Schulzeitung "POfL" - Fachoberschule für Landwirtschaft Auer

Schulzeitung der Fachoberschule für Landwirtschaft, Auer
März 2015
Allein in der Wildnis: Ferruccio Valentini
S. 6
Naturgewalten: Vulkanausbruch auf Fogo
S. 10
Grausame Grindwaljagd auf den Färöern
S. 8
Arbeitsplatz am Gletscher: David Tonidandel
S. 12
Liebe Leserin, lieber Leser,
Inhalt
Jahresthema „Wildnis“
Berührt die Erde mit den Händen
Ferruccio Valentini - der Waldmensch
Zwischen Barbarei und Tradition
Ein Fluss aus Lava
Der Reiz am gefrorenen Boden
S. 3-5
S. 6-7
S. 8-9
S. 10-11
S. 12-14
Literatur und Theater
Fotostory: „Jesus liebt mich“
„Andorra“ - ein zeitloses Theaterstück
S. 15-17
S. 18-19
Aus dem Schulleben
Von der Fachschule an die OfL
Viel Kritik nimmt gutes Ende
Was kommt nach der Matura?
Von der Suche nach dem richtigen Beruf
Von der Forstwissenschaft zur Mathematik
S. 20-21
S. 22-23
S. 24
S. 25
S. 26-27
Vermischtes
Kreuzworträtsel mit Gewinnspiel
Ein perfekter Tag
S. 28-29
S. 30
das Wechselspiel Mensch Natur bildet einen
der Schwerpunkte der heurigen Ausgabe der
Schulzeitung POfL. Wir begeben uns auf die
Spuren von Menschen, die nach neuen Zugängen zur Natur suchen. Einblick erhalten wir
daneben in eine Berufswelt, die eng mit den
Kräften der Natur verknüpft ist: David
Tonidandel berichtet von seiner Arbeit als Geologe. Den Blick richten wir aber auch in die
Ferne: auf die Färöer-Inseln, wo Grindwale
immer noch grausam gejagt werden und auf
die Kapverden, wo ein Vulkanausbruch für
schlimme Verwüstungen gesorgt hat. Diese
Texte führen hin zum Jahresthema „Wildnis“
der Fachoberschule für Landwirtschaft.
Wie Puzzleteile greifen die Beiträge aus dem
Schulleben ineinander, die den zweiten
Schwerpunkt bilden. Im Fokus stehen einerseits die Veränderungen, die durch die Schulreform herbeigeführt wurden. Andererseits
wird dargestellt, wie Absolventen und Absolventinnen von Fachschulen sich an der Fachoberschule zurechtfinden und welchen Berufsweg die Schüler/-innen der heurigen Abschlussklassen einschlagen wollen.
Für Muse sorgen schließlich eine aufwändig
erarbeitete Fotostory zum Bestsellerroman
„Jesus liebt mich“ und eine Theaterkritik, die
aufzeigt, wie klassische Stücke bei jungen
Zusehern und Zuseherinnen ankommen.
Wir wünschen eine anregende Lektüre!
Für das POfL-Team
Gertraud Sanin
Ich schreibe für die Schülerzeitung, weil ...
ich sehr gerne lese und mich
informiere und so die Möglichkeit habe, für andere Informationen aufzubereiten. (Barbara)
es mir gefällt, zu interessanten
Themen Texte zu schreiben und
dabei auch die Möglichkeit
habe, mit Schülern aus anderen
Klassen zusammenzuarbeiten.
(Maria)
ich gerne neue Themen recherchiere und Interviews führe.
(Sonja)
(V.l.) Barbara Alber, Maria Pichler und Sonja Sachsalber besuchen die Klasse 5B PV der Fachoberschule für Landwirtschaft.
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Jahresthema „Wildnis“
„Berührt die Erde mit den
Händen“
Seit 30 Jahren lebt der 70-jährige Kurti allein in seinem Weinberg.
Kurt Wohlgemuth, genannt
Kurti, verbringt schon 30 Jahre seines Lebens in seinem
Weinberg in Eppan an der
Weinstraße. Er genießt sein
Leben in Freiheit und erfreut
sich jeden Tag an der Vielfalt
seiner Blumen, an seinen Katzen und den unterschiedlichsten Gartenarbeiten. POfLRedakteurin Magdalena Peterlin hat ihn besucht.
brauchen und nur auf seinen Besitz aus. Meine Mutter sagte daraufhin: „Kurt, geh runter in die
Weinberge in die Feldhütte. Ich
bringe dir das Essen.“ Ich habe
ihr dann geantwortet: „Mama,
wenn du mir drei Tage nicht das
Essen bringst, dann werde ich
zurück nach Bayern robben.“
Aber soweit ist es nicht gekommen, denn ich bin heute noch
hier.
POfL: Warum „Kurti“, und
nicht „Kurt“?
Kurti: Das „I“ ist sehr wichtig.
Zuerst bin „I“ (ich), dann kommt
lange nichts, und dann erst
kommst du.
Wie verbrachten Sie Ihre
Kindheit?
Ich besuchte als kleiner Junge die
Schule. Mit acht Jahren lebte ich
auf einem Bauernhof, wo ich als
Hirte arbeitete.
Was war der Grund, dass Sie
sich entschlossen haben, im
Weinberg zu leben?
Ich wurde von meinem Stiefvater
von zu Hause rausgeschmissen.
Er meinte, ich sei zu nichts zu ge-
Lebten Sie einige Zeit in Bayern?
Ja, 13 Jahre lang. Ich bin am 6.
Jänner 1963, mit 18 Jahren, in
Bozen mit dem Zug gestartet. Zu
Beginn freute ich mich riesig. Als
ich dann aber im kalten Waggon
saß, wäre ich am liebsten wieder
ausgestiegen. Das Erste, was mir
in Bayern angeboten wurde, war
eine Flasche Bier. Die 13 Jahre
verliefen ziemlich turbulent, es
ging mal auf und mal ab. Bis mich
1977 meine Mutter wieder zurück
nach Südtirol rief. Sie meinte,
wenn ich etwas erben wolle, sollte ich kommen. Ich überlegte lange, doch schließlich bin ich zurück
nach Hause.
Nach 13 Jahren sind Sie aus
Bayern zurück. Wie ist es
Ihnen in Südtirol ergangen?
Ich war noch nicht lange zu Hause, da begann ich in der Landwirtschaft zu arbeiten. Diese ein
bis eineinhalb Jahre waren ziemlich eintönig: Zwei Monate lang
immer Bäume schneiden, zwei
Monate lang immer Äpfel pflücken. Aus den Gräben musste ich
Gräben den Schlamm entfernen.
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Wenn ich mich hier so umsehe, fallen mir die unterschiedlichsten Pflanzenarten
auf…
Ich habe hier vor allem junge
Bäumchen, aus denen versuche
ich einen Bonsai zu ziehen. Das
Laub am Boden bekomme ich von
der Gemeinde. Darin befinden
sich viele Samen, aus denen die
unterschiedlichsten Pflanzen aufgehen. Nussbäume, Bananenstauden und Kakibäume sowie
Veilchen, Narzissen und Petersilie
wachsen am Hang. Mein ganzer
Stolz sind die Christrosen.
Liegt Ihnen die Natur sehr
am Herzen?
Ja, man muss der Natur zuhören
und sie beobachten. Man muss
sie schützen, denn wir sind abhängig von ihr. Wir müssen praktisch wieder bei null beginnen.
Warum haben wir das Weltnaturerbe? Ich würde sagen, es ist eine Kultur, die geschützt werden
muss. Und dazu gehört auch der
Mensch, der Mensch muss vor
dem ganzen Lärm geschützt werden.
An was arbeiten Sie gerade?
Ich mache gerade einen Graben.
Dafür benötige ich Wasser. Es
spricht - man muss seine Tonart
nur hören, es ist wie Musik. Wenn
ich mit dem Wasser arbeite, nenne ich es Lichtwasser. Im Lichtwasser spiegelt sich der Himmel
und es bleibt schönes Wetter.
Kurtis derzeitiger Schlafplatz: eine Erdgrube im Weinberg.
Man merkt das, denn auf den
Bergen schneit es und überall ist
es viel dunkler als bei mir. Wenn
im Sommer ein Gewitter aufzieht,
dann lege ich los. Ich laufe den
Hang solange hinauf und hinunter, bis das Gewitter vorbeizieht.
An anderen Tagen jäte ich, oder
ich schneide die Bäume und Rosen, wie es mir gelehrt wurde.
Ich hatte nämlich fünf Lehrmeister.
Haben Sie eine Schule besucht?
Kurtis Paradies: eine Vielfalt an Pflanzen. Sein Stolz sind die Christrosen.
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Ich habe eine Berufsschule in Rosenheim besucht. Das Zeugnis
habe ich für Gärtnergehilfe. Ich
wurde nicht Meister, da ich vom
Betrieb fristlos entlassen wurde.
Ich bin dann zur Konkurrenz
übersiedelt, wo ich sehr viel gearbeitet habe, um dem Betrieb zum
Erfolg zu verhelfen.
Leben Sie alleine?
Ich habe vor mehreren Jahren
mit einer Frau zusammengelebt.
Damals lebte ich noch in Bayern.
Es dauerte nicht einmal zwei Jahre. Weißt du, es war so: Es kam
das Fernsehen. Sie wollte einen
Krimi sehen, ich hingegen einen
Bergfilm. Ich wollte das Fenster
offen haben, sie wollte es immer
schließen. Als ich nach Südtirol
zurückging, war sie nicht damit
einverstanden. Es hat einfach
nicht geklappt. Das hat mir schon
einen großen Liebeskummer beschert.
Ich sehe im ganzen Weinberg
kein Haus. Wo wohnen Sie,
Kurti?
Ich habe hier überall schon gelebt. In der Feldhütte herrschen
zurzeit Temperaturen von 2°C,
weshalb ich den Winter über in
einer kleinen Mulde in der Erde
schlafe. Ich bin dabei vom Wind
geschützt und es hat dort 7°C.
Ich schlief auch schon mal am
Weg, da störte ich die Bauern jedoch beim Spritzen. Oft stehe ich
in der Nacht auf, um mich warmzulaufen. In kalten Nächten laufe
ich dafür bis zu viermal den Hang
hinunter.
Haben Sie nie Angst, dass
Ihnen etwas passiert?
Mein Arzt meinte: „Kurt, ich kann
dir nicht helfen, weil du dir nicht
helfen lässt.“ Ich sag`s ganz ehrlich. Solange ich in Behandlung
bin, bin ich gehorsam, nehme
meine Spritzen und verweigere
nichts. Sobald ich wieder im
Weinberg lebe, bin ich der Herr
und entscheide selbst, ob ich
meine Tabletten nehme. Wenn
nun etwas geschieht und ich weg
bin, dann ist es für mich hoffentlich schmerzlos. Und einmal muss
es kommen. Ich genieße jeden
Tag und durch meine Methode
werde ich bestimmt 100 Jahre alt.
Kommen gelegentlich Bekannte oder Verwandte zu
Besuch?
Mich besuchen meine Cousinen.
Sie bleiben aber nicht lange, da
sie im Dienst sind. Sie bringen
mir etwas zu essen und erledigen
meine Angelegenheiten auf der
Bank. Dann sind sie wieder weg.
Die sind nur scharf auf meine
Erbschaft, aber da denke ich, da
können sie lange darauf warten.
Kochen Sie Ihr Essen nicht
selbst?
Nein, denn das Kochen würde
Rauch erzeugen. Ich beziehe
mein Essen von meinem Cousin.
Er hat ein Restaurant in Auer an
der Bahnhofstraße. Er bringt mir
ein Stück Leberkäse, Reste aus
der Küche und organische Abfälle, die sich hervorragend kompostieren lassen. Ich bekomme auch
von der Würstelbude „Valentin“,
die an mein Grundstück grenzt,
täglich warmes Essen und zwei
Liter heißgekochtes Wasser. Mir
schmecken besonders Reis, Joghurt und Orangen. Jeden Tag
esse ich mindestens eine halbe
Zitrone, wegen dem Vitamin C,
und trinke jede Nacht einen Liter
Ziegenmilch,
selbstverständlich
bio.
Haben Sie keine Obstbäume,
von denen Sie Früchte ernten
können?
Ich esse nur das wenigste von
hier, denn es fahren täglich
28.000 Autos vorbei. Ärzte haben
mir gesagt, dass die Schadstoffe
ab 10.000 Fahrzeugen schon zu
hoch sind. Deswegen esse ich
jene Sachen, die mir gebracht
werden.
Was halten Sie von landwirtschaftlichen Schulen? Was
würden Sie den Schülern
empfehlen?
Aufmerksam zuhören und wirklich
alles festhalten. Wenn ich zurückdenke, ich habe eine Berufsschule
besucht, da habe ich alles so
oberflächlich betrachtet und nie
richtig mitgedacht. Heute denke
ich ganz anders und begreife vieles besser. Meine Unterlagen von
damals sind mir noch heute eine
große Hilfe.
Was würden Sie allen Menschen mitgeben und empfehlen?
Die Menschen müssen die Natur
wieder mehr respektieren. Woher
nehmen sie das Recht, den Planeten so auszusaugen? Wir müssen umdenken. Wir können nicht
so weitermachen wie bisher,
denn alles geht zum Teufel, besonders das Gefühl. Es herrscht
nur noch Hektik; dies muss ich
haben, jenes muss ich haben…
So kann es nicht mehr weitergehen, die Ressourcen gehen zu
Ende. Wir müssen wieder „deitsch gsog“ - die Erde mit den
Händen berühren.
Magdalena Peterlin
Kurti zeigte POfL-Redakteurin Magdalena Peterlin bereitwillig sein Zuhause und erzählte gerne aus seinem Leben.
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Jahresthema „Wildnis“
Ferruccio Valentini der Waldmensch
Fèro streift regelmäßig durch die wilde Landschaft am Tovelsee. Dabei entdeckt er häufig Überreste aus vergangenen Zeiten — wie diese Fossilie.
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In immer mehr Menschen
wächst der Wunsch, zur Natur zurückzukehren. Ferruccio
Valentini, von allen Fèro genannt, hat es geschafft. Der
nun 67-jährige Mann lebt seit
Jahren in und mit der Natur
und setzt alles daran, die
noch unberührte Wildnis zu
schützen.
Kinder. Er arbeitete viel am elterlichen Hof mit und blieb nach fünf
Jahren Schule dem Unterricht
fern. Nachdem sein jüngerer Bruder ihn bei der Arbeit ersetzen
konnte, begann sein Leben in der
Natur. Fèro verbrachte immer
mehr Zeit in der Wildnis, um
Kräuter zu sammeln, die Natur zu
beobachten und zu jagen.
Fèro wuchs als Erstgeborener einer zehnköpfigen Familie in Tuenno, einem kleinen Dorf im
Nonstal, auf. Sein Vater war Viehhändler, seine Mutter kümmerte
sich um den Haushalt und die
„In der Wildnis ist meine eigentliche Heimat“
Noch in jungen Jahren zog es ihn
an den Tovelsee, der auf dem Gemeindegebiet von Tuenno liegt.
Er konnte sich an der „normalen“
Lebensweise nicht mehr erfreuen
und beschloss somit der einzige
Bewohner dieser Gegend zu werden. Um in der Hütte, fernab von
jeglicher Zivilisation zu überleben,
griff Fèro auf das herkömmliche
Wissen über die Kräfte der Natur
zurück.
Das Wissen um die Heilkräfte wilder Kräuter war immer mehr in
Vergessenheit geraten, alte Traditionen gehörten der Vergangenheit an. Fèro ließ sie in seinem
Haus am See und bei seinen weiten Wanderungen wieder aufleben. Wildpflanzen wie Milchlatti-
che, Löwenzahn, Hopfen und
Brennnesseln
sammelte
der
Waldmensch, um sich selbst zu
versorgen. Oft verteilte er das
Erntegut auch an Leute im Dorf,
die damit ihre Speisen verfeinerten.
Wenn die Zeit kam, um wilde
Früchte zu ernten, zog Fèro aus,
um sie zu sammeln. Die Suche
war mühsam und die Früchte
klein, aber doch schmeckte das
Obst der Supermärkte dagegen
fad. „Die Früchte verlieren beim
Transport ihre Heimat. Die Geschichte der Heimat kommt ihnen
abhanden“, wusste der Waldmensch.
Stunden verbrachte er im Einklang mit der Natur und wanderte
einsam durch die Landschaft rund
um den Tovelsee. Während seiner Reisen machte Fèro immer
wieder neue Entdeckungen. Kleinigkeiten wie die Beschaffenheit
einer Birkenrinde oder die ungewöhnliche Form einer Blüte bereiteten ihm gleichermaßen Freude,
wie das von ihm neu entdeckte
Farnkraut. Egal ob Schnee, Hitze,
Regen - Fèro arbeitete mit einer
Gelassenheit und Selbstsicherheit
und liebte diese Art zu leben.
Die Ausbeutung der Natur
nimmt zu
Die Ruhe in der Wildnis wurde
2009 abrupt gestört. In diesem
Jahr wurden die Dolomiten zum
UNESCO-Weltnaturerbe
erklärt.
Ferruccio Valentini wusste: „Je
mehr Aufmerksamkeit die Menschen einer Sache schenken, desto sicherer wollen sie sie zu ihrem
Besitz machen.“ Und so kam es
auch. Die Tourismusindustrie witterte eine neue Geldquelle und
schon rasch entstanden Bauaufträge. Bäume wurden gerodet,
um neuen Skipisten Platz zu machen; Lifte, Hotels und Erlebnispfade wurden in die Landschaft
gepflanzt. Die Ausbeutung der
Natur brachte der Region materiellen Aufschwung, doch der Wildnis wurde das Wilde genommen.
Fèro war einer der wenigen, der
sich für die noch unberührte Natur einsetzte. Immer wieder verfasste er mit seinen einfachen,
aber tiefgründigen Worten Schrei-
ben an die Behörden, um dem
Wüten ein Ende zu bereiten. Viele
nahmen den Einsiedler am Tovelsee nicht ernst, einige sahen in
ihm einen Gegner des Systems.
Trotz der zunehmenden Drohungen gab Fèro nicht auf, „seine“
Natur zu schützen und den Plänen entgegenzuwirken. Als man
ihm im Laufe der Jahre seinen
Wohnort in den Bergen untersagte, wurden immer mehr Medien
auf den Waldmenschen aufmerksam. Immer häufiger stellten sich
Menschen auf seine Seite und
gaben Fèro das Gefühl, nicht alleine zu sein.
Der ungleiche Kampf zwischen
Behörden und der kleinen Gruppe
von Widersachern wird auch in
Zukunft nicht enden. Doch je
mehr Menschen sich dafür interessieren und sich für die wertvolle Landschaft stark machen,
desto schneller lassen sich Ergebnisse präsentieren. Desto länger
wird sich der Mensch an der Wildnis erfreuen können.
Magdalena Peterlin
Der idyllisch gelegene Tovelsee im Naturpark Adamello Brenta. Der See liegt in 17 km Entfernung von Cles, dem Hauptort
des Nonstales.
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Jahresthema „Wildnis“
Zwischen Barbarei und Tradition
Schon seit hunderten von Jahren ist der „Grindadráp“, die Grindwaljagd, ein fest verankerter Teil
der Kultur der Färöer-Inseln. Die Einheimischen bezeichnen es humorvoll als eine „ spaßige Wikingertradition“, Tierschützer nennen es einen blutrünstigen Zeitvertreib, dem man sofort Einhalt
In den vergangenen 60 Jahren
hat sich die Menge des weltweit
gefangenen Fisches vervierfacht –
von 12,8 Mill. Tonnen im Jahr
1950 auf 52,1 Mill. Tonnen im
Jahr 2011. Die Folge: Der Bestand der großen Speise- und
Raubfische ist um 90 Prozent zurückgegangen. Damit dieser Vorgang nicht weiter voranschreitet,
setzen sich verschiedene Organisationen für den Erhalt der marinen Tierwelt ein. Eine davon, die
immer wieder für Aufsehen sorgt,
bezeichnet sich selbst als „Hirte
des Meeres“ (engl. Sea
Shepherd). Paul Watson, Gründer
und ehemaliges Mitglied von
Greenpeace, leitete diese Stiftung
aus internationalen Umweltschützern, seit er sie 1977 ins Leben
rief. „Sea Shepherd“ setzt sich für
den Schutz der Meere und den
Kampf gegen eine unverhältnismäßige Fischerei ein. Sie leitet
weltweit Tierschutzkampagnen
gegen den Delfinfang wie bspw.
auf der japanischen Insel Taiji,
gegen die Haijagd auf den Galapagos-Inseln oder gegen den Eisfischfang im Südpolarmeer. Eine
ihrer jüngsten Kampagnen galt
der Grindwaljagd auf den FäröerAtollen, wo die Südtirolerin
Magdalena Gschnitzer als Teamleader einer ca. 500-köpfigen
Crew fungierte.
Die Grindwaljagd ist ein alljährliches Gemetzel, dem 1000 bis
1500 Tiere zum Opfer fallen können. Die Färinger berufen sich auf
ihren autonomen Status und auf
ihre Nicht-EU-Zugehörigkeit, die
ihnen dieses kaltblütige Morden
erlaubt. Laut Angaben der Inselbewohner erfüllt diese Jagd nur
einen Zweck und zwar jenen der
Nahrungsbeschaffung, denn ohne
das Fleisch dieser Tiere müsste
die Bevölkerung verhungern. Es
ist irrelevant, ob die Menschen in
der Vergangenheit ohne diese
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Auf Beobachtungsposten: „Sea Shepherd“-Mitglieder halten Ausschau nach Walen.
Die getöteten Wale werden mit einem Kran an Land gezogen.
Das Wort „Grind“ steht für das Jagen und Schlachten der Wale.
Magdalena Gschnitzer aus Gasteig (Ratschings) beteiligte sich im Sommer 2014 an den Aktionen der Meeresschutzorganisation „Sea Shepherd“ gegen die Grindwaljagd auf den Färöer Inseln.
grausame Jagd nicht überlebt
hätten. Heutzutage gibt es sicherlich keinen Färinger, der ohne das
Walfleisch hungern oder sogar
verhungern müsste. Deswegen
gibt es keinen Grund, diese Art
der Tradition beizubehalten. Jedoch lassen sich einige Einheimische noch nicht umstimmen, halten an ihrem veralteten Brauch
fest und töten weiter.
Heute ist das „Grindadráp“ ein
grausames Relikt aus längst vergangener Zeit, das keinen Platz
mehr in einer modernen Zivilisation hat. Stimmen erheben sich
gegen den konservativ blasenden
Wind der letzten Jahrhunderte,
auch Färinger selbst wehren sich
gegen diese sinnlose Massentötung, die ganze Walfamilien auslöscht, niemanden verschont, weder Mutter noch ungeborenes Leben. Im Jahr 2013 belief sich die
Zahl der getöteten Grindwale im
Zeitraum vom 21.Juli bis 14. November auf 1.104 Individuen, darunter auch 430 ermordete Weißseiten-Delfine. Dem Konsum von
Walfleisch ist jedoch aus medizinischer Sicht abzuraten, denn es
enthält große Mengen an Queck-
silber und gefährlichen Toxinen.
Die Jagd an sich ist ein Gemetzel
sondergleichen. Sobald sich Wale
einer Insel nähern, werden alle
Einheimischen darüber informiert
und es wird entschieden, zu welchem „Killing Beach“ sie getrieben werden. Fischer und Motorboote treiben die Tiere mithilfe
von Störsignalen Richtung Bucht.
Die Boote ziehen ihre Kreise enger und enger und die Falle
schnappt zu. Da die Tiere eine
sehr starke soziale Bindung zueinander haben und sich ungern
voneinander trennen, ist es ein
Leichtes, sie in die Enge zu treiben. Im seichten Wasser angekommen, stehen sich Schlächter
und Wal gegenüber und das Morden nimmt seinen Lauf.
Das Jahr 2014 war trotz allem für
die Grindwale ein positives Jahr.
Dank „Sea Shepherds“ Bemühungen gab es eine Grindwaljagd, bei
der „nur“ 33 Pilotwale getötet
wurden. Trotz dieses Erfolges
muss weiterhin hart gegen die
Ausbeutung unserer Meere gekämpft werden.
Magdalena Gschnitzer ist 29
Jahre alt und kommt aus
Gasteig (Ratschings). Nach der
Matura an der Lehranstalt für
Werbegraphik in Brixen studierte sie zwei Jahre lang Kunstgeschichte in Innsbruck und absolvierte verschiedene Lehrgänge.
In den Sommermonaten arbeitete sie schon bei mehreren
Umweltschutzprojekten mit.
2014 verbrachte sie drei Monate
auf den Färöer Inseln, um sich
an einer Aktion der Meeresschutzorganisation „Sea Shepherd“ gegen die Grindwaljagd
zu beteiligen. Im Herbst 2014
hielt Magdalena Gschnitzer dazu
einen Vortrag an der Wirtschaftsfachoberschule in Auer.
„Sea Shepherd“ ist eine 1977
gegründete gemeinnützige Organisation, die sich den Schutz
der maritimen Tierwelt zum Ziel
setzt. Sie setzt sich gegen die
Zerstörung der Lebensräume
und das Abschlachten der Tiere
in den Weltmeeren ein.
Raffael Peer,
Lukas Walter
9
Jahresthema „Wildnis“
Ein Fluss aus Lava
Es kam überraschend. Niemand hatte damit gerechnet,
vor allem aber nicht auf diese
Weise. Zugegeben, unbewusst muss man innerlich immer darauf vorbereitet sein,
aber dennoch traf es die Bewohner der westafrikanischen Insel wie ein Schlag:
Am 23.November 2014 spukte der Pico do Fogo Feuer.
Die Lava war sehr flüssig und erreichte zu „Spitzenzeiten“ eine
Fließgeschwindigkeit von bis zu
30 Metern pro Stunde, oft verlangsamte sie sich und die Anrainer glaubten aufatmen zu können. „Ich selbst bin vor dem Monitor gesessen und habe darauf
gewartet, dass die Lava stehen
bleibt“, so Franz Egger, Professor
an der Fachoberschule für Landwirtschaft und Leiter des Kapverdenprojekts.
48 Tage gaben sich Angst und
Hoffnung die Klinke in die Hand,
bis die Feuerströme am 9. Jänner
2015 endgültig zum Stillstand kamen. Am Tag der Eruption bedeckten Aschewolken weite Teile
der Insel, zahlreiche Bauern
mussten ihr Vieh notschlachten,
damit es sich nicht an dem verseuchten Gras vergiftet.
Anders als bei früheren Ausbrüchen floss die Lava nicht ins Meer
ab, sondern sammelte sich im
Kraterkessel an, wo die Ortschaft
Chã das Caldeiras liegt. Ein Großteil der Häuser wurde unter den
Lavaströmen begraben, die Bewohner der Ortsteile Portela und
Bangaeira wurden jedoch rechtzeitig evakuiert. Etwa 1500 Menschen ließen ihr Hab und Gut zurück. Nach der Eruption vom 2.
April 1995 wurden vom Staat
Aussiedlerhäuser errichtet, dort
fand der Großteil der Evakuierten
nun Zuflucht. Etwa 200 Personen
wurden im alten Lyzeum und in
Zelten in Mosteiros, der zweitgrößten Stadt der Insel Fogo, untergebracht. Die Menschen wollen
dennoch zu ihren Häusern zurück
und versuchen zu retten, was
noch zu retten ist. „Einige Menschen möchten an der gleichen
Stelle, also auf der Lava, ihre
Häuser wieder aufbauen. Sie sind
das Leben in Gefahr gewohnt und
Pico do Fogo…
 bedeutet auf Deutsch
„Feuerberg”.
 ist ein aktiver Schichtvulkan.
 liegt 2.829 m ü.d.M.
 ist der zweithöchste Vulkan
im Atlantik.
 brach seit der Besiedelung
der Insel über 30-mal aus.
versuchen zum Teil die Lava aus
ihren Häusern zu bringen“, berichtet Egger.
Doch der Wunsch der Menschen
ist internationalen Geldgebern,
aber auch der Regierung ein Dorn
im Auge. Zu risikoreich ist es, eine Siedlung in der Gefahrenzone
zu erstellen. Das wäre ja fast so,
als würde man ein Kaninchen frei
herumlaufen lassen: Man weiß
nicht wann, aber es ist sicher,
dass es eines Tages verschwindet.
Freiheit gegen Käfig, Heimat gegen Schutz - das Verhältnis zwischen Regierung und Bevölkerung
ist entsprechend angespannt. Es
Am 23. November 2014 bricht der Vulkan von Fogo (Kapverden) aus. Die Lava zerstört das Dorf Chá das Caldeiras und die
Weinkellerei der dortigen Produzentengenossenschaft.
10
kursieren zahlreiche Gerüchte.
Man sagt, der Staat wolle die Bewohner von Chã gänzlich aus ihrer Heimat vertreiben und die Region nur noch für touristische
Zwecke nutzen. „Meiner Meinung
nach ist die Desorientierung der
Bevölkerung ein Problem der Demokratie, denn die Kommunikation zwischen den Autoritäten und
der Bevölkerung ist schlecht. Die
Politiker verkünden den Menschen nicht ihr Vorhaben, ihre
Pläne“, urteilt Egger.
20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen (v.a. Bohnenfelder)
wurden von den Lavamassen verschluckt und somit unwiederbringlich zerstört. Doch die Bauern bestehen darauf, weiterhin
ihre Felder zu bewirtschaften und
fordern sogar noch zusätzliches
Land. Dieser Wunsch könnte erhört werden, denn der Staat besitzt außerhalb des Risikobereiches noch unbestellte Flächen,
welche den Bauern zugeteilt werden könnten. Bei all diesen Zugeständnissen wären die Menschen
sogar bereit, ihre Heimat, die Gefahrenzone, zu verlassen und sich
außerhalb davon anzusiedeln.
Doch die Entscheidung sollte
möglichst bald fallen, denn „die
Menschen wollen Ergebnisse sehen“, so Egger.
Trotz des erheblichen wirtschaftlichen Schadens meldet die Regie-
Seit dem Schuljahr 2008/09 beteiligt sich die Fachoberschule für
Landwirtschaft an einem Entwicklungsprojekt auf Kap Verde. Treibende Kraft ist Prof. Franz Egger.
Im März 2010 wird einem Jugendlichen aus Kap Verde ein Aufenthalt
am Versuchszentrum Laimburg ermöglicht, um dort das Rebveredeln
zu lernen.
Im April 2010, im März 2012 und im März 2014 absolvieren Schüler/innen der Fachoberschule ihr Betriebspraktikum bei Bauern auf Fogo.
Im September 2011 und im September 2013 kommen neun Schüler/innen der Partnerschule „Liceu de Sao Filipe“ für ein dreiwöchiges
Praktikum von Fogo nach Südtirol. Sie werden von Südtiroler Betrieben aufgenommen.
Vom 12. bis 22. Februar 2015 weilt eine Gruppe bestehend aus Südtiroler Bauern, die bisher das Projekt unterstützt haben, und Personen
unserer Schule auf Kap Verde. Sie erkunden auch die Möglichkeiten,
die Einwohner von Chá das Caldeiras in dieser schwierigen Zeit nach
den Zerstörungen durch den Ausbruch des Vulkans zu unterstützen.
rung, dass sie keine zusätzliche
finanzielle Unterstützung benötige, was man brauche, sei immateriell: Wissen. Daher sollte die
Zusammenarbeit zwischen Südtirol und den Kapverden noch verstärkt werden.
Heuer kommen wieder die
Kapverden zum Zug: Eine Gruppe
von Studenten wird nach Südtirol
kommen. Nachdem sich die Auswahl nach Bewerbungsschreiben
und Motivation als sehr erfolgreich erwies, wird dieses System
weitergeführt und auch zur Bestimmung der Kapverdischen
Praktikanten angewandt. Um
noch zielführender zu arbeiten,
wird das Praktikum in Südtiroler
Betrieben um einige Wochen verlängert. Begleitet werden die Studenten dabei von der nächsten
„Kapverdengruppe“ der Fachoberschule für Landwirtschaft.
Auf diese Weise sollen die Menschen auf Fogo autonom werden,
dank ihres Wissens hoffnungsvoll
in die Zukunft blicken und sie
nicht unter den Lavamassen begraben sehen: Denn Optimismus
ist ein erster Schritt in Richtung
Zukunft.
Claudia Dalvai,
Sonja Sachsalber
Auch die Weinkellerei der Produzentengenossenschaft im Dorf Chá das Caldeiras (Insel Fogo)wird vom Lavastrom verwüstet.
11
Jahresthema „Wildnis“
Der Reiz am gefrorenen Boden
David Tonidandel ist Absolvent der Fachoberschule für Landwirtschaft. Heute arbeitet er als Landesgeologe. Auf dem Bild
überprüft er die Temperatursonde, die am Blockgletscher Murfreit an der Nordseite des Sellastocks installiert wurde.
POfL: Sie sind Geologe. Wie
sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
David Tonidandel: Zu meinem
Beruf bin ich eigentlich zufällig
gekommen. Gegen Ende meines
Studiums der Geologie in Bologna
wurde eine Projektstelle im Bereich Permafrost im Landesamt
für Geologie und Baustoffprüfung
in Bozen frei. Erst seit Kurzem bin
fest angestellt.
Womit beschäftigen Sie sich
gerade jetzt?
Ich arbeite gerade am Abschluss
des Projektes „permaqua“. Weiters an verschiedenen Projekten,
wo es um die Sanierung von Hängen und Felswänden geht.
Schließlich beobachten wir ständig verschiedene Rutschhänge im
12
Gadertal und Felswände im Unterland.
Welche Ziele verfolgt das
Projekt „permaqua?
Das Projekt „permaqua“ ist im
November 2011 aus folgendem
Grund gestartet: In vorangegangenen Projekten - Projekt
„ProAlp“, Projekt „PermaNET“ haben wir die erhöhten Schwermetallkonzentrationen von Quellen aus Blockgletschern erstmals
gemessen. Dies war der Anstoß,
ein neues Projekt zu beginnen,
bei dem Permafrost und Wasser
(-> permaqua) untersucht werden. Neu in diesen Studien ist der
biologisch-ökologische Aspekt.
Permafrost? Was ist das?
Permafrost ist permanent, dauer-
haft gefrorener Boden oder Fels.
Um einen Boden als Permafrost
zu bezeichnen, muss dieser mindestens zwei Jahre eine Temperatur von unter 0°C aufweisen.
Warum ist die Erforschung
des Permafrosts von Bedeutung?
Permafrost wird in Südtirol seit
ca. zehn Jahren erforscht. Zuvor
wusste man wenig darüber.
Durch diese Forschung und durch
den regen Austausch mit Projektpartnern aus dem Alpenraum
haben wir zahlreiche bis dato
nicht bekannte Erkenntnisse gemacht, wie z.B. die Zunahme von
Steinschlägen im Hochgebirge,
das Vorhandensein von Schwermetallen im Quellwasser aus Permafrostarealen.
Wer hat etwas davon? Welche
Folgen
bringt
das
„Zurückgehen“ des Permafrosts mit sich?
Ich denke, es geht hier um eine
wichtige Thematik, vor allem für
uns Südtiroler. Wir leben in einem
Land, wo ca. sechs Prozent der
gesamten Fläche von Permafrost
bedeckt sind. Die Verunreinigung
des Hochgebirgswassers durch
abschmelzenden Permafrost hat
Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung von einzelnen Almgebieten und von mehreren
Schutzhütten. Die zunehmenden
Steinschlagereignisse im Hochgebirge haben in letzter Zeit des
Öfteren Wanderwege und Klettersteige verlegt.
Spielt der Klimawandel in
diesem Zusammenhang eine
Rolle?
Zunehmende Temperaturen und
die Zunahme von ExtremNiederschlagsereignissen führen
zu einem Abschmelzen des Permafrosts und dadurch zu einer
Erhöhung der Permafrost Untergrenze.
Wie sieht Ihre Arbeit auf den
Beobachtungsstationen konkret aus?
Wir haben in Südtirol fünf Permafrost Test-sites, also fünf Gebiete,
wo wir verschiedene Parameter
erheben, die Temperatur von
Lockermaterial wie z.B. Blockund Schutthalden, Temperatur
von Blockgletschern und von von
Felswänden sowie Bewegungsmessungen von Blockgletschern.
Wir gehen zwei Mal im Jahr zu
unseren Untersuchungsgebieten,
warten dort die Anlagen und führen die Datenauslese durch. Anschließend werden die Daten
analysiert und interpretiert. Die
Untersuchungsgebiete sind der
Blockgletscher Lazaun im Schnalstal, die Grawand im Schnalstal,
der Blockgletscher Rossbänk im
Ultental, der Blockgletscher Murfreit in der Sella-gruppe in den
Dolomiten und der Ortler.
Blockgletscher sind zungenförmige Körper, die aus einer Mischung von Schutt, Blöcken und
Eis. Blockgletscher bewegen sich
mit einer Geschwindigkeit von
bis zu einem Meter pro Jahr talabwärts.
Gibt es Ergebnisse, die Sie
besonders faszinieren?
Die gesamte Thematik um die
Schwermetalle im Quellwasser
der Blockgletscher ist äußerst
spannend, da wir wie ein Puzzle
immer wieder neue Erkenntnisse
machen, jedoch die Lösung, also
die genaue Herkunft der Schwermetalle noch nicht kennen. Wir
wissen, dass sie in bestimmten
Lagen des Eises der Blockgletscher enthalten sind. Nur, wie sie
dorthin gekommen sind, wissen
wir nicht. Die Forschung läuft.
Was gefällt Ihnen an Ihrer
Arbeit?
Die Vielfältigkeit, die Abwechslung, jeder Tag bringt eine neue
Herausforderung mit sich. Unsere
Arbeit ist stark wetterabhängig:
Letztes Jahr um diese Zeit hatte
ich schon ca. 40 Einsätze aufgrund von Steinschlag- oder Rutschungsereignissen hinter mir.
Heuer, durch das wesentlich trockenere Wetter, ist Südtirol von
solchen Ereignissen relativ verschont geblieben.
Hatte das Wettergeschehen
im vergangenen Jahr auch
Auf dem Blockgletscher Murfreit (Sella) hat sich ein Thermokarstsee gebildet (Drachensee = Lech dl Dragon) (im Bild).
13
Auswirkungen auf den Permafrost und Ihre Arbeit?
Es gab mehrere Naturereignisse
im Hochgebirge. Vor allem im
Sommer gab es zwei große Murgänge in Sulden - der Ausbruchbereich liegt auf einem Blockgleschter - und im Schnalstal. Auch
dort liegt die Ausbruchzone auf
einem Blockgletscher).
Waren Sie auch bei der Untersuchung des Felssturzes in
Kurtatsch involviert?
Ja, ich war von Beginn an dabei.
Als allererstes musste die genaue
Evakuierungszone definiert werden. Am Tag danach, bei Tageslicht, konnte die Ausbruchzone
untersucht werden und die Maßnahmen zur Reduzierung der
Gefahr konnten definiert werden.
Es folgten zahlreiche Lokalaugenscheine, um die Spreng- und Abräumarbeiten zu begleiten.
Was waren die Ursachen für
den Felssturz?
Grundsätzlich unterscheiden wir
zwischen begünstigenden Faktoren und auslösenden Faktoren. In
diesem Fall sind die begünstigen-
den Faktoren die stratigraphische
Abfolge der sog. Grauner Wände.
Wir haben an der Basis dieses
markanten Felsriegels eine
Schicht von weichen, graubraunen Mergeln und Tonen (=
Giovo Formation). Oberhalb dieser Schicht befinden sich harte
und kompakte Dolomite (= Contrin Formation). Diese DolomitWände haben ein hohes Gewicht
und üben dieses auf die darunterliegenden weichen Schichten der
Giovo Formation aus. Durch anhaltende Niederschläge werden
diese Mergel- und Tonschichten
noch weicher. Wir sprechen in
diesem Fall vom Prinzip „Hart auf
Weich". Dazu kommt, dass durch
die gesamte Wand mehrere parallele Kluftsysteme verlaufen. Es
kommt also zum Herauskippen
von Felspartien. In diesem konkreten Fall war es genau so. Ein
freistehender Turm hat durch den
extrem weichen Untergrund aufgrund von anhaltenden Niederschlägen sozusagen das Gleichgewicht verloren und ist umgekippt.
Die Folgen sind mittlerweile allen
klar. Zur Wiederholung: begünstigende Faktoren sind die Strati-
graphie und Tektonik der Grauner
Wände; die auslösenden Faktoren
die anhaltenden Niederschläge.
Haben Sie neben Ihrem Beruf
überhaupt Freizeit? Wenn ja,
was machen Sie gerne?
Ich habe grundlegend keine geregelten Arbeitszeiten. Meine Freizeit hängt davon ab, ob ich Bereitschaftsdienst habe oder eben
nicht. Bereitschaftsdienst habe
ich manchmal auch nachts. In
meiner freien Zeit gehe ich aber
sehr gerne wandern.
Wie erlebten Sie die Zeit an
der OfL?
Es war eine sehr schöne und aufregende Zeit. Wir hatten ein super Klassenklima. Es sind wunderschöne Freundschaften entstanden. Auch heute haben wir
noch guten Kontakt untereinander und veranstalten regelmäßige
Klassentreffen.
Daniela Gross,
Sara Burger
Ein Bild der Verwüstung: Am 21.1.2014 ging in der Nähe des Freisinger Hofes in Rungg (Tramin) ein Felssturz nieder. Das Bild
wurde am Tag danach aufgenommen. Der Hof ist nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt.
14
Literatur und Theater
Fotostory: „Jesus liebt mich“
Marie lässt ihren Verlobten Sven vor dem Altar stehen. Er ist echt sauer darüber. Kata versucht ihre völlig aufgelöste Schwester zu trösten.
Weißt du was Marie, du kannst
dir deine Füße ab jetzt selbst
massieren… wenn du mit deinem fetten Schwabbelbauch
überhaupt dran kommst!
Was habe ich nur getan,
was habe ich nur getan?
Das war echt mutig. Okay, du
hättest dir vielleicht einen
besseren Zeitpunkt dafür auswählen können, ihn abzuservieren.
Um Sven nun möglichst aus dem Weg zu gehen, zieht Marie
wieder zu ihrem Vater in ihr altes Kinderzimmer.
Doch da lernt Marie Joshua kennen. Sie verguckt
sich sofort in ihn und fragt ihn nach einem Date.
Wollten Sie heute Abend mit
mir etwas essen gehen?
Ich bin wirklich
ein M.o.n.s.t.e.r!
(Mitdreißigerin
ohne nennenswertes Selbstbewusstsein, Trauschein, Energie
und Reife)
Ich würde gern
mit dir speisen.
Marie ist überglücklich. Aber sie versteht sich selber
nicht mehr. Schließlich wollte sie am Tag davor noch
Sven heiraten.
Vom Restaurant aus sehen Marie und Joshua einen Bettler. Zu Maries großem Erstaunen ruft Joshua ihn zu sich.
Wir wollen
mit dir das
Brot brechen.
So wie der
stinkt, brech‘
ich gleich noch
ganz andere
Dinge!
15
Da schlägt Sven zu.
Auf dem Heimweg treffen Marie und Joshua auf Sven,
Maries Ex.
Ja, Joshua, wehr‘
dich. Lass dich nicht
so verprügeln.
Verpiss dich,
du Hippie.
Komm, prügle dich,
wenn du ein Mann bist!
Ich werde nicht
mit dir kämpfen,
mein Freund.
Doch Joshua lässt sich lieber k.o. schlagen.
Marie will wissen, wieso Joshua sich so seltsam verhält und stellt ihn zur Rede.
Warum hast du dich
nicht gewehrt?
Wenn dir einer
auf die eine
Wange schlägt,
dann halte ihm
auch die andere
Wange hin.
Für wen hältst du
dich? Für Jesus?
Ja, der bin ich.
Um die Geschehnisse zu verarbeiten, geht Marie ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: auf dem Malenter See Tretbootfahren.
Doch nach einiger Zeit spielt das Wetter nicht mehr so ganz mit...
Schnell versucht Marie, dem Gewitter zu entgehen und ans Ufer zu gelangen, doch sie schafft es nicht. Der Sturm ist zu stark,
das Tretboot kentert und Marie befindet sich in der Gefahr, zu ertrinken. Doch da naht Rettung.
Schweig, sei still!
Heilige Scheiße,
er ist wirklich
Jesus! … Noch
nie hat ein Mann
es geschafft,
mich zu tragen.
Nach nur einer Geste Joshuas ist das Gewitter plötzlich wie
weggeblasen.
16
Als es Marie wieder gut geht, treffen sich die beiden zufällig am See.
Würdest du heute Abend
mit mir noch einmal
speisen?
Ich bedeute ihm
was.
Jippieyeiyeah!!!
Sie verbringen einen wunderschönen Abend miteinander.
Doch ein Happy End lässt wie
üblich noch auf sich warten..
Denke daran, du bist nur
zu Gast auf Erden. Und
du hast eine wichtige
Aufgabe zu erfüllen!
Lisa Krautwald hat diese Fotostory zum Roman „Jesus liebt mich“ von David Safier entworfen. Folgende Schüler/-innen
haben mitgewirkt: (v.l.) Greta Inderst (Marie), Alexia Ruedl (Joshua), Roland Thurner (Sven), Lukas Andersag (Bettler), Monika Hofer (Kata) und Elias Waldner (Pastor Gabriel).
17
Literatur und Theater
„Andorra“- ein zeitloses
Theaterstück von Max Frisch
„Andorra“ von Max Frisch, einem
der bedeutendsten Schweizer
Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, wurde schon unzählige Male auf die Bühne gebracht. Nun
hat auch das Freie Theater Bozen
das Drama, das im Jahre 1961 in
Zürich uraufgeführt wurde, neu in
Szene gesetzt und ist damit auf
Tournee gegangen
„Andorra“ greift zentrale Themen
des Menschseins, wie die möglichen Konsequenzen von Vorurteilen gegenüber anderen und die
persönliche Identitätsfindung eines Menschen, auf. Das Stück ist,
obwohl es in den 1960er Jahren
entstand, in seiner inhaltlichen
Aussage aktueller denn je.
„Andorra“ handelt nicht vom
gleichnamigen Kleinstaat, sondern
ist ein fiktiver Ort, der ein Modell
darstellen will. Andri, der vermeintlich jüdische Adoptivsohn
des Lehrers, wächst in Andorra
auf. Ständig lassen ihn seine Mitbewohner spüren, dass er keiner
der Ihren ist. Sie konfrontieren
den Jungen permanent mit Vorurteilen und projizieren in ihn Eigenschaften, die sie an ihm erkennen wollen. Durch die Unterstellungen der Anderen wird Andri
immer mehr eingeschüchtert und
beginnt die Rolle als Jude zu verinnerlichen und an sie zu glauben.
Es kommt letztlich so weit, dass
er selbst stark vom Anderssein
überzeugt ist und sich selbst als
Außenseiter betrachtet. Mit dem
Auftritt der Señora stellt sich heraus, dass Andris der Sohn des
Lehrers und damit ein Andorraner
und kein Jude ist. Was soll nun
geschehen, da Andri sein Schicksal als Jude bereits selbst angenommen hat?
Die Aufführung kann auf jeden
Fall als gelungen gelten, da sich
die Schauspieler überzeugend in
die Rollen hineinversetzten. Besonders hervorzuheben ist Christoph Fortmanns in der Rolle des
18
Die Ausgrenzung nimmt schon in der ersten Szene ihren Lauf.
Andri bttet um die Hand von Barblin an. Lehrer Can ist entsetzt und schlägt die
Bitte ab.
Judenschau: Die Andersartigkeit der Juden soll auf groteske Weise unter Beweis
gestellt werden.
Das Freie Theater Bozen brachte „Andorra“ von Max Frisch auf die Bühne. Eine Aufführung fand auch in der Aula Magna der
Fachoberschule für Landwirtschaft in Auer statt.
Soldaten. Mit vollem Einsatz verkörperte er die Figur eines Mitläufers und Angebers, der die
Hauptperson Andri stets mit Beleidigungen lächerlich machte.
Kolja Heiss wirkt authentisch in
der Rolle des Andris, der sich vergeblich nach einem normalen Leben sehnt, sich jedoch von den
Andorranern in die Rolle des Juden drängen lässt. Die Schauspielerin Gabriele Langes spielte
bravourös zwei unterschiedliche
Rollen. Zum einen trat sie als
Andris Mutter und zum anderen
als Wirtin auf. Jenny-Ellen Riemann verkörperte Barblin, die
Schwester und Verlobte Andris.
Die Aufführung war fesselnd und
von Beginn an bewegend.
Das
Bühnenbild
war
zwar
schlicht, aber äußerst passend
gestaltet. Es bestand aus einer
weißen Kulisse, die der Beschreibung eines schneeweißen und
damit unschuldigen Andorra ge-
recht wurde. Die linke Bühnenhälfte, ergänzt durch einen Tisch
und zwei Stühle vor der weißen
Wand, verkörperte das Wirtshaus. Hinter Rundbögen in der
Mitte der Bühne befand sich die
Kirche. Türen ließen sich öffnen,
um als Kulisse der Küche zu dienen und weiße Treppen führten
hinauf in Barblins Kammer.
Ab und zu wurden auch Musik
und Geräusche eingespielt, die
die beeindruckende Stimmung
auf der Bühne noch verstärkten.
Max Frischs Drama gilt als Literaturklassiker. Die Aufführung hat
gezeigt, dass es möglich ist, damit Schüler zu packen und zu begeistern.
Durch seine Thematik spricht das
Stück auch Jugendliche an. Vorurteile gehören zum Alltag eines
jeden Schülers, denn welcher
Schüler kann schon behaupten,
dass es an seiner Schule keine
Menschen gibt, die sich anders
fühlen, nicht mit der Masse mitschwimmen und als Außenseiter
ausgegrenzt werden?
Das Stück regt somit zum Nachdenken an und lädt ein, sich mit
dem Thema Vorurteile genauer
zu beschäftigen. Es ist ein Lehrstück, das bezweckt, das Publikum zur Reflexion über das eigene Handeln zu animieren. Mich
persönlich hat das Stück angesprochen und ich habe mir anschließend Gedanken darüber
gemacht, welche Auswirkungen
Vorurteile haben können.
Max Frischs Aussage: „Jeder
Mensch ist verpflichtet, jeden seiner Mitmenschen ohne Vorurteil
zu betrachten“, ist eine der Kernaussagen seines Dramas und
kann von Theaterbesuchern als
guter Vorsatz für das eigene Leben betrachtet werden.
Maria Pichler
19
Aus dem Schulleben
Von der Fachschule an die OfL
Warum Schüler/-innen an die OfL wechseln und was auf die Neueinsteiger/-innen alles zukommt das haben POfL-Redakteure Abgänger und Abgängerinnen von Fachschulen gefragt, die in die
vierte Klasse der Fachoberschule für Lanwirtschaft (OfL) eingestiegen sind.
Unsere Schule, die Fachoberschule für Landwirtschaft (OfL) in Auer, darf sich jedes Jahr auf einen
Zuwachs an Schülern freuen. Damit sind hauptsächlich die Einsteiger/-innen in die erste Klasse gemeint, doch gibt es beinahe jedes
Jahr auch Schüler/-innen, die von
Fachschulen an die OfL wechseln.
Der Großteil von ihnen kommt
von der Fachschule für Haus–
und Landwirtschaft in Salern und
der Fachschule für Landwirtschaft
in Dietenheim.
In den vergangenen Jahren wurden diese Schüler/-innen bestehenden Klassen zugeteilt. Im
heurigen Schuljahr jedoch wurde
diese Vorgehensweise geändert.
Die acht Absolvent/-innen der
Fachschulen bilden eine eigene
Klasse — die Klasse 4C LU
(Landwirtschaft und Umwelt) -,
werden jedoch in einigen Fächern
gemeinsam mit der Klasse 4A WÖ
(Weinbau und Önologie) unterrichtet. Diese Klasse besteht aus
15 Schüler/-innen. Insgesamt bilden sie für die Fächer Deutsch,
Englisch, Italienisch, Mathematik,
Geschichte, Agrarwirtschaft, Religion und Sport eine Klasse mit 23
Schülern und Schülerinnen. Der
Unterricht in den fachspezifischen
Fächern erfolgt getrennt.
Um herauszufinden, wie die
Schüler/-innen mit diesem fast
noch experimentellen System zurechtkommen und warum sie sich
für die OfL entschieden haben,
haben wir ihnen ein paar Fragen
gestellt. Sechs Schüler und Schülerinnen, die die Fachschulen in
Salern oder Dietenheim besucht
haben, haben sich für das Gespräch zur Verfügung gestellt.
Alle Befragten führten als einzigen Grund für ihre Entscheidung,
an die Ofl zu kommen, an, dass
sie die Matura und nicht die Berufsmatura machen wollen. Zwei
von ihnen haben sogar vor, nach
der Matura weiterzustudieren.
Nur einer der Befragten wusste
bereits in der ersten Klasse, dass
er später an die OfL wechseln
würde, die meisten entschieden
sich spontan in der dritten Klasse
oder wurden von anderen Schülern, Lehrpersonen oder Eltern
überzeugt. Auf die Frage hin, wie
ihr Umfeld auf diese doch wichtige Entscheidung reagiert hat,
antworteten sie, dass es an ihren
Schulen fast schon eine Tradition
sei, dass einige Schüler/-innen an
die OfL wechseln. „An manchen
Jahren wechseln zwei, an anderen keiner und an manchen sogar
sieben Schüler. Das ist ganz nor-
mal.“, sagte ein Schüler, der von
der Fachschule für Haus– und
Landwirtschaft in Salern nach Auer gekommen ist.
Auf die Frage, ob sie mit dieser
Entscheidung noch glücklich seien, antworteten alle — manche
nach etwas längerem Zögern —
mit „Ja“. „Nur der Sommer war
verschissen“, stellt ein Schüler
fest. Die anderen stimmten ihm
zu. Ungern denken sie an die Inhalte, die sie nachholen mussten,
um die Aufnahmeprüfung zu
schaffen. Ein Schüler ergänzt:
„Zwei Jahre hintereinander Schule, ohne einen Sommer dazwischen.“ Ein weiterer meint:
„Keine Zeit zum Arbeiten, um
Geld zu verdienen.“ So schilderten sie die anstrengende Zeit. Vor
der Prüfung waren sie sehr aufgeregt und Angstgefühle mischten sich mit Gedanken an die Zukunft. Doch nun sind alle hier,
zumindest all jene, die die Prüfung geschafft haben. Sie sind
guter Dinge, dass es sich am Ende ausgezahlt haben wird —
wenn sie ihren Abschluss haben.
Dann können sie endlich mit einem Lächeln an diesen Sommer
zurückdenken.
Ein anderes Thema, das wir anschnitten haben, war die Klassen-
Absolventen und Absolventinnen der Fachschulen müssen für ein Weiterstudium an der Fachoberschule für Landwirtschaft
Ergänzungsprüfungen ablegen.
20
gemeinschaft. Untereinander
kannten sich die meisten Neueinsteiger/-innen ja schon, vor allem
weil viele von derselben Schule
kamen. Daneben lernten sie sich
im Sommer bei den vielen Kursen
und schließlich auch bei den Prüfungen kennen. Doch wie brachten sie sich in die neue Klasse
ein, die bereits seit einem Jahr
bestand und wie wurden sie aufgenommen? Darüber sprachen
die Befragten gern. Stellungnahmen wie „Alle waren immer
freundlich und offen uns gegenüber, wir haben uns gleich wohlgefühlt“ oder „Sie haben uns
gleich freundlich aufgenommen“,
waren zu hören.
Für beide Klassen war es anfangs
eine Umstellung und zu Beginn
wusste man nicht, wie und ob
dieses System überhaupt funktionieren würde. Doch mittlerweile
gehört es zum Alltag an der OfL
dazu und es stört niemanden
mehr wirklich, auch wenn ab und
zu gewisse Schwierigkeiten auftreten, etwa was die Ausflugsplanung betrifft.
Nun etwas darüber, wie die Schüler/-innen rückwirkend ihre Entscheidung für den Besuch einer
Fachschule bewerten. Wir stellten
ihnen folgende Frage: „Wäre es
dir möglicherweise lieber gewesen, du hättest seit der ersten
Klasse die OfL besucht.“ Zu unserer Verwunderung beantwortete
jeder von ihnen diese Frage mit
„Nein“. Nur ein Schüler schränkte
ein, dass es wahrscheinlich von
Vorteil gewesen wäre, weil man
dann ein besseres Vorwissen auf
die doch sehr anspruchsvollen
Inhalte der vierten Klasse gehabt
hätte. Das „Nein“ der anderen
Fachspezifischer Unterricht in der kleinen Gruppe: Prof. Alex Niedermayr und
Schüler der Klasse 4C LU (Landwirtschaft und Umwelt) beim Praxisunterricht im
Fach Pflanzenbau.
wurde dadurch erklärt, dass das
Wissen, das sie an den Fachschulen sammeln konnten, viel wertvoller und nützlicher für ihr späteres Berufsleben sei, als die Dinge,
die man an der OfL lernen kann.
„Diese Schule ist aus meiner Sicht
zu allgemein“, erklärte ein Schüler. „Wenn ich eine Landwirtschaftsschule verlasse, möchte
ich auch eine Ahnung von der
Landwirtschaft bekommen haben
und nicht von allem ein bisschen
wissen.“, meinte ein anderer.
Womit wir auch schon beim
Punkt Verbesserungsvorschläge
angelangt sind. Hier fanden die
Befragten, dass man sie ein wenig mehr auf die Landwirtschaft
spezialisieren solle. Dabei kritisierten sie z.B., dass nicht einmal
in den Fachrichtungen eine richtige Spezialisierung erfolge und
dass die Unterschiede in Fächern
und Lehrmethoden eher oberflächlich seien.
Allerdings sprachen sie auch viele
gute Seiten der Schule an, etwa,
dass das Niveau des Unterrichts
in gewissen Fächern wie Mathematik fast dem der Technologischen Fachoberschule (ehemalige
Gewerbeoberschule) entspricht.
Daneben wiesen sie trotz der vorher angebrachten Kritik der breiten Allgemeinbildung auch positive Aspekte zu, denn so sei ein
Weiterstudieren in verschiedenen
Bereichen möglich und eben nicht
nur in landwirtschaftlichen Fächern.
Insgesamt scheinen sich die
Schüler/-innen gut in die neue
Gemeinschaft eingelebt zu haben
und sind im Großen und Ganzen
mit ihrer Situation und der neuen
Schule zufrieden.
Auch in Zukunft werden mit Sicherheit wieder Schüler/-innen
von Fachschulen an die OfL
wechseln. Ob dieses neue System
der Klassenaufteilung allerdings
beibehalten wird, bleibt abzuwarten.
Manuel Unterholzner,
Felix Schweigkofler
21
Aus dem Schulleben
Viel Kritik nimmt gutes Ende
Schülerbefragung zur Oberstufenreform
Die heurigen Maturanten der
Fachoberschule für Landwirtschaft (OfL) besuchten die
Schule sowohl nach dem alten als auch nach dem reformierten Schulsystem. Die
POfL-Redaktion hat die Gelegenheit genutzt, um bei den
Schülern nachzufragen, wie
sie die durch die Schulreform
bedingten
Veränderungen
finden. Im Rahmen einer Umfrage wurden Schüler/-innen
der Klassen 5B PV, 5B LU und
5A WÖ befragt.
Durch die Oberstufenreform, die
in Südtirol im Schuljahr 2011/12
in Kraft getreten ist, hat sich einiges an der Fachoberschule für
Landwirtschaft geändert.
Die Schulreform äußert sich heute
vor allem durch die Schwerpunktwahl für das Triennium. In der
zweiten Klasse haben die Schüler/
-innen die Möglichkeit, zwischen
drei Fachrichtungen zu wählen.
Die drei Schwerpunkte, die zur
Wahl stehen, sind: Produktion
und Verarbeitung (PV), Landwirtschaft und Umwelt (LU) und
Weinbau und Önologie (WÖ).
Des Weiteren wurde im Zuge der
Reform auch die Fünf-TageWoche eingeführt. Vor der Schul-
reform gab es die Fünf-TageWoche nur im ersten Schuljahr.
In den letzten beiden Schuljahren
war der Unterricht an Samstagen
verkürzt. Vorher fand der Unterricht an Samstagen wie unter der
Woche üblich statt.
Auf den zweiten Blick fällt auf,
dass die Stundentafel überarbeitet wurde und dabei Fächer wegfielen und neue dazukamen. Im
Biennium wurde das Fach „Recht
und Wirtschaft“ neu eingeführt
und die bis dahin bestehenden
Fächer
„Naturkunde“
und
„Geographie“
in
dem
Fach
„Biologie und Erdwissenschaften“
zusammengefasst.
Die größte Änderung an der Stundentafel im Triennium ist die Weiterführung der Fächer Englisch
und Mathematik bis in die fünfte
Klasse. Hierfür wurde die Stundenanzahl für Praktikumsfächer
reduziert.
Die Fachrichtungen unterscheiden
sich in der Stundenanzahl einiger
Fächer und auch in der Fächertafel. Während für die LU-Klassen in
der 5. Klasse lediglich eine Anzahl
von vier Stunden im Fach Pflanzenbau vorgesehen ist, werden in
den PV-Klassen sechs Stunden
Pflanzenbau unterrichtet. In der
Fächertafel sind einzelne Fächer,
Ist die Oberstufenreform sinnvoll?
50
40
30
Ja
Nein
20
Enthalten
10
0
Diagramm 1: Die ausgewerteten Daten stammen von allen drei befragten Klassen.
22
wie beispielsweise Önologie, Agrarökologie oder Forstwirtschaft
und Landschaftspflege, nur in einer der drei Fachrichtungen vertreten. So ist beispielsweise das
Fach Forstwirtschaft und Landschaftspflege lediglich in der
Stundentafel der LU-Klassen vertreten oder das Fach Önologie
nur in der Stundentafel der WÖKlassen.
Die genannten Neuerungen sind
jene Änderungen, die die Schüler/
-innen direkt betreffen. Im Allgemeinen sind sie mit den Veränderungen, die die Reform ausgelöst
hat, zufrieden (siehe Diagramm
1). Als nennenswerter Kritikpunkt
gilt lediglich der Mathematikunterricht, der nun bis in die fünfte
Klasse weitergeführt wird.
Ausnahmslos kommt die FünfTage-Woche bei allen Schülern
und Schülerinnen sehr gut an.
Nur vier der befragten Schüler,
darunter drei Pendler und eine
Schülerin, die in Auer in einer
Wohngemeinschaft lebt, sehen
sie als Nachteil, da sie die Ausübung ihrer Freizeitaktivitäten
einschränkt.
Die Meinungen gehen vor allem
bei der Frage über die Neuzusammensetzung der Klassen auseinander, welche durch die Schwerpunktwahl bedingt wird. Während
die Schüler/-innen der Richtungen
„Produktion und Verarbeitung“
und „Landwirtschaft und Umwelt“
die Neuzusammensetzung der
Klasse als negative Auswirkung
sehen, findet die Mehrheit der
WÖ-Schüler/-innen die neu zusammengewürfelten Klassen von
Vorteil und sieht darin kein Hindernis für eine gut funktionierende Klassengemeinschaft.
Auch wurde die Frage gestellt, ob
die Schüler/-innen mit der Einführung der spezifischen Fächer in
den Schwerpunkten zufrieden
sind. Hierbei ist aufgefallen, dass
die Schüler/-innen der LU- und
der WÖ-Klasse durchwegs mit der
Vertiefung bestimmter Fächer,
bedingt durch die unterschiedlichen Schwerpunkte einverstanden sind, während jene der PVRichtung diese Neuerung großteils skeptisch betrachten.
Wie auf der Grafik (siehe Diagramm 2) erkennbar ist, sind die
Schüler der WÖ- und der LUKlassen mehrheitlich der Meinung, dass die Einführung der
Schwerpunkte an der Fachoberschule für ihr zukünftiges Berufsleben oder ein Weiterstudium von
Nutzen sein kann. Der Großteil
der PV-Schüler/-innen teilt diese
Meinung nicht. Rund neunzig Prozent der Befragten würden sich
mehr Praktikumsfächer in der
Stundentafel wünschen.
Mit einigen wenigen Ausnahmen
sind die Schüler/-innen davon
überzeugt, dass diese Schulwahl
die richtige war. Auch wenn sie
die gesamten Veränderungen, die
die Oberstufenreform mit sich
Schwerpunkt
Produktion und Verarbeitung
Im Laufe des Trienniums werden die Themen Erzeugung,
Verarbeitung und Vermarktung
verschiedener landwirtschaftlicher Produkte vertieft. Dabei
spielen vor allem Erzeugnisse
des Obst- und Weinbaus eine
entscheidende Rolle. Auch der
Bereich Agrarökologie wird beleuchtet. Es werden Aspekte wie
Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit und Qualitätssicherung
angesprochen und erarbeitet.
Hätte st du diese Schule auch gewählt, wenn du vor
deine r Einschreibung über das gesamte Ausmaß der
Schulreform informiert gewesen wärst?
20
LU Ja
15
LU Nein
10
WÖ Ja
WÖ Nein
5
PV Ja
0
1
PV Nein
Diagramm 2: Vor allem die Schüler/-innen der LU-Klassen sind von der richtigen
Schulwahl - trotz der Veränderungen durch die Schulreform -überzeugt.
gebracht hat, im Voraus gewusst
hätten, hätten sie sich trotzdem
für diese Schule entschieden.
Auch wenn die meisten Schüler/innen, nach Einschätzung der Redakteurinnen, der Oberstufenreform zunächst skeptisch entge-
genblickten, so hat die Reform
auch positive Neuerungen mit
sich gebracht, die die Schüler/innen zu schätzen wissen.
Schwerpunkt
Landwirtschaft und Umwelt
Im Rahmen des Trienniums liegt
das Augenmerk hier vor allem
auf der nachhaltigen und umweltverträglichen Erzeugung,
Verarbeitung und Vermarktung
von Agrarprodukten der alpinen
Landwirtschaft. Im Zentrum stehen in diesem Schwerpunkt außerdem die Forstwirtschaft und
die Landschaftspflege.
Schwerpunkt
Weinbau und Önologie
Die Jahre des Trienniums stehen
den Schülerinnen und Schülern
zur Verfügung, um die Grundlagen in der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung zu vertiefen. Zudem können sie sich in
allen Teilbereichen des Weinbaus
ausbilden, wobei die Kellerwirtschaft einen hohen Stellenwert
besitzt.
Barbara Alber,
Maria Pichler
23
Aus dem Schulleben
Was kommt nach der Matura?
Umfrage in den Abschlussklassen
Gibt es ein Leben nach der
Matura? Eine weit verbreitete
Frage an allen Oberschulen,
auch an der Fachoberschule
für Landwirtschaft.
„Studieren?“
„Ach, weiß
nicht.“ „Arbeiten?“ „Hm. Ja,
aber was, und wo?“ „Auf dem
Hof.“ „Und was, wenn die
Eltern keinen landwirtschaftlichen Betrieb haben?“
Die POfL hat zum Thema „Was
kommt nach der Matura“ eine
Umfrage in den Abschlussklassen
durchgeführt. Von 107 Schülern
und Schülerinnen haben 31 Schüler/-innen den Fragebogen ausgefüllt und abgegeben.
Wie aus dem Diagramm 1 hervorgeht, ist die Zahl der Schüler/innen, die noch keine Entscheidung getroffen haben, am höchsten. Gleich hoch ist hingegen die
Zahl der Schüler und Schülerinnen, die nicht auf dem elterlichen
Hof arbeiten werden, ein Studium
beginnen wollen oder einen Aufenthalt im Ausland planen.
Jene Schüler/-innen, die ein Studium beginnen wollen, möchten
dieses gleich im anschließenden
Studienjahr beginnen. Viele Schüler/-innen, die eine Reise planen
(Praktikumsreise, Work&Travel,
„Welt erkunden“), gehen später
arbeiten oder sind sich noch nicht
sicher, ob sie ein Studium beginnen sollen (vgl. Diagramm 2).
Etwa die Hälfte der Befragten
haben die Entscheidung, was
nach der Matura kommen soll,
selbst getroffen. Ein Schüler
meinte, es sei ja auch seine Entscheidung und sein Leben. Der
anderen Hälfte halfen Eltern, Geschwister oder Bekannte. Bei
manchen gibt es schon seit der
Mittelschule ein relativ fixes Ziel,
andere entschieden sich erst in
der 4. oder 5. Klasse der Oberschule; große Unterschiede also
auch hier.
Durchaus nicht alle Schulabgän24
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Auf dem Hof
Anderswo arbeiten
Studieren
Work&Travel
Unschlüssig
Diagramm 1: Pläne der Befragten nach der Matura
12
10
8
6
4
2
0
Auf dem Hof
Andersw o
arbeiten
Studieren
Unschlüssig
Diagramm 2: Voraussichtliche Tätigkeit in zwei Jahren
ger/-innen wollen im Bereich
Landwirtschaft tätig werden. Man
könne ja schließlich auch Psychologie studieren, einen PorphyrSteinbruch betreiben, im Gastgewerbe arbeiten, als Veterinär
nach Afrika gehen, oder? Und
wenn es doch die Landwirtschaft
sein soll, gebe es ja noch mehr
als den Hof zuhause: Man kann
auch Berater, Baumschuler oder
Förster werden.
Viele, die nach der Matura einen
Aufenthalt im Ausland planen,
denken eher daran, nach einigen
Erfahrungen wieder nach Südtirol
zurückzukehren — bis auf jenen
Schüler natürlich, der nach Afrika
will.
Felix Schweigkofler,
Manuel Unterholzner
Einige nützliche Adressen zur
Entscheidungsfindung:
Informationen zum bäuerlichen
Arbeitsleben:
www.sbb.it > Service > Arbeitsberatung (Südtiroler Bauernbund)
Informationen zu Universitätsstudien:
www.asus.sh (Südtiroler Hochschülerschaft)
www.unibz.it (Freie Universität
Bozen)
Allgemeine Beratungsstelle:
ZIB Studienberatung, Beratungseinrichtung der Fachoberschule
für Landwirtschaft
Aus dem Schulleben
Von der Suche nach dem
richtigen Beruf
Wo führt mich mein Berufsweg hin? Ein Schüler einer heurigen Abschlussklasse und ein Absolvent
erzählen.
POfL: Was hast du nach der
Matura vor?
Christian Geier: Medizin zu studieren, in Wien.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ich lasse das auf mich zukommen. Aber ein Berufswunsch
wäre Chirurg.
Kein Sabbatjahr?
Nein, ein Sabbatjahr finde ich
nicht sinnvoll. Jetzt, wo ich das
Lernen gewohnt bin, mache ich
einfach weiter. Und ein Jahr Auszeit kann ich mir auch später
noch nehmen.
Man verdient gut als Chirurg,
oder?
(lacht) Ja, aber das ist mehr ein
angenehmer Nebeneffekt und
nicht der Hauptgrund. Ich studiere nicht nur, um später mal einen
gut bezahlten Job zu bekommen.
Geld ist nicht das Erste im Leben.
Allerdings auch nicht das Letzte.
Wie kommst du auf Medizin?
Interesse. Zumindest das, was ich
mir unter Medizin vorstelle, gefällt
mir. Seit ungefähr drei Jahren
spukt das schon in meinem Kopf
herum.
Hat dir jemand bei deiner
Entscheidung geholfen?
Nein, meine Eltern haben nicht
viel dazu gesagt und dagegen
schon gar nicht. Meine Entscheidungen treffe ich meist selbst.
Weißt du auch schon, was du
nach dem Studium machen
wirst?
POfL: Haben Sie direkt nach
der Matura zu arbeiten begonnen?
Markus Kerschbaumer: Ja, ich
habe gleich nach der mündlichen
Prüfung im Juli 2007 als Kellerarbeiter in einer Kellerei angefangen.
Wie hat Ihnen die Arbeit dort
gefallen?
Die Arbeit dort war sehr interessant. Die Aufgaben reichten von
der Produktion, der Filtration,
umfassten einfach den gesamten
Werdegang vom Wein. Aber auch
die Auslieferung zu den Kunden.
In welchem Bereich arbeiten
Sie zurzeit?
An einen Beruf in der Landwirtschaft hast du nie gedacht?
Nein, eigentlich nicht, zumindest
nicht in der praktischen Landwirtschaft. Forschung wäre ok.
Was, wenn du beim Aufnahmetest nicht durchkommst?
Weiß ich nicht. Ich habe zwar in
den Semesterferien schon begonnen zu lernen, aber es bewerben
sich so viele Leute für das Medizinstudium, dass nur einer von
acht aufgenommen wird, ich also
Christian Geier, Klasse
(Weinbau und Önologie)
5A
WÖ
besser sein müsste als sieben andere Bewerber. Meine Kollegen
haben zwar gesagt, wenn das einer schafft, dann du, aber die haben leicht reden. Wenn ich aber
trotz allem nicht durchkomme…,
nein, im Ernst, einen Plan B gibt
es noch nicht.
Interview:
Felix Schweigkofler
Zurzeit arbeite ich mit einem
Freund in Padua, um eine Shrimpszuchtanlage zu konstruieren.
Was gefällt Ihnen an Ihrer
Arbeit?
Mir gefällt eigentlich alles, wo
man mit Früchten oder Lebewesen etwas produzieren kann.
Letztes Jahr war ich in einer Bierbrauerei tätig.
In welchem Bereich werden
Sie in Zukunft arbeiten?
Zurzeit bin ich Garnelenzüchter,
möchte aber später wieder etwas
mit Wein zu tun zu haben.
Markus Kerschbaumer, Absolvent
der Fachoberschule für Landwirtschaft
Interview:
Hannah Mayr
25
Aus dem Schulleben
Von der Forstwissenschaft zur
Mathematik
Benedikt Hauser und Maximilian Mick fühlen ihrem Lehrer, Prof. Dietmar Pörnbacher, auf den Zahn: Sie wollen wissen, welche Herausforderungen der Lehrerberuf mit sich bringt.
Seit diesem Schuljahr unterrichtet Dietmar Pörnbacher
Mathematik und Physik an
der Fachoberschule für Landwirtschaft. Dabei will er nicht
nur Fachwissen vermitteln,
sondern den Schülern und
Schülerinnen etwas fürs Leben mitgeben. Warum er gerne mehr Mädchen an dieser
Schule hätte, verrät er im
POfL-Interview.
POfL: Warum haben Sie sich
für den Lehrerberuf entschieden?
Nach dem Studium der Forstwissenschaft in Padua wollte ich
schauen, wie es ist zu unterrichten. Die erste Erfahrung hat mir
sehr gut gefallen.
Wollten Sie immer schon Lehrer werden?
Mit meiner Ausbildung als Forstingenieur hätte ich im Forstinspektorat eine Anstellung bekommen
26
können. Aus Gewissensgründen
habe ich damals den Militärdienst
aber verweigert. Ich wollte keine
Waffen gebrauchen. Daher konnte ich auch die Stelle als Forstinspektor nicht annehmen.
Wie lange unterrichten Sie
schon?
Ich unterrichte insgesamt ca.
zehn Jahre. Dazwischen gab es
einige Pausen.
Wie war Ihre Schulzeit?
Der Besuch des Lyzeums in
Brixen war eine spannende Zeit.
Früher gab es noch weniger
Schulstunden als heute. Die
schönste Zeit war aber an der
Universität, weil ich dort das Fach
studieren konnte, das mir gefiel.
Was ist Ihnen beim Unterrichten am Wichtigsten?
Mein Ansatz ist einerseits die Wissensvermittlung, andererseits
auch gemachte Lebenserfahrungen auszutauschen und den
Schülern Leitlinien mitzugeben.
Denn im späteren Berufsleben ist
es besonders wichtig, soziale
Kompetenzen aufzuweisen.
Würden Sie sich heute für einen anderen Ausbildungsweg
entscheiden?
Nein, ich würde dasselbe noch
einmal machen. Das Fächerangebot am Lyzeum war so ausgerichtet, dass verschiedene Ausbildungswege offen standen. Es ist
wichtig, dass eine Oberschule eine gute Mischung aus Allgemeinbildung und Spezialisierung anbietet.
Was sind die schönen Seiten
am Beruf des Lehrers, was
dagegen ist herausfordernd?
Am schönsten ist der Kontakt mit
euch Jugendlichen, denn man
bleibt dadurch selbst jung und
frisch. Es ist auch schön, gesammelte Erfahrungen auszutauschen. Herausfordernd ist dagegen, dass jeden Tag eine neue
Situation entsteht und dass man
flexibel genug sein muss, um auf
die Bedürfnisse der Schüler/innen einzugehen.
Was ist für Sie das Besondere
an der Fachoberschule für
Landwirtschaft?
Das Besondere an dieser Schule
ist, dass sie einen großen Wissenshintergrund liefert, und auch
der praktische Teil einen sehr hohen Stellenwert hat. Die Schüler/
-innen sind dann für das Studium
und auch für die Arbeit gut vorbereitet.
Meiner Meinung nach wäre es
besser, wenn mehr Mädchen an
der Schule wären. Eine ausgeglichene Klassensituation könnte
helfen, den Umgang mit dem anderen Geschlecht besser zu ler-
nen. Dadurch könnte man sich
auch besser in das andere Geschlecht hineinversetzen, denn
die männlichen Gene/Hormone
sind anders als die weiblichen.
(lacht)
Wie finden Sie die Schüler
und Schülerinnen der Fachoberschule für Landwirtschaft?
Die Schüler und Schülerinnen
sind sehr praktisch orientiert. Das
ist von Vorteil. Sie erkennen
schnell, wie man das Wissen in
der Praxis anwendet. Die Schüler/
-innen wissen meistens auch
schon, was sie später machen
wollen.
Ihnen je als Lehrer passiert
ist?
Bei einer Klassenfahrt nach Wien,
die schon eine Weile her ist, wollte ich die Schüler/-innen nicht
alleine lassen. Deshalb bin ich mit
ihnen in die Disco gegangen und
habe die ganze Nacht „durchgemacht“.
Wir sind dann direkt von der Disco zum Frühstück gegangen. Als
mich ein Kollege fragte, wo wir
waren, antwortete ich: „Wir sind
erst jetzt von der Disco gekommen.“ (lacht)
Benedikt Hauser,
Maximilian Mick
Was war das Peinlichste, was
27
Vermischtes
Achtung, knifflig: Rätselseite
Auch in diesem Schuljahr darf
die Rätselseite nicht fehlen.
Die POfL-Redaktion hat sich
ein Suchrätsel und ein Kreuzworträtsel ausgedacht. An
das Kreuzworträtsel ist ein
Gewinnspiel geknüpft: Es
lockt ein toller Preis.
Einige Antworten für das Kreuzworträtsel sind in der POfL zu finden, andere wiederum erfordern
eine genaue Beobachtung und
Recherche an der Fachoberschule
für Landwirtschaft. Die Fragen
beziehen sich auf Gegebenheiten
an der Schule.
Das vollständig ausgefüllte Kreuzworträtsel ist bis zum 31.03.2015
in der Portiersloge der Schule abzugeben. Unter allen richtig ausgefüllten Kreuzworträtseln wird
der Gewinner oder die Gewinnerin
ausgelost. Die Verlosung findet im
Beisein von Direktor Franz Tutzer
statt.
Preis für den Gewinner /
die Gewinnerin:
ein Pizzaessen für zwei Personen
in der Pizzeria „Schwarzenbach“
in Auer.
Senkrecht:
1. Raum, der in den Happacherhof verlegt wurde
2. Hauptgebäude: Schloss …
4. Mehrfach ausgezeichneter
Wein der Schule (Bio-…)
6. Spezialraum, der am Happacherhof durch den Umbau dazugekommen ist
7. Vorsitzende des Schülerrats
9. Außenstelle des Heimes
10. Sportgruppentätigkeit am
Montag
12. Fach, das Prof. Pörnbacher
studiert hat
14. Straße, in der das Hauptgebäude liegt
15. Vorname des Kellermeisters
B X R Ü B E R L E B E N J H N A B P
P T B V Y C E H M V W A M H N T Ä S
N Ö Ä J A A N X O S H Q O H I E L O
H Ä T M G V U M A R X Ö O S Z B U U
D V P V C R F S E C X U R P T O U I
P E S D H Ä P S G C V L D M I D I W
Waagerecht:
1. Zwillinge im Stall
3. Name der größten Fläche am
Happacherhof
5. Helfer im Physikraum
8. Vorname des Busfahrers
11. Name des Jerseykalbes
13. Jahresthema
16. Praktikum in den zweiten Klassen
19. EU-Projekt an der Schule
20. Räumlichkeit, in der zwei Klassen untergebracht sind
22. Name der kleinsten Fläche am
Happacherhof
23. Nachname des Autors des Buches „Jesus liebt mich“
In diesem Suchrätsel haben sich folgende 14 Wörter zum Thema Wildnis
versteckt: (in allen Richtungen)
WILDNIS
ÜBERLEBEN
AUSGESETZT
N S S C H U T Z G E B I E T E U Z I
EINSIEDLER
F S X Y Ö H O U E F S B B D R E H L
JAHRESTHEMA
R J N J E L J N I G W E E B E I O D
NATUR
E M W M Q A Ö E N Q K U T R T S L E
FREIHEIT
G O A Y A N M R S Ä G S U Z I D L R
LANDSCHAFT
E X H N J D I
CAMPEN
F
I C U Ä F N T F B E
N Z Z X Z S E O E D C R D G L E D R
W Z W D U C A R D L O L K T W D K G
A N K V Z H K S L F
I N A T U R O A
L E E B E A Q C E W U Ö M E L Y O M
D Q K Q F F Ä H R P F U M J Ö S Ö D
L N R E Z T L T F R E I H E I T C J
28
17. Name des Gebäudes, in dem
der Schulball stattfindet
18. Tiere, für die sich Magdalena
Gschnitzer einsetzt
21. Ort, an dem Magdalena
Gschnitzer tätig war
UNERFORSCHT
SCHUTZGEBIET
REGENWALD
TIERE
WILDERER
1
2
2
3
5
6
8
4
7
8
10
11
9
6
4
12
13
16
7
14
15
17
5
3
18
19
1
20
21
22
23
9
Lösungswort:
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Vorname: ………….
Nachname:………...
Adresse:………………………………………………………..
Bitte die gesamte Seite vollständig ausgefüllt in der Portierloge abgeben.
Abgabetermin: bis spätestens 31.03.2015
*Teilnahmeberechtigt sind Schüler/-innen, Lehrpersonen und alle Mitarbeiter/-innen der Schule sowie alle POfL-Leser/-innen, mit Ausnahme
des POfL-Redaktionsteams.
29
Vermischtes
Ein perfekter Tag
Margit Giacomozzi Schaller
Franziska Profanter
Frühaufsteherin oder Langschläferin?
Frühaufsteherin
Frühaufsteherin oder Langschläferin?
Frühaufsteherin
Mein erster Gedanke beim Aufwachen?
Frühstück machen
Mein erster Gedanke beim Aufwachen?
Was steht heute auf dem Programm?
Wer hat Sie zuletzt im Traum
besucht?
Kann mich nicht erinnern
Seit 22 Jahren im Büro der OfL
Der erste Blick in den Spiegel
sagt mir …
das passt, es braucht nur noch wenig.
Der erste Blick in den Spiegel
sagt mir …
was ich heute anziehen soll!
Tee oder Kaffee?
Kaffee
Tee oder Kaffee?
Tee
Was ich unbedingt brauche?
Ruhe beim Frühstücken
Was ich unbedingt brauche?
Ich brauche unbedingt Erfahrungen,
denn aus Erfahrungen kann man
lernen!
Mein schönstes Mittagessen?
Zum gerichteten Tisch kommen
Den Appetit verdirbt mir …
eine langweilige Gesellschaft.
Margit beim Radeln und Entspannen
Am besten einschlafen kann ich,
wenn …
ich ein feines warmes Bett habe.
Ein perfekter Tag ist …
ein erlebnisreicher Tag, der den Alltag vergessen lässt.
Ein perfekter Tag ist …
wenn ich all das erledigt habe, was
ich mir vorgenommen habe und zudem noch etwas Tolles geschieht!
Interviews:
Katharina Berger
Margit Giacomozzi Schaller
arbeitet seit 22 Jahren an der Fachoberschule für Landwirtschaft. Sie
arbeitet im Sekretariat und ist zuständig für die Bearbeitung der
Schülerbeförderung, für die Eingaben der Daten für die Studienbeihilfe, für die Meldung der Schülerunfälle sowie für die Organisation
der Benützung der Räumlichkeiten.
Sie wohnt seit 35 Jahren in Auer,
ist verheiratet und hat zwei Söhne:
Manfred (35) und Simon (30).
Mein schönstes Mittagessen?
Angusfilet mit Kartoffeln
Den Appetit verdirbt mir …
schlecht zubereitetes Essen.
Am besten einschlafen kann ich,
wenn …
Körper und Geist im Einklang sind.
30
Wer hat dich zuletzt im Traum
besucht?
Ich kann mich nicht daran erinnern,
ich vergesse meine Träume.
Lernt gerne neue Menschen kennen
In der Kastelruther Jungfrauentracht
Franziska Profanter ist seit drei
Jahren im Schulrat der Fachoberschule für Landwirtschaft. Seit dem
Schuljahr 2014/15 ist sie die Vorsitzende des Schülerrates. Ihr gefällt diese Aufgabe sehr gut, weil
sie immer wieder mit neuen Menschen auch außerhalb der Schule
in Kontakt kommt. Sie hat noch
keine genauen Zukunftspläne.
Franziska wohnt in Kastelruth und
hat drei Geschwister: Maria, Katharina und Justus. In ihrer Freizeit
fährt sie gerne Ski und spielt Handball.
Impressum:
Redaktion:
Barbara Alber, Katharina Berger, Sara Burger, Claudia Dalvai, Daniela
Gross, Benedikt Hauser, Lisa Krautwald, Hannah Mayr, Maximilian
Mick, Raffael Peer, Magdalena Peterlin, Maria Pichler, Hansjörg Prenner, Sonja Sachsalber, Gertraud Sanin, Felix Schweigkofler, Manuel
Unterholzner, Lukas Walter
Druck:
Ingraf - Auer
Erscheinungsdatum:
13. März 2015
Anschrift der Redaktion:
Schlossweg 10, 39040 Auer
Bilder:
Alle Bilder POfL-Redaktion, außer S. 6 (Michael Wachtler), S. 7
(Werner Degasperi), S. 8 und 9 (Magdalena Gschnitzer), S. 10 und 11
(Franz Egger), S. 12, 13 und 14 (David Tonidandel), S. 25 unten
(Markus Kerschbaumer)
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Sonja Sachsalber und Johannes von Klebelsberg eröffnen
den Ball.
Beim Einzug der Tanzpaare
Eins, zwei, drei… Die Maturanten schwingen das Tanzbein.
Schuhplattler als Mitternachtseinlage
Eindrücke vom Schulball 2014/2015
Schauplatz Disco: Tanz bei heißen Rhythmen
Discjockeys sorgen für die passende Musik in der Disco.
Der Ball als Treffpunkt ehemaliger Schüler/-innen
Lehrpersonen in Feierlaune