„IT gehört in die Chefetage“

Das Wirtschaftsmagazin für Braunschweig, Gifhorn, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg
Mai 2015 | Nr. 47
Fitness-Boom
Märkte, Marathon &
Personal Training
Schulbuchforschung
Prof. Dr. Simone Lässig,
Direktorin des Georg-Eckert-Instituts
ivExklusiew
Interv
Maria Ahola
Geschäftsführerin & Gesellschafterin
AUEL EDV-Beratung GmbH
„IT gehört in
die Chefetage“
Jetzt :
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Neu in 2015!
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3
Inhalt
Liebe Leserinnen
und Leser,
Das Wirtschaftsmagazin für Braunschweig, Gifhorn, Helmstedt,
Gefunden
4
Gelesen
Neue Wirtschaftsbücher5
Beamer im Hosentaschenformat
Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg
Mai 2015 | Nr. 47
können Sie sich noch an die
Anfangszeiten der elektronischen Datenverarbeitung
erinnern? Als viele CompuFitness-Boom
tersysteme noch mit LochSchulbuchforschung
karten oder -streifen arbeiteten? Maria Ahola schon.
Sie avancierte über die Jahre
Maria Ahola
zu einem der wichtigsten
JETZT
Köpfe der Region im Bereich
„IT gehört in ONLINE:
die Chefetage“
der Softwareentwicklung.
Standort38 traf die IT-Pionierin und Unternehmerin
zum Titel-Interview. Ebenfalls erfolgreich: Prof. Dr.
Simone Lässig, eine der wenigen Frauen in Deutschland, die ein Forschungsinstitut leiten. Vor Ihrem
Wechsel nach Washington besuchten wir sie noch
mal in der Instituts-Villa.
Märkte, Marathon &
Personal Training
Prof. Dr. Simone Lässig,
Direktorin des Georg-Eckert-Instituts
IVEXKLUSIEW
INTERV
Geschäftsführerin & Gesellschafterin
AUEL EDV-Beratung GmbH
STAND
ORT38
Zwei Entscheider unter vielen, die Sie ab sofort
auch auf unserem neuen Nachrichtenportal
www.standort38.de finden können. Werden Sie und
Ihr Unternehmen Teil dieses regionalen Netzwerks.
Mehr Informationen dazu gibt es auf Seite 26.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch und Ihr Feedback!
Titelfoto: Hanno Keppel
Ihre Standort38 Redaktion
.DE
Unternehmen
Maria Ahola, Geschäftsführerin und
Gesellschafterin AUEL EDV-Beratung GmbH
7
Mobilität
Der Machtkampf im Volkswagen-Konzern10
Zahlen
Von Eis, Eiern und Firmeninsolvenzen11
Meldungen
Aktuelles aus der regionalen Wirtschaft12
Fitness
Der Fitness- und Gesundheitsmarkt boomt14
Fitness
Michael Albrecht, Geschäftsführer des Porsche Zentrums Braunschweig
im Personal Training mit Coach Hannes Grossmann
16
Autor und Marathonläufer Matthias Politycki20
Wissenschaft
Georg-Eckert-Institut22
Wissenschaft
Prof. Dr. Simone Lässig, Direktorin Georg-Eckert-Institut24
Online
Standort38.de – das neue Wirtschaftsportal für die Region26
Mobilität
Mobifair-Büroleiter Raoul Machalet über den Fernbus-Markt28
Unternehmen
Briefmarkenauktionshaus Karl Pfannkuch & Co30
Coaching
Marion Knaths, Autorin und Unternehmensberaterin32
Stiftungen
Phæno Stiftung34
Engagement
Einsatz für Bildung und Soziales35
Fitness
Rückblick
Hannover Messe, TU-Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik,
Primark-Eröffnung, Anitra Eggler
36
Ingo Schmalkoke, Geschäftsführer Schmalkoke Automobile Braunschweig38
Persönlich
Impressum
Herausgeber BZV Medienhaus GmbH | Verlag und Redaktion BZV Medienhaus GmbH, Hintern Brüdern 23, 38100 Braunschweig
Telefon (0531) 39 00 0 | Geschäftsführung Harald Wahls (Sprecher), Manfred Braun, Michael Wüller | Objektleitung Carsten Poll
Redaktionsleitung Christian Göttner (verantwortlich), Dr. Holger Isermann | Redaktion Valea Schweiger
Layout Chris Collet | Anzeigen Michael Heuchert (verantwortlich)
Koordination Anzeigen/Vertrieb Alisa Riechel | Telefon (0531) 39 00 193 | E-Mail [email protected]
Druck Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co. KG, Gabelsbergerstrasse 1, 59069 Hamm | Auflage 10.000 Exemplare
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4
Gefunden
Beam me up!
Beamer im Hosentaschenformat
A
us dem Smartphone direkt auf die Leinwand:
Durch schnelle technische Fortschritte und
innovative Ideen werden Mini-Beamer immer
konkurrenzfähiger und begeistern immer mehr Menschen. Standort38 stellt aktuelle Modelle vor.
LG Mini
Beam PA 1000 T
E
in echter Projektionsallrounder ist der LG MiniBeam PA
1000 T. Der 4 cm flache LED-Beamer verspricht eine
Helligkeit von bis zu 1.000 Lumen und kann eine Leinwand
bis zur Größe von 100 Zoll ausfüllen. Dabei stellt er Bilder
in HD-Qualität dar und verfügt über eine 3D-Ready-Technologie. Der Clou: Ein integrierter DVB-T-Tuner macht es
möglich, in Sekundenschnelle ganz ohne Kabelwirrwar das
TV-Programm an die Wand zu werfen. Über den FileViewer lassen sich alle gängigen Video-, Audio-, Office- und
Multimedia-Formate abspielen. Ganz einfach von einem
USB-Speicher, über die VGA- und HDMI-Schnittstelle oder
über WiFi. Kostenpunkt: circa 650 Euro.
Beam
N
och nicht auf dem Markt, aber dafür
umso innovativer ist folgendes
Gadget: Das Kickstarter-Projekt
Beam lässt sich durch seine spezielle Form einfach in eine Glühlampenfassung (E-27) schrauben.
Dank verbautem Android-Rechner mit 1,3 GHz Prozessor und
integriertem 8 GB Flash-Speicher können Bilder und Inhalte via
Bluetooth oder WLAN vom Wiedergabegerät auf den Tisch oder an die Wand projiziert
werden. Der Pico-Projektor erreicht eine Helligkeit von
100 Lumen und stellt Inhalte in der Auflösung von 854 x
480 Pixeln dar. Dabei zieht das mattschwarze Gerät die
nötige Energie komplett aus der Lampenfassung. Sollte
man den Projektor nicht benötigen, kann Beam dank 12
eingebauter LEDs auch als normale Lampe verwendet
werden. Der Preis beläuft sich auf rund 400 US-Dollar
zzgl. Versandkosten nach Deutschland. Mit der Auslieferung wird voraussichtlich ab Oktober 2015 begonnen.
Rollei Innocube IC 200C
M
Aiptek MobileCinema i60
M
it dem MobileCinema i60 legt Aiptek das erfolgreiche
Vorgängermodel i55 speziell für das iPhone 6 neu auf.
Der akkubetriebene Kleinkerl (ab 279 Euro) wird einfach
wie eine zusätzliche Hülle auf das iPhone 6 gesteckt und
ist sofort einsatzbereit. Über den vorhandenen HDMI-Eingang können aber auch andere Geräte wie Notebooks, Tablets und sogar Spielkonsolen angeschlossen werden. Mit
seinen 155 Gramm ist der i60 ein echtes Leichtgewicht.
Trotzdem leistet er eine Helligkeit von 70 Lumen bei einer
Auflösung von 640 x 480 Pixeln und kann eine Bildgröße
von bis zu 150 cm (60“) darstellen. Der integrierte Akku
verspricht eine Laufzeit von 120 Minuten. Besonders praktisch: Der Mini-Beamer kann auch als Powerbank zum Aufladen des iPhone-Akkus verwendet werden.
Fotos: Hersteller
it dem Innocube IC 200C verbindet das ursprünglich aus Braunschweig stammende Unternehmen
Rollei ein exotisches Design mit praktischer Funktionalität: Der farbenfrohe Würfel passt mit seiner Seitenlänge von 4,5 cm problemlos in jede Tasche. Sein integrierter Lithium-Ionen-Akku liefert Energie für gut 2
Stunden Bildübertragung. Er wirft ein bis zu 60" großes Bild an die Wand.
Einsatzbereit ist der
Kleine in Sekunden:
Einfach einschalten,
Wiedergabegerät
per mitgeliefertem
Adapter einstöpseln
und schon geht es
los. Zu haben ist
das Klötzchen für
rund 250 Euro.
5
Gelesen
Stop, speak, read!
Neue Wirtschaftsbücher kritisch betrachtet
Starkes
Europa
Analog ist
das neue Bio
Stop Cheap
Speak
Frank Gerlach, Marc
Schietinger, Astrid Ziegler
(Hrsg.) | Schüren Verlag
Andre Wilkens
Metrolit
Gabriele Zienterra
Droemer
I
m April präsentierten rund 6.000
Unternehmen auf
der Hannover Messe
die neuesten Produkte zu Themen wie z.B. Energietechnologie, Mobilität oder Industrieautomation. Pünktlich dazu erscheint das
Buch „Starkes Europa – nur mit Produktion und Industrie“. In zehn Kapiteln beschäftigen sich ausländische
Wirtschaftswissenschaftler mit einem
der Kernprobleme der europäischen
Entwicklung – dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu sogenannten Schwellenländern wie Indien,
China oder Brasilien und den daraus
resultierenden wirtschaftlichen Problemen. Anhand von zahlreichen Statistiken und Tabellen werden auf über
330 Seiten industriepolitische Konzepte präsentiert und Instrumente zur
Umsetzung vorgestellt. Denn in einem
sind sich die Autoren sicher: Ohne ein
gemeinsames europäisches Konzept
und eine intelligente Politik wird Europa
nicht konkurrenzfähig bleiben.C.S.
D
igital ist besser“ nannte
die
deutsche
Indierock-Gruppe
Tocotronic vor 20
Jahren ihr wegweisendes Debütalbum. „Digital ist ein
Wundermittel, Arbeitsmittel, Heilmittel, Rauschmittel, Aufputschmittel, Entspannungsmittel, Zerstreuungsmittel,
eine Droge“, schreibt Autor Andre Wilkens nun in seinem kurzweilig-kompakten, 220-seitigen Buch. Der DigitalFan stellt ein Immanuel-Kant-Zitat an
den Anfang, erklärt und diskutiert dann
locker und dennoch fundiert die Vorteile und Chancen, Risiken und Nebenwirkungen des Digitalen. Aktuelle und
zukünftige Themen wie u.a. smarte
Sicherheit, digitale Medizin und Selbstvermessung, Klimawandel, gesunde
Ernährung, Überwachung bis hin zur
Ablösung des Menschen durch Maschinen in Arbeit und Alltag werden beispielhaft betrachtet. Viel digitaler Stoff
zum Nach- und Weiterdenken. Wilkens
selbst nennt es selbst „Ein Open-SourceManifesto zum Weiterentwickeln“.C.G.
G
roße Show, aber
nix dahinter“ –
So beschreibt Gabriele Zienterra die
Kommunikation vieler Menschen. In
ihrem Buch nähert sie sich auf charmante, humorvolle Weise dem Thema
„Cheap Speak“ und macht dabei auch
vor der Generation Smartphone keinen
Halt. Wie kann es sein, dass man sich
trotz 3.571 Facebook-Freunden oft völlig
allein fühlt? Neben zahlreichen Anekdoten und Kuriositäten bekommt der Leser
auf 223 Seiten immer wieder Tipps an
die Hand, um Konversationen zu verbessern – sowohl Zuhause mit der Familie,
als auch im Büro. So wird z.B. der richtige Umgang mit Mitarbeitern und Kunden, aber auch die Verbesserung der Entscheidungsfindung in einem Meeting
thematisiert. Dabei lässt die Autorin den
erhobenen Zeigefinger in der Hosentasche. Viel eher plädiert „Stop Cheap
Speak“ dafür, die Augen im Sprachverkehr offen zu halten. Das Buch zeigt, wie
viel Spaß Konversation machen kann –
auch ohne große Show.H.S.
Unternehmen
Maria Ahola, Geschäftsführerin und Gesellschafterin der AUEL EDV-Beratung
GmbH, im Garten des Hauptsitzes ihres Unternehmens am Wendentorwall 10.
6
7
Unternehmen
„Der Einsatz von IT
wird unterschätzt“
Maria Ahola, Geschäftsführerin und Gesellschafterin AUEL EDVBeratung GmbH, über die Faszination von Daten, die fortschreitende Digitalisierung und Frauen in Führungspositionen
B
rasilien, Salvador, Rio – Sehnsuchtsorte. Maria Ahola, Geschäftsführerin und Gesellschafterin des Braunschweiger Unternehmens AUEL
EDV-Beratung GmbH ist seit zehn Jahren im größten und bevölkerungsreichsten Staat Südamerikas unterwegs, um vom Arbeitsalltag zu regenerieren. Gitarrenworkshops, Sambatanzen und etwas Strand. Sie liebt die
Musik, den Rhythmus und die Menschen mit ihrer besonderen Lebensfreude.
Standort38 traf die IT-Pionierin und vierfache Mutter kurz nach ihrem Urlaub
zum Interview in ihrem Büro am Wendentorwall 10 in Braunschweig.
Frau Ahola, was können die Deutschen
von den Südamerikanern lernen?
Diese Leichtigkeit und Lebensfreude.
Wir Deutschen sind ja sehr ordnungsliebend, strebsam, etwas steif und in vielen Bereichen Iso-Norm-orientiert.
Foto: Hanno Keppel
Auch Computer sind rational und kühl
kalkulierend. Was reizt Sie an ihnen?
Mathematik hat mich immer fasziniert.
Ich wusste bereits in der Schule, dass ich
später etwas mit Computern machen
wollte. Mein Vater wollte zwar, dass ich
Beamtin werde, ich aber nicht (lacht).
Ich habe eine Stelle bei der Deutschen
Herold Versicherungsgruppe bekommen und meine Ausbildung bei der IBM
erhalten. Ich war damals schon in die
innovativen Techniken von Datenbanken involviert. Programmieren war für
mich wie Spielerei.
Im Jahre 1979 kam mit dem Atari 400 der
erste Heimcomputer auf den Markt. 1980
startete in Großbritannien der ZX-80 von
Sinclair im Handel. Wie haben Sie die
Anfänge und Entwicklung dieser ersten
Personal Computer in Erinnerung?
Mit diesen Rechnern hatte ich nichts
zu tun. Ich war in der kommerziellen
Softwareentwicklung bei einer Versi-
cherung tätig und habe als erstes eine
Dynamikpolice entwickelt. Das lief noch
auf Großrechnern mit Lochkarten und
Bandverarbeitung.
Ende 1982 brachte Commodore den C64
als Nachfolger des VC20 heraus, der auch
in Braunschweig produziert wurde. Der
sogenannte „Brotkasten“ wurde schnell
zum meistverkauften Homecomputer aller
Zeiten. Hatten Sie auch einen?
Nein, wir haben uns den „Ur-PC“ der
IBM sofort gekauft. Mit separatem Floppydisc und einem kleinen, dicken Bildschirm. Jedes Modul hat 20.000 Mark
gekostet. Auf diesen Rechnern haben
wir unsere firmeneigene Software
geschrieben. Zum Spielen hatte ich
jedoch keine Zeit.
Warum haben Sie den Deutschen Herold
damals verlassen?
Beim Deutschen Herold waren wir
mit die Ersten in Deutschland, die das
Datenbanksystem IMS der IBM eingesetzt haben, und ich war Teil dieses
Teams. Nach vier Jahren wollte ich als
Spezialistin in den Bereich Datenbanken einsteigen. Diese Stelle habe ich
leider nicht bekommen, ein Kollege
hat sie erhalten, ich fand mich kompe-
ivExklusiew
v
r
e
Int
tenter – daraufhin habe ich mich 1978
selbstständig gemacht. Ich habe dann
freiberuflich für IBM gearbeitet mit
dem tollen Auftrag ein Datenbanksystem im Bankenbereich entwickelt. Für
mich war immer die Aufgabenstellung
wichtig. 1980 habe ich dann die AUEL
EDV-Beratung GmbH gegründet, um
Mitarbeiter einzustellen. Ich wollte die
Projekte mit meinem Team selbst gestalten. Als Einzelkämpfer ist das schwierig.
War es damals schwierig, gute Mitarbeiter
zu bekommen?
Es gab gar keine (lacht). Ich bin dann
an die Universität gegangen und habe
arbeitslose Mathematik- und PhysikLehrer angesprochen, rekrutiert und
sehr erfolgreich für den Großrechnerbereich ausgebildet. Nach und nach
kamen dann auch die Informatik-Absolventen der Unis zu mir. Meine IT-Projekte lagen in den Bereichen Qualitätssicherung und Produktion. Das begeistert
doch jeden (lacht)?
Na ja, vielleicht nicht jeden …
Ich stelle nur Leute ein, die ein hohes
Potenzial haben und Begeisterung für
unsere Sache mitbringen. Mein Unternehmen hat eine Vision: Kontinuität und Überdurchschnittlichkeit. Und
diese Vision macht sich ausschließlich
durch die Mitarbeiter bemerkbar. Das
heißt: Arbeiten auf Augenhöhe. Wertschätzung, Offenheit und Verlässlichkeit
steht für mich über allem. Wir verstehen uns als Sparringspartner für unsere
Kunden. Es macht uns einfach Spaß,
gemeinsam anspruchsvolle Projekte im
Team umzusetzen, Ideen zu haben, strategisch nach vorne zu schauen.
8
Unternehmen
und danach die Webtechnologie. Wir
haben diese Innovationen immer aktiv
vorangetrieben und geschaut, welcher
Mehrwert für unsere Kunden besteht.
Waren Sie damals eine IT-Pionierin?
Damals ja. Jetzt nicht mehr (lacht). Das
ist mir früher aber gar nicht so bewusst
geworden. Und das noch als Frau in der
IT-Branche.
Wie würden Sie sich selbst in ein paar
Worten beschreiben?
Ich bin in Bonn geboren und eine rheinische Frohnatur. Positiv denkend. Verantwortungsbewusst. Und sehr interessiert an vielen Dingen.
AUEL EDV-Beratung GmbH
Die im Jahr 1980 gegründete AUEL EDV-Beratung entwickelt seit 35 Jahren individuelle „State of the Art“-Softwarelösungen für große Unternehmen in den Branchen Automotive, Banking, Versicherung, Telekommunikation, Industrie und
Handwerk. Bei besonders komplexen Projekten kooperiert AUEL mit weiteren Firmen. 260 Mitarbeiter stehen so für größere Projektaufträge zur Verfügung. Das
Unternehmen – mit Sitz am Wendentorwall 10 und 26 – beschäftigt aktuell rund
90 Mitarbeiter in Braunschweig, Wolfsburg und Hamburg und erwirtschaftet einen
Jahresumsatz von rund neun Millionen Euro. Auf seiner Homepage zitiert das
Unternehmen einige wichtige Dichter und Denker u.a. Thomas Woodrow Wilson,
den 28. Präsidenten der USA, mit dem Satz: „Wer keine Vision hat, vermag weder
große Hoffnungen zu erfüllen, noch große Vorhaben zu verwirklichen.“
Welches waren die anspruchsvollsten
Projekte, die Sie mit Ihrem Unternehmen
bewältigt haben?
Eine sehr große Herausforderung war
im Jahr 1984 die Integration der BUSund LKW-Sparte des MAN-Konzerns
in die IT-Landschaft. Dann Stücklistensysteme, gerade in der Variantenvielfalt von Volkswagen. Für den Konzern
haben wir allein 180 Projekte in fast
allen Bereichen realisiert.
Sie sind seit 35 Jahren in der EDV-Branche tätig. Den C64 gibt es nicht mehr. Sie
sind noch immer da. Was haben Sie über
die Jahre anders und besser gemacht als
Ihre Mitbewerber?
Wir haben nie Kurzarbeit gemacht oder
Mitarbeiter aus betrieblichen Gründen
entlassen. Wir sind immer innovativ,
ausgelastet und hatten nie eine Absplittung von einer Mitarbeitergruppe. Es
sind im Laufe der Jahre zwar viele Mitarbeiter zu unseren Kunden gewechselt,
aber nur wenige zu Wettbewerbern.
Letztendlich ist das eine Einstellungssache, die jeder persönlich für sich
entscheiden muss: Arbeite ich für ein
kleines Unternehmen und kann doch
Wesentliches mitgestalten, oder gehe
ich in einen großen Konzern und bin
einer von vielen.
Von Anfang bis etwa Mitte der 1990erJahre folgte eine Konsolidierungsphase
im Heimcomputer-Bereich. Die unter
Microsofts Windows-Betriebssystemen
laufenden, zum IBM-PC kompatiblen Personal Computer – und zu kleineren Anteilen die Apple Macintosh – setzten sich
durch. Inwieweit hat das die EDV-Branche verändert?
Das war die Zeit, als der PC „hoffähig“
wurde. Mit Client-/Server-Architekturen und dem Einsatz von größeren
Datenbanken wie Oracle und DB2 etablierte sich der PC im kommerziellen
Bereich. Es folge die Objektorientierung
Warum sind Frauen in der IT- und Elektrotechnik-Branche Mangelware?
Das hat sicherlich mit Erziehung und
Gewohnheit zu tun. Wenn der Vater
arbeitet und die Mutter zu Hause bleibt,
fällt es den Töchtern schwerer, ganz
neue Wege zu gehen, und dann auch
noch in einen technischen Beruf. Da
bedarf es dann schon diverser Einflüsse
und Anregungen von außen, um das zu
verändern.
Das Bundeskabinett hat den Entwurf für
ein Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in den Führungsgremien
von Wirtschaft und Verwaltung beschlossen. Wird das zu einem Wandel in der
Wirtschafts- und Arbeitswelt beitragen?
Ich bin generell gegen eine Quote. Für
mich sollten Stellen nach der Kompetenz
des Bewerbers besetzt werden. Aber wir
werden diese Quote noch einige Jahre
haben müssen. Das ist zweckmäßig. Bis
unsere Gesellschaft diese alten Muster
abgelegt hat. Mein Appell zur Verände-
Fotos: AUEL, Hanno Keppel
Einer der Unternehmensstandorte in Braunschweig befindet sich am Wendentorwall 26.
Warum haben sich gerade in Braunschweig so viele Mittelständler im ITBereich niedergelassen?
Die IT-Region 38 ist hinter Frankfurt
und München einer der größten Cluster in der Bundesrepublik. Bei uns
gibt es eine unglaubliche Ballung von
Unternehmen, die IT-Kräfte anbieten.
Die Dominanz von Volkswagen ist ein
Grund dafür. Der Wolfsburger Weltkonzern zieht diesen Dienstleistungsbereich stark an und fordert ihn auch.
Leider sind wir kaum im Fokus potentieller Fachkräfte aus anderen Regionen.
Da wünsche ich mir eine viel bessere
Vermarktung.
9
rung richtet sich hierbei vor allem an die
Frauen. Es geht nicht darum Männer zu
kopieren, sondern den eigenen Stil zu
finden, zu lernen Netzwerke aufzustellen, zu nutzen und sich gegenseitig zu
unterstützen, d.h. auch mal eine Frau an
sich vorbeiziehen zu lassen.
Mussten Sie als Frau im IT-Bereich mehr
leisten als ein Mann in einer ähnlichen
Leitungsposition wie Ihrer?
Nein, ich musste gleich gut sein, durfte
aber keinen Fehler machen. Anfangs
musste ich in den Kundengesprächen
sehr viele Detailfragen diskutieren und
beantworten, bis man mir die Kompetenz zusprach. Später wurde ich dann
sehr viel weiterempfohlen.
Eine der bestinformierten Frauen im ITBereich ist Yvonne Hofstetter. Sie ist
Geschäftsführerin von Teramark Technologies und Autorin von Büchern wie „Sie
wissen alles“. Sie warnt vor der Macht
intelligenter Maschinen. Wie beurteilen
Sie die Entwicklung?
Die Digitalisierung bewirkt in fast allen
Berufsbildern eine starke Veränderung,
sowohl für die Nutzer von Systemen als
auch für die Entwickler von IT-Systemen aufgrund der Vielzahl der eingesetzten Softwareprodukte. Darauf muss
die Wirtschaft mit entsprechenden Ausbildungsangeboten reagieren.
Der Einsatz von IT bedeutet einerseits steigende Effizienz und optimierte
Abläufe (Industrie 4.0, Internet of
Things, Autonomes Fahren), aber auch
ganz neue Herausforderungen in Bezug
auf Datenschutz und Datensicherheit.
Wenn in Zukunft zum Beispiel immer
mehr intelligente Haushaltsgeräte, Automobile oder Fertigungsmaschinen autonom untereinander oder gar über das
Internet „nach Hause“ kommunizieren
können, ergeben sich komplexe Fragen
nach der Absicherung, Nutzung und
Urheberrecht dieser zum Teil sehr vertraulichen Informationen.
Wie groß ist die Gefahr, die uns durch
Google, Amazon & Co. droht?
Es besteht eine extrem starke Dominanz einiger weniger amerikanischer
Unternehmen im Bereich der privaten
IT. Kein Hersteller von Konsumgütern
mit IT-Integration kann ohne Kooperation mit diesen Firmen interessante
Produkte anbieten. Auch im Bereich der
betrieblichen IT dominieren amerikani-
Unternehmen
sche Hersteller den Markt (Microsoft,
IBM, Oracle), die durch Zukäufe in
den letzten Jahrzehnten ihre Portfolios
immer weiter konsolidiert haben. Kaum
eine IT-Lösung, auch wenn sie ansonsten komplett in Deutschland erstellt
wird, kann auf diese Basistechnologien
verzichten.
Hat Deutschland die Digitalisierung verpasst? Einige Experten sprechen von einer
„German Techno Angst“ …
Im IT-Bereich tut sich Deutschland
schwer. Deutschland ist ein Land, das
bei diesem Thema viel Wert auf Sicherheit legt. Das ist in Amerika ganz anders.
Wer dort mit seinem Unternehmen in
Konkurs geht, bekommt in der Regel
eine zweite Chance. Das ist hier doch
gar nicht möglich. Hier ist es schwer,
überhaupt ein Startkapital zu bekommen oder für eine gute Idee Mitstreiter
zu gewinnen. Das habe ich zum Beispiel
mit meinem Ticketsystem erlebt. Es gab
viel Gegenwind und wenig IT-Wissen.
Das ist im Silicon Valley ganz anders.
Das „Internet der Dinge“ ist ein weiterer
aktueller Begriff. Maschinen und Geräte
kommunizieren unentwegt, tauschen,
überprüfen und lernen selbstständig riesige Datenmengen. Die Wirtschaft wird
schneller, effektiver und produktiver …
Strategie und individuelle Prozessabläufe eines Unternehmens werden in
IT-Systemen abgebildet. Die Zahl der
Konsumgüter mit IT-Integration steigt
rasant. Firmenübergreifende Ablaufsteuerungen, Vermarktung, Ein- und
Verkauf etc. werden mit IT-Systemen
abgewickelt. Das Konsumverhalten
verlagert sich immer stärker in Richtung Internet. Die Unternehmen müssen diese Offenheit zum Kunden durch
das Internet viel stärker fokussieren
und umsetzen. Dazu bedarf es natürlich
modernster Systeme, die auch miteinander kommunizieren.
Die richtige Nutzung von IT-Systemen
und des Internets wird zukünftig den
entscheidenden Einfluss auf den Erfolg
eines Unternehmens haben. IT hat in
den Strukturen und Organisation vieler Firmen immer noch nicht den notwendigen Stellenwert. Das Thema IT
gehört für mich in die Chefetage und
das mit einer Vision und technischer
Kompetenz.
Christian Göttner
Maria Ahola: Interessiert an vielen Dingen und positiv denkend.
10
Mobilität
In der US-amerikanischen Fernsehserie „House Of Cards“ zieht Kevin Spacey die Strippen. Das große Autoreich VW regierte Ferdinand Karl Piech 22 Jahre lang.
House of Cars
D
as aktuelle Geschehen hinter
den Kulissen des mächtigen
Volkswagen Konzerns würde
eine hervorragende Fernsehserie abgeben – Cliffhanger inklusive. In „House
Of Cars“ (Arbeitstitel), einem riesigen
Reich, geht es um Absatzzahlen (10,2
Mio. in 2014), Umsatz (202,5 Mrd. Euro
in 2014), Gewinne (11,06 Mrd. Euro in
2014), Rendite (7,3 % in 2014), Vorzugs- und Stammaktien. Um Familien,
Freund- und Feindschaften, Nachfolge,
Egos, gekränkte Eitelkeiten, Machtgelüste, verborgene und offensichtliche
Allianzen, die geschmiedet werden.
Es gibt zwölf Marken (ganz Kleine und
ganz Große: Von Audi über Skoda, Porsche, Bentley, Lamborghini, Ducati bis
hin zu Scania und MAN), von denen
manche voranpreschen und welche
die stagnieren. Es gibt weit entfernte
Märkte, die erobert worden sind (China)
und welche, die einfach nicht funktionieren wollen (USA). Es gibt Kämpfe an
vielen Fronten an denen ein weltweites
Heer (fast 600.000 Mitarbeitern in 118
Fabriken) beteiligt ist. Es gilt bekannte
Gegner (Toyota, BMW, Mercedes) aus-
zustechen und zu überholen und neue
gefährliche Gegner (Tesla, Google,
Apple), die vielleicht erst in Zukunft
eine Rolle spielen werden, einzuschätzen und zu beobachten. Die komplexe
Handlung umfasst natürlich auch viele
wichtige Charaktere in diesem sich
schnell bewegenden Autospiel – jeder
von ihnen mit eigenen, differenzierten
Interessen. Der wichtigste von ihnen:
VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech.
Seine Sätze, zum richtigen Zeitpunkt
platziert, können wie Fallbeile heruntersausen und Top-Manager-Schicksale besiegeln. So lief es zumindest in
der Vergangenheit ab. Bernd Pietschesrieder (Ex-VW-Chef), Wendelin Wiedeking (Ex-Porsche-Chef) und FranzJosef Paefgen (Ex-Audi-Chef) fielen
dem mittlerweile 78-Jährigen Firmenpatriarchen zum Opfer.
„Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“
war einer dieser typischen, nüchternen Sätze, die er einem Spiegel-Redakteur am 10. April übermittelte – und der
in den letzten Wochen einen wahren
Medien-Wirbelsturm auf allen Kanälen
entfachte. Doch Martin Winterkorn,
Vorstandsvorsitzender der Volkswagen
AG, der in seiner achtjährigen Amtszeit
den Umsatz fast verdoppelte (auf fast
200 Milliarden Euro) und den Gewinn
um fast 300 Prozent steigerte (18 Milliarden Euro), fiel – überraschenderweise – nicht. Der einstige Ziehsohn
und enge Vertraute Piechs, dieses kühlen Karrieremachers und -killers, bleibt
bis über das Jahr 2016 auf seinem Posten. Rückendeckung bekam er bei einem
Krisengipfel-Showdown in Salzburg u.a.
von Wolfgang Porsche (VW-Miteigentümer), Stephan Weil (Ministerpräsident
des Landes Niedersachsen) und Bernd
Osterloh (VW-Betriebsratschef). Von
Präsidiumsmitgliedern gedrängt, aber
überraschend, verkündete Piech dann
„mit sofortiger Wirkung“ seinen Rücktritt. Seine Ehefrau Ursula schloss sich
dem an. Der Machtkampf scheint beendet, aber das Wolfsburger Drama geht
munter weiter. Als Großaktionär mischt
Piech, dem 13,6 Prozent der PorscheHolding-SE-Stammaktien gehören, weiter mit. Eine neue Folge von „House Of
Cars“ ist bereits in der Entstehung. Und
wir sind live dabei …
Christian Göttner
Foto: Göran Wink, Netflix
Im Volkswagen-Konzern werden die Weichen für die Zukunft gestellt
11
Zahlen
Aufgrund des stabilen Arbeitsmarktes
und der Konjunkturerholung sind im
Vorjahr weniger Verbraucher
und Unternehmen in die Pleite
gerutscht. Die Amtsgerichte meldeten
Die Deutschen zahlten im vorigen Jahr
Firmeninsolvenzen. Das waren
7 % weniger als 2013.
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen
sank um 5,4 % auf 86.298
Fälle. 2015 wird jedoch mit
Anstiegen gerechnet.
11,5
8.324.000.000 €
Rundfunkgebühren. Nach der
Gebührenreform werden die
Öffentlich-Rechtlichen bis 2016
1,5 Milliarden mehr einnehmen.
24.085
Milliarden Eier
Die Bundesbank hat errechnet, dass
jeder Deutsche im Durchschnitt
103,00 €
5,73 €
im Portemonnaie hat, davon
in Münzen. Wertmäßig wird mehr als
die Hälfte der täglichen Einkäufe –
53 %
Fotos: pixabay
– mit Bargeld bezahlt. Im Jahr 2008
waren es noch 58 Prozent.
haben deutsche Hennen im Vorjahr
gelegt. Im Schnitt schaffte eine Henne
Die Bundesbürger verspeisen laut
Verband der Deutschen Süßwarenindustrie jährlich im Durchschnitt
110 Kugeln Eis
(7,6 Liter). Rund 9.000 Eisdielen gibt es
in Deutschland.
1,5 Arzneimittel
nimmt jeder Deutsche im Schnitt pro
Tag, laut Analyse der AOK, ein.
Das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko ist Rauchen. 8,5 Millionen
Männer und 6,3 Millionen Frauen
rauchen in Deutschland.
293 Eier
.
Die mit Abstand meisten Eier
stammen aus Niedersachsen.
Besonders gern essen die Deutschen
Eier aus Bodenhaltung (63 %),
Freilandhaltung (25 %), ökologischer Erzeugung (10 %) und Käfighaltung (2 %).
12
Meldungen
Aussenwirtschaftspreis
Die Klöckner Desma Schuhmaschinen GmbH – eine Tochtergesellschaft
der Salzgitter AG – erhielt den Niedersächsischen Außenwirtschaftspreis. Im
Bereich des Sondermaschinenbaus ist
das Unternehmen Technologieführer
und weltweit präsent. Das Geschäftsmodell und die Strategie basieren auf
der Produktion und dem Vertrieb technisch anspruchsvoller Produkte für die
Schuhindustrie auf dem Weltmarkt.
Wirtschaftsminister Olaf Lies: „Der
Außenwirtschaftspreis ist der ExportOscar des Nordens. Besonders die kontinuierlich hohe Exportquote und das
Vertriebskonzept hat die Jury bei ihrer
Entscheidung überzeugt.“
Gregor Lütolf, von der PH Bern, Professor Meinhard
Schilling vom Institut für Elektrische Messtechnik
der TU und Fabmaker-Gründer Dean Ciric.
Dr. Wolf-Michael Schmid (IHK Braunschweig),
Beatriz Cristina Santos Garcia Kessler und Dr. Horst
Schrage (IHK Hannover).
Ausländische Berufsabschlüsse der IHK
Unter dem Dach der Niedersächsischen
IHK-Arbeitsgemeinschaft HannoverBraunschweig können Menschen seit
dem Jahr 2012 ihren im Ausland erworbenen Berufsabschluss in Deutschland
anerkennen lassen. Ende März 2015
überreichte Dr. Wolf-Michael Schmid,
Präsident der IHK Braunschweig, den
hundertsten Anerkennungsbescheid an
die gebürtige Brasilianerin Beatriz
Cristina Santos Garcia Kessler, die
somit den Nachweis hat, dass ihre in
der Heimat erworbene Ausbildung vollwertig dem deutschen Ausbildungsberuf Kauffrau im Groß- und Außenhandel entspricht.
Der neue AAI-Vorstand: Michael Hoffmann, Bernd
Schroers, Volkmar von Carolath, Rosanna Meier, Jan
Tangerding, Heinz-Werner Kretschmann, Norman
Lies. Es fehlen Olaf Jaeschke und Michael Arko.
Aufsichtsratsvorsitzender Carsten Müller, Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Geschäftsführer
Dipl.-Ing. Jörg Reincke bei der Schlüsselübergabe.
Tramino Braunschweig
Mitte April rollten die ersten beiden
von 18 neuen Straßenbahnen vom Typ
Tramino ins Netz der Braunschweiger Verkehrs-GmbH. Für das moderne
Design wurde bereits der hochwertige
Designerpreis „Red Dot Award 2015“
verliehen. Mit einer Gesamtsumme
von circa 38 Millionen Euro, die zu
50 % vom Land Niedersachsen gefördert werden, ist dies eine der größten Investitionen in der Geschichte
der Verkehrs-GmbH. Ulrich Markurth, Oberbürgermeister der Stadt
Braunschweig, und der Geschäftsführer der Verkehrs-GmbH, Jörg Reincke,
wünschten den Fahrern und Fahrgästen „allzeit gute und unfallfreie Fahrt“.
Stefan Schwope ist nun alleiniger Geschäftsführer
der Phantoms Basketball Braunschweig GmbH.
Zukunftsvision 3D-Druck
Neuer AAI-Vorstand
Neuer Geschäftsführer
Passend zum Interview mit Gründerpionier Prof. Dr. Günter Faltin in der
Standort38-April-Ausgabe fand die
Tagung „Zukunftsvision 3D-Druck“
im Technologiepark in Braunschweig
statt. Veranstalter Dean Ciric, 28-jähriger Geschäftsführer des Braunschweiger Start-ups Fabmaker, will Forschung
zu dem wichtigen Zukunftsthema
3D-Druck in der Region bündeln
und hatte Wissenschaftler zu diesem
Thema zu dem Expertenforum eingeladen. Dieses war unter anderem mit
Referenten der TU, dem Frauenhofer
Institut für Holzforschung, der Leibniz
Universität Hannover und der PH Bern
hochkarätig besetzt.
In der Standort38-Ausgabe berichteten wir über den neuen AAI-Vorstand,
der jedoch aufgrund von Formfehlern Mitte April erneut gewählt werden musste. Der bisherige Vorsitzende
Volkmar von Carolath, wurde während einer außerordentlichen Mitgliederversammlung jedoch mit einem klaren Votum von den Mitgliedern für
die nächsten zwei Jahre bestätigt. Von
Carolath erklärte in seiner Dankesrede:
„Wir lernen dazu und wollen die kommenden zwei Jahre nutzen, um unsere
Arbeit zum Wohl der Stadt Braunschweig weiter zu optimieren. Wir
schauen voraus und freuen uns auf die
kommenden Aufgaben.“
Nach über sieben gemeinsamen Jahren beenden die Phantoms Basketball
Braunschweig GmbH und Norbert
Rüscher, kaufmännischer Geschäftsführer, ihre erfolgreiche Zusammenarbeit zum 30. Juni 2015. „Mir fällt diese
Entscheidung schwer, da mein Herz
seit über 20 Jahren für den Braunschweiger Basketball schlägt. Aber jetzt
ist der Zeitpunkt gekommen, auch einmal persönliche Belange in den Vordergrund zu stellen“, erklärte Rüscher.
Stefan Schwope übernimmt neben seiner bisherigen Tätigkeit nun auch die
Verantwortung für die kaufmännische
Leitung und wird künftig als alleiniger
Geschäftsführer der GmbH fungieren.
Fotos: Peter Lenke, Christian Siebke, Braunschweiger Verkehrs-GmbH, Jürgen Sperber, Pressebuero Michalzik, Phantoms Basketball Braunschweig
Wirtschaftsminister Olaf Lies, Desma-Geschäftsführer Klaus Freese und die Desma-Auszubildenden
Laura Hartwich und Hauke Lehnhoff.
13
Gibt die Hufe und verteilt Autogramme:
das weiß-blaue Pferd Öfi von der Öffentlichen.
Meldungen
„Loreley 2014“: Fotokunst vom Braunschweiger
Fotografen Andreas Greiner-Napp.
Prangert seit den sechziger Jahren soziale
Missstände in Deutschland an: Günter Wallraff.
Maskottchen
„Made in Braunschweig“
Günter Wallraff
Eintracht Braunschweig hat Leo, die
New Yorker Lions haben Hank und
die Öffentliche hat nun Öfi. Allesamt
lebensgroße Maskottchen, die für gute
Stimmung und viel Werbewirkung sorgen sollen. Das weiß-blaue Pferd Öfi
ist seit kurzem als Botschafter für die
Öffentliche Versicherung Braunschweig
auf Messen, Sportevents und vielen
anderen Veranstaltungen im Einsatz.
„Das Pferd ist den Menschen hier in der
Region aus unserem Logo bekannt. Und
es hat zugleich in Niedersachsen einen
besonderen Stellenwert“, so Gabriela
Schimmel-Radmacher, Bereichsleiterin Unternehmenskommunikation der
Öffentlichen.
Noch bis zum 21. Juni ist die Ausstellung „Made in Braunschweig“ im Städtischen Museum, Steintorwall 14, zu
sehen. Jeweils drei Werke von zehn
regional, national und international renommierten Braunschweiger
Künstlern Walter Ackers, Emil Cimiotti, Roland Dörfler, Andreas GreinerNapp, Lienhard von Monkiewitsch,
Malte Sartorius, Gerd Winner u.a. werden ausgestellt. Am 21.6., ab 19 Uhr,
wird Kunstliebhaber Günther Graf von
der Schulenburg im Museum zehn von
den Künstlern gespendete Kunstwerke
öffentlich versteigern.
Er ist Deutschlands bekanntester Enthüllungsjournalist und ein erfolgreicher Autor, der durch seine kritischen
Reportagen über Callcenter, Lebensmitteldiscounter, Fastfoodketten, die
Bild-Zeitung und verschiedene Institutionen bekannt geworden ist:
Hans-Günter Wallraff. Der 73-Jährige arbeitete für seine Projekte meist
erfolgreich mit anderer Identität. Am
18. Mai ist Wallraff zu Gast bei der
Fachtagung „Ethik in der Logistik“ an
der Ostfalia Hochschule, Campus Salzgitter, Karl-Scharfenberg-Straße 55.
Weitere Infos: www.ostfalia.de.
Fotos: Heiner Koether, Andreas Greiner-Napp, Christoph Hardt, esooka.de
TrackYourDose erfasst alle wesentlichen Strahlenexpositionen des Menschen.
App für Vielflieger
Abheben und Strahlung checken! Vielflieger können seit Neuestem über die
App TrackYourDose ihre persönliche Strahlungsbelastung auf Flugreisen
überwachen. Hinter der App steht die
intensive Forschungstätigkeit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
(PTB). Seit 1997 untersucht die PTB
die kosmische Strahlung in typischen
Reiseflughöhen und hat auf dieser
Basis mathematische Modelle für die
Berechnung der Strahlungsdosis entwickelt. Die gesamte jährliche Strahlenbelastung eines Bundesbürgers durch
natürlich vorhandene Strahlung lag
im Jahr 2012 bei etwa 2.100 MikroSievert. Die App ist für iOS erhältlich.
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14
Fitness
Der Fitness-Boom
F
ast 140.000 Besucher tummelten sich vom 9. bis 12.
April auf der FIBO in den Kölner Messehallen. Dass
die Themen Fitness und Gesundheit immer mehr an
Bedeutung gewinnen, hat die internationale FitnessMesse auch dieses Jahr wieder mit Zuwächsen bei allen relevanten Kennzahlen gezeigt. Innerhalb von nur fünf Jahren
konnte die FIBO ihre Besucherzahl fast verdreifachen und die
Zahl der ausstellenden Unternehmen um nahezu 50 Prozent
steigern. „Die Entwicklung ist in dieser Größenordnung im
internationalen Messegeschäft einmalig“, erklärt Hans-Joachim Erbel, CEO des Veranstalters Reed Exhibitions Deutsch-
land, mit breiter Brust. Das allein wäre schon Grund genug
für ein Fitness-Spezial. Außerdem kommt der Sommer und
macht Straßen und Flure zum Laufsteg für den Körperkult.
Standort38 hat sich die Republik genauer angeschaut und
präsentiert nicht nur die fittesten Städte und größten StudioKetten der Republik, sondern war auch mit Michael Albrecht,
dem Geschäftsführer des Porsche Zentrums Braunschweig,
zu einem schweißtreibenden Personal Training bei Hannes
Grossmann. Für die Regenerationsphase hält der Schriftsteller und ambitionierte Marathonläufer Matthias Politicky ein
Plädoyer für das Laufen als Teil des Lebens.
Fotos: FIBO/Behrendt Rausch
Der Körperkult und mehr Gesundheitsbewusstsein befeuern seit Jahren
einen wachsenden und immer spezialisierteren Markt
15
Fitness
R
und 9,1 Millionen Deutsche
trainieren aktuell in 8026 deutschen Fitnessstudios. Der Altersdurchschnitt liegt bei 41,9 Jahren.
Das sind die Ergebnisse der jüngsten
Deloitte-Studie zum deutschen Fitnessmarkt, die das Beratungsunternehmen
seit 2004 mit dem Arbeitgeberverband
der deutschen Fitness- und Gesundheits-Anlagen und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement herausbringt. Noch mehr
aktuelle Zahlen bieten die Betreiber der
Fitnesssuchmaschine fitogram zusammen mit den Beratern der edelhelfer
GmbH. Sie haben die Marktdurchdrin-
gung der 50 größten deutschen Städte
untersucht und auf Grundlage der vorhandenen Fitnessangebote die Zahl der
Fitnesstreibenden geschätzt. Die fitteste
Stadt Deutschlands ist demnach Osnabrück – Schlusslicht Duisburg. Braunschweig schafft es gerade noch in die
TOP10 und belegt in der Studie mit prognostizierten 40.000 Fitnesstreibenden
bei rund 45 Anbietern einen guten 10.
Platz. Die Löwenstadt rangiert damit
immerhin 14 Plätze vor der Landeshauptstadt Hannover. Bei der Anzahl
der Fitnessketten ist mit Rang drei
sogar ein Platz auf dem Treppchen drin.
Holger Isermann
Die grössten deutschen
Fitnessanbieter
Rang
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Betreiber
McFIT*
clever fit
Fitness First
Kieser Training
INJOY
Mrs.Sporty
EASYFITNESS
Pfitzenmeier Gruppe
FitnessKing
FitX**
Mitglieder
1.204.000
385.000
270.000
236.000
206.000
145.000
120.000
105.000
79.000
70.000
Quelle: edelhelfer-Analyse, Unternehmensangaben;
*: Mitgliederbestand Europa 31.12.2013; **: Schätzung
Fitnesspenetration in den 50 größten Städten Deutschlands
Quelle: fitogram-Datenbank, edelhelfer-Analyse
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Duisburg
Gelsenkirchen
Rostock
Ludwigshafen
Hagen
5 %
Erfurt
Wuppertal
Mülheim
Oberhausen
Dortmund
Hamm
Sechs der letzten zehn Städte im
Ranking liegen im Ruhrgebiet,
alle Ruhrgebietsstädte in der
unteren Hälfte des Rankings.
Wiesbaden
Potsdam
Halle (Saale)
Krefeld
Bremen
Essen
Münster
Bielefeld
Berlin
Leipzig
Bochum
Saarbrücken
Chemnitz
Alle ostdeutschen Städte liegen
in den unteren zwei Dritteln des
Rankings.
München
Hannover
Leverkusen
Magdeburg
Aachen
Hamburg
Dresden
Karlsruhe
Stuttgart
Köln
Mönchengladbach
10 %
Nürnberg
Mainz
Die vier deutschen Millionenstädte schneiden im Mittelfeld
des Rankings ab.
Solingen
Oldenburg
Düsseldorf
Lübeck
Braunschweig
Kiel
Augsburg
Bonn
Mannheim
Kassel
Frankfurt am Main
15 %
Top-5-Städte nach Anteil
an Fitnesstreibenden.
Freiburg
Osnabrück
20 %
„Believe, Trust,
Change!“
Michael Albrecht, Geschäftsführer des Porsche Zentrums Braunschweig,
stellte sich dem Standort38-Personal-Training mit Hannes Grossmann
16
Fotos: Holger Isermann
Fitness
17
Fitness
Personal Trainer
Hannes Grossmann
Was sind die Vorteile eines Personal
Trainings im Vergleich zum klassischen
Fitnessstudio?
Personal Training eine individuelle
Dienstleistung, die unter Berücksichtigung der persönlichen Voraussetzungen und Einschränken daraufhin abzielt,
das persönliche Trainingsziel in Bestzeit
zu erreichen. Und zwar bei maximaler
gesundheitlicher Absicherung. Gerade
dieser Punkt wird bei herkömmlichen
Studios oft vernachlässigt, da der Betreuungsschlüssel ein ganz anderer ist.
Bei Führungskräften ist Freizeit rar. Ist
Personal Training besonders effizient?
Ja! Neben den motivationstechnischen
Gründen spielt vor allem der ganzheitliche
Trainingsansatz und die Interaktion mit
dem Kunden innerhalb der Traingseinheit
eine Rolle. So lassen sich Trainingsziele
viel schneller erreichen als mit eindimen­
sionalen Übungen an Geräten.
Was sind denn konkrete Ziele, mit denen Kunden zu dir kommen?
Häufig ist es der Wunsch nach Gewichtsreduktion, Figurformung und einer Verbesserung der Gesundheit.
P
ersonal Training ist ein noch relativ junges Dienstleistungsangebot in Deutschland. In der Region gibt es
gut zehn Trainer und einige Fitnessstudios, die ein solches
Einzeltraining anbieten. Standort38 hat Michael Albrecht,
den Chef des Braunschweiger Porschezentrums, zum Selbstversuch bei Personal Trainer Hannes Grossmann motiviert. „Believe,
Trust, Chance“ ist dessen Motto. „Da bin ich voll auf deiner Linie.
Oft glaubt man, dass etwas nicht geht, aber das ist Blödsinn. Es
geht darum den inneren Schweinehund zu überwinden“, sagt
Albrecht vor dem Workout. Was von dieser ordentlichen Portion
Motivation nach einer schweißtreibenden Stunde noch übrig war,
lesen Sie visuell garniert auf den nächsten Seiten …
Wie wichtig ist das Thema Privatsphäre?
Sehr wichtig. Viele meiner Kunden wollen
nicht neben ihren Azubis auf dem Laufband
schwitzen, sondern in Ruhe trainieren.
Das hat seinen Preis. Was kostet eine Stunde?
Qualität hat immer ihren Preis. Eine Stunde
kostet 70 Euro. Die meisten meiner Kunden
trainieren zwei bis dreimal pro Woche.
Das macht mehr als 800 Euro pro Monat. Klingt
nach einem Angebot für die oberen 10.000 …
Ja das stimmt, jedoch habe ich neben dem
Geschäftsführer, aber auch die Grafikdesingnerin, die aus finanziellen Gründen nur einmal
pro Woche kommen kann.
18
Fitness
III. Kraftbereich
I. Körperfunktionstest
Der erste Schritt ist eine Analyse der
körperlichen Stärken und Schwächen.
„Wohin die Reise gehen soll, ist meist
klar. Aber wo wir starten, müssen wir
erst herausfinden“, erklärt Hannes
Grossmann. Das heißt für Michael Albrecht Dehnen und Strecken.
Grossmanns Fazit: „Er ist fit. Schon
das Skifahren führt zu einem guten
Körpergefühl.“
Bei den folgenden Übungen werden
alle sechs Körperdimensionen ganzheitlich beansprucht, zum Beispiel
durch Druck- und Zugübungen. „Ich
merke gerade viele Muskelgruppen,
von denen ich nicht wußte, dass ich sie
überhaupt habe“, sagt Albrecht.
II. Aktivierungsprozess
Beim Aktivierungsprozess geht es darum,
eine ausreichende körperliche Flexibilität und
Mobilität herzustellen. Grossmann: „Ziel ist es,
die eingeschlafene Muskulatur aufzuwecken und
auf die kommende Belastung vorzubereiten.“
19
Fitness
Wie lässt sich die Qualität eines Personal Trainers einschätzen?
Der Begriff ist nicht geschützt. Deshalb sind die Qualifikationen eines
Trainers entscheidend: Hat er am
Wochenende eine Trainer-C-Linzens gemacht oder Sport studiert?
Vor jedem Training sollte es außerdem ein Beratungsgespräch geben,
bei dem Kunde und Trainer ihre
Erwartungen abgleichen.
Führungskräfte sitzen in der Regel viele
Stunden am Tag hinter dem Schreibtisch. Wie sieht ein ideales Training für
diese Zielgruppe aus?
Genauso ist es, viele sitzen den ganzen Tag. Deshalb ist das reguläre Studio nicht ideal, weil ich da auch schon
wieder sitze. Ich habe hier keine klassischen Geräte, sondern wir trainieren
ganzheitlich und mehrdimensional.
IV. Metabolic Part
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich.“
Grossmann lächelt verschmitzt. „Die gute, es sind nur vier
Minuten. Die schlechte: Es werden die anstrengendsten
bisher.“ Ziel der Einheit ist es, die Ausdauerleistungsfähigkeit nachhaltig zu verbessern und die Verbrennung von
Fettkalorien noch Stunden nach dem Training zu erhöhen.
Michael Albrecht nimmt es mit Humor: „Ich bin für den
effektiven Weg … noch. Das könnte in vier Minuten ganz
anders aussehen.“ Er lacht.
Fotos: Holger Isermann
V. Regeneration
Nach der Schinderei folgt die Regeneration. Albrechts Fazit
ist eindeutig: „Schön! Unvorstellbar!“ Er atmet mehrere
Male tief durch und läuft durch das Studio. Dann heißt
es zurücklehnen. „Das war extrem anstrengend, aber ich
verspüre eine hohe Befriedigung. Muskelkater gepaart mit
Freude. Erst hast du Zweifel, ob du es packst, aber dann
hältst du durch und bist froh, dass du es geschafft hast.“
Die Freude und Energie sind spürbar. Zwischen Grossmann
und Albrecht stimmt die Chemie. Der Chef vom Braunschweiger Porschezentrum lacht und legt nach: „Und ich
habe die Möglichkeit, dem Trainer zwischendurch zu sagen,
was ich von Ihm halte. Das geht mit einer Maschine nicht.“
Prinzipiell würde ich davon ausgehen, dass
Fach- und Führungskräfte auf ihr Äußeres
achten. Aber mal Hand aufs Herz: Wie fit
sind die Entscheider unserer Region?
Das ist sehr unterschiedlich. Ein Anzug
kann ganz gut kaschieren. Außerdem ist
es keineswegs so, dass jemand bei Normalgewicht gleichzeitig auch automatisch
fit ist. Durch das viele Sitzen fehlt vielen Menschen das Körpergefühl. Da wird
schon das Stehen auf einem Bein zur echten Herausforderung.
Ist es eigentlich schwer,
einem Geschäftsführer klarzumachen, dass du beim
Training das Sagen hast?
Weil meine Kunden im
Berufsalltag viele Entscheidungen treffen müssen, sind sie in der Regel
froh, während der Einheiten die Verantwortung abgeben zu können. Das nehmen
die meisten dankend an. Das
„Boss“-Schild wird draußen
gelassen (lacht).
Wie wichtig ist es, dass du als
Personal Trainer selbst fit bist?
Das gehört zu meiner Lebenseinstellung. Es wäre ja auch
nicht authentisch, wenn ich
Wasser predige und Wein
trinke.
Holger Isermann
20
Fitness
„Den Schmerz und sich
selbst überwinden“
Autor Matthias Politycki über Jogger und Marathonläufer, Perfektionsund Selbstoptimierungswahn, richtige Ernährung und Grenzerfahrungen
Worin liegt die Faszination des Laufens?
Der Aufbruch ins Unbekannte! Sobald
ich in fremden Ländern oder Städten
laufe, erlebe ich etwas, das ich als spazierengehender Tourist niemals so erleben könnte. Ehrlich gesagt, beginnt das
Unbekannte schon knapp hinter meinem eigenen Kiez – nach einem Dreistundenlauf vom Hamburger Stadtrand
nach Hause sieht alles anders aus.
Was sind die intensivsten Momente? Der
Zeitpunkt, „wenn der Daseinsrealismus
ins Transzendente kippt“?
Am intensivsten erlebe ich das Laufen
in der Gemeinschaft mit meinen Laufkumpeln – erst wenn ich ein Erlebnis
teilen kann, kann ich es so richtig genie-
ßen. Ins Transzendente hingegen läuft
man nach meiner Erfahrung nur alleine,
in absoluter Stille und Welteinsamkeit.
Aber das passiert leider viel zu selten.
Warum sind so viele Manager vom Marathon fasziniert?
In unserer infantilisierten Eventgesellschaft ist Marathon eine der wenigen Veranstaltungen, die ihrem Wesen
nach ernst, ja, todernst ist. Man lasse
sich von den kostümierten Clowns auf
der Strecke nicht täuschen! Hier geht es
ums Ganze, hier muss man den Schmerz
und sich selbst überwinden, um das Ziel
zu erreichen. Manager glauben wahrscheinlich – als strukturierte Denker,
Foto: Mathias Bothor, Privat
Herr Politycki, über 16 Millionen Deutsche laufen regelmäßig. Warum?
Nur 16 Millionen? Es kommt mir vor, als
ob Laufen mittlerweile der Breitensport
schlechthin ist. Jeder hat seine eigenen
Gründe: Der eine läuft dem Tod davon,
indem er sich so lang wie möglich fit
hält. Der nächste flieht vor seiner Ehefrau. Der dritte ist körperlich nicht ausgelastet durch das, was er im Beruf zu
leisten hat. Der vierte muss sich regelmäßig auspowern, um Druck abzulassen. Der fünfte … Laufen ist nicht gleich
Laufen, die Motivation ändert sich mit
den Zielen, die man damit verknüpft.
21
Fitness
von denen auch im beruflichen Alltag
Durchsetzungskraft erwartet wird –,
für die Anforderungen eines Marathons
besonders geeignet zu sein.
geiz und Disziplinlust“ nur Mittel zum
Zweck. Der Zweck ist Eintritt in eine
andere Dimension.
Wie hängen Ausdauerlauf und Berufserfolg zusammen?
Auf Ausdauer zu trainieren, ist etwas
grundsätzlich anderes, als sich durch
Joggen fit zu halten. Da geht es um Einteilung der Kraft, um hartnäckige Zielverfolgung, um einen Trainingsplan,
der unter allen Umständen einzuhalten ist, also um Disziplin und Willensstärke. Die landläufige These besagt,
dass diese Tugenden auch im Berufsleben zum Erfolg führen; man könnte den
Spieß aber auch umdrehen und behaupten, dass ohnehin nur diejenigen zum
Marathon finden, die diese Tugenden
mitbringen.
Welche Rolle spielen Schmerz und die
mentale Auseinandersetzung mit den eigenen Grenzen beim Laufen?
Einen Marathon durchzulaufen, erfordert mindestens so viel mentale wie
physische Härte; schon während der
Trainingswochen kommt man immer
wieder an seine Grenzen und versucht,
darüber hinweg zu laufen. Das kann zur
Verbissenheit führen, es gibt (Freizeit-)Läufer, bei
denen dreht sich fast
das ganze Leben ums
Laufen. Irgendwann
wird man aber auch
den Grenzerfahrungen
eine Grenze setzen.
Der Frankfurt Marathon hat eine Sonderwertung „Marathon-Manager“ eingerichtet. Eine Studie besagt: 60 Prozent der
teilnehmenden Läufer treiben Ehrgeiz und
Disziplinlust an den Start. Aus Gesundheitsbewusstsein sind 21 Prozent dabei.
Und nur 15 Prozent, weil es ihnen Spaß
macht. Wie beurteilen Sie diese Aussagen?
Derlei Statistiken glaube ich erst, wenn
ich sie selbst gefälscht habe. Wer läuft
denn aus „Gesundheitsbewusstsein“
ausgerechnet einen Marathon? Oder
aus „Spaß“? Ich kenne jedenfalls niemanden. Marathon ist eine Herausforderung, die man bewältigen will, mindestens mit Anstand und idealerweise
sogar mit Bestzeit, da sind selbst „Ehr-
Wie wichtig ist die richtige Ernährung als Vorbereitung für das Laufen
bzw. während des Laufes?
Gut beziehungsweise richtig gefüllte
Energiespeicher sind Grundvoraussetzung eines erfolgreichen Rennens. Aber
auch hier kann man übertreiben, manche Läufer entwickeln ein Ernährungsbewusstsein wie sonst allenfalls Frauen
mit einer Essstörung. Für Marathon zu
trainieren sollte auch heißen, den eignen Perfektions- und Selbstoptimierungswahn zu begrenzen – jeder muss
selbst herausfinden, welche Ernährungsregeln er noch mit Lust befolgen
kann und welche nicht. Christian Göttner
„Ich lebe nicht fürs Laufen. Aber
ohne laufen wäre mein Leben nicht
mein Leben“, erklärt Matthias Politycki. Der 60-Jährige publizierte
zahlreiche Romane, Erzählungen,
Essays und Gedichte und zählt zu
den wichtigsten Vertretern der deutschen Gegenwartsliteratur. In seinem kürzlich veröffentlichten Buch
„42,195. Warum wir Marathon laufen
und was wir dabei denken“ (Hoffmann
und Campe Verlag) denkt er über das
Laufen nach und erzählt aus seinem
40-jährigen Laufleben. Für ihn ist dieser Sport viel mehr als eine Freizeitbeschäftigung: In einer globalisierten
Welt ist das Laufen der Minimalkonsens der neuen Weltgemeinschaft.
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22
Wissenschaft
„Unser Forschungsprofil ist einzigartig“
W
er glaubt, Schulbuchforschung sei
ein erziehungswissenschaftliches
Randthema, das lediglich die Pädagogen
umtreibt, täuscht sich gewaltig. Denn in
Bildungsmedien spiegeln sich seit eh
und je die vielfältigen gesellschaftlichen
Perspektiven und Konflikte der Gegenwart. Sie bilden damit zugleich einen
möglichen Ausgangspunkt für gesellschaftlichen Wandel. Bei der international vergleichenden Analyse von
Schulbüchern ist das interdisziplinäre Wissenschaftlerteam vom
Braunschweiger Georg-EckertInstitut weltweit führend.
Zudem berät es nationale wie
g
n
u
Forsch
internationale BildungspolitiProf. Dr. Jürgen Hesselbach das
ker, -praktiker und -organisaGEI im Titelinterview der letzten
tionen. „Unser Forschungsprofil
Standort38-Ausgabe gerade als „geisist einzigartig“, betont GEI-Direktorin
teswissenschaftlichen Leuchtturm“
Prof. Dr. Simone Lässig. „Nirgendwo
sonst finden Sie außerdem eine so
der Region bezeichnet. Den Ball nehmen wir gern auf und starten unsere
umfangreiche internationale Sammlung
große Forschungsserie mit dem Insvon Schulbüchern wie in unserer Bibtitut von der Celler Straße, das aktuliothek.“ Mehr als 175.000 Medien und
ell sein 40-jähriges Bestehen feiert.
Lehrpläne aus über 160 Ländern liegen
Neben einer Kurzvorstellung gibt es
an der Celler Straße bereit und bilden
auf den nächsten Seiten ein ausführliden Ausgangspunkt für vielfältige Forches Interview mit der GEI-Direktorin
schungsprojekte.
Prof. Dr. Simone Lässig.
Im März dieses Jahres hat das GEI zum
Beispiel eine Studie im Auftrag der Bun-
Im Georg-Eckert-Institut analysieren Geistes-,
Sozial- und Kulturwissenschaftler Schulbücher
und Bildungsmedien aus aller Welt
Fotos: Holger Isermann, Georg-Eckert-Institut
W
ir leben in einer
Forschungsregion, die
vor allem durch die
MINT-Fächer geprägt
ist. Dieser Schwerpunkt lässt sich als
Stärke herausstellen, bietet aber auch
Anlass für kritische Nachfragen bei
Akteuren in der Region – Stichwort:
Mangelnde Vielfalt. Dann wird von
Ingenieuren und Naturwissenschaftlern gern auf das Georg-Eckert-Institut
für internationale Schulbuchforschung
(GEI) verwiesen. So hat TU-Präsident
Serie:
23
Wissenschaft
desregierung vorgestellt – das Thema: kreative Weise zum Leben der Lernen- in den letzten Jahren erfolgreich und
Migration und Integration. 65 Schulbü- den“, betonte Lässig anschließend.
haben Wachstum ermöglicht. Der Platz
Unter ihr hat sich das GEI in den letz- in der schmucken Villa an der Celcher aus 5 Bundesländern hat das Team
um die Studienleiterin Dr. Inga Nie- ten Jahren positiv entwickelt. Seit 2011 ler Straße reicht für die mittlerweile
haus analysiert. Obwohl sich Deutsch- ist das Institut Teil der Leibniz-Gemein- rund 120 Mitarbeiter längst nicht mehr
land in den letzten Jahren zu einem schaft. Der Forschungsverbund erhöht aus. Deshalb hat man vorübergehend
Einwanderungsland entwickelt hat die Planungssicherheit und bietet mehr Räumlichkeiten im Gebäude der Braunund bereits heute ein Drittel aller Kin- Möglichkeiten für Drittmittel- und Pro- schweiger Arbeitsagentur angemietet.
der unter 15 Jahren einen Migrations- jektanträge. Hier waren die GEI-Forscher „Langfristig planen wir den Kauf und
die Renovierung des so
hintergrund aufweist,
genannten Schwesternwird das Thema in hiesigen Schulbüchern vor
wohnheims neben der
Villa, damit wir örtlich
allem als Problem dargestellt. „Die Studie zeigt,
wieder mehr zusammendass Begriffe wie Ausrücken können“, erklärt
länder, Fremde, MigranLässig. Zunächst wird sie
ten und Menschen mit
Braunschweig aber im
Oktober verlassen und
Migrationshintergrund
für fünf Jahre die Leihäufig nicht unterschieden, sondern im Gegentung des German Histoteil sogar synonym im
rical Institute (GHI) in
Washington übernehSchulbuch benutzt werden“, erklärt Niehaus.
men. Eine Rückkehr ist
fest eingeplant: „Meine
Positivbeispiele, wie der
tiefe Überzeugung ist,
IT-Experte aus Indien
oder der südkoreanische
dass das GEI davon proPreisträger und Jury des „Schulbuch des Jahres“ 2015 im März auf der Buchmesse in Leipzig.
Student, tauchen nicht
fitieren kann.“ H. Isermann
als Migranten in Schulbüchern auf.
Auch die Darstellung von Wirtschaft
und Unternehmertum haben die Wissenschaftler des GEI bereits untersucht.
Fast 150 deutsche, englische und schwedische Schulbücher haben sie im AufGewerbliches Leasing
trag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft unter die Lupe genommen:
von Wirtschafts- und Unternehmer-Ba­
shing keine Spur. Zwar heben deutsche
Schulbücher die Rolle des Staats in der
Wirtschaft besonders hervor und geben
dem klassischen Angestelltenverhältnis im Vergleich zu den englischen und
schwedischen Werken mehr Raum als
dem Unternehmertum – grundsätzlich
ist das Abbild der Wirtschaft aber differenziert und unvoreingenommen.
Dass das GEI Schulbücher nicht nur
analysieren, sondern auch verbesVOLVO V40 D2 LINJE YOU
sern möchte, zeigte es zum Beispiel am
(88 kW) 120 PS Kinetic inkl. Wartung & Verschleiss/Volvo Pro
13. März. Auf der Buchmesse in LeipModul 1, inkl. Winterpaket und inkl. Business-Paket mit RTINavigationssystem und Bluetooth Freisprecheinrichtung
zig hat eine Expertenjury unter VorIhr Ansprechpartner
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sitz von Direktorin Lässig zum vierten
Marcel Jaroslawski
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(05 31) 5 80 27-18
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entiertes Lernen, ermutigen zum eige38114 Braunschweig
nen Denken und öffnen sich auf höchst
Das schwedische
Wirtschaftswunder
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24
Wissenschaft
trale Rolle spielen – wenn auch ergänzt
durch zahlreiche andere Lehrmittel. Da
sind sich eigentlich alle Experten einig.
Ob das am Ende ein gedrucktes oder ein
digitales Schulbuch ist, sei mal dahingestellt.
„Wir brauchen eine
ganz neue Didaktik“
Sie haben einmal gesagt, dass die Anhäufung von Wissen allein noch keine Bildung
ist. Was ist Bildung sonst?
Aus meiner Sicht die Fähigkeit, zu
einem kritischen Umgang mit Informationen und Wissen: Wie filtert man beides? Wie bildet man sich eigene Standpunkte? Wie schwierig das selbst für
erwachsene Menschen ist, die sich für
gebildet halten, sieht man zum Beispiel
aktuell bei der Ukrainekrise.
Von der naiven Vorstellung, dass Bildung
ausschließlich in der Schule stattfindet,
sollten wir uns also verabschieden?
Das hat sie noch nie. Bildung im humboldschen Sinne war ja zunächst ein elitäres Konzept für einen relativ kleinen,
bürgerlich geprägten Kreis. Insofern hat
Bildung schon immer weit über Erziehung hinaus auch das Erwachsenenleben eingeschlossen. Ich glaube aber,
Das Thema Bildung ist ein Dauerbrenner
in politischen Sonntagsreden. Warum hat
sie trotzdem keine Lobby?
Es ist nicht nur eine Frage der finanziellen Mittel, sondern auch des Mutes, Bildung neu zu denken und über das KleinKlein von Bildungsreförmchen hinaus
große Entwürfe zu entwickeln. Ich
sehe im Moment wirklich keine
einzige politische Partei, die
das in Angriff nimmt.
Serie:
dass die Schule heute noch
viel weniger als jemals zuvor
ung
Forsch
ein hermetisch abgeschlosViele Studien zeigen, dass in
sener Raum ist. Gegenwärtig
kaum einem europäischen Land
fließt Wissen sozusagen durch
soziale Herkunft und Bildungsalle Kanäle. Dem muss sich Schule
erfolg so zusammenhängen wie in
stellen.
Deutschland. Wie kann eine Gesellschaft
ein solches Ergebnis zur Kenntnis nehmen
Kann man noch von Schulbüchern oder und trotzdem untätig bleiben?
müsste man nicht von Bildungsmedien Die Frage stellen wir uns im Georgsprechen? Und braucht das Georg-Eckert- Eckert-Institut auch und haben keine
Institut dann nicht einen neuen Namen?
Antwort darauf. Das Thema BildungsDas ist eine interessante Frage, die wir gerechtigkeit ist zu sehr aus dem Blick
intensiv mit dem Wissenschaftsrat dis- geraten. Da sehe ich zu wenig Problemkutiert haben, der uns 2008/2009 evalu- bewusstsein bei denen, die handeln und
iert hat. Damals sind wir sehr ermuntert etwas verändern können. Bildungsgeworden, an dem bisherigen Namen fest- rechtigkeit muss sich von unten entwizuhalten. Die Digitalisierung ist nicht zu ckeln, nicht erst an der Universität. Das
übersehen, aber das Schulbuch im Sinne Entscheidende ist für mich frühkindlieines staatlich beeinflussten und didak- che Bildung kostenfrei für alle anzubietisch strukturierten Wissensbestan- ten. Und als Staatsbürgerin, nicht als
des wird auch in der Zukunft eine zen- Forscherin, muss ich sagen: Ich kann
Fotos: David Ausserhofer, Hanna-Luise Lass
Prof. Dr. Simone Lässig, Direktorin des GeorgEckert-Instituts, über die Digitalisierung der
Schule und ihren Gang nach Washington
Wie schätzen Sie die Zukunftsfähigkeit der gegenwärtigen Lehrerschaft ein?
Häufig scheitert das digitale Lernen ja an
ganz banalen Dingen, wie einem fehlenden Treiber oder Kabel …
Das ist auch so (lacht). Ein Großteil
unserer Lehrer hat die Ausbildung zu
einer Zeit durchlaufen, die noch nicht
durch Digitalität geprägt war. Wir erleben ja alle selbst, wie rasant sich Wissens- und Medienwelten wandeln. Digitales Lernen und Lehren würde eine
radikale Individualisierung von Lernprozessen in schulischen Kontexten
mit sich bringen. Dafür bräuchten wir
eine ganz neue Didaktik. In der Ausbildung der Lehramtsstudenten ist das
noch viel zu wenig präsent. Außerdem
fehlt schlichtweg die Infrastruktur für
den digitalen Wandel.
25
mich mit dem gegliederten Schulsystem nach wie vor nicht anfreunden und
glaube, dass es auch nicht auf alle Ewigkeit Bestand haben wird.
Argumentieren wir mal rein ökonomisch:
Kann eine schrumpfende Volkswirtschaft
es sich leisten, so viel menschliches Potenzial ungenutzt zu verschenken?
Ich bin keine Bildungsökonomin, aber
ich bin sicher, dass wir uns das nicht
leisten können. Und zwar nicht nur aus
ökonomischen Gründen, sondern auch
aus ethischen. Wir sind eine wohlhabende Gesellschaft. Es lohnt sich, um
jeden Einzelnen zu kämpfen.
Was entgegnen Ihnen eigentlich Politiker,
wenn Sie diese mit dem Zustand unseres
Bildungssystems konfrontieren?
Den meisten ist der Zustand unseres Bildungssystems schon bewusst und viele
sind willens etwas zu verändern. Aber
die Strukturen sind schwierig. In die
allgemeine Politikerschelte möchte ich
deshalb nicht einsteigen.
Sie haben in einer Studie festgestellt, dass
das Unternehmertum in deutschen Schulbüchern nicht gerade gut wegkommt …
Wir haben damals schwedische, britische und deutsche Schulbücher verglichen. Das verblüffendste Ergebnis
war, dass in schwedischen Büchern das
Thema „Selbstständigkeit als Zukunftsperspektive“ sehr viel stärker verankert
war, während in Deutschland vieles auf
eine abhängige Beschäftigung hin zielt.
Können Schulbücher dabei helfen, dass
bei jungen Menschen die Bereitschaft zur
Unternehmensgründung steigt?
Sicher! Wenn unser Bildungsziel wäre,
starke Persönlichkeiten zu entwickeln,
die ihre Stärken erkennen und ermuntert werden, sich auszuprobieren, dann
Wissenschaft
würde man automatisch diese Perspektive stärken. Wer ein Start-Up gründen
will, muss zuallererst an sich selbst glauben. Da hadere ich ein wenig mit den
pädagogischen Ansätzen, die man in
deutschen Schulen immer noch findet.
Die deutsche Pädagogik ist in der Praxis sehr stark eine Defizitpädagogik, im
Gegensatz zum Encouragement in den
USA. Deutsche finden diese Ermunterung oftmals maßlos übertrieben, aber
Kinder saugen das auf. Wenn sie gelobt
werden, wachsen sie.
Vor sieben Jahren haben Sie in einem
Interview das Ziel formuliert, dass das GEI
das weltweit wichtigste Kompetenzzentrum für die Lehrmedienforschung werden
will. Haben Sie das erreicht?
Wir sind auf einem guten Weg. Das
Institut ist in der Form weltweit einzigartig. Es ist mehrfach versucht worden, in anderen Ländern ähnliche Institute einzurichten. Das ist nicht wirklich
geglückt. Die Besonderheit des GEI
generiert sich vor allem aus seiner Bibliothek und seinen Beständen. Wir sammeln Schulbücher tatsächlich weltweit.
Unser internationaler Ansatz ist schon
sehr besonders und spezifisch.
Wie gehen Sie am GEI mit dem Thema
Gleichstellung um?
Dem messen wir große Bedeutung bei.
Wir haben einen relativ hohen Anteil
an Frauen, nicht nur in der Bibliothek
und Verwaltung, sondern auch unter
den Wissenschaftlern. Wir tun einiges,
um die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf zu ermöglichen, zum Beispiel Karriereworkshops oder auch Finanzierung
von Kinderbetreuung nach Schließung
der Einrichtungen. Denn das ist nach
wie vor das größte Hemmnis, warum
Frauen aus wissenschaftlichen Karrieren aussteigen.
Welche Erfahrungen haben Sie persönlich
gemacht?
Bei mir hat das sehr gut funktioniert,
weil ich gute Kindereinrichtungen hatte
und auch das familiäre Umfeld gestimmt
hat. Ich finde es bitter, wenn Frauen das
Gefühl haben, sie müssten sich für das
eine oder andere entscheiden. Zum
Glück sind inzwischen viele junge Männer auch familienorientierter und delegieren das Thema Kindererziehung
nicht mehr so stark.
Sie leiten ein geisteswissenschaftliches
Forschungsinstitut in einer ingenieurwissenschaftlich geprägten Region. Fühlen Sie
sich manchmal als Außenseiter?
Ja und nein. Ich will nicht verhehlen,
dass es für kulturwissenschaftliche Institute hier nicht ganz einfach ist. Das hat
vor allem damit zu tun, dass unsere Wissenschaftler in der Region relativ limitierte Perspektiven haben, Anschlussbeschäftigungen zu finden. Es kostet uns
deshalb schon einige Anstrengungen,
gute junge Leute nach Braunschweig zu
holen. Gleichzeitig muss ich aber sagen,
dass eigentlich alle Forschungseinrichtungen und Akteure in der Region dem
GEI sehr offen gegenüber stehen und
wir gerade von der Stadt sehr viel reale
Unterstützung erfahren haben.
Egal wohin man in der Region kommt –
das GEI wird fast immer als Leuchtturm
und Sie werden als Baumeister des Erfolgs
genannt. Warum zieht es Sie trotzdem ans
German Historical Institute (GHI) nach
Washington?
Ich bin seit neun Jahren in Braunschweig
und fühle mich hier auch sehr wohl.
Aber Washington ist für Wissenschaftler sehr reizvoll. Dort passiert unheimlich viel, es gibt eine sehr dynamische
Entwicklung und eine andere Form von
Internationalität. Meine tiefe Überzeugung ist, dass das GEI davon profitieren
kann. Ein Institut ist vielleicht ein bisschen wie eine Fußballmannschaft. Auch
der beste Trainer wird irgendwann neue
Impulse brauchen, um seine Leute mitzuziehen und die richtige Form von
Ansprache zu finden.
Also ist es ein Aufbruch in die USA und
keine Flucht aus Braunschweig?
Eine Flucht aus Braunschweig ist es definitiv nicht. Ich bin für fünf Jahre beurlaubt und komme danach zurück.
Das GEI sammelt Schulbücher aus der ganzen Welt und bietet eine umfassende Forschungsbibliothek.
Holger Isermann
26
Online
Wissen, wer unsere
Wirtschaft bewegt
A
uf die Köpfe kommt es an! –
das ist die Philosophie hinter
der neuen B2B-Weseite des BZV
Medienhaus. Standort38.de verknüpft
Wirtschaftsnachrichten, Unternehmensportraits und Interviews mit den Profi-
len der Manager und ihrer Unternehmen
aus Südost-Niedersachsen. Und zeigt so
auf, wer die Wirtschaft dieser Industrieund Forschungsregion bewegt.
„Mit standort38.de gewinnt das digitale Portfolio unseres Hauses ein wei-
teres attraktives Aushängeschild“, so
Harald Wahls, Geschäftsführer des
BZV Medienhaus in Braunschweig.
„Hilfreiche Datenbanken und Services
in Verbindung mit hochwertigen journalistischen Inhalten bieten auch unse-
Foto: Holger ISermann
BZV Medienhaus launcht neue B2B-Website Standort38.de
27
Online
Key-Features
Wirtschaftsportal
•Standort38.de gibt den Unternehmen der Region in Portraits und
Reportagen jetzt auch online ein
Gesicht. Dazu bietet das Portal
tagesaktuell relevante Wirtschaftsnachrichten.
Unternehmensdatenbank
•In der Standort38-Unternehmensdatenbank sind bereits zum Start
mehr als 1.000 Unternehmen gelistet, die in der Region aktiv sind.
Neben den Kontaktdaten werden
auch Einträge aus dem Wirtschaftsregister aufgelistet.
Personendatenbank
•Führungskräfte aus der Region
können sich kostenlos in der
Standort38-Personendatenbank präsentieren. So lassen sich
Ansprechpartner, Dienstleister und Spezialisten finden sowie
Geschäftsbeziehungen anbahnen.
Netzwerk & Newsletter
ren Werbekunden ein hervorragendes
Umfeld.“
In anschaulichen Portraits und Reportagen gibt die Redaktion den in der
Region ansässigen Unternehmen und
Forschungsinstituten ein konkretes Gesicht und schafft zudem neue
Impulse: etwa durch Trendberichte,
aktuelle Fotogalerien oder große Hintergrundinterviews mit Experten aus
Politik und Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft. Zudem bündelt sie täglich die
neuesten Wirtschaftsnachrichten mit
hohem Nutzwert für die Region und
bereitet diese branchenspezifisch auf.
„Auf Standort38.de können die Nutzer zudem ihre Ansprechpartner in den
Firmen ausmachen, Geschäftsbeziehungen anbahnen oder neue Lieferan-
•Redaktionelle Inhalte sind auf
Standort38.de mit Unternehmensund Personenprofilen verknüpft.
Dieses ganzheitliche Konzept
ermöglicht eine Vielzahl nützlicher Funktionen, wie beispielsweise
einen intelligenten Newsletter: Nutzer werden so nach der Registrierung automatisch per Email informiert, sobald über sie oder ihr
Unternehmen berichtet wird.
ten, Dienstleister und Spezialisten vor
Ort finden oder auch selber gefunden
werden“, erläutert Dr. Bettina Rothärmel, Magazin-Verantwortliche im BZV.
Möglich wird dies durch eine umfangreiche Unternehmensdatenbank, die
bereits über 1.000 Einträge von hier
aktiven Firmen enthält und eine korrespondierende Personendatenbank. Fach-
und Führungskräfte aus der gesamten
Region können sich hier kostenlos registrieren und über selbst erstellte Profile
präsentieren. Ein intelligenter Newsletter sorgt desweiteren dafür dass Nutzer
nach ihrer Registrierung automatisch
per E-Mail informiert werden, sobald
über sie oder ihr Unternehmen berichtet wird.Verlagsinformation
28
Mobilität
„Eine Verdreifachung
des Kilometerpreises“
I
m noch relativ jungen Fernbusmarkt herrscht trotz der Fusion der
beiden Branchengrößen Meinfernbus und Flixbus ein starker Verdrängungskampf – von Konsolidierung bisher keine Spur. Der enorme Wettbewerbs- und
Preisdruck wird auch auf dem Rücken der Fahrer ausgetragen. Polizeikontrollen haben immer wieder Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten festgestellt
– der NDR berichtete jüngst über mehrere Fälle bei „Der Schmidt“-Fernbuslinien
in Wolfenbüttel. Standort38 hat beim Berliner Verein Mobifair nachgefragt, der
sich für fairen Wettbwerb in der Mobilitätswirtschaft einsetzt.
Nach der Liberalisierung des Fernbusgeschäfts sind zahlreiche Anbieter in den
Markt eingetreten. Die ersten sind bereits
pleite. Wie umkämpft ist der Markt?
Der Wettbewerbsdruck ist enorm. Es
geht bei vielen Anbietern gegenwärtig immer noch darum, Marktanteile zu
gewinnen und nicht primär um hohe
Gewinnmargen. Die großen Unterneh-
men, wie Meinfernbus oder Postbus,
haben noch keine Gewinne erwirtschaftet, sondern betreiben bisher ein Investitions- und damit Zuschussgeschäft.
Das ist kein Geheimnis. Selbst Busunternehmer sagen, dass die aktuellen Preise
dauerhaft nicht kostendeckend sind.
Wann rechnen Sie mit einer Konsolidierung?
Aktuell tritt die Bahn mit Berlin Linienbus noch einmal stärker in den Markt,
dazu kommt mit Megabus ein neuer
Player. Es gibt noch viel Bewegung.
Erst, wenn der Markt größtenteils aufgeteilt ist, werden sich die Preise anpassen und es wird zu einer Konsolidierung kommen. Wir gehen mittelfristig
von einer Verdreifachung des Kilometerpreises aus.
Ist der Preisabstand zur Bahn dann noch
groß genug?
Man ist dann immer noch unter dem
regulären Bahnpreis, aber nicht mehr
weit weg vom Sparpreis mit Bahncard.
Das sollte der preisbewussten Kundschaft immer noch genügen, um den
Fernbus vorzuziehen. Ich gehe nicht
davon aus, dass der Bus als Verkehrsträger für Fernreisen verschwinden wird.
Der Umfang ist zum jetzigen Zeitpunkt
aber schwer einzuschätzen.
Die großen Anbieter legen die Preise fest,
die Subunternehmen tragen das Risiko
und geben den Druck an die Fahrer wei-
Fotos: MFB MeinFernbus. Privat
Mobifair-Büroleiter Raoul Machalet hält den
Wettbewerbsdruck auf dem Fernbusmarkt
für enorm und fordert mehr Kontrollen
29
Mobilität
ter. Ist die Ausbeutung der Fahrer damit
nicht bereits im System angelegt?
Die mittelständischen Busunternehmer
erhalten einen Kilometerpreis und vielleicht noch einen Auslastungsbonus.
Hier fehlen uns verlässliche Zahlen.
Der NDR sprach von 67 Cent pro Kilometer. Das wäre natürlich zu wenig. Ich
möchte es mal vorsichtig formulieren:
Diese Struktur hilft zumindest nicht, die
Ausbeutung der Fahrer zu verhindern.
Immer wieder werden Verstöße gegen
Lenk- und Ruhezeiten bei Fernbussen festgestellt. In einem Beitrag von „Hallo Niedersachsen“ erheben ehemalige Fahrer von
Der Schmidt Fernbuslinien in Wolfenbüttel ähnliche Vorwürfe. Kann man noch von
Ausnahmefällen sprechen?
Es gibt Unternehmen, die versuchen
mit den Vorgaben verantwortungsvoll umzugehen, aber auch Anbieter,
bei denen Verstöße System haben. Es
wird zum Beispiel die Fahrerkarte während der Fahrt gezogen oder gar nicht
ins Lesegerät gesteckt. In anderen Fällen muss in den Ruhezeiten der Bus
gesäubert werden. Davon berichten uns
immer wieder Fahrer, die anonym bleiben wollen, um nicht gebrandmarkt
zu werden. Wer sich öffentlich äußert,
läuft Gefahr, auch über den gegenwärtigen Arbeitgeber hinaus in der Branche
keinen Job mehr zu finden.
ARS SEDENDI®
BLEIBEN SIE
IN BEWEGUNG
Mit DEM
KÖHL air-SEat
®
Raoul Machalet, Büroleiter Mobifair
Das Prinzip kennen wir aus der Logistikbranche. Unternehmer weisen Verstöße
an, weil drohende Geldstrafen günstiger
sind, als sich an die Regeln zu halten …
In Frankreich sind die Strafen etwa
zehnmal so hoch wie bei uns. Deshalb
werden Fahrer angehalten sich dort an
die Vorgaben zu halten, während in
Deutschland jeder fahren kann, wie er
will. Insofern wäre die Anhebung der
Bußgelder natürlich ein Mittel, um die
Branche stärker zu regulieren.
Wie glaubhaft sind die Aussagen der Fahrer im NDR-Beitrag eigentlich?
Ich halte die Schilderungen für glaubhaft, zumal die Ausdrucke und Nachweise auf der Fahrerkarte sehr deutlich
waren. Die Unterlagen zu manipulieren, hätte einiges an Mühe gekostet. Das
kann ich mir schwer vorstellen und
die Diskussion läuft auch in die falsche
Richtig. Richtig ist, dass es diese Verstöße gibt und eigentlich müsste es im
Interesse aller sein, gemeinsam etwas
dagegen zu tun und die schwarzen
Schafe in die Schranken zu weisen.
Die Lenk- und Ruhezeiten dienen vor
allem der Gesundheit und Erholung
der Fahrer und damit der Sicherheit der
Insassen und anderer Verkehrsteilnehmer.
Eigentlich dürfte es hier keine Abstriche
geben, oder?
Im Fahrbetrieb müssen wir immer
Abstriche machen, denn manchmal ist
der Verkehr nicht planbar und den Fahrern bleibt eigentlich nichts anderes
übrig, als die Fahrzeit zu überschreiten.
Die Frage ist eher, wie eng der Fahrplan
getaktet ist und inwieweit Verstöße vorprogrammiert sind. Der Puffer muss
groß genug sein.
Sie fordern zum Beispiel mehr Kontrollen
und schärfere Sanktionen bei Verstößen …
Wir brauchen definitiv mehr flächendeckende Kontrollen in den Betrieben, um
Manipulationen nachweisen zu können.
Dafür reicht die Überprüfung der Fahrerkarten nicht aus. Außerdem müssen
die Unternehmer stärker in die Verantwortung gezogen werden. Das Abwälzen
auf die Fahrer ist nicht zielführend.
Die Fernbusbranche galt bisher als willkommene Alternative zur Bahn. Daraus
könnte sich schnell ein Ramsch-Image
entwickeln. Ist die Branche selbstkritisch
genug? Ich würde mir mehr Selbstkritik wünschen. Die Probleme sind natürlich bei
den Branchenverbänden bekannt, werden aber häufig immer noch als bedauerliche Einzelfälle abgetan. Holger Isermann
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30
Unternehmen
Eine Reise in die
Vergangenheit
Ein Besuch beim Traditions-Briefmarkenauktionshaus Karl Pfannkuch & Co
I
n dem mit gemusterten Teppich
ausgelegten Schaufenster liegen ein
Kalender mit Berliner Ersttagsblättern,
ein Handbuch und Katalog der deutschen Kolonial-Vorläufer, ein Taschenmikroskop und eine Tisch-Klemmlampe
mit Flexarm, Sonderpostwertzeichen zu
Gunsten der Berliner Währungsgeschädigten, eine randlose LED-Leuchtlupe,
ein Büchlein über gezähnte Kriegspropaganda, ein beiger Bastkorb mit 1 kg
Briefmarken (45 Euro) und vieles mehr.
Alles ein wenig verstaubt, teilweise vergilbt und in die Jahre gekommen. Patina,
aber mit einem gewissen Charme.
Willkommen bei Karl Pfannkuch &
Co an der Hagenbrücke 19 in Braunschweig. Willkommen in der fremden und seltsamen Welt der Philatelie.
Zweckmäßig und gebraucht wirkt auch
das Innere des alten Ladengeschäfts mit
seinen braunen Schränken und vollgestellten Regalen. Hier geht es nicht um
den schönen Schein, sondern in erster
Linie um Expertentum. Um die Vergangenheit und den Hauch der Geschichte.
Den umweht auch Peter Sieberath. Er ist
der Inhaber des traditionsreichen Unternehmens Karl Pfannkuch & Co, das im
Jahr 1919 gegründet wurde. „Bereits
mein Vater war ein leidenschaftlicher
Briefmarkensammler. Seit ich über die
Tischkante gucken konnte, habe ich ihn
dabei beobachtet und so eine Leidenschaft für Briefmarken entwickelt. Mit
sieben Jahren bekam ich meine erste
Marke: ‚Berühmte Deutsche‘, die 1960
herauskam. Alle Marken, die mein Vater
weggeworfen hat, habe ich gewaschen,
gepresst und gesammelt. So kam ich zur
Philatelie“, erinnert sich Sieberath.
Der studierte Betriebswirt, der aus
Siegburg bei Köln stammt, machte sein
Hobby Anfang der 80er Jahre zum Beruf
und übernahm 1987 die Firma Karl
Pfannkuch & Co. Mit welchen Briefmarken fängt man normalerweise mit
dem Sammeln an? „Mit der Bundesrepublik Deutschland, wenn man hier lebt.
Dann erweitert man das später auf das
Deutsche Reich, die Deutschen Kolonien bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs. Danach kommen die ganzen Altdeutschen Staaten wie Bayern, Bremen,
Bergedorf, Braunschweig, Hannover –
alle hatten ihre eigenen Marken. Mit der
Reichsgründung 1871 fielen die lokalen Marken dann weg“, erzählt Sieberath. Ihn fasziniert vor allem der historische Aspekt. Briefe als Zeitdokumente.
Fotos: Holger Isermann
Der studierte Betriebswirt und leidenschaftliche Philatelist Peter Sieberath führt das Braunschweiger Unternehmen seit 1987.
31
Unternehmen
Es sind eben nicht nur die unzähligen vor Ort oder online Lose im günstigen
kleinen bunten Bildchen, die bei ihm zweistelligen Bereich sowie teure Raritäüberall im Laden in Kisten, Kladden, ten. Die Bepreisung orientierte sich wie
Klemmtaschen, Ordnern und Tresoren immer an der Seltenheit der Ware und
lagern, sondern die bedeutsamen Ereig- den aktuellen Michel-Preisen. Angenisse und Geschichten, die dahinterste- boten wurde u.a. eine „Heiligensee“hen. Und davon gibt es eben unzählige. Sammlung Deutsche Post in China. An
Er berichtet zum Beispiel bildhaft von zwei Tagen konnte das traditionsreiche
Heißluftballons, die eigene Namen hat- Braunschweiger Briefmarkenauktionsten und während des Krieges Post beför- haus einen Umsatz von circa 350.000
derten. Von KZ-Post, für die es spezielle Euro erzielen.
Sammler gibt. Von weit entfernten KoloDie Welt der Philatelie ist profitabel,
nien in Togo, Kamerun und in der Süd- sehr speziell und immer wieder übersee. Auf den Marianen, den Marshallin- raschend. „Manche Briefmarken kosseln und Samoa.
ten gar nichts. Wenn diese aber z.B. auf
Trotz der großen Leidenschaft für einer bestimmten Postlagerkarte kledie Materie vermittelt Sieberath einen ben, dann ist ein Bieter, wie auf unseruhigen, sachlichen und seriösen Ein- rer Auktion, schon mal bereit, ein paar
druck. Und der ist in seiner Branche tausend Euro dafür auszugeben. Jeder
enorm wichtig. Ein Vertrauensverhält- sammelt ein anderes Gebiet. Manche
sammeln sogar nur
nis muss sowohl
beim Kauf, als
Stempel oder Portoauch beim Verkauf
stufen auf Post- und
vorhanden sein.
Ansichtskarten“,
Schließlich geht es
erzählt der 62-Jähhier um viel Geld.
rige. Sind BriefmarViele Sammlungen,
ken eine gute Kapidie über Jahrzehnte
talanlage? „Man
muss sich sehr gut
von Vätern aufgeberaten lassen. Ich
baut worden sind,
kann Ihnen schon
werden oftmals von
den Erben bei der
sagen, welche BriefKarl Pfannkuch &
marken eine gute
Co eingeliefert. FairRendite erzielen. Es
ness und Fachkenntgibt einige Bereiche
nis, gute Beratung
wie China, Taiwan
und Bonität sind
oder Russland, die
Briefmarken-Raritäten mit und ohne Stempel.
zurzeit sehr intedabei Grundvoraussetzungen im gemeinsamen Umgang. ressant sind und für die mittlerweise
„Wenn uns jemand eine Sammlung vor- Wahnsinnspreise bezahlt wird. Die
beibringt, begutachten wir diese genau. meisten Sammler wollen aber in erster
Kostenlos und unverbindlich. Wenn sich Linie ihren Spaß haben. Einige kaufen
das Material eignet, teilen wir dieses auf sich einen Porsche, andere eben Briefund bieten es bei unserer nächsten Auk- marken“, sagt Sieberath schmunzelnd,
tion an“, erklärt der Inhaber, der eine dessen Lieblingsmarken aus BraunMillion Euro Umsatz im Jahr erwirt- schweig stammen. Braunschweig gab
schaftet.
einst nur 20 Marken heraus. Motiv: ein
Die öffentlichen Auktionen – für die springendes Pferd. Ein kleines, übervorab ein Katalog in 5.000er Auflage sichtliches Sammelgebiet. Investitionsgedruckt wird und der auch auf der summe: circa 3.000-4.000 Euro.
Auktionsplattform www.philasearch.
Trotz der zunehmenden Digitalisiecom zu finden ist – werden drei Mal im rung und einem Desinteresse zukünfJahr in einem schönen großen Saal im tiger Generation für das Thema BriefHaus der Bruderschaft am Löwenwall marken sieht Sieberath dennoch positiv
in Braunschweig durchgeführt. Ende in die Zukunft der Philatelie: „Ich bin
März fand neben einer klassischen Saa- eigentlich zuversichtlich. Die Menschen
lauktion, hier auch die erste Internet- werden immer älter und sammeln länLive-Auktion, die insgesamt mittler- ger. Es wird immer wieder Leute geben,
weile 207te, statt. Bieter aus der ganzen die sich für den besonderen geschichtliWelt nahmen daran teil, ersteigerten chen Aspekt interessieren.“Christian Göttner
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32
Coaching
„Regeln beherrschen und
wieder gezielt brechen“
Marion Knaths, Autorin und Unternehmensberaterin, war kürzlich zu Gast
beim Entscheiderinnenabend in Wolfsburg, der von Standort38 und der
Volksbank BraWo veranstaltet wurde. Wir sprachen mit der Wolfenbüttelerin.
reinen Frauengruppen stärker non-hierarchisch und sachorientiert kommuniziert wird.
Was sind die Gründe hierfür?
Da streitet sich die Wissenschaft seit
langem. Mich interessiert daran nur,
dass ich beide Systeme erlernen und
situationsgerecht einsetzen kann.
Warum müssen sich Frauen in unserer
Gesellschaft immer noch mehr beweisen und was raten Sie Frauen, um sich
bemerkbar zu machen?
Frauen sollten ihre Anliegen selbstbewusst vertreten. Sie tun dies auch
zunehmend, zum Beispiel in der Politik,
im Journalismus und in Gewerkschaften.
Frau Knaths, was ist der größte Wettbewerbsnachteil von Frauen in der modernen
Arbeitswelt?
Dass sie systematisch schlechter bezahlt
werden und dass sie aufgrund ihrer Historie in der Arbeitswelt noch zu wenig
professionell organisiert sind.
Was sind die gravierendsten Unterschiede
in der Kommunikation zwischen Mann
und Frau?
Genderspezifische Kommunikation
bedeutet, dass in reinen Männergruppen stärker hierarchisch und statusorientiert kommuniziert wird, während in
Über welche fünf Charaktereigenschaften
sollten weibliche Führungskräfte verfügen?
Grundsätzlich sehe ich da keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen.
Jede gute Führungskraft sollte in allererster Linie sich selbst gut führen. Für
Frauen ist es mit Sicherheit sehr hilfreich, wenn sie zudem über ein dickes
Fell und Humor verfügen.
Foto: Fritz Brinckmann
Ihrer Meinung nach gibt es im Berufsleben
Hürden für Frauen, die für Männer nicht
existieren. Welche Hürden meinen Sie und
was raten Sie Frauen bei der Überwindung
dieser Hürden?
Die Hürden sind so viele und so vielschichtig, da weiß man gar nicht, wo
man anfangen soll. Daher rate ich dazu,
nicht über die Hürden nachzudenken,
sondern zu schauen, wie die Spielregeln
in meinem Umfeld sind, sie zu lernen,
und mitzuspielen! Und wenn ich Regeln
beherrsche, dann kann ich sie auch hin
und wieder gezielt brechen …
33
Ist es auch Frauen mit Kindern überhaupt
möglich, in unserer Gesellschaft Führungspositionen einzunehmen?
Selbstverständlich. Viele Frauen beweisen täglich, dass das geht.
Sind Karriere, Status und Geld Männern
oder Frauen wichtiger?
Noch Männern, da für Männer damit
ganz überwiegend positive Aspekte verbunden sind. Gesellschaftlicher Aufstieg
und Sexappeal. Frauen wird versucht,
das Etikett „Karrierefrau“ anzuhaften.
Und von den damit verbunden negativen Aspekten lassen sich einige Frauen
noch immer abschrecken. Dabei ist Geld
für Frauen genauso wichtig! Es ist kein
Selbstzweck, sondern bedeutet zum Beispiel Unabhängigkeit und Sicherheit.
Haben wir in der Region38 genügend
Frauen in Führungspositionen?
Vermutlich nicht.
Haben sich die Chancen für Frauen durch
prominente Beispiele wie Angela Merkel
oder Ursula von der Leyen in der Vergan-
Coaching
Gesetzesentwurf für die Förderung
von Frauen in Führungspositionen
Das Bundeskabinett hat den Entwurf für ein Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und
im öffentlichen Dienst beschlossen. Der Gesetzentwurf hat das Ziel, den Anteil
von Frauen in den Führungsgremien von Wirtschaft und Verwaltung wesentlich zu
erhöhen und soll zu einem Wandel in der Wirtschafts- und Arbeitswelt beitragen.
Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig bezeichnete die Einführung als „einen
Meilenstein auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung“. Für Aufsichtsräte von
Unternehmen, die börsennotiert sind und der paritätischen Mitbestimmung unterliegen, gilt künftig eine Geschlechterquote von 30 Prozent. Insgesamt betroffen
sind 108 Unternehmen, die die Quote ab 2016 sukzessive beachten müssen.
genheit eigentlich verbessert?
Wenn im Unterricht von Kindern
gefragt wird, ob Jungs auch Kanzlerin
werden können, dann sagt das viel darüber aus, wie wichtig Vorbilder sind. Und
Mädchen haben jetzt das Vorbild, dass
sie Kanzlerin oder Verteidigungsministerin werden können!
Was halten Sie von der Einführung der
gesetzlichen Quote von Frauen in Führungsgremien?
Da halte ich es mit der EU-Kommissarin
Reding: Ich mag die Quote nicht, aber
ich mag die Ergebnisse, die allein schon
die Diskussion um die Quote mit sich
gebracht hat! Und ich begrüße die Entscheidung für die Quote ausdrücklich,
weil sie ein wichtiges Signal in die Organisationen hinein ist.
Christian Göttner
Einsparpotenzial nutzen – mit EURO CASH.
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mangels Kontodeckung sowie bei unberechtigten Widersprüchen. 2.000,– Euro pro Kunde und Woche und insgesamt
maximal 4.000,– Euro innerhalb von 30 Tagen.
1
* Die Tochtergesellschaften der Volkswagen Financial Services AG erbringen unter der gemeinsamen Geschäftsbezeichnung
„Volkswagen Financial Services“ Bankleistungen (durch Volkswagen Bank GmbH), Leasingleistungen (durch Volkswagen Leasing
GmbH), Versicherungsleistungen (durch Volkswagen Versicherung AG, Volkswagen Autoversicherung AG) und Mobilitätsleistungen
(u. a. durch Volkswagen Leasing GmbH). Zusätzlich werden Versicherungsprodukte anderer Anbieter vermittelt.
34
Stiftungen
gesteckt. Denn auch wenn die Exponate
der Dauerausstellung in den vergangenen zehn Jahren durchweg intensiv
gewartet wurden, nagt an so manchem
Stück der Zahn der Zeit. „Wir werden das gesamte Jubiläumsjahr nutzen,
um die Ausstellung zu erneuern“, sagt
Michel Junge. Dabei solle die Qualität
des Erlebnisses gesteigert werden.
„Ziel ist es, am Ende des Jahres eine
runderneuerte Ausstellung – mit Böden
und Wänden! – präsentieren zu können.“ Zudem solle das Phæno noch
stärker als bisher eigene Exponate entwickeln. Das Geld der Stiftung scheint
mit einem Blick ins Programmheft im
Jubiläumsjahr gut angelegt. Immerhin
erwartet die Besucher zum zehnten
Geburtstag nicht nur ein Festjahr, sondern auch viel Neues: Bereits im März
Phæno-Geschäftsführer Michel Junge probiert gern auch mal selbst aus.
war der erneuerte Bereich „Opticks“ der
Dauerausstellung wieder für Groß und
Klein zugänglich. So richtig flippig wird
es ab Mitte Mai: Dann wird die Ausstellung „Ausgeflippt“ weltweit zum ersten Mal zu sehen sein. In Kooperation
mit dem amerikanischen „Pacific Pinball Museum“ gibt es berühmte Flipper,
Musikmaschinen und hölzerne Flipper zu sehen und zum Teil auch zum
Ausprobieren. Ein weiterer Höhepunkt: eine neue Kunstinstallation
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namens „Spectral Landscape“ des
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amerikanischen Künstlers Pete Stes gibt eine Zahl, die spielt im Stiftung hat zur Gewährphens. Diese verwandelt die AusJahr 2015 eine bedeutende Rolle im leistung des Betriebs von
stellung bei Sonnenlicht in ein wahres
Phæno: die Zehn. Seit zehn Jahren Phæno die Phæno gGmbH
nämlich staunen und lernen, begreifen gegründet“, wie Geschäftsführer Michel Farbenmeer. Es weht also ein frischer
Wind durch das berühmte Gebäude im
und erfahren Alt und Jung gemeinsam Junge erläutert.
in der großartigen ExperimentierlandJunge leitet seit Herbst 2013 die Herzen Wolfsburgs. Aber Michel Junge
schaft in Wolfsburg. An 350 Stationen Geschicke des Science-Centers, nach- hat noch viel mehr vor. „Meine Aufdarf der Besucher sich ausprobieren und dem Dr. Wolfgang Guthardt, der Initi- gabe sehe ich darin, Bewährtes zu erhalzum Beispiel dem Wasser beim Wellen ator des Phæno, in den Ruhestand ging. ten, weiterzuentwickeln und mit dieschlagen folgen, optischen Täuschun- Die gGmbH stelle die Grundfinanzie- sem Team auch neue Wege zu gehen.“
gen auf die Spur gehen oder einem sechs rung des laufenden Betriebs durch ihre Zum Beispiel im Bereich Bildung: „Ich
möchte von der vorMeter hohen Feuertornado beim Wir- Einnahmen sicher
schulischen Bildung
beln zusehen. Dazu kommen jährliche – zum Beispiel aus NaturwissenschaftlichSonderausstellungen. Keine Frage: Lang- Ticketverkäufen, Ver- technische Experimente bis zum Schulunterricht alle Stufen weiter
weilige Feriennachmittage dürfte es in pachtungen oder Ver- als Live-Erlebnis
stärken und ausbauen
unserer Region eigentlich nicht mehr mietungen. Wie aber
geben, seit das Phæno im Jahr 2005 nach fördert die Stiftung? „Die Stiftung soll und auch Zielgruppen wie die Erwachvier Jahren Bauzeit seine Pforten geöff- durch Fundraising-Aktivitäten die Bil- senenbildung noch besser erschlienet hat. Parallel zum Baubeginn mitten dungsaufgabe von Phæno unterstüt- ßen.“ Es sei ihm ein Anliegen, die Nutin Wolfsburgs Innenstadt wurde 2001 zen. Starke Partner tragen durch ihre zung des Phæno als Ressource für den
die Stiftung Phæno gegründet. Eine Mil- Unterstützung der Stiftung dazu bei, Schulunterricht für alle Jahrgänge noch
lion Euro hat damals die Stadt Wolfs- dass Experimentierstationen und Pro- selbstverständlicher werden zu lasburg als Stammkapital zur Verfügung grammangebote des Phæno aktuell und sen. Zudem solle die Zusammenarbeit
gestellt. „Es ist eine der wenigen Stif- lebendig bleiben“, erklärt Junge.
mit anderen Science-Centern verstärkt
tungen in Deutschland, die naturwisVerfügbares Geld wird in den Erhalt werden. Langweilige Feriennachmittage
senschaftlich-technische Erlebnisse für sowie die Weiterentwicklung der Expe- wird es also auch in Zukunft nicht geben
ein breites Publikum ermöglicht. Die rimentierstationen und des Programms – dem Phæno sei Dank. Valea Schweiger
Neugestaltung der
Experimentierwelt
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Serie:
Foto: Matthias Leitzke
Phæno Stiftung
35
Das Organisationsteam von Abila.
Fotos: Rotary Clubs Braunschweig – Heinrich der Löwe, Braunschweigische Landessparkasse, Florian Koch, PSD Bank Braunschweig eG
Lernförderung
Engagement
Wettbewerbsleiter Jens Boelter, Organisator Roderich
Liefner und Landessparkassen-Vorstand Manfred
Borchardt bei der Veranstaltung.
Die Jugend
vom Rotary Club
forscht und experimentiert
Mit der Finanzierungshilfe in Höhe von
3.000 Euro startet das Tandemprojekt
„Abila“ seine Pilotphase. Die Fördersumme wurde vom Rotary Club Braunschweig – Heinrich der Löwe an den
Förderverein der Grundschule Isoldestraße übergeben, welcher die Gelder
verwalten wird. In der Pilotphase von
Abila werden zehn Tandems zwischen
Schulkindern und ehrenamtlichen MentorInnen vermittelt. Die Ehrenamtlichen treffen sich wöchentlich mit den
Kindern meist direkt zu Hause und helfen vor allem bei der schulischen Unterstützung und sprachlichen Förderung.
Bereits zum 27. Mal übernahm die
Braunschweigische Landessparkasse die
Patenschaft für die renommierten Regionalwettbewerbe „Jugend forscht“ und
„Schüler experimentieren“. Die siegreichen Arbeiten wurden vor kurzem in
der Landesparkasse Dankwardstraße
im Rahmen einer Feierstunde gewürdigt und die Preisträger bekannt gegeben. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Mitgliedern der Big-Band des
Braunschweiger Gymnasiums MartinoKatharineum begleitet.
Die PSD Bank-Vorstände Carsten Graf (2.v.l.),
Paul-Uwe Hartmann (2.v.r.), Klaus-Peter Bachmann, Karsten König, Gunter Kröger (Fanprojekt).
Fanprojekt
von Eintracht Braunschweig
Die PSD Bank Braunschweig eG spendete kürzlich 2.000 Euro an den AWO
Kreisverband Braunschweig e.V. für
das Fanprojekt Braunschweig. Mit dem
Geld sollen Anschaffungen für die Ausstattung des Fan-Hauses im Braunschweiger Eintracht Stadion unterstützt
werden. Carsten Graf, Vorstandssprecher der PSD Bank Braunschweig eG:
„Wir unterstützen gern Aktivitäten
von Institutionen, die mit viel Engagement gesellschaftliche Sportförderung
organisieren und leben. Das Fanprojekt
trägt dazu bei, dass überwiegend junge
Menschen einen Treffpunkt haben.“
90 Kinder zwischen 10 und 14 Jahren experimentierten bei einem wissenschaftlichen Ferienprogramm.
Mini-Forscher
im Haus der Wissenschaft
90 Nachwuchsforscher starteten bei
den Kiwi – Forschertagen für Neugierige im Haus der Wissenschaft Braunschweig. Bei 25 verschiedenen wissenschaftlichen Veranstaltungen
aus den Bereichen Biologie, Chemie,
Geschichte, Ingenieurwesen, Medienwissenschaften oder Pharmazie konnten die Nachwuchsforscher im Labor
experimentieren, Vorlesungen hören
und einen Blick hinter die Kulissen der
Braunschweiger Forschungseinrichtungen werfen.
36
Rückblick
Wachstumsmarkt Indien
Angela Merkel bei der Hannover Messe
Auf der Hannover Messe Industrie 2015 informierten sich
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Indiens Ministerpräsident
Narendra Modi vorigen Monat über technologische Innovationen bei Volkswagen. Im Mittelpunkt des Besuches stand das
Engagement des Konzerns in Indien. „Indien ist und bleibt ein
wichtiger strategischer Wachstumsmarkt für den Volkswagen
Konzern. Wir sind davon überzeugt, dass Volkswagen langfristig eine Schlüsselrolle auf dem indischen Automobilmarkt einnehmen wird. Mit unserer neuen Motorenfertigung in Pune
treiben wir die Lokalisierung in Indien weiter voran“, sagte
Prof. Dr. Martin Winterkorn, VW-Vorstandsvorsitzender.
Medikamente der Zukunft
Grundsteinlegung für das neue TU-Zentrum
für Pharmaverfahrenstechnik
„Der Stein, den wir hier am Langen Kamp in den Grund legen,
ist ein weiterer Schritt für den Ausbau der Gesundheitsforschung
und die Empfehlung Braunschweigs als Standort im Bereich der
Life Sciences“, erklärte Prof. Dr. Jürgen Hesselbach (siehe Titelstory Standort38-April-Ausgabe) im Rahmen der Grundsteinlegung für ein Forschungszentrum für Pharmaverfahrenstechnik
(PVZ). Auf dem TU-Campus werden 28,7 Millionen Euro investiert, bis Ende 2016 sollen hier 120 Arbeitsplätze entstehen.
Käufer-Ansturm
Solch einen massiven Käufer-Ansturm auf ein regionales Einzelhandelsunternehmen hat es seit der Eröffnung der Schloss Arkaden im Jahr 2007 nicht mehr
gegeben. Mehrere tausend Kunden strömten am 31. März in den ersten Primark
Store in Braunschweig. Auf 6.400 Quadratmetern und fünf Etagen bietet das irische Modelabel – das durch seine Textilproduktion in Billiglohnländern stark in
der Kritik steht – im City Point Kleidung für Damen, Herren und Kinder, aber
auch Schuhe und Accessoires. Dr. Bernd Meier, Hauptgeschäftsführer der IHK
Braunschweig, bezeichnete das Geschäft, das für 306 Arbeitsplätze sorgt, „als
wichtigen neuen Publikumsmagneten und Bereicherung für die Stadt“.
Fotos: Volkswagen AG, TU Braunschweig/Presse und Kommunikation, Christian Göttner
Textildiscounter Primark öffnet in Braunschweig
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Rückblick
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Digital-Therapie
Fotos: Holger Isermann
Autorin Anitra Eggler therapierte im BZV Medienhaus
„Sind Sie reif für eine Digital-Therapie?“ Das konnten fast alle Besucher, die Autorin Anitra Eggler im Rahmen der Standort38-Vortragsreihe „Die Zukunftsmacher“
erlebten, mit „Ja“ beantworten. Geküsst hatten viele an diesem Tag, E-Mails gelöscht
aber noch mehr, fand die sympathisch-eloquente Entertainerin schnell heraus. „Ein
Mensch, der 75 Jahre alt wird, verschläft 23 Jahre seines Lebens, verbringt 8 Jahre
mit seinem Handy, 6 Jahre im Internet, 8 Monate mit E-Mails löschen, aber nur 14
Tage mit Küssen“, erläuterte die Powerfrau in ihrer provokant-charmanten Show, die
für viele Lacher sorgte und zum Nachdenken anregte.
38
Persönlich
käufer. Schmalkoke hat immer Lösungen gefunden und Chancen ergriffen.
Und er setzt bis heute auf eine der wichtigsten Eigenschaften im Automobilhandel: Geschwindigkeit.
Entscheidungen werden in dem inhabergeführten Unternehmen sofort
getroffen und bedürfen keiner langen,
zähen Entscheidungswege. „Wenn sich
ein Kunde zum Beispiel Mittwoch für
ein Auto interessiert und man ihm bis
Freitag keinen Preis nennen kann, weil
der Verkaufsleiter nicht da ist, dann hat
der Kunde in den drei Tagen schon so
viele neue Eindrücke und Alltagsablenkungen erlebt, dass er sich am Ende
der Woche bestimmt schon anders entschieden hat“, erklärt der 48-Jährige.
Natürlich hat auch das Internet zu
neuen, schnelleren Arbeitsformen in
seiner Branche geführt. Pro Woche
stellt das Autohaus zwischen 25 und 35
neue Fahrzeuge auf seiner Internetseite
zum Verkauf ein. Die Autos kommen als
Leasingrückläufer von Leasinggesellschaften, über Privatankäufe und auch
direkt von den Herstellern Audi und
VW. Zu den beliebtesten Modellen
seiner Kunden zählen der Golf
und der Audi A4. Im Jahr verkauft Schmalkoke Automobile
circa 1.300 Fahrzeuge. Viele sind
bereit, für ihr Traumauto von weit
her nach Braunschweig-Veltenhof
gesäubert, den TÜV erneuanzureisen. Sie kommen aus Deutschert, in der Braunschweiger Zeitung inseriert und dann einfach an die land, sogar aus ganz Europa, die meisStraße gestellt. Es dauerte meist nicht ten davon aus Frankreich, Spanien und
lange, bis er die Fahrzeuge mit Gewinn Italien. Dann muss das Auto „nur noch“
verkaufen konnte. So ging es munter verkauft werden: „Ein guter Autoverweiter. Die Automobilbranche
käufer muss sich in die Lage des
Kunden versetzen können,
wandelte sich, viele kleine
neugierig sein, InforHändler verschwanmationen sammeln
den über die Jahre –
Schmalkoke blieb
und sich in ihn hineindenken. Glückjedoch mittendrin.
licherweise sind
„Wir haben uns
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forderungen wie die Grenzöffnung, die Einführung des Euro, der einen Audi S7 fährt, begeistert. Eine LeiAutoverkauf in der EU oder das Internet denschaft, die er sich erhalten hat: „Ich
wurden bewältigt. Das Team wuchs auf arbeite 6 Tage die Woche, quasi 24 Stunzehn Mitarbeiter im Aufbereitungs- und den am Tag. Manchmal denke ich: Wir
Christian Göttner
im Werkstattbereich sowie einen Ver- sind doch echt krank.“
Der Schreibtisch von …
Ingo Schmalkoke, Geschäftsführer
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Fotos: Christian Göttner
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ie wäre es mit einem Audi
A5 quattro TDI3.0 V6? Einem
VW Amarok Bi TDI 2.0 oder
einem VW Crafter 50 Bi TDI 2.0 Dreiseitenkipper? Die Vielfalt der Gebrauchtwagen-Modelle ist groß bei Schmalkoke
Automobile in der Porschestraße 20 +
24 a in Braunschweig. Zurzeit werden
dort circa 250 Fahrzeuge in der Preisklasse zwischen 5.000 und 70.000 Euro
angeboten.
Ingo Schmalkoke, der schlanke, drahtige Geschäftsführer, dessen Büro und
Schreibtisch nüchtern und zweckmäßig
wirken, hat sich auf die Marken Audi
und VW spezialisiert – und „fährt“ gut
damit. Und das seit mittlerweile 30 Jahren. „Wir haben 1985 auf dem Grundstück meiner Eltern in Stiddien mit
einem Gebrauchtwagenhandel angefangen. Zunächst mit drei Garagen, später
dann auch mit einer Scheune, die wir
von einem Bauern angemietet haben“,
erzählt er rückblickend.
Die angebotenen Autos hat der
gelernte KFZ-Mechaniker damals überall in der Region angekauft, repariert,
Serie
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Botschaft bringt!" So beginnt das
Gedicht „Winter adé" von Hoffmann von Fallersleben, dem
bekannten Lehrer, Dichter, Sammler und Herausgeber alter Schriften
aus verschiedenen Sprachen. Er
schrieb aber nicht nur Gedichte,
sondern auch populäre Kinderlieder
und die spätere deutsche Nationalhymne. Weiter geht sein „Winter
adé" mit den Zeilen: „Es kommt auf
goldnem Sonnenstrahl, der Frühling heim in unser Thal. Er streuet
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bunte Blumen aus und bringet
Freud' in jedes Haus. Winter, ade!
Frühling, juchhe!“ Diesen besonderen Jubel, nach den dunklen,
frostigen Wintertagen, empfinden
wir auch heute noch. Denn mit der
steigenden Lichtintensität im
Frühling werden vermehrt Serotonin und Dopamin ausgeschüttet, die
für ein allgemein besseres Befinden
und eine leichte Euphorie sorgen.
Der Frühlingsbeginn kann entweder astronomisch, also nach Lage
der Erde zur Sonne, oder phänologisch nach dem Entwicklungssta-
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