DR. PETER LÜTTMANN Grußwort beim CDU

Dr. Peter Lüttmann
DR. PETER LÜTTMANN
Grußwort beim CDU-Wirtschaftsforum
Rheine, 10. April 2015
DEOS AG Rheine
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Dr. Peter Lüttmann
Sehr geehrter Herr Laschet,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Palmer,
sehr geehrte Frau Schulze-Föcking,
sehr geehrter Herr Dr. Effing,
sehr geehrter Herr Plüth,
sehr geehrter Herr Kahle, lieber Norbert,
sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst herzlichen Dank für die Einladung zum Wirtschaftsforum hier bei der
Deos AG in Rheine. Herr Plüth, ich habe den 8. Juli 2013 noch in guter Erinnerung,
der Wirtschaftsminister des Landes NRW war zu Gast, und ich habe anlässlich
des Richtfestes der neuen DEOS-Zentrale das Grußwort des Kreises Steinfurt
überbracht. Fast ein Jahr nach diesem Richtfest bin ich von CDU und Grünen als
Bürgermeisterkandidat öffentlich vorgestellt worden. Schon damals habe ich
als Schwerpunkt meiner Kandidatur das Thema Wirtschaft benannt. Deshalb
freue ich mich, dass heute so hochkarätige Gäste hier bei uns in Rheine sind.
Und ich freue mich zu sehen, was nach dem Richtfest hier so alles passiert ist:
Bei unserem Rundgang gerade habe ich das Gebäude zwar wiedergesehen –
aber fast nicht wiedererkannt.
Als Sozialdezernent des Kreises und Rheinenser kenne ich den lokalen
Arbeitsmarkt und auch den Wirtschaftsstandort der größten kreisangehörigen
Stadt recht gut. Ich möchte nur ein paar Kennzahlen nennen, an denen
schnell deutlich wird, dass wir hier in der Region trotz aller Tiefschläge in
der Vergangenheit, gut aufgestellt sind. Mit Tiefschlägen meine ich den
Strukturwandel in der Textilindustrie, den Abzug der Bundeswehr, die
Schließung der Zeche in Ibbenbüren oder die Schließung von Karmann, wo
ursprünglich über 1.000 Menschen beschäftigt waren. Dies alles musste und
muss noch weiter kompensiert werden.
Aber: Wir haben im Kreis Steinfurt mit 4,9 % eine niedrige Arbeitslosenquote,
eine der niedrigsten in NRW. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig
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Beschäftigten hat sich im Kreis Steinfurt in den letzten Jahren positiv entwickelt,
in Rheine noch besser als im Kreisdurchschnitt: Wir haben im Kreis (Stand
September 2014) gut 145.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,
das ist gegenüber 2013 eine Steigerung um 2,3% oder absolut 3.204
Beschäftigungsverhältnisse mehr als im September 2013. In Rheine haben sich
die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in den letzten
Jahren noch besser entwickelt als im Kreis: Vergleicht man die Juni-Zahlen
miteinander, reden wir über 27.482 Beschäftigte, das ist gegenüber 2013 ein Plus
von 7% und gegenüber 2012 sogar ein Plus von 9,4%. Wir haben in den letzten
beiden Jahren auch neue Höchststände bei den Gewerbesteuereinnahmen mit
Werten über 35 Millionen Euro. Aber, das wird manchmal vergessen, weniger,
als für das letzte Haushaltsjahr einkalkuliert war. Richtet man noch den Blick
auf die Gewerbeflächenverkäufe, wurden gerade im letzten Jahr 75.000 qm
städtischer Gewerbeflächen durch die EWG veräußert. Der Durchschnittswert
in Rheine lag in den letzten 7 Jahren bei rd. 52.000 qm.
Wenn wir uns die Top Ten der Wirtschaftszweige für den Arbeitsagenturbezirk
Rheine ansehen, der deckungsgleich mit dem Kreis Steinfurt ist, wird deutlich,
in welchen Branchen bei uns die Musik spielt: Wir haben einen deutlich höheren
Anteil im verarbeitenden Gewerbe als im Bundesdurchschnitt (24% bei uns
gegenüber 22,1% im Bund). Auch im Bereich Handel, Baugewerbe,Verkehr und
Lager/Logistik liegen wir über dem Bundesschnitt.
In der Vergangenheit gab es einige Herausforderungen, aber der
Wirtschaftsstandort Rheine hat sich auch Dank innovativer Unternehmer
als sehr robust erwiesen. Gleichwohl besteht kein Grund, sich entspannt
zurückzulehnen. Ich bin überzeugt, da geht noch was.... Das setzt aber voraus,
dass Stadtverwaltung und Wirtschaftsförderung Hand in Hand arbeiten und
dem Thema Wirtschaft auch absolute Priorität einräumen. Diesen Schwerpunkt
werde ich als Bürgermeister meiner Heimatstadt setzen.
Ich möchte dazu gerne kurz zwei, drei Gedanken vertiefen, um meine
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Position deutlich zu machen. Über jeden einzelnen Punkt könnte man ganze
Fachtagungen bestreiten, aber wir wollen ja noch miteinander diskutieren.
In den nächsten Jahren wird es entscheidend darauf ankommen, dass wir
Fachkräfte ausbilden, halten und gewinnen. Die bildungsselektive Abwanderung
aus ländlichen Räumen müssen wir zumindest verringern, auch die Integration
von Zuwanderern und Flüchtlingen kann einen Beitrag zur Lösung dieses
Problems liefern.
Wenn es bei uns viele Arbeitsplätze in der Produktion gibt, dann müssen
wir insbesondere in den sog. MINT-Berufen – Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik – auch künftig Nachwuchswerbung
betreiben. Das geht z.B. durch vernünftige Lehr- und Lernbedingungen an
unseren Berufsschulen. Die Renovierung der naturwissenschaftlichen Räume
und die Einrichtung des Bildungsganges der Umweltschutztechnischen
Assistenten hier am Berufskolleg des Kreises in Rheine sind positive Beispiele,
wie ja auch die Kooperation der DEOS AG mit unserem Berufskolleg ein positives
Beispiel für die Fachkräftebindung ist.
Soeben ist im Kreis Steinfurt die vierte Grundschule dem ZDI-Netz beigetreten
und wird als Haus der kleinen Forscher anerkannt. Hier sollte sich auch in
Rheine eine Grundschule finden, die hier einen Schwerpunkt bildet. So können
wir den Nachwuchs für sog. MINT-Fächer frühzeitig begeistern und das sogar
auch schon im Kindergarten.
Eng mit dem Thema der Fachkräftegewinnung hängt also der Ausbau und der
Erhalt der lokalen und regionalen Bildungs- und auch Hochschullandschaft
zusammen.
Ebenso haben wir künftig mit den Herausforderungen der demographischen
Entwicklung zu leben. Wobei ich persönlich zuversichtlich bin, dass es nicht zu
den viel beschriebenen Schreckensszenarien kommen wird. Klarzustellen ist,
dass es nicht den demografischen Wandel gibt. Allein im Kreis Steinfurt mit
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seinen 24 Kreis-angehörigen Kommunen zeigt sich mit Blick auf die Prognosen
für das Jahr 2030 ein regional sehr unterschiedliches Bild: Während die
Bevölkerung in Lengerich um fast 10% zurückgeht, soll sie in Lotte um fast
22% steigen. In Rheine wird es nur einen relativ geringen Rückgang kommen,
es wird aber – wie anderswo auch – zu einer deutlichen Verschiebung innerhalb
der Altersgruppen kommen. Gleichwohl bin ich davon überzeugt, dass ein
Mittelzentrum wie Rheine mit seiner geographischen Lage als Nummer 2 im
Münsterland durchaus Potential hat, dieser Entwicklung entgegenzutreten.
Was hält uns denn davon ab, dass wir als Wohn- und Wirtschaftsstandort wachsen
wollen? Die Forderung, attraktive Wohnbauflächen zu vertretbaren Preisen
gerade für junge Familien anzubieten, ist völlig berechtigt. Konversionsflächen
sind in dieser Stadt ausreichend vorhanden. Wenn wir die Zukunftsfähigkeit als
Wirtschaftsstandort erhalten wollen, müssen wir künftig auch neue Gewerbe
und vor allem Industrieflächen anbieten. Im Rheiner Norden stehen in diesem
Jahr praktisch keine Industrieflächen mehr zur Verfügung, obwohl es hier eine
Nachfrage gibt.
Wenn wir also junge Familien für Rheine begeistern wollen und damit und damit
auch den Fachkräftebedarf in unserer Stadt sichern wollen, dann müssen
wir Rheine und die Innenstadt auch so attraktiv machen, dass wir gerne hier
einkaufen, hier leben und uns wohlfühlen. Die attraktive Gestaltung unserer
Innenstadt hat deshalb eine über den Einzelhandel hinausgehende Bedeutung
für uns als Wirtschaftsstandort.
Und die Voraussetzung zum Wohlfühlen ist vor allem anderen unsere Gesundheit!
Wir haben hier im Kreis Steinfurt aktuell aus Anlass eines Insolvenzverfahrens
eines Krankenhausträgers die Diskussion über Krankenhausstandorte. Wir
können froh sein, dass wir mit dem Mathias-Spital und der Mathias-Stiftung
hier vor Ort ein so leistungsfähiges Krankenhaus haben. Das ist ein Pfund, mit
dem sich wuchern lässt. Rheine ist als Gesundheitsstadt weiter auszubauen,
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auch da liegt noch ein großes Potential. Der Beitritt unserer Stadt zum GesundeStädte-Netzwerk kann ein weiterer Schritt sein, dieses Potential zu heben.
Nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung wird das Thema
Gesundheit künftig weiter an Bedeutung gewinnen. Damit verbunden ist
einerseits das Arbeitsplatzpotential, das in dieser Branche liegt. Andererseits
haben die Betriebe eine Belegschaft, die immer älter wird. So wird der Anteil
der Beschäftigten über 50 auch künftig weiter zunehmen. Seit 1990 ist der
Anteil der Ü50-Jährigen von 23 auf 31 Prozent gewachsen, und er wächst bis
2022 weiter auf fast 37%.
Eine weitere Herausforderung liegt in der zunehmenden Zahl an psychischen
Erkrankungen. Gesunde Mitarbeiter sind nun einmal auch für den
Unternehmenserfolg unverzichtbar, und lange Fehlzeiten kann sich keiner
leisten. Betriebliche Konzepte zur Gesundheitsvorsorge und -fürsorge werden
in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.
Rheine sollte sich also in Zukunft weiter als Gesundheitsstadt profilieren!
Einen letzten Gedanken möchte ich noch ergänzen, nicht zuletzt weil wir heute
bei der DEOS AG zu Gast sind, einem Unternehmen, das für Energieeffizienz
steht und seinen Sitz in einem Gebäude hat, das zu den energieeffizientesten
in Europa gehört.
Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird! Das hilft nicht nur der Umwelt,
sondern kann auch Geld sparen. Insofern sollten wir den Gesundheitsstandort
Rheine durchaus auch als Standort für Energieeffizienz sehen und
weiterentwickeln. Das stünde einer Klimakommune gut zu Gesicht! Innovative
Technologien zur Energieeffizienz bergen ein enormes Arbeitsplatzpotential
gerade auch im Bereich des Handwerks.
Zudem erzielen Unternehmen, die sich in Sachen Energieeffizienz auf
den Weg machen, eine günstigere Kostenstruktur und haben damit einen
Wettbewerbsvorteil.
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Das soll es aus meiner Sicht zunächst gewesen sein. Wir werden sicher das
ein oder andere Thema gleich noch diskutieren können. Herr Plüth, ich komme
zurück auf den IQ: Bei einem IQ von 142 kann ich sicher nicht mithalten. Aber
ich werde mir Mühe geben und kann Ihnen versichern, dass ich mit Herzblut
dabei bin, wenn es darum geht, unsere Heimatstadt gemeinsam mit der lokalen
Wirtschaft zukunftssicher aufzustellen und noch weiter nach vorne zu bringen.
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