Welt. Macht. Europa.

Projektbrief
Mai 2015
Eine Welt Landeskonferenz 2015 – die Ergebnisse
Das Eine Welt Netz NRW hat das „Europäische Jahr
der Entwicklung“ zum Anlass genommen, die Politik
der EU und ihrer Mitgliedstaaten in den Fokus der
diesjährigen Eine-Welt-Landeskonferenz zu nehmen. Udo Schlüter,
Geschäftsführer des Eine Welt Netz
NRW: „Wir ­wollen ein friedliches,
solidarisches, demokratisches und
global verantwortliches Europa.
Das ist der Hintergrund unserer
Diskussionen, die sich kritisch mit der e­ uropäischen
Realität z.B. im Bereich der Flüchtlings­politik, der
Entwicklungspolitik oder auch der Handelspolitik auseinandersetzen.
Und deshalb werden wir auf keinem Fall die Debatte um Europa den Rechtspopulisten überlassen.“
Welt. Macht. Europa.
Europa und seine (in-)kohärente Entwicklungspolitik
Suzan Cornelissen von der Foundation Max van
der Stoel stellte klar, dass nicht nur die konkrete
Entwicklungszusammenarbeit beachtet werden
muss, sondern dass zu einer kohärenten ­Außenund Entwicklungspolitik auch Fragen der Ressourcen-, Agrar- oder Handelspolitik gehören. Die
Mitverfasserin des zivilgesellschaftlichen Kohärenzberichtes in
Brüssel fordert, die Auswirkungen der Entscheidungen der EU für
die Länder des globalen Südens fortlaufend zu überprüfen. Die
Subventionierung von Agrotreibstoffen oder Geflügelexporten
widerspricht zum Beispiel dem Ziel der Armutsbekämpfung. Um
das Prinzip „Mit der einen Hand geben, mit der anderen nehmen“
zu verhindern, müssen Kohärenz-Strukturen innerhalb der EU
gestärkt und der zivilgesellschaftliche Druck erhöht werden.
Dr. Boniface Mabanza von der Kirchlichen Arbeitsstelle südliches
Afrika kritisierte die Freihandelspolitik der EU. Er beobachtet eine
Verlagerung auf bilaterale Handelsabkommen, weil die EU auf
multilateraler Ebene gescheitert ist. Die „Economic Partnership
Agreements“ (EPAs) fordern für einen Zugang zum europäischen
Markt im Gegenzug in den Staaten des globalen Südens eine weitreichende Marktöffnung und Abschaffung der Ausfuhrsteuern,
insbesondere auf Rohstoffe. Für viele Staaten hieße das: Weniger
Möglichkeiten, lokale Wirtschaft aufzubauen und zu schützen sowie eine übergroße Konkurrenz durch europäische Waren auf den
heimischen Märkten. Laut Mabanza kann ein
Freihandel zwischen so ungleichen Akteuren
nicht funktionieren.
Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD),
Ministerin für Eine Welt in NRW,
betonte die Verantwortung jedes
Einzelnen bei Kaufentscheidungen und politischen Prozessen.
Aus Sicht von Ute Koczy (Bündnis
90/Die Grünen) müssten insbesondere globale Unternehmen in
die Pflicht genommen werden,
ihre für Menschen schädlichen
Geschäftspraktiken zu unterlassen. Dazu müsste es mehr staat­
liche Regulierung geben.
Dr. Stephan Koppelberg von der
Vertretung der europäischen
Kommission in Bonn bemerkte
dazu, dass die Vielfalt der Entscheidungsprozesse berücksichtigt und immer ein Kompromiss
gefunden werden müsse. Elmar
Brok (CDU), Vorsitzender des
Auswärtigen Ausschusses des
Europaparlaments, kritisierte das
Verhalten afrikanischer Regierungen, die nicht
den Standards von Good Governance entsprächen
und das den eigenen Bürgern schade.
Dr. Martin Dabrowski, Udo Schlüter, Anna Ziener und Dr. Alfred Buß­
eröffneten die Diskussion über die Entwicklungspolitik der EU
„Keine chicken schicken!“
Auch in Afrika regt sich Protest gegen TTIP
Die geheimen Verhandlungen der Europäischen Union und der USA zum Freihandelsabkommen TTIP werden auch in Afrika mit Sorge beobachtet. Dr. Boniface
Mabanza von der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KOSA) und Berit
Thomsen von der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (AbL) schilderten
die Gefahren der TTIP-Pläne für Bauern und Verbraucher in Süd und Nord.
„Man darf Nahrungsmittel nicht
wie jede andere Ware betrachten“,
sagt Dr. Boniface Mabanza. Die Europäische Union dränge seit langem
darauf, dass Afrikas Märkte noch
mehr Produkte aus europäischen
Überschüssen aufnehmen. Kritiker
befürchten eine noch stärkere Überflutung mit Agrarprodukten und
einen Zusammenbruch der afrikanischen Landwirtschaft. Kamerun
werde z.B. seit über zehn Jahren mit
Hähnchenteilen überschwemmt,
die in Europa niemand essen wolle.
Auf den Märkten gibt es jetzt kaum
noch lebende – also frische – Hühner zu kaufen, sondern Berge von
Resten aus Europas Tiefkühlungen,
die auf dem Weg in die Küchen
Kameruns zudem oft gefährlich
verderben. Mit dem Slogan „Keine
chicken schicken“ gab es dazu Proteste von Organisationen aus Kamerun und Deutschland. Danach hatte
sich die Lage etwas verbessert. Doch
auf Druck von Nutznießern aus
Kamerun und von Lobbyisten aus
2
Brüssel habe Kamerun im Jahr 2014
ein weiteres Freihandelsabkommen
ratifiziert.
Berit Thomsen kritisierte die
Weltmarktorientierung der euro­
päischen Agrarpolitik. Große
Tierfabriken erhalten die meisten
Subventionen. Dabei gehe es kaum
um ökologische und soziale Belange. Die Agrarindustrie dränge auf
Marktöffnung und Abschaffung der
Zölle, dabei sei es gerade sie, die für
den Niedergang kleiner und mittlerer Bauernhöfe verantwortlich sei.
Wenn beim Freihandelsabkommen
TTIP die Standards Europas und der
USA angeglichen werden sollen,
sei Vorsicht geboten. In der EU gilt
z.B. eine Kennzeichnungspflicht für
gentechnisch veränderte Lebensmittel. Die meisten Menschen wollen
keine Gentechnik und
durch die Hinweise setzen sich solche Produkte
in Europa kaum in den
Supermärkten durch.
In den USA gibt es keine
Kennzeichnungspflicht
www.eine-welt-netz-nrw.de
und genetisch veränderte Nahrungsmittel sind weit verbreitet. Es
gebe zu Recht die Sorge, dass sich
auch hier bei TTIP die Interessen der
Investoren durchsetzen und nicht
die Anliegen des Gemeinwohls. Die
Verhandlungen für TTIP werden
unter Ausschluss der Parlamente
und der Öffentlichkeit geführt, die
Lobbyisten der Konzerne sind jedoch mittendrin.
Die vehemente Ablehnung von TTIP
wurzelt vor allem in der Empörung
darüber, dass unsere Politiker
es zulassen, dass Investoren und
Konzerne sich ihre Spielregeln der
Zukunft quasi selbst schreiben. Beide Referenten des Workshops rufen
deshalb auf, sich an Protesten zu
beteiligen – zum Beispiel bei
www.ttip-unfairhandelbar.de. n
„Wenn zwei Elefanten sich streiten,
leiden die Bäume. Wenn zwei Elefanten
sich lieben, leiden die Bäume noch
mehr.“
Dr. Boniface Mabanza
Kirchliche Arbeitsstelle südliches Afrika
Dr. Mabanza zitiert ein
afrikanisches Sprichwort
auf die Frage nach den
Auswirkungen von TTIP
auf afrikanische Länder
BeyondAid – über Entwicklungs­
zusammenarbeit hinaus?
„Woran denken sie bei BeyondAid?“ Darauf antworteten die rund
70 Teilnehmer_innen spontan: „Hilfe neu definieren“ – „Neo­
liberalismus pur“ – „versuchte Partnerschaftlichkeit“ – „Entwicklungsland Deutschland“ – „Perspektivwechsel“ und „Kolonialismus 3.0“. Was also steckt wirklich hinter diesem Begriff?
Heiner Janus vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik
(DIE) in Bonn erläuterte, warum die Entwicklungszusammen­
arbeit unter Druck steht: Die alte Hilfe – Ressourcen vom Norden
in den Süden bringen – gilt als überholt. Weltweit gibt es nur
noch 36 Länder mit niedrigem Einkommen. Es scheint immer
unübersichtlicher zu werden, Armut zu bekämpfen. Außerdem
soll moderne Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mehr leisten,
als Armut zu überwinden: übergeordnete Probleme wie der
Klima­wandel, die Ungleichheit innerhalb von Gesellschaften
und Staaten, globale und regionale Sicherheit, die Grenzen globaler Ressourcen und die Belastung der Ökosysteme – auch hier
soll Entwicklungszusammenarbeit Beiträge zur Lösung liefern.
Das Stichwort BeyondAid beschreibt unterschiedliche Aspekte
des Wandels der EZ. Dieser Wandel zeigt sich vor allem in vier
Dimensionen globaler Kooperation: Akteure, Finanzierung, Regulierung und Wissen. In jedem dieser Dimensionen verliert die
EZ an relativer Bedeutung. Soll die EZ sich jetzt auf arme Länder
spezialisieren? Oder soll sie Teil des breiteren Rahmens globaler
Kooperation werden? Oder geht auch beides? Im Fall einer Spezialisierung behält EZ ihren Fokus auf Armutsreduzierung bei und
wendet sich einer kleiner werdenden Zahl überwiegend fragiler
Länder zu. Im Fall einer Vernetzung unterstützt EZ ein komplexeres System globaler Entwicklungsziele, darunter die Bereitstellung globaler öffentlicher Güter.
„In der Vergangenheit wurde
über Handelsabkommen nicht
ausreichend geredet.
Die Frage ist, ob TTIP
eher eine Bedrohung
oder ein Impuls für
die ärmsten Länder
sein kann. Das muss
man sich sorgfältig
anschauen, um dann die richtigen
Entscheidungen zu treffen.“
Dr. Angelica Schwall-Düren
Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und
Medien des Landes Nordrhein-Westfalen
Johanna Fincke von der Christlichen
Initiative Romero (CIR) in Münster betonte, dass die EZ unter einem hohem Legitimations- und Rechtfertigungsdruck
stehe. Hilfe solle messbar gemacht und
evaluiert werden. Hilfe solle als globale
Solidarität und nicht als Wohltätigkeit
verstanden werden. „Entwicklungszusammenarbeit sollte nicht länger wie ein
Reinigungswagen sein, der die Schäden
nach einem Randale-Event aufräumt“
sagte Johanna Fincke mit Blick auf die
Schäden, die ungebremstes Profitstreben
global anrichte. n
3
Flucht und die moralische
Verantwortung der
Europäischen Union
Neue Perspektiven
für kommunale
­Entwicklungspolitik
Deutschland ist ein Einwanderungsland, das ist eine Tatsache. Menschen
mit Migrationserfahrungen sind Teil
der Gesellschaft und sie können gerade
in der Entwicklungspolitik wichtige
Ideen beitragen. Darauf zielt das auf der
Eine-Welt-Landeskonferenz vorgestellte
Projekt „Migrant_innen in der kommunalen Einen Welt Arbeit“ der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, des
Forums für soziale Innovation (FSI) und
des Eine Welt Netz NRW. Katja Feld vom
FSI beschrieb ihre Erkenntnisse aus einer Vorstudie: „Auf kommunaler Ebene
ist Entwicklungspolitik ein
Luxus-Thema. Dieses wird
oft der Zivilgesellschaft
überlassen. Eine interkulturelle Öffnung bleibt Utopie.
Migrant_innen werden
sogar gewohnheitsmäßig
nur als hilfebedürftig wahrgenommen.“ Um dies zu
ändern, wird zurzeit ein
Pool migrantischer Berater_innen etabliert, die
konkret Kommunen bei der
interkulturellen Öffnung
der Entwicklungspolitik unterstützen
sollen. Dabei soll deutlich werden, dass
die Kompetenzen, Erfahrungen und
Netzwerke der Berater_innen für die
Kommunen einen Mehrwert darstellen
und konkret genutzt werden können. n
4
Die EU ist Ziel von vielen flüchtenden Menschen, die in ihren
Herkunftsländern keine Perspektive mehr auf ein Leben in
Frieden und ohne Armut haben. Alle paar Wochen gibt es Berichte über sinkende, überfüllte Boote im Mittelmeer, doch
die menschliche Tragödie ist weit größer und schlimmer.
Nathan Ludovic von der Organisation La
Voix des Migrants berichtete von seiner
eigenen Flucht und den Erfahrungen von
vielen anderen Geflüchteten, die auf die
Festung Europa trafen. Die Situation für
die jungen Menschen in vielen Herkunftsländern ist fatal: Auch mit einer Ausbildung ist ein gutes
Leben nicht möglich, wirtschaftliche Abhängigkeiten und
korrupte Regierungen verhindern eine gute Entwicklung.
Europa erscheint in den Medien als „gelobtes Land“. Einer
der gefährlichsten Wege führe durch die
Sahara. Nie ist klar, wann das Ziel endlich
erreicht wird. Während der Flucht werden
insbesondere Frauen immer wieder Opfer
von Vergewaltigungen. In den spanischen
Exklaven Ceuta und Melilla in Marokko
versuchen viele Menschen den hohen Zaun
zu überwinden oder schwimmend die
Landzunge zu erreichen. Sie werden oft von
der marokkanischen und spanischen Polizei
mit Gewalt zurückgedrängt. So wird ihnen
ein Asylverfahren verwehrt. Dabei kommt
es immer wieder zu Toten. Aber auch in
Europa angekommen, wird das Leben nicht
einfacher. Ohne offizielle Aufenthaltsgenehmigung gibt es
keine Möglichkeit zur Arbeit, keine Sprachkurse. Illegalität
ist der einzige Ausweg, um einigermaßen über die Runden
zu kommen. Viele der Geflüchteten fragen sich, wann das
Leid endlich aufhört. n
www.eine-welt-netz-nrw.de
Mit weltwärts
von Süd nach Nord Für einen neuen Freiwilligendienst, bei dem Freiwillige aus Ländern
des g­ lobalen Südens ein Jahr in Deutschland verbringen, engagiert
sich eine Gruppe ehemaliger Freiwilliger des entwicklungspolitischen
Freiwilligen­dienstes weltwärts. Wir sprechen
mit Jenny Brunner aus dieser Gruppe.
Jenny, was ist euer Ziel?
Wir wollen jungen Menschen aus dem
globalen Süden einen realistischen
Einblick in das Leben in Deutschland
verschaffen. Wir wollen so die Möglichkeit bieten, ebenfalls den eigenen
Horizont zu erweitern und eine fremde Kultur kennen zu
lernen – so wie wir selbst es tun konnten. Damit wollen
wir das Ungleichgewicht des weltwärts-Dienstes aufheben
und einen tatsächlichen Austausch schaffen. Ganz konkret
wollen wir im August 2016 zwei oder drei Süd-Freiwillige
aufnehmen.
Welche Schritte habt ihr schon gemacht?
Wir haben uns als Gruppe gefunden, Zukunftspläne geschmiedet und sind auf dem Weg, ein gemeinnütziger
Verein zu werden. Wir haben schon Spendenaktionen zum
International Volunteers Day und auf Weihnachtsmärkten
durchgeführt und ein Konzept zur Betreuung von Gast­
familien und Freiwilligen entwickelt.
Welche Unterstützung könnt ihr gebrauchen und von wem?
Jeder kann uns durch Spenden finanziell unterstützen,
egal ob als Privatperson, Gruppe oder Organisation. Für die
Freiwilligen, die im nächsten Jahr kommen sollen, suchen
wir Gastfamilien und Einsatzstellen.
Was ist die größte Hürde?
Die Finanzierung des Projektes ist unsere größte Heraus­
forderung.
Wie kann man Kontakt mit euch aufnehmen?
Am besten per Mail an: [email protected] n
„Rassismus entsteht
immer aus demselben
Mix: Unwissenheit und
Angst, gewürzt mit einer
Handvoll Unzufriedenheit und 4-5 Kilo
­fehlendem Selbstbewusstsein.“
Marius Jung
Hofexkursion
Eine Exkursion zum Hof Entrup 119
nach Altenberge im Kreis Steinfurt
führte eine Gruppe von Teilnehmer_innen der Landeskonferenz durch. Sie
informierten sich bei einer Hofführung
über die Aktivitäten des Biohofes, der
nach den Demeter-Richtlinien bewirtschaftet wird. Gemüse, Schafe und
eine Käserei sind Schwerpunkte des
Hofes. Das Besondere an diesem Hof
ist das Projekt zur Community supported agriculture (CSA). Mitglieder
der CSA-Gemeinschaft sind z. Zt. etwa
100 Verbraucher_innen, die über den
Anbau und Aktivitäten des Hofes mitbestimmen und auch durch monatliche Beiträge das finanzielle Risiko des
Hofes mittragen und im Gegenzug mit
Produkten vom Hof versorgt werden.
Für das Team des Hofes bedeutet das
mehr Sicherheit und für die Mitglieder
das ganze Jahr frisch erzeugte Produkte
vom Hof und einen großen Einblick,
wie ihre Lebensmittel erzeugt werden –
eine hervorragende Möglichkeit, konsequent nachhaltig zu konsumieren. n
www.entrup119.de
5
Akteure entwicklungspolitischer
Bildungsarbeit in Europa
Bobby McCormack organisiert im Projekt
„Insight“ jährlich eine
Begegnung zwischen tansanischen und irischen
Multiplikator_innen in
Politik und Gesellschaft.
Anschließend führen diese Projekte der entwicklungspolitischen
Bildungsarbeit in Irland durch. Wichtigstes Ziel dabei: Die Sicht auf die Welt
differenzieren und „Blind Spots“ deutlich
machen. Ana Teresa Santos arbeitet für das „Global
Citizenship Education Department“. Im
Rahmen des Projektes „Challengingthecrisis“ unterstützt sie Jugendliche aus
Portugal, Irland,
Italien, Griechenland,
Spanien und Slowenien in ihrem Protest
gegen die Folgen der
Finanzkrise.
Luciana Almeida arbeitet ebenfalls im Bereich Global Citizenship Education für DEEEP
in Brüssel. Dabei unterstützt
sie intensiv alle DARE-ForumMitglieder und die Entwicklung des Projektes.
Entwicklungspolitische
Bildungsarbeit auf europäisch
Überall in Europa wird entwicklungspolitische ­Bildungsarbeit
praktisch durchgeführt. Das DARE-Forum (Development
Aware­ness Raising and Education Forum) des entwicklungs­
politischen Dachverbandes CONCORD ist der zentrale Ort für
den Austausch über Inhalte, Chancen und Herausforderungen.
Auf der Eine-Welt-Landeskonferenz gab es ein „DARE-Forum
light“: Fünf Gäste aus verschiedenen europäischen Staaten (siehe Kurzportraits links) berichteten über ihre Bildungsprojekte.
Die zentralen Ergebnisse: Die politische Unterstützung für entwicklungspolitische Bildungsarbeit ist sehr unterschiedlich,
nötig ist aber immer ein direkter Kontakt zu den wichtigen
gesellschaftlichen Akteuren. Länderübergreifende Projekte zeigen unterschiedliche Perspektiven und sind sehr bereichernd.
Gemeinsam fordert man den Ausbau der EU-Förderung. n
Globales Lernen in der Fußgängerzone
Lilia Krasteva ist Projektkoordinatorin und Expertin in „Global Education“
am „Centre of Inclusive
Education“ in Sofia, Bulgarien. Dieses entwickelt
interaktives Lehrmaterial für Kinder und
Jugendliche, um entwicklungspolitische
Bildung voran zu treiben.
Michal Cenker ist „Global Education Program Officer“ für die Pontis Foundation
in der Slowakei. Dabei unterstützt er insbesondere Universitäten, veröffentlicht
Lehrmaterial und organisiert Veranstaltungen zu international entwicklungspolitisch relevanten
Themen.
6
Bei einem konsumkritischen Rundgang durch die Innenstadt
­M ünsters konnten sich die Teilnehmer_innen auf mehreren
­S tationen über die globalen Folgen unseres Einkaufsverhaltens
­i nformieren. Textilien und Handys waren zwei Themen des Rundgangs, der von der OpenGlobe-Gruppe Dortmund gestaltetet wurde.
Wer selber an einem Stadtrundgang teilnehmen will, findet Infos
unter www.open-globe.de.
www.eine-welt-netz-nrw.de
Sustainable Development Goals:
Ein Update für die ­Eine Welt Arbeit?
Im Mittelpunkt dieses Workshops standen die neuen Ziele
für nachhaltige Entwicklung, die die Vereinten Nationen im
­September 2015 verabschieden wollen.
Selbst für viele Engagierte sind die Entwicklungsziele Neuland. Die Sustainable Development Goals (SDG) sind politische
Zielsetzungen der Vereinten Nationen, die in Anlehnung an den
Entwicklungsprozess der Millennium-Entwicklungsziele (MDG)
entworfen werden und diesen nach dessen Ablauf im Jahr 2015
unter verstärktem Fokus auf Nachhaltigkeitsaspekte weiterführen.
Im Unterschied
zu den MDG, die
insbesondere
Entwicklungsländern galten,
sollen die SDG
für alle Länder
konzipiert werden. Laut Jens
Martens vom
Global Policy
Forum solle man
bei den SDG vor allem die Ungleichheiten in den Blick nehmen:
zwischen und innerhalb von Ländern, bei den Menschenrechten,
der Ökologie und bei Handel und Finanzen. Im Mittelpunkt stünden die ökologischen Grenzen der Erde ebenso wie die Frage der
Macht und des Einflusses privatwirtschaftlicher Interessen.
Hans Christoph Boppel aus der Vertretung des Landes NRW bei der
EU in Brüssel betonte die Gefahr, dass die SDG sich zu einem „politischen Elfenbeinturm“ entwickeln, in dem für Nachhaltigkeit
debattiert wird, während für Profit-Interessen entschieden wird. In
Brüssel erlebe er die Europäische Union in großen Krisen, Stichworte sind die Ukraine, Griechenland, Jugendarbeitslosigkeit und die
Ablehnung der Europapolitik. Er fürchte, dass die EU in nächsten
15 Jahren wenig zur globalen Nachhaltigkeit beitrage. Ohne zivilgesellschaftlichen Druck seien die Ziele nicht zu erreichen.
Das will das Eine Welt Netz NRW unterstützen. Udo Schlüter erläuterte das Projekt „Weltentwicklungsziele vor Ort diskutieren“,
das in ganz NRW die Entwicklungsziele zum Thema machen will.
Im Mittelpunkt stehen Kulturprojekte wie Wandgemälde in vielen
NRW-Städten. n
Der Faire Handel
im Kreuzverhör
Es lassen sich viele Erfolgsgeschichten über die positiven
Wirkungen des Fairen Handels
berichten. In den letzten Jahren
wuchs der Fairtrade-Umsatz
stets zweistellig. Das FairtradeSiegel gehört mittlerweile zu
den bekanntesten Produktsiegeln. Doch
in den letzten Jahren häufen sich auch
undifferenzierte Mediendarstellungen,
die den Nutzen von Fairtrade bezweifeln.
Claudia Brück von Fairtrade Deutschland
ging darauf ein: Fairtrade sei mehr als ein
ökonomischer Ansatz, berichtet sie. Fairtrade fördert den Bio-Anbau, leistet wichtige Beratungsarbeit und eröffnet einen
Marktzugang für die Produzenten. Zu betonen ist, dass die
Produzenten im
Fairtrade-System
mit einem Stimmanteil von 50 % in
den Gremien von
Fairtrade International gleichberechtigt vertreten sind. Die
Kriterien und Fairtrade Standards werden
kontinuierlich weiterentwickelt. 2011
wurden mehr und strengere Umweltkriterien eingeführt, 2014 gab es eine deutliche
Verschärfung der Lohnarbeitsstandards
und 2015 steht die Entwicklung eines
umfassenden Textilstandard vor dem
Abschluss. Claudia Brück konnte die Kritik
der Medien ausräumen. Es zeigte sich, wie
wichtig Informationen aus erster Hand für
Engagierte sind. n
www.fairtrade-deutschland.de/ueber-fairtrade/
wirkung-von-fairtrade/
„Wir genießen viele
Vorteile als Europäer_
innen, aber dadurch
tragen wir auch Verantwortung.“
Anna Ziener
Open Globe
7
Die Konferenz ist eine
Koopera­tionsveranstaltung von:
AKADEMIE
FRANZ HITZE
HAUS
Für die Unterstützung der
Konferenz bedanken wir uns bei:
n Katholisch-soziale Akademie Franz
Hitze Haus Münster
Die Dokumentation der Landeskonferenz mit den Protokollen
und Präsentationen aller Podiumsveranstaltungen und Workshops
finden Sie unter
www.eine-welt-netz-nrw.de/
seiten/2471/
Impressum
Projektbrief
des Eine Welt Netz NRW e.V.
V.i.S.d.P.: Udo Schlüter,
Geschäftsführer
Achtermannstr. 10-12 · 48143 Münster
Tel. 0251 - 28 46 69 0
Redaktion:Sören Barge, Martina Kiel,
Manfred Belle
Mai 2015
Fotos:Ralf Emmerich,
Gerd ter Veen,
spuno
Gestaltung: Lütke Fahle Seifert AGD
Gedruckt auf Recyclingpapier
www.eine-welt-netz-nrw.de
Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtschaft Köln
Kto. 20 30 40 · BLZ 370 205 00
Das Jahr der Entscheidung für einen konsequenten ­Klimaschutz?
Ein zentraler Termin für die Weltbevölkerung im Jahr 2015 ist der 11. Dezember, denn dann soll ein neuer globaler
Klimavertrag in Paris abschließend
verhandelt sein. Lisa Junghans von
Germanwatch berichtete von ihrer Teilnahme an der Klimakonferenz 2014 in
Lima: Zwar
gibt es Beteuerungen,
das Klima
zu schützen,
konkrete
Maßnahmen
werden aber
nur selten
und wenn,
dann als kleinster Konsens beschlossen.
Insbesondere wirtschaftsschwache
Staaten haben kaum Mitspracherecht.
Germanwatch versucht, auf den Konferenzen als Anwalt genau dieser Staaten
aufzutreten. Neben organisatorischer
Unterstützung werden viele informelle
Gespräche geführt, bei denen Germanwatch als Vermittler zwischen den Ländern des globalen Nordens und Südens
fungiert. n
Klimapolitik schafft das
bessere Wachtstum
Die derzeitige Situation in Europa ist von
einer stagnierenden Wirtschaftslage mit
sehr hoher Arbeitslosigkeit geprägt. Die
Diskussion um die Bewältigung der Krise
ist allgegenwärtig. Aus klimapolitischer
Sicht, so Jahel Mielke vom Global Climate
Forum, bietet dies eine große Chance: Die
Förderung von Investitionen in klimaschonende Infrastruktur und
damit die Schaffung insbesondere von „grünen“ Ausbildungsplätzen. Damit könne
die große Transformation erheblich vorangetrieben und
auch mit Hilfe von privaten
Investoren ein „besseres
Wachstum“ geschaffen werden. Das sieht auch Stefan
Rostock von Germanwatch so und betont,
dass sich die EU dafür als eine Werte- und
Solidargemeinschaft verstehen muss und
die Energiewende aus dieser Perspektive
ein neues europäisches Friedensprojekt
darstellt. Nichtregierungsorganisationen
sollten dabei die Krise anhand von Beispielen sichtbar zu machen, Erfahrungen von
anderen Kontinenten und Migrant_innen
einbringen sowie die konkreten Investitionsvorhaben zum Beispiel der EU-Kommission kritisch begleiten. n
Klimakompensation der Konferenz
Wie bei all unseren Veranstaltungen bemühen wir uns, auch die Landeskonferenz möglichst klimaschonend durchzuführen. Wir reisen
mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, bieten vegetarisches Essen an
und verwenden Papier sparsam. Für die diesjährige Konferenz haben
wir einen C02-Ausstoß von 5,7 Tonnen errechnet. Dies kompensieren
wir durch die Unterstützung von Projekten des kirchlichen Kompensationsfonds Klima-Kollekte. n
www.klima-kollekte.de