Projektbrief Mai 2015 Eine Welt Landeskonferenz 2015 – die Ergebnisse Das Eine Welt Netz NRW hat das „Europäische Jahr der Entwicklung“ zum Anlass genommen, die Politik der EU und ihrer Mitgliedstaaten in den Fokus der diesjährigen Eine-Welt-Landeskonferenz zu nehmen. Udo Schlüter, Geschäftsführer des Eine Welt Netz NRW: „Wir wollen ein friedliches, solidarisches, demokratisches und global verantwortliches Europa. Das ist der Hintergrund unserer Diskussionen, die sich kritisch mit der e uropäischen Realität z.B. im Bereich der Flüchtlingspolitik, der Entwicklungspolitik oder auch der Handelspolitik auseinandersetzen. Und deshalb werden wir auf keinem Fall die Debatte um Europa den Rechtspopulisten überlassen.“ Welt. Macht. Europa. Europa und seine (in-)kohärente Entwicklungspolitik Suzan Cornelissen von der Foundation Max van der Stoel stellte klar, dass nicht nur die konkrete Entwicklungszusammenarbeit beachtet werden muss, sondern dass zu einer kohärenten Außenund Entwicklungspolitik auch Fragen der Ressourcen-, Agrar- oder Handelspolitik gehören. Die Mitverfasserin des zivilgesellschaftlichen Kohärenzberichtes in Brüssel fordert, die Auswirkungen der Entscheidungen der EU für die Länder des globalen Südens fortlaufend zu überprüfen. Die Subventionierung von Agrotreibstoffen oder Geflügelexporten widerspricht zum Beispiel dem Ziel der Armutsbekämpfung. Um das Prinzip „Mit der einen Hand geben, mit der anderen nehmen“ zu verhindern, müssen Kohärenz-Strukturen innerhalb der EU gestärkt und der zivilgesellschaftliche Druck erhöht werden. Dr. Boniface Mabanza von der Kirchlichen Arbeitsstelle südliches Afrika kritisierte die Freihandelspolitik der EU. Er beobachtet eine Verlagerung auf bilaterale Handelsabkommen, weil die EU auf multilateraler Ebene gescheitert ist. Die „Economic Partnership Agreements“ (EPAs) fordern für einen Zugang zum europäischen Markt im Gegenzug in den Staaten des globalen Südens eine weitreichende Marktöffnung und Abschaffung der Ausfuhrsteuern, insbesondere auf Rohstoffe. Für viele Staaten hieße das: Weniger Möglichkeiten, lokale Wirtschaft aufzubauen und zu schützen sowie eine übergroße Konkurrenz durch europäische Waren auf den heimischen Märkten. Laut Mabanza kann ein Freihandel zwischen so ungleichen Akteuren nicht funktionieren. Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD), Ministerin für Eine Welt in NRW, betonte die Verantwortung jedes Einzelnen bei Kaufentscheidungen und politischen Prozessen. Aus Sicht von Ute Koczy (Bündnis 90/Die Grünen) müssten insbesondere globale Unternehmen in die Pflicht genommen werden, ihre für Menschen schädlichen Geschäftspraktiken zu unterlassen. Dazu müsste es mehr staat liche Regulierung geben. Dr. Stephan Koppelberg von der Vertretung der europäischen Kommission in Bonn bemerkte dazu, dass die Vielfalt der Entscheidungsprozesse berücksichtigt und immer ein Kompromiss gefunden werden müsse. Elmar Brok (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Europaparlaments, kritisierte das Verhalten afrikanischer Regierungen, die nicht den Standards von Good Governance entsprächen und das den eigenen Bürgern schade. Dr. Martin Dabrowski, Udo Schlüter, Anna Ziener und Dr. Alfred Buß eröffneten die Diskussion über die Entwicklungspolitik der EU „Keine chicken schicken!“ Auch in Afrika regt sich Protest gegen TTIP Die geheimen Verhandlungen der Europäischen Union und der USA zum Freihandelsabkommen TTIP werden auch in Afrika mit Sorge beobachtet. Dr. Boniface Mabanza von der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KOSA) und Berit Thomsen von der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (AbL) schilderten die Gefahren der TTIP-Pläne für Bauern und Verbraucher in Süd und Nord. „Man darf Nahrungsmittel nicht wie jede andere Ware betrachten“, sagt Dr. Boniface Mabanza. Die Europäische Union dränge seit langem darauf, dass Afrikas Märkte noch mehr Produkte aus europäischen Überschüssen aufnehmen. Kritiker befürchten eine noch stärkere Überflutung mit Agrarprodukten und einen Zusammenbruch der afrikanischen Landwirtschaft. Kamerun werde z.B. seit über zehn Jahren mit Hähnchenteilen überschwemmt, die in Europa niemand essen wolle. Auf den Märkten gibt es jetzt kaum noch lebende – also frische – Hühner zu kaufen, sondern Berge von Resten aus Europas Tiefkühlungen, die auf dem Weg in die Küchen Kameruns zudem oft gefährlich verderben. Mit dem Slogan „Keine chicken schicken“ gab es dazu Proteste von Organisationen aus Kamerun und Deutschland. Danach hatte sich die Lage etwas verbessert. Doch auf Druck von Nutznießern aus Kamerun und von Lobbyisten aus 2 Brüssel habe Kamerun im Jahr 2014 ein weiteres Freihandelsabkommen ratifiziert. Berit Thomsen kritisierte die Weltmarktorientierung der euro päischen Agrarpolitik. Große Tierfabriken erhalten die meisten Subventionen. Dabei gehe es kaum um ökologische und soziale Belange. Die Agrarindustrie dränge auf Marktöffnung und Abschaffung der Zölle, dabei sei es gerade sie, die für den Niedergang kleiner und mittlerer Bauernhöfe verantwortlich sei. Wenn beim Freihandelsabkommen TTIP die Standards Europas und der USA angeglichen werden sollen, sei Vorsicht geboten. In der EU gilt z.B. eine Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel. Die meisten Menschen wollen keine Gentechnik und durch die Hinweise setzen sich solche Produkte in Europa kaum in den Supermärkten durch. In den USA gibt es keine Kennzeichnungspflicht www.eine-welt-netz-nrw.de und genetisch veränderte Nahrungsmittel sind weit verbreitet. Es gebe zu Recht die Sorge, dass sich auch hier bei TTIP die Interessen der Investoren durchsetzen und nicht die Anliegen des Gemeinwohls. Die Verhandlungen für TTIP werden unter Ausschluss der Parlamente und der Öffentlichkeit geführt, die Lobbyisten der Konzerne sind jedoch mittendrin. Die vehemente Ablehnung von TTIP wurzelt vor allem in der Empörung darüber, dass unsere Politiker es zulassen, dass Investoren und Konzerne sich ihre Spielregeln der Zukunft quasi selbst schreiben. Beide Referenten des Workshops rufen deshalb auf, sich an Protesten zu beteiligen – zum Beispiel bei www.ttip-unfairhandelbar.de. n „Wenn zwei Elefanten sich streiten, leiden die Bäume. Wenn zwei Elefanten sich lieben, leiden die Bäume noch mehr.“ Dr. Boniface Mabanza Kirchliche Arbeitsstelle südliches Afrika Dr. Mabanza zitiert ein afrikanisches Sprichwort auf die Frage nach den Auswirkungen von TTIP auf afrikanische Länder BeyondAid – über Entwicklungs zusammenarbeit hinaus? „Woran denken sie bei BeyondAid?“ Darauf antworteten die rund 70 Teilnehmer_innen spontan: „Hilfe neu definieren“ – „Neo liberalismus pur“ – „versuchte Partnerschaftlichkeit“ – „Entwicklungsland Deutschland“ – „Perspektivwechsel“ und „Kolonialismus 3.0“. Was also steckt wirklich hinter diesem Begriff? Heiner Janus vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn erläuterte, warum die Entwicklungszusammen arbeit unter Druck steht: Die alte Hilfe – Ressourcen vom Norden in den Süden bringen – gilt als überholt. Weltweit gibt es nur noch 36 Länder mit niedrigem Einkommen. Es scheint immer unübersichtlicher zu werden, Armut zu bekämpfen. Außerdem soll moderne Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mehr leisten, als Armut zu überwinden: übergeordnete Probleme wie der Klimawandel, die Ungleichheit innerhalb von Gesellschaften und Staaten, globale und regionale Sicherheit, die Grenzen globaler Ressourcen und die Belastung der Ökosysteme – auch hier soll Entwicklungszusammenarbeit Beiträge zur Lösung liefern. Das Stichwort BeyondAid beschreibt unterschiedliche Aspekte des Wandels der EZ. Dieser Wandel zeigt sich vor allem in vier Dimensionen globaler Kooperation: Akteure, Finanzierung, Regulierung und Wissen. In jedem dieser Dimensionen verliert die EZ an relativer Bedeutung. Soll die EZ sich jetzt auf arme Länder spezialisieren? Oder soll sie Teil des breiteren Rahmens globaler Kooperation werden? Oder geht auch beides? Im Fall einer Spezialisierung behält EZ ihren Fokus auf Armutsreduzierung bei und wendet sich einer kleiner werdenden Zahl überwiegend fragiler Länder zu. Im Fall einer Vernetzung unterstützt EZ ein komplexeres System globaler Entwicklungsziele, darunter die Bereitstellung globaler öffentlicher Güter. „In der Vergangenheit wurde über Handelsabkommen nicht ausreichend geredet. Die Frage ist, ob TTIP eher eine Bedrohung oder ein Impuls für die ärmsten Länder sein kann. Das muss man sich sorgfältig anschauen, um dann die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Dr. Angelica Schwall-Düren Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen Johanna Fincke von der Christlichen Initiative Romero (CIR) in Münster betonte, dass die EZ unter einem hohem Legitimations- und Rechtfertigungsdruck stehe. Hilfe solle messbar gemacht und evaluiert werden. Hilfe solle als globale Solidarität und nicht als Wohltätigkeit verstanden werden. „Entwicklungszusammenarbeit sollte nicht länger wie ein Reinigungswagen sein, der die Schäden nach einem Randale-Event aufräumt“ sagte Johanna Fincke mit Blick auf die Schäden, die ungebremstes Profitstreben global anrichte. n 3 Flucht und die moralische Verantwortung der Europäischen Union Neue Perspektiven für kommunale Entwicklungspolitik Deutschland ist ein Einwanderungsland, das ist eine Tatsache. Menschen mit Migrationserfahrungen sind Teil der Gesellschaft und sie können gerade in der Entwicklungspolitik wichtige Ideen beitragen. Darauf zielt das auf der Eine-Welt-Landeskonferenz vorgestellte Projekt „Migrant_innen in der kommunalen Einen Welt Arbeit“ der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, des Forums für soziale Innovation (FSI) und des Eine Welt Netz NRW. Katja Feld vom FSI beschrieb ihre Erkenntnisse aus einer Vorstudie: „Auf kommunaler Ebene ist Entwicklungspolitik ein Luxus-Thema. Dieses wird oft der Zivilgesellschaft überlassen. Eine interkulturelle Öffnung bleibt Utopie. Migrant_innen werden sogar gewohnheitsmäßig nur als hilfebedürftig wahrgenommen.“ Um dies zu ändern, wird zurzeit ein Pool migrantischer Berater_innen etabliert, die konkret Kommunen bei der interkulturellen Öffnung der Entwicklungspolitik unterstützen sollen. Dabei soll deutlich werden, dass die Kompetenzen, Erfahrungen und Netzwerke der Berater_innen für die Kommunen einen Mehrwert darstellen und konkret genutzt werden können. n 4 Die EU ist Ziel von vielen flüchtenden Menschen, die in ihren Herkunftsländern keine Perspektive mehr auf ein Leben in Frieden und ohne Armut haben. Alle paar Wochen gibt es Berichte über sinkende, überfüllte Boote im Mittelmeer, doch die menschliche Tragödie ist weit größer und schlimmer. Nathan Ludovic von der Organisation La Voix des Migrants berichtete von seiner eigenen Flucht und den Erfahrungen von vielen anderen Geflüchteten, die auf die Festung Europa trafen. Die Situation für die jungen Menschen in vielen Herkunftsländern ist fatal: Auch mit einer Ausbildung ist ein gutes Leben nicht möglich, wirtschaftliche Abhängigkeiten und korrupte Regierungen verhindern eine gute Entwicklung. Europa erscheint in den Medien als „gelobtes Land“. Einer der gefährlichsten Wege führe durch die Sahara. Nie ist klar, wann das Ziel endlich erreicht wird. Während der Flucht werden insbesondere Frauen immer wieder Opfer von Vergewaltigungen. In den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla in Marokko versuchen viele Menschen den hohen Zaun zu überwinden oder schwimmend die Landzunge zu erreichen. Sie werden oft von der marokkanischen und spanischen Polizei mit Gewalt zurückgedrängt. So wird ihnen ein Asylverfahren verwehrt. Dabei kommt es immer wieder zu Toten. Aber auch in Europa angekommen, wird das Leben nicht einfacher. Ohne offizielle Aufenthaltsgenehmigung gibt es keine Möglichkeit zur Arbeit, keine Sprachkurse. Illegalität ist der einzige Ausweg, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Viele der Geflüchteten fragen sich, wann das Leid endlich aufhört. n www.eine-welt-netz-nrw.de Mit weltwärts von Süd nach Nord Für einen neuen Freiwilligendienst, bei dem Freiwillige aus Ländern des g lobalen Südens ein Jahr in Deutschland verbringen, engagiert sich eine Gruppe ehemaliger Freiwilliger des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes weltwärts. Wir sprechen mit Jenny Brunner aus dieser Gruppe. Jenny, was ist euer Ziel? Wir wollen jungen Menschen aus dem globalen Süden einen realistischen Einblick in das Leben in Deutschland verschaffen. Wir wollen so die Möglichkeit bieten, ebenfalls den eigenen Horizont zu erweitern und eine fremde Kultur kennen zu lernen – so wie wir selbst es tun konnten. Damit wollen wir das Ungleichgewicht des weltwärts-Dienstes aufheben und einen tatsächlichen Austausch schaffen. Ganz konkret wollen wir im August 2016 zwei oder drei Süd-Freiwillige aufnehmen. Welche Schritte habt ihr schon gemacht? Wir haben uns als Gruppe gefunden, Zukunftspläne geschmiedet und sind auf dem Weg, ein gemeinnütziger Verein zu werden. Wir haben schon Spendenaktionen zum International Volunteers Day und auf Weihnachtsmärkten durchgeführt und ein Konzept zur Betreuung von Gast familien und Freiwilligen entwickelt. Welche Unterstützung könnt ihr gebrauchen und von wem? Jeder kann uns durch Spenden finanziell unterstützen, egal ob als Privatperson, Gruppe oder Organisation. Für die Freiwilligen, die im nächsten Jahr kommen sollen, suchen wir Gastfamilien und Einsatzstellen. Was ist die größte Hürde? Die Finanzierung des Projektes ist unsere größte Heraus forderung. Wie kann man Kontakt mit euch aufnehmen? Am besten per Mail an: [email protected] n „Rassismus entsteht immer aus demselben Mix: Unwissenheit und Angst, gewürzt mit einer Handvoll Unzufriedenheit und 4-5 Kilo fehlendem Selbstbewusstsein.“ Marius Jung Hofexkursion Eine Exkursion zum Hof Entrup 119 nach Altenberge im Kreis Steinfurt führte eine Gruppe von Teilnehmer_innen der Landeskonferenz durch. Sie informierten sich bei einer Hofführung über die Aktivitäten des Biohofes, der nach den Demeter-Richtlinien bewirtschaftet wird. Gemüse, Schafe und eine Käserei sind Schwerpunkte des Hofes. Das Besondere an diesem Hof ist das Projekt zur Community supported agriculture (CSA). Mitglieder der CSA-Gemeinschaft sind z. Zt. etwa 100 Verbraucher_innen, die über den Anbau und Aktivitäten des Hofes mitbestimmen und auch durch monatliche Beiträge das finanzielle Risiko des Hofes mittragen und im Gegenzug mit Produkten vom Hof versorgt werden. Für das Team des Hofes bedeutet das mehr Sicherheit und für die Mitglieder das ganze Jahr frisch erzeugte Produkte vom Hof und einen großen Einblick, wie ihre Lebensmittel erzeugt werden – eine hervorragende Möglichkeit, konsequent nachhaltig zu konsumieren. n www.entrup119.de 5 Akteure entwicklungspolitischer Bildungsarbeit in Europa Bobby McCormack organisiert im Projekt „Insight“ jährlich eine Begegnung zwischen tansanischen und irischen Multiplikator_innen in Politik und Gesellschaft. Anschließend führen diese Projekte der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in Irland durch. Wichtigstes Ziel dabei: Die Sicht auf die Welt differenzieren und „Blind Spots“ deutlich machen. Ana Teresa Santos arbeitet für das „Global Citizenship Education Department“. Im Rahmen des Projektes „Challengingthecrisis“ unterstützt sie Jugendliche aus Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien und Slowenien in ihrem Protest gegen die Folgen der Finanzkrise. Luciana Almeida arbeitet ebenfalls im Bereich Global Citizenship Education für DEEEP in Brüssel. Dabei unterstützt sie intensiv alle DARE-ForumMitglieder und die Entwicklung des Projektes. Entwicklungspolitische Bildungsarbeit auf europäisch Überall in Europa wird entwicklungspolitische Bildungsarbeit praktisch durchgeführt. Das DARE-Forum (Development Awareness Raising and Education Forum) des entwicklungs politischen Dachverbandes CONCORD ist der zentrale Ort für den Austausch über Inhalte, Chancen und Herausforderungen. Auf der Eine-Welt-Landeskonferenz gab es ein „DARE-Forum light“: Fünf Gäste aus verschiedenen europäischen Staaten (siehe Kurzportraits links) berichteten über ihre Bildungsprojekte. Die zentralen Ergebnisse: Die politische Unterstützung für entwicklungspolitische Bildungsarbeit ist sehr unterschiedlich, nötig ist aber immer ein direkter Kontakt zu den wichtigen gesellschaftlichen Akteuren. Länderübergreifende Projekte zeigen unterschiedliche Perspektiven und sind sehr bereichernd. Gemeinsam fordert man den Ausbau der EU-Förderung. n Globales Lernen in der Fußgängerzone Lilia Krasteva ist Projektkoordinatorin und Expertin in „Global Education“ am „Centre of Inclusive Education“ in Sofia, Bulgarien. Dieses entwickelt interaktives Lehrmaterial für Kinder und Jugendliche, um entwicklungspolitische Bildung voran zu treiben. Michal Cenker ist „Global Education Program Officer“ für die Pontis Foundation in der Slowakei. Dabei unterstützt er insbesondere Universitäten, veröffentlicht Lehrmaterial und organisiert Veranstaltungen zu international entwicklungspolitisch relevanten Themen. 6 Bei einem konsumkritischen Rundgang durch die Innenstadt M ünsters konnten sich die Teilnehmer_innen auf mehreren S tationen über die globalen Folgen unseres Einkaufsverhaltens i nformieren. Textilien und Handys waren zwei Themen des Rundgangs, der von der OpenGlobe-Gruppe Dortmund gestaltetet wurde. Wer selber an einem Stadtrundgang teilnehmen will, findet Infos unter www.open-globe.de. www.eine-welt-netz-nrw.de Sustainable Development Goals: Ein Update für die Eine Welt Arbeit? Im Mittelpunkt dieses Workshops standen die neuen Ziele für nachhaltige Entwicklung, die die Vereinten Nationen im September 2015 verabschieden wollen. Selbst für viele Engagierte sind die Entwicklungsziele Neuland. Die Sustainable Development Goals (SDG) sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen, die in Anlehnung an den Entwicklungsprozess der Millennium-Entwicklungsziele (MDG) entworfen werden und diesen nach dessen Ablauf im Jahr 2015 unter verstärktem Fokus auf Nachhaltigkeitsaspekte weiterführen. Im Unterschied zu den MDG, die insbesondere Entwicklungsländern galten, sollen die SDG für alle Länder konzipiert werden. Laut Jens Martens vom Global Policy Forum solle man bei den SDG vor allem die Ungleichheiten in den Blick nehmen: zwischen und innerhalb von Ländern, bei den Menschenrechten, der Ökologie und bei Handel und Finanzen. Im Mittelpunkt stünden die ökologischen Grenzen der Erde ebenso wie die Frage der Macht und des Einflusses privatwirtschaftlicher Interessen. Hans Christoph Boppel aus der Vertretung des Landes NRW bei der EU in Brüssel betonte die Gefahr, dass die SDG sich zu einem „politischen Elfenbeinturm“ entwickeln, in dem für Nachhaltigkeit debattiert wird, während für Profit-Interessen entschieden wird. In Brüssel erlebe er die Europäische Union in großen Krisen, Stichworte sind die Ukraine, Griechenland, Jugendarbeitslosigkeit und die Ablehnung der Europapolitik. Er fürchte, dass die EU in nächsten 15 Jahren wenig zur globalen Nachhaltigkeit beitrage. Ohne zivilgesellschaftlichen Druck seien die Ziele nicht zu erreichen. Das will das Eine Welt Netz NRW unterstützen. Udo Schlüter erläuterte das Projekt „Weltentwicklungsziele vor Ort diskutieren“, das in ganz NRW die Entwicklungsziele zum Thema machen will. Im Mittelpunkt stehen Kulturprojekte wie Wandgemälde in vielen NRW-Städten. n Der Faire Handel im Kreuzverhör Es lassen sich viele Erfolgsgeschichten über die positiven Wirkungen des Fairen Handels berichten. In den letzten Jahren wuchs der Fairtrade-Umsatz stets zweistellig. Das FairtradeSiegel gehört mittlerweile zu den bekanntesten Produktsiegeln. Doch in den letzten Jahren häufen sich auch undifferenzierte Mediendarstellungen, die den Nutzen von Fairtrade bezweifeln. Claudia Brück von Fairtrade Deutschland ging darauf ein: Fairtrade sei mehr als ein ökonomischer Ansatz, berichtet sie. Fairtrade fördert den Bio-Anbau, leistet wichtige Beratungsarbeit und eröffnet einen Marktzugang für die Produzenten. Zu betonen ist, dass die Produzenten im Fairtrade-System mit einem Stimmanteil von 50 % in den Gremien von Fairtrade International gleichberechtigt vertreten sind. Die Kriterien und Fairtrade Standards werden kontinuierlich weiterentwickelt. 2011 wurden mehr und strengere Umweltkriterien eingeführt, 2014 gab es eine deutliche Verschärfung der Lohnarbeitsstandards und 2015 steht die Entwicklung eines umfassenden Textilstandard vor dem Abschluss. Claudia Brück konnte die Kritik der Medien ausräumen. Es zeigte sich, wie wichtig Informationen aus erster Hand für Engagierte sind. n www.fairtrade-deutschland.de/ueber-fairtrade/ wirkung-von-fairtrade/ „Wir genießen viele Vorteile als Europäer_ innen, aber dadurch tragen wir auch Verantwortung.“ Anna Ziener Open Globe 7 Die Konferenz ist eine Kooperationsveranstaltung von: AKADEMIE FRANZ HITZE HAUS Für die Unterstützung der Konferenz bedanken wir uns bei: n Katholisch-soziale Akademie Franz Hitze Haus Münster Die Dokumentation der Landeskonferenz mit den Protokollen und Präsentationen aller Podiumsveranstaltungen und Workshops finden Sie unter www.eine-welt-netz-nrw.de/ seiten/2471/ Impressum Projektbrief des Eine Welt Netz NRW e.V. V.i.S.d.P.: Udo Schlüter, Geschäftsführer Achtermannstr. 10-12 · 48143 Münster Tel. 0251 - 28 46 69 0 Redaktion:Sören Barge, Martina Kiel, Manfred Belle Mai 2015 Fotos:Ralf Emmerich, Gerd ter Veen, spuno Gestaltung: Lütke Fahle Seifert AGD Gedruckt auf Recyclingpapier www.eine-welt-netz-nrw.de Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln Kto. 20 30 40 · BLZ 370 205 00 Das Jahr der Entscheidung für einen konsequenten Klimaschutz? Ein zentraler Termin für die Weltbevölkerung im Jahr 2015 ist der 11. Dezember, denn dann soll ein neuer globaler Klimavertrag in Paris abschließend verhandelt sein. Lisa Junghans von Germanwatch berichtete von ihrer Teilnahme an der Klimakonferenz 2014 in Lima: Zwar gibt es Beteuerungen, das Klima zu schützen, konkrete Maßnahmen werden aber nur selten und wenn, dann als kleinster Konsens beschlossen. Insbesondere wirtschaftsschwache Staaten haben kaum Mitspracherecht. Germanwatch versucht, auf den Konferenzen als Anwalt genau dieser Staaten aufzutreten. Neben organisatorischer Unterstützung werden viele informelle Gespräche geführt, bei denen Germanwatch als Vermittler zwischen den Ländern des globalen Nordens und Südens fungiert. n Klimapolitik schafft das bessere Wachtstum Die derzeitige Situation in Europa ist von einer stagnierenden Wirtschaftslage mit sehr hoher Arbeitslosigkeit geprägt. Die Diskussion um die Bewältigung der Krise ist allgegenwärtig. Aus klimapolitischer Sicht, so Jahel Mielke vom Global Climate Forum, bietet dies eine große Chance: Die Förderung von Investitionen in klimaschonende Infrastruktur und damit die Schaffung insbesondere von „grünen“ Ausbildungsplätzen. Damit könne die große Transformation erheblich vorangetrieben und auch mit Hilfe von privaten Investoren ein „besseres Wachstum“ geschaffen werden. Das sieht auch Stefan Rostock von Germanwatch so und betont, dass sich die EU dafür als eine Werte- und Solidargemeinschaft verstehen muss und die Energiewende aus dieser Perspektive ein neues europäisches Friedensprojekt darstellt. Nichtregierungsorganisationen sollten dabei die Krise anhand von Beispielen sichtbar zu machen, Erfahrungen von anderen Kontinenten und Migrant_innen einbringen sowie die konkreten Investitionsvorhaben zum Beispiel der EU-Kommission kritisch begleiten. n Klimakompensation der Konferenz Wie bei all unseren Veranstaltungen bemühen wir uns, auch die Landeskonferenz möglichst klimaschonend durchzuführen. Wir reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, bieten vegetarisches Essen an und verwenden Papier sparsam. Für die diesjährige Konferenz haben wir einen C02-Ausstoß von 5,7 Tonnen errechnet. Dies kompensieren wir durch die Unterstützung von Projekten des kirchlichen Kompensationsfonds Klima-Kollekte. n www.klima-kollekte.de
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