Resilienz – was uns stark macht Resilienz – was uns stark macht

Das Magazin der Bundesarbeitsgemeinschaft
der Senioren-Organisationen
Nachrichten
02/2015
ISSN 1430-6204
Publikation Nr. 39
Bundesarbeitsgemeinschaft der
Senioren-Organisationen e.V.
Zufrieden altern im Beruf –
Ein Ratgeber für ältere Arbeitnehmer
Neu!
Fahrtauglichkeit
älterer Autofahrer –
die Rolle der Hausärzte
2015
2. – 4. Juli nter
Ce
Congress nkfurt
Messe Fra
PROGRAMM
Gemeinsam
in die Zukunft!
11. DEUTSCHER SENIORENTAG 2015
Schirmherrin: Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
mit Messe
Bald!
Resilienz –
was uns stark macht
Initiative
Schlaganfallvorsorge
Bei Vorhofflimmern handeln
?
Vorhofflimmern erkennen. Schlaganfall vorbeugen.
Ist Ihr Herz durch Vorhofflimmern außer Takt? Dann haben Sie möglicherweise ein erhöhtes
Risiko für einen Schlaganfall. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie sich Vorhofflimmern äußern
kann und welche Begleiterkrankungen das Schlaganfallrisiko erhöhen können. Sprechen
Sie bitte mit Ihrem Arzt, wie Sie am besten vorsorgen können. Mehr Informationen finden
Sie auf www.schlaganfall-verhindern.de
Jetzt informieren und vorsorgen!
CVDE14NP02449
Eine Initiative von:
2
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
l
ange leben und gesund alt werden,
wer wünschte sich das nicht? Nun
leben wir heute (im Schnitt) länger
und werden gesünder alt als frühere Generationen. Das ändert aber
nichts daran, dass mit steigendem
Alter gesundheitliche Beeinträchtigungen (ebenfalls im Schnitt) zunehmen. Die gute Nachricht ist dabei, dass das Krankheitsgeschehen
im Alter und der Alterungsprozess
beeinflussbar sind. Die Möglichkeiten der Einflussnahme auf die
Gesundheit sind auch im Alter sehr
vielfältig. Viele Krankheiten können
durch Gesundheitsförderung und
Prävention vermieden, ihr Eintritt
hinausgeschoben oder ihre Folgen
verringert werden. Es lohnt sich also
auch im Alter, sich mit dem Thema
Gesundheit und damit, wie man sie
fördern kann, zu beschäftigen.
rung und Prävention. Es werden
Vorschläge gemacht, wie und mit
welchen Maßnahmen die verschiedensten Akteure Gesundheit und
Lebensqualität älterer Menschen
fördern können und wie diese bei
der Förderung ihrer Gesundheit
unterstützt werden können.
Die Lebensqualität Älterer kann
entscheidend davon abhängen,
inwieweit ihnen eine Integration in das gesellschaftliche Leben
gelingt. „Teilhabe ist ein Teil von
Gesundheitsförderung. Gebraucht
zu werden, zur Gesellschaft zu gehören – das ist wichtig für die Gesunderhaltung bis in die höchsten
Lebensjahre hinein“ (Kuhlmey).
Ebenso sind regelmäßige körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung wichtig für den
Erhalt und die Förderung der GeGesundheitsziele.de, der Kooperati- sundheit.
onsverbund zur Weiterentwicklung
des nationalen Gesundheitsziele- Ein Grund für die BAGSO, sich an
prozesses, hat „Gesund älter werden“ IN FORM, „Deutschlands Initiazum Gegenstand eines Nationa- tive für gesunde Ernährung und
len Gesundheitsziels gemacht. Die mehr Bewegung“, zu beteiligen.
BAGSO hat ergänzend hierzu in Dass das Fehlen von Zähnen und
einer Broschüre und im Internet das Nachlassen von Kaukraft und
„Initiativen und Projekte zur Ver- Kaufähigkeit die Lebensqualität
besserung der Lebensqualität und trüben, liegt auf der Hand. Vielder Gesundheit älterer Menschen“ leicht weniger bekannt ist, welch
vorgestellt.
große Bedeutung darüber hinaus
die Mundgesundheit für die all„Gesund älter werden“ befasst gemeine Gesundheit hat. Erkransich auch mit Gesundheitsförde- kungen der Mundhöhle können
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
zu internistischen Erkrankungen
führen (und umgekehrt).
Bleibt ein weiterer im Zusammenhang mit Gesundheitsförderung
im Gesundheitsziel „Gesund älter
werden“ behandelter Einflussfaktor, die seelische Widerstandskraft
(Resilienz). Gerade im Alter sind
mit Verlusten verbundene kritische Lebensereignisse und Krisen
nicht selten, etwa Beendigung des
Berufslebens, Verwitwung oder
die Übernahme von Pflege. Es geht
darum, wie ältere Menschen damit erfolgreich umgehen können
bzw. wie sie darin gestärkt werden
können, derartige Krisen zu bewältigen. Hierzu (und zu weiteren
interessanten Themen) enthält diese Ausgabe der BAGSO-Nachrichten eine Reihe von Beiträgen. n
Herzlich
Ihr
Rudolf Herweck
Stellv. Vorsitzender der BAGSO
3
Inhalt
Editorial
3
Mobilität
Inhalt
4
Fahrtauglichkeit älterer Autofahrer –
die Rolle der Hausärzte33
Der 11. Deutsche Seniorentag5
Die SenNova 20156
BAGSO bei Bundesjustizminister Maas 7
Seite 27
Titel: Was uns Kraft gibt
Kraft nicht trotz,
sondern dank einer Krise!8
Glaube und Spiritualität als Kraftquelle 10
© Foto: Barbara Donaubauer
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik
Die Werkstatt der Generationen ist ein
fester Bestandteil der Integrativen Montessori Schule an der Balanstraße in München.
„Woher nimmst du nur die Stärke?“12
Seite 32
Gesund mit Hund
Was Ältere bei der Anschaffung eines
Hundes beachten sollten, erfahren Sie von
Angelika Prauß, die 2012 60 plus Hund
gegründet hat.
25
Engagement
Hilfe zur Selbsthilfe für junge Menschen
Seniorpartner in School26
Die Werkstatt der Generationen
27
Wohnen
Wege aus der Wohnungslosigkeit
28
Gesundes Leben
Graue Schläfen in der Werbung 36
Sechs sichere Tipps für Anlagen
38
Darf´s ein bisschen mehr sein? –
Das Geschäft mit den individuellen
Gesundheitsleistungen
39
40
3 Schulklassen – 33 Fragen –
99 Antworten41
Senioren weltweit
Mobil bis ins hohe Alter42
De Hogeweyk – eine alternative
Wohnform für Menschen mit
demenziellen Erkrankungen
43
Informationen aus der BAGSO
© Foto: BERLINSTOCK - Fotolia
Achtsamkeit unterstützt die Fähigkeit,
mit schwierigen Situationen im Leben
umzugehen24
Humor als Resilienz-Faktor © Foto: Halfpoint - Fotolia
Und trotzdem JA zum Leben sagen …17
Die Kneippsche Lebensweise,
eine Kraftquelle22
Recht und Verbraucher
„Höchstleistungen sind mein Leben“
„Was mich immer weitermachen lässt…“
Über innere Antreiber und Kraftquellen16
Wie man zum „Stehauf-Menschen“
werden kann20
35
Vorgestellt
Burnout oder Boreout? –
Wenn Überforderung oder Langeweile
die Kraft rauben 14
Gemeinsam sind wir stärker19
Der Weg ist das Ziel –
Urlaub im Fahrradsattel
Seite 39
Darf´s ein bisschen mehr sein?
Das Geschäft mit den individuellen Gesundheitsleistungen beleuchtet Barbara Schmitz,
Referentin für Gesundheit und Pflege der
Verbraucherzentrale NRW.
Neu in der BAGSO:
Bundesverband russischsprachiger
Eltern e.V.
45
Im Alter IN FORM –
Neue Akzente im Jahre 2015 46
Kooperationen, Netzwerke
Was die BAGSO so alles bewirkt hat
48
Projekte und Positionen der
BAGSO-Verbände 50
Neu: „Zufrieden altern im Beruf“
54
Trauer um Brigitte Weideling
55
Impressum
55
Genussvoll essen in jeder Lebenslage 29
Ich beim Arzt31
Gesund mit Hund
32
Der Wort&Bild Verlag unterstützt mit dem
SENIOREN
RATGEBER
RATGEBER
die Arbeit der BAGSO.
4
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik
Der 11. Deutsche Seniorentag 2015 in Frankfurt am Main
li 2015
2. – 4. Ju
Center
Congress kfurt
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Fr
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Mes
PROGRAMM
Gemeinsam
in die Zukunft!
11. DEUTSCHER SENIORENTAG 2015
Schirmherrin: Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
mit Messe
D
ie Programmplanung des
kommenden Deutschen Seniorentages, der vom 2. bis 4. Juli
2015 stattfindet, steht: Mitte April
liegt das gedruckte Programmheft
mit allen Veranstaltungen, den
beteiligten Ausstellern und begleitenden Aktionen vor. Auch auf der
Internetseite www.deutscher-seniorentag.de wird das Programm
einsehbar sein, dazu besteht die
Möglichkeit, sich einen persönlichen „Veranstaltungsplan“ über
die Warenkorbfunktion „Mein
DST“ zusammenzustellen und
auszudrucken.
Eintrittskarten können ab Mitte
April per E-Mail oder Fax bei der
BAGSO-Geschäftsstelle
bestellt
werden. Die Karten wird es auch
im Vorverkauf in den TouristInformationen im Frankfurter
Hauptbahnhof und am Frankfurter Römer geben.
Bundeskanzlerin Angela Merkel
wird den Deutschen Seniorentag
am 2. Juli 2015 eröffnen. Auch an
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
den folgenden Tagen wartet ein in- und Bewegung sowie die Möglichteressantes Programm auf die Be- keiten, beides in den persönlichen
sucherinnen und Besucher.
Alltag einzubauen. Zu den Highlights zählt sicherlich auch das
„Alt und Jung – zwei Welten?“ ist große Tanzfest des Bundesverbander auffordernde Titel einer beson- des Seniorentanz.
deren Talk-Runde. Am 3. Juli 2015
diskutieren Franz Müntefering, Erstmals wird es beim DeutBundesminister a.D., und Petra schen Seniorentag einen ganzen
Roth, Frankfurter Oberbürger- Tag Kino geben. Das Filmfestimeisterin a.D., mit Schülerinnen val der Generationen präsentiert
und Schülern des Lessing-Gymna- mit der Kino-Lounge prämierte
siums Frankfurt über Alters- und Kurzfilme, anschließend finden
Jugendbilder, gegenseitige Erwar- Filmgespräche mit Experten und
tungen und Wege zum Miteinan- Überraschungsgästen statt.
der der Generationen.
Informationen zu den Themen des
Das Miteinander von Alt und Jung Deutschen Seniorentages bietet
ist auch das Thema der Generati- der seit Anfang Februar im zweionenInsel auf der Messe SenNova. wöchigen Rhythmus erscheinende
Sie präsentiert Projekte, die die Newsletter. Die einzelnen AusgaGenerationen auf verschiedene ben stehen unter einem SchwerWeisen zusammenbringen und punktthema, Experteninterviews
auf unterschiedlichen Ebenen den und Berichte aus der Praxis liefern
gesellschaftlichen Zusammenhalt Hintergrundwissen. Der Newsletfördern. Dazu gehören z.B. die ter kann auf www.deutscher-seRobert Bosch Stiftung mit ihren niorentag.de/newsletter abonniert
Projekten, die hessischen Mehr- werden. n
generationenhäuser sowie das
Programme, Eintrittskarten und
Deutsche Kinder- und JugendWerbematerialien (Flyer, Postfilmzentrum.
karten, Aufkleber, Plakate DIN
In über 100 Veranstaltungen werA1 und A3) können per E-Mail,
den an drei Tagen umfassend TheFax oder Brief in der BAGSOmen rund um das Älterwerden
Geschäftsstelle bestellt werden:
und die Seniorenpolitik diskutiert.
Zu den Besonderheiten des DeutBAGSO
schen Seniorentages gehören die
Bonngasse 10, 53111 Bonn
Mitmach-Angebote. Testen Sie
Fax: 0228 / 24 99 93-20
Ihre Fähigkeiten und informieren
E-Mail: [email protected]
Sie sich am Treffpunkt „Gesundwww.deutscher-seniorentag.de
heit“ über gesunde Ernährung
5
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik
Die SenNova 2015 –
Information, Innovation und Inspiration
A
ussteller aus den Bereichen
Gesundheit, Bildung, Engagement, Vorsorge, Reisen, Technik,
Pflege und Wohnen begrüßen Sie
auf der SenNova 2015 in Frankfurt, die fester Bestandteil des
Deutschen Seniorentages ist. Zudem behandelt das vielfältige Bühnenprogramm die Schwerpunktthemen Gesundheit, Vorsorge und
Mobilität.
Die BAGSO-Verbände und andere
Organisationen bieten auch Ihnen
eine gute Ideen- und Informations-Plattform. Sie können sich
mit anderen Engagierten austauschen, Kontakte knüpfen und von
den vielfältigen Erfahrungen der
Seniorenverbände profitieren. Zu
einem Dialog von Alt und Jung
lädt die GenerationenInsel ein, auf
der sich vielfältige Projekte vorstellen.
cours sowie ein computergesteuertes Trainingsprogramm fürs
Gehirn. Lassen Sie sich an unserem Treffpunkt „Gesundheit“ beraten und informieren Sie sich z.B.
über gesunde Ernährung, Bewegungsmöglichkeiten und die richtige Impfvorsorge.
Hilde S., Besucherin der SenNova
2012: „Wir sind mit unserem Seniorenclub angereist. Die Gesundheitschecks haben mir besonders
gefallen, z.B. die KnochendichErika S., Besucherin der SenNova temessung, die bekommt man ja
2012 in Hamburg: „Ich wollte neue sonst nicht einfach so.“
Ideen sammeln, Kontakte knüpfen
und mögliche Projektpartner ge- Auf der SenNova können Sie sich
winnen. Meine Erwartungen wur- am Treffpunkt „Internet und
den voll erfüllt, endlich habe ich die Technik“ über Einstiegsmöglichrichtigen Ansprechpartner gefun- keiten ins Internet informieren,
den und einige vielversprechende neue Bedienungsoberflächen tesGespräche führen können.“
ten, Tablet-Computer ausprobieren und innovative technologische
An allen drei Tagen gibt es um- Alltagshilfen kennenlernen und
fassende Gesundheitschecks wie mehr zum sicheren Umgang mit
einen Schlaganfall-Risikotest und dem Online-Banking erfahren.
einen Vorhofflimmern-Test. Zu- Der Frankfurter Verband für Aldem erwarten Sie u.a. Bewegungs-, ten- und Behindertenhilfe lädt zuOsteoporose- und Gedächtnispar- dem jeden Besucher – egal ob jung
6
oder alt – ein, in einer Video-Box
seine ganz persönlichen Vorstellungen und Wünsche für das eigene Älterwerden zu schildern.
Auf der SenNova finden Sie Informationen und Möglichkeiten
zu barrierefreier Wohnraumgestaltung und -anpassung, zum
energieeffizienten Sanieren und
günstigen Finanzieren. Sie können
sich außerdem sich über verschiedene Wohnformen informieren
und die Angebote mehrerer Residenzen und Pflegeheime vergleichen. Außerdem wird gezeigt,
wie Technik den Alltag erleichtern
kann.
Toni B., Besucher der SenNova
2012: „Meine Freundin hat mich ja
überreden müssen, aber jetzt bin
ich froh, dass wir hier sind. Endlich
habe ich jemanden gefunden, der
mir zu unserem Badumbau gute
Tipps geben kann.“ n
Wir danken Pfizer Deutschland
und ING DiBa für die Unterstützung.
BAGSO-Nachrichten
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Seniorenarbeit und Seniorenpolitik
Mehr Rechtsschutz für Menschen,
die zu Hause gepflegt werden
BAGSO schlägt Bundesjustizminister Maas Einsetzung einer Expertenkommission vor
S
o wie es häusliche Gewalt gegenüber Partnern, meist von
Männern gegenüber Frauen, gibt,
so gibt es leider auch Fälle, in denen Menschen, die aufgrund von
Pflegebedürftigkeit zu Hause versorgt werden, Gewalt, Misshandlung oder Vernachlässigung erdulden müssen. Nicht immer, aber oft
handelt es sich bei den Opfern um
alte Menschen. Als Ursache wird
zum einen auf Überforderung,
oft kombiniert mit Alkoholmissbrauch und/oder sozialer Isolation,
zum anderen auf die mangelhafte Qualität der Beziehung vor der
Pflegesituation verwiesen. Wie Expertinnen und Experten seit vielen
Jahren beklagen, gibt es für solche
Situationen bislang keinen hinreichenden Rechtsschutz. Neben
(mehr) präventiven Maßnahmen
fehlen gerade für den häuslichen
Bereich funktionierende Kontrollmechanismen sowie behördliche
und (familien-)gerichtliche Interventionsmöglichkeiten mit klaren
Zuständigkeitsregelungen.
Das
Strafrecht, das erst greift, wenn
bereits etwas Schlimmes passiert
ist, ist in der konkreten Situation
wenig hilfreich.
Bereits 2005 hat der Deutsche
Familiengerichtstag auf diese
Schutzlücke hingewiesen und erste Vorschläge gemacht, was getan
werden müsste. Viel passiert ist
BAGSO-Nachrichten
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02/2015
seither leider nicht. Vertreterinnen
und Vertreter der BAGSO nutzten
ein Gespräch, das auf Einladung
von Bundesjustizminister Heiko
Maas am 23. März 2015 in Berlin
stattfand, um auf diesen Missstand
hinzuweisen. Konkret schlugen sie
die Einsetzung einer Expertenkommission vor, um vorhandene
Vorschläge zu konkretisieren. Im
Gespräch wurde deutlich, dass sich
auch der Minister bereits mit dem
Thema befasst hat. Er sagte zu,
dass sich sein Ministerium weiter
mit dem Thema beschäftigen und
den Vorschlag der BAGSO prüfen
werde.
Berücksichtigung aller denkbaren
Alternativen gewährleistet ist –
Stichwort „Werdenfelser Weg“.
Im Weiteren machte die BAGSOVorsitzende den Minister darauf
aufmerksam, dass sich im Bereich
von Assistenzleistungen für Senioren („Seniorenberater“, „Alltagsbegleiter“) ein grauer Markt
entwickelt habe, der unbedingt
unter die Lupe genommen werden
müsse. Um Diskriminierungen
aufgrund des Lebensalters zu verhindern, forderte die BAGSO den
Minister auf, sich insbesondere bei
der Darlehensvergabe und der Festlegung von Versicherungstarifen
Ein zweites Thema des etwa ein- für mehr Transparenz einzusetzen.
stündigen Gesprächs, an dem
auch Staatssekretär Gerd Billen Im Gespräch mit Staatssekretär
teilnahm, war die im Koalitions- Gerd Billen konnten weitere ververtrag von 2013 angekündig- braucherpolitische Themen verte Reform des Betreuungsrechts. tieft werden. U.a. ging es um eine
Die BAGSO sprach sich dafür Ausdehnung verbandlicher Klaaus, die Qualität der Betreuung gebefugnisse im Bereich pflegeridurch mehr verpflichtende Fort- scher Dienstleistungen, aber auch
bildung von Betreuern, Richtern um Fragen, die mit der „Digitaliund Rechtspflegern zu verbessern. sierung des Verbraucheralltags“
Bundesminister Maas informier- zusammenhängen. Die BAGSO
te, dass er bereits eine Studie zur sagte ihre Unterstützung bei der
Qualität der Betreuung in Auftrag Umsetzung der sog. Marktwächter
gegeben habe. Zum anderen warb zur Kontrolle des Finanzmarktes
die BAGSO für die Ausweitung und des Marktes digitaler Güter
von Konzepten, mit denen bei der und Dienstleistungen zu. n
Anordnung freiheitsentziehender
Maßnahmen eine genaue Prü- Dr. Guido Klumpp
fung der Erforderlichkeit unter Geschäftsführer
7
Titel – Resilienz – was uns stark macht
© Foto: francesco pirrone - Fotolia
Kraft nicht trotz,
sondern dank einer Krise!
Belastungen, Stress, vielfältige Herausforderungen erfahren alle Menschen im Leben, aber manche stehen wie
ein Fels in der Brandung, andere dagegen lassen sich schnell von Problemen umwerfen und kommen schwer
wieder auf die Beine. Was macht den Unterschied? Was macht uns stark? Die Antwort: Menschen, die der Krise
trotzen, haben eine höhere Resilienz.
R
esilienz – das ist zum einen
die physikalische Eigenschaft
von Systemen, nach einer Einwirkung von außen wieder in ihren
ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Der Begriff ist zum anderen in der Psychologie zu Hause
und beschreibt hier die Fähigkeit,
Krisen zu bewältigen und sie durch
persönliche und soziale Ressourcen sogar zur Weiterentwicklung
zu nutzen. Ein resilienter Mensch
ist also kein „Gute-Laune-Bär“,
der ständig grinsend durchs Leben
läuft und nichts und niemanden
8
ernst nimmt. Vielmehr zeichnet
er sich dadurch aus, dass er unbeschadet und gegebenenfalls sogar
gestärkt aus Krisen hervorgeht, die
andere aus der Bahn werfen. Resiliente Menschen haben ein besseres Handwerkszeug zur Handhabung belastender Situationen.
überstehen Sie Krisen besser. Das
müssen nicht immer große Krisen
sein, es gibt auch kleine Alltagssituationen, die jeder kennt und die
uns bei seelischem Ungleichgewicht leicht erschüttern können:
Stress im Beruf oder privat, eine
unerwartete Veränderung, die
unsere Routine durchbricht, ein
Wenn Sie die Situation akzeptie- schmerzhafter Hexenschuss …
ren können, sich durch Optimismus und Selbstwirksamkeit Mut Im Bereich der positiven Psychomachen, nach Lösungen suchen logie wird Resilienz seit einigen
und dann eigenverantwortlich die Jahren intensiv erforscht. WisHerausforderung angehen, dann senschaftliche Studien konnten
BAGSO-Nachrichten
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Titel – Resilienz – was uns stark macht
© Foto: pedrolieb - Fotolia
wirksame Faktoren identifizieren,
die Menschen widerstandsfähiger
gegen Krisen machen. In ihrem
Zusammenwirken ergeben die folgenden sieben Schlüssel einen resilienten Menschen:
1. Akzeptanz: Nehmen Sie an,
was geschieht. Es ist, wie es
ist.
2. Optimismus: Vertrauen Sie –
gerade wenn es schwierig ist –
darauf, dass es wieder besser
wird. Don’t worry, be happy.
3. Selbstwirksamkeit: Achten Sie
auf Ihre eigenen Bedürfnisse. Entscheiden Sie sich und
gehen Sie Ihren Weg.
4. Verantwortung: Verlassen Sie
die Opferrolle. Übernehmen
Sie Verantwortung für sich
selbst und respektieren Sie
Ihre (Leistungs-)Grenzen.
5. Netzwerkorientierung: Trauen
Sie sich, andere um Hilfe zu
bitten und Hilfe anzunehmen.
6. Lösungsorientierung: Gehen
Sie die Dinge an, werden Sie
aktiv. Entscheiden Sie, was
Ihnen wichtig ist. Realisieren
Sie Ihre Lebenswünsche.
7. Zukunftsorientierung: Planen
Sie Ihr Leben und sorgen Sie
für die Realisierung Ihrer
Ziele.
BAGSO-Nachrichten
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02/2015
Wichtige Voraussetzungen, um
die Schlüsselfaktoren für Resilienz zu erwerben, erhalten wir normalerweise in der Kindheit durch
eine enge emotionale Bindung zu
mindestens einer Bezugsperson
in der Familie (auch Großeltern,
Geschwister, Tanten und Onkel),
die Sicherheit und Zuverlässigkeit
vermittelt; durch Erfahren von
Akzeptanz und Respekt, weil wir
freundlich und aufgeschlossen
sind sowie unsere Probleme selbst
angepackt und gelöst haben; und
durch Unterstützung bei dem, was
wir tun – durch Ältere und Gleichaltrige, durch Lehrer, Nachbarn
und Eltern von Freunden. Durch
all unsere Erfahrungen bauen wir
unbewusste Denkmuster auf, die
unser Verhalten unser ganzes Leben wie ein Autopilot bestimmen
können. Manche dieser Denkmuster können heutzutage jedoch hinderlich sein, sodass wir durch ein
„Programm-Update“ neue Verhaltensmöglichkeiten generieren
sollten. Ein passender Spruch dazu
lautet: „ Es ist nie zu spät, eine
schöne Kindheit gehabt zu haben.“
Wir können uns entscheiden, dass
wir uns insbesondere durch unsere positiven Erfahrungen stärken. Nach meiner Überzeugung
sind wir unser ganzes Leben lang
lernfähig, sodass wir für uns selbst
sorgen und innere Widerstandskraft aufbauen können.
Der Resilienzansatz wirkt auch
präventiv. So wurde bei einer groß
angelegten Studie von amerikanischen Kriegsheimkehrern, die vor
ihrem Einsatz in den verschiedenen Resilienzfaktoren geschult
wurden, ein signifikant geringeres
Auftreten posttraumatischer Belastungsstörungen beobachtet und
damit die Wirksamkeit von Resilienztrainings belegt.
Jeden Resilienzschlüssel kann
man einzeln gezielt trainieren,
sodass ein zufriedenstellendes
oder – noch besser – ein erfülltes
Leben möglich wird. Der tägliche
Aufwand, um resilienter zu werden, ist individuell verschieden, je
nachdem in welcher Lebenssituation Sie sich befinden. Jedoch schon
mit kleinen Resilienzübungen für
zwischendurch können wir etwas
zur Verbesserung unseres Wohlbefindens tun. So können Sie Ihren Optimismus trainieren, indem
Sie sich positive Momente wirklich
bewusst machen: z. B. wenn Sie
eine Tasse heißen Kaffee trinken,
wenn sie einen guten Witz hören,
wenn Sie die Sonne strahlen sehen. Lachen hilft immer, da unser
Körper dann Endorphine, unsere
Glückshormone, ausschüttet. Sollten Sie mal nichts zu lachen haben,
nehmen Sie einfach einen Bleistift
und beißen darauf! Der Effekt ist
gleich, da dieselben Muskelgruppen wie beim Lachen aktiviert
werden.
Auch Ihre Gefühlsreaktionen
können Sie ändern. „Mein Kollege ärgert mich“ ist biophysiologisch einfach falsch. Wir nehmen
etwas wahr, bewerten das blitzschnell und produzieren damit
eine „Wahr-Gebung“. Und aufgrund unserer Wahr-Gebung
gehen wir in eine entsprechende
innere Haltung, beginnen, uns zu
9
Titel – Resilienz – was uns stark macht
Zur Person
Prof. Dr. Jutta
Heller ist Expertin
für Resilienz und
Veränderungskompetenz und Autorin
mehrerer Bücher,
u. a. „Resilienz. 7
Schlüssel für mehr innere Stärke“.
Sie hat Politikwissenschaft und
Erwachsenenbildung studiert,
ist promovierte Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlerin und hat eine
Professur für Training & Business
Coaching an der Hochschule für
angewandtes Management in
Erding. Seit 25 Jahren arbeitet sie
als Beraterin und führt Resilienztrainings durch.
Information und Kontakt:
www.juttaheller.de
ärgern, produzieren Stresshormone und dann folgt eine vermutlich
unfreundliche Reaktion. Unsere
Interpretation der Wirklichkeit
kann stimmen, muss aber nicht.
Hilfreich ist es zu lernen, sich situationselastisch einerseits die Aus-
wirkung des eigenen Verhaltens
bewusst zu machen und andererseits – je nach eigenem Ziel – das
persönliche Verhalten anzupassen.
An manche Erfahrungen erinnern
wir uns gern, andere belasten uns.
Indem wir solche belastenden Erfahrungen in der Art ihrer inneren
Abspeicherung verändern, können
wir uns Erleichterung verschaffen.
Sie schreiben quasi Ihr „inneres
Drehbuch“ um. Arbeiten Sie dafür
wie mit dem Zoom einer Kamera.
Im ersten Schritt stellen Sie sich
die belastende Situation als Film
oder Bild vor. Dann verändern Sie
Schritt für Schritt verschiedene
Aspekte, z. B. Farbe, Lautstärke,
Entfernung, bis Sie dieses innere
Bild angenehmer empfinden und
damit annehmen können.
Stress umzugehen, körperlichen
Beschwerden und Burnout vorzubeugen und uns so für zukünftige Krisen zu wappnen. Mit den
verschiedenen Resilienzschlüsseln
können Sie sich stärken. Fangen
Sie an, mehr auf Ihren Körper zu
achten, ihn als Signalgeber für Ihre
Bedürfnisse wahrzunehmen, sodass Sie letztlich gut und gesund
durch Ihr Leben kommen. Mit dem
Ampel-Check können Sie herausarbeiten, wie sich Ihr Körper anfühlt, welche Gedanken Sie haben
und wie Ihre Gefühle sind, wenn
Sie sich in der grünen, gelben oder
roten Ampelphase befinden. Entscheidend ist, dass Sie sich selbst
auf die Schliche kommen, wie Sie
umschalten können – vor allem
wieder in Richtung grün. Denn für
alle ist die große Herausforderung
Resilienz ist eine Kernkompetenz des Lebens nicht, nie umzufallen,
der Zukunft. Unser Leben wird sondern ungebrochen oder sogar
komplexer, schnell-lebiger. Auch stärker wieder aufzustehen. n
beruflich werden oft Höchstleistungen gefordert. Daher sollten wir Jutta Heller
uns trainieren, um gelassener mit
Glaube und Spiritualität als Kraftquelle
Resilienz ist in den letzten Jahren ein Modewort geworden. Die Menschen sehnen sich nach innerer
Widerstandskraft, um die Krisen ihres Lebens zu bewältigen. Gerade im Alter geht es darum, mit dieser
inneren Widerstandskraft in Berührung zu kommen. Der Glaube ist eine wichtige Kraftquelle, aus der wir
schöpfen können, um gut alt werden zu können. Aber wie kann der Glaube zu einer Kraftquelle werden?
G
lauben heißt nicht, dass ich an
irgendwelche Sätze glauben
muss. Das Wesen des Glaubens
ist vielmehr das Vertrauen, dass
ich von Gott gehalten bin, dass
ich von Gottes guten Händen getragen werde, auch wenn ich mich
10
selbst nicht mehr tragen oder ertragen kann. Ich kann nicht tiefer als in Gottes Hände fallen. Ich
falle nicht ins Bodenlose, nicht in
das Dunkel, sondern in die Liebe
Gottes hinein. Das hat der fromme
Beter in Psalm 31 so ausgedrückt:
„In deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist.“ (Ps 31,6)
Der Glaube ist keine Garantie,
dass ich nicht krank werde oder
nicht in eine Krise gerate. Aber
der Glaube schenkt mir das Vertrauen, dass es keinen Augenblick
BAGSO-Nachrichten
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Titel – Resilienz – was uns stark macht
Die Spiritualität als Weg
zur inneren Quelle
Gebet und Meditation, wie die
frühen Mönche sie verstanden
haben, sollen uns in den inneren
Raum der Stille führen, in den
Grund unserer Seele, in dem die
Quelle des Heiligen Geistes in
uns sprudelt. Der Weg des Gebetes geht so, dass ich alles, was in
mir an Gedanken und Gefühlen
auftaucht, meine Ängste, meinen
Ärger, meinen Neid, meine Traurigkeit, meine Depression, meine
Verlassenheit, meine Ohnmacht,
Gott hinhalte.
Ich stelle mir vor, dass Gottes Liebe
durch das Chaos meiner inneren
Gefühle hindurchgeht und mich
in den innersten Raum der Stille
auf dem Grund meiner Seele führt.
Das ist ein Raum, der voll von
Liebe ist. Liebe ist dabei mehr als
Gefühl. Liebe ist der letzte Grund
allen Seins. Wenn ich tief genug in
mich hinein gehe, stoße ich nicht
auf Dunkel und Chaos, nicht auf
Leere und Kälte, sondern auf Liebe. Und diese Liebe ist in mir wie
BAGSO-Nachrichten
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eine Quelle, die nie versiegt. Denn
es ist eine göttliche Quelle. Es ist
die Quelle des Heiligen Geistes.
Auch wenn ich diesen inneren
Raum der Stille und die Quelle, die
darin strömt, nicht spüre, so kann
allein die Vorstellung von diesem
inneren Raum meine Selbstwahrnehmung verwandeln. Ich fühle
mich dann nicht den Schwierigkeiten meines Lebens ausgesetzt. Ich
fühle mich nicht von der Krankheit beherrscht. Ich weiß: Unterhalb aller Krankheiten und Nöte
ist dieser innere Raum der Stille, in
dem ich heil bin und ganz, in dem
ich frei bin von den Fesseln meiner Angst oder Depression. Dieses
Bild des inneren Raumes relativiert
die Probleme meines Lebens. Und
wenn ich mich kraftlos fühle, dann
kann ich mir vorstellen: Da ist unterhalb meiner Kraftlosigkeit eine
Quelle des Heiligen Geistes. Und
diese Quelle ist immer eine Quelle
von Kraft. Denn der Heilige Geist
wird in der Bibel als „dynamis“, als
Kraft oder Energie beschrieben.
Ich stelle mir dann vor, dass ich
aus dieser inneren Quelle schöpfe. Dann gelingt mir manches, zu
dem ich von mir selbst her keine
Kraft hätte. Und ich kann aus dieser Kraft heraus die Bedrängnisse
meines Lebens bestehen.
Rituale als Weg zu den
inneren Wurzeln
Ein anderes Bild für die Kraft, zu
der uns Gebet und Spiritualität
führen möchten, ist das Bild der
Wurzel. Wurzellosigkeit ist häufig die Ursache von Depressionen.
Wenn alte Menschen ihre Wurzeln
verlieren, dann verdorrt ihr Baum
© Foto: vbaleha - Fotolia
gibt, in dem ich allein bin. Gottes
Liebe umgibt mich. Gottes Segen
hüllt mich ein wie ein schützender
und wärmender Mantel. Wenn ich
mich allein fühle, wenn ich keine
Kraft in mir spüre, wenn ich verzweifelt und traurig bin, dann soll
ich mir immer wieder vorsagen:
Gott ist bei mir. Er steht mir bei.
Oder ich kann mit dem Psalmisten
beten: „Muss ich auch wandern in
finsterer Schlucht, ich fürchte kein
Unheil: denn du bist bei mir. Dein
Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.“ (Ps 23,4)
leicht. Er hat keine Wurzeln mehr,
aus denen er Kraft beziehen könnte.
Ein Weg, mit den inneren Wurzeln
in Berührung zu kommen, besteht
in den Ritualen. Wenn wir z. B. an
Weihnachten die alten Rituale feiern, die in der Familie seit Generationen praktiziert worden sind,
dann ist das nicht einfach Nostalgie. Darin steckt vielmehr die Sehnsucht, dass wir mit der Lebenskraft
und Glaubenskraft unserer Vorfahren in Berührung kommen. Die
Eltern, Großeltern und Urgroßeltern haben sich an diesen Ritualen
festgehalten in schwierigen Zeiten
von Krieg, Krankheit und Armut.
Wenn wir die gleichen Rituale feiern, dann haben wir teil an ihrer
Lebenskraft und Glaubenskraft.
Dann spüren wir: Wir müssen
nicht alles aus eigener Kraft leisten.
Es ist in uns eine Kraft, die uns von
den Vorfahren her überliefert worden ist: die Kraft des Glaubens. Und
wenn wir aus dieser Kraft schöpfen,
dann können wir uns getrost den
Herausforderungen unseres Lebens
stellen.
11
Titel – Resilienz – was uns stark macht
Wenn wir das Vaterunser beten, dann beten wir nicht nur die
Worte, die Jesus uns gelehrt hat,
sondern auch die Worte, die unsere Vorfahren gebetet haben. Sie
haben nicht immer gewusst, was
sie eigentlich beten. Aber sie haben sich in Krisenzeiten an diesen
Worten festgehalten. Und das hat
ihnen Kraft geschenkt, ihr Leben
zu meistern. Wenn wir heute diese
Worte beten, können wir uns erinnern, wie unsere Eltern oder Großeltern diese Worte gebetet haben.
Zur Person
Der 1945 geborene
Pater Dr. Anselm
Grün ist wohl
der bekannteste
Mönch Deutschlands. Mit 19
Jahren trat er in die
Benediktinerabtei Münsterschwarzach bei Würzburg ein und war –
nach dem Studium der Philosophie,
Theologie und Betriebswirtschaft –
von 1977 bis 2013 deren wirtschaftlicher Leiter. Er ist Autor von mehr
als 300 Büchern.
Information und Kontakt:
www.anselm-gruen.de
Dann haben wir im Beten Anteil
an ihrer Glaubenskraft. Und wenn
wir uns vorstellen, dass die Eltern
oder Großeltern diese Worte jetzt
im Himmel als Schauende beten,
während wir sie als Zweifelnde,
Suchende oder Glaubende beten,
dann verbinden diese Worte Himmel und Erde. Wir haben jetzt
schon teil an ihrem Schauen, an
ihrem Vertrauen.
Alte Menschen beten gern die Gebete, die sie in der Kindheit von ihren Eltern und Großeltern gelernt
haben. Sie singen die Lieder, die sie
als Kinder in der Kirche gesungen
haben. Und sie wiederholen die Rituale, die sie als Kinder gelernt haben. Sie haben das Bedürfnis, mit
den Kraftquellen des Glaubens in
Berührung zu kommen, aus denen
ihre Eltern und Großeltern ihr Leben gemeistert haben.
Ich wünsche Ihnen, den Leserinnen und Lesern, dass Sie durch
Gebet und Meditation und in den
Ritualen, die Sie feiern, die innere
Quelle auf dem Grund Ihrer Seele entdecken, die nie versiegt, weil
sie göttlich ist. Wenn Sie aus dieser
Quelle schöpfen, werden Sie nie
erschöpft sein. Sie erfahren eine
Kraft, die stärker ist als alle Schwächen, die Sie heimsuchen mögen. n
Dr. Anselm Grün
Verlosung
Quellen innerer Kraft
Erschöpfung vermeiden –
positive Energie nutzen
Sie können eines der zehn Exemplare des Buches von Anselm Grün, die der Herder
Verlag der BAGSO zur Verfügung gestellt hat, gewinnen,
wenn Sie bis spätestens 31. Mai
2015 eine E-Mail, ein Fax oder
eine Postkarte mit dem Stichwort „Verlosung – Quellen innerer Kraft“ senden an:
BAGSOPressereferat
Bonngasse 10
53111 Bonn
[email protected]
Fax: 0228 /
24 99 93 20
„Woher nimmst du nur die Stärke?“
I
n ihrem Beitrag auf Seite 8
schreibt Prof. Dr. Jutta Heller:
„Ein resilienter Mensch zeichnet
sich dadurch aus, dass er unbeschadet und gegebenenfalls sogar
gestärkt aus Krisen hervorgeht,
die andere aus der Bahn werfen.“
Wir stellen Ihnen zwei Frauen vor,
12
die sich – trotz Schicksalsschlägen rem Leben blickt die 81-jährige
– nie haben unterkriegen lassen. Rosemarie Günther nach vorn.
Die Namen wir haben auf ihren
Wunsch hin geändert.
Im Normalverlauf des Lebens ist
es nicht vorgesehen, dass Kinder
„In allem Negativen ist auch im- vor ihren Eltern sterben. Wenn es
mer etwas Positives zu finden.“
passiert, ist es für die Eltern sehr
Trotz tragischer Verluste in ih- schmerzvoll und sie grämen sich
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Rosemarie Günther zieht es oft an
das Grab, in dem ihre beiden Söhne
liegen: „Der Verlust hat mich auch
stark gemacht.“
darüber oft bis zum eigenen Lebensende. Die 81-jährige Rosemarie Günther aus Euskirchen bei
Bonn hatte vier Söhne, drei davon
hat sie verloren. Geblieben ist ihr
nur Bernd, ihr Ältester, Jahrgang
1958. Ihr Zweitgeborener, Rainer,
hat sich 1991vor einen Zug geworfen. „Es war sein zehnter Selbstmordversuch und der hat geklappt.
Rainer war depressiv. Ich habe vier
Jahre um ihn gekämpft, aber verloren“, sagt Rosemarie Günther. Andreas, 1963 geboren, hat vor drei
Jahren den Kontakt zu ihr abgebrochen. Sie weiß bis heute nicht,
wo und wie er lebt. Ihr jüngster
Sohn Thomas ist vor drei Jahren
im Alter von 47 Jahren an den
Folgen einer Infektion gestorben.
Sie war bei ihm, als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, und
hat bis zu seinem Tod vier Monate später jeden Tag an seinem Bett
gesessen und gehofft, dass er wieder gesund wird.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Trotz dieser Schicksalsschläge
wirkt Rosemarie Günther nicht
wie eine des Lebens überdrüssige
Frau. Sie ist unternehmungslustig,
lacht und erzählt gern. „Ich war
eigentlich immer ein fröhlicher
Mensch“, sagt sie über sich. „Ob
ich das heute noch bin, kann ich
nicht sagen. Aber ich kann sagen,
dass ich nicht verbittert bin. Ich
schaue immer noch nach vorn.“
schon früh für sich erkannt, „dass
in allem Negativen, was im Leben
passiert, auch immer etwas Positives zu finden ist.“ Sogar in dem
Verlust ihrer Söhne? „Ja“, sagt sie,
„das hat mich auch stark gemacht.
Ich weiß nun, dass nichts Schlimmeres mehr kommen kann. Ich
bin zwar unendlich traurig über
den Verlust, aber Traurigkeit hat ja
nichts mit Schwäche zu tun.“
Das hat sie ihr ganzes Leben lang
getan, auch bei den „Katastrophen“ davor, die nichts mit ihren
Söhnen zu tun hatten. Da war
zum einen die Kindheit während
des Zweiten Weltkriegs, später
„die schlimme Ehe“ und schließlich 1973 die Scheidung, was damals in der Kleinstadt bedeutete,
„dass die Leute mit dem Finger auf
einen zeigten. Allein mit vier Kindern, da wurde man ganz schnell
als asozial eingestuft“, erinnert
sich die 81-Jährige. Und: „Man
hat uns viele Steine in den Weg
gelegt.“ Rainer habe sie in dieser schweren Zeit einmal gefragt:
„Mama, wie schaffst du das alles?
Woher nimmst du nur die Stärke?“
Ihre Antwort war damals die gleiche wie heute: „Wenn ich meinen
Glauben nicht hätte, hätte ich das
alles nicht überstanden. Ich habe
viele Zwiegespräche mit dem da
oben geführt.“ Am Leben gehalten
habe sie auch ihre Liebe zur Natur.
Vor allem die Berge und der Wald
gäben ihr Kraft, „dort komme ich
zur Ruhe“. Zudem habe sie ein
höchst pragmatisches Lebensmotto: „Schau nach unten, da leben
Leute, denen geht es dreckiger als
dir.“ Und Rosemarie Günther hat
Singen hilft immer
Wo sie geht und steht, irgendwie
singt und summt sie immer, die
82-jährige Magdalena Meinke aus
einem Vorort von Köln. „Richtige Arien singe ich aber nur zu
Hause, wenn ich allein bin“, sagt
sie lachend. „Musik macht mich
einfach glücklich. Daher singe ich
auch, wenn ich traurig bin. Das
hilft.“ In dem kleinen Ort, in dem
sie lebt, kennt und schätzt fast jeder die meist in fröhlichen Farben
gekleidete Magdalena Meinke,
denn fast 30 Jahre lang haben sie
und ihr Mann dort eine Gärtnerei mit Obst- und Gemüseverkauf
betrieben. Zudem hat sie fast immer einen lustigen Spruch auf den
Lippen und geht freundlich und
fröhlich auf die Leute zu. „Ich halte mich für einen total positiven
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Titel – Resilienz – was uns stark macht
13
Titel – Resilienz – was uns stark macht
Menschen. Meine Fröhlichkeit
kommt tief aus meinem Innersten,
aus meinem Gottvertrauen“, beschreibt sie sich selbst.
Dabei hat sie viele Jahre hinter
sich, in denen sie sich wie eine
„leere Hülle, wie tot, gefühlt hat.“
Denn der Mann, den sie mit Mitte
dreißig kennengelernt und mit 37
Jahren als „große Liebe“ geheiratet
hat – als sie 38 war, kam ihr erstes Kind zu Welt – entpuppte sich
als schwerer Alkoholiker. Es folgten immer häufiger längere Phasen, in denen er nicht arbeitsfähig
war und seine Frau alle Arbeiten
allein bewältigen musste. In den
Saisonzeiten hat sie oft von morgens fünf bis ein Uhr nachts gearbeitet. Er wurde auch zunehmend
aggressiv, schrie sie ständig an und
begann, die Kinder zu schlagen.
„Es ging mir wirklich schlecht
damals. Innerlich war ich so leer,
dass ich nicht mal weinen konnte.“
Dennoch habe sie immer weiter
gemacht, den Betrieb geführt, die
beiden Töchter quasi allein aufgezogen. Ihr Mann ist nach 27 Jahren Ehe an Krebs gestorben und
sie habe zum Schluss ihren Frieden
mit ihm machen können. „Denn
er war ja eigentlich kein schlechter Mensch, er war nur sehr, sehr
krank.“
Magdalena Meinke hat viele „unerträgliche Jahre“ hinter sich, schaut
aber trotz eines leichten Schlaganfalls und stark eingeschränkter
Sehkraft immer positiv nach vorn:
„Ich finde das Leben so schön. Ich
will noch lange leben.“ Das wünschen sich auch andere. So schrieb
ihr kürzlich eine ihrer Schwestern
zum Geburtstag: „Ich wünsche
Dir ein langes Leben – zum Wohle
Deiner Familie und aller anderen
Menschen, denn Deine Fröhlichkeit ist ansteckend.“ n
Ines Jonas
Burnout oder Boreout? – Wenn Überforderung
oder Langeweile die Kraft rauben
A
usgebrannt sein, nicht mehr
können, sich überfordert fühlen – immer mehr Menschen klagen heute über diese Symptome,
denen der Frankfurter Herbert
J. Freudenberger (1926 – 1999),
ein deutsch-amerikanischer klinischer Psychologe und Psychoanalytiker, den Namen „Burnout“
gab. 1974 publizierte er den ersten
wissenschaftlichen Artikel zum
Thema Burnout-Syndrom. Heute
gilt das „Burnout“ bei beruflich
sich belastet fühlenden Menschen
als Volkskrankheit – wenngleich
einige Psychiater dies für eine Modediagnose halten.
14
Nicht so Dr. Wolfgang Merkle,
Facharzt für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie, der
im Heilig-Geist-Krankenhaus in
Frankfurt viele Fälle von Burnout
behandelt hat. Meist ist Burnout
die Folge beruflicher Überforderung, vor allem bei jenen Berufen,
die mit Menschen zu tun haben,
wie Pflegekräfte, Lehrer, Sozialarbeiter. Aber auch bei anderen stark
fordernden Berufen kommt Burnout vor, besonders bei jenen Personen, die es besonders gut machen,
die 200%ig perfekt sein wollen, die
vielleicht zu hohe Ansprüche an
sich selbst stellen.
Hier ist der notwendige Rhythmus zwischen Anspannung und
Entspannung gestört. Der Grund
hierfür muss nicht nur im Arbeitsleben liegen; manchmal ist
die private und familiäre Situation
der Auslöser. Man gönnt sich keine Zeit zum Entspannen und ist
dann bald dazu nicht mehr fähig,
kann es nicht mehr. Müdigkeit,
Lustlosigkeit, Antriebsschwäche,
Gereiztheit,
Unzufriedenheit,
Schlaflosigkeit und psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Magenprobleme
treten auf – bis hin zu Depressionen.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Titel – Resilienz – was uns stark macht
© Foto: Gina Sanders - Fotolia
Aber auch Boreout mit den gleichen Symptomen ist bei älteren
Menschen sehr oft zu beobachten und manche Depression mag
darin ihre Wurzeln haben. Nicht
mehr gebraucht zu werden, keine
Aufgabe mehr zu haben, sich „unnütz“ vorzukommen – wie oft ist
das bei Seniorinnen und Senioren
zu beobachten! Manch einer, der
unvorbereitet in den sogenannten
„Ruhestand“ tritt, erlebt diese „innere Leere“ mit all ihren Folgen.
Hier versucht man, die gesundheitlichen Störungen zu heilen, die
Arbeitskraft zu erhalten, – was in
der nachberuflichen Phase weniger der Fall ist, leider! Doch diese
Störungen gibt es gewiss auch bei
alten und sehr alten Menschen.
Ein Burnout bei häuslicher Pflege
oder auch bei übermäßig starkem
Herangezogen-Werden zur Enkel-Betreuung ist gar nicht selten.
Auch hier findet man eine ständige
Anspannung der älteren Betreuungspersonen, Entspannung durch
vorübergehendes „Abschalten“ ist
in manchen Situationen schwer
möglich. Und doch sollte man sich
– wenn auch nur für kurze Zeit –
zum „Auftanken“ zurückziehen
können, ausruhen oder etwas anderes tun, das einem Spaß macht, sei
es ein Spaziergang, ein Treffen mit
Freunden, ein Museums-, Kinooder Theaterbesuch, sehr gut eignet
sich auch ein „Pflegeurlaub“ – ob
allein oder mit dem pflegebedürfBurnout und Boreout sind Phäno- tigen Menschen zusammen, z. B. in
mene, die im Berufsleben beobach- einem „Pflegehotel“ –, damit man
tet und untersucht worden sind. erneut Kraft schöpfen kann.
Doch die gleichen Symptome, so
Dr. Wolfgang Merkle, findet man
auch bei Boreout (von engl. „Boredom“: Langeweile), bei erlebter
Unterforderung. Den Begriff prägte 2007 der Unternehmensberater
Philippe Rothlin („Diagnose Boreout – Warum Unterforderung im
Job krank macht“) aufgrund seiner
Beobachtungen an unzufriedenen,
sich langweilenden Beschäftigten
in Betrieben, die nicht ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt
waren. „Man ist kaputt, weil man
gar nichts gemacht hat“, erlebt eine
innere Leere und einen Verlust an
Selbstwertgefühl – so Merkle 2012
in einem Fernsehinterview. Boreout komme häufiger vor, als man
denkt, aber die meisten Menschen
kommen nicht zur Behandlung, sie
werden – im Gegensatz zu Burnout-Patienten – von den Betrieben
eher „ausgemustert“, vorschnell in
Rente geschickt.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Manche treusorgende Mutter
und Voll-Hausfrau zeigt BoreoutSymptome, wenn das letzte Kind
(„ihr Lebensinhalt“) aus dem
Elternhaus auszieht. Und sehr
häufig zu beobachten sind solche
Reaktionen, wenn eine Frau im
hohen Alter ihren langjährigen
Ehemann verliert, ihr ganzes Leben jahrzehntelang nur auf ihn
hin zentriert war und sie keinen
eigenen Interessen nachgehen
15
Titel – Resilienz – was uns stark macht
wollte und konnte. Jetzt hatte sie
weder für andere zu kochen noch
die Wohnung aufzuräumen: der
Tag hatte für sie seine Struktur
verloren, man zieht sich zurück.
Wer keine Aufgabe hat, der gibt
sich auf! Auch hier ist der lebenserhaltende notwendige Rhythmus
zwischen Anstrengung und Entspannung nicht gegeben; es fehlt
aber nicht die Entspannung wie
beim Burnout, sondern die „Anspannung“.
Begegnet man einem Burnout mit
dem Rat, „abzuschalten“, so hilft
beim Boreout eher „einzuschalten“. Eine neue (ehrenamtlich)
übernommene Aufgabe kann dem
Leben neuen Sinn und Struktur
geben. Die für diese Person in ihrer spezifischen Lebenssituation
richtige Aufgabe, die mehr sein
muss als bloße Beschäftigungstherapie, die aber weder überfordern noch unterfordern sollte,
kann auch nach Schicksalsschlä-
gen neuen Lebenssinn geben. „The
quality of life in old age is correlated with the feeling of being needed“ – eine schon alte Erkenntnis
amerikanischer Studien, die auch
in Deutschland im letzten Jahr
wieder bestätigt wurde durch die
„Generali-Hochaltrigen-Studie“:
Für andere Menschen etwas tun
zu können, trägt zur Lebensqualität auch im hohen Alter bei. n
Prof. Dr. Ursula Lehr
„Was mich immer weitermachen lässt…“
Über innere Antreiber und Kraftquellen
Für etwas zu „brennen“, sich ganz und gar einer Sache zu verschreiben und diese mit ganzem Herzen zu verfolgen, das ist es, was viele Menschen antreibt, sie immer – auch bei Rückschlägen – weitermachen lässt wie die
engagierte Tierschützerin Anna Herchenbach. Auf Seite 40 lernen Sie den „Iron Man“ Georg von Schrader kennen, dessen Leben von sportlichen Wettbewerben und Erfolgen bestimmt ist.
T
16
BAGSO-Nachrichten
© Foto: privat
ier- und Umweltschutzlehrerin, Kuratoriumsmitglied der
Hans-Rönn-Tierschutz-Stiftung,
Mitbegründerin einer eigenen
Stiftung, die sich insbesondere gegen Massentierhaltung und Tierversuche richtet, Patin mehrerer
aus grausamer Haltung geretteter
Schweine, Kühe, Esel und Hunde,
Besitzerin von zwei misshandelten
Hunden, aktives Mitglied bei zahlreichen Tierschutzorganisationen
wie Ärzte gegen Tierversuche,
Schüler für Tiere e.V., Organisatorin von Kastrations- und Hilfsaktionen in Rumänien sowie Vermittlerin herrenloser Hunde und
selbst Pflegestelle für diese – die Anna Herchenbach mit Kindern vom Verein „Schüler für Tiere“
52-jährige Anna Herchenbach aus beim Besuch eines Tier-Gnadenhofes
n
02/2015
Titel – Resilienz – was uns stark macht
Hennef hat sich ganz und gar dem
Tierschutz verschrieben. Dafür investiert die Diplom-Kauffrau viel
Zeit und Geld, was ihr durch ihre
selbstständige berufliche Tätigkeit
ermöglicht wird. „Hätte man mir
vor 15 Jahren gesagt, dass ich vegan leben, ehrenamtlich als Tierschutzlehrerin unterwegs sein und
mit meinem Mann eine Stiftung
für Tierschutz gründen würde,
hätte ich denjenigen für verrückt
erklärt“, sagt sie rückblickend.
„Tiere zeigen offen, was sie fühlen. Sie empfinden und leiden wie
wir. Der Blick in Tieraugen und
das Wissen über ihre Fähigkeiten
haben mich Demut, Achtsamkeit
und Respekt vor allem Leben gelehrt“, beschreibt sie ihre Gefühle Tieren gegenüber. Diese Liebe
war der Anlass, sich näher mit
dem Tierschutz zu beschäftigen. Je
mehr sie sich mit der Materie aus-
einandersetzte, desto größer wurde ihr Wunsch, „aktiv etwas gegen
die Grausamkeiten zu unternehmen, die hilflosen Geschöpfen z.B.
in der Massentierhaltung angetan
werden.“
Anna Herchenbach ist keine notorische Weltverbesserin, aber
sie will die Welt schon zum Guten verändern. Jedes gerettete
Tier ist ein Gewinn für sie, gibt
ihr Kraft. Das größte Glück wäre
für sie, wenn Tierelend erst gar
nicht entstehen würde. Um hier
präventiv etwas zu tun, hat sie in
Deutschland und Österreich die
Ausbildung zur Tier- und Umweltschutzlehrerin absolviert. Mit dem
erworbenen Wissen geht sie in
Schulen, die sie „anfordern.“ „Das
gibt mir die Hoffnung, dass die
zukünftigen Generationen achtsamer und nachhaltiger mit Mensch,
Tier und Natur umgehen“, sagt sie.
Denn sie hat nicht nur ein Herz für
Tiere: „Ich empfinde es als sinngebend und unendlich beglückend,
mit unserer Stiftung Mensch, Tier
und Natur zu helfen, z.B. mit Nebelnetzen in Tansania, um auf
einfache Art sauberes Wasser zu
gewinnen. Wir helfen, indem wir
z. B. Arztkosten für kranke Kinder, Nahrung, Baumaterial oder
Unterkünfte für Mensch und Tier
finanzieren. Die Freude, die wir
so geben können, bekommen wir
tausendfach zurück – und diese Freude macht mich wiederum
stark!“ n
Ines Jonas
Kontakt und Informationen:
www.hans-roenn-stiftung.de
www.tierschutzlehrerinnen.de
www.aerzte-gegen-tierversuche.de
Und trotzdem JA zum Leben sagen…
Welche Kraftquelle es sein kann, für andere Menschen da zu sein und darin einen Lebenssinn zu erfahren,
schildert die Logotherapeutin und Existenzanalytikerin Birgit Stappen.
M
ein Leben hat keinen Sinn
mehr… – eine Feststellung,
die nicht nur ältere Menschen
treffen, sondern Menschen jeden
Alters, die Schweres erlebt haben,
die ein Schicksalsschlag getroffen
hat – sei es der Verlust eines lieben
Menschen, eine lebensbedrohende Krankheitsdiagnose, der Verlust der Arbeitsstelle, ein schweres
unerwartetes Misserfolgserlebnis
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
oder Ähnliches. „Mir geht es so
schlecht, ich bin völlig am Boden
zerstört – wozu lebe ich eigentlich
noch?“ sind Auslöser für manche
Suizidgedanken.
„Wer ein Wozu zum Leben hat,
erträgt fast jedes Wie.“ So hat der
Wiener Psychiater und Begründer
der „sinnzentrierten Psychotherapie“ (auch Logotherapie genannt)
Viktor E. Frankl (1905 – 1997) ein
zentrales Motto seines langen Lebens beschrieben. Tief im jüdischen Glauben verwurzelt, ertrug
er die Verfolgung durch die Nationalsozialisten und überlebte vier
Konzentrationslager. Nur er und
seine Schwester überlebten als einzige aus ihrer Familie den Holocaust und suchten nach dem Krieg
die Chance zu einem Neubeginn.
17
Titel – Resilienz – was uns stark macht
© Foto: Roman Brinkmann - Fotolia
ganz die seine ist. Im Dasein für
andere, in der Erfahrung wechselseitigen Gebrauchtwerdens, findet
der Mensch seine eigentliche Bestimmung.
Wie er die Hölle der vier Konzentrationslager, in die er deportiert wurde, überlebte, schildert Viktor E. Frankl in seinem Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen“.
So stellte er fest: „Äußere Krisen
bedeuten die große Chance, sich
zu besinnen.“ Und „Wenn wir eine
Situation nicht ändern können,
müssen wir uns selbst ändern.“
Auf philosophisch-religiösem Hintergrund sieht er ein existenzielles
menschliches Streben nach Sinn,
Erfüllung und Selbstverwirklichung. Der Mensch ist ein freies,
autonomes und verantwortliches
Wesen und hat gerade in solchen
existenz-bedrohenden Situationen
die Chance, eine Entscheidung für
sein Leben zu treffen, „trotzdem
‚Ja‘ zum Leben zu sagen“ und auch
jetzt „in seinen (erfahrenen) Grenzen zu einer neuen Ordnung des
Lebens zu finden“, wie es auch der
Heidelberger Philosoph Karl Jaspers postulierte. Es gibt Schaffenswerte, die sich in den Leistungen
widerspiegeln, Erlebniswerte, die
Freude schenken, und schließlich
Einstellungswerte, die es ermöglichen, selbst in unabänderlichen
schicksalhaften Lebenslagen ein Ja
zu den Herausforderungen zu sa18
gen. Zunächst gilt es aber, die Situation nüchtern und realistisch zu
sehen, sie zu akzeptieren und nicht
zu verdrängen, sondern zu versuchen, das Beste daraus zu machen.
So kann ursprünglich großes Leid
sogar zu einer Quelle neuer Leistungen werden. Viktor E. Frankl
sprach in diesem Zusammenhang
von der „Trotzmacht des Geistes“.
Zufriedenes, als gelungen erlebtes
Leben bis ins hohe Alter hinein beruht nicht auf der Verwirklichung
aller individuellen Wünsche, Bedürfnisse oder ichbezogenen Pläne, sondern in der Erfüllung einer
Aufgabe für andere, irgendwie
für andere Menschen da zu sein,
über sich selbst hinauszuwachsen. Wie der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber so sieht
auch Frankl bzw. die Logotherapie
den Menschen in einem „dialogischen Prinzip“: „Das Ich (wird)
erst durch das Du“; der Mensch
findet erst seinen Sinn in der Liebe zu einem Menschen oder in einer Aufgabe, die im ontologischen
(Ontologie: Lehre vom Sein) Sinne
Wie lässt sich nun ein ganz persönlicher Lebenssinn finden?
Hier muss jeder in sich hineinhören, seine eigene Situation
analysieren. Auch in den größten Bedrängnissen sah Viktor E.
Frankl eine Chance zum Guten,
z. B. für andere Menschen und
Aufgaben hilfreich zu sein. Diese persönlichen Sinnoptionen
liegen in der Biografie und der
Wesensmitte eines jeden Menschen. Deren Aufbereitung und
Bewusstwerdung nannte Frankl
Existenzanalyse. Es ist die Bestimmung des Menschen, den
roten Faden seiner Geschichte zu
identifizieren und damit seine ureigene Berufung zu finden.
So wird auch die christliche Dialektik verständlich: „Wer sein Leben
retten will, wird es verlieren. Wer es
aber um eines höheren Sinnes willen
Zur Person
Prof. i. K. Dr.
Birgit Stappen ist
Dipl.-Psychologin,
Logotherapeutin
und Existenzanalytikerin und lehrt an
der Katholischen
Hochschule Mainz im Fach
Psychologie.
Information und Kontakt:
www.kfh-mainz.de/kontakt/
stappen.htm
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Titel – Resilienz – was uns stark macht
verliert, wird es gewinnen“. Als Viktor E. Frankl völlig ausgezehrt aus
den Konzentrationslagern nach dem
2. Weltkrieg in sein Wien zurückkehrte, da „wartete das Leben auf
ihn“ mit vielen Aufgaben, z. B. die
einer neuen Familiengründung und
der Verwirklichung im Beruf als
Arzt und Psychotherapeut. Und als
er selbst im hohen Alter erblindete,
sah er den Sinn seines Lebens darin,
anderen Menschen zu helfen, dass
sie selbst in ihrem eigenen Leben
einen Sinn finden konnten. Denn
„Sinn kann nicht gegeben, sondern
muss gefunden werden“, so heißt es
in seinem 1977 erschienenen Buch:
„Das Leiden am sinnlosen Leben“.
Und zum Schluss ein tröstliches
Wort von Frankl für Menschen,
die glauben, vor den Trümmern
ihres Lebens zu stehen: „Wie oft
sind es erst die Ruinen, die den
Blick freigeben auf den Himmel.“ n
Prof. i. K. Dr. Birgit Stappen
Gemeinsam sind wir stärker
Wie Selbsthilfegruppen die Resilienz stärken können
D
ie Teilnahme und die Mitarbeit von Betroffenen in Selbsthilfegruppen eröffnen erhebliche
resilienzstärkende Möglichkeiten,
weil die wesentlichen Eigenschaften, Strategien und Grundhaltungen für Resilienz, nämlich Akzeptanz, Lösungsorientierung und
Optimismus, auch in Selbsthilfegruppen anzutreffen sind. Die Zuversicht, für sich etwas Hilfreiches
zu tun, um mit einer schwierigen
Situation besser leben zu können
und zusammen mit anderen Bewältigungsstrategien, Wissen und
Kompetenzen zu entwickeln, erzeugt ein Mehr an Gesundheit.
Denn Gesundheit ist nicht nur
als Verringerung von Krankheit
zu verstehen, sondern auch als
Steigerung des körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Durch die Aneignung von Informationen und Kompetenzen und
den Aufbau neuer konstruktiver
sozialer Kontakte erlebt sich der
Einzelne als nicht allein, als weniger ausgeliefert und nicht länger
machtlos. Gemeinsam kann man
besser auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen bzw.
auf die Politik einwirken und sich
so machtvoller erleben. Selbsthilfegruppen arbeiten nach festen Regeln: Die Teilnehmenden sollten
sich möglichst spontan am Gruppenleben beteiligen und durch
Gespräche und Reflexion ein neues Selbstverständnis entwickeln.
Menschen finden aus ihrem Leidensdruck heraus und können das
eigene Handeln und das, was um
sie herum geschieht, besser einordnen, indem sie sich öffnen und
eine reflektierende Betrachtungs-
© Foto: seen - Fotolia
In Deutschland gibt es geschätzte 70.000 bis 100.000 Selbsthilfegruppen. Von A wie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom) bis Z wie Zöliakie (chronische Dünndarmerkrankung, die auf einer Unverträglichkeit gegenüber Gluten beruht): Menschen, die unter bestimmten gesundheitlichen Problemen, Lebenskrisen
oder besonders belastenden Situationen leiden oder gemeinsame Anliegen haben, finden sich in Gruppen
zusammen. Welche positiven Effekte das haben kann, schildert Kerstin Keup.
weise entwickeln. Selbstgestaltung
und Selbstverwirklichung beinhalten auch Selbstmobilisierung
im Sinne eines In-die-eigeneHand-Nehmens und der Übernahme von Eigenverantwortung.
Zusammengehörigkeitsgefühl,
Beständigkeit, Kommunikation
mit anderen, sich verstanden und
aufgehoben fühlen, gemeinsame
19
Titel – Resilienz – was uns stark macht
Ziele, Normen und Werte und
Rollen – das zu erleben, tut gut.
Teilnehmende an Selbsthilfegruppen stärken sich gegenseitig durch
Gruppenzusammenhalt und Solidarisierung. Sie übernehmen Verantwortung für sich selbst und für
andere. Sie leben eine Offenheit
und brechen dadurch Isolation auf
und sie arbeiten lösungsorientiert,
indem sie aktiv werden, handeln
und Hoffnung haben. Die Mit-
streiter erhalten Kompetenzen in
der Kommunikations- und Problemlösefähigkeit. Sie befähigen
sich und werden befähigt, selbst
zu planen und zu organisieren.
Dadurch erhalten sie mehr Selbstvertrauen und Selbstsicherheit.
Die durch die Mitarbeit in einer
Selbsthilfegruppe wachsende Akzeptanz der Problemlage eröffnet
Optimismus und Lösungsorientierung.
Kerstin Keup ist Dipl.-Sozialpädagogin und hat sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit dem Thema
„Selbsthilfe und Resilienz“ auseinandergesetzt. Sie war 16 Jahre im
Selbsthilfebereich tätig. n
Homepage: www.kerstinkeup.info
Kontakt: bestbloggerin@
googlemail.com
Wie man zum „Stehauf-Menschen“ werden kann
Interview mit der Diplom-Psychologin und Kreativitätstrainerin Lilo Endriss
Kann man Resilienz (er)lernen?
Aus widrigen Umständen Gutes
zu machen, kann man lernen und
sich damit nach und nach zum
Stehauf-Menschen verwandeln.
Dabei können Betroffene einerseits auf ihre persönlichen und
sozial vermittelten Stärken zurückgreifen, andererseits Krisen
als Anlass für ihre persönliche
Weiterentwicklung und ihr inneres Wachstum nutzen. Die wirkliche Krise basiert häufig nicht auf
dem Mangel an vorhandenen Ressourcen, sondern auf einem Mangel an Vorstellungskraft.
Gibt es konkrete Methoden, um
resilient(er) zu werden?
Eine Vielzahl von Methoden kann
die innere Widerstandskraft gegen
Krisen stärken. In jedem Fall jedoch ist es „innere Arbeit“, die der
Mensch selbst erledigen muss und
die ihm niemand abnehmen kann.
20
Sinnvoll dabei ist, sich mit anderen
über dieses Thema auszutauschen,
Erlebtes und Empfundenes miteinander zu teilen sowie darüber zu
diskutieren, was bei einem selbst
gut klappt. Hier einige Methoden,
die erfahrungsgemäß hilfreich
sind:
„„ die negative Suggestion vermeiden, sich nicht einreden, „dass
man ja zu alt für etwas ist“
„„ sich von niemandem und nichts
unter Druck setzen lassen
„„ persönliche Stärken (wieder)
entdecken, wertschätzen und
einsetzen
„„ sich Vorbilder suchen und sich
mit Beispielen zufriedener alter
Menschen auseinandersetzen
„„ Vorurteile abbauen und neue
Wege ausprobieren
„„ Kontakte zu Mitmenschen suchen und regelmäßig pflegen
„„ Humor und Zuversicht
entwickeln
sich persönlich engagieren, aber
sich nicht ständig einmischen
„müssen“
„„ Spirituelles wie Glaube,
Philosophie etc. wertschätzen
„„ Tagebuch schreiben
„„ selbstgesteckte kleine Ziele
bewusst erreichen
„„ sich künstlerischen Aktivitäten
widmen
„„ sich mit schönen Dingen
beschäftigen
„„ realistische Zukunftspläne
ersinnen.
„„
Ist der Weg zu stärkerer Resilienz
auch noch im Alter möglich?
Solange ältere Menschen sich nicht
aufgegeben haben und bereit sind,
Verantwortung für das Leben zu
tragen, bringen sie fast automatisch auch eine gewisse Lernfähigkeit mit. Es ist wichtig, dass sie ihre
Lebenserfahrung nutzen, täglich
körperlich aktiv sind, regelmäßig
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Titel – Resilienz – was uns stark macht
Pausen machen, die Beweglichkeit
trainieren, etwas dafür tun, um
abnehmende Sinnesleistungen zu
erhalten und zu verbessern, Empathie und Einfühlungsvermögen
üben und zeigen, Neugier mitbringen und sich geistigen Interessen
widmen, also möglichst all ihre
körperlichen und mentalen LernRessourcen nutzen. Denn diese
unterstützen die Plastizität des lernenden Gehirns.
Teresa von Avila, Ordensfrau und
Mystikerin des 16. Jahrhunderts,
hat sich schon damals in dem ihr
zugeschriebenen „Gebet des älter
werdenden Menschen“ dazu Gedanken gemacht und bittet u. a.:
„Erhalte mich so liebenswert wie
möglich. Ich möchte keine Heilige sein – mit ihnen lässt es sich
so schwer leben – aber ein alter
Griesgram ist das Königswerk des
Teufels.“
plötzlichen Schwäche einen hilflos
machen. Hilflosigkeit birgt aber
die Chance in sich, Demut zu erlernen und das anzuerkennen, was
nicht zu ändern ist. Menschen unterliegen einem gewissen Rahmen,
der mit unserer Natur als sterbliche Wesen zu tun hat: Schwere
Krankheiten, schmerzliche Verluste sowie der unvermeidliche
Tod haben den Menschen schon
immer an seine Grenzen gebracht.
Jenseits der Hilflosigkeit ergeben
sich dann aber in der Regel auch
wieder Bereiche, in denen „etwas
geändert werden kann“. Nach einer Zeit der Trauer und des Erschöpftseins kann der Mensch
seine Selbstwirksamkeit wieder
erleben: Sie ist vielleicht weniger
stark ausgeprägt als zuvor oder in
einem völlig neuen Bereich angesiedelt, ist aber immerhin ein Zeichen innerer Stärke.
können, aber eben nicht eingetroffen ist. Es hätte viel schlimmer
kommen können. Fatalerweise
neigen wir zu der schlechten Angewohnheit, uns aber über verpasste
Chancen Gedanken zu machen
und uns damit systematisch herunterzuziehen. Wir bemängeln
auch gern das, was angeblich fehlt,
worauf wir angeblich „einen Anspruch haben“. Oder das, was man
uns „bösartigerweise“ vorenthält.
Leider übersehen wir häufig das,
was tatsächlich vorhanden ist. Von
diesen Grundgedanken gehen übrigens die Ansätze der Positiven
Psychologie und der Kreativitätsforschung aus. Deswegen möchte ich mit dem Satz von Erle
Montaigue, einem international
bekannten Kampfkunst- und TaiChi-Lehrer, enden: „Mein Leben
war voller Unglücke – von denen
die meisten nicht eingetroffen
Eine schöne Übung zu diesem The- sind.“ n
Kann man Resilienz im Laufe des ma ist das „ABC der Dankbarkeit“,
Lebens auch wieder „verlieren“
man lässt sich für jeden Buchsta- Die Fragen stellte Ines Jonas.
bzw. – obwohl man eigentlich
ben des Alphabetes immer wieder
eine starke Persönlichkeit ist –
etwas einfallen, für das man in seiZur Person
wieder anfälliger und weniger
nem Leben dankbar ist: Also z. B.
„wehrhaft“ werden?
A wie Anemonen im Garten, B wie
Lilo Endriss ist
Jeder Mensch kennt Zeiten der Bilder, die ich male, C wie ChanDipl.-Psychologin,
Hoffnungslosigkeit und das Ge- sons, die ich gern höre …
Kreativitätstraifühl, nicht mehr recht weiter zu
nerin sowie die
wissen, das ist zutiefst mensch- Jeder kennt den Ausspruch: „EntAutorin von „Steh
auf Mensch! Über
lich. Hilflosigkeit erst einmal als weder ist das Glas halb voll oder
den kreativen
solche anzuerkennen und auszu- halb leer“. Wie wichtig ist diese
Umgang mit Krisen und Misserfolg.
halten, ist für viele Menschen in jeweilige Sichtweise auf die Dinge
Das Praxishandbuch“. Sie lebt und
unserer Leistungsgesellschaft eher im Leben?
arbeitet in Hamburg.
gewöhnungsbedürftig, da wir ge- Mit Hilfe der Vorstellungskraft
Kontakt und Information:
lernt haben, möglichst viel selbst kann man sich für viele Situatiowww.stehaufmenschen.de
zu managen, tapfer und natürlich nen im Leben mögliche „alternatiwww.kreatives-managementstolz darauf zu sein, viel geschafft ve Pfade“ ausdenken – nämlich all
hamburg.de
zu haben. So kann das Gefühl der das, was ebenfalls hätte eintreffen
BAGSO-Nachrichten
n
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21
Titel – Resilienz – was uns stark macht
Die Kneippsche Lebensweise, eine Kraftquelle
© Foto: silver-john - Fotolia
bensordnung – ein ganzheitlicher
Ansatz für ein Leben im Einklang
mit sich selbst, mit anderen Menschen und der Natur. So können
die körperlichen und seelischen
Selbstheilungskräfte angeregt und
die Widerstandsfähigkeit gestärkt
werden.
S
ebastian Kneipp sagte vor rund
150 Jahren, es sei „kein Wunder, wenn Krankheiten so viele
Opfer fordern, denn die Menschheit ist weit von der früheren, einfachen, natürlichen Lebensweise
abgewichen. Nicht etwa, dass die
Errungenschaften unserer Zeit
wieder geopfert werden müssten,
aber es muss ein Ausgleich gefunden werden, um die überanstrengten Nerven zu stärken, ihre Kraft
zu erhalten. Es muss das Gleichgewicht hergestellt werden zwischen
Arbeit und Lebensweise.“
An der Notwendigkeit und der
Aktualität dieser Aufforderung
hat sich leider nichts geändert.
Was sich geändert hat, sind die
vielen Möglichkeiten, diesen inneren Ausgleich zu finden, um Körper und Seele in Balance halten zu
können.
Die Kneippsche Gesundheitsphilosophie und ihre fünf Elemente,
die historisch verankert, aber zugleich hochmodern sind, dürften
bekannt sein: Wasser, Bewegung,
Ernährung, Heilpflanzen und Le22
Kneipp-Anwendungen sind mühelose Maßnahmen nach dem
Motto: „Kleiner Aufwand – große Wirkung“. Sie lassen sich einfach in den Arbeitsalltag einbauen
und steigern, wenn sie regelmäßig
und korrekt angewendet werden,
das persönliche Wohlbefinden.
Ist man gänzlich unerfahren, sollte man klein anfangen und nach
und nach das individuelle KneippWohlfühl-Programm
steigern.
Wasser veranlasst den Körper
durch thermische, chemische, mechanische oder hydroelektrische
Reize zu sinnvollen Reaktionen,
die gesund machen bzw. gesund
erhalten. Bei den Wasseranwendungen z. B. ist vielen Menschen
gar nicht bewusst, dass diese nicht
nur an dem Körperteil wirken, der
behandelt worden ist, vielmehr beeinflussen die unterschiedlichen
Anwendungen alle Körpersysteme
positiv. Für einige dieser Wasseranwendungen wird ein spezielles
Kneipp-Gießrohr als Brause- oder
Duschaufsatz benötigt – ich kann
Sie aber beruhigen: Es kostet
wirklich nicht die Welt! Für andere, etwa das kalte Armbad, auch
Kneipp-Espresso genannt, braucht
man nur ein Waschbecken mit
etwa 12 Grad kaltem Wasser, in
das beide Arme bis zur Mitte der
Oberarme eingetaucht werden.
Nach ca. 30 Sekunden hört man
damit auf, streift das Wasser nur ab
und bewegt sich, bis ein Wärmegefühl eintritt. Ein ganz einfacher,
kostengünstiger Muntermacher!
Neben den Armbädern, dem äußerst gesunden Wassertreten, den
vielen unterschiedlichen Güssen
und beruhigenden Wadenwickeln
ist auch das Tautreten im Sommer
bzw. das Schneetreten im Winter eine einfache, aber effektive
Methode, das Wohlbefinden zu
fördern und die Abwehrkräfte zu
stärken. Das Treten macht nicht
nur Spaß, es kräftigt auch die Venen, verbessert die Durchblutung
und stabilisiert das vegetative Nervensystem. Allerdings: Um nachhaltige,
gesundheitsförderliche
Effekte zu erzielen und eine Harmonisierung aller körperlichen
und geistig-seelischen Funktionen
zu bewirken, müssen die Anwendungen regelmäßig durchgeführt
werden.
Bewegung umfasst von der Massage bis zum Freizeitsport alles, was
guttut. Kneipp legte besonderen
Wert auf die individuelle Situation seiner Patienten: So verordnete
er dem Schreibtisch-Beamten z. B.
Holzhacken, Feldarbeit und flotte
Spaziergänge. Es geht darum, das
Bewegungsprogramm mit persönlichen Neigungen und Fähigkeiten
abzustimmen. Gymnastik, Nordic
Walking, Wandern, Radfahren
und Schwimmen gelten als schoBAGSO-Nachrichten
n
02/2015
nende Sportarten, die den ganzen Das Element der Heilpflanzen
Menschen fordern und ihm Ent- hat Kneipp perfekt beschrieben:
spannung bringen.
„Vorbeugen sollt Ihr durch diese
Kräuter, nicht das Übel erst groß
Entspannung ist auch das nächs- werden lassen.“ Er hielt große Stüte Stichwort – das Kneippsche cke auf die heimische Pflanzenwelt
Element der Lebensordnung oder und verwendete sie als Badezusätauch innere Balance genannt. Die ze, Tinkturen, Salben, Tees und
Anforderungen des Lebens einer- Säfte. Die Verwendung von Heilseits und gesundheitsförderliche pflanzen, die quasi vor der eigenen
Maßnahmen andererseits in ein Haustür wachsen, ist mittlerweile
Gleichgewicht zu bringen – darum selten geworden. Das Bewusstsein
geht es bei der Lebensordnung. für die heimische Natur und die
Im Idealfall lebt der Mensch ge- Schätze, die sie uns bietet, muss
sund und bemüht sich auch um wieder gestärkt werden.
seelische Ausgeglichenheit, Stresstoleranz und soziale Kompetenz. Zu guter Letzt sei noch das
Moderne Angebote wie Yoga, Qi- Kneippsche Element der gesunGong oder Tai-Chi können be- den Ernährung angesprochen.
hilflich sein. Jeder Mensch muss Eine bedarfsgerechte, vollwertige,
für sich entscheiden, welcher Weg schmackhafte und weitgehend naund welche Methoden für ihn am turbelassene Kost ist eine wichtige
besten geeignet sind, die Psyche in Voraussetzung für das WohlbefinBalance zu halten. Dabei helfen in- den – sowohl körperlich als auch
dividuelle Rituale, wie abends ein seelisch. Sie trägt zum GesundBuch zu lesen, Gesellschaftsspiele bleiben und -werden bei, indem sie
zu spielen, sich mit Freunden zu die körpereigenen Schutzsysteme
treffen oder zu telefonieren und fördert. Nicht nur die Zusammenvieles mehr.
setzung der Speisen spielt dabei
© Foto: Heike Rau - Fotolia
Titel – Resilienz – was uns stark macht
eine Rolle: Zu einer gesunden
Mahlzeit gehört neben Küchenkräutern, Obst und Gemüse das
Ambiente, das gemeinsame Essen
in Ruhe, mit Freude und natürlich
mit Genuss!
Kneipp ist also nicht nur einfach
ein Name; Kneipp ist ein Lebensgefühl. Im Einklang mit sich selbst
und der Natur zu sein, fördert die
Lebensqualität und ist eine echte
Kraftquelle. n
Christian Dannhardt
Kneipp-Bund
Achtsamkeit unterstützt die Fähigkeit, mit
schwierigen Situationen im Leben umzugehen
Die Praxis der Achtsamkeit wird immer populärer. Sie gilt als zuverlässige Unterstützung in stressigen Zeiten, bei
Schmerzen und in schwierigen emotionalen Situationen. Auch im Alter kann sie eine wertvolle Kraftquelle sein, mit
den Veränderungen des Lebens klarzukommen. Doch wie „funktioniert“ Achtsamkeit und wie kann man sie erlernen?
D
ie Praxis der Achtsamkeit ist
nicht schwer, denn Achtsamkeit ist eine natürliche Fähigkeit.
Die Herausforderung besteht darin, sich immer wieder daran zu
BAGSO-Nachrichten
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erinnern und sie zu nutzen. Wenn
man das durch Übung schafft, offenbart sie ein ungeheures Potenzial: Sie wirkt in alle Lebensbereiche und erleichtert uns, in einen
Zustand der Ausgeglichenheit und
Gelassenheit zu kommen. Auch
der Umgang mit Schmerzen, destruktiven Gedanken und schwierigen Gefühlen verändert sich. Wir
23
werden widerstandsfähiger und
schaffen es, uns schneller aus unheilsamen Gemütszuständen zu
lösen.
Beobachten distanziert man sich
ein wenig und ist nicht mehr im Automatismus gefangen. Dem Menschen wohnt die Kraft inne, sich
auf bestmögliche Art zu regulieren
und auch den Dingen, die sich nicht
ändern lassen, auf annehmende
Weise zu begegnen. Doch oft haben
wir zu feste Vorstellungen davon,
wie etwas sein sollte. Dadurch gehen wir automatisch in Widerstand
zu dem, was ist. Zeitlebens sind
wir mit Veränderungen konfrontiert. Besonders im Alter fordern
uns Krankheiten, Schmerzen und
Verluste. Körper und Geist verändern sich und auch die Außenwelt
wird verändert wahrgenommen.
Die Praxis der Achtsamkeit kann
dabei helfen, sich diesen Herausforderungen zu stellen und einen
freundlichen und offenen Umgang
mit ihnen zu entwickeln. Mit Achtsamkeit können wir nicht die Dinge selbst ändern, doch je weniger
Widerstand wir haben, je versöhnlicher wir auf die Dinge blicken,
desto weniger werden wir darunter
leiden, können gelassen bleiben und
uns schneller erholen.
Achtsamkeit ist nichts Esoterisches. Sie ist ein Training unserer Gedankenkraft, wir lernen
zu registrieren, was in Geist und
Körper vorgeht, wir werden bewusster und bekommen dadurch
mehr Handlungsspielraum und
Entscheidungskraft.
Normalerweise laufen unsere Gedanken
auf Autopilot: Ein Gedanke folgt
dem nächsten, ohne dass wir uns
dessen bewusst sind. So kommt
es, dass wir oft wie in einem Gedankenkarussell immer wieder
um Gleiches kreisen. Wir haben
dann auch entsprechend ähnliche
Gefühle und folgen wiederkehrenden Verhaltensmustern – auch
wenn diese uns nicht guttun, uns
stressen oder sogar krank machen.
Je älter wir werden, desto stärker
halten wir an unseren Gewohnheiten fest. Achtsamkeit hilft uns,
diese Muster hin und wieder zu
durchbrechen, eine neue Sichtweise anzunehmen und die vielfältigen Möglichkeiten zu entdecken, Unsere achtsame, offene Haltung
mit den Herausforderungen des macht es uns möglich, überall kleiLebens umzugehen.
ne und größere Glücksmomente
zu bemerken und die schönen und
Achtsamkeit bedeutet, so oft wie angenehmen Dinge des Lebens
möglich innezuhalten und zu be- zu genießen und wertzuschätzen.
merken, was eigentlich vor sich Denn Glück und Zufriedenheit
geht. Und dann ist es wichtig, dass kommen aus uns selbst. Wir müsman das, was man bemerkt, erst sen diese Quelle der Kraft und
einmal nicht – wie normalerweise Resilienz nur in uns entdecken.
– bewertet und in eine Schublade Unsere Kraftquelle, die uns insteckt, sondern offen und interes- newohnende positive Energie, ist
siert wahrnimmt. Man kann sich immer da. In Verbundenheit mit
sagen: „Aha, interessant, was ich da ihr werden wir unabhängiger von
gerade gedacht habe“. Durch dieses äußeren Einflüssen.
24
© Foto: Laurent Hamels - Fotolia.com
Titel – Resilienz – was uns stark macht
Eines der Tore, um uns mit dieser
Kraft zu verbinden, ist unser Körper. Einige tiefe Atemzüge, ein Besinnen auf den Körper, ein Spüren
in den sich hebenden Brustkorb,
ein Lockern der Schultern und wir
spüren sofort: Ich bin lebendig, ich
kann mich entspannen. Auch bei
Schmerzen ist dies möglich. In dem
Moment, in dem wir freundlich
auf die körperlichen Empfindungen eingehen, sind wir ganz bei uns
selbst und dies spendet Kraft.
Achtsamkeitspraxis kann man
beispielsweise in sog. MBSR-Kursen erlernen. Dabei handelt es
sich um ein Acht-Wochen-Programm, das seit 30 Jahren weltweit
in Kliniken angeboten wird und
schon vielen Menschen geholfen
hat, innerlich stärker und widerstandsfähiger zu werden. Einen
qualifizierten Achtsamkeits-Lehrer in Ihrer Nähe finden Sie auf
der Webseite des Berufsverbandes
unter www.MBSR-Verband.org.
Hier finden Sie auch weitere Informationen zum Thema Achtsamkeit und Selbstfürsorge. n
Sarina Hassine
Achtsamkeitslehrerin
BAGSO-Nachrichten
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Titel – Resilienz – was uns stark macht
Bitte lächeln! Das Leben ist hart genug
Humor als Resilienz-Faktor
In meiner Tätigkeit als Trainerin,
Pädagogin und Coach kann ich
diese Phänomene gut beobachten.
Die grundsätzliche Erwartung
von uns Menschen ist die Erfüllung unserer Pläne und Wünsche.
Das Leben kümmert sich aber
oft nicht darum. Es stellt uns vor
unangenehme und schmerzliche
Tatsachen. Wunsch und Wirklichkeit kollidieren. Unangenehme
Gefühlszustände wie Trauer, Wut
oder Frustration sind die Folge.
Die humorvolle Ressource hilft Um diese Enttäuschung zu über- mit etwas mehr Optimismus und
uns, auch andere Resilienz-Fakto- winden, ist es notwendig, einen heiterer Gelassenheit weitergehen.
ren zu aktivieren. Damit lässt sich neuen Blickwinkel einzunehmen. Humor als „resiliente Haltung“
ein Weg aus den Krisen des Lebens
beinhaltet auch Selbstironie. Über
finden. Erst der Humor ermöglicht Gemäß dem Motto: „Ich freue sich selbst zu lachen, ist eine wertes, die Lebensherausforderungen mich, wenn es regnet. Denn auch volle Eigenschaft, eine Form der
mit der nötigen Gelassenheit zu wenn ich mich nicht freue, regnet Widerstandskraft. Neben all der
betrachten. So nimmt man vor al- es trotzdem.“ gilt es, die unabän- Tragik in der Welt kann unsere
lem sich selbst, aber auch andere derlichen Ereignisse im Leben humorvolle Haltung als Brücke
ernst, jedoch nicht „über-ernst“. bestmöglich anzunehmen. Je öfter zwischen Tragödie und Komödie
Denn: „Humor ist, wenn man wir dies praktiziert und als mach- gesehen werden. n
trotzdem lacht.“
bar erlebt haben, desto größer sind
unsere Resilienz-Kompetenzen. Elisabeth Trybek
Der österreichische Psychothe- Eine weitere praktische und durchrapeut Viktor E. Frankl bezeich- aus wirksame Anregung zum
Zur Person
nete Humor als „Trotzmacht des gedanklichen PerspektivenwechElisabeth Trybek
Geistes“. Humor ist demnach eine sel findet sich in folgendem Satz:
ist Dipl.-Pädagogin,
Haltung. Sie hilft uns, mit Her- „Wenn das Leben nicht so verläuft,
Trainerin und
ausforderungen, Schwierigkeiten wie du es dir vorstellst, dann stelle
Coach und bietet
und Konflikten besser umzuge- dir einfach etwas anderes vor.“
Vorträge und Workhen. Wir lernen aus Erfahrungen
shops zum Thema
und können in Folge sogar daran Natürlich ist derart oft leichter
„Gesundheitsfaktor
wachsen. Humor hat viel mit der gesagt als getan. Aber manchmal
Resilienz“ und „Humor und
Fähigkeit zu tun, Enttäuschungen genügt schon eine kleine VeränResilienz“. Sie lebt in Reichenau/
leichter wegzustecken und die ei- derung im Denken, ein AugenOberösterreich.
genen Erwartungen und Ansprü- zwinkern oder ein Lächeln im
Information und Kontakt:
www.elisabethtrybek.com
che zu relativieren.
Gesicht. Schon können wir wieder
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
25
© Foto: mediaphotos - istockphoto
V
iele Situationen in unserem
täglichen Lebensalltag sind
nicht planbar. Wir alle sind oftmals ein Spielball unwägbarer
Kräfte. Versuche, uns dagegen abzusichern, helfen nur bedingt. Das
Gelingen wird stets vom Scheitern
begleitet. Und umgekehrt. Um
„erfolgreich“ scheitern zu können
und daran nicht zu zerbrechen,
braucht es Humor als soziale Kompetenz und Lebenshaltung.
Engagement
Hilfe zur Selbsthilfe für junge Menschen:
Seniorpartner in School
Montagmorgen – Timo sitzt in seiner Klasse, er ist nicht ansprechbar und reagiert selbst auf seine Freunde
aggressiv, nimmt nicht am Unterricht teil und stört durch scheinbar unmotiviertes Weinen. Ein Gesprächsangebot der Lehrerin weist er zurück. In einer solchen verfahrenen Situation werden Seniorpartner in School um Hilfe
gebeten. Hier erzählt Timo, wie sehr er unter den Wochenenden leidet, wenn seine getrennt lebenden Eltern den
jeweils anderen Partner ihm gegenüber herabwürdigen. Er sucht einen Weg, wie er damit umgehen kann, da er
beiden zugetan ist.
Der Begriff „Seniorpartner“ zielt
nicht auf das Alter der Vereinsmitglieder, die der Generation
55+ angehören und das Berufsleben abgeschlossen haben, sondern auf deren Lebenserfahrung.
Seniorpartner in School e.V., ein
bundesweit tätiger, gemeinnütziger Verband, lässt diese Menschen
durch professionelle Trainer zu
Schulmediatoren und Bildungsbegleitern weiterbilden. In einer
80-stündigen Qualifizierung lernen die interessierten Frauen und
Männer die Grundlagen der Mediation und fördernder Einzelgespräche. Zu den Inhalten gehören
u. a. das Konzept der gewaltfreien
Kommunikation nach Marshall
Rosenberg, Supervision und kollegiale Fallberatungen. Fortbildungen mit jugendrelevanten Themen
26
ergänzen die Ausbildung und
begleiten die Tätigkeit. In ganz
Deutschland arbeiten die Vereinsmitglieder nach den gleichen
Prinzipien, ein Qualitätshandbuch
beschreibt die Standards.
Die Seniorpartner gehen in ZweierTeams an einem Vormittag in der
Woche in eine Schule und stehen
dort Kindern als Ansprechpartner
zur Verfügung. Durch Zuhören,
Nachfragen,
Zusammenfassen
und Spiegeln wird gemeinsam der
Hintergrund des Konfliktes geklärt. Die jungen Menschen finden dabei selbst die Lösungen, die
von allen Beteiligten getragen werden können. Als Bildungsbegleiter stehen Seniorpartner Kindern
und Jugendlichen, die Probleme
mit sich oder ihrem Umfeld haben, über einen längeren Zeitraum
für Einzelgespräche zur Seite und
stärken sie in ihrer persönlichen
und sozialen Kompetenz. Seniorpartner sollten ausreichend Zeit
haben und fähig sein, Menschen
zuzuhören. Eine positive Einstellung zu Kindern und Jugendlichen
und die Fähigkeit, auf Augenhöhe mit ihnen zu sprechen, sind
notwendig. Ihr Engagement wird
© Foto: seniorpartner in school
M
ehr als 1.200 Frauen und
Männer sind in 13 Landesverbänden als Schulmediatoren und
Bildungsbegleiter
ehrenamtlich
tätig. Sie helfen durch Mediation
und in fördernden Einzelgesprächen Schülerinnen und Schülern,
Konflikte gewaltfrei zu lösen, ihre
Stärken zu entwickeln und ihre soziale Kompetenz zu entdecken.
Seniorpartner im Gespräch mit Kindern.
Es geht um die Lösung von Konflikten sowie – in Einzelgesprächen – um persönliche Probleme der Kinder. Die Seniorpartner helfen ihnen, eigenständig Lösungen
zu finden.
durch die Akzeptanz und Zuwendung der Kinder und Jugendlichen
und die positiven Rückmeldungen
aus dem schulischen Umfeld belohnt. n
Seniorpartner in School –
Bundesverband e.V.
Hauptstr. 117, 10827 Berlin
Tel.: 030 / 78 79 25 56
[email protected]
www.seniorpartnerinschool.de
BAGSO-Nachrichten
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Engagement
Die Werkstatt der Generationen
In der WdG führen ältere ehrenamtliche Mitmacherinnen und
Mitmacher wöchentlich mit den
Schülerinnen und Schülern der
Klassen 1 bis 10 eigene Projekte
in Schule und Hort durch. Dabei
bringen die Älteren sich, ihre Erfahrungen und Leidenschaften,
ihr Wissen und ihre Ideen als Senior-Experten in den Unterricht
ein. Inhalte und Gestaltung der
Projekte werden von den Ehrenamtlichen selbst bestimmt und in
Zusammenarbeit mit den Pädagoginnen und Pädagogen umgesetzt.
(Fast) alles ist möglich: Singen,
Modedesign, Handwerken, Zeitzeuge sein, Kochen, Videoclips
drehen, Yoga, Seifenkisten-Bau,
Theaterspielen, Lesecoaching, Bionik … Pro Schuljahr werden 50 bis
60 unterschiedliche WdG-Projekte
realisiert, die das vielfältige Potenzial der älteren Generation verdeutlichen. Darüber hinaus gibt es
Projekte, in denen sich die Generationen gemeinsam neue Themenbereiche erschließen und auch ein
Engagement von „Jung für Alt“ ist
Teil des Generationendialogs.
dem 1. Preis des
Deutschen Alterspreises der Robert
Bosch
Stiftung
ausgezeichnet.
Seit der Schulgründung 2008
engagierten sich
über 70 SeniorExpertinnen und
-Experten.
Sie
zeigen, dass persönliches Engagement in jedem
Alter möglich und
bereichernd ist –
die bislang älteste
Mitmacherin war
105 Jahre alt.
Für die Schüler hat jedoch das Alter der Senior-Experten keine große Bedeutung. Was für sie zählt,
sind die Menschen selbst, die zu
ihnen kommen. Sind sie offen und
interessiert, spannend oder gar
„cool“? Wo kennen sie sich aus
und was haben sie erlebt? Und hier
haben die Älteren bis ins sehr hohe
Alter ungeheuer viel zu bieten.
Dies hautnah zu erleben, ist für
viele Engagierte sehr motivierend, stärkt das Selbstbewusstsein
und löst in allen Köpfen mögliche
Altersklischees auf. In der WdG
werden die Älteren als SeniorExperten mit ihren Fähigkeiten
und ihrem Erfahrungsschatz sehr
Für ihr besonderes Konzept und geschätzt. Sie sind gefragt und ledie gelungene Umsetzung wurde ben ihre Leidenschaften, manche
die WdG im November 2014 mit davon zum ersten Mal. Das setzt
BAGSO-Nachrichten
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02/2015
© Foto: Monte Balan
ie Werkstatt der Generationen – im Alltag kurz WdG
genannt – ist ein fester Bestandteil
der Integrativen Montessori Schule an der Balanstraße in München,
einer Schule, für die gelebte Inklusion auch das Miteinander der Generationen bedeutet.
viel Energie frei, macht Freude
und gibt mit den Worten einer
74-Jährigen „dem Lebensrhythmus eine neue Melodie – MEINE
Melodie“. n
Anke Könemann
Zur Person
Anke Könemann
Leiterin Werkstatt
der Generationen
Monte Balan
Bildungsträger
gGmbh
Balanstr. 73,
81541 München
Tel.: 089 / 90 90 178-55
[email protected]
www.montessori-muenchen.de
© Foto: Manu Theobald
D
27
Wohnen
Wege aus der Wohnungslosigkeit
persönlichen Einkommen, das aus
einer kleinen Rente und Grundsicherungsleistungen besteht.
B
evor Norbert B. im Februar
2013 seine Wohnungslosigkeit beenden konnte, lebte der
67-Jährige in der zentralen Notunterkunft in Münster, dem Haus
der Wohnungslosenhilfe. Sein
Zuhause war damals ein kleines
Zimmer, das er sich mit anderen
Männern teilen musste. Seinen
Tag verbrachte Norbert B. meistens zurückgezogen, teilnahmslos auf seinem Bett liegend. Trotz
zahlreicher Erkrankungen und
einer voranschreitenden Pflegebedürftigkeit blieb er mehrere Jahre
dort. Doch aufgrund der Sorge, bei
einem Umzug in ein Heim seine
individuelle Entscheidungsfreiheit
zu verlieren, lehnte er eine Weitervermittlung kategorisch ab. So
wurde die Notunterkunft für über
zehn Jahre sein Zuhause.
Seit nunmehr zwei Jahren lebt
Norbert B. gemeinsam mit sieben
weiteren älteren ehemals Wohnungslosen im betreuten Wohnprojekt Wohnen 60plus in der
ehemaligen Dreifaltigkeitskirche.
Hier ist er Mieter eines Apparte28
ments, das aus einem Wohnschlafbereich, einem barrierefreien Bad
und einer kleinen Küche besteht.
Zusammen mit den anderen Bewohnern beteiligt er sich zusätzlich
an der Miete für einen Gemeinschaftsraum. Seine Autonomie hat
er mit dem Einzug in das Gruppenwohnprojekt nicht aufgegeben
– im Gegenteil, das Wohnprojekt
ermöglicht ihm ein möglichst
selbstbestimmtes Leben. Nach vielen Jahren in erzwungener „Gemeinschaft“ genießt er in seinem
Appartement wieder Ruhe und
Privatheit. Sein wiederentdecktes
Bedürfnis nach Geselligkeit erfährt im Gemeinschaftsraum (s.o.)
Befriedigung. Hierhin kommt er
zu den Mahlzeiten, die dort angeboten werden. Außerdem nimmt
er regelmäßig an Betreuungsangeboten wie Spielerunden oder dem
Singkreis teil und hat Kontakt zu
den Mitarbeitern und den anderen Bewohnern des Projektes. Was
ihm darüber hinaus besonders
wichtig ist: Über sein Geld verfügt
er weiterhin frei und zahlt seine
Miete selbstständig aus seinem
Mehrmals täglich bekommt er Besuch vom Pflegedienst, der ihn bei
der Körper- und Behandlungspflege sowie bei der Hauswirtschaft
unterstützt. Innerhalb der Zeit, die
er im Wohnprojekt lebt, haben sich
die Pflegeeinsätze deutlich vermehrt. Auf gesundheitliche Verschlechterungen, die ihm in der
Zeit widerfahren sind, konnte dabei immer bedarfsgerecht reagiert
werden. Auch seine Ablehnung
gegen Hilfsmittel ließ mit der Zeit
nach und so benutzt Norbert B. je
nach körperlicher Verfassung einen Rollator oder er wird mit dem
Rollstuhl geschoben.
Das Beispiel von Norbert B. steht
exemplarisch für den Werdegang
der Mieter des Projektes Wohnen
60plus. Mit der Normalisierung
ihrer Wohnverhältnisse konnten
sich alle Bewohner nachhaltig in
ihr neues Zuhause integrieren.
Die Mieter werden nicht mehr als
die ehemaligen Wohnungslosen
wahrgenommen, sondern als gute
Nachbarn geschätzt. Insbesondere
der regelmäßige Kontakt zu einigen Seniorinnen und Senioren aus
der Nachbarschaft, die sich an den
Freizeitangeboten des Projektes
beteiligen, unterstreicht dies. n
Christian Benning
Diplom-Sozialarbeiter beim
Förderverein für Wohnhilfen e. V.
www.wohnhilfen-muenster.de
BAGSO-Nachrichten
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Gesundes Leben
Genussvoll essen in jeder Lebenslage
Welche Bedeutung hat eine ausgewogene Ernährung zu Hause und außer Haus?
M
© Foto: Hetizia - Fotolia
it Freude und Genuss aus
der Vielfalt der Lebensmittel
auszuwählen und die Mahlzeiten
nach eigenen Vorlieben, Traditionen und Gewohnheiten zubereiten
zu können, bietet nicht nur Lebensqualität im Alter. Essen und
Trinken kann auch zur Erhaltung
der Gesundheit und Leistungsfähigkeit wesentlich beitragen und
damit die Eigenständigkeit erhalten. Dies trifft auf die eigene Verpflegung zu Hause für alle Altersgruppen und auf Angebote der
Außer-Haus-Verpflegung zu.
Wie sieht eine ausgewogene
Ernährung im Alltag aus?
Die größte Herausforderung bei
der Ernährung älterer Menschen
ist es, energiearme und gleichzeitig nährstoffreiche Lebensmittel
auszuwählen. Dazu zählen in erster Linie Gemüse und Obst. Fünf
Portionen, das heißt drei Portionen Gemüse oder Salat und zwei
Portionen Obst, sollten täglich
verzehrt werden. Dies gelingt am
besten, wenn die erste Portion
schon im Frühstück enthalten ist
wie Apfel oder Banane im Müsli oder in der herzhaften Variante Gurke oder Tomate zum Brot.
Obst als Fruchtmus oder einfach
so als ganzes Stück oder in Form
eines Smoothies aus Früchten
entsprechend der Jahreszeit bietet alternative Möglichkeiten für
die täglichen Portionen. Auch die
Stärkebeilagen, die mindestens
BAGSO-Nachrichten
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02/2015
dreimal täglich auf dem Speisenplan stehen sollten, liefern als Vollkornprodukt mehr Nährstoffe und
Ballaststoffe als ein vergleichbares
Produkt aus geschältem Getreide.
So sind ein fein gemahlenes Vollkorn- oder Schwarzbrot, Naturreis, Vollkornnudeln oder auch
mal ein Vollkorngebäck am Nachmittag die ideale Auswahl.
Milch und Milchprodukte wie Joghurt, Käse oder Quark in der fettarmen Variante sind energiearm
und nährstoffreich und sollten
möglichst täglich verzehrt werden.
Zwei bis drei Portionen Fleisch
in der Woche sind ausreichend
und ideal ist es, weißes Fleisch zu
bevorzugen. Fisch sollte ein- bis
zweimal pro Woche und mindestens einmal als fettreicher Seefisch,
z. B. als Hering oder Makrele, gegessen werden. Der Fisch kann
auch als Beilage Abwechslung in
die Abendmahlzeit bringen. Zur
Zubereitung sollten hochwertige
Pflanzenfette wie Raps-, Walnuss-,
Weizenkeim-, Oliven- oder Sojaöl
verwendet werden. Insgesamt ist
auf eine fettarme Zubereitung der
Speisen und eine maßvolle Verwendung von Salz und Zucker zu
achten. Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind die Getränke. Je nach
körperlicher Aktivität, Gesundheitszustand und Umgebungstemperatur sollten mindestens 1,5
Liter pro Tag als Wasser, Tee oder
Saftschorlen getrunken werden.
29
Gesundes Leben
Wenn Selbstkochen nicht mehr
möglich ist
Aus vielen Gründen kann die eigene Zubereitung der Speisen für
eine bestimmte Zeit oder dauerhaft
schwerfallen. In dieser Situation
besteht die Möglichkeit, sich „Essen auf Rädern“ zu bestellen oder
einen offenen Mittagstisch in einer
Senioreneinrichtung zu nutzen.
Bedingt durch Krankheit oder Rehabilitationsbedarf kann auch eine
Verpflegung im Krankenhaus oder
in der Rehaklinik nötig sein. Um
bei diesen Angeboten der Gemeinschaftsverpflegung ebenfalls eine
ausgewogene Verpflegung zu ermöglichen, wurden von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
e. V. (DGE) Qualitätsstandards
u. a. für die Seniorenverpflegung
und die Verpflegung in Kliniken
entwickelt. Sie wurden im Rahmen
von IN FORM – Deutschlands In-
itiative für gesunde Ernährung
und mehr Bewegung erarbeitet
und setzen die Anforderungen
an eine ausgewogene Ernährung
für die Gemeinschaftsverpflegung
um. So besteht auch außerhalb
der eigenen Wohnung die Möglichkeit, sich gesundheitsfördernd
zu ernähren. Um die DGE-Qualitätsstandards stets auf aktuellem wissenschaftlichem Stand zu
halten, wurden gerade alle sieben
Broschüren überarbeitet und sind
in neuer Auflage erschienen.
Woran ein ausgewogenes
Verpflegungsangebot zu
erkennen ist
Einrichtungen und Kliniken haben
die Möglichkeit, die Umsetzung
des jeweiligen DGE-Qualitätsstandards durch die DGE zertifizieren
zu lassen. Zu erkennen ist dies
am Logo in der Einrichtung und
Eine zertifizierte Einrichtung ist am
Logoschild (hier am Beispiel der
Seniorenverpflegung) und dem Zertifikat zu erkennen.
auf dem Speisenplan bzw. in der
entsprechenden Menülinie. Die
Umsetzung des DGE-Qualitätsstandards oder das Angebot einer
zertifizierten Menülinie kann bei
Anbietern von „Essen auf Rädern“,
in stationären Senioreneinrichtungen oder in Kliniken erfragt werden. n
Ricarda Holtorf, DGE
© Foto: goodluz - Fotolia
Zur Person
Trinken – nicht immer ganz einfach, wenn das Durstgefühl im Alter nachlässt.
Aber wichtig!
30
Ricarda Holtorf
Diplom-Oecotrophologin, ist
im Rahmen von
IN FORM in der
Gemeinschaftsverpflegung für
das Thema Seniorenverpflegung
zuständig.
Tel. : 0228 / 3776-652
E-Mail: [email protected]
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Gesundes Leben
Fünf einfache Tipps für ein gutes Gespräch
mit dem Arzt
D
as Gespräch zwischen Patient
und Arzt ist eine wesentliche
Grundlage für eine erfolgreiche
Behandlung. Besonders wichtig
ist dabei, dass Ärzte auf die Informationsbedürfnisse der Patienten
eingehen und alle Fragen in einer
verständlichen Sprache beantworten. Deshalb engagiert sich
die BAGSO gemeinsam mit Patientenorganisationen, Pfizer und
weiteren Partnern in der Initiative
„Ich beim Arzt“. Die Internetseite www.ichbeimarzt.de und der
Merkzettel bieten fünf hilfreiche
Kommunikations-Tipps für Patienten, die man im Arztgespräch
leicht umsetzen kann.
Außerdem bietet „Ich beim Arzt“
auf den Internetseiten einen Kurzfilm des „Simplify your life“-Autors
Werner Tiki Küstenmacher, der in
seiner „Tikimation“ darstellt, wie
sich die Hürden der Kommunikation leicht überwinden lassen.
Zusätzlich werden auf der Internetseite die verschiedenen Initiatoren und Partner der Initiative
mit ihren jeweiligen Service-Angeboten für Patienten vorgestellt.
Die Website wird weiterentwickelt
und das Angebot in den nächsten
Monaten weiter ausgebaut. Zu den
Initiatoren von „Ich beim Arzt“
gehören neben der BAGSO die
Deutsche Schmerzliga e.V. (DSL),
die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. (DVMB), die
Stiftung PATH (Patients‘ Tumor
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Bank of Hope) und das Patientencoaching cg empowerment. Unterstützt wird das Projekt auch vom
BWL-Lehrstuhl für Marketing der
Otto-Friedrich-Universität Bamberg sowie vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK)
und von dem Arzneimittelhersteller Pfizer.
führen. Dabei war es den Partnern
wichtig: Die Tipps für eine bessere
Kommunikation können an einer
Hand abgezählt werden und sind
leicht zu merken.
Weiterführende Informationen finden Sie unter www.ichbeimarzt.de.
Den kostenlosen Merkzettel zur
Kampagne können Sie bestellen
unter [email protected] und
Tel.: 0228 / 55 52 55 50. Wenn Sie
bei der Initiative mitmachen wollen, dann kommen Sie auf uns zu. n
Die Idee für die Initiative entstand
anlässlich des Pfizer-Patienten-Dialogs. In gemeinsamen Workshops
erarbeiteten die Initiatoren, was
Patienten im Arztgespräch wichtig ist und welche Tipps helfen, ein Dr. Barbara Keck
gutes Gespräch mit dem Arzt zu BAGSO Service Gesellschaft
31
Gesundes Leben
Gesund mit Hund
Was Ältere bei der Anschaffung eines Hundes beachten sollten
Gezielt ältere Hunde vermitteln
die Initiative „Graue Schnauzen“ (www.graue-schnauzen.de)
und das Omihunde-Netzwerk
(www.omihunde-netzwerk.de).
Jeder, der gern einen Hund hätte,
sollte sich auch im Vorfeld überlegen, wer sich z. B. bei einem plötzlichen Krankenhausaufenthalt um
den Hund kümmern kann.
60plus Hund berät ältere Menschen im Hinblick auf Anschaffung und Erziehung von Hunden.
Worauf es dabei ankommt, das
weiß die Hundetrainerin Angelika
Prauß, Referentin für tiergestützte
Therapie und Pädagogik.
Viele ältere Menschen zögern,
sich im fortgeschrittenen Alter
(wieder) einen Hund anzuschaffen, weil sie Angst haben,
dass dieser sie möglicherweise
überlebt. Auf der anderen Seite
können gerade Senioren sehr von
den Vierbeinern profitieren.
Was raten Sie älteren Hundeliebhabern?
Mit Blick auf die eigene Lebenserwartung ist es ratsam, sich einen
älteren Hund anzuschaffen, der
bereits stubenrein, erzogen und
nicht mehr so temperamentvoll
wie ein Jungspund ist. In deutschen Tierheimen warten viele
Hunde auf ein neues Zuhause.
32
Sie bieten Beratungsgespräche
vor der Auswahl eines Hundes
an. Was sollten ältere Menschen
beachten?
Jeder sollte seinen Gesundheitszustand und die eigene körperliche
Fitness richtig einschätzen. Der
Halter sollte seinem Hund kräftemäßig überlegen sein, sodass
er ihn gut im Griff hat – etwa,
wenn eine Katze über den Weg
läuft. Außerdem sollte er sein Tier
im Notfall, etwa wenn sich der
Hund verletzt hat, auch ein paar
Meter tragen können. Aber auch
bei kleineren Hunden sollte man
genau hinsehen und auf die Rasseeigenschaften achten. Terrier
und Dackel können beispielsweise sehr fordernd und anstrengend
sein. Zudem sollte sich jeder die
Frage stellen, ob er bereit ist, sein
Leben mit einem Hund mit allen
Verpflichtungen zu teilen. Denn
so schön das Zusammenleben mit
Hund ist, es bedeutet auch Einschränkungen, z. B. in der Freizeit
und bei der Urlaubsplanung. Außerdem muss sich der Hundehal-
ter in spe darüber im Klaren sein,
dass ein Tier auch Geld kostet. Ältere Hunde müssen mitunter häufiger zum Tierarzt.
Wie kann man sich den idealen
„60plus-Hund“ vorstellen?
Der Vierbeiner sollte von Bewegungsdrang und Charakter zu seinem Halter passen: Ist der Mensch
noch sehr aktiv, kann ein lauffreudiger Hund ein idealer Begleiter
etwa bei Wanderungen sein. Ist
der ältere Mensch nicht mehr so
gut zu Fuß, passt ein Hund mit geringerem Bewegungsdrang besser.
Um herauszufinden, ob Mensch
und Hund zusammenpassen, rate
ich jedem, vor der endgültigen
Entscheidung mit dem ausgesuchten Hund im Tierheim oder
bei der Pflegestelle einige Probespaziergänge zu machen und den
Hund auch sonst im Alltag zu
beobachten. Zeigt er schon jetzt
Verhaltensauffälligkeiten, sollte er
nur in hundeerfahrene Hände vermittelt werden. Wer einen Welpen
möchte, muss sich klar sein, dass
das erste Jahr sehr anstrengend
werden kann. Auch ein Hund
von einem verantwortungsvollen
Züchter ist keine Garantie für ein
problemloses Miteinander. n
2012 hat Angelika Prauß 60plus
Hund gegründet. Information und
Kontakt: www.60plushund.de
Die Fragen stellte Ines Jonas.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Mobilität
Fahrtauglichkeit älterer Autofahrer –
die Rolle der Hausärzte
kehrssicherheitsrates (DVR) geben
nur 4 % von ca. 1.000 befragten
Autofahrern an, dass ihre Ärztin
bzw. ihr Arzt sie auf Auswirkungen ihres Gesundheitszustands
auf ihre Fahrtüchtigkeit angesprochen habe, 88 % wünschen sich,
dass er sie über sichere Mobilität
informiert, 67 % würden den Führerschein abgeben, wenn er dies
raten würde. Letzteres kann als ein
Hinweis auf die Autorität des Arztes gewertet werden, dessen Urteil
man in der Regel akzeptiert.
Die Ausgangslage
dividuell sehr unterschiedliche – Vor allem aber sollte die AusEntgegen populärer Meinungen, altersbedingte Beeinträchtigungen schöpfung der individuellen Podie vor allem in der Gruppe älte- zurückführen.
tenziale zur Aufrechterhaltung,
rer Fahrer ein besonderes Risiko
Verbesserung bzw. Wiederherfür die allgemeine Verkehrssicher- Hausärztliche Beratung
stellung einer sicheren Verkehrsheit sehen, widerlegen auch die Insofern erlangt die hausärztli- teilnahme bis ins hohe Alter das
jüngsten Statistiken den Mythos, che Behandlung für die Verkehrs- Ziel sein. Dabei ist freilich an die
dass das Kollektiv älterer Fah- sicherheitsberatung eine große Eigenverantwortung der älteren
rer eine generelle Gefahr für die Bedeutung: Zum einen befinden Fahrer zu appellieren. Dies geht
Verkehrssicherheit darstellt. Ein sich ältere Menschen häufiger in nur durch Beratung, eine BeraHandlungsbedarf für restriktive ärztlicher Behandlung, zum an- tung, die die Ärzte ohnehin geMaßnahmen – ausschließlich für deren verfügt der Hausarzt über halten sind durchzuführen.
alle älteren Kraftfahrer – lässt sich umfassende Kenntnisse sowohl
so nicht begründen. Nicht zuletzt der gesundheitlichen als auch der Das Fortbildungsprogramm
deshalb ist eine obligatorische me- psychosozialen Situation seiner Allerdings müssen Ärzte auf eine
dizinisch-verkehrspsychologische Patienten. Dem Hausarzt als kom- solche Rolle als „FahrtüchtigFahreignungsuntersuchung älterer petenter Vertrauensperson kann keits-“ bzw. „Mobilitätsberater“
Verkehrsteilnehmer in Deutsch- eine Schlüsselfunktion als „Lot- gezielter als bisher vorbereitet und
land nicht vorgesehen. Die Ge- se für ältere Verkehrsteilnehmer“ fortgebildet werden. Mit dem Ziel,
setzgebung zielt auf eine kritische zukommen, da er die physischen die positive Beziehung zwischen
eigenverantwortliche Selbstkon- und psychischen Veränderungen, Arzt und Patient für eine gezieltrolle nicht nur älterer Fahrer ab. die die Mobilitätstauglichkeit be- te Beratung nutzbar zu machen,
Allerdings lassen sich die Gründe einflussen, am ehesten beurteilen wurde von uns das Fortbildungsvieler Unfälle im Alter auf gesund- kann. Hier ist Entwicklungspo- konzept „Verkehrssicherheitsbotheitliche Einschränkungen, (Poly-) tenzial vorhanden, denn laut schaften für Senioren – Nutzung
Medikation und – wenn auch in- Umfragen des Deutschen Ver- der Kommunikationspotenziale
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
33
© Foto: Alexander Raths - Fotolia
Mobilität
im allgemeinmedizinischen Behandlungsalltag“ für Ärztinnen
und Ärzte entwickelt, das mit der
maximalen Fortbildungspunktzahl von acht Punkten zertifiziert
wurde. Module dieser Fortbildung
sind medizinisch-psychologische
Grundlagen der sicheren Verkehrsteilnahme älterer Kraftfahrer,
auch hinsichtlich der Medikamente, welche die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen können.
Die Screening-Tests fahreignungsrelevanter Leistungsbereiche geben eine Orientierungshilfe für
die Beurteilung, bieten aber auch
Anknüpfung für das Beratungsgespräch und leisten einen Beitrag
zu einer realistischen Selbsteinschätzung aufseiten des Patienten. Ein weiteres Modul stellt die
rechtlichen Rahmenbedingungen
im Spannungsfeld zwischen Aufklärungs- und Schweigepflicht
vor. Besonderes Augenmerk wird
auf die Vorbereitung der Ärzte in
kommunikativer Hinsicht gelegt,
da die Ansprache der Verkehrsteilnahme des älteren Patienten oft als
heikel empfunden wird. Die Beratung soll primär ressourcen- bzw.
funktionsorientiert sein, um bei
den Patienten eine gute Abstimmung zwischen der realistischen
34
Einschätzung ihrer körperlichen
und geistigen Leistungsfähigkeit
und ihrem Fahrverhalten eigenverantwortlich zu generieren. Dabei geht es um Information über
Beeinträchtigungen, aber auch
um beratende Hinweise auf Kompensations- bzw. Unterstützungsmöglichkeiten: Das hier durchaus
vorhandene Eigeninteresse älterer
Kraftfahrer wird in Kampagnen
wie der „Aktion Schulterblick“
des DVR aufgegriffen und sollte für freiwillige selbstkritische
Überprüfungen der Fahrkompetenz („FahrFitnessCheck“) sowie
entsprechende Trainings nutzbar
gemacht werden. Es geht auch um
gezielte Identifikation potenzieller
Problemgruppen innerhalb der
Gruppe älterer Fahrer, aber immer
ausgehend von der individuellen
Befindlichkeit und Leistungsfähigkeit und nicht vom kalendarischen Alter als Kriterium für die
Fahreignung. Auf diese Weise leisten Ärzte einen deutlichen Beitrag
zur Mobilitätserhaltung und zur
Erhöhung der Verkehrssicherheit
von Senioren.
Grenzen und Möglichkeiten
Vorbehalte gegen diese Art der
Beratung gibt es, nicht zuletzt aus
Besorgnis, „Kunden“, d. h. Patienten, zu verlieren, wiewohl schon
2005 vom 43. Verkehrsgerichtstag
auf die Beratungsverpflichtung
für Ärzte hingewiesen wurde. Es
geht eben nicht um Begutachtung,
sondern um Beratung – auch und
gerade im Sinne des Appells an
die Eigenverantwortung der älteren Patienten. Dies schließt ein,
Grenzen zu setzen, wenn Ältere
sich selbst (auch krankheitsbe-
dingt) überschätzen, z. B. bei einer
Demenzerkrankung. Hier sind
die Ärzte besonders gefordert.
Der geschilderte FortbildungsAnsatz wurde in seiner Entwicklung durch die Projektteilnehmer
(Ärzte, Dozenten, Patienten, Probanden) positiv bewertet und
stieß auf eine hohe Akzeptanz.
Die Umsetzung einer solchen
Maßnahme über eine Pilotphase
hinaus ist in ihrer Auswirkung
sicherlich nachhaltiger als Kampagnen und Aufklärungsbroschüren. Dafür bedarf es allerdings
politischer Entscheidungen. Seit
einiger Zeit scheinen mehrere
für die Verkehrssicherheit aktive
Organisationen (DVR, ADAC,
Stiftung Männergesundheit) darauf hinzuarbeiten, die politischen
Entscheidungsträger bzgl. eines
solchen Fortbildungsprogramms
zusammenzubringen. n
Prof. Dr. Georg Rudinger
Mitglied des BAGSO-Expertenrates
Kontakt: [email protected]
Zur Person
Prof. Dr. Georg
Rudinger
Jg. 1942, war von
1974 bis 2010
Professor am Institut für Psychologie
der Universität
Bonn tätig. Seine Forschung ist
durch viele Projekte aus den Bereichen Mobilität, Technik und Alter
gekennzeichnet. Zurzeit ist Rudinger
Mitglied des BAGSO-Expertenrats
und Sprecher des Zentrums für Alterskulturen an der Universität Bonn
(ZAK), das er 2002 gegründet hat.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Mobilität
Der Weg ist das Ziel – Urlaub im Fahrradsattel
„Klimaverträglich mobil 60+“ gibt Tipps zu Reisen mit dem Fahrrad
Ist man als Gruppe unterwegs,
sollte man sich vorher auf den
Schwerpunkt der Reise einigen:
eher sportliche Bewältigung größerer Distanzen oder Genuss pur
mit kulturellen oder kulinarischen Höhepunkten? Auch sollte
die körperliche Fitness der Mitradler beachtet werden. Denn die
Urlaubsfreude ist schnell getrübt,
wenn man nicht mithalten kann.
Fitness-Defizite oder gewisse körperliche Handicaps lassen sich
aber oft durch ein Elektro-Rad
(Pedelec) ausgleichen. Auch bei
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Touren mit häufigen Steigungen
erhöht ein E-Rad den Radelgenuss
deutlich. Mit speziellen Fahrrädern wie einem Sessel-Dreirad
können auch Personen mitfahren,
die Gleichgewichtsprobleme haben. Ein Tandem kann bei Kraftoder Seheinschränkungen eine
gute Lösung sein.
Statt mit dem eigenen Rad anzureisen, kann man häufig auch vor
Ort ein passendes Fahrrad mieten.
Dies sollte jedoch vorher geklärt
und gebucht werden. Um bei längeren Touren besser mit einem
fremden Rad zurechtzukommen,
kann man den eigenen gewohnten Sattel mitnehmen und auf das
gemietete Fahrrad montieren (las- Radtour mit dem Pedelec
sen).
jeden Fall ausreichend Getränke
Wer die Planung und Vorberei- und kleine Kraftspender, ein Pantung einer individuellen Reise nenset, das Mobiltelefon und eine
scheut, kann geführte Touren bu- kleine Reiseapotheke. Im Sommer
chen. Dies gilt insbesondere für sollten stets Sonnencreme, bei unRadreise-Neulinge. Reiseveran- stetem Wetter Regenjacke oder
stalter organisieren sowohl Tages- Cape dabei sein – und ein Helm zu
touren als auch mehrtägige Reisen. jeder Jahreszeit!
Geführte Radtouren bieten zudem
die Möglichkeit, schweres Gepäck Weitere Tipps zu Fahrrad-Reisen
zur jeweils nächsten Unterkunft (nicht nur) im Alter gibt es auf
transportieren zu lassen. Die Rad- der Internet-Seite des Projektes
ler sind derweil nur mit leichtem „Klimaverträglich mobil 60+“ der
Tagesgepäck unterwegs.
BAGSO, des ökologischen Verkehrsclubs VCD und des DeutEgal ob individuell oder organi- schen Mieterbundes: www.60plus.
siert, in den Rucksack oder die vcd.org/weg-ist-ziel.html. n
Fahrradtasche gehören neben einer Land- bzw. Fahrradkarte auf Anna Fehmel, VCD
35
© Foto: Reni Reißner
O
b individuell oder im Rahmen
einer geführten Reise, immer
mehr Menschen möchten ihre
Freizeit aktiv verbringen und fahren Rad. Gerade in der zweiten Lebenshälfte sind Radausflüge oder
längere Fahrradurlaube beliebt:
Viele Teilnehmer geführter Fahrradtouren sind älter als 50 Jahre,
auch Radler jenseits der achtzig
sind keine Seltenheit. Gute Gründe sprechen für diese Art der Freizeitaktivität: Die gemeinschaftliche Bewegung an der frischen Luft
trainiert den Körper und wirkt
positiv auf Geist und Seele. Vom
Fahrradsattel aus erlebt man Natur und Kultur besonders intensiv:
Reizvolle Radwanderwege führen
an Flüssen entlang, schlängeln
sich durch beschauliche Orte oder
geben den Blick frei auf malerische Landschaften – oft fernab von
dicht befahrenen Straßen.
Recht und Verbraucher
Graue Schläfen in der Werbung …
V
orsicht, it’s cool man! Mit diesem Satz schockte der inzwischen verstorbene Peter Steiner
Anfang der 1990er Jahre die Nation und löste fast so etwas wie eine
Revolution in der Werbung aus.
Der coole Schweizer warb als bärtiger, deutlich erkennbarer Alter
jenseits der 70 für eine „lila“ Schokolade. Ein älterer Mensch, der
Jugendsprache spricht – ein AhaErlebnis für viele, wurde doch
erstmals mit einem Älteren für ein
generationenübergreifendes Produkt geworben. Und mehr noch:
In der Verbindung aus Senior und
Jugendsprache wurde radikal mit
herkömmlichen Werbebildern gebrochen. Diese Werbung hat viele
inspiriert, ähnliche Kampagnen
folgten. Ein bemerkenswerter Paradigmenwechsel begann. Der Senior als potenter Werbebotschafter
36
die „kleinen Freuden“ des Lebensabends genießen kann. Dies liegt
hinter uns, denn die Unternehmen
haben in den vergangenen Jahren
die älteren Kunden als besonders
interessante Verbrauchergruppe
erkennen müssen. Jenseits von 60
liegt eine enorme, wenn nicht sogar
die Kaufkraft unserer Gesellschaft.
Damit kam es zur Herausbildung
eines neuen Marketingansatzes,
der Entwicklung spezieller Kommunikationsmethoden für „reife
Kunden“, und mit diesen entstand
das Seniorenmarketing. So sind
heutzutage auch in der Werbung
graue Schläfen absolut hipp! Das
sieht man an den vielen Begrifflichkeiten, die durch Publizisten,
trat seinen Siegeszug an. Heute Politiker, Soziologen und Werber
kann man fast von einer Omni- geprägt wurden: 50+, Golden und
präsenz älterer Menschen in der Best Agers oder Silver Generation.
Werbung sprechen. Wie selbstverständlich setzen Firmen wie Volks- Das alte Bild vom „genügsamen
wagen, Ratiopharm, Subway Sand- Rentner“ wird übertüncht und neu
wiches oder McDonald‘s Senioren gezeichnet. Die neuen Alten wolfür ihre Werbung ein. Auffallend len Spaß haben, reisen, gut ausist auch, dass Werbung für Fi- sehen, ein schickes Auto fahren,
nanzdienstleistungen kaum mehr das Leben genießen und dem Alohne sie auskommt. Noch in den ter (hoffentlich) ein Schnippchen
1990ern war das Stichwort „demo- schlagen. Die vermehrte Anzahl
grafischer Wandel“ nicht en vogue (gesunder) Jahre soll und muss geund Werber sprachen ältere Men- staltet werden.
schen nur dann an, wenn es um
typische Senioren-Produkte wie Bei einem solchen kollektiven Bild
Knoblauchpillen, Pflegemittel für vieler Millionen Menschen ist Vordie dritten Zähne oder Treppenlif- sicht angebracht und muss Einhalt
te ging. Und wenn Senioren in der geboten werden! Viele MarketingWerbung vorkamen, dann oftmals kampagnen, Anzeigen und Werbeals Abziehbild: die Alten als eine aussagen kranken nämlich daran,
genügsame Generation, die nach dass sie Senioren diskriminierend
einem arbeitsreichen Leben nun und klischeehaft präsentieren.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Recht und Verbraucher
Das rührt wahrscheinlich daher,
dass nicht alle Werbemacher einen
unmittelbaren oder spürbar erlebten Zugang zu älteren Menschen
haben. Dabei wäre es wichtig zu
wissen, wie sie „ticken“, wenn man
erfolgreich für sie oder mit ihnen
werben möchte. Denn sie sind als
Kunden Profis, weil sie über einen reichen Erfahrungsschatz als
Konsumenten verfügen. Und sie
sind sensibel, was ihre Ansprache
und die Werbung mit ihnen anbelangt. Werbung darf nicht verunglimpfen und sie darf nicht den
Eindruck vermitteln, ihre Betrachter seien von allen guten Geistern
– sprich gutem Geschmack – verlassen. Viele Senioren ärgern sich
darüber, dass sie in der Werbung
oft zu laut, zu schrill, zu platt– also
nicht authentisch – dargestellt
werden. Außerdem wollen sie
nicht ständig auf ihre vermeintlichen Schwächen aufmerksam
gemacht werden. Die Platzierung
älterer Menschen in der Werbung
ist und bleibt ein sensibles Thema
und muss angemessen gehandhabt
werden.
„Dazu gehören Kategorien
wie ,clevere Kosmopoliten‘, gebildete, offene, meist
auch kaufstarke Personen,
oder ,illiquide Traditionalisten‘, eher kaufkraftarme,
konservativ
eingestellte
Menschen, die nicht so sehr
für Werbung empfänglich
sind.“
Werbung, die Senioren
anspricht und mit ihnen
gemacht wird, sollte feinfühlig und intelligent sein,
die Vielfalt und Differenziertheit des Alters aufgreifen und natürlich darf sie
eine gehörige Portion Humor aufweisen. Sie muss
aber vor allem mit antiquierten und negativen Altersstereotypen brechen.
Darauf weist auch Caja Thimm von
der Universität Bonn und Mitglied
der Sachverständigenkommission
zum Sechsten Altenbericht „Altersbilder in der Gesellschaft“ hin.
Sie macht deutlich, dass in Konsum
und Marketing die Produzenten
ihrer Produkt- und Handelsgestaltung oft noch Altersbilder zugrunde legen, die den tatsächlichen
Bedürfnissen älterer Menschen
nicht mehr entsprechen. Gibt es
ein Mittel dagegen? Ja, denn wir
Verbraucher stimmen mit den Füßen ab und können Produkte, die
nicht einem zeitgemäßen, differenzierten Bild vom Altern entsprechen, einfach meiden! n
„Alt ist nicht gleich alt“, sagt Stefanie Wurst, Geschäftsführerin der
Werbeagentur Scholz & Friends.
Das Alter allein ist nicht mehr
der entscheidende Begriff, um mit
Werbung diese Zielgruppen anzusprechen. Vielmehr geht es um
Milieus und Lebensentwürfe. „Es
gibt viele Mikrokosmen, in denen
sich über 50-Jährige bewegen“, so
Wurst. Die Werbewirtschaft hat
reagiert und versucht, SeniorenCluster zu bilden, die diese Lebens- Dr. Stefan Arend
entwürfe abbilden. Stefanie Wurst:
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Zur Person
Dr. Stefan Arend
Vorstand bei
KWA Kuratorium
Wohnen im Alter in
Unterhaching. Als
Autor und Referent
bei Fachkongressen
veröffentlichte er zahlreiche Beiträge zu neuen Wohn- und Lebensformen für das Alter sowie zum
Marketing sozialer Dienstleistungen.
Anfang der 1990er Jahre gründete
er das Archiv „Golden Ager“, das
Werbung mit Senioren sammelt und
sich mit den Fragen der öffentlichen
Wahrnehmung von Alter und Altern
befasst. Seine Dokumentation „Das
(ver)öffentlich(t)e Bild vom Alter
und Altern“ zeigt die schönsten und
skurrilsten Anzeigen mit und für
Senioren aus den vergangenen 25
Jahren.
37
Recht und Verbraucher
Sechs einfache Tipps für die sichere Investition
Geld ins Sparschwein stecken – das war einmal. Heute setzen viele Anleger auf Rendite versprechende Fonds.
Doch nicht immer bekommen sie den Gewinn ausgeschüttet, der ihnen in Aussicht gestellt wurde. Helge
Petersen, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, erklärt, worauf vor einem Vertragsabschluss geachtet
werden sollte und wie Anleger sich bestmöglich absichern.
1. Niemals Beratungsprotokolle über Gesprächsinhalte erbringen totalen Gebühren? Anleger sollten
und auch bezeugen.
sich diese Aussagen vor dem Kauf
gegenzeichnen
2. Keine Spontankäufe tätigen
Produkte der Banken sind häufig
erklärungsbedürftig. Während des
Beratungsgesprächs werden die
Vorzüge herausgearbeitet, oft entsteht der Eindruck, dass im besten
Fall sofort abgeschlossen werden
sollte. Aber für den Laien gilt: Finger weg von Spontankäufen!
3. Beratungsgespräche
nur mit Zeugen
Kommt es im Anschluss an ein Beratungsgespräch zu Unstimmigkeiten, liegt die Beweislast beim
Kunden. Daher sollten Beratungsgespräche nie ohne Anwesenheit
einer Begleitperson geführt werden. Diese kann den Nachweis
38
per Unterschrift von dem Berater
4. Kauf und Verkauf nur mit
auf einem separaten Blatt gegenzeichnen lassen. Ist die Beratung
zwei Unterschriften
Die wenigsten Anleger wissen, aufrichtig, wird dies kein Problem
dass Banken ohne Unterschrift sein.
handeln dürfen. Doch im Zweifelsfall muss immer der Kunde den 6. Nullzinsfalle beachten
Nachweis erbringen, dass er eine Entscheiden sich Anleger, ihr Geld
bestimmte Anlage oder Investi- zu investieren, sollten sie immer
tion nicht wünschte. Daher lohnt im Hinterkopf haben, dass der
es sich, bei laufenden Bankverbin- Leitzins von der Europäischen
dungen schriftlich zu vereinbaren, Zentralbank (EZB) nahezu auf
dass Käufe und Verkäufe jeglicher null gesenkt wurde. Dies kann
Art nur mit zwei Unterschriften dazu führen, dass von der Bank
getätigt werden dürfen.
verkaufte Produkte die notwendigen Gebühren kaum erwirtschaf5. Versprechen gegenzeichnen ten. Damit sind sowohl Anlage als
auch Beratung fehlgeschlagen und
lassen
In jeder Produktbroschüre steht, eine Gewinnausschüttung kaum
wie lange die Laufzeit ist, wie viel möglich.
das Produkt maximal verlieren
kann, was es konkret und maxi- Kurzprofil
mal an Ertrag bringt. Was kostet es Gemeinsam mit dem Deutschen
vom Kauf bis zur Rückzahlung an Finanz-Rat machen Helge Petersen und sein 50-köpfiges Spezialistenteam nebst wissenschaftlichen
Mitarbeitern und über 30 ehemaligen Bankberatern und Gebietsdirektoren mobil gegen die
Falschberatung von Banken und
Finanzdienstleistern. Weitere Informationen unter www.kapitalmarktrecht-kanzlei-petersen. n
© Foto: sorcerer11 - Fotolia
Bei einem Beratungsprotokoll soll
es sich um ein Instrument zur
Dokumentation der Anlageberatung bei Privatanlegern handeln,
genauso wie es dem Schutz der
Anleger dienen soll. Im wahren
Leben dient es jedoch dem Schutz
der Banken und nicht dem der
Anleger. Im Schadensfall stehen
Kunden somit schlechter da als
notwendig. Laut Gesetzgeber müssen die Protokolle nur angelegt, jedoch nicht unterzeichnet werden,
weshalb von einer Unterschrift
dringend abzuraten ist.
Sandra Drossel-Bück
[email protected]
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Recht und Verbraucher
Darf´s ein bisschen mehr sein?
© Foto: Tatjana Balzer - Fotolia
Das Geschäft mit den individuellen Gesundheitsleistungen
O
b Krebsvorsorge Plus, PSATest oder Bachblütentherapie
– Ärzte bieten in ihren Praxen
zahlreiche individuelle Gesundheitsleistungen – kurz IGeL – an,
die nicht oder nur in medizinisch
begründeten Fällen zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen gehören. Diese Extras müssen Patienten aus eigener Tasche
zahlen. Verunsichert zücken viele
Krankenversicherte ihr Portemonnaie für Leistungen, über die
sie oft weder eine schriftliche Vereinbarung noch eine Rechnung erhalten. 2010 wurden 1,5 Mrd. Euro
mit diesen privatärztlichen Zusatzleistungen umgesetzt. Und der
Markt wächst weiter – inzwischen
geben fast 50 % der gesetzlich Versicherten an, dass ihnen im letzten
Jahr eine ärztliche Leistung als
Privatleistung angeboten oder in
Rechnung gestellt wurde.
2009 hat der Deutsche Ärztetag Empfehlungen für das
Erbringen individueller Gesundheitsleistungen
verabschiedet.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Sachliche Informationen, Verbot
einer marktschreierischen und
anpreisenden Werbung, keine
angstmachende Bedrängung des
Patienten, eine umfangreiche und
intensive Aufklärung auch über
Kosten, der Abschluss eines Behandlungsvertrages – das klingt
alles durchdacht und gut. Aber
wie sieht es tatsächlich mit einem
patientenfreundlichen Umgang
beim „IGeLn“ aus? Diese spannende Frage hat sich die Verbraucherzentrale NRW gestellt und ein
Online-Beschwerdeportal für Patienten ins Leben gerufen.
die Krankenkassen das nicht ernst
nehmen mit dem Krebsrisiko und
deshalb nicht zahlen.“
Die Verbraucherzentrale NRW rät,
sich auf jedes Arztgespräch gut
vorzubereiten. Bleiben Sie beim
Angebot zusätzlicher Früherkennungs-Untersuchungen skeptisch
und bestehen Sie auf einer sachlichen Aufklärung durch den Arzt.
Erbitten Sie Bedenkzeit, um bei der
Krankenkasse nachzufragen, ob
die angebotene Leistung in Ihrem
Fall nicht doch eine Kassenleistung ist. Über die medizinischen
Hintergründe einer IGeL kann
man sich z. B. beim IGeL-Monitor
(www.igel-monitor) informieren.
Sie müssen dem Arzt keine sofortige Zusage geben, denn IGeL
sind niemals dringend. Wichtig ist
auch, dass Sie als Patient auf einem
verständlichen Kostenvoranschlag
bzw. einer detaillierten Rechnung
bestehen.
Auf www.igel-aerger.de können
Betroffene ihre Erfahrungen und
ihren Ärger rund um das Erbringen von IGeL-Leistungen – auch
anonym – schildern. Anhand der
erfassten Daten wollen die Verbraucherschützer prüfen, wie
die geltende Rechtslage von den
Ärzten eingehalten wird und wo
Handlungsbedarf besteht. Ärzte,
die negativ auffallen, sollen abge- Verbraucherrechtliche Hilfestelmahnt werden. Seit Start des Be- lungen und wichtige Adressen finschwerde-Forums im September den Sie auf www.igel-aerger.de. n
2014 sind fast 900 Beschwerden
eingegangen.
Die Auswertung zeigt, dass 42 %
der Betroffenen verunsichert sind,
weil ihnen Angst um ihre Gesundheit gemacht wird. Eine Patientin
berichtet auf www.igel-aerger.de:
„Mir wurde erklärt, dass es für
meine Gesundheit wichtig wäre,
Zur Person
Barbara Schmitz
Referentin für
Gesundheit und
Pflege
Verbraucherzentrale NRW
39
Vorgestellt
Sportliche Wettkämpfe und Höchstleistungen
sind mein Leben
E
rst 3,8 Kilometer schwimmen,
dann 180 Kilometer Radfahren
und sofort danach einen 42 Kilometer langen Marathon laufen:
Wer tut sich denn so etwas an? Extremsportler wie Triathleten. Das
höchste Ziel der meisten Triathleten ist der Ironman auf Hawaii,
der jährlich im Oktober stattfindet. Wer hier teilnehmen darf, gehört schon zur Weltspitze der Ausdauer- und Extremsportler, so wie
Georg von Schrader, Weltmeister
von 2012 in der Altersklasse 75.
Rund vierzehneinhalb Stunden
am Stück war er dafür unterwegs.
Der 77-Jährige hat bereits 39 Triathlons bestritten, 14 davon auf
Hawaii.
Extremsport, an die eigenen Grenzen zu gehen, das hat sein ganzes
Leben bestimmt. Während von
Schrader in seinem Berufsleben
immer wieder Neues ausprobiert
hat – so war er Bundeswehr-Offizier, Gymnasiallehrer, Sozialarbeiter und später wieder Lehrer
in den verschiedensten Ländern
Mittel- und Südamerikas –, ist die
Leidenschaft für ständiges sportliches Training und Wettkämpfe
geblieben. „Nach dem Ende meiner Berufstätigkeit ist das sogar
noch zentraler geworden“, sagt
der durchtrainierte gebürtige
Wilhelmshavener, der seit vielen
Jahren im Rheinland lebt. „Die
Wettkämpfe bekamen mit zunehmendem Alter eine immer größere
Bedeutung für mich. Früher war
40
es mir nur wichtig, gut trainiert
zu sein. Fitness war meine Lebensform. Ich habe jeden Tag trainiert,
aber irgendwann die Lust daran
verloren. Ich brauchte neue Ziele
und das waren und sind die Wettkämpfe.“
Seine erste Ironman-Teilnahme
auf Hawaii ergab sich eher zufällig: Als er 1984 mit dem Fahrrad
die Welt umreiste, machte er im
Oktober auch einen Stopp auf den
Südseeinseln. „Ich fühlte mich gut
und bin einfach gestartet“, berichtet von Schrader rückblickend.
2007 ist er übrigens nochmals mit
dem Rad auf Weltreise gegangen
und u. a. durch China und Tibet
geradelt.
Georg von Schrader war einer von
13 Männern, die 2012 beim Ironman auf Hawaii in der Altersklasse
75 bis 79 starteten – er gewann.
ren. Doch, wen wundert’s: „Ohne
Anreiz klappt das Training nicht
gut.“ Und so hat sich Georg von
Schrader das Ziel gesetzt, möglichst bald wieder an einem Ironman auf Hawaii teilzunehmen.
„In zwei Jahren könnte ich – realistisch betrachtet – wieder fit sein.
Ich will alles dafür tun zurückzukommen.“ Als Motivationskick
hat er dafür ein vierzehntägiges
Trainingslager in der Nähe von
Kapstadt gebucht – in wenigen Tagen wird er aufbrechen. „Natürlich
könnte ich mir in meinem Alter
und nach dem Unfall sagen: ‚Hör
auf damit, du hast Hawaii schon
gewonnen.‘ Aber ich habe noch
nichts gefunden, was das wirklich
ersetzen kann.“ n
Im Februar 2013 ereignete sich
dann aber etwas, was den scheinbar unverwüstlichen Sportler aus
der Bahn geworfen hat: Georg von
Schrader befindet sich in einem
Triathlon-Trainingslager auf Fuerteventura und stürzt mit dem
Rad. Es ist ein schwerer Unfall,
beide Schultern und ein Handgelenk sind gebrochen, dazu neun
Rippen, wobei eine einen Lungenflügel durchstößt. Fast sieben
Wochen Klinikaufenthalt folgen,
danach Reha. Für von Schrader
bedeutet das Stillstand: „Körperlich bin ich in dieser Zeit von 100
auf null abgesackt.“ Ein für ihn
völlig inakzeptabler Zustand. Sobald es möglich war, fing er trotz
Schmerzen wieder an zu trainie- Ines Jonas
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Vorgestellt
Generationengespräche sind aktueller denn je
G
enerationen miteinander im
Gespräch heißt ein biografisch
orientiertes Projekt der Rosenheimer Caritas Seniorenbegegnungsstätte und deren Förderverein. Es schafft über die Themen
Zeitgeschichte und Alltagskultur
Verständigung. Heutige Senioren
erlebten ihre Jugendzeit in völlig anderen Lebensumständen als
Jugendliche heute. Diese vergleichend zu erkunden, ist eine spannende Sache.
Seit zwei Jahren treffen sich Seniorinnen und Senioren mit
Schülerinnen und Schülern. Die
Durchführung hört sich einfach
an, hat es aber in sich: Senioren
und Schüler werden zu Reportern,
stellen sich gegenseitig Fragen
und geben sich Antworten. Beim
Reporterspiel gilt es, neugierig
zu sein, Offenheit und die Bereitschaft zuzuhören sind die Teilnahmebedingungen – auf beiden
Seiten. Die Älteren und Jüngeren
fragen nach den Lebenswelten und
den Lebenserfahrungen ihres Gegenübers. Jeweils fünf- bis sechsmal kommt die Seniorengruppe
mit einer Schulklasse zusammen.
Zum Schluss werden die entstandenen Lebensporträts im Plenum
vorgestellt, dabei offenbart sich
ein breites Spektrum an Lebensgeschichten.
klasse waren im letzten Schuljahr
die Gesprächspartner der Senioren-Projektgruppe. Das Treffen
startete mit einem „Speed-Dating“,
ursprünglich eine Idee, um schnell
einen Beziehungspartner kennenzulernen. Es folgten Gespräche in
Kleingruppen. Vorurteile gerieten
ins Wanken. Viele Senioren waren
erstaunt, wie realistisch und besonnen die Jugendlichen denken:
„Ich als Kind hatte da schon mehr
Wünsche und war in dem Alter
wohl auch eher ein Revoluzzer“,
erzählt eine 71-jährige Rentnerin
aus der Projektgruppe. Das Freizeitverhalten, der Umgang mit den
neuen Medien oder das Essverhalten waren Themen, zu denen die
Senioren die Jugendlichen befragten. Die Schüler wollten wissen:
„Wie sind Sie ohne Telefon ausgekommen? Gab es damals schon
Hausaufgaben? Möchten Sie heute
noch einmal Kind sein?“
© Foto: Maria Anna Willer
3 Schulklassen – 33 Fragen – 99 Antworten
Generationengespräche: Begegnungen
mit Spaß und Lerneffekten
das gegenseitige Verständnis. Fast
nebenbei lernen die Schülerinnen
und Schüler ein Stück Zeitgeschichte kennen, wenn die älteren
Menschen aus ihrer Jugendzeit
erzählen. Nicht alle heutigen Jugendlichen haben Großeltern, die
sie befragen können, manchmal
wohnen diese weit entfernt oder
sind schon verstorben. „Es war das
erste Mal, dass ich mit einem so
alten Menschen gesprochen habe“,
erzählte eine Schülerin ihrer Lehrerin. So werden Begegnungen
möglich, die heute nicht mehr
selbstverständlich sind. n
Derzeit bereiten sich Senioren auf
Gespräche mit angehenden Abiturienten vor. Die angeleiteten
Generationendialoge sind in ein
Geschichtsseminar integriert, vorrangiges Thema ist der Wandel
der Frauenrolle in den 1950er und
1960er Jahren. Schüler befragen
die Senioren dazu als Zeitzeugen,
Senioren fragen die Schüler nach Maria Anna Willer, europäische
ihrem heutigen Rollenverständnis. Ethnologin M.A., ist die Projektleiterin der „Generationengespräche“.
30 Schülerinnen im Alter zwischen Das Projekt bringt ältere und junge Kontakt und Information:
11 und 13 Jahren einer Realschul- Menschen zusammen, es fördert www.kulturkreativ.eu
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
41
Senioren weltweit
Mobil bis ins hohe Alter
„Mobil bis ins hohe Alter“ lautete das Thema einer Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung (BMBF), das im Frühjahr 2015 abgeschlossen wird.
M
© Foto: Susanne Kurz/Südkurier
obilität, also die Fähigkeit
und Möglichkeit, sich selbstständig überall dorthin begeben
zu können, wohin man möchte
oder muss, ist eine wesentliche Voraussetzung für ein selbstständiges
und befriedigendes Leben – sei es,
um sich mit Gütern des täglichen
Bedarfs zu versorgen, Freunde zu
treffen, um sich zu erholen oder
außerhalb der Wohnung neue Anregungen zu bekommen. Diesen
Aspekt von Lebensqualität zu bewahren, wird mit zunehmendem
Alter schwieriger, weil mögliche
gesundheitliche Einschränkungen die Fortbewegung außer Haus
erschweren und gleichzeitig die
Drei Senioren bei der Datenerfassung
eines Hauszugangs
42
Entfernungen zwischen Wohnen, Wittgenstein“ und in das Projekt
Versorgung und Freizeitmöglich- „ACCESS: Barrierefreier Toukeiten wachsen.
rismus für Senioren mit einem
mobilen Navigations- und InforUm älteren Menschen trotz mationssystem“.
steigender
Herausforderungen
weiterhin eine möglichst unein- Über das erstgenannte Projekt begeschränkte Mobilität und damit richteten schon die BAGSO-Nachihre Selbstständigkeit und akti- richten 3/2014. Inzwischen kann
ve Teilhabe am gesellschaftlichen man sich unter www.sehr-mobil.de
Leben zu ermöglichen, wurden auf der öffentlichen, kostenlos
im Rahmen der Maßnahme „Mo- nutzbaren
Mobilitätsplattform
bil bis ins hohe Alter – nahtlose registrieren und sie auf dem PC
Mobilitätsketten zur Beseitigung, oder Smartphone nutzen. In der
Umgehung und Überwindung Praxis muss sich nun zeigen, ob
von Barrieren“ von Ende 2011 bis „Sehr Mobil“ mit seiner KombiAnfang 2015 vierzehn Projekte ge- nation aus Technik und freiwilfördert. Auf der Basis gesellschafts- ligem Engagement die Menschen
wissenschaftlicher Erkenntnisse im Landkreis Siegen-Wittgenstein
und technologischer Forschung tatsächlich dauerhaft in ihrer Mosollten Technologien und Dienst- bilität unterstützen kann.
leistungen entwickelt werden, die
geeignet sind, zu einer weitgehend Das Projekt „ACCESS – barrieselbstständigen Mobilität im Alter refrei – mobil – informiert“ hatte
beizutragen.
einen anderen Schwerpunkt. Ziel
war hier die Entwicklung eines
Dass das Erreichen solcher Ziele WLAN‐gestützten Navigations‐
eine intensive Zusammenarbeit und Informationssystems, das älvon Wissenschaft, Wirtschaft und teren, mobilitätseingeschränkten
Dienstleistern voraussetzt und die Menschen das Reisen und den
Einbeziehung der künftigen Nut- Aufenthalt in fremden Städten
zerinnen und Nutzer erfordert, ist und Urlaubsregionen erleichtern
bekannt. So war es nur natürlich, soll.
dass die BAGSO als Vertreterin
der Interessen älterer Menschen Dazu war es nötig, ein System zu
in zwei der geförderten Projek- entwickeln, mit dem genaue Inforte einbezogen wurde: in das Pro- mationen über mögliche Barrieren
jekt „S-Mobil100: Sehr mobil mit im öffentlichen Raum und in Ge100 Mobilitätsketten für Senio- bäuden nach allgemein gültigen
ren in der Modellregion Siegen- DIN-Standards eingegeben und
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Senioren weltweit
dokumentiert werden können.
Dies gelang mit den mobilen Erfassungstools ACCESS aDeto und
aDeti, also einer Art elektronischer Werkzeuge, mit denen man
die Informationen auf einem Tablet notieren und speichern kann.
In mehreren Städten und Regionen, z. B. in Nürnberg, Rostock
und dem Landkreis Spree‐Neiße,
wurden auf diese Weise von geschulten älteren Menschen und
Schülern über hundert Gebäudetypen unterschiedlichster Art
auf ihre Barrierefreiheit hin untersucht, unter anderem Hotels,
Museen, öffentliche Toiletten und
Geschäfte. In Nürnberg konnten
auch bereits über 95 km Fußgängerwege vermessen und in das System aufgenommen werden.
Nach Abschluss der Vermessungen wurden die ehrenamtlichen
Helferinnen und Helfer über die
Verwendbarkeit des Aufnahme-
gerätes befragt und um Verbesserungsvorschläge gebeten. Dadurch
konnten Schwachstellen des Systems laufend korrigiert werden, sodass nun die Voraussetzung dafür
geschaffen ist, dass Barrieren beziehungsweise barrierefreie Wege
und Gebäude in Zukunft bundesweit nach den gleichen Standards erhoben und in das System
aufgenommen werden können.
Nach einem Bewertungssystem
(DIN) werden die Informationen
über die erfassten Gebäude und
öffentlichen Räume (Straßen, Brücken, Plätze) für unterschiedliche
Nutzerbedürfnisse gekennzeichnet. Damit ist auf einen Blick erkennbar, inwiefern Gebäude oder
der Weg zu einem Ziel für mobilitätseingeschränkte ältere Personen
geeignet sind. Auf dieser Datenbasis wird in Zukunft das ACCESSLeitsystem seinen Nutzerinnen
und Nutzern eine barrierefreie
oder zumindest barrierearme Wegeplanung und Navigation mittels
Smartphone oder Tablet ermöglichen. Auch auf dem optimalen
Weg innerhalb von Gebäuden
kann damit navigiert werden.
Die durch ACCESS erhobenen
Daten können auch von anderen
Anbietern von Informationssystemen genutzt werden. Ziel ist die
weitere Vernetzung mit touristischen Dienstleistungseinrichtungen und die Zusammenarbeit mit
Städten und Regionen, um eine
möglichst deutschlandweite Verbreitung von ACCESS zu erreichen
(www.fp-access.de). Dadurch können sowohl älteren Menschen als
auch generell allen Personen, die
aus verschiedensten Gründen und
vielleicht auch nur zeitweise in ihrer Mobilität eingeschränkt sind,
die Fortbewegung außerhalb ihrer
Wohnung und selbstständiges Reisen erleichtert werden. n
Dr. Heidrun Mollenkopf
Mitglied des BAGSO-Vorstandes
De Hogeweyk – eine alternative Wohnform
für Menschen mit demenziellen Erkrankungen
D
ie niederländische PartnerOrganisation im Projekt
WeDO II, LOC Zeggenschap in
zorg organisierte einen sehr informativen Studienbesuch mit Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich und Belgien. So hatte ich
im Februar 2015 Gelegenheit, das
Demenzdorf De Hogeweyk etwa
20 km südlich von Amsterdam
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
zu besichtigen. Es ist das weltweit
erste Projekt dieser Art, wurde
Ende 2009 eröffnet und wird deshalb von Personen und Gruppen
aus vielen Ländern besucht, denn
überall wird nach Lösungen zum
Umgang und zur Betreuung der
wachsenden Anzahl von Menschen, die an Demenz erkranken,
gesucht.
In meiner langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit in der Seniorenpolitik habe ich schon viele
Einrichtungen für pflegebedürftige – auch demenzkranke – Menschen kennengelernt. So war ich
gespannt, was mich erwarten würde. Nach der Anmeldung in der
Rezeption steht man am Anfang
eines 15.000 m² großen Geländes:
43
Senioren weltweit
rechts ein Platz mit einem Theater,
geradeaus ein langer Boulevard
mit unterschiedlichen Einrichtungen, wie man sie in einer Kleinstadt kennt, links eine Passage
mit Restaurant, Café und Supermarkt. Das Gefühl, eine „Einrichtung“ betreten zu haben, war
verschwunden und kam während
der zweistündigen Besichtigung
nicht wieder auf.
In dem Dorf wohnen insgesamt
152 Menschen in 23 Häusern, in
jeder Wohnung leben sechs Bewohner zusammen. Sie haben
ein eigenes kleines Zimmer, das
ergänzt wird durch einen geräumigen Gemeinschaftsraum mit
Küche sowie zwei Bäder und eine
Toilette. Die Hausgemeinschaften
unterscheiden sich in Ausstattung
und Alltagsgestaltung voneinander und berücksichtigen die unterschiedlichen Lebensstile der dort
lebenden Menschen. Neue Bewohner werden im Hinblick auf ihre –
mit einem Fragebogen erhobenen
– Lebensstilpräferenzen einem der
folgenden Lebensstile zugewiesen: dem städtischen, gehobenen,
handwerklichen, häuslichen, kulturellen oder christlichen Lebensstil mit einzelnen Variationen.
Selbst ein indonesischer Lebensstil
wurde entwickelt, da viele Nieder44
länder in der ehemaligen Kolonie
Indonesien lebten.
dabei sehr auf Menschenwürde,
das Recht auf Selbstbestimmung
und Teilhabe am Leben geachtet.
Ich halte das Konzept – gerade
im Hinblick auf die gebotene Lebensqualität der Bewohner – für
sehr nachahmenswert. Natürlich
bewegt mich die Frage: Ist ein
solches Konzept auf Deutschland übertragbar? Eins zu eins
natürlich nicht. Dem stehen unterschiedliche Finanzierungskonzepte gegenüber. Derzeit erfolgt
die Kostendeckung für den Aufenthalt in De Hogeweyk innerhalb der gesetzlichen Regelungen
und Budgets der niederländischen
Pflegefinanzierung. Ich habe die
Hoffnung, dass in Deutschland
bei Einführung der Pflegegrade
statt der bisherigen Pflegestufen
auch die Versorgung von demenzkranken Menschen unter Beachtung von Selbstbestimmung und
Teilhabe eine weitergehende Unterstützung – einschließlich Finanzierung – erfährt. n
Zwei dieser Häuser konnten wir
besichtigen. Bei dem Rundgang
fielen die vielen Möglichkeiten zur
Kommunikation auf, da reichlich
Sitzgelegenheiten vor den Häusern
und in den parkähnlichen Anlagen zwischen weiteren Gebäuden
vorhanden sind. Außerdem gibt
es derzeit 45 Möglichkeiten der
Mitgliedschaft in Klubs, die sehr
unterschiedliche Aktivitäten ermöglichen. Wir besichtigten einen
Raum, in dem Kreativarbeiten zu
sehen waren, das Mozartzimmer,
in das Bewohner zum MusizieBrigitte Paetow
ren gebracht wurden, und eine
Landesseniorenbeirat
Ausleihstelle für Bücher und MuMecklenburg-Vorpommern
sikträger, in der geschulte Ehrenamtliche tätig sind. Im Supermarkt
LOC Zeggenschap in zorg ist die
können Bewohner ggf. gemeinsam
größte niederländische Organisation
mit einem Sozialarbeiter für die
für sog. Klientenräte im Pflege- und
Hausgemeinschaften einkaufen.
Gesundheitsbereich. Etwa 1.300 als
Jede Gruppe hat ein eigenes BudMitglieder angeschlossene Klientenget, über das sie verfügen kann
räte repräsentieren ca. 500.000
und aus dem auch die Kosten für
Pflegebedürftige. Ziel der Organidie gemeinsame Verpflegung besation ist die verbesserte Mitbestritten werden.
stimmung der Bewohner in EinrichMein Fazit nach dem Rundgang:
De Hogeweyk bietet den Bewohnern ein beschütztes Leben in Erinnerung an eine ihnen bekannte
und vertraute Umgebung. Es wird
tungen und die Sicherstellung ihrer
Bedürfnisse.
Weitere Informationen unter:
www.bagso.de/aktuelle-projekte/
wedo2.html
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Neu in der BAGSO
Neu in der BAGSO: Bundesverband
russischsprachiger Eltern e.V. (BVRE e.V.)
vermittelt wird, werden sie stärker
und unabhängiger.
Beitrag des BVRE e.V.
Ausgangslage
In der Familientradition russischsprachiger Mitbürgerinnen und
Mitbürger ist es eine Normalität,
dass Jung und Alt einander helfen
und sich in vielen Lebenslagen unterstützen. Doch oft haben Familien eine doppelte Belastung: Zum
einen haben sie mit ihren jeweils
ganz eigenen Schwierigkeiten zu
kämpfen, zum anderen lasten oft
die Probleme eines Familienmitgliedes oder gar mehrerer auf den
Schultern nur weniger Angehöriger. So fehlen Eltern häufig elementare Informationen zum Schul- und
Ausbildungssystem in Deutschland, den Großeltern fehlen nötige
Sprachkenntnisse, um Behördengänge oder Arztbesuche selbst zu
erledigen bzw. soziale Kontakte zu
knüpfen und ihren Alltag zu meistern. Durch solche Belastungen, die
nicht zuletzt mit der Migration zusammenhängen, verschieben sich
häufig die angestammten Rollen
und Aufgaben von Familienmitgliedern. Dies geschieht oftmals auf
Kosten der eigenen sozialen Entfaltung der Betroffenen.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Bedarf
Die älteren Mitglieder der eingewanderten Familien sind nach
Deutschland gekommen, als sie
bereits in einem fortgeschrittenen
Alter waren. Ihnen ist die Integration hierzulande nur teilweise oder
so gut wie nicht gelungen. Für ein
erfülltes und würdiges Leben im
Alter benötigen sie kultursensible
Unterstützung, die verschiedene
Lebensbereiche betrifft, sei es Freizeitgestaltung oder Pflegeberatung. Diese darf nicht allein in den
eigenen Familien stattfinden. Bei
alleinstehenden Senioren ist der
Hilfebedarf besonders groß.
Lösungswege
Zur Unterstützung der Einwandererfamilien benötigt man spezielle
kultursensible Angebote, die den
Interessen und Wünschen der Senioren angepasst werden müssen,
damit sie nicht nur Zeitvertreib
sind, sondern auch ein würdevolles Altern ermöglichen. Zudem
wirken solche Angebote entlastend für die gesamte Familie, denn
durch das Wissen, das den Älteren
Durch ihre langjährige erfolgreiche Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und deren Eltern haben alle
32 Mitgliedervereine des BVRE
e.V. einen guten Zugang zu vielen
russischsprachigen Familien – einschließlich der Großeltern. Bereits
seit Jahren bieten russischsprachige Organisationen verschiedene
Möglichkeiten für Senioren zur
Freizeitgestaltung, Beratung zu
sozialen und rechtlichen Fragen,
Sprach- und Integrationskurse
sowie präventive Maßnahmen an.
Die Migrantenorganisationen, die
Seniorenarbeit betreiben, verfügen
über professionelle Ressourcen.
Eingebunden in die Arbeit sind
Pädagogen und Sozialpädagogen,
Ärzte, Pflegekräfte, ehrenamtliche
Demenzbegleiter. Angesichts der
älter werdenden Bevölkerung sind
auch innerhalb der russischsprachigen Migrantenorganisationen
sowohl eine Ausweitung der bestehenden als auch ein Aufbau weiterführender Angebote erforderlich.n
BVRE e.V.
Kultur- und Integrationszentrum
PHOENIX-Köln e.V.
Heidemannstr. 81a, 50825 Köln
Tel.: 0221 / 500 68 52
Fax: 0221 / 500 68 54
yulia.grisakov@
phoenix-cologne.com
www.phoenix-cologne.com
45
Informationen aus der BAGSO
Im Alter IN FORM –
BAGSO setzt neue Akzente im Jahre 2015
I
N FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung
und mehr Bewegung widmet
sich in diesem Jahr besonders der
Gruppe älterer Menschen. (www.
in-form.de/buergerportal/start.
html) Die BAGSO unterstützt mit
ihren Aktivitäten im Rahmen des
Projektes „Im Alter IN FORM
– gesunde Lebensstile fördern“
diese Ziele. Es wird vom Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft (BMEL) gefördert.
Schulungsangebot erweitert
Für die Zielgruppe der ehren- und
hauptamtlichen Akteure in der
Arbeit mit älteren Menschen werden bundesweit 50 Schulungen
durchgeführt. Neu aufgenommen
in das Angebot wurden Schulungen zur Handhabung der IN
FORM MitMachBox. Die Schulungsangebote sind nahezu ausgebucht. Detaillierte Informationen
erhalten Sie auf der Internetseite
des Projektes.
IN FORM präsentiert sich
auf der SenNova
Besucherinnen und Besucher des
Deutschen Seniorentages und
der Messe SenNova können am
IN FORM-Stand Informationen
und Anregungen erhalten, wie
man mit genussvollen Speisen
sowie Musik und Bewegung fit
bleiben oder werden kann. Bei
den IN FORM-Stationen erhalten
Sie spannende Einblicke in die
46
„Wunderwelt“ des Körpers und
erfahren, auf welche Weise Nahrungsmittel und Bewegung die
Leistungsfähigkeit fördern.
Länger gesund und selbstständig im Alter – aber wie?
Potenziale in Kommunen
aktivieren
Drei Fachtagungen für Akteure
auf kommunaler Ebene zum Thema „Länger gesund und selbstständig im Alter – aber wie?
Potenziale in Kommunen aktivieren“ werden in Hamburg (3. Juni
2015), Leipzig (8. September 2015)
und Stuttgart (27. Oktober 2015)
durchgeführt. Die Teilnehmenden
an den Tagungen erörtern Wege
zur Verbesserung der Angebote
und der erforderlichen Strukturen, um vielen älteren Menschen
die Teilnahme an gesundheitsförderlichen Maßnahmen zu ermöglichen und Synergieeffekte für die
Träger der Angebote zu nutzen.
Die Programme der Fachtagungen werden zu gegebener Zeit auf
der Internetseite des Projektes
und im BAGSO-Newsletter veröffentlicht.
Welche Informationen und
Angebote sind für Kommunen
sinnvoll?
Welche Informationen und Unterstützung wünschen sich Akteure in Kommunen bei der
Verbesserung der Gesundheitsförderung für ältere Bürgerinnen
und Bürger? Wo können sie In-
formationen, gute Praxisbeispiele
und Anregungen erhalten? Diesen
Fragen wird die BAGSO über eine
Befragung von Akteuren in Kommunen nachgehen. Die Ergebnisse werden u.a. in die Entwicklung
einer Informationsplattform einfließen, die Ende des Jahres zur
Verfügung stehen wird. n
Ausführliche Informationen unter
http://projekte.bagso.de/fit-imalter/startseite.html.
Anne von Laufenberg-Beermann
BAGSO-Projekt:
Im Alter IN FORM
Länger gesund
und selbstständig
im Alter – aber wie?
Potenziale in Kommunen aktivieren
www.in-form.de
Ein von der BAGSO erstelltes
Konzept für Kommunen zur Verbesserung gesundheitsfördernder
Angebote für ältere Menschen
wurde in vier Pilotkommunen
erprobt. Die Erfahrungen sind in
ein Praxishandbuch mit dem Titel
„Länger gesund und selbstständig im Alter – aber wie? Potenziale in Kommunen aktivieren“
eingeflossen, das bei der BAGSO
bestellt werden kann.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
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BAGSO-Nachrichten
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02/2015
47
Informationen aus der BAGSO
Kooperationen, Netzwerke –
Was die BAGSO so alles bewirkt hat
Bewegungsangebot des DTB auf der SenNova 2003 in Hannover
D
as 25-jährige Jubiläum der
BAGSO veranlasste mich zu
einem Rückblick auf zehn Jahre
ehrenamtliche Tätigkeit als Bundesturnwartin für die Älteren
beim Deutschen Turner-Bund
(DTB) und somit als Vertreterin
meines Verbandes bei der BAGSO
(1994 – 2004).
Im Folgenden sollen die Beispiele
eines einzigen BAGSO-Mitglieds,
des DTB, zeigen, welche Wirkung
das Miteinander so ganz unterschiedlicher Interessenverbände älterer Menschen, die in der BAGSO
ein Dach fanden, haben kann.
48
rungskräfte der Mitgliedsverbände und ihres Vorstandes ins Leben
gerufen hatte, bot sich die Gelegenheit, einen vom Bundesministerium und von Sponsoren aus der
Industrie finanzierten Info-Bus zu
buchen. Der erste Einsatz erfolgte 1998 beim Deutschen Turnfest
in München. Sehr werbewirksam
war ein 100-jähriger vierfacher
slowenischer Olympiasieger im
Turnen, der ohne fremde Hilfe
eine E-Mail verschickte, damals
Vorbild für uns alle. Der Bus fuhr
danach viele Städte an und zahlreiche BAGSO-Verbände profitierten nicht nur davon, sondern auch
von anderen Förderprogrammen.
Der DTB sprang mit Freude auf
dieses „Pferd“ und gab die Ideen
gleich an seine Untergliederungen
weiter.
Bewegungsangebote für Hochaltrige: Die Entwicklung von Unterrichtsmodulen für den Einsatz von
Laien in der immer größer werdenden Gruppe älterer Menschen
war mein Arbeitsschwerpunkt
während der letzten Berufsjahre an der Sporthochschule Köln.
Über die BAGSO entwickelten
sich Kontakte und schon 1995 entstanden gemeinsame Projekte, z.B.
beim DTB und den konfessionellen Verbänden, die bis heute nachwirken.
Seniorenbüros: Um neue Wege
des freiwilligen Engagements älterer Menschen zu erproben, förderte das Ministerium für Familie
und Senioren seit 1992 die ersten
Seniorenbüros. Von 1995 bis 1998
bestand im Rahmen der DTBKampagne „50 Plus“ das Modellprojekt „DTB und DTB-Vereine
mit den Seniorenbüros“. Angeregt
durch diese Erfahrungen entwickelte der DTB zusätzlich etwas
Eigenes. Die sehr erfolgreiche Aktion „Ältere für Ältere“ zeigte, wie
wirksam eine Zusammenarbeit
Senioren ans Netz: Nachdem die unterschiedlicher Verbände sein
BAGSO erste PC-Kurse für Füh- kann.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Informationen aus der BAGSO
Denken und Bewegen: Durch das
Mitgestalten mehrerer ganztägiger
Foren auf den Deutschen Seniorentagen – 1997 in Dresden, 2000 in
Nürnberg und 2003 in Hannover
– erfuhr ich viel Neues durch die
Vertreterinnen und Vertreter des
Bundesverbandes Gedächtnistraining und der Gesellschaft für Gehirntraining. Schon Bettina Jasper,
meine Vorgängerin in der BAGSO,
hatte ihre Arbeit unter das Motto
„Denken und Bewegen“ gestellt.
Ihr Einfluss und der der beiden
oben genannten Verbände zeigt
sich bis heute in Lehrplänen und
Ausbildungsmodulen des DTB.
Bridge und Bewegung: Beim
Deutschen Seniorentag 2000 in
Nürnberg waren der Deutsche
Turner-Bund und der Deutsche
Bridge-Verband (DBV) Nachbarn. Dies war der Beginn einer
fruchtbaren Zusammenarbeit, die
2002 zu einem offiziellen Kooperationsvertrag zwischen DBV und
DTB führte. Jährlich wurden in
den letzten zwölf Jahren gemeinsam Wochenlehrgänge mit dem
Titel „Fit im Kopf und überhaupt
– Bridge und Bewegung“. durchgeführt. Noch immer gibt es mehr
Interessierte als Plätze und die
dankbaren Lehrgangsteilnehmer
machen Mut für eine weitere Zusammenarbeit.
Internationales Jahr der Senioren: Die Vereinten Nationen hatten 1999 das „Internationale Jahr
der Senioren“ ausgerufen, eine
gute Gelegenheit für den DTB,
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
zusammen mit der Stadt und dem
Landkreis Saarlouis ein „1. Europäisches Festival der Älteren“ mit
dem Untertitel „Spiel, Sport und
Kultur“ durchzuführen. Saarlouis – im Länderdreieck Frankreich,
Luxemburg und Deutschland gelegen – bot grenzübergreifende
Möglichkeiten der Kooperation.
Durch die BAGSO-Kontakte kam
es zu einer engen Zusammenarbeit
mit den Untergliederungen der
BAGSO-Verbände dieses Raumes.
Den mehr als 3.000 Teilnehmenden aus dem Dreiländereck und
den rund 800 Gästen aus Belgien, Österreich, Albanien, Japan
und der Schweiz wurde nicht nur
ein umfassendes Bewegungsangebot gemacht. Viele Workshops,
ein Markt der Möglichkeiten,
ein buntes Kulturprogramm,
das Senioren-Info-Mobil und die
BAGSO-Wanderausstellung „Zwischen gestern und morgen – Seniorenarbeit im Wandel“ bereicherten
das Programm, d.h., es kam auch
hier zu einer fruchtbaren Kooperation mehrerer BAGSO-Verbände.
Zusammenarbeit auf europäischer Ebene: Nach zehn Jahren
kandidierte ich nicht mehr beim
DTB; stattdessen erklärte ich mich
bereit, für die Union European
Gymnastic (UEG) ein Veranstaltungskonzept für ältere Menschen auf europäischer Ebene zu
entwickeln. Von Beginn an stand
fest, dass die erste Veranstaltung
– ohne Wettkampfgedanken – auf
Gran Canaria stattfinden sollte.
So wurde 2005 das erste Golden
Age Gymnastik Festival (GAGF)
durchgeführt. Durch ihre intensive Werbung bei den europäischen
Seniorenverbänden trugen auch
Elke Tippelmann, BAGSO-Europabüro in Brüssel, und Elvira Barbara Sawade, die enge Kontakte
zu Osteuropa hatte, zum großen
Erfolg des Festivals bei. Das Motto „Bewegen-Begegnen-Erlernen/
Auffrischen von Sprachen“ und
das unter spanischer Sonne in der
jeweils letzten Novemberwoche
zu erschwinglichen Preisen tat
ein Übriges. Der Zulauf war und
ist groß, nicht nur Menschen aus
Europa buchten, sondern auch aus
Japan, Australien, den USA und
Kanada.
Heute wird das alle zwei Jahre stattfindende Golden Age Gymnastik
Festival wie bei Olympischen Spielen ausgeschrieben. Nach Portugal,
Italien und Frankreich wird 2016
Slowenien der Gastgeber sein. Die
auf Gran Canaria ins Leben gerufene Veranstaltung findet weiterhin als Internationales Gymnastik
Festival 50+ (IGF 50+) jedes Jahr
statt. Da alle Organisatoren und
Referenten ehrenamtlich arbeiten,
sind beide Veranstaltungen relativ
preiswert, sodass auch Ältere mit
kleinen Renten nicht ausgegrenzt
werden. n
Das alles hat die BAGSO direkt
oder indirekt bewirkt.
Danke BAGSO!
Bärbel Schöttler
Dipl.-Sportlehrerin
49
Projekte und Positionen
Projekte und Positionen der BAGSO-Verbände
Bund Deutscher
Amateurtheater (BDAT)
BDAT veranstaltet Fachtagung
„Seniorentheater – Kulturelle
Bildung im Alter“
Senioren- und Pflegeheimen integ- Bundesinteressenvertretung
riert werden kann. Denn Senioren- der Nutzerinnen und Nutzer
theater heißt auch: geballte Jahre von Wohn- und Betreuungskreativer Kraft, die bunt, vielfältig angeboten im Alter und bei
und manchmal ganz schön schräg Behinderung (BIVA)
sein kann! Die Schirmherrin der
Fachtagung ist die BAGSO-Vorsit- BIVA-Akademie schult
zende Prof. Dr. Ursula Lehr.
bundesweit Heimbeiräte
Weitere Informationen / Anmeldeformular unter:
www.bdat.info
Donnerstag, 25. Juni 2015, 11.00
– 17.30 Uhr im Haus im Park der
Körber-Stiftung, Hamburg
Anhand des beispielgebenden ganzheitlichen Theateransatzes werden
Fragen der ästhetischen Praxis, der
kulturellen Bildung und Teilhabe
diskutiert. Seniorentheater schließt
soziale, gesundheitliche und gesellschaftliche Aspekte stets mit
ein, jedoch existieren kaum Fördermöglichkeiten für den Aufbau
von Seniorentheatergruppen und
die kontinuierliche Fortführung
dieser Arbeit.
Neben der PräFACHTAGUNG
sentation
einSENIORENTHEATER
d r uck s vol ler
Best-PracticeBeispiele werden Chancen
Kulturelle Bildung
und Herausund Gesundheitsförderung im Alter
ford e r u n ge n
t hematisier t,
z. B. wie Gesundheitsförderung durch
aktive
Theaterarbeit in
den Alltag von
Donnerstag 25. Juni 2015
11.00 – 17.30 Uhr
Haus im Park der Körber-Stiftung,
Hamburg
Foto Jürgen Lange
Schirmherrschaft:
Prof. Dr. Ursula Lehr
BUND
DEUTSCHER
AMATEUR
THEATER
50
Anmeldung bis 31. Mai 2015 an
den BDAT
Alexandra Heyden
[email protected]
Tel.: 030 / 26 39 859-17
Veranstalter: BDAT e.V. in Kooperation mit Haus im Park der
Körber-Stiftung, BAGSO, Bundesverband Theaterpädagogik e.V.
(BUT), kubia Remscheid
Die Tagung wird unterstützt vom
Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend.
Wurzelwerk –
Ein Volkstheaterfestival
30.4.2015 bis 3.5.2015
in Sulzbach/Saar
Sieben Aufführungen, Workshops,
Fachgespräche und eine Podiumsdiskussion „Volkstheater in
der Einwanderungsgesellschaft“:
Der BDAT veranstaltet mit seinem Bundesarbeitskreis Mundart
und Sprachen und in Kooperation
mit dem Verband Saarländischer
Amateurtheater e.V. das Festival. Weitere Informationen unter
www.bdat.info
Seit vielen Jahren hat die BIVA
Erfahrung mit Fragen und Problemen sowie in der Schulung von
Bewohnervertretungen: Beiräte
können sich telefonisch beraten
lassen und wurden immer wieder
im Rahmen von Projektförderungen geschult.
Mit all ihrem Wissen erweitert die
BIVA nun ihr Angebot und bietet
in der neu gegründeten „Akademie“ bundesweit Beiratsschulungen an. Darin informieren fachlich
und didaktisch erfahrene Dozenten vor Ort in der Einrichtung
zu den gesetzlichen Grundlagen
und der täglichen Umsetzung der
Beiratsarbeit, zu Aufgaben und
Pflichten des Beirats und zu vielen
weiteren Themen.
Die Bewohnervertretung als zentrales Gremium der Mitwirkung in
der Einrichtung erfüllt als Sprachrohr der Bewohnerinnen und Bewohner und als Nahtstelle zur
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Einrichtungsleitung eine wichtige
Aufgabe. Die Stärkung aktiv mitgestaltender Beiräte ist seit ihrer
Gründung vor über 40 Jahren ein
wesentliches Anliegen der BIVA.
Weitere Informationen unter
0228 / 90 90 48-0, per E-Mail
[email protected] oder auf der
Website www.biva.de/
biva-akademie
Deutscher Evangelischer
Verband für Altenarbeit und
Pflege e.V. (DEVAP)
Fachtag
„Die Aufgabe ambulanter
Pflegedienste im Sozialraum“
Pflege erfahren das Verhältnis
zwischen dem eigenen Anspruch
und dem, was umsetzbar ist, oftmals als Spagat. Grund sind gravierende strukturelle Defizite, vor
allem die unzureichende Refinanzierung der Pflegearbeit. Um
Lösungsansätze voranzutreiben,
organisiert der DEVAP einen
Kongress mit dem Titel „Vision
und Wirklichkeit der Altenhilfe“.
Im Mittelpunkt steht der Dialog
mit der Politik: Wie steht es im
Herbst – mitten in der Gesetzgebungsphase für den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff – um das
Verhältnis zwischen Vision und
Wirklichkeit in der Pflegepolitik?
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und die pflege- und
gesundheitspolitischen Sprecher
der Regierungsfraktionen haben
bereits ihre Mitwirkung zugesagt.
Außerdem setzt die Veranstaltung
Schwerpunkte bei den Fragen, die
Führungs- und Leitungskräfte am
meisten beschäftigen.
Welche Rolle spielen ambulante
Pflegedienste bei der Entwicklung
generationengerechter Quartiere?
Wie können Träger und Verantwortliche von Pflegediensten und
Sozialstationen im Sozialraum Das kostenlose Programmheft
aktiv werden? Diese aktuellen Fra- kann über www.devap.info
gen beantworten Experten auf der angefordert werden.
Fachtagung, die der DEVAP am 7.
Mai 2015 in Leipzig veranstaltet.
Deutscher Olympischer
Workshops bieten Praxiswissen
Sportbund (DOSB)
und fachliche Anregungen für das
eigene Unternehmen.
Weitere Infos, Programm und
Anmeldung: www.devap.info
Bundeskongress 2015
Vormerken lohnt sich: Am 23. und
24. September richtet der DEVAP
das Top-Ereignis für Führungsund Leitungskräfte in der Altenhilfe aus. Verantwortliche in der
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Stürze sind vermeidbar
Stürze im Alter sind sehr häufig,
sodass fast jeder schon einmal
mit Stürzen und deren Folgen
konfrontiert wurde. Man hielt sie
lange Zeit für ein unabwendbares
© Foto: rudybaby - Fotolia
Projekte und Positionen
Schicksal des Alters. Heute wissen
wir, dass sie vermieden werden
können. Die erfolgreichste Sturzprophylaxe sind Trainingsprogramme, die Balance, Kraft und
Schnelligkeit verbessern. Das Training kann entweder zu Hause oder
in der Gruppe durchgeführt werden. Angebote finden Sie z.B. bei
Sportvereinen, Volkshochschulen
und beim Deutschen Roten Kreuz.
Bei Hinweisen auf eine Sehbeeinträchtigung ist es zudem sinnvoll,
eine augenärztliche Untersuchung
durchführen zu lassen. Manchmal ist auch eine Anpassung der
Wohnumgebung und der Medikamente hilfreich. Wer selten im
Freien ist, profitiert zudem von
Vitamin-D-Tabletten. Die Bundesinitiative Sturzprävention, ein
Zusammenschluss von Experten,
Anbietern und Vertretern von
Krankenkassen, arbeitet dafür,
bundesweit das Angebot an Sturzpräventionsgruppen auszuweiten.
Ute Blessing-Kapelke, DOSB
Gesellschaft für Gehirntraining
(GfG)
Geruchs-Nachrichten
entschlüsseln
Rechtzeitig zum Frühlingsanfang
kommt die neue GEISTIG FITAufgabensammlung mit einem
51
aus zwei, drei oder mehr Dreiecken zusammensetzen.
Projekte und Positionen
Lösung � auf Seite 144
Übungsschwerpunkt: Geistige Flexibilität
„Leben in Beziehungen“ zu Wort.
Als Frauenverband nimmt er die
Vielleicht läuft Ihnen gleich das Wasser im Munde zusammen, wenn Sie die vier aromatischen
Vielfalt der Lebenswirklichkeiten
Speisen entdecken, die (wie bei einem Handy üblich) mit Ziffern eingetippt wurden.
und Familienwelten von Frauen in
den Blick und macht sich für das
2 = ABC 3 = DEF 4 = GHI 5 = JKL 6 = MNO 7 = PQRS 8 = TUV 9 = WXYZ
Gelingen von auf Dauer, in Liebe
Die Ziffern gelten für 3 oder 4 Buchstaben. 2 kann also A oder B oder C sein ........ u.s.w.
zueinander und Sorge füreinander
angelegten Beziehungen in einer
. . . . . . . . . . . . .
diskriminierungsfreien
Gesell3 7 3
2 3
3
7 5
8
2 4 3 6
schaft stark. Familie, das ist für
. . . . . . . . . . . . . . . .
den KDFB ein „Lebensraum, in
4 3 2 7 2
6 6
8
3 6
2
6 3 3 5
6
dem Menschen gleichen oder un. . . . . . . . . . . . . . . . .
2 7 2 8 2 3 7 3
3 5
6
4 8
9
4 6 8
terschiedlichen Alters, Geschlechts
sowie sozialen, kulturellen und re. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3 8 3 8 7 3 4 7 6
4 8
2
8 7
7
4 9 8 4
6
ligiösen Kontextes Verantwortung
füreinander übernehmen, in auf
Verlosung
ausführlichen Lösungsteil und
Dauer angelegten, stabilen BezieGEISTIG FIT Aufgabensammlung 2015
Seite 113
vielen Tipps. Die Aufgaben sind Unter denjenigen, die die vier rich- hungen leben und mit- und vonauf der wissenschaftlich gesicher- tigen Lösungswörter gefunden ha- einander lernen.“ Damit auf Dauer
ten Basis des MentalenAktivie- ben, verlosen wir zehn Exemplare angelegte Beziehungen entstehen,
rungsTrainings entwickelt worden der Aufgabensammlung, die die sich entfalten, verändern und geund praxiserprobt. Schon täglich GfG der BAGSO freundlicherwei- lingen können, braucht es kon5 bis 10 Minuten Training sorgen se zur Verfügung gestellt hat. Sen- krete Rahmenbedingungen. Der
für eine gestärkte Konzentration, den Sie bitte bis zum 31. Mai 2015 KDFB richtet entsprechende Forein erhöhtes Denkvermögen und eine E-Mail [email protected], eine derungen an den Gesetzgeber, Unein verbessertes Gedächtnis. Die Postkarte oder einen Brief mit dem ternehmen, Sozialpartner sowie
160-seitige Aufgabensammlung Stichwort GfG und den vier Lö- die Kirche
ist erhältlich im Buchhandel sowie sungswörtern an die BAGSO.
in ihren verüber
schiedenen
Gehirnjogger-Zentrale
Funktionen.
Katholischer Deutscher
Postfach 1147, 85552 Ebersberg
Ve r b ä n d e
Frauenbund e.V. (KDFB)
Fax: 0 80 92-86 49 49
und Organiwww.gehirnjogger-zentrale.de
Leben in Beziehungen – Verbun- sationen stehen ebenso
denheit und Gebundensein in
Ehe, Partnerschaft und Familie in der Verantwortung.
Geruchs-Nachrichten entschlüsseln
Der KDFB meldet sich in der aktuellen Debatte zum Themenfeld
„Ehe, Partnerschaft und Familie“
mit seiner Standortbestimmung
52
Das Positionspapier „Leben in
Beziehungen“ ist in der KDFBBundesgeschäftsstelle erhältlich:
KDFB
Ute Hücker
Referentin für Presseund Öffentlichkeitsarbeit
Kaesenstr. 18, 50677 Köln
[email protected]
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Projekte und Positionen
Am Samstagabend kommt in der
LANXESS Arena das Musical
„Kolpings Traum“ zur Aufführung. Die Neuinszenierung wird
erstmals mit Orchester, Chor und
einem Tanzensemble aufgeführt.
Der Eintritt ist im Teilnahmepreis
KOLPINGTAG 2015 –
von 33 € enthalten. Am Sonntag
„MUT TUT GUT“
Das Kolpingwerk Deutschland lädt endet der Kolpingtag mit einer
zu einem Großereignis nach Köln Abschlussveranstaltung und eiein. Unter dem Motto „Mut tut nem Abschlussgottesdienst.
gut“ findet vom 18. bis 20. September 2015 ein deutscher Kolpingtag
Verkehrsclub Deutschland
statt, zu dem 15.000 Menschen er(VCD)
wartet werden. Den Teilnehmenden wird an dem Wochenende ein
buntes Programm geboten. Einen
Überblick erhält man auf der Internetseite www.kolpingtag2015.de.
Dort befinden sich auch die Anmeldemodalitäten.
Fernbusse: Der VCD gibt Tipps,
Kolpingwerk Deutschland
Nach der großen Eröffnungsveranstaltung am Freitagabend in der
LANXESS Arena stehen am Samstag Information, Kultur und Präsentationen auf dem Programm.
Auf mehreren zentralen Plätzen
der Kölner Innenstadt wird sich
das Kolpingwerk Deutschland von
10 bis 16 Uhr präsentieren. In einer Art „Hot Spot“ werden auf
großen Bühnen die thematischen
Schwerpunkte unseres Verbandes aufgegriffen: Junge Menschen
– Ehe, Familie, Lebenswege – Arbeitswelt – Eine Welt – Kirche und
Gesellschaft. Zu jedem Schwerpunkt wird es neben interaktiven
und kulturellen Elementen zwei
inhaltliche Dialogforen geben. Die
Vorsitzende der BAGSO, Prof. Dr.
Ursula Lehr, wird auch bei einem
Forum dabei sein.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
was Fahrgäste beachten sollten
Seit zwei Jahren dürfen Fernlinienbusse deutschlandweit fahren. Das
Interesse ist aufgrund der günstigen Preise groß. Doch ist der Bus
eine Alternative zur Bahn? Der
ökologische Verkehrsclub VCD
hat das untersucht, siehe www.vcd.
org/bahntest-2014-2015.html, und
gibt folgende Tipps vor der Fahrt.
Buchung: Der Preisvergleich zwischen den verschiedenen Fernbusanbietern erfolgt am besten über
Onlineportale (z.B. GoEuro, Busliniensuche) und ist dringend zu
empfehlen. Angebote unterscheiden sich oft: So ist zum Beispiel die
kombinierte Hin- und Rückfahrtensuche nicht immer möglich.
Fahrgastrechte: Bei der Fernbusreise sind die Rechte geringer als
bei der Bahnreise. Kommt es zu
Ausfällen oder Verspätungen, gibt
es erst für Fahrten über 250 km
und Verspätungen von über zwei
Stunden Geld zurück. Die Regeln
zur Stornierung des Bustickets sind
bei jedem Anbieter unterschiedlich. Daher gilt es, sich vor der Ticketbuchung gut zu informieren.
Gepäck: In der Regel dürfen Fahrgäste ein Handgepäckstück sowie ein großes Gepäckstück im
Laderaum des Busses kostenlos
mitnehmen. Doch auch hier sind
die Angebote der Anbieter unterschiedlich und sollten vor Fahrtantritt geprüft werden, vor allem
die Kosten für mehrere oder sperrige Gepäckstücke.
Volkssolidarität
Freiwillige wollen gefunden werden – am besten passgenau
„Nur wer auf sich aufmerksam
macht, wird wahrgenommen“,
sagte Thomas Kegel, Moderator
der Werkstatt „Strategische Ehrenamtsförderung in der Volkssolidarität“. Die vierte Veranstaltung
dieser Art fand in der Akademie
für Ehrenamtlichkeit Deutschland
(AfED) in Berlin statt. Nachdem
sich die Tandems in den zurückliegenden Werkstätten vorrangig mit
der Entwicklung der Pilotprojekte
beschäftigt hatten, drehte sich dieses Mal vieles um die Öffentlichkeitsarbeit. Es ging darum, die an
einem Ehrenamt Interessierten
dort abzuholen, wo sie stehen.
53
Projekte und Positionen
„Projekte leben vom Einsatz und
Engagement ehrenamtlich Aktiver“, konstatierte Kegel. Letztere müssten passgenau eingesetzt
werden, um einmal die Bedürfnisse und Interessen der Freiwilligen selbst zu berücksichtigen,
aber auch um die hauptamtlichen
Strukturen tatsächlich zu unterstützen. Eine für beide Seiten unbefriedigende Situation entstünde
dann, wenn dieses Verhältnis
nicht stimmen würde, so Kegel.
Die Ehrenamtlichen erlebten dann
schnell Frustration und hauptamtliche Mitarbeiter würden im
Arbeitsalltag unnötig zusätzlich
belastet. Um dem vorzubeugen, ist
es empfehlenswert, Aufgabenpro-
file zu erstellen. Diese enthalten
Informationen über das Aufgabenfeld, mögliche Qualifikationen,
eventuelle Zugangsvoraussetzungen (z. B. ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis) oder die
finanziellen Rahmenbedingungen
und Erwartungen an die Eigenschaften einer Person.
solche allgemein vorformulierten
Musteraufgabenprofile in Form
eines Engagement-Katalogs zum
Herunterladen anzubieten. Die
Gliederungen können dann die
Aufgabenprofile den Rahmenbedingungen vor Ort anpassen.
Anvisiert wird dafür das erste
Halbjahr 2015.
Aufgabenprofile bieten den an
einem Ehrenamt Interessierten
eine erste Orientierung und erleichtern der Organisation die
Suche nach geeigneten Freiwilligen. Angeregt durch diese Diskussion setzte sich das Tandem
der Bundesgeschäftsstelle zum
Ziel, allen Verbandsgliederungen
Alexander Gürtler
Volkssolidarität
alexander.guertler@
volkssolidaritaet.de
Den ausführlichen Bericht über
die Werkstatt finden Sie bei dem
pdf der BAGSO-Nachrichten
unter www.bagso.de.
Zufrieden altern im Beruf
Ein neuer Ratgeber der BAGSO in Kooperation mit
der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV)
I
n Deutschland haben wir heute
vielfach das Glück, sehr alt werden zu können. Unsere Umwelt
ist auf diese neue Langlebigkeit
jedoch kaum eingestellt. In vielen
Bereichen denken und handeln
wir auf der Grundlage längst überholter Vorstellungen vom Älterwerden. Dies gilt besonders für die
Arbeitswelt, in der Ältere häufig
ein negatives Image haben. Inzwischen ist es keine Seltenheit mehr,
dass Menschen nahezu die gleiche
Zahl an Jahren im „Ruhestand“
verbringen wie zuvor im Berufsleben. Ohne Erwerbstätigkeit wird
54
Publikation Nr. 39
Bundesarbeitsgemeinschaft der
Senioren-Organisationen e.V.
Zufrieden altern im Beruf –
Ein Ratgeber für ältere Arbeitnehmer
sich eine so lange Lebensspanne
jedoch nicht auf Dauer finanzieren
lassen. Es geht deshalb in vielerlei
Hinsicht darum umzudenken und
vor allem die Chancen eines langen Lebens zu sehen.
Die BAGSO und die DPtV möchten mit diesem Ratgeber älteren
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Informationen an die
Hand geben und Wege aufzeigen,
wie sie positiv mit dem Älterwerden umgehen und ihre körperliche
und geistige Fitness sowie ihre seelische Gesundheit lange erhalten
können.
Die 80-seitige Broschüre kann bei
der BAGSO angefordert werden.
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Impressum
Wir trauern um unsere langjährige Mitarbeiterin
und Kollegin Brigitte Weideling
„Schaun wir mal, dann sehn wir
schon.“ oder „Dann sind ja alle
Klarheiten beseitigt.“ Brigitte
Weideling hatte einen schönen
Fundus von Sätzen, mit denen sie
immer eine Prise Ironie in unseren Arbeitsalltag brachte. Mit
ihrer norddeutschen Schlagfertigkeit hat sie uns und viele andere immer wieder zum Lachen
gebracht. Bei Anrufern oder Besuchern von BAGSO-Veranstaltungen hat sie damit eine Tür
geöffnet, um dann zuzuhören
und mit großer Verlässlichkeit zu
tun, was zu erledigen war.
Von 1999 bis 2011 war Brigitte Weideling für das Sekretariat und für die Organisation des
Bürobetriebs in der BAGSO-Geschäftsstelle zuständig. Als eine,
die zupacken konnte, hatte sie
maßgeblichen Anteil an der Vorbereitung der Deutschen Seniorentage in Nürnberg, Hannover,
Köln und Leipzig. Und wenn die
BAGSO bei Messen mit einem
Stand vertreten war, dann gab
sie dort von früh bis spät Informationen und Tipps weiter und
flachste dabei immer auch ein
wenig mit den Leuten.
Ab 2011 kam sie weiterhin zweimal pro Woche in die BAGSOGeschäftsstelle, wo sie sich um
die Angelegenheiten unseres Fördervereins kümmerte. Ansonsten
hat sie in den letzten Jahren ihre
Zeit vor allem mit ihrem Mann,
mit Tochter und Schwiegersohn
und nicht zuletzt mit Enkeltochter Lina verbracht.
Am 21. März 2015 ist Brigitte
Weideling nach längerer Krankheit im Alter von nur 66 Jahren
gestorben. Wir werden sie sehr
vermissen! Und wir werden uns
sicher noch häufig an ihre Bemerkungen erinnern. Heute fällt
uns vor allem eine ein: „Ist so
still, wenn keiner was sagt.“
Der BAGSO-Vorstand und
die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der BAGSOGeschäftsstelle.
Impressum
BAGSO-Nachrichten
23. Jg., Nr. 2/2015
Zeitschrift für Aktive in Seniorenarbeit und Seniorenpolitik
(ISSN 1430-6204)
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Redaktionsschluss der Ausgabe
03/2015: 11. Mai 2015
Redaktion
Dr. Guido Klumpp, Geschäftsführer
(V.i.S.d.P.)
Ursula Lenz, Pressereferentin
Ines Jonas, Dipl.-Päd./Journalistin
BAGSO-Nachrichten
n
02/2015
Herausgeber
Bundesarbeitsgemeinschaft der
Senioren-Organisationen e.V.
(BAGSO)
Bonngasse 10, 53111 Bonn
Tel.: 0228 / 24 99 93 0
Fax: 0228 / 24 99 93 20
E-Mail: [email protected]
www.bagso.de
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Korrektorat
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Fotonachweis Titel
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(Bild links Mitte)
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geben nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion wieder. Die Autoren
sind im Sinne des Presserechtes für
den Inhalt selbst verantwortlich. Die
Redaktion behält sich vor, eingereichte Beiträge zu kürzen und zu
überarbeiten.
Der Nachdruck von Textbeiträgen
ist gegen Quellenangabe und Belegexemplar kostenfrei gestattet, die
Nutzung von Fotos nur nach Rücksprache mit der BAGSO.
55
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Der Senioren Ratgeber bietet
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