CON TEXT #5 2015 Mehr Erfolg im Beruf Erfolgreiche Geschichte 90 JAHRE VERLAG SKV FEHLER Viel Potenzial für Innovation Kununu Mitarbeitende bewerten Arbeitgeber CONTEXT – Mai 2015 8 90 JAHRE VERLAG SKV «Wir sind Teil der Bildungswelt» Ein gut strukturiertes Lehrmittel bietet gegenüber verstreutem Wissen im Internet einen deutlichen Mehrwert, sagt Corinne Rudolphi. Context: Der Verlag SKV feiert dieses Jahr sein 90-jähriges Bestehen. Für dieses stolze Alter muss es ein paar gute Gründe geben. Corinne Rudolphi: Ein Grund ist sicher die Nähe zum Kaufmännischen Verband. Das bedeutet, Teil dieser Bildungswelt zu sein. Daraus ergeben sich vielfältige Synergien. Inhaltlich ist der Rahmen weitgehend definiert und bewegt sich dem kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Horizont entlang. Diese klare Positionierung hat den Verlag im Laufe der Zeit auch vor Irrläufen bewahrt. Wir arbeiten mit hervorragenden Autoren und Autorinnen zusammen, pflegen eine enge Kooperation mit unseren Verbundpartnern und bewegen uns nahe am Markt. Daraus entstehen qualitativ hochstehende, praxisCONTEXT – Mai 2015 nahe Lehrmittel und Fachbücher. Nicht zuletzt haben wir in den letzten drei Jahren einen Riesensprung bei den digitalen Lehrmitteln gemacht, verschiedene neue Formate auf den Markt gebracht und uns auf diesem Gebiet mittlerweile ein grosses Know-how angeeignet. Zur Verlagsproduktion in diesem Jahr: Wie ist das Verhältnis zwischen digitalen Produkten und Printausgaben? Viele Lehrmittel bieten wir als Kombiprodukte an, also Print und Digital, dadurch hat der Anteil an digitalen Produkten stark zugenommen. Mit «Tastaturschreiben» verfügen wir über ein reines Online-Lernprogramm, das sich am Markt sehr gut etabliert hat. Therese Jäggi Dieter Seeger Wie informieren Sie sich über neue Lerntrends? Wichtig sind der Austausch mit Fachleuten, zum Beispiel von pädagogischen Hochschulen, Kontakte zu Schulen und Teilnahme an Seminaren und Tagungen zu diesen Themen. Ausserdem sind praktisch alle unsere Autoren auch Lehrkräfte beziehungsweise Dozieren- ZUR PERSON CORINNE RUDOLPHI ist seit 2010 Leiterin des Verlags SKV. Zuvor war die Betriebsökonomin HWV während 18 Jahren als Lektorin tätig. Ursprünglich machte sie eine Lehre als Buchhändlerin. 9 «Autoren wie Verlage befinden sich in einem kontinuierlichen Prozess.» de und kennen die Bedürfnisse der Lernenden oder Studierenden aus der Praxis. Lernformen wie zum Beispiel Blended Learning bedingen eine entsprechende Infrastruktur. Wie gehen die Schulen damit um? Das ist sehr unterschiedlich und hängt von den jeweiligen Entscheidungsgremien ab. Idealerweise sollte jede Schule über eine Strategie in diesem Bereich verfügen. Eine solche umfasst Organisation, Methodik, Didaktik und natürlich den technischen Aspekt. Zurzeit ist vieles in Bewegung und die meisten Schulen, vor allem im Weiterbildungsbereich, sind intensiv an diesen Themen dran. Haben digitale Lehrmittel Einfluss auf die Autoren und die Art des Schreibens? Möchte man ein Lernmedium schaffen, das die Möglichkeiten der virtuellen und vernetzten Welt ausschöpft, ja, auf jeden Fall. Wenn ich beim Schreiben das Buch vor Augen habe, dann ist mir die Struktur vertraut. Der Inhalt folgt einer klaren Chronologie und die beiden sich gegenüberliegenden Seiten geben den Rahmen vor. Verabschiedet man sich von diesem Prinzip, braucht es eine ganz andere Herangehensweise und auch eine neue Denkweise, um solche Lehrmittel zu konzipieren. Noch ist das rein digitale Lehrmittel nicht geboren. Autoren wie Verlage befinden sich in einem kontinuierlichen Prozess. Die kaufmännischen Schulen verwenden nicht automatisch die Bücher aus dem Verlag SKV. Die Auswahl an Lehrmitteln ist gross. War das schon immer so? Wettbewerb gab es auch früher schon. Manche Dozenten haben im Eigenverlag publiziert und an ihrer Schule und auch darüber hinaus eingesetzt. Seit der Reform der kaufmännischen Grundbildung im Jahr 2003 und derjenigen 2012 gibt es sicher mehr professionelle Verlage, die im kaufmännischen Bereich publizieren. Die Leistungsziele sind übrigens seitdem für die einzelnen Fächer detailliert vorgeschrieben, was den Spielraum in der inhaltlichen Konzeption der Bücher eingeschränkt hat. Sind sich die Lehrmittel der verschiedenen Verlage also sehr ähnlich? Es hat eine gewisse inhaltliche Vereinheitlichung stattgefunden, aber die Herausforderung und der Reiz liegen darin, dass jeder Verlag und seine Autoren ihren eigenen Stil pflegen und sich damit auch voneinander abgrenzen. Die Lehrmittel unterscheiden sich in jedem Fall in ihrer Konzeption, Sprache, Methodik und Gestaltung. Ganz wichtig ist für uns, dass wir von Anfang an diejenigen einbeziehen, die dann später darüber entscheiden, ob sie die Publikation anschaffen. Ganz allgemein gesagt, soll diese funktional in der Anwendung sein, und zwar sowohl für Dozierende wie für Studierende und diesen beziehungsweise den Lernenden die Gewissheit geben, dass sie eine sehr gute Vor- aussetzung für eine erfolgreiche Prüfung haben, wenn sie unser Lehrbuch seriös durcharbeiten Blenden wir einmal zurück: Dass ein Verband 1925 einen Verlag gründete, war wohl eher aussergewöhnlich. In den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurden an den kaufmännischen Schulen Lehrmittel aus Deutschland verwendet. Damit war man aber nicht zufrieden. Man hat dann Autoren gesucht und fand für gewisse erfolgversprechende Titel auch Verlage, für andere aber nicht. So machte man dann diesen mutigen Schritt zur Gründung eines eigenen Verlags. Bis 2012 war der Verlag eine Abteilung des Kaufmännischen Verbandes und wurde danach in eine AG umgewandelt. Dadurch sind wir noch flexibler geworden, können uns eigenständiger bewegen und rasch am Markt agieren. Wissen Sie vom Hörensagen her noch etwas über die Anfangszeit? Neben den eigentlichen Lehrmitteln kamen beispielsweise auch Bücher heraus mit Ratschlägen für den Kaufmann in den Ferien. Und anscheinend oblagen in den Anfangszeiten viele operative Fragen bis zur Wahl des Buchumschlages dem Zentralvorstand. Franz Sichler, der erste Verlagsleiter, war während 42 Jahren in dieser Funktion tätig. Wer folgte dann? 1975 wurde Franz Sichler durch Heinz Zbinden abgelöst. Ihn durfte ich noch CONTEXT – Mai 2015 10 90 JAHRE VERLAG SKV «Eine ganz besondere Aufgabe» Vom Lektorat über die Herstellung eines Produkts bis zum Vertrieb: Die Umsetzung einer Projektidee ist ein intensiver Prozess und erfordert das Know-how der verschiedensten Fachleute. Context hat die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verlags SKV gefragt, was sie an ihrer Tätigkeit bemerkenswert finden. Roland Stämpfli Teamleiter Produktion «Als Teil eines Teams anspruchsvolle Inhalte auf effiziente und kostengünstige Art in ein stimmiges Format zu bringen, ist ein grosses Privileg eines Verlagsherstellers. Und als Mitglied der Verlagsleitung mitzuhelfen, dieses wunderbare Schiff Verlag SKV in sichere Gewässer zu steuern, ist eine Herausforderung, die mich jeden Tag aufs Neue fasziniert.» René Schmid Verlagshersteller «Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Menschen (Gestalterinnen, Druckern, Illustratorinnen, Autoren) mit ihren jeweiligen Bedürfnissen empfinde ich als sehr bereichernd und spannend. Befriedigend ist auch, dass als Resultat unserer Arbeit ein handfestes Produkt entsteht. Damit wird sichtbar, was geleistet wurde.» Samuel Meier Assistent der Geschäftsleitung «Mir gefällt vor allem die Vielseitigkeit meiner Aufgaben. Zu Beginn einer Arbeitswoche ist häufig noch offen, worum ich mich kümmern werde. Als Zuständiger für die Honorarabrechnungen freue ich mich ausserdem über den Kontakt zu unseren Autoren und als gelernter Buchhändler generell über das Arbeiten mit Büchern.» Susanna Tolotto Sachbearbeiterin Vertrieb Noemi Kehl Teamassistentin Marketing/ Vertrieb «Ich habe sehr abwechslungsreiche Tätigkeiten. So kümmere ich mich unter anderem um die Erstellung von Werbematerialien, unterstütze den Vertrieb, organisiere Workshops und Veranstaltungen und kümmere mich um die Kommunikation auf der Website.» CONTEXT – Mai 2015 «In meinem Aufgabengebiet dreht sich ganz vieles um Zahlen: Ich erstelle monatliche Berichte zu Absätzen und Umsätzen sowie Lagerbestandslisten für den Quartalsabschluss. Ich überwache die einzelnen Titel, damit sie pünktlich für unsere Kunden lieferbar sind und bleiben. Ein spannender Ausgleich zu den Zahlen ist die Pflege und Aktualisierung unserer Website.» 11 Stefan Lang Produktverantwortlicher Digitale Medien «In meiner Funktion suche ich das «Buch nach dem Buch»: Die heutigen technologischen Entwicklungen haben das Potenzial, für Bücher neue Formen und Funktionalitäten zu finden, zum Beispiel über die Verknüpfung von Inhalten und die Verbindung von Menschen. In dieser Zeit des Umbruchs neue Formen des Buches zu suchen, ist eine ganz besondere Aufgabe, und es freut mich, diese im Verlag SKV wahrnehmen zu können.» Yvonne Vafi-Obrist Lektorin «Das wohl Faszinierendste und Befriedigendste an meiner Lektoratstätigkeit ist der Moment, in dem ich das noch druckfrische Buch in den Händen halte und mir sagen kann, dass sich die Mühen des langen Entstehungsprozesses – von der Idee bis zur Druck legung – gelohnt haben!» Isabelle Durrer Projektleiterin «Aus einer Idee entstehen in enger Zusammenarbeit mit spannenden Autoren sowie den weiteren Projektinvolvierten stets tolle Produkte. Als Projektleiterin bin ich für die erfolgreiche Umsetzung verantwortlich und sehe dadurch jeweils unmittelbar das Resultat meiner Arbeit, was ich als sehr befriedigend empfinde.» Kirsten Rotert Lektorin Evelyne Ekdahl Marketingverantwortliche ab 15.6.2015 Sara Locher Sachbearbeiterin Vertrieb (nicht auf dem Bild) «Ich bin häufig die erste Ansprechperson für unsere Kundinnen und Kunden. Ich liebe den direkten Kundenkontakt, und es macht mir Freude, wenn ich bei speziellen Anliegen und beim Support unserer Softwareprodukte helfen kann. Manchmal spreche ich dabei sogar Französisch!» Corinne Rudolphi Geschäftsleiterin «In meiner Arbeit unternehmerisch und gestaltend tätig zu sein und zu erleben, wie aus gemeinsamen Ideen Produkte entstehen, das macht viel Freude. Und was ich jeden Tag enorm wertschätze, ist ein Team zu haben, in dem jeder und jede sich auf seine ganz persönliche Art einbringt und mit viel Engagement den Verlag trägt und weiterbringt.» «Lektorin zu sein, ist für mich faszinierend vielfältig. Neben sprachlichem Gespür braucht es ebenso Kreati vität für neue Ideen, Durchhaltevermögen bei der Umsetzung, Empathie für unterschiedlichste Personen sowie Überblick über die vielen Projekt(schritt)e. Gemeinsam mit Autoren und Kolleginnen Medien zu entwickeln, von denen wir überzeugt sind, empfinde ich als grosses Glück.» CONTEXT – Mai 2015 12 90 JAHRE VERLAG SKV 1926 «Die Inhalte unserer Publikationen sind fundiert und qualitativ hochstehend.» H. Biedermann Leitfaden der Buchhaltung 1938 Max Wohlwend Geschäftskorrespondenz 1945 Joseph Burri/Albert Märki Doppelte Buchhaltung 1961 Dr. Willy Rüfli / Dr. Max Boemle Unternehmungsfinanzierung 1969 Karl Käfer Praxis der Kapitalflussrechnung 1971 Robert Stäubli Français pour jeunes commerçants 1989 Edith Hallwass Deutsch für Texter und andere kluge Köpfe 1994 Franz Carlen / Franz Gianini / Anton Riniker Finanzbuchhaltung 1 2005 Jürg Leimgruber / Urs Prochinig Das Rechnungswesen als Führungsinstrument 2013 Walter Sterchi / Herbert Mattle / Markus Helbling Schweizer Kontenrahmen KMU kennenlernen. Er war eine beeindruckende Persönlichkeit, ein Sprachgenie. Dank ihm erhielt der Verlag Konturen und eine Struktur. Er stellte einen Produktionsleiter ein, das Lektorat erhielt Verstärkung. Josef Kälin führte ab 1991 die Ära Zbinden während 17 Jahren mit viel Geschick weiter. Welches ist – über all die Jahre gesehen – der Titel mit der höchsten Auflage? Das Lehrmittel «Tastaturschreiben», früher unter dem Titel «Maschinenschreiben» erschienen. 1925 gab es sogar mehrere Ausgaben für die unterschiedlichen Schreibmaschinen-Typen. Weitere sehr erfolgreiche Longseller sind «Regeln für das Computerschreiben», welches ebenfalls auf «Maschinenschreiben» basiert, und viele weitere Titel aus dem Bereich Rechnungswesen. Welche Tätigkeiten im Verlagsgeschäft haben sich am meisten verändert? Das Verlagsgeschäft verändert sich per se – somit sind alle Tätigkeiten davon betroffen und es sind auch neue hinzugekommen. Bei uns konkret im Bereich der digitalen Medien, dem Prozessmanagement und im Web-Bereich. Aber auch die klassischen Tätigkeiten wie Herstellung, Lektorat, Vertrieb und auch die Verlagsleitung haben sich weiterentwickelt. Als Beispiel die Mitarbeitenden im Vertrieb: Früher wurden vor allem Bestellungen abgewickelt, heute leisten sie viel Produkteberatung und Support für die digitalen Medien. Das stellt neue Anforderungen an die Kompetenz der Leute und das machen alle im Team hervorragend. Heute ist immer mehr Wissen frei zugänglich. Was bedeutet das für das Verlagsgeschäft? Im Internet gibt es sicher viele zum Teil auch sehr gute Informationen, meis- tens kostenlos, doch das Zusammensuchen und die Beurteilung der Qualität stellen hohe Anforderungen an die Nutzer. Die Quellen sind weitgehend unbekannt und Gratisangebote können von heute auf morgen verschwinden. Im Gegensatz dazu liefert der Verlag SKV strukturierte, exakt auf den jeweiligen Lehrgang zugeschnittene Publikationen. Die Inhalte sind fundiert und qualitativ hochstehend. Und sie sind nachhaltig, weil sie gepflegt werden. Gab es in der Geschichte des Verlagsgeschäfts Phasen, wo man vor ähnlich grossen Herausforderungen stand wie heute? Der moderne Buchdruck wurde im 15. Jahrhundert erfunden. Seither gab es sicher manche Herausforderung, aber im Grundsatz ist das Verlagsgeschäft immer gleich geblieben. Durch die digitale Transformation, die ja in allen Bereichen stattfindet, wird das Verlagsgeschäft ganz wesentlich herausgefordert. Schon heute stellen sich beispielsweise viele Fragen rund um Urheberrecht und Copyright. In zehn Jahren ist der Verlag 100 Jahre alt. Wie könnte er dann aussehen? Noch mehr gute Lehrmittel und viele innovative Projekte und Ideen! Auch wenn das Geschäft sich immer weiter verändert und viele Herausforderungen birgt, bin ich überzeugt, dass wir, das ganze Team zusammen mit unseren Partnern das Potenzial haben, weiterhin zeitnah die Bedürfnisse des Marktes aufzunehmen und nutzenstiftende, ansprechende Inhalte zu schaffen – und zwar in dem Medium, das der Leser sich in Zukunft wünscht.
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