S PE Z IAL Sonderbeilage des KompetenzNetzwerks für Frauen in der Zahnmedizin Einnahmen und Ausgaben Thema Ökonomie im Erfolgsforum PRUNK UND HISTORIE Schlösser in und um Weimar April 2015 Mut und Beharrlichkeit Eine Zahnärztin bei der Bundeswehr Save the date: Weimarer Forum 2015 25. – 27.09. I N H A LT 3 Grußwort Kerstin Blaschke 4 Weimarer Forum Nachbericht 6 Ökonomie Erfolgsforum beim Weimarer Forum 7 Porträt: Zahnmedizin im Auslandseinsatz Oberstabsarzt Christiane Reinke berichtet 8 So denken die Teilnehmer ZoRA-International macht seinen Anfang in Österreich. Die Idee von ZoRA ist es, dass sich insbesondere Frauen in der Zahnärzteschaft besser vernetzen. Denn immer mehr Frauen studieren Zahnmedizin, und die Zahlen der Absolventinnen steigen europaweit. Deshalb will ZoRA sich auf internationale Füße stellen. Im Interview mit der FVDZ-Bundesvorsitzenden Kerstin Blaschke und der Frauenreferentin der Österreichischen Zahnärztekammer, Dr. Margerita Gradl, erfahren Sie mehr über die speziellen beruflichen Interessen von Zahnärztinnen und Seite die grenzüberschreitenden Pläne des Kompetenz-Netzwerks. 12 des Weimarer Forums 9 Buchbesprechungen IMPRESSUM Filmtipp: „Die geliebten Schwestern“, „Still“, „Frühstück mit Leonard“, „Die klugen Frauen von Weimar“ ZoRA – eine Initiative des FVDZ 10 Weimarer Schlössertour 12 ZoRA-International Herausgeber Freier Verband Deutscher Zahnärzte, Mallwitzstraße 16, 53177 Bonn Bad Godesberg Redaktion Melanie Fügner, Sabine Schmitt Gestaltung GDE | KOMMUNIKATION GESTALTEN Praxisübergabe – Praxisübernahme Bildnachweis Fotolia: Seite 1 ©Marco2811, ©Kurt Kleemann, ©tansy, ©Toma Babovic; Seite 6: ©INFINITY; Seite 8: ©bittedankeschön; Seite 9: ktsdesign; Seite 10/11: ©larswieser; Seite 12/13: ©SeanPavonePhoto, ©arnoldo96; Seite 14: © pict rider, ©mandritolu, Seite 15: nmann77 16 Körpersprache Druck Druckerei Schmauch, 98593 Floh-Seligenthal macht seinen Anfang in Österreich 14 Mentoring-Treffen in Amsterdam Flamenco-Tanz oder Improvisations-Theater für Businessleute 2 GRU SSWO RT „Kompetenz schafft Perspektiven“ So lautet das Motto des diesjährigen Weimarer Forums. Denn ob die eigene Perspektive die richtige ist, ist nicht klar, wenn man nicht genau weiß, ob der Standort stimmt. Viele drehen sich immer wieder im Kreis mit Sorgen um die Zukunft und Fragen um tragfähige Entscheidungen. Denn viele sind in ihrer Praxis Einzelkämpferinnen in schwierigen Zeiten. Das ZoRA-Kompetenznetzwerk bietet eine Orientierung. Zahnärztinnen organisieren Recht und Arbeit – so heißt ZoRA mit vollem Namen, und dieser Name ist Programm. Durch den Austausch mit anderen, durch das Abwägen von Erfahrungen anderer mit den eigenen und auch durch neue Fragenstellungen erweitert jede einzelne von uns ihre Kompetenzen – ganz individuell. Neue Perspektiven ergeben sich immer wieder durch den Wechsel des Blickwinkels, durch neue Argumentationen, neue Erfahrungen. Dies gilt für die gestandenen Kolleginnen, aber auch und in besonderem Maße für die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger, deren berufliche Perspektive häufig noch unklar ist. Die Zahnmedizin ist für viele junge Menschen ein hoch attrak tives Feld. Doch schon der Zugang zum Studium ist durch den hohen Numerus Clausus enorm schwierig, und auch das Studium selbst fordert seinen Tribut. Studierende der Zahnmedizin kämpfen heute mit schwierigen Bedingungen, das Studium ist finanziell aufwändig und sehr zeitintensiv. Wer es am Ende schafft, steht vor großen Hürden – denn wo früher die Niederlassung der selbstverständliche und vorgezeichnete Weg war, gibt es heute eine Vielzahl von Möglichkeiten. Eine Lebensentscheidung für die Freiberuflichkeit zu treffen, das fällt vielen Absolventen heute schwer. Zu sehr haben sich die beruflichen Begleitumstände verändert. Es erfordert eine große Portion Mut, sich in die Selbstständigkeit zu wagen. Und ich verstehe die Ängste und Sorgen der jungen Generation, dieses Wagnis einzugehen. Die heutigen Rahmenbedingungen laden nicht dazu ein. Die persönliche Freiheit ist jedoch der Lohn für das eingegangene Risiko. ZoRA und der Freie Verband Deutscher Zahnärzte möchten gerade junge Zahnärztinnen und Zahnärzte bestärken, diesen Weg zu gehen. Wir möchten die Kompetenzen für die Perspektive Freiberuflichkeit stärken. In einem Netzwerk steht niemand allein – es ist unsere Starthilfe in die Niederlassung. Wir wollen gerade den jungen Kolleginnen und Kollegen zeigen, dass es sich lohnt, sich berufspolitisch zu engagieren, denn nur durch dieses Engagement können wir Arbeitsbedingungen für die Praxis schaffen, die die Freiberuflichkeit und damit unsere berufliche Freiheit stärken und erhalten. Denn die Freiberuflichkeit ist nicht nur eine Perspektive für die Zukunft – es ist die Perspektive, für die es sich wirklich lohnt, diesen wundervollen Beruf zu ergreifen, für den sich so viele junge Menschen begeistern. Herzlichst, Ihre Dr.–medic/IfM Timisoara Kerstin Blaschke ZoRA-Gründerin und FVDZ-Bundesvorsitzende ZoRA SPEZIAL 3 So war das 6. Weimarer Forum Zahnmedizin, Betriebswirtschaft, Umgang mit Konflikten – das 6. Weimarer Forum bot seinen Teilnehmerinnen erneut einen breiten Themenfächer an Vorträgen. Zahnärztinnen aus dem ganzen Bundesgebiet holten sich nicht nur Anregungen für ihren Berufsalltag, sie knüpften auch Kontakte und pflegten ihr Netzwerk – eine Weimarer Tradition. POLITISCH, IDEENREICH, VERNETZT Es waren kluge Frauen, die die Geschicke der Stadt Weimar lenkten: Ob die Herzogin Anna Amalia, die Zarentochter Maria Pawlowna oder auch die Hofdame und spätere Autorin Charlotte von Stein – alle verstanden es, in der thüringischen Stadt politisch zu agieren, ideenreich zu handeln und vor allem: Netzwerke zu knüpfen. „Nicht zuletzt deshalb sind Sie mit Ihrem alljährlichen Treffen hier am absolut richtigen Ort“, begrüßte Peter Kleine, Bürgermeister der Stadt Weimar, die Teilnehmerinnen des Weimarer Forums. waren aus der ganzen Republik angereist: Interessierte Studierende der Zahnmedizin, die sich Anregungen und Tipps für ihre noch junge Karriere holten, ebenso wie gestandene Zahnärztinnen, die ihre Kolleginnen gern an ihren Erfahrungen teilhaben ließen. Es ist der Netzwerkgedanke, der die Frauen regelmäßig nach Weimar führt, aber auch der Wunsch, eine Fortbildung unter Gleichgesinnten zu besuchen. „Sie sind hier in einem geschützten Raum“, erklärte Kerstin Blaschke, Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) und Initiatorin des Forums, in ihrer Eröffnungsrede. „Und ohne Männer, die ja doch eine andere Art haben, über manche Dinge zu reden“, ergänzte eine Teilnehme- rin in einer Pause. „Ohne sie sprechen wir freier miteinander.“ Bitte mehr Loyalität Aber auch unter Frauen kann es Zwist geben, Zickereien. Das machte Anja Busse deutlich. Die Rhetorikerin hat für ihre Doktorarbeit 400 Männer und Frauen zum Konfliktverhalten an ihrem Arbeitsplatz befragt und herausgefunden: 30 Prozent der Frauen arbeiteten explizit lieber mit Männern zusammen als mit Frauen. „Wir sollten uns fragen: Woran liegt das?“, so Busse. Fest steht: Frauen agieren beziehungsorientiert, wagen weniger Konfrontationen – aus Angst, sie könnten der Beziehung zu ihrem Gegenüber schaden. Die Folge: Konflikte schwelen lange unter der Oberfläche, bevor sie dann umso stärker eskalieren. „Männer sind da anders“, so Busse. 4 „Die streiten sich schnell ordentlich – und trinken nachher ein Bier zusammen.“ Die Sprachwissenschaftlerin gab Tipps für eine erfolgreichere Kommunikation: „Bringen Sie faktische Beobachtungen an statt Meinungen. Also nicht: Immer kommst Du zu spät, sondern besser: Du kommst eine halbe Stunde nach unserer verabredeten Zeit.“ Außerdem sollten Frauen ihre Gefühle und ihre Bedürfnisse genauer benennen und konkrete und umsetzbare Bitten aussprechen. Reine Psychologie Dass sich Frauen ihr ausgeprägtes Beziehungsdenken auch zunutze machen können, zeigte die n-tv-Moderatorin und Finanzexpertin Carola Ferstl. Sie ermutigte die Teilnehmerinnen, sich mit Anlagemöglichkeiten zu beschäftigen. „Früher dachten wir, die erfolgreichen Macher an der Börse seien rational denkende Roboter, die Infos ganz schnell verarbeiten könnten“, so Ferstl. „Aber das stimmt so nicht.“ Im Gegenteil: Das Geschehen an der Börse basiere auf reiner Psychologie, auf Emotionen und Beziehungen statt auf nackten Zahlen. Frauen mit ihrem Feingespür und ihrer Geduld seien deshalb die geborenen Anleger – wenn sie alles richtig machen. Auch dafür gab Ferstl Hinweise: Im Aktiengeschäft sei entscheidend, sich weder von Tagesschwankungen noch vom Herdentrieb mitreißen zu lassen. Manchmal müssten Frauen auch kaltblütig sein und eine Aktie abstoßen, wenn es nötig sei. „Das können viele Leute nicht – weshalb sie dann auf ihren Verlusten sitzen bleiben.“ Wem die Beschäftigung mit Kursverläufen und Marktentwicklungen zu zeitaufwändig sei, dem rät Ferstl zur Investition in Fonds. Und wer sein Finanzgeschick erst einmal gefahrlos austesten möchte, könne ein Musterdepot eröffnen. Die Chance, dass Frauen ihr Anlagetalent entdecken, stehen nicht schlecht. Denn, so Ferstl: „Erst kürzlich haben Studien gezeigt, dass sich Aktiendepots von Frauen besser entwickelten als jene von Männern.“ Mehr als Frauenthemen Auch wenn sich das Weimarer Forum, ausgerichtet von ZoRA, dem Zahnärztinnen-Kompetenznetzwerk des FVDZ, klar an Frauen richtet – sein inhaltliches Spektrum umfasst traditionell mehr als nur feminine Themen. Die Teilnehmerinnen – zumeist selbstständige Unternehmerinnen mit eigener Praxis – erfahren Neuheiten aus ihrem Fachgebiet sowie Tricks und Kniffe für die erfolgreiche Freiberuflichkeit. Etwa für den Fall, dass ein Patient seine Rechnung nicht bezahlen will. „Das kommt immer häufiger vor“, sagte Alexandra Pedersen vom Factoringdienst pvs-mefa Reiss. Die Gesundheitsökonomin gab umfassende Tipps für eine gelungene Abrechnung und warnte: Patienten würden pfiffiger und dreister, wüssten etwa, dass sie nicht zahlen müssten, wenn sie nichts unterschrieben hätten. „Für Sie als Zahnärztinnen heißt as: Mündlich geht gar nichts mehr“, sagte Pedersen. „Halten Sie Vereinbarungen unbedingt schriftlich fest.“ Für einen Einblick in aktuelle Entwicklungen in der Zahnästhetik hatte Kerstin Blaschke Dr. Alexander Welk eingeladen: Der Zahnmediziner aus Greifswald erläuterte Maßnahmen zur Beseitigung von Zahnverfärbungen und stellte fest: „Es ist nicht mehr up-to-date, bei einer Zahnverfärbung gleich an Restauration zu denken.“ Vielmehr sollten immer Möglichkeiten einer professionellen Zahnreinigung, Bleaching, Mikroabrasion oder Infiltration geprüft werden. Wichtig sei dabei, den Patienten umfassend zu informieren. „Aber bitte nur mit seriösen Infoflyern – nicht mit typischen Marketingbroschüren.“ Sein Kollege Dr. Jan Hajtó stellte verschiedene Formen von Frontzahnveneers vor. Der invasiven Variante steht der Münchner eher kritisch gegenüber: „Ich bin froh um jeden Millimeter, den ich nicht abtragen muss.“ Grundsätzlich strebe er an, Kronen nur noch dort aufzusetzen, wo vorher schon eine Krone vorhanden war. „Aber das muss bei jedem Patienten sorgfältig und individuell abgewogen werden.“ Außerdem merkte der Spezialist für Zahnästhetik an, dass in den meisten Fällen Rotationen vorbehandelt werden müssten. Hajtó: „Fast immer ist ein Ästhetikfall auch ein KFO-Fall.“ Reger Austausch In den Pausen und während des geselligen Abendprogramms diskutierten die Teilnehmerinnen weiter über die Vorträge und schilderten eigene Erfahrungen. Etwa zum Thema Abrechnung. „Das bekommen wir ja im Studium gar nicht gelehrt“, klagte eine Zahnärztin aus Niedersachsen, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen möchte. „Und auch die heutigen Studenten gehen meist ohne BWL-Kenntnisse in die Selbstständigkeit.“ Sie schleuse deshalb ihre Assistenzzahnärztinnen erst einmal durch betriebswirtschaftliche Seminare. Und sie selbst informiere sich regelmäßig auf Veranstaltungen wie dem Weimarer Forum über rechtliche und wirtschaftliche Feinheiten. Einen Tisch weiter berieten sich Frauen darüber, wie sie Zickenterror in ihrer Praxis von vornherein vermeiden. Manche setzten etwa auf einen Charaktermix in ihrem Team oder stellten nur Frauen mit einem gewissen Altersunterschied ein. Jeanette Müller, Zahnärztin aus Eisleben, behilft sich mit einem besonderen Trick: „Ich rufe Bewerberinnen kurz nach Eingang ihrer Unterlagen an und stelle ungewöhnliche Fragen oder lade sie zu unmöglichen Zeiten zu Vorstellungsgesprächen ein.“ An der Reaktion der Bewerberin merke sie schnell, ob sie sich „hier eine umgängliche Mitarbeiterin ins Boot hole oder eine Zicke“. Es ist klar: Sie wissen sich zu helfen – die klugen Frauen aus Weimar. Romy König, freie Journalistin ZoRA SPEZIAL 5 Erfolgsforum beim Weimarer Forum ÖKONOMIE – Zahnärzte müssen Controller und Visionäre sein Ziele definieren, Mitarbeiter führen, Zahlen im Blick behalten: Das sind nicht gerade Schlüsselqualifikationen für einen Zahnarzt. Oder doch? Beim Weimarer Forum zeigten die Referentinnen Prof. Dr. Jutta Liebelt und Diana Brendel, dass es für den beruflichen Erfolg in der Zahnarztpraxis mehr braucht als eine hervorragende Ausbildung und zahnmedizinische Expertise. Mit Zahlen beschäftigen sich Zahnärzte nicht wirklich gern – das hat Diana Brendel von der Beratungsgesellschaft fibu-doc häufig genug erlebt. „Viel zu viele verlassen sich da blind auf ihren Steuerberater“, sagt sie. Ihre Erfahrung: „Die wirklich wichtigen Zahlen haben die wenigsten im Kopf.“ Wohl deshalb wiederholt sie fast schon mantraartig: „Einnahmen, Ausgaben, Gewinn – das sind die Zahlen, mit denen Sie die Praxis steuern.“ Einfach nur die Zahl unterm Strich zu sehen, sei zu kurz gesprungen. Sie rät vor allem dazu, die Praxisausgaben auszuwerten und die Kosten an den tatsächlichen Einnahmen zu messen. „Sie müssen ihre Kennzahlen wirklich kennen“, impft Brendel ihren Zuhörerinnen ein. Die wichtigste davon ist die Rentabilität, denn nur daran lasse sich beurteilen, ob eine Praxis gut läuft. Unternehmerische Ziele in der Praxis Nickende Köpfe im Plenum, aber auch fragende Gesichter begleiten Brendels Vortrag beim Erfolgsforum. Es ist nicht immer so leicht, im Alltagsgeschäft einen Überblick zu behalten. Doch für Brendel ist ganz klar: Auch eine Zahnarztpraxis muss sich unternehmerische Ziele setzen, und „Ziele lassen sich nur mit ausreichendem wirtschaftlichen Erfolg erreichen. Doch das unternehmerische Denken ist vielen Zahnärztinnen und Zahnärzten fremd, auch wenn sie schon jahrelang niedergelassen sind und freiberuflich arbeiten. Mit Controlling betreten viele richtiges Neuland. Nicht nur erfahrene Zahnärztinnen, sondern besonders die Studenten, die nach Weimar zum Erfolgsforum gekommen sind, profitieren von dem Workshop. Sie bekommen wertvolle Anregungen für die Zeit der Niederlassung und können Anfängerfehler vermeiden. „Es ist uns ein Anliegen, neben der fachlichen Kompetenz das unternehmerische Denken und selbstständige Handeln unserer Kongressteilnehmerinnen zu stärken“, betont auch Kerstin Blaschke, Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) und Initiatorin des Weimarer Forums. Mitarbeiter mit Visionen inspirieren Um unternehmerisches Denken und Handeln geht es deshalb auch bei Jutta Liebelt, Professorin für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen an der Fachhochschule Lübeck. Sie berichtet über einen besonderen Ansatz im Qualitätsmanagement (QM), der sich gut in die Praxis einbinden lässt. „QM ist mehr als Kontrolle“, betont Liebelt. „QM ist auch das Stärken, das so genannte Empowerment von Mitarbeitern, um gut aufgestellt zu sein.“ Beim Erfolgsforum stellt sie darum das unternehmerische Führen von Personal in den Mittelpunkt und macht seine Bedeutung für sämtliche Abläufe in der Praxis deutlich: „Es geht darum, Mitarbeiter mit Visionen zu motivieren und zu inspirieren.“ Die Professorin betont: „Man muss delegieren und fordern, aber auch anerkennen und vertrauen – das ist Empowerment.“ Liebelts Aussagen stoßen nicht überall im Publikum auf Anerkennung. Denn das Frustrationspotenzial im Zahnarztalltag ist hoch. „In diesem System kann man keine Visionen haben“, widerspricht eine Zuhörerin der QM-Professorin und weist auf steigende Auflagen und Bürokratie hin, auf die Schwierigkeiten, gut ausgebildetes Personal zu finden und dass Delegation von Aufgaben nur begrenzt möglich sei. Damit ist die Diskussion um die unternehmerische Rolle des Zahnarztes eröffnet – und wird mit großem Engagement fortgeführt. Nicht immer bequem – aber sehr intensiv. Sabine Schmitt Aus dem unternehmerischen Blickwinkel: Diana Brendel (li.) und Prof. Dr. Jutta Liebelt erklären, wie es geht 6 PORTRÄT CHRISTIANE REINKE – Die Unerschrockene Nach ihrem Studium in Hamburg und Stationen Wer wie Christiane Reinke als Zahnin Rotenburg an der ärztin bei der Bundeswehr arbeitet, Wümme und in Munster sind es nun die Auslandbraucht Mut, Durchhaltevermögen seinsätze, die ihre bisund Erfindungsgeist – vor allem, wenn herige Karriere krönen. der Weg in fremde Länder führt. Auch wenn die Arbeitsbedingungen schwierig waren: Strom aus Generatoren, Behandlungen bei tropischer Hitze, ein eigens aus Deutschland angeliefer„Mutti, Du wirst jetzt einiges erfahren, was Dir nicht gefallen ter Behandlungsstuhl, der aber den langen Transport nach wird“, schickt Christiane Reinke eine Warnung ins Publikum. Afrika nicht überstand. „Da muss man sich irgendwie anders Hier, beim Weimarer Forum, wo sie gleich ihren Vortrag halten helfen, mit mobilen Einheiten zum Beispiel.“ Die 33-Jährige wird, sitzen neben Zahnärztinnen und deren Partnern auch ihre ist mittlerweile Meisterin im Improvisieren. Das macht ihr Eltern. Bewusst hat sie ihnen nicht immer alles erzählt. Hat Spaß, das treibt sie an. Ihr Erfindungsgeist macht auch vor der die gefährlichen Ausflüge zu Waisenhäusern in Mali ebenFreizeit nicht Halt. Als sie in Mali einen Kuchen backen will, so verschwiegen wie das eine Mal, als sie zwei Tage mit Pioaber keinen Teigmixer findet, bastelt sie sich einen: aus einer nieren im malischen Busch übernachtete. Doch nun wird sie Bohrmaschine. reden. Reinke ist Zahnmedizinerin und Oberstabsarzt bei der Bundeswehr, leitet seit 2013 die 21-Mann starke Sanitätsstaffel und Zahnarztgruppe im mecklenburgischen Stallberg, behandelt hier Soldaten mit Zahnbeschwerden. „Meine“ Truppe, wie sie sagt, „meine Soldaten“. Doch manchmal schickt ihr Arbeitgeber sie auch ins Ausland. Wie 2013, als sie drei Monate im afghanischen Kunduz stationiert war. Oder zuletzt, als sie zehn Wochen deutsche Soldaten in Mali zahnmedizinisch versorgte. Seit gerade mal vier Wochen ist sie wieder in Deutschland, als sie in Weimar ihren Vortrag hält. „Meine Eindrücke von Mali sind noch sehr frisch“, sagt sie. „Ich wollte etwas Anderes machen“ Sie wirft Bilder an die Wand: der Fluss Niger in der Abenddämmerung, Frauen in afrikanischen Gewändern mit Babys auf dem Rücken, Ziegen, die in Kofferräumen transportiert werden. Zu jedem Foto eine kleine Bemerkung, eine Anekdote – und die Zuhörer begreifen: Reinke ist nicht nur Ärztin, sie ist auch eine gute Beobachterin. Und sie liebt fremde Länder und Eindrücke. Abenteuer – das war auch das, was sie suchte, als sie kurz nach ihrem Abitur zur Bundeswehr ging. „Ich wollte etwas Anderes machen.“ Vor allem zog es sie zur See. Bei der Marine wurde sie im Sanitätsdienst eingesetzt – und auch wenn sie noch eine Weile an der Idee festhielt, irgendwann Sport zu studieren, so lernte sie bei ihrer Arbeit bald einen Zahnarzt kennen, der sie von der Dentalmedizin überzeugte. 7 Schon Schlimmes gesehen und erlebt Christiane Reinke wirkt gefasst und unerschrocken, wie sie da in ihrer Uniform steht, weißes Hemd, Krawatte, einen mädchenhaften Zopf in ihr langes, blondes Haar geflochten, silberne Ohrstecker, leichtes Make-up. Und doch hat die zierliche Frau schon Schlimmes gesehen und erlebt. Sie erzählt von dem afghanischen Jungen, der tagelang gefoltert worden war und dem sie mehrere Projektile aus dem Mund entfernen musste. Und von dem schwerverletzten Soldaten, den sie behandelte und über den ein amerikanischer Kollege sagte: Sie brauche nicht aufgeregt zu sein, der sterbe doch am Ende sowieso. „Ich sehe Tote und Schwerverletzte, doch meine Arbeit gibt mir Kraft.“ Überhaupt sei sie ein optimistischer Mensch. Ihre beruflichen Perspektiven sind noch offen. Sie könne sich vorstellen, bei der Bundeswehr zu bleiben, als Berufssoldatin zu arbeiten – ein Weg, den nur wenige Ärzte einschlagen. „80 Prozent der Bundeswehrärzte gehen wieder in den zivilen Dienst zurück“, berichtet sie. Aber auch das käme für sie in Frage. „Es spricht nichts gegen eine Praxis in der Erfurter Fußgängerzone.“ Und gegen ein normales, ungefährliches Leben. Ihre Mutter zumindest würde es freuen. Romy König 7 SO DENKEN DIE TEILNEHMER DES WEIMARER FORUMS ■ T INATIN PURTSKHVANIDZE-FEHLING Zahnärztin aus Stuttgart „Es war ein sehr bereicherndes Wochenende mit mit einem spannenden Programm, das perfekt organisiert, durchdacht, durchgeplant und durchgeführt wurde. Als besonders hilfreich an der Veranstaltung fand ich den Netzwerkcharakter und das Thema Mentoring. Ich wünsche mir, dass das Weimarer Forum weiter ausgebaut, von vielen unterstützt und begleitet wird. Ich möchte auch ein großes Lob an Frau Blaschke, den FVDZ-Bundesvorstand und die Mitorganisatoren des ZoRA-Forums aussprechen.“ ■ JONAS KILGER Student aus Erlangen „Ich wollte mich noch einmal ganz herzlich für die Gelegenheit bedanken, am Weimarer Forum teilnehmen zu dürfen. Es war für mich eine große Bereicherung und hat mir sehr viel Spaß gemacht.“ ■ IVONNE MARIA MALIK Studentin aus Kiel ■ ALEXANDER SCHAEFER & ALEXANDER SCHEM Studenten aus Münster „Der Kongress hat uns vom Kursangebot sehr gut gefallen. Zu jedem interessanten Themenbereich wurden Workshops angeboten, die sehr informativ und lehrreich waren. Die Vorträge im Kongresszentrum waren ebenfalls alle sehr informativ. Ein breites Spektrum an Wissen wurde vermittelt, aus den unterschiedlichsten Themenbereichen. Von der richtigen Arbeitshaltung, über Anwendungen in der Praxis (Bleaching/Veneers) bis hin zur Praxisführung (Kommunikation unter Mitarbeitern). Ein großes Plus war die Möglichkeit, viele neue Kontakte zu knüpfen. Sämtliche Kongressteilnehmer waren sehr offen und kontaktfreudig.“ ■ INGRID ASSMUS Zahnärztin aus Schwallungen „Ich finde es toll, dass sich überwiegend Frauen beim Weimarer Forum treffen. Der Austausch ist dann viel freier und offener, das ist sehr angenehm. Ich war schon mehrfach dabei, und es ist immer wieder die Themenmischung, die sehr gut ausgewählt ist, aber auch das Rahmenprogramm ist sehr gut. Ich bin auf jeden Fall das nächste Mal wieder dabei.“ 8 „Da im Studium nichts zum Thema Abrechnung gelehrt wird, wählte ich das ‚Abrechnungs-Forum’. Wir waren eine bunt gemischte Gruppe aus Zahnärztinnen, Zahnmedizinischen Fachangestellten und Studentinnen. Mit dem Thema Abrechnungen sollte definitiv jeder schon zu Studienzeiten beginnen, denn dieses Feld erlernt man nicht von heute auf morgen. Beim Weimarer Forum darf sich jeder zu jedem setzten und so sein Netzwerk aufbauen bezeihungsweise erweitern. Ich möchte mich noch bei ZoRA bedanken, macht weiter so.“ ■ HEIKE RUMP-SCHAEFER Zahnärztin aus Bad Neuenahr-Ahrweiler „Neu war, dass es erstmalig im Rahmen des Erfolgsforums eine separate Fortbildung für das Praxisteam gab. Nachmittags fanden jede Menge praktische Workshops mit praxisnahen Themen und hands-on Kursen statt und natürlich die Fachvorträge, die für mich sehr informativ sind. Dazwischen gibt es immer wieder Gelegenheit zu netten Gesprächen und beruflichen Austausch mit den Teilnehmern. Die Atmosphäre ist einfach immer wieder angenehm.“ besprechungen F I L MT I PP Geliebte Schwestern Die junge Charlotte (Henriette Confurius) lernt in Weimar den aufstrebenden Dichter Friedrich Schiller (Florian Stetter) kennen. Gemeinsam mit Charlottes Schwester Caroline (Hannah Herzsprung) verbringen die drei den Sommer ihres Lebens in Rudolstadt. Caroline ist unglücklich verheiratet und strebt nach Freiheit. Charlotte ist schüchtern und verschlossen. Es beginnt eine zarte Dreiecksgeschichte aus einer tiefen Verbundenheit und zerbrechlichen Einigkeit beider Schwestern: Die jüngere Charlotte heiratet Schiller, um die körperliche Nähe ihrer Schwester zum Dichter zu ermöglichen. Doch als Caroline ein neues Leben beginnt, wendet sich das Blatt. Das Publikum wird mit auf eine Reise in die Zeit der Weimarer Klassik genommen, die lange nicht so modern und stilvoll verfilmt wurde. cas „Die geliebten Schwestern“, Dominik Graf, ab Januar 2015 als DVD Licht anlassen Dieses Buch ist unerträglich spannend. Das ist eine Thriller-Rezensionsfloskel, aber sie ist wahr, und wer am nächsten Morgen früh raus muss, sollte den neuen Drvenkar abends nicht zur Hand nehmen, vor allem nicht, wenn er allein zuhause ist. Denn sie holen Dich in der Nacht, drei Tage später lebst Du nicht mehr. Drvenkar, der ebenso tolle Jugendbücher wie eben herzzuschnürende Thriller schreibt, wagt sich in „Still“ an ein wahrhaft grausiges Thema. Mehr sei nicht verraten. Man muss da durch. „Still“, Zoran Drvenkar, Eder & Bach, Berlin 2014, 413 Seiten, broschiert 16,95 Euro, Kindle-Edition 11,99 Euro Von Bollywood und Nervenheilanstalten Alma ist ein merkwürdiges, stilles Mädchen. Als sie 14 ist, schläft sie zum ersten Mal mit einem Mann, danach mit mehreren, gibt sich Fremden hin. Mit 20 landet sie in einer Nervenheilanstalt, ihre zwei Kinder wachsen in einer Pflegefamilie auf. Die Journalistin Eva Britsch verflicht in ihrem Debütroman „Frühstück mit Leonard“ die Lebensgeschichten verschiedener, zutiefst eigensinniger Charaktere. Da ist die kluge, herrschsüchtige Journalistin Sophie, die einen Roman über die Naziverstrickungen ihres Großvaters schreiben will und dafür in Begleitung zweier impotenter Möchtegernschriftsteller nach Delhi fährt. Da ist Almas bisexueller Sohn Anton, der in Indien eine Karriere als Bollywoodstar aufbaut. Britsch hat eine klare, lakonische Sprache von beunruhigender Präzision, gleichermaßen bitterböse und einfühlsam. Ein erstaunlich souveränes Debüt. „Frühstück mit Leonard“, Eva Britsch, CPI Books GmbH, Leck 2014, 281 Seiten, 7,20 Euro, Kindle-Kaufpreis, broschiert 12,90 Euro Künstlerfürstinnen ULRIKE MÜLLER Frauen Weimar Die klugen von Was muss damals losgewesen sein in Weimar? Mit dieser Herzogin, die Tabak schnupfte, die sich Schuhe kaufte, bis das höfische Budget hoffnungslos überzogen war, die auf mehreren Instrumenten musizierte und frühmorgens selbst die Hühner fütterte, wenn sie gerade auf ihrem Landsitz weilte. Der wurde „Musensitz“ genannt und muss ein wahrhaftiger Jahrmarkt er Inspiration gewesen sein. In 13 schwungvoll geschriebenen Porträts führt die Kulturwissenschaftlerin Ulrike Müller den Leser in das Leben bemerkenswerter Frauen ein, die in der geschichtsträchtigen Kleinstadt gelebt haben. Und weil Müller die Lebensgeschichten von so interessanten Frauen wie der hochbegabten Schauspielerin Corona Schröter oder der unkonventionellen Feministin Charlotte von Stein so unterhaltsam dahin plaudert, wird einem gleich die ganze Weimarer Klassik wieder viel lebendiger. Besonders schön: dass das Buch nicht mit der Salonkultur des 18. Und 19. Jahrhunderts endet, sondern auch Einblicke in das Leben moderner Weimarer Künstlerinnen wie etwa das der Bauhausvertreterin Friedl Dicker gibt. Regentinnen, Salondamen, Schriftstellerinnen und Künstlerinnen „Die klugen Frauen von Weimar“, Ulrike Müller, Insel Verlag, Berlin 2013, 176 Seiten, 12,95 Euro ZoRA SPEZIAL 9 Hannah Lühmann: Buch Nicht nur Dichter und Denker der Zeitgeschichte prägen die Stadt Weimar. Auch imposante Liegenschaften, barocke Schlösser und prunkvolle Bauten, in denen Anna Amalia, Goethe und Co. residierten, sind beeindruckende Spuren des geistigen Zentrums im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Die Mehrzahl der Objekte, die seit 1998 zu den UNESCO-Weltkulturdenkmälern zählen, ist im Besitz der Klassik Stiftung Weimar. Sie kümmert sich um Denkmalpflege und die Abstimmung mit Architekten, Landschaftsarchitekten, Ingenieuren, Gutachtern und Restauratoren. Klassik Stiftung Weimar © Dreßler, Roland Schlössertour in und um Weimar Burgplatz 4 · 99423 Weimar Öffnungszeiten 1.1.–29.3. Di Mi Do Fr Sa So|9:30|16 Uhr 30.3.–25.10. Di Mi Do Fr Sa So|9:30–18 Uhr 26.10.–31.12. Di Mi Do Fr Sa So|9:30–16 Uhr Regelmäßige Führung Sa|11–12 Uhr Stadtschloss mit Schlossmuseum Klassik Stiftung Weimar © Schuxk, Maik Am Palais 3 · 99423 Weimar Öffnungszeiten 1.1.–29.3. Di Mi Do Fr Sa So|10–6 Uhr 30.3.–25.10. Di Mi Do Fr Sa So|10–8 Uhr 26.10.–31.12. Di Mi Do Fr Sa So|0–16 Uhr Regelmäßige Führung So|11–12 Uhr Wittumspalais Das barocke Stadtpalais liegt in Weimars Zentrum. Langjährige Bewohnerin war die Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach. Sie erwarb das Wittumspalais 1774, nachdem das Residenzschloss durch einen verheerenden Brand unbewohnbar geworden war. Die ursprünglich dazugehörenden Gartenanlagen mussten der Bebauung des Theaterplatzes zu Beginn des 19. Jahrhunderts weichen. In den 1870er Jahren ließ Großherzog Carl Alexander das Wittumspalais sanieren und ein Museum für Anna Amalia einrichten. Das Weimarer Stadtschloss war die Residenz der Herzöge von Sachsen-Weimar und Eisenach. Es hat sich in über 500-jähriger Bauzeit entwickelt. Die am Ufer der Ilm liegende Anlage ging aus einer mittelalterlichen Wasserburg hervor und wurde Ende des 10. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Verschiedene Brände erforderten seit dem 15. Jahrhundert immer wieder den Wiederaufbau. An einem war auch Johann Wolfgang von Goethe maßgeblich beteiligt. Die Höhepunkte der klassizistischen Prunkräume sind das Gentzsche Treppenhaus, der Festsaal und die Dichterzimmer im Westflügel. Seit 1923 wird das Stadtschloss als Museum genutzt. Das ist im Nord-, Ost- und Westflügel des ehemaligen Residenzschlosses eingerichtet. Zu sehen ist eine Sammlung europäischer Kunst vom Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts mit Cranach-Galerie, Werken des Klassizismus, der deutschen Romantik, der Weimarer Malerschule und des französischen Impressionismus. Die Kunstsammlung ist in die historischen Schlossräume mit ihren teils originalen Raumausstattungen eingebettet. Zu Lebzeiten ließ diese die Innenräume umgestalten. Es entstanden Deckenmalereien im Festsaal und in den Privaträumen. Zahlreiche Büsten, Ölgemälde und Aquarelle zeigen Mitglieder der herzoglichen Familie, des Hofstaates sowie Gäste aus dem In- und Ausland. Im Roten Salon, dem Dichterzimmmer, befinden sich weitere Porträts. Der Speisesaal, das so genannte Tafelrundenzimmer, diente Anna Amalia als Ort geselliger Abendveranstaltungen. Einen Höhepunkt bildet die nahezu authentische Einrichtung des Grünen Salons, einst Wohnzimmer der Herzogin, im frühklassizistischen Stil. Park an der Ilm · 99423 Weimar Öffnungszeiten 26.10.2014–30.03.2015 geschlossen 30.3.–25.10. Mo Mi Do Fr Sa So|10–18 Uhr Klassik Stiftung Weimar © Hauspurg, Jens Römisches Haus Am steil abfallenden Hang des Parks an der Ilm entstand Ende des 18. Jahrhunderts unter der Leitung von Goethe das Römische Haus als Refugium für Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. Der Bau zeigt sich als aufgesockelter Prostylos mit einer viersäuligen ionischen Vorhalle. Von der Ilmaue aus blickt man auf einen rustizierten Unterbau, dessen Halle von massiven dorischen Säulen getragen wird. Der tempelartige Bau erweckt den Eindruck, als sei er auf den Ruinen eines antiken Bauwerks errichtet worden. Das Römische Haus gilt als klassizistisches „Musterhaus“ der architekturtheoretischen Überlegungen Goethes vor dem Hintergrund seiner Italienreise. Nach der Restaurierung des Römischen Hauses 1999 wurde auf jegliches Mobiliar verzichtet, da die Originalausstattung nicht rekonstruiert werden konnte. So bietet sich heute ein unverstellter Blick auf die klassizistische Innendekoration. Besichtigt werden können die Vorhalle, die auch als Speisezimmer diente, der Blaue Salon, Schauplatz festlicher Geselligkeit sowie der Gelbe Salon, das Arbeitszimmer des Herzogs. 10 Klassik Stiftung Weimar © Hauspurg, Jens Im Schlosshof 3 07407 Uhlstädt-Kirchhasel OT Großkochberg Öffnungszeiten 30.3.–25.10. Mo Mi Do Fr Sa So|10–18 Uhr Regelmäßige Führung durch den Schlosspark April bis Oktober jeden 3. Sonntag im Monat,11 Uhr. Schloss, Park und Liebhabertheater Kochberg Ein einzigartiges Kleinod ist das Liebhabertheater, mit dem sich Carl von Stein nach Weimarer Vorbild einen eigenen Musenhof auf dem Landsitz schuf. Das klassizistische Theater mit seinem Säulenportikus gehört zur Europastraße Historische Theater. Klassik Stiftung Weimar © Babovic, Toma Weimar-Belvedere 99425 Weimar Öffnungszeiten 30.3.–25.10. Di Mi Do Fr Sa So|10–18 Uhr Orangerie Belvedere, Pflanzensammlung Langes Haus 1.1.–28.2. Mi Do Fr Sa So|11–16 Uhr 1.3.–27.4. Mi Do Fr Sa So|11–17 Uhr Regelmäßige Führung durch den Park 30.3.–25.10. So|11–12 Uhr Schloss und Park Belvedere Im Süden von Weimar erhebt sich auf einer Anhöhe das Schloss Belvedere, umgeben von einem 43 Hektar großen Park. Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar und Eisenach ließ hier eine barocke Sommerresidenz einschließlich Orangerie sowie Lust- und Irrgarten errichten. Seit 1923 ist das Schloss Belvedere ein Museum für das Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts. Die Schlossanlage ist von seitlichen Kavaliershäusern und Stallungen umgeben, die ihr die zeittypische Form absolutistischer Anwesen verleihen. Nach dem Tod Ernst Augusts begannen die Parkanlagen zunächst zu verfallen. Erst mit den Aufenthalten der Herzogin Anna Amalia erhielt es seine ursprüngliche Bedeutung zurück. Klassik Stiftung Weimar © Hauspurg, Jens Rund 30 Kilometer südlich von Weimar liegt der ehemalige Landsitz der Familie von Stein, der durch die Liebe Goethes zu Charlotte von Stein berühmt wurde. Das Rittergut ist fast vollständig erhalten mit Schloss, Park, Gärtnerei, Patronatskirche, umgebenden Hofgebäuden und einem frei stehenden Theater. Das Wasserschloss wurde im Stil der Renaissance erbaut. 1733 ging Kochberg in den Besitz der Freiherren von Stein über. Charlotte von Stein und ihr ältester Sohn Carl machten es später zu einem musischen und geselligen Zentrum. Das Museum erinnert an Goethes Besuche. In dem Raum, in dem er bei seinen Aufenthalten gewohnt haben soll, ist der Schreibschrank des Dichters zu bewundern. Weitere Räume mit Möbeln und Kunstgegenständen aus dem Originalbestand lassen das Interieur der Goethe-Zeit wieder aufleben. Hauptstraße 14 99425 Weimar-Tiefurt Öffnungszeiten 30.3.–25.10. Di Mi Do Fr Sa So|10–18 Uhr Schloss und Park Tiefurt 1776 zog Prinz Friedrich Ferdinand Constantin in das Gebäude. Nach dem Ausbau des ursprünglichen Pächter hauses zu einem Landschlösschen legte er mit seinem Erzieher einen englischen Landschaftspark an. Es entstanden geschlängelte Wege, Parkarchitekturen, Sitzplätze und Anpflanzungen. Später verlegte Herzogin Anna Amalia ihren Sommersitz nach Tiefurt und setzte die Parkgestal tung fort. Es entstanden das Leopold-Denkmal, der Kenotaph für den früh verstorbenen Constantin, das MozartDenkmal und der Herderstein sowie der Musentempel und das Teehaus. Tiefurt avancierte zum Musenort für die Weimarer Hofgesellschaft und Gäste. Das gesellige Leben war von Aufführungen und literarischen Abenden geprägt. Nach der Plünderung des Schlosses durch französische Truppen und dem Tod Anna Amalias wurde es still. Erst als der Hofgärtner Eduard Petzold den Park erneuerte, erhielt Tiefurt seine ursprüngliche Bedeutung zurück. Heute erinnern Kunstwerke an die Italienreise Anna Amalias. Skulpturen, Büsten und Porzellane zählen zu den kunsthandwerklichen Höhepunkten. Herzog Carl August betrieb in Belvedere gemeinsam mit Goethe pflanzenkundliche Studien. Es entstand ein Botanischer Garten mit rund 7900 Pflanzenarten. Später wurde das Areal in einen Landschaftspark nach klassischromantischer Prägung mit geschlängelten Wegen und einer Vielzahl von Schmuckplätzen und Parkarchitekturen umgestaltet. Im Schloss Belvedere gibt es ein Museum für Kunsthandwerk. ZoRA SPEZIAL 11 ZoRA-International macht seinen Anfang in Österreich Gemeinsam Stärke zeigen „Raus aus der Kuschelecke“ – mit diesem Aufruf in einem Aufsatz über die steigende Zahl der Zahnmedizin-Absolventinnen rüttelte die heutige Bundesvorsitzende des Freien Verbandes deutscher Zahnärzte (FVDZ) Kerstin Blaschke die männlich dominierte Zahnärzteschaft vor mehr als zehn Jahren in Deutschland wach. Sie gründete das Frauen-Kompetenznetzwerk ZoRA, rief das Weimarer Forum ins Leben, schuf ein Mentoring-Programm – und sorgte auf vielen Ebenen dafür, dass Zahnärztinnen sich beruflich vernetzen. Im Nachbarland Österreich hat es etwas länger gedauert, bis die Frauenpower in der Zahnärzteschaft angekommen ist. Doch auch in der Alpenrepublik zeichnet sich derselbe Trend wie in Deutschland ab: Der Frauenanteil in der Zahnärzteschaft steigt. Die Österreichische Zahnärztekammer hat deshalb ein Referat für Frauenangelegenheiten und Gleichstellung geschaffen. Es wird von Dr. Margarita Gradl geleitet, die sich darum kümmert, die speziellen Interessen von Zahnärztinnen zu vertreten. Sie teilt den Gedanken, dass Netzwerke besonders für Frauen wichtig sind – auch über Ländergrenzen hinweg. In Wien haben sich Kerstin Blaschke und Margarita Gradl getroffen, um das ZoRA-Netzwerk auf internationale Füße zu stellen. „Zahnärztinnen organisieren Recht und Arbeit“ – so heißt das ZoRA-Kompetenznetzwerk in voller Länge. Warum brauchen Frauen ein spezielles Netzwerk dafür? Blaschke: Für viele Männer ist Networking ganz normal. Das wird schon immer und auf allen Ebenen betrieben, ohne viele Worte darum zu machen. Für Frauen ist das eine Art geschlossene Gesellschaft, in die es schwierig ist, hineinzukommen. Nicht zuletzt ist das meiner Ansicht nach der Grund, dass so wenige Frauen sich in die Berufspolitik trauen. Mit dem ZoRA-Netzwerk bündeln wir Interessen, es gibt einen Austausch von Erfahrungen und Kompetenzen, aus dem wieder Neues entstehen kann. Wie beispielsweise das Weimarer Forum oder auch das Mentoring-Programm. Wichtig ist mir dabei: Wir sind offen für alle, die unsere Idee unterstützen und lassen niemanden vor der Tür stehen. Gradl: Für uns in Österreich ist so ein Netzwerk absolutes Neuland, auf das wir uns begeben. Wir müssen die neugeschaffenen Frauenreferate jetzt erst einmal beleben – und das wollen die Referentinnen nicht als Alleinkämpferinnen tun. Der hohe Frauenanteil in der Zahnärzteschaft bedeutet für uns neue Herausforderungen, an das Berufsrecht und auch an die Bestimmungen des Kassenvertrags. Wir sind sehr froh, wenn uns an ein gut funktionierendes Netzwerk wie das ZoRA-Netzwerk andocken können. Die Problematik für die Zahnärztinnen ist in Deutschland wie in Österreich sehr ähnlich und der schwierige Zugang zum politischen Engagement auch. Besonders charmant ist für mich der Gedanke, dass dieses Netzwerk nicht nur auf Frauen fokussiert, sondern breit aufgestellt ist. Wobei es ja gerade in Fragen der Niederlassung erheblich Unterschiede zu Deutschland gibt. Gradl: Ja, sicher. In Österreich ist eine Anstellung junger Zahnärzte nicht möglich. Es gibt auch nicht so etwas wie die zweijährige Assistenzzeit wie in Deutschland. Freiberuflichkeit muss aber eine freie Entscheidung sein, die wir stärken und fördern wollen. Wir müssen da Modelle entwickeln, wie gerade Frauen sich ihre Berufstätigkeit organisieren können und wie sie einen Einstieg in die Selbstständigkeit finden. Jobsharing, großzügige Vertretungsmöglichkeiten, Modelle von Praxisgemeinschaften, an Frauen angepasste Fortbildungsmöglichkeiten – all das wird in Zukunft immer wichtiger. Frauen haben es schwerer in den Beruf zu kommen, weil noch immer die Belastung höher ist. Da ist Deutschland schon weiter als Österreich. Blaschke: In Deutschland haben die jungen Zahnärzte und Zahnärztinnen sicherlich andere Wahlmöglichkeiten, das ist schon richtig. Allerdings ist die Freiberuflichkeit 12 und die Niederlassung unser großes und übergeordnetes Thema und Ziel. Wir sehen in Deutschland wie in Österreich die zunehmende Gefahr der Verstaatlichung des Gesundheitssystems durch immer mehr dirigistische Eingriffe. Dort sehen Sie auch den Ansatz für ein gemeinsames Netzwerk auf europäischer Ebene? Blaschke: Die Freiberuflichkeit muss auf großer Ebene besprochen und auch verteidigt werden. Es gibt die gesetzlichen Eingriffe auf der Länderebene der EU-Mitgliedsstaaten, aber zunehmend erlangen die Vorgaben aus Brüssel, sei es als Richtlinien oder als Verordnungen, an Bedeutung. Dem müssen wir Rechnung tragen, indem wir uns einschalten. Für uns ist es gut, wenn wir länderübergreifend schauen, wie es anderswo läuft. Was ist gut in den anderen Systemen? Was wollen wir nicht? Wo können wir voneinander lernen und profitieren? Das kann in einem internationalen Netzwerk ganz ohne Krampf und Kampf geschehen – der Austausch ist wichtig. Gradl: Die Rahmenbedingungen werden ja durch immer mehr Absolventinnen verändert. Das ist in den meisten europäischen Ländern gleich. Und es wird leichter, unsere Ziele zu erreichen, wenn wir kooperieren. Der wesentlichste Grund, warum Frauen weniger in der Standespolitik engagiert sind, ist das Zeitproblem. Denn Frauen haben durch ihre Aufgaben in der Familie weniger Zeit sich mit der Standespolitik zu beschäftigen. Je mehr Frauen sich zusammenschließen, umso besser können sie ihre eigenen Interessen vertreten. Dazu dient so ein Netzwerk. Wir können gemeinsam Modelle entwickeln, wir Frauen ihre Arbeit organisieren. Was kann so ein Netzwerk leisten? Blaschke: Man ist ja nirgendwo freier als in der eigenen Praxis. Das ist meine feste Überzeugung. Das ZoRANetzwerk will gerade den jungen Kolleginnen Mut machen, sich diese Freiheit zu nehmen und sich nicht einschüchtern zu lassen. In einem Netzwerk ist die Schwelle, sich berufspolitisch zu engagieren nicht so hoch, wie es beispielsweise in festen Verbandsstrukturen der Fall ist. ZoRA will auch dazu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen. Wir versuchen, dies generationenübergreifend zu verbinden, durch Erfahrungsaustausch, durch speziell zugeschnittene Seminare oder Veranstaltungen wie das Weimarer Forum. Wir bereiten da ein Stück weit den Weg für die nachkommende Generation und begleiten sie. Das ist unsere Verantwortung, denn sonst übernehmen die staatlichen Strukturen die Oberhand. Gradl: Wir schauen da auch ganz deutlich über die Grenze nach Deutschland und sehen, was sich dort getan hat in den vergangenen Jahren. Von diesen Erfahrungen können wir in Österreich profitieren. Und dieser Erfahrungsaustausch ist sehr wertvoll. Da leistet das Netzwerk, dass eben nicht jeder Inhaber oder jede Inhaberin einer Ordination (Praxis) auf sich allein gestellt ist, sondern dass er oder sie Gleichgesinnte um sich herum hat. Das ist eine wertvolle Unterstützung für die Freiberuflichkeit. Das beginnt schon in der Studentenzeit und geht weit hinein in die Niederlassung. Und es werden in den nächsten Jahren immer mehr Absolventinnen der Zahnmedizin. Das nimmt überall in Europa zu. Das ist die politische Seite. Gibt es auch eine ökonomische? Gradl: Die gibt es selbstverständlich auch. Weiterbildung zu Praxismanagement und Finanzierung muss es natürlich auch geben. Das übernehmen ja auch die zahnärztlichen Verbände, wie bei uns der Zahnäztliche Interessenverband Österreich. Darüber hinaus kann es aber auch den Austausch in kleineren Zirkeln geben. Blaschke: Im FVDZ gibt es ja einen großen Bereich Ökonomie, in dem Seminare und Kongresse zu wirtschaftlichen Themen angeboten werden. Speziell für die jüngere Generation legen wir unseren Fokus auf die Thematik der Praxisübernahme und Praxisübergabe. Wir wissen, dass die Risikofreudigkeit der jungen Generation nicht sehr ausgeprägt ist. Diese Problematik ist auch in anderen Ländern verbreitet. Wir wollen da länderübergreifend ermutigen, den Weg in die Freiberuflichkeit zu wagen. Der Rahmen in einem Netzwerk ist dafür der richtige. Interview: Sabine Schmitt ZoRA SPEZIAL 13 ZoRA-Mentoringtreffen zu Praxisabgabe — Praxisübernahme Es ist eine Frage, die viele junge Zahnärztinnen und Zahnärzte umtreibt: Kann ich mich in Zeiten wie diesen tatsächlich nieder lassen? Freiberuflich arbeiten? Risiken eingehen? Und umgekehrt stellt sich den gestandenen älteren Kollegen die Frage: Wie finde ich einen guten Nachfolger für meine Praxis? Ist sie tatsächlich ein sicherer Teil meiner Alterversorgung? Wie schaffe ich den Übergang nach dem Arbeitsleben? Mehr und mehr wird der früher so selbstverständliche Ge nerationswechsel in der Zahnarztpraxis, die Übergabe des Staffelstabs an die Jüngeren, zu einem Politikum. Das The ma „Praxisübergabe – Praxisübernahme“ steht deshalb beim ZoRA-Kompetenznetzwerk wie auch beim Freien Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) in diesem Jahr im Mittelpunkt. Generationswechsel in der Praxis Das diesjährige Mentoringtreffen des ZoRA-Netzwerkes Ende April in Amsterdam steht ganz im Zeichen des Generations wechsels. Die Praxisübergabe ist ein Thema, das wie geschaf fen ist für den Austausch unter den Generationen: Die älteren Teilnehmer des Treffens wollen ihre Praxis abgeben und ha ben wertvolle Erfahrungen gesammelt, die sie der jüngeren Das 3. berufspolitische ZoRA-Mentoringtreffen findet von 24. bis 26. April in Amsterdam und Haarlem statt. Programmdetails finden Sie unter www.zora-netzwerk.de. Bei Fragen zur Veranstaltung steht Ihnen Frauke Garstka (FVDZ-Bundesgeschäftsstelle) unter der Telefonnummer 0228 855732 oder per E-Mail unter [email protected] zur Verfügung. 14 Generation weitergeben können. Gleichzeitig können Sie Mut zur Niederlassung machen. Die Jüngeren wollen eine Praxis übernehmen, wägen das Für und Wider ab – und mit wem könnten sie das besser als mit gestandenen Kollegen, die aus der Freiberuflichkeit kommen? Im Austausch kön nen die Jungen der älteren Generation erklären, worauf es ihnen beim Kauf einer Praxis ankommt. Fundierte Hilfe Für all ihre Fragen beim Abwägen von Chancen und Risiken erhalten sowohl die potenziellen Praxisübergeber wie auch die -Übernehmer fundierte Hilfe von namhaften Referenten der FVDZ Akademie. Monika Brendel von FIBU-doc-Praxis management wird mit der älteren Teilnehmergruppe über die grundsätzlichen Überlegungen zur Praxisabgabe spre chen. Dabei geht es um den zeitlichen Ablauf der Vorberei tung, die Ermittlung des Praxiswertes und auch steuerliche Überlegungen. Diana Brendel, ebenfalls von FIBU-doc-Pra xismanagement und Tochter von Monika Brendel, wird mit der Gruppe potenzieller Praxisübernehmer über Chancen und Risiken der Praxisübernahme reden und die richtige Vorbereitung der wichtigen Lebensentscheidung. FVDZ-Jus tiziar Michael Lennartz stellt in zwei weiteren Seminarteilen eine erfolgreiche Praxisübergabe und auch die -übernahme auf rechtlich sichere Füße. Sabine Schmitt Kompetenz schafft Perspektiven Eine gute Perspektive ist oft nur eine Frage des richtigen Standpunktes. Wo ließe sich dieser besser finden als beim Weimarer Forum, das in diesem Jahr unter Motto „Kompetenz schafft Perspektiven“ steht? Es ist genau die Themenmischung zwischen Zahnmedizin und Medizin, Betriebswirtschaft, Recht und Work-LifeBalance, aus der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich selbst und ihre Praxis unter einem neuen Blickwinkel sehen können. Erfolgsperspektive Freitag, 10.00 –13.00 Uhr Das Erfolgsforum am Freitagvormittag beschäftigt sich in diesem Jahr zunächst mit dem Thema Praxisabgabe – Praxisübernahme – Kooperationen. Diana Brendel von FIBU-doc-Praxismangement hat die richtigen Tipps für eine gelungene Übernahme für die junge Zahnärzteschaft parat und erläutert darüber hinaus für die Abgabewilligen die nötigen Vorbereitungen, aber auch Fallstricke im Abgabeprozess der Praxis. Der Hamburger Strafrechtler Dr. Oliver Pragal wird im Anschluss über Korruption in der Zahnarztpraxis sprechen. Was ist korruptives Verhalten? Wo beginnt Korruption? Was ist verboten, was erlaubt? Mit seinem Vortrag wird er die Unsicherheiten beseitigen, die das neue Antikorruptionsgesetz für Heilberufe aufwirft. Praxisperspektive Samstag, 10.45 Uhr „Gesunde Zähne ein Leben lang – wenn da nur die Genetik nicht wäre“ – so bringt die Zahnärztin Dr. Stefanie Feierabend, die an den genetischen Grundlage seltener Erkrankungen mit Bezug zur Mundhöhle forscht, ihren Vortrag auf den Punkt. Durch eine gute Prävention ist Karies heute auf dem Rückzug, doch es gibt eine nicht kleiner werdende Gruppe von Patienten, die entweder mit einem Gen-Defekt auf die Welt kommen und vollständig erkrankte Zähne aufweisen. Ein Blick in die Familiengeschichte bringt oft Aufschluss. Feierabends Vortrag thematisiert die häufigsten Strukturanomalien der Zähne, deren Differenzialdiagnosen, sowie mögliche Präventions- und Therapieansätze. Lebensperspektive Samstag, 12 Uhr „Am liebsten geht’s mir gut!“, lautet der Titel des Vortrags Astrid Vlamynck, Fachärztin für psychosomatische Medizin. Wem geht es wohl nicht so? Sie wird mit ihrem interaktiven, erfahrungs- und erlebnisorientierten Referat dafür sorgen, dass das erwünschte Wohlbefinden eintritt – auch in der Zahnarztpraxis. Mit dem Ansatz der energetischen Psychotherapie lässt sie die Sinne (wieder) tanzen und betreibt multisensorische Burnout-Prophylaxe. Sie bietet ein bisschen Theorie und viel Praxis und lässt die Teilnehmer die Wirksamkeit multisensorischer Behandlungselemente aus der Energetischen Psychologie erleben. Sie sollen diese schnell und sanft wirkenden Möglichkeiten zur neurophysiologischen Stressregulation ganz direkt erfahren. - Seminare 2015 S PE Z IAL Steh auf! – Wie führe ich mich selbst? 08./09.05.2015 Hannover Referenten: Boris Grundl und Attila Vuran Leading simple – die 3 Säulen zur Menschenführung 04./05.09.2015 Heidelberg Referenten: Boris Grundl und Attila Vuran Rhetorik-Intensivtraining 20.06.2015 Berlin | 07.11.2015 Bonn | 14.11.2015 Frankfurt Referent: Peter Edwin Brandt, Tübingen Viel arbeiten und trotzdem gut leben: Dem Burnout keine Chance! 27. /28.11.2015 Berlin Referentin: Dr. med. Sabine Schonert-Hirz, Berlin Ergonomisch Arbeiten – Arbeitskraft erhalten 27.06.1205 Bonn Referent: Manfred Just (Sportwissenschaftlicher und Ergonomieberater), Forchheim Nähere Informationen unter: www.zora-netzwerk.de ZoRA SPEZIAL 15 25.–27.09.2015 Das Programm zum 7. Weimarer Forum auf einen Blick MIT EINEM STARKEN AUFTRITT ZUM ERFOLG „Bauch rein, Brust raus“, „Steh gerade, Kind“ – die mehr oder weniger gut gemeinten Ratschläge hat wohl jeder noch von früher im Ohr. Doch so ungern man sich daran erinnert, es ist etwas dran: Wer die Schultern zurücknimmt und sich aufrichtet, strahlt Selbstbewusstsein aus. Wer auf zwei Beinen steht und nicht zappelt, zeigt Sicherheit und Kompetenz. Der Körper spricht eine deutliche Sprache und ist beredter als tausend Worte. Vor allem im Beruf ist der Erfolg oft nur eine Frage der Haltung. Ein leicht geneigter Kopf, ein Blick von schräg unten, eine eingedrehte Fußspitze – und das Ding ist gelaufen. Noch bevor überhaupt ein einziges Wort gefallen ist, egal ob im Gespräch mit dem Chef, mit Mitarbeitern oder Patienten. 200 bis 300 Millisekunden dauert es maximal, bis die Botschaft übermittelt ist, haben Studien zur Körpersprache festgestellt. „Wir sind Augentiere“, sagt Körpersprache-Experte Stefan Verra. „90 Prozent dessen, was wir wahrnehmen, kommt als Sinneseindruck über die Augen.“ Deshalb ist der Körper in der Kommunikation so entscheidend. Und Körper, Hände, Füße und Gesicht sind schnell, laut und deutlich. „Die innere Haltung zeigt sich immer sofort an der äußeren Haltung“, sagt Verra. Vor allem Frauen seien in einem engen Korsett sozialisiert, hat Kommunikationstrainerin Agnes Berger festgestellt. „Frauen machen sich oft kleiner.“ Und sie zeigen Unterwerfungsgesten, wie den schrägen Kopf oder Unsicherheit, wie eingedrehte Füße. Sie machen schnelle und kleine Bewegungen, sie nicken häufig zur Bestätigung mit dem Kopf – ein Killer für die souveräne Haltung. „Das ist aber nicht angeboren, sondern anerzogen“, sagt Diplom-Psychologin Berger. Ein Dilemma, dem Berger auf besondere Weise entgegenwirkt: Die ausgebildete Flamenco-Tänzerin benutzt Elemente des Tanzes, um Frauen für einen starken Auftritt im Beruf zu trainieren. „Beim Flamenco muss man sich groß machen, aufrichten, Raum nehmen und das auch noch ganz laut“, ALLES EINE FRAGE DER HALTUNG sagt sie. Übersetzt heiße das: „Hier bin ich, das kann ich, das ist meine Leistung.“ Und das zeigt Berger auch selbst. Sie ist klein, schmal und zierlich, doch nicht nur im FlamencoLook, sondern auch im Hosenanzug ist sie unübersehbar kraftvoll, energiesprühend und präsent. Mit Gesten aus dem Flamenco übt die Trainerin mit ihren meist weiblichen Klienten genau diese Präsenz zu zeigen – und Selbstbewusstsein. Denn nicht nur die innere Haltung beeinflusst die äußere, sondern auch umgekehrt. Es ist eine Art Handwerkszeug, das sie den Frauen mitgibt. „Kleine Hebel für die Handtasche“, nennt sie das. Stehen, Schauen, Kopfhaltung – damit ist schon viel gewonnen. „Wer erfolgreich sein will, muss sich trauen, Raum zu nehmen“, sagt Berger. Sie trainiert, Pausen auszuhalten und Blicke. Sie fordert große Gesten und lautes Fußaufstampfen – wie beim Tanzen. Mit einem Training ist es allerdings nicht getan, denn um eingeübte Körperhaltungen zu verändern, braucht es Zeit. Berger nennt dies „neue Trampelpfade im Gehirn anlegen“, wenn sich neuronale Netze im Hirn neu verknüpfen. Und das heißt: üben, üben, üben – im Alltag. „Das geht immer und überall“, ist die Kommunikationstrainerin überzeugt. Ein kleiner Haltungscheck sei immer möglich. „Sechs Monate Training sorgen für neue Gewohnheiten“. Um die Körpersprache auf Vordermann zu bringen, sollte man Dinge zu tun, die man nicht von vornherein kann, sondern Neues ausprobieren, empfiehlt auch Körpersprache-Experte Verra. „Nur wer eine gewisse Vielfalt beherrscht, kann diese dann auch körperlich zeigen“, ist er überzeugt. Allerdings: Aus dem schüchternen Reh wird auch mit viel Training kein Löwe werden, der lautstark durch die Savanne brüllt, doch körpersprachlich geht es vor allem darum, alte Systeme zu durchbrechen. „Man fängt mit Kleinigkeiten an und beobachtet dann schon mal die Wirkung“, rät Psychologin Berger. Wer an seiner Körpersprache arbeite, verändere vor allem auch seine innere Haltung. „Und wenn ich die verändere, werden sich die Reaktionen zu mir ändern.“ Sabine Schmitt
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