Nr. 28 Freitag, 10. April 2015 www.frutiglaender.ch Seite 2 Als junge Bergsteigerin erklomm Hedwig Wandfluh-Rentsch bereits das Matterhorn. In ihrem Zimmer im Altersheim Frutigen erinnert heute ein Bild an das alpine Abenteuer der Jubilarin. BILDER ZVG / ANGELA KRENGER Eine Bergpionierin wird 100-jährig PORTRÄT Auf ein Jahrhundert darf Hedwig Wandfluh-Rentsch am 12. April zu- und erkundigte sich nach unserer Arbeit. Anfang September fuhr Hedwig mit und Ausruhen», erinnert sich die Jubilarückblicken, auf ein spannendes und erfülltes Leben im Kandertal. Heute wird sie Stolz zeigten die Schülerinnen, wie sie ihren Bergfreunden Fritz Seiler und Edi rin. Über den Ostgrat erreichten sie am alte Leintücher ‹kehrten›», erinnert sie Thomann nach Zermatt und stieg auf zur folgenden Tag den Gipfel des Weisshorns im Altersheim Frutigen liebevoll betreut. YVONNE SCHMOKER Eine zierliche Frau geht zaghaft an ihrer Gehhilfe durchs Zimmer: «Seit acht Jahren nehme ich meine Umgebung nur noch schemenhaft wahr, und in letzter Zeit spielt mir ein hoher Blutdruck üble Streiche», meint die Jubilarin leicht melancholisch. Aber kaum spricht man über den schönen Blick von ihrem Zimmer auf Altels und Balmhorn, beginnt ihr Gesicht zu strahlen, und sie erzählt lebhaft: «Auf dem Balmhorn habe ich mich am 1. August 1943 mit Hans Wandfluh verlobt.» Alles begann in Aeschi Mitten im Ersten Weltkrieg wurde Hedwig in Spiez geboren, nicht am 12. April, wie es im Zivilregister eingetragen ist, sondern erst einen Tag später. «Ein abergläubischer Zivilbeamter in Spiez erklärte klar, dass der 13. April Unglück verheisse», weiss ihr Sohn zu erzählen. Wegen eines Treppensturzes der Mutter kam Hedwig als Frühgeburt mit nur 1,8 Kilo Geburtsgewicht zur Welt. Ihr Leben verdankt sie einer guten Hebamme. In einer mit Watte ausgekleideten Schachtel legte diese den Säugling ins warme «Ofenguggeli» und päppelte ihn mit Ammenmilch auf. Da die Mutter sich schwer verletzt hatte, erhielt sie ihre Tochter erst Monate später als «Weihnachtsgeschenk». Aus diesem Kind entwickelte sich eine starke Persönlichkeit in zierlicher Erscheinung. Gerne erinnert sich die Jubilarin an Kindertage mit ihrem Vater, der Lokomotivführer bei der BLS war: «Mit ihm durfte ich durch den Lötschbergtunnel im Führerstand der Lokomotive fahren.» Ihre Mutter war für damalige Zeiten eine emanzipierte, interessante Person, die sich als erste Frau in der Spiezer Schulkommission engagierte. Nach der Schulzeit besuchte Hedwig das Handarbeitslehrerinnen-Seminar. «In meiner Freizeit «Auf dem Balmhorn habe ich mich am 1. August 1943 mit Hans Wandfluh verlobt.» Hedwig Wandfluh-Rentsch, Jubilarin sich. Hedwig heiratete den Lehrer und Offizier der Gebirgstruppen Hans Wandfluh aus Kandergrund. Bald schon wurde er in den Aktivdienst eingezogen, und so unterrichtete sie auch noch seine 55 (!) Schüler in Kandergrund. Noch heute kommen ehemalige Schüler und Schülerinnen gerne auf einen Schwatz zu ihr ins Altersheim. Nach Kriegsende bereicherten Sohn Hans Ulrich und seine Schwester Barbara das Familienleben. Sechs Enkelkinder erfreuen heute die Jubilarin. Erst nach einem Sturz und einer fortschreitenden Makuladegeneration, die sie nahezu erblinden liess, musste Hedwig von ihrem vertrauten Heim «Engiweide» in Kandergrund ins Altersheim Frutigen wechseln. Vor zwei Jahren durfte sie stolz erleben, wie ihre Tochter Barbara dort Bilder ausstellte. Hohe Berge Erinnerungen an ihre Bergerlebnisse sprudeln aus ihr heraus, wie wenn es erst gestern gewesen wäre. «Oft fuhren wir am Samstagabend nach der Arbeit mit dem bestieg ich oft das Morgenberghorn und Velo nach Zweilütschinen und stiegen zu genoss den unglaublich schönen Blick auf den Lobhörnern auf. Nach ein paar StunThuner- und Brienzersee.» den Schlaf im Gras kletterten wir über die fünf Felsbuckel.» Fritz Seiler, ein ArbeitsBeruf und Familie kollege ihres Vaters, führte sie bald immer Hedwig arbeitete im Zweiten Weltkrieg höher die Berge hinauf. Der Sommer 1933 für den Zivilschutz und als Arbeitslehre- bescherte wunderbares Bergwetter, und rin in Hondrich. «Eines Tages stand Ge- schon bald hatten sie alle Berner 4000er neral Guisan in meinem Schulzimmer erklommen. «Da die Zermatter Bergführer bald merkten, dass wir viel zügiger unterwegs waren, liessen sie uns vorbeiziehen.» Hedwig Wandfluh-Rentsch, Jubilarin – eine stolze Tour. Den einzigen Unfall in all ihren Bergjahren schildert Hedwig so: «Auf dem Aletschgletscher brach Edi Thomann auf einer Schneebrücke ein. Mit Skiern und schwerem Rucksack und nur einem Seil um den Bauch brachten wir ihn erst nach Stunden an die Oberfläche. Die Riederalp erreichten wir mit dem Schwerverletzten erst nach Mitternacht.» Vor zwei Jahren durfte die Jubilarin noch persönlich das Diplom für 80 Jahre Mitgliedschaft beim SAC Thun abholen. Ein besonderer Geburtstag Hörnlihütte. Schon damals herrschte eine Hierarchie am Matterhorn. Morgens starteten als Erstes die Zermatter Bergführer. «Da sie aber bald merkten, dass wir viel zügiger unterwegs waren, liessen sie uns vorbeiziehen. Oben querten wir sogar noch auf den Italiener Gipfel und genossen dort ausgiebig das Panorama.» Aber nicht genug – nach dem langen Abstieg vom «Horu» nach Zermatt wechselten sie in einem vierstündigen Aufstieg von Randa weiter zur Weisshornhütte. Der Rucksack war schwer, und die letzten Höhenmeter zur Unterkunft schaffte sie nur dank guter Zurede ihrer Begleiter. Damals gab es noch keine Bewirtung auf den Hütten, und so mussten sie alles selber mittragen, auch Hedwig als zierliche junge Frau. «Einen Tag Pause gönnten wir uns und verbrachten ihn mit Teetrinken, Essen Ende der 1970er-Jahre wartete im Wallis eine besondere Geburtstagsüberraschung auf Hedwig Wandfluh-Rentsch. In Ausserberg wurde sie von Tochter und Schwiegersohn empfangen, und zu Fuss marschierten sie zum Flugfeld von Raron. «Dort stand ein Flugzeug bereit. Schon bald hoben wir damit in Richtung Goms ab – welch ein Anblick auf all meine geliebten Berge von oben. Doch plötzlich drehte das Flugzeug ab und flog zu den hohen Walliser Bergen. Die Überraschung war perfekt: zweimal umrundeten wir das Matterhorn, und ich staunte, wie hoch dieser majestätische Berg erschien, auf dem ich als junge Bergsteigerin einst stand», erzählt sie stolz. Am 12. April darf diese abenteuerlustige, liebenswürdige, hilfsbereite Frau ihren 100. Geburtstag feiern und sicher von vielen Besuchern die besten Wünsche entgegennehmen. Bessere Erschliessung der Mänimatte FORTSETZUNG VON SEITE 1 «Sollte die Strassensanierung bewilligt um einen Abfallcontainer erweitert werden, werden dieselben Bauherren werden. mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder Bis am 23. April läuft die Einspracheein Baugesuch stellen», sagt Wenger. frist. Gemäss Wenger wird es wahrscheinlich einige Einwände geben, denn Einsprachen erwartet manche Eigentümer müssen Teile ihres Bei der Sanierung erhielte das Trottoir Gartens oder Parkplatzes an die breitere der Gufergasse neu einen schräg ge- Strasse abtreten. Der Landerwerb durch stellten Randstein. So könnten die die Gemeinden beschränke sich aber auf Fahrzeuge bei Gegenverkehr leichter wenige Quadratmeter, so Wenger. Dank auf den Gehsteig ausweichen. Die des öffentlichen Mitwirkungsverfahrens Winklenstras se soll von der Gufer- vom letzten Sommer kenne die Gegasse bis Ende des Baugebiets bei der meinde die wichtigsten Anliegen der EiMänimatte verbreitert werden. Anfang gentümer bereits. Winkelstrasse sollen zudem drei öfDer Termin für allfällige Einsprachefentliche Parkplätze entstehen und die verhandlungen ist auf den 15. Mai festbestehende Abfallentsorgungsstelle gelegt worden. Anschliessend werden die Akten ans Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) weitergeleitet. Dieses entscheidet, welche Einsprachen berücksichtigt werden und entsprechende Anpassungen erfordern. Beschluss im Sommer Die Kosten für die Sanierung betragen rund 390 000 Franken. Die eine Hälfte finanziert die Gemeinde, die andere Hälfte wird von jenen Grundeigentümern übernommen, die von der Stras sensanierung profitieren. Über den Kredit beschliesst die nächste Gemeindeversammlung im Juni. «Im Optimalfall könnte Ende Juli mit der Sanierung begonnen werden», so Wenger. Die Sanierung von Gufergasse und Winklenstrasse könnte den Weg für den Neubau von Mehrfamilienhäusern auf der Mänimatte ebnen – wie bereits vor zwei Jahren geplant. BILD REGIOGIS BERNER OBERLAND
© Copyright 2025 ExpyDoc