SPEZIAL - Zora

S PE Z IAL
Sonderbeilage des KompetenzNetzwerks für Frauen in der Zahnmedizin
Einnahmen und
Ausgaben
Thema Ökonomie
im Erfolgsforum
PRUNK UND
HISTORIE
Schlösser in
und um Weimar
April 2015
Mut und
Beharrlichkeit
Eine Zahnärztin bei
der Bundeswehr
Save the date:
Weimarer Forum 2015
25. – 27.09.
I N H A LT
3
Grußwort
Kerstin Blaschke
4
Weimarer Forum
Nachbericht
6
Ökonomie
Erfolgsforum beim Weimarer Forum
7  Porträt: Zahnmedizin
im Auslandseinsatz
Oberstabsarzt Christiane Reinke berichtet
8  So denken die Teilnehmer
ZoRA-International macht seinen Anfang
in Österreich. Die Idee von ZoRA ist es, dass sich
insbesondere Frauen in der Zahnärzteschaft besser
vernetzen. Denn immer mehr Frauen studieren Zahnmedizin, und die Zahlen der Absolventinnen steigen
europaweit. Deshalb will ZoRA sich auf internationale
Füße stellen. Im Interview mit der FVDZ-Bundesvorsitzenden Kerstin Blaschke und der Frauenreferentin
der Österreichischen Zahnärztekammer, Dr. Margerita Gradl, erfahren Sie mehr über die speziellen
beruflichen Interessen von Zahnärztinnen und
Seite
die grenzüberschreitenden Pläne des Kompetenz-Netzwerks.
12
des Weimarer Forums
9
Buchbesprechungen
IMPRESSUM
Filmtipp: „Die geliebten Schwestern“,
„Still“,
„Frühstück mit Leonard“,
„Die klugen Frauen von Weimar“
ZoRA – eine Initiative des FVDZ
10 
Weimarer Schlössertour
12 
ZoRA-International
Herausgeber
Freier Verband Deutscher Zahnärzte,
Mallwitzstraße 16, 53177 Bonn Bad Godesberg
Redaktion
Melanie Fügner, Sabine Schmitt
Gestaltung
GDE | KOMMUNIKATION GESTALTEN
Praxisübergabe – Praxisübernahme
Bildnachweis
Fotolia: Seite 1 ©Marco2811, ©Kurt Kleemann, ©tansy,
©Toma Babovic; Seite 6: ©INFINITY; Seite 8: ©bittedankeschön;
Seite 9: ktsdesign; Seite 10/11: ©larswieser; Seite 12/13: ©SeanPavonePhoto, ©arnoldo96; Seite 14: © pict rider, ©mandritolu,
Seite 15: nmann77
16 
Körpersprache
Druck
Druckerei Schmauch, 98593 Floh-Seligenthal
macht seinen Anfang in Österreich
14 
Mentoring-Treffen in Amsterdam
Flamenco-Tanz oder Improvisations-Theater
für Businessleute
2
GRU SSWO RT
„Kompetenz schafft
Perspektiven“
So lautet das Motto des diesjährigen Weimarer Forums. Denn
ob die eigene Perspektive die richtige ist, ist nicht klar, wenn
man nicht genau weiß, ob der Standort stimmt. Viele drehen
sich immer wieder im Kreis mit Sorgen um die Zukunft und
Fragen um tragfähige Entscheidungen. Denn viele sind in
ihrer Praxis Einzelkämpferinnen in schwierigen Zeiten. Das
ZoRA-Kompetenznetzwerk bietet eine Orientierung.
Zahnärztinnen organisieren Recht und Arbeit –
so heißt ZoRA mit vollem Namen, und dieser
Name ist Programm.
Durch den Austausch mit anderen, durch das Abwägen von
Erfahrungen anderer mit den eigenen und auch durch neue
Fragenstellungen erweitert jede einzelne von uns ihre Kompetenzen – ganz individuell. Neue Perspektiven ergeben sich
immer wieder durch den Wechsel des Blickwinkels, durch
neue Argumentationen, neue Erfahrungen. Dies gilt für die
gestandenen Kolleginnen, aber auch und in besonderem
Maße für die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger,
deren berufliche Perspektive häufig noch unklar ist.
Die Zahnmedizin ist für viele junge Menschen ein hoch attrak­
tives Feld. Doch schon der Zugang zum Studium ist durch
den hohen Numerus Clausus enorm schwierig, und auch das
Studium selbst fordert seinen Tribut. Studierende der Zahnmedizin kämpfen heute mit schwierigen Bedingungen, das
Studium ist finanziell aufwändig und sehr zeitintensiv. Wer es
am Ende schafft, steht vor großen Hürden – denn wo früher
die Niederlassung der selbstverständliche und vorgezeichnete
Weg war, gibt es heute eine Vielzahl von Möglichkeiten. Eine
Lebensentscheidung für die Freiberuflichkeit zu treffen, das
fällt vielen Absolventen heute schwer. Zu sehr haben sich die
beruflichen Begleitumstände verändert. Es erfordert eine große
Portion Mut, sich in die Selbstständigkeit zu wagen. Und ich
verstehe die Ängste und Sorgen der jungen Generation, dieses
Wagnis einzugehen. Die heutigen Rahmenbedingungen laden
nicht dazu ein. Die persönliche Freiheit ist jedoch der Lohn für
das eingegangene Risiko.
ZoRA und der Freie Verband Deutscher Zahnärzte möchten
gerade junge Zahnärztinnen und Zahnärzte bestärken, diesen
Weg zu gehen. Wir möchten die Kompetenzen für die Perspektive Freiberuflichkeit stärken. In einem Netzwerk steht
niemand allein – es ist unsere Starthilfe in die Niederlassung.
Wir wollen gerade den jungen Kolleginnen und Kollegen zeigen, dass es sich lohnt, sich berufspolitisch zu engagieren,
denn nur durch dieses Engagement können wir Arbeitsbedingungen für die Praxis schaffen, die die Freiberuflichkeit und
damit unsere berufliche Freiheit stärken und erhalten. Denn
die Freiberuflichkeit ist nicht nur eine Perspektive für die Zukunft – es ist die Perspektive, für die es sich wirklich lohnt,
diesen wundervollen Beruf zu ergreifen, für den sich so viele
junge Menschen begeistern.
Herzlichst, Ihre
Dr.–medic/IfM Timisoara Kerstin Blaschke
ZoRA-Gründerin und FVDZ-Bundesvorsitzende
ZoRA SPEZIAL
3
So war das 6. Weimarer Forum
Zahnmedizin, Betriebswirtschaft, Umgang mit Konflikten –
das 6. Weimarer Forum bot seinen Teilnehmerinnen erneut
einen breiten Themenfächer an Vorträgen. Zahnärztinnen
aus dem ganzen Bundesgebiet holten sich nicht nur Anregungen für ihren Berufsalltag, sie knüpften auch Kontakte
und pflegten ihr Netzwerk – eine Weimarer Tradition.
POLITISCH,
IDEENREICH,
VERNETZT
Es waren kluge Frauen, die die Geschicke der Stadt Weimar
lenkten: Ob die Herzogin Anna Amalia, die Zarentochter
Maria Pawlowna oder auch die Hofdame und spätere Autorin
Charlotte von Stein – alle verstanden es, in der thüringischen
Stadt politisch zu agieren, ideenreich zu handeln und vor
allem: Netzwerke zu knüpfen. „Nicht zuletzt deshalb sind Sie
mit Ihrem alljährlichen Treffen hier am absolut richtigen Ort“,
begrüßte Peter Kleine, Bürgermeister der Stadt Weimar, die
Teilnehmerinnen des Weimarer Forums. waren aus der ganzen
Republik angereist: Interessierte Studierende der Zahnmedizin, die sich Anregungen und Tipps für ihre noch junge Karriere holten, ebenso wie gestandene Zahnärztinnen, die ihre
Kolleginnen gern an ihren Erfahrungen teilhaben ließen.
Es ist der Netzwerkgedanke, der die Frauen regelmäßig nach
Weimar führt, aber auch der Wunsch, eine Fortbildung unter Gleichgesinnten zu besuchen. „Sie sind hier in einem
geschützten Raum“, erklärte Kerstin Blaschke, Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ)
und Initiatorin des Forums, in ihrer Eröffnungsrede. „Und
ohne Männer, die ja doch eine andere Art haben, über manche
Dinge zu reden“, ergänzte eine Teilnehme- rin in einer Pause.
„Ohne sie sprechen wir freier miteinander.“
Bitte mehr Loyalität
Aber auch unter Frauen kann es Zwist geben, Zickereien.
Das machte Anja Busse deutlich. Die Rhetorikerin hat für ihre
Doktorarbeit 400 Männer und Frauen zum Konfliktverhalten
an ihrem Arbeitsplatz befragt und herausgefunden: 30 Prozent
der Frauen arbeiteten explizit lieber mit Männern zusammen
als mit Frauen. „Wir sollten uns fragen: Woran liegt das?“,
so Busse. Fest steht: Frauen agieren beziehungsorientiert,
wagen weniger Konfrontationen – aus Angst, sie könnten der
Beziehung zu ihrem Gegenüber schaden. Die Folge: Konflikte
schwelen lange unter der Oberfläche, bevor sie dann umso
stärker eskalieren. „Männer sind da anders“, so Busse.
4
„Die streiten sich schnell ordentlich – und trinken nachher ein
Bier zusammen.“ Die Sprachwissenschaftlerin gab Tipps für
eine erfolgreichere Kommunikation: „Bringen Sie faktische
Beobachtungen an statt Meinungen. Also nicht: Immer
kommst Du zu spät, sondern besser: Du kommst eine halbe
Stunde nach unserer verabredeten Zeit.“ Außerdem sollten
Frauen ihre Gefühle und ihre Bedürfnisse genauer benennen
und konkrete und umsetzbare Bitten aussprechen.
Reine Psychologie
Dass sich Frauen ihr ausgeprägtes Beziehungsdenken auch
zunutze machen können, zeigte die n-tv-Moderatorin und
Finanzexpertin Carola Ferstl. Sie ermutigte die Teilnehmerinnen, sich mit Anlagemöglichkeiten zu beschäftigen. „Früher
dachten wir, die erfolgreichen Macher an der Börse seien
rational denkende Roboter, die Infos ganz schnell verarbeiten
könnten“, so Ferstl. „Aber das stimmt so nicht.“ Im Gegenteil: Das Geschehen an der Börse basiere auf reiner Psychologie, auf Emotionen und Beziehungen statt auf nackten
Zahlen. Frauen mit ihrem Feingespür und ihrer Geduld
seien deshalb die geborenen Anleger – wenn sie alles richtig
machen. Auch dafür gab Ferstl Hinweise: Im Aktiengeschäft
sei entscheidend, sich weder von Tagesschwankungen noch
vom Herdentrieb mitreißen zu lassen. Manchmal müssten
Frauen auch kaltblütig sein und eine Aktie abstoßen, wenn es
nötig sei. „Das können viele Leute nicht – weshalb sie dann
auf ihren Verlusten sitzen bleiben.“ Wem die Beschäftigung
mit Kursverläufen und Marktentwicklungen zu zeitaufwändig
sei, dem rät Ferstl zur Investition in Fonds. Und wer sein
Finanzgeschick erst einmal gefahrlos austesten möchte, könne
ein Musterdepot eröffnen. Die Chance, dass Frauen ihr Anlagetalent entdecken, stehen nicht schlecht. Denn, so Ferstl:
„Erst kürzlich haben Studien gezeigt, dass sich Aktiendepots
von Frauen besser entwickelten als jene von Männern.“
Mehr als Frauenthemen
Auch wenn sich das Weimarer Forum, ausgerichtet von ZoRA,
dem Zahnärztinnen-Kompetenznetzwerk des FVDZ, klar an
Frauen richtet – sein inhaltliches Spektrum umfasst traditionell
mehr als nur feminine Themen. Die Teilnehmerinnen – zumeist
selbstständige Unternehmerinnen mit eigener Praxis – erfahren
Neuheiten aus ihrem Fachgebiet sowie Tricks und Kniffe für die
erfolgreiche Freiberuflichkeit. Etwa für den Fall, dass ein Patient seine Rechnung nicht bezahlen will. „Das kommt immer
häufiger vor“, sagte Alexandra Pedersen vom Factoringdienst
pvs-mefa Reiss. Die Gesundheitsökonomin gab umfassende
Tipps für eine gelungene Abrechnung und warnte: Patienten
würden pfiffiger und dreister, wüssten etwa, dass sie nicht
zahlen müssten, wenn sie nichts unterschrieben hätten.
„Für Sie als Zahnärztinnen heißt as: Mündlich geht gar nichts
mehr“, sagte Pedersen. „Halten Sie Vereinbarungen unbedingt
schriftlich fest.“
Für einen Einblick in aktuelle Entwicklungen in der Zahnästhetik hatte Kerstin Blaschke Dr. Alexander Welk eingeladen: Der Zahnmediziner aus Greifswald erläuterte Maßnahmen zur Beseitigung von Zahnverfärbungen und stellte fest:
„Es ist nicht mehr up-to-date, bei einer Zahnverfärbung gleich
an Restauration zu denken.“ Vielmehr sollten immer Möglichkeiten einer professionellen Zahnreinigung, Bleaching,
Mikroabrasion oder Infiltration geprüft werden. Wichtig sei
dabei, den Patienten umfassend zu informieren. „Aber bitte
nur mit seriösen Infoflyern – nicht mit typischen Marketingbroschüren.“
Sein Kollege Dr. Jan Hajtó stellte verschiedene Formen von
Frontzahnveneers vor. Der invasiven Variante steht der Münchner eher kritisch gegenüber: „Ich bin froh um jeden Millimeter,
den ich nicht abtragen muss.“ Grundsätzlich strebe er an,
Kronen nur noch dort aufzusetzen, wo vorher schon eine
Krone vorhanden war. „Aber das muss bei jedem Patienten
sorgfältig und individuell abgewogen werden.“ Außerdem
merkte der Spezialist für Zahnästhetik an, dass in den meisten
Fällen Rotationen vorbehandelt werden müssten. Hajtó: „Fast
immer ist ein Ästhetikfall auch ein KFO-Fall.“
Reger Austausch
In den Pausen und während des geselligen Abendprogramms
diskutierten die Teilnehmerinnen weiter über die Vorträge
und schilderten eigene Erfahrungen. Etwa zum Thema Abrechnung. „Das bekommen wir ja im Studium gar nicht gelehrt“,
klagte eine Zahnärztin aus Niedersachsen, die ihren Namen
nicht veröffentlicht sehen möchte. „Und auch die heutigen Studenten gehen meist ohne BWL-Kenntnisse in die Selbstständigkeit.“ Sie schleuse deshalb ihre Assistenzzahnärztinnen
erst einmal durch betriebswirtschaftliche Seminare. Und sie
selbst informiere sich regelmäßig auf Veranstaltungen wie
dem Weimarer Forum über rechtliche und wirtschaftliche
Feinheiten. Einen Tisch weiter berieten sich Frauen darüber,
wie sie Zickenterror in ihrer Praxis von vornherein vermeiden.
Manche setzten etwa auf einen Charaktermix in ihrem Team
oder stellten nur Frauen mit einem gewissen Altersunterschied
ein. Jeanette Müller, Zahnärztin aus Eisleben, behilft sich
mit einem besonderen Trick: „Ich rufe Bewerberinnen kurz
nach Eingang ihrer Unterlagen an und stelle ungewöhnliche
Fragen oder lade sie zu unmöglichen Zeiten zu Vorstellungsgesprächen ein.“ An der Reaktion der Bewerberin merke sie
schnell, ob sie sich „hier eine umgängliche Mitarbeiterin ins Boot
hole oder eine Zicke“. Es ist klar: Sie wissen sich zu helfen –
die klugen Frauen aus Weimar.
Romy König, freie Journalistin
ZoRA SPEZIAL
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Erfolgsforum beim Weimarer Forum
ÖKONOMIE – Zahnärzte müssen
Controller und Visionäre sein
Ziele definieren, Mitarbeiter führen, Zahlen im Blick
behalten: Das sind nicht gerade Schlüsselqualifikationen für einen Zahnarzt. Oder doch? Beim Weimarer
Forum zeigten die Referentinnen Prof. Dr. Jutta Liebelt
und Diana Brendel, dass es für den beruflichen Erfolg in
der Zahnarztpraxis mehr braucht als eine hervorragende
Ausbildung und zahnmedizinische Expertise.
Mit Zahlen beschäftigen sich Zahnärzte nicht wirklich gern –
das hat Diana Brendel von der Beratungsgesellschaft fibu-doc
häufig genug erlebt. „Viel zu viele verlassen sich da blind auf
ihren Steuerberater“, sagt sie. Ihre Erfahrung: „Die wirklich
wichtigen Zahlen haben die wenigsten im Kopf.“ Wohl deshalb
wiederholt sie fast schon mantraartig: „Einnahmen, Ausgaben, Gewinn – das sind die Zahlen, mit denen Sie die Praxis
steuern.“ Einfach nur die Zahl unterm Strich zu sehen, sei
zu kurz gesprungen. Sie rät vor allem dazu, die Praxisausgaben auszuwerten und die Kosten an den tatsächlichen
Einnahmen zu messen. „Sie müssen ihre Kennzahlen wirklich
kennen“, impft Brendel ihren Zuhörerinnen ein. Die wichtigste davon ist die Rentabilität, denn nur daran lasse sich beurteilen, ob eine Praxis gut läuft.
Unternehmerische Ziele in der Praxis
Nickende Köpfe im Plenum, aber auch fragende Gesichter
begleiten Brendels Vortrag beim Erfolgsforum. Es ist nicht
immer so leicht, im Alltagsgeschäft einen Überblick zu behalten. Doch für Brendel ist ganz klar: Auch eine Zahnarztpraxis
muss sich unternehmerische Ziele setzen, und „Ziele lassen
sich nur mit ausreichendem wirtschaftlichen Erfolg erreichen.
Doch das unternehmerische Denken ist vielen Zahnärztinnen
und Zahnärzten fremd, auch wenn sie schon jahrelang niedergelassen sind und freiberuflich arbeiten. Mit Controlling betreten viele richtiges Neuland. Nicht nur erfahrene Zahnärztinnen, sondern besonders die Studenten, die nach Weimar zum
Erfolgsforum gekommen sind, profitieren von dem Workshop.
Sie bekommen wertvolle Anregungen für die Zeit der Niederlassung und können Anfängerfehler vermeiden. „Es ist uns
ein Anliegen, neben der fachlichen Kompetenz das unternehmerische Denken und selbstständige Handeln unserer
Kongressteilnehmerinnen zu stärken“, betont auch Kerstin
Blaschke, Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher
Zahnärzte (FVDZ) und Initiatorin des Weimarer Forums.
Mitarbeiter mit Visionen inspirieren
Um unternehmerisches Denken und Handeln geht es deshalb auch bei Jutta Liebelt, Professorin für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen an der Fachhochschule
Lübeck. Sie berichtet über einen besonderen Ansatz im
Qualitätsmanagement (QM), der sich gut in die Praxis
einbinden lässt. „QM ist mehr als Kontrolle“, betont
Liebelt. „QM ist auch das Stärken, das so genannte Empowerment von Mitarbeitern, um gut aufgestellt zu
sein.“ Beim Erfolgsforum stellt sie darum das unternehmerische Führen von Personal in den Mittelpunkt und
macht seine Bedeutung für sämtliche Abläufe in der Praxis
deutlich: „Es geht darum, Mitarbeiter mit Visionen zu
motivieren und zu inspirieren.“ Die Professorin betont:
„Man muss delegieren und fordern, aber auch anerkennen
und vertrauen – das ist Empowerment.“
Liebelts Aussagen stoßen nicht überall im Publikum
auf Anerkennung. Denn das Frustrationspotenzial im
Zahnarztalltag ist hoch. „In diesem System kann man
keine Visionen haben“, widerspricht eine Zuhörerin der
QM-Professorin und weist auf steigende Auflagen und
Bürokratie hin, auf die Schwierigkeiten, gut ausgebildetes
Personal zu finden und dass Delegation von Aufgaben
nur begrenzt möglich sei. Damit ist die Diskussion um
die unternehmerische Rolle des Zahnarztes eröffnet
– und wird mit großem Engagement fortgeführt. Nicht
immer bequem – aber sehr intensiv.
Sabine Schmitt
Aus dem unternehmerischen Blickwinkel: Diana Brendel (li.) und
Prof. Dr. Jutta Liebelt erklären, wie es geht
6
PORTRÄT
CHRISTIANE REINKE – Die Unerschrockene
Nach ihrem Studium in
Hamburg und Stationen
Wer wie Christiane Reinke als Zahnin Rotenburg an der
ärztin bei der Bundeswehr arbeitet,
Wümme und in Munster
sind es nun die Auslandbraucht Mut, Durchhaltevermögen
seinsätze, die ihre bisund Erfindungsgeist – vor allem, wenn
herige Karriere krönen.
der Weg in fremde Länder führt.
Auch wenn die Arbeitsbedingungen schwierig
waren: Strom aus Generatoren, Behandlungen
bei tropischer Hitze, ein eigens aus Deutschland angeliefer„Mutti, Du wirst jetzt einiges erfahren, was Dir nicht gefallen
ter Behandlungsstuhl, der aber den langen Transport nach
wird“, schickt Christiane Reinke eine Warnung ins Publikum.
Afrika nicht überstand. „Da muss man sich irgendwie anders
Hier, beim Weimarer Forum, wo sie gleich ihren Vortrag halten
helfen, mit mobilen Einheiten zum Beispiel.“ Die 33-Jährige
wird, sitzen neben Zahnärztinnen und deren Partnern auch ihre
ist mittlerweile Meisterin im Improvisieren. Das macht ihr
Eltern. Bewusst hat sie ihnen nicht immer alles erzählt. Hat
Spaß, das treibt sie an. Ihr Erfindungsgeist macht auch vor der
die gefährlichen Ausflüge zu Waisenhäusern in Mali ebenFreizeit nicht Halt. Als sie in Mali einen Kuchen backen will,
so verschwiegen wie das eine Mal, als sie zwei Tage mit Pioaber keinen Teigmixer findet, bastelt sie sich einen: aus einer
nieren im malischen Busch übernachtete. Doch nun wird sie
Bohrmaschine.
reden.
Reinke ist Zahnmedizinerin und Oberstabsarzt bei der Bundeswehr, leitet seit 2013 die 21-Mann starke Sanitätsstaffel
und Zahnarztgruppe im mecklenburgischen Stallberg, behandelt hier Soldaten mit Zahnbeschwerden. „Meine“ Truppe,
wie sie sagt, „meine Soldaten“. Doch manchmal schickt ihr
Arbeitgeber sie auch ins Ausland. Wie 2013, als sie drei Monate im afghanischen Kunduz stationiert war. Oder zuletzt,
als sie zehn Wochen deutsche Soldaten in Mali zahnmedizinisch versorgte. Seit gerade mal vier Wochen ist sie wieder
in Deutschland, als sie in Weimar ihren Vortrag hält. „Meine
Eindrücke von Mali sind noch sehr frisch“, sagt sie.
„Ich wollte etwas Anderes machen“
Sie wirft Bilder an die Wand: der Fluss Niger in der Abenddämmerung, Frauen in afrikanischen Gewändern mit Babys
auf dem Rücken, Ziegen, die in Kofferräumen transportiert
werden. Zu jedem Foto eine kleine Bemerkung, eine Anekdote –
und die Zuhörer begreifen: Reinke ist nicht nur Ärztin, sie ist
auch eine gute Beobachterin. Und sie liebt fremde Länder und
Eindrücke.
Abenteuer – das war auch das, was sie suchte, als sie kurz
nach ihrem Abitur zur Bundeswehr ging. „Ich wollte etwas
Anderes machen.“ Vor allem zog es sie zur See. Bei der
Marine wurde sie im Sanitätsdienst eingesetzt – und auch
wenn sie noch eine Weile an der Idee festhielt, irgendwann
Sport zu studieren, so lernte sie bei ihrer Arbeit bald einen
Zahnarzt kennen, der sie von der Dentalmedizin überzeugte.
7
Schon Schlimmes gesehen und erlebt
Christiane Reinke wirkt gefasst und unerschrocken, wie sie
da in ihrer Uniform steht, weißes Hemd, Krawatte, einen mädchenhaften Zopf in ihr langes, blondes Haar geflochten, silberne
Ohrstecker, leichtes Make-up. Und doch hat die zierliche Frau
schon Schlimmes gesehen und erlebt. Sie erzählt von dem
afghanischen Jungen, der tagelang gefoltert worden war und
dem sie mehrere Projektile aus dem Mund entfernen musste.
Und von dem schwerverletzten Soldaten, den sie behandelte
und über den ein amerikanischer Kollege sagte: Sie brauche
nicht aufgeregt zu sein, der sterbe doch am Ende sowieso.
„Ich sehe Tote und Schwerverletzte, doch meine Arbeit gibt
mir Kraft.“ Überhaupt sei sie ein optimistischer Mensch.
Ihre beruflichen Perspektiven sind noch offen. Sie könne
sich vorstellen, bei der Bundeswehr zu bleiben, als Berufssoldatin zu arbeiten – ein Weg, den nur wenige Ärzte
einschlagen. „80 Prozent der Bundeswehrärzte gehen wieder
in den zivilen Dienst zurück“, berichtet sie. Aber auch das
käme für sie in Frage. „Es spricht nichts gegen eine Praxis
in der Erfurter Fußgängerzone.“ Und gegen ein normales,
ungefährliches Leben. Ihre Mutter zumindest würde es freuen.
Romy König
7
SO DENKEN DIE TEILNEHMER
DES WEIMARER FORUMS
■ T INATIN PURTSKHVANIDZE-FEHLING
Zahnärztin aus Stuttgart
„Es war ein sehr bereicherndes Wochenende mit mit
einem spannenden Programm, das perfekt organisiert, durchdacht, durchgeplant und durchgeführt
wurde. Als besonders hilfreich an der Veranstaltung
fand ich den Netzwerkcharakter und das Thema
Mentoring. Ich wünsche mir, dass das Weimarer
Forum weiter ausgebaut, von vielen unterstützt und
begleitet wird. Ich möchte auch ein großes Lob an
Frau Blaschke, den FVDZ-Bundesvorstand und die
Mitorganisatoren des ZoRA-Forums aussprechen.“
■ JONAS KILGER
Student aus Erlangen
„Ich wollte mich noch einmal ganz herzlich für die
Gelegenheit bedanken, am Weimarer Forum teilnehmen zu dürfen. Es war für mich eine große
Bereicherung und hat mir sehr viel Spaß gemacht.“
■ IVONNE MARIA MALIK
Studentin aus Kiel
■ ALEXANDER SCHAEFER & ALEXANDER SCHEM
Studenten aus Münster
„Der Kongress hat uns vom Kursangebot sehr gut
gefallen. Zu jedem interessanten Themenbereich
wurden Workshops angeboten, die sehr informativ
und lehrreich waren. Die Vorträge im Kongresszentrum waren ebenfalls alle sehr informativ. Ein breites
Spektrum an Wissen wurde vermittelt, aus den unterschiedlichsten Themenbereichen. Von der richtigen Arbeitshaltung, über Anwendungen in der Praxis (Bleaching/Veneers) bis hin zur Praxisführung
(Kommunikation unter Mitarbeitern). Ein großes
Plus war die Möglichkeit, viele neue Kontakte zu
knüpfen. Sämtliche Kongressteilnehmer waren sehr
offen und kontaktfreudig.“
■ INGRID ASSMUS
Zahnärztin aus Schwallungen
„Ich finde es toll, dass sich überwiegend Frauen
beim Weimarer Forum treffen. Der Austausch ist
dann viel freier und offener, das ist sehr angenehm.
Ich war schon mehrfach dabei, und es ist immer wieder die Themenmischung, die sehr gut ausgewählt
ist, aber auch das Rahmenprogramm ist sehr gut.
Ich bin auf jeden Fall das nächste Mal wieder dabei.“
8
„Da im Studium nichts zum Thema Abrechnung
gelehrt wird, wählte ich das ‚Abrechnungs-Forum’.
Wir waren eine bunt gemischte Gruppe aus Zahnärztinnen, Zahnmedizinischen Fachangestellten und
Studentinnen. Mit dem Thema Abrechnungen sollte definitiv jeder schon zu Studienzeiten beginnen,
denn dieses Feld erlernt man nicht von heute auf
morgen. Beim Weimarer Forum darf sich jeder zu
jedem setzten und so sein Netzwerk aufbauen bezeihungsweise erweitern. Ich möchte mich noch bei
ZoRA bedanken, macht weiter so.“
■ HEIKE RUMP-SCHAEFER
Zahnärztin aus Bad Neuenahr-Ahrweiler
„Neu war, dass es erstmalig im Rahmen des Erfolgsforums eine separate Fortbildung für das Praxisteam
gab. Nachmittags fanden jede Menge praktische
Workshops mit praxisnahen Themen und hands-on
Kursen statt und natürlich die Fachvorträge, die für
mich sehr informativ sind. Dazwischen gibt es immer wieder Gelegenheit zu netten Gesprächen und
beruflichen Austausch mit den Teilnehmern. Die Atmosphäre ist einfach immer wieder angenehm.“
besprechungen
F I L MT I PP
Geliebte Schwestern
Die junge Charlotte (Henriette
Confurius) lernt in Weimar den
aufstrebenden Dichter Friedrich
Schiller (Florian Stetter) kennen. Gemeinsam mit Charlottes
Schwester Caroline (Hannah Herzsprung) verbringen die
drei den Sommer ihres Lebens in Rudolstadt. Caroline ist unglücklich verheiratet und strebt nach Freiheit. Charlotte ist
schüchtern und verschlossen. Es beginnt eine zarte Dreiecksgeschichte aus einer tiefen Verbundenheit und zerbrechlichen
Einigkeit beider Schwestern: Die jüngere Charlotte heiratet
Schiller, um die körperliche Nähe ihrer Schwester zum Dichter zu ermöglichen. Doch als Caroline ein neues Leben beginnt, wendet sich das Blatt. Das Publikum wird mit auf eine
Reise in die Zeit der Weimarer Klassik genommen, die lange
nicht so modern und stilvoll verfilmt wurde. cas
„Die geliebten Schwestern“, Dominik Graf, ab Januar 2015 als DVD
Licht anlassen
Dieses Buch ist unerträglich spannend. Das ist eine Thriller-Rezensionsfloskel, aber sie ist wahr, und wer am
nächsten Morgen früh raus muss,
sollte den neuen Drvenkar abends
nicht zur Hand nehmen, vor allem
nicht, wenn er allein zuhause ist.
Denn sie holen Dich in der Nacht, drei Tage später lebst Du
nicht mehr. Drvenkar, der ebenso tolle Jugendbücher wie eben
herzzuschnürende Thriller schreibt, wagt sich in „Still“ an
ein wahrhaft grausiges Thema. Mehr sei nicht verraten. Man
muss da durch.
„Still“, Zoran Drvenkar, Eder & Bach, Berlin 2014, 413 Seiten,
broschiert 16,95 Euro, Kindle-Edition 11,99 Euro
Von Bollywood und
Nervenheilanstalten
Alma ist ein merkwürdiges, stilles
Mädchen. Als sie 14 ist, schläft sie
zum ersten Mal mit einem Mann,
danach mit mehreren, gibt sich
Fremden hin. Mit 20 landet sie in
einer Nervenheilanstalt, ihre
zwei Kinder wachsen in einer
Pflegefamilie auf. Die Journalistin
Eva Britsch verflicht in ihrem Debütroman
„Frühstück mit Leonard“ die Lebensgeschichten
verschiedener, zutiefst eigensinniger Charaktere. Da ist die
kluge, herrschsüchtige Journalistin Sophie, die einen Roman
über die Naziverstrickungen ihres Großvaters schreiben will
und dafür in Begleitung zweier impotenter Möchtegernschriftsteller nach Delhi fährt. Da ist Almas bisexueller Sohn Anton,
der in Indien eine Karriere als Bollywoodstar aufbaut. Britsch
hat eine klare, lakonische Sprache von beunruhigender Präzision, gleichermaßen bitterböse und einfühlsam. Ein erstaunlich souveränes Debüt.
„Frühstück mit Leonard“, Eva Britsch, CPI Books GmbH, Leck 2014,
281 Seiten, 7,20 Euro, Kindle-Kaufpreis, broschiert 12,90 Euro
Künstlerfürstinnen
ULRIKE MÜLLER
Frauen
Weimar
Die klugen
von
Was muss damals losgewesen sein in
Weimar? Mit dieser Herzogin, die
Tabak schnupfte, die sich Schuhe
kaufte, bis das höfische Budget hoffnungslos überzogen war, die auf mehreren Instrumenten musizierte und
frühmorgens selbst die Hühner fütterte, wenn sie gerade auf ihrem Landsitz weilte. Der wurde
„Musensitz“ genannt und muss ein wahrhaftiger Jahrmarkt
er Inspiration gewesen sein. In 13 schwungvoll geschriebenen Porträts führt die Kulturwissenschaftlerin Ulrike Müller den Leser in das Leben bemerkenswerter Frauen ein, die
in der geschichtsträchtigen Kleinstadt gelebt haben. Und weil
Müller die Lebensgeschichten von so interessanten Frauen
wie der hochbegabten Schauspielerin Corona Schröter oder
der unkonventionellen Feministin Charlotte von Stein so
unterhaltsam dahin plaudert, wird einem gleich die ganze
Weimarer Klassik wieder viel lebendiger. Besonders schön:
dass das Buch nicht mit der Salonkultur des 18. Und 19. Jahrhunderts endet, sondern auch Einblicke in das Leben moderner
Weimarer Künstlerinnen wie etwa das der Bauhausvertreterin
Friedl Dicker gibt.
Regentinnen, Salondamen,
Schriftstellerinnen
und Künstlerinnen
„Die klugen Frauen von Weimar“, Ulrike Müller, Insel Verlag, Berlin 2013,
176 Seiten, 12,95 Euro
ZoRA SPEZIAL
9
Hannah Lühmann:
Buch
Nicht nur Dichter und Denker der Zeitgeschichte prägen die Stadt Weimar.
Auch imposante Liegenschaften, barocke Schlösser und prunkvolle Bauten,
in denen Anna Amalia, Goethe und Co. residierten, sind beeindruckende
Spuren des geistigen Zentrums im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert.
Die Mehrzahl der Objekte, die seit 1998 zu den UNESCO-Weltkulturdenkmälern zählen, ist im Besitz der Klassik Stiftung Weimar. Sie kümmert sich
um Denkmalpflege und die Abstimmung mit Architekten, Landschaftsarchitekten, Ingenieuren, Gutachtern und Restauratoren.
Klassik Stiftung Weimar © Dreßler, Roland
Schlössertour in und um Weimar
Burgplatz 4 · 99423 Weimar
Öffnungszeiten
1.1.–29.3.
Di Mi Do Fr Sa So|9:30|16 Uhr
30.3.–25.10.
Di Mi Do Fr Sa So|9:30–18 Uhr
26.10.–31.12.
Di Mi Do Fr Sa So|9:30–16 Uhr
Regelmäßige Führung
Sa|11–12 Uhr
Stadtschloss mit Schlossmuseum
Klassik Stiftung Weimar © Schuxk, Maik
Am Palais 3 · 99423 Weimar
Öffnungszeiten
1.1.–29.3.
Di Mi Do Fr Sa So|10–6 Uhr
30.3.–25.10.
Di Mi Do Fr Sa So|10–8 Uhr
26.10.–31.12.
Di Mi Do Fr Sa So|0–16 Uhr
Regelmäßige Führung
So|11–12 Uhr
Wittumspalais
Das barocke Stadtpalais liegt in Weimars Zentrum. Langjährige
Bewohnerin war die Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar
und Eisenach. Sie erwarb das Wittumspalais 1774, nachdem das
Residenzschloss durch einen verheerenden Brand unbewohnbar
geworden war. Die ursprünglich dazugehörenden Gartenanlagen
mussten der Bebauung des Theaterplatzes zu Beginn des 19. Jahrhunderts weichen. In den 1870er Jahren ließ Großherzog Carl
Alexander das Wittumspalais sanieren und ein Museum für
Anna Amalia einrichten.
Das Weimarer Stadtschloss war die Residenz der Herzöge
von Sachsen-Weimar und Eisenach. Es hat sich in über
500-jähriger Bauzeit entwickelt. Die am Ufer der Ilm liegende Anlage ging aus einer mittelalterlichen Wasserburg
hervor und wurde Ende des 10. Jahrhunderts erstmals
urkundlich erwähnt. Verschiedene Brände erforderten seit
dem 15. Jahrhundert immer wieder den Wiederaufbau. An
einem war auch Johann Wolfgang von Goethe maßgeblich
beteiligt.
Die Höhepunkte der klassizistischen Prunkräume sind das
Gentzsche Treppenhaus, der Festsaal und die Dichterzimmer im Westflügel. Seit 1923 wird das Stadtschloss als
Museum genutzt. Das ist im Nord-, Ost- und Westflügel
des ehemaligen Residenzschlosses eingerichtet. Zu sehen
ist eine Sammlung europäischer Kunst vom Mittelalter
und der Reformationszeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts mit Cranach-Galerie, Werken des Klassizismus, der
deutschen Romantik, der Weimarer Malerschule und des
französischen Impressionismus. Die Kunstsammlung ist
in die historischen Schlossräume mit ihren teils originalen
Raumausstattungen eingebettet.
Zu Lebzeiten ließ diese die Innenräume umgestalten. Es entstanden
Deckenmalereien im Festsaal und in den Privaträumen. Zahlreiche
Büsten, Ölgemälde und Aquarelle zeigen Mitglieder der herzoglichen Familie, des Hofstaates sowie Gäste aus dem In- und Ausland.
Im Roten Salon, dem Dichterzimmmer, befinden sich weitere Porträts. Der Speisesaal, das so genannte Tafelrundenzimmer, diente
Anna Amalia als Ort geselliger Abendveranstaltungen. Einen Höhepunkt bildet die nahezu authentische Einrichtung des Grünen Salons, einst Wohnzimmer der Herzogin, im frühklassizistischen Stil.
Park an der Ilm · 99423 Weimar
Öffnungszeiten
26.10.2014–30.03.2015
geschlossen
30.3.–25.10.
Mo Mi Do Fr Sa So|10–18 Uhr
Klassik Stiftung Weimar © Hauspurg, Jens
Römisches Haus
Am steil abfallenden Hang des Parks an der Ilm entstand Ende des 18. Jahrhunderts unter der Leitung von
Goethe das Römische Haus als Refugium für Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. Der Bau
zeigt sich als aufgesockelter Prostylos mit einer viersäuligen ionischen Vorhalle. Von der Ilmaue aus blickt
man auf einen rustizierten Unterbau, dessen Halle von massiven dorischen Säulen getragen wird. Der tempelartige Bau erweckt den Eindruck, als sei er auf den Ruinen eines antiken Bauwerks errichtet worden. Das
Römische Haus gilt als klassizistisches „Musterhaus“ der architekturtheoretischen Überlegungen Goethes vor
dem Hintergrund seiner Italienreise.
Nach der Restaurierung des Römischen Hauses 1999 wurde auf jegliches Mobiliar verzichtet, da die Originalausstattung nicht rekonstruiert werden konnte. So bietet sich heute ein unverstellter Blick auf die klassizistische Innendekoration. Besichtigt werden können die Vorhalle, die auch als Speisezimmer diente, der Blaue
Salon, Schauplatz festlicher Geselligkeit sowie der Gelbe Salon, das Arbeitszimmer des Herzogs.
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Klassik Stiftung Weimar © Hauspurg, Jens
Im Schlosshof 3
07407 Uhlstädt-Kirchhasel OT
Großkochberg
Öffnungszeiten
30.3.–25.10.
Mo Mi Do Fr Sa So|10–18 Uhr
Regelmäßige Führung durch den
Schlosspark April bis Oktober
jeden 3. Sonntag im Monat,11 Uhr.
Schloss, Park und Liebhabertheater Kochberg
Ein einzigartiges Kleinod ist das Liebhabertheater, mit dem sich
Carl von Stein nach Weimarer Vorbild einen eigenen Musenhof auf
dem Landsitz schuf. Das klassizistische Theater mit seinem Säulenportikus gehört zur Europastraße Historische Theater.
Klassik Stiftung Weimar © Babovic, Toma
Weimar-Belvedere
99425 Weimar
Öffnungszeiten
30.3.–25.10.
Di Mi Do Fr Sa So|10–18 Uhr
Orangerie Belvedere, Pflanzensammlung Langes Haus
1.1.–28.2.
Mi Do Fr Sa So|11–16 Uhr
1.3.–27.4.
Mi Do Fr Sa So|11–17 Uhr
Regelmäßige Führung
durch den Park
30.3.–25.10.
So|11–12 Uhr
Schloss und Park Belvedere
Im Süden von Weimar erhebt sich auf einer Anhöhe
das Schloss Belvedere, umgeben von einem 43 Hektar
großen Park. Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar
und Eisenach ließ hier eine barocke Sommerresidenz einschließlich Orangerie sowie Lust- und Irrgarten errichten.
Seit 1923 ist das Schloss Belvedere ein Museum für das
Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts.
Die Schlossanlage ist von seitlichen Kavaliershäusern
und Stallungen umgeben, die ihr die zeittypische Form
absolutistischer Anwesen verleihen. Nach dem Tod Ernst
Augusts begannen die Parkanlagen zunächst zu verfallen.
Erst mit den Aufenthalten der Herzogin Anna Amalia
erhielt es seine ursprüngliche Bedeutung zurück.
Klassik Stiftung Weimar © Hauspurg, Jens
Rund 30 Kilometer südlich von Weimar liegt der ehemalige Landsitz der Familie von Stein, der durch die Liebe
Goethes zu Charlotte von Stein berühmt wurde. Das Rittergut ist fast vollständig erhalten mit Schloss, Park,
Gärtnerei, Patronatskirche, umgebenden Hofgebäuden und einem frei stehenden Theater. Das Wasserschloss
wurde im Stil der Renaissance erbaut. 1733 ging Kochberg in den Besitz der Freiherren von Stein über. Charlotte von Stein und ihr ältester Sohn Carl machten es später zu einem musischen und geselligen Zentrum. Das
Museum erinnert an Goethes Besuche. In dem Raum, in dem er bei seinen Aufenthalten gewohnt haben soll,
ist der Schreibschrank des Dichters zu bewundern. Weitere Räume mit Möbeln und Kunstgegenständen aus
dem Originalbestand lassen das Interieur der Goethe-Zeit wieder aufleben.
Hauptstraße 14
99425 Weimar-Tiefurt
Öffnungszeiten
30.3.–25.10.
Di Mi Do Fr Sa So|10–18 Uhr
Schloss und Park Tiefurt
1776 zog Prinz Friedrich Ferdinand Constantin in das
Gebäude. Nach dem Ausbau des ursprünglichen Pächter­
hauses zu einem Landschlösschen legte er mit seinem
Erzieher einen englischen Landschaftspark an. Es entstanden geschlängelte Wege, Parkarchitekturen, Sitzplätze und
Anpflanzungen. Später verlegte Herzogin Anna Amalia
ihren Sommersitz nach Tiefurt und setzte die Parkgestal­
tung fort. Es entstanden das Leopold-Denkmal, der Kenotaph für den früh verstorbenen Constantin, das MozartDenkmal und der Herderstein sowie der Musentempel und
das Teehaus. Tiefurt avancierte zum Musenort für die Weimarer Hofgesellschaft und Gäste. Das gesellige Leben war
von Aufführungen und literarischen Abenden geprägt.
Nach der Plünderung des Schlosses durch französische
Truppen und dem Tod Anna Amalias wurde es still. Erst
als der Hofgärtner Eduard Petzold den Park erneuerte,
erhielt Tiefurt seine ursprüngliche Bedeutung zurück.
Heute erinnern Kunstwerke an die Italienreise Anna
Amalias. Skulpturen, Büsten und Porzellane zählen zu
den kunsthandwerklichen Höhepunkten.
Herzog Carl August betrieb in Belvedere gemeinsam
mit Goethe pflanzenkundliche Studien. Es entstand ein
Botanischer Garten mit rund 7900 Pflanzenarten. Später
wurde das Areal in einen Landschaftspark nach klassischromantischer Prägung mit geschlängelten Wegen und
einer Vielzahl von Schmuckplätzen und Parkarchitekturen
umgestaltet. Im Schloss Belvedere gibt es ein Museum für
Kunsthandwerk.
ZoRA SPEZIAL
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ZoRA-International macht
seinen Anfang in Österreich
Gemeinsam Stärke zeigen
„Raus aus der Kuschelecke“ – mit diesem Aufruf in einem Aufsatz über die steigende Zahl der Zahnmedizin-Absolventinnen rüttelte die heutige Bundesvorsitzende des
Freien Verbandes deutscher Zahnärzte (FVDZ) Kerstin Blaschke die männlich dominierte Zahnärzteschaft vor mehr als zehn Jahren in Deutschland wach.
Sie gründete das Frauen-Kompetenznetzwerk ZoRA, rief das
Weimarer Forum ins Leben, schuf ein Mentoring-Programm –
und sorgte auf vielen Ebenen dafür, dass Zahnärztinnen sich
beruflich vernetzen. Im Nachbarland Österreich hat es etwas
länger gedauert, bis die Frauenpower in der Zahnärzteschaft
angekommen ist. Doch auch in der Alpenrepublik zeichnet
sich derselbe Trend wie in Deutschland ab: Der Frauenanteil
in der Zahnärzteschaft steigt. Die Österreichische Zahnärztekammer hat deshalb ein Referat für Frauenangelegenheiten
und Gleichstellung geschaffen. Es wird von Dr. Margarita
Gradl geleitet, die sich darum kümmert, die speziellen Interessen von Zahnärztinnen zu vertreten. Sie teilt den Gedanken,
dass Netzwerke besonders für Frauen wichtig sind – auch über
Ländergrenzen hinweg. In Wien haben sich Kerstin Blaschke
und Margarita Gradl getroffen, um das ZoRA-Netzwerk auf internationale Füße zu stellen.
„Zahnärztinnen organisieren Recht und Arbeit“ – so heißt
das ZoRA-Kompetenznetzwerk in voller Länge. Warum brauchen Frauen ein spezielles Netzwerk dafür?
Blaschke:
Für viele Männer ist Networking ganz
normal. Das wird schon immer und auf allen Ebenen betrieben, ohne viele Worte darum zu machen. Für Frauen ist das
eine Art geschlossene Gesellschaft, in die es schwierig ist,
hineinzukommen. Nicht zuletzt ist das meiner Ansicht nach
der Grund, dass so wenige Frauen sich in die Berufspolitik
trauen. Mit dem ZoRA-Netzwerk bündeln wir Interessen, es
gibt einen Austausch von Erfahrungen und Kompetenzen, aus
dem wieder Neues entstehen kann. Wie beispielsweise das
Weimarer Forum oder auch das Mentoring-Programm. Wichtig ist mir dabei: Wir sind offen für alle, die unsere Idee unterstützen und lassen niemanden vor der Tür stehen.
Gradl: Für uns in Österreich ist so ein Netzwerk absolutes Neuland, auf das wir uns begeben. Wir müssen die neugeschaffenen Frauenreferate jetzt erst einmal beleben – und
das wollen die Referentinnen nicht als Alleinkämpferinnen
tun. Der hohe Frauenanteil in der Zahnärzteschaft bedeutet
für uns neue Herausforderungen, an das Berufsrecht und
auch an die Bestimmungen des Kassenvertrags. Wir sind sehr
froh, wenn uns an ein gut funktionierendes Netzwerk wie das
ZoRA-Netzwerk andocken können. Die Problematik für die
Zahnärztinnen ist in Deutschland wie in Österreich sehr ähnlich und der schwierige Zugang zum politischen Engagement
auch. Besonders charmant ist für mich der Gedanke, dass dieses Netzwerk nicht nur auf Frauen fokussiert, sondern breit
aufgestellt ist.
Wobei es ja gerade in Fragen der Niederlassung erheblich
Unterschiede zu Deutschland gibt.
Gradl: Ja, sicher. In Österreich ist eine Anstellung
junger Zahnärzte nicht möglich. Es gibt auch nicht so etwas
wie die zweijährige Assistenzzeit wie in Deutschland. Freiberuflichkeit muss aber eine freie Entscheidung sein, die wir
stärken und fördern wollen. Wir müssen da Modelle entwickeln, wie gerade Frauen sich ihre Berufstätigkeit organisieren können und wie sie einen Einstieg in die Selbstständigkeit
finden. Jobsharing, großzügige Vertretungsmöglichkeiten,
Modelle von Praxisgemeinschaften, an Frauen angepasste
Fortbildungsmöglichkeiten – all das wird in Zukunft immer
wichtiger. Frauen haben es schwerer in den Beruf zu kommen, weil noch immer die Belastung höher ist. Da ist Deutschland schon weiter als Österreich.
Blaschke: In Deutschland haben die jungen Zahnärzte und Zahnärztinnen sicherlich andere Wahlmöglichkeiten, das ist schon richtig. Allerdings ist die Freiberuflichkeit
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und die Niederlassung unser großes und übergeordnetes Thema und Ziel. Wir sehen in Deutschland wie in Österreich die
zunehmende Gefahr der Verstaatlichung des Gesundheitssystems durch immer mehr dirigistische Eingriffe.
Dort sehen Sie auch den Ansatz für ein gemeinsames Netzwerk auf europäischer Ebene?
Blaschke: Die Freiberuflichkeit muss auf großer Ebene besprochen und auch verteidigt werden. Es gibt die gesetzlichen Eingriffe auf der Länderebene der EU-Mitgliedsstaaten,
aber zunehmend erlangen die Vorgaben aus Brüssel, sei es als
Richtlinien oder als Verordnungen, an Bedeutung. Dem müssen
wir Rechnung tragen, indem wir uns einschalten. Für uns ist es
gut, wenn wir länderübergreifend schauen, wie es anderswo
läuft. Was ist gut in den anderen Systemen? Was wollen wir
nicht? Wo können wir voneinander lernen und profitieren? Das
kann in einem internationalen Netzwerk ganz ohne Krampf
und Kampf geschehen – der Austausch ist wichtig.
Gradl: Die Rahmenbedingungen werden ja durch immer mehr Absolventinnen verändert. Das ist in den meisten
europäischen Ländern gleich. Und es wird leichter, unsere
Ziele zu erreichen, wenn wir kooperieren. Der wesentlichste
Grund, warum Frauen weniger in der Standespolitik engagiert sind, ist das Zeitproblem. Denn Frauen haben durch ihre
Aufgaben in der Familie weniger Zeit sich mit der Standespolitik zu beschäftigen. Je mehr Frauen sich zusammenschließen,
umso besser können sie ihre eigenen Interessen vertreten.
Dazu dient so ein Netzwerk. Wir können gemeinsam Modelle
entwickeln, wir Frauen ihre Arbeit organisieren.
Was kann so ein Netzwerk leisten?
Blaschke: Man ist ja nirgendwo freier als in der
eigenen Praxis. Das ist meine feste Überzeugung. Das ZoRANetzwerk will gerade den jungen Kolleginnen Mut machen,
sich diese Freiheit zu nehmen und sich nicht einschüchtern
zu lassen. In einem Netzwerk ist die Schwelle, sich berufspolitisch zu engagieren nicht so hoch, wie es beispielsweise in
festen Verbandsstrukturen der Fall ist. ZoRA will auch dazu
ermutigen, Verantwortung zu übernehmen. Wir versuchen,
dies generationenübergreifend zu verbinden, durch Erfahrungsaustausch, durch speziell zugeschnittene Seminare oder
Veranstaltungen wie das Weimarer Forum. Wir bereiten da
ein Stück weit den Weg für die nachkommende Generation
und begleiten sie. Das ist unsere Verantwortung, denn sonst
übernehmen die staatlichen Strukturen die Oberhand.
Gradl: Wir schauen da auch ganz deutlich über die
Grenze nach Deutschland und sehen, was sich dort getan hat
in den vergangenen Jahren. Von diesen Erfahrungen können
wir in Österreich profitieren. Und dieser Erfahrungsaustausch
ist sehr wertvoll. Da leistet das Netzwerk, dass eben nicht jeder Inhaber oder jede Inhaberin einer Ordination (Praxis) auf
sich allein gestellt ist, sondern dass er oder sie Gleichgesinnte
um sich herum hat. Das ist eine wertvolle Unterstützung für
die Freiberuflichkeit. Das beginnt schon in der Studentenzeit
und geht weit hinein in die Niederlassung. Und es werden in
den nächsten Jahren immer mehr Absolventinnen der Zahnmedizin. Das nimmt überall in Europa zu.
Das ist die politische Seite. Gibt es auch eine ökonomische?
Gradl: Die gibt es selbstverständlich auch. Weiterbildung zu Praxismanagement und Finanzierung muss es natürlich auch geben. Das übernehmen ja auch die zahnärztlichen
Verbände, wie bei uns der Zahnäztliche Interessenverband
Österreich. Darüber hinaus kann es aber auch den Austausch
in kleineren Zirkeln geben.
Blaschke: Im FVDZ gibt es ja einen großen Bereich
Ökonomie, in dem Seminare und Kongresse zu wirtschaftlichen Themen angeboten werden. Speziell für die jüngere
Generation legen wir unseren Fokus auf die Thematik der
Praxisübernahme und Praxisübergabe. Wir wissen, dass
die Risikofreudigkeit der jungen Generation nicht sehr ausgeprägt ist. Diese Problematik ist auch in anderen Ländern
verbreitet. Wir wollen da länderübergreifend ermutigen, den
Weg in die Freiberuflichkeit zu wagen. Der Rahmen in einem
Netzwerk ist dafür der richtige.
Interview: Sabine Schmitt
ZoRA SPEZIAL
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ZoRA-Mentoringtreffen zu
Praxisabgabe —
Praxisübernahme
Es ist eine Frage, die viele junge Zahnärztinnen und
Zahnärzte umtreibt:
Kann ich mich in Zeiten wie diesen tatsächlich nieder­
lassen? Freiberuflich arbeiten? Risiken eingehen?
Und umgekehrt stellt sich den gestandenen älteren
Kollegen die Frage:
Wie finde ich einen guten Nachfolger für meine Praxis? Ist
sie tatsächlich ein sicherer Teil meiner Alterversorgung?
Wie schaffe ich den Übergang nach dem Arbeitsleben?
Mehr und mehr wird der früher so selbstverständliche Ge­
nerationswechsel in der Zahnarztpraxis, die Übergabe des
Staffelstabs an die Jüngeren, zu einem Politikum. Das The­
ma „Praxisübergabe – Praxisübernahme“ steht deshalb beim
ZoRA-Kompetenznetzwerk wie auch beim Freien Verband
Deutscher Zahnärzte (FVDZ) in diesem Jahr im Mittelpunkt.
Generationswechsel in der Praxis
Das diesjährige Mentoringtreffen des ZoRA-Netzwerkes Ende
April in Amsterdam steht ganz im Zeichen des Generations­
wechsels. Die Praxisübergabe ist ein Thema, das wie geschaf­
fen ist für den Austausch unter den Generationen: Die älteren
Teilnehmer des Treffens wollen ihre Praxis abgeben und ha­
ben wertvolle Erfahrungen gesammelt, die sie der jüngeren
Das 3. berufspolitische ZoRA-Mentoringtreffen findet von 24. bis 26. April in
Amsterdam und Haarlem statt.
Programmdetails finden Sie unter
www.zora-netzwerk.de.
Bei Fragen zur Veranstaltung steht Ihnen
Frauke Garstka (FVDZ-Bundesgeschäftsstelle) unter der Telefonnummer
0228 855732 oder per E-Mail unter
[email protected] zur Verfügung.
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Generation weitergeben können. Gleichzeitig können Sie
Mut zur Niederlassung machen. Die Jüngeren wollen eine
Praxis übernehmen, wägen das Für und Wider ab – und mit
wem könnten sie das besser als mit gestandenen Kollegen,
die aus der Freiberuflichkeit kommen? Im Austausch kön­
nen die Jungen der älteren Generation erklären, worauf es
ihnen beim Kauf einer Praxis ankommt.
Fundierte Hilfe
Für all ihre Fragen beim Abwägen von Chancen und Risiken
erhalten sowohl die potenziellen Praxisübergeber wie auch
die -Übernehmer fundierte Hilfe von namhaften Referenten
der FVDZ Akademie. Monika Brendel von FIBU-doc-Praxis­
management wird mit der älteren Teilnehmergruppe über
die grundsätzlichen Überlegungen zur Praxisabgabe spre­
chen. Dabei geht es um den zeitlichen Ablauf der Vorberei­
tung, die Ermittlung des Praxiswertes und auch steuerliche
Überlegungen. Diana Brendel, ebenfalls von FIBU-doc-Pra­
xismanagement und Tochter von Monika Brendel, wird mit
der Gruppe potenzieller Praxisübernehmer über Chancen
und Risiken der Praxisübernahme reden und die richtige
Vorbereitung der wichtigen Lebensentscheidung. FVDZ-Jus­
tiziar Michael Lennartz stellt in zwei weiteren Seminarteilen
eine erfolgreiche Praxisübergabe und auch die -übernahme
auf rechtlich sichere Füße.
Sabine Schmitt
Kompetenz schafft
Perspektiven
Eine gute Perspektive ist oft nur eine Frage des richtigen Standpunktes. Wo ließe sich dieser besser finden
als beim Weimarer Forum, das in diesem Jahr unter
Motto „Kompetenz schafft Perspektiven“ steht? Es ist
genau die Themenmischung zwischen Zahnmedizin
und Medizin, Betriebswirtschaft, Recht und Work-LifeBalance, aus der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich selbst und ihre Praxis unter einem neuen
Blickwinkel sehen können.
Erfolgsperspektive
Freitag, 10.00 –13.00 Uhr
Das Erfolgsforum am Freitagvormittag beschäftigt sich
in diesem Jahr zunächst mit dem Thema Praxisabgabe –
Praxisübernahme – Kooperationen. Diana Brendel von
FIBU-doc-Praxismangement hat die richtigen Tipps für
eine gelungene Übernahme für die junge Zahnärzteschaft
parat und erläutert darüber hinaus für die Abgabewilligen die nötigen Vorbereitungen, aber auch Fallstricke im
Abgabeprozess der Praxis. Der Hamburger Strafrechtler Dr.
Oliver Pragal wird im Anschluss über Korruption in der Zahnarztpraxis sprechen. Was ist korruptives Verhalten? Wo beginnt Korruption? Was ist verboten, was erlaubt? Mit seinem
Vortrag wird er die Unsicherheiten beseitigen, die das neue
Antikorruptionsgesetz für Heilberufe aufwirft.
Praxisperspektive
Samstag, 10.45 Uhr
„Gesunde Zähne ein Leben lang – wenn da nur die Genetik
nicht wäre“ – so bringt die Zahnärztin Dr. Stefanie Feierabend,
die an den genetischen Grundlage seltener Erkrankungen mit
Bezug zur Mundhöhle forscht, ihren Vortrag auf den Punkt.
Durch eine gute Prävention ist Karies heute auf dem Rückzug, doch es gibt eine nicht kleiner werdende Gruppe von
Patienten, die entweder mit einem Gen-Defekt auf die Welt
kommen und vollständig erkrankte Zähne aufweisen. Ein
Blick in die Familiengeschichte bringt oft Aufschluss. Feierabends Vortrag thematisiert die häufigsten Strukturanomalien der Zähne, deren Differenzialdiagnosen, sowie mögliche
Präventions- und Therapieansätze.
Lebensperspektive
Samstag, 12 Uhr
„Am liebsten geht’s mir gut!“, lautet der Titel des Vortrags
Astrid Vlamynck, Fachärztin für psychosomatische Medizin. Wem geht es wohl nicht so? Sie wird mit ihrem interaktiven, erfahrungs- und erlebnisorientierten Referat
dafür sorgen, dass das erwünschte Wohlbefinden eintritt –
auch in der Zahnarztpraxis. Mit dem Ansatz der energetischen Psychotherapie lässt sie die Sinne (wieder) tanzen und
betreibt multisensorische Burnout-Prophylaxe. Sie bietet ein
bisschen Theorie und viel Praxis und lässt die Teilnehmer
die Wirksamkeit multisensorischer Behandlungselemente
aus der Energetischen Psychologie erleben. Sie sollen diese
schnell und sanft wirkenden Möglichkeiten zur neurophysiologischen Stressregulation ganz direkt erfahren.
- Seminare 2015
S PE Z IAL
Steh auf! – Wie führe ich mich selbst?
08./09.05.2015 Hannover
Referenten: Boris Grundl und Attila Vuran
Leading simple – die 3 Säulen zur Menschenführung
04./05.09.2015 Heidelberg
Referenten: Boris Grundl und Attila Vuran
Rhetorik-Intensivtraining
20.06.2015 Berlin | 07.11.2015 Bonn |
14.11.2015 Frankfurt
Referent: Peter Edwin Brandt, Tübingen
Viel arbeiten und trotzdem gut leben:
Dem Burnout keine Chance! 27. /28.11.2015 Berlin
Referentin: Dr. med. Sabine Schonert-Hirz, Berlin
Ergonomisch Arbeiten – Arbeitskraft erhalten
27.06.1205 Bonn
Referent: Manfred Just (Sportwissenschaftlicher und
Ergonomieberater), Forchheim
Nähere Informationen unter: www.zora-netzwerk.de
ZoRA SPEZIAL
15
25.–27.09.2015
Das Programm zum 7. Weimarer Forum auf einen Blick
MIT EINEM
STARKEN
AUFTRITT
ZUM
ERFOLG
„Bauch rein, Brust raus“, „Steh gerade, Kind“ – die mehr
oder weniger gut gemeinten Ratschläge hat wohl jeder noch
von früher im Ohr. Doch so ungern man sich daran erinnert,
es ist etwas dran: Wer die Schultern zurücknimmt und sich
aufrichtet, strahlt Selbstbewusstsein aus. Wer auf zwei Beinen
steht und nicht zappelt, zeigt Sicherheit und Kompetenz.
Der Körper spricht eine deutliche Sprache und ist beredter
als tausend Worte. Vor allem im Beruf ist der Erfolg oft nur
eine Frage der Haltung.
Ein leicht geneigter Kopf, ein Blick von schräg unten, eine eingedrehte Fußspitze – und das Ding ist gelaufen. Noch bevor
überhaupt ein einziges Wort gefallen ist, egal ob im Gespräch mit dem Chef, mit Mitarbeitern oder Patienten. 200
bis 300 Millisekunden dauert es maximal, bis die Botschaft übermittelt ist, haben Studien zur Körpersprache festgestellt. „Wir
sind Augentiere“, sagt Körpersprache-Experte Stefan Verra.
„90 Prozent dessen, was wir wahrnehmen, kommt als Sinneseindruck über die Augen.“ Deshalb ist der Körper in der Kommunikation so entscheidend. Und Körper, Hände, Füße und
Gesicht sind schnell, laut und deutlich. „Die innere Haltung
zeigt sich immer sofort an der äußeren Haltung“, sagt Verra.
Vor allem Frauen seien in einem engen Korsett sozialisiert, hat
Kommunikationstrainerin Agnes Berger festgestellt. „Frauen
machen sich oft kleiner.“ Und sie zeigen Unterwerfungsgesten, wie den schrägen Kopf oder Unsicherheit, wie eingedrehte Füße. Sie machen schnelle und kleine Bewegungen,
sie nicken häufig zur Bestätigung mit dem Kopf – ein Killer für
die souveräne Haltung. „Das ist aber nicht angeboren, sondern
anerzogen“, sagt Diplom-Psychologin Berger.
Ein Dilemma, dem Berger auf besondere Weise entgegenwirkt: Die ausgebildete Flamenco-Tänzerin benutzt Elemente
des Tanzes, um Frauen für einen starken Auftritt im Beruf
zu trainieren. „Beim Flamenco muss man sich groß machen,
aufrichten, Raum nehmen und das auch noch ganz laut“,
ALLES
EINE FRAGE
DER
HALTUNG
sagt sie. Übersetzt heiße das: „Hier bin ich, das kann ich,
das ist meine Leistung.“ Und das zeigt Berger auch selbst.
Sie ist klein, schmal und zierlich, doch nicht nur im FlamencoLook, sondern auch im Hosenanzug ist sie unübersehbar
kraftvoll, energiesprühend und präsent.
Mit Gesten aus dem Flamenco übt die Trainerin mit ihren meist
weiblichen Klienten genau diese Präsenz zu zeigen – und
Selbstbewusstsein. Denn nicht nur die innere Haltung beeinflusst die äußere, sondern auch umgekehrt. Es ist eine Art
Handwerkszeug, das sie den Frauen mitgibt. „Kleine Hebel für
die Handtasche“, nennt sie das. Stehen, Schauen, Kopfhaltung –
damit ist schon viel gewonnen. „Wer erfolgreich sein will,
muss sich trauen, Raum zu nehmen“, sagt Berger. Sie trainiert, Pausen auszuhalten und Blicke. Sie fordert große
Gesten und lautes Fußaufstampfen – wie beim Tanzen.
Mit einem Training ist es allerdings nicht getan, denn um
eingeübte Körperhaltungen zu verändern, braucht es Zeit.
Berger nennt dies „neue Trampelpfade im Gehirn anlegen“, wenn sich neuronale Netze im Hirn neu verknüpfen.
Und das heißt: üben, üben, üben – im Alltag. „Das geht immer
und überall“, ist die Kommunikationstrainerin überzeugt.
Ein kleiner Haltungscheck sei immer möglich. „Sechs Monate Training sorgen für neue Gewohnheiten“. Um die Körpersprache auf Vordermann zu bringen, sollte man Dinge
zu tun, die man nicht von vornherein kann, sondern Neues
ausprobieren, empfiehlt auch Körpersprache-Experte Verra.
„Nur wer eine gewisse Vielfalt beherrscht, kann diese dann
auch körperlich zeigen“, ist er überzeugt.
Allerdings: Aus dem schüchternen Reh wird auch mit viel
Training kein Löwe werden, der lautstark durch die Savanne
brüllt, doch körpersprachlich geht es vor allem darum, alte
Systeme zu durchbrechen. „Man fängt mit Kleinigkeiten an
und beobachtet dann schon mal die Wirkung“, rät Psychologin
Berger. Wer an seiner Körpersprache arbeite, verändere vor
allem auch seine innere Haltung. „Und wenn ich die verändere,
werden sich die Reaktionen zu mir ändern.“
Sabine Schmitt