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DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST.GALLEN
www.kirchenbote-sg.ch
THEMA:
Fundamente –
oder was uns trägt
ZU AUFFAHRT UND PFINGSTEN
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FUNDAMENTE FREILEGEN
LEIDEN UND HOFFEN
DIE KIRCHE LEITEN
Die Bibel
Christen im Irak «Hier stehe ich»
EDITORIAL
IM ANFANG
Liebe Leserin, lieber Leser
Da lädt ein Künstler zu einer öffentlichen
­Begräbnisfeier ein. Er betoniert ein Buch ein.
Kein gewöhnliches, sondern die Heilige
Schrift: eine Zeichenhandlung mit Zündstoff,
eine Provokation.
Aber wir nehmen das hin, schauen zu, überlegen uns, was Hans Thomann uns mit der
Aktion sagen will. Zeichenhandlungen sind
immer offen für viele Deutungen. Was lösen
die Bilder bei Ihnen aus?
Mich erinnern sie auch an das Grab, in das
man den gekreuzigten Jesus gelegt hat. Das
Grab wurde mit einem Stein verschlossen.
Bei den Seinen blieben die Erinnerungen,
welche später durch das Wunder der Auferstehung neues Leben, eine Weltenwende ausgelöst haben.
Auch Thomanns einbetonierte Bibeln geben
die Erinnerung frei. Der Buchrücken bleibt
sichtbar, aber das heilige Buch kann nicht
geöffnet werden. – Der verhärtete Beton
kann auch unsere Trägheit bedeuten, unsere
weltliche Geschäftigkeit, unser Desinteresse
an der Frohen Botschaft.
Die Bibel gibt ihren Inhalt nicht von selbst
preis. Wir haben die Schalen, die ihren Inhalt verbergen, abzutragen, wegzumeisseln.
Schon die Alten sprachen von vier Schichten
der Schriftdeutung. Die erste Kenntnisnahme
bedeutet noch nicht, dass man zum Kern vorgestossen ist. Dazu braucht es auch innere
Arbeit, Musse, Hingabe, Meditation, Gebet.
Denn es geht nicht um die Bibel, sondern um
das, wovon sie zeugt, um Gott, wie er uns
durch Christus im Heiligen Geist erleuchtet.
Unsere Ausgabe zu Auffahrt und Pfingsten
berichtet von dem, was Menschen im Leben
trägt. Sie finden hier Glaubensbekenntnisse,
Reflexionen eines Seelsorgers und Hinweise
auf die Fundamente der Gesellschaft. Ja, wir
können den Beton aufbrechen, der den Zugang zum Leben spendenden Wort hindert. ■
Andreas Schwendener
2 AUSGABE 5/2015
Der St.Galler Künstler erklärt an seiner Kunstaktion, warum er heilige Bücher, hier die Bibel, einbetoniert.
Von der goldenen Regel
Text: Esther Marchlewitz | Foto: as
«Wie immer ihr wollt, dass die Leute
mit euch umgehen, so geht auch mit
ihnen um!»
Matthäus 7, 12
Ich erinnere mich noch gut an eine Szene, die ich
auf einer Konf-Reise nach München erlebt habe.
Wir sitzen am Frühstückstisch. Einer der Konfirmanden sagt halblaut etwas über eine der Konfirmandinnen am Nachbartisch. Das, was er sagt,
ist nicht gerade freundschaftlich. Seine Sitznachbarin hört es und reagiert empört: «Das dörfsch
doch nöt sägä! Wötsch, dass öppert so über
di räd?!» Das hat gesessen. Ruhe herrscht am
Tisch. Alle wissen sofort, was gemeint ist. Die
goldene Regel «Was Du nicht willst, dass man Dir
tu’, das füg’ auch keinem andern zu!» Oder in
den Worten Jesu aus Matthäus 7, 12: «Wie immer
ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen, so
geht auch mit ihnen um!» Der Konfirmand
wünscht sich für sich selbst ganz klar einen
wertschätzenden Umgang. Natürlich will er
nicht, dass jemand so über ihn herzieht, wie er
das gerade getan hat.
FUNDAMENT UNSERES ZUSAMMENLEBENS
Warum ich diese kleine Szene erzähle? Weil sie
für mich deutlich macht, wie tief die «goldene
Regel» in unserem allgemeinen Wissen und
Rechtsempfinden verankert ist. Sie bildet ein
Fundament unseres Zusammenlebens, auf das
man sich ohne lange Erklärungen berufen kann.
Der geniale Kniff der Regel ist dabei der Perspektivenwechsel, den sie vornimmt. Sie macht mein
oft so empfindsames und empfindliches Selbst
zur Messlatte für mein Handeln an anderen. Wenn
ich nur auf meinen eigenen Vorteil achte, dann
bin ich als Mensch ganz schnell fähig, dem ande­
ren einiges anzutun. Versetze ich mich aber in
den anderen hinein und stelle eine innere Beziehung zu ihm her, dann verbieten sich viele Dinge
von ganz allein. Wer möchte schon selbst geärgert, gehänselt oder betrogen werden? Klar,
­keiner! Nett und ehrlich behandelt zu werden, ist
dagegen angenehm. Und anders als ausführliche
Gesetzessammlungen mit zahllosen Einzelregelungen lässt sich die «goldene Regel» einfach und
ohne lange Suche in jeder Situation anwenden.
Weil sie so eingängig und praktisch ist, wundert
es wenig, dass die «goldene Regel» auch in an­
deren Religionen und Weltanschauungen wie
dem Konfuzianismus, dem Hinduismus oder
Buddhismus vorkommt. Auch das Judentum
kennt solche Überlegungen; etwa bei Jesus
Sirach.
DURCH GOTTES GEGENWART
Und doch finde ich, dass mich als Christin die
«goldene Regel» aus dem Munde Jesu besonders
trifft. Denn unser Gott hat selbst mit dem, was er
von uns fordert, ernst gemacht. Er, Gott, hat sich
in seinem Sohn ganz in uns Menschen hineinversetzt. Er hat in seinem Sohn erfahren, wie sich
Versuchungen anfühlen. Er hat erlebt, was uns
Menschen Vergebung bedeutet. Und er hat am
eigenen Leib erfahren, wie sich Hunger und
Durst, Schmerzen und ein Todesurteil anfühlen.
Durch Jesus hat Gott eine innere Beziehung zu
uns Menschen hergestellt. Jesus hat die goldene
Regel zu seinem Programm gemacht. Man denke
nur an die verhinderte Steinigung der Ehebrecherin und die Vergebung, die er ihr zusprach.
Gott behandelt uns so, wie wir Menschen es
brauchen. Voll Verständnis für unsere Schwäche.
Das motiviert mich, das Gleiche zu tun. ■
IM BRENNPUNKT
Fundamente – oder was ich glaube
Synodale der Evangelisch-reformierten Kirche im Kanton St.Gallen über ihren Glauben
Fotos: as
Zum Übergang im Kirchenratspräsidium von
Dölf Weder zu Martin Schmidt im Februar
2014 organisierte der Gossauer Pfarrer Rudy
Van Kerckhove ein Buch mit Bekenntnissen
aus der St.Galler Kantonalkirche. Darin finden
sich auch gegen 70 Zeugnisse von Synodalen
aus den Gemeinden. Hier eine Auswahl.
«Der christliche Glaube ist ein Vogel, der singt,
wenn die Nacht noch dunkel ist.» (Herkunft unbekannt). ■
Hanspeter Aschmann, Rapperswil
Für mich ist Glaube mein ruhiger Ankerplatz, wo
ich Freude und Dankbarkeit, aber auch meine Nöte hintragen kann, meine Kraftquelle. Mein Konfirmationsspruch, Matth. 28, 20: Christus spricht:
«... und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an
der Welt Ende.» ■
Ingrid Senn-Zaugg, Sevelen
Jesus kommt wieder. ■
nicht ungeschehen werden, Erfahrungen prägen,
es gibt kein Zurück, aber die tägliche Auferstehungshoffnung. Jesus sagt zu mir: «Stehe auf, Du
wirst neu!» ■
Miriam Schütt Mao, St.Gallen
Um meinen Glauben an Gott zu erklären, brauche ich das Sinnbild des Baumes. Wie die Wurzeln für den Baum ist mein Glaube für mich ein
fester Halt im Leben. Winde und leichte Stürme
werfen mich nicht so schnell um. Mein Glaube
wächst, wie ein Baum, immer weiter. Es gibt warme Jahreszeiten mit mehr Wachstum und kältere
Jahreszeiten, die eher Ruhepausen sind. Dank
meinem Glauben habe ich starke Äste, die anderen Hilfe und Unterstützung bieten. So wie Bäume Sonne und Wasser brauchen, geben mir die
Verheissungen Gottes Kraft. Ich lebe in der Gewissheit, dass ich von Gott geliebt und angenommen bin. Nur so kann auch ich Liebe weitergeben. ■
Rita Dätwyler, St.Gallen-Straubenzell
Anton Spycher, Wil
«Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan.» «Gott ist
die Liebe.» Draussen in der Natur begegne ich
Gottes Schöpfung und erlebe mich als einen Teil
von ihr. ■
Peter Hürlimann, Goldach
Ich glaube, dass mir Jesus jeden Tag neues Leben schenkt. Kein «Pfläschterli auf alte Wunden»,
keinen neuen Wein in alte Schläuche (Matth.
9, 17), sondern neues Leben. Vergangenes kann
Ich glaube an die Quelle einer fliessenden Kraft,
aus der wir jeden Tag schöpfen können. An eine
erneuerbare Energie für alles, was wir tun und
was entsteht. Ich glaube an den Geist, dass alles,
alles einen Sinn hat. Auch das Unglaubliche und
Unsinnige. Ich glaube an das Unsichtbare, fein
Abgestimmte, das gefühlsmässig Wahrnehmbare.
Ich glaube an die wahrnehmbare Verbindung zu
nahestehenden Menschen, ob sie nun leben oder
verstorben sind. Ich glaube, dass da etwas ist,
der Geist oder eine Kraft, die alles verbindet und
zusammenhält. … Wenn sie nachlässt, wie Stromausfall, bete ich. ■
Käthi Witschi, Diepoldsau
Einbetonierung einer Bibel durch den St.Galler Künstler Hans Thomann in der Offenen Kirche am 1. September 2008.
Die Bibel – ein Fundament unseres Glaubens.
Seit meiner Kindheit trage ich ein Urvertrauen in
mir, das durch die Geschichten im Neuen Testament geprägt wurde. Ich versuche im Umgang mit
Mitmenschen, mit Tier und Natur im Einklang zu
stehen und so zu handeln, wie es uns Jesus Christus gelehrt hat. ■
Therese Schüpbach, Berneck
Mein Glaube ist mein Fundament. Ich glaube an
einen Gott der Gnade, der Menschlichkeit. Mein
Glaube hilft mir, stärkt mich in meinem Tun, gibt
mir «Leitplanken», verbindet uns Menschen. ■
Trudi Ammann, Unteres Neckertal
Was ich glaube, sage ich mit dem apostolischen
Glaubensbekenntnis:
«Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an
Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter
Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten
Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird
er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige,
allgemeine, christliche Kirche, Gemeinschaft der
Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung
der Toten und das ewige Leben. Amen.»
Der Text stammt aus der altkirchlichen Taufliturgie, RG 263 / KG 31.3. Da steht, an was die Christenheit glaubt oder glauben soll. Nur die Evangelischen Kirchen der Schweiz sind der Meinung,
dass man nicht so viel Bekenntnis verlangen
kann. Eine Kirche ohne Bekenntnis ist wie ein
Staat ohne Verfassung. ■ Fabian Thürlimann, Wil
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THEMA
THEMA
Wie christlich sind Sie?
In jedem Geschöpf vermittelt Gott also etwas,
das ihm entspricht. Dabei hat sein schöpferi­
sches Tun konkret drei Akzente. «Im Anfang
schuf er.» Obwohl alles wüst und leer war. «Er
sprach.» Obwohl Todesstille herrschte. «Und er
schied.» Tag von Nacht, Himmel von Erde, Oben
von Unten. Kurz: Gott fängt an, Gott redet an,
Gott unterscheidet. Diese drei.
Von den gesellschaftlichen Errungenschaften, welche das Christentum mit ermöglicht hat.
Text: Lotti Gerber, St.Gallen | Fotos: as
BEREIT ZU SÜHNE UND AUSGLEICH?
Gottebenbildlichkeit beschreibt also eine Bezie­
hung, keinen materiellen göttlichen Kern. Im Ver­
halten des Geschöpfs soll Schöpferisches auf­
leuchten, indem einer anfängt, anspricht und zu
unterscheiden beginnt. Vor allem aber, indem er
anfängt, mit DEM in Beziehung zu treten, der ihn
so beziehungsfähig geschaffen hat.
Die Heilige Schrift ist aus ihrem Betongrab befreit und neu zugänglich – aus einer Kunstaktion von Hans Thomann.
Menschliche Würde an
den Grenzen schützen
In jedem Menschen das Bild Gottes zu sehen, ist tragendes Element in der Gefängnisseelsorge.
Die Gottebenbildlichkeit des Menschen gehört zu den Fundamenten des christlichen Glaubens.
Text: Reinhold Meier, Wangs | Foto: as
Wenn ich mit einem Bekannten darüber spreche,
dass ich Gefängnisseelsorger bin, verfällt er oft
in ungläubiges Staunen oder gleich in Schnapp­
atmung: «Wie kannst Du bloss Vergewaltigern
und Mördern vorurteilsfrei begegnen, als
Christ!?» So weit könne die Nächstenliebe doch
wohl nicht gehen. Solche Menschen hätten ihre
Würde verspielt.
Dann bin ich immer froh, wenn ich einigermas­
sen sicheren Boden unter den Füssen habe.
Denn diese Frage kann der Auftakt zu dem sein,
was man hierzulande so treffend eine «Kropflee­
rete» nennt. Ein theologisches Fundament ist
dann von Vorteil, ein fester Grund also, dem
Wortsinne nach. Sonst wirft mich das um.
ABSTAND GEWINNEN
Wie also lässt sich Seelsorge in diesem Grenz­
bereich begründen? Wie geht das, sich im Knast
unvoreingenommen zu begegnen und Würde zu
respektieren? Mein Gegenüber in der Zelle will
schliesslich nicht wissen, was ich über die
­Würde weiss, sondern ob ich sie praktiziere.
Das fällt zuweilen schwer. Mir hilft dabei aber
eine alte theologische Denkfigur, jene von der
Imago Dei, der Gottebenbildlichkeit. Sie ist mein
Fundament, ein roter Faden biblischen Denkens
und eine Zumutung zugleich.
4 AUSGABE 5/2015
Denn sie postuliert nicht einfach die Würde des
Menschen als «Zweck an sich», sondern veran­
kert sie in seinem metaphysischen Gegenüber, in
Gott. Das rührt aus einer tiefen Erfahrung. Jeder
kann innerlich aus sich heraustreten, etwa wenn
er träumt, lacht, betet, meditiert oder eine Acht­
samkeitsübung macht. Dann kann er sich mit ge­
schlossenen Augen sehen, sich beobachten, wie
er dasitzt und atmet. Der Person mit ihrem Leib
und ihrem Hirn steht somit ihre Persönlichkeit
gegenüber, die Psyche.
DREIFACH KREATIV
Diese Psyche wahrzunehmen und anzusprechen,
ist der Grund aller Seelsorge. Im alten Ägypten
ging man sogar noch einen Schritt weiter. Man
entfaltete den naheliegenden Gedanken, dass die
Seele ihrerseits ein Gegenüber hat: die Gottheit,
die ihr das Leben einhaucht. So erkannten die
Priester von Isis und Osiris im Pharao ein Abbild
des Jenseits, eben seine Würde.
Es gehört zu den grossen religionsgeschichtli­
chen Revolutionen, dass die jüdische und die
christliche Theologie dieses Modell demokrati­
siert hat. Schon im ersten Kapitel der Bibel wird
die Gottebenbildlichkeit vom elitären König ge­
löst und auf alle übertragen: «Gott schuf den
Menschen nach seinem Bilde, zum Bilde Gottes
schuf er ihn.»
Ob das eine Wahrheit ist, die aufleuchten darf,
wenn ich einem Straftäter gegenübersitze? Dass
er sich ansprechen lassen darf, auch im Namen
des Opfers und dessen Leides? Dass ihm seine
Würde darin bleibt, dass er trotz allem noch ein­
mal anfangen darf? Dass er beginnen darf, zu un­
terscheiden, Gut und Böse zum Beispiel, Schick­
sal und Eigenverantwortung? Bereit zur Sühne,
zu Ausgleich und Neubeginn.
Solch schöpferische Wahrheit ist ein Wagnis,
wenn alles wüst und leer ist, wenn es totenstill
und finster über einem Leben ist. Es ist kein
Kinderspiel, einen Menschen dabei zu begleiten,
sich kritisch von sich selbst zu distanzieren, im
Gebet, in der Achtsamkeit, im Segen. Ohne das
Fundament der Imago Dei könnte ich keinem
­Klienten unvoreingenommen begegnen und mit
ihm lernen, die Tat vom Täter zu unterscheiden.
«Ohne das Fundament der Imago Dei
könnte ich keinem Klienten unvoreingenommen begegnen und mit ihm
lernen, die Tat vom Täter zu unterscheiden.»
Haben Sie frei an Auffahrt und Pfingsten?
Natürlich. Natürlich? Unser Alltag baut auf
ein christliches Fundament, auch wenn wir es
oft nicht mehr als solches erkennen. Einige
Beispiele.
Unser Tag hätte wohl auch ohne christliche Tra­
dition die gewohnte Länge, da eine Erdumdre­
hung so lange dauert, und auch die Wochenlän­
ge mag mit den Mondphasen zusammenhängen.
Aber dass sich der Sonntag von den andern ab­
hebt, basiert auf der Bibel: Jesus ist am ersten
Tag der Woche auferstanden und als dieser galt
der Sonntag lange Zeit (wodurch übrigens auch
der Mittwoch wirklich in der Wochenmitte lag).
In den USA oder England ist das sogar heute
noch so, während die Juden den letzten Tag der
Woche feiern, also den Sabbat oder Samstag. An
diesem siebten Tag ruht Gott in der Schöpfungs­
geschichte und deswegen erscheint er auch in
den Zehn Geboten. Erst 1978 hat die UNO festge­
legt, dass international der Montag als Wochen­
beginn gilt. Wenn wir den Tagesablauf betrach­
ten: Die drei täglichen Hauptmahlzeiten ­gehen
wahrscheinlich auf den Rhythmus der Kloster­
gemeinschaften zurück.
FUNDAMENT UND BAUSTEINE
Dabei zeigt sich schon, dass das christliche Fun­
dament, auf das wir heute allerlei Häuser bauen,
keine homogene Masse ist. Manche Bausteine
stammen aus der Bibel, andere aus dem kirchli­
chen Umfeld und einige sind aus anderen Tradi­
tionen eingefügt worden. Manche Bauelemente
sind uralt, andere vergleichsweise jung, einige
gefallen uns bestens und andere finden wir be­
fremdend. Aber durch die Jahrhunderte haben
sie sich fest zusammengefügt.
«Ich gehe nicht mehr in die Kirche, die hat so
viel Schlechtes gemacht und zugelassen», höre
ich immer wieder. Ich bin einverstanden, dass es
in der Kirchengeschichte Moder und Fäule gibt,
und das lässt sich nicht einfach mit den Errun­
genschaften aufwiegen. Aber so wie ich das Fehl­
geleitete nicht ausblenden will, so finde ich es
auch schade, die vielen tragfähigen Elemente zu
ignorieren. Dazu zählen unzählige Institutionen,
die uns heute selbstverständlich erscheinen, wie
etwa die soziale Fürsorge, Spitäler oder Schulen.
SCHULEN, SPITÄLER, JUSTIZ, SPRACHE …
Bei den Griechen und Römern unterrichteten
meist Hauslehrer die Sprösslinge, während die
Klöster allmählich Schulen mit einem zentrali­
sierten Lehrplan aufbauten. Zu Beginn war der
Lehrplan sehr religiös orientiert und einem klei­
nen Kreis vorbehalten, aber mit der Zeit konnte
sich daraus eine Volksbildung entwickeln. In der
Medizin hat die Kirche den Fortschritt lange ver­
hindert, doch aus der Pflege von Pilgern durch
Nonnen und Mönche entwickelten sich schliess­
lich Hospitale. Beim Engagement zugunsten der
Kranken stand der karitative Gedanke im Vorder­
grund. Unser modernes und an sich säkulares
Justizsystem würde ebenfalls anders aussehen,
wenn das Konzept von Strafe, aber auch die
Möglichkeit eines Schuldeingeständnisses und
Neuanfangs nicht so tief in uns verwurzelt wäre.
Die Verbundenheit mit dem Christentum schim­
mert aber auch im Sprachgebrauch durch. «Seit
wann zitierst du aus der Bibel?», fragte ich neu­
lich einen Kollegen, der soeben lapidar kommen­
tiert hatte: «Wer andern eine Grube gräbt, fällt
selbst hinein.» Er war sich nicht bewusst, dass
dieser Satz eine von vielen Redewendungen ist,
die bereits in der Bibel zu finden sind. Auch Ein­
zelbegriffe haben Einzug in unser modernes Le­
ben gefunden. Dazu zählt «Sabbatical», eine Aus­
zeit. Die Idee geht zurück auf das biblische Sab­
batjahr, das der Regeneration von Mensch und
Feldern dienen soll.
.
DAS KIND LIEBHABEN
Konkret versuche ich, im Gegenüber das Kind zu
sehen, jenes Kind, das er einst von Gott her war.
Dieses kleine Wesen, das doch leben wollte. Ich
will mit ihm fragen, ob es heute leben will. Ob es
neu leben will. Ob es beginnen will, sich selbst
wahrzunehmen, wie es dasitzt und atmet und
sich nach wohltuender Unterscheidung sehnt.
Ob es spüren mag, wie es dabei frei wird. Und
bussfertig.
Das grosse Schöpfungsepos der Bibel über das
Wunder des Lebens endet übrigens sehr nüch­
tern mit einer menschlichen Straftat, dem
Brudermord von Kain und Abel. Nein. Es endet
präzise damit, dass Gott dem Brudermörder ein
Zeichen macht, damit niemand ihn erschlüge,
der ihn fände. Das heisst wohl, die Würde des
Menschen zu schützen: Sich nicht irre machen
zu lassen an seiner Imago Dei. Nicht einmal
als Schöpfer. Christliche Seelsorge hat diesem
unglaublichen Schöpfungsimpuls zu folgen,
in grosser Demut, aber präzise. ■
KERNSÄTZE
Hinter allem Geschaffenen wirkt das Wort Gottes – wie
hinter modernen Errungenschaften christliches Erbe.
BEERDIGUNGS- UND GRABKULTUR
So ziehen sich christliche Elemente und solche,
welche die Kirche aus dem Judentum und an­
deren Kulturen übernommen und dabei neu
­geprägt haben, durch unseren Alltag. Und
auch wenn viele aus der Kirche austreten: Am
Lebensende lassen sich immer noch die meisten
auf einem Friedhof begraben (ohne Ausrichtung
nach Mekka) und weder rituell verbrennen, noch
überlassen sie ihre Leichen wie die Parsen auf
Türmen den Geiern. Wie viele sind wohl heute
noch stärker mit dem Christentum verbunden,
als sie denken? ■
Die gute Nachricht offenbart «Worte des Lebens».
Die 10 Gebote
1. Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine
anderen Götter haben neben mir.
2. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes,
nicht mißbrauchen.
3. Du sollst den Feiertag heiligen.
4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
5. Du sollst nicht töten.
6. Du sollst nicht ehebrechen.
7. Du sollst nicht stehlen.
8. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider
­deinen Nächsten.
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten
Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein
Nächster hat. ■ 2. Mose 20 www.ekd.de/glauben
Schma Jisrael
Höre, Israel: Der HERR, unser Gott, ist der einzi­
ge HERR. Und du sollst den HERRN, deinen Gott,
lieben, von ganzem Herzen, von ganzer Seele
und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte,
die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Her­
zen bleiben, und du sollst sie deinen Kindern
einschärfen, und du sollst davon reden … ■
5. Mose 6, 4f
Der neue Bund
Dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel
schliessen werde nach jenen Tagen, Spruch des
HERRN: Meine Weisung habe ich in ihre Mitte
­gegeben, und in ihr Herz werde ich sie ihnen
schreiben. Und ich werde ihnen Gott sein, und
sie, sie werden mir Volk sein. Dann wird keiner
mehr seinen Nächsten und keiner seinen Bruder
belehren und sagen: Erkennt den HERRN! Son­
dern vom Kleinsten bis zum Grössten werden
sie mich alle erkennen, Spruch des HERRN. ■
Jeremia 31, 33–34
Verheissung des Geistes
Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist zu eu­
rem Wohl, dass ich weggehe. Denn wenn ich
nicht weggehe, wird der Fürsprecher nicht zu
euch kommen; wenn ich aber gehe, werde ich
ihn zu euch senden. … Wenn er aber kommt, der
Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen
Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich
selbst reden, sondern was er hören wird, wird
er reden, und was kommen wird, wird er euch
kundtun. Er wird mich verherrlichen, denn aus
dem Meinen wird er empfangen und euch kund­
tun. Alles, was der Vater hat, ist mein. Darum ha­
be ich gesagt, dass er aus dem Meinen empfängt
und euch kundtun wird. ■
Johannes 16, 7–15
WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5
THEMA
Tempelberg und modernes Jerusalem: An keinem andern Ort der Welt sind politische und religiöse Konflikte so eng verwoben und Religionen mit ihrem Friedenspotenzial herausgefordert.
Religion als Ressource für den Frieden?
Frieden in und zwischen Völkern: Der Beitrag der Religionen
Text: mission 21 / APD | Foto: as
Religionen würden spätestens nach dem
11. September 2001 von der Öffentlichkeit als
negative oder als Konflikte fördernde Faktoren wahrgenommen, sagte Detlef Lienau,
Theologischer Studienleiter bei mission 21,
bei der Einführung zur Fachtagung «Religionen als Ressource für den gesellschaftlichen
Frieden». Die vom evangelischen Missionswerk mission 21 in Basel organisierte Tagung
wolle auch das Friedenspotenzial von Religionen thematisieren, zumal die Partnerkirchen
des Werkes zunehmend von religiösen Konflikten betroffen seien, so Lienau.
«Alle Religionen kennen das Phänomen religiös
motivierter Gewalt», sagte Markus A. Weingardt,
Friedens- und Konfliktforscher und Mitarbeiter
der Stiftung Weltethos in Tübingen/Deutschland.
Es sei deshalb wichtig, die Rolle von Religionen
in Konflikten zu verstehen sowie die Konfliktmechanismen zu kennen. Konflikte könnten entstehen, wenn gleiche Interessen aufeinandertreffen
würden – zwei wollen das gleiche Haus – oder
wenn unterschiedliche Interessen aufeinanderstossen – ein Partner will in die Berge, der andere ans Meer in die Ferien.
lisieren. Gebe es bei einem Hausbau Konflikte,
sei dies weit weniger problematisch, als wenn es
sich um einen Moscheebau handle. (2) Menschen
seien bei Wertekonflikten gewaltbereiter. Der
Schritt von verbaler zu konkreter Gewalt sei oft
klein. (3) Man sei bei Wertekonflikten auch opferbereiter, da es um Identität, um Existenz gehe.
KÜNSTLICHE WERTEKONFLIKTE
Mächtige hätten entdeckt, dass, wenn es gelinge,
Interessenkonflikte in Wertekonflikte zu transformieren, es viel einfacher sei, Beteiligung und
Engagement zu erreichen. Nebst den üblichen
-ismen sei auch Religion ein oft genutzter Transformationsweg. Der Konflikt werde dabei mit
den Kategorien «gut» und «böse» aufgeladen und
befeuert. Gewalt werde als legitim dargestellt
und die Opferbereitschaft nehme zu: Selbstmord­
attentat. Religiös aufgeladene Konflikte seien gewalttätiger, dauerten länger und es bestehe weniger Kompromissbereitschaft, so Weingardt.
INTERESSEN- UND WERTEKONFLIKTE
Bei Interessenkonflikten gebe es meist drei Lösungsansätze, so Weingardt: Der Stärkere setze
sich durch, das eigene Recht werde eingeklagt
oder es gebe eine Verständigung durch Ausgleich oder Kompromiss.
FRIEDENSFÖRDERNDE INITIATIVEN
Der 15 Jahre dauernde Bürgerkrieg in Mosambik
sei nach riesigen Opferzahlen 1992 durch das
Friedensabkommen von Rom beendet worden.
Es sei vorwiegend vom römisch-katholischen
Bischof Jaime Pedro Gonçalves, Erzbischof von
Beira, vermittelt worden. Dass er keine zeitlichen, inhaltlichen noch militärischen Druckmittel an­gewendet habe, hätte es den Konfliktparteien erlaubt, nach und nach Vertrauen aufzubauen, erläuterte der Friedensforscher.
Schwieriger sei es bei Wertekonflikten, denn es
gebe nicht die Menschenrechte für mich und etwas weniger Menschenrechte für die anderen.
Bei Wertekonflikten seien drei Effekte feststellbar, führte der Konfliktforscher aus: (1) Für Wertekonflikte seien Menschen viel leichter zu mobi-
Beim Völkermord in Ruanda hätten sich die
Muslime nicht beteiligt. Sie hätten durchschaut,
wohin die Propaganda führe, und deshalb in
ihren Schulen die Schüler gegen die Hasspropa­
ganda immunisiert und im Konflikt Flüchtlinge
aufgenommen und versteckt.
6 AUSGABE 5/2015
Auf den Philippinen sei Diktator Marcos 1986
massgeblich durch den gewaltlosen Widerstand
der römisch-katholischen Basisgemeinden
gestürzt worden, weshalb man auch von der
Rosenkranzrevolution spreche.
Nach der Vertreibung von Pol Pot und der Roten
Khmer in Kambodscha, durch den Einmarsch
der Vietnamesen, sei die vierjährige Schreckensherrschaft beendet gewesen. Anschliessend habe der buddhistische Mönch Maha Ghosananda
in Flüchtlingslagern die Versöhnungsarbeit begonnen, Tempel und Klöster im Land aufgebaut,
wo Menschen soziale Hilfe bekommen hätten
und Familien wieder zusammenfinden konnten.
RELIGIÖSE KONFLIKTVERMITTLUNG
Drei Merkmale zeichneten laut Weingardt erfolgreiche religiöse Vermittler aus: Sach- und Fachkompetenz bezüglich der Konflikte, Glaubwürdigkeit in Wort und Tat sowie Nähe zum Konflikt.
Religiöse Vermittler profitierten von einem Vertrauensvorschuss, der ihnen Freiräume gebe,
weil sie als ehrliche ungefährliche Makler wahrgenommen würden. Diese Friedenspotenziale
der Religionen müssten erkannt, entwickelt und
in Konflikten eingebracht werden, forderte der
Friedens- und Konfliktforscher.
Nebst Weingardt referierte Amira Hafner-Al
Jabaji zum Thema «Muslime in der Schweiz oder
Schweizer Muslime?»; Jörg Stolz sprach zur Frage: «Fördert Religion die Integration der Gesellschaft?» und Genia Findeisen berichtete über
«Die Rolle der Religionen in Indonesien».
Die Referate zur Fachtagung «Interreligiöse
Friedensarbeit» sind als Download zugänglich:
www.mission-21.org ■
FOKUS
«Nehmt den Politikern die Waffen weg»
Ostermarsch am Bodensee
Text und Fotos: Wolfgang Frey, Bregenz
«Eine andere Welt ist möglich.» Daran glaubt
Arne Engeli, der Organisator des Internationalen Bodensee-Friedenswegs, fest.
In diesem Jahr folgen seinem Aufruf mehr als
600 Menschen. Es sind so viele wie noch nie
seit dem ersten Friedensweg am Bodensee
im Jahr 2009. Und es sind deutlich mehr als
in Bern.
«Die schrecklichen Kriege, die Massaker, der
Hunger, der Raubbau an der Natur – die Men­
schen merken, so kann es nicht mehr weiterge­
hen», sagt Arne Engeli. Er steht am Ostermontag
zwischen Hunderten Menschen auf dem Sym­
phonikerplatz in Bregenz, rundherum schwen­
ken die Ostermarschierer ihre Friedensfahnen,
die Transparente und Plakate: «Mit Pauken und
Trompeten gegen Drohnen und Raketen», «Keine
Panzer an die Saudis», «Wir können uns die Rei­
chen nicht mehr leisten».
Die Atmosphäre ist friedlich, es fällt kein böses
Wort. Dieses Gemeinschaftsgefühl, sagt Arne En­
geli, spiele eine grosse Rolle: «Ich glaube, es ist
für die Menschen hier auch eine Gelegenheit,
sich gegenseitig Mut zuzusprechen, zu zeigen,
wir bleiben dran, wir geben nicht auf, wir glau­
ben daran, dass eine andere Welt möglich ist.»
Auf der Bühne macht die Präsidentin des Inter­
nationalen Versöhnungsbunds den Ostermar­
schierern Mut. Davorka Lovrekovic erinnert
daran, was die Friedensbewegung alles schon –
zumindest mit- – erreicht hat: die Verbote von
biologischen und chemischen Waffen, und das
Verbot von Landminen. Jetzt müsse die neueste
Waffe aus den Arsenalen verbannt werden: die
unbemannte Kampfdrohne.
Auch an solchen Kriegsmaschinen wird in eini­
gen der gut zwei Dutzend Rüstungsbetriebe
rund um den Bodensee gearbeitet. Der Kampf
für ein Verbot von Drohnen, sagt Davorka Lovre­
kovic, sei ein «konkreter Schritt auf dem Weg zur
Ächtung des Krieges» und dem Ziel, «den Politi­
kern und Militärs die Waffen aus den Händen zu
nehmen». Und das sei gar kein so illusorischer
Schritt. Die bereits erreichten Verbote verschie­
dener Waffengattungen zeigten es schliesslich:
«Die Friedensbewegung steht mit ihren Forde­
rungen in der Mitte der Gesellschaft!»
«Der Krieg gegen den Terror ist völlig
gescheitert.»
Im Publikum sind Schweizer, Österreicher und
Deutsche, Junge, Alte, Familien. Viele sind mit
den Velos gekommen, ein paar schieben Kinder­
wagen. Auf dem Bregenzer Symphonikerplatz
sieht es fast so aus wie in der «Mitte der Gesell­
schaft», allein, es fehlen die Anzugträger, die
Politiker, die Firmenbosse.
WAFFENEXPORTE RÄCHEN SICH
Der Göttinger Friedenspreisträger Peter Zumach
steigt im gelben Wollpullover und mit roter Müt­
ze auf die Bühne. Auch er geisselt die Waffen­
Friedenspreisträger Peter Zumach kritisierte, dass man
weltweit Krisenherde primär mit Waffen beruhigen will.
exporte: «Statt in Krisengebieten demokratische
Kräfte zu unterstützen, haben wir Diktaturen un­
terstützt und die Konflikte damit nur aufge­
heizt», sagt Zumach. «Das rächt sich jetzt bitter,
gerade im Nahen Osten und in Nordafrika; heute
erleben wir, dass diese Waffen benutzt werden.»
Unter anderem im sogenannten Krieg gegen den
Terror.
Zumach gilt als einer der profiliertesten deut­
schen Publizisten zu Sicherheits- und Menschen­
rechtsfragen. Vom Schweizer Sitz der Vereinten
Nationen in Genf aus verfolgt er die Weltpolitik
und berichtet unter anderem für die linksalter­
native deutsche Zeitung «taz». In Bregenz ist
er am Ostermontag der Hauptredner und der
«Krieg gegen den Terror» ist eines seiner Haupt­
themen.
NÄHRBODEN FÜR GEWALT
«Völlig gescheitert» sei dieser von den USA aus­
gerufene Feldzug, sagt Zumach. Vor allem seien
Tausende unschuldige Menschen umgekommen.
Daneben sei «neuer Hass» gesät worden, ein
Nährboden geradezu für aktuelle Terrorphäno­
mene wie den «Islamischen Staat». Auch diese
Milizen seien nicht durch einen «Krieg gegen den
Terror» zu besiegen.
Eindämmen könne man diese Gewalt nur, in­dem man den Menschen, die in den betroffenen
Regionen oft in prekären Verhältnissen lebten,
eine positive Lebensperspektive gebe, sagt Zu­
mach. Indem man helfe, in diesen Ländern Sta­
bilität und Demokratie zu schaffen. Dann werde
auch der Dschihad an Attraktivität verlieren.
Dann, wenn auch dort «eine andere Welt» eine
Chance bekomme.
Für diese Chance versammeln sich die Teilneh­
mer des Friedenswegs am Nachmittag zu einem
gemeinsamen Friedensgebet. Zu einem inter­
religiösen. Nicht zuletzt, um für die Möglichkeit
einer «anderen Welt» zu beten, in der auch reli­
giöser Wahn und Hass keinen Platz mehr hat. ■
«Krieg ächten – Frieden schaffen», so das Motto des internationalen Bodensee-Friedenswegs am Ostermontag in Bregenz.
Nächster Ostermarsch: 28. März 2016
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PANORAMA GEMEINDEN
Pfarrer Böhringer nun im Rheintal
Text: Reto Neurauter | Foto: Gemeindeseite
Seit dem 1. April wirkt Pfarrer Martin Böhringer in der
Kirchgemeinde EichbergOberriet, vorerst in einer
80-Prozent-Anstellung mit
den Schwerpunkten Religionsunterricht und Jugend­
arbeit. In einem Jahr soll er
dann als Pfarrer gewählt
werden. Böhringer war vorher während 15 Jahren Pfarrer in Alt St.Johann. ■
Pfarrehepaar in St.Margrethen
Text: Reto Neurauter | Foto: Gemeindeseite
Bereits seit zwei Jahren sind Pfarrer Sven
Hopisch und seine
Frau, Pfarrerin Eva
Nörpel Hopisch, in
der Kirchgemeinde
St.Margrethen tätig.
Nun sind sie ins ordentliche Pfarramt gewählt
worden. Präsident Paul Gerosa sagte an der
Kirchgemeindeversammlung: «Sie passen zu
uns.» Seit vergangenem August ist die Stelle der
Jugendarbeit mit der 21-jährigen Jessica Spirig
besetzt. Und die Kirchbürger stimmten dem
­Verkauf einer Parzelle an die Gemeinde zu. ■
Rebstein-Marbach: neuer Diakon
In der Kirchgemeinde Rebstein-Marbach arbeitet
seit 1. Mai Diakon Armin Elser zu 70 Prozent.
Er ist für die vielfältigen Aufgaben im Bereich
Jugendarbeit, junge Erwachsene sowie Erlebnisprogramme zuständig. ■
Chlausenhut in St. Laurenzen
Text und Fotos: as
Der Chlausenhut der Künstlerin Michaela
Tröscher wird vom 17. bis 29. Mai 2015 in der
Kirche St. Laurenzen ausgestellt und ist täglich von 10 bis 16 Uhr zu besichtigen.
Die vom Evangelisch-reformierten Forum
St.Gallen organisierten Abende zu den liturgischen Gesängen der orientalischen Kirchen
wurden von einem Team junger Leute gefilmt.
Alle Beiträge sind jetzt über das YouTube-­
Portal des Forums zugänglich.
Text: Reto Neurauter
Gleich beide Pfarrer verlassen im kommenden
Jahr die Kirchgemeinde Altstätten: Pfarrer Hans­
urs Walder geht Ende Februar in Pension und
Pfarrer Gregor Weber verlässt mit seiner Familie
die Kirchgemeinde Ende Juli. Ihr Ziel ist es, in
einer christlichen Diasporakirche im Mittleren
Osten zu arbeiten. Da der Orient schon lange ein
grosses Interesse bei Familie Weber auslöst und
sie viele Kontakte in die Region hat, möchte sie
diese neue Herausforderung annehmen. ■
8 AUSGABE 5/2015
PANORAMA KANTON
Theologiewoche Campus Kappel:
Wo Knackeboul den Gefängnisseelsorger trifft
Text: pd
Am Mittwoch, 20. Mai, 12.15 Uhr, werden im Mittwoch-Mittag-Konzert mit dem «Horn to be wild –
Brassquintett» eine Kurzeinführung zum Chlausenhut und ein Apéro um 12.45 Uhr angeboten.
Am Freitag, 29. Mai, macht die Bildhauerin mit
dem Chlausenhut eine Wanderung von Urnäsch
auf die Schwägalp: «Ich komme in die Kirche, nehme den Hut auf den Kopf und laufe los – ohne öffentliche Gesten. Dann fahre ich mit dem Bähnli
nach Urnäsch, von dort laufe ich auf die Schwäg­
alp und mache dort eine Handlung.»
In den vielgestaltigen Kunstwerken von Michaela
Tröscher (*1974) verweben sich literarische und
autobiografische Bezüge mit volkskundlichen
Bildwelten zu einem eigenen künstlerischen
Kosmos. Isländischen, alemannischen und Ostschweizer Lebenswegen und Traditionen folgend,
unternimmt Michaela Tröscher lange und beschwerliche Reisen von der alten in die neue
Welt. Mit diesen Erlebnissen und intensiven Beobachtungen arbeitet die Künstlerin und schafft
ein eigenwilliges bildhauerisches und zeichnerisches Werk, das einem Roman gleicht. ■
Im letztjährigen Vortragszyklus versuchte das
Evangelisch-reformierte Forum einen Überblick
über die christliche Musik des Westens zu präsentieren. Der erste Abend mit Professor Franz
Karl Prassl widmete sich dem gregorianischen
Choral, der zweite Abend mit Rudolf Lutz den
Perlen der protestantischen Kirchenmusik, der
dritte Abend mit Andreas Hausammann der
populären Kirchenmusik und der letzte Abend
mit Peter Roth der Weltmusik. Alle vier Beiträge
wurden gefilmt und im damals neu erstellten
YouTube-Portal des Forums veröffentlicht.
URSPRÜNGE IM ORIENT
Schon damals kam aus dem Publikum die Anregung, einen Vortragszyklus den Gesängen der
orientalischen Kirchen zu widmen, zumal die orientalischen und byzantinischen Kirchen bis heute alle liturgische Texte nur singend vortragen.
Der «Chlausenhut» verbindet Männerbrauchtum, weibliche Rollenbilder und individuelles Selbstverständnis.
Weesen-Amden: zwei Renovationen
Text: Reto Neurauter | Foto: Gemeindeseite
Text: Reto Neurauter
Altstätten: Pfarrer gesucht
«Heiliger Sound» auf YouTube
Text: Bettina Schönfelder | Foto: pd
Rheineck: Pfarrer geht
Die Kirchgemeinde Rheineck muss einen neuen
Pfarrer oder eine Pfarrerin suchen. Auf den
31. Juli nämlich verlässt Pfarrer Samuel Hertner
nach knapp dreijähriger Amtszeit die Gemeinde
und übernimmt eine Pfarrstelle in Steinmaur mit
den Schwerpunkten Konfirmandenunterricht,
junge Erwachsene und moderne Gottesdienste. ■
PANORAMA KANTON
Die Bergkirche Amden wird aussen renoviert und innen
veränderten Anforderungen angepasst.
Bei der Kirchgemeinde Weesen-Amden stehen
zwei Bauvorhaben an: Zum einen wird die 1972
erbaute Bergkirche Amden aussen renoviert und
innen den veränderten Anforderungen der Kirchgemeinde angepasst. Zum andern muss der
100-jährige Glockenturm der Zwinglikirche in
Weesen erneuert werden. In Amden betragen die
Kosten 580 000 Franken. 300 000 Franken kommen als Finanzausgleichsbeitrag von der Kantonalkirche. Die Kirchgemeinde muss daher den
Steuerfuss um 2 auf 28 Prozent erhöhen. Zudem
ist auch für die Turmsanierung bereits Unterstützung seitens der Kantonalkirche angesagt. ■
Obertoggenburg Ebnat-Kappel: Ja
mit neuer Fusion zu Bauvorhaben
Text: Reto Neurauter
Text: Reto Neurauter
Die Kirchgemeinden Nesslau, Stein und Krummen­au-Ennetbühl haben der Fusion zu einer Kirchgemeinde zugestimmt, praktisch jeweils einstimmig.
Im kommenden September findet dann die Gründungsversammlung der neuen Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Nesslau statt. Ihre Arbeit
aufnehmen wird diese am 1. Januar 2016. ■
Die Bürgerversammlung der Kirchgemeinde
Ebnat-Kappel hat dem Projektierungskredit von
275 000 Franken für den Umbau des Pfarrhauses
zu einem Kirchenzentrum mit Glaspavillon zugestimmt. Die Kosten betragen 2,5 Millionen Franken, wobei die Kantonalkirche 2,1 Millionen zugesichert hat. Die Eröffnung wird 2017 erwartet. ■
Weil die Gesänge der Urkirchen vom jüdischen
Gottesdienst inspiriert sind, wurde der Vortragszyklus 2015 mit einem Beitrag über die Gesänge
der Synagoge eröffnet. Prof. Andor Izsák, Direktor a. D. am Europäischen Zentrum für Jüdische
Musik in Hannover, machte erlebbar, wie der Gesang im Tempel zu Jerusalem von vielen Instrumenten begleitet war. Mit der Zerstörung des
Tempels sei dieser Kult entfallen, es durfte in der
Synagoge nur einstimmig und unbegleitet gesungen werden. Dieses Tabu wurde Anfang des
19. Jahrhunderts in Norddeutschland gebrochen,
als dort eine Synagoge eine Orgel erhielt und
Tempel genannt wurde. Seither entwickelte sich
der synagogale Gesang parallel zur Gesangskultur der jeweiligen Völker, mit denen Juden lebten
– bis zur Schoa, mit der auch die musikalische
Kultur der Synagoge ausgelöscht werden sollte.
VIELFALT DER TRADITIONEN
Alle orientalischen Kirchen kannten ursprünglich nur den einstimmigen Gesang ohne instrumentale Begleitung – im Orient allerdings mit
vielen uns fremden Vierteltönen gesungen.
Am zweiten Abend zeigte Silvia Georgieva auf,
wie die aus dem byzantinischen Reich stammende griechische Liturgie vor allem in den slawischen Ländern sich lokalen Traditionen angepasst hat. Mehrstimmigkeit gehört heute zum
Markenzeichen des orthodoxen Kirchengesangs,
dessen Facetten der Byzantinische Chor Rorschach erlebbar gemacht hat.
Der dritte Abend wurde musikalisch von der bekannten libanesischen Sängerin Fadia El-Hage
gestaltet, ihr Mann referierte über die frühe syrische Liturgie und deren Förderer in den ersten
Jahrhunderten des Christentums. Die grösste
Prof. Andor Izsák gab einen Überblick über Herkunft,
Überlieferung und Wirkung der synagogalen Gesänge.
Silvia Georgieva, die Dirigentin des Byzantinischen Chors
Rorschach, erläuterte die Liturgien der Ostkirchen.
Vom 13. bis zum 17. Juli 2015 findet der dritte
Campus Kappel statt. Die Theologiewoche, die
sich an junge Menschen kurz vor und nach der
Matura oder Berufsmatura richtet, wird gemeinsam von den Theologischen Fakultäten Basel,
Bern und Zürich und von den reformierten Kirchen der Deutschschweiz angeboten. Das Motto
der Woche lautet: «Fragen, auf die es ankommt».
Jeder Tag stellt eine solche Frage und sucht interdisziplinär nach Antworten und Perspektiven.
«Wie viel Tier steckt in mir?» etwa thematisiert
das Verhältnis von Mensch und Tier. Pierre Bühler, Theologieprofessor, wird der Frage zusammen mit Alex Rübel, Direktor des Zoos Zürich,
und Conny Thiel-Egenter, Biologin und passionierte Jägerin, nachgehen. Zur Frage «Was würde
ich mir nie verzeihen?» erwartet die Teilnehmer
der Rapper und Entertainer Knackeboul. Er wird
unter anderem Willi Nafzger begegnen, dem
Doyen der Gefängnisseelsorge. Am Abend gibt
Knackeboul im Klosterkeller eine exklusive Show.
Der Campus Kappel zieht jedes Jahr rund 40 junge Menschen ins Kloster Kappel in der Nähe von
Baar (ZG). Nachbefragungen der Teilnehmer zeigen, dass der Campus Kappel sein Ziel erreicht:
jungen Menschen die Faszination von Theologie
zu vermitteln. Sechzehn von ihnen hat der Campus Kappel 2014 auf die Idee gebracht, Theologie zu studieren. Zehn weitere hat er in dieser
Absicht bestätigt. Damit leistet die Theologie­
woche einen wichtigen Beitrag gegen den anstehenden Pfarrermangel.
Weitere Infos und Anmeldung (möglichst bald):
www.campuskappel.ch ■
Die libanesische Sängerin Fadia El-Hage mit ihrem Mann:
Sie stellten die arabische Liturgie der Maroniten vor.
Die passenden Musiker finden
Text: pd
Für alle, die eine passende musikalische Umrahmung für eine kirchliche Feier suchen, vermittelt
das Portal churchMusic.ch Musikerinnen und
Musiker. In der Musikerdatei der Website finden
sich Künstler unterschiedlichster Musikstile und
Formationen, welche für die kirchliche Zeremonie wie Hochzeit, Abdankung, Taufe, Konfirma­
tion oder weitere Feiern gebucht werden können.
Abrohom Lahdo, Experte für syrische Musik, dirigierte
den syrisch-aramäischen Kirchenchor Amriswil.
Kirche Libanons, die Maronitische, ist seit dem
Mittelalter mit Rom verbunden und hat ihre Liturgie der arabischen Landessprache angepasst.
Am letzten Abend wirkten neben dem Referenten Abrohom Lahdo aus Wiesbaden Pfarrer
Georg Isik aus Wil und viele Gemeindeglieder
der Syrisch-aramäischen Kirche vor Ort mit.
Das Evang.-ref. Forum St.Gallen ist ein Verein.
Für seine Aktivitäten ist er auf neue Mitglieder
(Mitgliederbeitrag 20 Fr.), Spenden oder Sponsoren angewiesen: PC 90-1749-6, www.erf-sg.com
Die Musiker von churchMusic.ch studieren gerne Wunschlieder für ihre Kunden ein und musizieren bei Bedarf auch ergänzend zum Orgelspiel. churchMusic.ch geht individuell auf Wünsche ein und unterbreitet jederzeit unverbindliche Offerten mit Hörproben. Dies gilt nebst freudigen Festvorbereitungen auch bei Abdankungen – da fehlt es oft an Zeit und Kraft, noch lange
nach eigentlich gewünschter Musik zu suchen.
Susanne Dietze und Rita Sidler unterstützen
nebst der musikalischen Gestaltung bei Bedarf
auch beim Ablauf der gesamten Zeremonie und
bei weiteren organisatorischen Punkten und
nehmen mit den entsprechenden Pfarrstellen
gerne Kontakt auf. www.churchmusic.ch ■
WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
IN KÜRZE
PANORAMA SCHWEIZ
PANORAMA WELT
Zwischen Kreuz und Hoffnung:
Flüchtlinge feiern Ostern im Irak
Text: pd | Foto: Kirche in Not
«Der verwundete Engel» von Hugo Simberg, 1903
Die Oster-Videobotschaft
von Gottfried Locher
Text: ref.ch | Bild: Screenshot SEK
Der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Gottfried Locher, hat
zu Ostern über ein Bild des finnischen Malers
Hugo Simberg meditiert.
«Der verwundete Engel» heisst das Bild von Hugo Simberg aus dem Jahr 1903. Es stammt aus
Finnland und ist dort überaus beliebt. Der Maler
habe aber nie erklärt, was es bedeuten soll. Wa­
rum trägt der Engel eine Augenbinde? Und sind
das Blutspuren an seinem Flügel?
Gottfried Locher, Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, hat über
das Bild und seinen Zusammenhang mit Ostern
nachgedacht, zu den Klängen von Camille SaintSaëns. ■
Ilanz, der Reformations-Hotspot
in den Bergen
Text: ref.ch
Vor über einem Jahr fusionierte die Stadt Ilanz
mit den zwölf umliegenden Gemeinden zur
4800 Einwohner umfassenden Gemeinde «Ilanz/
Glion». Ilanz nennt sich selbst auch «die erste
Stadt am Rhein» – geografisch, nicht historisch.
Am 17. März 2015 erhielt Ilanz das Label «Reformationsstadt in Europa». Bemüht hatten sich
um dieses der Gemeindevorstand von Ilanz und
die Reformierte Landeskirche Graubünden. Verliehen wird die Auszeichnung von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)
anlässlich des 2017 stattfindenden 500-Jahr-Jubiläums der Reformation. ■
Universität Zürich: LateinObligatorium bei Theologie bleibt
Text: ref.ch/sda
Wer an der Universität Zürich Kunstgeschichte,
Philosophie, Anglistik oder Deutsche Sprachwissenschaft studieren will, muss künftig keinen
­Latein-Nachweis mehr erbringen. Bei der Theologie ist Latein aber nach wie vor notwendig.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten schafften
verschiedene Universitäten in zahlreichen
­Fächern das Latein-Obligatorium ab – für das
Medizinstudium fiel es in Zürich bereits 1968. ■
10 AUSGABE 5/2015
Präsident Max Bänziger würdigt den langjährigen Einsatz
von Dres Stupp. An seiner Stelle hat Christina Nutt die
Leitung des Blau-Kreuz-Vereins Grabs übernommen.
Liturgiker Dr. Andreas Marti schlägt Beatlessong vor.
Neues vom
Blauen Kreuz
Nationalhymne:
Vorschläge der
Reformierten
Der Verein Grabs organisierte die Hauptversammlung des Blauen Kreuzes St.Gallen Appenzell.
Im Auswahlverfahren für eine neue Schweizer Nationalhymne gibt es jetzt auch Vorschläge von den Reformierten.
Auch im Berichtsjahr 2014 nahm die Zahl der
Neumeldungen zu, ebenso die Zahl der laufenden Beratungen.
Im Wettbewerb, den die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft zur Schaffung einer neuen
Schweizer Nationalhymne lanciert hat, mischen
auch die Reformierten Kirchen mit. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund hat eine
Kommission unter der Leitung von Dr. Andreas
Marti, dem bekannten Kirchenmusik-Experten,
beauftragt, von reformierter Seite einen Vorschlag für eine Nationalhymne zu präsentieren.
Text und Foto: pd
NEUES PRÄVENTIONSANGEBOT
Alkohol- und Tabaktestkäufe, Blue Cocktail Bar,
Ferienlager und roundabout sind die wichtigsten
Präventionsprojekte. Ende Jahr begannen die
Vorbereitungen für «Be my angel tonight». «Wer
fährt, trinkt nicht, wer trinkt, fährt nicht!» An
grossen Partys werden die Autolenkenden motiviert, keinen Alkohol zu trinken. So können sie
als Angel (Schutzengel) sich und ihre Kolleginnen und Kollegen nach dem Fest sicher nach
Hause fahren.
NEUBAU WOHNHEIM FELSENGRUND
Nachdem die Finanzierung von rund 4,35 Millionen Franken gesichert und die Baubewilligung
erteilt war, konnte im Frühjahr mit dem Bau begonnen werden. Weil die ehemalige Pension Heimetli in Nesslau den Betrieb einstellen musste,
konnte der Heimbetrieb in dieses Haus verlegt
werden. Ein Glücksfall für alle, auch für die Bauleute, die nicht auf einen laufenden Betrieb
Rücksicht nehmen mussten.
BROCKENSTUBE GAIS UMGEBAUT
1977 eröffnete das Blaue Kreuz St.Gallen - Appenzell seine erste Brockenstube in Gais. Seit anfangs Februar ist ein neues Team an der Arbeit.
Auch die beiden Brockenstuben in St.Gallen und
Berneck haben ein gutes Jahr hinter sich.
ÜBER 100 FREIWILLIGE
Mehr als 19 000 Stunden im Wert von über einer
halben Million Franken haben freiwillige Helferinnen und Helfer dem Verband geschenkt.
Sie arbeiten in Vorständen, Kommissionen und
Gruppen, in der Kinder- und Jugendarbeit, in
der Facharbeit und in den Brockenstuben. Unter
dem Motto «Zeit schenken anstatt Geld» sind
viele Dienstleistungen und Angebote möglich,
die mit Angestellten nicht machbar wären.
Infos: www.blaueskreuz-sg- app.ch ■
Text: ref.ch/Mark Wiedmer | Foto: pd
Bei den Vorschlägen handelt es sich um populäre Musikstücke aus den letzten fünfzig Jahren.
Neben dem bekannten Lied «We are the champions» (der Musikgruppe «Queen») und dem
eher unbekannten Titel «Love Supreme» (Robbie
Williams) schwang die Hymne «All you need is
Love» der englischen Musikgruppe «The Beatles»
obenaus – auch aus ökumenischen Gründen. ■
Kirchenzeitungen:
zusammen im Netz
Mit Palmzweigen und Hosannarufen haben
auch Christen im Irak die Karwoche begonnen. In Malabrwan, einem christlichen Ort im
Norden des Landes, haben sich viele Kinder
in der chaldäischen Kirche versammelt, um
des Einzugs Jesu in Jerusalem zu gedenken.
Text: ref.ch/kath.ch
Russlands Regierung hat einen Gesetzesentwurf zur Kontrolle der Geldquellen von Glaubensgemeinschaften auf den Weg gebracht.
Franziskus’ Völkermord-Aussage:
Türkei greift Vatikan frontal an
Ein Mädchen im Gebet am Palmsonntagsgottesdienst
Text: ref.ch
Dankbar will nicht bitter klingen. «Wir Christen
sind auf das Leiden des Herrn getauft. Verfolgung ist also etwas, mit dem wir rechnen müssen. Ausserdem feiern wir in ein paar Tagen
Ostern. Wir wissen, dass Ostern, das heisst das
Leben, den Sieg davontragen wird. Das gibt uns
Hoffnung trotz aller Schwierigkeiten.» ■
Die Krise zwischen der Türkei und dem Vatikan
nach Papst Franziskus’ Äusserungen zum «Völkermord» an den Armeniern droht sich zu verschärfen. Der türkische Aussenminister Mevlüt
Cavusoglu stellt weitere Schritte in Aussicht. ■
Syrien – Land am Abgrund
Text: pd | Foto: Kirche in Not
Seit dem Ausbruch der Gewalt in Syrien hat
sich die Situation der Menschen dramatisch
verschlechtert. Mehr als zehn Millionen Menschen sind auf der Flucht. Dennoch harren
Millionen weiterhin in Syrien aus.
Text: Tilmann Zuber
Am 4. Mai nimmt die Online-Redaktion der reformierten Kirchenzeitungen und des Webportals
ref.ch ihre Arbeit auf. Täglich recherchiert sie
aktuelle Nachrichten und Beiträge zu Kirche,
Religion, Politik und Gesellschaft. Das Projekt sei
eine Pionierleistung. Erstmals haben sich die
Mitgliederzeitungen «reformiert.», der «Interkantonale Kirchenbote» sowie die «Reformierten Medien» zu einer Kooperation zusammengeschlossen. Die Initianten versprechen sich von diesem
Schritt mehr Aktualität und Qualität.
Sitze der Redaktion sind Bern, Zürich und Basel.
Die Beiträge werden zudem auf den Webseiten
der Ostschweizer Kirchenzeitungen St.Galler
und Thurgauer «Kirchenbote» sowie «magnet»
und «Reformiert GL» erscheinen. Mit ihren Print­
ausgaben erreichen die reformierten Mitgliederzeitschriften der Deutschschweiz zusammen
eine Auflage von rund einer Million. ■
Russland fordert Finanzkontrolle
von religiösen Organisationen
Ein Kabinettsausschuss hat den Entwurf des Justizministeriums angenommen, wonach religiöse
Organisationen künftig dem Ministerium Rechenschaft über ihre Finanzen ablegen sollen. Damit
solle «Extremismus» unterbunden werden. Besonders kontrollieren will die Regierung demnach Einkünfte aus dem Ausland.
Im November hatten Vertreter von christlichen
Kirchen, Islam und Judentum die Gesetzesinitiative kritisiert. Sie verlangten, dass ihre Unabhängigkeit vom Staat gewahrt bleibe. Der aktuelle
Gesetzesentwurf erinnert an ein 2012 verabschiedetes Gesetz, das Nichtregierungsorganisationen, die aus dem Ausland Geld erhalten und
in Russland politisch aktiv sind, als «ausländische Agenten» bezeichnet. ■
Sie hören das Evangelium, sie singen Lieder.
Fröhlichkeit ist auf ihren Gesichtern zu lesen
und Unbeschwertheit. Doch darf man sich nicht
täuschen lassen: Viele der Kinder haben Schlimmes durchgemacht. Sie gehören zu den christlichen Flüchtlingen, die im vergangenen Sommer
ihre Dörfer und Städte rund um Mossul verlassen mussten, um nicht dem Terror der dschihadistischen Miliz «Islamischer Staat» (ISIS) in die
Hände zu fallen.
UNKLARE ZUKUNFT
«ISIS ist eine Armee des Teufels», meint Gemeindepfarrer Dankbar Issa. «Und die Kämpfer von
ISIS sind Söhne des Teufels. Anders kann man
sich nicht erklären, was sie den Menschen antun.» Der Priester ist ein Mönch des chaldäischen Antonianerordens. «Ich bin in Mossul geboren und aufgewachsen. Und bis Juni vergangenen Jahres war ich dort in unserem Georgskloster als Mönch tätig. Aber wie Tausende andere
floh ich aus der Stadt, als die Dschihadisten von
ISIS einrückten. Jetzt gibt es keine Christen mehr
in Mossul. Und unser Kloster ist zerstört.» Das
mache ihn sehr traurig, sagt er. Doch Pfarrer
IN KÜRZE
Eine im Krieg ausgebrannte Kirche in Syrien
In den vergangenen vier Jahren hat sich die Lage
der Christen dramatisch verschlechtert: Hunderte wurden getötet und Zigtausende vertrieben.
Familien verloren Angehörige und ihre gesamte
Existenzgrundlage. Kinder und Jugendliche
­können seit Monaten, manche seit Jahren nicht
mehr in die Schule.
Kämpfer des Islamischen Staates (IS) haben Ende Februar im Nordosten Syriens mehr als 200
assyrische Christen verschleppt. Die Opfer sind
innerhalb dreier Tage aus elf Dörfern in der
­Provinz Hassaka entführt worden. Zwar kamen
nach einer Woche 19 von ihnen wieder frei, doch
bleibt die Lage der weiterhin Festgehaltenen unklar.
Viele Christen sehen unter diesen Umständen
keine Zukunft mehr in Syrien. Sie haben deshalb
nur noch ein Ziel: Das Land verlassen! ■
Posaunenchöre: Markenzeichen evangelischer Gemeinden
Evangelische Posaunenchöre
sollen Weltkulturerbe werden
Text: epd | Foto: R. Branch
Der deutsche Evangelische Posaunendienst will
seine Posaunenchöre zum immateriellen Kultur­
erbe der Unesco erklären lassen. Die Bläser­
gruppen seien das Markenzeichen der evange­
lischen Kirche und in ihrer Vielfalt einmalig.
«Die Posaunenchöre machen Kirche hörbar.
So etwas gibt es sonst nirgendwo auf der Welt»,
sagte der Obmann des Evangelischen Posaunendienstes. In den rund 6500 Chören seien alle Altersgruppen, Bildungsschichten und Geschlechter vereint. «Da spielt der Enkel mit dem Grossvater», sagte der Pfarrer und Posaunist. ■
WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
PALETTE
Eine Welt
SINGEND BRÜCKEN BAUEN
Montag, 11. Mai, 15. Juni, 17.30–19 Uhr
Wir singen im Kreis ein- und mehrstimmige
Kraftlieder, Volkslieder, Chants und Mantras
aus verschiedenen Kulturen und Kontinenten,
erfahren die verbindende Kraft und Freude des
gemeinsamen Singens, feiern das Leben – und
tragen das Erfahrene hinaus in die Welt!
St.Gallen, Rosenbergstrasse 42b, 2. Stock
Kollekte, Info: Sabina Ruhstaller
071 260 20 40 | [email protected]
www.sabinaruhstaller.ch
IRAS COTIS JAHRESTAGUNG
Sonntag, 31. Mai, 13.15–16 Uhr
13.45 Uhr: Unterwegs im interreligiösen Dialog:
Input zum neuen Projekt von IRAS COTIS
14.30 Uhr: Hürden und Highlights: Erfahrungsaustausch in Gruppen
15.15 Uhr: Gemeinsamer Schlusspunkt
Ort: Pfarreiheim St.Martin, St.Gallen Bruggen
Anmeldung: [email protected].
Pilgern
EGLISE FRANÇAISE
Eglise au Centre de Saint-Mangen: Cultes à 10 h
sauf le premier dimanche du mois. Cultes du soir
mensuels à Rorschach, Rapperswil et Glaris.
Renseignements auprès de Simone Brandt,
pasteur, tél. 071 277 08 56 ou www.ref-sg.ch/église
Kontemplation
MEDITATION IN DER STILLE (ZAZEN) NACH
VIA INTEGRALIS
Mittwoch, 6. Mai, 20. Mai, 3. Juni,
jeweils 18–20.30 Uhr
Sitzen in der Stille (Zazen) ist ein persönlicher
Erfahrungsweg und führt zu mehr Lebendigkeit.
Mit Input und Schulung. Schnuppern erwünscht.
Ort: evangelische Kirche Riethüsli-Hofstetten,
Gerhardtstrasse 11, St.Gallen
Anmeldung und Auskunft: Werner Frei,
Tagelswangen, Kontemplationslehrer
[email protected], www.meditation-sg.ch
«VERBRENNT DAS FEUER!»
Ein Jan-Hus-Oratorium von Francisco Obieta
über Texte von Ivo Ledergerber, Kompositionsauftrag der Konzilstadt Konstanz anlässlich des
Jubiläums 600 Jahre Konstanzer Konzil.
9. Mai, 20 Uhr: Konstanzer Münster (D)
10. Mai, 17.15 Uhr: Kirche Amriswil (CH),
Eintritt frei, Kollekte
13. Mai, 19 Uhr: Kapelle Vorarlberger Landeskonservatorium, Feldkirch (A)
Solisten, Chor und Orchester des Vorarlberger
Landeskonservatoriums, Leitung: Benjamin Lack
SACRED BRIDGES
15. Mai, 20 Uhr: Rosenbergkirche, Winterthur
16. Mai, 20 Uhr: Kirche St.Peter, Zürich
17. Mai, 17 Uhr: Kirche St.Laurenzen, St.Gallen
Führungen
www.stgaller-geschichten.org
MENSCHEN, DIE ST.GALLEN PRÄGTEN
Dienstag, 5. Mai, 18–19.30 Uhr
Treff beim Rathaus neben dem Bahnhof.
GESCHICHTEN VON JUDEN IN ST.GALLEN
Montag, 11. Mai, 14.30–16 Uhr
Klostermönche, Westjuden und Ostjuden,
Flüchtlinge und Emigranten, Textilfirmen.
Treff beim Broderbrunnen.
Dienstag, 12. Mai, 18 Uhr
Treff beim Haupteingang.
DER ZEITGEIST ST.GALLENS FRÜHER
Treff am Brunnen Gallusplatz.
Treff beim Vadiandenkmal am Marktplatz. Stadtwanderung mit dem Theologen Charlie Wenk.
Bildungshaus Fernblick, Teufen
KONTEMPLATION – EINZELTAG
Bildungshaus Fernblick, Teufen
RUACH – GOTTES GEIST WIRKT UND BEWEGT
Einkehr in Kapellen und Kirchen. Kurze Impulse
aus der Bibel, aus den Schriften von Hus, Luther
und Zwingli. Etwa die Hälfte des Weges gehen
wir schweigend. Wanderzeit je vier Stunden.
12. Mai: Fischingen–Hörnli–Steg
27. August: Steg–Rüti ZH–(evtl. Rapperswil)
17. Sept.: Rapperswil–Einsiedeln (evtl. verkürzt)
Leitung: Walter Hehli, Wattwil, Autor des Buches
«Man muss wie Pilger wandeln. Auf dem Jakobsweg vom Toggenburg bis ans Ende der Welt».
Unkostenbeitrag: Fr. 5.– pro Strecke.
Auskunft und Anmeldung: Walter Hehli,
Tel. 071 988 12 14, E-Mail: [email protected]
Fr, 5. Juni, 18 Uhr bis Mo, 8. Juni, 14 Uhr
Bildungshaus Fernblick, Teufen
www.meditation.margritwenk.ch
Bildung
HV DES HOSPIZ-DIENSTES ST.GALLEN
Dienstag, 5. Mai, 18.15 Uhr
Ort: Friedeggsaal des Hotels Einstein in St.Gallen, ab 19 Uhr treten die Sunsingers (ein Chor
von Menschen mit und ohne Behinderung aus
dem Rheintal) auf und ein Apéro wird offeriert.
WANDERN DURCH SARDINIENS FRÜHLING
9.–16. Mai 2015
HEILMEDITATION
Wir teilen die schönsten Perlen unserer
39-jährigen Sardinien-Erfahrungen.
Margrit und Urs Mettler, Mühleloch,
9650 Nesslau; Tel. 071 994 36 33,
[email protected]
www.Naturundklang.ch
Mittwoch, 13. Mai, 14.30 Uhr
Mit Hedda Schurig
Ort: Offene Kirche St.Gallen
Kunst
Besinnung
MITTWOCH-MITTAGS-KONZERTE
KIRCHE ST.LAURENZEN IN ST.GALLEN
SCHWÄGALPGOTTESDIENSTE
Jeweils 9.45 Uhr
in der Kapelle auf der Schwägalp.
3. Mai: Pfr. Koni Bruderer, Heiden
10. Mai: Pfr. Hans Jörg Fehle, Wattwil
14. Mai: Pfr. Werner Schneebeli, Uzwil
17. Mai: Pfr. Willy Egger, Oberuzwil
24. Mai: Pfrn. Käthi Meier-Schwob, St.Gallen
31. Mai: Pfrn. Dorothea Henschel, Nesslau
6. Mai: Mit Zimbeln und Schalmeien, Studierende der EKMS musizieren
13. Mai: Songmanufaktur – nur so!
Andreas Bücklein, Gitarre und Gesang
20. Mai: Horn to be wild – Brassquintett
27. Mai: Mhm, Aha, Oho; Susanne Bolt, Noldi
­Alder, Stimme, Hackbrett, Geige, Klavier
3. Juni: Secondline, Sabine Raidt, Mark Holz­
maier, Klaus Raidt, Vocal, Guitar, E-Piano
12.15–12.45 Uhr
Glück, Gelassenheit, Ausstrahlung
Haben Sie schon mal von den vielen und tief heilenden Effekten der Meditation gehört? Möchten
Sie es einmal ausprobieren? Viele Studien zeigen,
dass Meditation ein äusserst wirksames Mittel
gegen Stress und das Altern ist.
Ort: St.Gallen, Böcklinstr. 2
Anmeldung: [email protected]
Kursbeitrag: Fr. 99.–, www.safranblau.ch
Öffentliche Vorlesungen:
Schweres Herz, bedrängte Seele:
psychische Belastungen aus
­seelsorgerischer Perspektive
Vier Vorlesungen, jeweils Freitag, 1. Mai bis
22. Mai 2015, 9.30–11 Uhr; Katharinensaal
(Katharinengasse 11, im Stadtzentrum)
Auffahrt, 14. Mai, 18 Uhr
Regionaler, moderner Eventgottesdienst mit
Band, Kreativteil, Predigt, Moderation und Bar.
Im Mai findet er «open air» statt!
Ort: evang. Kirche Rorschach, Rorschach
Veranstalter: Kirchgemeinde Rorschach
PUNKT-8–GOTTESDIENST
Freitag, 22. Mai, 20 Uhr
ST.GALLER REFORMATION – EIN MODELL?
Mo, 18. Mai, 18 Uhr bis Mi, 20. Mai, 14 Uhr
Do, 21. Mai, 9–16.30 Uhr
Mi, 6.5./Di, 12.5./Di, 26.5./Mi, 3.6.2015,
jeweils 19.30–21 Uhr
Mittwoch, 27. Mai, 18–19.30 Uhr
EINFÜHRUNG UND ÜBUNG DER
­KONTEMPLATION VIA INTEGRALIS
Von Konstanz nach Einsiedeln –
von Johannes Hus zu Huldrych Zwingli
MEDITATIONSTRAINING
TIPP DES MONATS
DANKSTELL AM SEE
RUNDGANG DURCH DEN FRIEDHOF FELDLI
UND SEINE GESCHICHTE
Dienstag, 2. Juni, 18–19.30 Uhr
PILGERN AUF DEM JAKOBSWEG
12 AUSGABE 5/2015
PALETTE
Sarband verbindet mit ihrer Musik Orient und Okzident.
Im Zentrum von Sacred Bridges stehen Psalmvertonungen aus drei Kulturen und Religionen.
Psalmen aus dem Genfer Psalter werden musikalisch ins einundzwanzigste Jahrhundert übersetzt und erklingen in den Sprachen Französisch, Hebräisch und Türkisch.
Juden, Christen und Muslime singen und hören
die gleichen Klage- und Freudenlieder, Sündenbekenntnisse, Lob- und Preislieder. Psalmen dienen als Quelle der Spiritualität, Verknüpfung von
Tradition und Moderne und vor allem als ein
Weg, welcher die Menschen zueinander führt.
Aufgeführt wird auch «HAGIA SOPHIA», eine
neue Psalmkomposition von Daniel Schnyder.
Koproduktion Winterthurer Vokalensemble &
Ensemble Sarband (Türkei, Deutschland)
Leitung: Beat Merz & Vladimir Ivanoff
Eintritt: Fr. 40.– / Fr. 20.– ermässigt
Reservation: 052 242 12 21,
[email protected]
Kassenöffnung eine Stunde vor Beginn,
unnummerierte Plätze
KONZERT MIT CLEMENS BITTLINGER UND
DAVID PLÜSS IN RORSCHACH
Donnerstag, 28. Mai, 20 Uhr
Der Liedermacher
Clemens Bittlinger
gibt mit seinem langjährigen und kongenialen Schweizer
Pianisten David
Plüss ein Konzert.
Kollekte.
Ort: evang. Kirche,
Signalstrasse 34,
Rorschach
Kinder
Zeitgemässe Gottesdienstkultur (moderne Musik, Theater, Film …) für alle, welche sich mit
den bisherigen Gottesdienstformen nicht anfreunden konnten. Dabei wird eine für alle verständliche Sprache und Form eingesetzt.
Ort: evang. KGH Altstätten, Heidenerstrasse 7
Veranstalter: Kirchgemeinde Altstätten
GOSPEL IM CENTRUM
EXPEDITION IN DEN WESTEN
Pfingstsonntag, 24. Mai, 10 und 17 Uhr
5. bis 10. Juli
JOY! Das Frühlingskonzert vom Gospel im Cen­
trum. Für einmal wird der Chor von Bass und
Schlagzeug unterstützt, damit das Mitgrooven
noch leichter fällt! Um 10 Uhr ist der GospelGottesdienst, um 17 Uhr das Gospel-Konzert.
Ort: Kirche St.Laurenzen, St.Gallen
Veranstalter: Kirche in der City, St.Gallen Centrum
Der CEVI St.Gallen und der CEVI Rorschach begeben sich vom 5. bis 10. Juli im gemeinsamen
Sommerlager auf eine Expedition in den Westen.
Wir entdecken ein neues Land, bauen ein Zeltlager auf, treten in Kontakt mit den Ureinwohnern
und deren Gepflogenheiten. Goldsuche, Stärkung
im eigenen Saloon, abenteuerliche Geländespiele, Singen am Lagerfeuer, Besuch bei einer Pferdeherde, Durchquerung einer Schlucht …
Anmeldung: CEVI St.Gallen, Marion Jaksch
Florastrasse 14, 9000 St.Gallen
[email protected]
Weitere Infos: www.cevisg-jungschar.ch
Junge Erwachsene
RISE-UP-GOTTESDIENST FLAWIL
ST.GALLER STADTGEBET
Donnerstag, 28. Mai: Einsingen 19.15 Uhr,
Beginn 19.30 Uhr
Das St.Galler Stadtgebet für junge Leute ist eine
Ermutigung zur Begegnung mit der eigenen Spiritualität. Mitten in unserer hektischen Welt ist es
eine halbe Stunde, in der wir der Sehnsucht
nach inneren Kraftquellen nachgehen. Das Stadtgebet ist klar, kraftvoll und schlicht gehalten.
Wenige Worte, Zeit für Stille und Musik zeichnen
es aus. Veranstalter: Safranblau
Ort: Kathedrale St.Gallen, Chorraum (vorne)
Sonntag, 3. Mai, 10 Uhr
Die Sehnsucht nach Zweisamkeit ist eine der
treibenden Kräfte im Leben. Dieses Thema wird
zusammen mit modernen Melodien, Rhythmen
und Texten verwoben. Kinderhort.
Ort: Kirche Feld, St.Gallerstrasse, 9230 Flawil
Veranstalter: Kirchgemeinde Flawil
David tröstet König Saul, Gemälde von Rembrandt, 1660
«Versengt wie Kraut und verdorrt ist mein Herz,
ich vergesse gar, mein Brot zu essen. Vor lauter
Seufzen bin ich nur Haut und Knochen.» Das Zitat aus dem 102. Psalm zeigt: Schon in biblischen
Zeiten setzte man sich mit psychischen Leiden
auseinander. Vor dem Hintergrund dieser langen
Tradition in der Beschäftigung mit der Seele
überrascht es nicht, dass mit Oskar Pfister
(1873–1956) ein Pfarrer und Seelsorger zu den
Pionieren der Psychoanalyse in der Schweiz
gehörte.
Doch wie verhält es sich mit den «modernen»
psychischen Belastungsstörungen wie Burn-out
und Mobbing? Was kann die seelsorgerische
Begleitung bei Depressionen im Vergleich mit
Therapien und Medikamenten leisten?
Mit diesen Fragen wird sich die Vorlesung
beschäftigen und möchte damit Raum geben zu
einem offenen und sachlichen Umgang mit Seelenkrankheiten, die viele Menschen belasten.
1. Mai: Burn-out
8. Mai: Verlust und Trauer
15. Mai: Mobbing
22. Mai: Depression
Heilige Schriften der Menschheit
PBI TRAINING SCHWEIZ
30. Mai, 9.30 Uhr bis 31. Mai, 16.30 Uhr
Ort: Jugendherberge Freiburg
Kosten: Fr. 350.– (für Mitglieder von PBI-Schweiz
Fr. 200.–) inkl. Unterkunft, Verpflegung, Unter­
lagen, Kontakt: [email protected]
Anmeldefrist: 10. Mai 2015
GO2BE
Sonntag, 3. Mai, 18.30–19.30 Uhr
5AB5I–GOTTESDIENST
Im Zentrum steht das Lob Gottes mit modernen,
populären Liedern, Gebeten, Gottes Wort und
der kreativen Bearbeitung des Gottesdienst­
themas mit Theater oder Kurzfilm.
Ort: evang. Kirche Buchs, Kirchgasse 1
Veranstalter: Kirchgemeinde Buchs
Sonntag, 31. Mai, 17.05 Uhr
Moderner Gottesdienst mit Band, Theater,
Kurzpredigt, Diskussionen, Kinderprogramm
und Gemeinschaft bei Kaffee und Kuchen.
Ort: evang. Kirche St.Peterzell
Veranstalter: Kirchgemeinde Unteres Neckertal
Jeweils Dienstag, 9.30–11 Uhr, Festsaal
St.Katharinen, St.Gallen, Dozent: Thomas
Reschke, kath. Universitätsseelsorger
Was steht wirklich in heiligen Büchern wie der
Bhagavadgita oder dem Koran? Welche Weltsicht bieten die als heilig angesehenen Schriften
der Religionen? Sind diese Bücher untereinander
unvereinbar? Ist ein gegenseitiges Lernen auf
dem Hintergrund dieser Schriften möglich?
5. Mai: Judentum: Thora
12. Mai: Christentum: Neues Testament
19. Mai: Islam: Koran
WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
FORUM DER LESERSCHAFT
Rettet die Grabsteine!
Für mich steckt hinter der weltlichen Fassade
eines Friedhofs auch der spirituelle Hintergrund des ganzen Christentums und seiner
Geschichte von Tod und Auferstehung.
Sehr oft, wenn ich ins Ausland, etwa nach Italien,
Österreich, Frankreich oder Grossbritannien,
­reise, zieht es mich zu einem Besuch auf einen
Friedhof. Da kann man ganz verschiedene Friedhofs- und Grabsteinkulturen beobachten. Auch
Geschichte steckt oft hinter den Zahlen, insbesondere das unendliche Leid, das zwei Weltkriege verursacht haben. Auch geben die Grabsteine
Auskunft über die Verbreitung der Vornamen
und Nachnamen in einer Ortschaft und das Alter,
welches früher erreicht wurde. Die Todeszahlen
reichen oft 100 Jahre und weiter zurück. Für die
Einheimischen steckt im Friedhof die ganze Welt
vergangener Generationen mit unendlich vielen
Assoziationen. Ein echter Ort der Erinnerungen
und der stillen Einkehr.
Die Grabsteine selber zeigen das Kunsthandwerk
der Bildhauerei in voller Vielfalt und Pracht. Unzählige Variationen von Gesteinsarten und Motiven kommen zum Vorschein, oft auch mit einem
Bezug zu den Verstorbenen. Manchmal sind statt
Steine auch wunderbare Kunstschlosserarbeiten
oder Holzarbeiten zu bewundern. Auf vielen
Friedhöfen sind Bilder der Verstorbenen beliebt.
Im Burgund waren die Friedhöfe an Allerheiligen
in ein riesiges Blumenmeer verwandelt. In Kent
in Südengland waren die Friedhöfe völlig mit hohem Gras überwachsen, daraus schauten oft
grosse Engel aus Stein hervor und dazwischen
waren schmale Weglein für Besucher herausgemäht. Einer der schönsten Friedhöfe, die ich je
besucht habe! In einer Walsersiedlung im Lechtal
standen nur schmiedeiserne Kreuze. Im Süden
Europas finden sich pompöse Familiengräber.
Seit einigen Jahren haben sich viele Friedhöfe
stark verändert. Vereinheitlichte Urnengräber
haben starke Verbreitung gefunden, auch Ge-
meinschaftsgräber wurden vielerorts angelegt.
Was beiden eigen ist, ist die Uniformität, ja oft
Lieblosigkeit der Gestaltung, ohne grosse Möglichkeiten der individuellen Ausschmückung. Es
ist sehr lobenswert und wünschenswert, dass
die Feuerbestattung überhandgenommen hat,
doch muss deswegen die alte Grabsteinkultur
verschwinden?
Durch die Urnengräber ist auf den Friedhöfen
oft viel Platz gewonnen worden. Wer nun aber
glaubt, dass deswegen die Grabräumungen aufgehört hätten, der irrt und wundert sich. Stur
und gedankenlos werden aufgrund einer veralteten Friedhofsordnung weiterhin Grabräumungen, meist nach 20 Jahren, angeordnet. Grosse
Rasenflächen liegen dann brach. Als Reserve
wofür? Der sinnlose Kahlschlag von Gräbern
sollte gestoppt werden, bevor es zu spät ist.
Man stelle sich vor, dass einfach keine Grabsteine mehr dastehen. Eine weitere Bindung von
Menschen zur Kirche, eine uralte Kultur der
Gräbergestaltung soll einfach sturen Reglementen geopfert werden.
Noch ist es Zeit in vielen Kirchgemeinden, von
der gedankenlosen Abräumerei wegzukommen
und Grabsteine stehen zu lassen, die nicht zwingend geräumt werden müssen. Sicher darf es
nicht einfach zu einer Verwilderung und Vernachlässigung kommen. Doch besteht ja die Möglichkeit, einfach Gras wachsen zu lassen, das ein- bis
zweimal im Jahr gemäht werden muss. Es ist zu
hoffen, dass in möglichst vielen Kirchgemeinden
die Grabsteine als Zeugen einer Bestattungskultur
und der Bildhauerkunst in Zukunft stehen bleiben. Auch das gehört zum Heimatschutz, genauso wie alte Dorfkerne und Kirchen geschützt werden. Es geht darum, die Kirchgemeinden dafür zu
sensibilisieren, dass bei fortgesetzten regelmässigen Räumungen schliesslich fast keine Grabsteine
mehr dastehen werden. Wollen wir das? ■
Willy Buschor, Rieden SG
Problem Massentierhaltung
Im Rückblick auf die Fastenzeit möchte ich als
Präsident von AKUT Aktion Kirche und Tiere
zu einem Zwischenruf ansetzen. Denn die Kampagnen der kirchlichen Hilfswerke stiessen auf
Offenheit, aber auch auf Widerspruch.
So wandten sich deutsche Bauern gegen das
Bischöfliche Hilfswerk «Misereor», das ähnlich
wie die Schweizerischen Hilfswerke für weniger
Fleisch bzw. gegen die mit dem Fleischkonsum
verbundene Tierhaltung plädierte.
Der Generalvikar der Diözese Osnabrück erklärte in seiner Stellungnahme, dass sich auch Bauern, was Tierhaltung anbetrifft, kritischen Fragen
stellen müssten. Er fügte aber hinzu, dass die
beklagten Missstände weniger dem einzelnen
Tierhalter anzulasten seien, sondern dem ganzen System. Deswegen sprechen wir am «Institut
für theologische Zoologie» von der «strukturellen Sünde», gegen die es anzukämpfen gilt.
Gott sei Dank unterstützte der Schweizerische
Bauernverband die Hilfswerke. Die Konsumenten müssten angeregt werden, «den Nahrungsmittelverbrauch kritisch zu betrachten», sagte
Präsident Markus Ritter, der Bauernverbands­
präsident. Und fügte hinzu, dass sich auch der
Bauernverband am wachsenden Kraftfutter­
import für die Fleischproduktion störe.
Die Fastenaktion war auch in der Schweiz konfliktreich. Interessant ist ein Beitrag von Felix
Maise im Tages-Anzeiger (10.03.2015), der die
Bemühungen der Hilfswerke und die Realisierung in den Gemeinden ermutigen könnte: Die
Umfrage der Fachzeitschrift «Schweizer Agrarforschung» habe gezeigt, dass die Landwirte den
neuen Zielen gegenüber offener seien als ihr
Dachverband. Insgesamt werde «die Ausrichtung
der Landwirtschaft auf ökologischere Produk­
tionsformen heute von mehr Bauern begrüsst
als noch bei der letzten repräsentativen Befragung vor zehn Jahren». Leider betrifft diese Feststellung noch nicht die Tierhaltung.
Dazu braucht es noch sehr viel mehr Verstehenwollen und Begreifenkönnen. In unserer Gesellschaft müssen Kirchen und Bauernschaft gemeinsam an der gebotenen Wertschätzung des
Tieres arbeiten, damit artgerechte Tierhaltung
entsprechend entlöhnt wird. Die Kampagne war
ein guter Anfang, um der tierverachtenden Massentierhaltung entgegenzutreten. Je mehr die
ethischen Aspekte im Blick auf das Tier gewürdigt werden, umso besser können Schweizer
Bauern ihre eigene Zukunft sichern.
Es besteht also eine begründete Hoffnung, dass
Landwirte mit einer fundierten Information sich
umstellen könnten und dass die Bemühungen
der Hilfswerke und der Pastoration nicht ins
Leere fallen. Darum wünsche ich allen, die sich
an den Fastenaktionen beteiligt haben, die nötige Geduld und Offenheit für aufbauende Gespräche zugunsten einer Zukunft für alle. ■
Der Friedhof oberhalb der evang. Kirche Buchs mit Blick auf Schloss Werdenberg, Rheintal und Kreuzberge. (Foto: as)
14 AUSGABE 5/2015
Dr. theol. Anton Rotzetter, Präsident AKUT-CH
INTERVIEW
MONATSPORTRÄT
«Ohne Fundament keine Haltung»
Interview: as
KIBO: Im Wahlkampf um das Kirchenratspräsidium haben Sie gesagt, dass unsere Kirche
sich vermehrt wieder in gesellschaftliche
Fragen einmischen soll.
Martin Schmidt: Ich bin in den 80er-Jahren mit
einer Kirche aufgewachsen, in welcher dieses
Wächteramt gegenüber den gesellschaftlichen
Entwicklungen ausgeübt wurde. Als Landeskirche sind wir dem Staat gegenüber privilegiert,
ihm gegenüber aber auch verpflichtet. Wir sind
präsent in Schulen, Heimen, Gefängnissen, Spitälern oder Ethikkommissionen. Der Staat hat uns
eingebunden, da er unserem Standpunkt Platz
geben will. Das sollten wir ernst nehmen.
Worin besteht denn der eigene Standpunkt,
der für die Gesellschaft relevant ist?
Kirchenratspräsident Martin Schmidt – vor dem Gemälde, auf dem Waldenserinnen einem Bischof die Bibel erläutern.
«Hier stehe ich …!»
Text und Foto: as
Im März 2014 hat Martin Schmidt von Dölf Weder das Kirchenratspräsidium übernommen.
Der Kirchenbote befragte ihn zu seiner kirchlichen Beheimatung und seinen ersten Erfahrungen im Leitungsamt der Kantonalkirche.
Nicht weit von der Schweizer Grenze, dort, wo
heute viele Schweizer einkaufen, in Konstanz, ist
Martin Schmidt aufgewachsen. Konstanz war
aber stets mehr als ein Einkaufsparadies. Bis ins
19. Jh. war der Bischof von Konstanz auch für die
heutige Ostschweiz zuständig. Konstanz war früh
eine Universitätsstadt und kennt seit der Reformation einen weltoffenen Protestantismus.
LIBERALE PRÄGUNG
Hier hat der St.Galler Kirchenratspräsident Martin Schmidt zusammen mit zwei Geschwistern
seine Jugend verbracht – in einem gut bürgerlichen, liberalen Elternhaus, in dem keine Ideologien geduldet waren. Jede Sache musste erforscht,
bewiesen und hinterfragt werden. Erzogen wurde
nicht mit Druck, sondern mit Argumenten, mit
Überzeugungsarbeit – ein Erbe reformierter Tradition. «In Wissen und in Worten liegt Kraft» habe
der Vater nicht nur gesagt, sondern auch vorgelebt, sagt Schmidt. Vater und Mutter unterrichteten Latein – so war auch für Sohn Martin eine
A-Matura mit Latein und Griechisch naheliegend.
Seinen Wunsch, Pfarrer zu werden, führt Martin
Schmidt auf die guten Erfahrungen mit seiner
Landeskirche zurück, konkret auf die liberale Vorortsgemeinde, in der er aufgewachsen ist. Die
Mutter gab Sonntagschule, der Vater war Presbyter (Kirchenvorsteher) und er selber habe seine
Samstagabende in der Jugendgruppe verbracht.
Die Gruppe, die sich auch wieder zum sonntäglichen Gottesdienst mit modernem Liedgut traf,
spielte eine zentrale Rolle. «Ich bin ein Gruppenmensch, mag es, unter Menschen zu sein.» So
fühlte er sich an den Deutschen Kirchentagen in
seinem Element, zu denen ihr Pfarrer mit seiner
Jugendgruppe regelmässig hinfuhr. Hier erlebte
er «Wirgefühl», eine starke junge Kirche, in der
über alles gesprochen wurde und die etwas Pionierhaftes hatte. Es war die Zeit, in der die Kirche
zu Osterfriedensmärschen einlud, um gegen Aufrüstung oder AKWs zu demonstrieren. Die Eltern
fuhren mit den Kindern hin. Das war etwas
Selbstverständliches – nach Luthers Motto: «Hier
stehe ich, ich kann nicht anders.» Seine Eltern
hätten als Lehre aus dem Dritten Reich mitgenommen, dass man kein Fähnchen im Wind sein
dürfe. Es galt, sich zu engagieren, in einer Partei
mitzumachen, zu wählen. «Ich erlebte dieses
­Engagement der Eltern klar mit christlichen
­Werten verbunden», sagt Schmidt. Und er findet
es auch heute wichtig, dass Kirchen nicht nur
mit sich selber beschäftigt sind.
ETWAS ZURÜCKGEBEN
Nach seinem Zivildienst in einem Jugendheim hat
Martin Schmidt in Tübingen, Basel und Heidelberg Theologie studiert. In Basel lernte er seine
jetzige Frau kennen, mit der er während zwölf
Jahren in Sevelen wirkte: er zu 100 Prozent, sie zu
50 Prozent, denn in dieser Zeit kamen die drei
Kinder zur Welt. Es folgten sieben Jahre Pfarramt
in Berneck und fast fünf Jahre als Dozent an der
Pädagogischen Hochschule in Rorschach.
Stets übernahm Martin Schmidt Verantwortung:
in der Kirche als Präsident seines Pfarrkapitels,
als Dekan und ab 2002 als Kirchenrat mit dem Resort Religionsunterricht. In seiner Wohngemeinde Haag ist er im Männerchor und im Schulrat.
Vieles wurde ihm ermöglicht, sagt Martin
Schmidt. Dafür sei er sehr dankbar. Ein Freund
habe ihm einmal im Hinblick auf das bisherige
Leben gesagt, er sei ein «Gesegneter des Herrn».
Seine Wahl zum Kirchenratspräsidenten sieht er
als Chance, aufgrund all seiner reichen Erfah­
rungen an seine Kirche etwas zurückzugeben. ■
Einen festen Standpunkt zu haben, ist wichtig,
denn ohne festen Grund haben wir nur eine
wacklige Existenz, keine Stabilität im Auftreten
und Argumentieren. Die Verfassung unserer Kantonalkirche sieht den Auftrag der Kirche klar,
nämlich «Jesus Christus als das Haupt der Kirche und den Herrn der Welt zu verkündigen und
durch ihr dienendes Handeln das angebrochene
Reich Gottes zu bezeugen». Da geht es nicht nur
um das Wohl der Seele oder der Kirche, sondern
auch der Welt. Dazu sind im allgemeinen Priestertum alle Mitglieder der Kirche berufen.
Aber ist diese Aufgabe den Leuten bewusst?
Es ging in unserer Kirche zu lange um Lehrsätze,
auch um eine einseitige Fokussierung auf Sündenbefreiung. Da könnten wir von Jesus lernen.
Er hat den Leuten nichts aufgeschwatzt, sondern
ihnen existenzielle Fragen gestellt, sie selber antworten lassen auf die Herausforderungen im Leben. Und er hat mit lebensnahen Gleichnissen
und Geschichten geantwortet.
Was heisst das für die christliche Botschaft?
Ich sage öfters mal: Es gibt auch ein Leben vor
dem Tod. Unser Grundgebot heisst ja, den
Nächsten zu lieben wie sich selbst. Das Selbst
sollten wir nicht vernachlässigen. Sind wir mit
uns im Reinen, dankbar und erfüllt, ist auch die
Zuwendung zum Nächsten echt. Mir geht es um
eine gesunde Balance zwischen den drei Dimensionen des Selbst, des Nächsten und Gott. Gott
will in all unserem Handeln gegenwärtig sein, er
ist wie der Atem, von dem wir unbemerkt leben.
Was ist die Aufgabe der Kirchgemeinden?
Unsere Kirchenordnung nennt drei wesentliche
Aufgaben. Wir sind eine feiernde, eine lernende
und eine dienende Kirche. Im Leitungsamt und
in den zentralen Dienststellen der Kantonalkirche schauen wir dafür, dass unsere Kirche für
diese Aufgaben gute Rahmenbedingungen hat.
Wir geben Hilfestellungen und Anregungen für
zeitgemässe Gottesdienste, schauen dafür, dass
Lehrkräfte für den Religionsunterricht ausgebildet werden, wir koordinieren die Erwachsenenbildung, etwa für das kommende Reformationsjubiläum, und fördern die Diakonie, aktuell mit
einer neuen Stelle für Palliative Care. ■
WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 15
BIBLISCHE NAMEN
«Du bist der Christus!» – Der Evangelist Markus
denden Heidenchristen, dafür spricht das Bekennt­
nis des Hauptmanns unter dem Kreuz, an welchem
Jesus gestorben ist: «Wahrlich, dieser Mensch war
Gottes Sohn!» Der Verfasser verarbeitet Wunder­
erzählungen, Gleichnisse, Einzelworte und die Ge­
schehnisse um die Passion Jesu, ordnet sie zeitlich
und geografisch und lässt so einen Lebenslauf des
Jesus von Nazareth entstehen, ein Buch aus 16 Ka­
piteln, mit dem klaren Ziel, Jesus als den von Gott
bestimmten Retter zu verkünden. So ist der Be­
richt, auch wenn er vor allem Geschichten wieder­
gibt, eine eindringliche Botschaft.
Der Evangelist Markus, Mosaik aus Ravenna, 6. Jh.
Text: Markus Walser | Foto: Ravenna, Basilica des hl. Vital
Das berühmte Bekenntnis des Petrus steht etwa
in der Mitte des Evangeliums und mag als zentra­
le Botschaft des ganzen Buches gelten: «Du bist
der Christus (Messias).» Eine Botschaft, die der
Verfasser den jüdischen Landsleuten zuruft. Dass
er seinen Bericht aber nicht nur für die Juden
schreibt, sondern für die immer zahlreicher wer­
MARKUS: HISTORIE UND LEGENDEN
Der Mann, der vor annähernd 2000 Jahren – wahr­
scheinlich um das Jahr 70 n. Chr. herum – diese
Lebensgeschichte aufschreibt, heisst Johannes
Markus, Sohn einer Maria in Jerusalem, in deren
Haus sich die Urgemeinde trifft, ein Mitarbeiter
von Barnabas und Paulus auf Missionsreise. Mit
Paulus taucht er in Rom auf, und Petrus soll ihn
später nach Ägypten geschickt haben. Dort hätte
er als Bischof das Martyrium erlitten, berichten
verschiedene alte ausserbiblische Textzeugen.
Daneben gibt es eine reiche Legendenbildung,
vorab in Italien, aber auch im übrigen Europa. Je­
dermann kennt in Venedig Markusplatz und Mar­
kusdom. Ihr Name geht zurück auf eine Legende,
wonach die politisch und ökonomisch geschick­
ten Venezianer im neunten Jahrhundert den Leich­
nam des Markus in Alexandria gestohlen und
nach Venedig überführt haben. Um die sterblichen
Reste vor den islamischen Bewachern zu verste­
cken, verpackten sie sie in Schweinefleisch, vor
welchem sich Moslems ekeln. Eine gruselige
­Geschichte, die dazu beitrug, Venedig und seiner
Geschichte Autorität zu verleihen. Im Laufe von
Jahrhunderten wird Markus zum Schutzheiligen
von Bauleuten, Notaren, Schreibern. Auf Mosaiken
und Bildern wird er beim Schreiben des Evangeli­
ums dargestellt. Sein Wappentier ist der Löwe.
Dort, wo man vom Leben eines Menschen wenig
weiss, bilden sich Geschichten und Legenden.
Dies trifft besonders auf Markus zu, dem es wohl
nicht wichtig war, sich als Berichterstatter einen
Namen zu machen. Ihm geht es um die Bot­
schaft: Jesus, der Christus. ■
Ich heisse Markus
MARKUS ENDER, ALTSTÄTTEN
In der Arbeit mit Gruppen fällt mir immer wieder
auf, wie verbreitet der Name Markus bei Männern
in meinem Alter ist. Mich freut jede Begegnung
mit einem Namensvetter. Mein Name leitet sich
vom Kriegsgott Mars ab. Als ich das entdeckt ha­
be, war ich als jugendlicher Pazifist etwas irritiert
– im Namen steckt ja oft auch etwas von unserer
Aufgabe. Ich glaubte damals sehr genau zu wis­
sen, was gut und schlecht ist und wofür ich zu
kämpfen hatte. Heute sehe ich statt Schwarz und
Weiss viel deutlicher die Schattierungen, das fas­
zinierende Farbenspiel des Daseins. ■
MARCUS CALUORI, ST.GALLEN
Der Evangelist Markus ist auch Schutzheiliger
der Schreibenden. Das wurde mir jetzt neu wie­
der bewusst. Denn als gelernter Schriftsetzer ha­
be ich irgendwann zum Journalismus gewechselt
und mit der Zeitschrift «Heilen heute» bin ich
heute auch Verleger. Beim Markusevangelium
geht es primär um die Botschaft, der Autor bleibt
im Hintergrund. So ist das auch bei den Texten
zu Gesundheit, Spiritualität und Bewusstsein, die
ich als Redaktor organisiere. Das «c» in meinem
Namen passt zum Nachnamen aus dem Bündner­
land, dem ich mich sehr verbunden fühle. ■
MARKUS ANKER, ST.GALLEN
Schon früh wurde mir bewusst, dass mit meinem
Allerweltsnamen sowohl einem Evangelisten wie
auch einem Kriegsgott die Reverenz erwiesen
wird. Diese spannungsvolle Gegensätzlichkeit ist
seither immer wieder Anlass zur Selbstreflexion
für mich. Welche Facette dominiert in mir? Bin
ich ein christlicher Kämpfer oder ein kämpferi­
scher Christ? Da ist es mir gerade recht, dass
sich in meinem Namen mit etwas wortspieleri­
scher Kreativität ein liebevoll-zärtlicher Bezug
herstellen lässt: Vermarküssen ist das zum Vor­
namen Markus gehörende Tätigkeitswort. ■
Nachrichten aus Ihrer Kirchgemeinde im Mittelbund.
Adressänderungen bitte an Ihre Kirchgemeinde melden.
Zum Titelbild
Bibeln in verschiedenen Sprachen, vom St.Galler Künstler
Hans Thomann einbetoniert
und unzugänglich gemacht:
als Steine des Anstosses, des
Gedächtnisses, als Fundamente,
die neu freizulegen sind.
16 AUSGABE 5/2015
Impressum
Herausgegeben im Auftrag der
Synode der Evangelisch-reformierten
Kirche des Kantons St. Gallen.
www.kirchenbote-sg.ch
Nächste Nummer
Thema: Freundschaft –
wie sie das Leben bereichert,
erscheint am 5. Juni 2015
Redaktionsschluss: 14. Mai
Redaktion
Pfr. Andreas Schwendener (as)
Rehweidstrasse 2
9010 St. Gallen
Tel. 071 244 34 64
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Lokalredaktion
Reto Neurauter (nr), Grabs
Katharina Meier (meka), Lütisburg Station
Claudia Schmid (cis), St. Gallen
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Altpapieranteil: mind. 50%,
Auflage: 71 000
Gestaltungskonzept
Tomcat AG
9014 St.Gallen
www.tomcat.ch
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11 Ausgaben: Fr. 13.–
(wird von den Kirchgemeinden bezahlt)