saarl@ndimker - beim Landesverband der Saarländischen Imker eV

Saarl@ndimker • Seite 1
2. April 2015
Ausgabe 1 / 2015
Landesverband Saarländischer Imker e.V., Auf Gierspel 37, 66123 Bischmisheim
Artikel der
aktuellen
Ausgabe
• JHV im Big
Eppel
ab S. 2
 Interview mit
Michel Collete ,
ab S. 8
 Fortbildung
Bienengesundheit, ab S. 13
 BZV 1908
LimbachBohnental, ab
S. 23
saarl@ndimker
Start in die Bienensaison 2015
Die Bienen fliegen, obwohl die Nächte noch sehr kalt sind. Viele Imkerinnen
und Imker konnten den Start in die neue Bienensaison kaum erwarten und
haben die Frühjahrsdurchsicht schon vorgenommen. Oft höre ich in diesen
Tagen von teilweise dramatischen Völkerverlusten, die leider auch im Saarland
zu beklagen sind. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Was wir als Imkerinnen
und Imker tun können, ist noch besser auf die Belastung durch Varroa acht zu
geben. Diese Ausgabe des Saarlandimkers berichtet ausführlich über
Schulungen zur Bienengesundheit, die ich Ihnen auch in diesem Jahr sehr ans
Herz lege.
Mit der Jahreshauptversammlung hat auch der Landesverband seinen Start ins
Frühjahr gemeistert. Auch hiezu berichtet diese Ausgabe ausführlich. Einige der
Anregungen aus der Versammlung (beispielsweise die Einrichtung einer
Imkerbörse auf der Sie imkerliche Geräte tauschen) haben wir gleich
umgesetzt. Sollten Sie auf dieser Plattform Völker anbieten oder kaufen sein
Ihnen nochmals ans Herz gelegt: Völkerkauf und Völkerverkauf nur mit
Gesundheitszeugnis.
Ich bin gespannt, was das Bienenjahr für uns bereit hält, welche Trachtsituation
und welches Wetter der heilige Ambrosius uns beschert und ob der kleine
Beutenkäfer tatsächlich bald nach Deutschland kommt. Besonders freue ich
mich auf den Mai, wenn die Kirsche blüht und die Natur zum Bienenparadies
wird. Dann ist unser Hobby besonders schön und manche Sorge ist vergessen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Start in die Bienensaison 2015.
Ihr,
Frank Nieser
Erster Vorsitzender Landesverband
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Jahreshauptversammlung des LSI am 8. März 2015 in Eppelborn
Am 8. März 2015 hatte der LSI fast nun schon traditionell nach Eppelborn zu
seiner diesjährigen Jahreshauptversammlung geladen. Die saarländischen
Imkerinnen und Imker waren der Einladung in großer Zahl gefolgt und der
Landesvorsitzende, Frank Nieser konnte rund 200 Gäste begrüßen. Als
Ehrengäste waren neben dem saarländischen Minister für Umwelt und
Verbraucherschutz, Reinhold Jost, die Bürgermeisterin der Gemeinde
Eppelborn, Frau Birgit Müller-Closset, der Vorsitzende des Imkerverbandes
Rheinland, Herr Dirk Franciszak sowie der Präsident des saarländischen
Bauernverbandes,
Klaus
Fontaine
und
der
Präsident
der
Landwirtschaftskammer, Herrn Richard Schreiner anwesend. Der Vorsitzende
des Landesverbandes, Frank Nieser, begrüßte alle Ehrengäste und alle
anwesenden Imkerinnen und Imker, sowie die Presse auf das Herzlichste.
Auch der Deutsche Imkerbund erwies dem Landesverband Saarländischer
Imker die Ehre und war mit Frau Petra Friedrich, die beim D.I.B. für Presseund Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, und einem Ausstellungsstand auf der
Jahreshauptversammlung präsent.
Festansprachen
In seiner Festansprache betonte der Minister für Umwelt und
Verbraucherschutz des Saarlandes, Herr Reinhold Jost, seine große
Wertschätzung für die Imkerei und sicherte unter großem Applaus der
anwesenden Imkerinnen und Imker zu, dass die Fördergelder des Landes für
die Imkerei gesichert seien. Dies ist angesichts der ständigen
Sparbemühungen des Landes und in Zeiten der Schuldenbremse eine
besonders wertvolle Zusage, für die sich der Landesvorsitzende Frank Nieser
im Namen der saarländischen Imkerschaft sehr herzlich bedankte. Der
Minister betonte, dass die Imkerinnen und Imker des Landes mit ihrem
sozialen Engagement und ihrem Engagement für Umwelt und Natur einen
unerlässlichen Beitrag zum Gemeinschaftsleben leisteten in einer Zeit, in der
eine Konzentration auf das eigene Umfeld die Regel sei. Auch Frau
Bürgermeisterin Müller-Closset lobte die Imkerei als ein Hobby, das das
Schöne mit dem Nützlichen verbinde und nannte Bestrebungen aus ihrer
Gemeinde die Blühflächensituation für die Bienen zu verbessern.
Augenzwinkernd bedankte sie sich dafür, dass der Landesverband für seine
Jahreshauptversammlungen im Big Eppel eine Heimat gefunden habe. Die
Halle sei auch in den kommenden fünf Jahren am ersten Sonntag im März für
die Jahreshauptversammlung des LSI reserviert.
Minister Reinhold Jost bei seiner Ansprache
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Fortsetzung Bericht JHV
Jahresbericht des Landesvorsitzenden
In seinem Jahresbericht blickte Frank Nieser auf das erste Jahr des Vorstandes
zurück, der seit vergangenem Sommer nun auch notariell eingetragen und im
Amt sei. „Wir sind immer noch in einer Findungsphase.“, beschreibt Frank Nieser
die Situation. „Vieles hat sich eingespielt, aber es wird sich organisatorisch
selbstverständlich mit der Zeit weiter verbessern.“ In diesem Zusammenhang
wiederholte er, dass es – im Unterschied zu anderen Landesverbänden – beim
LSI keine hauptamtliche Geschäftsstelle gebe. Die Umstrukturierung der
Satzung mit zwei Stellvertretern bringe zwar Entlastung für den Vorsitzenden,
Tatsache sei aber auch, dass der gesamte Vorstand zunächst einem „normalen“
Beruf nachgehen müsse und alle Arbeit für den Vorstand in seiner Freizeit leiste.
„Mich freut die Anerkennung der saarländischen Imkerinnen und Imker. Sie
zeigen uns, dass sie mit unserer Arbeit zufrieden sind. Wir sind offen für
konstruktive Kritik; in der Vergangenheit gab es allerdings oft auch unberechtigte
Kritik.“ Die Situation der Imkervereine im Saarland beschrieb Frank Nieser als
erfreulich. Konstante Zuwachsraten würden das Vereinsleben stärken - selbst in
Vereinen, die bislang unter Nachwuchsmangel gelitten hätten. Er
fasst
zusammen: „Im vergangenen Jahr lag der Zuwachs der Imkerinnen und Imker im
Saarland bei etwa 10%.“
Frank Nieser, Vorsitzender des LSI begrüßt die JHV
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Fortsetzung Bericht JHV
Frank Nieser lobte sein motiviertes Vorstandsteam und die Zusammenarbeit im
Landesvorstand: „Die Zusammenarbeit macht Spaß und die Rückmeldungen
aus der Imkerschaft sind sehr positiv. Der Landesvorstand freut sich sehr, dass
seine Arbeit Anerkennung bei der saarländischen Imkerschaft findet. Wir sind
gut aufgestellt für die Zukunft.“ Rückblickend war es ihm aber ein Bedürfnis
jenen zu danken, die den Landesverband durch schwierige Wasser geleitet
hatten und sich im Notvorstand engagiert hatten. Für ihr Engagement im
Notvorstand wurden mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet, Dr. Susanne
Meuser, Fred Schank und Ernst Weinmann. Frank Nieser sprach ihnen seinen
verbindlichen Dank für ihre Verdienste um den Landesvorstand aus. Geehrt
wurde weiterhin für seine Verdienste um die Zucht und den Landesverband,
Herr Armin Lensch. Eine besondere Ehrung wurde Herrn Kaspar Kettel zuteil,
der für sein Lebenswerk – er blickt auf 84 Jahre als aktiver Imker zurück - mit
dem „Zeidler“ ausgezeichnet wurde. Dies ist die höchste Ehrung, die der
Deutsche Imkerbund zu vergeben hat (siehe gesonderter Bericht).
Der amtierende Vorstand des LSI.
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Fortsetzung Bericht JHV
Berichte der Fachwarte
Da die Fachwartin für Honig, Frau Forster-Seiwert, selbst verhindert war, trug
Frank Nieser zum Thema Honig vor. In insgesamt drei Honiglehrgängen hätten
im Jahr 2014 insgesamt 125 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den
Fachkundenachweis
Honig
erworben.
Eine
online
Bestellung
der
Gewährverschlüsse über OMV sei in Kürze möglich. Die gezogenen
Honigmarktproben zeigten, dass die Honigqualität beständig steige.
Zucht
Zur Zuchtarbeit im LSI führte Frank Nieser aus, dass im letzten Jahr ein
durchschnittliches Zuchtjahr gewesen sei. Erfreulich wären die noch gesteigerten
Beschickungen von Bienenköniginnen auf den vier Landbelegstellen im
Saarland. Auch hätte sich der Trend fortgesetzt, wonach immer mehr Züchter im
Saarland
auf
die
instrumentelle
Besamung
setzen.
Herr Nieser verwies abschließend darauf, dass der Zuchtbericht auf unserer
Homepage eingestellt wird und lud zur Züchterfrühjahrstagung am Samstag dem
14.03.2015 auf den Finkenrech ein.
Bienengesundheit
Frau Dr. Meuser ergänzte die Ausführungen von Herrn Nieser in ihrer Funktion
als Fachwartin für Bienengesundheit zur Auswinterungssituation 2015, der neuen
Allgemeinverfügung
des
LAV
und
der
Vergabe
der
amtlichen
Imkereiregistriernummern für jede Imkerei (Imker und Imkerinnen werden im
Folgenden unter Imker zusammengefasst). Das Jahr 2014 hat für viele Imker
einen großen Varroaschaden gebracht. Statistisch gerechnet wird auch vom
Bieneninstitut Mayen ein Völkerverlust von etwa 30% vorausgesagt. In diesem
Zusammenhang wurde dem Antrag des Kreisverbandes Saarlouis stattgegeben,
die Varroabehandlung im Saarland konzertiert in Angriff zu nehmen. Der
Landesverband wird auf seiner Homepage und über die BSV zu konzertierten
Behandlungszeiträumen aufrufen. Frau Dr. Meuser verwies auch auf die
Homepage des Bieneninstitutes Mayen, auf der das Varroawetter mit
Empfehlungen der Varroabehandlungsmethoden verzeichnet ist. Die Broschüre
Varroa unter Kontrolle und weitere Varroaempfehlungen stehen auch unter
Downloads beim Landesverband ein. Ebenfalls beim LSI und auf der Mayener
Homepage stehen Beschreibungen und Formulare für die Einsendung von
Futterkranzproben ein. Das Monitoring hat geholfen, die Faulbrutsituation im
Saarland zu minimieren (siehe dazu gesonderte Berichte zur Schulung vom 27.
Februar 2015). Frau Dr. Meuser rief dazu auf, sich auf jeden Fall weiterhin mit
Futterkranzproben an dem Mayener Monitoring zu beteiligen, da man nur so auf
dem niedrigen Stand des Faulbrutgeschehens bleiben kann – gemeinsam
konsequent vorbeugend. Über Mayen wird die Übersicht gewährleistet.
Frau Dr. Meuser erinnerte auch an die Meldepflicht der Bienenhaltung: Damit das
LAV den Überblick im Dienste der Imker behalten kann, ist es essentiell, dass
jeder
Imker
mit
dem
Meldeformular
zu
Paragraph
1a
der
Bienenseuchenverordnung beim Veterinäramt gemeldet ist. Das Formular steht
auf der LSI- Homepage ein. Es sind noch etwa 22% der saarländischen
Vereinsimker ungemeldet. Das Stammdatenamt der Veterinärmedizin erteilt
jedem angemeldeten Imker eine Registriernummer. Da die Regionalämter letztes
Jahr zusammengeführt worden sind, sind einige Registrierungen fehl gegangen.
Frau Dr. Meuser bittet: „Wer bis jetzt trotz Meldung noch keine Nummer hat,
sende bitte nochmals ein Meldeformular an das Veterinäramt, mit
entsprechendem Vermerk – NOCH KEINE HIT / AS NUMMER -.“
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Fortsetzung Bericht JHV
Zur Situation der neuen Allgemeinverfügung stellte Herr Nieser in der Vorrede dar,
dass hierzu Gespräche mit dem Ministerium folgen werden, denn die bestehende
Form war so nicht mit dem Landesverband abgesprochen und macht stellenweise
keinen Sinn. Gegenwärtig besteht auf jeden Fall die Pflicht über den Bienenstand ein
gültiges Gesundheitszeugnis zu haben, wenn man Bienenmaterial bewegen will. Im
Falle einer Abgabe von Bienenmaterial sollte man das nicht nur praktizieren, so Frau
Dr. Meuser, weil es das Gesetz vorschreibt, sondern weil so Verkäufer/Abgebender
und Käufer/Empfänger bienengesundheitlich geschützt sind. Für Abgabe von
Bienenmaterial wird sich der Gesetzestext nicht ändern. Für Verstellen von
Bienenvölkern
allerdings
hat
Frau
Dr.
Scherer-Herr
auf
Bienensachverständigenschulung im vergangenen Jahr formlos zugesagt, dass man
eigenes Bienenmaterial innerhalb der eigenen, gemeldeten Bienenstände auch ohne
besonderes Gesundheitszeugnis bewegen darf. Für Wanderbewegungen wird nach
wie vor ein „Gesundheitszeugnis“ gebraucht.
Frau
Dr.
Meuser
erinnerte
daran,
dass
Gesundheitszeugnisse
(Wanderbescheinigungen) nur die eingetragenen BSV beantragen können. Eine Liste
der aktuell aktiven BSV steht auf der LSI Homepage ein. Es sind alle BSV
verzeichnet, die zur Veröffentlichung ihrer Daten Einverständnis erklärt haben.
Insgesamt arbeiten 125 BSV für den LSI und das LAV.
Der Big Eppel war wie im Vorjahr gut gefüllt.
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Fortsetzung Bericht JHV
Weiterer Sitzungsverlauf
Im Anschluss an diese Berichte erläuterte die Schatzmeisterin, Frau Ulrike
Schafheutle akribisch die Entwicklung der Kasse und die einzelnen
Positionen im Detail. Für die Kassenprüfer bezeichnete Hans Matheis vom
OV Urexweiler die Kassenführung als vorbildlich und beantragte Entlastung
für die Schatzmeisterin, Frau Schafheutle und den gesamten Vorstand.
Diese Entlastung wurde von der Versammlung einstimmig gewährt.
Die bisherige Fachwartin für Honig, Frau Irmgard Forster-Seiwert wird
aufgrund ihres Amtes als Kreisvorsitzende des Kreises Saarlouis ihre
Tätigkeit nicht fortsetzen und hatte darum gebeten, eine Nachfolgerin oder
einen Nachfolger zu wählen. Dies gelang während der Sitzung zwar nicht,
jedoch ergaben sich nach der Sitzung fruchtbare Gespräche mit zwei
Interessenten, so dass auch hier für das Amt des Fachwartes für Honig und
seinen Stellvertreter eine Nachfolge in Aussicht steht.
Frank Nieser zeigte sich nach der Sitzung sichtlich zufrieden. Nach fast
beinahe zweieinhalbstündiger Sitzung schloss er den offiziellen Teil und
leitete über zu einem Vortrag von Michel Collette auf denen die Imkerinnen
und Imker geduldig gewartet hatten. Michel Collette betreibt im nahen
Luxemburg eine Bio-Imkerei. Er gewährte in seinem kurzweiligen Vortrag
"Die Bedeutung von Naturwabenbau für die Gesundheit der Bienen" (siehe
dazu gesonderter Bericht) einen unterhaltsamen Blick auf seine
Betriebsweise und regte zum Nachdenken an.
Vorsitzender Frank Nieser ehrt Frau Dr. Meuser, Armin Lensch, Ernst Weinmann
und Fred Schank (nicht im Bild) für ihre Verdienste um den LSI. Mit auf dem Bild ist
Kaspar Kettel, der für sein Lebenswerk geehrt wurde.
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Interview mit Michel Collette
Michel Collette ist zertifizierter Demeter-Imker mit 50 Bienenvölkern und
Leiter des Lehrbienenstandes in Hollenfels, Luxemburg. Dass Herr Collette
nicht nur Imker, sondern auch begeisterter Bienenfotograph ist, zeigt seine
reich bebilderte Präsentation „Die Bedeutung von Naturwabenbau für die
Gesundheit der Bienen“ mit wunderschönen Makroaufnahmen, die er im
Rahmen der Jahreshauptversammlung des LSI vom 8. März 2015 gehalten
hat. Nach eigenen Worten will er niemanden zu seiner Betriebsweise
bekehren, sondern er will anregen zum Nachdenken und zum Loslassen von
alten Gewohnheiten. „Von den Bienen lernen und ihnen nicht unseren Willen
aufzwingen“ ist ein Satz, den er ganz an den Anfang seines Vortrages stellt.
Nach seiner Präsentation hat der Saarlandimker mit Herrn Collette
gesprochen.
Saarlandimker: Herr Collette, Sie haben es am Applaus gemerkt, den
saarländischen Imkerinnen und Imkern hat Ihr Vortrag sehr gut gefallen.
Sollen wir jetzt alle zum Naturwabenbau übergehen?
Michel Collette (lacht): Nein, das ist nicht meine Absicht. Ich möchte
niemanden bekehren, aber ich merke bei meinen Vorträgen, dass die
Imkerinnen und Imker über das, was ich Ihnen erzähle, nachdenken und die
althergebrachte Betriebsweise mit Mittelwänden hinterfragen. Wenn ich das
erreiche, dann ist mein Vortrag ein Erfolg.
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Fortsetzung Interview Collette
Saarlandimker: Was ist das, Naturwabenbau?
Naturwabenbau und wesensgemäße Bienenhaltung?
Was
verbindet
Michel Collette: Wesensgemäße und artgerechte Bienenhaltung und
Naturwabenbau gehören für mich untrennbar zusammen. Wir sind es
gewohnt dem Bienenvolk Rähmchen mit Mittelwänden zuzuhängen. Das
kennt die Natur nicht. Bienenwachs ist nicht irgendetwas im Bienenvolk.
Bienenwachs ist „Skelett und Organismus des Volkes“, das die Bienen aus
sich herausschwitzen, daraus ihre Waben bauen, auf denen sie dauerhaft
leben, den Honig lagern und ihre Brut aufziehen. Mit Mittelwänden setzten
wir sozusagen eine künstliche Prothese ein. Das Können der Bienen besteht
aber gerade darin, Naturwaben zu bauen. Eine wesensgemäße
Bienenhaltung basiert auf diesen Naturwaben. Viele kennen aber nur das
rechteckige Rähmchen und haben sich daran gewöhnt den Bien mit
viereckigen anstatt mit runden Augen zu sehen.
Saarlandimker: Viereckige Augen?
Michel Collette: Ja, unsere Rähmchen und unsere Mittelwände sind
viereckig. Wir zwingen den Bienen diese Form auf. Brutnest, Schwarm,
Waben sind aber von Natur aus rund. Die runde Form hat für die Bienen
zahlreiche Vorteile, die wir ihnen rauben, indem wir alles eckig machen.
Quadratisch, praktisch, gut ist nicht gut für die Bienen, oder haben Sie schon
einen eckigen Schwarm gesehen?
Saarlandimker: Warum ist das Runde für die Bienen so gut und
wesensgemäß?
Michel Collette: Das hat ist erster Linie etwas mit dem Wärmehaushalt zu
tun. Die Fähigkeit der Bienen, Wärme hervorzubringen, gehört zu den
Merkmalen, die sie vor allen anderen Insekten auszeichnet. Der Organismus
der Arbeiterinnen ist in der Lage, Wärme zu erzeugen, die nicht nur dem
einzelnen Tier, sondern dem gesamten Volk zugute kommt. Das Bienenvolk
reguliert beständig die eigene Wärme. Sein Überleben hängt maßgeblich
davon ab, ob es in der Lage ist, die notwendige Temperatur zu bewahren.
Die runde Form optimiert diesen Wärmehaushalt, denn die Oberfläche, von
der Wärme abgegeben wird, ist minimiert. Eckige Waben, eckige Brutnester
etc. machen dieses kluge Verhalten der Bienen zunichte.
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Fortsetzung Interview Collette
Saarlandimker: Welchen Einfluss haben Naturwaben denn auf die
Bienenprodukte oder den Bien als solchen?
Michel Collete: Der Einfluss ist allgegenwärtig. Bienenwachs ist der
Gesundheitspass eines jeden Bienenvolkes. Das Wachs vergisst nichts, wie
Dr. Wallner sagt. So beginnt beispielsweise die Honigqualität beim
Bienenwachs. Aber nehmen Sie auch die Aufzucht der Brut: Naturwaben
wachsen mit dem Entwicklungsverlauf des Bienenvolkes. Jede Wabe hat so
ihren geeigneten Platz im Organismus. Jede Wabengasse hat ihr eigenes
Mikroklima.
Saarlandimker: Aber viele Imker haben doch einen eigenen Wachskreislauf,
die Belastung mit Schadstoffen dürfte sich damit in Grenzen halten.
Michel Collette: Das ist korrekt. Aber: Der Wachskreislauf wurde vom
Menschen erfunden. In der Natur gibt es keinen Wachskreislauf.
Naturwabenbau trägt maßgeblich zum Wohlbefinden des Biens bei. Nehmen
Sie die Kommunikation den Bienen: Weil die hauchdünnen Wachswände der
Naturwaben viel besser schwingen als Mittelwände, ermöglichen sie eine viel
intensivere Kommunikation unter den Bienen. Sie dürfen nicht vergessen, im
Volk ist es stockdunkel, die Bienen kommunizieren über feinste
Schwingungen. Eine neue Art von Denken ist notwendig, um eine
erfolgreiche, artgerechte und wesensgemäße Bienenhaltung mit Naturwaben
betreiben zu können. Darauf versperrt die Mittelwand häufig den Blick. Ich
habe zum Vergleich eine Naturwabe und eine Wabe mit Mittelwand
gewogen. Der Unterschied ist immens. Eine ausgebaute Wabe mit
Mittelwand wiegt 120 bis 130 Gramm, eine Naturwabe nur 90 Gramm.
Saarlandimker: Was sind aus Ihrer Sicht die häufigsten Fehler der
modernen Bienenhaltung im Sinne eines Verstoßes gegen die
wesensgemäße und artgerechte Bienenhaltung?
Eine wunderschöne Naturwabe am Stand von Michel Collette
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Fortsetzung Interview Collette
Michel Collette: Ich kann Ihnen hier nur einige Beispiele nennen, denn das
wäre ein Vortrag für sich genommen. Im Sommer reißen viele beispielsweise
den Bienenkörper systematisch alle 9 Tage auseinander. Das stört
insbesondere den Wärmehaushalt im Volk und die Harmonie und fördert im
Übrigen die Entwicklung der Varroa. Die Milbe mag es nämlich nicht
gleichmäßig warm, sondern schätzt den Temperaturrückgang, der sich aus
der Durchsicht des Imkers ergibt. Ich komme auch nicht ohne eine
Varroabehandlung mit Ameisensäure aus, sie ist aber viel behutsamer und
zurückhaltender, als bei der klassischen Bienenhaltung. Ich behandle einmal
im Sommer nach dem Abschleudern. Ein weiterer Fehler liegt beispielsweise
im Umlarven von Arbeiterinnenmaden zur Zucht von Königinnen. Der Bien
wollte nicht, dass aus diesem Stift eine Königin entsteht. Das ist eine
Notlösung für den Bien, die im kommenden Jahr korrigiert wird. Warum
verwenden wir nicht Weiselzellen von guten Völkern, die vom Bien selbst
angelegt wurden? Folgendes ist mir aber sehr wichtig: Beim Umlarven will
ich die Imker nicht vor den Kopf stoßen, sondern sie motivieren, auch mal
Schwarmzellen von guten Völkern zu verwenden.
Saarlandimker: Wenn Sie uns klassischen Mittelwand-Imkern etwas auf den
Weg geben können, was wäre es?
Michel Collette: Den Imkerinnen und Imkern würde ich sagen, dass sie den
Bienen zuhören sollen. Das Bienenvolk weist uns den richtigen Weg. Wir
müssen es nur wahrnehmen.
Saarlandimker: Herr Collette, eine letzte Frage. Wenn Imkervereine mehr
über den Naturwabenbau wissen wollen, können Sie zu Ihnen kommen und
mehr über das Thema vor Ort erfahren?
Michel Collette: Selbstverständlich. Ich biete Vorträge und Führungen an
und freue mich auf einen Besuch von Imkervereinen aus dem Saarland. Am
Besten erreichen Sie mich per E-Mail unter [email protected]
Saarlandimker: Herr Collette, herzlichen Dank für das Gespräch.
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Ehrung von Herrn Kaspar Kettel für sein Lebenswerk mit dem „Zeidler“
Besonders geehrt wurde Herr Kaspar Kettel, der Anfang März 2015 seinen
100. Geburtstag feiern durfte. In diesem Jahr schaut er auf 84 Jahre als
Imker zurück. Aus der Hand des Vorsitzenden des LSI erhielt Herr Kettel im
Rahmen der Jahreshauptversammlung für sein Lebenswerk den„Zeidler“, die
höchste Ehrung, die der Deutsche Imkerbund zu vergeben hat. Herr Kettel,
1915 in Stadtkyll in der Eifel geboren, kam mit 16 Jahren durch seinen
Nachbar zu den Bienen. Von ihm erlernte er auch die Herstellung vom
Strohbeuten in Kastenbauweise. Wie Herr Kettel uns erzählt, betreut er noch
heute drei Bienenvölker. Wie er sagt, darf er seine Kunden nicht
enttäuschen. Im Jahr 1960 zog Herr Kettel von der Eifel ins Saarland.
Seit 1962 ist Herr Kettel Mitglied im Bienenzuchtverein Saarlouis, wo er von
1977 bis 1997 das Amt des 1. Vorsitzenden inne hatte. Durch seine
Kenntnisse in der Bienenhaltung und Bienenzucht ist er immer noch ein
kompetenter Ansprechpartner für die Mitglieder des Vereins. Im Jahre
1972 wurde Herr Kettel mit der Silbernen und 1986 mit der Goldenen
Ehrennadel des Deutschen Imkerbundes ausgezeichnet.
Minister Reinhold Jost gratuliert Herr Kettel zu seiner Ehrung
Auf die Frage, wie man so alt wird schmunzelt Herr Kettel und antwortet:
„Viel Bewegung, Honig und die Freude an den Bienen.“
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Fortbildungsveranstaltung für Bienensachverständige: Interview mit
der Fachwartin für Bienengesundheit, Frau Dr. Susanne Meuser, und
dem Leiter des Fachzentrums für Bienen und Imkerei in Mayen, Herrn
Dr. Christoph Otten.
Am 27. Februar 2015 fand an der Universität des Saarlandes eine
Fortbildungsveranstaltung für Bienensachverständige statt. Die Fortbildung
richtete sich an alle aktiven BSV die bereits eine Grundausbildung
durchlaufen haben. Das Echo auf die von unserer Fachwartin für
Bienengesundheit, Frau Dr. Susanne Meuser, organisierten Veranstaltung
war überwältigend: 65 Bienensachverständige fanden den Weg in den
Hörsaal der Biologie, der angesichts dieses Ansturms bis auf den letzten
Platz gefüllt war. Im Mittelpunkt der Nachschulung, die von 15 bis 21.30
andauerte und damit alle Aufmerksamkeit der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer forderte, standen die Amerikanische Faulbrut, der Kleine
Beutenkäfer, die Varroose sowie die Völkermeldung bei Veterinärämtern und
Veterinärämtern. Geleitet wurde die Veranstaltung in interessanter und
überaus kurzweiliger Weise von Dr. Christoph Otten vom Fachzentrum für
Bienen und Imkerei in Mayen. Der Saarlandimker hat mit Frau Dr. Meuser
und Herrn Dr. Otten über die Themen der Veranstaltung gesprochen.
Saarlandimker: Frau Dr. Meuser, es ist beeindruckend, wie viele Imkerinnen
und
Imker
an
einem
Freitagnachmittag
den
Weg
zur
Fortbildungsveranstaltung für Bienengesundheit finden. Sind die
saarländischen
Imkerinnen
und
Imker
besonders
am
Thema
Bienengesundheit interessiert?
Der Hörsaal der Zoologie an der Universität des Saarlandes war bis auf den letzten Platz
gefüllt.
Saarl@ndimker • Seite 14
Fortsetzung Interview Bienengesundheit
Dr. Meuser: Das würde ich nicht nur für die neue Generation ohne zu
überlegen unterschreiben. Bewundernswert ist nämlich, dass auch die ältere
Generation nicht nachlässt, sich in Punkto Bienengesundheit weiter zu
bilden, obwohl sie ja über einen enormen Erfahrungsfundus verfügt. Da
ziehe ich immer den Hut. Wir hatten zu der Veranstaltung auch die
Kreisverbandsvorsitzenden eingeladen, dass sie gekommen sind
unterstreicht das Interesse der Saarlandimker an Bienengesundheit. Im
Saarland gibt es 120 Sachverständige. Statistisch entfallen auf jeden Verein
im Saarland also theoretisch etwa 1,5 Bienensachverständige. Das ist ein
hervorragendes
statistisches
Verhältnis,
die
praktische
BSVVereinsverteilung ist aber leicht ungleichmäßig. Wir streben an, dass wirklich
jeder Verein zumindest einen BSV haben sollte.
Saarlandimker: Frühjahrszeit ist die Zeit des Völkerkaufs und des
Völkerverkaufs. Was raten Sie den saarländischen Imkerinnen und Imkern?
Dr. Meuser: Man kann es nicht oft genug sagen: Völkerkauf nur mit
Gesundheitszeugnis. Wenden Sie sich an Ihren Bienensachverständigen.
Sie oder er wird Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ganz abgesehen
davon: Im Saarland schreibt die Tierseuchenrechtliche Allgemeinverfügung
des Landesamtes für Verbraucherschutz (LAV) zum Schutz der
Bienenbestände ein Gesundheitszeugnis nach § 5 Abs. 1 des
Bienenseuchengesetzes zwingend vor, wenn Sie Ihre Völker bewegen. Das
ist beim Kauf oder Verkauf ja sicher der Fall.
Saarlandimker: Wie kann ich erfahren, wer für mich zuständig ist.
Dr. Meuser: Die aktuelle Liste der aktiven BSV ist unter
www.saarlandimker.de unter dem Reiter „Bienengesundheit“ einzusehen.
Hier finden sich alle aktiven BSV, die ihr Einverständnis zur Datenfreigabe
gegeben haben. Generell kann man aber auch über mich einen Kontakt mit
dem nächsten BSV machen oder über die Kreisverbandsvorsitzenden.
Saarlandimker: Angesichts Amerikanischer Faulbrut oder der neuen
Bedrohung durch den kleinen Beutenkäfer, wie wichtig ist eine Meldung der
Bienenvölker?
Saarl@ndimker • Seite 15
Fortsetzung Interview Bienengesundheit
Dr. Otten erklärt das Verfahren im Falle des Verdachts auf Faulbrut.
Fortsetzung Interview Bienengesundheit
Dr. Meuser: Die Meldung ist nicht nur wichtig, die Anzeige einer
Bienenhaltung gemäß § 1a Bienenseuchen – Verordnung ist verpflichtend
für jede Imkerin und jeden Imker. Dort steht nämlich: Wer Bienen halten will,
hat dies spätestens bei Beginn der Tätigkeit der zuständigen Behörde unter
Angabe der Anzahl der Bienenvölker und ihres Standortes anzuzeigen. Die
zuständige Behörde erfasst die angezeigten Bienenhaltungen unter Erteilung
einer Registernummer und legt hierüber ein Kataster an. Angesichts der
zunehmenden Bedrohung durch meldepflichtige Krankheiten kommt dieser
Meldung zunehmende Bedeutung zu. Deshalb mein Appell an alle
Imkerinnen und Imker, auch und gerade wenn Sie nicht im Verein organisiert
sind: Bitte melden Sie Ihre Bienenvölker. Ein aktuelles Formular des
Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz zur Meldung finden Sie auf
der Homepage des LSI unter Downloads, für Imker und Interessierte,
Bienenmeldung nach § 1a der BSVO. Das Formular enthält auch die
Adresse, an welche die Meldung geschickt werden muss. Die Meldung der
Bienenvölker ist kostenfrei und unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft!
Wer Fragen diesbezüglich oder generell zur Bienengesundheit hat, kann
mich über meine LSI-EMail gerne erreichen.
Saarlandimker: Herr Dr. Otten, wie ist derzeit die Faulbrut-Situation im
Saarland und in der Region.
Dr. Otten: In den Jahren 2013 und 2014 gab es insgesamt vier
Feststellungen im Saarland. Im benachbarten Rheinland-Pfalz waren es im
selben Zeitraum 22. Im benachbarten Frankreich gibt es ebenfalls
Faulbrutfälle. Imkerinnen und Imker in unmittelbarer Nähe zur Grenze rate
ich deshalb besonders achtsam zu sein.
Saarl@ndimker • Seite 16
Fortsetzung Interview Bienengesundheit
Saarlandimker:
Glauben
Sie,
dass
die
hohe
Dichte
von
Bienensachverständigen im Saarland und die gute Situation im Saarland
zusammenhängen?
Dr. Otten: Oh ja, unbedingt. Die Sachverständigen sind geschult und wirken
als Multiplikatoren in die Vereine hinein. Ich empfehle aber allen Imkerinnen
und Imkern insbesondere zu Beginn ihres Imkerlebens eine Schulung zur
Bienengesundheit
zu
besuchen,
auch
wenn
sie
keine
Bienensachverständige werden möchten. Die elementaren Kenntnisse der
Bienengesundheit gehören auf jeden Fall zum Instrumentenkasten aller
Imkerinnen und Imker und schützen vor allem vor Schäden und Verlusten
und geben eine hohe Sicherheit bei der Beurteilung der eigenen
Bienenvölker.
Saarlandimker: Welche Infektionsquellen spielen bei der Ansteckung eines
Volkes mit AFB eine Rolle?
Dr. Otten: Hauptinfektionsquellen sind – in dieser Reihenfolge – Räuberei,
der Kauf kranker Völker ohne Gesundheitszeugnis, die Verwendung/Zukauf
alter (Futter)waben und das Verfüttern fremden Honigs sowie infektiöse
Betriebsmittel.
Saarlandimker: Was kann ich persönlich als Imker tun, damit ich die
Wahrscheinlichkeit minimiere, dass sich meine Völker infizieren? In den
Köpfen der Imkerinnen und Imker ist doch immer noch die Vorstellung weit
verbreitet, dass sich nur „Schmuddelimker“ Faulbrut einfangen. Dem ist also
nicht so?
Dr. Otten: Nein, diese Vorstellung ist nicht zutreffend. Gerade starke Völker
sind in der Lage ein krankes und schwaches Volk im Flugradius
auszuräubern. Dagegen können Sie als Imkerin oder Imker nichts tun. Sehr
wohl können Sie aber vermeiden, ihre Völker mit fremdem Honig zu füttern –
womöglich sogar Auslandshonig. Untersuchungen haben gezeigt, dass
Faulbrutsporen in Auslandshonigen, wie sie beim Discounter im Regal
stehen, weit verbreitet sind. Fremde alte Futterwaben zu kaufen oder zu
übernehmen ist auch leichtsinnig und sollte auf gar keinen Fall erfolgen.
Ansonsten kann ich Frau Dr. Meuser nur zustimmen: Völkerkauf oder verkauf nur mit Gesundheitszeugnis. Was die Vorstellung vom
Schmuddelimker angeht: Hygiene auf dem Bienenstand und im Lager ist
selbstverständlich erstrebenswert und sollte nicht zu kurz kommen. Auch
wegen einer Bedrohung, die uns vielleicht bevorsteht: dem kleinen
Beutekäfer.
Saarl@ndimker • Seite 17
Fortsetzung Interview Bienengesundheit
Saarlandimker: Sie sprechen ein Thema an, über das man derzeit viel liest.
Manche Imkerin und mancher Imker möchte angesichts der neuen
Bedrohung schon aufgeben. Was sagen Sie dazu?
Dr. Otten: Grund zur Panik besteht derzeit nicht. Vorbereitet müssen wir
sein: Ja. Panik: Nein. Experten siedeln den kleinen Beutekäfer in der
Bedrohung irgendwo zwischen Varroamilbe und Wachsmotte an, sein
Verhalten in Europa ist aber noch vollkommen unerforscht, da er erst seit
wenigen Monaten erstmals in Italien aufgetreten ist..
Saarlandimker: Wie kann ich mich als Imkerin oder Imker über den kleinen
Beutekäfer informieren? Wie kann ich mich vorbereiten?
Dr. Otten: Ein guter Einstieg in die Information über den kleinen Beutekäfer
bietet die Broschüre des Friedrich-Loeffler-Instituts „Leitlinie zur Bekämpfung
des Kleinen Beutenkäfers (Aethina tumida) und der Tropilaelapsmilben“.
Darin finden Sie beispielsweise Bilder der Larven des Käfers. Die Broschüre
können Sie beispielsweise auf der Seite des LSI runter laden. Auch die
Seiten des Fachzentrums für Bienen und Imkerei bieten umfangreiche
Informationen zum Thema unter der Rubrik „Bienengesundheit.“ Auch die
Fachzeitschriften berichten intensiv über den neuen Eindringling.
Saarlandimker: Liebe Frau Dr. Meuser, lieber Herr Dr. Otten, herzlichen
Dank für das Gespräch.
Schlüpfende Biene – ein Bild, das jeder Imkerin und jedem Imker das Herz höher
schlagen lässt
Saarl@ndimker • Seite 18
Bienensachverständigen Weiterbildung Februar 2015
Bienensachverständige – früher hießen sie Bienenseuchensachverständige
– durch was zeichnen sie sich aus? Sie sind zu vorderst Imker. Sie sind aber
besondere Imker,! Nämlich solche, denen ganz besonders deutlich ist, dass
ohne Bienengesundheit die Erzeugung von Bienenprodukten sehr erschwert
wird. Neben Honig ziele ich hier auf die in Europa als Nebenerzeugnis
gesehene Bestäubungsleistung in der Landwirtschaft. Bienengesundheit ist
kompliziert, was die vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu dem
Thema und die staatliche Anteilnahme dokumentieren. Deshalb sind wir vom
Landesverband der Saarländischen Imker e.V. (LSI) sehr dankbar dafür,
dass sich über einhundert bienengesundheitlich geschulte Imkerinnen und
Imker für die Gesundheit unserer Honigbienen und damit nicht zuletzt auch
für die Bereitstellung von Bestäubung in der Landwirtschaft und die gesunde
Erzeugung des hochgeschätzten deutschen Honigs einsetzen. Um stetig auf
dem neuesten Stand des Bienengesundheitswissens zu sein, schulen sich
viele der Bienensachverständigen (BSV) auch im Rahmen der vom LSI
angebotenen Bienengesundheitsschulungen weiter. Seit Jahren werden
diese Schulungen in Zusammenarbeit mit dem Bieneninstitut Mayen, Dr.
Christoph Otten, veranstaltet. Im Februar 2015 hat nun die letzte
Weiterbildung der schon vom Ministerium für Gesundheit und
Verbraucherschutz – Veterinärmedizin – berufenen BSV an der Universität
des Saarlandes durch Dr. Otten, Mayen, stattgefunden. Inhalt der Schulung
waren nicht nur die immer allgegenwärtigen Themen Varroabekämpfung und
Faulbrutbeobachtung, sondern auch der kleine Beutenkäfer Aethina tumida.
Dieser in Südafrika endemische Honigbienenparasit hat sich seit 1996 in den
USA, Australien, Ägypten und nun Ende 2014 auch im südlichsten Italien
(Kalabrien/Sizilien) etabliert. Dr. Otten erläuterte auf der Schulung die
enormen Schadwirkungen des Käfers in Bienenstöcken Australiens und der
USA, neueste Erkenntnisse zur Bekämpfung und Eindämmung. Er
konstatierte als Ergebnis einer Tagung zum Beutenkäfer in Italien aber auch,
dass selbst die Fachwissenschaftler auf diesem Gebiet nicht wirklich wissen,
wie sich der Käfer in Italien weiterentwickeln wird und was für einen Fall der
Verbreitung nach Deutschland, Frankreich, in die Schweiz zu erwarten ist.
Deshalb kann man nur an die Imker appellieren, von Bienenimporten ohne
vorherige Gesundheitsprüfung der Bienen und korrekte Einfuhrdeklaration
(TRACES) abzusehen. Egal, ob es sich um Königinnen, Kunstschwärme,
Bienenvölker handelt. Ausserdem sind Sauberkeit in der eigenen Imkerei,
ein Wabenlager mit ausschließlich unbebrüteten, trockenen Waben,
regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen und ein waches Adlerauge die
Basisempfehlungen für alle Bienenbelange, sei es nun Varroa, Faulbrut,
Kalkbrut, Nosema oder eben den kleinen Beutenkäfer.
Noch ist der Käfer im Süden Italiens, die Alpen sind hoch. Ob er dort getilgt
werden kann, wird sich erweisen. Doch da er auch die Grenze des
Saharagürtels überwunden hat, ist diesem kleinen Allesfresser – Obst,
Bienenmaterial, Protein in jeder Form – Aufmerksamkeit entgegen zu
bringen. Und rigorose Befolgung bienenrechtlicher Regelungen.
Saarl@ndimker • Seite 19
Fortsetzung Bienensachverständigen Weiterbildung Februar 2015
Die Schulung durch Dr. Otten war dicht gepackt mit Informationen, die
verdaut werden wollen. Aber am Ende werden die teilnehmenden
Bienensachverständigen und Gäste, wie unsere Kreisverbandsvorsitzenden,
ein wichtiges Fazit mitnehmen: Offene Kommunikation in Punkto
Bienengesundheit,
rechtzeitige
Begutachtung/Meldung
von
Unregelmäßigkeiten in Bienenvölkern und stetige Achtsamkeit in der
Bienenhygiene werden uns im Schutz unserer Bienenvölker weiter bringen.
Informationen – dringend zur Lektüre empfohlen - zum kleinen Beutenkäfer
finden
Sie
im
Downloadbereich
des
LSI
http://www.saarlandimker.de/downloads/leitlinie-shb_tropi-20-052014_nachcd-vorgaben.pdf, auf der Homepage des Friedrich Löffler Instituts
www.fli.bund.de/fileadmin/dam_uploads/Publikationen/SHB-2012.pdf
und
auf
der
Homepage
des
Bieneninstitutes
Mayen
http://www.bienenkunde.rlp.de.
Beim LSI und in Mayen finden sie auch aktuelle Hinweise auf
Faulbrutsperrbezirke. Beim LSI natürlich nur für das Saarland, auf der
Mayener Homepage deutschlandweit. Das Bieneninstitut bietet einen
Direktlink
zum
Tierseucheninformationssystem
BUND
an
http://tsis.fli.bund.de/Reports/Info_SO.aspx?ts=902.
Herrn Dr. Otten und seinen Mitarbeitern in Mayen sei hiermit für die
kompetente Betreuung der saarländischen Imker gedankt.
Dr. Susanne Meuser, Universität des Saarlandes / LSI Bienengesundheit
Saarl@ndimker • Seite 20
Der neue Landesvorstand stellt sich vor
Unter der Überschrift „Der neue Landesvorstand stellt sich vor“ hatten die
Ausgeben des Newsletters „Saarlandimker“ mit der Vorstellung des
Vorstandes begonnen. Diese Vorstellungsrunde soll in dieser Ausgabe
fortgesetzt werden. Ziel ist Ihnen die Gesichter hinter den Namen des
Landesvorstandes näher zu bringen. Diese Vorstellung wird in den
kommenden Ausgaben mit den Fachwarten und Fachwartinnen sowie deren
Stellvertreterinnen und Stellvertretern fortgesetzt werden.
Bitte zögern Sie nicht, sich bei Fragen und Problemen direkt an den
Vorstand und die jeweiligen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zu
wenden. Wir sind Ihre
Interessenvertretung!
Frank Nieser
Vorsitzender, LSI
Heinz Ziegler, stellvertretender Fachwart für Zucht, LSI
Mein Name ist Heinz Ziegler, bin 62 Jahre alt. Seit 2002 bin ich im
Landesverband als stellv.Fachwart für Zucht tätig. Nach meiner über 20 jährigen
Zeit als Kfz-Meister und Betriebsleiter einer großen Autofirma wechselte ich als
Dozent an eine Fahrlehrer-Akademie. Seit einigen Jahren bin ich als
Sozialbetreuer in einem Wohnstift und auch als Fahrlehrer tätig .
Mit den Bienen habe ich 1980 erst mit 3 Völkern,die ich von einem alten Imker
geerbt hatte angefangen. Seit den schweren Anfangszeiten die mit „stichhaltigen“
Argumenten meiner sehr aggressiven Bienen begleitet wurden, habe ich mich mit
sehr vielen Lehrgängen und einem Praktikum am Bienen-Institut in Mayen und
auch in Kirchhain weitergebildet. Im Jahre 2005 bekam ich nach 6 jähriger
Zuchtkontrolle die Anerkennung als Reinzüchter und 2008 wurde ich als
Bienenseuchensachverständiger vom Ministerium ernannt. Seit 3 Jahren halte ich
auch Lehrgänge für die Kreisverbände Saarlouis und Saarbrücken.
Für mich ist die Königinnenzucht in meiner Imkerei am aller wichtigsten, was nach
meinen anfänglich schlechten Erfahrungen wohl verständlich ist. Durch
jahrelange Selektion,mit auch vielen Fehl-und Rückschlägen,habe ich es endlich
erreicht gute und ruhige Königinnen hervor zu bringen. Mittlerweile züchte ich
jedes Jahr viele Königinnen die ich nicht nur in Deutschland sondern Weltweit
versende.
Heinz Ziegler
Saarl@ndimker • Seite 21
Ernst Heinrich Weinmann, stellvertretender Schatzmeister LSI
Ernst Heinrich Weinmann
geb. 24.09.1949 in Bingen
Volksschule in 55576 Sprendlingen, abgeschlossen 1964
Bäckerlehre von 1964 - 1967
Bäckergeselle bis 1972
Abitur durch 2. Bildungsweg 1976 erlangt
Medizinstudium mit Abschluss 1986
Assistenzarzt bis 1989
beamteter Arzt seit 1989, seit 10/2015 MedDir im Ruhestand
Imker seit 2010 im Ortsverein Reimsbach-Oppen
2013 kommissarischer Schatzmeister des LSI bis zur JHV 2014, seitdem
stellvertretender Schatzmeister des LSI
Habe derzeit 10 Bienenvölker und 18 Ableger
bin bestallter BSV seit 2014
Versuche mich derzeit als Königinnenvermehrer
Haben Sie gewusst …
-
dass die Jahreshauptversammlung des LSI in den kommenden Jahren
immer am ersten Sonntag im März in Eppelborn stattfindet?
-
Es auf der Seite des LSI (www.saarlandimker.de) eine Imkerbörse gibt?
Damit setzt der Landesverband eine Anregung um, die im Rahmen der
Jahreshauptversammlung vom 8. März 2015 gegeben worden war.
Saarl@ndimker • Seite 22
Saarländische Imkerinnen und Imker auf Reisen
Der Saarlandimker will Sie einbinden und Ihnen und Ihren Imkergeschichten
ein Forum geben. In dieser Rubrik „Imkerinnen und Imker auf Reisen“
können Sie Geschichten aus Ihrem Urlaub erzählen. Sind wir doch alle
unserem schönen Hobby treu, auch wenn wir gerade im Outback
Australiens, in der Toskana, in der Provence oder einen Bienenmuseum im
Allgäu unterwegs sind. Geben Sie anderen saarländischen Imkerinnen und
Imkern Tipps und Hinweise auf ein schönes Imkermuseum, ein schönes
Geschäft, eine Imkerei oder einen traditionellen Markt. Schießen Sie ein Foto
und senden Sie es mit einem kleinen Text an [email protected]
Der Heilige Ambrosius wurde bei Bozen fotografiert. Dort können Sie das
Imkereimuseum Plattner Bienenhof besuchen. Weitere Informationen finden
Sie unter http://www.ritten.com/de/kultur/bienenmuseum/
Wir freuen uns über Ihren kleinen Bericht!
Saarl@ndimker • Seite 23
Ein kleiner Imkerverein im Dienste der Mikroregion
Der Bienenzuchtverein 1908 Limbach-Bohnental
Eric Glansdorp
Die Imkerei im Saarland hat eine lange bäuerliche Tradition, die in
vorgeschichtliche und gallo-römische Imkerei, zurückverfolgbar ist. In den
Bauernhöfen und den Klöstern wurde das Wissen um die Honig- und
Wachsgewinnung ins 19. Jahrhundert überliefert.
Die Industrialisierung nahm Einfluss auf die Imkerei. Das 19. Jahrhundert
war in der Imkerei geprägt von der Technisierung. Die Imkerei wurde ein
wichtiges Zubrot für die Arbeiterfamilien in den industriellen Betrieben der
Hütten und Gruben der Saarregion.
Gründungsphase
Als einer der ersten Vereine des Ortes wurde am 5. Dezember 1908 in
Limbach (heute Ortsteil der Gemeinde Schmelz) der Bienenzuchtverein
gegründet. Vorsitzender wurde Johann Petry (Abb. 1). Ein Ziel des Vereins
war (und ist es noch heute) „die Hebung und Verbreitung der Bienenzucht“.
Zu diesem Zeitpunkt steckte die Imkerei in Aufbruchsstimmung. Neue
Techniken und Methoden steigerten den Ertrag. Mit unglaublicher Dynamik
wurde beobachtet, gelernt und experimentiert. Man beschäftigte sich mit
allen Fragen zur Optimierung der Bienenhaltung: den Bienenkasten, der
Einfütterung der Völker, Wanderungen mit Völkern, Honiggewinnung und lagerung, Schwarmproblemen oder der Überwinterung — nur um einige
Beispiele zu nennen. Den Honigertrag galt es zu steigern. Mit dem Verkauf
des Honigs konnte ein sicherer Beitrag zur Ernährung der Familie geleistet
werden, gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten, die schon bald auf das Dorf
zukommen sollten. Auch waren sich alle Familien des Dorfes der
Vervielfachung ihrer Obsterträge durch die Bienen bewusst. Schon früh war
der Verein dem 1907 gegründeten Deutschen Imkerbund beigetreten und ab
1911 ist man in den Veröffentlichungen des rheinischen Imkerbundes
registriert.
Weltkriegsphase
Bereits
mit
Kriegsbeginn
1914
wurde
die
„Männerdomäne“
Bienenzuchtverein vor das Problem gestellt, dass die Männer zum
Militärdienst einberufen wurden. Die kontinuierliche Pflege der Bienen
musste neu innerhalb der Familien organisiert werden.
Abb. 1. Johann Petry/Ruschel. Vorsitzender von 1908-1914.
Saarl@ndimker • Seite 24
Fortsetzung Bienenzuchtverein 1908 Limbach-Bohnental
Mit der erneuten Einziehung der Männer 1939 zum Kriegsdienst im 2.
Weltkrieg wurden die Ehefrauen „angelernt“, damit kontinuierlich
weitergeimkert werden konnte. Während des Krieges zwang man die Imker
zum Erhalt von Einfütterungszucker und große Teile des Honigertrages
abzuliefern. Der erhaltene Zucker war, um Missbrauch zu verhindern, rot
eingefärbt. Bereits im März 1940 erschien eine Anordnung über die
Ablieferung für deutsches Bienenwachs, das in der Kriegsproduktion benötigt
wurde. Die Kreisbienenschaft (NS Organisation) versuchte in den 2. Hälfte
der 30er Jahre des 20. Jh. im Verein die italienische Biene in Limbach
anzusiedeln, doch dies scheiterte insbesondere an der Stechfreudigkeit
dieser mit dunklen Bienen gekreuzten Bienen ab der 2. Generation — es
entstanden regelrechte Killerbienen, die sogar die Rinder von der Tränke
vertrieben. Seitdem setzt der gesamte Verein auf die Carnica-Biene.
Abb. 2. Ehepaar Herrmann in Dorf an ihrem Bienenstand. Peter Herrmann war
Vorsitzender von 1914-1937.
Nachkriegszeit
Es war der ausdrückliche Wunsch der Militärregierung im Kreis Saarlouis,
dass die Bienenvereine neu gegründet werden sollten. Dies geschah in
Limbach am 1.3.1946. Mehrere schlechte Jahre in der Bienenwirtschaft
folgen, weshalb sich in den 1950er Jahren die Vereinsführung veranlasst
sah, bei der Gemeindevertretung Gelder für die Anschaffung neuer
Zuchtgeräte und Zuchtköniginnen zu beantragen. Man versuchte den Verlust
durch Einsatz leistungsfähigerer Züchtungen auszugleichen. Ein Zuschuss
von 10.000 frs. wurde 1955 bewilligt. Die Zahl der Bienenvölker im Verein
stieg daraufhin rapide an. 1956 beabsichtigte der Verein den Bau eines
Bienenzucht- und Lehrstandes in der Gemarkung Blumengarten in Limbach.
Saarl@ndimker • Seite 25
Fortsetzung Bienenzuchtverein 1908 Limbach-Bohnental
Einem Antrag auf öffentliche Bezuschussung wurde zunächst nicht
zugestimmt, dann jedoch am 31. März 1957 entsprochen und mit 2.751 frs.
Zuschuss schritt man zur Tat. Bis 1963 entstand „Hinter Kirschholz“ ein
Vereinslehrstand, der jedoch nur 5-6 Jahre genutzt wurde und schließlich
aufgegeben wurde. Heute wird der Kreisbegattungsstand im Warndt für die
Königinnenzucht mitgenutzt.
Die 60er bis 90er Jahre
In den Jahren 1965-1966 gingen krankheitsbedingt 60% der Bienenvölker im
Bereich Limbach verloren. Bienenseuchen, wie die amerikanische Faulbrut
Ende der 1980er Jahre oder die durch die Sanftmutzüchtung verbreitete
Kalkbrut sind nur zwei Beispiele für die über die Imkerschaft
hereinbrechenden Katastrophen.
1980 erreichte auch Limbach der nach Deutschland eingeschleppte
Bienenparasit Varroa. Eine Schädling, der bis heute nicht besiegt wurde und
dessen Kontrolle den Imker viel zusätzliche Arbeit kostet und alle an alten
Imkermethoden festhaltenden Imker scheitern lassen musste. In den 1990er
Jahren erhielt der Verein für seine Arbeit mehrfach freiwillige Leistungen von
der Gemeinde Schmelz. Man schaffte den ersten Refraktometer an zur
Bestimmung des Wassergehaltes des Honigs, der seine Haltbarkeit
beeinflusst.
Immer mehr Streuobstwiesen bleiben ungenutzt. Der Apfelsaft aus dem
Discounter ist so günstig, dass es sich nicht mehr lohnt, das eigene Obst zu
pflücken. Damit verschwand auch das Bewusstsein für die
Bestäubungsleistung der Bienen und der Imkerei im Ort.
Am 7. Februar 1992 beschloss der Verein sich von „Imkerverein LimbachDorf“ in „Bienenzuchtverein 1908 Limbach-Bohnental“ umzubenennen.
Damit wurde zum Ausdruck gebracht, dass der Verein aktiv an der
„Verbesserung“ der Bienenvölker mitarbeitet. 1998 wurde vom Verein ein
Dampfwachsschmelzer angeschafft, mit dem ältere Waben eingeschmolzen
und das Bienenwachs besser wieder gewonnen werden konnte. 1999 feierte
man im neugestalteten „Haus am Mühlenpfad“ in Neipel das 90-jährige
Bestehen. Die Festansprache hielt der Lebacher Imker und damalige
Kreisvorsitzende Karl Kuhn.
Im neuen Jahrtausend
Am 27.9.2008 feierte man das 100-jährige Vereinsjubiläum in der
Talbachhalle in Limbach unter der Schirmherrschaft des Limbacher
Ortsvorstehers Bernhard Zimmer. Im Jubiläumsjahr 2008 waren im Verein
noch 15 Imker mit 86 Bienenvölkern aktiv. 34 Förderer unterstützten die
Vereinsarbeit. Doch das Durchschnittsalter der Aktiven lag bei 64 Jahren.
Saarl@ndimker • Seite 26
Fortsetzung Bienenzuchtverein 1908 Limbach-Bohnental
Und so kam es, wie es kommen musste, dass immer mehr ältere Imker ihre
Tätigkeit einstellen oder stark einschränken mussten. Sterbefälle, auch unter
noch jüngeren Imkern ließen 2012 die Frage nach dem Fortbestand des
Vereins aufkommen. Der Völkerbestand sank auf unter 40 Völker und die
Zahl der aktiven Imker in Bereiche, die eine Vorstandsbildung kaum mehr
realisierbar machten.
Gleichzeitig drehte jedoch die Einstellung der Bevölkerung zur Imkerei.
Imkern wurde wieder gesellschaftsfähig und dank eines gezielten
Schulungsprogramms der Imkerverbände seit 2013 konnte die steigende
Zahl der Neuimker an die aktuellen Techniken der Imkerei herangeführt
werden. Von 2014 auf 2015 z.B. steigerte man die Völkerzahl im Verein um
38%. Ähnliches gilt für die Zahl der jetzt 15 aktiven Imker mit einem deutlich
gesunkenen Altersdurchschnitt. Dies kann als Lichtstrahl am Horizont der
Imkerei in Limbach gesehen werden und ein Verein mit langer Tradition kann
weiterexistieren.
Mehr Informationen zur Geschichte des Bienenzuchtvereins Limbach-Bohnental
beispielsweise aus Glansdorp, E., Zur Geschichte des Bienenzuchtvereins 1908
Limbach-Bohnental, Schmelzer Heimathefte 26, 2014, 191-208. oder direkt beim
Verfasser unter [email protected]
Saarl@ndimker • Seite 27
Landesverband
Saarländischer Imker,
LSI e.V.
Landesverband Saarländischer
Imker e.V.,
Auf Gierspel 37,
66123 Bischmisheim
Nachweis der Fotos des newsletters:
LSI: Seiten 1 – 4, 6 – 8, 12, 13, 15, 19 – 21
Gilbert Brockmann: Seiten 17 und 22
Michelle Collette: Seite 10
Eric Glansdorp: Seiten 23 und 24, Nachweis siehe Artikel.
TELEFON:
0681-8910021
FAX:
Fax: 0681-8910022
E-MAIL:
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