Was beschäftigt die Jugend?

Ausgabe 01 | Mai 2015
futura
Das Spendermagazin von Pro Juventute
Im Portrait
Urs Kiener –
Kinder- und Jugendpsychologe
«Platzspitzbaby»
Michelle Halbheer über ihre Kindheit
am Rand der Zürcher Drogenszene
Sorgenbarometer 2014
Was beschäftigt die Jugend?
Editorial
Inhaltsverzeichnis
Seite 6
Die Notrufnummer 147
zeigt: Das sind die
grossen und kleinen
Probleme unserer Jugend.
4Gestern/Heute
5Ratgeber
Seite 4
Ihre Fragen – unsere Antworten
Seite 5
Analog – das war einmal.
Was unser Telefon
heute alles kann.
6 Die grosse Reportage
Sorgenbarometer – Was beschäftigt die Jugend?
10 Portrait
Nacktselfies und Tobsuchts­anfälle – unsere
Elternberatung weiss Rat.
Urs Kiener – Kinder- und Jugendpsychologe
11Allerlei
12 Im Gespräch
14Online
15 Dies & Das
Seite 12
Seite 14
Online
Eine starke Frau kämpft um
ihre verlorene Kindheit.
Seite 10
Urs Kiener
im Portrait
So können Sie helfen
• Unterstützen Sie die Arbeit von Pro Juventute mit einer Spende.
• Werden Sie Freund/in von Pro Juventute und engagieren Sie sich regelmässig
mit einer Einzel- oder Familienfreundschaft.
• Engagieren Sie sich für die Anliegen von Pro Juventute mit einer eigenen Spendenaktion – zum Beispiel
bei Feieranlässen (Spenden statt Geschenke) oder bei Beerdigungen (Spenden statt Blumen).
• Berücksichtigen Sie Pro Juventute mit einem Vermächtnis oder in Ihrem Testament.
• Unterstützen Sie unsere Projekte als Firma oder Stiftung.
Infos finden Sie unter www.projuventute.ch/spenden.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Als vor rund einem Jahr die Entscheidung fiel, dass
ich ab Oktober die Leitung der Pro Juventute übernehmen würde, waren Freude und Respekt gleichermassen gross. Die Organisation leistet seit mehr als
100 Jahren konstant wertvolle Arbeit für Kinder
und Jugendliche, ganz eng am Puls der Zeit und
doch mit der nötigen Weitsicht. Dieses Engagement
weiterzuführen ist eine Herausforderung, die ich
mit grosser Motivation angenommen habe.
Trotz der vielen traurigen, teils tragischen Geschichten, die uns täglich erreichen, darf man eines nicht
vergessen: Im Wesentlichen gibt es eine wunderbare
Kinderschweiz, viele ganz tolle Jugendliche und
eine grosse Zahl von engagierten Erwachsenen.
Dort aktiv helfen, wo es Hilfe braucht, und gleichzeitig das verteidigen, was gut ist, muss darum unser Auftrag bleiben. Spielräume für Kinder öffnen,
Jugendliche bei der Umsetzung von Ideen unterstützen, Eltern Tipps auf den Weg geben – all das
ist genauso unsere Aufgabe.
Autorin Michelle Halbheer über
«Platzspitzbaby. Meine Mutter, ihre Drogen und ich»
Neue Medien – neue Herausforderungen
Den Blick fürs Wesentliche nicht verlieren
Daher beruhigt es mich, dass an erster Stelle unseres
Sorgenbarometers nach wie vor «Liebe, Sexualität
und Familie» stehen. So anders als früher ist die
«neue» Zeit also doch nicht.
Herzliche Grüsse
Impressum
Herausgeberin:
Pro Juventute | Thurgauerstrasse 39
Postfach | 8050 Zürich
Tel.: 044 256 77 66 | Fax: 044 256 77 78
[email protected] | Spendenkonto 80-3100-6
projuventute.ch
Robert Schmuki
Redaktion: Pro Juventute, Ursula Eichenberger,
Spinas Civil Voices
Konzept & Design: Spinas Civil Voices
Auflage: 75 000 d/f/i
Gestern/Heute
Ratgeber
Briefkasten
Das Telefon
«Mein kleiner vierjähriger Sohn hat
ganz schlimme Tobsuchtsanfälle, wenn
er nicht kriegt, was er will. Wie soll
ich mich verhalten?» L. Keller, Zürich
Ihre Fragen –
unsere Antworten
«Unsere Tochter, 14, stellt viel zu
freizügige Fotos von sich ins Internet.
Sie sagt, dass alle ihre Freundinnen
das auch tun. Wir machen uns Sorgen,
was können wir tun?» P. Kuhn, Lenzburg
Guten Tag Frau Keller
Guten Tag Herr Kuhn
Besten Dank für Ihre Frage und für Ihr Vertrauen. Ihr kleiner
Sohn hat momentan schlimme Tobsuchtsanfälle, die Sie sehr
fordern. Kinder können sehr anstrengend sein. Es ist verständlich, dass dies für Sie und Ihre Familie belastend sein kann.
Daher ist es gut, dass Sie sich informieren.
Scheibentelefon
«Geh aus dem Internet, ich will telefonieren!» Wer diesen Satz kennt, kennt
womöglich auch noch das klassische
Telefon mit der Zahlen-Wählscheibe.
Zumindest aber die analoge Verbindung
und das Gezerre – einerseits um den
meist einzigen Telefonapparat im ganzen
Haushalt, andererseits um die Freigabe
der besetzten Internetleitung. Doch vorbei sind die Zeiten der wunden Finger,
denn: Es lebe die Wahlwiederholung.
Das Trotzalter ist eine Entwicklungsphase, in der ein Kind
lernt, sich zu behaupten. Hier prallen oft die neu erwachten
eigenen Ansprüche und die Anforderungen der Umwelt aufeinander und das ist für die meisten Kinder (und deren Eltern)
eine grosse Herausforderung. Solche Phasen machen Kinder
unterschiedlich lang und unterschiedlich intensiv durch.
Manchmal gilt es, solche Zeiten so gut wie möglich auszuhalten, im Wissen darum, dass sie vorbeigehen.
Mobiltelefon
Smartphones sind aus unserem Leben
heute kaum mehr wegzudenken. Dass
man mit ihnen auch telefonieren kann, ist
Nebensache. Bereits kleine Kinder wissen,
wie sie mit dem modernen Taschencomputer Fotos machen, Filme anschauen
oder Smileys versenden können. 98 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und
19 Jahren besitzen heute ein eigenes
Mobiltelefon, 97 Prozent von ihnen ein
Smartphone.
Quelle: www.jugendundmedien.ch/
chancen-und-gefahren/handy-smartphone.html
Während eines Tobsuchtsanfalls kann es hilfreich sein, wenn
Sie Ruhe bewahren, beim Kind bleiben und das Ende des Anfalls abwarten, ohne diesem allzuviel Gewicht zu geben. Sie
geben Ihrem Sohn damit zu verstehen, dass Sie ihn nicht alleinlassen, aber auch bei Ihrem Standpunkt bleiben und nicht
nachgeben. Das ist natürlich nicht immer leicht durchzustehen.
Dazu folgende Überlegungen:
• Was könnte Ihnen helfen, in einer solchen Situation
ruhig zu bleiben?
• Wer könnte Sie dabei unterstützen?
Sie können sich auch im Voraus überlegen, wo Sie Kompromisse
eingehen und Ihrem Sohn entgegenkommen können und was
Sie einfordern wollen. Oftmals hilft die innere Sicherheit und
Haltung, was man will und was weniger wichtig ist, um klar
zu bleiben. Nicht zuletzt ist es wichtig, dass Sie viele gute
Zeiten mit Ihrem Sohn erleben und ihm dann viel Zuwendung
und Bestätigung geben.
Wir wünschen Ihnen viel Kraft für die grossen Herausforderungen.
Freundliche Grüsse
Ihre Pro Juventute Elternberatung
4 Pro Juventute
Vielen Dank für Ihre Frage. Es ist verständlich, dass Sie sich
Sorgen um Ihre Tochter machen, und richtig und wichtig,
dass Sie hinschauen und sich um Ihre Tochter kümmern. Der
Umgang mit den Neuen Medien ist eine echte Herausforderung für die meisten Eltern. Das Internet beeinflusst längst
unsere Kultur und damit auch das Leben und die Gesellschaft,
Jugendliche eingeschlossen.
Bilder, die einmal im Netz sind, lassen sich oft nicht mehr
entfernen. Das Bild kann kopiert und weiterverbreitet werden
und man hat keine Kontrolle mehr darüber, wo es wieder auftauchen wird. Ihre Tochter ist in einem Alter, in dem die
Selbstdarstellung sehr wichtig sein kann. Wir schlagen vor,
dass Sie mit Ihrer Tochter darüber diskutieren, wie man sich
im Internet präsentieren sollte. Überlegungen dazu können
sein, dass sie nur solche Fotos veröffentlicht, zu denen sie auch
stehen könnte, wenn diese auf dem ganzen Schulhausplatz
kursieren würden, oder solche, die auch ihr späterer Arbeitgeber sehen darf.
Auf www.skppsc.ch (Schweizerische Kriminalprävention)
finden Sie einige nützliche Hinweise und Tipps zur sicheren
Nutzung von sozialen Netzwerken. Hilfreich könnte sein, wenn
Sie gemeinsam eine solche Seite besuchen und sich daraus
gemeinsame Gespräche und Abmachungen ergeben.
Wir hoffen, dass diese Angaben nützlich sind für Sie, und
wünschen ein gutes Dranbleiben.
Ihre Pro Juventute Elternberatung
Haben Sie etwas auf dem Herzen?
Ob Alltagsfragen oder Krisensituationen – wir beraten Sie
individuell, professionell und kostenlos. Schreiben Sie an
unseren Briefkasten:
[email protected] oder per Post an
Pro Juventute – Stichwort Briefkasten, Thurgauerstrasse 39, Postfach, 8050 Zürich
Pro Juventute
5
Die grosse Reportage
Aus täglich über 400 Kontakten mit der Pro
Juventute Beratung + Hilfe 147 lässt sich das
Sorgenbarometer der Schweizer Jugend ablesen.
Was auffällt: Anrufe von Jugendlichen mit schwerwiegenden persönlichen Problemen haben im
Vergleich zu früheren Jahren deutlich zugenommen.
Mädchen, «ich hab einige Probleme im Leben. Ich werde
gemobbt, weil ich angeblich auf Frauen stehe. Ich werde oft
als Schlampe bezeichnet, weil ich mich anscheinend so kleide.
Ich frage mich echt, was an mir so falsch sein soll, denn eine
Antwort darauf bekomme ich nicht. Ich denke oft darüber
nach, einfach abzuhauen oder mir das Leben zu nehmen.»
Er wird in der Schule gemobbt; sie hat Stress mit ihrem Stiefvater; ein junger Bursche weiss nicht, wie er sich rasieren soll;
eine Teenagerin schämt sich, weil sie so an ihren Kuscheltieren
hängt, oder es klappt nicht beim Sex. Es sind Themen wie
diese, mit denen sich Jugendliche an die Notrufnummer 147
wenden. Sie sind unsicher, ratlos, verzweifelt und wissen
nicht weiter. Viele suchen ein offenes Ohr, ein Gegenüber, das
zuhört, ihre Sorgen und Nöte ernst nimmt und ihnen hilft,
den nächsten Schritt zu planen. Das Rund-um-die-Uhr-Angebot wird rege genutzt. Letztes Jahr haben sich über 150 000
Kinder und Jugendliche auf einem der zur Verfügung stehenden Kanäle an die 75 Beratungspersonen von Pro Juventute
gewandt: per Telefon, SMS, Chat, E-Mail oder Webservice;
Tag für Tag suchen über 400 Kinder und Jugendliche Hilfe.
Breit abgestütztes Stimmungsbarometer
Sorgenbarometer – Was beschäftigt die Jugend?
«Ich denke oft darüber nach,
einfach abzuhauen»
TEXT Ursula Eichenberger
6 Pro Juventute
Das führt zu einem schweizweit unvergleichbar grossen
Fundus an Wissen, wo der Schuh drückt. «Die Notrufnummer 147 ist zu einem Seismografen geworden», sagt Urs
Kiener, Nationaler Leiter Grundlagen bei Pro Juventute. «Wir
erkennen früh neue Themen, welche die Jugendlichen beschäftigen, und können mit unseren Kampagnen und Projekten
rasch darauf reagieren.» Eingeteilt werden die Fragen und
Antworten in elf Hauptkategorien – beispielsweise in Gewalt,
Schule, Ausbildung und Beruf, Familie, Liebe, Freundschaft,
Sexualität, Sucht und Drogen – und in über 100 Unterkategorien wie etwa Angst, Selbstwert, Suizidgedanken, Essstörungen, unglücklich verliebt, Flirten oder Eifersucht.
Jugendliche mit Suizidabsichten
Die Leitungen der Notrufnummer 147 sind das
ganze Jahr über rund um die Uhr offen.
Suche nach einem Rettungsanker
Im Vergleich zum Vorjahr haben schwerwiegende persönliche So beunruhigend die hohe Zahl von Suizidankündigungen ist,
Probleme mit 6,5 Prozent stark zugenommen. Im Speziellen so sehr sind sie laut Tanja Oswald, Bereichsleiterin Beratung &
melden sich Jugendliche vermehrt mit Ängsten und Suizid- Unterstützung bei Pro Juventute, ein Zeichen dafür, dass ein
gedanken. Einige verletzen sich reJugendlicher leben möchte. «Wenn
«Die Notrufnummer 147 ist
gelmässig selbst und/oder leiden an
sich Jugendliche in grosser Verzu
einem
Seismografen
anderen ernsthaften psychischen
zweiflung bei uns melden, tun sie
Erkrankungen. Thomas Brunner,
das, weil sie einen Rettungsanker
geworden», sagt Urs Kiener,
Leiter Beratung Deutsche Schweiz
Nationaler Leiter Grundlagen suchen und Hoffnung auf Bessebei Pro Juventute, weist darauf hin,
rung haben.» Grundsätzlich zeige
bei Pro Juventute.
dass diese Themen auch in der
die Erfahrung der letzten Jahre,
Gesamtbevölkerung zunehmen, und ortet mögliche Gründe dass Jugendliche in schweren Lebensmomenten verstärkt ein
im «steigenden Leistungsdruck und in daran gekoppelten Gegenüber brauchten, mit dem sie sich länger austauschen
Minderwertigkeitsgefühlen». Besorgniserregend ist für die und von dem sie sich bei schweren persönlichen Problemen
Fachleute, dass sich jeden Tag mindestens zwei junge Men- direkt und vertieft beraten lassen könnten. «Die Telefongeschen mit ernsthaften Suizidabsichten melden. «Hallo liebes spräche dauern heute deutlich länger.» Tanja Oswald führt
Pro Juventute Team», schreibt beispielsweise ein 14-jähriges das einerseits auf die komplexer gewordenen Themen zurück,
Pro Juventute
7
Die grosse Reportage
via Online-Plattformen lassen sich laut Brunner viele Fragen
klären und Erfahrungen austauschen.
Familiäre Probleme auf dem Vormarsch
Die Themengruppe Familie ist 2014 leicht angestiegen (von
9,9 auf 10,6 Prozent) und liegt erstmals vor dem Bereich
Liebe. Oft sind es Streitereien der Eltern, unter denen die Kinder und Jugendlichen leiden. Wie zum Beispiel das Mail eines
15-Jährigen zeigt: «Es gibt Tage, an denen kommt mein Vater
nach Hause und zickt meine Mutter wegen allem an. Sie koche nicht gut, putze nicht sauber und so weiter.» Seine Mutter
nehme das nicht einfach hin und wehre sich, was in der Regel
zuerst massiven Krach und darauf wortlose Tage nach sich
ziehe. «Mein Problem ist Folgendes: Ich reagiere sehr sensibel
auf Familienstreitigkeiten und diese Streitigkeiten machen mir
dann sehr zu schaffen. Ich kann mich kaum noch auf die Schule
konzentrieren, fühle mich unwohl, frustriert und schlecht.
Meine Frustration wirkt sich dann meist auf die anderen aus,
weil ich sie anzicke. Wie kann ich die Situation verändern?»
meine Ableitungen deshalb heikel seien. Allgemein beobachtet er aber, dass konservative Werte und ein tradiertes Bild
der Partnerschaft bei den Jugendlichen wieder eine grössere
Rolle spielen.
Die Bandbreite an Themen, mit denen Pro Juventute Tag für
Tag konfrontiert wird, ist gross – und kein Problem zu klein,
um auf offene Ohren zu stossen. Nach dem Tod des geliebten
Hamsters findet ein Kind ein ebenso waches Gegenüber wie
ein Jugendlicher, der seinen Lebensmut verloren hat. So wird
aus der Sammlung an Sorgen und Nöten auch künftig ablesbar sein, was die Schweizer Jugend bewegt.
Im Bereich Familie hat Pro Juventute 2014 aufgrund der häufigen Nennung neu das Unterthema «Sich Sorgen machen um
Eltern» in den Katalog aufgenommen. Urs Kiener weist jedoch
darauf hin, dass die Stichproben nicht repräsentativ und allge0%
Immer mehr Jugendliche sorgen sich um ihre Eltern.
5%
10%
15%
nirgends mehr hin.» Ein 17-jähriges Mädchen ist sich unsicher, ob sie ein Selbstbild in Unterwäsche ins Internet stellen
kann: «Muss man 18 sein, damit es nicht unter Kinderpornografie fällt?» Und ein gleichaltriger Bursche fragt, ob es
schlimm sei, wenn er mit «reichen Frauen ins Bett gehe», um
damit seine Schulden zu bezahlen.
Fragen über Fragen
Sexualität, Liebe und Freundschaft betreffen alle
An erster Stelle des Sorgenbarometers der Schweizer Jugend
steht – wie in den meisten Jahren zuvor – die Sexualität. Ein Im Vergleich zu 2010 ist der Bereich Sexualität zwar rückläuThema, das Jugendliche im Teenageralter seit jeher stark be- fig (minus 6,3 Prozent); gesamthaft gesehen ist er aber noch
schäftigt. Einen 17-jährigen Jungen irritiert zum Beispiel, dass immer jenes Thema, das Jugendliche am stärksten beschäftigt.
er am Wochenende, wenn er mit
In der Anzahl der Nennung ebenBesorgniserregend ist für
seiner Freundin schlafe, meistens
falls zurückgegangen sind die Thedie
Fachleute,
dass
sich
jeden
zu früh komme. Er wünscht sich
men Liebe (minus 6,5 Prozent) soTipps und möchte wissen, was er
wie Freundschaft (minus 1 Prozent).
Tag mindestens zwei junge
dagegen tun kann. Ein 15-jähriges
«Sexualität, Liebe und FreundMenschen mit ernsthaften
Mädchen mailt, dass sie momentan
schaft beschäftigen und betreffen
Suizidabsichten melden.
«ein ziemlich grosses Problem» habe.
natürlich weiterhin alle JugendliSie habe einem Kollegen ein Nacktbild geschickt, welches die- chen», sagt Thomas Brunner. Den Rückgang der Hilferufe
ser postwendend seinen Freunden weitergeleitet habe. «Jetzt führt er darauf zurück, dass die meisten Jugendlichen heute
weiss schon jeder davon und auch schon ziemlich jeder hat es intensiv im Internet recherchieren und das Netz bei Fragen
gesehen. Was soll ich tun? Ich schäme mich so und traue mich konsequent einbeziehen. Entsprechend dicht sei das Angebot;
8 Pro Juventute
30%
17,0%
10,6%
Familie
10,3%
Liebe
8,4%
Gewalt
7,3%
Freizeit/Gesellschaft
5,6%
Schule und Heim
Freundschaft
5,3%
Körper/Aussehen
5,1%
Sucht/Drogen
4,1%
Fragen zu 147
3,8%
Beruf
25%
20,5%
Sexualität
Pers. Probleme
andererseits seien Heranwachsende heute durch die technischen Möglichkeiten und das globale Vernetztsein viel stärker
abgelenkt und weniger aufs Gespräch fokussiert. Doch gerade
in einer Zeit der Schnelllebigkeit seien ein ruhiges Telefongespräch und ein vertiefter Austausch äusserst wertvoll.
20%
2,0%
2014
2010
Quelle: Pro Juventute 2014
Das Sorgenbarometer von Pro Juventute zeigt, was Kinder und Jugendliche beschäftigt.
Pro Juventute
9
Portrait
Allerlei
Am Puls
der Jugend
Das Jugendwort
Chillaxen
Chillaxen ist ein Kofferwort, ein Kunstwort also,
das aus mindestens zwei morphologisch überlappenden Wörtern entstanden ist. Es ist eine Kombination aus den englischen Verben «to chill» und
«to relax». Chillen bedeutet in der Jugendsprache
so viel wie «entspannen» oder «rumhängen». Der
Begriff wird in Zusammenhang mit Tätigkeiten
gebraucht, die entspannend, passiv und mit Genuss
verbunden sind.
TEXT Ursula Eichenberger
Urs Kiener, Nationaler Leiter Grundlagen, arbeitet
seit acht Jahren bei Pro Juventute – mit Begeisterung: «Für einen Kinder- und Jugendpsychologen
gibt es kaum ein tolleres Arbeitsumfeld.»
An fremden Häusern klingeln, warten und hoffen, dass jemand
zu Hause ist, die Türe öffnet und vor allem zum Portemonnaie
greift und eine Briefmarke kauft – wie Tausende anderer
Schweizer Kinder war auch Urs Kiener als Primarschüler mit
einem Set Pro Juventute Briefmarken unterwegs. Ein halbes
Jahrhundert später strahlt der 56-Jährige: «Die Idee dahinter
ist faszinierend.» Unter dem vor über 100 Jahren kreierten
Slogan «Kinder helfen Kindern» sollten alle Schülerinnen und
Schüler in der Schweiz mindestens einmal in ihrem Leben
einen freiwilligen Beitrag leisten zur Finanzierung von Projekten, die wiederum allen Kindern und Jugendlichen hierzulande
zugutekommen.
Gespielt, gewandert, übernachtet
Doch auch neben den Briefmarkenaktionen war Urs Kiener
bereits zahlreiche Male mit der Stiftung in Berührung gekommen, bevor er vor acht Jahren zu ihr stiess: Er hatte auf
Robinsonplätzen gespielt, war auf Wanderwegen unterwegs
gewesen und hatte in Jugendherbergen übernachtet – allesamt
Projekte, die Pro Juventute mit ins Leben gerufen hat. Das
jeweilige Engagement der Stiftung vergleicht der Kinder- und
Jugendpsychologe mit «einem Kind, das man als Eltern durch
Kindheit und Pubertät begleitet, bis es sich als junger Erwachsener vom Elternhaus ablöst und sein Leben selbständig gestaltet». Funktionieren die Projekte, zieht sich Pro Juventute
jeweils zurück.
Gesellschaftlich relevant und allen zugänglich
Dass ihn sein Weg zur grössten Stiftung für Kinder und Jugendliche in der Schweiz geführt hat, bezeichnet Urs Kiener als
riesiges Glück: «Für einen Kinder- und Jugendpsychologen
gibt es kaum ein tolleres Arbeitsumfeld.» Besonders fasziniert
ihn die Praxisnähe. Das geht ihm auch jedes Mal durch den
Kopf, wenn er zum Schlüssel greift und sich in die Fundgrube
des über mehrere Kellerräume verteilten Archivs begibt. Dort
findet sich Material aus über 100 Jahren einmaliger Sozial10 Pro Juventute
Gotte-/Götti-Tipp
Kindermund
Urs Kiener
geschichte. Jeder Gegenstand ist Zeuge davon, dass sich Pro
Juventute von Beginn weg für Themen von hoher gesellschaftlicher Relevanz engagierte. Ziel war es, die angebotenen Dienstleistungen möglichst allen zugänglich zu machen – sei dies
bei den Elternbriefen, die laut Kiener aktuell 80 Prozent der
Ersteltern erreichen, oder wie vor 100 Jahren bei der Tuberkuloseprävention in allen 3065 Gemeinden der Schweiz, in die
Pro Juventute involviert war.
Pionier in Sachen SMS-Beratung
Am Puls der Jugend war der Vater eines erwachsenen Sohnes
auch in seiner ersten Funktion als Verantwortlicher der Notrufnummer 147. Die technischen Entwicklungen forderten
den telefonischen Beratungsdienst heraus. Es galt, das sich
laufend verändernde Nutzungsverhalten zu analysieren und
umgehend darauf zu reagieren. Nur so war eine wirkliche
Hilfe möglich. «Wir müssen mit unseren Beratungsdiensten
dort sein, wo Kinder und Jugendliche kommunizieren.» Es
erfüllt ihn mit Stolz, dass Pro Juventute im Jahr 2008 als
weltweit erste Child Helpline überhaupt die SMS-Beratung
einführte – «heute Standard, damals eine Sensation».
«Wir waren mit unserm vierjährigen Sohn spazieren, als wir einem befreundeten Paar begegneten,
das soeben Eltern geworden war. Neugierig blickte
unser Sohnemann in den Kinderwagen, betrachtete
das Neugeborene und fragte naseweis, weil wohl
oft gehört: ‹Weiss man denn schon, was es einmal
wird?›
J. Graf, Baden
«Ich spazierte mit meiner Tochter über den Zürcher
Paradeplatz. Es war Vorweihnachtszeit und die
Heilsarmee spielte ihre Lieder. Gebannt hörte
Sophia zu. Als die Band fertig war, kam eine in
Heilsarmee-Uniform gekleidete Dame auf meine
Tochter zu und überreichte ihr ein kleines Kärtchen
mit einem Bibelspruch. Meine Tochter lauthals zu
mir: ‹Mami, die Frau Kondukteur hat mir ein Billett
geschenkt!›
R. Fischer, Bachenbülach
«Mein Mann und ich gingen seit Langem wieder
mal abends weg. Ich machte mich zurecht und zog
meine hochhackigen Schuhe an. Meine Tochter
Ilenia schaute mir dabei bewundernd zu. Als ich
fertig war meinte sie: ‹Mama, wenn du dann mal
tot bist, kann ich dann deine Schuhe haben?›
D. Dietzel, Ebmatingen
Haben Sie eine lustige Anekdote zu erzählen oder
möchten Sie einen Gotte-/Götti-Tipp weitergeben?
Schreiben Sie uns: [email protected] oder
per Post an Pro Juventute – Stichwort Allerlei,
Thurgauerstrasse 39, Postfach, 8050 Zürich
Auf Schatzsuche im Wald
Schatzsuche steht bei Kindern hoch im Kurs - egal, ob sie als
Piraten, Entdecker oder Prinzessinnen durch den Wald streifen. Wichtig bei der Organisation einer Schatzsuche ist, dass
Sie das Alter der Kinder berücksichtigen. Können die Kinder
schon lesen? Wie gut können sie sich allein im Wald bewegen?
Je nachdem können Sie die Schatzsuche entsprechend anders
gestalten.
Zum Beispiel können Sie eine Spur aus Holzschnitzeln legen.
Oder Sie können in Form eines Postenlaufs Hinweise auf das
Versteck geben oder – für etwas ältere Kinder – einzelne Puzzleteile einer Schatzkarte verstecken, die zusammengesetzt zum
Schatz führen.
Besonders abenteuerlich wird die Schatzsuche, wenn sie in der
Nähe einer Feuerstelle endet. Vielleicht besteht der Schatz ja
aus Würsten und Marshmallows? Oder die Kinder finden einen
Teig für Schlangenbrot? Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf
und der Nachmittag wird ein Spass für Gross und Klein!
Fehlt Ihnen die Zeit fürs Organisieren, finden Sie hier fertig
angelegte Vorschläge:
www.foxtrail.ch/www.geocache.ch
Schlangenbrot
Zutaten: 1 kg Mehl, 2½ TL Salz, je 1 TL Thymian- und Majoranblättchen, 20 g Hefe, 6 dl Wasser
Zubereitung: Mehl, Salz und Kräuter in eine Schüssel geben.
Hefe mit ½ dl Wasser auflösen. Alles zu einem Brei verrühren.
Restliches Wasser beifügen und Teig kneten, bis er geschmeidig
ist. Aufgehen lassen.
Backen: Teig portionieren und zu Strängen formen. Teigschlangen
um einen Stecken wickeln und über der Glut backen.
Einfacher: Fertigpizzateig verwenden!
Pro Juventute
11
Im Gespräch
«Ich nannte sie zwar Mami,
aber sie war mein Schützling»
TEXT Ursula Eichenberger BILD Gianni Pisano
Nadeln, Spritzen, Hunger, Tritte:
Michelle Halbheer wuchs in
ständiger Angst um ihre schwer
drogenabhängige Mutter auf.
Begegnung mit einer starken
jungen Frau.
«In jener Nacht verschwand meine
Mutter einmal mehr und kehrte erst
Tage später zurück. Verdreckt, nach
12 Pro Juventute
Urin stinkend, die Haare verfilzt, das
Gesicht aufgedunsen, konnte sie sich
kaum auf den Beinen halten und wankte ins Bett. Die folgende Woche verbrachte sie – mit einem gebunkerten
Drogenvorrat und einer Familienpackung Joghurt – im abgedunkelten
Schlafzimmer. Unansprechbar. Sie
nahm nichts mehr war, und wenn sie
mich bei seltener Gelegenheit anschau-
te, glaubte ich in ihrem Blick eine
grösser werdende Abneigung wahrzunehmen. Ich wurde zu einem Übel,
das bereits Dankbarkeit empfand,
wenn es ignoriert wurde.»
Frau Halbheer, dies ist ein Ausschnitt aus Ihrem Buch «Platzspitzbaby»*. Wie muss man sich Ihren
damaligen Alltag vorstellen?
Zwei Dinge prägten meine Kindheit: weh tat. Das Pflegen und Wiederaufdie Launen meiner Mutter und das reissen der Wunden wurde für mich zu
Fehlen von Geborgenheit. Auch wenn etwas ganz Wichtigem. Mich selbst zu
Mami mich in den Arm nahm: Sie pflegen wurde zum Ritual.
stank, hatte eine klebrige Haut, drückte zu fest zu. Es war keine natürliche Woraus schöpften Sie Hoffnung?
Mutterliebe. Eher umgekehrt: Ich war Aus dem Glauben, dass es besser werdie Batterie, bei der sie Liebe holte. den könnte. In der Sonntagsschule
hörte ich vom lieZwar nannte ich
«Zwei
Dinge
prägten
ben Gott und dasie noch Mami,
meine Kindheit:
von, dass er einem
aber sie war mein
helfe. Manchmal
Schützling. Ich bedie Launen meiner
gleitete sie auf
Mutter und das Fehlen traf ich mit ihm
Abmachungen. Als
Ämter, ins Spital,
von Geborgenheit.»
ich einmal grossen
besuchte sie im
Gefängnis. Wenn der Akku meines Hunger hatte, sagte ich: «Lieber Gott,
Telefons leer war, drehte ich im roten wenn es dich gibt, dann bekomme ich
Bereich. Sie sagte immer: «Wenn ich jetzt etwas zu essen.» Im selben Mosterbe, musst du erreichbar sein.» Ich ment klingelte es an der Türe und unwar 24 Stunden für sie verantwortlich. sere Nachbarin brachte mir gefüllte
Auberginen.
Sie wurden praktisch dazu instrumentalisiert, Ihre süchtige Mutter Kann man eine verlorene Kindheit
auf einen anderen Weg zu bringen. nachholen?
In Ihrem Buch heisst es: «Der Haus- Seit meinem siebten Altersjahr hatte ich
arzt meiner Mutter schrieb Gutach- sicher keine Kindheit mehr. Das war
ten, in denen stand, dass es aus the- die Platzspitzzeit, meine Mutter war
rapeutischen Gründen wichtig sei, wochenweise weg. Einmal hatte sie
mich so geschlagen, dass ich zu müde
dass ich bei ihr sei.»
Ja, es war verrückt. Meine Mutter war war, wieder aufzustehen. Ich wollte für
das Opfer und ich ihre Therapeutin. Ich immer im Bett bleiben. Gewisse Dinge
war oft wütend. Doch jeder Ausbruch kann man später nachholen: Man kann
wurde von der Angst erstickt, dass auch als Erwachsene in Pfützen sprinmeine Mutter sich oder meinem Vater gen, laut lachen oder auf der Strasse
etwas antun könnte. So griff ich zur singen. Und ich werde mir ein Leben
Rasierklinge. Es tat gut, das Blut laufen lang einen Weihnachtsbaum holen und
zu sehen, Vita-Merfen zu benützen und mir selbst Geschenke kaufen. Ich brauArme und Beine zu bandagieren. Zwi- che meinen eigenen Baum und eine
schendurch löste ich den Verband, Atmosphäre ohne Streit und Tränen.
spritzte Parfum in die offenen Stellen
oder gab Salz hinein, damit es richtig
* «Platzspitzbaby. Meine Mutter, ihre Drogen und ich»
Wörterseh Verlag Gockhausen, 2013, 224 Seiten, Fr. 39.90
Unsere Leser können Michelle Halbheers Bestseller
«Platzspitzbaby. Meine Mutter, ihre Drogen und ich»
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Entweder per Post:
Wörterseh Verlag, Im Langstuck 14, 8044 Gockhausen,
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über die Nummer 044 368 33 68.
Bitte Codewort «Pro Juventute» angeben.
Zur Person
Die 29-jährige Michelle Halbheer
wuchs in Zürich auf. Ihre Eltern hatten sich im Rotlichtmilieu kennen
gelernt. Als Michelle zur Welt kam,
war ihre Mutter clean; fünf Jahre
später wurde sie rückfällig, konsumierte Kokain und Heroin und war
oft auf dem Platzspitz und später auf
dem Letten. Nächtelang suchte der
Vater nach seiner Frau. Nachdem die
Ehe in Brüche gegangen war, erhielt
die Mutter trotz ihres Zustands das
Sorgerecht. Vater und Tochter waren
über das Urteil verzweifelt.
Als Michelle aufgrund der sich verschlechternden Schulleistungen von
ihrem Lehrer auf die Situation angesprochen wurde, erzählte sie ihm
alles. Darauf verstiess die Mutter ihre
13-jährige Tochter. Michelle kam in
eine streng religiöse Pflegefamilie,
zog 16-jährig als Au-pair-Mädchen
ins Welschland und schloss später
eine Ausbildung zur Zahnarztassistentin ab.
Heute arbeitet sie als Anwaltsassistentin und holt die Matura nach, um
Jura zu studieren. Ihre 52-jährige
Mutter – HIV-infiziert und mit beginnender Demenz – ist bis heute
drogenabhängig.
Vernachlässigte
Kinder und Jugend­
liche in der Schweiz
Untersuchungen und Zahlen zu vernachlässigten Kindern und Jugendlichen in
der Schweiz fehlen, doch die Verantwortlichen bei Pro Juventute sind mit
dem Thema Vernachlässigung täglich
konfrontiert.
Schätzungen gehen davon aus, dass
heute alleine 4000 Kinder und Jugendliche bei drogenabhängigen Eltern aufwachsen. «Die Dunkelziffer dürfte um ein
Vielfaches höher sein», meint Thomas
Brunner, Leiter Beratung Deutsche
Schweiz bei Pro Juventute.
Pro Juventute
13
Online
Online
Dies & Das
Dies & Das
Neue Medien –
erungen
neue Herausford
Für spannende Ferien zu Hause!
Neue Medien wie Computer, Mobiltelefone
oder Smartphones sind aus dem Alltag von
Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Während Eltern im Umgang mit den
Neuen Medien vor allem Gefahren und Risiken
erkennen, vergessen sie dabei manchmal fast
die Chancen und Möglichkeiten, die die neuen
Technologien bieten. Klar ist, der Umgang
mit den Neuen Medien stellt Jugendliche wie
Erwachsene vor Herausforderungen.
Zum ZVV-FerienPass, der im Kanton Zürich gültig ist, werden
diesen Sommer erstmals der Libero- und der A-Welle-Entdeckerpass für die entsprechenden Gebiete in den Kantonen
Bern, Solothurn und Aargau erhältlich sein. Für 24 respektive
25 Franken können Kinder und Jugendliche zwischen 6 und
16 Jahren im jeweiligen Tarifverbund während fünf Wochen
durch die Sommerferien reisen und dabei Spannendes entdecken. Zudem profitieren sie von zahlreichen Gratiseintritten in
Badis und Museen sowie von Vergünstigungen auf diverse
Freizeitaktivitäten.
Erhältlich ab dem 1. Juni 2015 u.a. in unserem Online-Shop.
Konfliktfeld Mediennutzung
Genau wie andere Themen, die innerhalb einer Familie geregelt werden müssen, beinhaltet auch der Umgang mit den
Neuen Medien ein gewaltiges Konfliktpotenzial. Wer darf wie
lange am Computer sein? Wie viel Zeit dürfen Kinder mit ihren Smartphones verbringen, und was genau dürfen sie mit
diesen anstellen? Videos schauen? Videos machen? Wie lange
und wie oft am Tag darf mit Freunden gechattet werden?
Allgemein verbindliche Regeln aufzustellen, macht nicht nur
keinen Sinn, sondern ist eigentlich unmöglich. Jede Familie
muss ihren eigenen Weg finden, mit dem Thema Mediennutzung umzugehen.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Eine positive Einstellung von Eltern der Mediennutzung ihrer
Kinder gegenüber ist bei der Erziehung im Umgang mit den
Neuen Medien sehr hilfreich. Die Basis einer aktiven Medienerziehung ist der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung
zwischen Eltern und Kindern: Eltern müssen über das Nutzungsverhalten ihrer Kinder Bescheid wissen, ihnen gleich-
Tipps und Anregungen
Auf unserer Website finden Sie zahlreiche Merkblätter zum
Thema Mediennutzung. Ebenso bieten wir Erwachsenen –
interessierten Eltern, Grosseltern oder Lehrpersonen – Kurse
an, in denen sie ihre Medienkompetenz auf- und ausbauen
können.
www.projuventute.ch/medienkompetenz
www.projuventute.ch/merkblaetter-medienkompetenz
www.projuventute.ch/themenbrief-medien
Neue Medien: auch aus dem Schulzimmer
nicht mehr wegzudenken.
zeitig aber den nötigen Freiraum im Umgang mit diesen gewähren. Und sie müssen dem Nachwuchs mit gutem Beispiel
vorangehen. Wenn Erwachsene ständig mit ihrem Smartphone beschäftig sind – sei es, um Zeitung zu lesen, Mails zu
beantworten oder Facebook zu konsultieren –, wie sollen
Kinder denn lernen, sich anders zu verhalten?
«Extrabrief» Teenager
Der neue «Extrabrief» Teenager vermittelt Eltern und Bezugspersonen von Jugendlichen mehr Verständnis für die Welt der
Teenager. Eltern werden begleitet und ermutigt, die Auseinandersetzung im Zusammenleben mit einem Teenager nicht
zu scheuen. Aufgeteilt auf acht Kapitel werden die Themen
Teenagern und ihren Eltern, Schule und Ausbildung, Medien
im Jugendalter, Geld und Konsum, Freizeit und Ausgang,
Liebe und Sexualität, Gesundheit und Wohlbefinden sowie
Rechte und Pflichten aufgegriffen. Ganz reibungslos verläuft
der Prozess des Erwachsenwerdens wohl nie, doch Reibung
erzeugt Wärme und trägt dazu bei, die Beziehung zum eigenen Kind zu festigen oder neu zu definieren.
Elternbriefe Englisch
Neu gibt es die Elternbriefe auch in englischer Sprache: Die
Briefe bleiben den klassischen Elternbriefen treu, berücksichtigen aber zusätzlich die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppe. Mit der englischen Version der Elternbriefe möchte
Pro Juventute es der zunehmenden Zahl von englischsprachigen ArbeitnehmerInnen und ihren Familien erleichtern, in der
Schweiz Fuss zu fassen. Werdende Eltern wie auch Familien
mit Kindern im Vorschulalter, die in die Schweiz umsiedeln,
stehen vor einer grossen Herausforderung: Oft fehlen ihnen
ausreichende Sprachkenntnisse, um sich die notwendigen
Informationen rund um das Wohl ihres Kindes zu beschaffen.
Alle Angebote finden Sie in unserem Online-Shop auf
www.projuventute.ch/shop.
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Viele Ideale
haben mit dem
echten Leben
nichts zu tun.
Das kann zu psychischem Druck und Krisen führen.
147, die Notrufnummer von Pro Juventute hilft Betroffenen.
www.projuventute.ch/echtesleben