in sich entdecken. Musik, die Teil gibt an etwas
Größerem und vom Vertrauen zum Selbstvertrauen führt.
Einige Splitter aus dem Magazin. Haltepunkte. Vielleicht
werden es bei Ihnen auch andere sein. Das spielt aber
im Grunde keine Rolle. Wir möchten gern mit Ihnen ins
Gespräch kommen, Ihnen Anteil geben am Leben in der
Samariterstiftung. Wir erzählen Geschichten, die Ihnen
die Möglichkeit geben, Teil zu haben an unserem Denken, unserem bunten Sein, unserer Sicht auf Gott und die
Welt. Wir tun es, weil wir Ihnen gern verbunden sind. Viel
Freude beim Spaziergang durch die Samariterstiftung!
Herzlichst
Frank Wößner
Sabine von Varendorff
VorstandsvorsitzenderRedaktionsleitung
1/2015 MAGAZIN
WIR
HELFEN
Forstwirtschaft
Jeder Baum
ist pures Leben
Heimbegehungen
Gute Kommunikation
sichert gute Pflege
16 12
18
2022
Termine
Impressum
Samariterstiftung
Metallwerkstatt
Münsingen
Der beste Start
für den Sprung
auf den ersten
Arbeitsmarkt
Wir bewegen
Angehört
MENSCHEN
Mutmachbuch
Seite an Seite
richtig stark
Die Stiftung
ZEIT FÜR MENSCHEN
präsentiert:
6
8
14 10
Auf 17 Seiten die­Stiftung
ZEIT FÜR MENSCHEN
erleben.
Das MAGAZIN finden
Sie im Anschluss an
das Magazin der
Samariterstiftung.
Kirchentag
Wir sind Diakonie
Interview Bleher
Ohne Kommunikation
keine Inklusion
Evi Kreidl
„Wir haben
was zu sagen“
Zeit nehmen. Zeit schenken. ZEIT FÜR MENSCHEN
Magazin
Ausgabe 1, April 2015
Dialog
Teilhabe
Musik
FEUERBACHER STIFTUNG –
Zeit für Menschen
gegründet
Tolle Tage auch
für Menschen
mit Behinderung
Die Therapiegruppe
ist ein stabiles Element
in der Wochen-Struktur
Seite 6
Seite 8
Seite 10
1/2015 MAGAZIN
6
Mutmachbuch
6–7
Kirchentag
Evi Kreidl
Metallwerkstatt Münsingen
Interview Bleher
Forstwirtschaft
Heimbegehungen
Termine
8–9
10 – 11
12 – 13
14 – 15
16 – 17
18 – 19
20 – 21
MENSCHEN
7
If you can
dream it
you can
do it.
Walt Disney
Das Mutmachbuch der Samariterstiftung gibt
Anregungen und schenkt Vertrauen.
Seite an Seite richtig stark
Das Leben ist der beste Lehrmeister, sagt der Volksmund. Deshalb
heißen die Erkenntnisse, die wir im
Laufe unseres Lebens sammeln, auch
Lebensweisheiten. In Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk
Württemberg hat die Samariterstiftung jetzt ein Sammelwerk mit solchen L­ ebensweisheiten aufgelegt, das
an alle Mitarbeitenden verteilt werden
wird. Darin ist alles, was aufmuntert,
tröstet und stärkt. Im Format klein
und handlich, vom Inhalt her aber
prall gefüllt mit Gedanken, Impulsen
Samariterstiftung
und Anregungen. Mitarbeitende der
Samariterstiftung haben zahlreiche
Gedichte und Geschichten dazu beigesteuert.
Auf die eine oder andere Art folgt
­jeder von uns Lebensweisheiten, das
können Bibelverse sein, ebenso wie
ein immer wiederkehrender Spruch
der Großmutter. Der eine hat einfach
ein loses Motto, an dem er sich orientiert, ein anderer vielleicht einen ganz
konkreten Satz, der ihm Halt gibt.
Lebensweisheiten richten uns auf,
wenn es mal schwierig wird, und können helfen, den eigenen Weg nicht
aus den Augen zu verlieren. Sie bieten
Orientierung und weisen den richtigen Weg. Denn eines ist sicher: zahlreichen Menschen ist bereits dasselbe
durch den Kopf gegangen. „Deshalb
höre ich gerne älteren Menschen zu“,
sagt Romina Ferrini, „Sie sind mein
„Sprüchebuch“ im Alltag. Denn sie
haben den größten Teil des Lebens
gelebt und ihre unterschiedlichsten
Erfahrungen bedeuten für mich tiefe
Weisheit“.
Die Betreuungs­
assistentin hat zum
Mutmachbuch Charlie Chaplins Rede
aus Anlass seines eigenen 70sten
Geburtstages beigesteuert. „Als ich
anfing mich selbst zu lieben“, heißt es
darin, und erklärt wird, weshalb wir
uns nicht weiter vor Streit, Konfrontationen und jeglichen Problemen mit
uns selbst und anderen zu fürchten
brauchen.
„Sogar Sterne kollidieren manchmal
und aus ihrem Zusammenprall entstehen neue Welten“, erklärt Chaplin
seine Sicht auf das Rad des Lebens.
Viele haben ähnlich Kluges wie er
gesagt. Nicht zuletzt die Mitarbeitenden der Samariterstiftung selbst. „Solche Sprüche sind kleine Imperative
an mich, mit mir selbst aufmerksam
umzugehen“, sagt E­lisabeth Ernst,
Leiterin der Abteilung Finanz- und
Rechnungs­wesen in der Hauptverwaltung. An ihrer Wand im Büro hängt
der Spruch vom Humor, der den Kragenknopf nicht platzen lässt. Aber sie
wird von noch mehr begleitet. Morgens steht sie extra so früh auf, dass
sie sich mit kleinen Meditationen und
mit einer Tasse Kaffee auf den Tag einstimmen kann und den vergangenen
nochmal Revue passieren lassen kann.
Das Mutmachbuch soll stark machen
für die kleinen und großen Schritte
des Lebens. Das Nachspüren beim
Betrachten von Bildern oder Lesen von
Sprüchen löst für einen Moment aus
dem Leben heraus und vertreibt die
Betriebsblindheit. So führen Lebensweisheiten zum Kern der Dinge und
machen uns selbst ein wenig weiser.
„Vieles wünscht sich der Mensch und
doch bedarf er nur wenig“, hat kein
Geringerer als Johann Wolfgang von
Goethe gesagt. Na, das rückt doch
den Kopf zurecht, wenn wir uns mal
wieder zu sehr an unwichtige Dinge
klammern. Da lässt sich gleich noch
etwas hinterherschieben: „Nicht die
Dinge selbst, sondern unsere Vorstellungen darüber machen uns glücklich
oder unglücklich“ (Epiktet).
Für ­Elisabeth Ernst sind solche Gedankenanker „kleine Reisehelfer“ auf
ihrem Weg durchs Leben. Für Romina
Ferrini sind sie eine „innere Schatztruhe“. „Ich finde es spannend, die
Gedanken von Persönlichkeiten aus
der Geschichte kennen zu lernen, die
dieselben Dinge beschäftigt haben
wie mich“. Für Anja Meslin, Sozialdienst, Samariterstift Mühlen­
viertel,
sind sie Halt. Anja Meslin weiß nicht
mehr, wo und wann ihr der Spruch
begegnet ist, der auf der Bibelstelle
„Gott aber ist treu; er wird nicht
zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird
zugleich mit der Versuchung auch
den Ausgang schaffen, so daß ihr sie
ertragen könnt.“ (1. K
­ orinther 10, 13)
fußt. Sie hat ihn auch nirgends mehr
an der Wand hängen. „Ich brauche
ihn nicht mehr optisch vor mir, ich
habe ihn immer in mir dabei.“
Beim Referat für Theologie und Diakonie liefen die Fäden für die Produktion des Büchleins zusammen. Hier
wurden die Sprüche gesammelt, die
etliche Wochen lang eingesendet
werden konnten. „Ich war wirklich
überrascht, wie viele mitgemacht
haben“, sagt Pfarrerin Heidrun Kopp.
Fast 60 Zusendungen hat sie erhalten. Wenn das Mutmach-Werk fertig ist, wird es im Sommer über die
Dienststellen- und Hausleiter an die
Mitarbeitenden kostenlos verteilt.
„Ich wünsche mir, dass es zu einem
guten Begleiter durch den Alltag für
viele wird“, hofft Heidrun Kopp.
red / svV
1/2015 MAGAZIN
8
Kirchentag
8–9
Evi Kreidl
Metallwerkstatt Münsingen
Interview Bleher
Forstwirtschaft
Heimbegehungen
Termine
Wir bewegen
10 – 11
12 – 13
14 – 15
16 – 17
18 – 19
20 – 21
22 – 23
MENSCHEN
Deutscher Evangelischer Kirchentag
Wir sind Diakonie
Der 35. Deutsche Evangelische
Kirchentag wird vom 3. bis zum
­
7. Juni 2015 in Stuttgart sein. Die
Losung für dieses große „Familienfest“ lautet: „damit wir klug werden“ und entstammt dem Psalm
90, Vers 12. Der Kirchentag war
bereits 1952, 1969 und 1999 in
Stuttgart. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hat zu dieser Großveranstaltung eingeladen.
Es werden etwa 100.000 Teilnehmende erwartet.
Beim „Markt der Möglichkeiten“,
stellen sich Initiativen, Gruppen
und Organisationen aus Kirche und
Gesellschaft mit ihrer Arbeit kreativ
dar. Der „Markt der Möglichkeiten“
ist eine der größten Veranstaltungen zur Kommunikation zivilgesellschaftlicher Gruppen und ­Initiativen
in Deutschland. Mehr als 800 Bewerbungen zur Mitwirkung sind binnen
eines Jahres in der Geschäftsstelle
des Kirchentages eingegangen.
Besuchen Sie den „Markt der Möglichkeiten“ auf dem vom Kirchentag
selbst geschaffenen Messegelände
im Stuttgarter NeckarPark zwischen
dem Cannstatter Wasen und dem
Mercedes-Benz-Museum und erfahren Sie, wie Ideen die Welt verändern und verbessern können.
Alle zwei Jahre zieht der Kirchentag
eine Stadt fünf Tage lang in seinen
Bann. Über 100.000 Menschen
jeden Alters, unterschied­licher Reli­
gionen und Herkunft kommen
zusammen, um ein Fest des Glaubens zu feiern und über die Fragen der Zeit nachzudenken und
zu diskutieren. Die Teilnehmenden
sind das Herz des Kirchentages. Sie
schätzen vor allem das Gemeinschaftserlebnis und die Begegnungen miteinander. Aber es spielt
auch eine große Rolle, Kirche in
einem anderen Kontext zu erleben
und neue Impulse für das eigene
Leben mitzunehmen. Die Erfahrungen beim Kirchentag sind so individuell wie die Teilnehmenden selbst.
Rund 5.000 von ihnen kommen aus
dem Ausland, aus etwa 80 verschiedenen Nationen und unterschied­
lichen Konfessionen. Damit trägt
der Kirchentag nicht nur zur Ökumene, sondern auch zur Völkerverständigung bei.
Die Diakonie wird mit einem vielfältigen Programm auf dem Kirchentag im Leonhardsviertel vertreten
sein. Neben Mitmach- und Info­
angeboten in etwa 35 Zelten, werden interessante Gäste erwartet.
So wird Verena Bentele, Behindertenbeauftragte der ­
Bundesregierung,
am Freitag, 5. Juni um 12.15 Uhr
auf der Diakoniebühne stehen.
Die Wahlmünchnerin zählt zu
den erfolgreichsten Wintersportlern
der Welt. Nach den Paralympics in
Kanada wurde sie unter anderem
mit dem Bambi und dem Laureus
World Sports Award ausgezeichnet.
In ihrem Buch „Kontrolle ist gut,
Vertrauen ist besser“ schreibt sie:
„Vertrauen trainieren bedeutet, Hindernissen und Grenzen ihren negativen Beigeschmack zu nehmen und
sie als Herausforderung zu sehen, an
der man wachsen kann. Der Sport
war und ist für mich eine Möglichkeit, mich ganz bewusst mit meinen
Grenzen auseinanderzusetzen und
sie zu verschieben.“ Auch Matthias
Holtmann, SWR-Legende wird die
Diakonie-Bühne besuchen. Er liest
am Donnerstag, 4. Juni, um 13 Uhr
aus „Porsche, Pop und Parkinson …“ Seine Stimme hat im Süden
wohl jede und jeder schon gehört.
Nun hat Matthias Holtmann, einer
der bekanntesten Moderatoren
Deutschlands und Autor zahlreicher Hörfunk- und Fernsehformate des SWR, seine Biographie,
seine „gesammelten Erzählungen“
geschrieben. Ein echtes Road­movie
ist dieses Buch, eine Suche nach
dem eigenen Platz in der Welt.Nach
dem Kick, dem Geschwindigkeitsrausch, nach Liebe und Ehrlichkeit.
Auch mit sich.
NEUES VOM DIAKONIE-AUFTRITT AUF DEM
35. DEUTSCHEN EVANGELISCHEN KIRCHENTAG
Die Diakonie wird mit einem vielfältigen Programm auf dem Kirchentag
im Leonhardsviertel vertreten sein. Neben Mitmach- und Infoangeboten in
ca. 35 Zelten erwarten wir interessante Gäste.
So zum Beispiel:
Verena Bentele, Behinderten­
beauftragte der Bundesregierung
Samariterstiftung
DIE WÜRTTEMBERGISCHE DIAKONIE
AUF DEM KIRCHENTAG 2015
Und M
­ atthias Holtmann wagt anzuhalten. Bremst plötzlich auf offener
Straße und blickt im Rück­
spiegel
kritisch aufs Erlebte. Genauso unerschrocken nähert er sich der Parkinson-Diagnose, die sein Lebenstempo
gedrosselt hat, von der er sich aber
nicht aufhalten lassen will.
Anja Wicker, „Gold-Mädle“ aus
Stuttgart-Stammheim, ParalympicsSiegerin 2014 in Sotschi, kommt am
Donnerstag, 4. Juni um 11.30 Uhr
bei der Diakonie vorbei. Raul Krauthausen, Berliner Autor und Aktivist, ist am Freitag, 5. Juni, um
15.30 Uhr auf der Bühne anzutreffen. K
­ rauthausen über sich selbst:
„Ich bin ein bisschen anders, und
beim Anderssein stets humorvoll.
Meistens bin ich sogar fröhlich und
nett, so wie viele fremde Menschen
zu mir. Norbert Haug, 22 Jahre lang
Mercedes-Motorsportchef,
heute
strategischer Berater eines Spezialisten für behindertengerechtes
Fahren, beeindruckt seine Zuhörer
am Freitag, 5. Juni, um 11.15 Uhr.
Haug war von 1990 bis 2013 über
22 Jahre lang Motorsportchef von
Mercedes-Benz. Unter Haugs Leitung gewann Mercedes mit seinen
Partnerteams zwischen 1998 und
2009 insgesamt vier Formel-1-­
Fahrer-Weltmeistertitel. In der DTM
siegten Mercedes-Fahrzeuge unter
Haugs Führung bei mehr Rennen
als alle Wettbewerber zusammen.
Heute ist Norbert Haug als Berater,
Coach, ARD-TV-Motorsport-Experte
und Key-Note-Sprecher tätig.
red / rG
„Damit wir klug werden“ – unter diesem Motto findet vom 3. bis 7. Juni
2015 der Deutsche Evangelische
­Kirchentag in Stuttgart statt.
Unter dem Motto „Die Mitte ist bunt“
zeigt sich die Diakonie drei Tage lang
auf dem Kirchentag und mitten in der
Gesellschaft.
Ziel des diakonischen Handelns ist es,
denen, die am Rand stehen oder an
den Rand gedrängt werden, einen
Platz in der Mitte der Gesellschaft zu
schaffen und zu helfen, dass sie als
Teil dieser Mitte wahrgenommen werden. Nur so wird die Gesellschaft nicht
­eintönig, sondern vielfältig und bunt.
Der Auftritt auf dem Kirchentag steht
für genau diese Botschaft: Alle, die die
Diakonie ausmachen – ob Bewohner,
Hauptamtliche, Klienten, Ehrenamtliche – zeigen sich nicht nur in der
Mitte der Gesellschaft, sondern sind
deren Teil und eine Bereicherung.
3 mal-klug – hier präsentiert sich Diakonie auf dem Kirchentag:
1. Das Diakonie-Viertel
(4. bis 6. Juni 2015)
Im Diakonie-Viertel rund um die
Leonhardskirche wird diakonisches
­
Handeln in den Themenbereichen
Armut, Inklusion, Internationale Diakonie, Pflege und Mitarbeit in ca. 30
Zelten nicht nur sicht-, sondern auch
erlebbar.
Malatelier, Senioren-Lounge, TanzWorkshop und vieles mehr warten auf
die Besucherinnen und Besucher. Ein
Caterer aus der Diakonie sorgt für das
leibliche Wohl im Viertel.
Auf der Diakonie-Bühne werden HipHopper aus Reutlingen, Promis wie
die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung Verena Bentele oder
SWR-­
Urgestein Matthias Holtmann,
Bläser aus der Slowakei, der Rollstuhlrapper Graf Fidi, der Publizist Raul
Krauthausen und Sängerinnen aus
­
Burkina Faso für Unterhaltung und Begeisterung sorgen. Diakonie wird sich
dort vielfältig und lebendig präsentieren.
2. In der Leonhardskirche, der Stuttgarter Diakonie- und Vesperkirche,
gibt es Podien und andere Veranstaltungen zu den Themen Armut, Pflege,
Internationale Diakonie und Migra­
tion, Inklusion und Diakonie als Wirtschaftsfaktor.
Zum Abschluss sind am Samstagabend alle Engagierten zu Gottesdienst und Dank-Fest mit der Band
Diversité eingeladen.
3. Die Diakonie-Parade
(6. Juni 2015)
Über 1.200 Menschen aus Jugendund Altenhilfe, Wohnungslosen- und
Pflegeeinrichtungen, Kirchengemeinden und Schulen, aus dem Schwabenland und der weiten Welt zeigen
mit der Diakonie-Parade durch die
Stuttgarter Innenstadt, wie vielfältig
die Diakonie ist und wo sie hingehört:
mitten ins Leben und mitten in die
Gesellschaft.
Mit all dem zeigen Menschen aus der
Diakonie, was sie unter Klugheit verstehen: das Leben in seiner Vielfalt,
Begrenztheit, Schönheit und Gebrochenheit zu fördern und die Gesellschaft so mitzugestalten, dass in ihrer
Mitte für all das Platz ist.
Norbert Haug auf der DiakonieBühne am Freitag, 5. Juni um
11.15 Uhr
Anja Wicker, „Gold-Mädle“ aus
Stuttgart-Stammheim, ParalympicsSiegerin 2014 in Sotschi
9
1/2015 MAGAZIN
10
Kirchentag
8–9
Evi Kreidl
10 – 11
Metallwerkstatt Münsingen
Interview Bleher
Forstwirtschaft
Heimbegehungen
Termine
Wir bewegen
12 – 13
14 – 15
16 – 17
18 – 19
20 – 21
22 – 23
11
MENSCHEN
„Wir haben was zu sagen“
Evelyne Kreidl scheidet nach 25 Jahren aus dem
Heimbeirat des Samariterstiftes Obersontheim aus.
Ein stilles Mitglied ist sie nie gewesen. Doch jetzt hat die zierliche
Person, die einem so schwächlich
vorkommt, wenn sie da so in ihrem
Rollstuhl sitzt, ihr Amt nach einem
Vierteljahrhundert abgegeben.
„Es ist mir ein bissle zu viel geworden“, sagt sie. Aber Spaß hat es
gemacht. „Wir haben schon was
zu sagen gehabt“, blickt sie zurück.
Zu den Aufgaben eines Heimbeirats
gehört zum Beispiel die Förderung
der Eingliederung der Bewohnerinnen und Bewohner in die Einrichtung. Auch bei der Planung oder
Organisation von Veranstaltungen
hat der Heimbeirat immer ein Wort
mit zu reden. „Es war mir immer
wichtig, dass die Sachen schön werden“, sagt Evi. Gut sollte Oso rüberkommen. Weil es ihr selbst dort so
gefällt, sollten auch andere wissen,
wie schön es in Obersontheim ist.
Vor allem die Arbeit in der Werkstatt
hat Evi Kreidl große Freude bereitet.
Seit zwei Jahren ist sie allerdings im
Ruhestand. Erst in den 90er Jahren
hat sie mit der Arbeit in der Werkstatt
angefangen. „Damals, als Heimleiter Otterstätter gekommen ist, habe
ich im Speisesaal des Schlosses endlich Edding-Stifte zusammensetzen
dürfen. Davor habe ich Halsketten
nach einem Muster geknüpft.“
Die grauen Haare werden im Nacken von einem Klämmerchen zusammengehalten. Evelyne Kreidl sitzt im
Rollstuhl. Ihre linke Hand liegt fast ohne Bewegung auf
der Lehne des Gefährts. Obwohl die 67-Jährige ihre
Augen oft geschlossen hält, ist sie hellwach und hört
jedem Gegenüber aufmerksam zu. Wenn sie dann was
zu sagen hat, zucken die Lider, schlägt sie die hellen,
Samariterstiftung
wachen Augen auf und blickt einen geradeheraus an.
„Das kann ich so nicht sagen“, tut sie ihre Meinung
kund – und eine eigene Meinung hat sie. Seit in Obersontheim im Samariterstift 1989 der erste Heimbeirat
gegründet worden ist, gehört Evi, wie sie sich viel lieber
nennen lässt, dem Mitwirkungsorgan für Heimbewohnerinnen und -bewohner an.
Das entspricht der Entwicklung der
Arbeit mit Menschen mit Behinderung. „Aktivierung“ war lange
Zeit ein Fremdwort. Aber mit der
„Berufstätigkeit“ wuchs auch Evis
Selbstbewusstsein. „Am Anfang
habe ich gedacht, dass ich nichts
kann. Ich wollte immer wieder Hilfe
haben und am liebsten hätte ich
nichts gemacht.“ Doch Werkstattleiter Bernd Otter motivierte: „Nicht
gleich die Flinte ins Korn werfen.“
Fast mantrahaft wiederholte er stets:
„Du kannst das! Versuche es!“.
Zum Schluss bediente Evelyne
Kreidl eine halbautomatische Bohrmaschine. Mit der Einrichtung der
Werkstatt wuchs aber nicht nur das
Selbstbewusstsein der ­Beschäftigten
sondern auch das Tätigkeitsfeld
des Heimbeirats. Denn der 45-köpfige Heimbeirat war und ist auch
Anlaufstelle für Beschwerden der
Bewohnerinnen und Bewohner. Die
Mitglieder des Heimbeirats müssen,
wenn Bedarf, mit der Heimleitung
verhandeln und auf Besserungen
hinwirken. Wie eng nun Beruf, Privates und Wohlbefinden miteinander verknüpft sind, ist hinlänglich
bekannt.
Vier Mal im Jahr trifft sich der Heimbeirat. Früher sogar jeden Monat
ein Mal. In den vielen Jahren hat Evi
Kreidl so manche Prominenz erlebt.
Nikolaus Sakellariou, Mitglied des
Landtags für die Sozialdemokraten,
hat Evi schon die Hand geschüttelt.
Evi Kreidl ist außerdem tatkräftig
mit dabei gewesen, als 1997 eine
Teestube für die Bewohnerinnen
und Bewohner als Sonntagsangebot eingeführt wurde. Lange hat Evi
Kreidl, die bereits als junges Mädchen mit 14 Jahren nach Obersontheim kam, in einem Einzelzimmer
im Schloss gelebt. Nachdem das
Schloss veräußert worden war, zog
Evi nach Schwäbisch Hall ins Nikolaihaus um. „Am Anfang war mir
das nicht recht. Aber jetzt merke
ich, dass hier immer was los ist.
Wenn ich nicht allein sein will, dann
muss ich nicht“, sagt sie. Auch die
Werkstatt in Obersontheim kommt
sie regelmäßig besuchen.
In diesen Tagen ist Evi Kreidl beim
jährlichen festlichen Heimbeirats­
essen verabschiedet worden. Es gab
einen großen bunten Blumenstrauß
und ein Fläschen Raki für die dienstälteste Heimbeirätin vom Dienststellenleiter Frank Silbermann. Evi
hat bei der Übergabe die Augen
aufgeschlagen und gelächelt. „Ich
hätte nie gedacht, dass ich mal so
lange in einem Heim leben werde
und dass es mir dort so gut geht.“
red / svV
1/2015 MAGAZIN
12
Kirchentag
Evi Kreidl
8–9
10 – 11
HELFEN
Metallwerkstatt Münsingen
12 – 13
Interview Bleher
13
14 – 15
Die Abteilung Metallverarbeitung und Montage
der Werkstatt an der Schanz wird zehn Jahre alt.
Der beste Start
für den Sprung
auf den ersten
Arbeitsmarkt.
metallisches Kling, das rhythmische
Stampfen der Stanzmaschine und
das sirrende Z
­ ischen des Kühlwassers,
in der großen Halle geht es zu wie in
der Montageabteilung von Autozulieferern oder Schlossereien.
Learning by doing, also das ­Lernen
durch Handeln, ist das häufigste
Modell im lebenslangen Lernpro­
zess. Da spielt es keine Rolle, ob
ein Mensch mit oder ohne Behinderung lernen möchte. Deshalb ist
die Außenarbeitsgruppe Metall und
Montage (MeMo) der Werkstatt
an der Schanz in der Robert-BoschStraße in Münsingen ein perfekter
Ort, um für das Leben zu lernen.
Die Außen­arbeitsgruppe wird in diesem Jahr zehn Jahre alt. Unter Bedingungen wie in der freien Wirtschaft
montieren und verarbeiten hier Menschen mit Behinderung Auftragsarbeiten von namhaften Kunden. Sie
stellen Druckdosen für Steuerungsvorgänge fertig und fräsen Metallschienen ab. Sie stanzen M
­ etallstäbe
und nieten Gestänge. Dabei teilen
sich die derzeit zehn Beschäftigten
die insgesamt zwölf Plätze in der
Fabrikhalle. Dumpfes Klong und
Samariterstiftung
„Hier ist der perfekte Ort, um sich
darauf vorzubereiten, wieder auf
dem ersten Arbeitsmarkt unterzukommen“, sagt Bernd-Otto Bahnmüller, Werkgruppenleiter. Er leitet
die Außenarbeitsgruppe seit 1997
und stellt fest, dass auch hier das
Tempo stetig zulegt. „Als ich anfing,
gab es noch keine Computer. Heute
kommt eine E-Mail nach der anderen. Wer am Ball bleiben möchte,
muss schnell sein.“ Aber in der freien
Wirtschaft funktioniert es natürlich
kein bisschen ­anders. Die Menschen
mit Behinderung lernen hier also das
Leben selbst. „Ich finde es toll, dass
ich hier bei meiner Arbeit voll dabei
sein muss“, sagt Klaus Petri. Er ist
eigentlich in der Landwirtschaft oben
in Grafeneck beschäftigt, hilft aber
in der MeMo aus, weil hier so viele
Aufträge anstehen. „Ich muss hier
mitdenken und Feinmotorik einsetzen“, sagt er, während er die letzten Vorrichtungen an der Druckdose
­befestigt.
Auch Thomas Gonon findet die Aufgaben in der MeMo „abwechslungs-
reich und spannend“. Verkabeln sei
eine Aufgabe, die von ihm eine gute
Konzentration verlange. Wenn er es
schafft, mache ihn das stolz. In der
Außengruppe der Werkstatt an der
Schanz fallen Montagetätigkeiten,
Kontroll- und Kommissionsarbeiten
an. Auch in der mechanischen Fertigung müssen die Beschäftigten fit
sein. Alles Dinge, für die auch auf
dem ersten Arbeitsmarkt verläss­
liche und gute Mitarbeiter gesucht
werden. „Deshalb ist es eine gute
Möglichkeit für junge Menschen, die
nach dem Schulabschluss noch nicht
sicher sind, ob sie es auf dem ersten
Arbeitsmarkt packen, hier ihre Belastungsfähigkeit auszuprobieren und
sich gegebenenfalls Unterstützung
zu holen“, erklärt Britta Lucas, die
­Leiterin der Werkstatt an der Schanz.
Wer sich nach dem Besuch einer
Förderschule also für das Berufs­
leben wappnen möchte, stellt bei
der Agentur für Arbeit den Antrag
fürs Eingangsverfahren in den Berufsbildungsbereich. Gut wäre es, wenn
Interessenten vielleicht bereits zuvor
während der Schulferien Praktika
in der MeMo absolviert hätten. Auf
jeden Fall wird die Vorbereitungszeit bis der Antrag bewilligt ist gut
genutzt, damit ausgelotet werden
kann, welche Tätigkeit den Fähigkeiten und Neigungen des jungen
Menschen am besten entspricht.
Seit die MeMo im D
­ ezember 2004
in die Robert-Bosch-Straße umgesiedelt ist, (davor war sie in der Garage
der Werkstatt an der Schanz unter­
gebracht) ist viel passiert. Computer­
gesteuerte Maschinen und viel
komplexere Arbeiten als früher sind
hinzugekommen. Die AuftraggeberRunde ist auf sechs treue Kunden
angewachsen. Und 2010 musste
das Lager um weitere 300 Quadrat­
meter erweitert werden. Aber auch
die Beschäftigten selbst haben sich
geändert. Während noch vor zehn
Jahren der größte Teil von ihnen mit
den Folgen einer geistigen Behinderung leben musste, sind die meisten
heute psychisch erkrankt.
zu tun, als von acht bis 16 Uhr Haken
an die Punkte auf der Aufgabenliste zu
setzen. „Im Umgang mit den Menschen mit psychischen ­Erkrankungen
habe ich einen ganz neuen Blick auf
diese Krankheit entwickelt“, sagt
­
auch Gruppenleiter Rainer ­Grebitus,
„ich bin mir sicher, dass das hier eine
gute Chance ist, um wieder in der
Gesellschaft ankommen zu können.“
red / svV
„Ich brauche heute sehr viel mehr
Zeit, um den Menschen zuzu­
hören. Wenn sie nicht gut drauf
sind, geht die Arbeit an dem
Tag eben nicht so gut von der
Hand wie sonst“, sagt BerndOtto Bahnmüller. Der Industrie­
mechanikermeister mit Zusatz­aus­
bildung als Arbeitserzieher liebt es,
mit Menschen zu arbeiten und mehr
1/2015 MAGAZIN
14
Kirchentag
Evi Kreidl
Metallwerkstatt Münsingen
8–9
10 – 11
12 – 13
HELFEN
Interview Bleher
14 – 15
Forstwirtschaft
Heimbegehungen
Termine
Wir bewegen was
18 – 19
20 – 21
22 – 23
16 – 17
15
Wolfgang Bleher, Leitender Referent für
Eingliederungshilfe im Gespräch
Ohne Kommunikation keine Inklusion
„Wir reden viel und sagen wenig“,
lautet der Titel eines Sachbuches von
Michael Hufnagel zum Gebrauch von
Sprache in unserem Alltag. Seit die
Vereinten Nationen am 13. D
­ ezember
2006 das „Übereinkommen über die
Rechte von Menschen mit Behinderungen” (Convention on the Rights
of Persons with Disabilities – CRPD)
beschlossen haben, und es auch von
der Bundesrepublik Deutschland
ratifiziert wurde, ist allerorten von
Inklusion die Rede. Aber wird über
Inklusion tatsächlich gesprochen
und wenn ja, was ist dann jeweils
gemeint? Wolfgang Bleher, Leitender Referent Eingliederungshilfe bei
der Samariterstiftung, gibt Antwort.
Herr Bleher, wenn auf der Straße
von Inklusion gesprochen oder in der
Lokalzeitung von Inklusion geschrieben wird, was ist damit gemeint?
Vorweg – es wird unheimlich viel über
Inklusion geredet und geschrieben.
Nicht immer ist klar, was gemeint
ist und nach meiner Einschätzung ist
der Umgang mit dem Begriff Inklusion auch etwas inflationär geworden. Landläufig ist damit der barri­
erefreie Zugang zum Bahngleis oder
der absenkbare Einstieg in den Bus
gemeint und vor allem die Fragen der
schulischen Möglichkeiten für Menschen mit einer Behinderung. Häufig
Samariterstiftung
wird die Inklusion auch als Ablösung
für die „veraltete“ Integration dargestellt – das sehe ich nicht so. Auch
die vielen grafischen Darstellungen
in verschiedenen Medien suggerieren mit Methoden der Mengenlehre
und unter Zuhilfenahme verschiedener Früchte und Gummibärchen die
vermeintlich einfache Lösung, bunte
Punkte in einem großen Kreis zu vereinen. Ich verstehe die Intention dieses Ansatzes, bin aber fachlich hier
eher kritisch aufgestellt.
Um was geht es denn bei Inklusion
dann tatsächlich?
Der Gedanke der Inklusion setzt
voraus, dass die Menschen verschieden und aber dabei auch gleichwertig sind. Dabei geht es um alle
Menschen, die in ihrem Leben mit
Beeinträchtigungen umgehen müs­
sen oder Benachteiligungen erfahren.
Inklusion wird umfassend verstanden
als Recht für alle Menschen. Inklusion
ist eine Idee der Gemeinsamkeit in
Vielfalt. Erst aus der Gemeinsamkeit
des Verschiedenen entsteht letztlich
eine demokratische Gesellschaft.
Inklusion ist keine Maßnahme nur
für Menschen mit Behinderungen. Es
geht darum, für alle Menschen gleiche Chancen der Teilhabe in Bildung
und Wissenschaft, in Wirtschaft und
Arbeit, in Gesellschaft und Kultur zu
gewährleisten. Es geht aber trotzdem
nicht darum, alle gleich zu machen
oder dafür zu sorgen, dass Alle alles
gleich gut können!
Ist dieser Zustand nicht bereits
­Realität im Alltag? Alles spricht und
schreibt doch in diesem Sinn?
Ja, es wird viel geschrieben und viel
geredet. Aber wenn Menschen mit
Behinderungen in den Medien eine
Rolle spielen, dann immer mit einem
bestimmten Touch – guck mal, wie er
sein Leben hinkriegt – obwohl er doch
behindert ist. Die Berichter­
stattung
ist nach wie vor von Klischees
geprägt. Oder es werden AntistigmaKampagnen initiiert, die dann genau
ins gegenteilige Horn stoßen und
alle verdammen, die auf Abstand
zu Menschen mit Behinderungen
gehen. Beide Sprachformen bringen
der breiten Öffentlichkeit nicht nahe,
worum es eigentlich wirklich geht.
Worum geht es dann?
Inklusion ist der völkerrechtliche
Maßstab für ein Leben in Würde und
Freiheit aller Menschen. Mitleid und
gönnerhaftes Wohlwollen, der erhobene Zeigefinger oder die moralische
Verurteilung sind alles keine Mittel,
würde- und respektvoll mit dem
Gegenüber umzugehen, gleich ob
mit oder ohne Behinderung. Jeder hat
Anspruch auf alle in dieser Erklärung
verkündeten Rechte und Freiheiten,
ohne irgendeinen Unterschied.
Wie denken Sie, kann das g
­ elingen?
Inklusion geschieht, wenn es persönliche Begegnungen zwischen
Menschen mit und ohne Behinderung gibt. Wenn Netzwerke gebildet werden, in denen sich jeder und
jede mit ihren Stärken einbringen
kann. Der Mensch reagiert gemeinhin immer noch nach dem Prinzip,
was ich nicht kenne, lehne ich ab
oder bleibe erstmal auf Distanz dazu.
Also müssen Menschen, Lebensentwürfe und -einstellungen miteinander
bekannt gemacht werden. Das sollte
vor allem auch in ungewöhnlichen
Situationen geschehen. Beispielsweise auf dem Wochenmarkt oder
in Schulen. Dort wo sich Menschen
mit und ohne Behinderung völlig
unvermittelt begegnen, da können
die Funken überspringen. Da kann
ein Feuer entstehen. In diesem Sinn
ist dann das bekannte Sprichwort so
umzudrehen: „Wenn der Funke überspringt, kann ein Feuer in dir brennen“. Damit rückt dann Inklusion
endgültig aus dem Paragraphenwald
und kann wirklich gelebt und belebt
werden. Ich erinnere an die GorillaAktion (www.deingorilla.de), die die
Samariterstiftung mit initiiert hat,
und bei der Kinder mit und ohne
Behinderung gemeinsam FreestyleSportarten probiert und außerdem
gelernt haben, wie gute Ernährung
geht. Schüler und Lehrkräfte sind von
dieser ungewöhnlichen Begegnung
so begeistert gewesen, dass sie auch
weiterhin in engem Kontakt miteinander stehen und zwar Regelschulen
und Förderschulen.
red / svV
1/2015 MAGAZIN
16
Kirchentag
Evi Kreidl
Metallwerkstatt Münsingen
Interview Bleher
8–9
10 – 11
12 – 13
14 – 15
WIR
Forstwirtschaft
16 – 17
Heimbegehungen
Termine
Wir bewegen
18 – 19
20 – 21
22 – 23
17
Samariterstiftung betreibt im Schwarzwald
nachhaltige Forstwirtschaft.
Wer durch Schwaben reist, der sollte nie vergessen, auch
Jeder Baum
ist pures Leben
ein wenig in den Schwarzwald hineinzuschauen; nicht
der Bäume wegen, obgleich man nicht überall solch unermessliche Menge herrlich aufgeschossener Tannen findet,
sondern wegen der Leute, die sich von den andern
Menschen ringsumher merkwürdig unterscheiden. Sie
sind größer als gewöhnliche Menschen, breitschultrig,
von starken Gliedern, und es ist, als ob der stärkende Duft,
der morgens durch die Tannen strömt, ihnen von Jugend
auf einen freieren Atem, ein klareres Auge und einen
festeren, wenn auch raueren Mut als den Bewohnern der
Stromtäler und Ebenen gegeben hätte.
Das kalte Herz, Wilhelm Hauff
Es ist noch nicht lange her, da war
es in aller Munde. Das Waldsterben.
Dieses Thema war so deutsch, dass
anderen Nationen kein Name dazu
einfiel. „Le Waldsterben“ nannten es
die Franzosen, vom „German Waldsterben“ sprachen Amerikaner und
Briten. Heute, knapp 30 Jahre später,
hat sich der deutsche Wald erholt.
Das liegt nicht nur an Filtern in Kraftwerken und Katalysatoren in Auspuffanlagen. Der Schutz des Waldes
ist heute im Bewusstsein verankert –
überall auf der Welt. Die Samariterstiftung hat ihn mit geschützt.
Fast die Hälfte des bundesdeutschen
Waldes zählt zum Privatwald, das
ist gemessen an der gesamten
­deutschen Land- und Forstwirtschaft
ein sehr hoher Anteil. Typisch für
die Höhenlagen im majestätischen
Schwarzwald, die für die landwirtschaftliche Nutzung nicht geeignet
Samariterstiftung
sind, ist der so genannte Bauernwald. Der Samariterstiftung gehören 27,7 Hektar davon – und zwar
in Schramberg. Seit Dr. Gotthilf
Vöhringer, Namenspatron und Stifter
des Nürtinger Altenpflegeheims in
Oberensingen, der Samariterstiftung
im Mai 1955 diesen Wald vermacht
hat, gehört die Stiftung zu den bundesdeutschen Waldbesitzern. Schon
von Anfang an handelte es sich bei
diesem Wald nicht um Monokultur.
Hier stehen zu 97 Prozent Nadelbäume, doch Fichte, Tanne, Douglasie und Kiefer sind gemischt. Einige
der Nadelbäume sind älter als die
Stiftung selbst – und diese wird in
diesem Jahr immerhin 130 Jahre alt.
Fast 700 Festmeter Holz konnten hier
im vergangenen Jahr eingeschlagen
werden. Eine respektable Ernte, die
beim seit etwa 2010 stabilen Holzpreis auch Einiges eingebracht hat.
„Aber für uns steht nicht der Gewinn
im Vordergrund“, sagt ­
Jürgen
Schlepckow vom Vorstand. Holz ist
­
der wichtigste nachwachsende Rohstoff auf der Welt überhaupt. Für
eine Stiftung, die in ihrem Leitbild
verankert hat, Verantwortung für
Gottes Schöpfung zu übernehmen,
ist es deshalb selbstverständlich, als
Waldbesitzer ökologisch sinnvoll zu
handeln. Für einen Kubikmeter Holzmasse entzieht ein Baum der Luft
eine Tonne Kohlenstoffdioxid, bindet 250 Kilogramm Kohlenstoff und
erzeugt 750 Kilogramm Sauer­
stoff.
Da sie, wie die Bäume der Samariterstiftung zeigen, sehr lange leben,
nehmen sie im Laufe ihres Lebens
große Mengen des Gases auf. „Es ist
im Sinn aller Menschen, den Wald
zu pflegen und zu schützen“, sagt
Hubert Braun, der von 1977 bis
2011 als Revierförster den SamariterWald betreut und bewirtschaftet hat.
Noch heute arbeitet er ehrenamtlich
mit seinem Nachfolger und jetzigen
Revierförster zusammen und kümmert sich mit großer Hingabe um die
knapp 30 Hektar. „Es war und ist ein
sehr angenehmes Arbeiten, weil die
Samariterstiftung nicht – wie viele
andere Waldbesitzer – kurzfristig
denkt, sondern nachhaltig wirtschaftet“, sagt Braun. „Schlage nur so viel
Holz ein, wie der Wald verkraften
kann! So viel Holz, wie nachwachsen
kann“, so formulierte es 1713 HansKarl von Carlowitz in seinem Buch
über die Ökonomie der Waldkultur
„Silvicultura oeconomica“. Seither
hat sich der Begriff der Nachhaltigkeit entwickelt. Heute beschreibt
er einen Weg, die Welt im Gleichgewicht zu halten. Gesundes Leben
nicht ohne Wald! Die Samariter­
stiftung lässt deshalb nur dann Holz
einschlagen, wenn es richtig ist. Es
können bis zu zehn Jahre zwischen
den verschiedenen Holzeinschlägen
liegen. Sie setzt auf eine naturnahe
Forstwirtschaft und den damit verbundenen Naturverjüngungsbetrieb.
Das bedeutet, dass sich der bestehende Wald selbst aussamt. So werden Kahlflächen vermieden. Bäume,
die sich selbst ausgesamt haben,
müssen zudem nicht verpflanzt,
also zusätzlich geschwächt, werden.
„Es ist deutlich zu sehen, dass unser
Wald gesünder ist als andere“, erzählt
Jürgen Schlepckow, der gemeinsam
­
mit seinem Kollegen, Dr. Eberhard
Goll und dem Vorstandsvorsitzenden Frank Wößner, den Wald im
vergangenen Jahr durchwandert hat.
„Mir geht das Herz auf, wenn ich die
kräftigen Bäume sehe“, sagt Schlepckow, der selbst im Schwarzwald auf­
gewachsen ist.
Der Waldbesitz ist nicht bloß ein
Hobby der Stiftung, sondern g
­ elebtes
Leitbild. „So wie wir den Wald
bewirtschaften, arbeiten wir auch
als Samariter­
stiftung“ – darin sind
sich die drei Vorstände einig. Der
Vorstandsvorsitzende Frank Wößner
ergänzt: „Der Wald passt richtig gut
zu uns. Die Art der Bewirtschaftung
zeigt, dass uns Aspekte wie Nachhaltigkeit, Ökologie und organisches Wachstum wirklich am Herzen
­liegen“.
Der Wald der Samariterstiftung
erstreckt sich in Hanglage auf bis
zu 700 Meter Höhe. Vom höchsten
Punkt aus bietet sich ein wunderschöner Ausblick ins Kirnbachtal,
eines der fünf Täler, die Schramberg
auch den Beinamen „Fünftälerstadt“
eingebracht haben.
red / svV
1/2015 MAGAZIN
18
Kirchentag
Evi Kreidl
Metallwerkstatt Münsingen
Interview Bleher
Forstwirtschaft
8–9
10 – 11
12 – 13
14 – 15
16 – 17
WIR
Heimbegehungen
18 – 19
Termine
Wir bewegen
20 – 21
22 – 23
19
Gesetz für unterstützende Wohnformen, Teilhabe
und Pflege sieht Heimbegehung vor.
Gute Kommunikation
sichert gute Pflege
Auch zwanzig Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung hat
die Debatte um die Qualität in der
Pflege nichts an Aktualität eingebüßt. Es wird noch immer mehr von
vermeintlichen „Pflegeskandalen“ als
von positiven Beispielen in der Pflege
gesprochen oder berichtet. Dabei
sind die Träger der Pflegeeinrichtungen selbst und die Heimaufsichtsbehörden sehr daran interessiert, dass
die Öffentlichkeit „Pflege“ anders
wahrnimmt als üblicherweise. Konstruktive und transparente Gespräche
zwischen diesen beiden helfen, Pflege
als eine partnerschaftliche Beziehung
darzustellen. Das zeigt unser Beispiel:
das Samariterstift Pfullingen.
Im Gesetz für unterstützende Wohnformen, Teilhabe und Pflege (WTPG)
vom 31. Mai 2014 wurde bestätigt,
was schon zuvor im Landesheim­
gesetz galt: Die Heimaufsichtsbehörden auf Landkreisebene k­ ontrollieren
und beraten „unterstützende Wohnformen“ im Sinn des WTPG. Zu diesen gehören insbesondere stationäre
Einrichtungen wie Pflegeheime, Kurz­
zeitpflegeeinrichtungen, Wohnstätten
der Eingliederungshilfe oder Hospize.
Auch ambulant betreute Wohngemeinschaften fallen unter den Anwendungsbereich des Gesetzes und werden überprüft. Die Zuständigkeit für
die Heimaufsicht ist in Baden-Württemberg unterschiedlich organisiert.
Die oberste Heimaufsichtsbehörde ist
das Sozialministerium Baden-Württemberg. Die Regierungspräsidien in
Stuttgart, Karlsruhe, Tübingen und
Freiburg sind die oberen HeimaufSamariterstiftung
sichtsbehörden (Widerspruchsbehörden). Die operative, unmittelbare
Ebene liegt bei den unteren Heimaufsichtsbehörden, die in der Regel bei
den Landkreisen oder den kreisfreien
Städten angesiedelt sind. Alle Heime
werden von der Heimaufsicht auf
Grundlage des WTPG grundsätzlich
einmal jährlich kontrolliert. Die Begehungen vor Ort werden unangemeldet vorgenommen.
„Wir erhalten einmal im Jahr einen
Erhebungsbogen, mit dem dann
bereits vor der Begehung bestimmte
Strukturdaten abgefragt werden.
Dieser dient als Grundlage für die
Begehung“, berichtet Margrit Vollmer-Herrmann, Dienststellenleiterin.
Geprüft werden Organisationsstrukturen, Dienstpläne, die Erfüllung der
vorgeschriebenen
Fachkraftquote,
aber auch die allgemeinen Hygienezustände und die pflegerische Versorgung der Bewohner. Was, wann
und in welchem Umfang überprüft
werden muss, ist in einem Prüfleitfaden für die Heimaufsicht, herausgegeben vom Sozialministerium,
festgelegt. „Das ist kein leichtes Terrain“, sagt Vollmer-Herrmann. Denn
Prüfen kann schnell als Kontrolle
verstanden werden. Hinzu komme,
dass neueste pflegewissenschaftliche
Erkenntnisse nicht immer Niederschlag bei den Prüfkriterien fänden.
In solchen Fällen ist es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen.
So hat die Samariterstiftung auch
frühzeitig mit der Heimaufsicht
die neue Konzeption der Hausgemeinschaften ­
kommuniziert, da die
FORDERUNGEN UND
­WÜNSCHE
Personal­bemessung dabei nicht mehr
nach festen Wohnbereichen bewertet werden kann, sondern auf die
Gesamtzahl der Bewohner im Haus.
Ein sorgfältiges Kommunizieren zwischen Heimaufsicht und Einrichtung
sei nötig. „Wir konnten das Hausgemeinschaftsmodell so erklären, dass
verständlich wurde, weshalb die
Pflegefachkräfte nicht mehr nur an
einem Ort präsent sind“, erinnert die
Dienstellenleiterin.
Zweck der Prüfungen ist es, die Würde
sowie die Interessen und Bedürfnisse der Bewohner in Heimen vor
Beeinträchtigung jeglicher Art und
von jedweder Seite zu schützen. Die
Zusammenarbeit der für die Durchführung dieses Gesetzes zuständigen Behörden mit den Trägern und
deren Verbänden, den Pflegekassen,
dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) sowie den
Trägern der Sozialhilfe soll durch das
WTPG gestärkt werden.
der Bewohner attestiert werden.
„Aber so ein unangemeldeter Besuch
verursacht immer auch Aufregung“,
gesteht M
­ argrit Vollmer-Herrmann.
Zwar sei die Zusammenarbeit mit
der Heimaufsichtsbehörde des Landkreises Reutlingen seit Jahren vertrauensvoll und gut. Differenzen in der
Einschätzung der Qualität konnten
immer vernünftig gemeinsam geklärt
werden.
„Die Heimaufsicht leistet wertvolle
Arbeit“, sagte Landrat ­Thomas Reumann, externes Mitglied der Enquetekommission „Pflege in Baden-Württemberg
zukunftsorientiert
und
generationengerecht gestalten“. Er
hatte unlängst die Enquetemitglieder
der Christdemokraten unter Leitung
des Obmanns Thaddäus Kunzmann
eingeladen, an einer Routine-Begehung der Heimaufsicht des Landrats­
amts im Samariterstift in Pfullingen
teilzunehmen. Aus pflegefachlicher,
sozialmedizinischer und hygienischer
Sicht konnte der Einrichtung nach
der Begehung eine gute Versorgung
„Doch die Mitarbeitenden leiden sehr
stark darunter, dass ihnen unterstellt
wird, sie könnten grob fahrlässig oder
gar vorsätzlich Bewohnern schaden“,
erklärte Dr. Eberhard Goll, Vorstand
Altenhilfe und Pflege bei dem Besuch
der Kommission. Zudem stellt sich in
70 Prozent aller Fälle heraus, dass die
Prüfinhalte von MDK und Heimaufsicht deckungsgleich sind. Der Medizinische Dienst der Kranken­
kassen
(MDK) kommt nämlich ebenso
unangemeldet einmal im Jahr vorbei.
Klar ist allen, dass Qualität nicht von
außen in die Einrichtungen „hineinkontrolliert“ werden kann, sondern
1. Prüfberichte sind stark auf Defizite / Mängel
ausgerichtet. Dinge, die gut laufen, werden gar nicht oder nur marginal erwähnt.
Vermeidung von Doppel­prüfungen durch
bessere Abstimmung zwischen den Prüfungen durch die Heimaufsicht und den
MDK (und ggf. weiterer Behörden)
von innen heraus entwickelt werden
muss. Dies entspricht dem gesetzlichen Auftrag, wonach die Träger von
Pflegeeinrichtungen „für die Qualität
der Leistungen ihrer Einrichtungen
einschließlich der Sicherung und
Weiterentwicklung der Pflegequalität verantwortlich sind“ und immer
schon dem Selbstverständnis der
Samariterstiftung.
Parallel zu den Prüfaufgaben hat die
Heimaufsicht einen umfassenden
Beratungsauftrag für Bewohner und
Angehörige sowie die Mitarbeiter
und Träger der Heime. Die Beratungs- und Informationsaufgaben
gelten für die Gründung einer Einrichtung wie für die Durchführung
des Heimbetriebes. „Deshalb haben
wir bei der ersten Einrichtung einer
ambulant betreuten Senioren-Wohngemeinschaft im Land die Heimaufsicht von Anfang an in die Planungen
und Überlegungen einbezogen“,
sagt Vollmer-Herrmann.
red / svV
2. Berücksichtigung von freiwilligen Prüfungen (Qualitätssiegel) der Träger bei Umfang, Intensität und Häufigkeit der Heimaufsichtsprüfungen
3. Qualitätsentwicklung und -sicherung
auch bei den Heimaufsichtsbehörden
(Prüfrichtlinien, die wissenschaftlichen
Kriterien Stand halten, Qualifizierung der
Mitarbeitenden und der externen fachund sachkundigen Personen)
4. Vereinheitlichung der Prüfberichte so, dass
sie wirklich für die Interessenten eine Aussagekraft zur Qualität der Heime bringen
5. Beachtung der leistungsrechtlichen Grenzen der Arbeit in den stationären Einrichtungen; Klärung von Unvereinbarkeiten
in der Pflegesatzkommission (mit Beteiligung des Sozialministeriums)
6. Heimbegehungen am Tag vorher ankündigen
7. Wenn tatsächlich und unmittelbar eine
Gefahr für Leib und Leben der Bewohner
vorliegt, ist konsequentes Handeln der
Heimaufsicht geboten. Anders zu behandeln sind die vielen kleineren Mängel, die
im Alltag vorkommen können.
1/2015 MAGAZIN
20
Kirchentag
Evi Kreidl
Metallwerkstatt Münsingen
Interview Bleher
Forstwirtschaft
Heimbegehungen
8–9
10 – 11
12 – 13
14 – 15
16 – 17
18 – 19
Termine
20 – 21
Wir bewegen
22 – 23
21
WIR
APRIL
12.04.2015
10.00 Uhr
Sankt Veit Kirche,
Kirchstraße, Gärtringen
Einsetzungsgottesdienst für ­Matthias
­Kircher, Hausleiter Samariterstift
Gärtringen
JUNI
25.04.2015
10.00 Uhr
Fest: Zehn Jahre
­Kooperation mit
BOSCH in Feuerbach ­
Seestraße 74, ­Leonberg,
­Samariterstift Leonberg
MAI
08.05.2015
10.00 Uhr
Festveranstaltung zum
zehnten Geburtstag
der Außenarbeitsstelle
­Metall und Montage der
WfbM in Münsingen
16.04.2015
19.30 Uhr
Das Projekt ­Weltethos,
Globale Werte in
­Wirtschaft und Politik
Kreissparkasse Pfullingen
Lindenplatz 2, in Kooperation von
Kreissparkasse, Pfullinger Stiftung
ZEIT FÜR MENSCHEN und Samariterstiftung
17.04.2015
09.30 Uhr
Einweihung
­Samariterstift
­Pfullingen
Hohmorgenstraße 15, Pfullingen
nach Umbau und Sanierung
Samariterstiftung
Graf-Zeppelin-Straße
21.05.2015
18.00 Uhr
Gruppendynamik –
Bilder einer A
­ usstellung
Ergebnisse des Malkurses
Rathaus Wendlingen
Weitere Termine
entnehmen Sie
bitte unserer
Homepage!
www.samariterstiftung.de
03.06. –
07.06.2015
Deutscher Evange­
lischer Kirchentag
Diakoniedorf um die Leonhards­
kirche, die Samariterstiftung ist dabei
20.06.2015
10.00 Uhr
Dankeschöntag für
alle Ehrenamtlichen,
Alenberghalle
Münsingen
07.06.2015
13 bis 18 Uhr
Zehn Jahre
Otto-Mörike-Stift
Tag der offenen Tür in Weissach
09.06.2015
18.00 Uhr
Denkrunde
der Sprecherkreise
12.06.2015
14.00 Uhr
Einweihung neuer
Aussenstandort Werk­
statt Wendlingen
14.06.2015
10 bis 17 Uhr
50 Jahre
Behindertenhilfe Ostalb
16.06.2015
19.00 Uhr
Forum
ZIVILGESELLSCHAFT
BW-Bank Stuttgart,
26.06.2015
09.00 Uhr
Jahresveranstaltung
Leonberger Stiftung
Zeit für Menschen,
Stadtspaziergang
­Eltingen, mit Theater­
vorstellung
Impressum
Wir helfen Menschen
Magazin
Magazin
Herausgeber: Samariterstiftung | Schlossweg 1 | 72622 Nürtingen
Telefon 07022/505-200 | Telefax 07022/505-255
www.samariterstiftung.de | www.zeitfuermenschen.de
Verantwortlich im Sinn
des Presserechts (v.i.S.d.P): Frank Wößner
Redaktion: Sabine von Varendorff (Redaktionsleitung)
Autoren dieser Ausgabe:
Reinhard Gradmann, Andreas Schlegel
E-Mail an die Redaktion: [email protected]
Redaktions-Telefon: 07022 505 204
Konzeption / Layout : BEENKER & KOLLEGEN, Stuttgart
Realisierung: BEENKER & KOLLEGEN, Stuttgart
Druck: Gmähle-Scheel Print-Medien GmbH
(FSC-zertifiziertes Papier)
Erscheinungsweise: 2x jährlich
Artikel im MAGAZIN geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder.
Für unverlangt eingesandte Artikel, Fotos u. ä. wird keine Haftung übernommen.
Rechte
Alle im MAGAZIN veröffentlichten Beiträge, Fotos, Grafiken u. Ä. sind urheberrechtlich geschützt. Die Reproduktion, ganz oder in Teilen, durch Nachdruck, fototechnische Vervielfältigung oder durch andere Verfahren sowie das Einspeisen in elektronische Systeme bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Redaktion
Bildnachweise
Titel Samariterstiftung: iStock, Titel ZfM: iStock, S. 2 u. 3 BEENKER & KOLLEGEN,
S. 6 u. 7 von Varendorff, S. 8 u. 9 eingesendet, S. 10 u. 11 von Varendorff, S. 12 u.
13 von Varendorff, S. 14 u. 15 Archiv und von Varendorff und Gorilla, S. 16 u. 17
Braun und Privat und ub, S. 18 u. 19 Archiv, S. 20 u. 21 von Varendorff, S. 22 u. 23
Gradmann und Fezer und Archiv, S. 28 u. 29 Aldinger, S. 30 u. 31 von Varendorff
und Archiv, S. 32 u. 33 von Varendorff und Archiv, S. 34 u. 35 von V
­ arendorff, S. 36
u. 37 Privat, S. 38 u. 39 Aldinger, S. 40 u. 41 von Varendorff
JULI
09.07.2015
17.00 Uhr
White Dinner,
Münsingen
AUGUST
29.08.2015
TERMINE
17.00 Uhr
White Dinner,
Seestraße, Leonberg
kleiner Schlossplatz
1/2015 MAGAZIN
22
Kirchentag
Evi Kreidl
Metallwerkstatt Münsingen
Interview Bleher
Forstwirtschaft
Heimbegehungen
Termine
8–9
10 – 11
12 – 13
14 – 15
16 – 17
18 – 19
20 – 21
WIR
Hoher Besuch
Ministerpräsident Winfried
Kretschmann besucht die
­Gedenkstätte in Grafeneck.
Neugründung
– 26. März 2015 –
Feuerbacher Stiftung ZEIT FÜR
MENSCHEN ins Leben gerufen
Einsetzung
Eröffnung
Beschützter Bereich „Einweihung“ im Januar
Das Samariterstift Geislingen bietet seit Anfang des Jahres einen „Beschützenden Wohnbereich“. Im
Erdgeschoss sind in rund einem Jahr mehrere Räume verwandelt worden – sie beherbergen nun außer
zwölf Tagespflegeplätzen ebenfalls eine Hausgemeinschaft mit zwölf Einzelzimmern für Demenzkranke. Ihnen stehen ein heller Aufenthaltsraum – das Herzstück der Gruppe – und
geräumige Zimmer sowie ein direkter Gartenzugang aus dem Gemeinschaftsbereich,
zur Verfügung. Der Freundeskreis des Samariterstifts Geislingen hat mit großem
Engagement für den beschützten Garten eine stattliche Summe Geld gesammelt.
Neues und Tradition, Feier im Januar
Wie gehabt: das Samariterstift Ostfildern in Ruit liegt mitten im Ortskern. Aber seit
Jahresbeginn bietet es, nach einem umfangreichen Umbau und aufwändiger Renovierung, in sechs überschaubaren Hausgemeinschaften ausschließlich Einzelzimmer an.
Ende Mai wird der Berufsbildungsbereich der Werkstatt am Neckar
ausgelagert werden und in die
Wendlinger Innenstadt umziehen.
Die entsprechenden Umbauarbeiten haben sich über Wochen hingezogen.
Die Samariterstiftung hat am 19.
März bereits zum zweiten Mal
etwa 120 Führungskräfte aus allen
Bereichen der Stiftung zu einem
großen Forum eingeladen.
Mitsprache
Die Werkstatt am Neckar hat mit
Thomas Cwik einen neuen Werkstattleiter. Er ist mit einem feier­
lichen Gottesdienst am 15. März in
der Johanneskirche in Wendlingen
in sein Amt eingesetzt worden.
Samariterstiftung
23
Führungsqualität
Wir bewegen
Umzug
Wir bewegen
22 – 23
Erinnerung
Mit einer würdevolle Gedenkfeier ist beim Samariterstift Obersontheim am 14. März an die Euthanasie­
opfer erinnert worden. 2011 ist der Gedenkstein
vor der Samariterstiftung enthüllt worden. Er wurde
zur Erinnerung an die vier Frauen aufgestellt, die im
Samariter­stift Obersontheim gelebt hatten, und am
4. April 1941 in der hessischen Tötungsanstalt Hadamar von den Nazis ermordet wurden: Marie Heinrich
aus Rettersburg (ehemals Kreis Waiblingen), Rosine
Hummel aus Sondelfingen bei Reutlingen, Anna Katz
aus Isingen (ehemals Kreis Sulz am Neckar) und Emma
Wahl aus Strümpfelbach bei Waiblingen.
Dr. Eberhard Goll, Vorstand Altenhilfe
und Pflege, hat Anfang März, auf Einladung des Diakonischen Werkes Württemberg in Stuttgart, einen Praxisbericht über das Vorgehen
der Samariterstiftung bei
der Umsetzung der Landesheimbauverordnung
am
Beispiel des Samariterstiftes
Zuffenhausen gegeben.
Die Samariterstiftung beteiligt sich an der Entwicklung des Expertenstandards
„chronischer Schmerz“ und
ist mit dem Samariterstift
im Mühlenviertel bei der Implementierung der neuen vereinfachten Pflege­
dokumentation mit von der Partie.
Wolfgang Bleher, leitender
Referent Eingliederungshilfe,
hat Mitte März an der Steuerkreissitzung des bundesweiten
Projektes „Neue Bildungssystematik in den Werkstätten“
teilgenommen. Die Samariterstiftung ist dort von jetzt an
offizieller Verbundpartner.
Die Beschäftigten der
Werkstatt am Neckar
stellen vom 18. Mai bis
30. Juni 2015 ihre Kunstwerke aus. Zu sehen
sind die Werke aus der
Kunsttherapie im Rathaus in Wendlingen.
Ausstellung
Angehört
Frank Wößner, Vorstandsvorsitzender der Samariterstiftung hat bei
der jüngsten Sitzung der Enquetekommission „Pflege in Baden-Württemberg zukunftsorientiert und
generationengerecht gestalten“
gesprochen. Eine Viertelstunde
stellte er die Quartiersarbeit der
Stiftung vor, mit der die Samariterstiftung den Folgen, die der demographische und soziale Wandel mit
sich bringt, begegnet. Wößner
stellte die Quartiersentwicklung
als langfristig angelegte strategische Aufgabe dar. Er formulierte
Anforderungen an die Bundes- und
Landespolitik, die die Rahmenbedingungen der Quartiersarbeit
verbessern sollen. Im Anschluss an
seinen Vortrag hatten die Abgeordneten zwanzig Minuten Zeit,
Fragen zu stellen. Die Kommission
gibt es seit März vergangenen Jahres. Ziel der Enquetekommission
ist es, die Situation der Pflege in
Baden-Württemberg zu untersuchen und zu überprüfen, wie die
­vorhandenen Rahmenbedingungen verändert und welche Impulse
gegeben werden müssen, um eine
qualitativ hochwertige Pflege dauerhaft sicherzustellen.
Bis zum 27. Januar 2016 wird die
Enquetekommission dem Landtag im Plenum einen abschließenden Bericht erstatten. Das
Gremium besteht aus 15 Landtagsabgeordneten und mehreren
externen Mitgliedern. Vorsitzender der Enquetekommission ist
der CDU-Abgeordnete Helmut
Walter Rüeck, sein Stellvertreter
der Grünen-Abgeordnete Manfred
Lucha. Der Vorsitzende des Gremiums, Helmut Walter Rüeck: „Wir
sind auf einem sehr guten Weg,
es liegt aber auch noch viel Arbeit
vor uns.“ Auf der Grundlage eines
Sachstandsberichts würden die
Fraktionen am Ende der Kommissionszeit politische Handlungsempfehlungen ­aussprechen. „Bei allen
Fraktionen ist der absolute Wille
erkennbar, am Ende etwas Gemeinsames präsentieren zu können“,
lobte der Vorsitzende die gute
Arbeitsatmosphäre in der Enquete.
„Für die Samariterstiftung ist es eine
Anerkennung ihrer Arbeit, die bisherigen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus ihrem Ansatz der
Quartiersarbeit vorstellen zu können“, sagte Frank Wößner.
1/2015 MAGAZIN
24
25
Vielen Dank
Beim Online-Einkauf kostenfrei spenden: www.clicks4charity.net/samariterstiftung
Samariterstiftung
Samariterstiftung / Stiftung ZEIT FÜR MENSCHEN
Andreas Schlegel
Schlossweg 1
72622 Nürtingen
Kontakt
E-Mail:[email protected]
Telefon: 07022 505 268
1/2015 MAGAZIN