Die Gesundheit unserer Katzen Rossini

Die Gesundheit unserer Katzen
CNI - Chronische Niereninsuffizienz
Seite 8
Rossini - geschenktes Leben
Wie ein kleiner Kater das Leukose-Virus besiegte
Seite 23
Ausgesetzt im Kaufunger Wald
Perserkater Jason konnte dem Tod gerade noch entrinnen
Seite 30
Tiere als Mitbringsel aus dem Urlaub
Was Sie bei der Einreise beachten müssen
Seite 32
Pfotenabdruck, Auflage: 1.000 Exemplare
2. Ausgabe November 2005
Impressum
Herausgeber:
CAT-CARE Tierhilfe Kassel e.V.
Postfach 10 07 63, 34007 Kassel
Internet:
Email:
www.cat-care.de
[email protected]
Redaktioneller
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Birgit Lötzerich, email: [email protected]
Heike Gödde, email: [email protected]
Druck:
NordLicht digital solutions
Untere Königsstraße 76 - 82, 34117 Kassel
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Ruth Helwig:
Tel.: 05 61 – 6 02 99 16 , Mobil: 01 72 – 1 32 22 07
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Birgit Lötzerich:
Tel.: 0 56 73 – 9116 50, Mobil: 01 74 – 6 44 91 82
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Tel.: 05 61 – 82 71 45, Mobil: 01 73 – 5 38 95 24,
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Birgitt Tombrink:
Tel.: 0 56 08 – 95 92 95, Mobil: 01 73 – 7 02 16 50,
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Spendenkonto:
Kasseler Sparkasse
Konto-Nr. 24 300 33 85 - BLZ 520 503 53
Unser monatliches Arbeitstreffen findet jeweils am 4. Sonntag um 16.00 Uhr
statt. Der Treffpunkt ändert sich mit jedem Treffen und kann unter einer der
obigen Kontaktadressen ein bis zwei Tage vorher erfragt werden.
Liebe Katzenfreunde,
ein Jahr ist seit dem ersten Pfotenabdruck vergangen, und da die Resonanz
durchweg gut war, möchten wir unseren
Mitgliedern, Freunden und Förderern
auch in diesem Jahr wieder einen kleinen Einblick in unsere Arbeit des ablaufenden Jahres gewähren.
Viel Trauriges haben wir wieder erleben
müssen, was uns erneut gezeigt hat, wie
wichtig es ist, dass es Menschen gibt,
denen nicht egal ist, was aus den vielen
Not leidenden Tieren da draußen wird!
Das lässt uns immer wieder am Ball bleiben, obwohl wir oft über unsere Kräfte
agieren.
Dennoch mussten wir uns in diesem Jahr
eingestehen, dass wir unsere Grenzen
längst überschritten hatten und erstmalig Konsequenzen daraus ziehen: Im
Sommer des Jahres waren wir schließlich nur noch 4 regelmäßig aktive Mitarbeiter, die am Rande der nervlichen, seelischen und gesundheitlichen Belastbarkeit kämpften, um die Arbeit in bisher gewohnter Weise aufrecht zu erhalten.
Doch letztlich scheiterten wir, denn bei
uns allen begann der Körper seine Rechte einzuklagen. Aus diesem Grund entschieden wir, unsere Aktivitäten bis auf
weiteres stark einzuschränken und uns
in erster Linie um die bereits begonnenen Fangaktionen sowie die angestammten Futterstellen und unsere vielen Vermittlungstiere zu kümmern. Neue Fangaufträge wurden in dieser Zeit so gut wie
keine angenommen, Beratungsgespräche sowie Hilfestellungen mussten aus
Zeitmangel sehr stark zurückgeschraubt
werden, der Anrufbeantworter und unsere Internetseite wurde mit entsprechenden Verweisen auf das örtliche Tierheim
und die zuständigen Amtstierärzte versehen, in unserer Mailbox wurde ein
Autoresponder installiert, und für die Vermittlung wurde eine extra Hotline eingerichtet, in der wir nun zu dritt abwechselnd Rufbereitschaft schieben. Natürlich riefen viele Anrufer, die zuvor den AB
Ruth Helwig & Birgit Lötzerich
abgehört hatten, dann auf der Vermittlungshotline an, und es war sehr traurig
für uns, nur die absoluten Notfälle herauszupicken und den anderen Anrufern
sagen zu müssen, dass wir vier uns leider nicht zerteilen können. Manche Anrufer hatten Verständnis und erklärten sich
bereit, sich eine Fangausrüstung abzuholen, sich einweisen zu lassen und die
Kastrationsaktion in ihrem Garten bzw.
auf ihrem Firmengelände eigenhändig
durchzuführen. Andere legten wütend
auf, nicht ohne uns vorher wissen zu lassen, dass es schließlich nicht ihre Katzen seien…
Dennoch: In den wenigen Stunden, die
uns nach Feierabend für den Katzenschutz bleiben, haben wir viel geschafft,
denn auch am Ende dieses Jahres werden wohl kaum weniger als 350 durchgelaufene Tiere gezählt werden, wie die
bisherige Statistik zeigt. Und immer, wenn
ein misshandeltes oder dem Tode geweihtes Tier gerettet oder ein "Kind der
Straße" in ein liebevolles Heim vermittelt
werden konnte, dann gab uns das wieder ein Stück Kraft zum Weitermachen.
Und wenn wir Ihnen nun einige dieser
Schicksale vorstellen, dann hoffen wir,
dass sie Ihr Herz berühren und Sie erkennen lassen, dass wir es nicht alleine
schaffen und die Tiere da draußen auch
IHRE Hilfe brauchen!
Ruth Helwig & Birgit Lötzerich
Vorstand der CAT-CARE Tierhilfessel e.V.
3
Von Jägern und Sammlern
Oder: Wie ich morgens in die Gänge komme...
Katzen, die im Freigang leben, setzen
robuste Tierhalter voraus - sie sind Jäger und Sammler. Gern zeigen sie ihre
Liebe gegenüber ihren Menschen getreu
dem Motto: Mitgebrachtes teilen - schau
mal, was ich für dich habe!
So wird auch in unserem Hause verfahren. Und da wir ein wenig ländlich wohnen, ist die Beutequote in guten Wochen
nicht unerheblich.
fragt.
Nicht,
dass ich meinen
Zwieback eintauschen möchte,
nein, ich spiele
nur
morgens
noch nicht wirklich gern mit
Teppichschaum
und Staubsauger.
Also springe ich im Rausch
der Adrenalinausschüttung auf
wie von der Tarantel gestochen
und versuche mit Leibeskräften das
Schlimmste zu verhindern…
Es ist schon erstaunlich, wie schnell die
müden Lebensgeister geweckt werden,
wenn bei der ersten Tasse Kaffee am
Morgen, mit dem obligatorischen Kokoszwieback dazu, einer der vierpfotigen Mitbewohner seine Gesellschaft anbietet
und unter dem Tisch das Gefangene verknuspert.
Ich gestehe, es dauert bei mir eigentlich
einige Zeit, bis ich morgens in Wallung
komme, ich lasse es gern ruhig angehen. Das ändert sich jedoch schlagartig,
wenn ich plötzlich knurrende Geräusche
wahrnehme. Alarm! Diese Knurren heißt
nämlich nichts anderes als: Pfoten weg!
Das hab ich mir geholt. Geh doch selber
raus und fang dir was!
Knurrt es also in irgendeiner Ecke, ist
menschliche Reaktionsfreudigkeit ge-
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Sollten auch Sie zu der entsprechenden
Personengruppe gehören, die morgens
mit leichteren Anlaufschwierigkeiten zu
kämpfen hat, empfehle ich Ihnen somit
die Haltung von Katzen im Freigang. Meine "Wachwerdzeiten" haben sich durch
diese Art von "Erlebnis-Frückstück" deutlich verkürzt, und meine Sprints bei dem
allmorgendlichen Versuch, Jäger und
Sammler samt Beute wieder ins Freie zu
befördern, erreichen inzwischen Rekordzeiten!
Claudia Zahn
Schläge statt Liebe
Gina - Protokoll einer Misshandlung
Anfang November 2004 erreichte mich
ein anonymer Anruf. Zwei im Wohnhaus
befindliche 6 Wochen alte Katzen würden von einem jungen Paar gequält, indem sie bei "Nichtgehorsam" unter die
kalte Dusche gesteckt und ins Treppenhaus geworfen werden. Weiterhin würden die Welpen oft auf einen hohen
Schrank geworfen und man ergötze sich
daran, wie sie ängstlich um Hilfe jammerten.
Man sei auch mehrmals Zeuge gewesen, als die Welpen kontinuierlich mit einem
Kerzenhalter
auf den Kopf
geschlagen
wurden, "um
ihnen Manieren beizubringen", wenn sie
nicht "gehorchen" wollten.
Ich willigte ein, die
Tiere aufzunehmen,
wenn es den Nachbarn
gelingen sollte, sie dem Paar
abzunehmen. Eine Telefonnummer wollte mir die Anruferin nicht geben, da das
Paar gewalttätig sei. Wenige Tage später erfuhr ich, dass die Polizei eingeschaltet worden war, und zusammen mit einer
Mitarbeiterin des örtlichen Tierheims noch
am selben Tag vor Ort war.
Die Tierheimmitarbeiterin war schockiert
von dem Zustand der Tiere (beides "Verschenkkatzen” aus dem Lokalblatt, einer
der Welpen war Gina) und sprach uns
gegenüber später von "ganz, ganz
schlimmen Zuständen, aus denen die Tiere schnellstens herausgeholt werden
müssten." Dem Paar erlegte sie auf, mit
beiden Tieren im Tierheim vorstellig zu
werden, um die Tiere untersuchen und
behandeln zu lassen. Dieser Aufforde-
rung wurde nie nachgekommen. Am
02.02.05 wurde die völlig apathische, bewegungsunfähige und hyperventilierende Katze Gina in eine Kasseler Tierarztpraxis gebracht. Ich war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in der Praxis und bekam
das Geschehen mit. Die Ärzte begannen
sofort, das Tier zu beatmen und leiteten
eine Schockbehandlung ein.
Frau U. sagte der
Tierärztin, Gina
sei aus dem Fenster gefallen…
Während das
Tier im OP behandelt wurde,
hörte ich draußen Frau U. ihren Lebensgefährten Herrn W.
anschreien, während sie ihn körperlich anging.
Herr W. machte
Frau U. Vorhaltungen, warum sie "so
einen Scheiß" erzählen würde.
Bei Gina wurde ein SchädelHirn-Trauma diagnostiziert, und sie verblieb zur weiteren Behandlung in der
Praxis. Weder Frau U. noch Herr W.
waren finanziell in der Lage, der Praxis
eine Anzahlung auf die bereits erfolgte
Behandlung ihrer Katze zu machen. Sie
waren jedoch sehr wohl in der Lage, sich
im selben Zeitraum ein neues Handy zu
kaufen und ein Zungenpiercing setzen zu
lassen.
Nur wenige Stunden später erreichte mich
ein Anruf derselben anonymen Anruferin
vom November letzten Jahres. Ich wusste inzwischen um ihre Identität. Frau H.
sagte, sie habe damals aus Angst vor körperlichen Angriffen auf sie und ihre Kinder nichts riskieren wollen, aber nun sei
etwas Furchtbares passiert. Ihre Tochter
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habe ihr am Vortag berichtet, das Paar
habe die Katzen ärgern wollen und den
Kratzbaum auf den Kopf gestellt, so dass
die schmale Sitzfläche auf dem Boden
stand und die schwere Höhle gen Himmel ragte. Auf der oberen Seite der Höhle hätten sie Leckerlis platziert, "weil der
Kater dafür alles macht." Der Kater sei
hochgesprungen und man habe sich daran ergötzt, wie das Tier nach Balance auf
dem wackelnden umgestülpten Kratzbaum suchte. Sekunden später sei der
Kratzbaum samt Kater umgestürzt und
die Höhle Gina, die daneben saß, auf den
Kopf gefallen. Daraufhin sei das Tier umgefallen, aufgestanden, torkelnd durch
die Wohnung gelaufen und anschließend
reglos und mit heraushängender Zunge
liegen geblieben.
Frau H. ging nach der Berichterstattung
ihrer Tochter nach oben, wo Gina immer
noch reglos auf dem Boden lag. Sie habe das Paar angehalten, sofort zum Arzt
zu gehen, doch man sei ihrer Aufforderung erst nach massivem Drängen am
Folgetag nachgekommen. Die Tochter
von Frau H. bestätigte mir diese Geschichte noch einmal am Telefon und begab sich anschließend mit dem eingeschalteten Handy in die Wohnung des
Paares. Somit wurde ich akustisch Zeuge, wie Frau U. auf die Nachfrage, ob sie
dem Tierarzt das mit dem Kratzbaum erzählt habe, antwortete:"Quatsch, bist Du
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irre? Ich hab gesagt, Gina sei aus dem
Fenster gefallen."
Ich fragte den behandelnden Tierarzt, ob
es seiner fachlichen Auffassung nach aufgrund von Ginas Verletzung möglich sei,
dass das Schädel-Hirn-Trauma von einem Fenstersturz herrühre. Der Tierarzt
sagte, dies sei so gut wie ausgeschlossen. Bei einem Fenstersturz müsse sie
andere Arten von Verletzungen aufweisen. Tage später hatte sich der Zustand
von Gina gebessert, aber sie musste weiterhin unter medizinischer Aufsicht stehen, da sie gelegentlich gegen Gegenstände stieß, die sie visuell nicht wahrnahm. Ihr Sichtfeld war eingeschränkt,
und ihr Sehvermögen verbesserte sich
nur sehr langsam. Das Paar gab weiterhin an, finanziell nicht in der Lage zu sein,
die Behandlungskosten zu tätigen.
Der Tierarzt fragte bei CAT-CARE an, ob
man das Tier in eine medizinisch geschulte Pflegestelle übernehmen könne. Ich
erwiderte, dass der Verein dazu das Tier
schriftlich übereignet bekommen müsse.
Zwei Tage später erreichte mich die
Nachricht, dass Frau U. die Übereignung
unterzeichnet habe und Gina abgeholt
werden könne.
Eine Woche später meldete sich Frau U.
per Mail bei CAT-CARE und schrieb, sie
vermisse ihre "süße kleine Gina" so sehr
und wolle sie zurück haben. Sie erhielt
die Nachricht, dass das Tier weiterhin
pflegebedürftig sei und nicht herausgegeben werde.
Am nächsten Tag meldete sich Herr W.
telefonisch bei CAT-CARE und forderte
Gina zurück, der Tierarzt habe ihn betrogen. Er erhielt dieselbe Aussage wie seine Freundin am Vortag, mit der Ergänzung, dass bei einer etwaigen Rückgabe alle Behandlungskosten, für die CATCARE aufgekommen war, erstattet
werden müssten. Daraufhin fragte er, ob
sie eine andere, gesunde Katze von CATCARE bekommen könnten! Ich verneinte dies mit Verweis auf unsere Bedenken
aufgrund des Vorfalls mit Gina, die viel
zu kleine Wohnung (35 m2) und die Tat-
sache, dass der andere vorhandene Kater erst kastriert werden müsse. Es gab
kein Folgegespräch.
Im März dieses Jahres erfuhr CAT-CARE von Frau H., dass der noch vorhandene Kater die Pfote gebrochen habe und
jammernd unterm Wohnzimmertisch läge. Ich teilte ihr mit, sie müsse sich an
den Amtstierarzt wenden, da der Verein
keinerlei Befugnisse habe, dort einzugreifen. Am nächsten Tag teilte Frau H. mit,
der Zustand habe sich verschlechtert, der
Kater würde stark humpeln und bei Berührung aufjaulen. Ein Arzt sei nicht konsultiert worden.
Ich verständigte den zuständigen Amtstierarzt, welcher erwiderte, er könne frühstens Montag jemanden vorbeischicken
(es war Wochenende).
Ich fragte bei der Tierheimangestellten
an, ob sie bereit wäre, noch einmal mitzukommen. Sie bekam dies jedoch vom
Tierheimleiter untersagt.
Als ein Mitarbeiter des Veterinäramtes
am Nachmittag des Montags nach dem
Kater sehen wollte, fand er ihn mit einer
bandagierten Pfote vor. Ihm wurde gesagt, man sei beim Arzt gewesen. Der
Mitarbeiter glaubte dieser Aussage und
verließ die Wohnung. Angefasst hat er
das Tier nicht.
Nachforschungen ergaben, dass der Kater nicht beim Arzt war und das Paar den
Verband angelegt hatte, weil es gewarnt
worden war.
Im April dieses Jahres erfuhr CAT-CARE,
dass Frau U. sich eine weitere Katze aus
der Zeitung geholt habe. Diese Katze sei
sofort von dem noch vorhandenen Kater
gedeckt worden. Kurz darauf erfuhren
wir, das Paar habe sich eine junge Perserkatze aus der Zeitung geholt, welche
sich mit der vorhandenen Katze nicht vertrage (verständlich, da das ältere Tier tragend war und damit gereizt auf Neuzugänge reagierte). Aufgrund dieser Reizbarkeit flog die trächtige Katze aus der
Wohnung. Eine andere Mieterin nahm sie
vorübergehend auf..
Ebenso den Kater mit der verletzten Pfote, den Frau U. nicht mehr schön fand,
weil er einen gebrochenen Schwanz
hatte. Auch die Perserkatze lebt nicht
mehr im Haushalt von Frau U. und Herrn
W., wo sie ist, weiß niemand. Am
28.7.2005 wurde eine weitere Jungkatze
aus dem Haushalt von Frau U. und Herrn
W. in eine Tierarztpraxis gebracht. Das
völlig verhungerte Tier verstarb innerhalb
einer Stunde an Entkräftung…
Wir stellten mehrere Strafanzeigen betreffend der einzelnen Vorgänge. In Ginas Sache wurde die Strafanzeige erst
gar nicht von der Polizei weitergeleitet,
wie wir inzwischen auf Nachfrage bei der
Staatsanwaltschaft herausgefunden haben. Es wurde uns geraten, erneut Anzeige zu erstatten, was wir inzwischen
auch getan haben, obwohl es nicht so
einfach war, die Polizeibeamten von einer zweiten Anzeige in derselben Angelegenheit zu überzeugen.
Das Verfahren bezüglich der verhungerten Katze wurde bereits niedergelegt.
Weiter hat die Justiz bisher nichts unternommen. Unfassbar!
Frau U. und Herr W. halten weiterhin immer neue Tiere, die sie sich ALLE aus
der Zeitung geholt haben bzw. holen! Ein
Ende ist nicht in Sicht, denn die Zeitungen sind voll von Verschenkkatzen...
Ruth Helwig
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Die Gesundheit unserer Katzen
CNI - chronische Niereninsuffizienz
Eine der häufigsten Erkrankungen der
Katze (vor allem im fortgeschrittenen Alter) ist die CNI = chronische Niereninsuffizienz. Der Harntrakt insgesamt (Blase,
Nieren) scheint ein deutlicher Schwachpunkt bei Katzen zu sein, denn leider haben Samtpfoten nicht gerade selten mit
Zystitis (=Blasenentzündung), Harnsteinbildung (Struvit, Oxalat u.a.) sowie Nierenerkrankungen unterschiedlicher Ursache zu kämpfen.
Eine der Hauptaufgaben der Nieren besteht darin, aus dem Blut Abfallprodukte
des Stoffwechsels herauszufiltern und mit
dem Urin auszuscheiden. Liegt eine Erkrankung oder Schädigung der Nieren
vor, so ist ihre Funktion beeinträchtigt.
Folglich sammeln sich im Blut Abfallprodukte und verursachen Krankheitssymptome. Beim Auftreten der klinischen
Symptome sowie einem Anstieg der nierenrelevanten Blutwerte ist in der Regel
bereits der überwiegende Teil der Nierenzellen zerstört und es ist nur noch eine
Restfunktion von weniger als 25% vorhanden!
Eine erkrankte Niere verliert die Fähigkeit, den Urin zu konzentrieren. Das Tier
setzt von Tag zu Tag mehr Urin ab und
trinkt zum Ausgleich dafür immer mehr
Wasser. Dies ist häufig das erste Anzeichen einer Nierenerkrankung. Meist zeigt
sich das Fell sehr struppig und wirkt stark
fettig. Ein weiteres Symptom kann (muss
nicht!) häufiger auftretendes Erbrechen
sein, ohne dass dabei Haarballen heraus
gewürgt werden, und im stark fortgeschrittenen Stadium kann man den Urin förmlich aus allen Poren entweichend riechen
(auch urinöser Mundgeruch). Schließlich
ist eine massive Gewichtsabnahme zu
verzeichnen, und die Tiere werden im
weiteren Verlauf regelrecht apathisch oder
weisen andere Verhaltensauffälligkeiten
auf (z.B. Aggressivität, Ruhelosigkeit,
Ängstlichkeit, Verkriechen usw.).
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Mögliche Ursachen und Risikofaktoren:
Î Altersbedingte Einschränkungen der
Nierenfunktion
Î Erblichkeit (vor allem bei bestimmten
Rassen, z.B. PKD bei Persern)
Î Bakterielle Infektionen (z.B. der Blase, der Nieren aber auch der Zähne!)
Î Virale Infektion
(z.B. Leukose oder FIP)
Î Folgen von Vergiftungen
(z.B. durch Frostschutzmittel oder
Pflanzen)
Î Ernähungsbedingte Ursachen
Die Nierenfunktionsstörung tritt vor allem
(aber nicht nur!!) bei älteren Katzen auf.
Da Wohnungskatzen in der Regel eine
höhere Altersstufe erreichen, sind diese
oft stärker betroffen. Hinzu kommt, dass
Wohnungskatzen nicht die ausgewogene "Mäusekost" genießen, sondern oft
durch falsche Ernährung (zu viele
schlechtverdauliche Eiweiße wie z.B. Sojaeiweiß oder zu wenig Flüssigkeitsaufnahme bei ausschließlicher Fütterung von
Trockenfutter) prädestiniert für diese
Krankheit sind.
Beim ersten Verdacht sollte man daher
unbedingt den Tierarzt aufsuchen, denn
mit einer Nierenfunktionsstörung ist nicht
zu spaßen!! Handelt es sich "nur" um ein
akutes, noch nicht chronisches, Versagen (= ANI), so kann dies unter Umständen ohne Folgeschäden ausheilen vorausgesetzt, die umfassende Behandlung setzt früh genug ein!
Ein chronisches Versagen der Niere hingegen kann nicht kuriert werden, da zerstörte Nierenzellen sich nicht wieder aufbauen lassen. Es kann lediglich für eine
Verzögerung (im besten Fall für eine Stagnation) des Krankheitsverlaufes gesorgt
werden. Daher gilt: Je eher diagnostiziert,
desto besser stehen die Chancen! Die
richtige Behandlung kann eine Vielzahl
der Symptome unter Kontrolle bringen
und verbessert zugleich die Lebensqualität der Katze!
Das Tier muss einer gründlichen Untersuchung unterzogen werden. Die Blutwerte - vor allem Kreatinin und Harnstoff,
aber auch Phosphor, Natrium, Kalzium
und Kalium - geben Auskunft über den
Stand der Dinge. Der Tierarzt wird dem
Tier eine spezielle Nierendiät verordnen,
die den Verlauf der Krankheit verzögert.
Diese Diät weist einen reduzierten Proteingehalt (Eiweiß) auf, damit die Nieren
weniger Abbauprodukte ausscheiden
müssen und somit die Krankheitssymptome gemindert werden. Weiterhin wird hier
besonders auf hochwertiges Eiweiß, welches die Katze gut abbauen kann (also
kein Sojaeiweiß!), geachtet.
Die Reduktion von Salz und Phosphat
beugt weiteren Schädigungen der Niere
vor, und die Zufuhr von Kaliumzitrat soll
einer Übersäuerung, zu der Nierenpatienten neigen, entgegenwirken. Ganz wichtig: immer frisches Wasser bereitstellen!!
Neben der Diätetik gibt es verschiedene
schulmedizinische aber vor allem homöopathische Mittel, die den Nierenpatienten
unterstützen, in dem sie z.B. den Harnstoff senken, den renalen Druck über eine Blutdrucksenkung mindern, die durch
die Harnstoffausscheidung über die
Schleimhäute entstehende Übelkeit bekämpfen, Säuren binden und dergleichen
mehr.
Diverse homöopathische bzw. biologische Heilmittel können die Organfunktion anregen und zur Entgiftung beitragen.
Meist ist es von Vorteil, den Patienten
durch regelmäßige subkutane Infusionen
(subkutan bedeutet unter die Haut, nicht
in die Vene) zu unterstützen. Hierdurch
wird der durcheinander geratene Wasserhaushalt etwas reguliert, indem Flüssigkeit und verstärkt verloren gehende
Elektrolyte zugefügt werden, und die Nieren werden ein wenig gespült.
Diese subkutanen Infusionen kann der
Patientenbesitzer relativ leicht erlernen
und selbst daheim durchführen. Das erspart dem Tier den Stress häufiger Praxisbesuche. Denn Stress ist etwas, was
jedem Nierenpatienten weitestgehend erspart bleiben sollte.
Soweit eine kurze Einführung in die Thematik CNI.
Weiterführende Informationen zu dieser
Erkrankung, mit ihr verbundene Folgeerkrankungen und zur Behandlung finden
Sie im Internet unter:
Î www.katzeninfo.com/Gesundheit/
Nierenerkrankugen/nierenerkrankungen.html
Î www.felinecrf.info
Birgit Lötzerich
Auch Luca litt an fortgeschrittener CNI.
Bereits bei der Diagnosefindung sprachen die Ärzte vom Einschläfern… Doch
dank einer speziell auf ihn zugeschnittenen Therapie (überwiegend homöopathisch) wurden ihm noch 5 gute Jahre geschenkt, bis er im Juni 2005 an Krebs erkrankte und über die Regenbogenbrükke ging. Die Ironie des Schicksals: Seine
Nierenwerte waren zu diesem Zeitpunkt
absolut stabil, nahezu die besten Werte
seit der Diagnosefindung…
9
Glück gehabt, kleine Pamina
Wild geborene Katzenkinder brauchen eine Chance!
Pamina wurde wild geboren. Sie lebte mit
ihrer Mutter und den Geschwistern in einem kleinen Grünstreifen an einer stark
befahrenen Kasseler Hauptverkehrsstraße und war rund 10 Wochen alt,
als ich zufällig auf die kleine Kolonie
stieß. Anwohner fütterten sie. Für die
Kastration war kein Geld vorhanden,
und außerdem bekamen sie die Tiere
ja auch gar nicht zu fassen. Das zuständige Tierheim leugnete wie
immer die Zuständigkeit.
Man solle einfach aufhören
zu füttern…
Ich verbrachte mehrere Tage
dort auf der kleinen Lichtung des
Stadtwaldes. Die Welpen spielten auf
der Lichtung vor dem Hintergrund des Verkehrslärms. Sie waren niedlich anzusehen. Eine Zukunft hatten sie nicht. Wenige Meter zu beiden Seiten waren Straßen.
Ich fing die Mutter und die älteren Geschwister zur Kastration ein. Die Welpen
trauten sich ohne die Mutter nicht aus dem
Versteck. In dieser Nacht, mitten im Sommer, fiel starker Hagel. Ich machte mir Sorgen. Am nächsten Morgen keine Spur von
den Welpen. Erst der Hunger ließ sie einen Tag später in die Falle gehen. Sie waren sehr verängstigt und eigentlich schon
fast zu alt zum Zähmen und Vermitteln.
Die Leute wollen zugängliche Katzen, solche, die sich ihnen beim Nachhausekommen auf den Schoß schmeißen, ohne
dass die Leute etwas dafür tun müssen.
Ein Tier zähmen? Eine Beziehung aufbauen? Sein Vertrauen gewinnen? Viel zu aufwendig. Heute muss alles schnell gehen.
Das Tier muss jung, schön, pflegeleicht
und gesund sein - und am besten noch
zur Einrichtung passen. Schwarze Katzen
will kaum einer haben. Wenigstens war
Pamina nicht vollkommen schwarz. Sie
hatte einen weißen Latz und weiße Söckchen. Aber sie war nicht zahm. Doch Pamina hatte Glück: Es fand sich eine
Pflegeperson, die sich die Zeit nahm, ihr
Vertrauen zu gewinnen. Nach ein paar
Wochen war sie zwar noch immer leicht
10
ängstlich,
aber doch
bereits zutraulich
und
verschmust.
Dennoch vergingen Wochen, ohne dass
eine Anfrage für Pamina einging. Freigangsplätze sind rar. Eines Tages ein Anruf: "Ich interessiere mich für Pamina." Die
Frau klang gut, und sie wusste, dass es
sich bei einer jungen, wild aufgewachsenen Katze um ein sensibles Wesen handelt, das Zeit braucht.
Sie und ihr Mann waren gewillt, Pamina
diese Zeit zu geben. So zog Pamina ein
paar Tage später ein. Dank der Pflegestelle, die sich liebevoll um sie und ihre Geschwister bemüht hatte, hatte sie Selbstvertrauen gewonnen. Sie erkundete die
Wohnung, begrüßte die beiden katzenlieben Hunde und den Hauskater ganz vorurteilsfrei und schloss sogleich Freundschaft.
Pamina wird die Wintermonate nun nicht in
einem kalten Stadtwald, sondern in einem
gemütlichen Haus mit Kamin verbringen.
Im Frühjahr steht ihr dann auch der Garten
in einer verkehrsberuhigten Wohngegend
offen. Sie hat großes Glück gehabt. Die
meisten wild geborenen Katzen haben dieses Glück leider nicht, weil es nicht genügend Menschen gibt, die ihnen eine Chance geben...
Ruth Helwig
Eine Villa für Mischa und Cora
Der Sturm, die Spende und eine fröhliche Wochenend-Aktion
Mehr als vier Jahre sind vergangen, seit
ich von zwei älteren Damen zu Hilfe gerufen wurde, weil zwei angeblich schwangere Wildkatzen auf einem Gartengrundstück an einer stark befahrenen Kasseler Hauptstraße saßen.
ten thronte und selbige nun unter sich
begrub….
Statt der angekündigten zwei erwarteten
mich dann 21 Katzen, als ich das verwilderte Grundstück betrat, und schwups
artete das Ganze zu einer mega Fangaktion aus. Alles, was noch irgendwie
zähmbar erschien, wurde in Pflegestellen gepackt, sieben der Tiere nahm ich
selbst mit nach Hause.
Nach der Kastrationsaktion verblieben
nur drei nicht sozialisierbare Tiere vor
Ort. Um sie regelmäßig versorgen zu
können, pachtete eine Tierfreundin für
uns das verwahrloste Grundstück, auf
dem ein paar vergammelten Hütten standen, die im Laufe der Jahre zunehmend
baufällig wurden. Vor jedem Winter
mussten sie neu gestützt und abgedichtet werden, und wir hegten immer mehr
den Wunsch, den Tieren ein neues Haus
zu bauen. Aber solche Holzhäuser sind
teuer, und inzwischen lebten nur noch
Mischa und Cora dort, Kessy verschwand eines Tages spurlos. Wie viele Kastrationen würden durch die Anschaffung eines Holzhauses unmöglich
werden? Also mussten die alten Hütten
so lange wie möglich erhalten werden…
Es bot sich ein Bild des Grauens, überall
lagen die dicken Äste der Kastanie und
Stämme anderer umgestürzter Bäume.
Nachdem das Gartenbauamt die Bäume beschnitten hatte und das Holz von
einem Mitglied abgeholt wurde, trommelte ich für freitags nach der Arbeit das
Team zusammen, welches aus fünf Mitgliedern und den Ehemännern von zwei
Mitgliedern bestand (herzlichen Dank
noch einmal an Wolfgang Hühne und
Claus Borkholder für ihren tatkräftigen
Einsatz!!), und wir starteten die Abrissund Aufräumaktion.
Aber in diesem Jahr bescherte das
Schicksal Mischa und Cora überraschend dann doch eine neue Villa - und
zwar gerade rechtzeitig: Ein befreundetes, katzenliebes Ehepaar spendete eine größere Summe für das Haus, und
nur wenige Tage, bevor der Plan in die
Tat umgesetzt werden sollte, wurde die
Stadt von einem schweren Sturm heimgesucht, der unzählige Bäume umstürzen ließ. Einer dieser Bäume war die riesige Kastanie, die bis dato über den Hüt-
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In wenigen Stunden hatten wir die Hütten
abgerissen, den Schutt sortiert und den
Müll abtransportiert.
... und wir Frauen schnappten uns die
Pinsel und verpassten den Holzelementen die nötige Grundierung.
Am nächsten Morgen trafen wir uns im
Baumarkt zur Abholung der bestellten
Materialien. Dann ging es los. Während
der Hänger abgeladen wurde, sorgte
unsere gute Fee schon für die Sicherung
unseres leiblichen Wohls über den Tag
hinweg.
Während die Grundierung trocknete,
erstellten die Männer bereits den Fußboden auf dem Fundament. Der Freiraum unter dem Boden sorgt nicht nur
für Luftzirkulierung zum Schutz vor
Feuchtigkeit, sondern bietet gleichzeitig Igeln im Winter eine Zuflucht.
Nebendran entstand das Fundament für
das neue Holzhaus...
Parallel dazu wurde bereits die Inneneinrichtung vorbereitet...
12
…und die Styrokisten, die den Katzen
im Winter warme Schlafplätze bereiten,
wurden gründlich gereinigt und mit frischem Stroh befüllt.
Innen wurden die Wände gedämmt, ein
Bodenbelag (zur leichteren Reinigung)
verlegt und Regale als Liegeflächen
montiert.
Nach dem Trocken der Grundierung
konnten die bereits vormontierten
Wandelemente aufgestellt und miteinander verbunden werden, und anschließend wurde das Dach errichtet.
Damit hatten wir schon einmal das
Gröbste hinter uns.
Am Sonntag trafen wir uns noch einmal
für den zweiten Anstrich und die Montage des Einstieges. Gegen Mittag war sie
fertig, die neue Villa von Mischa und Cora, die die Aktion nur aus der Ferne beobachtet hatten und nicht zu überreden
waren, sich vor ihrer neuen Villa ablichten zu lassen.
Bevor wir mit dem ersten Anstrich begannen, feierten wir pünktlich zu Mittag
erst einmal "Richtfest",
Birgit Lötzerich
I
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Gerettet - und doch verloren...
In liebevoller Erinnerung an Milo
Ich lernte Milo am 7. Mai 2002 kennen. Er
wurde gemeinsam mit seinen beiden Geschwistern in einem geschlossenen
Schuhkarton auf einem Zigarettenautomaten gefunden. Die Würmchen waren etwa 8 Tage alt und völlig hilflos. Die Winzlinge jammerten vor Hunger und Kälte,
sie waren mit Zecken
übersät und schon etwas
ausgekühlt. Gott sei Dank
hatte ich zu dem Zeitpunkt
eine Wildmama mit ihren 3wöchigen Babies in Obhut,
und ich ließ nichts unversucht, ihr die kleinen Findelkinder unterzujubeln. Nach zwei
bangen Tagen, in denen ich die Kleinen
rund um die Uhr alle 2 Stunden mit der
Flasche gefüttert hatte, war es geglückt:
Die Wildmutter versorgte die Babies wie
ihre eigenen.
Als Milo 3 ½ Monate alt war, wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Chaplin zu
einem Ehepaar vermittelt, das über Jahre eine Katze hatte. Die Leute freuten sich
wie kleine Kinder über die beiden, und ich
hatte das Gefühl, dass Milo & Chaplin ein
liebevolles Zuhause gefunden hatten.
Doch weit gefehlt: Nach ca. 14 Tagen wurde ich telefonisch von den Leuten aufgefordert, diese BÖSEN Tiere SOFORT abzuholen, da man sie sonst auf die Straße
setzen würde. Als ich ankam und Milo sah,
war ich völlig fassungslos: Der arme Kerl
lag apathisch auf dem Sofa, abgemagert,
ausgetrocknet und mit Kot verschmiertem
After. In seinem Gesicht hatte er grünschillernde Blutergüsse. Sein Bruder Chaplin
war auch in keiner guten Verfassung. Ich
wusste, dass jede Minute zählte, wenn ich
die Tiere retten wollte, und so packte ich
sie ohne Worte in eine Box und raste in
die Tierklinik.
Die Ärztin machte mir keine Hoffnung,
dass Milo die Nacht überleben würde - bei
über 41 °C Fieber und völlig desolatem
Zustand würde der Kreislauf es wahrscheinlich nicht schaffen. Sofort wurden
14
beide Katerchen an den Tropf gelegt und
mir blieb nur noch zu beten. In dieser
Nacht habe ich kein Auge zugetan. Meine Pflegetiere, die liebevoll großgezogen
wurden und die bei der Übergabe in
bestem Allgemeinzustand waren, sind in
gerade mal 14 Tagen in einen solchen Zustand geraten - unfassbar!
Meine Gebete wurden erhört, beide Katerchen überlebten. Aber Milo behielt leider Behinderungen zurück: Er litt fortan
unter chronischer Bronchitis, und die Motorik seiner Hinterläufe war durch das Eindringen von Viren ins Gehirn gestört. Er
lief immer etwas schräg und kippte hinten
öfter weg. Aber das bereitete ihm kein Problem, er konnte rennen, springen, klettern
und hatte keine Schmerzen. Milo war ein
lebenslustiger und ausgelassener Kater ich sehe ihn noch oft vor mir, wie er seine
ausgelassenen Bocksprünge im Garten
vollführte.
Natürlich
gab
es
auch Tage,
an denen
er
sich
nicht gut
fühlte,
sein Befinden
war
durch die
Bronchitis sehr
wetterabhängig. Um ihn stabil zu halten,
nahm ich regelmäßig die Dienste einer
Tierheilpraktikerin in Anspruch und versorgte ihn täglich mit homöopathischen
Mitteln.
Dann kam der verhängnisvolle 1. Juli
2003. Ein Tierquäler hatte neben anderen
Katzen auch Milo erwischt und ihn komplett mit hochgiftigem Holzschutzmittel
übergossen. Die Dämpfe ließen ihn fast
ersticken, und nur durch umgehende tierärztliche Versorgung konnte das Schlimmste verhindert werden. Sein Fell wurde
komplett geschoren, und er bekam entgiftende und Organ unterstützende Medikamente. Angesichts seiner chronischen
Bronchitis war diese Sache um so dramatischer, und ich denke, dieser verabscheuungswürdige Akt menschlichen Handelns
hat Milo einige Jahre seines Lebens gekostet. Es war schrecklich, meinen geliebten Kater so leidend, nackt und frierend
zu sehen.
Irgendwann waren die sichtbaren Folgen
dann vergessen, und Milo fand zu seiner
Lebensfreude zurück. Anderen Menschen
gegenüber war er aber sehr viel vorsichtiger geworden!
Durch die Schicksalsschläge, die dieser
liebe Kater einstecken musste, und durch
seine Behinderungen wuchs er mir immer
tiefer ans Herz, und ich hatte besondere
Angst davor, gerade ihn zu verlieren. Jeden Tag mit ihm habe ich bewusst genossen, weil ich ahnte, er würde mich viel zu
früh verlassen. Ich bat ihn, er möge mir
helfen die richtige Entscheidung zu treffen, wenn es eines Tages soweit ist.
Anfang Mai 2005 ging es Milo dann zunehmend schlechter, er hatte viel weniger
Ausdauer beim Toben und musste oft Pausen einlegen. Er atmete deutlich schwerer und bekam furchtbare Hustenanfälle.
Er verkroch sich in abgelegene Ecken,
was er vorher nie tat. Auch fiel mir eine
nicht zu erklärende
Umfangsvermehrung auf.
Ich fuhr mit ihm in
die Klinik, wo
die Ärztin
mich darauf vorbereitete,
dass Milo
nicht
mehr lange leben
würde.
Lunge,
Magen und Darm waren aufgebläht von
Luft, weil Milo zwar ein- aber nicht mehr
ausatmen konnte. Die Bronchitis hatte sich
zu Asthma entwickelt, und er befand sich
in einem akuten Anfall. Tagelange Versuche der Ärztin, ihn da wieder rauszuholen, schlugen fehl. Es drohte ihm ein grauenvoller Tod durch Ersticken. Täglich
brachte ich Milo zur ambulanten Behandlung in die Klinik, denn ich wollte ihn in
vertrauter Umgebung lassen.
Am 14. Mai um 17:55 Uhr hustete er sich
dann fast die Seele aus dem Leib. Es war
grausam, ihm nicht helfen zu können.
Dann erfüllte Milo mir den Wunsch, mich
wissen zu lassen, wann es Zeit für eine
Entscheidung ist. Seinen Blick werde ich
niemals vergessen - es war der Blick des
Abschieds und der Botschaft "ich kann
nicht mehr, lass mich bitte gehen!" Ich verabschiedete mich, dankte ihm für seine
bedingungslose Liebe und raste mit ihm
in die Klinik.
Um 18:46 Uhr schlief Milo nach Verabreichung des Narkosemittels in meinen Armen für immer ein, ganz ruhig und entspannt.
Es war ein unendlich schwarzer Tag in
meinem Leben, der mich in ein tiefes Loch
hat fallen lassen. Aber eines tröstet mich:
Milo hat bei mir alle Liebe dieser Welt erfahren, bevor er mit nur 3 Jahren über die
Regenbogenbrücke ging.
Milo, mein Baby, ich vermisse dich so
sehr…
Birgitt Tombrink
Als Gott sah, dass der Weg
zu weit war, der Hügel zu
steil und das Atmen zu
schwer wurde, nahm er
dich in den Arm und
sprach: “Komm heim.”
15
Waiting for Mrs. Right
Eine nicht ganz alltägliche Fangaktion
Heute habe ich wieder etwas Hoffnung
geschöpft. Sie ist zum ersten Mal wieder an und sogar mehrmals mit dem
Kopf und den Vorderpfoten in die Falle
gegangen.
Es sind Osterferien, seit 4 Tagen bin ich
wieder an der Einsenschmiede, und
"Stummelchen" ist schon wieder
schwanger. Keine Ahnung wie weit,
denn nachdem sie mehrere Monate die
Pille bekommen hatte, weil sie einfach
nicht in die Falle zu bekommen war, hat
sie sowieso leicht zugelegt. Prognosen
gebe ich in der Hinsicht schon lange
nicht mehr ab, denn die letzte Fundkatze, bei der die Tierärztin in die Karte
"hochtragend, 51. Tag" eingetragen hatte, war gerade mal in der 2. Woche, wie
sich später herausstellte! Andere wiederum sehen aus wie Hungerknochen
und bekommen plötzlich Wehen.
Wieder andere sehen hochtragend aus
und sind nicht mal gedeckt, sondern haben einfach nur einen schlimmen Wurmbauch. Und bei Stummelchen ist sowieso alles anders. Sie ist der Houdini unter den Katzen, und ich wusste, dass es
nicht einfach werden würde.
Rückblick: Letztes Jahr, ich war gerade
in Hannover in der Zahnklinik der Tierärztlichen Hochschule mit meinen eige-
16
nen Katzen, als eine leicht verärgerte
Dame über Handy anrief. Bei ihr in der
Gegend seien inzwischen um die 20
Katzen, weil diverse ältere Damen immer ihre Essensreste aus den Fenstern
schmissen.
Da ich völlig ausgelastet war, schickte
ich ein Vereinsmitglied hin. Die Tiere waren so ausgehungert, dass sie sehr
leicht in die Falle gingen. Es wurden viele Welpen gefangen - leider auch im Beisein der älteren Tiere, die dies angeblich nicht zu stören schien. Eine
Schwangere entkam aus der Falle.
Ende letzten Jahres dann wieder ein Anruf. Mehrere Welpen. Die Katze, die
Schwangere, die aus der Falle entkommen war, hatte vor 10 Tagen wieder 6
Welpen geworfen. Als ich kam, waren
die Welpen schon weg. Ich entdeckte
sie in einem Gartenhäuschen und entschied mich, die Mutter zu fangen, solange ich noch wusste, wo die Kleinen
waren. Der Besitzer des Grundstücks
ist der ehemalige Chef meiner Großmutter. Ich besorgte mir von ihm den
Schlüssel. 2 Tage lang stellte ich unsere neue Funkfernfalle auf, ließ alle Katzen rein und wieder raus, bis die
schwarze Mami sich schließlich auch
wieder reinwagte.
Als einzige übrig blieb also Stummelchen. Wie lange sie ihren Stummelschwanz schon hat, weiß niemand. Sie
sieht lustig aus damit. Schon am nahegelegenen Stadtkrankenhaus hatte man
versucht, sie zu fangen. Schon dort ist
sie einmal aus einer Falle entkommen.
Dann hat es die Holzfabrik vergeblich
versucht. Und jetzt ging sie in keine Falle mehr. Ich habe auch sie an die Makrolonfalle zu gewöhnen versucht, aber
sie war sehr vorsichtig. Nach mehreren
Versuchen ging sie recht sicher rein,
doch als ich auslöste, passierte das Unglaubliche: Die Kalibrierung hatte sich
verstellt, und so ragte der Bügel weit in
die Falltür hinein, wodurch sich das Herabfallen verzögerte. Stummelchen hörte das Anspringen des Motors und
schoss rückwärts raus. Ich war fertig.
Es war gelaufen. DIE würde ich auf absehbare Zeit nicht kriegen. Wortlos ging
ich nach Hause und brachte der Betreuerin die Pille. Ihren letzen Wurf hatte ich kurz vorher eingesammelt - ein
schwacher Trost.
Drei Monate ging es gut, dann kam
Stummelchen unregelmäßig. Nun ging
alles wieder von vorne los.
Nachdem ich mich tapfer durch die letzte Schulwoche geschleppt hatte, wurde
ich Karfreitag sofort zu Ferienbeginn
ganz im Sinne des Kultusministeriums
erst einmal krank. Richtig in Ordnung
war ich immer noch nicht, als mich die
Meldung erreichte, dass sich in der
Nordstadt auf einem Industriegelände 7
bis 8 Katzen aufhielten. Vermutlich alle
trächtig. Würfe konnten wir im Moment
ganz und gar nicht gebrauchen, also bin
ich los, um sie einzufangen. Danach
stand wieder Stummelchen auf dem
Programm.
Das Problem war, dass sie so viele Futterstellen hatte, dass sie auf keine angewiesen war und weiterzog, wenn sie
irgendwo nichts mehr außerhalb einer
Falle bekam. Also habe ich die ganze
Nachbarschaft abgeklappert. Sechs Anwohner fütterten sie! Dazu die Damen,
die immer etwas aus dem Fenster
schmissen, wenn sie unten miaute. Sie
verstanden überhaupt nicht, was ich
wollte, und sagten, die armen Katzen
würden verhungern, wenn sie nicht füttern. Ich erklärte, dass alle bis auf Stummelchen etwas bekämen, aber es war
sinnlos. Was ich gebraucht hätte, wäre
eine Rundumüberwachung der Umgebung gewesen, denn wenn ich gerade
Neugierig, aber auch ängstlich beobachteten
die Katzen das Aufstellen der Falle
einmal nicht vor der Haustür stand, flog
was aus dem Fenster. Wenn eine der
Damen zum Einkaufen ging, ging ich
langsam hinterher und sammelte "zufällig heruntergefallene" Schälchen mit
Katzenfutter ein. Jetzt ist sie seit 2 Tagen wirklich ohne Futter und nähert sich
langsam auch wieder der Falle. Ich verbringe Stunden in der Schaumbergstraße. Ich habe Ferien. Ich sollte mal ausspannen, aber das geht nicht, denn
dann habe ich keine Ruhe, weil ich
weiß, dass Stummelchen ihren nächsten Wurf Gott weiß wo ablegt.
Heute war sie zum ersten Mal wieder
an und in der Falle. Ich weiß, dass alles umsonst war, wenn ich jetzt morgen
früh nicht dafür sorge, dass nicht gefüttert wird. Ich hoffe nur, dass ich sie die
nächsten Tage kriege. Dann sind meine ganzen Ferien draufgegangen: Grippe und Stummel. Toll! Wem soll ich das
erklären? „Meine Ferien waren super,
ich habe 4 Tage davon im Auto verbracht, gelesen und auf eine Katze gewartet.“ Hm. ich glaube, dafür werden
die Kollegen nicht so wirklich viel Verständnis haben. Ich hoffe nur und bete
zu Gott, dass ich nicht wieder das Fal(weiter auf Seite 18)
17
(Fortsetzung von Seite 17)
te ich die Futterstelle bei Stummelchen
kontrolliert. Es stand kein Futter. Nachdem ich von Arzt komme, steht eine riesige Schale Trockenfutter unter einem
Balkon! Es ist zum Heulen!
Ich stelle sie weg, steige ins Auto, und
um die Ecke kommt: Stummelchen! Wäre ich eine Minute später gekommen,
wäre alles für die Katz gewesen!
Die bereits kastrierten Katzen mussten sich erst
einmal in der Falle satt essen. Erst, wenn “Stummelchen” in die Falle gehen würde, wollte ich sie mit
dem Funkauslöser zuschnappen lassen.
sche mache. Ich könnte vorzeitig auslösen, sie kann sich ganz plötzlich erschrecken und zurückschrecken, oder
die Batterien können genau in dem Moment alle sein. Ich habe Angst, aber es
muss doch endlich mal klappen!
Während der Tage des Wartens und
Futterwegstellens war ich so frustriert,
dass ich zwischendurch kurzerhand einen weiteren Fangauftrag nur zwei Straßen weiter angenommen hatte: 7 Katzen. Es war verhältnismäßig leicht. Ich
stand mit der Funkfernfalle hinter einer
Hauswand und hatte eine Spur gelegt.
Jede Katze, die um die Ecke kam, wurde eingepackt.
Nach 21 Stunden hatte ich 6 Katzen,
und als ich Nummer 6 gerade ins Auto
geladen hatte, lief mir eine rollige Jungkatze vor den Füßen rum, verfolgt von
einem liebestollen Hauskater, dessen
Besitzer ihn aus dem Tierheim hatte,
aber die Kastrationsklausel einfach ignorierte, weil er nichts von Kastration hielt.
Ich stellte die Falle mitten auf die Wiese,
und die rollige Katze lief laut gurrend
hinein. Nummer 7. Nachdem alle Katzen beim Arzt sind, fahre ich wieder zu
Stummelchen. Kurz vor Nummer 7 hat-
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19:20 Uhr am Freitagabend. Mehrere
Katzen haben sich schon ihr Abendessen aus der Falle geholt. Stummelchen
ist dicht neben der Falle. Ich sehe bang
auf die Uhr und versuche abzuschätzen, wie lange die Batterien noch halten.
Stummelchen nimmt sich vorsichtig einen heruntergefallenen Brocken aus der
Mitte der Falle. Ich steige aus dem Auto und lege Futter nach. Absichtlich ganz
nach hinten. Entweder sie überwindet
sich jetzt, oder sie beschließt zu verhungern. Sie überwindet sich. Als sie
mittig in der Falle steht und sich nach
dem Futter streckt, löse ich aus. Als ich
die Augen öffne, sehe ich sie in der Falle rotieren. Ein getigerter Kater steht verdutz daneben. Ich springe aus dem Auto und decke die Falle ab. Dann rufe ich
eine Kollegin zu Hilfe. Sie fragt mich,
warum ich die Katze nicht alleine umsetzen kann, wie alle anderen Katzen
zuvor auch. Berechtigte Frage, aber ich
bin einfach zu nervös. Während ich auf
meine Kollegin warte, frage ich bei einer Praxis nach, ob sie mir heute noch
eine Katze annehmen. Gemeinsam mit
meiner Kollegin setze ich Stummelchen
in einen Zwangkorb um. Stummelchen
rast mit einem Satz in den Korb. Ich befestige die Tür mit 2 Kabelbindern und
knote ein Bettlaken um den Korb. Der
Tierarzt fragt mich, warum die Katze so
ungewöhnlich verpackt ist. "Es ist keine normale Katze" antworte ich, "es ist
Stummelchen!"…
Ruth Helwig
Der Streuner
Gestatte mir - man nennt mich "Streuner"!
Mein Zuhaus’ die Straße ist;
ich zieh’ herum wie ein Zigeuner,
ähnlich schlecht mein Anseh’n ist.
Mit etwas Glück gewährt man mir
an kalten, grauen Wintertagen
in einem Schuppen ein Quartier,
anstatt mich herzlos fort zu jagen.
Aber, Mensch, was soll ich machen??
Wär’ auch lieber wo daheim!!
Würd’ gern über Hunger lachen
und vor Frost geborgen sein!
Ist jemand gütig, ab und an,
so lässt er mich nicht lange warten,
stellt mir ein Schälchen Futter dann
nach draußen in den Garten.
Meine Freiheit ist viel wert,
muss ich offen eingesteh’n doch am heimeligen Herd,
ist’s im Winter doppelt schön!
Die meisten jedoch fürchten sehr,
ich könnt’ mich dran gewöhnen,
und wollt’ vielleicht dann nimmermehr
dem Wandersleben frönen.
Was soll’s - ich wurde nicht gefragt,
was mein Wunsch fürs Leben ist.
Drum sag’ ich mir stets unverzagt:
Das Beste draus zu machen ist!
Heut kratz’ ich nun an Deiner Tür ob Du wohl freundlich mir gesinnt?
Ich bin erstaunt: Du öffnest mir und bittest mich ins Haus geschwind.
So zieh’ ich los auf meinen Wegen
und hoffe auf des Menschen Gunst.
Doch dieser hat vom Streunerleben
oft leider keinen blassen Dunst.
Freundlich redest Du mit mir,
während Du mir Futter gibst,
Fühl’ mich wohl zu Gast bei Dir!
Scheint, als ob Du Katzen liebst...
Ein Streuner - fasst den bloß nicht an!",
so ruft man seinen Kindern zu,
"Der schleppt nur Krankheit uns heran."
Und schon schlägt man die Türe zu.
Wärme hüllt mich wohlig ein,
nicht länger quält der Hunger mich fast zu schön, um wahr zu sein!
Mensch - ich fühl mich königlich!
© Birgit Lötzerich
Bitte helfen Sie den herrenlosen Katzen mit einer kleinen Geld- oder Futterspende,
den Winter zu überleben. Wir bzw. die Katzen sind auf IHRE Hilfe angewiesen und
für jede noch so kleine Spende mehr als dankbar!
19
Minas und der "Panic-Room"
Über die lustigen Eigenarten eines Katzenrudels
Nein, wir leben in keiner teuren Villa und
bei uns besteht auch kein Grund sich
mehr vor Einbrüchen zu fürchten als bei
anderen Leuten - und dennoch haben
wir etwas, was nur ganz wenige Menschen haben: einen "Panic-Room". Einen Raum für den sicheren Rückzug bei
drohender Gefahr…
Wozu wir so etwas in unserem Haus
brauchen? Nun, wir sind das Personal
dreier Katzen (es handelt sich um zwei
Damen und einen Herren - alle natürlich
von CAT-CARE) unterschiedlichen Charakters. Da wäre zunächst Zeuss, geschätztes Alter 3 Jahre, sehr zutraulich
und verschmust. Deutlich weniger zutraulich, eher vorsichtig bis scheu und
etwa 8 Jahre alt ist die Zweite im Bunde: Dira.
Und dann wäre da noch Minas, ein deutlich rundliches Katzenmädchen von ca.
12 Jahren, welches in punkto Scheu
kaum zu toppen ist. Vielleicht resultiert
ihre Schreckhaftigkeit aus der vorhandenen
Linsentrübung und der
damit einhergehenden fehlenden
Sehschärfe. Wir
wissen
Seltener Anblick: Minas einmal “völlig cool”
20
Dira ist eigentlich eher ausgeglichen, aber bei
Gewitter flitzt auch sie in den Panic-Room
es nicht. Nach nun fast drei Jahren
scheint das Eis zu brechen - sie lässt
sich immerhin schon mal anfassen. Besonders gern in der Küche, weil ja dort
der Kühlschrank steht...
Ansonsten können wir froh sein, wenn
sie mal mitten im Raum sitzen bleibt,
obwohl sich einer ihrer Dienstboten
im Raum bewegt!
Und damit erklärt sich auch die Notwendigkeit eines Panic-Rooms. Denn
was will man als Untergebener schon
sagen, wenn der weibliche Teil seiner
Herrschaft beschließt, die Einrichtung
eines solchen Raumes in unserem
Hause sei absolut unverzichtbar…
Nichts. Wir fügten uns, als die Damen
den von uns bis dahin als Vorratskammer genutzten Abstellraum unter der
Treppe anlässlich eines heranziehenden
Gewitters in Beschlag nahmen und
ihren Po zwischen Waffeleisen und
sonstigen selten genutzten Küchenutensilien hindurchzwängten,
um dahinter in der Versenkung abzutauchen. Um sich dies bildlich vorzustellen,
muss man wissen, dass es sich um ei-
nen schlauchartigen, sehr schmalen
Raum handelt, den man weiter hinten
nur noch im gebückten Zustand und um
die Ecke "begehen" kann (der perfekte
Brigitte-Diät-Test!). Vorn und hinten Regale mit Konserven und sonstigen Dingen, die ein vierköpfiger Menschenhaushalt so braucht und sammelt…
Während Dira die zwingende Notwendigkeit eines Panic-Rooms eigentlich nur
während eines Gewitters begründet sieht,
hat Minas leider öfter mal Bedarf. Um
ehrlich zu sein, eigentlich ständig - z.B.
wenn der Staubsauger läuft oder wenn
es schellt oder gar fremde Menschen das
Haus betreten oder auch wenn wir zum
Tierarzt wollen…und so weiter und so
fort…
Früher, als die Kammer noch von uns allein genutzt wurde, wurde die Tür nach
dem Benutzen natürlich auch wieder verschlossen. Ist ja ein ordentlicher Haushalt hier! Dem stehen jetzt Minas´ Interessen im Wege.
Einmal (danach nie wieder) wurde die
Tür versehentlich verschlossen, als Minas noch drinnen war. Leider über längere Zeit, was dann geruchliche Folgen
hatte. Somit räumten wir
nach einem anstrengenden Arbeitstag spontan
die Kammer aus. War ja
sowieso mal nötig…
Zugegeben, die Begeisterung für die Aktion hielt sich
echt in Grenzen. Um zukünftigen Ereignissen dieser Art vorzubeugen, entschlossen wir uns, den hinteren, für Menschen gar
nicht mehr zugänglichen Teil
der Kammer vor Katzen zu
schützen. Es war ja auch
erst 23.30 Uhr… Und so
spannten wir mal eben ein
Textilgewebe. Durch den
letzten kleinen Spalt, der
nicht zu schließen war, würde unsere
"kleine Dicke" nicht passen, und so fielen wir irgendwann erschöpft aber zufrieden ins Bett.
Einige Tage später gewitterte es…
Trotz unserer numerischen Fähigkeiten
konnten wir bei der anschließenden Katzeninventur nur bis zwei zählen. Minas
war weg. Auch in der Kammer war sie
nicht zu sehen. Aufregung machte sich
breit. Doch dann ein leises Kratzen: Minas schabte an dem Stoffgewebe - leider von hinten! Was folgte, war der vergebliche Versuch, sich diesem scheuen
und leicht panisch werdenden Tier in guter Absicht zu nähern, um es zu befreien. Also räumten wir spontan mal wieder die ganze Kammer aus und ermöglichten ihr die Flucht ins Freie. Übung
macht ja bekanntlich den Meister…
Sie schmunzeln über diese Geschichte?
Dann sind Sie in bester Gesellschaft!
Denn wann immer einer unserer Besucher Anstalten macht, die Kammertür zu
schließen, rufen mindestens zwei aufgebrachte Personen im Chor "Nicht - das
ist Minas´ Panic-Room.!", woraufhin stets
Stille den Raum erfüllt und ein unausgesprochener Satz
bleiern in der Luft
hängt: "Ihr seid
schon irgendwie komisch!"
Claudia Zahn
Zeuss, der Herr im
Katzenhaushalt, ist
nicht so leicht in Panik
zu versetzen...
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Zahnhygiene bei Haustieren
Wie Sie Zahnerkrankungen vorbeugen können
Zahnhygiene sollte nicht nur bei uns
Menschen, sondern auch bei unseren
Haustieren eine Selbstverständlichkeit
sein. Leider bemerken viele Hunde- und
Katzenbesitzer Zahnprobleme bei ihrem
Tier erst dann, wenn ihr Schützling durch
starken Mundgeruch auf sich aufmerksam macht oder das Futter verweigert.
In diesem Stadium sind dann bereits millimeterstarke Zahnbeläge und massive
Zahnfleischentzündungen anzutreffen.
Für uns Menschen ist es selbstverständlich, ein- bis zweimal im Jahr zur Vorbeuge und Kontrolle den Zahnarzt aufzusuchen. Auch bei Katzen sollte eine jährliche Gebisskontrolle zur Norm gehören.
Die lästige und durch ihre Folgen auch
schmerzhafte Zahnsteinbildung kann dadurch schon im Anfangsstadium beseitigt werden.
Zahnstein zeigt sich als gelb-brauner,
rauher Belag auf den Zähnen. Als Vorstufe bildet sich ein weicher Plaque, der
aus Speichelbestandteilen, Futterresten
und Bakterien besteht. Darin lagern sich
Mineralien ein, die zu einer extremen
Verhärtung des Zahnbelages führen.
Schreitet die Zahnsteinbildung fort, entzündet sich das Zahnfleisch, später erkrankt auch das Zahnbett, da sich der
Zahnstein unter das Zahnfleisch schiebt.
In diesem Stadium fallen die Tiere durch
22
unangenehmen Mundgeruch auf. Nachfolgend kommt es zu Eiterungsprozessen und einer schmerzhaften Lockerung
der Zähne. Der rauhe Zahnsteinbelag
führt an den Backenseiten der hinteren
Zähne zu einer ständigen Reibung mit
der Backenschleimhaut. Diese wird verletzt, entzündet sich und wird ebenso wie
das verletzte Zahnfleisch zu einer idealen Eintrittspforte für Krankheitserreger.
Bakterien gelangen auf diese Weise
leicht in die Blutbahn und können sich
vorwiegend an den Herzklappen und in
den Nieren in Form von Abszessen festsetzen.
Offensichtlich haben manche Tiere eine
besondere Veranlagung zur Zahnsteinbildung, da bei gleicher Fütterung die
Zahnsteinbildung ganz unterschiedlich
auftritt. Vorbeugend sollte auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden.
Die Zahnsteinentfernung wird genau wie
beim Menschen mit einem Ultraschallgerät durchgeführt. Allerdings lassen sich
unsere Vierbeiner diese Prozedur nur unter Narkose gefallen. Durch die heute zur
Verfügung stehenden Kurznarkosemittel
ist der Eingriff auch für Risikopatienten
weitgehend ungefährlich. Nach der
gründlichen Entfernung der Zahnbeläge
schließt sich eine Politur des aufgerauhten Zahnschmelzes an, der eine all zu
rasche Zahnsteinneubildung verhindert.
Gleichzeitig kann der Tierarzt feststellen,
ob noch weitere Zahndefekte vorliegen,
wie etwa durch Karies verursachte Löcher, die eine weitere zahnärztliche Behandlung erforderlich machen.
Bei regelmäßiger Zahnkontrolle kommt
es meist gar nicht erst soweit. Bis ins hohe Alter ist es dadurch möglich, dem Tier
gesunde und auch schöne Zähne zu erhalten. Wir wollen nicht vergessen: die
"dritten Zähne" gibt es nur für den Menschen.
Quelle: Bundesverband Praktischer Tierärzte e.V.
Rossini - geschenktes Leben
Wie ein kleiner Kater das Leukose-Virus besiegte
Es ist Sonntag, und wir sind auf dem
Weg nach Hause, als ein roter Jungkater vor unserem Auto die Ortsdurchgangsstraße von Calden überquert. Er
ist sichtlich angeschlagen, wirkt apathisch, wie weggetreten. Wir halten an,
um nach ihm zu sehen. In der Einfahrt,
in die er läuft, kriecht eine rot-weiße Katze unter einer Treppe hervor, zwei etwa
9 Wochen alte Abbilder ihrer selbst im
Schlepptau.
"Sind sie wieder über die Straße gelaufen?" fragt mich die Anwohnerin, die gerade aus dem Hinterhof kommt. Während sie berichtet, dass die Katzen wohl
auf einem Hof in der Nachbarschaft geboren seien, dort aber nicht versorgt würden, läuft der kleine Kater wieder auf die
Straße und vors nächste Auto. Der Fahrer jagt ihn laut schimpfend davon, aber
der Kater ist zu schwach, um davon groß
Notiz zu nehmen. Ich hole einen Kennel
aus dem Auto und packe das Tierchen
ein. Dann widme ich mich noch einmal
der Mutterkatze und erfahre, dass sie ihre Kinder unter der Eingangstreppe großzieht, nur 5 Schritte von der Straße entfernt, die ihr nur zwei der Kinder gelassen hat. Der Rest des Wurfes ist bereits
überfahren worden. Es ist November und
ziemlich kalt. Die Mama schmiegt sich
an meine Beine, als wolle sie mich bitten, sie auch mitzunehmen. Nur wohin
mit ihr und den Kindern? Alle Pflegestellen sind zum Bersten überbelegt. Doch
hier haben sie keine Chance. Ich
hoffe darauf,
dass beim nachmittäglichen Arbeitstreffen jemand eine Idee hat, wen man dafür
gewinnen könnte, als Pflegestelle für diese kleine Familie zu fungieren, und steige schließlich schweren Herzens zu meinem Mann und dem kranken Katerchen
ins Auto.
Leider lässt sich niemand finden, der sich
der Tiere annimmt, und so fahre ich zwei
Tage später voller Sorge noch einmal
nach Calden. Als ich ankomme, liegt es
vor mir auf der Straße: das vierte tote Baby. Weinend lese ich den noch warmen
Körper auf und beschließe, dass die Mama und ihr einzig verbleibender Sprössling da weg müssen - egal wohin! Ich
hole meine Makrolonfalle, denn der Kleine ist absolut scheu und nicht anfassbar.
Auf der Fahrt zu mir nach Hause liegen
beide schnurrend in der Falle, der Kleine suckelnd an der Zitze seiner Mama.
Daheim packe ich sie erst einmal ins Gäste-WC, von der Größe optimal, um den
Kleinen handzahm zu machen und außerdem durch die Fliesen wieder gut zu
desinfizieren. Denn natürlich sind die Tiere verfloht und verwurmt. Und schnell
stellt sich heraus, dass sie auch mächtig Schnupfen haben und erst einmal ein
Antibiotikum benötigen. Sie werden also erst einmal bleiben, bis sie fit sind und
sich eine Pflegestelle findet, und so taufe ich sie Zoe (gesprochen Soui) und
Rossini.
Bereits am nächsten Tag gelingt es mir,
Rossini statt der anfänglichen Faucher
einen Schnurrer zu entlocken - das Eis
ist gebrochen! Es ist den beiden
abzuspüren, dass sie froh sind,
ein warmes Plätzchen und einen gefüllten Napf zu haben.
Während sie ihren Schnupfen kurieren und es ihnen zunehmend
besser geht, muss ich meine Zu(Fortsetzung auf Seite 24)
23
(Fortsetzung von Seite 23)
stimmung zur Einschläferung des roten
Jungkaters geben: Er leidet an ausgebrochener Leukose, befindet sich bereits im
Siechtum. Ich weiß nicht, was ich zuerst
tun soll - um den Kater weinen oder mir
Sorgen um Zoe und Rossini machen,
dass sie ebenfalls FeLV-infiziert sind? Leider ist noch immer keine Pflegestelle in
Sicht, und so müssen die beiden länger
als geplant im Gäste-WC sitzen. Aber
besser in einem Gäste-WC als tot auf der
Straße! Und sie fühlen sich trotz der Enge sehr wohl, das ist ihnen abzuspüren!
Keinerlei Drang nach draußen, kein Gejammer. Sie sind so was von pflegeleicht!
Als sie fit genug sind, bringe ich sie zur
Kastration und lasse Blut für den Leukosetest abnehmen. Um ganz sicher zu gehen, beauftragte ich einen PCR-Test, der
das Leukose-Virus auch nachweisen
kann, wenn es sich bereits aus dem Blut
ins Knochenmark zurückgezogen hat. Andere Tests fallen unter diesen Umständen falsch negativ aus. Drei Tage später
erhalte ich das niederschmetternde Ergebnis: Zoe ist positiv. Rossini nicht, was
entweder bedeutet, dass er sich noch in
der so genannten Blindphase befindet
(während der Inkubationszeit fällt der Test
negativ aus, auch wenn das Tier bereits
infiziert ist), oder dass er das Virus bereits eliminiert hat oder dass er sich noch
nicht infiziert hat. In letzterem Fall wäre
es absolut notwendig, ihn von der Mama
zu trennen, um ihn vor der drohenden Infektion zu bewahren. So rotiere ich, einen Einzel-Pflegeplatz für Zoe zu finden.
Eine liebe Familie zwei Straßen weiter,
für die ich gerade ein Fundtier vermittelt
habe, erklärt sich bereit, Zoe vorübergehend aufzunehmen. Es fällt mir schwer,
sie weg zu bringen, aber ich weiß, dass
ich Rossini diese Chance auf ein gesundes Leben schuldig bin. Nun heißt es, ein
paar Wochen zu warten und ihn erneut
testen zu lassen. Aber erst einmal wird
er umgesiedelt - er zieht zwei Stockwerke höher in mein Büro, welches ich kurzer
Hand als Katzenzimmer umfunktioniere.
Außerdem packe ich mir eine Matratze
24
ins Büro, um nachts bei ihm schlafen zu
können, damit er so wenig wie möglich
allein dort oben in der Quarantäne ist. Er
ist ein Baby und braucht Gesellschaft, damit er nicht vereinsamt! Fortan spielt sich
mein Leben überwiegend im Büro ab,
während mein Mann sich die meiste Zeit
allein um die anderen 7 Katzen kümmern
muss.
Es vergehen einige bange Wochen, in
denen Rossini durch den Glasausschnitt
der Tür schon
einmal Kontakt zu
den anderen Katzen aufnimmt.
Zwar sind die anderen Katzen
geimpft, doch
weiß man, dass
die Impfung nur
bedingt schützt,
wenn die Tiere
permanent mit
dem ausgeschiedenen Virus
konfrontiert werden. Er
ist fit,
spielt und tobt, und ich gebe mich dem
Wunschdenken hin, dass der Wiederholungstest auch diesmal wieder negativ ausfällt.
Im Januar ist es soweit. Voller Hoffnung
bringe ich Rossini zur Blutabnahme, mit
den Überlegungen, dass er bei einem negativen Test künftig mit den anderen Katzen im Haus und im Garten laufen soll.
Doch leider wird nichts aus meinen Plänen: Der Test fällt diesmal positiv aus!
Ich spreche mit dem Labor, ob das Ergebnis auch wirklich gesichert ist und keine Verwechslung der Probe vorliegen
kann. Man versichert mir, die Qualitätsprüfung habe das Ergebnis bestätigt. Ich
bin
niedergeschlagen. Eine positive
PCR
bedeutet
nach dem Kenntnisstand der Virologen,
dass eine Eliminierung des
Virus’ nicht mehr möglich ist, da bereits
eine Eintragung ins Genom erfolgt ist.
Zu wissen, dass dieser kleine, liebenswerte Kerl vielleicht nur noch kurze Zeit
zu leben hat, macht mir enorm zu schaffen, und während ich versuche, ein Zuhause für ihn zu finden, in dem bereits
ein anderes FeLV-positives Tier lebt, welches Gesellschaft wünscht, suche ich
nach Informationen über die medizinischen Möglichkeiten.
Zwei mir gegenüber durch das Labor getätigte Aussagen bezüglich der Zeiträume einer möglichen Eliminierung des Virus´ und der Aussagekraft der PCR widersprechen sich meiner Ansicht nach.
die am Robert-Koch-Institut, in
der sich zeigt, dass man mit
dem bisherigen Wissensstand
wohl noch ziemlich am Anfang
steht. Die Einzelheiten lassen
neue Hoffnung in mir aufkeimen: Jetzt oder nie!
Als der Befund in meine Mailbox flattert, bleibt mir vor
Freude fast das Herz stehen: Beide Tests fallen
diesmal negativ aus! Ich
rufe sofort im Labor an
und frage, ob das Ergebnis gesichert ist.
Man sagt mir, dass keine
Verwechslung möglich ist, da an diesem
Tag nur zwei Proben eingingen, die beide negativ ausfielen.
Mein Mann und ich feiern diesen Tag als
Rossinis zweiten Geburtstag, und schnell
steht die Entscheidung fest: Nach all dem
geben wir Rossini nicht mehr her! Die
Quarantäne wird aufgehoben, und Rossini darf zum ersten Mal zu unseren anderen Katzen ins Haus und in den abgesicherten Garten.
Birgit Lötzerich
Ich weigere mich daher zu glauben, dass
eine positive PCR eine Eliminierung unmöglich macht, und nehme mir vor, Rossini nach einer gewissen Zeit noch einmal testen zu lassen, obwohl man mir rät,
mir keine falschen Hoffnungen zu machen.
Im Frühjahr lassen mich die Ereignisse
einen erneuten Test zunächst aufschieben: Wir verlieren zwei unserer eigenen
Katzen auf tragische Weise innerhalb von
nur 26 Stunden, und ich sehe mich nicht
in der Lage, noch einen weiteren Tiefschlag einzustecken. Im Juli erfahre ich
vom Labor, dass es neue Kenntnisse in
Sachen PCR-Test gibt. Es läuft eine Stu-
P.S.: Auch für Zoe gab es ein Happy End,
denn sie wurde ebenfalls von ihrer Pflegestelle adoptiert und auf mein Anraten
erneut getestet. Genau wie bei Rossini
fielen diesmal beide Tests negativ aus!
25
Die Kunst, ein gutes Zuhause zu finden
Ein Erlebnisbericht von Ute Esselmann
Zweimal in diesem Jahr bin ich in die bittersüße Lage geraten, Kätzchen vermitteln zu müssen. Die Schwierigkeiten eingebrockt haben uns - den Katzen und
Menschen wie mir - all jene gedankenlosen Halter, die ihre Katzen noch immer
nicht kastrieren lassen, obwohl die Tierheime grausam überfüllt sind (seit Jahrzehnten übrigens) ... obwohl Hunderttausende Verwilderte und Ausgesetzte draußen ein entbehrungsreiches, kurzes Leben mehr schlecht als recht ertragen
müssen ... obwohl die meisten Unkastrierten früher oder später beim Streunen überfahren werden oder sich bei
Kämpfen und Paarung Krankheiten einfangen, die sie töten werden ... obwohl
so entsetzlich viele Katzen keineswegs
in "guten Händen" geborgen sind, sondern als vermeintlich pflegeleichte Tiere
bei fundamental desinteressierten Haltern ein Leben fristen, das ihr Bedürfnis
nach Zuwendung und Abwechslung nicht
im mindesten erfüllt.
Liebe Leser, Sie würden sich nicht träumen lassen, wie viele denkwürdige Anrufe kommen, wenn man Kätzchen inseriert! Nachdem ich Otto und Bibo zweimal in verschiedenen Zeitungen annonciert hatte, die folgende Zwischenbilanz:
Rund 30 Telefonate geführt, alle ergebnislos, die Pflegemama trotz jahrelanger
Erfahrung im Tierschutz erschrocken und
entnervt. Annähernd 70% der Leute wollten ein Einzelkätzchen ausschließlich für
die Wohnung - haben also nie über die
Bedürfnisse von Katzen nachgedacht,
geschweige denn gelesen; und schlimmer noch, viel zu viele wollen auch nicht
nachdenken oder lesen, nein, nein. Einige wenige werden patzig oder hängen
ein, wenn man sie in freundlichen Worten darauf hinweist, dass die von ihnen
avisierte Einzelhaltung ohne Auslauf keine faire Haltung wäre, weil auch Katzen
einen Kopf haben, der beschäftigt sein
26
will, und eine Seele, die an einem langweiligen, unerfüllten Dasein Schaden
nehmen wird.
So hatte ich eine Frau Meiermüllerschulz
am Apparat, die wie ihr Mann ganztags
arbeiten geht und von anderen schon erklärt bekommen hatte, dass man Stubenkätzchen grundsätzlich paarweise aufnehmen sollte: "Aber wir wollen trotzdem
erst mal nur eine, später können wir ja
noch ... aber jetzt, für den Anfang, kommt
das nicht in Frage." Diese Katzenfreundin hat sich dann sehr schnell und hochnäsig verabschiedet, nachdem ich mein
Sprüchlein aufgesagt und angeboten hatte, weitere Informationen zu schicken.
Die wenigen Freilaufhaltungen, die mir
angetragen wurden, liegen an Straßen,
die so stark oder schnell befahren sind,
dass man die betreffenden Katzen gleich
auch direkt vors Auto schubsen könnte;
gern haben die Leute jene eine Nachbarskatze im Blick, die es dennoch irgendwie schafft ...
Einige wenige Vernünftige, die entweder
ein Pärchen für die Wohnung suchten
oder ihre vorhandene unterforderte Wohnungskatze vergesellschaften wollten,
habe ich weitergeleitet an eine Pflegestelle des Tierschutzvereins. Meine
Jungs möchte ich in Auslaufhaltung vermitteln, am liebsten natürlich im Doppel.
Keine Vernunftgründe weit und breit, Geschwister und Freunde zu trennen. Die
beiden sollen es nicht schlechter treffen
als ihre (hübscheren) Brüder, die ein Eigenheim in einer echten Tempo-30-Zone mit Schikanen und Schlaglöchern ergattert haben, wo man als Autofahrer
wirklich kaum brettern kann, einen schönen Garten inklusive und, last but not
least, drei Menschen zum Schmusen.
(Auslauf natürlich erst im nächsten Jahr,
wenn sie nicht mehr kindlich-leichtsinnig
und außerdem kastriert sein werden.)
Otto und Bibo sind "nur" schwarzweiß.
Es gibt Leute - viele Leute - die fast als
erstes nach der Farbe fragen. Davon hatte ich auch, reichlich natürlich. Kaum jemand ist so aufgeschlossen, die Kätzchen ungeachtet ihrer Zeichnung einfach
kennen lernen zu wollen. Außerdem traten auf: einige ganz bemerkenswerte
Weißbrote der folgenden Art: "Als Geburtstagsgeschenk für meine Mutter! Was
kostet denn die überwiegend Weiße?"
Hochhauswohnung, trotzdem Freilauf
geplant: Wenn die Mutter draußen spazieren gehe, könne sie die Katze ja mitnehmen vor die Tür...
Ich könnte jetzt noch lange
schimpfen über Leute, die zahme Katzen wollen, um sie dann
ohne oder ohne hinreichend Familienanschluss zu halten, mit
Zugang zu Heizungskellern
oder in Gartenhäusern und
drumherum, im Grunde Katzen behandeln wie Kinderfahrräder, bei Nichtgebrauch stellt man sie
draußen vor die
Tür. Oder jene, die
zum Schachern
aufgelegt sind:
"Sind die Kätzchen zu verschenken oder sind Sie
vom Tierschutz?"
Von den Mengen
an Verschollenen,
schlappen
Suchaktionen und einer an
der Unkenntnis ihrer Menschen früh Krepierten, von denen mir die
Anrufer berichteten, wäre eigentlich auch
noch zu reden.
Im Telefonstress meine Befürchtung:
Beim nächsten Egoisten kriege ich einen
allergischen Schock.
Das wirklich Traurige ist ja, dass auch
die vielen Tierfreunde selbstsüchtiger
Denkungsart ihr Kätzchen kriegen werden - nicht von den besseren Tierschutzvereinen, schon gar nicht von Gelegen-
heitseltern wie mir (da wir nicht in Zugzwang durch ständigen Zustrom sind ...),
aber dann eben von privat, von jener
offenbar nicht zu schrumpfenden
Fraktion, die über ihre Katzen gern sagen "einen Wurf haben wir ihr gegönnt!",
oder auch mehrere, und dann die Babies
wahllos in die Gegend schenken. Allesamt Opfer der Gedanken- und Herzlosigkeit der Menschen - von Kindesbeinen an. Wie furchtbar ungerecht.
Postskriptum: Nach weiteren Anzeigen
und zig weiteren Gesprächen habe ich
natürlich auch andere Interessenten kennen gelernt. Für Otto und Bibo war dennoch bisher
nichts Passendes dabei.
Männliche Kastraten, obwohl sie dank OP nicht
streunen, wandern weiter
als kastrierte Mädchen. Und
klarerweise hat das Jungvolk
besonders viel Schwung. Einigen Interessenten habe ich
angesichts der Straßenverkehrslage vor Ort (immer selbst besehen...)
deshalb zu älteren
Weibchen geraten.
Wie oft mag das wohl
umgesetzt
worden
sein?
Und noch verwegener,
noch kühner träumt, wer
vorzuschlagen wagt: Es
gibt Gärten, die ohne großen Aufwand katzensicher
einzuzäunen sind. Angesichts
der heutigen Verhältnisse - Autos überall, rund 18.000 von Jägern gemeldete
Abschüsse allein in NRW im Jagdjahr
2002 / 2003, Tierquäler, Katzenhasser eine hervorragende, weil für Tier wie
Mensch sorgenfreie Lösung.
Ende Oktober 2005: Die Knäblein sind
endlich wunschgemäß untergebracht.
Aufatmen nach dem Kraftakt.
© Ute Esselmann
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Unbarmherzige Katzenhalterin:
Perserkatze allein und unversorgt in der Wohnung zurückgelassen
Ich erhielt einen Anruf von einem Hausbesitzer, der sich darüber beklagte, dass
seine Mieterin sich seit Monaten nicht
mehr in ihrer Wohnung aufhalte, dort
aber ihre Katze zurückgelassen habe.
Sie käme nur alle drei bis vier Wochen
mal vorbei. Das Tier sei völlig abgemagert und verwahrlost, er habe sie im Fenster sitzen sehen.
Nun, auch wenn es dem Hausbesitzer
nicht um das Tier ging, sondern nur darum, die Wohnung leer zu bekommen, da
die Frau ihm die Miete schuldig war, so
traf seine Schilderung der Katze absolut
ins Schwarze, wie ich bei meinem Eintreffen feststellen musste. Natürlich hatte der Hausbesitzer einen Schlüssel,
aber um uns nicht strafbar zu machen,
hatten wir zu unserem Ortstermin den
Hilfspolizisten der Gemeinde bestellt. Zu
dritt betraten wir die Wohnung, wobei wir
das zierliche Katzenmädchen davon abhalten mussten, sofort durch den Türschlitz nach draußen zu drängen.
Sie war ein absolut trauriger Anblick! Ihre Augen waren voller klebriger Krusten
und sie war völlig abgemagert. Unter ihrem dünnen, verfilzten Fell war kein
Gramm Fett zu spüren, nur Haut und
Knochen. Jeder Wirbel des Rückrates
stand wie ein Höcker unter der Filzmatte. An einem ihrer zerbrechlichen Hinterläufe hatte sie einen derart dicken Filzknoten, dass man unwillkürlich an einen
Türknauf denken musste!
Sie bettelte um Zuwendung und klebte
bei jedem Schritt, den wir machten, an
unseren Beinen. Die Angst, wir könnten
die Wohnung wieder ohne sie verlassen,
war ihr deutlich abzuspüren!
Vom Kampf ums Überleben gezeichnet:
Perserkatze “Tina” hatte wochenlang
vergeblich um Hilfe geschrieen..
28
Die Wohnung sah verheerend aus - der
Kühlschrank war verschimmelt, das Katzenklo quoll über vor Kothaufen. Die Blumentöpfe waren alle von den Fensterbänken gefallen, weil die zarte Perserin
an den Scheiben um Hilfe gebettelt hatte. Zwischen zwei Schuhen und einigen
zerbrochenen Dekoartikeln lag eine leere Untertasse mit bröseligen Überresten
von Trockenfutter auf dem Boden im Flur,
und irgendwo stand eine leere Plastikschüssel, die wahrscheinlich irgendwann
mal Wasser enthalten hatte.
Im Wohnzimmer lag ein leerer Trockenfutterkarton auf dem Boden, in den ein
Loch so groß wie eine Katzenpfote gekratzt wurde. Aus diesem Loch hatte sich
die Perserdame wohl ihre Nahrung geangelt, bis die Packung leer war…
Wir kamen wohl gerade noch rechtzeitig, denn die Besitzerin war nach Angabe
des Vermieters schon seit Wochen nicht
mehr in der Wohnung gewesen. Ich
packte sie in meinen Transportkorb und
fuhr mit dem Hilfspolizisten zur
Gemeindeverwaltung, um die Anzeige
gegen die Besitzerin aufnehmen zu lassen. Aber zunächst gaben wir dem völlig ausgetrockneten Tier eine Schale
Wasser und Futter. Sie trank die ganze
Schale Wasser auf einmal aus und trank
sogar noch weiter, als wir sie erneut
füllten. Auch die Futterschale leerte sie
komplett aus. Während wir ihr zusahen,
kamen einige Bedienstete herein, sie
hatten von der Katze gehört und wollten
sie ansehen.
Später, als wir die Anzeige aufnahmen,
rief eine der Bediensteten an, sie habe
ihren Eltern von der Katze erzählt, und
man würde sich des armen Tieres gern
annehmen. Da ich noch keine Pflegestelle für das Tier hatte, freute ich mich über
dieses Angebot und fuhr anschließend
zu den Leuten, um sie kennen zu lernen
und das Umfeld zu begutachten.
Ich kam in ein Haus am Rand eines
Wäldchens, das die Familie mit drei Generationen und einigen Stubentigern bewohnte, und stellte fest,
dass ich einen Teil der Familie persönlich kannte. Ich
überzeugte mich davon,
dass die Katze hier gut
aufgehoben sein würde
und erläuterte die Bedingungen unseres Pflegevertrages. Während dessen erkundete die Katze
interessiert das Wohnzimmer, lernte die anderen Katzen kennen und inspizierte
den Futterplatz. Zwischendurch
kam sie immer wieder, um sich
ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Sie war total aufgedreht,
und so was von lieb! Immer wieder überlegten wir, wie jemand
seinem Tier so etwas antun konn-
te! Es einfach allein zurück zu lassen hungrig, durstig und hilflos…
Eigentlich hätte sie geschoren werden
müssen, um sie von den Verfilzungen zu
befreien. Aber in ihrem Zustand wollte
ich ihr die Narkose nicht zumuten, die
laut der Tierärztin dafür nötig gewesen
wäre. Die Pflegefamilie hatte Erfahrung
mit Persern und der nötigen Fellpflege
und meinte, sie würde die Verfilzungen
vorsichtig und geduldig Stück für Stück
ausbürsten können. Wir wollten das Katzenmädchen zumindest erst etwas aufpeppeln, bevor wir ihm eine Narkose
(auch für die Kastration) zumuten würden.
Ich verließ die Familie in dem Wissen,
dass sich für das Tier nun alles zum Guten wenden würde.
Sie erhielt den Namen Tina, und man
schloss sie schnell ins Herz. Nachdem
alle Filzklumpen Stück für Stück ausgekämmt waren und Tina zugelegt hatte,
wurde sie kastriert und geimpft. Und
bald war man sich einig, Tina
nicht mehr hergeben zu wollen - und ich hatte nichts
einzuwenden!
Wir
schlossen den
bei Vermittlungen
üblichen
Tierschutzvertrag ab,
und Tina hatte endlich ein
liebevolles Zuhause gefunden,
in dem man sich
um sie sorgte.
Birgit Lötzerich
Tina einige Monate nach der Vermittlung.
Sie hat sich prächtig entwickelt!
29
Ausgesetzt im Kaufunger Wald
Perserkater Jason konnte dem Tod gerade noch entrinnen...
Das Telefon klingelt in einer Tour - die
Notrufe überschlagen sich, und ich muss
Prioritäten setzen. Während ich einen
Plan aufstelle, wohin zuerst, klingelt erneut das Telefon und wirft meinen Terminkalender zum x-ten Male über den
Haufen. Ein Kater wurde im Kaufunger
Wald gefunden, abgemagert, völlig ausgetrocknet und erschöpft. Ja, dieses Tier
scheint wirklich auf unverzügliche Hilfe
angewiesen zu sein. Ich rase also los zu
der tierlieben Frau, die den Kater aus
dem Wald mitgenommen und
vorübergehend in
einem
Schuppen
untergebracht hat.
Mir bietet sich ein Bild des Jammers und
ich kann die Tränen kaum zurück halten. Vor mir liegt ein Perser, der mal ein
wunderschönes, stattliches und kräftiges Tier gewesen sein muss.
Er schaut mich mit seinen so lieben Augen vertrauensvoll an und beginnt zu
schnurren, als ich ihn streichele. Statt
samtig weichem Fell spüre ich nur dikke, harte Fellknoten, völlig verdreckt und
verfilzt. Und eine Zecke neben der an-
30
deren, der Körper ist völlig übersät von
diesen Biestern, die dem unkastrierten
Kater das Blut aussaugen. Unterstützung bekommen sie von unzähligen Flöhen. Die Haut bleibt stehen, als ich sie
im Nacken hochziehe - ein untrügliches
Zeichen für Austrocknung. Die Schulterblätter und jede einzelne Rippe stehen
hervor, das Tierchen ist extrem abgemagert. Noch etwas länger unversorgt im
Wald, und der Kater wäre elendig zugrunde gegangen. Doch jetzt ist er in
Sicherheit, und der Tierarzt
kümmert sich sofort
um ihn. Er wird
gründlich untersucht und medizinisch versorgt.
Mehr als 70 Zecken
werden entfernt, sie
haben bereits eine
Anämie (Blutarmut)
ausgelöst. Das Fell,
das man kaum noch
als solches bezeichnen kann, muss völlig
abrasiert werden. Jetzt,
nachdem er nackt vor uns steht, ist
noch deutlicher zu erkennen, wie
furchtbar eingefallen der Kater ist
und dass er viele eitrige Wunden
hat. In seiner Not hatte er wohl versucht,
die Zecken abzukratzen und sich dabei
förmlich selbst massakriert. Die Behandlung lässt er mit einer unendlichen Geduld über sich ergehen.
In meinem Katzenzimmer kann Jason in
den nächsten Wochen in Ruhe neue
Kräfte tanken. Doch als er wieder einigermaßen fit ist, hält ihn nichts mehr in
dem Zimmer, er nimmt die ganze Wohnung in Beschlag und macht den weiblichen Katzen ständig den Hof. Es
kommt zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen ihm und meinen eigenen
Katzen, und er geht ständig und ohne
Seite seiner Menschen: Er
kuschelt sich zu ihnen ins
Bett.
Vorwarnung auf meine Kater los. Die Situation spitzt sich immer mehr zu und
wird letztlich untragbar.
Somit wird Jason in eine Pflegestelle mit
nur einer weiblichen Katze (ebenfalls ein
von CAT-CARE vermitteltes Fundtier)
umgesetzt.
Mit Tiara versteht er sich sich auf Anhieb, und auch seine Pflegeeltern wikkelt er mit seiner lieben Art und seinem
unwiderstehlichen Charme in Windeseile um die Pfötchen, so dass sie sich entschließen, ihm ein endgültiges Zuhause zu geben.
Jasons Geburtsdatum
wird auf ca. Mail 2002 geschätzt. Er ist vollkommen
unproblematisch, aufgeschlossen, kontaktfreudig
und super verschmust.
Der wunderschöne Kerl
war vermutlich früher mal
ein Wohnungskater und
wurde Opfer gewissenloser Menschen, die ihn einfach vor die Tür gesetzt und seinem
Schicksal überlassen haben.
Draußen hatte er offensichtlich überhaupt keine Erfahrung, war völlig hilfund orientierungslos, konnte sich nicht
selbst ernähren und hatte wahnsinniges
Glück, dass sich jemand seiner annahm,
ihn in die Hände von CAT-CARE gab
und dass er so katzenvernarrte Adoptiveltern gefunden hat, bei denen er gemeinsam mit seiner Gefährtin Tiara den
Himmel auf Erden hat.
Birgitt Tombrink
Aus dem völlig verwahrlosten, herunter gekommen
und kurz vor dem Hungertod stehende Kater ist inzwischen wieder ein Prachtkerl
geworden. Sein Fell ist seidig und glänzend.
Der inzwischen kastrierte,
tätowierte und geimpfte Kater genießt mit seiner Gefährtin Tiara den Ausgang im
eigenen Garten. Seiner neuen Besitzerin folgt er auf
Schritt und Tritt und versorgt
sie liebevoll regelmäßig mit
erlegten Mäusen (damit sie
auch ja nicht hungern
muss... Und natürlich weicht
er auch nachts nicht von der
Heute wieder ein prächtiger Perserkater: Jason, der im
Kaufunger Wald von einer Tierfreundin aufgefunden wurde
31
Ein Jahr EU-Heimtierausweis:
Probleme bei Einreise aus Drittländern
Am 1.10.05 ist der erste Jahrestag der EUeinheitlichen Regeln für Reisen mit Hunden, Katzen und Frettchen. Gut 2,2 Millionen Exemplare des neuen blauen EUPassformulars sind bisher von den Herstellern an Tierarztpraxen verkauft worden.
Die größten Probleme treten vor allem
noch bei der Einreise aus Drittländern auf.
Die Bundestierärztekammer warnt deshalb davor, Strandhunde oder Hotelkatzen spontan mit nach Deutschland zu nehmen: Häufig sind die Anforderungen nicht
erfüllt, und die Tiere müssen zurückgeschickt oder monatelang in Quarantäne
genommen werden, schlimmstenfalls können sie sogar getötet werden.
Um wirksam zu verhindern, dass Tollwut
eingeschleppt wird, teilt die EU Drittländer
in zwei Kategorien:
Î Länder, in denen die Tollwut-Situation vergleichbar gut ist, werden gelistet und den Mitgliedstaaten gleich
gestellt.
Î Für nicht-gelistete Länder mit einem
schlechteren oder unbekannten Tollwutstatus gelten aber zusätzliche Anforderungen. Zu diesen Ländern gehören auch beliebte Urlaubsziele wie
die Türkei, Marokko, Tunesien, Ägypten oder die Dom. Republik.
Welpen, die unter 3 Monate alt sind, dürfen aus den nicht-gelisteten Ländern ausnahmslos nicht in die EU einreisen. Bei
älteren Tieren muss das Blut mindestens
3 Monate vor der Einreise auf einen wirksamen Tollwut-Impfschutz untersucht worden sein. Auch Urlauber, die ihr Tier aus
Deutschland in eines der nicht-gelisteten
Länder mitnehmen, müssen bei der Rückreise den Bluttest nachweisen können.
Die Bundestierärztekammer empfiehlt solchen Urlaubern, den Test unbedingt rechtzeitig vor der Reise noch in Deutschland
durchführen zu lassen. Nur dann entfällt
die dreimonatige Frist vor der Wiedereinreise. Zusätzlich zu dem Bluttest gilt bei
Drittländern das verbindliche Paket von
32
Regeln, das für Reisen in die meisten EULänder bereits ausreicht:
Î Kennzeichnung des Tieres mit Mikrochip oder Tätowierung,
Î gültige Tollwutimpfung und
Î beides im EU-Heimtierausweis dokumentiert.
Für diese Aufgabe ermächtigt sind die niedergelassenen Tierärztinnen u. Tierärzte.
Die Hersteller dürfen die Ausweisformulare ausschließlich an Tierärzte abgeben gut 2,2 Millionen Vordrucke sind bereits
verkauft worden.
Rein rechnerisch wäre damit schon fast
die Hälfte aller Hunde in Deutschland (ca.
5,3 Millionen) als Grenzgänger legalisiert.
Tatsächlich wollen vor allem Hundehalter
ihr Tier mit auf Reisen nehmen und benötigen dafür den neuen Ausweis, aber auch
Katzen und gelegentlich Frettchen werden reisetauglich ausgestattet.
Mit dem Jahrestag der EU-Reiseregeln ist
die Übergangsbestimmung ausgelaufen,
nach der herkömmliche "Internationale
Impfpässe" mit gültiger Tollwutimpfung
noch anerkannt wurden. Übergangsweise noch bis Juli 2011 ist die Kennzeichnung mit Tätowierung zulässig (danach:
nur noch Mikrochip).
Übergangsregeln gibt es außerdem noch
für Malta, Irland, Schweden und das Vereinigte Königreich. Diese Länder dürfen
zunächst noch bis Juli 2008 zusätzlich Anforderungen stellen (Bluttest, Behandlung
gegen Zecken und Bandwürmer).
Bundestierärztekammer
Arbeitsgemeinschaft der Deutschen
Tierärztekammern e.V.
Download-Tipp zum Thema:
Ratgeber:
"Ich reise mit Hund oder Katze"
www.bvet.admin.ch/news/shop/00007/00065/
index.html?lang=de&download=03064_de.pdf
Abschied vom geliebten Tier
Umgang mit Trauer
Herausgegeben von
Dr. med. Carmen Stäbler
Broschierte Ausgabe
208 Seiten
BoD GmbH, Norderstedt
1. Auflage, Oktober 2004
ISBN 3-8334-1615-7
28,00 Euro
Für viele Tierhalter ist der Tod ihres geliebten Tieres fast so oder sogar genau
so belastend wie der Tod eines engen Familienmitgliedes. Doch leider wird diese
Tatsache in unserer Gesellschaft ganz
und gar nicht anerkannt, was Betroffene in
ihrer Not oft völlig allein dastehen und verzweifeln lässt. "Es war doch NUR ein
Tier!" müssen sie sich nicht selten anhören, weil es den Menschen aus ihrem Umfeld an Verständnis für die Situation fehlt.
Es ist nicht leicht, Menschen, die so etwas noch nicht erlebt oder zu Tieren keinen Bezug haben, verständlich zu machen, was sie fühlen. Sie wissen nicht,
wohin mit Ihren Empfindungen, mit ihrer
Sehnsucht und ihrem Schmerz oder gar
ihren Schuldgefühlen, wenn sie glauben,
die Verantwortung für den Tod ihres Tieres
zu tragen. Und genau hier setzt dieser
hilfreiche und zu Herzen gehende Ratgeber von Carmen Stäbler an:
Die Autorin beleuchtet zunächst zum Verständnis die Entstehung des Bandes zwi-
schen Mensch und Tier, um dann den Ablauf und die Ausdrucksformen des Trauerprozesses sowie die anstehenden Traueraufgaben und deren Lösungsansätze
näher zu betrachten. Erstes Ziel ist natürlich, dem Betroffenen eine Hilfestellung
in seiner schwierige Situation zu geben,
aber auch die Menschen in seinem Umfeldes dahin zu führen, den Trauernden zu
verstehen und ihm beizustehen.
Im Anschluss an diese Einführung in die
Thematik erzählen Tierhalter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in 15
ausführlichen Geschichten, welche Gefühle und Gedanken sie nach dem Tod ihres Tieres hatte und was sie taten, um ihren Verlustschmerz zu überwinden.
Insgesamt ist dies ein wirklich empfehlenswertes und sehr hilfreiches Buch für
alle Menschen, die den Abschied ihres
Tiere zu verarbeiten haben oder die sich
auf einen solchen vorbereiten möchten!
Birgit Lötzerich
33
Wir brauchen SIE!
Der englische Schriftsteller G.B. Shaw war
der festen Überzeugung, "jeder Mensch
sollte versuchen, mit seinem Leben die
Welt ein kleines bisschen besser zu machen." Gut - nur wo anfangen? Viele tierliebe Menschen wissen gar nichts von der
großen Not herrenloser Katzen und auch
nicht, wie leicht man ihr Leben erträglicher
machen kann.
Da sich 2005 nicht genügend Menschen
gefunden haben, die bereit waren, aktiv
zu werden, mussten wir unzählige Fälle
ablehnen, mussten den Tieren unsere Hilfe verweigern, weil wir uns nicht zerteilen
und nicht überall gleichseitig sein konnten. Zu diesem Zeitpunkt waren wir nur
noch vier regelmäßig aktive Mitarbeiter
(siehe Editorial auf Seite 3)
Wir wünschen uns sehr, dass sich 2006
mehr Katzenliebhaber bereit erklären mitzuhelfen, die Welt der Katzen ein kleines
bisschen besser zu machen!
Sie fragen sich, ob Sie sich für die aktive
Katzenschutzarbeit eignen? Nun, fragen
wir mal so: Könnten Sie beispielsweise
… Zeitungen sammeln, mit diesen nach
Anleitung eine Styroporkiste umkleben und
so ein kuscheliges Winterschlafplätzchen
für eine frei lebende Katze schaffen?
…nach entsprechender Einweisung durch
unser Team bei Tierbesitzern anrufen, die
ihre Katzen über die Zeitung verschenken,
und über die damit verbundenen Gefahren sowie über die Notwendigkeit der
Kastration aufklären?
…nach Einweisung durch unser Team und
mit Hilfe einer Checkliste eine Vor- oder
Nachkontrolle im (potentiellen) neuen Zuhause eines unserer Schützlinge durchführen?
34
…vorübergehend eine (Fund)Katze bei
sich aufnehmen, ohne sie uns beim ersten
Kratzer an der Tapete wieder vor die Füße
zu werfen?
…sich an der Betreuung einer Futterstelle beteiligen, in dem Sie die Tiere regelmäßig und verlässlich füttern sowie die
Näpfe reinigen und Trinkwasser bereitstellen?
…an der frischen Luft geduldig darauf warten, dass die richtige Katze zwecks Kastration oder Behandlung in die Falle geht?
(Auch hier gibt es natürlich eine entsprechende Einweisung durch unser Team!)
…eine Katze am Fangort oder in einer
Pflegestelle abholen und zum Tierarzt fahren (soweit Sie über ein Auto verfügen)?
…sich in die Handaufzucht von mutterlosen Katzenwelpen
einarbeiten lassen,
um diesen hilflosen Kreaturen
eine Chance
auf Leben zu
geben?
…die Geduld
aufbringen, wild
aufgewachsene
Katzenwelpen behutsam
an die menschliche Hand zu gewöhnen
und sie Vertrauen zu lehren?
Falls Sie auch nur eine einzige dieser
Fragen mit "ja" beantworten können,
dann würden wir uns sehr freuen, Sie in
die aktive Tierschutzarbeit einarbeiten zu
dürfen!
Ihre CAT-CARE Tierhilfe Kassel e.V.