1.2015 1 gGmbH Rheinland-Pfalz … I N H A LT … EDITORIAL 1. Strukturierte Mitarbeitergespräche: Häufige Missverständnisse … und wie sie auszuräumen sind Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch wenn das Jahr 2015 bereits einige Monate alt ist, kommt nun die Zeit, in der die Statistiker das alte Jahr Revue passieren lassen, Zahlen, Daten und Fakten auswerten und die Entwicklung für die folgenden Quartale prognostizieren. Und auch wir informieren Euch in gewohnter Weise über die ökonomische Entwicklung, die Arbeitsmarktsituation und den Konjunkturausblick in Rheinland-Pfalz im ersten Quartal 2015. Zudem werden am Jahresanfang in vielen Betrieben und Dienststellen Mitarbeitergespräche geführt, in denen Arbeitgeber und Beschäftigte auf das vergangene Jahr zurückblicken und das aktuelle Jahr planen. In der Praxis fallen diese Gespräche nicht immer zur vollen Zufriedenheit der Beteiligten aus. Deshalb befasst sich ein Artikel dieser Ausgabe mit den häufigsten Fehlern und Missverständnissen bei Mitarbeitergesprächen – und wie diese vermieden werden können. 2. Ökonomische Entwicklung, Arbeitsmarkt und Konjunkturausblick in Rheinland-Pfalz im 1. Quartal 2015 Für die Terminplanung im Jahr 2015 steht ein wichtiges Ereignis nun fest: 3. Mitbestimmung 4.0 Ankündigung der 4. Mitbestimmungsmesse Am 25. und 26. November 2015 veranstaltet die TBS gGmbH die vierte Mitbestimmungsmesse im CongressForum Frankenthal. 4. Social Media ABC: Crowdsourcing/Crowdworking Betriebs- und Personalräte, Mitarbeiter- und Jugendvertretungen sowie Schwerbehindertenvertretungen und andere betriebliche Interessenvertretungen haben dort die Gelegenheit, ihre Aktivitäten zu präsentieren. Darüber hinaus bietet die Messe zahlreiche Möglichkeiten, um mit anderen Interessenvertretungen sowie Vertretern der Gewerkschaften und der Politik in Kontakt zu kommen und sich auszutauschen. Wir freuen uns, wenn Ihr Euch diesen Termin reserviert. Mit kollegialen Grüßen Claudia Grässle TBS info 4_2011 5. Die Rolle des Betriebsrates bei Veränderungsprozessen – Der Betriebsrat als Change-Manager 6. Der Griff in den Methodenkoffer: „Ein Problem lösen heißt, sich vom Problem lösen“ (J.W.Goethe) 7. Zurück an den Arbeitsplatz mit Betrieblichem Eingliederungsmanagement und Krankenrückkehrgespräch >> 8. TBS Veranstaltungsticker April – Juni MINISTERIUM FÜR SOZIALES, ARBEIT, GESUNDHEIT UND DEMOGRAFIE 1 1 Strukturierte Mitarbeitergespräche: Häufige Missverständnisse … und wie sie auszuräumen sind PERSONALFÜHRUNG Strukturierte Mitarbeitergespräche (MAG) können ein Kristallisationspunkt guter Führungsarbeit sein: Mitarbeitende können systematisch gefördert werden; Vertrauen kann aufgebaut werden; Probleme können angesprochen, latente Konflikte offen gelegt werden. Das klingt jedoch harmloser, als es ist: Um die Leistung des Mitarbeitenden fair zu beurteilen, brauche ich einen anerkannten Maßstab. Das kann zweierlei sein: erstens die Stellenbeschreibung, in der festgelegt ist, welche Qualität von Arbeit von dem Stelleninhaber verlangt werden kann; zweitens ein anerkannter Kriterienkatalog, in dem Maßstäbe für engagiertes Arbeiten festgelegt sind (auf der Basis des jeweiligen Qualifikationsniveaus). würdigen bzw. dort einzufordern, wo mehr davon nötig wäre. In zahlreichen Unternehmen gibt es aber weder flächen deckende und aussagekräftige Stellenbeschreibungen, noch haben sich die Führungskräfte im Vorfeld überlegt, nach welchen Kriterien sie das persönliche Engagement ihrer Mitarbeitenden beurteilen möchten. Mindestens letzteres kann von Führungskräften erwartet werden. Ob MAG tatsächlich in diesem Sinn genutzt werden, hängt allerdings – neben den passenden Rahmenbedingungen – von der Kompetenz der gesprächsführenden Vorgesetzten ab. Die beraterische Begleitung zahlreicher MAG-Einführungen zeigt, wie viele Missverständnisse hier im Spiel sind. Während man auf der Basis einer Stellenbeschreibung einen Soll-Ist-Vergleich erstellen kann (Was kann der Stelleninhaber bereits – was muss er noch lernen, bezogen auf die Anforderungen der Stelle?), hilft der Führungskraft die Erstellung eines Leistungs-Kriterienkataloges, besonderes Engagement zu Dabei ist das Verfahren, die besondere Leistung von Mitarbeitenden zu beurteilen, im Prinzip bekannt. Eine allgemeine Vorlage können hier die Kriterien liefern, die in Unternehmen herangezogen werden, in denen Leistungszulagen einen Entgeltbestandteil darstellen. (s. Tabelle) Grundlage von MAG sind Betriebs- bzw. Dienstvereinbarungen, in denen einleitend (Präambel) der Wille der betrieblichen Sozialpartner zu einem einheitlichen Vorgehen sowie die Bedeutsamkeit der Mitarbeitenden für das Unternehmen ausgedrückt, sodann Ziele benannt, ein Verfahren zum Gesprächsverlauf inklusive Unterlagen vorgeschrieben sowie Vertraulichkeit vereinbart werden. 2. Zentrale Missverständnisse – und deren Beseitigung Feedback – aber nach welchen Kriterien? Richtig und wichtig ist erstens, dass MAG dazu dienen, dass der Vorgesetzte dem Mitarbeitenden ein Feedback über seine Leistung im vergangenen Jahr gibt. Manche MAG werden auch „Feedbackgespräche“ genannt. TBS info 1_2015 Kriterium Merkmale Ausprägung Qualität Sorgfalt, Häufigkeit von Fehlern, Einhaltung von Absprachen Umgang mit dem teuren Material X; korrekte Erbringung der Dienstleistung Y … Effizienz Wirksame Arbeitsausführung; termingerechte Gutes Arbeitsergebnis in der vorgegebenen Zeit; Ergebnisse; rationelle Durchführung Arbeiten ohne „Umwege“ … Flexibilität Erledigung wechselnder Aufgaben; Bewältigung veränderter Arbeitsbedingungen Verantwortlichkeit Umgang mit Ressourcen; Selbstständigkeit; Schonende Materialverwendung; in schwierigen eigenes Einbringen angemessener Vorschläge Situationen selbst entscheiden; Vorschlag bei Problem X … Kooperation Zusammenarbeit im Team; mit anderen Stellen; Weitergabe von Erfahrungen und Informationen Beherrschung mehrerer Arbeitsmethoden; Schnelligkeit der Aneignung … Foto: George Doyle/Getty Images 1. Vorbemerkung >> Beteiligung an Teamsitzungen; Konflikte im Ansatz lösen; andere einarbeiten … 2 Die allgemeinen Kriterien der Leistungsbeurteilung sind im Prinzip für alle Beschäftigten gleich. Bewertet werden die Qualität, die Effizienz, die Flexibilität sowie die Verantwortlichkeit und die Kooperationsfähigkeit. Diesen fünf Oberkategorien können in den jeweiligen Unternehmen typische Merkmale zugeordnet werden, an denen man sie erkennt. Aufgabe der Führungskraft ist es dann, für diese Merkmale typische Ausprägungen für den besonderen Arbeitsplatz zu finden und dies in seiner Bedeutung zu werten. Nehmen wir als Oberbegriff „Kooperationsfähigkeit“, als ein Merkmal „Verhalten im Team“ und als Ausprägung „vermittelndes Auftreten“. Ist Teamarbeit von besonderer Bedeutung und gibt es immer wieder Konflikte, dann ist das vermittelnde Verhalten mehr als ein allgemein gutes Sozialverhalten, sondern erlangt besondere Bedeutung. Das erste große Missverständnis besteht also darin, ein professionelles Feedback ohne klare, nachvollziehbare Maßstäbe zur Beurteilung der Leistung geben zu können. Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen – bei allen, immer? Selbstverständlich ist es positiv, über persönliche und im Interesse des Unternehmens liegende Entwicklungsziele des Mitarbeitenden nachzudenken und diese auch zu vereinbaren, sofern darüber ein Konsens erzielt werden kann – aber: Gilt das für alle Beschäftigten, jedes Jahr? Das kann schon deshalb nicht sein, weil es das Budget jedes Unternehmens sprengen und die operative Leistungsfähigkeit dramatisch absenken würde, wenn sich sämtliche Mitarbeitende kontinuierlich fortbilden würden. TBS info 1_2015 Und mehr noch: Gilt es nicht bei den meisten Beschäftigten, ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten? Ist nicht ein „Bleiben Sie, wie Sie sind!“ das schönste Kompliment, das ein Vorgesetzter seinem Mitarbeiter machen kann? Vielleicht gar „Was kann ich tun, damit Sie bleiben, wie Sie sind?“ Das kann dann schon wieder bedeuten, den Mitarbeitenden zu unterstützen, aber in der Regel mit „kleinen“ Dingen, die ihm das Leben erleichtern (und dem Unternehmen dienlich sind) – eine bessere Ausrüstung etwa. Das Schicksal vieler MAG liegt darin, dass sie nach einigen Jahren sanft entschlafen, weil nicht von vornherein darüber diskutiert wurde, wie mit dem (normalen) Fall umzugehen ist, dass Vorgesetzter und Mitarbeitender zufrieden sind und es nichts Spektakuläres zu bereden gibt. Nach großem Start mit einem intensiven Erstgespräch flaut dann die Dynamik stark ab, um endlich ganz zum Erliegen zu kommen. Das muss nicht so sein: Durch gute Vorbereitung auf die scheinbar „kleinen“ Dinge mit möglicherweise großem Motivationseffekt kann der Vorgesetzte die Leistung guter Mitarbeitender auf Dauer stabilisieren und „leicht“ fördern. Ist das nicht das eigentliche Ziel für die Mehrzahl der Gespräche? Das zweite zentrale Missverständnis könnte auch als „Illusion der permanenten Entwicklung“ bezeichnet werden. Motivieren – ständige Aufgabe der Führung? Müssen Führungskräfte ihre Mitarbeitenden eigentlich motivieren? Auch hier herrschen Missverständnisse vor. Zunächst einmal muss der Mitarbeitende eine innere Motivation mitbringen, Foto: shironosov/iStockphoto die der Vorgesetzte durch äußere Anreize nicht ersetzen kann. Wer seine Arbeit nicht mag und eigentlich von etwas ganz anderem träumt, dem ist nicht zu helfen. Zweitens sollte jede Führungskraft aufpassen, dass sie eine vorhandene Motivation nicht bremst, also Mitarbeitende demotiviert – was sehr viel einfacher ist, als zu motivieren. Ganz deutlich wird dies dort, wo eine Leistungsbeurteilung mit Geld verbunden wird: Während eine geringe Zulage kaum motivierend wirkt, ist der negative Effekt bei deren Entzug oder beim Vorenthalten dieser Zulage einem Kollegen gegenüber umso höher. Man stelle sich im Übrigen vor, hohe Motivation hänge von kontinuierlich steigenden Zulagen ab – da könnte man sich leicht ausrechnen, wann das Unternehmen pleite wäre. Des- Foto: George Doyle/Getty Images 1 PERSONALFÜHRUNG >> 3 1 PERSONALFÜHRUNG Allerdings ist nicht nur „Motivieren mit Geld“ eine heikle Angelegenheit, sondern auch ohne direkten finanziellen Anreiz will es gelernt und dosiert eingesetzt sein. Dies hängt auch mit einer differenzierten Sichtweise auf die einzelnen Mitarbeitenden zusammen: Nicht alle lassen sich von den gleichen Angeboten motivieren. Was für den einen ein Anreiz (mehr Verdienst), ist dem anderen weniger wichtig (er möchte vielleicht mehr freie Zeit, mehr Verantwortung, Abwechslung …). Einen groben Überblick über Mitarbeiterorientierungen gibt unten stehende Tabelle. Das dritte Missverständnis ist das der Motivierung als Führungsaufgabe – ohne eine geschulte, differenzierte Herangehensweise kann mehr Schaden entstehen als Nutzen gestiftet wird. Vertrauen aufbauen – in einem Gespräch? Sicherlich bietet ein MAG, wenn die äußeren Rahmenbedingungen stimmen (genügend Zeit, angenehmer Raum, keine Störungen), im Prinzip die Gelegenheit, vertrauensvoll miteinander Dinge zu besprechen, die im Alltag „untergehen“. Manche Gespräche nehmen dann auch eine unerwartete Wendung, beispielsweise, wenn der Mitarbeitende sich öffnet und sehr persönliche, sich auf die Arbeit auswirkende Dinge anspricht. Das ist gut und darauf sollte der Gesprächsführende vorbereitet sein. Erzwingen oder anordnen lässt sich „Vertrauen“ freilich nicht. Führungskraft und Mitarbeitender befinden sich in einer langfristigen sozialen Beziehung und die ist eher positiv oder negativ geprägt. Ein Gespräch kann da nicht unbedingt viel bewirken, zumal es vielen Mitarbeitenden ein Anliegen ist, professio nelle Distanz zu wahren und nach dem Prinzip zu verfahren „Gehe nicht zum Fürst, wenn Du nicht gerufen wirst!“. Das muss im Zweifelsfall der Vorgesetzte akzeptieren bzw. im Alltag nach und nach aufweichen, ohne im MAG allzu vertraulich werden zu wollen. Ein mögliches viertes Missverständnis ist also das der allzu großen Vertraulichkeit im MAG. Status/Aufstieg/Geld Qualität/Fachlichkeit Freizeit/„Jobmentalität“ + Ehrgeiz, ansprechbar auf Aufstiegsqualifizierung + inneres Interesse, hohe Qualität, Fortbildung + ausgeglichen, sorgt für gute Stimmung im Team, macht seine Arbeit … – Wenig Interesse an unangenehmen Themen, zu berechnend, kein Teamplayer –S chöpft oft sein Potenzial als mögliche – … aber auch nicht mehr. Geht pünktlich, weFührungskraft nicht aus; Einzelgänger, oft nig belastbar über normalen Rahmen hinaus verbissen und unfair anderen gegenüber TBS info 1_2015 Über Potenziale statt über Schwächen reden? In vielen betrieblichen Vereinbarungen ist zwar von Stärken die Rede, die es wertschätzend anzusprechen und zu würdigen gelte, nicht aber von Schwächen. Stattdessen ist die Rede von „Potenzialen.“ Da redet man um den heißen Brei herum und vermeidet eine wichtige Differenzierung: Nicht jeder, der etwas nicht gut kann, hat auch das Potenzial, besser zu werden. Überhaupt sollte man eher zurückhal- „Ohne eine geschulte, differentend mit dem Potenzialbe- zierte Herangehensweise kann griff umgehen, wie oben mehr Schaden entstehen als beim Thema „Entwicklung“ Nutzen gestiftet wird.“ ausgeführt: Bei vielen Beschäftigten, die ordentliche Arbeit machen, ist ihr Potenzial gut ausgeschöpft. Weiteres zu heben, würde viel Aufwand mit sich bringen und wäre möglicherweise gar nicht gewünscht. Ist es denn außerdem tatsächlich so, dass alle Beschäftigten bei der Arbeit ihre persönlichen Potenziale „ausschöpfen“ möchten? Das mag bei ehrgeizigen Führungskräften der Fall sein, die eher in der Gefahr stehen, nach dem sogenannten Peter-Prinzip eine Karrierestufe zu erklimmen, die sie überfordert; die also sozusagen ihr Potenzial „überausschöpfen“. Viele Mitarbeitende dagegen, die ordentliche Arbeit abliefern, würden der Aufforderung „Geben Sie Ihr Bestes“ offen oder verdeckt entgegnen: „Nein Danke, das behalte ich lieber für mich!“ Foto: George Doyle/Getty Images halb sind in der Regel die zu verteilenden Beträge bzw. Entgelt anteile auch begrenzt – mit dem Effekt „Was ich dem einen geben möchte, muss ich jemand anderem oder allen anderen wegnehmen“. Ein irres Prinzip, wonach die Leistung des einen automatisch schlechter wird, wenn die des anderen steigt! >> 4 1 PERSONALFÜHRUNG Die personenspezifische Betrachtung dessen, was in einer Person steckt sowie ihrer individuellen Arbeitsmotivation macht erst den realistischen Blick frei für das Entdecken und Fördern von Potenzialen. Den Mitarbeitenden dagegen mit Anforderungen zu quälen, die er nicht erreichen kann bzw. partout nicht erreichen möchte (ohne dass es für die Erledigung der Arbeit unbedingt nötig wäre), ist nicht nur vertane Liebesmüh, sondern demotiviert auch die Mitarbeitenden. Das fünfte Missverständnis besteht also darin, „Schwäche“ mit „Potenzial“ gleichzusetzen und dabei zu wenig darauf zu achten, was jemand kann (oder nicht) bzw. möchte (oder nicht). Übrigens: Viele Beschäftigte verstecken ihr Nicht-Können hinter einem Nicht-Wollen. Im Zweifelsfall stehe ich besser da, wenn ich etwas nicht möchte, als wenn ich zugeben muss, dass ich es nicht kann – so jedenfalls die Denkweise vieler Mitarbeitender. Hinnehmbar 3. Fazit Betriebs- und Dienstvereinbarungen zu strukturierten Mitarbeitergesprächen formulieren einen verbindlichen Rahmen und signalisieren damit die hohe Bedeutung dieses Führungsin struments. Damit das Instrument jedoch positiv wirkt, ist eine gute und intensive, tief gehende Vorbereitung der Führungskräfte nötig (in der Regel mindestens zweitägige Schulungen und Trainings). Die Erfahrung zeigt, dass nur so zentrale Missverständnisse vermieden bzw. wirkliche Veränderungen eingeleitet werden. Weitere wichtige Aspekte dieser Vereinbarungen wurden in diesem Artikel nicht behandelt. Dazu gehört neben den wichtigen Formalia bzgl. Vertraulichkeit auch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Gesprächsführung, insbesondere der Umgang mit schwierigen Gesprächssituationen. Diese sollten in einem Training simuliert und spielerisch bearbeitet werden. Alles zusammen bietet die TBS in ihrer qualifizierenden Beratung an. Nicht hinnehmbar Schwäche als Kehrseite einer Stärke Standards werden nicht eingehalten, Jemand ist stark, nutzt sein Potenzial schludern aber nicht Trotzdem: Mindeststandard muss erreicht werden Ziel: ordentliche Arbeit abliefern TBS info 1_2015 Foto: miszaqq/iStockphoto Foto: George Doyle/Getty Images Letzten Endes kommt man um die Einschätzung nicht herum, wie man mit dem umgeht, was ein Mitarbeitender nicht so gut macht: Kann er es nicht besser, traut er sich nicht mehr zu – oder möchte er es nicht besser tun (siehe folgende Tabelle). Hier muss die Führungskraft aktiv werden! 5 2 Ökonomische Entwicklung, Arbeitsmarkt und Konjunkturausblick in Rheinland-Pfalz im 1. Quartal 2015 Konjunktur KONJUNKTUR STATISTISCHES LANDESAMT Foto: Gina Sanders/Fotolia Foto: auremar/Fotolia 1.) Aktuelle Konjunkturentwicklungen Die Nachfrage nach Erzeugnissen der rheinland-pfälzischen Industrie fiel 2014 insgesamt um 1,3 Prozent geringer aus als im Vergleichszeitraum Januar bis Dezember 2013.1 Grund dafür ist die schwache Binnennachfrage: Die Bestellungen aus dem Inland blieben 2014 um 4,7 Prozent hinter dem Ordervolumen des Vorjahres zurück, während aus dem Ausland 1,0 Prozent mehr Aufträge eingingen. Die Nachfrage schrumpfte insbesondere im Konsumgüterbereich (minus 5,7 Prozent) und in der Vorleistungsgüterindustrie (minus 1,7 Prozent). Bei den Investitionsgütern blieb die Nachfrage dahingegen nahezu unverändert (plus 0,1 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe nahmen die Auftragseingänge sowohl im Fahrzeugbau (minus 4,4 Pro1 Die Konjunkturanalyse des Statistischen Landesamtes ist online abrufbar unter: http://www.statistik.rlp.de/konjunktur-aktuell/konjunkturanalyse/ TBS info 1_2015 Abb. 1: Auftragseingänge (Quelle: Statistisches Landesamt) Schnellmeldung zur Konjunktur Entwicklung der Produktion (real) Gütergruppe / Branche Industrie Vorleistungsgüterproduzenten 2 Investitionsgüterproduzenten Konsumgüterproduzenten Chemie Fahrzeugbau Maschinenbau Dez. 2014 Jan. bis Dez. 2014 Veränderung des Indexwertes 1¹ zu Nov. 2014 Dez. 2013 Jan. bis Dez. 2013 1,7 % æ -0,3 % è -0,7 % è 2,3 % ã -1,2 % è -0,8 % è 3,3 % ã 4,6 % ã -0,6 % è -1,3 % è -4,2 % ä -0,5 % è 4,8 % ã 6,5 % ã 0,3 % æ -3,2 % ä -1,2 % è 7,9 % ã -3,2 % ä -8,3 % ä 7,3 % ã 1 Vorläufige, preis-, kalender- und saisonbereinigte Werte. – 2 Einschließlich Energie. zent) als auch in der Chemischen Industrie (minus 4,2 Prozent) ab. Lediglich der Maschinenbau verbuchte einen Anstieg bei den Bestellungen (plus 5,3 Prozent). Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Industrieproduktion wider, die in Rheinland-Pfalz im Jahr 2014 insgesamt um 0,7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres lag. Dabei verbuchten alle drei Industriehauptgruppen ähnlich hohe Rückgänge in der Produktion (Investitionsgüter minus 0,6 Prozent; Vorleistungsgüter minus 0,8 Prozent; Konsumgüter minus 0,5 Prozent). In der Branchenbetrachtung sank die Produktion im Fahrzeugbau (minus 8,3 Prozent) und in der Chemischen Industrie (minus 3,2 Prozent). Nur der Maschinenbau verbuchte im Güterausstoß ein Plus von 7,3 Prozent. >> 6 2 KONJUNKTUR Insgesamt lag die Produktionsleistung saison- und kalenderbereinigt im November 2014 bei 101,0 Punkten und damit etwas über dem Referenzwert, der den Monatsdurchschnitt des Jahres 2010 mit 100 Punkten repräsentiert (2010 = 100). Im Vergleich zum Referenzwert überdurchschnittlich stellen sich der Maschinenbau mit 120,2 Punkten und der Fahrzeugbau mit 112,4 Punkten dar. Die Chemische Industrie liegt mit 93,8 Punkten unter dem Niveau von 2010. 2.) Entwicklung des Arbeitsmarktes Nach Angaben der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit wird vor allem in witterungsabhängigen Branchen (z. B. Bauwirtschaft) in den Wintermonaten kaum neues Personal eingestellt. Saisonbedingt hat sich entsprechend die Lage am Arbeitsmarkt im Dezember 2014 leicht verschlechtert, wobei die Arbeitslosenzahl aber unter dem Vor- Abb. 2: Produktionsleistung (Quelle: Statistisches Landesamt) Industrie Inland Ausland Jahr 5,2 % ã 6,1 % ã 4,7 % ã 10,0 % ã 3,2 % ã 14,9 % ã -1,3 % è -4,7 % ä 1,0 % æ 1,2 % æ 1,0 % æ -1,7 % è Vorleistungsgüterproduzenten 2 Investitionsgüterproduzenten Konsumgüterproduzenten 6,4 % ã 20,9 % ã 0,1 % æ 22,9 % ã 12,5 % ã -5,7 % ä Chemie Fahrzeugbau Maschinenbau -1,1 % è 7,7 % ã 7,1 % ã -1,8 % è 37,6 % ã 8,1 % ã -4,2 % ä -4,4 % ä 5,3 % ã TBS info 1_2015 Arbeitslose, gemeldete Arbeitsstellen und Kurzarbeiter 1990 bis 2014 Arbeitslosenquote Arbeitslose in Prozent der abhän gigen aller Männer Frauen zivilen Erwerbspersonen An z a hl % 4 5 .6 5 2 4 7 .4 1 2 6 ,3 . 4 1 .9 7 0 4 0 .3 6 4 5 ,4 . 4 7 .1 5 0 4 1 .8 3 5 5 ,7 . 6 5 .8 9 3 5 1 .8 1 0 7 ,5 . 7 5 .5 3 3 5 7 .3 4 3 8 ,4 7 ,5 7 6 .4 4 8 5 7 .7 7 5 8 ,5 7 ,6 8 7 .0 6 2 6 2 .7 2 0 9 ,4 8 ,5 9 4 .9 7 8 6 8 .7 9 0 1 0 ,3 9 ,2 8 8 .2 0 4 6 8 .4 9 9 9 ,7 8 ,8 8 2 .0 7 7 6 7 .3 3 5 9 ,2 8 ,2 7 4 .5 5 2 6 3 .8 1 8 8 ,1 7 ,3 7 2 .9 3 0 6 1 .9 11 7 ,6 6 ,8 8 0 .6 7 4 6 3 .0 3 4 8 ,0 7 ,2 8 8 .6 1 3 6 6 .0 6 2 8 ,5 7 ,7 8 8 .9 1 5 6 6 .4 9 9 8 ,6 7 ,7 9 5 .7 9 9 8 2 .7 1 2 9 ,9 8 ,8 8 4 .2 4 0 7 8 .6 8 7 9 ,0 8 ,0 6 6 .1 6 8 6 7 .2 0 2 7 ,3 6 ,5 5 8 .4 1 8 5 7 .6 5 4 6 ,3 5 ,6 6 9 .4 7 7 5 7 .7 3 7 6 ,8 6 ,1 6 4 .7 3 5 5 5 .1 9 8 6 ,4 5 ,7 5 8 .6 0 3 5 2 .4 5 1 5 ,9 5 ,3 5 8 .7 7 7 5 2 .3 0 2 5 ,8 5 ,3 6 2 .3 1 4 5 4 .0 3 9 6 ,1 5 ,5 6 1 .9 9 8 5 3 .7 4 4 6 ,0 5 ,4 Arbeitslose 1 Dez. 2014 Jan. bis Dez. 2014 Veränderung des Indexwertes¹1 zu Nov. 2014 Dez. 2013 Jan. bis Dez. 2013 1 Vorläufige, preis-, kalender- und saisonbereinigte Werte. – 2 Einschließlich Energie. Bei den abhängigen Erwerbstätigen ist zu beobachten, dass knapp 26 Prozent und damit gut jeder vierte Beschäftigte in Abb. 3: Arbeitslose in Rheinland-Pfalz 1990 bis 2014 (Quelle: Statistisches Bundesamt) Schnellmeldung zur Konjunktur Entwicklung der Auftragseingänge (real) Gütergruppe / Branche jahreswert (Rückgang um minus 2,2 Prozent) blieb. Insgesamt waren 110.300 Menschen als arbeitslos registriert. Das waren 2,3 Prozent mehr als im Vormonat November. Die Arbeitslosenquote liegt damit Stand Dezember 2014 bei 5,1 Prozent (Dezember 2013: 5,3 Prozent). 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2 0 11 2012 2013 2014 Insgesamt 9 3 .0 6 4 8 2 .3 3 4 8 8 .9 8 5 11 7 .7 0 3 1 3 2 .8 7 6 1 3 4 .2 2 3 1 4 9 .7 8 2 1 6 3 .7 6 8 1 5 6 .7 0 2 1 4 9 .4 1 2 1 3 8 .3 7 0 1 3 4 .8 4 1 1 4 3 .7 0 8 1 5 4 .6 7 4 1 5 5 .4 1 5 1 7 8 .5 11 1 6 2 .9 2 7 1 3 3 .3 6 9 11 6 .0 7 2 1 2 7 .2 1 3 11 9 .9 3 3 111 .0 5 4 111 .0 7 9 11 6 .3 5 3 11 5 .7 4 1 Kurzarbeiter Gemeldete Arbeitsstellen 2 Insgesamt Männer An z a hl 1 3 .9 5 6 4 .2 2 8 1 7 .4 2 5 6 .7 6 4 2 0 .3 2 0 1 3 .1 2 3 1 9 .6 1 7 3 5 .2 8 6 1 9 .7 4 9 1 5 .1 0 1 2 2 .6 2 9 6 .1 9 2 2 2 .7 9 2 11 .8 1 7 2 4 .1 3 7 7 .11 4 2 7 .2 7 9 4 .3 1 6 2 9 .6 9 6 4 .8 8 7 2 3 .2 9 0 2 .4 4 6 2 3 .2 6 7 3 .2 9 6 2 0 .1 6 0 7 .8 9 7 1 4 .9 9 2 9 .1 7 0 11 .0 6 3 6 .8 4 4 1 0 .8 8 9 5 .6 1 3 1 2 .1 2 5 2 .5 8 9 Quelle: ifo Konjunkturtest 1 4 .2 9 6 2 .5 2 7 1 5 .7 8 6 4 .6 2 4 1 3 .2 4 3 4 2 .4 0 8 1 7 .0 4 8 2 1 .0 0 0 2 1 .2 0 1 5 .7 4 5 2 1 .5 5 8 4 .4 4 7 2 0 .1 5 4 3 .4 2 3 2 3 .6 0 2 . 1 Ab Januar 2005 unter Einschluss der Grundsicherung für Arbeitsuchende. 2 Arbeitsstellen, die von Arbeitgebern und den Trägern der Grundsicherung zur Vermittlung gemeldet werden. Ab 2000 ohne geförderte Stellen und ohne Saisonstellen. Quelle: Bundesagentur für Arbeit. Verfahrensbedingte Abweichungen zu den offiziellen Zahlen sind nicht auszuschließen; die aktuellen Werte sind im Internet bei der Bundesagentur für Arbeit unter Arbeitsmarkt im Überblick zu finden 3 .2 8 9 5 .0 8 6 9 .8 7 5 2 8 .6 3 5 1 2 .0 0 1 4 .6 7 7 9 .5 0 9 5 .4 8 5 3 .3 5 2 3 .8 9 3 1 .9 9 6 2 .7 4 4 6 .3 2 9 7 .2 5 8 5 .5 8 0 4 .5 8 1 2 .0 7 5 2 .1 6 5 3 .9 8 5 3 4 .7 2 6 1 6 .9 4 6 4 .6 0 7 3 .8 3 1 2 .9 0 2 . >> 7 2 Foto: stm/photocase.com Rheinland-Pfalz nicht mehr im Normalarbeitsverhältnis (unbefristete Vollzeitbeschäftigung), sondern in atypischen Beschäftigungsverhältnissen arbeitet. Dazu gehören befristete und geringfügige Beschäftigung ebenso wie Teilzeitarbeit mit 20 oder weniger Wochenstunden sowie Zeitarbeitsverhältnisse. Vor allem junge Menschen werden häufig befristet beschäftigt, während zu den Teilzeitbeschäftigten mit 20 oder weniger Stunden hauptsächlich Frauen zählen. Auch Beschäftigte ohne anerkannte Berufsausbildung sind häufig in atypischen Beschäftigungsformen zu finden. KONJUNKTUR STATISTISCHES LANDESAMT 3.) Zahl der Unternehmensinsolvenzen In den ersten neun Monaten des Jahres 2014 mussten insgesamt 755 Unternehmen in Rheinland-Pfalz einen Insolvenzantrag stellen – rund 11,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.2 Insgesamt waren 3.530 Beschäftigte von den beantragten Unternehmensinsolvenzen betroffen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen deutlichen Rückgang (minus 21,5 Prozent) in der Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze. Abb. 4: Unternehmensinsolvenzen nach Verwaltungsbezirken Die meisten Insolvenzanträge stellten Unternehmen aus dem Baugewerbe (153 Unternehmen) und dem Wirtschaftszweig »Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« (129). Mit großem Abstand folgten der Bereich »Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen« (85), das Gastgewerbe (69) und das Verarbeitende Gewerbe (61). Regional betrachtet verzeichnete der Landkreis Kaiserslautern mit 10,4 Unternehmensinsolvenzen je 1.000 wirtschaftlich aktive Unternehmen den höchsten Wert, der Kreis Alzey-Worms (2,2) den günstigsten Wert. 2 Abzurufen im Internet unter: http://www.statistik.rlp.de/ wirtschaft/gewerbeanzeigen-insolvenzen/einzelansicht/ archive/2014/december/article/zahl-der-insolvenzengeht-weiter-zurueck/ >> Quelle:Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz Statistik nutzen © Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz TBS info 1_2015 8 2 4.) Lage und Erwartungen der Unternehmen im Winter 2014/15 Mit Blick auf die weitere Geschäftsentwick- hen Osten zunehmend auf die Stimmung der lung in den kommenden zwölf Monaten ha- Unternehmen. Der Anteil der Firmen, die in ben sich die Aussichten mittlerweile bran- einer rückläufigen Nachfrage aus dem In- chenübergreifend eingetrübt. Der entspre- und Ausland ein wirtschaftliches Risiko seKONJUNKTUR chende Erwartungssaldo fällt gegenüber der hen, ist gegenüber der Vorumfrage branchen- Vorumfrage von plus 15 Prozentpunkte auf übergreifend gestiegen. Geschäftsklima in Rheinland-Pfalz Abb. 5: Geschäftsklima in Rheinland-Pfalz Dem Winter-Konjunkturbericht der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz zufolge verliert die Wirtschaft merklich an Fahrt.3 Zwar bewegt sich das Konjunkturklima weiterhin deutlich oberhalb des neutralen Niveaus von 100 Punkten, jedoch sinkt der Wert des Konjunkturklimaindikators aufgrund der ungünstigen Entwicklung von Geschäftslage und -erwartung deutlich von 126 auf 111 Punkte. Die Auftragseingänge der Industrie aus dem In- und Ausland haben nachgelassen und die vollen Auftragsbücher wurden über die Sommermonate sukzessive abgearbeitet. Entsprechend rückläufig sind einerseits der Indikator zur Beurteilung des Auftragsbestands (minus 18 Punkte auf plus 4 Punkte), sowie andererseits der Saldenwert der Kapazitätsauslastung des Verarbeitenden Gewerbes (minus 10 Punkte auf plus 23 Prozentpunkte). Der Saldo zur Beurteilung der Exporterwartungen fällt aufgrund der schwachen Konjunktur in der Eurozone, den schwachen Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft und weiteren Verunsicherungen wegen der Konflikte im Nahen Osten und der Ukraine von plus 21 auf plus 10 Prozentpunkte. 3 Einsehbar im Internet unter: http://www.ihk-koblenz.de/standortpolitik/ zahlen_und_fakten/konjunktur/konjunkturberichte_rheinland_pfalz/ TBS info 1_2015 Quelle: Konjunkturbericht II/2014 der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz | Konjunkturbericht Herbst 2014 Hinsichtlich der Investitionsneigung führt die sinkende Geschäftserwartung dazu, dass der Indikator zur Beurteilung der Investitionsabsichten von plus 6 auf minus 3 Prozentpunkte fällt. Damit entfällt auch die Investitionsnachfrage aus dem Inland als Stütze der weiteren konjunkturellen Entwicklung. Zwar wollen mehr als 70 Prozent der Unternehmen in Rheinland-Pfalz ihre Mitarbeiterzahl in den kommenden zwölf Monaten konstant halten, ein deutlicher Beschäftigungsaufbau wie in den Jahren 2010/11 ist mittelfristig jedoch nicht zu erwarten. Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns birgt zudem die 3 Gefahr negativer Beschäftigungseffekte. Die Beschäftigungsneigung sinkt gegenüber der Vorumfrage von plus 4 auf aktuell minus 3 Prozentpunkte. Regional bewerten die Unternehmen der vier rheinland-pfälzischen IHK-Bezirke ihre wirtschaftliche Situation und Geschäftserwartung weniger positiv als im Frühjahr 2014. Neben moderaten Prognosen aus Trier, Pfalz und Rheinhessen bleibt die Einschätzung der Wirtschaft im IHK-Bezirk Koblenz deutlich vorsichtiger (Erwartungssaldo: minus 8 Prozentpunkte). 9 3 Mitbestimmung 4.0 MITBESTIMMUNGSMESSE Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, am 25. und 26. November 2015 veranstaltet die TBS gGmbH Rheinland-Pfalz zum vierten Mal ihre Mitbestimmungsmesse mit und für Betriebs- und Personalräte, Mitarbeiter- und Jugendvertretungen sowie Schwerbehindertenver tretungen und andere betriebliche Interessenvertretungen in Frankenthal unter dem Motto „Mitbestimmung 4.0“. Die Einladung zur 4. Mitbestimmungsmesse inklusive Programm, weiteren Informationen und Anmeldemöglichkeiten wird rechtzeitig verschickt. Weitere Informationen gibt es schon jetzt auf: www.mitbestimmungsmesse.de 5 1 0 2 E MESS Mitb ung estimm 25./26. November 2015 Fotos: www.grafikbuero.com gs- un m m i t s e Mitb CongressForum Frankenthal 4 .0 www.mitbestimmungsmesse.de 10 TBS info 2_2015 gGmbH Rheinland-Pfalz 4 Social Media ABC: Crowdsourcing/Crowdworking „Die erste und bekannteste Form des Crowdsourcings bezeichnet die Auslagerung von Teilprojekten und Teilprozessen an eine Masse von Einzelpersonen, die in der Regel freiwillig und unentgeltlich tätig werden.“ Das Phänomen Crowdsourcing (zusammengesetzter Begriff aus „crowd“ = Menschenmenge und „outsourcing“ = Aus-/Verlagerung) bezeichnet laut Gabler Wirtschaftslexikon die Auslagerung einzelner, bisher intern bearbeiteter Aufgaben an eine Vielzahl von Nutzern oder Interessenten, die häufig in Form eines Wettbewerbs ausgeführt wird. Crowdsourcing, teilweise auch als Crowdworking bezeichnet, tritt in der Regel in drei möglichen Erscheinungsformen auf: Die erste und bekannteste Form des Crowdsourcings bezeichnet die Auslagerung von Teilprojekten und Teilprozessen an eine Masse von Einzelpersonen, die in der Regel freiwillig und unentgeltlich tätig werden. Das Ergebnis steht dann allen zur Verfügung. Typisch für diese Form des Crowdsourcings sind gemeinsam erstellte Internetinhalte, wie sie z. B. im Angebot von Wikipedia zu finden sind. Denkbar ist aber auch, dass sich ein Unternehmen aus freiwilligen Vorschlägen der Masse unentgeltlich bedient – zum Beispiel im Hinblick auf Design vorschläge für Produktverpackungen. Um die Teilnehmerzahl zu erhöhen, werden jedoch in der Regel kleinere Preise für den Gewinnervorschlag in Aussicht gestellt. Häufig begegnet man solchen Formen des Crowdsourcings in den einschlägigen Social Media Kanälen, wie beispielsweise bei Facebook oder Twitter. Mit teilweise recht amüsanten Ergebnissen, wie bereits vor einiger Zeit die Firma „Pril“ erfahren musste. Deren Ausschreibung, neue Designideen für das Spülmittelprodukt einzureichen und über die eingereichten Designs abstimmen TBS info 1_2015 SOCIAL MEDIA Illustration: designaart/iStockphoto zu lassen, endete damit, dass der Entwurf „Pril schmeckt lecker nach Hähnchen“ von den Nutzern mit Abstand am häufigsten gewählt wurde (Quelle: Der Spiegel Online vom 12.04.2011 http://www.spiegel.de/netzwelt/web/virale-werbefallen-prilschmeckt-nach-haehnchen-a-756532.html). In der zweiten Form machen sich externe Crowdsourcing Plattformen wie „Amazon Mechanical Turk“, „Clickworker“ oder „Mylittlejob“ dieses Prinzip zu Eigen. Häufig werden einfache kleinteilige Aufgaben, für deren Bewältigung menschliche Intelligenz benötigt wird, durch eine große Anzahl an „Crowdworker“ und gegen eine geringe Bezahlung erledigt. Typische Beispiele sind das Auffinden von Doppeleintragungen in Produktverzeichnissen, Adressrecherchen oder Adressvervollständigungen. Eine weitere „Spielart“ dieser Form findet sich in dem medial stark betrachteten Bieterverfahren. Hier schreibt ein Unternehmen über eine externe Plattform Aufgaben aus, wie zum >> 11 4 Social Media ABC: Crowdsourcing / Crowdworking www.mylittlejob.de hier die Stammbelegschaften sowohl in Bezug auf interne als auch externe Konkurrenten ausgesetzt sehen, wird die digitale Reputation eines Einzelnen zukünftig immer mehr in den Fokus rücken. Eine solche digitale Reputation ergibt sich, wenn Arbeitsergebnisse – wie bei IBM bereits praktiziert – mittels spezieller Punktesysteme auch weltweit verglichen werden können. Neben einem entstehenden System permanenter Beobachtung und Bewährung, hat eine solche digitale Reputation wiederum Auswirkungen auf die Zuteilung von Aufträgen bzw. auf die Möglichkeit, sich überhaupt auf Aufträge bewerben zu können. Beispiel „Schreibe einen journalistischen Text mit ca. 500 Wörtern“ für 10 Euro (Quelle: www.mylittlejob.de), ist aber nur bereit für das beste Ergebnis zu zahlen. Die Crowdsourcing Plattform „Freelancer“ wirbt sogar damit, dass der Auftraggeber nur dann zu zahlen hat, wenn er mit dem Ergebnis zufrieden ist: „Zahlen Sie für die Arbeit sicher. Geben Sie die Zahlung nur frei, wenn Sie zu 100 Prozent mit der Arbeit zufrieden sind!“ (Quelle: www.freelancer.com). Die dritte Form bezieht sich auf unternehmensinterne bzw. konzernweite Crowdsourcing Plattformen, auf denen Aufgaben und Projekte ausgeschrieben werden, die zuvor in möglichst kleine Arbeitsaufgaben zergliedert wurden. Einzelne Teams und Abteilungen müssen sich jeweils auf die einzelnen Aufgaben, unter Angabe der voraussichtlich benötigten Ressourcen, bewerben und gegenseitig unterbieten, wenn sie einen Auftrag bekommen wollen. Der unternehmensinterne Wettbewerb wird somit verstärkt, da Aufträge an die Gruppe vergeben werden, die über das aktuellste Wissen verfügt und gleichzeitig das beste Angebot gemacht hat. Solche unternehmensinternen Plattformen können durch Öffnung für externe Mitbieter den Konkurrenzdruck nochmals erhöhen. Das bekannteste Beispiel ist die 2012 angestoßene IBM Plattform „Liquid Challenge Program“. IBM verbindet mit dieser Plattform das Ziel, die Kernbelegschaft stark zu reduzieren und gleichzeitig eine große Anzahl an freien Mitarbeitern aufzubauen. Neben der Reduzierung von Personalkosten soll somit der Zugriff auf eine breitere Wissensbasis ermöglicht werden, wodurch nach IBM Vorstellungen grundsätzlich flexibler agiert werden könne. Zurzeit befindet sich die IBM Liquid Plattform TBS info 1_2015 SOCIAL MEDIA www.freelancer.com Crowdsourcing Plattformen jedoch noch im IBM internen Gebrauch und ist noch nicht für Externe geöffnet. Zusammengefasst taucht das Phänomen Crowdsourcing in der zweiten und dritten Form (noch) hauptsächlich in speziellen Bereichen und Branchen wie der Softwareentwicklung, dem Marketing oder auch dem Journalismus, auf. Neben dem erhöhten Druck durch permanenten Wettbewerb, dem sich Weitere Problematiken und Gefahren, denen sich Crowdworker ausgesetzt sehen, bestehen insbesondere durch den Status der Auftragnehmer als Selbstständige, wodurch Arbeitnehmerrechte umgangen werden. Häufig finden sich zudem dubiose Bedingungen, wie das Abtreten von Urheber- und Namensrechten an einem Arbeitsergebnis, obwohl das Unternehmen für das Ergebnis nicht bereit ist zu zahlen, da es sich für das Ergebnis eines anderen Auftragnehmers entschieden hat. Für einzelne Crowdworker ist es zudem schwierig, wenn nicht unmöglich, ihre Rechte durchsetzen. Insbesondere wenn das beauftragende Unternehmen sowie die Crowdsourcing-Plattform ihren juristischen Sitz außerhalb Deutschlands haben. Für alle Interessierten ist das von Christiane Benner herausgegebene Buch „Crowdwork – zurück in die Zukunft?“, erschienen im Bund Verlag, 29,90 Euro, zum Weiterlesen zu empfehlen. 12 5 Die Rolle des Betriebsrates bei Veränderungsprozessen – Der Betriebsrat als Change-Manager Ob große produzierende Industrieunternehmen oder kleine bis mittelständische Familienbetriebe, ob Chemieoder Metallbranche, Dienstleister oder Bau- und Handwerksgewerbe, selbst der soziale Sektor ist betroffen: Es sind die Megatrends, die unsere Wirtschaft, die Unternehmen und Betriebe, aber auch unsere Gesellschaft, die Politik, Wissenschaft sowie Technik und somit jeden einzelnen von uns beeinflussen. Megatrends sind Tiefenströmungen des Wandels, sie verändern die Welt – zwar langsam, dafür aber von Grund auf und nachhaltig. In der Zukunfts- und Trendforschung spricht man von rund acht Megatrends, die in den kommenden Jahren die Anpassung an entsprechende Veränderungen fordern: Demografischer Wandel, Globalisierung, Ressourcenknappheit, Klimawandel, Wissensgesellschaft, Individualisierung, Gesundheit, Innovation und Technik. Die Veränderungen durch die Megatrends sind jedoch bei weitem keine Zukunftsmusik. Umstrukturierungen, Reorganisationen, Verlagerungen und Innovationszwang stehen bei fast allen Unternehmen in Deutschland auf der Tagesordnung. Die Finanzkrise 2008/2009 war letztlich der Auslöser für eine ganze Umstrukturierungswelle in Europa. Der Einfluss der Megatrends ist sehr breit gefächert. Es sind oftmals Veränderungen größerer Unternehmenseinheiten, wie Geschäftserweiterungen, Outsourcing und Fusionen, aber es trifft auch häufig kleine Betriebsbereiche sowie interne Prozesse, wie z. B. bei der Einführung von Ganzheitlichen Produktionssystemen, KVP, Zielvorgaben im Zusammenhang mit Kosten- und TBS info 1_2015 Personaleinsparungen oder bei der Erweiterung auf einen vollkontinuierlichen Schichtbetrieb. Laut Prognosen wird der beschriebene, rasant fortschreitende Veränderungstrend sich weiter fortsetzen. Somit bekommt die Notwendigkeit der schnellen Reaktion von Seiten der Unternehmen immer mehr Relevanz. In diesem Zusammenhang gewinnt der Begriff des „ChangeManagements“ oder auch „Veränderungsmanagement“ immer mehr an Bedeutung. Unter Change-Management versteht man im klassischen Sinne die systematische Begleitung und Steuerung von Veränderungsprozessen in einer Organisation. Es geht vor allem um die Umsetzung neuer Strategien, Strukturen, Systeme, Prozesse oder Verhaltensweisen und die Stabilisierung sowie Erweiterung von Ressourcen in einem betrieblichen System. Change-Management ist keine Modeerscheinung, der Ursprung dieses Ansatzes stammt aus der Organisationsentwicklung. Bereits in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts erforschten amerikanische Soziologen und Arbeitswissenschaftler die einzelnen Phasen innerhalb eines Veränderungsprozesses. Auf dieser Grundlage haben sich in den letzten Jahrzehnten unterschiedliche Methoden und Konzepte entwickelt, mit denen Veränderungsprozesse begleitet und gesteuert werden können. In der Vergangenheit wurden Veränderungen zumeist von „oben“ und „außen“ auferlegt und die Methoden und Vorgehensweisen wa- UMSTRUKTURIERUNG ren von ökonomischer Rationalität geprägt. Aber auch in diesem Zusammenhang wirken die Einflüsse der Megatrends. Die heutige Arbeitswelt funktioniert nicht mehr im Sinne des Taylorismus oder Fordismus. Institutionelle Rahmenbedingungen und formelle Regelsysteme gelingen im subjektbezogenen Arbeitsund Gesellschaftssystem nicht mehr. Der Fokus eines heutigen Change-Management-Systems liegt daher auf der Partizipation aller Beteiligten. Im Mittelpunkt stehen hier vor allem die Beschäftigten. Um Veränderungen und neue Prozesse erfolgreich im Sinne der Zielsetzung zu implementieren und umzusetzen, bedarf es der frühzeitigen Einbeziehung der Interessenvertretungen, der Anwendung arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse und vor allem der direkten Beteiligung von Mitarbeitern. Indem sie Veränderungen mit tragen, in die Praxis umsetzen und dabei ihr Wissen als „Experten ihrer eigenen Arbeit“ einbringen, nehmen die Beschäftigten eine wesentliche Rolle im Veränderungsprozess ein. Letztendlich kann nur dann eine nachhaltige Veränderung im Sinne von Verbesserung herbeigeführt werden, wenn die Beschäftigten frühzeitig informiert und eingebunden werden, Anregungen aufgegriffen, Bedenken erstgenommen und ausgeräumt werden. Aus diesem Grund beinhaltet ein Change-Management vor allem die Fokussierung und Analyse der Bedürfnisse und Anforderungen von Mitarbeitern im Veränderungsprozess. >> Foto: MASP/Fotolia 13 Praktiker, Arbeits- und Wirtschaftswissenschaftler sind sich in diesem Zusammenhang einig: Die Beteiligung von Beschäftigten wird zukünftig ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Umsetzung von großen wie kleinen Veränderungsprozessen sein. Vor diesem Hintergrund wird die Aufgabe des Betriebsrates deutlich: Als gewählte Interessenvertretung und Sprachrohr der Arbeitnehmer nimmt der Betriebsrat eine bedeutende Rolle innerhalb des Veränderungsprozesses ein. Allein durch das Betriebsverfassungsgesetz werden dem Betriebsrat weitreichende Mitbestimmungsrechte bei Veränderungs- und Umstrukturierungsprozessen eingeräumt. Hier ein paar, nicht abschließende Beispiele: • Ablaufoptimierung, Reengineering, Restrukturierungen: (§§ 90 f. BetrVG) "Planung 1. von Neu-, Um- und Erweiterungsbauten (...), 2. von technischen Anlagen, 3. von Arbeitsverfahren und Arbeitsabläufen oder 4. der Arbeitsplätze". • Beurteilungssysteme, Management dar Mitarbeiterqualität: (§ 94 BetrVG) "Personalfragebogen und Beurteilungsgrundsätze". • Management der Mitarbeiterqualität, Personalauswahl, Management Development, Nachwuchsförderung, Sozialauswahl: (§ 95 BetrVG) "Auswahlrichtlinien für Einstellungen, Versetzungen, Umgruppierungen und Kündigungen". TBS info 1_2015 • Programme zur Verbesserung der Kundenorientierung; Einführung von Spielregeln der Zusammenarbeit: (§ 87 (1) Nr. 1 BetrVG) "Fragen der Ordnung des Betriebs und des Verhaltens der Arbeitnehmer im Betrieb". otohpkcotSi/traangised :noitartsullI 5 UMSTRUKTURIERUNG • Schulungen und Qualifizierungskampagnen jeder Art, Management der Mitarbeiterqualität: (§ 98 BetrVG) "Durchführung betrieblicher Bildungsmaßnahmen". • Veränderte Anforderungen/veränderter Personalbedarf infolge einer strategischen Weiterentwicklung oder Neuausrichtung: (§ 98 BetrVG) "Personalplanung". Auch darüber hinaus ist es strategisch sinnvoll, den Betriebsrat als wichtigen Akteur, als Wissensträger, als Ressource im Informationsfluss bereits zu Beginn an der Steuerungsinstanz zu beteiligen. Dies bedeutet konkret: Veränderungsprozesse werden im Sinne des Projektmanagements systematisch initiiert und gesteuert. Für die Zielsetzung, Art der Umsetzung und Prozesssteuerung bedarf es einer Steuerungs- oder Entscheidungsinstanz, die das Controlling des gesamten Prozesses übernimmt. Erfahrungen aus Betrieben und die neuesten Erkenntnisse der Arbeitswissenschaft machen deutlich, wie wichtig die Einbindung des Betriebsrates an dieser Stelle, nämlich als Akteur der Steuerungsinstanz ist. Somit können in vielerlei Hinsicht Chancen und Risiken für den Verlauf eines Change-Prozesses rechtzeitig eingeschätzt und kalkuliert werden. So gesehen, ist der Betriebsrat als ein „Change-Manager“ im Veränderungsprozess zu sehen, weil er eine entscheidende Rol- „Als gewählte Interessenvertretung und Sprachrohr der Arbeitnehmer nimmt der Betriebsrat eine bedeutende Rolle innerhalb des Veränderungsprozesses ein.“ le zur Einschätzung der Reaktion der Belegschaft einnimmt und die entsprechenden Maßnahmen und Methoden auf ihre Wirksamkeit beurteilen kann. Damit der Betriebsrat auf seine Aufgaben innerhalb von Veränderungsprozessen vorbereitet ist und damit seine Rolle als Akteur auf der Ebene der Steuerungsinstanz wahrnehmen kann, bietet die TBS gGmbH nicht nur Qualifizierung und prozessbegleitende Beratung zu den Inhalten von Veränderungsprozessen (wie z. B. Prozessoptimierung oder Betriebsänderungen) an. Wir bieten des Weiteren (Inhouse) Seminare zum Thema „Die Rolle des Betriebsrates bei Veränderungsprozessen – Der Betriebsrat als „Change-Manager“ an und prozessbegleitende Beratung während des Veränderungsprozesses selbst. Auf unserer Homepage befinden sich weitere Informationen und Angebote zu dem Thema. 14 6 Der Griff in den Methodenkoffer: „Ein Problem lösen heißt, sich vom Problem lösen“ (J.W.GOETHE) Teil 1 1. Kreativität, was ist das? 2. Der kreative Prozess 3. Bedeutung des Gruppengedankens für Kreativitätstechniken 1. Kreativität – was ist das? Nicht immer führt Kopflastigkeit, d. h. in erster Linie analytisches, logisches und rationales Denken zu zufriedenstellenden Lösungen bei beruflichen Frage- und Problemstellungen. Oft sind es „verrückte Ideen“, „versponnene Einfälle“, die uns als erster Impuls zu völlig neuen Erkenntnissen und – in einem weiteren Schritt – Verhaltens- und Handlungsweisen geführt haben. Wollen wir das, was uns diese Welt des Spontanen geben kann, in die Alltagsrealität und damit hin zu praktischen Lösungsmöglichkeiten führen, so brauchen wir bestimmte Rahmenbedingungen, Strukturen und Strategien, um uns den Weg ins Kreative hinein und auch wieder heraus systematisch zu bahnen. konstruktive In-Beziehung-Setzen von Widersprüchen, die Neukombination von noch nicht miteinander verknüpften Denkelementen – oder auch umfassende Um- und Neustrukturierung – all diese Elemente können als wichtige Prinzipien der kreativen Ideenfindung gelten. Die kreative Ideenfindung können wir auch als Prozess bezeichnen. Besser noch: Problemlösungsprozess, wenn es darum geht, Kreativität, Ideen und den Raum für Ideen im Arbeitsalltag einzusetzen, um Probleme und Fragestellungen zu bearbeiten und zu lösen. Dies ist jedoch nicht frei und jederzeit abrufbar. Wir sind durch gewisse Rahmenbedingungen und unsere täglichen Routinen eher blockiert. Kreativitätstechniken können hierbei Hilfestellung leisten. Ausgangsthese hierzu ist, dass im Grundsatz jeder Mensch kreativ ist und dass sich Kreativität entwickeln und erlernen lässt – ähnlich wie andere körperliche und geistige Fähigkeiten. Die Kunst der Umgestaltung und Umstrukturierung lässt sich systematisch anwenden und macht deutlich, dass kreative Leistungen nicht etwa aus dem Nichts stammen, sondern vielmehr an Bekanntem und Vorhandenem anknüpfen. Auch die Forschung weist immer wieder auf den Zusammenhang von Wissen, Erfahrung und Kreativität hin. Deshalb nimmt die Problemformulierung bei der Anwendung von Kreativitätstechniken einen großen Raum ein. In dem angestrebten Prozess müssen zunächst vorhandene Strukturen, Abläufe, Formen, Prinzipien, Urteile etc. aufgehoben werden, um quasi den Weg zu ebnen für neue Verknüpfungen und neue, bislang nicht versuchte Problemlösungen. Dieses Prinzip findet sich in allen Kreativitätstechniken wieder: Zunächst erfolgt die Konzentration auf das rationelle Durchdringen und klare Formulieren eines Problems, um später aus dem Emotionalen, Unbewussten heraus Ideen zu entwickeln. Bei der Ideensuche wird die Kritik zunächst ausgeschaltet und erst später eine Bewertung der entwickelten Einfälle durchgeführt. Von der klaren Problemformulierung und –analyse führt der Prozess somit über Umwege und die Entfernung vom Problem zu neuen Lösungen. Dieser Prozess ist bei allen Techniken klar und systematisch strukturiert, wobei innerhalb der einzelnen Phasen Freiräume herrschen. So facettenreich wie die Kreativität selbst ist auch die Begrifflichkeit um sie herum. Aus der Vielfalt von Definitionen sollen hier einige Merkmale herausgestrichen werden, die für die Vermittlung von Kreativitätstechniken für den betrieblichen Arbeitszusammenhang wichtig sind. Charakteristisch für Kreativität ist neben ihrer Farbigkeit und Originalität, dass sie mit Widersprüchen zu leben weiß. Das Foto: lassedesignen/Fotolia TBS info 1_2015 METHODEN >> 15 6 2. Der kreative Prozess Der kreative Prozess enthält folgende Hauptelemente: METHODEN senden Frage(Stellung) bewirkt werden. Mit Sicherheit ist dies eine Phase, in der sich entscheidet, ob der Weg für eine kreative Lösung geebnet wird . • Formulierung und Analyse des Problems • Entfernung vom Problem • Spontane Lösungsideen • Bewertung und Ausarbeitung der Ideen In der Literatur wird dieser Prozess in einem Phasenablauf beschrieben, der sich auch in den unterschiedlichen Kreativitätstechniken widerspiegelt. Dabei kann es durchaus zu einer unterschiedlichen Reihenfolge im Ablauf sowie zu mehrmaligem Durchlaufen einzelner Phasen kommen. Im folgenden nun die nähere Erläuterung der Phasen: Phase der Problematisierung Phase der Inkubation Diese Phase zählt zu den spannendsten Phasen des Prozesses. Hier geht es darum, das Problem zu verneinen bzw. sich gänzlich davon zu entfernen. Diese „Entfremdung“, der Ausbruch aus gewohnten Denkmustern und Auslöser kreativer Impulse, lässt sich auf unterschiedliche Weisen verwirklichen: • Verneinung des Problems, indem bestimmte Bedingungen aufgehoben werden oder das Problem gar in sein Gegenteil verkehrt wird • Verfolgen von Umwegen durch z. B. Analogien oder die Beschäftigung mit der Umgebung des Problems Phase der Exploration • Loslösung vom rationalen, begrifflichen Denken hin zu mehr visuellen, halbbewussten und emotionalen Vorstellungen TBS info 1_2015 Die gefundenen Lösungsansätze sind noch nicht gleichzusetzen mit der kompletten Lösung des Problems. Oftmals sind es nur Umrisse, die sich abzeichnen, die in der Phase der Elaboration verdichtet und systematisch ausgearbeitet werden. Es gilt, sie auf ihre Brauchbarkeit, Realisierbarkeit und ihre Konsequenzen hin abzuklopfen. Häufig werden in dieser Phase die einzelnen Umrisse in einer Gesamtlösung verknüpft. • Bewusstes Befassen mit Themen, Gegenständen etc., die auf den ersten Blick überhaupt nichts mit dem Problem, der Fragestellung zu tun haben. Dies können sein: Bilder, Zeitungsartikel, Zufallswörter, Alltagsgegenstände usw. In dieser Phase wird das Problem bzw. eine Fragestellung benannt und vorformuliert. In dieser Phase gilt es, das Problem unter verschiedenen Gesichtspunkten genauer zu analysieren. Es werden sowohl alle verfügbaren Informationen zum Problem, als auch alle spontanen Problemlösungen zusammengetragen. Als weiterer wichtiger Punkt gehört in diese Phase das mögliche Neuformulieren des Problems. So kann das Problem auf den Punkt gebracht und bei allen Beteiligten eine klare Vorstellung von der zu lö- Phase Elaboration Phase Illumination/Synthese Die vorab beschriebene Phase produziert Material, in dem oftmals eine Vielzahl spontaner Lösungsmöglichkeiten enthalten ist. Dieses Erlebnis wird immer wieder als überraschend, zufällig und von Aha-Erlebnissen geprägt, beschrieben >> Foto: Sergey Nivens/iStockphoto 16 6 METHODEN 3. B edeutung des Gruppengedankens für Kreativitätstechniken Kreativitätstechniken leben und entfalten ihre größte Wirkung im Gruppenzusammenhang. Je nach angewandter Technik sollte eine Gruppengröße von max. 10 –12 Personen nicht überschritten werden. In der Gruppe werden die Einzelnen ständig mit neuen Vorstellungen und Ideen konfrontiert, die so wiederum dazu beitragen, neue Ideen und Gedanken zu entfalten, bzw. bereits vorhandene weiterzuentwickeln. Dies ist um so eher der Fall, wenn die Einzelnen aus unterschiedlichen Erfahrungsbereichen zusammenkommen. Für die Vielzahl der immer komplexer werdenden betrieblichen Probleme gibt es in der Regel nur eine Lösung, wenn auch die Vielzahl der möglichen Konsequenzen mitbedacht wird. Das vernetzte Denken in einer Gruppe – vorausgesetzt die Rahmenbedingungen sind dem dienlich (s.u.) – mit unterschiedlichen, dort vertretenen Denkweisen und Erfahrungshorizonten kann hier eher erfolgreich sein als eine Einzelperson, die möglicherweise auf ihren eigenen Erfahrungshorizont fixiert bleibt. Die Kreativitätsgruppe hingegen eröffnet eine effektive Lernsituation, wenn die Einzelmitglieder erleben, wie sich jeder Beteiligte auf unterschiedliche Weise einem Problem nähert und dabei möglicherweise Dinge bedenkt und benennt, die man selbst noch nicht beachtet hat. Die Einzelpersonen können vom Gesamtpotenzial der Gruppe profitieren und werden so auch eher ihre Kreativität freisetzen. TBS info 1_2015 Foto: DaveBolton/iStockphoto In der nächsten Ausgabe der TBS Info: Teil 2 Ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt der in einer Gruppe erarbeiteten Problemlösungen ist der des geringeren Reibungsverlustes, d. h. Entscheidungen, die den Gruppenprozess durchlaufen haben, werden eher akzeptiert und von allen getragen, da die Beteiligten gemeinsam an einer Lösung gearbeitet haben und sich so auch stärker damit identifizieren. 4. Rahmenbedingungen – kreativitätsfördernde und kreativitätshemmende Faktoren 5. Problemformulierung als Einstieg 6. Ideenbewertung 7. Moderation von Kreativitätsgruppen 8. Zuordnung von Fragestellungen und Methoden 17 7 Zurück an den Arbeitsplatz mit Betrieblichem Eingliederungsmanagement und Krankenrückkehrgespräch ARBEITS- UND GESUNDHEITSSCHUTZ Wer nach einer Krankheit wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrt, kennt Probleme wie diese: Am Arbeitsplatz warten ein Stapel unerledigter Aufgaben und neue Informationen, die Krankheit ist noch nicht vollständig überwunden und man mutet sich zu schnell zu viel zu. Damit die Arbeit erfolgreich wieder aufgenommen werden kann und nicht nach kürzester Zeit eine erneute Arbeitsunfähigkeit ins Haus steht, werden in zahlreichen Betrieben im Anschluss an den krankheitsbedingten Ausfall von Beschäftigten Gespräche geführt. Diese werden mit einer Vielzahl verschiedener Begriffe belegt: Krankenrückkehrgespräch, fürsorgliches oder vorsorgliches Rückkehrgespräch, Fehlzeitengespräch, Präventionsgespräch, Willkommensgespräch, Reintegrationsgespräch, Eingliederungsgespräch, Eingliederungsmanagement uvm. … Hinter all diesen verschiedenen Begriffen verbergen sich zwei grundsätzlich unterschiedlich angelegte Instrumente, die im Folgenden als Krankenrückkehrgespräch und Betriebliches Eingliederungsmanagement bezeichnet werden. TBS info 1_2015 Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) Mit der Novellierung des SGB IX vom 1. Mai 2004 hat der Gesetzgeber mit der Neufassung des § 84 Abs. 2 eine gesetzliche Grundlage für das BEM geschaffen. Das Ziel des Gesetzgebers war es, nach dem Grundsatz Rehabilitation und Wiedereingliederung statt Entlassung ein betriebliches Instrument zu schaffen, welches dazu beiträgt, Arbeitsunfähigkeit zu überwinden, erneuter Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen, um so Arbeitsplätze zu erhalten und krankheitsbedingte Kündigungen zu verhindern. Arbeitgeber sind verpflichtet, allen Beschäftigten, die in den zurückliegenden zwölf Monaten länger als sechs Wochen krank waren, ein BEM anzubieten. Für den Beschäftigten ist die Teilnahme am BEM freiwillig. Mit der Zustimmung des Beschäftigten und der Beteiligung der betrieblichen Interessenvertretung und ggf. der Schwerbehindertenvertretung werden im Rahmen des BEM die Möglichkeiten geklärt, wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwunden werden und mit welchen Leistungen oder Hilfen erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der Arbeitsplatz erhalten werden kann. Foto: dusklog/photocase Das Krankenrückkehrgespräch Das Krankenrückkehrgespräch hat im Gegensatz zum BEM keine gesetzliche Grundlage. Das Krankenrückkehrgespräch findet zwischen dem direkten Vorgesetzten und dem Beschäftigten statt. Meist wird dieses Gespräch nicht erst nach längerer Erkrankungsdauer geführt, sondern ab wenigen Krankheitstagen – oft bereits ab dem ersten Krankheitstag. Für die Beschäftigten ist eine Teilnahme nicht freiwillig, sondern verpflichtend. Zwar bietet auch ein Krankenrückkehrgespräch die Möglichkeit, nach Wegen zur Überwindung von Arbeitsunfähigkeit und der betrieblichen Eingliederung zu suchen. Jedoch wird das Krankenrückkehrgespräch in der Praxis eher als Disziplinarinstrument verstanden und genutzt. 18 7 ARBEITS- UND GESUNDHEITSSCHUTZ BEM Krankenrückkehrgespräch Grundlage § 84 SGB IX Keine gesetzliche Grundlage Bei Erkrankung länger als 6 Wochen Auch nach kürzerer Erkrankung Vom Gesetzgeber ist intendiert, dass es sich um ein Präventionsinstrument handelt Wird häufig als Instrument der sozialen Kontrolle verstanden und genutzt Eingliederungsteam und eine Ansprechperson des Vertrauens; Beteiligung der Interessenvertretung Steuerung durch Personalabteilung und Vorgesetzte Freiwillige Teilnahme Beschäftigte müssen in der Regel teilnehmen Nicht selten werden die beiden Instrumente in der betrieblichen Praxis miteinander verwechselt, halbherzig umgesetzt oder parallel als separate Instrumente angewendet. Dabei bieten beide Instrumente ein Potenzial, sowohl einzeln als auch miteinander verknüpft als Fehlzeitenmanagement, von dem sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer profitieren können. Da das Krankenrückkehrgespräch keine gesetzliche Grundlage hat und für das BEM lediglich Eckpunkte gesetzlich geregelt sind, beide Instrumente aber äußerst sensible Sachverhalte wie Gesundheitsdaten und das Verhalten der Beschäftigten betreffen, sollte die Anwendung im Betrieb weniger „hemdsärmelig“ erfolgen, sondern systematisch und strategisch ausgestaltet und umgesetzt werden. Zu berücksichtigen sind dabei beispielsweise: • Die umfassende Information der Beschäftigten • Die Qualifizierung der Beteiligten, z. B. für Rechte und Pflichten, Gesprächsführung etc. • Der Abschluss einer Betriebsvereinbarung zur Regelung z. B. von Abläufen und Verfahren, des Datenschutzes, Aufgaben verschiedener Beteiligter, etc. Foto: misterQM/photocase.com Die betriebliche Ausgestaltung und Umsetzung ist wesentliche Voraussetzung für die Wirksamkeit beider Instrumente. Nur mit klar geregelten Abläufen, Kompetenzen, Rechten und Pflichten besteht die Möglichkeit, dass die Beteiligten ein Instrument annehmen und dieses seine Wirkung entfalten kann. Das BEM beinhaltet dazu mitbestimmungspflichtige Aspekte gemäß der § 87 (1) Nr.n 1, 6 und 7 BetrVG. Krankenrückkehrgespräche beinhalten mitbestimmungspflichtige Aspekte ge- TBS info 1_2015 mäß § 87 (1) Nr. 1 BetrVG, sobald sie über einzelne Personalgespräche hinausgehen und als allgemeines System angewendet werden sollen. Damit der Betriebsrat seinen Rechten und Pflichten im Zusammenhang mit Krankenrückkehrgesprächen und dem BEM nachkommen kann, bietet die TBS gGmbH sowohl systematische Qualifizierung als auch begleitende Beratung bei der Ausgestaltung und Umsetzung des Fehlzeitenmanagements an. 19 8 TBS Veranstaltungsticker April – Juni TERMINE SEMINARE 17.06.2015 SONDERSEMINARE UND TAGUNGEN 15.04.2015 –16.04.2015 Ganzheitliche Produktionssysteme – Rückkehr zur Taylorisierung? Grundlagen, Handlungsbedarf und Regelungsansätze zu Toyota und den Folgen 22.–24.4.2015, Berlin Beteiligungsrechte bei IT-Systemen – Datenschutzrechtliche Grundlagen und betriebliche Regelungsansätze 24.06.2015 05.05.2015 Gefährdungsbeurteilung und mitbestimmungs relevante Aspekte der Interessenvertretungen Im Dschungel der Managementsysteme – Heraus forderungen und Chancen von QM, UM, EnM, … 24.06.2015 – 25.06.2015 06.05.2015 Reden ist Gold – Wenn man‘s kann! Kommunikation & Rhetorik-Seminar für die JAV Betriebliches Eingliederungsmanagement 25.06.2015 07.05.2015 Ist Arbeit in unserem Betrieb tatsächlich gute Arbeit? Die Mitarbeiterbefragung als gesichertes Analyseinstrument. Betriebliches Gesundheitsmanagement 20.05.2015 Effektive Arbeit der Interessenvertretung – Arbeits organisation, Projektmanagement, Kreativitätstechniken TBS-Netz-Fachtagung „Psychische Belastungen angehen und dranbleiben!" 16.06.2015, Mainz Sonderseminar „Update zum Arbeitsschutz“ Die Versendung der Einladung und Ausschreibung auf unserer Homepage erfolgt in Kürze. 24.07.2015, Frankenthal Fachtagung zum Thema Ausbildung – innovative Ansatzpunkte für Arbeitnehmervertretungen 30.06.2015 Internationale Stellenstandardisierung und Stellenbewertung: Hay, Mercer, Watson Wyatt und die Folge 11.06.2015 – 12.06.2015 Code of Conduct, Compliancestrategien und Whistleblowing E Mehr Informationen und Anmeldung auf der TBS-Website Foto: Detlef/Fotolia TBS info 1_2015 >> 20 …IMPRESSUM… TBS Info 1/2015 Herausgeber: TBS gGmbH Rheinland-Pfalz Kaiserstraße 26 - 30, 55116 Mainz Tel.: 06131/288 35-0 Fax: 06131/226 102 [email protected] www.tbs-rlp.de Gestaltung: www.grafikbuero.com Mainz, März 2015 TBS info 1_2015 gGmbH Rheinland-Pfalz
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