jetzt lesen - Verlag Kettler

Handverlesen
Inhalt
Künstlerporträt
04
Christo and Jeanne-Claude: In/Out Studio
vor ort
09
Christo: The Paris Sculptures 1961
Christo and Jeanne-Claude: Early Works 1958–64
10
Nordstadt kocht
15
alltagswelten
16
Die Berliner Mauer 1984
von Westen aus gesehen
20
Citybirches Photography Works (2006–2011)
Doug Rickard: N.A.
Kosmos Kunst
21
More Konzeption Conception Now
27
Keramische Räume
Paperworlds
zeitgenössisch
28
Ralf Ziervogel: Eskimolied
31
Felix Gephart: Brought into Line
Eva Kot’átková: Theatre of Speaking Objects
elf uhr elf
Editorial
Vom ideenreichen Austausch mit Autoren und Künstlern über hitzige
­Gespräche zu Inhalt und Gestaltung – oft ist das Bücher­machen von Ereignissen begleitet, die sich im Rahmen einer Buchankündigung nur schwer
vermitteln lassen. Mit HANDVERLESEN wollen wir Abhilfe schaffen. In
sinnvoller Ergänzung zu den Verlagsvorschauen stehen hier nicht die Neuerscheinungen im Vordergrund, sondern nimmt die Darstellung sorgfältig
ausgewählter Titel auch eigenwillige Formate in den Blick. Das gibt uns
Gelegenheit, saisonal unabhängig von der Vielfalt gegenwärtiger künstlerischer Äußerungen zu er­zählen und Bücher in Text und Bild vorzustellen,
die nur bedingt ein klassisches Genre bedienen. Spezialisiert auf die
­T hemen Bildende Kunst, Fotografie und Architektur, erweitern wir ebenso
gern wie regelmäßig unser Verlagsspektrum um angrenzende Bereiche,
widmen uns Illustration, Street Art und Zeitgeschichte, oder lassen uns
inspirieren von Dingen, die um uns herum geschehen.
Für die erste Ausgabe von HANDVERLESEN fiel die Wahl auf Bücher
der besonderen Art. Interessanter Inhalt, ungewöhnliche Entstehungs­
geschichte, außergewöhnliche Gestaltung. Es gibt eine Menge Gründe,
­genauer hinzuschauen. Neben monografischen Titeln ­finden sich Künstlerbücher und Ausstellungskataloge. Die Rubrik ALLTAGSWELTEN lässt
das Fotobuch im Kontext von Zeitgeist und -geschichte erscheinen. VOR
ORT präsentiert ungewöhnliche Inhalte mit regionalem Bezug. Altbekanntes lässt sich neu entdecken. Aktuelles hat Platz, angemessen gewürdigt
zu werden.
Und weil es sich eben nur um eine Auswahl handelt, wird es bald mehr
davon geben. Mehr Bücher, mehr Kunst, mehr Geschichten drumherum.
In diesem Sinne – behalten Sie uns im Auge.
Ihr Verlagsteam
03
Verlag Kettler
Heinrichstraße 21
44137 Dortmund
[email protected]
www.verlag-kettler.de
Verleger
Gunnar Kettler
Kontakt
Andrea Schmidt
Presse und PR
[email protected]
T +49-231-223 999-22
Jennifer Bühsing
Projektbetreuung
[email protected]
T +49-231-223 999-08
Matthias Koddenberg
Projektbetreuung
[email protected]
T +49-231-223 999-09
Richard Reisen
Projektbetreuung Fotografie
[email protected]
T +49-160-700 24 53
Bildnachweise
S. 1: Courtesy Ralf Ziervogel // S. 4: Ken Heyman // S. 6: Eeva-Inkeri
S. 7: Archiv Christo // S. 10 u. 12: Stephan Schwabe // S. 16–17: Philipp J.
Bösel und Burkhard Maus // S. 22: Courtesy Timm Ulrichs
S. 23: Courtesy Maria Anwander und Arratia Beer, Berlin
S. 24: Museum Morsbroich, Leverkusen // S. 25: Courtesy Adam Vacˇkárˇ
und Gandy Gallery // S. 28–30 u. 32: Courtesy Ralf Ziervogel
Copyrights
© aller Werke bei den jeweiligen Künstlern und Fotografen, wenn nicht
anders vermerkt // © VG Bild-Kunst, Bonn, für die Werke von
Elmgreen & Dragset, Timm Ulrichs und Ralf Ziervogel
Redaktion
Andrea Schmidt und Matthias Koddenberg
Gestaltung
Kristina Selcho, Münster
Künstlerporträt
Christo and Jeanne-Claude: In/Out Studio
05
Künstlerporträt
08
Christo and Jeanne-Claude: In/Out Studio
Künstlerateliers sind rätselhafte Orte. Mitunter chaotische Werkräume, in denen sich Material bis unter die Decke stapelt. Aber auch
Schutzzonen, Refugien, in denen so etwas wie Inspiration überhaupt
erst möglich wird. In jedem Fall sind Ateliers viel mehr, als bloß ein
Raum, in dem Kunst produziert wird. Manchem reicht schon ein
Gedanke im Kopf, draußen oder auf Reisen, damit der kreative Funke
überspringt. Das Nachdenken, Ausprobieren, Machen geschieht
nicht selten unterwegs.
Als Christo damit beginnt, geheimnisvoll verschnürte Objekte
herzustellen und durch Verhüllen zu verfremden, hortet er Alltagsgegenstände wie Dosen, Stühle, Tische und allerlei andere Objekte in
seinem Studio. Später, als er gemeinsam mit Jeanne-Claude die
­traditionellen Vorstellungen von Malerei, Skulptur und Architektur
auf den Kopf stellt und mit seinen Projekten die Welt in Staunen versetzt, gehören die Planungsphase, der Entwurf, das Inspizieren von
Orten, das Verhandeln und die mitunter mühsame Aufbauarbeit mit
zum Konzept. Es ist eine glückliche Fügung, dass die bemerkenswerte Arbeit dieses ungewöhnlichen Künstlerpaares von Anfang an
von namhaften Fotografen begleitet und bildlich dokumentiert
wurde. Es sind vor allem diese Aufnahmen, das Festhalten unzähliger
Momente, die dem fertigen Kunstwerk vorausgegangen sind, die
­einen in den Bann ziehen.
Nun hat Christo uns erneut sein Vertrauen geschenkt und in
­enger Zusammenarbeit mit dem Verlag ein weiteres Buchprojekt in
Angriff genommen. Mit In/Out Studio ist bei Kettler die inzwischen
dritte Publikation zu Leben und Werk von Christo und Jeanne-Claude
erschienen, die von Matthias Koddenberg herausgegeben wurde.
Nach mehrjähriger Recherche legt der versierte Kenner des Œuvres –
und bei Kettler für die Programmgestaltung zuständige Kunst­
historiker – einen aufwendig gestalteten Bildband vor, der teils sehr
persönliche Aufnahmen aus den Jahren 1949 bis 2013 enthält.
­Koddenberg hat Bildmaterial zusammengetragen, das bisher größtenteils unveröffentlicht war, darunter frühe Werkabbildungen aus
Christos Studienzeit, einige unbekannte oder verschollen geglaubte
Fotografien, Dokumentationen von temporären Skulpturen. Darin
wird nicht nur die Geschichte einer künstlerischen Zusammenarbeit
erzählt, sondern auch ein Blick auf die über fünf Jahrzehnte dauernde
Beziehung zweier Menschen gelenkt.
Matthias Koddenberg
Titel Christo and Jeanne-Claude: In/Out Studio
Fotografien von Ugo Mulas, Enzo Sellerio, Harry Shunk und János Kender, Wolfgang Volz, Charles Wilp u. a.
Sprache Englisch mit deutschem Beileger
Seiten / Abbildungen 320/ca. 300
Format 20,5 × 28 cm
Einband Halbleinen
Erschienen Februar 2015
Herausgeber und Autor 49,90 €
ISBN 978-3-86206-344-4
Mehr Davon
09
Christo:
The Paris Sculptures 1961
Christo and Jeanne-Claude:
Early Works 1958—64
Unter dem Einfluss des Nouveau Réalisme widmet sich Christo
1961 in Paris einer Serie von Skulpturen. Insgesamt 12 Arbeiten entstehen aus Ölfässern und Metallschrott. Keine von ihnen
hat sich erhalten. Lediglich als fotografische Reproduktion
konnte das Pariser Konvolut überdauern. Der im Verlag Kettler
erschienene Band zeigt erstmals die komplette Werkserie. Der
überwiegende Teil der Arbeiten war bislang unpubliziert.
Die erste Christo-Publikation, die in Zusammenarbeit mit dem
Verlag Kettler entstand, richtet den Blick auf das Frühwerk
und zeichnet den künstlerischen Werdegang Christos von seiner Flucht aus ­Bulgarien und seiner Ankunft in Paris 1958
bis zu seinem Umzug nach New York 1964 nach. Das Buch
enthält einige seltene Foto­grafien, ein ausführliches Interview
mit dem Künstlerpaar sowie eine detaillierte Chronologie der
Jahre 1935–64.
Matthias Koddenberg
Titel Christo: The Paris Sculptures 1961
Sprache Deutsch / Englisch
Seiten / Abbildungen 40/ 14
Format 22 × 28 cm
Einband Leinen mit Schutzumschlag
Erschienen November 2011
Matthias Koddenberg
Titel Christo and Jeanne-Claude: Early Works 1958–64
Sprache Deutsch / Englisch
Seiten / Abbildungen 192 / 106
Format 16,5 × 23,5 cm
Einband Broschur
Erschienen Oktober 2009
Herausgeber und Autor Herausgeber und Autor 25,00 €
ISBN 978-3-86206-109-9
25,00 € — vergriffen —
ISBN 978-3-94110-079-4
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Rubrik
vor ort
Nordstadt kocht
11
vor ort
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Nordstadt kocht
Ruhrgebietsstädte neigen dazu, sich ihres gelungenen Struktur­
wandels zu rühmen. Gern wird der Dienstleistungs- und Technologie­
sektor hervorgehoben. In Dortmund lässt sich mit Fußball punkten.
Auf einer kulinarischen Landkarte würde man die am östlichen Rand
der Metropolregion Rhein-Ruhr gelegene Großstadt trotzdem nicht
verorten. Schon gar nicht den Norden, eben jenen Problembezirk
mit schlechtem Ruf, wo Not und Überfluss dicht beieinander liegen.
Nichtsdestotrotz lebt dieser Stadtteil von einer jungen, von vielen
ethnischen Einflüssen geprägten Küche. Und längst ist zwischen
finsteren Ecken und buntem Treiben eine alternative Szenegastro­
nomie entstanden, die sich sehen lassen kann. Und die ist so international wie die Bewohner des Quartiers.
Der Fotograf Stephan Schwabe hatte die Idee, der Nordstadt ihre
kulinarischen Stärken zu entlocken, um gleichzeitig zu helfen,
die Schwächen des Stadtteils auf ungewöhnliche Weise zu kompensieren. Illustrator, Grafikerin und Journalistin wurden zu kreativen
Mitstreitern. Gemeinsam ist ihnen eine Mischung aus Gastroführer,
Rezeptsammlung und liebevoller Millieustudie gelungen. In rund
30 Momentaufnahmen porträtiert das Buch die Akteure und erzählt
Stephan Schwabe
Autor Anne Weibert
Titel Nordstadt kocht
Sprache Deutsch
Seiten / Abbildungen 112/27
Format 19,5 × 25,5 cm
Einband Leinen
Erschienen Januar 2015
Herausgeber und Fotograf 19,80 €
ISBN 978-3-86206-442-7
Mehr Davon
elf uhr elf
Neun bekannte Fotojournalisten und Fotografen aus Köln haben drei Sessionen lang eines der größten Feste der Republik
mit ihrer Kamera dokumentiert. Herausgekommen ist eine
einzig­artige Bestandsaufnahme des Kölner Karnevals. Die Fotos
werfen einen Blick auf Herrensitzung und Straßenkarneval,
die private Welt der Vorsitzenden, das Fest der kleinen Leute
in der ­Vorstadt und das internationale Flair des Rosenmontagszuges. Das Buch räumt auf mit dem eingestaubten Image, das
dem Kölner Karneval außerhalb des Rheinlandes noch immer
an­haftet. Es beleuchtet in mal heiteren, mal ernsten, mal
­ab­surden und zum Teil schreiend komischen Aufnahmen die
zahlreichen Facetten dieses urdeutschen Brauches – nicht
­immer ohne K
­ lischees, in jedem Fall aber hintergründig.
von persönlichen Vorlieben und kultureller Prägung. Anspruchsvoll
gestaltet, werden zwischen zwei Buchdecken die Bewohner der
Nordstadt in ihren eigenen vier Wänden gezeigt und Gastronomen
im Ambiente von Gaststätte, Imbiss, Kneipe oder Bar vorgestellt.
Das Buch aber will mehr als bloß von Gaumenfreuden und gedeckten Tischen erzählen. Wer selbst im Dortmunder Norden wohnt,
erlebt täglich wie es ist, nicht genug zum Essen zu haben. Jede
­Woche versorgen Tafeln Menschen mit knappem Ernährungsbudget.
Es gehört zum Konzept des Initiators, den Erlös aus dem Verkauf
des Kochbuchs zu 100 Prozent in den Stadtteil mit »Mangelerscheinungen« zurückfließen zu lassen. Stephan Schwabe hat das Buch
auf eigenes Risiko drucken lassen und die Herstellung aus eigener
Tasche finanziert. Er und seine Kollegen haben auf Honorare verzichtet. Am Ende der Aktion wird er die Einnahmen der Dortmunder
Tafel übergeben.
Wir finden, das verdient Anerkennung und Unterstützung! elf uhr elf
Theodor Barth, Ute Behrend, Thekla Ehling,
Dirk Gebhardt, Matthias Jung, David Klammer, Frederic Lezmi,
Nadine Preiß und Wolfgang Zurborn
Autoren Dr. Michael Euler-Schmidt, Norbert Hummelt,
Adrian Kasnitz, Martin Stankowski, Ute Wegmann,
Lars Weisbrod und Dr. Christoph Wirtz
Sprache Deutsch
Seiten 140
Format 30,5 × 20 cm
Einband Hardcover mit wattierter Decke
Erschienen Februar 2014
Titel Fotografen 36,00 €
ISBN 978-3-86206-337-6
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alltagswelten
Die Berliner Mauer 1984 von Westen aus gesehen
alltagswelten
2014 war ein Jahr voller denkwürdiger Ereignisse: 100 Jahre Erster
Weltkrieg, die Fotografie feierte ihren 175. Geburtstag, der Fall der
Mauer jährte sich zum 25. Mal. Kein Wunder also, dass auch wir uns
beim Büchermachen ein wenig am Weltgeschehen orientiert haben. Im Juni 1984 machen sich zwei Kölner Fotografen auf den Weg
nach Berlin. Ihr ambitioniertes Ziel ist es, den innerstädtischen
Mauer­abschnitt auf seiner Länge von über 18 Kilometern lückenlos
zu dokumentieren. Einen offiziellen Auftrag für dieses Vorhaben gibt
es nicht. Zehn Tage werden sich die beiden für diese Erkundungstour
Zeit nehmen. Noch steht im Orwelljahr der »antifaschistische Schutz­
wall«. Noch ist das Grenzwerk kein Relikt, das eine Erinnerungs­
kultur in Gang gesetzt hat. Burkhard Maus und Philipp J. Bösel wählen
in ihrer Darstellungsweise die direkte Anschauung. Nüchtern und
schnörkellos nehmen sie die 3,6 Meter hohe Mauer abschnittsweise
und aus identischer Perspektive frontal in den Blick. Mit stoischer
Konsequenz arbeiten sie sich Meter für Meter vor, bis sie das Bollwerk aus Beton in 1.144 Einzelmotive zerlegt haben.
Christoph Schaden
Titel Die Berliner Mauer 1984 von Westen aus gesehen
Fotografen Philipp J. Bösel, Burkhard Maus
Sprache Deutsch/Englisch/Französisch/Russisch
Seiten / Abbildungen 192/1.144
Format 23 × 26,5 cm
Einband Broschur mit separatem Textheft und Print im Schuber
Erschienen Oktober 2014
Herausgeber und Autor 75,00 €
ISBN 978-3-86206-384-0
Die Schwarzweißfotografien, die im Filmformat 4,5 × 6 cm entstehen, vermitteln den Eindruck von Alltäglichkeit. Hinter Büschen,
parkenden Autos, Bushaltestellen und den Gerüsten von Aussichtsplattformen liegt eine Mauer, die auch nach ästhetischen Kriterien
begutachtet werden kann. Eine Wand, auf der Menschen »Über­
lebensstategien« hinterlassen haben: Sprüche, Bilder und Graffiti, die
heute davon erzählen, wie es war mit der Mauer zu leben.
Erst mit der Grenzöffnung am 9. November 1989 ist die Mauer
historisch geworden. Anlässlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls
hat der Verlag Kettler sich dem Fotoprojekt von Philipp J. Bösel und
Burkhard Maus angenommen und das Material als Bildband verlegt.
Herausgekommen ist eine Art fotografische Vermessung. Ein Stück
Zeitgeschichte zum Blättern. Ungewöhnlich in der Aufmachung,
dabei politisch nicht weniger brisant.
19
mehr davon
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Citybirches
Photography Works (2006—2011)
Doug Rickard:
N.A.
Das Leben auf Tour ist für Musiker so etwas wie ein Leben im
Dazwischen. Busfahrten, ständiger Ortswechsel, Warterei,
Soundcheck und der Auftritt auf der Bühne – das ist eine Ausnahmesituation, die Erfüllung und Höllenfahrt zugleich sein
kann. Der Fotograf Stephan Laackman, selbst Musiker und
Produzent, hat fünf Jahre lang rund 150 Bands mit der Kamera
begleitet und sie auf ihrer Touretappe in Berlin und Umgebung
in Szene gesetzt. Herausgekommen ist ein wunderschöner
Bildband, dessen analoge Fotos ohne Sensationslust und Überzeichnung auskommen und stattdessen an viele stille Momente von Bands wie Sonic Youth, Calexico, R.E.M., The Sea
and Cake oder den Beastie Boys erinnern.
Drei Jahre lang durchsuchte der Amerikaner Doug Rickard das
­Internet nach YouTube-Videos, die mit dem Handy auf offener
Straße gedreht und anschließend online gestellt wurden. Dabei
interessierte sich Rickard vor allem für den düsteren und
­mysteriösen Blick, den seine Landsleute auf sein Heimatland
warfen. Während er sich vor dem Computerbildschirm durch
die Videos klickte, fotografierte er einzelne Standbilder ab und
eignete sich das Material von verwahrlosten amerikanischen
Vorstädten an, von Straßenkriminalität und Rassenkonflikten.
Doug Rickard schafft es, ein künstlerisches Statement ab­
zugeben, das Wirkung erzielt. Als Fotograf kann er sich dabei
im besten Sinne der Straßenfotografie widmen, ohne für die
Aufnahmen das Haus verlassen zu müssen.
Stephan Laackman
Titel Citybirches Photography Works (2006–2011)
Sprache Deutsch / Englisch
Seiten / Abbildungen 256/245
Format 24 × 30 cm
Einband Leinen mit Titelbild
Erschienen Oktober 2012
Annie Garland, Zaha Redman
Titel Doug Rickard: N.A.
Sprache Englisch
Seiten / Abbildungen 144/100
Format 32 × 24 cm
Einband Hardcover mit Schutzumschlag
Erschienen September 2014
Herausgeber Autoren 48,00 €
ISBN 978-3-86206-185-3
55,00 €
ISBN 978-3-86206-345-1
Kosmos Kunst
More Konzeption
Conception Now
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links Timm Ulrichs, „Bild“-Bilder, 1966 // rechts Maria Anwander, Untitled (female artist), 2014
links Elmgreen & Dragset, MUSEUM/Powerless Structures, Fig. 118, 2001 // rechts Adam Vacˇkárˇ, The Beautiful and Damned, 2014
Kosmos Kunst
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More Konzeption Conception Now
Mit einer legendären Überblicksausstellung hat das Museum Morsbroich bereits 1969 der Konzeptkunst einen wegweisenden Auftritt
verschafft. Es war eine radikal neue Form künstlerischen Arbeitens,
die auf Betreiben des Düsseldorfer Galeristen Konrad Fischer erstmals in einem deutschen Museum Einzug hielt. Fischer hatte rund
40 Künstler nach Leverkusen eingeladen, die als Ergebnis des
­schöpferischen Prozesses nicht länger das fertige Kunstwerk betrachteten, sondern den Gedanken, die Skizze, kurzum das Konzept in
den Vordergrund stellten. Die theoretische Reflexion der Künstler
über ihr eigenes Schaffen war eine bahnbrechende Neuerung, die bei
Kritikern und Publikum zunächst skeptisch beäugt und nicht selten
mit Ablehnung kommentiert wurde. Es sollte noch eine Weile
­dauern, bis die Arbeiten von John Badessari, Marcel Broodhaers,
­Daniel Buren, Ed Ruscha und Joseph Kosuth Anerkennung finden
sollten. Heute ist die Ausstellung »Konzeption Conception« von 1969
längst Legende. Mehr als 45 Jahre später erinnert das Museum
­Morsbroich an die Anfänge der Konzeptkunst und unternimmt den
ebenso bahnbrechenden Versuch, die historischen Strategien in
die Gegenwart zu übertragen. In der Ausstellung »more Konzeption
Conception now« hat die Kuratorin Stefanie Kreuzer 20 Gegenwartskünstler versammelt, die im Rahmen von Intervention, ­Performance,
theoretischen Statements oder Institutionskritik eine zeitgenössische
Sicht auf methodische Strategien werfen, die der Konzeptkunst der
1960er-Jahre vergleichbar sind.
Die umfangreiche Publikation, die im Verlag Kettler erschienen
ist, besteht aus zwei aufwendig gestalteten Bänden im Schuber:
ein Faksimile des Kataloges von 1969 macht diesen so wichtigen
und längst vergriffenen Titel wieder zugänglich; ein zweiter Band
­präsentiert die Künstler der aktuellen Ausstellung, darunter
Maria Anwander, Charbel-Joseph H. Boutros, Michał Budny, Matt
Calderwood, Sara Christensen, Natalie Czech, Willem de Rooij,
Elmgreen & Dragset, Christian Falsnaes, Henning Fehr/Philipp Rühr,
Ceal Floyer, David Horvitz, Bethan Huws, Sven Johne, Annette Kelm,
Jonathan Monk, Slavs and Tatars, Jürgen Staack, Fiete Stolte,
Studio for Propositional Cinema, Jan Timme, Adam Vackar und
­Jorinde Voigt.
Stefanie Kreuzer für das Museum Morsbroich, Leverkusen
Autoren Markus Heinzelmann, Stefanie Kreuzer, Daniel Marzona und Noemi Smolik
Titel more Konzeption Conception now
Sprache Deutsch / Englisch
Seiten 232 (Band 1)/236 (Band 2)
Format 21 × 19,9 cm
Einband Zwei Bände (Broschur) im Schuber
Erschienen Januar 2015
Herausgeber 49,90 €
ISBN 978-3-86206-429-8
mehr davon
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Keramische Räume
Paperworlds
Der italienisch-argentinische Bildhauer Lucio Fontana hat ein
­epochales Werk geschaffen und mit seinen Raumkonzepten
und ­Manifesten vor allem den jungen ZERO-Künstlern wichtige
Impulse für ihr eigenes Werk geliefert. Wenigen ist Fontana
als Keramiker bekannt. Dabei war er extrem versiert im Umgang mit diesem ­Material und vielen bildenden Künstlern von
vergleichbarem Rang weit überlegen. Als Trendsetter in dieser
künstlerischen Disziplin ist es ihm zudem gelungen, mit dem
Vorurteil aufzuräumen, keramisches Arbeiten sei gegenüber
der freien Kunst eine untergeordnete kunsthandwerkliche
­Tätigkeit. Der aufwendig gestaltete Katalog zeichnet die Entwicklung der keramischen Skulptur ab 1945 nach und skizziert
die Vorbildfunktion Fontanas für andere Künstler zu Beginn
der 1980er-Jahre. Seitdem rezipieren Zeitgenossen wie
­Norbert Prangenberg, Thomas Schütte, Rosemarie Trockel
und Markus Karstieß die Arbeiten des Avantgardekünstlers.
Es ist nun mal so, dass Kinder ihre Welt vergleichsweise frei
und unvoreingenommen zu Papier bringen. Das kindliche
Auge beobachtet scharf und interpretiert auf vielfältige Weise.
Wo Fantasiefiguren, bewaffnete Männer, bunte Landschaften,
Stadtansichten und Roboter Papier bevölkern, lässt sich beim
Betrachten ganz gut so mancher Einfluss des späteren Künstlers
nachvollziehen. Die Ausstellung »Paperworlds« hat den
Blick auf die Kinderzeichnungen heute bekannter und längst
­etablierter zeitgenössischer Künstler gerichtet. Insgesamt
19 Positionen lassen sich auf Prägung und kreativen Impuls
hin abklopfen. Darunter Zeichnungen von Norbert Bisky,
­Michael Sailsdorfer, Via Lewandowsky, Jonathan Meese,
Rosemarie Trockel, Ralf Ziervogel und Thomas Zipp. Sie alle
sind zunächst mal Menschen, in einer Zeit, da Kunst weder
Beruf noch Berufung war.
Markus Heinzelmann für das Museum Morsbroich,
Leverkusen
Autoren Barbara Engelbach, Hans-Jürgen Hafner, Markus Heinzelmann, Martin Hentschel, Ulrich Loock, Stephan von Wiese
Titel Keramische Räume
Sprache Deutsch/Englisch
Seiten / Abbildungen 296/200
Format 23 × 28,5 cm
Einband Fester Einband
Erschienen Juni 2014
Herausgeber 34,90 €
ISBN 978-3-86206-362-8
Valeska Hageney, Sylvia Dominique Volz
Titel Paperworlds: Kinder- und Jugendzeichnungen
zeitgenössischer Künstler
Sprache Deutsch / Englisch
Seiten / Abbildungen 152 / 127
Format 19 × 27 cm
Einband Broschur
Erschienen Mai 2014
Herausgeber und Autoren 29,90 €
ISBN 978-3-86206-333-8
zeitgenössisch
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Ralf Ziervogel: Eskimolied
Bekannt geworden ist Ralf Ziervogel durch riesige, präzis-filigrane
Zeichnungen von malträtierten Körpern in drastischen Szenen. Was
mit Tinte technisch brillant und inhaltlich visionär auf Papier gebannt
wurde, sorgte durch seine Wirkung in Größe und Detail für Aufsehen.
Dabei war die Zuordnung zu Illustration, Comic oder Zeichnung
unerheblich. Ralf Ziervogel bedient bis heute kein gängiges Genre.
Seit 2013 widmet sich der Künstler unter dem Titel »Eskimolied«
einer Werkreihe, bei der kleinformatige Arbeiten entstehen, die von
Gesten und Bewegungen inspiriert sind, die bei der Benutzung von
Touchscreens entstehen. Um diese Art der Zeichnung herzustellen,
ahmt Ziervogel – mit schwarzer Gouache an seinen Fingerkuppen –
die Bewegung nach, die beim Bedienen von iPad oder iPhone für
gewöhnlich ausgeführt werden. Es sind diese Spuren, die auf dem
Papier ein verschieden strukturiertes, schwarzes Liniengeflecht
­hinterlassen. Bild und Text sind bei Ziervogel oft ­untrennbar miteinander verbunden. In der Eskimolied-Serie unter­legen zarte, schwer
entzifferbare Texte und Begriffe in winziger Größe die Motive. Neben
der zeichnerischen Geste, die die Finger auf dem Papier hinterlassen,
liest sich der Text wie eine Art Such­begriff, den man im Internet eingegeben hat und der ungefiltert Kommentare produziert.
Rund 70 dieser Zeichnungen sind jetzt erstmals in Originalgröße im Verlag Kettler in Buchform erschienen. Die Publikation ist
dabei Teil des künsterlischen Konzepts. Ziervogel hat das Buch selbst
gestaltet und ihm die Anmutung einer Gebrauchsanweisung gegeben. Unter Verwendung einer Art Pseudonym tritt der Künstler in
seiner Autorschaft hinter dem Werk zurück.
Ralf Ziervogel
Titel Ralf Ziervogel: Eskimolied
Sprache Deutsch/Englisch
Seiten 140
Format 19 × 26 cm
Einband Broschur
Erscheint April 2015
Herausgeber 26,00 €
ISBN 978-3-86206-454-0
mehr davon
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Felix Gephart:
Brought into Line
Eva Kot’átková:
Theatre of Speaking Objects
Der Zeichner und Illustrator Felix Gephart wurde in den
1980er-Jahren vor allem durch Graffitiwriting stark beeinflusst.
Seither gehören Stift, Feder, Pinsel und Sprühdose gleicher­
maßen zu seinem Arbeitsgerät. Nach seiner künstlerischen
Ausbildung in Münster und Dortmund, führte ein FullbrightStipendium den Künstler an die New Yorker School of Visual
Arts. Gephart zeichnet viel vor Ort, entwirft als Illustrator umfangreiche Szenarien zu komplexen Geschichten und lässt sich
bei den Entwürfen für großformatige Wandbilder gern von
scharfkantigen Holzschnitten mit sparsamen Farbnuancen
anregen. Inhaltlich stehen seine Arbeiten in der Tradition von
Propagandaplakaten, Karikatur, Satire und Undergroundcomic.
Die Arbeiten der tschechischen Künstlerin Eva Kot’átková sind
formal stark beeinflusst von Werken der Vorkriegsavantgarde.
Wenn in ihren Skulpturen, Installationen, Zeichnungen und
­Collagen zuweilen die Anmutung von Folterkammer und Versuchslabor anklingt, mag das an den (nicht selten antiquierten)
Bildungs- und Erziehungsthemen liegen, mit denen sich Eva
Kot’átková beschäftigt. So erzählen ihre Arbeiten oft von den
Abgründen menschlichen Zusammenlebens, von Kontrollverlust und den Zwängen institutioneller Erziehung. Der Kunstverein Braunschweig widmete der Künstlerin und BiennaleTeilnehmerin 2013 die erste Ausstellung in Deutschland. Die
im Verlag Kettler anlässlich dieser Schau erschienene Publikation ist als monografische Werkübersicht konzipiert.
Matthias Gephart und Carsten Roth
Titel Felix Gephart: Brought into Line
Sprache Deutsch/Englisch
Seiten / Abbildungen 240/150
Format 23 × 31 cm
Einband fester Einband
Erschienen August 2013
Hilke Wagner für den Kunstverein Braunschweig
Autoren Zdenek Felix, Nina Mende, Michael Stoeber,
Hilke Wagner und Catherine de Zegher
Titel Eva Kot’átková: Theatre of Speaking Objects
Sprache Deutsch/Englisch
Seiten / Abbildungen 208/95
Format 21 × 27 cm
Einband Broschur
Erschienen Mai 2014
29,90 €
ISBN 978-3-86206-252-2
32,00 €
ISBN 978-3-86206-321-5
Herausgeber Autoren www.verlag-kettler.de