ZuGaBe #64 - Giasinga Buam 1860

27. SPIELTAG: TSV MÜNCHEN VON 1860 - FC ERZGEBIRGE AUE
AUSGABE 64
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
Ausgabe 64
VORWORT
Wir freuen uns, euch einen Tag vor dem Amateure-Derby zum Spiel
gegen Wismut Aue die ZuGaBe #64 präsentieren zu können. Die trotz
der Länderspielpause prall gefüllte Ausgabe bietet neben dem obligatorischen Spielbericht gegen Aalen zwei Hoppingberichte, ein Abriss
der letzten beiden Ama-Spiele und einen journalistischen Ausflug der
ZuGaBe-Redaktion in die Münchner Politik!
Darüber hinaus findet ihr noch einen Gastbeitrag von Herbert Schröger
aus den Reihen der Löwenfans gegen Rechts und eine Randnotiz, welche
sich mit den U-Bahn-Vorkommnissen nach dem Aalenspiel beschäftigt.
Heimliches Herzstück der Ausgabe dürfte jedoch unsere Umfrage unter
den Münchner Stadtratsfraktionen sein. Wie jeder von euch mitbekommen haben sollte, kocht derzeit die Diskussion über eine mögliche
Rückkehr ins Sechzger-Stadion in Medien und Politik wieder hoch. Das
haben wir zum Anlass genommen, um die im Stadtrat vertretenen
Parteien zu befragen wie ihre Standpunkt diesbezüglich aussieht. Seid
gespannt! Die bereits erwähnten Berichte aus der Sparte „Sechzig auf
Abwegen“ führen uns einerseits zum Spiel der Hannover Amateure gegen den FT Braunschweig und andererseits nach Brasilien. Abgerundet
wird diese Ausgabe, wie schon die letzte ZuGaBe, durch unsere neue
Sparte „Es war vor gar nicht langer Zeit“ und dem bekannten „K&K“.
Heute gilt es gegen Wismut Aue 3 Punkte einzufahren, um sich im
Abstiegskampf, welcher trotz dem Aalener Punktabzug weiter akut
ist, ein bisschen Luft zu verschaffen. Da die spielerischen Fähigkeiten
alleine wohl nicht genügen, müssen wir als Fans die Auftritte von Pauli
und Fürth wiederholen, da nicht von der Hand zu weisen ist, dass starke
Auftritte der Kurve auch stets starke Leistungen der Mannschaft begünstigt haben!
Gemeinsam für drei Punkte!
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
Ausgabe 64
RÜCKBLICK
VfR Aalen (H)
2 Siege, 1 Unentschieden und
1 Niederlage! So die Bilanz von
Thorsten Fröhling als Cheftrainer
unserer Löwen. Spielerisch wohl
nicht gerade das gelbe vom Ei,
aber die Punkteausbeute stimmt
bislang. Und am Ende ist es eh egal
wie oder warum man den Klassenerhalt geschafft hat.
So ging es nun am Müllberg im unheimlich wichtigen „Sechs-PunkteSpiel“ gegen den schlechter platzierten VfR Aalen und hatte dabei
die Chance sich mit einem Sieg so
langsam aus der Abstiegszone zu
befreien. Am frühen Freitag Nachmittag traf man sich in den Räumlichkeiten des Fanprojekts um sich
auf das Spiel einzustimmen. Wohl
das erste mal in diesem Jahr bei
bestem Wetter. Und weil uns das
Alles den Arenatag so unheimlich
versüßt, sei hiermit nochmal expli-
zit jeder Löwenfan dazu eingeladen, die Stunden vor den „Heimspielen“ gemeinsam mit anderen
Löwen am Löwentreff zu verbringen, ehe man sich ins Schlauchboot
schleppen muss. Besonders unser
sensationelles Organisationsteam
hat sich an dieser Stelle ein dickes
Extralob verdient, weil es zu jedem
Spiel mit immer wieder neuen
kulinarischen Angeboten der Extraklasse aufwarten kann. Nach der
Stärkung am Löwentreff und der
ein oder and‘ren kühlen Hoibe war
es dann aber auch schon soweit
und man brach in Richtung „Stadion“ auf.
Gegenüberstehend der Gästeanhang des VfR Aalen, der aber wahrlich keine Scharen mit in die Arena
zog und den man während des
Spiels zudem so gut wie garnicht
vernehmen konnte. Das die Aalener
kein Zuschauermagnet sind, spiegelte sich folglich in den insgesamt
16.700 Zuschauern wieder. Eine
sehr enttäuschende Zuschauerzahl,
bedenkt man in welcher brenzligen
Lage sich unser Verein momentan
befindet und die Unterstützung
absolut nötig hätte. Hier sollte
sich wirklich ein jeder Löwenfan
noch einmal selbst hinterfragen,
inwiefern man auch in schwierigen
Zeiten und in der verhassten Spielstätte zum Verein steht.
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
Zuerst geht der Blick auf die Darbietung unserer Mannen auf dem
Rasen. Meinem Empfinden nach
eines der schlechtesten Spiele die
man in der Arena sehen musste!?
Bis auf einen Torschuss auf beiden Seiten passierte in Hälfte Eins
nicht mehr! Die zweite Halbzeit
war dann doch ein bisschen besser. Leider musste unser Torhüter
Vitus Eicher das Feld aufgrund
einer Gehirnerschütterung verlassen und Ortega sprang für die
restliche Spielzeit für ihn ein. Gute
Besserung Vitus! Jedoch fehlte auf
unserer Seite jegliche Idee um das
Angriffsspiel zu beleben. Und so
kam es dann wie es kommen musste und Aalen ging durch Quaner in
Führung. Ortega war Chancenlos,
da er relativ allein dem Aalener
Angriff entgegen stand. Ob diese
Führung aufgrund des Spielverlaufs
verdient war oder nicht, sei hier
mal dahingestellt. Meiner Meinung nach ein Grottenkick, der bis
hierhin dargeboten wurde. Doch
nach dem Gegentreffer endlich mal
ein Ruck durch unsere Mannschaft.
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Ausgabe 64
Engagiertes Auftreten in den Zweikämpfen und der Siegeswille war
wieder zu spüren! Eigentlich die
Tugenden die man immer sehen
möchte. Und so flankte Vollmann
genial auf Rodri der in der Mitte
einköpfen konnte - 1:1!! Die Löwen
wollten mehr und kamen nochmal
zu Chancen, die jedoch allesamt
folgen- und ertraglos blieben.
Im Nachhinein war dieses Unentschieden dann doch mehr wert
als es den Anschein hatte, da dem
VfR Aalen im Zuge von verfehlten
Lizensierungsauflagen zwei Punkte
abgezogen wurden. So sind es jetzt
4 Punkte bis zum Relegationsplatz
und man hat es trotz abermaligem
Versagen auf dem Rasen geschafft,
ein kleines Polster zwischen sich
und die Abstiegszone zu bringen.
Jedoch warten nach dem Spiel
gegen Aue noch wirkliche Brocken
auf unsere Mannschaft, die das Ziel
Klassenerhalt nochmal deutlich
ins Wackeln bringen können. Doch
gemeinsam schaffen wir das!
Zur Stimmung auf den Rängen muss
man, wie schon so oft in dieser
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
Saison, einen raueren Ton anschlagen. Es ist egal ob wir gut oder
schlecht spielen, wir müssen unser
Team ohne Wenn und Aber nach
vorne schreien, unabhängig von der
Leistung auf dem Rasen. So konnte
man lediglich zwei mal im Spiel
eine akzeptable Lautstärke erreichen. Einerseits nach der Pause,
also von uns mehrere Fahnen nach
oben gegeben wurden, um einen
kleinen Schwung in die Kurve zu
geben und mal etwas Abwechslung
in den Arenaalltag zu bringen.
Hatte definitiv einen pushenden
Effekt auf die Stimmung und ein
Ausgabe 64
gutes Kurvenbild gab es zudem ab.
Andererseits konnte man nach dem
Gegentreffer die Mannschaft noch
einmal zum Ausgleich anheizen,
ansonsten muss einfach mehr kommen aus der Nordkurve!
Nach dem Spiel war man gezwungen einen längeren Heimweg einzuschlagen, da der U-Bahn-Verkehr
unterbrochen wurde, worüber ihr
in der Randnotiz ein paar Zeilen
lesen könnt. Abgerundet wurde der
Abend noch mit der ein oder anderen Hoibe in der schönsten Stadt
Deutschlands.
Nürnberg II - Amas (A)
Der Freitagabend ist voll im Gange, ob beim Feiern oder in der
Boazn des Vertrauens. Die Profis
retteten vor ein paar Stunden
glücklicherweise noch einen
Punkt im Abstiegskampf gegen
Aalen, doch aus Löwensicht war
das Fußballwochenende dank
der Amateure noch lange nicht
abgehakt, die am nächsten Tag in
Nürnberg antreten sollten.
Ehe man sich versah, war es
Samstagmorgen und man hatte schon wieder die Hoibe in
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
der Hand. Nun schnell noch ins
Gammelticket investiert und ab
in den Zug! So machte sich ein
motivierter Haufen um die 40
Leute auf in die Frankenmetropole, in der man gegen Mittag
aufschlug. Entgegen (mancher)
Erwartungen wurde am Trainingsgelände und nicht im WM-Stadion
gespielt, was bei einem Zuschauerandrang von ca. 500 natürlich
auch mehr Sinn ergab. Die Zeit
vor dem Spiel verbrachte man
bei Brezn und Kellerbier in der
sympathischen Vereinswirtschaft,
ehe man sich im hinteren Teil der
vierstufigen „Tribüne“ einfand.
Mit neuem Liedgut besang man
die Mannschaft schier die ganzen
90 Minuten, sogar in der Halbzeit
Ausgabe 64
wurde zu Klassikern aus der Portable Box gefeiert. Top Auftritt!
Auf dem Platz war unsere Mannschaft leider 0:2 unterlegen,
umso ärgerlicher, dass beide Gegentore durch individuelle Fehler
passierten. Hier wäre sicher mehr
drin gewesen!
Nach dem Spiel startete man
gemütlich in Richtung Innenstadt,
wo sich der Mob je nach Laune
trennte: Die Einen besuchten
noch einen Irish Pub nahe des
Hauptbahnhofs, die Anderen
deckten sich mit Paderborner ein
und zelebrierten eine feuchtfröhliche Rückfahrt. Für was man
sich auch entschied, man hatte
seinen Spaß!
Amas - Würzburg (H)
„Die Sonne scheint bei Tag und
Nacht im Grünwalder Stadion ...“
so heißt es in einem bekannten
Lied. Diese Zeile traf perfekt
auf den letzten Samstag zu. Die
Amas empfingen bei traumhaften
Fußballwetter die Kickers aus
Würzburg auf Giasings Höh‘n.
Ein Nachmittag bei dem jedem
Löwen das Herz aufgehen sollte.
Der Andrang an diesem Tage
höher als sonst, was aber nicht
verwundern durfte da mit den
6
Kickers der Tabellenerste der RL
Bayern ins Sechzger kam und der
Ligaalltag aufgrund der Länderspiele ein Wochenende Pause
eingelegt hatte. Vor 2.250 Zuschauern legten die Junglöwen
einen couragierten Auftritt hin,
bis zum 16ner kombinierten die
Weiß-Blauen gut, scheiterten jedoch ein ums andere mal kläglich
vor‘m Kasten. So kam es wie es
kommen musste, kurz vor Schluss
zeigten die Würzburger, dass
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
sie nicht umsonst ganz oben in
der Tabelle stehen und erzielten
nach einem schnellen Konter die
1:0 Führung, zum Erfreuen der
mitgereisten 200 Kickersanhänger
ein. Diese legten mitsamt ihren
Freunden aus der Fuggerstadt einen eher belächelten Auftritt hin.
Auch beim Zaunfahnenaufhängen
scheinen sie noch ein bisschen
Nachhilfe zu gebrauchen, so hing
die Fahne dann in Minute 10 auch
mal richtig - nach dem dritten
Mal umdrehen. Naja sei‘s drum.
Ausgabe 64
Am Ostermontag steht für die
Amateure das wichtigste Spiel
der Rückrunde an. Es geht gegen
die verhassten Seitenstraßler,
bereits am vergangen Montag
setzten die Löwenfans mit einer
Banneraktion (der Weiß Blaue
Blog berichtete) das erste Zeichen. Lasst uns gemeinsam einen
starken Auftritt hinlegen und das
Derby in allen Belangen gewinnen
!!!
Ha ho höre - Sechzig Amateure!
GASTBEITRAG
Löwenfans gegen Rechts
„Da hocken die, die allerweil
schon da hocken!“
Wer kennt sie nicht, diese und
ähnliche Sprüche, die in Form
von Wimpeln oder Schildern
einen großen, meist runden
und massiven Tisch im Zentrum
praktisch aller Gaststätten in
ganz Bayern zieren? Auf ortsfremde Besucher wirken diese
Botschaften abschreckend wie
Warnsignale. Selbst wenn das
Lokal bis auf den letzten Platz
gefüllt ist und nur an diesem
einen großen Tisch kein Mensch
sitzt, werden hereingeschneite
Zufallsgäste nur in den seltensten
Fällen auf die Idee kommen, es
sich dort gemütlich zu machen.
Es könnten ja jederzeit leibhaftige Vertreter der alteingesessenen
Ureinwohner auftauchen, die
„ihren Stammtisch“ seit „ewigen“ Zeiten beanspruchen und
die allem Neuen und erst recht
irgendwelchen „Zugereisten“
misstrauisch, unfreundlich und
feindselig gegenüber stehen.
Wenn ihr euch als Leser der „ZuGaBe“ nun fragt, was das jetzt
eigentlich mit Fußball oder gar
mit euerem Lieblingsverein zu
tun hat, so will ich euch gerne
aufklären - es gibt nämlich schon
seit Jahrzehnten auch in unserer
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
Randnotiz
„U-BAHN PARTY“
[Kommentar EpGB]
Was für manche ein essentieller Bestandteil eines jeden Heimspiels ist, sorgt bei anderen lediglich für Kopfschütteln und findet
sich in der Kategorie „Löwen-Unwort der letzten Jahre“ gleich
nach Jagdsaison und Aufstieg in der erweiterten Spitze. Wir
wollen an dieser Stelle gar keine abschließende Bewertung in gut
oder böse zu diesem Thema vornehmen, sondern vielmehr aufgrund der Vorkommnisse nach dem letzten Heimspiel gegen den
VfR Aalen - ein paar Gedanken loswerden.
Gut, die Notbremse hat dann wohl wirklich eine verängstigte
Dame älteren Semesters gezogen und damit den ganzen UBahn-Stau erst verursacht. Wieso man sich jedoch nach einem,
wohlgemerkt glücklichen 1:1-Unentschieden in der U-Bahn wie
die letzten Menschen aufführen muss, erschließt sich einem
dann doch nicht so wirklich. Wie von Sinnen hämmert man mit
Händen und Füßen auf Fensterscheiben und Türen ein (die drei
Wägen der MVG sind mit Sicherheit nicht von alleine beschädigt
worden) und wundert sich dann noch weshalb die Cops Stress
schieben. Anschließend beteuert man in den sozialen Netzwerken
man habe doch nur „U-Bahn-Party“ gemacht.
Eins sei vorab gesagt: wir sind die letzten, die irgendjemandem
seinen Spaß verbieten wollen, auch weil wir selbst beileibe keine
Unschuldslämmer sind. Die Naivität mancher verwundert dann
aber doch. Es dürfte hinreichend bekannt sein, dass ein Polizeibericht mit vermeintlicher Randale ein gefundenes Fressen für die
Presse darstellt und die entsprechenden Vorfälle von beiden Seiten gerne dramatisiert und überzogen dargestellt werden. Doch
warum werden wir alle aus dieser allgemein bekannten Verflechtung von Staatsmacht und Presse nicht schlauer und lernen
daraus? Sorgen wir doch lieber mit einer Gänsehaut-Atmosphäre
wie beim St. Pauli-Spiel für positive Schlagzeilen und sparen uns
die unnötigen Feiereien mit Sachbeschädigung nach einem mauen
Unentschieden.
Immerhin repräsentieren wir Fans mit unserem Löwenschal, den
wir stolz um den Hals tragen, immer noch unseren geliebten Verein in der Öffentlichkeit. Werdet euch der daraus resultierenden
Verantwortung mal etwas mehr bewusst!
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Ausgabe 64
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
Fan-Szene einen Stammtisch: Jeden ersten Dienstag im Monat um
18 Uhr 60 treffen sich engagierte
Fans jeden Alters und aus den
verschiedensten Fan-Gruppen
im Fanheim im Herzen Giesings
(Deisenhofener- / Ecke Raintalerstraße) zu schon legendären
Stammtisch der „Löwenfans
gegen Rechts“. Allerdings gibt es
dabei fundamentale Unterschiede zu den oben geschilderten
Verhältnissen in vielen bayrischen Wirtshäusern. Denn die
Löwenfans gegen Rechts denken
nicht daran, die Tradition des
Stammtisches einfach den Leuten
zu überlassen, die die sprichwörtliche erzkonservativ geprägte
„Lufthoheit über den Stammtischen“ behaupten wollen. Den
„Löwenfans gegen Rechts“ geht
es bei ihrem Stammtisch ganz im
Gegenteil um genau die Themen rund um 1860 München, die
zwangsläufig jeden Löwenfan beschäftigen müssen, der auch im
Stadion nicht auf selbständiges
Denken und selbstverständliche
demokratische Grundhaltungen
verzichten möchte.
Ausgabe 64
demokratischen Abstimmungen
über die Pläne und Aktionen der
„Löwenfans gegen Rechts“ seine Stimme in die Waagschale zu
werfen. Es gibt nur eine einzige
Regel, die es dabei unbedingt
zu beachten gilt: Wer etwas
verbindlich zusagt, muss seine
Zusage auch einhalten und umsetzen.Und es gibt eine Tagesordnung, auf die jeder Teilnehmer zu
Beginn die Punkte setzen lassen
kann, über die er sprechen möchte. Sind alle Themen diszipliniert
besprochen und abgearbeitet, so
ist der Abend allerdings noch lange nicht zu Ende. Die Tagesordnung wird mit einem auch noch in
Untergiesing laut und deutlich zu
vernehmenden „Auf die Löwen,
auf die Löwen, auf die Löwen,
Prost!“ geschlossen.
Flaschen klirren, Schwaden wabern, sportliche Fachgespräche
und hitzige Debatten entspinnen
sich, es wird viel gelacht und
der urgemütliche Teil des Abends
nimmt seinen stets ausdauernden
Verlauf.
Wer jetzt neugierig geworden ist,
Jeder Löwenfan, auf den das zutrifft, wird sofort herzlich in der
Runde aufgenommen. Wer an den
Stammtischen teilnimmt, ist vom
ersten Augenblick an aufgefordert, seine Meinung frei von der
Leber weg zu äussern und bei den
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
sollte einfach demnächst einmal
beim Stammtisch der „Löwenfans
gegen Rechts“ vorbeischauen.
Wenn es im Fanheim ein Schild
mit dem Motto dieses Stammtisches gäbe, so müsste auf alle
Fälle darauf stehen:
„Da darf sich gern ein jeder her
hocken, der auf die Löwen steht,
gut drauf ist und Bock hat!“
Ausgabe 64
In diesem Sinne:
Alle interessierten Löwenfans
sind herzlichst eingeladen und
jederzeit willkommen!
Schöne blaue Grüße
Herbert
Der nächste Stammtisch findet
am Dienstag den 7.4. statt! Ihr
seid herzlich willkommen.
REPORTAGE
Die Politik und das Sechzgerstadion
Wer dachte, die Rückkehr der
Profis ins über alles geliebte
Sechzgerstadion wäre spätestens
mit den gescheiterten Umbauplänen unter Beeck und Stoffers
endgültig gestorben, könnte
vielleicht bald eines besseren
belehrt werden.
In den letzten Wochen kochte
in Medien und Stadtpolitik die
Diskussion hoch, wo die Münchner Löwen im Falle eines Abstiegs in die Dritte Liga denn ihre
Heimspiele austragen sollten.
Während anfangs dem Vernehmen nach das (zur Zeit geteerte)
Olympiastadion hoch im Kurs
stand, wurden die Rufe nach einer Rückkehr nach Giesing immer
lauter. Diese Diskussion heizte
nun der Oberbürgermeister Die-
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ter Reiter (SPD), seines Zeichens
zwar ein Roter, an, in dem er
verlautbaren ließ, dass er sich
freuen würde, „wenn die Sechzger wieder im Grünwalder spuin
dadn“. Darüber hinaus hätten die
Löwen seinen „Segen“, würden
diese ernsthaft einen Umzug ins
Grünwalder Stadion anpeilen.
Besonders pikant daran ist vor
allem, dass dies auch im Zusammenhang mit einem ZweitligaVerbleib so geäußert wurde. Kein
Wort mehr davon, dass Profifußball im Sechzgerstadion partout
nicht möglich wäre. Einen gewissen Gastronom zu Hinterbrühl
hät‘s wohl z‘rissn!
Was aber sagen nun die im Stadtrat vertretenen Parteien zu dieser Diskussion? Das Zugabe-Team
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
Ausgabe 64
hat sich bei den Frauen und Herren Stadträten einmal umgehört und
folgende Fragen gestellt:
1.) Stehen Sie einer potenziellen Rückkehr im Falle des Abstiegs der
Münchner Löwen nach Giesing grundsätzlich positiv gegenüber, oder
beäugen Sie den Standort Giesing kritisch, bzw. ablehnend?
2.) [Wenn Frage 1.) positiv beantwortet worden ist:] Inwiefern stellt
ein Spielbetrieb in Liga 3 ein geringeres Risiko dar als in der Zweiten
Liga?
2.) [Wenn Frage 1.) negativ beantwortet worden ist:] Was sind Ihrer
Meinung nach dann die alternativen Spielstätten für die Münchner
Löwen?
Bis auf FDP, ÖDP und der Wählergruppe HUT haben alle kontaktierten
Parteien geantwortet.
Lest und staunt:
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
1. CSU
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Giasinga Buam,
ich darf Ihnen die Antwort der sportpolitschen Sprecherin der
CSU-Stadtratsfraktion, StRin Kristina
Frank, übermitteln:
„Ich glaube fest an die Löwen! Sie
werden ihre Stärken bis Ende der
Saison noch zeigen und nicht absteigen. Es handelt sich also um eine
rein hypothetische Frage.
Dazu kann man sagen, dass die Stadt
das Grünwalder Stadion für viel Geld
saniert hat. Auch sicherheitspolitische Aspekte werden noch einmal
nachgerüstet.
Wenn die Maßnahmen für einen
sicheren Drittligabetrieb ausreichen
und
2. SPD
Hallo,
danke für Ihre Anfrage. Anbei die
Antworten von Verena Dietl, Stadträtin und sportpolitische Sprecherin
der SPD-Fraktion im Münchner Rathaus. Wir freuen uns über eine kurze
Rückmeldung, ob alles passt.
Mit freundlichen Grüßen
Julia Lenders, Pressesprecherin der
SPD-Fraktion, im Auftrag von Verena
Dietl
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Ausgabe 64
sich Verein und Fans einen Spielbetrieb im Grünwalder Stadion wünschen,
dann steht
dem aus meiner Sicht grundsätzlich
nichts entgegen. Je nach Spielpaarung
können Risikospiele in der 2. und
auch in der 3. Liga stattfinden. Das
Grünwalder Stadion
sollte nach den Ertüchtigungsmaßnahmen die erforderlichen
Sicherungsstandards für die 3. Liga
aufweisen. Dabei erscheint es bei
entsprechendem Bedarf nicht
ausgeschlossen, einzelne Spiele auch
an anderen Orten auszutragen.“
Mit freundlichen Grüßen
Holger Kretz
1.) Verena Dietl: ”Ich persönlich
stehe einer Rückkehr ins Grünwalder Stadion bekannterweise sehr
positiv gegenüber. Aus diesem Grund
freut es mich sehr, dass wir als SPDFraktion auch einen Prüfantrag dazu
gestellt haben.
Jetzt muss geprüft werden, welche
Möglichkeiten bestehen, die Platzkapazität im Stadion zu erhöhen. Als
Löwenfan weiß ich natürlich, was
dieses Stadion für die Löwen bedeutet.”
2.) Verena Dietl: ”Für den 3.-LigaBetrieb haben wir das Stadion für
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
Ausgabe 64
über 12 Mio umgebaut und saniert.
Und damit zunächst auch „gerettet“. Aus diesem Grund erfüllt das
GWS die Voraussetzungen für die 3.
Liga. Es gibt auch ganz klare Vorgaben für den Zweitligabetrieb. Es
muss geprüft werden, ob diese sich
im Grünwalder Stadion umsetzen
lassen. OB Dieter Reiter und die SPD
haben signalisiert, dass wir uns eine
Rückkehr vorstellen könnten, wenn
die Voraussetzungen erfüllt sind.”
3. Die Grünen - rosa liste
nur das Grünwalder oder das Olympiastadion. Beide Varianten haben
Nachteile. Das Olympiastadion müsste noch einmal mit einem Fußballfeld nachgerüstet werden, was zu
Schwierigkeiten bei Konzerten führt
und das Stadion an der Grünwalder
Straße bräuchte Platz für mehr Zuschauer, ein überzeugendes Sicherheitskonzept und klare Planungen
wer wann spielt, denn wir wollen
die Mannschaften, die heute hier
spielen, nicht vertreiben. Ich glaube
nicht, dass die Sicherheitslage bei
einem Spiel der 2. Liga gefährdeter
ist als in der 3. Liga. Überall finden
sich auch Mannschaften, deren Fans
gefürchtet sind. Es könnte aber gerade die besondere Herausforderung
in Giesing dazu führen, dass neue
Lösungsansätzen entwickelt werden,
denn immer höher steigende Sicherheitsauflagen, Polizeiaufgebote und
Verbote führen eher zu Kriminalisierung von Fangruppen (von denen
wirklich die allerwenigsten in dieses
Raster passen) und nicht zu Deeskalierung. Vielleicht finden wir mit
Fangruppen und dem Fanprojekt
einen gemeinsamen Weg.
Liebe 60ger Fans,
herzlichen Dank, dass ihr mir die
Gelegenheit bietet unsere GRÜNEN
Vorstellungen zum Grünwalder Stadion darzulegen.
Als erstes möchte ich klarstellen,
dass ich immer noch der festen
Überzeugung bin, dass die Münchner Löwen auch dieses Mal nicht
absteigen werden! Das glaube und
hoffe ich, weil die Mannschaft immer
wieder gezeigt hat, dass sie siegen
kann, ich wünsche es aber auch für
die zweite Mannschaft, die derzeit
auf einem sehr guten 3. Platz steht
und doch absteigen müsste, um den
nötigen Abstand zwischen den Teams
einzuhalten.
Nun direkt zum Grünwalder Stadion: wir haben gerade erst einen
Umbau für über 10 Mio Euro durchgeführt und mussten nun schon
wieder weitere 2,5 Mio in die Hand
zu nehmen, um die Sicherheits- und
Brandschutzauflagen zu erfüllen.
Diese Salamitaktik ärgert uns, aber
trotzdem werden wir die Prüfungsanträge zum Ausbau der Westtribüne
unterstützen. Denn sollten die 60ger
wirklich absteigen, ist die Allianzarena für sie noch weniger tragbar als
heute. Dann gäbe es als Alternativen
Jutta Koller
(sportpolitische Sprecherin von B90/
GRÜNE/rosaliste)
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
4. Piraten
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich kann mir eine Rückkehr der
Löwen in das Grünwalder Stadion
vorstellen. Voraussetzung für diese
Entscheidung im Stadtrat ist aber,
dass die Kosten für das „Fitmachen“
des Stadions und das Sicherheitskonzept bekannt sind. Die Fakten zu
5. FREIE WÄHLER
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Zugabe-Redaktion, liebe Löwenfans, hiermit senden wir Ihnen
die Position des Stadtvorsitzenden
der Freien Wähler Prof. Dr. Michael
Piazolo zu Ihren Fragen in der Mail
vom 26. März zum Thema „Sechzgerstadion“.
„1.) Wir hoffen natürlich erstmal,
dass die Löwen nicht in die 3. Bundesliga absteigen und sich in den
kommenden Spielzeiten wieder an
die 1. Liga heranpirschen.
Eine Rückkehr der ersten Mannschaft
des TSV in das Sechz‘ger Stadion
würden wir von Seiten der FREIEN
WÄHLER generell begrüßen. Sicherlich sind davor zahlreiche in den
vergangenen Wochen und Monaten
aufgeworfene Fragen zu klären und
weitere Kosten für einen Stadionumbau zu stemmen. Dies alles ginge
aber nur im Miteinander von Verein,
KGaA, Fans, Stadt und Sicherheitsbehörden.
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Ausgabe 64
diesen beiden Punkten fehlen mir
bisher. Zwei Dinge würde ich mir zusätzlich wünschen. Zum einen, dass
die Löwen nicht absteigen und zum
anderen, dass in dieser Frage nicht
nur über die Medien kommuniziert
wird.
Mit sportlichen Grüßen
Thomas Ranft
e.a. Stadtrat
Piratenpartei Deutschland
2.) Beide Ligen nehmen sich mit
Blick auf die darin vertretenen Traditionsvereine und daraus folgenden,
möglichen Risikospiele derzeit nicht
viel. Das „Risiko“ ist ähnlich hoch.
Risikospiele hängen generell von
bestehenden Rivalitäten einiger Fans
oder Besucher ab, wobei die Mehrheit der Fußballfreunde friedlich ihren Verein und den Sport unterstützen will. Natürlich spielt dabei auch
die Fankultur eine Rolle, die bei
manchen Fans die Hemmschwelle zu
Aggression mindert - Gott sei Dank
jedoch nur bei einer Minderheit.“
Prof. Dr. Michael Piazolo,
Vorsitzender des Stadtverbandes
München der Freien Wähler
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
6. AfD
Sehr geehrte Damen und Herren vom
Zugabe-Team,
erstmal danke für das Interesse und
die Fristverlängerung!
Ich habe erst vor ganz kurzem den
Sitz im Sportausschuss übernommen
und würde mich freuen, wenn wir
zu diesem Thema und anderen in
Kontakt bleiben können.
1.) Stehen Sie einer potenziellen
Rückkehr im Falle des Abstiegs
der Münchner Löwen nach Giesing
grundsätzlich positiv gegenüber, oder
beäugen Sie den Standort Giesing
kritisch, bzw. ablehnend?
Wann immer es möglich ist, traditionsreiche Bauten im Sinne der
Erfinder weiterzubetreiben, sind wir
dafür!
Laut den derzeit vorliegenden Informationen gibt es im Falle des
Grünwalder Stadions keine Killer-
7. Die LINKE
Sehr geehrte Zugabe-Redaktion,
vielen Dank für Ihr Interesse an
unseren Positionen zum Grünwalder
Stadion.
Die LINKE im Stadtrat unterstützt
seit vielen Jahren die Bemühungen
der Freunde des Sechz‘ger Stadions
für den Erhalt des Städtischen Stadi-
Ausgabe 64
kriterien, die dagegen sprechen
würden, wie z.B. zu hohe Kosten für
den Steuerzahler oder wesentliche
Sicherheitsbedenken.
2.) Inwiefern stellt ein Spielbetrieb
in Liga 3 ein geringeres Risiko dar als
in der Zweiten Liga?
Diese Verbindung besteht so nicht.
Die Sicherheitsanforderungen steigen
mit der Zahl der Besucher einer
Veranstaltung.
Wenn Profis, wie z.B. die Münchner
Polizei, Sicherheitsbedenken haben, müssen diese ernst genommen
werden.
Diese Sicherheitseinschätzungen können für jedes einzelne Spiel anders
aussehen.
Politische Gründe, grundsätzlich das
Stadion abhängig von der Liga zu
wählen, sehe ich nicht.
Viele Grüße
Fritz Schmude
Stadtrat der AfD
ons an der Grünwalder Straße - auch
als fast alle anderen Kräfte im Stadtrat noch einen Abriss des Stadions
propagierten. Wir haben dies unter
anderem durch eine regelmäßige
Berichterstattung in unserer Stadtratszeitschrift mitLINKS
dokumentiert. Deshalb fällt es uns
leicht, Ihre Fragen zu beantworten:
1) Im Falle eines Abstiegs ist eine
Rückkehr der Münchner Löwen an
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
ihren Traditionsspielort Grünwalder
Stadion die einzige Möglichkeit, um
ihrer endgültigen Pleite zu entgehen. Das Stadion ist mit mehreren
U-Bahnen, Bus und Tram sehr gut
erreichbar, die Stimmung dort ist
Ausgabe 64
einzigartig, der Verein ist im Stadtviertel verwurzelt. Wir unterstützen
die Rückkehr von 1860 nach Giesing.
2. Selbst in der 2. Liga können wir
uns 1860 nach Ertüchtigung der
Westkurve durchaus im Grünwalder
Stadion vorstellen. In Bezug auf die
Sicherheit besteht zwischen 2. Und
3. Liga kein großer Unterschied. In
der 2. Liga kommen mehr Zuschauer,
dafür gibt es in der 3. Liga Vereine
mit höherem Gefahrenpotenzial. In
Bezug auf die finanzielle Situation
wäre das Grünwalder Stadion in der
3. Liga der Rettungsanker.
Es ist nicht leicht die Fragen in zwei
bis drei Sätzen zu beantworten. Wir
stehen Ihnen für eine ausführlichere
Stellungnahme gerne zur Verfügung.
Mit sportlichen Grüßen
Brigitte Wolf
Stadträtin DIE LINKE. München
8. Bayernpartei
zu 1.) Eine Rückkehr nach Giesing ist
durchaus positiv zu bewerten.
Spielbetrieb in der 2. Liga kein höheres Risiko dar als in der 3. Liga. Bei
der aktuell diskutierten Kapazitätvon
15.000 bis 20.000 Zuschauerplätzen
ist sowohl in der 3. als auch in der 2.
Liga ein volles Stadion zu erwarten.
Hier bleibt abzuwarten, inwieweit
ein tragfähiges Sicherheitskonzept
mit Umbaumaßnahmen am Stadion
16
und der sinnvollen Einbeziehung der
zwei U-Bahnhaltestellen
erstellt werden kann. Dies ist dringend nötig, um etwaigen Kritikern,
welche sich gerne auf Probleme rund
um das Regionalligaderby beziehen,
den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Sollte eine Rückkehr der Löwen
nach Giesing nicht möglich sein, ist
die einzig sinnvolle Alternative der
Sportpark Unterhaching.
Richard Progl
ehrenamtlicher Stadtrat
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
Ausgabe 64
SECHZIG AUF ABWEGEN
Hannover Amateure - FT B‘schweig
Samstagmorgen, vier Uhr in der
Früh und seit zwei Stunden im
Bett. Was bietet sich da nicht
mehr an, als für einen Tag in
den Norden der Republik zum
Regionalliga Nord-Spiel zwischen
Hannover II gegen FT Braunschweig zu düsen? Richtig, gar
nix! Nur noch schnell den Autofahrer abgeholt und ab ging die
wilde Fahrt dreier Herren aus der
Szene.
Da man einen zugegebenermaßen
engen Zeitplan im Gepäck hatte,
wurden die 633 Kilometer, die die
Hauptstadt Niedersachsens und
die Hauptstadt Bayerns trennen,
in gemütlichen viereinhalb Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit jenseits der 150
km/h zurückgelegt.
Pünktlich traf man am bereitge-
stellten Schlafplatz an, welcher
sich, wie sich herausstellen sollte, nicht „mitten in Hannover“
befinden sollte, sondern eher
quasi im Planegg von Hannover
befinden sollte. Scheiß drauf.
Kurz den mitgebrachten Krempel
verstaut und die restlichen Kilometer zur Kneipe zurückgelegt,
um die Stunden bis zum Anpfiff
bei Bier und Ouzo zu überbrücken. In solchen Momenten merkt
man wieder, wie trostlos und
beschissen ein Heimspiel draußen
an der Mülldeponie sein kann.
Gemeinsam mit Freunden und Bekannten sich in Stadionnähe mit
ein, zwei oder auch mehreren
Hoiben (in diesem Fall Pils) auf
das Spiel einstimmen ist für einen
Löwen mittlerweile fast ein Ding
der Unmöglichkeit.
Bild zur Verfügung gestellt von der Facebookseite „Hannover 96 U-23“
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
Da die Szene der 96er aufgrund
des kindlichen Verhaltens ihres
„GröPaZ“ seit geraumer Zeit
die Spiele der Profis meidet und
stattdessen den Partien der U23
beiwohnt, war Fußballstimmung
an diesem Tag garantiert, zumal
im Stadion auch Klassiker wie
„Heart Full of Pride“ von Perkele
gespielt wurden. Vorm Einlauf
der beiden Mannschaften präsentierte die Tribüne, welche sich
an der Seitenlinie befindet, eine
Choreo, welche aus silbernen
Plastikschwenkern und einem
Spruchband („Schweigen ist silber“) bestand. Als die Teams den
Rasen des Beekestadions betraten, wurde das alte Spruchband
durch ein neues mit der Aussage
„Singen ist Gold“ ersetzt, was
nun durch goldene Fähnchen und
einem einer vom Stadiondach
heruntergelassenen Tonleiter
(„Amateure“) abgerundet wurde.
Pünktlich zum gerade beschriebenen Choreowechsel stimmte der
Anhang der Hannoveraner auch
schon in einen Dauergesang ein.
Alles in allem ein wirklich gelun-
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Ausgabe 64
genes Intro!
Auch während dem Spiel bot die
Tribüne eine ansprechende Leistung, was anscheinend auch die
Herren auf dem Platz beflügeln
sollte, denn so fegte die U23 vor
offiziell 1000 Zuschauern den FT
B’schweig mit 5:0 aus dem Stadion.
Zum Stadion muss an dieser
Stelle noch ein Wort verloren
werden, so befindet sich im Stadioninneren eine Kneipe, in welcher für äußerst humane Preise
(zumindest aus Münchner Sicht)
allerlei flüssige Köstlichkeiten
zum Verkauf angeboten werden.
Sowas erlebt man auch nicht alle
Tage.
Am Abend wurde sich nach allen
Regeln der Kunst das Leben
ausgiebig versüßt und zu melodischen Melodien bewegt, ehe bei
dem ein oder anderen, bzw. beim
Autor dieses Artikels die Beine
allmählich ihren Dienst verweigerten. Per Taxi (oder doch per
Walkürenritt?) ging es sodann
zurück zum Schlafplatz, wo dann
der gesamte Trupp die Äuglein
schließen sollte, bzw. musste, da
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
ein Mitreisender aufgrund eines
beruflichen Termins am nächsten
Tag mit dem Auto weiterreisen durfte. Nach zwei Stunden
Schlaf, welche wohl eher unter
die Kategorie „Delirium“ fallen,
machte man sich zu Fuß auf den
Weg zur gefühlt 10 km entfernten
Busstation, um am Hauptbahnhof den Fernbus nach Süden zu
besteigen. Da aber der Bus noch
eineinhalb Stunden auf sich war-
Ausgabe 64
ten lassen sollte und man sowieso
am falschen Ort ausgestiegen
war, deckte man sich noch mit
Döner ein, um die anderen Busreisenden und sich selbst bei Laune zu halten. Nach humanen acht
Stunden sollte man München am
Sonntagabend auch vollkommen
ausgeruht und frisch erreichen,
um guter Dinge am Montag darauf
sein Tagwerk zu verrichten.
Copa do Brasil: Flamengo vs.
Grêmio Esportivo Pelotas
Zuckerhut, Copacabana, Christo,
Ipanema und das Maracanã - alles
Wahrzeichen der ehemaligen
brasilianischen Hauptstadt Rio de
Janeiro und somit natürlich auf
meiner obligatorischen Checkliste
- für letzteres wurde die Gele-
genheit beim Schopfe gepackt
und Karten für das Spiel im Copa
do Brasil von Flamengo gegen
Grêmio Esportivo Pelotas, welche
südlich von Porto Alegre beheimatet sind, ergattert.
Der Clube de Regatas do Flamengo ist der größte der vier
nennenswerten Stadtvereine von
Rio und zugleich einer der erfolgreichsten des Landes. Ursprünglich wurde dieser als Ruderclub
1895 gegründet, doch bietet er
inzwischen einen breiten Fächer
an Sportarten auf hohem Niveau
an. Die größten Erfolge des Clubs
liegen jedoch inzwischen auch
in der weiteren Vergangenheit,
zum Beispiel als man 1981 die
Copa Libertadores (vergleichbar
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mit der europäischen Champions League) und den Weltpokal
gewinnen konnte.
Die aktuelle Spielstätte ist das
altehrwürdige und berühmte
Estadio do Maracanã, welches
1950 mit knapp 200.000 Plätzten
und somit als grösstes Stadion
der Welt eröffnet wurde. Inzwischen ist es auch aufgrund der
Weltmeisterschaft und der anstehenden Olympischen Spielen an
europäische Sicherheitsstandards
angepasst und bietet inzwischen
nur noch knapp 75.000 Besuchern
Platz, dennoch geht von diesem
Stadion mitten in der Stadt, unmittelbar in der Nähe von einige
Favelas und durch seine Präsenz
im Stadtbild eine unglaubliche
Atmosphäre aus.
Flutlicht, Pokal, Anstoß 22 Uhr
Ortszeit - so viel sei vorweggenommen um die Vorstellung im
Kopf zu ermöglichen!
Für meinen nicht wirklich fussballaffinen Mitreisenden bedeutete das alles nicht wirklich
große Luftsprünge, was sich aber
noch wandeln sollte. Zum Stadion ging‘s mit prall gefüllten
öffentlichen Bussen direkt vor die
Tore und anschließend durch die
lapidaren Sicherheitskontrollen in
unseren Block, der sich am Rand
der Heimkurve hin zum Übergang
zur Haupttribüne befand.
Wie bereits erwähnt, hat das
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Ausgabe 64
Maracanã sehr durch die „Versitzplatzierung“ gelitten, nichtsdestotrotz überkommt einem
ein Hauch von Gänsehaut beim
Betreten, allein durch die Gedanken im Kopf, wenn man sich vorstellt was hier früher los gewesen
sein muss oder beispielsweise
beim Finale der WM im letzten
Jahr. An diesem Tage fanden sich
jedoch schätzungsweise nur an
die 40.000 - 45.000 Besucher
(davon circa 500 Gäste) ein, was
vermutlich an der Anstoßzeit und
am Werktag liegt, sowohl aber
auch an den für brasilianische
Verhältnisse hohen Preise ab 6€
pro Karte. Hierbei sei noch erwähnt, dass die gesamte Gegengerade und Teile der Gästekurve
geschlossen blieben und so das
restliche Stadion gut gefüllt war
und einen homogenen Eindruck
lieferte - eventuell auch eine
Option für die halbleeren Ränge
in der Arena?
Auf den Rängen der Heimkurve gab es keinen feststellbaren
festen Stimmungskern sondern
vielmehr über die gesamte Weite
mehrere unterschiedliche Gruppen. Diese unterschieden sich in
der Art der optischen Unterstützung maßgeblich insofern, dass
einige sehr viele Schwenkfahnen
an Bambusrohren ununterbrochen
zum Einsatz brachten, andere
hingegen durchwegs auf typisch
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
südamerikanische Wurfrollen,
Stoffbahnen und Konfetti setzte. Stimmungsmäßig pendelten
manche vom melodischen Dauergesang bis zu sambarhytmischen
Klatscheinlagen, die den ein oder
anderen Besucher zum Tanzen
animierten, während andere auf
laute und konzentrierte Anfeuerungen setzten. Generell fiel
mir sehr ins Auge, dass ein Spiel
im Stadion als kleines Fest von
einigen angesehen und einfach
der Seele freien Lauf gelassen
wird, um seinen Verein, sich und
mit seinen Freunden zu feiern.
Egal ob Alt oder Jung, Frau oder
Mann jeder stimmte bei einigen
melodischen Schlachtrufen im
ganzen Stadion mit ein und so
wurde zeitweise eine dergleichen
suchende Stimmung erzeugt,
welche durch die vielzähligen
Klatsch und Trommelrhytmen
nach brasilianischer Art vollendet
wurden - unbeschreiblich!
Auf dem Spielfeld ging‘s, nach
einer ereignislosen ersten Hälfte,
erwartungsgemäß für Flamengo
Ausgabe 64
aus. Paulinho und Eduardo da
Silva netzten jeweils einmal für
die Gastgeber vom Zuckerhut ein.
Nach den anfänglichen Zweifeln im Hinblick auf eine sichere
Heimkehr nach dem Spiel, wurde
ich dann noch eines besseren
belehrt. Die Straßen waren zu
später Nacht noch gefüllt mit feiernden Flamengos und Polizisten,
die es Ihnen gleich taten und sich
über das Weiterkommen freuten - schier unmöglich bei uns.
Gemütlich ging‘s dann anschließend Richtung Hostel um die
ganzen Eindrücke erstmal sacken
zu lassen und die nächsten Tage
mit Ohrwürmern der Gesänge
zu verbringen. Kleine Anekdote
am Rande: Im Zuge der vorhergegangen Rundreise sprach mich
ein Brasilianer aufgrund meines
Löwentrikots an und erzählte
mir, seine Mutter habe ihm vor
einigen Jahren aus München eine
Löwen-Cap mitgebracht, was
er anschließend an Fotos noch
belegen konnte - Sechzig International!
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
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WORTE AN DIE KURVE
Der Fanrat informiert
immer wieder zu Flaschenwürfen
auf Polizisten oder gegnerische
Fans während dieser Märsche
kam. Zwar sind Beschlüsse dieser Art stets zu hinterfragen,
dennoch bitten wir euch, dieses
Glasflaschenverbot zu beachten.
Giesing ist unsere Heimat und unser Viertel, das im Anschluss ans
Derby wahrlich nicht in Scherben
liegen sollte.
Im Vorfeld des anstehenden
Derbys (Anpfiff: Montag, 14 Uhr)
unserer Amateure gegen die
Zweitvertretung des FC Bayern
möchten wir noch einige informative und zugleich appellierende
Worte an alle Löwenfans richten:
Wie ein Großteil wahrscheinlich schon aus der Münchner
Medienlandschaft entnommen
hat, treten an diesem Tag in
großen Teilen Giesings gewisse
Sonderregelungen in Kraft, die
vom Münchner Stadtrat erlassen
wurden.
So gilt ab sofort bei jeglichen
Fanmärschen bei Risikospielen
ein striktes Glasflaschenverbot,
da es in jüngerer Vergangenheit
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Zudem gelten nun in einem
weitläufigen Gebiet rund um
das Grünwalder Stadion gewisse
Regeln, die vom Stadionbereich
ausgeweitet wurden. In dieser
„Sondergefahrenzone“ wird
sämtliches Zünden von pyrotechnischen Gegenständen und
Vermummung strengstens durch
die Polizei überwacht und sanktioniert. Es sollte sich also jeder
im Klaren darüber sein, dass aus
diesen Handlungen auch außerhalb des Stadions Stadionverbote
resultieren können!
Zuletzt ein Appell an sämtliche
Löwenfans: Unterlasst unnötiges
Gepöbel gegenüber der Polizei
oder den Seitenstraßlern! Lasst
eure Handys in der Tasche! Be-
27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
teiligt euch vielmehr mit voller
Kraft am Support! Wir sind die
Nummer Eins der Stadt, das gilt
es am kommenden Montag wieder
eindrucksvoll unter Beweis zu
Ausgabe 64
stellen!
Auf ein lebendiges und emotionales Derby! München ist Blau!
Euer Fanrat
ES WAR VOR GAR NICHT LANGER ZEIT
Am heutigen Tag, vor genau 21
Jahren, traten unsere Münchner Löwen in der Zweiten
Bundesliga in Thüringen gegen
Carl Zeiss Jena an. An jenem
Dienstagabend, dem 05.04.1994
reisten die Münchner Löwen
nach einem 2:0 gegen Saarbrücken als Tabellendritter
zum Ernst-Abbe-Sportfeld. Die
von „Messias“ Werner Lorant
trainierte Mannschaft befand
sich somit am 27. Spieltag, bzw.
12 Spieltage vor Schluss auf
einem direkten Aufstiegsplatz.
Das Spiel zwischen dem vom
Hans Meyer trainierten Tabellenvorletzten und dem Aufsteiger aus München wollten 4.200
Zuschauer sehen, was auch der
höchst unvorteilhaften Anstoßzeit geschuldet werden konnte.
In der 31. Minute gingen die
Löwen durch Bernhard Winkler mit 1:0 in Führung, ehe
Jonathan Akpoborie, welcher
Jahre später bei Stuttgart und
Wolfsburg für Furore sorgen
sollte, Mitte der zweiten Hälfte
den Ausgleich erzielen konnte.
Beide Mannschaften trennten sich somit unentschieden,
wobei die Löwen trotzdem den
dritten Tabellenplatz verteidigen konnten, da Bayer Uerdingen als direkter Konkurrent
ebenfalls nur 1:1 gegen Tennis
Borussia Berlin spielte. Am
Ende der Saison 1993/94 war
der Durchmarsch von der
Bayernliga in die Bundesliga
perfekt und auf dem Rathausbalkon am Marienplatz wurde
bereits vollmundig der GWSAusbau verkündet.
Anm. d. Red.: Gestern vor vier
Jahren, genauer gesagt am
04.04.2011, gab der TSV 1860
bekannt, dass mit Hasan Ismaik ein jordanischer Investor
vor der Tür stehe, welcher den
Verein „retten“ wolle. Da dieses
zugegebenermaßen wichtige Ereignis aber erst vier Jahre zurückliegt, wird dieser Anekdote
keine größere Aufmerksamkeit
an dieser Stelle zugemessen.
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27. Spieltag: TSV München von 1860 - FC Erzgebirge Aue
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KURZ UND KNAPP
- Sechzig München gibt‘s nur in
Giesing! Nutzt die Stimmung in der
Stadtpolitik! Heim ins Sechzger!
- Reinhard Rauball fordert Solidarität mit Red Bull Leipzig? Niemals,
Pardon wird nicht gegeben!
- Hetzereien auf Facebook - Ihr seid
richtig erwachsen!
- Ruhe in Frieden Helmut Dietl
- Egal ob mit Karten oder ohne: ALLE
MORGEN NACH GIESING!
- Handys aus - Arme hoch! Zerreißt
euch fürs Derby!
IMPRESSUM
ZuGaBe der Giasinga Buam 1860
Auflage: 500 Stück
Herausgeber: Szene Giesing e.V.
Postfach 950273 in 81518 München
Online: www.giasinga-buam.de
Für Fragen, Kritik oder Anmerkungen wendet euch an:
[email protected]
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