Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. Jahresbericht 2014 INHALT I. Geschäftsstelle ■ ■ ■ Geschäftsführung............................................................................................................... 1 Finanzbuchhaltung............................................................................................................. 3 Fundraising........................................................................................................................ 4 II. Kindertagesbetreuung ■ ■ ■ Freizeitbereich an der Adolf-Glaßbrenner-Grundschule.................................................... 5 Kindertagesstätte Faros..................................................................................................... 8 Kindertagesstätte Fontanepromenade............................................................................... 9 III. Familienberatung / Familienbildung ■ ■ Familienzentrum FUN - für alle / Von Anfang an Familienleben / Känguru...................... 10 tam - Interkulturelles Familienzentrum / Kita / Beratungsangebote / Stadtteilmütter....... 12 IV. Betreutes Wohnen / Suchtverbund ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Eingliederungshilfe - Bereich Wohnverbund Wrangelstraße............................................ 17 Beschäftigungstagesstätte für chronisch Alkoholkranke.................................................. 17 Tagesstätte für Wohnungslose „Am Wassertor“............................................................... 18 Notübernachtung für obdachlose Frauen (Kältehilfe)...................................................... 19 MAE-Projekt im Bereich Sucht / Aufbauprojekt für abstinent lebende Alkoholiker........... 20 Suchtberatung für Alkohol- und Medikamentenabhängige.............................................. 20 Vergiss mich nicht - Patenschaften für Kinder von Suchtkranken.................................... 21 Ambulante Wohnhilfen Schenkendorfstraße.................................................................... 22 Wrangel 30 - Wohnraum für Frauen................................................................................. 23 Migrantenwohnheim Zeughofstraße................................................................................ 24 Seniorenwohnhaus Graefestraße.................................................................................... 26 V. Beratung und Fortbildung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Beratungsstelle für Überschuldete................................................................................... 26 InFobiS - Institut für Information, Fortbildung und Supervision........................................ 28 Sozialdienst und Beratung für Gehörlose........................................................................ 28 Pflegestützpunkt Friedrichshain-Kreuzberg..................................................................... 29 Pflege in Not..................................................................................................................... 31 Fachstelle für pflegende Angehörige................................................................................ 31 Beratungsbus der LIGA.................................................................................................... 32 LAK - Landesarmutskonferenz......................................................................................... 33 Mobile Flüchtlingsberatung.............................................................................................. 34 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Geschäftsstelle I. Geschäftsstelle ■■ Geschäftsführung Flüchtling, Flucht, geflüchtet, auf der Flucht – Worte die uns durch das Jahr 2014 begleiteten. Nachdem das Jahr 2013 mit dem ersten Runden Tisch zum Thema Flüchtlinge vom Oranienplatz geendet hat, begann 2014 wieder mit der Frage, wie es mit den Flüchtlingen auf dem Oranienplatz weitergehen soll. Es folgten weitere Runde Tische, Arbeitsgruppen und Initiativen, die sich mit dem Thema beschäftigten und vor allem „Kältehilfe“ leisteten. Da saßen der Vertreter der alewitischen Gemeinde neben dem evangelischen Pfarrer und der Regionalbeauftragte der Caritas neben der Vertreterin des Diakonischen Werkes Berlin Stadtmitte e.V., GKR MitgliederInnen, MitarbeiterInnen des Diakonie-Pflege Verbundes, des Diakonie Landesverbandes und selbst die Kantine der Sozialverwaltung beteiligte sich. Alle suchten gemeinsam nach Lösungen, organisierten Essen und warme Kleidung für die Menschen, die unter den Januartemperaturen in den notdürftig zusammengesetzten Zelten und Hütten lebten. Der Runde Tisch von Caritas und Diakonie auf Landesebene lud PolitikerInnen aus Senat und Bezirk ein, um eine politische Lösung zu erreichen um die über allem schwebende - gewaltsame Räumung - zu vermeiden. Im März kam es dann zu der Vereinbarung zwischen den Flüchtlingen und der Senatorin Dilek Kolat, so dass die Flüchtlinge den Platz gewaltfrei räumten. Gewaltfreie Räumung des Oranienplatzes Caritas und Diakonie Stadtmitte übernahmen den Beratungsauftrag und versuchten gemeinsam mit 15 BeraterInnen die Flüchtlinge auf dem Weg zum Aufenthaltsrecht in Berlin, in Sprachkurse und Arbeitsmöglichkeiten zu beraten und zu begleiten. Die BeraterInnen wurden unterstützt von RechtsanwältInnen und nutzten jede rechtliche und soziale Möglichkeit, die Vereinbarung für die Flüchtlinge durchzusetzen. Doch der politische Wille fehlte und trotz massiver Unterstützung von Kirche, Caritas und Diakonie konnte nichts erreicht werden. Am 09.06.2014 sagte Bischof Dröge (EKBO), der Senat habe die Verpflichtung übernommen, bei den Flüchtlingen vom Oranienplatz jeden Einzelfall wohlwollend zu prüfen. Es sei nicht hinnehmbar, „dass Vereinbarungen gebrochen und engagierte BeraterInnen belastet werden, die sich im Sinne der Vereinbarung um Lösungen bemühen“. 1 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Geschäftsstelle Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Geschäftsstelle Nach einem langwierigen Prozess, begleitet von anstrengenden und wenig zielführenden Sitzungen mit VertreterInnen der Ausländerbehörde, in dem klar wurde, dass der politische Wille der Verantwortlichen fehlte und die vereinbarten Ziele dadurch nicht erreicht werden können und ein Ablehnungsbescheid dem anderen folgte, gaben Caritas und Diakonie am 30.09.2014 ihr Beratungsmandat zurück. Nicht zu vergessen ist: Unsere Hortmädchen aus der Adolf-Glasbrenner-Grundschule wurden Landesmeisterinnen im Mädchenfußball. Unser Stolz war nicht zu übersehen. Inzwischen war die Gerhart-Hauptmann-Schule bis auf einige wenige Flüchtlinge freiwillig geräumt worden. Auch für diese Menschen gab es keine Hoffnung auf eine Zukunft in Berlin. Das anfängliche Vertrauen der Flüchtlinge in die Vereinbarung und in die Beraterinnen wurde mit jedem neuen Ablehnungsbescheid weiter zerstört. Es folgten Dachbesetzungen, Verlust der Schlafplätze und der Wegfall der Alimentierung. Letztendlich haben 80 Flüchtlinge in ihrer Not die St.-Thomas-Kirche besetzt und um Schutz unter dem Dach der Kirche gebeten. !2"%)43+2%)3æ!2"%)4ænæ4%),(!"%ænæ'%2%#(4)'+%)4æ ).¬$%2¬%6!.'%,)3#(%.¬+)2#(%¬"%2,)."2!.$%."52'3#(,%3)3#(%¬/"%2,!53)4: Bis heute, inzwischen schreiben wir das Jahr 2015, suchen wir nach Lösungen für Menschen, die zum Teil schwere Schiffsunglücke auf dem Mittelmeer überlebt haben und in unserem Land, unserer Stadt eine neue Lebensperspektive suchen. Neben menschenwürdigen Unterbringungen, Arbeitserlaubnis für Flüchtlinge und eine Willkommenskultur für Menschen in Not braucht diese Stadt mehr kontinuierliche Beratungsstellen für Flüchtlinge, um den individuellen Prozessen gerecht zu werden. Im April haben wir uns dem Thema Arbeit zugewandt. Gemeinsam mit den MitgliederInnen vom Arbeitskreis „Arbeit – Teilhabe – Gerechtigkeit“ haben wir die Konferenz „Hauptsache Arbeit – Perspektiven für eine menschenwürdigen Arbeit“ vorbereitet. Mit vielen interessanten Beiträgen von VertreterInnen aus Wirtschaft, Kirche und Gewerkschaften wurde die Konferenz am 12.04.2014 durchgeführt. "ERLINER¬+ONFERENZ (AUPTSACHEæ !RBEIT Ein weiterer Höhepunkt in diesem Jahr war die Verleihung der Bezirksmedaille des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg an das Diakonische Werk Berlin Stadtmitte e.V. für besondere Verdienste am Gemeinwohl. Das war für uns alle eine große Wertschätzung und Anerkennung unserer Arbeit. Die stolzen Landesmeisterinnen aus der Adolf-Glaßbrenner-Schule Als Jahresabschluss kam dann noch die Nachricht der Senatsverwaltung, dass die Beratungsstelle – Pflege in Not – ab 2015 mit einer zusätzlichen MitarbeiterIn planen kann. Wir bedanken uns bei allen unseren Förderern und FreundInnen, die unsere Arbeit wohlwollend und kritisch begleiten. Unser besonderer Dank geht an Bischof Dröge, an Frau Eschen, die Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz (DWBO), und dessen MitarbeiterInnen sowie an den Evangelischen Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte für die Unterstützung während der Zeit der Beratung der Flüchtlinge vom Oranienplatz. Sie haben uns geholfen, mit unseren Zweifel an der eigenen Arbeit konstruktiv umzugehen und nicht unseren Mut zu verlieren. Ein besonderer Dank gilt den MitarbeiterInnen unseres Diakonischen Werkes Berlin Stadtmitte e.V. für die innovative und verantwortliche Arbeit in den Einrichtungen und Projekten. Ausgezeichnet mit der 0ERSPEKTIVENæFßRæEINEææ Bezirksmedaille MENSCHENWßRDIGEæ!RBEITSWELT in Anerkennung besonderer Verdienste 3AMSTAGææ!PRILæænæ5HR #AMPUS¬$ANIEL¬ "RANDENBURGISCHE¬3TRAE¬¬ ¬"ERLIN7ILMERSDORF¬ Fr ie d rli n AM¬5"HF¬+ONSTANZER¬3TRAE r i ch Be on s h a i n - K re u z b e rg v 2 ■■ Freude bei den MitarbeiterInnen über die Verleihung der BezirksMedaille Finanzbuchhaltung In unserer Abteilung wird die komplette kaufmännische Buchführung und die mit den Projekten verbundene Sachbearbeitung für das gesamte Werk durchgeführt. Zu den bestehenden Projekten kamen teilweise kurzfristige, dafür aber sehr abrechnungsaufwendige hinzu. Hierfür und auch für die ständig wachsenden Anforderungen im Europäischen Abrechnungssystem wurden die Arbeitszeiten nochmals angepasst, so dass nunmehr sechs Frauen mit rund 4,75 VBE beschäftigt sind. Diese stellen sich ihren individuellen Aufgaben weiterhin mit viel Einsatz, Tatkraft und Engagement. Von den geplanten Veränderungen konnte die Rechnungslegung mit einem neuen Abrechnungsprogramm (KHK Warenwirtschaft) begonnen werden und diese funktioniert für ein Projekt bereits ohne nennenswerte Probleme. Die Umstellung der weiteren Projekte ist für den Januar 2015 festgelegt. Das Kita-Abrechnungsprogramm „Nordholz“ hat sich eingespielt und die damit verbundene Personaleinsatz- und Kostenplanung ist nun für das Jahr 2015 angedacht. 3 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Geschäftsstelle Neben den bestehenden Organisationsabläufen ist geplant mit den Projektleitern einen regelmäßigen Austausch über den wirtschaftlichen Stand ihrer Projekte aufzunehmen und eine zeitige Budgetplanung für das Folgejahr vorzunehmen. Im Bereich der Kindertagesstätten wurde damit bereits begonnen. Bedingt durch unterschiedliche Anforderungen verschiedener Zuwendungsgeber und verschiedener anderer Kriterien wurde für den Jahresabschluss 2013 ein neuer Wirtschaftsprüfer mit angeschlossener Steuerberatungskanzlei beauftragt. Der erste Abschluss wurde konzentriert erarbeitet und zeitgerecht erstellt. Es erfolgten Hinweise die nunmehr im Alltagsgeschehen berücksichtigt werden können. Insgesamt war das Jahr 2014 wieder arbeitsintensiv, mit vielen wiederkehrenden Aufgaben, aber wie immer wurde die übliche Routine durch einige spontane Projekte durchbrochen, so dass die Arbeit nie langweilig, eingefahren und gewohnheitsmäßig wird. UNTERSTàTZT STËRKT¬ FÚRDERT )HRE¬3PENDE UNSERE¬0ROJEKTE¬¬ "ERATUNGSSTELLEæ FßRæ ÃBERSCHULDETEæ \æ TAMæ æ 4REFF PUNKTæ UNDæ 3OZIALBERATUNGæ \æ &U.æ æ &AMILIENæ Uæ .ACHBARSCHAFTSTREFFæ \æ6ONæ!NFANGæ ANæ &AMILIENLEBENæ \æ $EUTSCHæ GRIECHISCHEæ +ITAæ &AROSæ \æ +ITAæ &ONTANEæ PROMENADEæ \æ (ORTæ ANæ DERæ 'RUNDCHULEæ !æ 'LA BRENNERæ\æ+INDERPATENSCHAFTSPROJEKTæu6ERGISSæMICHæ NICHTuæ \æ +REUZBERGERæ 3TADTTEILMßTTERæ \æ 3OZIALDIENSTæ UNDæ "ERATUNGæ FßRæ 'EHÙRLOSEæ \æ 0FLEGESTßTZPUNKTæ u2UNDæ UMSæ !LTERhæ \æ 0FLEGEæ INæ .OTæ \æ !MBULANTEæ 7OHNHILFENæ\æ4HERAPEUTISCHEæ7OHNGEMEINSCHAFTENæ FßRæ !LKOHOLKRANKEæ \æ 7OHNHEIMæ :EUGHOFSTRAEæ \æ 3UCHTBERATUNGæ \æ!#LUBæ \æ4AGESSTÊTTEæ FßRæ /BDACH LOSEæ u!Mæ 7ASSERTORhæ \æ "ESCHÊFTIGUNGSTAGESSTÊTTEæ FßRæ!LKOHOLKRANKEæ\æ-!%ææ0ROJEKTæIMæ"EREICHæ3UCHTæ\ $ANKE $IAKONISCHESæ7ERKæ "ERLINæ3TADTMITTEæE6 ■■ Fundraising „ Wir brauchen dringend Geschirr, Handtücher und Bettwäsche…!“ so lautet immer wieder die Bitte aus den Projekten Wohnheim Zeughofstr., Ambulante Wohnhilfen, Wohnraum für Frauen und Tagestätte am Wassertor. Durch diese ständige Nachfrage angespornt fragten wir bei verschiedenen Hotels in Berlin an, ob sie Geschirr und Wäsche abgeben möchten. Das Hotel Interconti erwies sich als zuverlässiger Spender vorn Handtüchern, Bettwäsche und Geschirr. Frau Eycke, die Hausdame vom Interconti ist eine junge Frau mit Herz und mit großem Engagement dabei unsere Arbeit durch Spenden zu unterstützen. Eine Anfrage bei der Firma Henkel nach Hygiene und Reinigungsartikeln, die bereits im Sommer 2013 gestartet wurde, trug im Juni 2014 Früchte. Sechs Paletten Ware wie Shampoo, Körperlotion, Duschgel, Hautcreme, Waschpulver, Spülmittel und Hygienespüler wurden in der Wilhelmstr. 115 angeliefert, um dann in die Projekte unseres Werkes verteilt zu werden. Bußgelder, Kollekten, Sachspenden von Triumph, Falke, Tarutti (Schulranzen etc.), Bahlsen und dem Tagesspiegel rundeten das Spendenaufkommen ab. Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Kindertagesbetreuung II. Kindertagesbetreuung ■ Freizeitbereich an der Adolf-Glaßbrenner-Grundschule Wir möchten vom jährlichen Höhepunkt unseres Freizeitbereiches an der Adolf-Glaßbrenner-Schule erzählen: Zum ersten Mal haben wir eine Reise wiederholt – und das nicht ohne Grund. Die Insel Werder im Gudelacksee bei Lindow/Mark bietet mehr, als wir Kreuzberger Kinder uns wünschen. Es gibt keinen Strom, kein Trinkwasser und kein WC. Auf dieser Insel wohnt kein Mensch. Und wir haben uns pudelwohl gefühlt. Nach unserer Überfahrt mit einer kleinen Privatfähre, haben wir unsere Tipis bezogen. Lothar hatte ein köstliches Willkommensmahl zubereitet, das wir gierig verschlangen und dann ging es los auf Inselerkundungstour. Die Insel hat eine Fläche von ca. 43 ha. Wenn man einmal drumherum läuft, braucht man etwa eine Stunde. Auf der Insel leben Pferde, Ziegen, Schafe, große Hütehunde, jede Menge Vögel, Waschbären, Rehe – und Mücken. Wir haben seltene Pflanzen, wie das Tausendguldenkraut, gefunden. Besonders schön war, dass wir die ganze Insel für uns hatten, so oft baden gehen durften, wie die ErzieherInnen es erlaubten und essen durften, wenn wir Hunger hatten. Jeden Morgen fuhren zwei Kinder von uns mit Steffen und dem Motorboot ans Festland zum Brötchenholen. Der Küchendienst hatte in der Zwischenzeit die Tische gedeckt. Als alle wach und hungrig waren, gab es ein leckeres, selbstgemachtes Frühstück. Der Küchendienst war übrigens eher eine lustige Sache. Wir haben zwei Eimer Wasser aus der Pumpe geholt, jede Menge erzählt und Quatsch gemacht und nebenbei alles abgewaschen. Viele von uns hatten am Vorabend die Fußball-WM verfolgt, so daß wir alle am ersten Abend ziemlich müde waren. Die ErzieherInnen fanden das gut. Der zweite Tag begann mit dem Abenteuerpfad. Wir sind über einen Teich mit Entengrütze balanciert, haben knifflige Naturfragen beantwortet, Honig geangelt und sind mit Hilfe einer Liane vor den Schlangen geflohen. Am dritten Tag sind wir geritten. Nicht einfach im Kreis herum – nein, richtig im Wasser. Blue ist mit uns auf dem Rücken sogar geschwommen! Unterwegs wurden wir manchmal abgeworfen von Steffen, aber das war lustig und sehr erfrischend. Die Kinder freuten sich über die neuen Schulranzen Besonders freute uns die Spende anlässlich einer Hochzeit, die unser Projekt „Vergiss mich nicht“ unterstützte. Überhaupt haben wieder viele Menschen unsere Arbeit mit Geldspenden unterstützt. Voller Dankbarkeit schauen wir im Jahr 2014 auf Spenden, die sich aus Kollekten, Sachspenden, Bußgelder und Barspenden zusammensetzen. Vielen Dank an alle, die dabei mitgewirkt haben! 4 Mit dem Pferd Blue im Wasser 5 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Kindertagesbetreuung Später kümmerten wir uns um unser Abendbrot. Lothar hat für uns selbstangebaute Kartoffeln geerntet. Gelbe, gelb-pinke und richtig lilafarbene. Wir haben sie im See gewaschen. Den Quark dazu haben wir mit Inselkräutern gewürzt – sogar mit Ringelblumenblüten. Das war sehr lecker. Am vierten Tag wartete noch eine besondere Überraschung auf uns. Steffen holte mit Freunden und einem Floß seine Tiere auf die Insel. Er hat Ponys, Esel, Mulis und Lamas, mit denen er Wandertouren anbietet. Die sollten wieder daran gewöhnt werden, mit fremden Menschen durchs Wasser zu laufen. Und wir durften ein bißchen dabei helfen. Es war ein tolles Erlebnis, die Tiere auf dem Floß zu sehen und am nächsten Tag duften wir sogar mit einem Lama baden gehen. Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Kindertagesbetreuung Lesekeller im Freizeitbereich der Adolf-Glaßbrenner-Grundschule 2014 war für uns ein ganz besonderes Jahr, da wir durch ein Bauprojekt nicht nur unsere Räume verschönert und für die Wünsche der Kinder gerechter nutzbar gemacht haben, sondern auch unsere Haltung sich dadurch verändert hat. Wir haben durch die Zusammenarbeit mit der Architektin und den TischlerInnen von Bauereignis gesehen, wie es funktionieren kann, Kinder wirklich an ihrer Umwelt partizipieren zu lassen. Natürlich haben wir soviel Holz, wie wir in den fünf Tagen zum Kochen und fürs Lagerfeuer verbraucht hatten, am letzten Tag auch wieder aus dem Wald geholt – die, die nach uns kommen, sollen sich ja genauso wohl fühlen, wie wir. Wir sind gespannt, wer 2015 mitkommt! Projekt Lesebrücken - Kreuzberg blättert die Welt auf Ende und Neubeginn: Am 31.10.2014 endete das für zwei Jahre von Aktion Mensch finanzierte Projekt, in dem wir es schafften, dass sich die zwei Schulbibliotheken der Nürtingen Grundschule und der Adolf-Glaßbrenner-Grundschule mit muttersprachlichen Angeboten (Leseberatung, Kulturelle Veranstaltungen, Bilderbuchkino, Erzählzeiten) für Familien und für andere Bildungseinrichtungen im Sozialraum öffneten. Besonders sind die 10 Lesungen von AutorInnen hervorzuheben, die zusätzlich über „Miteinander gestalten“ von Aktion Mensch finanziert wurden und sich großer Beliebtheit bei den Kindern und deren Familien erfreuten. Das interdisziplinäre Team (Schulbibliothekar/Stadtteilmutter) erlangte so einen außerschulischen Zugang zu den Familien und beriet außerdem Institutionen zur Etablierung muttersprachlicher Lesekultur. Die Kinder bauten ihre eigenen Lesehöhlen In einer Ferienwoche führten die Menschen von Bauereignis mit uns und den Kindern einen Zielfindungsworkshop durch. In diesem fantasierten die Kinder und planten, wo sie gerne lesen würden, welche Orte dafür schön wären und wie diese aussehen sollten. Nachdem die Entwürfe von allen abgesegnet waren, wurde gebaut und zwar nicht von den Erwachsenen, sondern von den Kindern. Professionelles Werkzeug und zugeschnittene Platten sowie eine Begleitung, die sich komplett zurückhielt und die Kinder machen ließ, waren das Geheimrezept für den Erfolg des Projektes. Tina Kemnitz mit ihrer Show „Tolles Buch“ Das Projekt „Lesebrücken“ hatte für uns als Team eine enorme Auswirkung. Wir haben alle durch den Austausch profitiert und unser Wissen im Bereich der muttersprachlichen Leseförderung ausgebaut. Wir sind zu ExpertInnen geworden. Das hat zur Folge, dass drei der im Projekt Beteiligten einen Arbeitsvertrag in Schulbibliotheken über das Bonusprogramm erhalten haben, und ihr im Projekt erworbenes Wissen anwenden und weitergeben können. Für das Diakonische Werk Berlin Stadtmitte e.V. wurde aufgrund der Erfahrungen mit dem Projekt entschieden, die Weiterbildung Lese- und Literaturpädagogik als zweiten Schwerpunkt im Weiterbildungsinstitut InFobiS anzubieten. Diese Weiterbildung wurde 2014 organisiert und startet im März 2015. 6 Die Kinder bauten sich zwei große Höhlen, die kombiniert werden können und dem Bedürfnis nach Rückzug gerecht werden. Wir entschieden alle unteren Regale von Büchern frei zu räumen und mit Kissen auszustatten, so dass auch da Lesehöhlen entstanden. Gehörschutzkopfhörer und Kopflampen rundeten das Projekt ab. Der Lesekeller wird nun noch mehr genutzt und es ist deutlich, dass die Kinder, die selbst gebaut haben stolz auf ihre Bauten sind, andererseits aber auch alle Kinder mit Begeisterung in den Höhlen lesen. Wir sind nach dieser positiven Erfahrung dazu über gegangen, sehr viel mehr mit den Kindern gemeinsam zu entscheiden, uns dafür Zeit zu nehmen und uns selbst in unseren Wünschen zu hinterfragen und zurückzuhalten. So konnten wir auch die für uns sehr nervigen Diskussionen zur Computerbenutzung in einer Kinderkonferenz zumindest abschwächen. Jetzt arbeiten wir an einer Lernwerkstatt zum Thema Sprache und Schrift und sind gespannt, was die Kinder daraus machen. 7 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Kindertagesbetreuung ■ Kindertagesstätte Faros Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Kindertagesbetreuung ■ Das Jahr 2014 war für uns ein aufregendes, gelungenes, aber auch sehr vielseitiges Jahr. Unsere deutsch-griechische Kindertagessätte „Faros“ (Leuchtturm) betreut 115 Kinder, die sich in sieben Gruppen und auf drei Etagen verteilen. Die Kinder sind im Alter von eins bis sechs Jahren. Unsere Besonderheit und somit auch ein Schwerpunkt der Kita ist die Bilingualiät, sie wird durch das zweisprachige Personal und die griechische Regierung gefördert. In diesem Jahr haben die Kinder zusammen mit den ErzieherInnen ein außergewöhnliches Sommerfest im Garten gestaltet, mit dem Motto: Zirkus Faros. Kindertagesstätte Fontanepromenade Im Jahr 2014 wurden in der Kindertagesstätte im Monatsdurchschnitt 189 Kinder betreut. Besonders nachgefragt waren Plätze für Kinder unter drei Jahren. Der altershomogene Schwerpunkt der Einrichtung wird besonders von bildungsnahen Familien geschätzt. Auch die Vorschule in der Körtestraße ist weiterhin sehr beliebt und wird von vielen Eltern, auch von außerhalb der Kita, nachgefragt. Auf dem Weg zum Beta-Gütesiegel Nachdem die externe Evaluation zum Berliner Bildungsprogramm im Vorjahr erfolgreich abgeschlossen wurde, begeben wir uns nun auf den Weg zum Evangelischen Gütesiegel BETA als Qualitätszertifizierung. Sommerfest im Garten mit dem Motto: Zirkus Faros Nach Abschluss aller drei Abschnitte der externen Evaluation bleibt festzuhalten, dass die Kita Fontanepromenade insgesamt eine gute pädagogische Arbeit leistet und Kinder und Familien in den Genuss einer guten Bildung, Erziehung und Betreuung kommen. Die Gäste konnten unsere kleinen Star-AkteurInnen und Star-AkrobatInnen, sowie unseren „echten“ eingeflogenen Clown aus Italien bewundern. Die Eltern waren äußerst begeistert über die Zirkusshow der Kinder, zu dem hat die Aufführung in diesem Jahr zum ersten Mal im Garten stattgefunden. Einweihung des neuen Spielplatzes durch Pfarrer Emmanuel Sfiatkos Des Weiteren ist zu erwähnen, dass die Religionspädagogik auch ein weiterer Schwerpunkt unserer Kita Faros ist, die in Zusammenarbeit mit der evangelischen „Jesus Christus-Gemeinde“ und der „griechisch-orthodoxen Gemeinde Christi Himmelfahrt“ geführt wird. Anfang des Jahres gab es eine besondere Begegnung mit dem griechisch-orthodoxen Pfarrer Emmanuel Sfiatkos, Archimandrit des Ökumenischen Patriarchats, der für unsere Kinder den neugebauten Kleinkindspielplatz eingeweiht hat. Zu guter Letzt hatten wir im Dezember den zweiten Teil unserer externen Evaluation, die unser qualifiziertes Erzieherteam mit Bravour bewältigt und überstanden hat. 8 Unsere neue Spielplatz-Lok wurde am Sommerfest eingeweiht Natürlich wurde auch gefeiert. Ein Highlight des Sommerfestes war die Einweihung einer neuen Spiel-Lok in unserem Garten, die mit tatkräftiger Unterstützung des Fördervereins entstand, nachdem die alte Lok, Wahrzeichen der Kita, nicht mehr standsicher war und deshalb zum Schutz der Kinder abgerissen werden musste. Das traditionelle Sankt-Martins-Fest mit seinem Laternenumzug fand auch 2014 wieder großen Anklang bei Groß und Klein. Kindergottesdienste und „Kinderäktschentage“ werden gemeinsam mit der Ev. Kirchengemeinde in Kreuzberg Mitte gefeiert, auch unter Beteiligung von Kindern aus unserer Kita. 9 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Familienberatung / Familienbildung III. Familienberatung / Familienbildung ■ Familienzentrum FUN - für alle Wie gestaltet man erfolgreiche Familienbildungsarbeit ohne dafür Räume zu haben? Das war 2014 die zentrale Herausforderung für unsere Arbeit im Familienzentrum. Wir, das sind Silke Schmidt und Brigitte Rappert, die seit Februar 2014 die Leitung des FUNs von Ulrike Stephan übernommen haben. Für unser Büro nutzen wir gerade einen Raum im Friedrichshainer Gesundheitsamt in der Koppenstr. 38-40. Viel wichtiger sind jedoch die gastgebenden Familienzentren, die unsere Kursleiterinnen mit ihrem jeweiligen Angebot herzlich bei sich aufgenommen haben und so alten und neuen Familien die Möglichkeit geben, weiter das Familienbildungsangebot des FUN zu nutzen. Nicht zu vergessen die gastfreundliche Gemeinde in der Offenbarungskirche, die uns die Möglichkeit gibt, wieder ein offenes Familienfrühstück anzubieten. Das Frühstück wird gern von Familien mit kleinen Kindern besucht. Hier können sie sich an einen gedeckten Tisch setzen und für wenig Geld ausgiebig frühstücken. Dabei lernen sie andere Eltern kennen, tauschen sich aus und erhalten nebenbei von uns noch Auskunft oder ein offenes Ohr für die vielen Fragen, die in einer neuen Lebenssituation auftauchen. Was ist noch neu? Zunächst einmal der Name und damit einhergehend ein neues Logo. FuN als Abkürzung für Familie und Nachbarschaft wird ersetzt durch „FUN - für alle“ Den Herausforderungen, die unsere vielfältige Gesellschaft mit sich bringt, möchte sich das neue FUN, stellen. So wird ein Schwerpunkt im neuen Haus die Inklusion sein, die jeden Menschen, der den Weg zu uns findet, so annimmt, wie er kommt. Unsere Mitarbeiterinnen sind ausgebildete Elternbegleiterinnen, die dialogisch und vorurteilsbewusst die Elternarbeit gestalten. Von Anfang an Familienleben Von Anfang an Familienleben mit seinem Schwerpunkt der aufsuchenden Familienbildung versorgte auch 2014 sozial und psychisch belastete Familien in Friedrichshain. Es erreichte in diesem Jahr eine prozentual weitaus höherer Anzahl von Familien mit teils massiven, sich im Kinderschutz- und Kinderschutzgraubereich bewegenden Problemen, kontinuierlich 10-15 Familien (statt der konzeptionell festgesetzten 10-12), in der Spitze 17 Familien. Seit Bestehen des Projekts ist das die bisher höchste Anzahl an versorgten Familien, geschuldet der sich stark verschlechternden wirtschaftlichen Situation für Familien der Zielgruppe im Sozialraum. 10 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Familienberatung / Familienbildung Die Arbeitsschwerpunkte blieben grundsätzlich Hausbesuche mit dem Fokus auf die ElternKind-Beziehung („Innere Stabilität“) sowie Gruppentreffen in den kooperierenden Familienzentren zum Schaffen von Netzwerken („Äußere Stabilität“). Beides wurde von den Familien gerne wahrgenommen. 2014 gelang auch die regelmäßige Einbindung in neu geschaffene Angebote außerhalb von Familienzentren im Sozialraum. Alle Familien konnten in hohem Maße von den Angeboten profitieren. Das Projekt unterstützte Familien mit ihrem jüngsten Kind rund um die Geburt bis maximal zum zweiten Lebensjahr bei allen Fragen, Veränderungen und Problemlagen, die die neue Lebenssituation aufwirft auch in Hinblick auf in der Vergangenheit entstandene soziale/finanzielle/psychische Notlagen. Im Fokus stand die Stärkung der Eltern-Kind-Bindung, Entlastung der Mutter / der Eltern zur Stabilisierung der Ressourcen zur Alltagsorganisation. Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit anderen Angeboten der frühen Hilfen ermöglichte punktgenaues und flexibles Agieren in vielfältigen Zusammenhängen. Die Projektmitarbeiterinnen unterstützten die Eltern in wöchentlichen, flexibel nach Bedarf organisierten Hausbesuchen und/oder durch bedarfsorientierte Begleitung zu Kursangeboten, Behörden, Institutionen oder Freizeitaktivitäten, um so häusliche Isolation und Hemmungen im Kontakt zur „Außenwelt“ abzubauen und zu verhindern sowie den Blick auf gesunde Perspektiven freizumachen. Regelmäßiges videounterstütztes Feedback bei den Hausbesuchen half Eltern dabei, die eigene Entwicklung und die des Kindes zu sehen, zu reflektieren und an die emotionalen und körperlichen Bedürfnisse des Kindes anzupassen. Dabei spielt das Prinzip der positiven Verstärkung eine wesentliche Rolle zur Stabilisierung des Selbstbildes oft unsicherer Mütter und Väter und förderte den zugewandten und wertschätzenden Umgang miteinander. Projekt „Känguru – hilft und begleitet“ Ehrenamtliche MitarbeiterInnen: Im Jahr 2014 haben insgesamt 31 ehrenamtliche MitarbeiterInnen für das Projekt „Känguru – hilft und begleitet“ gearbeitet. Die monatliche MitarbeiterInnenquote betrug im Durchschnitt 18 MitarbeiterInnen. In dem Projekt arbeiteten Frauen im Alter zwischen 23 und 58 Jahren. Ebenso waren zwei Männer mit im Projekt. Akquiriert wurden diese durch Anzeigen im Internet, über unsere Website, über die Freiwilligenbörse Friedrichshain-Kreuzberg, die Stiftung Gute-Tat, durch Zeitungsartikel (Berliner Abendblatt) und über Mundpropaganda. Das Team trifft sich einmal im Monat. Insgesamt fanden 10 Teamsitzungen statt. Beratung und Begleitung von Familien: In diesem Jahr wurden am Standort Mitte/Friedrichshain insgesamt 28 Familien durch unser Projekt begleitet und unterstützt. Die Familien sind wohnhaft in Berlin Friedrichshain, in Berlin Mitte und in Berlin Kreuzberg. 60% der Familien sind alleinerziehend, knapp ein Drittel der Familien hat einen Migrationshintergrund. Hauptgründe für die angeforderte Unterstützung sind Überforderung, Erschöpfung, Trennungsprobleme, Unsicherheit im Umgang mit dem Kind und psychische Erkrankungen der Mütter. Erstmalig wurden in diesem Jahr drei Halbwaisenkinder und deren Eltern unterstützt, zwei Witwen und ein Witwer. Insgesamt fanden 45 Einzelspräche statt. Der Focus der Gespräche lag in der Lösungsorientierung und Aktivierung der verborgenen bzw. der „verloren gegangenen“ Ressourcen, um problematische Situationen langfristig und nachhaltig zu bewältigen. Gremien- und Öffentlichkeitsarbeit: Das Projekt ist Mitglied in der Arbeitsgruppe Kindergesundheit des KJGD Friedrichshain, der Arbeitsgruppe Familienbildung des Jugendamtes Friedrichshain und Mitglied im Arbeitskreis „Frühe Hilfen“ des Bezirkes Berlin Mitte. Kontakt zu sozialen Institutionen in Berlin bestehen zum Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, zum Jugendamt, dem Kindergarten der Sophiengemeinde, dem Kindergarten in der Albrechtstraße, dem Kindergarten Pelikan in der Friedrichstraße, der Elternberatung der Charite, der Hebammenpraxis Mitte, dem Familienzentrum Eva’s Arche und zu umliegenden Kinderarztpraxen. Am 14.11.2014 präsentierte sich das Projekt Känguru zum Stiftungstag im Roten Rathaus. 11 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Familienberatung / Familienbildung ■ tam Interkulturelles Familienzentrum tam - Interkulturelles Familienzentrum Das Interkulturelle Familienzentrum ist inzwischen für viele Familien aus der Umgebung ein vertrauter Ort geworden, an dem sie sich mit anderen Familien treffen, ins Gespräch kommen und sich zusammen wohl fühlen. Die Partizipation der Eltern hat weiter zugenommen. Dazu gehören selbstorganisierte Treffen einiger Mütter, gemeinsam miteinander zu frühstücken, das Engagement einiger Eltern aus der Kita, sich aktiv an der Gartengestaltung zu beteiligen sowie die Initiative einiger Mütter, das Treppenhaus zu den Kitaetagen liebevoll zu bemalen. Eltern aus der Kita gestalteten mit viel Liebe das Treppenhaus im Familienzentrum In der Nacht zum Nikolaus haben sich zehn Eltern und ihre Kinder zu einer gemeinsamen Familienübernachtung im Familienzentrum verabredet, die von zwei ErzieherInnenn begleitet wurde. Mittelpunkt des Familienzentrums ist der Familientreffpunkt, der an vier Tagen in der Woche geöffnet ist, ein Angebot, das sich großer Beliebtheit erfreut. In Eigenregie wird einmal pro Monat von Kitaeltern ein Eltern – Kind Café durchgeführt, das von Stadtteilmüttern begleitet wird. Der Familientreffpunkt als Angebot der offenen Arbeit wird sowohl von pädagogischen Fachkräften wie auch von Stadtteilmüttern organisiert und durchgeführt. Um den Alltag für alle zufriedenstellend bewältigen zu können, wurden für den Treffpunkt gemeinsam Regeln entwickelt, die zu einem Wohlfühlen aller Familien beitragen. Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Familienberatung / Familienbildung Über den Einsatz verschiedener Musikinstrumenten werden Kinder in Bewegung und in Schwingungen versetzt, die Musik, Rhythmus und Bewegung miteinander verbinden. Mit Pinsel, Strich und Farben können die Kinder ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Seit Beginn des Jahres wurde für die Kinder eigens ein Raum eingerichtet, in dem sie im Stehen ihre Bilder an der Wand malen können. Während des Sommers haben wir zum zweiten Mal auf dem vorderen Gelände den „Kunstkoffer“ durchgeführt. Alte Koffer sind mit Farben, Werkzeug und verschiedenen Materialien neu gefüllt, um Kinder einzuladen, auf großflächigem Papier zu malen, zu modellieren oder zu bauen. Die Eltern waren als BeobachterInnen dabei, ihre Kinder als kleine KünstlerInnen zu erleben und sich überraschen zu lassen. Unser neuer Kreativraum eröffnet Kindern mehr Möglichkeiten sich künstlerisch auszudrücken Im Frühjahr 2014 wurde die Sanierung der Turnhalle abgeschlossen, so dass dann wieder regelmäßig am Samstagvormittag das Eltern-Kind Turnen stattfinden konnte, welches von vielen Familien aus der Umgebung genutzt wird. In Kooperation mit dem Quartiersmanagementbüro am Mehringplatz und dem Verein Pfeffersport finden am Mittwochnachmittag zwei Turngruppen für Kinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren statt. Beide Gruppen werden insbesondere von Kindern aus der Kita besucht. Die Eltern treffen sich während der Wartezeit im Familientreffpunkt. Die Nachfrage nach Bewegungsangeboten für Kleinkinder und Grundschulkinder ist inzwischen sehr hoch. Zur offenen Arbeit gehören auch die monatlich stattfindenden Familienausflüge in die Umgebung oder an den Stadtrand, zu Kindertheatervorführungen sowie zu den Museen in unserer Stadt. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten wird die Turnhalle wieder intensiv genutzt Jeweils am Mittwochvormittag findet eine offene Hebammensprechstunde statt, wo sich werdende Eltern im Rahmen eines Frühstücks Rat und Unterstützung holen können. In Kooperation mit dem KJGD und der Hebamme gab es vier Willkommensveranstaltungen für Eltern, die in den Monaten davor ein Kind bekommen haben und sich informieren wollten. Im Bereich der Frühen Hilfen hat das Angebot der Babymassage großen Zulauf bekommen, an dem auch mehrere Väter teilnehmen. 2014 ist es uns gelungen, Eltern dafür zu gewinnen, auch an anderen Kursangeboten der Familienbildung teilzunehmen. Schwerpunkte des Hauses sind die Sprach- und Bewegungsförderung. Sowohl in der Familienbildung als auch im Bereich der Kita gibt es Projekte im musikalischen, sportlichen oder im kreativen Bereich, die diesem Ansatz folgen und Angebote für Familien zur Verfügung stellen, die sich bei Eltern und Kindern großer Beliebtheit erfreuen. In Kooperation mit der VHS Kreuzberg können Mütter anderer nationaler Herkunft in einfacher Art und Weise Deutschkenntnisse erwerben. Die Mütter nehmen mit viel Interesse teil und treffen sich zur Pause oft im Familientreffpunkt, häufig auch um Stadteilmütter zu treffen. Zur Sprachförderung gehört auch die Durchführung der zweisprachigen Spielgruppe „Griffbereit“, das muttersprachliche Vorlesen sowie die Vorführung eines Bilderbuchkinos. , 12 13 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Familienberatung / Familienbildung Als interkulturelles Familienzentrum nehmen wir unterschiedliche Familientraditionen wahr und feiern gemeinsam Feste. So fand im Juni unser gemeinsames Sommerfest statt, an dem viele Familien aus der Kita und der Umgebung teilgenommen haben. Zum Abschluss hat ein Zauberer Kinder und Eltern begeistert und sie in seinen Bann gezogen. In Kooperation mit dem Projekt der Stadtteilmütter und der Kurt-Schumacher-Grundschule fand ein gemeinsames Fastenbrechen auf dem Gelände der Grundschule statt, was bei den muslimischen Familien zu viel Anerkennung geführt hat. Im Familienzentrum wurden auch das Zuckerfest und das Opferfest gemeinsam gefeiert. Im November fand ein Lichterfest mit vielen selbstgebastelten Laternen statt. Das Jahr endete damit, dass wir im Dezember mit Familien zusammen gebastelt haben, Kekse gebacken wurden, die anschließend zusammen genascht worden sind. Zum Abschluß der Weihnachtszeit wurde eine Theatervorführung für Kinder und ihre Eltern in der Turnhalle aufgeführt. Mit Stolz zeigen die Kinder ihren Eltern die selbstgebackenen Plätzchen Das Interkulturelle Familienzentrum ist in verschiedenen Gremien vertreten und als Netzwerkpartner aktiv in zwei Bildungsnetzwerken vor Ort eingebunden. Ziel ist es, die Zusammenarbeit mit Eltern in Kooperation mit verschiedenen Bildungseinrichtungen voran zu bringen und über Mikroprojekte neue Ideen zu entwickeln. Dazu gehört auch die Entwicklung der Väterarbeit im Familienzentrum. Es gab mehrere Treffen mit Vätern und ihren Kindern aus der Kita, um zusammen zu frühstücken und zu spielen. Darüber hinaus fanden zwei thematische Väterabende statt. Die Gruppe ist im Aufbau und wird 2015 fortgeführt. Die Elternprojektgruppe „bewegte Bildung“ trifft sich nach über einem Jahr weiterhin einmal im Monat und setzt sich mit vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung / Inklusion auseinander. Knapp 70 Kinder zwischen einem Jahr und Schuleintritt beherbergte die Kita 2014 und will weiterhin wachsen! Durch mehr Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung zwischen den ErzieherInnen aus der Kita und der Kollegin aus dem Bereich der Familienbildung konnte die Gestaltung von Übergangsphasen für Eltern und Kinder erleichtert werden. Soziale Beratung / Familienberatung / Schwangerenberatung Im gesamten Jahr haben sich Familien mit den unterschiedlichsten Problemlagen an unsere Beratungsstelle „Kontakt und Beratungsangebote für Familien“ gewandt. Schwerpunktthemen in der Beratung sind unter anderem finanzielle Probleme, Familienprobleme, Probleme mit Behörden und zunehmend Probleme mit der Wohnsituation, da die Mietkosten erheblich gestiegen sind. Der Bedarf an unserem Sozial-, Familien- und Schwangerenberatungsangebot ist ungebrochen. Auch die Außensprechstunden in der Jobassistenz und das gemeinsame Beratungsangebot mit dem Rechtsanwalt in der St. Thomas Gemeinde wurden von den Familien intensiv genutzt. Im Jahr 2014 haben wir festgestellt, dass unser Beratungsangebot auch von vielen EU-BürgerInnen genutzt wurde. Durch die gute Vernetzung in unserem Familienzentrum gab es auch in diesem Jahr eine gute Zusammenarbeit mit den Stadtteilmüttern. Die Arbeit mit Ehrenamtlichen konnte in diesem Jahr ausgebaut werden und stellt eine Bereicherung für unser Familienzentrum TAM dar. So konnten z.B. verschiedene Veranstaltungen durch die aktive Teilnahme unserer Ehrenamtlichen unterstützt werden. Betreuung und Beratung von Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit Betroffener nach § 67 SGB XII Auch in diesem Jahr konnten wir Familien unterstützen, die von drohender oder bereits vorliegender Wohnungslosigkeit betroffen waren. Dieses Beratungsangebot in Kooperation mit der Sozialen Wohnhilfe des Bezirkes wird weiterhin in kleinem Rahmen angeboten. Kita im tam Interkulturelle Familienbildung / das Projekt der Stadtteilmütter / Integrationslotsinnen In 2014 haben fünf neue KollegInnen in der Kita im tam. ihre Arbeit begonnen. Und damit sind wir noch immer nicht am Ende! Nach wie vor wünscht sich das interkulturelle, gendergemischte Kollegium weitere tatkräftige pädagogische Fachkräfte zur weiteren Entwicklung und Ausarbeitung der pädagogischen Arbeit. Das Projekt der Stadtteilmütter konnte über das Landesrahmenprogramm für Integrationslotsinnen, über die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen verstetigt werden. Damit ist es möglich, dass insgesamt sieben ehemalige Stadteilmütter durch ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis ihre Tätigkeit als Integrationslotsin im Projekt der Stadtteilmütter ausüben können. Dennoch bleibt kritisch anzumerken, dass es bislang keine Regelfinanzierung für die Integrationslotsinnen gibt und rein arbeitsrechtlich im kommenden Jahr die Verlängerung der Arbeitsverträge nicht möglich ist. Da eine Handvoll Kinder in 2015 in die Schule gehen, haben wir mit der Fanny Hensel Grundschule eine sehr kreative und inhaltlich wertvolle Kooperation gestartet. Die „Schulstarter“ besuchen die dortige Lernwerkstatt und Bibliothek und nutzen Angebote wie Bilderbuchkino. Es findet fachlicher Austausch statt zwischen den ErzieherInnen und Lehrkräften. Die im Sommer 2013 begonnene Kooperation mit der Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg kommt ins zweite Jahr und damit in die Phase, in der die Kita-Kinder einmal wöchentlich in der Musikschule Musik machen. Sehr dankbar sind wir auch für das umwerfende Angebot des Komponisten (und Vaters) Bernd Schultheis, der für die jüngeren Kinder wöchentlich Musikangebote aufbereitet und durchführt. 14 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Familienberatung / Familienbildung Darüber hinaus werden über das örtlichen Jugendamt weiterhin zwei Sozialassistentinnen mit einer halben Stelle finanziert und ca. acht Stadtteilmütter, die als Übungsleiterinnen mit 3- 5 Stunden pro Woche in dem Projekt eingebunden sind. Damit konnte die Kontinuität wesentlich verbessert werden, was sowohl von Seiten der Familien begrüßt wird, wie auch von den Stadtteilmüttern selber und von den KooperationspartnerInnen. Die Familien wissen genau, wann sie wo welche Stadtteilmutter erreichen können als auch die Einsatzstellen und deren MitarbeiterInnen, die ebenfalls darauf vertrauen können, mit welcher Stadteilmutter sie vor Ort zusammen arbeiten. 15 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Familienberatung / Familienbildung Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Betreutes Wohnen / Suchtverbund IV. Betreutes Wohnen / Suchtverbund ■ Stadtteilmütter, die ab 2014 erstmals als Integrationslotsinnen im Projekt beschäftigt sind Die Integrationslotsinnen im Projekt der Stadteilmütter sind in der aufsuchenden Familienarbeit tätig, sie begleiten Familien und sie arbeiten kontinuierlich in zwölf Einsatzstellen in Kitas, Grundschulen und Familienzentren mit. Dort führen sie zu verschiedenen Themen rund um die Entwicklung von Kindern regelmäßig kleine Informationsveranstaltungen durch und begleiten Ausflüge. Sie sind auf den Elternabenden dabei und nach Wunsch begleiten sie auch Elterngespräche. Die Kooperation der Stadtteilmütter mit den Schulen und Kindertagestätten hat sich im vergangenen Jahr weiterhin positiv entwickelt und stabilisiert. Durch die Bekanntheit des Projektes ist der Kontakt zu den im Kiez lebenden Familien sehr gut, so dass viele Einzelgespräche im Rahmen der aufsuchenden Familienarbeit stattgefunden haben. Der zweite Standort in der Eisenbahnstraße musste im Oktober leider aufgegeben werden, da die Finanzierung über das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) ausgelaufen ist. Die Stadtteilmütter von dort werden jetzt von der Wilhelmstraße aus eingesetzt und begleitet. 2014 haben sich die Stadtteilmütter mehrfach an kulturellen Projekten beteiligt. So haben sie in Kooperation mit dem Projekt MotorikheldInnen an einer Broschüre “Hurrah, wir gehen in die Schule!“ mit gearbeitet, die Eltern Tipps und Informationen gibt zur Förderung der feinmotorischen Fähigkeiten ihrer Kinder. Eingliederungshilfe – Bereich Wohnverbund Wrangelstraße Wir, das Team des Wohnverbundes Wrangelstraße blicken gern zurück auf das Jahr 2014. Im Verlauf des Jahres wurden in der Therapeutischen Wohngemeinschaft (TWG) 25 Personen, im Betreuten Einzelwohnen (BEW) 44 Personen betreut, darunter waren insgesamt 19 Frauen. Mit der Zusammenführung von TWG und BEW zum Verbund standen allen Betreuten die Gruppenangebote von TWG und BEW zur Verfügung. Diese werden sehr gut angenommen und genutzt. Trotz des Wohnraummangels in Berlin haben alle BewohnerInnen der TWG bei Auszug eine eigene Wohnung gefunden. Im Juni wurde in Kooperation mit der Beschäftigungstagesstätte und dem MAE-Projekt das Sommerfest gefeiert. Mit zahlreichen BesucherInnen, gutem Essen und verschiedenen sportlichen Aktivitäten war das Sommerfest ein voller Erfolg. Wir als Verbundsprojekt engagieren uns aktiv in den Gremien des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg. Wie immer in den vergangenen Jahren wurde eine Beteiligung der Trägervertreter an der Berliner Woche der seelischen Gesundheit verabredet. 2014 beteiligte sich der Wohnverbund Wrangelstraße maßgeblich an einer Ausstellung. Da es im Bezirk nur sehr wenige sportliche Angebote gibt, sollte es im vergangenen Jahr eine Veranstaltung im Bereich Bewegung und Sport sein. Als Auftaktveranstaltung zur 8. Berliner Woche der seelischen Gesundheit beteiligte sich der Wohnverbund 2014 dann an der im September stattgefundenen Sozialympia – Sportfest Sozialer Träger. Sport als verbindendes Element im Rahmen von Inklusion wurde bei dem Fest gelebt. Mit mehr als 300 TeilnehmerInnen und gutem Essen war das Sportfest ein großer Erfolg, es soll wenn möglich zu einer festen Institution im Bezirk werden. Für das Jahr 2015 wünschen wir uns weiter eine stabile Belegung, viele gute Ideen und Freude in der Arbeit. ■ Beschäftigungstagesstätte für chronisch Alkoholkranke Im vergangenen Jahr besuchten bis Mitte des Jahres 18 KlientInnen unsere Einrichtung. Einer von ihnen musste uns im Sommer verlassen. Wir hatten es also mit einer verhältnismäßig konstanten Gruppe zu tun. In Zusammenarbeit mit den Kindern einer Willkommensklasse der Fichtelgebirgegrundschule und der Kinderbuchillustratorin Patricia Thoma ist ein schönes Bilderbuch entstanden “Eine Weltreise in Berlin I“, das bei Groß und Klein viel Anklang gefunden hat. Die Kinder stellen sich zum Teil in zwei Sprachen ihrer Herkunftsländer vor und haben spezielle Speisen aus ihren Heimatländern illustriert. Zusammen mit der Berlinischen Galerie hat eine Gruppe von sechs Stadtteilmüttern an einem Kunstprojekt teilgenommen und eine mobile Bildertafel entwickelt, die im Familientreffpunkt zur Kommunikation miteinander einladen soll. Die Stadtteilmütter haben an vielen Festen im Stadtteil teilgenommen und übernehmen für viele Familien eine wichtige Brückenfunktion, einen besseren Zugang zu unserer Gesellschaft zu bekommen. Über die Einsparung im Bereich der Arbeitsförderung hat das Projekt im vergangen Jahr keine Unterstützung mehr über das JobCenter bekommen, so dass im letzten Jahr keine weiteren Frauen neu qualifiziert werden konnten und das Projekt deshalb keine Nachrückerinnen hat, wenn Stadtteilmütter aus dem Projekt ausscheiden. 16 Mittlerweile ist unser Aktionsradius eingeschränkt 17 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Betreutes Wohnen / Suchtverbund Leider ist unser Aktionsradius mittlerweile erheblich eingeschränkter geworden, da viele der BesucherInnen aufgrund ihrer Erkrankungen gehbehindert sind. Die Unternehmungslust hat demzufolge bei den Klienten notgedrungen etwas abgenommen. Bei Ausflügen müssen wir im Vorfeld die zahlreichen Rollatoren bei der Organisation mit einkalkulieren. Nichtsdestotrotz besuchten wir 2014 den Eberswalder Zoo und unternahmen unsere obligatorische Kanalfahrt. Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Betreutes Wohnen / Suchtverbund Unsere Arbeit mit und für wohnungslose Menschen wird dadurch enorm erleichtert. Jetzt sind wir zumindestens was die Bewältigung der vielen Wäsche angeht, sehr gut auf kommende Winterperioden und Besucheransturm vorbereitet. Wir sagen auch an dieser Stelle noch mal Herzlichen Dank. Im Juni fand im Garten der Wrangelstraße 12 ein gemeinsames Sommerfest mit den Therapeutischen Wohngemeinschaften und dem Betreuten Einzelwohnen statt. Ein Highlight der Werkstattarbeit war im letzten Jahr die Fertigung eines großen Puppenhauses für die Kita in der Wilhelmstraße. Es besteht bereits eine Nachfrage für ein kleineres Format. Anfang Dezember verkauften wir wieder mit den BesucherInnen ihre in der Tagesstätte gefertigten Sachen und machten erfreulicherweise guten Umsatz. Das Highlight der Werkstattarbeit: Ein Puppenhaus für die Kita im tam ■ Tagesstätte für Wohnungslose „Am Wassertor“ ■ Notübernachtung für obdachlose Frauen (Kältehilfe) Ein großer Anteil unserer Besucherinnen (etwa 70-80%) leben mit schweren psychischen Belastungen und/oder Erkrankungen. Nicht selten bringen sie bereits eine lange und vielfältige Hilfenbiografie mit, in der sie ihre Erfahrungen in klinischen oder psychiatrischen Einrichtungen, zu großen Teilen als negativ empfinden. Diesen Frauen ist es häufig nicht möglich den Anforderungen hochschwelliger Einrichtungen zu entsprechen. Sie können sich nicht dauerhaft und verbindlich an tagesstrukturierenden Maßnahmen beteiligen. Eine Beratungspflicht konfrontiert sie zwangsläufig mit der eigenen Geschichte und oft fehlt es an dem nötigen Vertrauen sich auf einen erneuten Hilfeprozess einzulassen, in dessen Perspektive eine psychiatrische Begleitung oder Betreuung notwendig erscheint. Unsere tägliche Arbeit lebt von Spenden. Seien sie klein oder groß, regelmäßig oder einmalig. Sie helfen „uns“ unseren wohnungslosen und obdachlosen Besuchern ein notwendiges und menschenwürdiges Hilfeangebot gewährleisten zu können. Diese Einschränkungen führen zu Konflikten, die sie zwingen andere Einrichtungen zu verlassen. Dies trägt zu einer weiteren Erfahrung von empfundenem Scheitern bei. Das Konzept unserer Notübernachtung verzichtet deshalb bewusst auf bestimmte Zugangsschwellen. Stellvertretend für alle Spenden im Jahr 2014 möchten wir hier zwei nennen. Wir legen einen Schwerpunkt auf die Wahrung von Anonymität, wenn sie gewünscht wird. Die Angebote zur Tagesstrukturierung (z.B. Angebote zum Kochen, Backen, Reinigung der Räumlichkeiten) sind im Vertrauen auf Selbstbeteiligung und im Rahmen der individuellen Möglichkeiten, freiwillig. Freiwilligkeit in der Möglichkeit eine Beratung wahrzunehmen und Vertrauen in die Selbstverantwortung in Fragen der Hygiene und Gesundheit. Am 3. April diesen Jahres bot der Cellist Thomas Beckmann im Rahmen seiner seit 1996 stattfindenden Benefiztournee unserer Einrichtung und den Schicksalen unserer obdachlosen Besuchern wieder einmal eine Bühne. Als Begründer der Stiftung „Gemeinsam gegen Kälte“ setzte er musikalisch beeindruckend und Herz erwärmend ein Zeichen zugunsten hilfebedürftiger wohnungsloser Menschen in Not vor unserer Haustür. Seine Musik ließ Parallelen zu unserer Arbeit zu. Mal leise, harmonisch, nachdenklich und traurig, dann wieder laut, wild und aufregend. Dieser kulturell anspruchsvolle Abend in der Berliner Philharmonie brachte neben einer großen Spendensumme auch viele interessante Gespräche, welche die Zuhörer und Gäste auf unsere Arbeit in der Tagesstätte aufmerksam machte. Auch bei der diesjährigen Spendenaktion des Tagesspiegels wurde unsere Tagesstätte bedacht. Von dem auf der am 7. April stattgefundenen feierlichen Ausschüttungsveranstaltung entgegengenommenen Scheck konnten wir eine Industriewaschmaschine anschaffen. Gerade unsere BesucherInnen, welche auf der Straße leben, haben dadurch die Möglichkeit regelmäßig ihre Kleidung zu waschen. 18 Der Cellist Thomas Beckmann mit der Projektleiterin nach dem Benefizkonzert in der Philharmonie ❄ Die Hausregeln, die wir in einer Vereinbarung festgehalten haben, beziehen sich hauptsächlich auf den Anspruch, die Notübernachtung als einen sicheren und gewaltfreien Raum zu erfahren und diesen im eigenen Interesse auch als solchen zu achten. In der Praxis funktioniert das Konzept für unsere „kleine“ Einrichtung mit 15 Schlafplätzen in einem Raum gut. Die meisten Frauen haben sich besonders gern an Angeboten zum Kochen und Backen beteiligt, sind hierbei miteinander in Kontakt getreten und haben sich gegenseitig unterstützt bzw. ein Stück Beziehungsfähigkeit und Vertrauen geschaffen. Besonders positiv scheint dabei, dass die Selbstbeteiligung auf freiwilliger Basis im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, das Gefühl der Besucherinnen verändert hat. Sie waren nicht mehr allein Hilfesuchende, sondern gestalteten aktiv mit. 19 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Betreutes Wohnen / Suchtverbund ■ „MAE-Projekt im Bereich Sucht“ und „Aufbauprojekt für abstinent lebende Alkoholiker“ Seit Oktober 2006 bietet das Diakonischen Werk Berlin Stadtmitte e.V. Arbeitsgelegenheiten für Menschen mit einer Suchterkrankung an. Im Jahr 2014 waren wir sowohl in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg als auch Mitte mit insgesamt 57 Plätzen vertreten. Unser Angebot umfasst in beiden Bezirken eine Basismaßnahme für Menschen mit einer akuten Suchterkrankung, die noch nicht abstinent leben und eine Aufbaumaßnahme für bereits abstinent lebenden Suchterkrankte. Die TeilnehmerInnen erhalten die Möglichkeit in verschiedenen sozialen oder kirchlichen Einrichtungen eingesetzt zu werden, um gemeinnützige, zusätzliche und unterstützende Tätigkeiten beizutragen. Der Einsatz wird mit den TeilnehmerInnen in Bezug auf Einsatzstelle, Arbeitsumfang und -inhalte individuell gestaltet. Im Maßnahmeverlauf werden die TeilnehmerInnen von den pädagogischen MitarbeiterInnen des Diakonischen Werkes begleitet und auch von den Einsatzstellen betreut. Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg werden die TeilnehmerInnen der Basismaßnahme wöchentlich durch die Beratungsstellte für Alkoholkranke und Medikamentenabhängige des Diakonischen Werkes Berlin Stadtmitte in Form von Gruppensitzungen beraten. Für die TeilnehmerInnen der Aufbaumaßnahme findet diese Gruppensitzung monatlich statt. Im Bezirk Mitte werden diese Gruppenangebote durch unseren Kooperationspartner der Integrativen Suchtberatung des Caritasverbandes erbracht. Zudem findet monatlich ein Arbeitsfrühstück mit allen TeilnehmerInnen statt, um die Gelegenheit des Austausches untereinander zu schaffen. Mit der Zielführung der abstinenten Lebensweise und Wiedereingliederung in Arbeit, konnten wir auch in diesem Jahr viele TeilnehmerInnen in Arbeit, Aus- oder Weiterbildung aber auch Langzeittherapie vermitteln. Das Jahr 2014 beendeten wir mit einer Weihnachtsfeier in der St. Simeongemeinde mit allen TeilnehmerInnen, FallmanagerInnen von Jobcenter, Einsatzstellenleitungen und den maßnahmeinvolvierten Mitarbeitern unseres Diakonischen Werkes. ■ Suchtberatung für Alkohol- und Medikamentenabhängige Neben der Regelversorgung für alkohol- und medikamentenabhängige Menschen und deren Angehörige im Bezirk haben wir auch dieses Jahr weiterhin an verschiedenen Gremien und Arbeitskreisen teilgenommen und durften mitunter interessante Fachtage besuchen. Aber eben in dem schon so alltäglich gewordenen Arbeitsfeld der Regelversorgung erleben wir gerade im letzten Jahr einen Wandel der Klientel. Zwar bleibt auch weiterhin ein Großteil unserer KlientInnen im statistischen Durchschnitt (70% männlich und zwischen 45-55 Jahren alt). Allerdings bemerken wir in letzter Zeit eine deutliche Zunahme von wesentlich jüngeren Betroffenen. So war unsere jüngster KlientIn im Jahr 2014 gerade erst 18 Jahre alt und es folgten etwa zwei Dutzend weiterer KlientInnen, die zwischen 25 und 35 Jahre alt waren. Die Arbeit mit dieser Klientel unterscheidet sich - neben den allgemeingültigen Hilfen und Behandlungsansätzen - natürlich auch. So hat diese Zielgruppe andere Lebenswelten und Problemfelder. Hinzu kommt, dass viele dieser KlientInnen den berühmten „Tiefpunkt“ in ihrem Krankheitsverlauf noch nicht unbedingt erlebt haben. Auch bedeutet die Idee der lebenslangen Abstinenz für diese Klientel etwas ganz anderes als bei der älteren Klientengruppe. Plakativ kann man sagen, dass die KlientInnen bei der Vorstellung, ihr restliches Leben trocken sein zu müssen, von einem Zeitabschnitt sprechen, der länger als ihr bisheriges Leben ist. Zudem sind die Versuchungen im sozialen Umfeld andere, in einer Altersklasse, bei der Partys, Clubs und Konzerte noch regelmäßiger und selbstverständlicher Bestandteil des Lebens sind und oft auch weiterhin sein sollen. 20 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Betreutes Wohnen / Suchtverbund Zusammengefasst kann man sagen, dass wir hier nicht nur niedrigschwelliger, sondern auch akzeptierender arbeiten müssen. Gleichzeitig bedarf es der Erarbeitung kreativerer Hilfestellungen im Umgang mit Suchtdruck, als der simplen Vermeidung von Situationen und Orten, an denen Drogen konsumiert werden. Ebenso ist die Vermittlung in Selbsthilfegruppen und die Bereitschaft, an diesen teilzunehmen, schwieriger bzw. weniger stark ausgeprägt. Denn auch in den Selbsthilfegruppen sehen die jungen KlientInnen in den übrigen TeilnehmerInnen oft nicht ihre Lebenswelt abgebildet und fühlen sich mitunter von den älteren Semestern, die vereinzelt länger trocken sind als diese Betroffenen alt, bevormundet oder nicht ernst genommen. Doch wie auch bei uns verändert sich langsam die Struktur einiger Selbsthilfegruppen. So bieten einige Selbsthilfeverbände mittlerweile Gruppen für junge Erwachsene an. Somit ermöglicht man den jungen Menschen hier das, was Selbsthilfe bietet soll: Die Identifikation mit anderen, ihnen ähnlichen Betroffenen und die Erfahrung der Universalität des eigenen Leids im eigenen Lebenskontext. Ein weiterer interessanter Aspekt bei der Betrachtung dieser Zielgruppe ist, dass etwa 15% der erwähnten KlientInnen nicht in Deutschland geboren sind, sondern aus Neuseeland, Finnland, Spanien und Frankreich stammen. Dies hängt sicherlich mit der generellen Entwicklung im Bezirk Kreuzberg zusammen und zeigt, dass sich diese Entwicklung eben auch in unserer Arbeit niederschlägt und für uns in Zukunft weitere Herausforderungen bereit hält. So wird durch den ständigen Wandel unseres lebendigen Bezirks unsere Arbeit, selbst wenn sie „Regelversorgung“ heißt, nie langweilig. ■ Vergiss mich nicht - Patenschaften für Kinder von Suchtkranken Das Patenschaftsprojekt „Vergiss mich nicht“ vermittelt und begleitet seit 2010 ehrenamtliche Patenschaften für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Auch im Jahr 2014 wurden die bestehenden Patenschaften begleitet und weiteren Kindern eine erwachsene Bezugsperson zur Seite gestellt. Die PatInnen leisten hierbei eine essentielle Aufgabe für die Entwicklung der Kinder: sie schenken den Kindern Aufmerksamkeit und Anerkennung und bieten ihnen Erlebnisse an, die beiden Seiten eine große Freude bereiten. Sie gehen gemeinsam spazieren, erkunden die Stadt, machen Ausflüge in die Natur oder lesen Bücher in der Bibliothek. Im Herbst wurde ein ganz besonderes Projekt für die Patentandems angeboten: Das von der Aktion Mensch geförderte Projekt „musiconnect“ diente zur Förderung der Beziehung von PatInnen und Kindern durch Musik und Kultur. Hierbei konnten sich Patentandems von „Vergiss mich nicht“ gemeinsam mit Tandems aus anderen Projekten des „Netzwerkes Berliner Kinderpatenschaften e.V.“ in verschiedenen Workshops ausprobieren. Im Radio-Workshop erstellten PatInnen und Kinder gemeinsam eine Radiosendung. Die Themen und Beiträge wurden von ihnen selbst bestimmt und entwickelt. Im Rap-Workshop erlernten sie verschiedene Reimtechniken und nahmen am Ende einen gemeinsamen Song auf. Rap-Workshop für PatInnen und Kinder 21 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Betreutes Wohnen / Suchtverbund Hinzu kam die Möglichkeit für Patentandems gemeinsam kulturelle Veranstaltungen, wie dem Atze-Musiktheater, dem Friedrichstadtpalast oder der Berliner Kinderphilharmonie zu besuchen. Diese Kulturerfahrungen waren für viele der Kinder neu und sie entdeckten für sich neue Interessen und Talente. Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Betreutes Wohnen / Suchtverbund Außer über Frau Schuster gäbe es noch über 48 andere Menschen zu erzählen, die im Jahr 2014 von uns im Rahmen der Leistungstypen „Betreutes Einzelwohnen“ und „Wohnungserhalt und Wohnungserlangung“ beraten und unterstützt wurden. Wir freuen uns immer wieder über die vielen engagierten PatInnen, die so viel Zeit und Herz in die Beziehung zu den Kindern investieren. Ohne sie wäre dieses Projekt nicht möglich! Da für unseren Arbeitsbereich leider keine staatlichen Gelder zur Verfügung stehen, ist das Projekt stetig auf Stiftungen angewiesen. Wir danken daher der Stiftung Deutsche Klassenlotterie, der Koepjohannschen Stiftung, dem DWBO und den vielen Einzelspendern für die finanzielle Unterstützung in diesem Jahr. Unser Dank gilt auch dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, das trotz Finanzknappheit unser Projekt mit einigen Stunden unterstützt hat. ■ Ambulante Wohnhilfen Schenkendorfstraße Betreutes Einzelwohnen / Wohnungserhalt und Wohnungserlangung Seit 2013 wohnt Frau Schuster* in einer möblierten Trägerwohnung und wird von uns im „Betreuten Einzelwohnen“ beraten und unterstützt. Zuvor war Frau Schuster für einige Monate ohne Wohnung und hatte immer wieder vorübergehend Station bei „Kumpels“ oder Freundinnen gemacht. Schließlich erhielt sie einen Platz in der ASOG-Unterkunft „Wohnraum für Frauen“ und stellte sich anschließend bei uns vor. Frau Schuster ist Anfang 20 und in instabilen Familienverhältnissen groß geworden. Sie selbst wurde früh schwanger und lebte mit dem Kind und dem Vater des Kindes für einige Zeit in einer gemeinsamen Wohnung. Die Anforderungen eines Familienlebens überforderten Frau Schuster und ihren Partner zunehmend, mündeten in persönlichen Krisen und Substanzmissbrauch. Nach der Trennung von ihrem Partner zog Frau Schuster mit ihrem Kind in eine Mutter-Kind-Einrichtung und merkte zunehmend, dass sie noch nicht in der Lage war, sich umfassend um ihr kleines Kind zu kümmern. In Absprache mit dem Jugendamt entschied Frau Schuster, das Kind in Obhut zu Pflegeeltern zu geben. Mit Inobhutnahme des Kindes musste Frau Schuster auch die Mutter-Kind-Einrichtung verlassen, was letztendlich zur Wohnungslosigkeit und wiederum zu persönlichen Krisen, Substanzmissbrauch und Krankenhausaufenthalten führte. Als Frau Schuster zu uns kam, war deutlich zu spüren: „Ich will etwas ändern“. Sie hatte bereits eine berufliche Qualifizierung begonnen, richtete sich dann in der Trägerwohnung ein, nahm alle Termine wahr und kümmerte sich um ihre Angelegenheiten. Diese Situation veränderte sich, als Frau Schuster in der Qualifizierung an ihre Grenzen stieß und deutlich wurde, dass sie diesen Abschluss nicht schaffen würde. Es folgten eine abgebrochene MAE-Maßnahme (1,50 €-Job), viele nicht wahrgenommene Termine bei uns, beim Jobcenter, beim Jugendamt und eine Vielzahl nicht erledigter Post und Angelegenheiten. In Gesprächen stellten sich immer wieder folgende Fragen: „Wie kann es für mich weitergehen? Soll es so bleiben, wie es gerade ist? Wo will ich in einem Jahr stehen, möchte ich bis dahin etwas erreichen und was? Möchte ich mich wie eine junge erwachsene Frau verhalten und wie verhält man sich überhaupt als solche? Will ich selbständig werden? Bin ich für mein Kind ein Vorbild? Wo sind meine Grenzen, wo sind meine Fähigkeiten?“ Nach einigen Gesprächen hier in der Einrichtung sowie mit anderen AnsprechpartnerInnen beim Jobcenter, Sozialpsychiatrischen Dienst und der Pflegeelternstelle nahm Frau Schuster „ihren Faden wieder auf“. Sie verfolgt wieder ihre Ziele, die sie in der Anfangsphase formuliert hat. Dazu gehört einerseits, dass sie sich ihrer Ressourcen bewusst ist, neue Fähigkeiten erlernt, einübt und festigt, andererseits ihre Handicaps aktzepiert und lernt damit umzugehen. Als wichtige Wünsche für die nächste Zeit formuliert Frau Schuster: „Ich möchte eine eigene Wohnung finden und Sachen so einschätzen, dass nichts mehr aus dem Ruder läuft. Meine Situation soll sich nicht mehr verschleiern und meinem Kind soll es gut gehen“. 22 Das vorübergehende Zuhause von Frau Schuster* (möblierte Trägerwohnung der Ambulanten Wohnhilfen) *Name geändert ■ Wrangel 30 - Wohnraum für Frauen Auch im dritten Jahr ihres Bestehens wurde die Einrichtung für wohnungslose Frauen in BerlinKreuzberg stark angefragt. „Wohnraum für Frauen“ mit zwei Wohngruppen für alleinstehende Frauen und einzelne Frauen mit Kind ist mittlerweile bei vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sozialen Wohnhilfen vor allem im Innenstadtbereich bekannt. Häufig erhalten wir Anfragen, ob in absehbarer Zeit ein Platz in einem Einzel- oder Doppelzimmer im Haus frei wird. Die überschaubare Größe der Einrichtung mit 18 Wohnplätzen auf zwei Etagen macht es möglich, dass individueller auf die persönliche Lebenssituation der jeweiligen Bewohnerin eingegangen werden kann, als dies in großen Obdachlosenunterkünften und Wohnheimen der Fall ist. Überwiegend schätzen auch die untergebrachten wohnungslosen Frauen, dass Sie neben der reinen Unterbringung auch soziale Beratung und ein festes Gruppenangebot (Sonntagsfrühstück) auf freiwilliger Basis wahrnehmen können. Das Sonntagsfrühstück ist festes Gruppenangebot 2014 war die Fluktuation der ein- und ausziehenden Frauen etwas größer als in den beiden vorangegangenen Jahren (54 Frauen und drei Kinder sind im Laufe des Jahres ausgezogen, 55 Frauen und ein Kind wurden neu untergebracht). Das Gemeinschaftsleben im Haus war dadurch etwas beeinträchtigt. Abgesehen vom sonntäglichen Frühstück, das von den im Haus lebenden Frauen mitgestaltet und gelegentlich sogar noch von ehemaligen Bewohnerinnen besucht wird, gab es nur wenige gemeinsame Unternehmungen. Befördert wurde der Zusammenhalt unter den Frauen durch eine zugelaufene Katze, die ihren Schlafplatz unter der Terrasse im Garten gefunden hat. 23 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Betreutes Wohnen / Suchtverbund Die Hoffnung der Frauen, eine eigene Wohnung zu finden, bestimmt die Alltagsgestaltung. 21 Frauen wurden beim Übergang in eine andere Wohnform begleitet. Einige konnten z.T. nach längerer Suche eine eigene Wohnung bzw. Seniorenwohnung anmieten, wurden im Rahmen des Betreuten Einzelwohnens mit einer Trägerwohnung versorgt oder in andere Betreuungsformen vermittelt (Maßnahmen der Eingliederungshilfe, Gesetzliche Betreuung, Begleitung im Leistungstyp „Wohnungserhalt und Wohnungserlangung u.s.w.). Durch die vielfältigen und vielschichtigen Problemlagen der Bewohnerinnen, wie z.B. Gewalterfahrungen, Überschuldung, physische und psychische Erkrankungen, Traumata, Suchtproblematik, Trennungen und Vereinsamung, sind die Mitarbeiterinnen des Teams immer wieder gefragt, wenn es darum geht, sich auf neue Anforderungen einzustellen und adäquate Lösungen zu finden. Alle Mitarbeiterinnen stehen - auch über die Teambesprechungen hinaus - in einem guten Austausch über die jeweils aktuelle Situation im Haus und sorgen für die Sicherheit der Bewohnerinnen und ein friedliches Zusammenleben. Durch die enge Kooperation mit den „Ambulanten Wohnhilfen Schenkendorfstraße“ (für wohnungslose Menschen), mit dem „Betreuten Einzelwohnen“ (Suchtkrankenhilfe), mit der Sozialberatung im tam und u.v.a.m. können den Bewohnerinnen weiterführende Beratungs- und Betreuungsangebote vermittelt werden. Leider ist die Nutzung des Gebäudes in der Wrangelstaße 30 wegen eines Neubauvorhabens der Emmaus-Ölberg Kirchengemeinde (Vermieter) voraussichtlich ab 2016 nicht mehr möglich. Es bestehen jedoch aussichtsreiche Verhandlungen mit der Koepjohann‘schen Stiftung bezüglich eines neuen Standorts. ■ Migrantenwohnheim Zeughofstraße 2014 - was für ein Jahr! Selten waren 12 Monate so dicht und erlebnisreich, randvoll mit schönen, unerwarteten und bewegenden Ereignissen. Im Sommer verabschiedete sich unsere langjährige Kollegin Azar Mansour in den mehr als verdienten Ruhestand. Gleichzeitig ging Bea DöhringAl Diab, unsere Erzieherin, in Mutterschutz. Nach mehr als zehn Jahren gemeinsamer guter Arbeit verloren wir auf einen Schlag zwei beliebte und engagierte Kolleginnen (wenn auch letztere „nur“ für ein Jahr), was die Suche nach geeigneten Nachfolgerinnen zu einer echten Herausforderung machte. Dass wir quasi in letzter Minute zwei tolle Kolleginnen fanden, die inzwischen auch richtig im Team angekommen sind, ist ein großes Glück! Auch die Gruppe unserer Ehrenamtlichen ist weiter gewachsen und überaus aktiv. Ganze 81 Jahre jung ist unser letzter „Neuzugang“ im Dezember. Zwei Ehrenamtliche von SAP haben gemeinsam mit ihren KollegInnen, HausbewohnerInnen und einem unserer Mitarbeiter in einer Streichaktion unserem Aufenthaltsraum zu neuem Glanz verholfen. Wieviel Spaß tanzen bereitet und welches Talent in unseren Kindern und Frauen schlummert zeigt ein Tanzworkshop, der in Kooperation mit dem Rat der Künste/den Uferstudios in Wedding seit dem Frühjahr das Freizeitangebot in unserem Haus bereichert. Die ausführliche Berichterstattung über weltweite Kriegs- und Krisenherde rücken das Schicksal von Flüchtlingen zunehmend ins öffentliche Interesse. Dies brachte unserem Haus eine so nicht dagewesene – auch mediale – Aufmerksamkeit. Im Lauf des Jahres entstanden diverse Dokumentationen und Beiträge mit Interviews und Fotos von Flüchtlingen in Zeitungen und Broschüren bis hin zu einem Kochbuch mit landestypischen Rezepten unserer Bewohner. Neben vertrauten BesucherInnen wie den internationalen Ehrenamtlichen und Gästen aus den eigenen Reihen konnten wir dieses Jahr auch neue Gesichter begrüßen. Darunter waren Herr Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland, und Sozialsenator Czaja, der das Wohnheim im Rahmen der sog. „Teerunde“ kennenlernte. 24 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Betreutes Wohnen / Suchtverbund Dieses Jahr bescherte uns so viele tolle Sachspenden wie noch nie! Unsere Kinder konnten sich insbesondere beim Winterfest über liebevoll verpackte Geschenke von Menschen aus Gemeinden, Projekten und privaten Initiativen freuen. Auch für die Erwachsenen gab es jede Menge Überraschungen. Darüber hinaus erhielten wir zahlreiche Geldspenden, mit denen wir unter anderem eine große Schaukel, Bänke und Pavillons im Garten finanzieren konnten. Über die von den Geldspenden u. a. finanzierte Schaukel haben sich die Kinder sehr gefreut Riesig gefreut haben wir uns über die Unterstützung der Aktion Mensch, die uns viele spannende Unternehmungen ermöglichte. Ob per Schiff oder im Bus, im Kletterwald oder im Schwimmbad, im Theater, Museum oder beim Eislaufen: aus ungewohnter Perspektive konnten große und kleine Menschen Berlin von einer ganz neuen Seite kennen lernen. Zu guter Letzt verhalf uns auch noch die Glücksspirale zu neuen Linoleumböden – die alten waren nach 25 Jahren einfach „durch“. Was für ein Glück, im wahrsten Sinn des Wortes! Rechtzeitig zum Weihnachtsfest gab es dann noch ein zumindest vorläufiges Happy End bei der Unterbringung einer unserer rumänischen Familien. Viele Menschen haben daran mitgewirkt, dass Vater, Mutter und drei kleine Kinder Weihnachten nicht im Görlitzer Park, sondern in unserem Haus feiern konnten. Was für ein wunderbares Weihnachtsgeschenk für uns alle. Ein herzlicher Dank allen, die uns im vergangenen Jahr begleitet und unterstützt haben! Dank der Unterstützung von Aktion Mensch konnten für unsere großen und kleinen BewohnerInnen Ausflüge organisiert werden 25 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Betreutes Wohnen / Suchtverbund ■ Seniorenwohnhaus Graefestraße Das Seniorenwohnhaus in der Graefestr. 35/36 mit seinen 56 Wohneinheiten auf sechs Etagen erfreute sich auch im Jahr 2014 großer Beliebtheit. Das zeigte sich u.a. daran, dass es in diesem Jahr keinen einzigen Auszug gab! Auch die Seniorenwohngemeinschaft im Erdgeschoß führt eine lange Warteliste, da die Plätze dort heiß begehrt sind. Der von unserer FAV Kraft liebevoll gepflegte Garten wird im Sommer von den MieterInnen genutzt. Auch die in den vorhergehenden Jahren eigens für die SeniorInnen angeschafften Hochbeete werden von einigen MieterInnen liebevoll bepflanzt und schaffen so einen schönen Zeitvertreib für interessierte BewohnerInnen. Die Hochbeete im Garten wurden von BewohnerInnen liebevoll bepflanzt Der Treffpunkt für SeniorInnen wurde im Oktober durch das Beenden der Bürgerarbeitskraft eingestellt. Die Seminarräume im UG des Treffpunktes waren erfreulicherweise durch die Seminare von Infobis, SPI und ambulante dienste e.V. gut ausgelastet. Seit Oktober 2014 ist ein Raum im UG ständig vermietet. Dort hat sich das Projekt „Stromspar Check plus“ der Caritas angesiedelt, welches BewohnerInnen im Kiez zum Thema Stromsparen berät. Den Prototypen, den „typischen Schuldner“ gibt es nicht: vielmehr zeichnet sich die gesamte Vielfalt unserer Stadtgemeinschaft in der Schuldnerberatung ab: Alleinstehende, Paare, Familien, SchülerInnen, StudentInnen, Auszubildende, Berufstätige, Arbeitssuchende, Selbständige, Erwerbsunfähige und Rentner, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund; sie alle fragen die Beratung nach. Unsere Beratungsstelle ist eine von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales anerkannte Insolvenzberatungsstelle und ist Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft Schuldnerund Insolvenzberatung Berlin e.V. Die Beratung wird sichergestellt durch ein multiprofessionelles Team (SozialpädagogInnen, Bankkaufleute, Jurist, Verwaltungskraft) und bietet mit seinem Angebot Hilfen gemäß § 11 Abs.5 SGB XII, 16 Abs.2 und 17 Abs.1 SGB II sowie der Insolvenzordnung (InsO). Die Beratung erfolgt in Form von telefonischer Beratung, Beratung per E-Mail, Sprechstundenberatung (Kurzberatungen), der sog. festen Beratung und in Form von Gruppeninformationsveranstaltungen. Die Beratungsstelle weist einen hohen Bekanntheitsgrad im Bezirk auf und so war das Jahr 2014 geprägt von einer stark steigenden Nachfrage nach unserem Beratungsangebot. Auch die gute trägerinterne und trägerübergreifende Vernetzung im Bezirk kommt uns hier in der Beratung unserer KlientInnen zugute mit erfolgreicher Überleitung und kollegialem Zusammenwirken. Wir führten wieder externe Informationsveranstaltungen über Schuldner- und Insolvenzberatung für KollegInnen anderer Betreuungs- und Beratungseinrichtungen durch und boten die begleitende Beratung von KollegInnen an. Der Multiplikatoreneffekt dieser Angebote hat sich weiter bewährt und trug dazu bei, dass BeraterInnen in Einrichtungen unterschiedlichster Prägung integriert Basis-Schuldnerberatung durchführen konnten, ebenso aber auch unser ExpertInnenwissen fallbezogen anfragten. Die Sachverhalte in der Schuldnerberatung sind oft komplex und umfangreich; so setzen wir in der Beratung auch mehrsprachige Informationsmaterialien und Schautafeln ein, um Sachverhalte nachvollziehbar und verständlich zu vermitteln. Als betont niedrigschwellig konzipiertes Beratungsangebot boten wir die Beratung auch 2014 in der Jobassistenz an, unmittelbar neben dem Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg gelegen. V. Beratung und Fortbildung Mit Inkrafttreten des „Gesetzes zur Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Stärkung der Gläubigerrechte“ Mitte 2014 wurde das Verbraucherinsolvenzverfahren umgestaltet - mit gravierenden Änderungen und Neuerungen. Hier besteht weiterhin Aufklärungsbedarf, um Missverständnissen, Fehlannahmen und Nachteilen für Betroffene entgegen zu wirken. ■ Die ständige Aktualisierung und Erweiterung des Fachwissens ist für das Team der Beratungsstelle von besonderer Bedeutung, so nutzten wir auch in 2014 diverse fachrelevante Fortbildungen und Schulungen. Beratungsstelle für Überschuldete Für ein Leben ohne Schulden! Die Beratungsstelle für Überschuldete bietet verschuldeten, überschuldeten und von Überschuldung bedrohten BürgerInnen aus Friedrichshain-Kreuzberg eine Perspektive für ein Leben weitgehend ohne Schulden. Auch in scheinbar ausweglosen Lebenssituationen, wenn alle bisherigen Versuche der Betroffenen, der Schuldenfalle zu entrinnen bereits gescheitert sind, kann Schuldnerberatung helfen! Wir zeigen Wege auf, entwickeln Perspektiven und Optionen, vermitteln Maßnahmen der Existenzsicherung und des Schuldnerschutzes u.v.m. und begleiten mit psychosozialer Beratung durch Krisen hindurch. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich! 26 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Beratung und Fortbildung Auch in 2014 erreichten wir mit dem Präventionsangebot erfolgreich Jugendliche und junge Erwachsene und unterrichteten SchülerInnen im Kreuzberger Oberstufenzentrum Handel I zum Thema „Umgang mit Geld“. Besondere Aufmerksamkeit widmeten wir in 2014 der Weiterentwicklung und Fortschreibung unseres stelleneigenen Qualitätshandbuches für das Qualitätszertifizierungsverfahren der Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung Berlin e.V. Unser Ziel ist die Verleihung des Qualitätssiegels Soziale Schuldnerberatung von der Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung Berlin e.V., welches in Zusammenarbeit der Schuldnerberatungsstellen des Landes Berlin und der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales entwickelt wurde. 27 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Beratung und Fortbildung ■ InFobiS - Institut für Information, Fortbildung und Supervision InFobiS, das Diakonische Institut für Information, Fortbildung und Supervison, wurde im Jahr 1999 gegründet. Als bundesweit hoch geschätzte Einrichtung bilden wir überwiegend MitarbeiterInnen aller Wohlfahrtsverbände und aus kommunalen Beratungsstellen aus. Uns ist wichtig, dass sich KollegInnen aus sämtlichen Bereichen der Sozialarbeit fortbilden, damit sie lernen, Schuldenprobleme in ihrer täglichen Arbeit schnell zu erkennen und erste Hilfe anzubieten. Unsere Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen zum Fachgebiet Soziale Schuldner- und Insolvenzberatung waren auch im Jahr 2014 nahezu ausgebucht. Der Schwerpunkt lag hierbei auf mehrtägigen Grund- und Aufbauseminaren, die die unterschiedlichen Aspekte dieses Fachgebietes abdeckten. Spezialseminare zu aktuellen Themen, im Berichtsjahr ins Besondere zu den Änderungen der Insolvenzordnung, und Praxisseminare, die den KollegInnen die Möglichkeit zum alljährlichen fachlichen Austausch boten, rundeten unser Angebot ab. Unser besonderes Augenmerk legen wir darauf, KollegInnen fortbilden, damit auch in den anderen Beratungsstellen Schuldenprobleme erkennen und erste Hilfe anbieten können. Insgesamt haben im Jahr 2014 abermals über 300 TeilnehmerInnen aus dem gesamten Bundesgebiet an unseren Seminaren teilgenommen. Das Abschlusszertifikat Schuldner- und InsolvenzberaterIn wird weiterhin sehr nachgefragt: Dieses erhalten unsere TeilnehmerInnen nach erfolgreicher Teilnahme an InFobiS-Seminaren mit insgesamt mindestens 200 Unterrichtsstunden (25 Tagen), darunter dem Grundlagen- und Aufbauseminar Schuldnerberatung sowie dem Einführungs- und Vertiefungsseminar Verbraucherinsolvenz. Nicht nur inhaltlich werden unsere Veranstaltungen regelmäßig sehr positiv bewertet, sondern auch für die professionelle Betreuung und Beratung der TeilnehmerInnen ist InFobiS seit Jahren bekannt. Das ist Ansporn für uns, nicht nur das Seminarprogramm zum Fachgebiet Soziale Schuldner- und Insolvenzberatung weiter auszubauen, sondern ab 2015 eine ganz neue Seminarreihe anzubieten. In der Weiterbildung „Lese- und Literaturpädagogik“, bei der es um die Vermittlung von Lese-, Schreib-, Literatur- und Medienkompetenz geht, werden ab März 2015 DozentInnen aus Pädagogik, Psychologie, Kunst, Management und dem Literaturbetrieb ihr Wissen an unsere SeminarteilnehmerInnen weitergeben. Die Seminare, die zu einer Professionalisierung in der Leseförderung, sowie zu einer Zusatzqualifikation für die unterschiedlichsten Berufsgruppen beitragen sollen, sind einzeln buchbar, können aber auch mit der durch den Bundesverband Leseförderung vorgenommenen Zertifizierung zur Lese- und LiteraturpädagogIn abgeschlossen werden. ■ Sozialdienst und Beratung für Gehörlose Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Beratung und Fortbildung Im Jahr 2012 hat eine Studie der Uni Bielefeld gezeigt, dass gehörlose Frauen besonders häufig von Gewalt betroffen sind. Das gab den Anstoß für die Beratungsstelle für Gehörlose gemeinsam mit der Evangelischen Gehörlosengemeinde 2013 zu einer „Kampagne gegen Gewalt an gehörlosen Menschen“ aufzurufen. Die teilnehmenden Initiativen, Organisationen und Gruppen haben sich seither zum Ziel gesetzt gehörlose Menschen, ihre Freunde und Angehörigen sowie MitarbeiterInnen anderer Einrichtungen und Institutionen für das Thema Gewalt gegen gehörlose Menschen zu sensibilisieren, verschiedene Hilfsangebote bekannt zu machen, zu koordinieren und vor allem auch weiter zu entwickeln. Viele gehörlose Menschen erleben Gewalt zu Hause, in Schulen, Pflegeeinrichtungen oder der Öffentlichkeit, schweigen aber aus Scham und Angst. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Betroffene nicht wissen, wo sie sich Hilfe holen können und dass es in Berlin mittlerweile möglich ist auch Fachberatungen und Hilfsangebote im Bereich der Gewaltintervention und -prävention barrierefrei aufsuchen zu können weil die Finanzierung von GebärdensprachdolmetscherInnen durch Mittel der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen möglich ist. Nachdem im Vorfeld viele Planungs- und Koordinierungstreffen stattfanden, fand im November 2014 erstmals die Aktionswoche zum Thema Gewalt an gehörlosen Menschen statt, welche einen niederschwelligen Zugang zu der Thematik bieten sollte. Innerhalb dieser Woche fanden verschiedene Veranstaltungen statt: eine Infoveranstaltung, bei der verschiedene in Berlin wirkende Initiativen, Gruppen und Organisationen ihre Angebote vorstellten, eingerahmt von Auftritten gehörloser Künstler und einem Filmbeitrag zum Thema häusliche Gewalt, eine Bilderausstellung „Ich – Du – Grenzen und Gewalt“, entworfen und durchgeführt von Bewohnern einer Wohngruppe für Gehörlose, ein Vortrag zum Thema „Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen im Leben gehörloser Frauen“ sowie eine Lesung zum Thema „Folgen Sexueller Gewalt: verstehen lernen – helfen lernen“ statt. Alle Veranstaltungen waren gut besucht und wurden durch GebärdensprachdolmetscherInnen in Deutsche Gebärdensprache (DGS) oder in Lautsprache gedolmetscht. Aufgrund der Brisanz der Problematik ist eine regelmäßige Durchführung dieser Aktionswoche vorgesehen. ■ Pflegestützpunkt Friedrichshain-Kreuzberg „Tue Gutes und rede darüber“. Das war unser Motto für das Jahr 2014! So nutzten wir viele verschiedene Möglichkeiten, unsere Arbeit darzustellen und die Bevölkerung und die Fachöffentlichkeit auf unser Angebot aufmerksam zu machen. Das wohl herausragendste Ereignis war das 5-jährige Jubiläum der Berliner Pflegestützpunkte. Das Angebot der Beratungsstelle für Gehörlose richtet sich vor allem an gehörlose Menschen und ihre Angehörigen mit dem Ziel, die elementaren Bedürfnisse dieser Personengruppe zu befriedigen und die vielfältigen Hindernisse die durch die Kommunikationsbehinderung hervorgerufen werden, zu mildern. Foto: fotolia.com 28 Die Beratungsstelle wird von einer gehörlosen Sozialarbeiterin geleitet, die die Deutsche Gebärdensprache beherrscht. In den Beratungen wird großer Wert darauf gelegt die Ressourcen und Fähigkeiten der Klientel zu stärken (Empowerment), ihnen Alternativen in ihrer jeweiligen Lebenssituation aufzuzeigen und bei Bedarf in weiterführende Hilfsangebote für Gehörlose oder Fachberatungen zu vermitteln. Wie schon in den vergangenen Jahren waren entsprechend der Altersstruktur der Klientel überwiegend Fragen zu Rente, Pflege, Wohnen im Alter und rechtliche Betreuungen im Vordergrund. Ebenso besteht nach wie vor ein hoher Unterstützungsbedarf bei der Wohnungssuche und der Geltendmachung von Hilfen nach den SGB. Die Berliner Pflegestützpunkte feierten ihr 5-jähriges Bestehen! 29 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Beratung und Fortbildung Am 10. Oktober 2014 fand in den Räumen der Technischen Universität Berlin eine große Feier statt. Mario Czaja, Senator für Gesundheit und Soziales, gab uns die Ehre, die Veranstaltung zu begleiten und stand Rede und Antwort bei der Podiumsdiskussion. Raiko Thal, Fernsehmoderator und Journalist beim RBB–Fernsehen, moderierte mit Witz und Humor durch den Tag. Eine Laien-Theatergruppe stimmte auf das Thema Pflege ein, und es folgten u. a. wissenschaftliche Vorträge. Und nicht zuletzt feierten etwas 200 Gäste mit uns das Jubiläum! Im Frühjahr gaben wir ein Live-Interview zum Thema „Ausländische Pflegekräfte“ in der Sendung ZIBB beim RBB-Fernsehen in Potsdam. Hier ging es um die legale Anstellung von Pflegekräften aus dem überwiegend osteuropäischen Raum. Welche Wege der Beschäftigung gibt es? Was ist dabei rechtlich zu berücksichtigen? Welcher Lohn ist üblich? Wie sieht es mit den Versicherungen aus? Der Beitrag kann nach wie vor im Internet angeschaut werden: http://www.rbb-online. de/zibb/service/gesundheit/auslaendische-pflegekraefte.html Gemeinsam mit den beiden anderen bezirklichen Pflegestützpunkten veranstalteten wir im Sommer einen Informationstag zu „Essen hält Leib & Seele zusammen“. Das Besondere war, dass wir eine Oecotrophologin gewinnen konnten, die kostenfrei zu gesunder Ernährung und Ernährung bei bestimmten Krankheitsbildern informierte und aufklärte. Außerdem war die Veranstaltung in deutscher und türkischer Sprache geplant. Durch die Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus am Wassertor konnte uns die Kiezstube am Kastanienplatz ebenfalls kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten! Im Sommer nahmen wir erstmals Kontakt zur Stadtteilbibliothek Friedrich-von-Raumer in der Dudenstraße auf. Unser Anliegen war, einmal einen Vortrag zum Thema „Wenn Eltern älter werden“ im Kreise von Bibliotheksbesuchern zu halten. Die Leiterin der Bibliothek nahm die Idee sofort begeistert auf. Und innerhalb weniger Tage war die Veranstaltung geplant und organisiert. Für 2015 sind weitere Vorträge dieser Art gewünscht. Die Berliner Pflegestützpunkte stehen vor der Herausforderung, das Recht alt gewordener ZuwanderInnen auf Beratung und Versorgung sicherzustellen. Um ihre Angebote kultursensibel auszurichten, hatten sie sich 2013 im Rahmen einer 3-tägigen Fortbildung mit den Bedürfnissen älterer ZuwanderInnen auseinander gesetzt. In den Fortbildungen zur interkulturellen Sensibilisierung entwickelten die TeilnehmerInnen der Pflegestützpunkte Antworten auf Fragen wie: Wie sieht kultursensible Beratungsarbeit aus? Wie gehe ich mit dem Eigenen und dem Fremden um? Wie können Hilfesuchende mit Migrationsgeschichte trotz Sprach- und Kulturbarrieren besser erreicht werden? Ein Mitarbeiter des Kompetenzzentrums Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe (kom-zen) begleitete drei TeilnehmerInnen (eine Teilnehmerin aus unserem Pflegestützpunkt) vor und nach der Fortbildung mit der Kamera. Der 24-minütige Dokumentarfilm wurde 2014 fertig gestellt und kann nun auf folgender Seite angeschaut werden: http://www.kompetenzzentrumaltenhilfe.de/index.php/kom-zentv Unsere Öffentlichkeitsarbeit zur Interkulturellen Öffnung der Berliner Pflegestützpunkte führte Mitte des Jahres zu einer neuen Anfrage. Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales wünscht sich, dass wir eine Schulung für die Berliner IntegrationslotsInnen anbieten. Das Thema soll lauten: „Ältere MigrantInnen als neue Zielgruppe der IntegrationslotsInnen“. So haben wir uns entschlossen, die Schulung in Zusammenarbeit mit dem kom-zen durchzuführen. Sie wird an zwei Tagen im Februar 2015 im Interkulturellen Familienzentrum des Diakonischen Werkes stattfinden. Mit unserem Schulungsangebot möchten wir bei den IntegrationslotsInnen das Interesse für die Zielgruppe ältere MigrantInnen wecken. Welche Berührungspunkte haben sie bisher in ihrer Arbeit gehabt? Stellt die Zielgruppe ein völlig neues Arbeitsgebiet dar? Wie könnten sie zukünftig die Älteren bei der Suche nach Informationen unterstützen und Aufklärungsarbeit leisten, vor allem bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit? Wir freuen uns auf die Veranstaltung! 30 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Beratung und Fortbildung ■ Pflege in Not „Manchmal schreie ich ihn nur noch an…!“ Psychologische Beratung bei Pflege in Not zunehmend gefragt Dienstagmorgen in der Bergmannstraße 44 in Berlin-Kreuzberg: Frau Hagedorn* berichtet von den letzten Tagen aus der Pflege ihres Mannes. Er ist an Demenz erkrankt und in letzter Zeit sehr unruhig. Er läuft viel in der Wohnung herum, will immer wieder die Wohnungstür öffnen und „nachhause“. Oft kann sie ihn ablenken, manchmal aber wird er sehr ungehalten. Immer häufiger weiß sie nicht mehr, wie sie ihn zurückhalten soll. Sie hat Sorge, dass er auch richtig aggressiv werden könnte, auch früher ist er manchmal schnell „aus der Haut gefahren“. Neben der restlichen Pflege ist diese Situation nun eine zusätzliche Belastung geworden und versetzt sie manchmal in Angst und Verzweiflung: Wie soll das nur weiter gehen?! Manchmal schreit sie ihn dann auch an und fühlt sich hinterher ganz elend. Ihr Hausarzt spricht inzwischen von depressiven Verstimmungen und psychosomatischen Beschwerden: dauernde Übelkeit und Kopfschmerzen. Aber schon der Gedanke, ihren Mann evtl. in einem Heim unterzubringen zu müssen, macht ihr intensive Schuldgefühle. Für besonders intensive innerpsychische Konfliktsituationen bieten wir – auch für Angehörige von Heimbewohnern und Pflegekräfte - bis zu zehn psychologische Beratungsgespräche an. Aggressionen in der Pflege können die unterschiedlichsten Ursachen haben. 15 Jahre Erfahrung bei Pflege in Not und in eigener Praxis als Psychotherapeutin ermöglichen es, recht schnell auf die zentralen Konflikte zu kommen. Wir denken, dass wir mit diesem Angebot eine inhaltliche Lücke füllen. Denn Ratsuchende schätzen es sehr, ein niedrigschwelliges (keine Anträge und lange Wartezeiten wie bei Psychotherapie) und gleichzeitig spezialisiertes Angebot für ihre Thematik zu finden. Die Nachfrage nach Gesprächsterminen ist daher 2014 ständig gestiegen. Bei Frau Hagedorn geht es in den folgenden Gesprächen darum, die Traurigkeit spüren, die hinter ihrer Wut steht. Die Traurigkeit darüber, dass sie sich von ihrem Mann, wie er früher war, immer mehr verabschieden muss. Außerdem wird klar, dass auch der Tod ihres Bruders vor zwei Jahren noch nicht verarbeitet ist. Die Krankheit ihres Mannes stand damals im Vordergrund. Nun kann sie sich die Stärke ihrer Gefühle erklären, für die sie sich vorher so geschämt hatte. Erst jetzt kann sie sich ernsthaft mit dem Gedanken vertraut machen, ihren Mann z.B. in eine Tagespflege zu geben, um ein wenig Entlastung zu finden. * Name geändert 15. Geburtstag! Am 17. Juni feierten wir unseren 15. Geburtstag, zu dem unser Grafiker Hendrik Müller-Lenhartz die herrliche nebenstehende Einladung entwarf. Das Ballhaus Rixdorf erlebte ein rauschendes Fest. Ergreifende Reden von Evi, Gabi und vielen Förderern und KooperationspartnerInnen von Senat und AOK, ein wunderbares Buffet und der Kabarettist Hubert Burghardt sorgten für gute Stimmung der ca. 120 Gäste. Schließlich ließ das „Oberkreuzberger Nasenflötenorchester“ den Saal brodeln und machte den Geburtstag auch zu einem Tanzerlebnis, von dem wir noch lange sprechen werden. ■ 15 Jahre Pflege in Not. Dazu möchten wir Sie herzlich einladen. Feiern Sie mit uns am 1 7. J u n i 2 0 1 4 15 er folg reiche Jahre unserer Beratungsund Beschwerdestelle. www.pflege-in-not.de Fachstelle für pflegende Angehörige Wer weiß schon, dass es in Berlin wohl mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche gibt, die in der häuslichen Pflege von Angehörigen eine wichtige Rolle übernehmen? Unter anderem dieser Frage stellte sich die Fachstelle für pflegende Angehörige im Jahr 2014. Der Projektleiter nahm an einem europäischen Austauschprojekt zum Thema „Pflegende junge Erwachsene“ mit dem Namen TOYAC (together for young adult carers) teil. Beteiligt waren dabei die Länder Schottland, Irland, Italien und Niederlande sowie Deutschland. &ACHSTELLE¬FàR PFLEGENDE¬!NGEHÚRIGE 31 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Beratung und Fortbildung Dabei stellte sich heraus, dass gerade die britischen Länder uns in Deutschland weit voraus sind, wenn es um die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Pflegeverantwortung geht. Den deutschen Vertretern, Professor Hanneli Döhner aus Hamburg, Benjamin Salzmann aus Berlin vom Verein „wir pflegen e.V.“ und Frank Schumann von der Fachstelle für pflegende Angehörige, wurde schnell bewusst, welchen Nachholbedarf wir in hier in Puncto Wahrnehmung für diese Gruppe haben. So fand am 12.9. die Abschlussveranstaltung der deutschen Projektgruppe für TOYAC in Berlin im AOK Gebäude in der Wilhelmstraße unter Beteiligung der Fachstelle statt. Hierzu konnten Gäste aus Schottland gewonnen werden, die sowohl Projektträgern aus Berlin, als auch den Sozialpolitischen Sprechern aller Bundestagsfraktionen das Thema näher gebracht haben. Gruppenfoto bei der Abschlussveranstaltung der deutschen Projektgruppe TOYAC Hieraus entwickelte sich für Berlin folgende Idee: im Rahmen der nächsten Woche der pflegenden Angehörigen vom 4. bis 10. Mai 2015 sollte es erstmalig eine Veranstaltung nur für Jugendliche und junge Erwachsene mit Pflegeverantwortung geben. Außerdem wurde für den Herbst 2015 ein Fachtag zu diesem Thema ins Auge gefasst. Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Beratung und Fortbildung Die Berliner Jobcenter ersticken in Formularen, Anträgen und Unterlagen. Wenn dann auch noch unkundige oder gar unwillige Bearbeitung dazukommt, leiden genau die Falschen. Denn Hartz IV ist kein Gnadenbrot, sondern ein staatlich verbriefter Anspruch. Das Berliner Arbeitslosenzentrum der evangelischen Kirche hat wie auch in den letzten Jahren den Beratungsbus der Wohlfahrtsverbände in Berlin für eine sechswöchige Jobcenter-Tour genutzt und über 1.000 Beratungen zum Thema Hartz IV, Mietkostenübernahme und zum Bildungs- und Teilhabepaket durchgeführt. Dabei hat sich der Beratungsbus der LIGA wieder einmal als ideales Mittel gezeigt, um mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen, ihnen zu helfen und sie über ihre Rechte und Ansprüche aufzuklären. Durch seine umfangreiche Ausstattung ist er ein wahrer Blickfang. Hier findet man schnell alle relevanten Informationen und das großzügige Platzangebot im Innenraum ist ideal für ausführliche und vertrauliche Gespräche. ■ LAK - Landesarmutskonferenz „Die Politiker kriegen den Hals nicht voll und wir müssen Flaschen sammeln, um halbwegs über die Runden zu kommen.“ Diese Einschätzung wurde von vielen armen Menschen geteilt, die am 25.05.2014 ein neues Europaparlament wählen sollten. Der Graben zwischen Politik und Bürger-Innen ist gerade auf europäischer Ebene ungemein groß und angesichts der aktuellen Krisen in Europa fällt es zunehmend schwer zu erkennen, wie die europäische Politik den Menschen in den Bezirken helfen kann. Berlin Die Landesarmutskonferenz Berlin hat daher auch im Jahr 2014 zur Aktion „Wir kommen wählen!“ eingeladen. Mit dabei war unter anderem Gregor Gysi, Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion im Bundestag. Er war einer der Politiker, die in diesem Sommer im Rahmen eines „Speed-Datings“ den BürgerInnen Rede und Antwort standen. So waren die letzten vier Monate geprägt von den Vorbereitungen der nächsten Woche der pflegenden Angehörigen. Im Programm konnte tatsächlich ein Kinonachmittag für junge Pflegende eingeplant und die Unterstützung neuer Partner realisiert werden. Auch der Weg für einen Fachtag im Herbst wurde noch bereitet. ■ Beratungsbus der LIGA Der Beratungsbus ist ein ideales Mittel, um vor Ort mit Menschen ins Gespräch zu kommen 32 Gregor Gysi steht den BürgerInnen beim „Speed-Dating“ Rede und Antwort „Wir kommen wählen!“ Unter diesem Motto hat die LAK von Armut betroffene Menschen im vergangenen Jahr dazu aufgerufen, sich einzubringen und die politischen Verhältnisse in der EU mitzugestalten. Denn schwierige Fragen sollen nicht in Brüsseler Hinterzimmern beantwortet werden, wenn sie verheerende Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen in den Berliner Kiezen haben. 33 Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V. | Jahresbericht 2014 Beratung und Fortbildung ■ Mobile Flüchtlingsberatung Mobile Flüchtlingsberatung als Partner der Flüchtlinge Im April 2014 hat die mobile Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werks Berlin Stadtmitte e.V. mit der 6-monatigen Beratung der ehemaligen BewohnerInnen des Flüchtlingscamps am Oranienplatz begonnen. Über 18 Monate lang hatten Geflüchtete auf dem Oranienplatz in Kreuzberg für eine aufenthaltsrechtliche Perspektive demonstriert. Sie demonstrierten gegen die Unterbringung in Lagern, für die Abschaffung der Residenzpflicht und für einen uneingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt und das Recht ihren Wohn- und Arbeitsort frei wählen zu dürfen. Eine im März 2014 zustanden gekommene „Vereinbarung“ zwischen Senat und Teilen der Geflüchteten vom Oranienplatz sicherte den TeilnehmerInnen der „Oranienplatz-Vereinbarung“ u.a. die Unterstützung im Einzelverfahren durch Beratungsteams zu. Bleiberecht für alle nach §23 AufenthG. Die Aufgabe des Beratungsteams war es für die unter die Vereinbarung fallenden Menschen ein an ihren Bedürfnissen orientiertes Beratungsangebot bereitzustellen. Das Beratungsangebot beinhaltete die Einzelfallberatung zu aufenthaltsrechtlichen Fragen, zu gesundheitlichen und sozialen Problemen und die Unterstützung der Ratsuchenden bei der Entwicklung ihrer persönlichen Schul- und Berufsperspektiven. Ziel der Beratung sollte es sein, bei der Entwicklung einer aufenthaltsrechtlichen Lebensperspektive unterstützend zu wirken. Hierfür arbeiteten die BeraterInnen je nach Einzelfall eng mit AnwältInnen, MedizinerInnen, Beratungsstellen für Ausund Weiterbildung und zahlreichen flüchtlingssolidarischen Unterstützungsgruppen und Einzelpersonen zusammen. Sie fungierten dabei als VermittlerInnen und Ansprechperson zwischen den jeweiligen PraktikerInnen und KlientInnen. Positiv hervorzuheben ist die große Unterstützung des AnwältInnenpools und der vielen ehrenamtlich Aktiven. Die Unterstützung von ehrenamtlich arbeitenden ÄrztInnen war beispielsweise elementar wichtig, da den Menschen der Zugang zur regulären Gesundheitsversorgung verwährt wurde. Die aufenthaltsrechtliche Prüfung durch die Ausländerbehörde ergab in fast 100% der Fälle eine negative Entscheidung. Neben des engen Zeitfensters zur Vorbereitung der Termine liegt der Grund für die hohe Ablehnungsquote in der restriktiven Auslegung des Rechts und dem NichtNutzen von Ermessenspielräumen. Für die Beratung und Betreuung von schutzbedürftigen Menschen bedarf es neben eines verlässlichen und transparenten Verfahrens vor allem Zeit. Zeit ist notwendig, um die für die Beratungstätigkeit notwendige Vertrauensbasis aufzubauen und um beispielsweise die Schutzbedürftigkeit durch Atteste feststellen zu lassen. Die verbindende Klammer zwischen den für eine gelingende Beratungstätigkeit notwendigen Faktoren ist der politische Wille aller Akteure. Danke für Ihr Interesse 34 Der Jahresbericht 2014 wurde erstellt unter Mitwirkung von: Evelyn Gülzow Ilka Duwe Maja Dittrich Uwe Reichwaldt Bettina Braun Amalia Karageorgou Andreas Günther Brigitte Rappert Silke Schmidt Constanze Meyne Ulrike Koch Sükran Topuz Ronald Weege Franjo Kanne-Behrens Doreen Glamann Agnes Lahl Ulrich Liedholz Maren Koch Regina Brunner Christa Gunsenheimer Gabriele Steinborn Christian Herberg Manuela Bublitz Gisela Seidel Gabi Tammen-Parr Frank Schumann Stefan Schürmann Katharina Müller Heidi Hoecker Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e. V. Wilhelmstr.115 10963 Berlin Tel.: 030 / 69 03 82 44 Fax:030 / 69 03 82 49 [email protected] www.diakonie-stadtmitte.de
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