Feste - Diakoniekonvent Lutherstift

Thema
Feste
Inhaltsverzeichnis
Lieber Leser, liebe Leserin
Thema: Feste
Geistliches Wort
Feiertage und Feste
Nyepi - das Neujahrsfest auf Bali
Der Interkulturelle Kalender
Religiöse Feste
Der Unterschied zwischen Party und Feier
Bleibt alles anders!
Nachbarschaftsfeste
Richtfest 1984 im Laurentiushaus
Anlässe
Kleine Umfrage zu „Familienfeste“
Feiern - Feiertage
Was feiern wir- wie feiern wir - wo feiern wir
20 Jahre Lutherstift in Falkenburg
Feste: Feste im Lutherstift
Aus dem Diakoniekonvent
Konventsfest 2015
Kleiner Zwischenbericht
Toskana
Gemeinsam essen
Einsegnung und Einführung
Einsegnungsrüstzeit in Verden
Jürgen Barth - Grafiker aus Königsberg
Es gibt neue Schätze zu entdecken
Herzlichen Glückwunsch
Nachruf
Termine Refugiumsabende und Fürbittandachten
Gedanken zu Wilfried Warneck
Schnipsel
Einsendeschluss / Impressum / Konto
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Lieber Leser, liebe Leserin
Liebe Brüder und Schwestern,
Was wäre ein Leben ohne Feste, ein Leben ohne Feiertage? Da gäbe es
nur den eintönigen Alltag ohne große Abwechslung. Wir hätten keinerlei
Einschnitte, die den Jahresablauf unterbrechen und strukturieren. Und
uns wäre auch die Erwartung und Vorfreude auf solche besonderen Ereignisse fremd.
Feste und verbindliche Festtage spielen in allen Kulturen und Religionen
eine wichtige Rolle, auch für die Menschen der Bibel. Daher finden sich
im Alten und Neuen Testament zahlreiche Beispiele dazu.
In dieser Ausgabe ist einiges zusammen getragen, was den Sinn des
Feierns verdeutlicht: Feste markieren Höhepunkte im Leben. Sie bestehen im fröhlichen Beisammensein mit vertrauten Menschen. Und - je
nach Anlass - helfen sie auch bei der Sinngebung und Bewältigung von
wichtigen Einschnitten und Schicksalsschlägen. Sie stärken uns durch
die Gemeinschaft und geben uns Orientierung.
Schön ist, dass es wieder Schwestern und Brüder gibt, die von eigenen
Erfahrungen mit Festen hier bei uns in Deutschland und auch in weit entfernten Ländern erzählen. So könnt Ihr nachlesen, wie unterschiedlich
Feste und besondere Tage begangen werden, und wie das sowohl vom
Anlass, als auch vom Alter und vom Kulturkreis abhängig ist.
Ich wünsche Euch viel Spaß bei der Lektüre.
Und ich hoffe auf ein fröhliches Wiedersehen mit vielen von Euch bei unserem Konventsfest Ende Mai !
Kristine Ruhfus
3
Geistliches Wort
„Haltet ein festlich Mahl und
trinkt süßen Wein!“
von Jutta Wendland-Park
Nein, bei diesen Worten handelt
es sich nicht um die Werbung eines Restaurants, das sich auf kulinarische Köstlichkeiten des Mittelalters spezialisiert hat. Das sind
Worte des Priesters Esra im Buch
Nehemia aus dem Alten Testament. Die meisten Menschen würden heute wohl eine solche Aufforderung zum Feiern kaum der
Bibel zuordnen, sondern eher Begriffe wie die 10 Gebote, die Verkündigung, Nächstenliebe oder
Enthaltsamkeit nennen. Eigentlich
schade. Denn die Bibel erzählt die
Geschichte Gottes mit uns Menschen und beschreibt dabei unser
Leben in all seinen Facetten. Und
Feste feiern, gut essen und trinken, sich freuen und fröhlich sein,
gehört zum Menschsein dazu. Mit
der Feier unterbrechen wir Menschen den Alltag und lassen uns
davontragen inmitten der Familie,
von Freunden oder Nachbarn oder
auch in der Gemeinde. Der Alltag
kann hart, eintönig und farblos
sein. Eine gelungene Feier dagegen ist schön und bunt und eine
willkommene Unterbrechung des
alltäglichen Einerleis. So spielen
Feste auch im Alten und Neuen
4
Testament eine wichtige Rolle.
Gott selbst fordert sein Volk Israel
auf, mehrere große Feste im Jahr
zu feiern.
Der Priester Esra aber bringt es
auf den Punkt mit seinen Worten:
„ Esst und trinkt!“ Im neuen Testament setzt Jesus auf seine Weise
diese Tradition fort. Auch für ihn
hat das Feiern eine wichtige Funktion. Nicht umsonst wird er von
seinen Gegnern „ Fresser und
Weinsäufer“ genannt ( Matthäus
11,19). Ich kann mir gut vorstellen,
dass Jesus sich mitreißen lassen
konnte von der ausgelassenen
Freude, von gutem Essen und einem schönen Tropfen, vielleicht
auch von Musik und Tanz.
Schließlich macht er bei einer großen Hochzeitsgesellschaft aus
Wasser den besten Wein. Es
scheint ihm wichtig zu sein, dass
die Menschen dieses Ereignis
fröhlich und ausgelassen feiern
können. Oder, wie Martin Luther
es formulierte: „Darf unser Gott
gute, große Hechte, auch guten
Rheinwein schaffen, so darf ich
sie wohl auch essen und trinken.“
Eines aber fällt auf. Wenn Jesus
feiert, sind das keine exklusiven
Partys für die oberen Zehntausend. Im Gegenteil. Es ist eine
bunte Mischung von Menschen,
Geistliches Wort
die mit ihm zusammenkommen.
Und es sind besonders die, die von
anderen ausgegrenzt werden wie
Zöllner oder Sünder, die einen
Platz bei ihm am Tisch finden. Das
gemeinsame Essen und Trinken
wird zum Zeichen einer Gemeinschaft, die keine Unterschiede zwischen den Menschen macht, das
Vorhandene teilt und im Vertrauen
auf die Gegenwart des Herrn auf
das Reich Gottes weist. Wo immer
wir in diesem Bewusstsein und in
dieser Form feiern, wird ein Abglanz des Reiches Gottes in unserer Welt sichtbar.
Dazu sind wir eingeladen.
Natürlich haben wir alle schon die
Erfahrung gemacht, dass dieses
Leben nicht immer zum Feiern einlädt. Da gibt es neben den glücklichen und befreiten Momenten auch
viele Enttäuschungen und bittere,
leidvolle Erfahrungen. Augenblicke,
in denen wir keine festliche Stimmung entwickeln, sondern traurig
und niedergeschlagen am Leben
fast zu verzweifeln drohen. Es gibt
Zeiten, wo es gut tut, die Einsamkeit zu suchen und sich in Enthaltsamkeit zu üben. Auch Jesus hat
diese Zeiten durchlebt und durchlitten. Sein Leiden und Sterben geben Zeugnis davon. Doch gerade in
schwerer Stunde gibt Jesus dem
gemeinschaftlichen Essen eine besondere Bedeutung, als er am
Abend vor seinem Tod mit seinen
engsten Vertrauten, seinen Freunden und Weggefährten noch einmal
feiert und Brot und Wein als Zeichen der Gemeinschaft und der
Erinnerung herum gibt. Bis heute
ist das Abendmahl für Christen eine
besondere Quelle der Kraft, des
Trostes und der Ermutigung.
Das Leben hat viele Facetten- das
Klagen hat seine Zeit und das Lachen hat seine Zeit. Die Anlässe
mögen dabei verschieden sein. Es
geht um Erfolge, Gedenken, Übergänge im Leben, Jubiläen oder einfach nur um die Freude am Zusammensein mit anderen Menschen.
Wo immer wir auf ein besonderes
Ereignis in unserem Leben schauen, Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft betrachten, ist es Gott, der
dabei in den Blick kommt. Denn er
hat unsere Zeit in Händen. Er begleitet uns und wartet auf uns,
wenn der Tag gekommen ist. Gerade wenn wir auf die hinter uns
liegenden Jahre zurückblicken,
werden uns oftmals die Spuren
Gottes deutlich. So stehen eigentlich nicht wir im Mittelpunkt, sondern Gott ist es; seine Begleitung
und Führung. Jedes Fest kann so
zum Gottesdienst werden und jeder
Gottesdienst zu einem wunderba-
5
Geistliches Wort
ren Fest. Unsere Freude hat dabei einen tiefen Grund. Sie ist gefüllt von der Dankbarkeit, ein Kind
Gottes zu sein und von der Gewissheit, in Gottes Liebe Geborgenheit zu finden, was auch immer geschehen mag. Der Prophet
Esra fasst es in den Worten zusammen: „Die Freude am Herrn
ist eure Stärke.“
Und irgendwann kommen Menschen von Osten und von Westen,
von Norden und von Süden und
werden zu Tische sitzen im Reich
Gottes. Was für ein Bild, das Lukas uns vor Augen stellt!
Bis dahin erleben wir Gutes und
Schlechtes, Höhen und Tiefen und
bemühen uns, den Alltag mit all
seinen Tücken zu meistern. Doch
ab und zu sollten wir das graue
Einerlei durchbrechen und feiern
mit der Familie, Freunden oder
Nachbarn so wie es im Buch
Nehemia geschrieben steht:
„Haltet ein festlich Mahl und trinkt
süßen Wein!“ Gott wird seinen
Segen dazu geben.
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Feiertage und Feste
von Kristine Ruhfus
Alle Völker weltweit mit ihren unterschiedlichen Kulturen und Glaubensvorstellungen begehen regelmäßig ganz bestimmte Feste und
Feiern, die in Ihrem Kulturkreis
üblich sind. Diese besonderen Tage oder Zeiten sind der Ausdruck
eines gelebten Verständnisses
von der Geschichte dieser Völker
und ihrer Religionen.
Feiertage oder Festtage sind Zeiten, in denen die Arbeit ruht und
die frei gehalten werden für das
Feiern. Werden diese arbeitsfreien
Tage vom Staat oder von kirchlichen Institutionen geschützt, so
gelten sie bei uns als gesetzliche
Feiertage.
Neben den religiösen Feiertagen
stehen die nationalen Gedenktage. In Deutschland begehen wir
zum Beispiel den Volkstrauertag
und den Tag der Deutschen Einheit. In Frankreich gilt der 14. Juli
als Nationalfeiertag, an dem im
gesamten Land Militärparaden
stattfinden. In den ehemaligen Kolonien wird mit großem Stolz der
jeweilige Tag der Unabhängigkeit
von der Kolonialmacht gefeiert.
Feste
Es gibt Feste, die im Wochenzyklus gefeiert werden, wie etwa der
Sonntag bei den Christen, der
Sabbat bei den Juden und der
Freitag bei den Muslimen. Daneben stehen die Feste, die im Jahreszyklus stattfinden, wozu bei
den Christen auch die sogenannten beweglichen Feste wie Karfreitag, Ostern und Pfingsten gehören, die sich nach dem Vollmond
richten.
Außerdem werden in allen Gesellschaften zahlreiche Feste gefeiert,
die mit der persönlichen Lebenssituation der Einzelnen zusammen
hängen. Es sind die „rites de passage“, die Übergangsriten oder
Übergangsrituale, bei denen Menschen von einer Lebensphase in
eine neue gelangen: zum Beispiel
bei der Taufe, der Konfirmation
oder Kommunion, der Schulentlassung, der Verlobung, der Hochzeit, ebenso beim Tod und bei der
Beerdigung.
Besonders in afrikanischen, melanesischen und australischen Kulturen haben solche Initiationsrituale eine große Bedeutung. Die Gemeinschaft veranstaltet eine Feier,
wenn ein Mädchen zur Frau und
ein Junge zum Mann wird und von
da an zur Welt der Erwachsenen
gehört. Auch eine Heirat, eine
Schwangerschaft, Geburt und Tod
sind solch einschneidende Ereignisse. Mit einer Zeremonie werden
zum Beispiel bei manchen Völkern
die Neugeborenen in die Gesellschaft aufgenommen. Oder die
Verstorbenen müssen mit angemessenen Ritualen verabschiedet
werden. Denn noch heute werden
sie in vielen Gegenden Afrikas als
„Lebende Tote“ betrachtet, die
einen großen Einfluss auf das Leben ihrer Angehörigen haben. Sie
können es positiv und negativ beeinflussen, und daher muss alles
getan werden, damit sie sich nicht
rächen.
Auch Opferrituale und Fastenzeiten finden sich in vielen Kulturen
und Religionen. Es gab und gibt
nicht nur den Brauch, dass Opfergaben für die Toten bereit gestellt
werden. Die Forscher haben
ebenfalls sehr frühe Belege dafür,
dass bei Todesfällen sowohl eine
Fastenperiode wie auch ein Festmahl zum Gedenken an die Verstorbenen abgehalten wurden.
Zum Teil handelt es sich dabei um
ausgiebige Leichenschmause, wie
sie in Ozeanien oder Südostasien
noch heute zelebriert werden.
All diesen höchst unterschiedlichen Festlichkeiten, Festtagen
und Ritualen ist gemeinsam, dass
7
Feste
sie in einem Rahmen mit wiederkehrenden Elementen stattfinden.
Es spielt dabei keine Rolle, ob solche Festtage nun Freudentage
oder Trauertage sind. Entscheidend ist, dass die Menschen erleben, dass sie eingebettet sind in
eine Sinn stiftende Gemeinschaft,
denn dadurch wird ihre gemeinsame, unverwechselbare Identität
gestärkt. Durch Gedenktage an
bestimmte historische Ereignisse
oder hohe kirchliche Feiertage
bleibt zudem die eigene Geschichte und Tradition lebendig. Das
geht in der Regel zusammen mit
einem Blick zurück in die Vergangenheit, aber auch mit einem Blick
nach vorn in die Zukunft und dient
der Vergewisserung und Orientierung.
Darüber hinaus sind Feiertage
Gelegenheiten, die den Ablauf des
Alltags durchbrechen. Je nach
Anlass ermöglichen sie Ruhephasen, helfen bei der Bewältigung
von
Schicksalsschlägen
oder
schaffen Höhepunkte. Dabei geht
es nicht allein um das Bewusstmachen von Fakten oder Glaubenssätzen. Sondern es werden
auch die Sinne und die Gefühle
angesprochen durch symbolträchtige Handlungen, durch Musik,
durch ein dem Fest entsprechendes Ausschmücken des Ortes oder auch durch prachtvolle Gewänder. Die Menschen werden in
ihrer Vielschichtigkeit wahrgenommen und beteiligt und dadurch
fühlen sie sich getragen und gestützt bei der Bewältigung ihres
Lebens.
Quellen:
„Evangelischer Erwachsenenkatechismus“, Gütersloher Verlagshaus Gerd
Mohn, 1975;
Glenn Arthur Ricci, „Eigen und fremd in
Glaubenswelten“, Isensee Verlag 2014,
Oldenburg
Michael Maurer (Hrsg.), „Das Fest, Beiträge zu seiner Theorie und Systematik“,
Böhlau,
Köln / Weimar / Wien 2004
Quelle:
Paulus in
SelbstZeugnissen
Rowohlld
1959
8
Feste
Nyepi – das Neujahrsfest auf
Bali
von Ingrid und Wolfgang Buchholz
Unsere Tochter Imke lebt seit ca.
zwei Jahren mit ihrem Mann Ralf
berufsbedingt auf Bali, und wir
Eltern haben sie besucht.
Vor der Reise hatte Heide Mais,
Redaktionsmitglied des Rundbriefes, uns gefragt, ob wir wohl einen
Bericht schreiben würden zu einem besonderen balinesischen
Fest. Was wir nicht wussten war,
dass der höchste hinduistische
Feiertag auf Bali und ein allgemeiner Feiertag in ganz Indonesien
am 21. März, einen Tag vor unserer Ankunft gefeiert worden war.
Imke und Ralf und Freunde aus
Deutschland, die bei ihnen zu Besuch waren, haben von dem besonderen Erlebnis erzählt:
Das Neujahrsfest Nyepi wird gefeiert am Tag nach Neumond
während
der
Tag-und-NachtGleiche im Frühling. Die NyepiFeierlichkeiten ziehen sich über
mehrere Tage hin: Drei Tage vorher werden heilige Objekte aus
dem Tempel zur nächsten Wasserstelle gebracht, wo sie durch
die Kraft des Wassergottes gereinigt werden. Am letzten Tag des
alten Jahres werden karnevalsähnliche Umzüge veranstaltet,
dabei werden Ogoh-Ogoh genannte Puppen mitgeführt, welche
alle bösen Geister symbolisieren.
Am Abend werden diese Phantasiefiguren mit großem Lärm verbrannt. Mit dieser Zeremonie sollen die bösen Geister aus dem
Leben der gläubigen Balinesen
vertrieben werden.
Bild: I. und W. Buchholz
Auf Bali bekennen sich mehr als
90 Prozent der Bevölkerung zum
Hinduismus. Für gläubige Balinesen ist Nyepi ein Tag der Stille
und Zurückgezogenheit, es wird
meditiert, gefastet und die heilige
Schrift gelesen. Man darf die Häuser nicht verlassen, kein Licht anschalten und nicht arbeiten. Kein
Roller- oder Autoverkehr auf den
Straßen, selbst der internationale
Flughafen in Denpasar ist geschlossen.
9
Feste
Tieferer Sinn von Nyepi ist ein
Neuanfang in möglichst großer
spiritueller Reinheit. Der Volksglaube besagt, dass durch die Stille und Dunkelheit den vorbeiziehenden Dämonen und bösen
Geistern vorgegaukelt werden
soll, die Insel sei verlassen, so
dass sie weiterziehen und die
Menschen vor ihrem schlechten
Einfluss bewahrt werden.
Imke, Ralf und ihre deutschen
Gäste haben diesen Tag von morgens 6 Uhr bis zum nächsten Tag
um 6 Uhr mit seiner Unbequemlichkeit als ein Experiment gesehen. Haben tagsüber viel gelesen
und mit Einbruch der Dunkelheit,
auf Bali schon ca. 18.30 Uhr, den
Himmel betrachtet. Da kein elektrisches Licht störte, strahlte der
Sternenhimmel viel heller.
Bei einem vorsichtigen Blick auf
die Straße sahen sie die in
schwarz-weiß karierten Sarongs
gekleideten
Religionspolizisten,
welche die Einhaltung der Regeln
kontrollierten. Sie sind von ihrer
Gemeinde gewählt und nicht Teil
der staatlichen Polizei. Die Einhaltung der Regeln wird auch von
Touristen erwartet.
10
Der Interkulturelle Kalender
von Kristine Ruhfus
Es gibt seit einigen Jahren einen
„Interkulturellen Kalender“, in dem
die bedeutendsten Fest- und Feiertage der Kulturen und Religionen verzeichnet sind. Er wird inzwischen sehr erfolgreich vermarktet, und zwar mit einer Auflage von 25.000 Exemplaren im
Jahr 2015. Die Herausgeberin ist
die Beauftragte für Integration und
Migration in Berlin, Frau Wagemann.
Sie erhofft sich, dass
dadurch in der Schule, im Geschäftsleben und mit Nachbarn
ein respektvolles Kennenlernen
und Zusammenleben ermöglicht
wird.
Näheres unter: [email protected]
Religiöse Feste
von Brigitte Kühntopf
Feste bringen einen Rhythmus in
das Alltagsleben der Gläubigen.
Sie sind Höhepunkte, die das Jahr
strukturieren und eine liturgische
Grundordnung
des
Glaubens
schaffen.
Feste
Dies gilt für alle drei monotheistischen Religionen. Auf Gemeinsamkeiten
und
Unterschiede
möchte ich hier eingehen.
Ein wichtiger Unterschied ist die
Zählung eines Jahres. Im sogenannten Abendland gilt das Sonnenjahr, wie wir es kennen. Ein
Jahr hat 365 Tage verteilt auf 12
Monate. Alle vier Jahre wird dem
Februar ein Schalttag hinzugefügt,
damit ein astronomisch korrektes
Sonnenjahr entsteht.
Im Orient gilt das Mondjahr, das
354 Tage hat. Die Monate haben
abwechselnd 30 und 29 Tage.
Das Jahr hat so 11 Tage weniger
als im Sonnenjahr. Alle islamischen Festtage folgen dem Mondkalender. So wandern die Festtage durch das Jahr.
Das jüdische Jahr stellt einen
Kompromiss zwischen dem Mondjahr und dem Sonnenjahr dar. Da
das Pessach-Fest unabänderlich
im Frühjahr liegt, dürfen die anderen Feste nicht das ganze Jahr
wandern. Also wird alle zwei bis
drei Jahre ein Monat eingeschoben. Dies geschieht in 19 Jahren
sieben Mal. Alle 19 Jahre ist also
das jüdische Jahr mit dem Sonnenjahr identisch.
Die Woche beginnt (oder endet)
bei allen drei Religionen mit einem
„Ruhetag“. Im 2. Buch Mose, Kap.
20,9-22 steht geschrieben: „Sechs
Tage sollst du arbeiten und alle
deine Werke verrichten; aber am
siebten Tag ist der Schabbat des
Herrn, deines Gottes, da sollt du
kein Werk tun…“ Der Schabbat ist
damit also der Sonnabend unserer
Woche. Im christlichen Glauben
entscheidet die Auferstehung Jesu
am Sonntag die Festlegung des
Feiertages. In der Bibel steht bei
Matthäus im 28. Kapitel: „Als aber
der Schabbat vorüber war und der
erste Tag der Woche anbrach kamen Maria von Magdala und die
andere Maria, um nach dem Grab
zu sehen… Aber der Engel sprach
zu den Frauen: Fürchtet euch
nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus den
Gekreuzigten sucht. Er ist nicht
hier, er ist auferstanden wie er
gesagt hat…“
Der Freitag ist für alle Muslime der
wichtigste Wochentag und als
„Yaum al-Dschuma“ bekannt, was
Tag der Zusammenkunft bedeutet.
Schon vor dem Islam war der Freitag ein Tag der Zusammenkunft,
wurde aber vom Propheten im Koran in der Sure 62, Vers 9 besonders hervorgehoben und mit weiteren Bedeutungen versehen. Das
Freitagsgebet ist ein Gemein-
11
Feste
schaftsgebet, das Muslime jeden
Freitag am frühen Nachmittag gemeinsam verrichten. Für Männer
ist das Freitagsgebet verpflichtend, für Frauen gilt es als erwünscht. Das Freitagsgebet hebt
sich besonders dadurch hervor,
dass vor dem eigentlichen Gebet
eine Predigt gehalten wird.
Das liturgische Jahr beginnt im
heutigen Israel mit dem Neujahrsfest „Rosh ha Schana“, am 1. und
2. Fischri (bei uns im September/
Oktober). Das größte Fest ist das
Pessachfest im Monat Nissau (bei
uns April). Es ist dem Gedenken
an den Auszug der Israeliten aus
Ägypten gewidmet (In der Bibel: 3.
Mose 23,5ff). Das letzte Fest des
Jahres ist „Purim“ im Monat Adar
– bei uns im Monat März. (In der
Bibel: Ester 9,17-32)
Je wichtiger den jüdischen Menschen der Glaube ist, desto verbindlicher feiert man auch alle anderen Feste, erinnert sich der Geschichte und hält die daraus abgeleiteten Sitten und Gesetze ein.
Hartmut R. Berlinicke aus Jüdische, christliche Feste , Seite 7
12
Feste
Für die Christen ist Ostern, das
Fest der Auferstehung, das Fest
mit dem alles begann. Gefeiert
wird es am 1. Sonntag nach Frühlingsvollmond und wandert daher
jährlich zwischen Ende März und
Ende April. Andere Feste wie das
Pfingstfest, das 50 Tage nach Ostern begangen wird, wandern also
mit. (In der Bibel: Apostelgeschichte Kapitel 2)
Die anderen christlichen Feste im
liturgischen Jahresablauf werden
sehr unterschiedlich wahrgenommen und gefeiert. Erst das Weihnachtsfest, an dem die Geburt Jesu gefeiert wird, ist bei fast allen
christlich sozialisierten Menschen
– und der Geschäftswelt – ein besonderes Fest mit vielen Sitten
und Gebräuchen.
Im Islam sind die beiden Hauptfeste das Zuckerfest und das Opferfest. Das Zuckerfest ist nicht
ohne den Monat Ramadan, die
islamische Fastenzeit, zu verstehen. In diesen Wochen nehmen
Muslime von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang
keine Speisen und Getränke zu
sich. Das Fest des Fastenbrechens wird am Ende des Fastenmonats Ramadan begangen und
beginnt mit dem Sonnenuntergang
des letzten Fastentages. Am
nächsten Tag versammelt man
sich zum rituellen Festgebet. In
den Häusern und Moscheen gibt
es Speisen und nichtalkoholische
Getränke. Kinder bekommen Süßigkeiten (daher der Name Zuckerfest) und in den Familien und
mit den Freunden werden Geschenke ausgetauscht. Dieses
Fest dauert bis zu drei Tagen.
Das Opferfest ist das höchste islamische Fest und wird 70 Tage
nach dem Fest des Fastenbrechens begangen. Es wird in Erinnerung an den Propheten Abraham gefeiert, der Allah seinen
Sohn Ismail (Isaak) geopfert hätte.
Muslime opfern wie Abraham ein
Tier (meist ein Schaf), um Gott für
die Rettung Ismails zu danken.
Das Fleisch des geschlachteten
Tiers wird in drei gleichen Teilen
an den Opfernden, seine ärmsten
Verwandten und an Bedürftige
verteilt. Das Fest dauert vier Tage.
Dieser kurze Überblick hat mir
deutlich gemacht, dass zum Glauben auch immer die Gemeinschaft
gehört, die sich bei den Festen an
ihre Zusammengehörigkeit erinnert und den Grund ihres Glaubens gemeinsam feiert.
13
Feste
Der Unterschied zwischen
Party und Feier
Betrachtet aus einer anderen
Generation
von Julianne Gärtig
Eine Party ist schnell organisiert:
Eine Facebook-Einladung, in der
Ort und Zeit, ggf. auch Anlass
(das ist dann aber schon recht
formell) angegeben werden. Ein
paar Menschen, die auf dem Weg
zu beschriebener Örtlichkeit, noch
kurz die Softdrink und AlkoholRegale des Supermarktes plündern und eventuell eine kleine Musik-Box, an die sich Handys oder
Laptops anschließen lassen, um
für die passende musikalische Untermalung zu sorgen.
Anlass für eine Party kann dabei
so ziemlich alles sein. Geburtstag,
bestandene Prüfungen, Umzug,
Kauf einer neuen Zimmerpflanze,
neue Frisur oder auch einfach nur
die Lust zu feiern. Partys sind oftmals ungezwungen. Rein theoretisch braucht es die Veranstaltungseinladung noch nicht einmal
und wer kommt, ist auch schon
fast egal. Hauptsache die Laune
ist gut – Partys sind teilweise auch
vorprogrammierte „Gesellschafts-
14
Eskalationen“.
Bei einer Feier ist das für meine
Generation, die der heutigen Studenten, Azubis und jungen Berufstätigen, häufig schon anders. Feiern werden aus bestimmten Gründen abgehalten. Große, runde Geburtstage beispielsweise, das sind
Gründe für Feiern. Familienfeste
wie Hochzeiten und besondere
Anlässe wie Weihnachten oder
Ostern. Das sind Gründe, ein Fest
zu feiern. Für Feiern werden Säle
gemietet, sich Gedanken über Essen, Getränke und Kleidung gemacht. Und die Einladung! Zu einer Feier gibt es schriftliche Einladungen und die Zusage ist verbindlich.
Während zur Garagen-Party bei
der Nachbar-Studenten-WG leicht
einmal niemand, die Hälfte oder
das Doppelte der ‚angemeldeten‘
Personen kommen kann, ist bei
einer Feier die Planung mit bestimmten Zahlen definitiv einfacher. Das ist hier auch nötiger, da
ja die entsprechende Infrastruktur
organisiert werden muss.
Unter Umständen gibt es für beide
Veranstaltungen unterschiedliche
Freundeskreise. Die Freunde, mit
denen man eine WG-Party feiert,
unterscheiden sich mitunter deut-
Feste
lich von denen, die man zu einer
Feier einlädt. Somit ist die Einladung zu einer Feier für meine Generation, die Generation derer, die
sich alle Optionen und PartyEinladungen offen halten möchte,
eine Auszeichnung: „Dir traue ich
zu, Dich mit mir zu freuen, Dich
angemessen (dem Anlass und im
Umgang mit meiner Familie) zu
verhalten und verbindlich zu- oder
abzusagen.“
Ich hoffe, dieser kurze Einblick
macht Euch neugierig auf die
nächste Party oder Feier in Eurer
Umgebung. Und ob Party oder
Feier: Genießt die Begegnungen,
Musik und die eine oder andere
Leckerei!
„Bleibt alles anders!“
Übergänge – Wendepunkte –
Fragen zu Festen und Feiern
von Birgit (Heine)-Jürgens
Ich stecke drin, in Beziehung, in
Ehe, im Beruf, im Alltag und dann
ist scheinbar plötzlich alles anders. Die Beziehung endet, die
Ehe wird geschieden, die berufli-
che Tätigkeit ändert sich oder endet, es gibt Auswirkungen auf die
Gestaltung des Alltags. Bleibt alles anders.
Es gab einfache und komplexe
Rituale, Feste, Jubiläen, Feiern,
die allesamt dem Blick zurück,
dem was gelungen oder eben
nicht gelungen ist, dem Annehmen des Heute im Hier und Jetzt
und dem Blick nach vorn galten.
Zeichen des Zusammenhalts, Sicherheit spendend, Zugehörigkeit
vermittelnd,
würdigend,
wertschätzend, nach außen erkennbar
wirkend.
 Hochzeitstage und der Kuss
zur Begrüßung.
 Eigene Sprache mit Insiderwitzen und Koseworten.
 Feste Uhrzeiten des Aufstehens und Badezimmergewohnheiten.
 Handschlag oder ein einfaches „Moin“ zur Begrüßung im
Büro.
 Pausenzeiten mit Tee oder
Kaffee
 Feste Aufgaben
 Abläufe in den Tätigkeiten
 Der Kreis der Kolleginnen und
Kollegen
 Die Fahrt hin und zurück
Und dann: Bleibt alles anders!
15
Feste
Feste leben von Ritualen und feiern das Leben, sie stürzen in neuen Glanz oder in tiefe Krisen. Sie
helfen, das, was war noch einmal
richtig zu spüren –wie der tiefere
Fußabdruck im Sand bevor wir
losgelaufen sind -; sie feiern das
Leben in all seinen Ausdrucksformen, laden ein zum Innehalten
und Bewusstwerden; und sie betten uns in eine Gemeinschaft, sie
verknüpfen, vernetzen, bringen in
eine Ordnung, sie stiften Sinn und
Zuversicht.
Gibt es „richtiges“ und damit auch
„falsches“ Feiern? Ich weiß keine
Antworten zum Thema „Feste in
Übergängen und Wendepunkten“.
Und dann habe ich mir insbesondere Fragen gestellt zum Thema
„Ende, Schluss, Aus, Scheidung“.
Beantworte sie doch jede und jeder selbst …. für sich oder mit anderen!
Ein paar Fragen zum
Anschleichen:
Mein Lieblingsfest ist …?
Mag ich Feste?
Welche ja, welche weniger?
Richte ich gern Feste aus? Oder
bin ich lieber Gast?
Was gehört für mich zu einem gelingenden Fest?
Mein „gruseligstes“ Fest war …?
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Welche Gründe habe ich, ein Fest
zu feiern?
Kann ich nur für mich allein (und
mit IHM) ein Fest feiern?
Respektiere ich das Nichtfeiern
von Festen?
Gibt es Anlässe, die nicht mit einem Fest begangen werden sollten?
Wichtige Schwellen wollen bewusst wahrgenommen werden,
aber wer bestimmt, ob wir ein Fest
feiern dürfen, ob es passt, oder
eben nicht?
Darf das Fest der Trauung auch
nicht gefeiert werden?
Ein paar Fragen zur Scheidung /
Trennung / zum Auseinandergehen:
25 Jahre Ehe: Liebe oder Gewohnheit?
Darf ich die Scheidung feiern?
Wen würde ich einladen?
Lösen sich auch die Trauzeugen
von Dir und mir? Wie könnte das
gehen?
Geben wir die Scheidung bekannt? Wie?
Wenn ich ein Scheidungsfest ausrichte, wer hilft?
Welche Rituale zum Scheidungsfest würden mir gut tun?
Ringe zurückgeben?
Ein Band zerschneiden?
Feste
Gemeinsames Geschirr gemeinsam zerschlagen?
Eine Abschlussfahrt mit den Trauzeugen?
Die Schlüssel zurückgeben?
Das Lieblingsbild vom anderen in
ein Ehebuch einkleben?
Das gemeinsame Stammbuch
auflösen?
Ein Symbol für die Ehe versenken?
Musik, Poesie und Stille – ein
„Augen-Blick“
Gefühlslandkarte mit besonderen
Stationen auslegen?
Sich den gemeinsamen Weg als
Geschichte erzählen und nur hören?
Danke sagen/schreiben und vergeben?
Danke hören/lesen und Vergebung erfahren?
Den Pastor / die Pastorin einladen
und um eine Lösung bitten?
Adieu sagen.
Eine feste Umarmung und ein
Loslassen unter Zeugen?
Segen und gute Wünsche für das
Andere erbitten?
Zwei Fragen zum
Ausschleichen:
Was macht „Sekt“ so besonders
bei Festen und beim Feiern?
Was würde mir genau fehlen,
wenn ich ein Jahr lang „Feste faste“?
Nachbarschaftsfeste
von Brigitte Kühntopf
Die Nachbarschaft hat in der heutigen Zeit für viele Menschen eine
ganz unterschiedliche und oft negative Bedeutung. Da sind die
neugierigen Nachbarn, pedantische Nachbarn oder rücksichtslose Nachbarn. Manchmal kennt
man seine Nachbarn auch überhaupt nicht.
Besonders im ländlichen Raum ist
das oft noch anders. Die bäuerliche Nachbarschaft war schon immer mehr als ein lockeres Nebeneinanderwohnen, sondern verstand sich als eine Form vielfältiger nachbarschaftlicher Hilfe und
Anteilnahme.
Schon in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts ist im „Sachsenspiegel“ nachzulesen, wie nachbarschaftliches Zusammenleben
organisiert war.
Geburt, Taufe, Hochzeit und Tod
bildeten seit dem frühen Mittelalter
die Hauptanlässe zur nachbarschaftlichen Anteilnahme an Familienereignissen.
Die Geburtshilfe wurde zusammen
mit der Hebamme größtenteils von
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Feste
den Nachbarinnen geleistet. Hilfe
im Haushalt nach der Geburt und
Mithilfe bei der Vorbereitung der
Tauffeier waren selbstverständlich.
dem Land baute man sein Haus
meist selber. Nach getaner und
geglückter Arbeit hatten alle
Grund, gemeinsam fröhlich zu feiern.
Hilfsverpflichtungen und festliche
Ausgestaltung der Ereignisse kennen wir heute noch von Bildern,
die Bauernhochzeiten zeigen, bei
denen die ganze Nachbarschaft
anwesend ist und an den ausgiebigen, tagelangen Feiern teilnahm.
Die Ausdehnung oder Begrenzung
nachbarschaftlicher Aktivitäten ist
seit langer Zeit geregelt. Wenn in
unserer Nachbarschaft – die unsere Straße und noch einige Einzelhöfe umfasst – zu einem Fest oder zur Feier eines hohen Geburtstages eingeladen wird, ist der
direkte Nachbar dafür zuständig,
sich um das Gemeinschaftsgeschenk zu kümmern.
Strenge Bräuche bildeten sich in
den Nachbarschaften schon seit
früher Zeit bei Tod und Begräbnis
heraus. Totengeleit und Leichenfeier waren Kernbestandteile im
Nachbarschaftsverhältnis. Einen
Rest davon kann man heute noch
auf Dörfern erleben, wo die Nachbarschaft die Kaffeetafel nach der
Beerdigung ausrichtet und die
Gäste bedient.
Als Nachbarschaftsfest wird auch
heute noch meistens das Richtfest
begangen. Die Nachbarn binden
die Richtkrone, bringen sie dem
Bauherrn oder der Bauherrin und
sind damit zur Feier eingeladen.
Bei diesem Fest ist heute verloren
gegangen, dass die Nachbarn früher beim Neubau eines Hauses
nach Kräften mithalfen, denn auf
18
In einigen Gegenden erfuhr der
Begriff der Nachbarschaft im Laufe der Zeit eine wesentliche Einschränkung. Als Nachbarn wurden
nämlich nur die Haus- und Hofbesitzer bezeichnet. Die sonstigen
Einwohner waren keine Nachbarn.
Auch als wir hierher zogen, haben
wir noch davon gehört.
Inzwischen feiern aber alle gerne
miteinander und gehören dazu,
wenn sie denn möchten.
Feste
Richtfest 1984 im
Laurentiushaus
bereitete die Arbeiten vor und
überwachte den Aufbau.
von Erich Kurzawski
Am 04.Mai 1984 konnten wir das
Richtfest – allerdings erst nach
einer Schreckensphase - feiern.
Alles war vorbereitet: der Richtkranz von den Nachbarn gefertigt,
Getränke und Verpflegung für das
Danach, die berühmte Schnapsflasche für die Zimmerleute präpariert, die übliche Runde um den
Neubau absolviert.
Zwei Jahre nach der Öffnung des
Laurentiushauses (LHF) war klar,
dass der Platz nicht ausreichte.
Der Tagesraum war gleichzeitig
Essraum und zum Arbeiten in
Gruppen war die Beleuchtung eine Katastrophe. Das
ständige
Umräumen war zeitaufwendig und
für die Möbel und das Parkett
strapaziös.
Aber dann: es fehlte der letzte
Balken! Hatte Heinrich sich ver-
Was tun? Es gab ja noch das ungenutzte Stallgebäude, in dem
einst die Gänse und sonst allerlei
Unrat untergebracht waren. Und
das Büro befand sich bereits in
einem kleinen, feuchten Raum im
Anbau.
Der Konsens war bald hergestellt:
Wir bauen um! Der LHFAusschuss und einige Interessierte aus dem Konvent nahmen die
Planung in die Hand.
Herr Butz übernahm die Bauaufsicht, ein Handlanger wurde während der Bauphase beschäftigt
und der Kurs D stellte einen Teil
seiner Studienzeit zur Errichtung
des Dachsstuhls zur Verfügung.
Heinrich Bothe als Zimmermann
Foto: Archiv Diakoniekonvent
19
Feste
zählt? War der Balken gestohlen
worden oder wurde ein Balken zu
wenig geliefert?
Ich rannte irritiert durch die Räume und über das Gelände. Der
Balken war nicht da. Ich wollte
gerade zum Telefon greifen und
einen Balken nachbestellen, da
kam der erlösende Hinweis: „Du
musst mal herumschauen und
vernünftig suchen. Vielleicht auch
mal die Nachbarn fragen“. Endlich: da lag das vermisste Teil. Alle
wussten Bescheid, nur ich nicht.
Das nächste Hindernis: Der Bauherr wurde auf dem Balken festgenagelt und dann auf dem Balken,
der ständig bewegt wurde, feuchtfröhlich an Ort und Stelle getragen. Mit einem lauten Hurra wurde
der Balken endlich eingepasst.
Nun musste nur der sogenannte
„Jesusnagel“ mit der Maßgabe:
‚Jeder Schlag gleich eine Runde
Bier‘, eingeschlagen werden. Also:
gut gezielt und kräftig drauflos geschlagen. Aber schon nach dem
dritten Schlag war der Nagel
krumm. Ich konnte es kaum glauben. Etliche Schläge wurden nötig
und alle Anwesenden zählten laut
mit. Kurz bevor ich verzweifeln
wollte, machte mich Herr Butz darauf aufmerksam, dass er den Nagel so angesetzt hatte, dass er auf
20
einen Eisenwinkel treffen musste.
Nach getaner Arbeit waren der
Jubel und die Zufriedenheit bei
allen Beteiligten sehr groß. Eine
ausgiebige Feier erstreckte sich
noch bis in die Nacht hinein. Von
den Männern des Kurs D hörte
man immer wieder, dass der Bau
des Dachstuhles und das Richtfest des Anbaus die schönsten
Erlebnisse während der Studienzeit waren, weil ein konkreter Auftrag mit nachhaltiger Wirkung in
Gemeinschaft verwirklicht werden
konnte.
Foto: Archiv Diakoniekonvent
Feste
Anlässe
von Norbert Wolf
Anlässe werden gefeiert, aber
Feste werden begangen. Dies geflügelte Wort benennt einen wesentlichen Unterschied von Feier
und Fest. Anlässe, vom Geburtstag bis zur Grünkohlsaison werden gefeiert. Das kennt jeder.
Aber Feste werden „begangen“?
Vielleicht fallen da ja Geschichten
ein, vom winterlichen Gang zur
Christmette über den Osterspaziergang bis hin zum Pfingstausflug mit der Familie. Manchem
geht vielleicht auch das schöne
plattdeutsche Gedicht durch den
Kopf: „To Pingsten ach wie
scheun, wenn de Natur so greun
und all’ns na butengeiht, dat is
een wahre Freid...!“
Die Bilder, die da vor unserem
geistigen Auge auftauchen, kommen aus der Vergangenheit. Sie
überdecken noch ältere Gebräuche und Rituale mit religiösem
Charakter. In den katholisch geprägten Regionen Europas kann
man diese manchmal noch recht
ursprünglich erleben. In Prozessionen werden religiöse Feste
„begangen“ und oft sind auch
noch die Bruderschaften zu bestaunen, die die Festbegehung
vorbereiten und die Prozession
leiten. (Soweit auch zur Rolle der
Männer bei den Festen!) In unserem nüchternen protestantischen
Norden ist dies kaum noch nachvollziehbar. Wir haben dafür wohl
das Schützenfest als weltlichen
Ersatz erfunden.
In seinem bemerkenswerten Buch
„Das Fest der Narren“ zitiert Harvey Fox den Theologen Alexander
Schmemann: „Das Christentum
wurde zuerst in Kulturen geboren
und verkündigt, in denen Feste
und Feiern ein organischer und
entscheidender Bestandteil der
allgemeinen Weltanschauung und
Lebensweise waren. Ob wir es
wahrhaben wollen oder nicht –
das Christentum akzeptierte dieses grundlegende menschliche
Phänomen des Festes und machte es sich zu eigen, wie es überhaupt den Menschen mit all seinen Bedürfnissen akzeptiert und
sich zu eigen gemacht hat.“
Und Fox schreibt:“ Das Christentum feiert Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, weil der Mensch
ohne sie ganz arm wäre.“
Recht hat er! Was wäre unser Leben ohne Feste und Feiern? Egal
welche Rolle dabei Männer oder
Frauen einnehmen.
21
Feste
Kleine Umfrage zu
„Familienfeste“
von Brigitte Kühntopf
Die folgenden
Antworten sind
sehr spontan
und im kleinen
Kreis gesammelt.
Die Fragen und
Antworten
möchten auch Leserinnen und
Leser anregen, eigene Antworten
zu ihren Familienbeziehungen und
damit auch zu Familienfesten zu
finden.
eine Herausforderung, weil ich oft
mit der Planung und Organisation
befasst bin und dabei gerne etwas
vom Üblichen abweiche, wobei
mir Begegnung und Gespräch
zwischen den Generationen wichtig sind.
- Familienfeste sind für mich ein
Graus, weil man für seine Familie
nichts kann.
- Familienfeste sind für mich eine
fröhliche und tolle Veranstaltung,
weil es davon nur noch wenige
gibt und Überraschungen dabei
besonders angenehm sind.
- Familienfeste sind für mich angenehm, wenn sie vorüber sind, weil
es hinterher viel zu bedenken gibt
und die Anspannung abfällt.
- Familienfeste sind für mich erfreulich, von gut bis schlecht. Sie
erinnern, dass es außer der eigenen Familie noch andere Verbindungen gibt, weil leben als Einzelner für mich keine Möglichkeit ist.
- Familienfeste sind für mich immer wichtiger, weil ich da vielen
begegne, die ich lange nicht gesehen habe.
- Familienfeste sind für mich auch
anstrengend, weil ich zu entfernten Menschen erst wieder einen
„Draht“ finden muss.
- Familienfeste sind für mich vertraute Rituale und fröhliche Treffen, weil sich ein bekannter Personenkreis im Jahreszyklus trifft und
Anekdoten aus dem Familienkreis
erzählt werden.
- Familienfeste sind für mich auch
- Familienfeste sind für mich die
Gelegenheit, die Verwandtschaft
zu sehen, weil sie so weit auseinander wohnt.
22
Feste
„Feiern - Feiertage?“
von Christel Krafft
Familientreffen
Farbradierung,
Quelle: Hartmut R. Berlinicke 416
aus Spätlese, Seite 27
Nun ist Ostern auch wieder vorbei.
Jetzt, wo ich älter bin, freue ich
mich auf die Karwoche und die
Ostertage mehr als auf Weihnachten. Es ist ein Wechselbad der
Gefühle. Palmsonntag, Dieter hatte Gottesdienst im Dorf Leveste, in
einer alten Kirche mit mittelalterlichen Malereien. Dann drei Passionsandachten in unserer Kirche.
Die Themen waren: Montag –
Hochmut, Dienstag – Zorn, und
Mittwoch – Völlerei. Dann der
Gründonnerstag:
Tischabendmahl. Wir beginnen in der Kirche
mit einer Brotaktion. Dann das
Brot zum Abendmahl. Wir gehen
dann jeder mit einer Kerze ins Gemeindehaus. Es haben sich 37
Personen angemeldet. Mit dieser
großen Zahl können wir zum Essen nicht in der Kirche bleiben.
Feierlich gedeckt ist die Tafel. Es
gibt zweierlei Lammgerichte, Reis
und Gemüse. Ein Lobgesang,
dann Essen und Unterhalten. Eng
beieinander stehen wir um den
Altar. Traubensaft und Wein, für
mich vergossen. Trotz des Wechsels zwischen Kirche und Gemeindehaus war es feierlich, auch mit
den Kindern. Dann Karfreitag,
Gottesdienst mit Abendmahl.
23
Feste
Samstag Zeit zum Kuchenbacken,
Eierfärben, u. s. w. Ostermorgen
auf unserem schönen Platz vor
der Kirche. Etwa 54 Personen stehen im großen Rund. In der Mitte
steht der Feuerkorb, es knistert
und prasselt. Noch ist es dunkel,
aber die Vögel zwitschern schon.
Von der nahen Schule schlägt die
Uhr, 6 Uhr. Die Osterliturgie beginnt. Die Osterkerze wird mit den
Nägeln bestückt und dann entzündet. Wir ziehen in die Kirche ein:
„Christus unser Licht“ und „Gelobt
sei Gott“ Licht wird weitergereicht.
Pastorin und Organistin singen
„Exultet“, das Osterlob. Lektoren
lesen Texte zu Schöpfung –
Passafest – Durchzug durchs
Schilfmeer. Dazwischen Lobgesang: „O adoramu te, Domine“.
Dann Tauferinnerung mit Zuspruch und der Möglichkeit einer
persönlichen Segnung am Taufstein. Botschaft von der Auferstehung Christi. Abendmahl.
Diese ganze Feier dauerte etwa 1
¾ Stunden, alles sehr feierlich, es
geht zu Herzen. Um 8 Uhr Möglichkeit zum gemeinsamen Frühstück. Wunderschön gedeckte Tafel. Wir sind 17 Personen. Um
10.45 Uhr ist dann Familiengottesdienst mit anschließendem Eiersu-
24
chen auf der Kirchenwiese. Wir,
sind dann aber wieder zu hause.
Am zweiten Feiertag ist musikalischer Ostergottesdienst. Dieter
geht allein hin, ich bereite vor, für
unser Treffen mit unseren Kindern
und Enkeln. Kaffeetrinken und
Abendessen, dazwischen natürlich Eiersuche auf einer Waldwiese. Ich bin noch ganz erfüllt von
dieser Woche.
„Was feiern wir – wie feiern wir . wo feiern wir?“
von Dieter Krafft
6. Dezember, klar, Nikolaustag;
24. Dezember, klar, Heilig Abend,
Weihnachten. Aber 4. Dezember?
Ach ja, da war doch so etwas mit
Kirschzweigen die dann zu Weihnachten blühen sollten. Aber
sonst? Nun, ich bin da in einen
Bereich geraten in dem der 4. Dezember seit Jahrhunderten von
ziemlicher Bedeutung ist, - Bergbau, und damit auch bergmännische Sitten und Gebräuche. Der
4. Dezember ist der Tag der Hl.
Barbara. Wie kommt man nun
aber als evangelischer Diakon i.
R. dazu eine Barbarafeier, einen
Feste
Heiligengedenktag zu feiern, zu
gestalten?
Es war mein erstes Jahr auf der
Zeche „Klosterstollen“. Ich war im
Ausschuss für die Vorbereitung
der Barbarafeier. Neben mir saß
der Vorsitzende unseres Fördervereins, ein Katholik aus unserer
St.-Barbara-Gemeinde. Nach der
Frage, wer auf der Feier so etwas
wie eine Andacht oder eine Besinnung hält, klopfte er mir auf die
Schulter und sagte ganz bestimmt: „Für die Heiligen bist du
zuständig!“ So bin ich zur Barbarafeier gekommen.
Inzwischen habe ich schon zehnmal diese Feier gestaltet, mit Pfarrer, Pastor, oder auch allein. Die
Themen wechselten, oft ging es
dabei in irgendeiner Form um das
im Bergwerk so wichtige Licht. Die
Teilnehmer an dieser Feier sind
immer sehr unterschiedliche Menschen. Da sind Katholiken, Lutheraner, evtl. auch Freikirchler, und
Agnostiker, oder wie wir in meiner
Heimat sagten: Freidenker. Diese
unterschiedlichen Menschen galt
es anzusprechen, aber bitte so,
dass niemand nach den ersten
drei Sätzen die Ohren zumacht
und abschaltet.
Dann war es soweit. 4. Dezember
2005, in der Kaue der „Zeche
Klosterstollen“.
Vertreter
des
Bergmannsvereins und Aktive
vom Besucherbergwerk feierlich in
schwarzer Bergmannstracht. Der
Chor
der
kath.
St.Barbaragemeinde sang. Dann war
ich dran. Nach einigen Jahren in
denen es keine Barbarafeier gegeben hatte hielt ich erst einmal
eine Betrachtung über St. Barbara
allgemein. Ja, und was sagt man
da als Hauptaussage? Zu Katholiken, Protestanten, und Religionslosen? Nun, manchmal weht einfach der Geist. Meine Hauptaussage war dann: „Glaube nicht an
die Heilige Barbara – glaube aber
wie die Heilige Barbara!“ Dann
einige Verse aus einem alten
Bergmannschoral aus dem Harz:
„Gnädigster Erbarmer, zu dir
komm ich Armer nach vollbrachter
Fahrt,…“ Am Schluss der Feier
stehen immer alle Anwesenden
auf und singen: „Glück auf, ihr
Bergleut jung und alt, seid frisch
und wohlgemut! Erhebet eure
Stimmen bald: Es wird schon werden gut. Gott hat uns einst die
Gnad gegeb‘n, dass wir vom edlen Bergwerk leb’n, drum singt mit
uns der ganze Hauf: Glück auf,
Glück auf, Glück auf.“ Und zum
Schluss dann das bekannte Lied:
„Glück auf, Glück auf, der Steiger
kommt…“
25
Feste
20 Jahre
Lutherstift in Falkenburg
Feste im Lutherstift
von Heinz Gronewold
von Heinz Gronewold
Dieses Jubiläum war 1978 der
Anlass, der zusammen mit dem
Dorf gefeiert wurde. Der damalige
Gesprächskreis machte dem Lutherstift ein Geschenk. Heinrich
Bartels aus Bergedorf fertigte dazu einen Holzteller an mit der Aufschrift: arbeiten, feiern, lernen.
Ganderkesee ist eine der Faschingshochburgen im Norden.
Zehntausende kommen zum Umzug in das Dorf, um die über hundert teilnehmenden Gruppen anzuschauen, die in zwei Stunden
durch das Ortszentrum ziehen.
Dann steht Ganderkesee Kopf!
Dabei sein ist alles. Immer mal
wieder sind auch Lutherstiftler dabei gewesen; auch die Evangelische Jugend beteiligt sich. Fasching feiern – das ist ein gesellschaftliches Ereignis.
35 Jahre schmückte dieser Teller
den Kaminraum im Amtshaus. Inzwischen „landete“ er im Konventshaus in der Hasbruchstraße.
Vielleicht bekommt er im neu gestalteten Konventshaus im Rahmen einer Einweihungsfeier wieder einen Platz an einer Wand.
Foto:
Ingeborg Willemsen
26
Im Lutherstift galt das schon vor
55 Jahren. Damals – noch in Adelheide – wurde der große Speisesaal festlich geschmückt und bunte
Kopfbedeckungen waren zunächst
die einzigen Verkleidungen.
Doch dabei blieb es nicht. Nach
dem Umzug ins Brüderhaus in
Falkenburg wurde aus dem Fasching ein pädagogisches Ereignis. Hausvater Kühnau reiste zur
Fortbildung nach SchleswigHolstein, um mit neuen Ideen die
Diakonenausbildung zu bereichern.
Feste
Ab 1961 gab es thematischorientierte Faschingsfeiern, in denen die Verkleideten sich fast
selbst nicht erkannten. Und zur
Freude der jüngeren Brüder wurden Schwesternschülerinnen aus
Delmenhorst eingeladen. Mit Niveau feiern lernen war ein sympathisches Konzept!
Doch gefeiert wurde nicht nur in
der Faschingszeit. In Adelheide
gab es z. B. das „Hans-SachsFest“ im Berglehrlingsheim. Im
Archiv gibt es Bilder von einem
Sommerfest, an dem auch Mitar-
beiter aus der Jugendarbeit im
Land Hadeln teilnahmen. Gitarren,
Trompeten und Trommeln begleiteten eine große Schar von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch den Ort.
Die Grenze zwischen Arbeit und
Vergnügen war manchmal fließend. 1963 ist aus Unterlagen zu
lesen: „Auch das Vorbereiten von
(Gemeinde-)Festen muss gelernt
werden“ Und am meisten gelernt
wurde durch das gemeinsame
Feiern.
Foto: Archiv Diakoniekonvent
27
Feste
Ich habe die nachhaltigste Erinnerung an zwei Faschingsfeste, die
nicht gefeiert wurden:
- Als ich im Unterkurs in Falkenburg war, hatten wir alles gut vorbereitet für den Fasching 1962.
Dann kam die große Sturmflut! In
Wilhelmshaven brach der Deich
(in der Nähe meiner Großeltern)
und in Hamburg-Wilhelmsburg
war „Land unter“. Angesichts der
Not vieler betroffener Menschen
sollten wir fröhlich sein? Es wurde
hin und her diskutiert und schließlich schweren Herzens entschieden: als Zeichen der Solidarität fiel
das geplante Fest aus.
- Viele Jahre später war es in
Ganderkesee wieder soweit: Die
Vorbereitungen für den großen
Faschingsumzug liefen auf Hochtouren. Die Vorfreude der Aktiven
war bei vielen Begegnungen zu
spüren. Da begann der Irak-Krieg.
In den Kirchen wurden Friedensgebete gehalten. Schnell mehrten
sich die Stimmen, die wegen der
Ereignisse den Faschingsumzug
absagen wollten. Der Streit um
das Für und Wider nahm dramatische Formen an. Die Auseinandersetzung drohte das Dorf zu
spalten.
28
Schließlich kam es zu einer Art
„Runden Tisch“. Die schmerzliche
Entscheidung fiel gegen den Umzug. Beim anschließenden Friedensgebet waren viele Menschen
in der Kirche.
Zu meiner Überraschung wurde
ich vor nicht langer Zeit auf dieses
Ereignis angesprochen. Es hieß:
„Da habe ich eine Erfahrung fürs
Leben gemacht. Alles hat seine
Zeit. Wir müssen spüren, was
dran ist.“
Quelle: 50 Jahre Fasching um den Ring
1951 - 2002, Ganderkesee
Aus dem Diakoniekonvent
Konventsfest 2015 – diesmal ganz anders!
am
Sonntag, 31. Mai 2015 um 10.00 Uhr
ins Lutherstift in Falkenburg
Thema: „DiakonieKONVENTkunterbunt“
Eingeladen sind Mitglieder, Freunde und Interessierte des Diakoniekonventes
Lutherstift in Falkenburg e.V.
Der zeitliche Ablauf:
Samstag, den 30. Mai 2015
18.00 Uhr Abendessen
21.00 Uhr Complet
Sonntag, den 31. Mai 2015
08.00 Uhr Frühstück
10.00 Uhr Mette
danach
Einführung in das Programm des Tages
ab 13 Uhr Mittagessen
ab 15 Uhr Kaffeetrinken
16.30 Uhr Abschlussandacht mit Abendmahl
Wer schon am Vorabend des Konventsfestes anreisen möchte (ab 17 Uhr), ist
herzlich eingeladen zum „Abend der Begegnung“, bei schönem Wetter rund um
den Brunnen, ansonsten im Speisesaal oder im Flett. Für die Übernachtung
braucht keine Bettwäsche mitgebracht zu werden!
Die detaillierte Einladung mit der Anmeldekarte und der inhaltliche Programmablauf liegen dieser Postsendung bei. Eure/Ihre Anmeldungen erbitten
wir bis zum 22. Mai 2015 mit der beiliegenden Anmeldekarte an den Diakoniekonvent Lutherstift e.V., Ahrenshagen 2a oder per Email an:
[email protected] (dann auch bitte mit allen Angaben, die auf der Anmeldekarte abgefragt werden).
Wir, die Arbeitsgruppe (Klaus Hinck, Waltraud Seltz, Ingeborg Willemsen) und
die Mitglieder des Refugiums, freuen uns auf viele gute Begegnungen, Gespräche und Spaß an den Aktivitäten und wünschen allen eine gute Anreise.
Mit schwesterlichen Grüßen
Ingeborg Willemsen
Konventsälteste
29
Aus dem Diakoniekonvent
Kleiner Zwischenbericht vom
Umbau der Jakobusklause
von Ingeborg Willemsen
Der Umbau der Klause ist gut vorangekommen. Die neue Innenaufteilung steht, Wände und Decke sind isoliert und die neuen
Fenster sind auch eingebaut. Was
jetzt noch fehlt ist der neue Fußbodenbelag.
Erich Kurzawski hat, neben den
Handwerkern, viel selbst mit Hand
angelegt. Die Fotos bezeugen
das.
Foto: Ingeborg Willemsen
Wenn die handwerklichen Arbeiten dann beendet sind, wird die
Klause neu eingerichtet. Einiges
an Möbeln haben wir bereits, anderes muss noch angeschafft werden.
Aber dann steht der Wiedereröffnung nichts mehr im Weg.
Unsere „Stammkundschaft“ in der
Jakobusklause wartet schon darauf. Ab und zu schaut mal einer
vorbei.
Foto: Kerstin Kempermann, EZ
30
Aus dem Diakoniekonvent
Toskana
von Erich Kurzawski
Im letzten Jahr Mallorca, in diesem Jahr im März die Toskana.
Eine kleine Abordnung des Regionalkonventes „Geestrand“ hatte
sich wieder einmal ein Haus gemietet, um gemeinsam einige Tage miteinander zu leben und Gemeinschaft zu pflegen. Außerdem
sollte natürlich die Toskana erkundet werden. Bei herrlichem Wetter, wenn auch noch ein wenig
frisch, erlebten wir Pisa, Florenz,
Siena, Vinci, San Giminiano und
einiges andere mehr.
Mich hat vor allem Vinci beeindruckt. Dies ist der Geburtsort von
Leonardo da Vinci, dem Universalgenie. Wir sahen sein Geburtshaus, aber dann auch noch ein
sehr gut ausgestattetes Museum
mit einigen gut erläuterten Exponaten. Es war erstaunlich zu sehen und zu erfahren, mit welchen
Gedanken Leonardo sich zu seiner Zeit bereits beschäftigte und
daraus Maschinen entwickelte,
deren Grundprinzipien noch heute
Gültigkeit haben.
als wir auf der obersten Plattform
ankamen. Vier Meter aus dem Lot,
das macht sich beim Gleichgewicht bemerkbar. Man denkt, man
sei betrunken.
Foto: Erich Kurzawski
Wir haben wieder einmal eine Woche lang die schöne Erfahrung
von Gemeinschaft erlebt. Das gemeinsame Essen und dessen Zubereitung, die Gespräche, die Erlebnisse, die Toskana. Ein empfehlenswerter Genuss.
In Pisa haben Monika und ich uns
die Turmbesteigung erlaubt. Wir
hatten beide ein mulmiges Gefühl,
31
Aus dem Diakoniekonvent
Gemeinsam essen und dabei
Gutes tun
von Brigitte Kühntopf
In den bunten Illustrierten kann
man öfter davon lesen. Da wird
berichtet, dass sich ein besonderer Kreis reicher und berühmter
Menschen mit großem Mediengetöse trifft, um für viel Geld eine
schlichte Mahlzeit zu sich zu nehmen und den Überschuss für einen guten Zweck zu spenden.
Die Mitglieder des Refugiums haben sich auch ein Projekt ausgesucht, für das beim gemeinsamen
Essen in der Fastenzeit gesammelt wurde. Dazu kommt noch die
Kollekte vom Tischabendmahl und
eine Gottesdienstkollekte aus der
Laurentiuskapelle. So können wir
415,00 Euro für das Projekt
„Geburtshäuser in Mugu, Nepal“
überweisen. Das Refugium unterstützt dieses Projekt des Vereins
„Back to Life e. V.“ schon im dritten Jahr.
In der Region Mugu war den Frauen aufgrund eines Aberglaubens
nicht erlaubt, ihre Kinder im Haus
zu gebären. Sie mussten dazu in
verdreckte Viehställe oder in Erdlöcher im Wald gehen. Diese Bedingungen führten zu einer der
32
höchsten Mütter- und Säuglingssterblichkeit der Welt. Ende 2012
eröffnete der Verein das erste Geburtshaus. Inzwischen wird am
vierten Haus gebaut. Aus Einheimischen gebildete Geburtshauskomitees koordinieren nun die Arbeiten und sind sehr motiviert sie
fertigzustellen. In den Berichten
des Vereins ist zu lesen, dass inzwischen dank der Geburtshäuser
110 Kinder gesund dort zur Welt
gekommen sind. Keine Frau, die
in Reichweite der Geburtshäuser
wohnt, musste seither ein Kind im
Wald oder im Stall zur Welt bringen.
Wer mehr über die Arbeit des Vereins und speziell über den Bau
und Betrieb der Geburtshäuser
wissen will, kann sich im Internet
informieren. Dort sind auch viele
Fotos zu sehen. Die Internetadresse lautet:
www.back-to-life.org
Anmerkung aus der Redaktion zu dem
Projekt in Mugu:
Aus aktuellen Berichten haben wir erfahren: „In Mugu ist das große Desaster bisher ausgeblieben, die Projektdörfer, Geburtshäuser und Schulen sind intakt geblieben. Auch sind keine Opfer, durch
Steinschläge und Erdrutsche bekannt und
die Mitarbeiter oben in den Bergen sind
vollzählig.“
Weiterer Kurzbericht siehe unter
„Schnipsel“
Aus dem Diakoniekonvent
Einsegnung und Einführung
von Diakonin Carolin Höft in
Amt und Dienst
von Werner Rodefeld
Im Vorfeld der Einsegnung hatte
ich mich mit Carolin und der
Pröpstin, Frau Eiben, über den
Verlauf des Gottesdienstes und
die Beteiligung der Personen, die
den Gottesdienst gestalten und
Carolin begleiten, besprochen.
Dies lief telefonisch und per Email
einfach und freundlich-kooperativ.
Der Gottesdienst fand dann am
Sonntag, den 4.1.2015 in Lübeck
statt.
Die Gottesdienstbesucher der Gemeinde, die Familie von Carolin
und ihr Mann, die Freunde und
erste Teilnehmer aus der Jugendarbeit versammelten sich im Vorraum, während wir uns in der Sakristei über den Ablauf verständigten und uns mit einem Gebet auf
den Gottesdienst einstimmten.
Der Pastor der Gemeinde hielt die
Liturgie, Frau Eiben führte mit uns
die Einsegnung durch und Carolin
hielt selbst die Predigt über den
Text des jungen Jesus im Tempel.
Ich fand es mutig von ihr, an einem für sie so besonderen Gottesdienst auch selbst zu predigen.
Es gelang ihr sehr gut und mit einem humorvollen Schluss und einem Lächeln auf den Gesichtern
der Gemeindeglieder endete diese
Predigt.
Es folgte die Einsegnung und der
Gottesdienst schloss mit einer
großen Abendmahlsrunde.
Im Anschluss waren Gemeinde
und die Carolin begleitenden Gäste zu einem kleinen Empfang in
den Räumen der Kirche eingeladen. Es gab lebhaften Austausch
unter den Gästen. Danach lud
mich Carolin zu einem Imbiss in
ihrem Haus ein. Auch hier eine
fröhliche, offene und kommunikative Runde.
Die Einführung von Carolin Höft
fand dann am 29.3 2015 um 14.00
in der Thomaskirche in Lübeck in
einem Jugendgottesdienst der Jugendregion Lübeck Ost statt.
Theo Junge und ich waren bei diesem Gottesdienst anwesend und
überbrachten die Glück- und Segenswünsche im Namen unseres
Diakoniekonventes
für
ihren
Dienst.
Auch in diesem Gottesdienst hielt
Carolin wieder die Predigt, diesmal über den Text Johannes 15,5
33
Aus dem Diakoniekonvent
"Ich bin der Weinstock, ihr seid die
Reben". Wie schon bei der Einsegnung war die Predigt bildhaft
mit den realen Weintrauben und
immer auch mal von einem
Schmunzeln von Carolin und der
versammelten Gemeinde und den
Jugendlichen begleitet.
Beschlossen wurde der Gottesdienst mit einem gemeinsamen
Abendmahl. Beim anschließenden
Empfang hatten wir Gelegenheit
mit Carolin und ihren Gästen zu
sprechen.
Quelle: Werner Rodefeld
34
Wir vereinbarten Terminvorschläge für ein erstes Treffen in unserer
Region und hoffen, dass es im
Mai zu einem ersten Miniregionaltreffen kommen wird.
Insgesamt ein festlicher Beginn für
Carolins berufliche Laufbahn in
der Stadt Lübeck.
Aus dem Diakoniekonvent
Einsegnungsrüstzeit in Verden
von Carolin Höft
Lübeck, 15.4.2015, 8 Uhr: Ich
möchte zum Bahnhof – aber Außenminister John Kerry möchte
zum G7-Treffen ins neue Hansemuseum. Also fährt mein Bus
spontan doch die Umleitungsstrecke, bleibt hoffnungslos im Verkehr stecken und ich verpasse
meinen Zug. So begann meine
Anreise zur Einsegnungsrüstzeit
nach Verden.
Mit etwas Verspätung kam ich
schließlich doch nach Verden, wo
ich, für den Diakoniekonvent Lutherstift in Falkenburg, mit Kerstin
Dede als Beauftragte für Diakoninnen und Diakone und Ilka Klockow
-Weber für die Diakoniegemeinschaft Stefansstift die Rüstzeit für
Kolleginnen und Kollegen, die ihre
Einsegnung noch vor sich haben,
gestalten sollte. Ich war erst Anfang März zu diesem Team dazugestoßen, aber da meine eigene
Rüstzeit erst 1 ½ Jahre her ist,
war mir gleich Vieles vertraut.
18 angehende Diakoninnen und
Diakone konnten wir begrüßen.
Die meisten von ihnen steckten
gerade mitten im Anerkennungs
jahr und hatten dort drei Tage
Zeit, sich mit dem Thema Segen
und Einsegnung theologisch, persönlich und strukturell zu beschäftigen. Dazu trugen auch Pastorin
Eimterbäumer als Referentin in
der Prädikantenausbildung und
Oberlandeskirchenrat Rehse bei.
Andachten, gemeinsame Mahlzeiten und viele gute Gespräche rundeten das Programm ab.
Da die Stimmung in der Gruppe
und das Wetter freundlich-sonnig
waren, hatten wir viel Spaß und
eine gute Zeit zusammen.
Es gab auch großes Interesse in
der Gruppe, mehr über den Diakoniekonvent Lutherstift zu erfahren.
Mit etwas Unterstützung von Kerstin Dede konnte ich gut über den
Diakoniekonvent berichten, ob-
35
Aus dem Diakoniekonvent
wohl ich selbst erst seit Oktober
2014 dazugehöre.
Jürgen Barth
Grafiker aus Königsberg
Insgesamt war es eine sehr schöne Erfahrung, den Diakoniekonvent dort zu vertreten und zu erzählen, dass in einer kurzen Zeit
der Zugehörigkeit und trotz der
örtlichen Entfernung zu Falkenburg, die Gemeinschaft schon
wichtige Schritte, wie meine Einsegnung und Einführung begleitet
hat.
von Ingeborg Willemsen
Unter diesem Titel wird seit dem
22.März 2015 im Museum Ostdeutsche Kulturgeschichte in Bad
Zwischenahn, Auf dem Winkel 8
eine Ausstellung mit Werken von
Jürgen Barth gezeigt.
Die Ausstellung zeigt einen guten
Überblick über das künstlerische
Schaffen von Jürgen im Laufe seines Lebens. „Seine Arbeiten sind
realistisch, ausdrucksstark, geprägt vom christlichen Glauben
und der Liebe zur Natur“ beschreibt der Flyer zur Eröffnung.
Die Ausstellungseröffnung war gut
besucht. Leider konnte Jürgen
selbst an seiner Ausstellungseröffnung aus Krankheitsgründen nicht
teilnehmen, was von allen Seiten
sehr bedauert wurde.
Dafür erhielt er durch die anwesenden Besucher und der Leiterin
des Museums viel Lob für die Vielseitigkeit seiner Arbeiten.
36
Aus dem Diakoniekonvent
Es gibt neue Schätze
zu entdecken
von Brigitte Kühntopf
Meine Seniorengruppe mit dem
schönen Namen „Kleeblatt“ und
ich lassen uns schon länger inspirieren von Ideen und Empfehlungen, die Rita Kusch in ihren beiden Bänden mit dem Titel
„Ideenbörse für die Seniorenarbeit“ und „Neue Ideen für die Seniorenarbeit“ zusammengestellt hat.
In ihrem neuesten Band, der
„Schatztruhe für die Seniorenarbeit“, geht es besonders um Erzählimpulse, die die Teilnehmenden dazu einladen, von sich und
ihren Erlebnissen und Erfahrungen zu erzählen.
Diese Schätze, die in jeder Seniorengruppe reichlich vorhanden
sind, müssen vorsichtig „gehoben“
werden, weil alte Menschen nicht
gewohnt sind, in einer Gruppe von
sich zu erzählen und damit im Mittelpunkt zu stehen.
Die Ausstellung läuft noch bis zum
7. Juni 2015.
Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags
von 15 bis 18 Uhr.
Die neunzehn Themen des Buches begleiten durch die Monate
des Jahres. Über die Erzählimpulse hinaus gibt es zu jedem Thema
Aufgaben, Ergänzungsspiele, Rätsel, Quizaufgaben und Sprüche.
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Aus dem Diakoniekonvent
Kleine Geschichten im thematischen Zusammenhang laden zum
Vorlesen ein.
Thema für meine Gruppe geeignet
sind, und welche Ideen ich weiterentwickeln kann.
Die jeweiligen Einheiten beginnen
mit einer Einführung und Aufforderung, sich selbst dem Thema anzunähern. Als Gruppenleitung
weiß ich am besten, welche der
vorgeschlagenen Zugänge zum
Ich freue mich schon darauf, in
den kommenden Monaten mit dieser „Schatztruhe“ zu arbeiten und
kann nur allen Seniorengruppenleitungen empfehlen, dies auch zu
tun.
Gütersloher Verlagshaus
ISBN: 978-3-579-06199-3
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Aus dem Diakoniekonvent
Unser Leben sei ein Fest.
Jesu Geist in unserer Mitte,
Jesu Werk in unseren Händen,
Jesu Geist in unseren Werken.
Unser Leben sei ein Fest
an diesem Morgen und jeden Tag.
Unser Leben sei ein Fest.
Brot und Wein für unsere Freiheit,
Jesu Wort für unsere Wege,
Jesu Weg für unser Leben.
Unser Leben sei ein Fest
an diesem Morgen und jeden Tag.
Quelle: Evangelisches Gesangbuch 557
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