Bildungszentrum Donawitz

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Der Austragungsort der Leerstandskonferenz wurde bewusst gewählt: Die steirische Mittelstadt
Leoben ist der Prototyp einer österreichischen Stadt, die durch den Strukturwandel ganz massiv
von Schrumpfung betroffen ist und mittlerweile erhebliche Leerstände in unterschiedlichen
Dimensionen vorzuweisen hat. Leoben ist ein klassischer Industriestandort mit der VOEST
Alpine in Donawitz und holzverarbeitenden Betrieben. Mit der Montanuniversität ist Leoben ein
wichtiger Wissenschaftsstandort mit ca. 4 000 Studierenden - für eine Stadt dieser Größe [rund
25 000 EinwohnerInnen] ein sehr hoher Studierendenanteil.
Der gesamte Bezirk Leoben war und ist von einem markanten Bevölkerungsrückgang betroffen.
Die Geburtenzahlen in Leoben lagen in den 1960er Jahren bei rund 700 jährlich und bleiben
seit einigen Jahren bei rund 180 Geburten pro Jahr relativ stabil - mit gelegentlichen Ausnahmen
[2012: 165 Kinder]. Die Bevölkerung hat in dieser Zeitspanne kontinuierlich abgenommen,
2015 war die Bilanz aus Geburten, Sterbefällen, Ab- und Zuwanderung zum ersten Mal positiv.
Aufgrund dieser demografischen Entwicklung wurde in den letzten 15 bis 20 Jahren bereits eine
entsprechende Anpassung vorgenommen. Die Anzahl der Volksschulen wurde von acht auf fünf
reduziert, weitere Schließungen werden vermutlich erforderlich sein.
»Die Stadt hat erkannt, dass sie hier Antworten finden muss, und entwickelt ein
Schulstandortkonzept für die nächsten Jahrzehnte. Neben einer pädagogischen und
demographischen Analyse werden auch baulichräumliche Parameter abseits einer reinen
Sanierungskostenfrage herangezogen, anhand derer dann überlegt werden kann, was
mit Objekten passieren soll, die keine Schule mehr beherbergen werden. Das wird oft
vernachlässigt, obwohl diese Frage sehr wesentlich ist«, so Caren Ohrhallinger.
Exkursionsziel der Leerstandskonferenz war das Schulgebäude des zukünftigen
Bildungszentrum Donawitz [Beteiligungsprozess, Masterplan und Architektur: Michael Zinner
& Kunstuniversität Linz & nonconform]. In das Gebäude der Pestalozzi-Hauptschule LeobenDonawitz [Europa Hauptschule] werden 2016 die drei Pflichtschulen Volksschule Donawitz,
Neue Mittelschule Pestalozzi und Polytechnikum Göss einziehen.
Ein verantwortungsvolles Projekt, denn einige SchülerInnen werden diese Schule über
acht Jahre lang besuchen. Baudirektor Heimo Berghold beleuchtete den Prozess, der zur
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Nach der Einführung in
die Projekthintergründe durch Baudirektor
Heimo Berghold führten
Caren Ohrhallinger
und Michael Zinner die
KonferenzteilnehmerInnen durch das zukünftige Bildungszentrum
Donawitz.
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Entscheidung gegen die Aufrechterhaltung von drei Standorten und für ein Bildungszentrum
führte.
Die genaue Untersuchung der SchülerInnenzahlen der Schulen des zuküntigen Bildungszentrum
Donawitz zeigt eine deutliche Schrumpfung: Die Verteilung der Altersgruppen in der
Bevölkerung verändert sich stark, so auch die SchülerInnenzahlen:
19972015
•Hauptschule/NMS 330 125 SchülerInnen
•Volksschule
185 125 SchülerInnen
•Die SchülerInnenzahlen der PTS sind stetig schwankend.
Mit einem Minimum von 38 und einem Maximum von 68 SchülerInnen war die Zahl kein Gradmesser für die Entscheidung.
Ökonomische Ziele der Zusammenlegung sind die Verringerung der Betriebskosten
durch intensivere Nutzung der Flächen, Qualitätsverbesserung durch die Sanierung und
bildungspolitische Überlegungen sowie die Aufwertung des Stadtteiles. Bereits 2007/08
startete die öffentliche Diskussion mit den NutzerInnen der Schulen inklusive der Eltern und der
Ortsteilbevölkerung.
Führung durch das
Bildungszentrum Donawitz: Gegenstand und
Durchführungsort der
dreitägiten vor ort
ideenwerkstatt. [Foto
& Grafik: nonconform]
Hintergrund dieser Entscheidung waren die genannten Bevölkerungsentwicklung, ökonomische
Zwänge sowie Aspekte der Bildungspolitik.
Die baulichen Veränderungen zu einem Bildungszentrum bieten Gelegenheit pädagogische
Ziele zu überarbeiten. Die spätgründerzeitliche Gangschule mit dunklem Eingangsbereich
und toten Flurenden soll Bildungszentrum für alle Altersgruppen, Talentetypen und
Kulturhintergründe werden und einen zeitgemäßen und modernen Unterricht der Jugend fördern.
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Das ArchitektInnenteam von nonconform,
Kunstuniversität Linz
und Michael Zinner
bei der Arbeit vor
ort mit SchülerInnen,
LehrerInnen, Auftraggeberschaft und weiteren AkteuerInnen des
Schulprojekts. [Fotos:
nonconform]
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In den Entwicklungsprozess wurden im Rahmen einer vor ort ideenwerkstatt SchülerInnen,
PädagogInnen, Eltern, Auftraggeberschaft und Hauspersonal einbezogen. Bei der intensiven
Startphase arbeiteten die ArchitektInnen mehrere Tage im Schulgebäude mit allen Akteuren an
dem gemeinsamen Projekt. Ergebnis des Prozesses ist »die gemeinsame Lösung«, welche auch
die Finanzierbarkeit des Projektes mitdenkt. Erst nach dieser intensiven Orientierungsphase
hat die konkrete Planung begonnen. Der Umbauprozess wird gestalterisch begleitet. In der
Detailplanungsphase der Einrichtungsplanung finden regelmäßige NutzerInnengespräche statt.
Vieles wird sich verändert haben, wenn 2016 im Bildungszentrum 20 Schulklassen einziehen.
In der zukünftigen LehrerInnenwelt wird nicht mehr nach Schultypen unterschieden. „Das
klassische LeherInnenzimmer, in dem sich jeder verbarrikadiert, gehört der Vergangenheit an.
Alle LehrerInnen gehen in eine Schule und haben unabhängig davon in welchem Schultyp
sie unterrichten, in einem Raum ihre Erholungsphase. Ich glaube, dass zukünftig vor allem die
jungen KollegInnen sich das nicht mehr anders vorstellen können.“ so Paul Neugebauer, Direktor
der Polytechnischen Schule Leoben.
Modell und Visualisierung der zukünftigen
Lernlandschaft.
Die Klassen werden zu
den Gängen geöffnet.
Durch die Möblierung
werden die großzügigen
Gangflächen nutzbar.
[Foto & Grafik:
nonconform]
Die Klassenräume werden sich ebenfalls stark verändern. Die Möblierung ermöglicht
unterschiedliche Lernsettings: Arbeitsgruppen um ein Theaterstück zu üben, gegenübersitzende
Lernpaare im Sprachunterricht bis zum Frontalunterricht. Paul Neugebauer erwartet, dass sich
mit dem Umbau des Gebäudes auch der schulische Alltag verändert: »Dass der Lehrer die
Klasse zumacht und dann in der eigenen Welt ist, für die er verantwortlich ist, wird es so nicht
mehr geben. Die Klassen öffnen sich zu den Gängen. Man wird hören, was in den Klassen
passiert. Es werden auch SchülerInnen am Gang sein, die trotzdem am Unterricht teilnehmen.
Das wird, wie wir hoffen, eine komplett neue Unterrichtsform und eine neue Art für die
SchülerInnen, wie Ihnen der Unterrichtsstoff gelehrt werden kann.«
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