April | 1 - 2015 Durchblick der Besuch Diakonische Stiftung Wittekindshof der Besuch Editorial Liebe Leserinnen und Leser, die letzten beiden Male haben wir uns im thematischen Hauptteil dieser Zeitschrift mit dem „Fonds Heimerziehung“ beschäftigt. Und es lässt uns immer noch keine Ruhe, dass Kinder und Jugendliche, die in den 1950er und 60er Jahren in Heimen der Behindertenhilfe Gewalt erfahren haben, weiterhin von Unterstützungsleistungen ausgeschlossen sind. Unter anderem haben wir die Verantwortlichen aller Sozialministerien der Bundesländer auf diese offensichtliche Benachteiligung hingewiesen und ihnen die entsprechenden „Durchblick“-Ausgaben mit einem persönlichen Schreiben zugesandt. Diese Initiative hat leider nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Während der letzten Konferenz der Arbeits- und Sozialminister im November 2014 haben die Delegierten keinen Beschluss zur Beteiligung der Bundesländer an der Aufstockung des bestehenden Heimkinderfonds für Menschen mit Behinderungen herbeigeführt oder für sie einen neuen Fonds beschlossen. Darüber sind wir sehr betrübt. Eine von der Konferenz ein gesetzte Arbeitsgruppe soll nun alternative Unterstützungsmöglichkeiten für die betroffenen Personen innerhalb der bestehenden Regelsysteme überprüfen. Das halten wir für unrealistisch. Auch wegen dieses Themas haben wir uns über den Besuch der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihr ganztägiges Mitwirken in unserer Stiftung bei einem „TatkraftTag“ sehr gefreut. Schließlich konnten wir das dargestellte Anliegen auch noch einmal im Zusammenhang der abschließenden Podiumsdiskussion vortragen. Der vorliegende „Durchblick“ vermittelt in seinem thematischen Hauptteil einen Eindruck von den vielfältigen Aktivitäten und Erfahrungen, die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bei ihrem Besuch am 11. März machen konnte. Wir sind zuversichtlich, dass dieser Tag hilfreich war, um die verschiedenen Fragestellungen zur Inklusion, aber auch die Chancen eines Miteinanders verschiedenster Menschen für unsere Gesellschaft den Beteiligten zu verdeutlichen. Gerne möchten wir Ihnen als Leserinnen und Leser an diesem Erleben Anteil geben. Darüber hinaus bietet der neue „Durchblick“ weitere interessante Einblicke in die Arbeit in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Viel Spaß beim Betrachten und Lesen! Ihr Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher 2 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 Diakonische Stiftung Wittekindshof Nach gemeinsamer Arbeit: ein Selfie mit Hannelore Kraft. Eine schöne Erinnerung für Henry Jacobs und Julian Gabriel. Titelfoto: Land NRW / Roberto Pfeil Für das Foto vom Foto sorgte der Profi Roberto Pfeil. Ihm danken wir herzlich fürs Titelbild. 2 Editorial 4 auf einen Blick Thema der Besuch Foto: Privat / Julian Gabriel 6 der Tag: ein Kurzbericht 8 der Tag: Fotos mit Kommentaren 14 der Abend: Podium und Feier 16 das Interview: „Ich habe aber gelernt …“ 19 unser Appell: bitte kümmern Sie sich um den Heimkinderfonds! Wittekindshof 20 Stiftungsrat und Kuratorium 21Projektstart: „Abakus – Mein Leben zählt“ 22Projektmaxime: Gegen die System-Barrieren 23Projektziel: Sich sicher fühlen können 24 Schloss Ulenburg hat einen neuen Eigentümer 25 Neue Website: Der Wittekindshof in neuer Perspektive 26 Personalia: Aufgabenwechsel und neue Mitarbeitende 27 Erinnerung an Richard von Weizsäcker 28 Wir gratulieren 29 Wir trauern 30 MAV Svenja Tegeler für die MAV-Arbeit freigestellt 31 Kurz gefasst 32 Aus der Region 33 Impressum 34 Fundraising Freizeitwünsche erfüllen 36 Was macht eigentlich … Guido Spilker? 38 Blick zurück Wittekindshof in Schloss Ulenburg 40Einblick In zwei von 45 Jahren 42 Auf ein Wort Was letztlich zählt D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 3 auf einen Blick Von Herzen: Viele Klientinnen und Klienten 4 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 Dankeschön oder ein Erinnerungsfoto. Jürgen Escher nutzten den Besuch von Hannelore Kraft zu einem Händedruck, für ein D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 5 der Besuch der Tag Der Tatkraf ttag war für den Wittekindshof eine bekannt zu machen. Wir sind Ministerpräsidentin Wir hatten dabei den Eindruck, dass Frau 1. Arbeitsbereich Berufsbildungswerk Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen Wittekindshof, weilte am Mittwoch, dem 11. März 2015, zu einem „Tatkrafttag“ in der Malerei und Recyclingwerkstatt Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Kennzeichen dieser Veranstaltung: Hannelore Kraft arbeitet vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag in Bereichen mit, die ihr bislang wenig vertraut sind. Sie redet mit ihren Arbeitskolleginnen und –kollegen, sie fragt, sie hört zu und sie packt richtig mit an. In der Diakonischen Stiftung Wittekindshof waren es vier Arbeitsbereiche, in denen sie präsent und aktiv war. Am Abend folgte noch eine Veranstaltung in der Wittekindshofer Sporthalle mit Podiumsgesprächen, Stellungnahmen und ersten Zusammenfassungen. Um mitarbeiten zu können, hatte die Ministerpräsidentin ihre Arbeitsschuhe im Gepäck, Schutzkleidung wurde gestellt. Sie agierte in den einzelnen Bereichen ohne besondere Begleitung. Nach kurzer Zeit des Dokumentierens verabschiedete sie auch den Fotografen und ihr Videoteam. Pressevertreter waren erst zur Abschlussveranstaltung zugelassen. Dazu hatte die Staatskanzlei rund 500 Bürgerinnen und Bürger eingeladen, darunter: Politikerinnen und Politiker, viele Menschen aus dem Das Berufsbildungswerk (BBW) WitWittekindshof wie Mitglieder der Aufsichtsorgane, der Bewohnerbei- tekindshof ist ein Träger der berufliräte und Werkstatträte und des Angehörigenbeirates sowie Mitarbei- chen Rehabilitation, den zurzeit knapp 200 junge Menschen mit Lerntende, außerdem Ehrenamtliche aus der Stadt Bad Oeynhausen. Bei der Abendveranstaltung in der Wittekindshofer Turnhalle und schwierigkeiten, Behinderungen oder anschließend im Zelt wurde der tagsüber entstandene Film gezeigt. anderen Beeinträchtigungen besuDer Tag wurde reflektiert im Rahmen einer Podiumsdiskussion und chen. Angeboten werden Werkpädaeines öffentlichem Gesprächs in Wohnzimmeratmosphäre zwischen gogische Maßnahmen und Berufs der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und dem Moderator Manfred vorbereitende Bildungsmaßnahmen Erdenberger, bei dem weitere politische Themen angesprochen wur- (BVB) zur Erlangung der Ausbildungsreife sowie Ausbildungen in den. Die Idee zum Tatkrafttag im Wittekindshof war im Februar 2012 rund 20 verschiedenen Berufen (Vollentstanden, als Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ihre Rede beim ausbildungen und theoriereduzierte Wittekindshofer Aschermittwochsempfang aus Anlass des 125. Jubilä- Ausbildungen) in den Bereichen Garums der Stiftung kurzfristig absagen musste, weil sie Termine für den tenbau, Hauswirtschaft, Holztechnik, kurz zuvor zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff über- Hotel- und Gastgewerbe, Lagerlogistik, nehmen musste. Die Ministerpräsidentin hatte sich daraufhin bereit Metalltechnik, Verkauf, Recyclingerklärt, stattdessen einen Tatkrafttag in Diakonischen Stiftung zu ab- Technik, Farbtechnik und Raumgesolvieren. Nach längeren Planungen konnte dieser nun umgesetzt staltung. In allen Berufsfeldern arbeitet das Berufsbildungswerk eng mit werden. Tatkrafttag Betrieben der Umgebung und mit den jeweils zuständigen Berufsschulen zusammen. 6 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 Ministerpräsidentin Hannelore Kraft war zu Gast in der Recyclingwerkstatt und in der Malerei. Dort hat sie zusammen mit angehenden Recyclingtechnikern (zweijährige theoriereduzierte Werkerausbildung), Bau- und Metallmalern (dreijährige theoriereduzierte Werkerausbildung), Malern und Lackierern (Vollausbildung) sowie jungen Menschen gearbeitet, die anverschiedenen beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen vor Beginn einer Ausbildung teilnehmen. Myriam Heine, die abends aktiv die Podiumsdiskussion mitgestaltet hat, hat morgens zusammen mit der Ministerpräsidentin tapeziert. Das war geplant, damit sich die beiden Frauen vor dem Auftritt vor großem Publikum am Abend kennenlernen. Alle anderen Arbeitseinsätze der Ministerpräsidentin haben sich spontan ergeben. 2. Arbeitsbereich Wittekindshofer Werkstätten, Abteilung Verpackung/ Montage, Gruppe 8 Die Wittekindshofer Werkstätten sind eine anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen mit neun Betriebsstätten in Bad Oeynhausen, Löhne und Espelkamp sowie zwei weiteren in Gronau. Insgesamt stehen in den Werkstätten der Besuch Dierk Starnitzk e, Vorstand sspreche r tellungen der höchsten Landespolitik gute Gelegenheit, unsere Arbeit und die dortigen Aufgaben und Frages hat ... Kraft sehr dankbar, dass sie sich persönlich so offen darauf eingelassen bereiten, aufmerksam wahrgenommen hat. me Proble auch mal manch und Kraft die Themen, die uns am Herzen liegen knapp 1.250 Arbeits- und Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderung aus umliegenden Kommunen zur Verfügung. Die Bandbreite der Arbeitsplätze reicht vom traditionellen Handwerk (z.B. Handweberei, Korbflechterei, Orgelbau, Metall- und Holzwerkstatt) über Dienstleistungsbereiche (z.B. Textilservice, Garten- und Landschaftsbau, KFZService, Hauswirtschaft, Hausmeisterdienste) bis zu Verpackungs- und Montagearbeiten im Auftrag der heimischen Industrie, Handwerk und Handel. Mittlerweile stehen auch 70 betriebsintegrierte Arbeitsplätze in verschiedenen Unternehmen und Einrichtungen in der Region zur Verfügung. Die Wittekindshofer Werkstätten bieten Arbeitsplätze, die weitgehend den Anforderungen des allgemeinen Arbeitsmarktes entsprechen. Bei den Arbeitsplätzen für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf nehmen individuelle Förderung, Assistenz bei Alltagsanforderungen, Entspannungsphasen und Pausen viel Zeit in Anspruch. In der Betriebsstätte Sonnenbrede wirkte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in der Betriebsstätte Sonnenbrede in der Abteilung Verpackung/Montage mit. Die zehn Arbeitsräume mit Sanitär-, Pflege- und Ruheräumen sowie einer Kantine sind im Rahmen des Komplettumbaus der Werkstatt in den Jahren 2009 bis 2013 entstanden. In der Abteilung Verpackung/Montage arbeiten in Voll- und Teilzeit 115 Frauen und Männer mit hohem Unterstützungsbedarf. Hannelore Kraft war zu Gast in der Arbeitsgruppe 8, in der Menschen mit mehrfacher Behinderung im Auftrag der Industrie tätig sind. 3. Arbeitsbereich Kinder- und Jugendbereich, Haus Flensburg Das Wohnhaus Flensburg/Kiel gehört zum Kinder- und Jugendbereich auf dem Wittekindshofer Gründungsgelände in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen. Flensburg/Kiel ist eines von zwei Ersatzbauten für das nicht mehr geeignete Haus Kinderheimat und wurde auf den Grundmauern der alten Schule II errichtet. Im Rahmen des Neubaus wurde das Therapieschwimmbad im Untergeschoss saniert. Im Haus Flensburg/Kiel sind viele der 24 Bewohnerinnen und Bewohner auf Spezialpflege mit künstlicher Ernährung, Tracheostoma (Luftröhrenschnitt) und Beatmung angewiesen aufgrund schwer behandelbarer Epilepsie, Atemwegs-, Lungen- und Stoffwechselerkrankungen, Spastiken und Wachkoma. Im Haus können auch Säuglinge und Kleinkinder wohnen, die zuvor in Krankenhäusern und auf Intensivstationen versorgt wurden. Die älteren Kinder und Jugendlichen besuchen Kindertagesstätten und im schulpflichtigen Alter die benachbarte Schule Wittekindshof. In Haus Flensburg/Kiel sind rund 40 Personen in Voll- und Teilzeit tätig. Es sind in der Regel pädagogische oder pflegerische Fachkräfte mit mindestens dreijähriger Ausbildung und verschiedenen Zusatzqualifikationen. Im Team arbeiten regelmäßig auch angehende Kinder-, Gesundheits- und Krankenpflegerinnen aus den Kliniken Herford und Minden mit sowie angehende Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger vom Evangelischen Berufskolleg Wittekindshof. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft war zu Gast im Haus Flensburg im Obergeschoss. 4. Arbeitsbereich Kontakt- und Informations zentrum, KIZ Volmerdingsen In Städten der Kreise Minden-Lübbecke, Herford und Borken sowie in Hamm und Herne betreibt der Wittekindshof zehn Kontakt- und Informationszentren (KIZ). Es sind Treffpunkte für Menschen mit und ohne Behinderung, meistens in Verbindung mit einem öffentlichen Café und mit einem niedrigschwelligen Informations- und Beratungsangebot rund um das Thema Behinderung und ehrenamtliches Engagement. Die Zentren bieten Kontakt- und Kooperationsmöglichkeiten mitten in den Sozialräumen der Städte und sind beteiligt an der Vernetzung von Menschen und Gruppen zur Förderung der Inklusion. Das KIZ Volmerdingsen, das Ministerpräsidentin Kraft besucht hat, ist das einzige, das sich nicht in zentraler Innenstadtlage, sondern mitten auf dem Wittekindshofer Gründungsgelände in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen befindet. Im Durchschnitt nehmen wöchentlich rund 200 Personen an den Freizeitund Bildungsveranstaltungen teil. Das Restaurant mit Café wird in Kooperation mit dem Wittekindshofer Integrationsunternehmen geführt, das die Großküche betreibt. Mittags hat das Restaurant Kantinenfunktion. Der zweite Mittwoch im Monat ist reserviert für das Tanzcafé. Da vor allem ältere Gäste keine Tanzveranstaltung in der Passionszeit wünschen, hat am 11. März ein Nachmittag mit Frühlings- und Volksliedern stattgefunden. Parallel dazu hat sich das Mundharmonikaorchester getroffen, eine der ältesten Wittekindshofer Freizeitgruppen, in der längst nicht mehr alle Mundharmonika spielen können, aber viel Spaß an der Gemeinschaft und mit einfachen Rhythmusinstrumenten haben. Außerdem hat die Ministerpräsidentin kurz an einem Englischkurs des KIZ Volmerdingsen teilgenommen. D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 7 der Besuch Oliver Beyer, Ausbilde r Malerei Berufsbi ldungsw erk Wittekin dshof Kittel angezogen, Sicherheitsschuhe hatte sie ja schon an, sie hat dann nur den viel zu großen die Ärmel hochgekrempelt und ist zur Tat geschritten, zusammen mit ldungsw erk Wittekin dshof David Elbert, Auszubil dender 1. Lehrjahr Recyclin gwerker, Berufsbi bis zwei aufgemacht. Ich habe ihr gezeig t, wie man Wasser zähler aufmacht. Sie hat selbst ein gemacht. Sie Denken chen Im Förderunterricht haben wir was zum räumli Roberto Pfeil Im 1. Arbeitsbereich: Begrüßung in der Recyclingwerkstatt des Berufsbildungswerkes 8 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 der Besuch unseren Auszubildenden. Berufsbi ldungsw erk Wittekin dshof Myriam Heine, Auszubil dende, 2. Lehrjahr Bau- und Metallma lerin, Sie war nicht schlecht beim Tapezieren. Sie hat sich gut geschlagen. hatte auch ein paar Fragen richtig gehabt . Roberto Pfeil Im 1. Arbeitsbereich: Mitarbeit in der Malerei des Berufsbildungswerkes D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 9 der Besuch Sie ist auf jeden einzelnen Mitarbeiter zugegangen und hat jeden einzeln en wahrgenommen – egal ob er mit Worten ng/Mont age der Wittekin dshofer Werkstät ten Diakon Hartmut Resteme ier, Bünde, Mitarbei ter in der Abteilun g Verpacku Frau Kraft war bei uns im Haus Flensburg in der Mittagszeit. aber das ist schnell vergangen, weil sie so natürlich war. Sie hatte Wittekindshof /Anke Marholdt Im 2. Arbeitsbereich: Besuch in den Werkstätten, Abteilung Verpackung/M ontage 10 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 der Besuch sprechen kann oder nicht. reich Patrick Kröger, Bereichs leitung Haus Flensbur g im Kinder- und Jugendbe angespannt, Wir hatten Zeit zum Reden. Natürlich waren wir bei so einem Besuch etwas . auch an uns persönlich Interesse, wir haben auch kurz über Privates erzählt Kinder können, Sie wollte wissen, wie unser Alltag in Haus Flensburg aussieht, was die Erfolge sind. was und wie wir sie fördern und vor allem, woran wir Entwicklungen erkennen Roberto Pfeil Im 3. Arbeitsbereich: Gespräch im Kinder- und Jugendbereich, Haus Flensburg D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 11 der Besuch Die Politik sieht die Arbeit der Kirche und der Diakonie gerne als Wichtig ist aber, dass man das auch dann im Blick hat, wenn es um Die Regionalisierung und dass die Arbeit angemessen bezahlt wird und die Arbeit des Silvia Witte, Mitarbei terin KIZ Volmerd ingsen Hannelore Kraft kann sehr gut singen, ich habe das gehört , sie saß neben mir. Wittekindshof/Sabine Kötitz-Hielscher Im 4. Arbeitsbereich: Musizieren im KIZ Volmerdingsen 12 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 der Besuch „sozialen Kitt“ in der Gesellschaft. und Gehälter bezahlt werden müssen. ... eine angemessene Entlohnung der 3.200 Kolleginnen und Kollegen geht Flexibilität. Die Politik muss dafür sorgen, Ambulantisierung fordern von den Mitarbeitern sehr viel Mobilit ät und aber auch die Politik Weichen stellen, sozialen Marktes in der Gesellschaft als attrakt iv gesehen wird. Da muss damit Tariflohn auch weiterhin gezahlt werden kann. Christian Rüter, Vorsitzen der der Gesamtm itarbeite rvertretu ng Jürgen Escher Bei der Abendveranstaltung: Austausch vor Publikum D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 13 der Besuch Sie hatte ehrliches Interesse an Besonders der Abend Abendveranstaltung Axel Fründ, langjähriger Klient des Wittekindshofes und Mitarbeiter des KIZ Volmerdingsen, hat einen eigenen Text über den Tatkrafttag geschrieben. Darin beschreibt er die Abendveranstaltung in der Wittekindshofer Turnhalle und anschließend im Festzelt. „An der Turnhalle war ein Zelt aufgebaut. Die Polizei hat für die Sicherheit gesorgt und die Feuerwehr für die Ordnung. Zuerst ging es in die Turnhalle. Dort waren mehrere Tischgruppen aufgebaut. Dann waren auch dort noch mehrere Leinwände und Mo- „Dort gab es etwas zum Essen und Trinken. Dort konntest du mit der Frau Hannelore Kraft ins Gespräch kommen.“ Axel Fründ nitore aufgebaut. Sogar eine Sitzecke mit Sessel, Sofa und Tisch. Es waren viele Leute dort. Sogar der Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann. Ralf Niermann, der Landrat aus dem Kreis Minden –Lübbecke und der Moderator Manfred Erdenberger. Gegen 18.30 Uhr fing das an. Zuerst hat der Bürgermeister eine Ansprache gehalten und hat alle begrüßt. Dann haben sich zwei Frauen immer für ca. 10 Minuten abgewechselt in Taubstummensprache. Sogar Bundestagsabgeordnete waren zu Gast. Wir haben uns einen Film angesehen. Dann hat Herr Manfred Erdenberger mehrere aufgerufen. Einmal Christian Rüter, Dierk Starnitzke, Thomas Heitkamp und Myriam Heine. Dann hat die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft erklärt, wo sie überall heute schon war und was sie erlebt hat. Dann hat Herr Erdenberger jeden einzelnen gefragt, wie sie das mit der Ministerpräsidentin gefunden haben. Dann gingen Manfred Erdenberger und Hannelore Kraft ins Wohnzimmer und haben sich gegenseitig un- 14 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 terhalten. Zum Beispiel: Wenn einer etwas hat, sich beschweren will. Dass er zu dem hingeht und das sagt. Ich wäre nicht zuständig dafür. Du musst zu einem anderen gehen. Der andere sagt aber, du musst zu dem gehen. Dass der nur in die Irre dabei geführt wird usw. Auch über das Geld haben die beiden gesprochen, was man ausgeben darf und wo man sparen muss. Dann übergab Herr Dierk Starnitzke der Ministerpräsidentin einen Präsentkorb. Dann hat Frau Hannelore Kraft zum Empfang eingeladen. Von der Turnhalle aus ging es zum Zelt. Dort gab es etwas zum Essen und Trinken. Dort konntest du mit der Frau Hannelore Kraft ins Gespräch kommen. Gegen 21.00 Uhr ging das langsam dem Ende zu. Das war ein sehr schöner Tag mit Frau Hannelore Kraft gewesen. Es hat allen sehr dollen Spaß gemacht.“ Die Podiumsdiskussion Den Tatkrafttag im Wittekindshof reflektierten im Rahmen einer Podiumsdiskussion, bei der es auch um Inklusion, Teilhabe und beispielsweise die aktuelle Diskussion um den Heimkinderfonds ging: • Ministerpräsidentin Hannelore Kraft • Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke • Christian Rüter, Vorsitzender der Gesamtmit arbeitervertretung der Diakonischen Stiftung Wittekindshof • Myriam Heine, Auszubildende als Bau- und Metallmalerin im Berufsbildungswerk Wittekindshof, die begleitet wurde von ihrem Assistenten Diakon Thomas Heitkamp • Moderation: Manfred Erdenberger, ehemaliger WDR-Journalist der Besuch den Menschen und der hier geleisteten Arbeit. begegnet ist. Berührungsängste waren ihr fremd. beeindruckt hat mich ihre Offenheit gegenüber den Menschen, denen sie sondern die Person Hannelore Kraft. Ich hatte das Gefühl, nicht die Ministerpräsidentin kennengelernt zu haben, die Minister präsiden tin im Übergan g von einem Einsatzo rt zum nächsten Michael Spehr, Mitarbei ter der Öffentlic hkeitsarb eit. Er begleitet e Jürgen Escher Bei der Abendveranstaltung: Feiern im Festzelt D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 15 der Besuch Ich habe aber gelernt … Mit Ihrem auch allem aber g hätzun Sie haben diese Wertsc Interview In einem abschließenden Interview äußert sich die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zum Begriff der Inklusion, der in der Arbeit der Diakonische Stiftung Wittekindshof eine zentrale Bedeutung hat. In der Behindertenhilfe geht es heute um Unterstützung und Assistenz, nicht wie früher um Fürsorge. Das ist ein Blickwechsel vom Für zum Mit. Ändert Inklusion auch den Blick? Eigentlich habe ich immer gedacht, wir machen Inklusion für die Behinderten. Ich habe aber gelernt und bei meinem Besuch im Wittekindshof hat sich das bestätigt: Inklusion ist gut für die ganze Gesellschaft. „NRW setzt sich … dafür ein, dass die Werkstätten für behinderte Menschen ein unverzichtbarer Bestandteil des Unterstützungssystems bleiben.“ Hannelore Kraft Wo haben Sie im Wittekindshof erlebt, dass Inklusion gut für die ganze Gesellschaft ist? Unser Ziel ist eine Gesellschaft, die allen Menschen, unabhängig von Behinderung, Herkunft oder Geschlecht, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Das gilt auch und ganz besonders im Beruf. NRW setzt sich deshalb dafür ein, dass die Werkstätten für behinderte Menschen weiter ein unverzichtbarer Bestandteil des Unterstützungs systems bleiben und dass es keine Aufweichung des „NRW-Weges“ bei der Aufnahme mehrfach und schwerstmehrfach Behinderter in eine Werkstatt geben darf. 16 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 In der öffentlichen Diskussion geht es bei Inklusion oft um Schule. Ist das nicht zu wenig? Ganz bewusst bin ich auf den Wittekindshof gekommen, um zu zeigen, dass es um Inklusion in allen Bereichen geht. Teilhabe für alle – am gesellschaftlichen Leben, am gesellschaftlichen Reichtum – ist die wichtigste Aufgabe unseres Sozialstaats. Gemeinsam mit Interessenvertretungen von Menschen mit Behinderungen haben wir den Aktionsplan „Eine Gesellschaft für alle – NRW inklusiv“ entwickelt. Er ist das Handlungskonzept zur Umsetzung der UN-Konvention. Ein Ziel dabei ist auch ein Landesrecht, in dem die volle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen festgeschrieben wird. Der nächste Schritt wird das „Erste allgemeine Gesetz zur Stärkung der sozialen Inklusion in NRW“ sein, das die Teilhabe weiter verbessern wird. Welche Erfahrungen haben Sie im Wittekindshof gesammelt für Ihr Nachdenken und Ihr politisches Handeln zum Thema Inklusion? Es war eine wunderbare Erfahrung zu sehen, wie das Zusammenwirken funktioniert, wie für und mit Menschen mit Behinderung gearbeitet wird. Von jedem „Tatkraft“-Einsatz nehme ich etwas mit. Es bereichert mich und bestärkt mich in meiner Grundhaltung: Ich möchte die Welt verbessern. Und vom Wittekindshof habe ich viele positive Eindrücke und Erfahrungen mitgenommen. Danke für das Gespräch! der Besuch Grußwor t bei der Abendve ranstaltu ng Bürgerm eister Klaus Mueller-Zahlman n, Bad Oeynhau sen – aus seinem hätzung für Menschen mit Behinderungen gesetz t. Arbeitseinsatz haben Sie hier auf dem Wittekindshof ein Zeichen der Wertsc Einrichtung, aber auch in vielen Außenstellen arbeiten. den Beschäftigten entgegen gebracht, denjenigen, die tagtäglich in dieser Roberto Pfeil Bei der Abendveranstaltung: Eintragung in das Goldene Buch D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 17 der Besuch Rolf Neuman n, langjähr iger Klient des Wittekin dshofes schwer ist, Die Frau gehört in die Welt, weil ihr keine Arbeit zu schmutzig oder zu weil sie alles ausprobiert, was die Leute bei der Arbeit machen. Jürgen Escher Bei der Abendveranstaltung: Ein Geschenk aus Gronau überreicht von Christina Hackfort und Bernd Hungerkamp 18 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 der Besuch unser Appell: bitte kümmern Sie sich um den Heimkinderfonds! Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Starnitzke nutzte die Chance bei der Podiumsdiskussion zu einem dringenden Appell an die Ministerpräsidentin: „Frau Ministerpräsidentin, bitte kümmern Sie sich um den Heimkinderfonds! Noch sind Menschen, die in den 1950er und 60er Jahren in der Behindertenhilfe oder der Psychiatrie Gewalt und Unrecht erlebt haben, von der Teilhabe an den Mitteln des Fonds ausgeschlossen. Sie müssen aber in der gleichen Weise unterstützt werden wie andere Heimkinder. Wir brauchen hier die Mitwirkung und Mitfinanzierung der Bundesländer, damit zusammen mit Kirchen und Bundesministerium ein solcher Fonds entstehen kann und die betroffenen Menschen mit Behinderungen nicht länger gegenüber denen aus der Erziehungshilfe benachteiligt werden.“ Daraufhin kündigte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an: „Im April gibt es die nächste Runde dazu. Das ist leider in der Politik häufiger so, dass wir den schwarzen Peter von der Kommune zum Land, vom Land zum Bund und nach Europa schieben. Das interessiert die Bürger nicht. Wir müssen das Problem lösen, und wir werden es lösen.“ In letzten beiden Ausgaben dieser Zeitschrift wurde ausführlich dargestellt, dass Kinder und Jugendliche, die in den Jahren 1949 bis 1975 in Heimen der Behindertenhilfe gewohnt haben, immer noch vom Heimerziehungsfonds ausgeschlossen sind. Auf Einladung des Vorsitzenden des Sozialausschusses NRW, Günter Garbrecht, habe ich zusammen mit dem Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, Pfarrer Heine-Göttelmann, das Problem im Landtag vorgestellt. In der Ausschusssitzung bestand über alle Parteigrenzen hinweg Einmütigkeit, dass angesichts dieser deutlichen Benachteiligung von Menschen aus Heimen der Behindertenhilfe schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden müsse, und dass das Land NRW sich der Mitwirkung bei der Einrichtung eines Neuen Fonds für solche Heimkinder trotz sehr enger Haushaltslage nicht verschließen solle. Nachdem das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die beiden großen Kir- chen ihre Bereitschaft zur Einrichtung eines solchen Fonds bekundet haben, hängt es nun von der Mitwirkung der anderen Bundesländer ab, ob der Fonds zustande kommt. Die Konferenz der Arbeits- und Sozialminister der Bundesländer (ASMK) hat aber inzwischen Ende November 2014 eine Beteiligung der Länder am Fonds abgelehnt – so auch NRW! Eine Arbeitsgruppe prüft seitdem Alternativen. Wir halten die ablehnende Haltung der Länder zur Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen für eine unerträgliche Diskriminierung der betroffenen Personen. Es erscheint uns ganz realitätsfern, gerade für Menschen mit geistiger Behinderung Wege zur Unterstützung in den bestehenden Regelungssystemen zu suchen, wie das zurzeit in der von der ASMK eingesetzten Arbeitsgruppe geschehen soll. Sie könnten von diesen Menschen nicht genutzt werden, weil sie zu hohe Eingangsschwellen besitzen. Bei der jahrelan- gen Prüfung und ggf. Einrichtung solcher Wege durch entsprechende Arbeitsgruppen würde ein großer Teil der betroffenen Menschen aus Altersgründen versterben und damit die öffentliche Anerkennung ihres Leides nicht mehr erleben. Unseres Erachtens ist deshalb die zeitnahe Einrichtung eines neuen Fonds für Menschen aus der Behindertenhilfe und Psychiatrie analog zum Fonds Heimerziehung eine wirklich angemessene und praktikable Lösung. Anders lautenden Entscheidungen kann man eigentlich nur den Artikel 3, Absatz 3 unseres Grundgesetzes entgegen halten: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 19 Wittekindshof Stiftungsrat und Kuratorium Neu im Stiftungsrat Bernhard Tenhumberg, MdL Bei der letzten Kuratoriumssitzung wurde Bernhard Tenhumberg als neues Mitglied in den Stiftungsrat gewählt. Der CDU-Politiker aus dem Kreis Borken gehört seit 1995 dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an. Seinen 20 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 Wahlkreis konnte er wiederholt als Direktmandat gewinnen. Der gelernte Bankkaufmann ist besonders im Sozialraum des Münsterlandes präsent, wo er eine Anzahl herausragender politischer und gesellschaftlicher Ämter bekleidet. Seit 2007 ist er Mitglied im CDA-Landesvorstand NRW (ChristlichDemokratische Arbeitnehmerschaft). In der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW ist Bernhard Tenhumberg als stellvertretender Vorsitzender aktiv, und im Landtag ist er Sprecher der CDU-Fraktion im Bereich Kinder, Jugend und Familie. Für die Anliegen der Diakonischen Stiftung Wittekindshof hat das neue Stiftungsratsmitglied schon immer ein offenes Ohr gehabt und war auch an zahlreichen Begegnungen mit Klienten wie Mitarbeitenden engagiert. Enge Kontakte unterhält der Katholik Tenhumberg auch zu Sozialhilfeträgern in seiner Kirche und zu anderen Anbietern sozialer Arbeit. Privat Privat Stiftungsrat und Kuratorium sind neben dem Vorstand die drei in der Satzung genannten Organe der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Der Stiftungsrat hat unter anderem die Aufgabe, die Vorstandsmitglieder zu berufen. Er berät den jährlich vom Vorstand vorgelegten Wirtschaftsplan einschließlich Stellen- und Investitionsplan und verabschiedet die mittelund langfristige Entwicklungs- und Finanzplanung. Das Kuratorium wählt unter anderem die Mitglieder des Stiftungsrates, entscheidet über Satzungsänderungen und fördert die Kontakte der Stiftung zu anderen gesellschaftlichen Bereichen. Vorsitzender des Stiftungsrates ist derzeit Superintendent Andreas Huneke aus Bad Oeynhausen, Vorsitzender des Kuratoriums ist Klaus Peter Frenzen, Präsident des Verwaltungsgerichtes in Minden. Neu im Kuratorium Christian Rüter Christian Rüter wurde im Herbst vergangenen Jahres in das Kuratorium berufen. Bekanntlich ist er seit einigen Jahren führend in der Mitarbeiter vertretung der Diakonischen Stiftung Wittekindshof engagiert. Dennoch: die Wittekindshof/Ella Buresch Neu in den Leitungsgremien Bernhard Tenhumberg zu Besuch in der Gronauer Werkstatt, links: Astrid Ziegler Berufung in das Gremium gilt jeweils der Person. Christian Rüter ist also nicht der Repräsentant der Gesamtmitarbeitervertretung im Kuratorium, sondern er möchte seine Erfahrungen und Einsichten aus seinem gesamten beruflichen und sozialen Engagement in die Gremienarbeit einbringen: „Darauf freue ich mich umso mehr “, sagt Rüter, „als ich die Frage nach einer qualifizierten und motivierten Mitarbeiterschaft für den Schlüssel zu einer guten Zukunft der Diakonischen Stiftung Wittekindshof halte“. Entscheidende Impulse verdankt der gelernt Industriekaufmann seiner Der Stiftungsrat ist neben Vorstand und Kuratorium eines der drei in der Satzung genannten Organe der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Er ist das Aufsichtsorgan, hat Entscheidungsbefugnis bei Grundsatzfragen und Beratungsfunktion gegenüber dem Vorstand. Der Stiftungsrat hat unter anderem die Aufgabe, die Vorstandsmitglieder zu berufen, berät den jährlich vom Vor- Zivildienstzeit, in der Jugend- und Drogenberatungsstelle im Diakonischen Werk in Herford. „Von da an wusste ich, dass für mich auf Dauer nur ein Beruf im Rahmen der sozialen Arbeit in Frage kommt.“ In den Jahren zwischen 1998 und 2002 studierte er Soziale Arbeit an der Bielefelder Fachhochschule. Seit 2006 ist er Mitarbeiter in der Diakonischen Stiftung. Seit 1999 ist Rüter Mitglied im Rat der Stadt Bünde. Dort ist das SPD-Mitglied Vorsitzender des Ausschusses für Generationen und Soziales. Menschen mit Handicap liegen ihm dabei besonders am Herzen. stand vorzulegenden Wirtschaftsplan einschließlich Stellen- und Investitionsplan und berät und verabschiedet die mittel- und langfristige Entwicklungs- und Finanzplanung. Die sieben bis neun ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Stiftungsrates werden durch das Kuratorium gewählt. Vorsitzender des Stiftungsrates ist zurzeit Superintendent Andreas Huneke aus Bad Oeynhausen. Wilfried Gandras Wittekindshof Projektstart „Abakus – Mein Leben zählt“ Im Rahmen einer Eröffnungsveranstaltung hat die Diakonische Stiftung Wittekindshof Mitte Januar ihr neues Projekt „Abakus. Mein Leben zählt“ an den Start zu dessen dreijähriger Arbeits- und Förderungsphase gestellt. Das Pilotprojekt, das durch die Bereitstellung von Fördermittel seitens der Gütersloher Walter-Blüchert-Stiftungmöglich wird, hat das Ziel, ein tragfähiges Fachkonzept zur Traumapädagogik zu erarbeiten und im Rahmen eines spezialisierten stationären Wohnangebotes zu erproben. Grund für dieses ambitionierte Vorhaben ist die Tatsache, dass eine hohe Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung durch traumatisches Erleben in ihren Entwicklungsmöglichkeiten zusätzlich eingeschränkt sind – eine Erfahrung, die über die Diakonische Stiftung Wittekindshof hinaus allgemein gültig ist. Dennoch hat dies im Bereich der stationären Behindertenhilfe noch nicht zur Entwicklung spezifischer Hilfe- Konzepte geführt. „Trotz langjähriger Begleitung solcher Menschen und trotz vorhandener Spezialausbildungen sind wir immer wieder an die Grenzen unserer traumapädagogischen Kompetenz gestoßen“, erläutert der Wittekindshofer Projektleiter, Diakon Axel Menningen, die Ausgangslage. Mit Hilfe fachkundiger Partner und wissenschaftlicher Projektbegleitung soll sich dies nun ändern: „Wir möchten Kindern und Jugendlichen ein traumasensibles Umfeld anbieten und werden uns dabei an der Pädagogik des ‚sicheren Ortes‘ orientieren. Dazu zählen neben dem Wohnbereich auch Schule, Therapie und Freizeit. Wichtig sind stabile, belastbare Beziehungen, in denen S icherheit, Vertrauen und Geborgenheit erlebt werden kann“, skizziert Diakon Menningen die Zielrichtung, in der nun in den nächsten Monaten auf unterschiedlichen Ebenen gearbeitet und geforscht werden wird. Mit der Walter-Blüchert-Stiftung hat der Wittekindshof dabei einen Partner gefunden, der ebenfalls willens ist, „dicke Bretter zu bohren“: „Die Stiftung hilft Menschen, deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben schwierig bis aussichtslos erscheint“, erläutert deren Vorsitzender, Professor Dr. Gunter Thielen, die Unterstützungsmaxime. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann und jetzige Vorsitzende der Stiftung fasst das für die noch junge Blüchert-Stiftung unter der Begrifflichkeit „System-Barrieren überwinden“ zusammen. Beim Kickoff in der Wittekindshofer Kapelle hat er sich noch einmal davon überzeugt, dass das gemeinsame Vorhaben Erfolg haben soll, „dass es funktioniert und nachweislich Wirkung zeigt.“ Wichtig sind ihm dabei die wissenschaftliche Begleitung und der Austausch zwischen den Projektpartnern während der einzelnen Projektphasen. Der Wittekindshofer Vorstandssprecher, Professor Dr. Dierk Starnitzke, verwies in seinen Ausführungen auf einen weiteren Aspekt des Vorhabens hin: „Wir wünschen uns, dass es nach Projektende weitergeht. Kinder und Jugendliche mit traumatisiernden Erfahrungen haben einen Anspruch darauf, Lebenserfahrungen machen zu können, die nachhaltig und nicht nur kurzfristig dazu beitragen, das Erlebte und Erlittene zu überwinden und wieder Vertrauen aufzubauen. Wir freuen uns darüber, dass auch der Landschaftsverband Westfalen Lippe von Anfang an in alle Schritte des Abakus-Projektes einbezogen ist und dass man dort die Auffassung teilt, dass wir verlässlich gemeinsam helfen wollen und können. Wir halten es für die Betroffenen für sehr wichtig, dass solche Angebote auch langfristig über den Projektzeitraum hinaus zur Verfügung stehen.“ In der Zwischenzeit haben erste Schulungsmaßnahmen für die am Projekt beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonischen Stiftung Wittekindshof begonnen. Sie werden unterrichtet durch Experten des Traumapädagogischen Instituts Norddeutschland mit Sitz in Worpswede. Gegenwärtig steht das zweite Ausbildungsmodul auf dem Programm. D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 21 Wittekindshof Projektmaximen Gegen die System-Barrieren Unterstützt wird der Wittekindshof bei dem „Abakus“-Projekt von der Walter-Blüchert-Stiftung. Anke Marholdt traf sich im Vorfeld mit Prof. Dr. Gunter Thielen zu einem Interview. Er ist Vorstandsvorsitzender der Walter-Blüchert-Stiftung und ehemaliger Vorstandsvorsitzender bei Bertelsmann. Zudem ist Prof. Thielen auch Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann-Stiftung. Was ist eigentlich die Walter-BlüchertStiftung und wer steht dahinter? Die Walter-Blüchert-Stiftung ist eine Förderstiftung, die auch eigene Projekte initiiert. Walter F. Blüchert hat in seinem Testament den Stiftungszweck definiert und mich zu seinem Testamentvollstrecker berufen. Wir kannten uns aus den gemeinsamen Jahren bei der Bertelsmann AG. Er selbst ist in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, weswegen ihm Hilfe für notleidende Menschen wichtig war. Die Walter-Blüchert-Stiftung gehört mit einem Stiftungsvermögen von 200 Millionen Euro zu den rund 30 finanzstärksten Stiftungen in Deutschland. Warum fördern Sie das Projekt „Abakus – Mein Leben zählt“? Die Walter-Blüchert-Stiftung hilft Menschen, deren Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben für sie schwierig bis aussichtslos erscheint. Genau das trifft auf „Abakus – Mein Leben zählt“ zu. Dieses Projekt wendet sich an Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung, die absolute Hilflosigkeit und existenzielle Angst erlebt und dadurch ein Trauma erlebt haben. Die Walter-Blüchert-Stiftung unterstützt Menschen die unverschuldet in Not geraten sind … … dazu gehören traumatisierte Kinder und Jugendliche. Sie sind auf die Hilfe anderer angewiesen. Aber 22 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 uns geht es um mehr. Wir wollen diesen jungen Menschen frühzeitig helfen. Oft ist es möglich, durch Investitionen in jungen Jahren hohe soziale und volkswirtschaftliche Kosten für lebenslange Hilfen erheblich zu verringern oder sogar zu vermeiden. System-Barrieren zu überwinden ist ein Anliegen der Walter-BlüchertStiftung. Was sind System-Barrieren? System-Barrieren resultieren aus Strukturen in unserer Gesellschaft, die sich oftmals über Jahrzehnte entwickelt haben. Dazu gehört die Schnittstelle zwischen verschiedenen Hilfesystemen. Gute Erfahrungen aus der Kinder- und Jugendhilfe, der Behindertenhilfe, dem therapeutischen Bereich und der Psychiatrie müssen zusammenkommen, um traumatisierten Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung bestmögliche Unterstützung anbieten zu können. Was ist Ihnen wichtig bei Projekten, die die Walter-Blüchert-Stiftung fördert? Wir möchten Menschen Mut, Hoffnung und vor allem Möglichkeiten geben, sich trotz besonderer Herausforderungen, die sie zu bewältigen haben, weiter zu entwickeln. Sie sollen ihre Wir möchten Menschen Mut, Hoffnung und vor allem Möglichkeiten geben, sich weiter zu entwickeln. Potenziale entdecken und entfalten, um möglichst selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Fördert die Walter-Blüchert-Stiftung Hilfe zur Selbsthilfe? Ja, Hilfe zur Selbsthilfe ist uns wichtig, aber auch Nachhaltigkeit ist für uns entscheidend. Alle Projekte werden wissenschaftlich begleitet. Uns geht es um Best-Practice, die in den Sozialraum hinein wirken. Wilfried Gandras Wittekindshof Projektziel Sich sicher fühlen können Das Wittekindshofer „Abakus“-Projektkernteam besteht aus Diakon Bernhard Höhr, Diakon Axel Menningen als Projektleiter und der Diplom-Psychologin Jana Thielke-Pohlmann. Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung sprach Anke Marholdt mit Axel Menningen und ließ sich von ihm Einzelheiten zum geplanten Projekt erläutern: Was ist eigentlich ein Trauma? Was haben denn diese Kinder und Jugendlichen erlebt, denen Sie mit diesem Projekt künftig helfen möchten? Die Ursachen für Traumatisierungen sind vielfältig. Es können zum Beispiel Kriegs- und Fluchterfahrungen sein, Unfälle, medizinisch notwendige Eingriffe oder der Tod eines Elternteils, aber eben auch Vernachlässigungen, Demütigungen, und häusliche oder sexualisierte Gewalt. Nicht immer führen solche Erlebnisse zur Traumatisierung. Ein Trauma wird erlebt, wenn ein Mensch in einer lebensbedrohlichen Situation keinen Schutz durch andere Menschen erfährt, weder flüchten noch die Situation beenden kann. Der Mensch erlebt absolute Hilflosigkeit und existentielle Angst. Solche Erfahrungen wiegen besonders schwer, wenn Vertrauenspersonen darin involviert sind. Wie kann man eine Traumatisierung erkennen? Das ist nicht einfach. Manchmal ist bekannt, dass ein Kind oder ein Jugendlicher Gewalt erleiden musste, bevor er in ein Wittekindshof Wohnhaus eingezogen ist. Es gibt aber auch Kinder und Jugendliche, die irgendwann anfangen, darüber mehr oder weniger indirekt zu sprechen. Voraussetzung dafür ist aber immer, dass sie sich sicher fühlen und Vertrauen zu den Menschen haben, denen sie sich vorsichtig anvertrauen. Sprechen eigentlich alle Kinder irgendwann über das, was sie erlebt haben? Nein, davon können wir nicht ausgehen. Außerdem leben im Wittekindshof ja auch viele junge Menschen, die nicht oder nur sehr wenige Worte sprechen. Es ist immer ganz wichtig, die Kinder achtsam zu beobachten und Verhaltensveränderungen sensibel wahrzunehmen. Dabei müssen alle Beteiligten interdisziplinär zusammenarbeiten. Mitarbeitende aus der Schule, dem Wohn- und Freizeitbereich müssen sich eng mit Therapeuten und Ärzten vernetzen. Welche Folgen können denn Traumatisierungen haben? Traumata gehören zu den Hauptgründen für die Entstehung psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Der Umkehrschluss ist allerdings falsch. Eine psychische Er- krankung beruht nicht immer auf einem Trauma. Die einen reagieren mit stark herausforderndem Verhalten, andere ziehen sich zurück, werden ganz still, entwickeln körperliche Beschwerden und Krankheiten oder verhalten sich plötzlich ganz anders als gewohnt. Die Folgen der Traumatisierung sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie erleiden. Und welche Zielsetzung verfolgen Sie mit dem Abakus-Projekt? Es soll ein spezialisiertes Wohnangebot für traumatisierte Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung entstehen. Dafür ist eine traumapädagogische Fortbildung der Basismitarbeitenden sowie der Leitungskräfte unbedingt erforderlich. Parallel möchten wir eine Fachkonzeption entwickeln, die in allen unseren Wohnbereichen für Kinder und Jugendliche verbindlich ist und auch in den ergänzenden Angeboten wie Schule, Therapie und Freizeit gilt. Daraus können dann vielleicht auch weitere Angebote entstehen. D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 23 Wittekindshof Geschäftsbereich Wohnen Kreis Herford Vertrauen gefasst: der Wittekindshofer Vorstandssprecher Dr. Dierk Starnitzke im Gespräch mit Ibrahim Kus von der Ulenburg-Stiftung Seit dem 1. Februar 2015 haben das Löhner Schloss Ulenburg und der daran angrenzende Park einen neuen Eigentümer. Die Diakonische Stiftung Wittekindshof hatte das Schloss samt „Wir heissen die neuen Nachbarn willkommen und freuen uns auf den interkulturellen Dialog mit dem neuen Eigentümer“ Dierk Starnitzke land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen 1926 erworben und es bis 2007 auch als Wohn- und Lebensraum für Menschen mit Behinderungen genutzt. Der Verkauf des Schlosses markiert einen strukturellen Wandlungsprozess, der auch an anderen Standorten der Diakonischen Stiftung zu weitreichenden Veränderungen geführt hat. Das historische Bauwerk entsprach im Hinblick auf seine Räumlichkeiten und die Infrastruktur nicht länger den geltenden Standards in der Behindertenhilfe und den programmatischen und strategischen Zielset- 24 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 zungen des Wittekindshofes. So stand das Schloss seit sieben Jahren leer und war zum Verkauf ausgeschrieben. Neuer Eigentümer ist die Ulenburg-Stiftung, die im Schloss ein Zentrum für ezidische Studien und den Sitz von Dachorganisationen ezidischer Gemeinden errichten möchte. Zweck der Stiftung sind der Erhalt von Identität und Kultur des von Verfolgung und Genozid bedrohten Volkes der Eziden. Dabei fühle man sich dem Erhalt des Schlosses und seiner Anlagen verpflichtet, erklärte Diplom-Soziologe Ibrahim Kus als Vertragsunterzeichner für den neuen Eigentümer. Dem Verkauf vorangegangen waren intensive Gespräche und Klärungsprozesse zwischen dem Vorstand des Bildarchiv Wittekindshof Wittekindhof/Anke Marholdt Schloss Ulenburg hat einen neuen Eigentümer Wittekindshofes und dem neuen Eigentümer, die dann zur Vertragsunterzeichnung geführt hatten. Vonseiten der Diakonischen Stiftung wolle man gerne daran mitwirken, dass ein Verhältnis guter Nachbarschaft, wie zu den früheren Bewohnern des Schlosses, nun auch zwischen den Bürgern Löhnes und dem neuen Eigentümer und seinen Gästen entsteht, betonte Vorstandssprecher Professor Dr. Dierk Starnitzke. Der Wittekindshof heisse die neuen Nachbarn willkommen und freue sich auch auf den interkultu rellen Dialog mit den neuen Eigen tümern. Für die Klientinnen und Klienten der Diakonischen Stiftung Wittekindshof ergeben sich aus dem Verkauf keinerlei Veränderungen im Rahmen der aktuellen Wohn- und Arbeitsangebote im Sozialraum Löhne. Auch die enge Nachbarschaft zum Schloss und seiner Umgebung bleibt erhalten. Bereits 1993 war angesichts der dama ligen beengten Wohnsituation im Schloss am Rande des Parks das Haus im Mühlengrund erbaut worden. Dort leben derzeit rund dreißig Klientinnen und Klienten. In der Ulenburger Werkstatt, die zuletzt im Jahr 2010 modernisiert und erweitert wurde, arbeiten aktuell über hundert Personen mit einem Werkstattvertrag. Im Zuge der Dezentralisierung entstanden zudem in Löhne-Gohfeld und in der Nähe des Löhner Zentrums neue Wohnangebote. Zum Wittekindshofer Geschäftsbereich Kreis Herford zählen auch die neuen Häuser in Herford, Bünde und Enger. Die Geschäftsbereichsleitung unterhält ihre Büro- und Beratungsräume inzwischen im Zentrum der Stadt Löhne. Wittekindshof/Nicole Gelhaus Wittekindshof Mitarbeit der Klienten im Website-Projekt Neue Website Der Wittekindshof in neuer Perspektive Die Stiftung Wittekindshof startet mit dem Relaunch ihrer Website einen Neuauftritt in der digitalen Welt. Aber was bedeutet das eigentlich? – Mit Relaunch wird die grundlegende oder gestalterische Überarbeitung bzw. Neuentwicklung einer Website bezeichnet. Eine von vielen neuen Vokabeln, mit denen sich anfangs auch das achtköpfige Projektteam auseinander setzen musste. Die Neuentwicklung der Website ist bereits im Mai letzten Jahres gestartet. Das Projektteam besteht aus Mitarbeitenden der unterschiedlicher Bereichen der Stiftung sowie drei externen Partnern. Bereits zu Beginn war allen Projektmitgliedern klar, dass nur ein Perspektivwechsel zu einem erfolgreichen Abschluss des Projektes führen kann. Dabei mussten alle lernen, den Blick aus der gewohnten Organisati- onssicht zu verlassen und perspektivisch die Sicht des Nutzers einzunehmen. Ein ungewohnter Schritt, der aber deutlich gemacht hat, welche Kernzielgruppen das Projekt eigentlich hat: Klienten, potenzielle Klienten und deren Angehörige sowie Mitarbeitende und zukünftige Mitarbeitende. Da bei der Neuentwicklung die Klienten in den Fokus genommen werden sollen, war schnell klar, dass diese auch in besonderer Weise beteiligt werden müssen. Dadurch ergab sich ein eigenständiges Teilprojekt, besetzt aus drei Mitarbeitenden und zwölf Klientinnen und Klienten der Stiftung. Aufgabe dieser Projektgruppe ist, die Anforderungen und Bedürfnisse der Klienten gemeinsam zu erarbeiten, um eine ansprechende Website zu gestalten. Das Testen eines Prototyps oder das Überprüfen der Texte auf Verständlichkeit sind dabei nur beispielhaft für die Aufgaben zu nennen. Ende Januar fand dann der Kick-Off des Teilprojektes statt. In der Auftaktveranstaltung wurde den Klientinnen und Klienten das Projekt vorgestellt und ein kleiner Exkurs in die Welt des Internets gemacht. Das Interesse und die Aufmerksamkeit aller Teilnehmer waren sehr hoch. Ein reger Austausch und Vergleiche mit anderen Internetauftritten machten deutlich, was diese Zielgruppe erwartet. Aktuelle Fotos und Nachrichten sind dabei genauso wichtig wie die Übersichtlichkeit und die leicht zu bedienende Navigation. Auch Paul Garais, Chef der Münsteraner Agentur Eulenblick und externer Berater im Projekt, ist von der Auftaktveranstaltung begeistert: „Es ist wirklich spannend zu beobachten, wie Menschen mit Behinderung sich in der di- gitalen Welt bewegen. Ihr Nutzerverhalten ist ein wertvoller Beitrag für das Projekt und wird uns auf dem Weg zum neuen Internetauftritt sehr helfen.“ Die aktive Einbindung der Männer und Frauen ist nicht nur eine Wertschätzung, sondern soll sie mit auf den Weg nehmen, als Multiplikatoren innerhalb der Stiftung zu agieren. Ebenso versucht das Projektteam die zweite Zielgruppe, die Mitarbeitenden der Stiftung, aktiv am Projekt zu beteiligen. Dazu wurde ein Blog eingerichtet, auf dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit haben, ihre Meinung kund zu tun und sich zu den einzelnen Schritten zu äußern. In regelmäßigen Abständen werden dort Beiträge über den Fortschritt des Projektes, ein Eindruck des neuen Look & Feel und allgemeine Informationen rund um die Website veröffentlicht. Die neue Internetseite soll dann im Spätsommer an den Start gehen. D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 25 Wittekindshof Personalia Aufgabenwechsel und neue Mitarbeitende Zentrum für Arbeitsmedizin, Umweltmedizin und Sicherheitstechnik des Herz- und Diabeteszentrums NRW in Bad Oeynhausen beschäftigt. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. René Lehringer Dr. (YU) Branko Spasojevic (53) ist seit Jahresbeginn neuer Betriebsarzt im Wittekindshof und zugleich leitender Arzt des Arbeitsmedizinischen Dienstes. Als Facharzt für Arbeitsmedizin und Allgemeinmedizin mit den Zusatzbezeichnungen Betriebs- sowie Sportmedizin wird er sich um die gesundheitsspezifischen Belange der Mitarbeiterschaft kümmern. Sein Aufgabenfeld umfasst Hilfen zur Vermeidung von Unfällen und Berufskrankheiten und regelmäßige arbeitsmedizinische Vorsorge, ebenso wie die Eingliederung von Mitarbeitern nach längerem Krankheitsverlauf 26 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 Diakon Thomas Dullweber Wittekindshof/Anke Marholdt Der Geschäftsbereich Herne-Oberhausen hat eine neue Leitung: Diakon Bernd Samson hat dort zum Jahresbeginn die Verantwortung übernommen. Samson ist zugleich Geschäftsführer in den Kooperationsgesellschaften „Selbstbestimmte Lebensräume (SeLe) gGmbH“ in Bottrop und „Lebensräume gestalten GmbH“ im Kreis Unna. Sein Tätigkeitsschwerpunkt lag in den vergangenen Jahren beim Aufbau neuer Geschäftsbereiche und der Gründung der genannten Kooperationsgesellschaften. Dorothee Blome wechselt in die neu geschaffene zentrale Stabstelle für Regionalisierung in der Region Mitte, zu der die Sozialräume Hamm und Herne gehören. Dabei wird sie besonders für die zentrale Aufnahmekoordination, Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerkarbeit, Ehrenamtsakquise und Koordinierung in den Sozialräumen dieser Region verantwortlich sein. Wittekindshof/Anke Marholdt Diakon Bernd Samson Dr. Branko Spasojevic in den Arbeitsprozess und Maßnahmen zur Förderung des Wohlbefindens und des Gesundheitsbewusstseins der Beschäftigten. Dr. Spasojevic war zuletzt sechs Jahre lang leitender Betriebsarzt des arbeitsmedizinischen Dienstes in einem Krankenhaus in Paderborn. Zuvor war er zwölf Jahre als Betriebsarzt im Diakon Thomas Dullweber, bislang Leiter des Hauses Aleida in Rahden, seit dessen Eröffnung im Jahr 2005, ist ins Ambulant Unterstützte Wohnen gewechselt. Er leitet nun das 12 Personen umfassende AUW-Team Espelkamp/Rahden mit Büro in Espelkamp. Das Team gehört zum Geschäftsbereich Wohnen III, Kreis Minden-Lübbecke, der von Diakon Burkhard Hielscher geleitet wird. Die Arbeit im Haus Aleida wir nun von Bereichsleiter Diakon Michael Bosse verantwortet. Dr. Lieseltraud Lange-Riechmann hat zum Jahresbeginn die Koordination des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof übernommen. Ihr Wittekindshof sie mit einer Dissertation zum Thema „Wirtschaftlicher Nutzen von Kinaesthetics und die Bedeutung für Diakonie und Gesundheitsökonomie“ am Institut für Diakoniewissenschaft und Diakonie management in Bielefeld erworben hat. Frau Dr. Lange-Riechmann stammt aus Petershagen und ist dort heute noch ansässig. Sie ist verheiratet und Mutter einer Tochter. Im Wittekindshof hat sie mit einem Diakonischen Jahr begonnen. Während ihrer Zeit als entsandte Mitarbeiterin hat sie stets ihre Kontakte zur Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft wie auch zur Diakonischen Stiftung aufrechterhalten. Erinnerung an Richard von Weizsäcker Am 28. Februar 2015 jährte sich der Besuch Richard von Weizsäckers in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof zum 25. Mal. Damals fand die noch junge Wittekindshofer Aschermittwochsveranstaltung erstmals in der Turnhalle auf dem Gründungsgelände in Volmerdingsen statt. Nach einem Gang durch die Einrichtung und einer Diskussionsveranstaltung im Öffentlichkeitszentrum, den heutigen Räumlichkeiten des Kontakt- und Informationszentrums (KIZ) Volmerdingsen, sprach Richard von Weizsäcker zu rund 400 Aschermittwochsgästen – unter ihnen zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner, die den Präsidenten zuvor mit einem Anspiel begrüßt hatten. Es läge „an uns“, so Richard von Weizsäcker, dem damals herrschenden Gesellschaftsbild folgend, „dem Behinderten im Kampf um seine Chance zu helfen, sein eigenes Leben zu leben (…) ihn also anzunehmen, so wie er ist, ihn zu fördern und vor allem ihn als Mitmensch am gesellschaftlichen Leben Teil haben zu lassen.“ Der Präsident, der auch wegen seiner wegweisenden Reden in die Geschichte dieses Landes eingegangen ist, verstarb am 31. Januar dieses Jahres im Alter von 94 Jahren in BerlinDahlem. Bildarchiv Wittekindshof Vor 25 Jahren: Richard von Weizsäcker im Wittekindshof Privat Vorgänger Helmut Janz war Ende letzten Jahres in den Ruhestand verabschiedet worden. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement umfasst alle Maßnahmen, die der Gesunderhaltung und der Wiedererlangung der Gesundheit dienen und durch den Arbeitgeber beeinflusst und unterstützt werden können. Für eine erfolgreiche betriebliche Gesundheitspolitik sind die aktive Einbeziehung der Mitarbeitenden und eine enge Zusammenarbeit mit den Mitarbeitervertretungen unabdingbar. Frau Dr. Lange-Riechmann verfügt über langjährige Erfahrung in Einrichtungen der sozialen Arbeit auf unterschiedlichen Ebenen. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenpflegerin und der Einsegnung zur Diakonin im Wittekindshof war sie dort und als entsandte Diakonin außerhalb der Diakonischen Stiftung 26 Jahre lang als Pflegedienstleitung, Heimleiterin und im Pflegemanagement tätig. Zwischenzeitlich hat sie sowohl den Bachelor- als auch den Masterstudiengang MBA erfolgreich abgeschlossen und dabei ihre beruflichen Erfahrungen wissenschaftlich reflektiert und in verschiedenen Publikationen veröffentlicht. Noch ganz jungen Datums ist ihr Doktortitel, den Wittekindshof/Klaus Schuhmacher Susanne Strothmann Dr. Lieseltraud Lange-Riechmann Susanne Strothmann hat zum Jahresende ihre Tätigkeit als Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit be endet, um sich außerhalb der Dia konischen Stiftung neuen Aufgaben zuzuwenden. Ihr Nachfolger ist Gerald Labitzke, der Anfang April seine Wittekindshofer Berufstätigkeit antritt. Zuvor war er als Projektmanager bei der Gütersloher BertelsmannStiftung angestellt. Er wird sich in der nächsten Ausgabe dieser Zeitschrift näher vorstellen D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 27 Wittekindshof Wittekindshof/Anke Marholdt Den Basiskurs Kirche und Diakonie erfolgreich abgeschlossen haben: Annette Bernert, Bärbel Guadagno, Sina Meier, Matthias Schramm, Tanja Stahlhut (Bad Oeynhausen), Bettina Stellbrink-Uekermann, Kerstin Winkler (Löhne), Astrid Stangenberg, Matthias Reinkensmeier (Espelkamp ), Selma Freimuth (Hüllhorst), Roland Gradel (Kirchlengern), Heiko Schröder (Herford), Kathrin Berger, Matthias Sohn (Minden), Marlies Nahrwold (Petershagen),Bianca Büschenfeld, Petra Münstermann (Porta Westfalica), Klaus Werner Friedrichs (Wiedensahl) und Natalie do Peso (Vlotho) Nach dem erfolgreichen Besuch der Diakonenschule der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof konnten neun Frauen und Männer als Diakonin und Diakon eingesegnet werden: Jennifer Berks, Katherina Post (Bad Oeynhausen), Janine Henning (Bünde), Katharina Klenke, Janina Kottkamp, Christin Werner (Hille), Mandy Troles (Hüllhorst), Malte Schürmann (Lübbecke), André Kölling (Vlotho). In diesem Jahr wurden auch zum ersten Mal vier Absolventen der FHdD, Aaron Schwager (Bad Oeynhausen), Luisa Tödtmann, Catharina Witting (Hille), Annika Lange (Löhne) als Diakoninen und Diakone eingesegnet. 28 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 Aus Anlass des Brüder- und Schwesterntages wurden 25 Mitglieder der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft als Jubilare geehrt: Das seltene 60-jährige Diakonenjubiläum gefeiert hat Diakon Martin Beyer aus Gronau. Vor 50 Jahren eingesegnet wurde Diakon Friedhelm Schönfeld aus Löhne. Auf ihr 40-jähriges Diakonenjubiläum zurückblicken konnten: Günter Balke (Hüllhorst), Rudolf Krüger (Bad Oeynhausen), Bernhard Masur (Drensteinfurt), Heinrich Versick (Hille) und Kurt Wiezorreck (Gronau). Ihr silbernes Einsegnungsjubiläum gefeiert haben die Diakone und Diakoninnen: Geert-Paul Boermans, Ulrike Henning (Bad Oeynhausen), Ute Flörkemeier (Bad Salzuflen), Dietmar Gornik (Bissendorf), Angelika Schulz (Gronau), Sigrid Möll (Hille), Kerstin Bollmann, Anja Kuhn (Hüllhorst), Volker Saenger (Löhne), Ingrid Kettler (Münster) und Kathrin Waldeck (Porta Westfalica). Vor 25 Jahren als Diakonische Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter eingesegnet wurden: Friedrich Homann, Horst-Wilhelm Huneke, Ursula Krietemeyer und Inge Krüger (Bad Oeynhausen), Horst Hiller (Löhne), Evelyn Tontrup-Klockenbrink (Hüllhorst) und Christhard Holzhauer (Gronau). Wittekindshof/Anke Marholdt Wittekindshof/Anke Marholdt Wittekindshof/Anke Marholdt Wir gratulieren Jubiläum in den Wittekindshofer Werkstätten: Ihr 40-jähriges Jubiläum gefeiert hat Roswitha Bode (Betriebsintegrierter Arbeitsplatz). Seit 25 Jahren arbeiten in den Wittekindshofer Werkstätten: Michael Bükkösi, Thorsten Hesse (Wittekindshofer Werkstätten Espelkamp-Benkhausen), Anna (Wittekindshofer Werkstätten im Gründer- und Anwendungszentrum (GAZ) Espelkamp), Franz-Josef Reinold, Stefan Ross, Frank Tiemann (Wittekindshofer Werkstätten Ulenburg), Stephan Knodel, Michael Schramm, Maria Atzemi (Wittekindshofer Werkstätten Vorwerk in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen), Christel Birke, Brigitta Lehmann, Wilfried Spitzner, Christiane Opiolla, Michael Paech, Ronalt Wiegand, Andreas Reinhardt, Angelika Wertz, Dagmar Willasch, Renate Nieschk, Martina Markgraf. Norbert Parys, Heike Seinsche, Petra Klawitter, Klaus-Jürgen Hanert (Wittekindshofer Werkstätten Sonnenbrede in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen). Den Aufbaustudiengang Sozialmanagement am Evangelischen Berufskolleg Wittekindshof haben erfolgreich abgeschlossen: Simon Kohlgraf (Ahaus), Norbert Lauterbach, Sandra Stute (Bielefeld), Sebastian Ambrock, Nina Böker (Bad Oeynhausen), Heike Rühle (Bünde), Kirsten Strelau (Castrop-Rauxel), Bernd Bietmann (Gronau), Stefanie Schöttke (Hamm), Thorsten Thieme (Herne), Inna Lusgina (Herzebrock-Clarholz), Ines Mahnke (Hille), Philipp Arning (Löhne), Carsten Göcke (Münster), Jasmin Ransmann (Ochtrup), Sarah Turek (Porta Westfalika), Markus Klemm (Preußisch Oldendorf), Daniela Linnenbrügger (Rödinghausen), Klaus Hellmann (Stemwede), Christian Hollekamp (Vreden) und Sonja Junk (Wietmarschen). Wittekindshof/Anke Marholdt Wittekindshof/Anke Marholdt Wittekindshof Verstorbene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Klientinnen und Klienten* Wir trauern Meine ewige Ruhe finde ich bei Gott; geduldig begebe ich mich in seine Hand. Nichts kann mir mehr schaden. Psalm 62,2 24.Oktober 01. November 02.November 09.November 17.November 19. November 20.November 21. November 23.November 26.November 01. Dezember 05.Dezember 06.Dezember 14. Dezember 14. Dezember 16. Dezember 20.Dezember 24.Dezember 27. Dezember 11. Januar Manfred Reichardt Adolf Gering Magdalene Kuntemeier Norbert Delhees Gerhard Tepper Elisabeth Damrath Sabine Meyer Marie Sorgalla Änne Wiesinger David Scheiber Marika Neumann Karl-Heinz Herrmann Marie Kröger Christoph Lassek Heinz Reitmeier Hildegard Franke Jörg Borcherding Friedrich Möller Anneliese Wöbking Michael Selan 11.Januar 22. Januar 25.Januar 31. Januar 04.Februar 06.Februar 15. Februar 17.Februar 02. März 05. März 05. März 06. März 06. März 08.März 12. März 15. März 15. März 15. März 16. März 18. März Karl-Josef Eppe Fredi Wilmsmann Klaus Mittreiter Ute Lomberg Klaus Haberland Elke Zinserling Hartmut Bauer Christel Zopf Marianne Weinhold Gertrud Isringhausen Annemarie Helmer Ernst Horst Elisabeth Grunow Chantal-Maria-Sophie Basse Heinrich Dehnen Lothar Anding Ursula Pullwitt Hildegard Mattzick Hannes Wulff Klaus Rehling * soweit sie uns bekannt wurden. D u rc h b l i c k 1 -2 0 1154 29 Wittekindshof MAV Svenja Tegeler für die MAV-Arbeit freigestellt Am 30. Oktober letzten Jahres hat die Mitarbeitervertretung der Region Ost Svenja Tegeler als drittes freigestelltes MAV-Mitglied gewählt. Seit Februar steht sie nun für die vollzeitige Beratungs- und Informationsarbeit der MAV zur Verfügung. Zuletzt war Svenja Tegeler als Bereichsleitung im Ambulant Unterstützten Wohnen (AUW) des Geschäftsbereiches Wohnen IX, Kreis Herford, tätig. Sie ergänzt nun das Team um Sekretärin Annette Holtz, Cornelia Pangritz (stellvertretende Vorsitzende) und Christian Rüter (Vorsitzender der MAV Ost und der Gesamtmitarbeitervertretung). Svenja Tegeler (37) wuchs in Bad Oeynhausen-Wulferdingsen auf und kam nach einer abgeschlossenen Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau 1998 zum Wittekindshof. Bis zum Jahr 2003 durchlief sie erfolgreich „Ich möchte mit meiner Erfahrung den Kolleginnen und Kollegen fachlich und vertauensvoll zur Seite stehen“ Wittekindshof/Klaus Schuhmacher die Ausbildung zur Erzieherin und Diakonin. Ferner absolvierte sie am Berufskolleg Wittekindshof den Aufbauausbildungsgang Sozialmanagement. Erste Erfahrung in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen sammelte sie vier Jahre im stationären Ge- schäftsbereich Wohnen V Bethanien. Danach folgten sechs Jahre im Kinderund Jugendbereich „Schülerdorf“. Hier übernahm sie erstmals die Position einer stellvertretenden Bereichsleitung. Im Jahr 2008 wechselte Svenja Tegeler dann in den Geschäftsbereich Wohnen IX (Kreis Herford) und trat im Stationären Wohnen (SUW) die Aufgabe der Bereichsleitung des Häuserverbundes „Weihe und Wilm“ in Löhne an. Im September 2012 übernahm sie für den Geschäftsbereich Wohnen IX die Bereichsleitung eines Teams Birkenweg im Ambulanten Wohnen (AUW). Im April 2014 wurde sie bei den Wahlen zur Mitarbeitervertretung in das Gremium der MAV gewählt. Bei ihrer ersten Kandidatur erzielte sie das sechstbeste Ergebnis von 29 Kandida- 30 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 tinnen und Kandidaten. Dieser Vertrauensvorschuss motivierte sie dazu, sich um die Freistellung für die Arbeit der MAV zu bewerben. Dabei ist sie sich ihrer Verantwortung gegenüber den nahezu 2.400 Kolleginnen und Kollegen in der Region Ost bewusst: „Ich freue mich auf meine neue Aufgabe und möchte mit meiner Erfahrung den Kolleginnen und Kollegen fachlich und vertrauensvoll zur Seite stehen“, so Svenja Tegeler. Seit 20 Jahren ist Svenja Tegeler aktives Mitglied der Löschgruppe Volmerdingsen der Freiwilligen Feuerwehr Bad Oeynhausen, dies zurzeit im Dienstgrad der Oberbrandmeisterin. Nach langjähriger Arbeit als Jugendwartin und in der Brandschutzerziehung, fünfjähriger Mitarbeit in der Notfallseelsorge des Kirchenkreises Vlotho ist sie seit 2006 Fachberaterin Seelsorge der Feuerwehr in Bad Oeynhausen. Im Bereich der Psychosozialen Unterstützung für Einsatzkräfte (PSU) ist sie seit 2011 Ausbilderin und koordiniert seit letztem Jahr eine Gruppe von acht ehrenamtlichen Kräften der Feuerwehr. „Meine Erfahrungen aus der psychosozialen Arbeit der Feuerwehr will ich in die Beratungsarbeit der MAV mit einbringen“, so Svenja Tegeler. Die ausgewiesene Beratungskompetenz war einer der Gründe, warum sich die MAV Ost einstimmig dafür entschieden hat, die Diakonin für die Arbeit in der MAV-Geschäftsstelle zur Freistellung zu empfehlen. Die MAV werde nicht müde zu erwähnen, dass sie sich nach Paragraph 35 des Mitarbeitervertretungsgesetzes um die wirtschaftlichen und sozialen Belange der Mitarbeiterschaft zu kümmern hat, so Christian Rüter. „Wir sind ansprechbar, egal ob es sich um berufliche, soziale oder gesundheitliche Belange handelt.“ Daher freue man sich seitens der MAV über die fachliche Bereicherung, die aus der Berufung von Svenja Tegeler resultiere. Wittekindshof Das erste interreligiöse Fachgespräch im Wittekindshof gestalteten gemeinsam: (vorne v.l.) Rilana Junggebauer, Abdulraman Rocky Kamara, Tobias Zenker, Najat Mohaidly und Gamze Cüce sowie (hinten v.l.) Pfarrer Dr. Christan Hohmann, Pfarrer Ralf Lange-Sonntag, Helga Barbara Gundlach, Vorstandssprecher Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Yvonne Schaf, Diakon Thomas Heitkamp und Pfarrer Martin Wedek. Ein gutes Miteinander trotz unterschiedlicher Religion Alltagsfragen standen beim ersten interreligiösen Fachgespräch am 2.10.2014 im Eidinghausener Berufsbildungswerk (BBW) im Mittelpunkt. Experten in eigener Sache waren dabei fünf Auszubildende, die offen über ihren Glauben sprachen oder auch Wittekindshof gewinnt NRW-Gesundheitspreis Im Januar wurde das Wittekindshofer Projekt „Adipositas bei Menschen mit Intelligenzminderung – Prävention und Intervention“ in die Landesinitiative „Gesundes Land Nordrhein-Westfalen“ aufgenommen und mit dem 1. Preis des Gesundheitspreises Nordrhein-Westfalen 2014 ausgezeichnet. Ziel des bis 2016 laufenden Pilotprojektes ist es, dass Menschen mit geistiger Behinderung lernen, mehr Eigenverantwortung für ihre gesundheitliche Entwicklung zu übernehmen. Dabei geht es um die Stärkung der Selbsthilfe. Menschen werden befähigt und darin unterstützt, dass sie selbst zu einer Verbesserung ihrer gesundheitlichen Situation und ihrer Lebensqualität beitragen. Distanz äußerten: „Ich bin stolz, Muslima zu sein. Ich lese im Koran und bete dreimal am Tag“, berichtet Najat Mohaidly, im Libanon geboren und nun zur Ausbildung als Beiköchin im BBW. Mit den Gebets- und Arbeitszeiten gebe es keine Probleme. Kompliziert sei es nur im Fastenmonat Ramadan gewesen: „Wir trinken und essen bis zum Sonnenuntergang nicht. Das Eileen König, die sich in Gronau am Projekt beteiligt, nahm stellvertretend für die gesamte Stiftung den mit 5.000 Euro dotierten Preis von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens entgegen. Das Preisgeld kommt den vier Wittekindshofer Adipositas-Selbsthilfegruppen in Gronau, Lübbecke, Bad Oeynhausen und Herne zugute. „Von dem Geld werden wir Informationsmaterialien, aber auch Hilfsmittel wie Lebensmittelwagen oder Materialien für gemeinsame Bewegungsaktivitäten kaufen“, so Dipl.-Psychologe Dr. Norbert Hödebeck-Stuntebeck. Er freut sich sehr darüber, dass das Projekt vom Gesundheitsministerium ausgezeichnet wurde. „Schon lange war uns aufgefallen, dass einige Menschen, die Wittekindshofer Wohnangebote nutzen, erhebliches Übergewicht haben. Das ist sehr schwierig, wenn es so heiß ist wie in diesem Jahr. Ich habe dafür alle Plusstunden aufgespart. Auch mein Vater hat geholfen und wir sind weggefahren. Dann darf man zwischendurch essen und trinken.“ Ihre Kollegin Gamze Cüce hat türkische Wurzeln. Sie ergänzt: „Wir essen kein Schweinefleisch und trinken keinen Alkohol. Ich kann dann auch die Speisen nicht abschmecken. Das machen Kollegen für mich, wir haben das so abgesprochen. Beim Zubereiten trage ich Handschuhe. Dann ist auch Schweinefleisch kein Problem.“ Abdulraman Rocky Kamara ist vor dreieinhalb Jahren aus Sierra Leone nach Deutschland gekommen: „Ich bin Christ, hatte aber in Deutschland schon Schwierigkeiten wegen meiner Hautfarbe. Mein Vater ist Muslim, meine Mutter Christin. Wenn ich sie besuche, bete ich gerne zusammen mit ihr.“ Der christliche Glaube ist auch der angehenden Hauswirtschaftshelferin Yvonne Schaf wichtig. In ihrer Heimatkirchengemeinde ist sie im Kindergottesdienst bringt oft gesundheitliche Probleme mit sich, bis hin zu lebensgefährlichen Komplikationen. In das AdipostiasProjekt konnten wir einige Erfahrungen einbringen, die wir in den spezialisierten Angeboten für Menschen mit dem seltenen Prader-Willi-Syndrom gemacht haben. Dort sind wir bereits seit 15 Jahren aktiv.“ Das Prader-Willi-Syndrom ist eine angeborene, genetisch bedingte Behinderung in Verbindung mit einer nicht behandelbaren Esssucht. und in der Arbeit mit Kindern aktiv. Sie wünscht sich mehr geistliche Angebote im Berufsbildungswerk. Eine andere Position bezieht Tobias Zenker, der eine Ausbildung als Lagerarbeiter absolviert: „Ich bin nicht religiös,“ beschreibt er seine Grundeinstellung, „aber ich akzeptiere, wenn das anderen wichtig ist.“ Die externen Experten, die eigens zu dieser Veranstaltung nach Eidinghausen gekommen waren, zeigten sich beeindruckt von der Offenheit der jungen Menschen, und erteilten dem Schubladendenken, gleich gegen welche Religion gerichtet eine klare Absage: „Es gibt nicht die typische Muslima, wie es auch nicht den typischen Christen gibt. Interkulturelle Kompetenz fängt damit an, dass Vielfalt und jeder in seiner Individualität wahrgenommen wird“, betonte Helga Barbara Gundlach, Expertin für Interkulturelle Fragen und Lehrbeauftragte der Universität Hannover. Wittekindshof/Anke Marholdt Wittekindshof/Anke Marholdt Kurz gefasst Landesinitiative „Gesundes Land Nordrhein-Westfalen“ Die 1994 gegründete Initiative „Gesundes Land Nordrhein-Westfalen – Innovative Projekte im Gesundheitswesen“ ist seither fester Bestandteil der Gesundheitspolitik. Sie dient der Weiterentwicklung des Gesundheits wesens in Nordrhein-Westfalen. Ziele sind es, Innovationen zu voran zubringen sowie die Qualität und Wirtschaftlichkeit zu fördern. D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 31 Wittekindshof aus der Region Westfälische Pflegefamilien Das neue KIZ in Hamm: ein Ort für Beratung und Begegnung Hamm Einweihung KIZ Hamm E nde November vergangenen Jahres hat die Diakonische Stiftung Wittekindshof ihr Kontakt- und Informationszentrum (KIZ) in Hamm eingeweiht. Es heißt „Café Mittendrin“ und liegt in der Innenstadt. Mit der neuen Lokalität soll es zum Treffpunkt für Menschen mit und ohne Behinderungen werden und zur Stärkung des Miteinanders im Sozialraum beitragen. Die Einweihungsfeier war geprägt von den verschiedenen Religionsgemeinschaften und Kulturen. Die Wittekindshofer Trommelgruppe Shuja aus Hamm und die Jugendkirchenmusikerin Ulrike Egermann sorgten zusammen mit einer Traditionstanzgruppe für gute Stimmung. Die Diakonische Stiftung Wittekindshof möchte dazu beitragen, Orte für Begegnungen zu schaffen, damit unsichtbare Mauern zwischen Menschen abgebaut werden. Das gelingt besonders gut, wenn Menschen mit ähnlich gelagerten Interessen und Hobbys auf- 32 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 einander treffen. Ergänzend wird es auch weiterhin spezielle Freizeit- und Bildungsangebote für Menschen mit Behinderung geben, die ambulante und stationäre Angebote des Wittekindshofes nutzen. Langjährige Kontakte zu Kooperationspartnern wie der Friedenschule, der Jugendkirche, der DiTiB Sultan-Ahmet-Merkez-Moschee und dem Verein zur Förderung des MartinLuther-Viertels sollen vertieft werden. „Wir wollen mit dem KIZ und dem ‚Café Mittendrin‘ einen Beitrag zur Entwicklung des inklusiven Sozialraumes Hamm leisten. Unser Programm wollen wir zusammen mit Kooperationspartnern und unseren Gästen entwickeln“, kündigt Annette Bender an, die das Kontakt- und Informationszentrum leitet. Den Anfang machen bereits die Selbsthilfegruppen „Autismus und Kontaktstörung“ und eine Gruppe für erwachsene Menschen mit AutismusSpektrum-Störungen, die sich seit Wochen regelmäßig im KIZ treffen. K inder und Jugendliche mit Behinderungen können aus unterschiedlichen Gründen nicht immer bei ihren Eltern leben. Viele Eltern sind mit der Behinderung ihres Kindes überfordert oder können ihm kein geeignetes Umfeld bieten. Das Angebot „Westfälische Pflegefamilien“, an dem auch die Diakonische Stiftung mitwirkt, bietet diesen Kindern die Möglichkeit, in einer Pflegefamilie aufzuwachsen. Dort werden sie umfassend versorgt und betreut. Initiator und Konzeptgeber des Systems der „Westfälischen Pflegefamilien“ ist das Landesjugendamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Das Wittekindshofer Fachteam sucht Familien, die sich vorstellen können, einem jungen Menschen einen verlässlichen Lebensort zu bieten. Der Begriff Familie steht hier für die ganze Bandbreite familialer Lebensformen. Die pädagogische Förderung in der Pflegefamilie hat den Abbau von Entwicklungs- und Erziehungsdefiziten zum Ziel. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, verfügt mindestens ein Elternteil über eine besondere Eignung, z.B. eine pädagogische oder pflegerische Ausbildung, oder andere spezielle Erfahrungen. Pflegekinder sind auf Grund von Behinderungen oder traumatischer Erfahrung oft in ihrer Entwicklung benachteiligt. Sie benötigen die Hilfe aller Familienmitglieder, um sich neu zu orientieren um Vertrauen zu fassen. Um daran mitwirken zu können, werden Pflegefamilien umfassend vorbereitet. Für die Dauer des Pflegeverhältnisses steht ihnen eine Beraterin zur Seite. Sie ist bei Fragen und Problemen stets ansprechbar. Das Wittekindshofer Fachteam beantwortet gerne alle Fragen zum Thema „Westfälische Pflegefamilien“. Es ist im Kinder- und Jugendbereich in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen angesiedelt und unter der Telefonnummer (05734) 61-1555 oder der Mailadresse [email protected] zu erreichen. Wittekindshof/Anke Marholdt Wittekindshof/Anke Marholdt Pflegefamilien gesucht Expertinnen für Pflegefamilien: Sabrina Ostermeier und Nadine Irmer Wittekindshof Holzwickede Espelkamp Volmerdingsen Lange Vorplanungen für Wohnhaus in Holzwickede Integrative Disco ür 2017 plant die „Lebensräume gestalten gGmbH“ (LeGe) ein neues Wohnhaus in Holzwickede an der neu geschaffenen Birkenstraße/Ecke Friedhofstraße. Die LeGe ist ein gemeinsames Tochterunternehmen des Evangelischen Perthes-Werkes aus Münster und der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Der Neubau soll nicht nur Platz für 24 Einzelzimmer für Frauen und Männer mit geistiger und mehrfacher Behinderung bieten, sondern auch zusätzliche Räume für Tagesstrukturierende Angebote sowie zwei Zimmer für Kurzzeitwohnen. Das barrierefreie Gebäude wird auch Menschen mit Rollstühlen oder Gehhilfen größtmögliche Bewegungsfreiheit bieten. Die Tagesstrukturierenden Angebote sind ein zusätzliches Angebot für die Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch für Bürgerinnen und Bürger aus Holzwickede und Umgebung, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderung oder weil sie bereits das Rentenalter erreicht haben, nicht in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeiten. Die Tagesstrukturieren- A Ferienbetreuung im KIZ Volmerdingsen Impressum Durchblick Zeitschrift der Diakonischen Stiftung Wittekindshof Herausgeber: Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Theologischer Vorstand (v.i.S.d.P.) Redaktion: Klaus Schuhmacher Zur Kirche 2, 32549 Bad Oeynhausen [email protected] m Freitag, dem 22. Mai 2015 findet bereits zum 7. Mal die integrative Disco Let’s Dance statt. Im Bürgerhaus Espelkamp, Wilhelm-Kern-Platz 14, ist ab 19 Uhr wieder Tanzen bis in die Morgenstunden angesagt. Die Veranstalter, die Lebenshilfe Minden, die Lebenshilfe Lübbecke, der Ludwig-Steil Hof, die Diakonie Lübbecke und die Diakonischen Stiftung Wittekindshof, erwarten auch in diesem Jahr wieder bis zu 700 Gäste mit und ohne Behinderung aus den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford sowie aus dem benachbarten Niedersachsen. Wittekindshof/Anke Marholdt F den Angebote seien neben dem Wohnumfeld ein zweiter Lebensraum, der einen abwechslungsreichen Tagesund Wochenablauf ermöglicht durch verschiedene Freizeitaktivitäten, Ausflüge und Spaziergänge, aber auch gezielte individuelle Förderung, so Bernd Samson, Geschäftsbereichsleiter Herne. Aufgrund aufwendiger Vorplanungen rechnen die Verantwortlichen jedoch nicht mit einer Fertigstellung des zweigeschossigen barrierefreien Gebäudes vor 2017. Texte: Die nicht namentlich gekennzeichneten Texte wurden erstellt von Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Anke Marholdt und Klaus Schuhmacher. Auswahl und Redaktion: Prof. Dr. Dierk Starnitzke und Klaus Schuhmacher Gestaltung und Layout: Wilfried Gandras und Max Andree, Hamburg Druck: Druckerei + Verlag Kurt Eilbracht GmbH & Co KG, Löhne Versand: Wiegmann GmbH, Petershagen A uch in diesem Jahr bietet die Diakonische Stiftung Wittekindshof in Bad OeynhausenVolmerdingsen wieder die betriebliche Ferienbetreuung an. In dem Zeitraum vom 20. Juli bis 07. August können Kinder im Alter zwischen 6 bis 12 Jahren an dem Ferienangebot teilnehmen. Unter dem Motto „Zeitreise im KIZ“ stehen Spiele, kreative Bastelangebote, Musik und ganz viel Spaß auf dem Programm. Die kleinen Ritter, Burgfräulein, Roboter und Astronauten werden in der Zeit von pädagogischen Fachkräften und weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei den zahlreichen Angebote und Zeitreisen begleitet. Die Buchung der Ferienbetreuung kann wochenweise erfolgen und kostet je Woche 70 Euro pro Kind. Information und Anmeldung (bis 12.06.2015): Kontakt– und Informationszentrum Volmerdingsen Zum Dorfplatz 2 | 32549 Bad Oeynhausen Telefon (05734) 61-2432 [email protected] Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion. D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 33 großes Foto: Wilfried Gandras; kl. Fotos v.l.n.r.: ©Depositphotos.com/ Rangizzz | Foto Sparschwein: ©fotolia.com/ contrastwerkstattFoto Bowling: ©fotolia.com/ muro | Foto Meer: ©fotolia.com/ icholakov | Foto Gitarre: ©fotolia.com/ muro Fundraising Ausflüge sind auch für Bewohnerinnen und Bewohner im Wittekindshof ein besonderes Ereignis, ebenso wie Fahrten an die Nordsee, in den Zoo oder zur Freilichtbühne. Aber auch Kegelabende, Kutschfahrten, ein Besuch im Café oder der gemeinsame Einkaufsbummel sind ein Stück vom Glück. 34 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 Musizieren „Morgen ist wieder Chor, wir singen zusammen. Ich freue mich schon.“ Im Chor der Bewohner und Bewohnerinnen treffen sich mit viel Freude an der Musik junge und ältere Menschen. Zur richtig guten Begleitung des Chores fehlt jedoch bis jetzt noch ein E-Piano. Feste sind Höhepunkte. Sie machen Spaß, fördern die Gemeinschaft und sind Belohnung im Alltag. Möglichkeiten zu feiern gibt es viele: Karneval, Frühlingsfeste, Weihnachtsmärkte, Geburtstagsfeiern oder zusammen kochen. Genießen Das Lieblingsgericht selbst zu kochen, ist auch für Menschen mit schweren Behinderungen eine Freude. Besondere Hilfsmittel ermöglichen das aktive Mitmachen: ein Power-Link zum Ein- und Ausschalten von Elektrogeräten, robuste Töpfe, ergonomisch geformte Kochutensilien. Fundraising Mitmachen Viele Menschen mit schweren Behin derungen können ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht einfach aussprechen und sich an der Alltagskommunikation be teiligten. Zum Glück gibt es heute moderne Kommunik ationshilfen wie Tabletcomputer, Go-Talk oder Power-Link. Sie erleichtern die Verständigung im Alltag. Bei Fragen oder Anregungen rufen Sie uns an oder schicken Sie eine Mail: Der Wittekindshof in Gronau betreut über tausend junge und alte Menschen mit Unterstüt zungsbedarf. Viele können sich die Wünsche nicht erfüllen, die das Leben lebenswert machen. Ihre Spende ermöglicht Men schen mit Behinderung, Bega bungen und Fähigkeiten zu er proben und ihre Freizeit kreativ zu gestalten. Mit Ihrer Spende werden Alltagswünsche wahr. Diakonische Stiftung Wittekindshof Öffentlichkeitsarbeit Gronau Ella Buresch Telefon: 02562 – 916 103 [email protected] Spendenkonto StadtSparkasse Gronau BLZ: 401 540 06 Konto-Nummer: 13 77 1 Spenderservice IBAN: DE07 4015 4006 0000 0137 71 Eva-Maria Kern BIC: WELADED1GRO Tel.: 05734 – 61 1132 [email protected] Gronau (Westf.) Freizeitwünsche erfüllen! D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 35 Was macht eigentlich … Was macht eigentlich … Guido Spilker? „Ich wage einen Neuanfang“, hat sich Guido Spilker gesagt. Er ist wegen einer spastischen Lähmung auf einen Rollstuhl angewiesen und hat bisher in einer Wohngruppe des Hauses Aleida in Rahden gelebt. Jetzt hat der 40-jährige Mann zum ersten Mal im Leben eine eigene Wohnung bezogen. Seit seiner Kindheit ist Spilker durch die Krankheit gehandicapt. Er wohnte bis zur Volljährigkeit bei seinen Eltern in Bad Oeynhausen, besuchte in dieser Zeit die Schule für Körperbehinderte in Eidinghausen. Später zog er in das Haus Morgenstern der Stiftung Wittekindshof in Volmerdingsen. Immer war Guido Spilker auf die Betreuung anderer Menschen angewiesen. Die vergangenen zehn Jahre lebte er in einer stationären Wohngruppe im Haus Aleida. Fast ebenso lange betreut Diakon Thomas Dullweber die Einrichtung, an deren Aufbau er beteiligt war. Auch er geht beruflich einen neuen Schritt: Er ist künftig im Ambulant Unterstützten Wohnen (AUW) des Wittekindshofes tätig und arbeitet mit Guido Spilker und vielen anderen Menschen mit Behinderungen an deren neuen Schritten in ein selbstständiges Leben. Guido Spilker und seine Eltern als gesetzliche Betreuer haben im vergangenen Jahr den Heimvertrag gekündigt. Der junge Mann ist in eine eigene Wohnung des AUW an der Bahnhofstraße in Rahden gezogen und hat sich den Traum des selbst bestimmten Lebens verwirklicht: Einkaufen, pünktliches Aufstehen um zur Arbeit in die Werkstätten des Wittekindshofes in Espelkamp zu fahren 36 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 und sinnvolle Freizeitaktivitäten sind für ihn mittlerweile kein Problem mehr. „Hilfe braucht er aber beim Geld einteilen, bei Behördenangelegenheiten und auch im hauswirtschaftlichen Bereich wegen seiner erheblichen körperlichen Beeinträchtigungen“, sagt Diakon Dullweber. Die Behinderung Spilkers allerdings kann seine spürbare Freude über das eigene freie Leben nicht trüben: „Das ist so Klasse“, sagt er über die Fortschritte im vergangenen halben Jahr. Nicht zuletzt hat er ein Wort bei der Gestaltung der Wohnung mitreden können: Also wurde das Schlafzimmer in „Schalke 04-blau“ gestrichen und die Spülmaschine durch eine Waschmaschine ersetzt. „Geschirr spülen will und kann ich von Hand, aber ich möchte auch meine Wäsche selber machen“, betont Spilker dazu. Daraufhin zeigt er, wie er die Waschmaschine ausräumen und die Kleidungsstücke auf einen Trockner hängt. „Kein Problem“, freut er sich. Vom Glück, in der eigenen Wohnung zu leben Thomas Dullweber habe ihm das Angebot gemacht, den Schritt in Richtung einer eigenen Wohnung zu wagen, erzählt er. Zwar sei das Haus Aleida für Menschen, die auf Rolla toren oder Rollstühle angewiesen seien, ideal, aber er will „Fortschritte machen“. „Es ist Zeit gewesen, eine eigene Wohnung zu haben“, sagt er über die Chance, nicht dauerhaft auf stationäre Hilfe angewiesen zu sein. „Zunächst hat es ein Probewohnen gegeben und die Zimmer waren noch nicht vollständig eingerichtet“, erzählt Guido Spilker. Dann hätte er Diakon Dullweber fast bei der Um armung erdrückt, als dieser ihm die Nachricht brachte, dass er in der Wohnung leben dürfe. Dullweber begleitet Spilker, wie auch mittlerweile 15 weitere Frauen und Männer bei ihren Schritten in die Selbstständigkeit. „Das Haus Aleida ist ein Sprungbrett dafür“, erläutert er, wohl wissend, dass viele andere Bewohner aufgrund der Schwere ihrer Beeinträchtigungen weiterhin dort bleiben müssen. Er bestätigt: „Guido Spilker hat im vergangenen Jahr eine großartige Entwicklung durchgemacht“. „Früher wurde ich geweckt. Guido Spilker freut sich über seine neu gewonnene Selbstständigkeit. Für die eigene Wohnung hat er sich ausdrücklich eine Waschmaschine gewünscht. Die vorhandene Spülmaschine wurde ausgebaut. „Das bisschen Geschirr spüle ich von Hand ab“, sagt er. Was macht eigentlich … lantisierung konkret. Der erste Aleida-Bewohner bezog eine eigene Wohnung in Rahden. Danach diente das Haus wiederholt als Übergang, um selbstständiges Wohnen einzu- üben und sich darauf vorzubereiten. Raum Rahden/Espelkamp begleitet 2010 gab es in Rahden fünf Wohnwerden. 13 von ihnen haben – wie plätze im Stationären Einzelwohnen. Guido Spilker – zuvor eine Zeitlang Heute sind es insgesamt 25 Persoim Haus Aleida gelebt. nen, die von einem eigenen Team im Fotos: Michael Nichau, Rahden Das Haus Aleida wurde 2005 in Rahden als Teil der Umstrukturierungsmaßnahmen von Schloss Benkhausen eröffnet. Ab 2007 wurde dann auch dort das Thema Ambu- Guido Spilker ist Fan des Handball-Clubs TuS-N-Lübbecke, mit dem der Wittekindshof eine Partnerschaft unterhält. An seinem Schreibtisch hat er viel Spaß bei der Arbeit an seinem Computer. Diakon Thomas Dullweber ist weiterhin für die Betreuung des Rahdeners zuständig. Heute klingelt der Wecker um 5 Uhr morgens, damit ich rechtzeitig zur Arbeit komme“, erzählt Spilker. Warum so früh? „Bei mir dauert das mit Waschen, Anziehen und Frühstück eben etwas länger. Ich habe das aber gut im Griff und brauche keine Hilfe“, sagt er. Auch das Reden, sich verständlich zu machen, hat der 40-jährige gelernt. „Aber ich will noch mehr lernen“, sagt er und ist stolz darauf, bald an der Wohnschule, einem Projekt des Wittekindshofes in Lübbecke, teilnehmen zu können. Einmal pro Woche lernen die Teilnehmer praktische Dinge vom Kochen über gesunde Ernährung hin zum Bedienen von Wasch- und Spülmaschinen oder den Umgang mit dem Budget. „Man muss seine Finanzen im Auge haben“, sagt er und freut sich auf die neue Wohnschule: „Das ist total großartig“. Guido Spilker gestaltet auch seine Freizeit selbst: „Ich bin Fan des TuSN-Lübbecke geworden“, sagt er und präsentiert stolz den Schal der Red Devils. Zu Heim- und Auswärtsspielen bietet der Wittekindshof entsprechende Fahrten an. „Da bin ich voll mit dabei“, sagt er. Einmal im Jahr ist außerdem eine Zusammenkunft mit den Spielern des Vereins im Haus Aleida der große Höhepunkt. Einen ganz großen Vorteil beschreibt der 40-Jährige mit seinen eigenen Worten: „Mein Vater und meine Mutter besuchen mich jetzt wieder häufiger. Wir frühstücken in meiner Wohnung zusammen.“, zeigt er sich glücklich über den vermehrten Kontakt. Michael Nichau, Rahden D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 37 Blick zurück Die ersten Jahre Wittekindshof in Schloss Ulenburg D ie letzten Jahre des Ersten Weltkrieges und die Zeit danach waren Hungerjahre. Die Wittekindshofer Bewohnerschaft war von hoher Sterblichkeit heimgesucht. Es wurde deutlich, dass die landwirtschaftlichen Flächen der Einrichtung viel zu klein waren, um eine ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln sicher zu stellen. Pfarrer Theodor Brünger, Leiter des Wittekindshofes seit 1913, prangert diese dramatische „Landnot“ in seinem Jahresbericht vom 13.10.1926 an: Die Tatsache bleibe bestehen, „dass der Grundbesitz der Anstalt (190 Morgen einschließlich Waldparzellen) für die Anstalt von fast 1000 Pfleglingen zu klein ist.“ Gern hätte man in Volmerdingsen Flächen zugekauft oder einen Bauernhof erworben, doch die Geldforderungen waren zu hoch. Zu diesem Zeitpunkt hatte man schon das Schloss Ulenburg mit seinen großen Ländereien ins Auge gefasst. Am 4. Oktober hatte man im Vorstand bereits über den möglichen Kauf beraten. Vermutlich war es der Herforder Landrat Franz von Borries gewesen, der als Mitglied der Wittekindshofer Generalversammlung auf den Verkauf der Ulenburg aufmerksam gemacht hatte und beim Kauf auch vermittelte. Die Verkäuferin, Martha von Borries, Witwe des ehemaligen Mindener Regierungspräsidenten und Berliner Polizeipräsidenten Georg von Borries, war eine Verwandte von ihm. Der Vater ihres Mannes, Georg von Borries sen., hatte Ulenburg 1865 gekauft. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1922 hatte sie versucht, das Schloss samt Gut weiter zu bewirtschaften. Doch bald musste sie 38 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 Die landwirtschaftlichen Flächen wurden vom Ulenhof aus bestellt. Bis weit in die 1950er Jahre war die Ernte Handarbeit. feststellen, dass ihr diese Aufgabe zu beschwerlich wurde. So entschloss sie sich zum Verkauf. Es hatte schon vor dem Wittekindshof mehrere Interessenten gegeben, die aber wieder abgesprungen waren. Hohe Unterhaltungskosten So kam es, dass der Wittekindshof am 13. Dezember 1926 das Schloss und 487 Morgen (122 Hektar) Äcker, Wiesen und Wald für 400.000 Reichsmark kaufte. Gerne hätte Martha von Borries einen höheren Kaufpreis erzielt. Doch der Wittekindshof konnte deutlich machen, dass die Umwandlung des Schlosses in einen Heimbereich einen hohen finanziellen Aufwand erfordern würde. Außerdem war ein großer Teil der vom Wittekindshof gekauften Ackerflächen noch über den Sommer des kommenden Jahres hinaus verpachtet. Auch in den Park mit Teich und Wald musste investiert werden. Letztlich einigte man sich auf den genannten Preis. Die landund forstwirtschaftliche Fläche des Wittekindshofes hatte sich auf einen Schlag mehr als verdoppelt. Da zur Bewirtschaftung der Ländereien ein Wirtschaftshof fehlte, mussten nun die nötigen Gebäude errichtet werden. Den Gutshof mit weiteren 500 Morgen Land hatte Martha von Borries anderweitig verkauft. Also entstand 1927 der Ulenhof, der zum 1. Oktober den Betrieb aufnehmen sollte. Neben der „Landnot“ gab es ein weiteres Motiv für den Kauf von Ulenburg: die Not schulentlassener Hilfsschüler, die keinen Ausbildungsplatz finden konnten. Diese Arbeit bedeutete für den Wittekindshof ein ganz neues Aufgabengebiet, auch wenn sie dem traditionellen Arbeitsfeld, der Betreuung und Pflege geistig behinderter Menschen sehr nahe kam. Der Kauf des Schlosses brachte auch hier eine Lösung. Die ursprüngliche Absicht, dort auch Menschen mit schweren Behinderungen unterzubringen, wurde von behördlicher Seite durchkreuzt. In das schon damals denkmalgeschützte Schloss durften nur weniger aufsichtsund pflegebedürftige Menschen einziehen. Langfristig wollte man im Schloss 120 Plätze einrichten. So zügig der Kauf von Ulenburg von statten gegangen war, so zäh erwiesen sich die Probleme in der Folgezeit. Die Vorbesitzerin hatte auf einem Wohnrecht im Schloss bestanden, um in Ruhe eine angemessen Bleibe finden zu können – spätestens bis 1. Dezember 1927. Außerdem wollte sie noch einen großen Teil der Innenausstattung, vor allem Möbel, veräußern. Durch eine schwere Erkrankung, die sie sich Anfang 1927 bei einem Aufenthalt in Südtirol zugezogen hatte, verzögerte sich ihre Rückkehr nach Ulenburg um mehrere Monate – und somit auch der Möbelverkauf. Bedingt durch ihre Erkrankung hatte Frau von Borries zudem wenig Gelegenheit, sich nach einer neuen Bleibe umzusehen. Um wenigstens den Verkauf der Möbel zu beschleunigen und mehrere Räume des Schlosses beanspruchen zu können, erwarb der Wittekindshof Mobiliar für 25.000 Reichsmark. Eine Summe, die Pastor Brünger noch „nachträgliche Gewissensunruhen“ bereitete. Man gestand der Witwe zu, ihre persönlichen Möbel und Gegenstände, verpackt in 83 Kisten, weiterhin in Räumen des Schlosses zu lagern, bis sie ein neues zu Hause gefunden hatte. So erfolgte ihr endgültiger Auszug erst Mitte August 1928. Bis dahin hatte Pastor Brünger die unangenehme Aufgabe, sie zum baldigen Auszug zu bewegen. Nutzflächen zur Eigenversorgung Auch die Übernahme der Landwirtschaft verlief nicht reibungslos. Den 24 bisherigen Pächtern war der Pachtvertrag zum 1. Oktober 1927 gekündigt worden. Sie forderten aber eine Ver- Blick zurück links oben: Ein Blick in die Gemächer: Das Wohnzimmer des Ehepaares von Borries beeindruckt vor allem längerung um ein weiteres Jahr. Darauf konnte sich der Wittekindshof nicht einlassen, weil das Land zur Eigenversorgung dringend benötigt wurde. Die Einrichtung wandte sich deshalb an das Pachteinigungsamt und bekam Ende September 1927 Recht. Der Ulenhof konnte wie geplant in Betrieb gehen. 1928 bezogen dann die ersten ehemaligen Hilfsschüler und behinderten Männer das Schloss. Sie sollten im Bereich der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Letztlich scheiterte das Konzept am Elternwillen. Die Angehö- An der Ulenburg wurde Honig für den eigenen Gebrauch gewonnen. Bildarchiv Wittekindshof durch den Jugendstil-Raumteiler. Unten: Ulenburger Impression aus den 50-iger Jahren rigen der Hilfsschüler wollten eine „Vermengung“ ihrer Kinder mit geistig behinderten Menschen vermeiden. Da half es wenig, dass im ärztlichen Bericht von 1928 konstatiert wurde, dass es bei der Intelligenzprüfung keine Unterschiede zwischen beiden Vergleichsgruppen gegeben habe. Von 7 Schülern, die im Jahr 1928 angemeldet worden waren, stieg deren Zahl im Folgejahr auf 10, so dass die geplanten 100 Plätze nicht annähernd erreichbar schienen. Deshalb wurde dieses Vorhaben im April 1929 eingestellt. Die erforderlichen Bauarbeiten im Schloss: neue Wasserleitungen, Badezimmer, Treppen usw. hatten eine deutliche Unterbelegung zur Folge. 1928 waren es 30 Bewohner; 1929 lebten 59 in Schloss Ulenburg. Gemessen an den Pflegesätzen bedeutete dies ein eklatantes Defizit für den Wittekindshof. Zinszahlungen und Tilgungen waren in Frage gestellt. So hielt man spätestens ab 1933 das Schloss für „entbehrlich“ für die Wittekindshofer Arbeit und hätte es unter Umständen verkauft. Bis in die späten 1930er Jahre gab es immer wieder Kaufinteressenten, meist Unterorganisationen der NSDAP oder staatliche Stellen. Die Gespräche scheiterten an den unterschiedlichen Preisvorstellungen. Indes: Während des Zweiten Weltkrieges und danach war man im Wittekindshof froh darüber, dass das Schloss im Besitz der Einrichtung geblieben war. Große Teile der Einrichtung in Volmerdingsen wurden zunächst Wehrmachtslazarett und waren zwischen 1945 bis 1948 von der britischen Rheinarmee besetzt. Michael Spehr D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 39 Einblick In zwei von 45 Jahren Oktober 1968: Vierzehn Tage zuvor hatte ich das erste theologische Examen gemacht, nun wurde ich dem Wittekindshof überwiesen. August Voß, der Pastor, der mich im Herforder Münster getauft hatte und bei dem ich später Kindergottesdiensthelfer war, hatte vom Wittekindshof erzählt. Er war dort viele Jahre Anstaltsvorsitzender gewesen. Trotzdem war ich reichlich unbedarft: Ich hatte mir ein bäuerliches Anwesen vorgestellt und war nun ziemlich überrascht, eine ganzes Dorf vorzufinden. Er war eine besondere Aufbruchzeit Pastor Johannes Klevinghaus, mein Vikarsvater, schickte mich gleich in die „Neue Abteilung“. Dort war Pfarrer Ulrich Bach zu Gast, sein ehemaliger Vikar und jetziger Pfarrer der Volmarsteiner Anstalten. Bach selbst war als Rollstuhlfahrer schwer behindert, was ihn aber nicht daran hinderte, sich sehr für die Belange anderer einzusetzen. Es war eine besondere Aufbruchzeit. 1948 von den Engländern geräumt, waren anderthalb Jahrzehnte vergangen, um in den Wittekindshofer Häusern das Notwendigste mit bescheidenen Mitteln zu erneuern. Stolz wurde das Haus Morgenstern gezeigt, das in den 50er Jahren neu gestaltet worden war und dabei kleinere Schlafräume erhalten hatte. Und nun auch noch die „Neue Abteilung“. Der Stolz auf das Erreichte war überall zu spüren. Diakonenkurse wurden nach Holland, Dänemark und Schweden geschickt, um zu lernen, wie sich moderne Behindertenpädagogik umsetzen lässt: Förderung statt Verwahrung. Neue Medikamente kamen auf. Schutzjacken verschwanden. Auch Menschen, die als „schwach“ galten, erhielten eine geregelte Beschäftigung. Meist war dies mit einem Hauswechsel verbunden, so dass sie in dem einen Haus wohnten und im anderen arbeiteten. 40 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 Das wichtigste waren die Menschen. Jeder wurde gegrüßt. Pfarrer Dr. Klevinghaus zog vor allen Bewohnerinnen und Bewohnern seinen Hut. Überwältigendes Vertrauen wurde einem entgegengebracht. Und als es dann hieß: „Du, Bruder Vikar“, wusste ich, dass ich angekommen war. Aber ich war immer noch neu und konnte beobachten. Das Personal hatte auf den Stationen noch selbst für die Reinigung der Räume zu sorgen. Alle, die nicht beschäftigt waren, wurden gesammelt und ein oder zwei Brüder zogen mit der Truppe los. Heute, da Reinigungsfirmen die Räume säubern, kann man sich kaum vorstellen, dass auch dies zu den Obliegenheiten des Personals gehörte. Beschäftigungstherapie, wie ich sie schon aus Bethel kannte, wurde auch auf dem Wittekindshof sehr wichtig. Aber wie alle beschäftigen? Manche wuchsen mit ihren Ämtern, trugen im Wettstreit Aktentaschen zur Verwaltung oder dorthin, wohin sie entsandt wurden. Auch das Läuten der Glocke an der Kapelle und die Sorge um das christliche Liedgut wurden zu verantwortungsvollen Aufgaben, wobei viel Freudigkeit und manches verborgene Talent sichtbar wurden. Doch wo wurden die meisten Bewohner beschäftigt? In den Wirtschaftsbetrieben. Einige Bäckerjungen bewährten sich hervorragend und konnten ins Berufsleben – heute würde man sagen, auf den ersten Arbeitsmarkt – entlassen werden. Fahrradsättel wurden in der Friedenshöhe zusammengebaut, in der „Neuen Abteilung“ wurden Pappen und Haarnadeln verpackt. Die Weberei befand sich im Keller des Lazarusheimes. Viele halfen auch bei der Gartenarbeit. Die Erträge dienten der Eigenversorgung der Bewohner. Viele Häuser hatten daher eigene Küchen, in denen es viel zu tun gab. Sinnvolle Beschäftigung und Förderung, das war das große Ziel. Jürgen Escher Einblick Die Förderung der Bewohnerinnen und Bewohner trat in den Vordergrund. Pastor Dr. Klevinghaus wies immer wieder auf die Spannung hin, die in der Nennung der Anstalt zum Ausdruck kam: Heilerziehungs-, Heil- und Pflegeanstalt Wittekindshof. Wichtig war ihm, dass Menschen bis an ihr Ende gepflegt wurden. Er bejahte einen Erziehungsauftrag an der Seite von Menschen mit Behinderungen und ging davon aus, dass manche Krankheiten geheilt werden könnten. Aber Heil hatte für ihn auch eine geistliche Dimension, die durch Gottesdienste, Andachten und Bibelstunden unterstrichen wurden. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner konnten Lieder und biblische Geschichten auswendig. Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass etliche der Mitarbeitenden aus christlichem Glauben einen besser bezahlten Beruf aufgegeben hatten, um hier zu arbeiten. dass diese Freizeit ohne die Erfahrung tüchtiger Diakone und Diakoninnen nicht möglich gewesen wäre. Oft heißt es heute noch, wenn ich jemanden von damals sehe: „Weißt du noch, auf Spiekeroog?“ Meine spätere Frau war Gemeindehelferin in Essen und hatte eine Mädchenfreizeit in CuxhavenDuhnen. Der Wittekindshof wiederum benutzte seit Jahren ein Camp der Kirchengemeinde Rehme in Cuxhaven-Döse. Nun hatte ich mit meiner Verlobten einen Termin ausgemacht. Da wie dort waren die Freizeitteilnehmer alle ausgeflogen. So zeigte ich meiner Zukünftigen die „Alte Liebe“, wie der Fähranleger nach Helgoland genannt wird. Wen trafen wir dort? Die Wittekindshofer! Das war ein herz liches Wiedersehen, sogar meine Verlobte wurde umarmt. Ich traute meinen Ohren nicht, als ich von Besuchern am Fähranleger hörte: „Das ist ja ekelig, abstoßend, unverschämt. Wie kann man nur mit solchen Menschen umgehen.“ Solche Äußerungen wären in Volmerdingsen nicht gefallen. Dort gehörten Menschen mit Behinderungen zum Straßenbild und Alltag. Es war also noch ein ganz langer Weg in Richtung Inklusion! Aber nach meinem Empfinden ist der damals – jenseits aller Begrifflichkeiten – angelegt worden. Meine Verbundenheit mit dem Wittekindshof dauert nun schon mehr als 45 Jahre. Ein paar hundert Meter weiter südlich, in Volmerdingsen, bin ich dann als Pastor sesshaft geworden. Auch heute, da ich als Rentner die Dinge mit einer größeren Distanz betrachten kann, bin ich dankbar für diese Einrichtung und ihre Menschen. Der Vikar muss unsere Arbeit richtig kennenlernen Mit der damaligen Leitung um Dr. Johannes Klevinghaus und Gerhard Brandt war der Wittekindshof gut aufgestellt und in den Fachverbänden vertreten. Man ließ sich auf Neues ein: Eine Schwester wagte es, mit ihrer Station richtig Urlaub zu machen – ich meine, es war in einer Pension in Österreich. Pastor Klevinghaus ließ sich davon inspirieren und organisierte dann eine große Erholungsfreizeit, die von Mitte Mai bis Mitte Juni 1969 auf Spiekeroog stattfand. Kinder aus der Kinderheimat, dem Gerahaus und Morgenstern füllten die Plätze. Auch Kinder der Lebenshilfe waren dabei. Obwohl ich noch immer recht unerfahren und gerade einmal 25 Jahre alt war, vertraute mir Dr. Klevinghaus die Leitung an: „Der Vikar muss unsere Arbeit mal richtig kennen lernen“. Ein ganzes Buch ließe sich über diese vier Pfr. i. R. Dieter Spehr, war bis Ende 2014 Mitglied im Wochen füllen. Und ich will auch gerne gestehen, Wittekindshofer Kuratorium. D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 41 D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 Wilfried Gandras 42 auf Wort derein Besuch Was letztlich zählt Im achten Kapitel und auch an anderen Stellen des RöIn der letzten Zeit war ich sehr beschäftigt mit Überlegungen zu einem Kapitel, das einfließen soll in ein Lehrbuch merbriefes stellt Paulus aber diesen Erfahrungen die Zufür Studierende der sozialen Arbeit und der Diakonie im sagen Gottes gegenüber. Ein paar Verse weiter heißt es Gemeinwesen. Das Thema: Was geschieht eigentlich in und sogar: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, mit einem Menschen, der sich dazu entschließt als Diako- weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegennin oder Diakon oder auch als diakonischer Mitarbeiter wärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch tätig zu werden? Oder ähnlich formuliert: Was geschieht, irgendein anderes Geschöpf uns scheiden kann von der ehe Menschen bereit sind, als Christen zu leben? Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (oder unserem Bruder). Röm. 8, 38-39. Drei Annäherungen habe ich dabei bedacht: Wenn wir also das Glück haben, auf unseren Lebens• Sozialisationen – Wo komm’ ich her? Was hat mich zu wegen Menschen zu begegnen, die uns Vorbild sein köndem Menschen gemacht, der ich heute bin? • Irritationen – Was treibt mich um? Was hat mich bisher nen als Menschen und Christen, wenn uns Gott in diesen sehr durcheinander gebracht? Wann war etwas schwierig? Mitmenschen begegnet ist und wir deshalb spüren, von Wann wurde etwas gut? Gottes Liebe behütet, getragen und geborgen zu sein, dann • Schließlich noch Visionen – Wie stelle ich mir ein gutes sind wir schon auf einem guten Weg. Und dann müsste es Miteinander von Menschen vor? doch nicht schwer sein, diese Wege weiter zu gehen und andere Menschen genauso spüren zu lassen, dass menschDabei ist mit der Monatsspruch für den März dieses Jah- liches Miteinander im Angesicht Gottes und mit der Liebe res in die Quere gekommen: Christi gut gelingen kann. Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? Röm. 8.31 Denn: Gott ist für uns! Wer kann denn dann gegen uns sein? Alles was belastet, trennt, traurig macht, kann sich Dieser Vers traf also plötzlich mitten hinein in den Kern also umkehren in helfendes, in rechter Weise liebevolles meiner Überlegungen. Allerdings erst bei genauem Hin- Unterstützen und freundliches Begegnen. Das wünsche ich sehen. Denn Paulus beginnt seine Überlegungen auch mit mir immer für mich selbst und für Sie. einer Frage: „Was sollen wir nun dazu sagen?“ Wir wissen, dass Paulus mit seiner Lebensgeschichte durchaus für eiBleiben Sie gesegnet, werden Sie zum Segen und nen belasteten und schwierigen Weg im Glauben steht. bleiben Sie behütet. (vom Saulus, als Verfolger der frühen Christen, zum Paulus, als deren späterem Wortführer). Diakon Christian Schwennen, Ältester der Diakonischen Brüder- und Ähnliche Wege haben sicher viele von uns durchlebt. Schwesternschaft Wittekindshof Gewiss – nicht so spektakulär, aber doch zu grundlegenden Zweifeln und zu tiefer Verunsicherung Anlass gebend: Die Erlebnisse, die uns durcheinander bringen, sind Streit, Krankheit, das Leben mit einer Behinderung, zerbrechende Freundschaften und manches andere mehr. D u rc h b l i c k 1 -2 0 15 43 BKK Diakonie Von Mensch zu Mensch ... € 0 6 4 itsmke a s t h t Ac budge ... die Krankenkasse für soziale Berufe 460 € Hohe Erstattun gen Achtsamkeitsbudget Zahngesundheit 4Osteopathie 4medizinische Vorsorge 4Stressbewältigung 4Zahnersatz 4Professionelle Zahnreinigung 4Zahnfissurenversiegelung Exklusiv preiswer & t (bis 25 Jahre) 200 € Top! Schwangerschaft & Familie 4Vorsorgeuntersuchungen 4viele zusätzliche Leistungen Sanft Alternatie ven Gesundheitsreisen Bonusprogramm 4Reisen in Deutschland 4Reisen in Europa 4Wochenendreisen Naturheilkunde 4Bewegung 4Stressbewältigung 4Prävention & Vorsorge 4Homöopathie 4Anthroposophie 4Akupunktur ... und viele weitere Top-Leistungen unter www.bkk-diakonie.de Servicetelefon 0521.144-3637
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