Leseproben - Verlag Anton Pustet

ARGE MITeinanderREDEN (Hg.)
Impressum
Bibliograische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliograie; detaillierte bibliograische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2014 Verlag Anton Pustet
5020 Salzburg, Bergstraße 12
Sämtliche Rechte vorbehalten.
Herausgeberinnen und Herausgeber (in alphabetischer Reihenfolge):
Isabel Bojanovsky (Jugendkoordinatorin seit 2012), Harald Brandner (Spielzeugschachtel), Rainer Buland (Institut für Spielforschung), Daiva
Döring (Integrationsbüro der Stadt Salzburg), Bernadette Edtmaier (Institut für Spielforschung), Jochen Höfferer (Jugendkoordinator von 2006
bis 2012), Adele Liedl (Spielzeugschachtel), Christian Reisinger (BWS Maxglan & Taxham), Thomas Schuster (Verein Spektrum), Sandra Winkler
(Verein Spektrum)
Idee und Anstoß: Christian Reisinger
Projektkoordination und Redaktion: Sandra Winkler
Lektorat: Anja Zachhuber, Dorothea Forster
Layout und Graik: Nadine Löbel
Coverfoto: Sandra Winkler
Druck: Druckerei Theiss, St. Stefan im Lavanttal
Gedruckt in Österreich
ISBN 978-3-7025-0740-4
www.pustet.at
Bildnachweis:
Allgemeine Sonderschule 1 Salzburg: 60 (2); Anderfuhren Toni: 99 (1); Archiv der Stadt Salzburg: 18 (1, 2), 103 (3); Bauchinger Anne: 10, 11;
Bauer Heimo: 11 (1), 81 (1), 150, 159 (1); Bewohnerservice Maxglan & Taxham: 34 (1), 35 (3), 43 (2, 3), 146 (1 – 3), 149 (1); Brandner Harald:
38 (1), 39 (1 – 3), 60 (1); Buland Rainer: 66; Djordevic Ana: 72; Edtmaier Bernadette: 152 (1 – 3); Energie- und Umweltagentur NÖ: 108, 110 (1),
111 (1, 2); Feichtenschlager Franz: 94 (1), 122 (1, 2), 125 (2), 128 (1), 156; Fratz Graz: 116; Frauenberatungstelle und Frauenberufszentrum Oberpullendorf: 155; Gugg Isabella: 149 (3); Haim Bar & Yehezkel Ruth: 75 (2); Hasson Eliran: 75 (1, 3); Hilfswerk Salzburg: 34 (2, 3), 37 (1); Höfferer
Jochen: 136 (1, 2), 137; Institut für Spielforschung: 16, 17, 37 (2) 52, 68, 69 (1), 102 (1, 2) 110 (2), 125 (1), 126, 129, 132, 148, 149 (2); Kirchmeir
Alice: 83; Kulzer Günther: 12 (1); Lebenshilfe Salzburg: 26 (1, 2), 27; Löbel Nadine: 46, 47, 50, 141; Mete Tarik: 112; Muhr Ernst: 116; Müller
Stephanie: 153; ORF: 33; Paretta Wolfgang: 140; Plattform Weltkindertag: 58, 59, 76; Sargant-Riener Ursula: 160; Schaller Sigrun: 119; Spielzeugmuseum Salzburg: 69 (2 – 4), 84, 90 (1), 91 (1, 2); Firma Stadlbauer/Carrera: 87, 88 (1, 2), 89; Stadt Salzburg, Killer: 21, 35 (4), 43 (1), 49 (1);
Tourismusverband Flachau: 107 (2); Unterrainer Dagmar: 12 (2); Verein Multikulturell: 62 (1, 2); Verein SelbA „Selbstständig im Alter“: 151;
Verein Spektrum: 6, 7, 13 (2, 3), 14, 15, 20 (1,2), 30 (1, 2), 31 (1, 2), 35 (1, 2), 41 (1 – 3), 53 (1, 2, 3), 54 (1), 56, 57, 67, 70 (1, 2), 71, 74 (1 – 3),
77 (1, 2), 78 (1, 2), 79, 81 (2), 92, 94 (2, 3), 95, 96, 97 (1, 2, 3), 100, 103 (1, 2), 105 (1, 2, 3), 106, 107 (1), 113 (2), 118, 120, 123 (1), 124, 127 (1),
128 (2), 138 (1, 2), 139 (1, 2), 141 (1), 142 (1, 2), 143 (1 – 3), 144, 147 (1 – 3), 157 (1, 2), 159 (2); Volgger Tamara Soma: 80 (1, 2); Votava/PID: 32;
Winkler Sandra: 9 (1, 2), 15 (1), 22, 25 (1 – 5), 28 (1 – 3), 40, 41 (1 – 4), 42 (1 – 3), 44, 64, 86 (1), 90 (2), 123 (2), 130, 134, 135; Zachhuber Anja: 13 (1)
Zeichnungen: Matthias Höller 45 (1 – 6); Angelika Mair 124 (2); Hermine Mitterbauer 36 (1, 2); durchgehend: Sarah und Sophie Höller; Linus und
Magnus Löbel; Volksschule der Franziskanerinnen Stadt Salzburg; Volksschule Taxham
Auf die Plätze ...
Generationenspiele!
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort ...8
Auf die Plätze ...10
Laura hat Langeweile ...12
Alte Spiele – viel Spaß mit wenig Ressourcen ...14
Geschlechtsspezifische durch Spiele –
Erziehung damals wie heute ...16
SPIEL-BEGEGNUNGEN
Riesen-„Mensch ärgere dich nicht“ ...25
Generationenspiele-Nachmittage ...34
Die Salzburger Spieletage ...38
Mehrgenerationenhaus in Regensburg ...43
Im Salzburger SPIELeCAFÉ ...49
Im Kinderzentrum Lehen ...53
Gedächtnistrainingsgruppen ...151
SPIEL-ANLEITUNGEN
Mensch ärgere dich nicht ...24
Schach ...28
Domino ...41
Turup ...48
Die böse 3 ...53
Kalaha ...60
Anmäuerln oder chadern ...107
Schneider leih ma d’Schah ...112
Zam zu der Supp ...118
A Rennerts, Tratzen, Anmäuerln ...133
Crossboccia/Crossboule ...137
Rate- und Merkspiele ...150
SPIEL-GESCHICHTEN
Zug-um-Zug-Spiele
Mensch ärgere dich nicht ...24
Schach ...29
Fuchs und Henne ...37
Mikado ...40
4 Gewinnt ...42
Memory ...45
Kartenspiele
... aus der ganzen Welt ...48
Würfelspiele
Weltreise der Spiele ...57
Fantasiespiele
Spielfiguren ...66
Rollenspiele ...68
Bauen, etwas erschaffen ...71
Seifenblasen ...76
Spielzeugautos ...84
Das Raketenauto ...85
Carrera Auto-Rennbahnen ...89
(Fort-)Bewegungsspiele
Fahrrad und Co ...95
Seifenkistl bauen ...98
Jahrmarkt- und Zirkusspiele
Kreisel, Reifentreiben ...103
Seilspringen ...104
Zündholzschachteln werfen ...107
Gruppenspiele
1, 2, 3 anschlagen, Blinde Kuh, Kaiser, wie viel
Schritte darf ich machen?, Ochs am Berg ...110
Abzählverse ...114
Spielerfahrungen in der Natur
Schnitzeljagd, Wald, Au, Bach ...123
Baumhaus, Schneckenrennen ...124
Pfeil und Bogen, Räuber und Gendarm ...126
Winterspiele ...128
Ballspiele
Murmeln, Kegel-/Eierscheiben, Boccia ...134
Boule ...136
Fußball ...138
Pfitschigogerln ...143
Spiele auf dem/r Schulhof/-bank/-weg
Gummihüpfen, Tempelhüpfen ...146
Klatschspiele ...149
Porträts
Christian Oxonitsch ...32, Claudia Reiterer ...33,
Angelika Steger ...54, Ana Djordjevic ...72,
Eliran Hasson ...75, Tamara Soma Volgger ...80,
Alice Kirchmeir ...82, Andreas Stadlbauer ...88,
Ernst Muhr ...116, Sigrun Schaller ...119,
Wolfgang Paretta ...140, Stephanie Müller ...153
Noch einmal ...156
Ausblick – Raum und Platz zum Spielen ...157
Ausblick – Spiele der Generationen ...159
Danksagung ...160
SPIEL-BRÜCKEN
Lebenshilfe – barrierefreies Spiel ...26
TACTICS – Lifelong Games ...62
Toys of my grandparents ...155
SPIEL-HISTORISCHES
Geschichte des Schachspiels ...28
Mühle ...37
Vorfahren des Würfels ...52
Ursprung des Kasperltheaters ...67
Schattenspiele ...69
Seifenblasen ...76
Kreativ in der Steinzeit ...78
Carrera Autorennbahnen
im Wandel der Zeit ...87
Stelzen ...94
Reifentreiben, Peitschkreisel und Co ...102
Schneemannbauen ...129
SPIEL-RÄUME
Straße: Riesen-Schach auf Asphalt ...30
Halle: Kinder(spiel)städte ...74
Straße: Fairkehrte Feste ...77
Stadt: Graffiti auf legalen Wänden ...81
Museum: Spielzeug Museum Salzburg ...91
Spielplatz: Spielbus und Spielräder ...97
Gstätten: Wald, Wiese, Au ...122
Spielplatz: Abenteuerspielplatz ...127
Park: Boule ...136
Stadt: Ballkäfige ...142
Schulhof: Schulhofgestaltung VS Lehen ...147
Schulweg: Bewegter Schulweg ...152
... Gemeinschaft stärken!
SPIELEN HEISST ...
... experimentieren!
... Erfahrungen machen!
... miteinander in Kontakt treten!
... Vorurteile abbauen!
... gemeinsam Zeit verbringen!
... miteinander Spaß haben!
... sich entwickeln!
... (voneinander) lernen!
... Teamgeist stärken!
... in eine neue Realität eintauchen!
... sich messen!
... dabei sein!
Zug-um-Zug-Spiele
Zug-um-Zug-Spiele
6
... gemeinsam staunen!
7
SPIEL-TIPP
SPIEL-GESCHICHTEN
Mach es wie Frau
Mitterbauer und Herr
Leimer und bau dir dein
eigenes Mühle- oder
Fuchs-und-Henne-Spiel!
Fuchs und Henne oder Schaf eintreiben
Johann Leimer, 76, baute sich in seiner Kindheit sein eigenes
Fuchs und Henne. „Auf einem Holzbrett aufgezeichnet, Löcher gebohrt und mit Zündhölzern gespielt. Bei den zwei Füchsen blieb
der rote Schwefelkopf drauf, bei den Hennen kam er herunter. Und
da gab es Bretter mit 2 Füchsen und mit 3 Füchsen. Zu unserer
Zeit hat es ja auch nichts anderes gegeben. Während dem Krieg
beschäftigten wir uns halt mit solchen Spielen.“
So geht’s:
Nimm dir ein Stück Karton
oder ein Holzbrett und male
mit einem gut haltbaren Stift
– je nachdem welches Spiel
du machen willst – die Felder
auf (siehe Bilder). Nimm dir
Steine oder alte Knöpfe und
benutze diese als Spielsteine!
Für das Fuchs-und-HenneSpiel kannst du an allen sich
kreuzenden Linien ein Loch
bohren und das Spiel mit
Streichhölzern spielen, wie
Herr Leimer es getan hat.
Hermine Mitterbauer, 91, gelernte Schneiderin aus KirchbergThening, hat in ihrer Kindheit Brettspiele wie Mühle und Fuchs
und Henne auf Karton aufgezeichnet und Knöpfe und Bohnen als
Spielfiguren verwendet. „Man hat ja nichts anderes gehabt früher.
Da musste man sich halt abhelfen.“
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Rainer Buland, 51, aufgewachsen in der Stadt Salzburg
„Kleine Mühle“ 1280, Südspanien.
*Afrikanische Mühle siehe
Hosentaschenspielebuch S. 13.
Zug-um-Zug-Spiele
Zug-um-Zug-Spiele
36
Historisches – Mühle*
Im „Buch der Spiele“ von König Alfons dem Weisen, das um 1280
in Südspanien entstanden ist, werden auf einer wunderschönen
Buchminiatur Kinder dargestellt, wie sie von Erwachsenen lernen,
die „Kleine Mühle“ zu spielen. Wir haben als Kinder auch noch
diese Mühle gespielt, und zwar so lange, bis wir herausgefunden
hatten, dass es für denjenigen, der beginnt, eine Gewinnstrategie
gibt. Diese Strategie ist im Buch von König Alfons schon genau
beschrieben, aber wir hatten das damals noch nicht gelesen.
37
WELTREISE DER SPIELE
SPIEL-TIPP
Hasch mich oder Fang den Korken
Was spielen Kinder in Thailand? Wie bastelt man sich im Kongo einen Propeller? Und warum laufen die Mädchen und Buben in Bolivien davon, wenn der
„Lobo“ Hunger hat? Komm mit auf eine Weltreise der Spiele!
Ein lustiges Würfelspiel, das du dir ganz leicht selber bauen kannst.
Du brauchst dazu nur einen Becher, einen Würfel, ein Blatt Papier (am
besten A3), eine dickere Schnur (Paketschnur oder reißfeste Wolle)
und so viele Korken wie Mitspielerinnen bzw. Mitspieler.
Male bis auf den äußeren Rand des Blatt Papiers einen großen Kreis.
Du kannst als Vorlage dafür einen runden Topf nehmen, den du mit
Bleistift nachfährst. Dann brauchst du noch einen kleinen Innenkreis,
etwa in der Größe eines runden Wasserglases. Binde um jeden Korken eine Schnur.
Nun werden alle Korken in den kleinen Innenkreis gestellt. Die Schnur
hältst du fest in der Hand. Ein Mitspieler wird als Fänger bestimmt –
dieser Spieler erhält keinen Korken, dafür aber den Becher. Es wird
reihum gewürfelt. Kommt eine 6, so müssen die Korken an den Schnüren von den Mitspielern blitzschnell aus dem Innenkreis gezogen werden. Derjenige, der den Becher hält, muss im Gegenzug versuchen,
den Becher über möglichst viele Korken zu stülpen, damit diese nicht
entwischen können. Derjenige, der es geschafft hat zu entwischen,
erhält einen Punkt. Auch der Fänger bekommt einen Punkt für jeden
Korken, den er gefangen hat.
Man spielt, solange man will (vereinbart aber im Vorfeld eine fixe Minutenanzahl und stoppt diese) und zählt am Ende alle Punkte. Wer am
meisten Punkte hat, hat gewonnen. Das Spiel macht einen Heidenspaß und die Spannung ist zum Zerreißen, weil man nie weiß, wann
der nächste 6er gewürfelt wird, und ständig auf der Hut sein muss.
Jump – Fangen spielen einmal anders (Dominikanische Republik)
„ Ich lebte fünf Jahre lang in der Dominikanischen Republik. Meistens
spielten wir auf der Straße. Das Schöne daran war, dass wir eine große Gemeinschaft an Kindern verschiedenster Altersgruppen bildeten. Eines meiner Lieblingsspiele war Jump. Wir zeichneten uns mit
Kreide mehrere Felder auf die Straße und teilten uns in zwei Teams.
Die einen mussten versuchen, über die Felder auf die andere Seite zu
laufen, die anderen mussten sie fangen, durften aber die Felder nicht
verlassen. Ich erinnere mich gerne an diese Zeit zurück.
Julie, 12
„
“
Die 5 Steine oder Die 9 Steine – ein Wurfspiel im arabischen
und asiatischen Raum (Türkei, Thailand)
Der Name des Spiels richtet sich nach der Anzahl der Steine. Wie
bei vielen anderen Spielen gibt es verschiedene Varianten.
In der Türkei spielen Kinder oft das Spiel Die 5 Steine. Man braucht
dazu fünf Steine, die man auf dem Boden aufeinanderstapelt. Den
sechsten Stein wirft man in die Höhe und versucht, einen der fünf
Steine, die am Boden liegen, zu ergreifen und den sechsten Stein
währenddessen aufzufangen. Man kann dieses Spiel zu zweit oder
zu dritt spielen. Wenn man den Stein fängt, dann darf man sich
den Stein aus der Mitte zur Seite legen und kommt anschließend
noch einmal dran. Wenn der Stein nicht gefangen wird, dann ist
der Nächste an der Reihe, man darf sich auch keinen Stein behalten. Das geht so lange, bis kein Stein mehr in der Mitte am Boden
liegt. Gewonnen hat, wer die meisten Steine gesammelt hat.
Gamze, 11 Jahre
“
Die zwei Freundinnen Djan, 12, (aufgewachsen in Bangkok) und Julie, 12,
(aufgewachsen in der Dominikanischen
Republik) erzählen uns ihre Kindheitsspiele in anderen Ländern.
Das Spiel „5 Steine“ lernte
ich von meiner Mutter –
diese spielte das selbst
schon als Kind.
Djan, 12
Würfelspiele
Würfelspiele
56
SPIEL-GESCHICHTEN
57
SPIEL-GESCHICHTEN
1, 2, 3 anschlagen, Steckerl schmeißen, A zerlatschen,
A zertreten, Pemperl anschlagen, Scheitel umschmeißen,
1, 2, 3 Guckerl anschlagen ... das Spiel, das jeder anders
nennt
In der Siedlung, wo ich wohne, spielen wir sehr oft miteinander
1, 2, 3. Bei diesem Spiel muss man sich verstecken, während
jemand zur Wand oder zum Baum gedreht zählt. Derjenige, der
gerade zählt, muss dann die anderen suchen. Sobald er jemanden entdeckt, muss er ihn abschlagen. Also zurück zu dem Platz
laufen, wo er gezählt hat, und sagen: 1 – 2 – 3 – XY angeschlagen. Wenn jedoch derjenige, der sich versteckt hatte, schneller
ist und schneller bei dem Platz ist, dann kann er sich freischlagen und sagen: 1 – 2 – 3 – XY frei. Das ist sehr lustig. Wir
spielen es meistens zu fünft.
„
“
Tobias, 9, Redakteur der Salzburger Kinderzeitung „Plaudertasche“
Blinde Kuh
Als ich noch ein kleines Mädchen war, hatten wir fast keine
Spielsachen; und eigentlich war ich auch ein ernstes Kind, weil
ich viel Verantwortung für meine kleinen Geschwister übernahm. Aber ich habe trotzdem gern gespielt, Tempelhüpfen zum
Beispiel und Körebe, so heißt Blinde Kuh in der Türkei, das habe
ich geliebt!
„
Aus dem Buch von Gaston Vuillier:
„Plaisirs et Jeux“ (Vergnügungen und
Spiele), Paris 1899.
“
Sultan, 40, aufgewachsen in Aksaray, Türkei
Verstecken
Mein allerliebstes Spiel war Verstecken im Dunkeln! Das hatte so
einen coolen Gruseleffekt, wenn man in der finsteren Wohnung
herumtapste und es irgendwo unheimlich kichern hörte. Wer zum
Lichtschalter griff, war natürlich ein Spielverderber. Gemischt mit
den Gruselgeschichten, die wir uns immer vor dem Einschlafen
erzählten, war der Nervenkitzel perfekt!
„
Andrè, 40, aufgewachsen in München
“
„
“
Franziska Hofbauer-Ott, 61, aufgewachsen in Niederbayern
Ochs am Berg oder Zimmer, Küche, Kabinett*
Neben den vielen Ballspielen war Zimmer, Küche, Kabinett
eines meiner Lieblingsspiele. Erstens konnten hier viele mitspielen und außerdem war es ein schnelles und temporeiches
Spiel, bei dem man dann aber blitzschnell stehen bleiben
musste.
„
“
Ernst Muhr, 49, aufgewachsen in Graz Gösting
*Spiel-Beschreibungen siehe Hosentaschenspielebuch S. 21.
Gruppenspiele
Gruppenspiele
110
Zahlreiche Anleitungen für traditionelle
Gruppenspiele zeigt die Broschüre
„Alte Spiele – neu entdeckt!“
Energie- und Umweltagentur NÖ
+49 (0) 2742 219 19
[email protected]
Kaiser, wie viel Schritte darf ich machen?, Mutter, wie weit
darf ich reisen? Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?
Vater, wie weit reisen Sie?
Wir haben es stundenlang gespielt, dieses Spiel Mutter,
wie weit darf ich reisen? Wenn ich heute darüber nachdenke, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Ein Kind (eigentlich waren wir immer nur Mädchen) hat die Mutter gespielt.
Die Kinder, und es konnten sehr viele Kinder sein, standen
ihr gegenüber, so ungefähr 10 Meter entfernt in einer Reihe. Nun fragte jedes Kind: Mutter, wie weit darf ich reisen?
Die Mutter überlegte nun und antwortete jedem Kind unterschiedlich: ‚einen Ameisenschritt‘ oder ‚zwei Riesenschritte‘
oder vielleicht sogar ‚bis zu mir‘. Und so ging es immer wieder die Reihe durch. Wenn das erste Kind bei der Mutter angelangt war, war das Spiel zu Ende. Das Kind, das als Erstes
angekommen war, war Sieger und bei der nächsten Runde
Mutter. Natürlich wollte Mutter ihre Rolle auskosten und hat
die Reise oft lang werden lassen, aber immer hatte sie es in
der Hand, welches Kind Sieger war. Das ist auch der Grund,
warum ich mich heute über unsere damalige Begeisterung
für dieses Spiel so wundere. Es war absolut manipulativ,
aber wir haben es geliebt. Und ich glaube, bis vielleicht auf
ganz seltene Fälle wurde diese Macht, die die Mutter hatte,
nie ausgenützt.
111
SPIEL-GESCHICHTEN
ABZÄHLVERSE
„ Abzählverse brauchten wir immer. Sei es, um zu bestimmen, wer
beim Fangenspielen der Fänger war, wer bei einem Spiel beginnen
durfte, wer beim Verstecken der erste Sucher war oder wer Mutters Aufträge erledigen musste. Immer gab es eine Entscheidung,
und diese wurde akzeptiert. Nur manchmal wurde sie angezweifelt,
wenn wir merkten, der ‚Abzähler‘ zählte erst im Kopf die Zahl der
Kinder, um zu wissen, wo er mit seinem Vers beginnen musste,
damit er garantiert ‚frei‘ war!
Alternative Formen zu Auszählsprüchen
Hand erraten
Winke Wanke, wöcha Hande?
oder: Tingel Tangel, welches Handel, Titzel Tatzel, welche hats?
(In einer Hand hält man etwas versteckt, errät der andere die richtige Hand, so darf/muss er beginnen, ansonsten darf/muss man
selbst anfangen.)
Kopf oder Zahl?
Man macht sich aus, ob „Kopf“ oder „Zahl“ gewinnen soll, dann
wird eine Münze geworfen. Je nachdem, wer verliert, der ist es.
“
Franziska Hofbauer-Ott, 61, aufgewachsen in Niederbayern
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben,
wo ist unser Hans geblieben?
In der Küch im Butterfass!
Sapperlot, wie gibt’s denn das?
Eine kleine Micky Maus,
zieht sich die Hose aus,
zieht sie wieder an
und du bist dran.
Auf dem Berge Sinai
wohnt der Schneider Kikriki,
seine Frau, die alte Käthe,
saß auf dem Balkon und nähte,
fiel herab, fiel herab
und das linke Bein brach ab.
Kam der Schneider angerannt
mit der Schere in der Hand,
nähte an, nähte an,
dass sie wieder laufen kann.
Mei Voda hod gsogt, i soid di nemma,
oba i nimm jo scho di.
Würfeln
Auszählen mit Füßen
Tip Top oder Heu Stroh:
Man steckt eine Strecke ab und geht aufeinander zu, indem man
einen Fuß genau vor den anderen setzt. Der Letzte, der den Fuß in
die Lücke einpassen kann, bevor man ganz beieinandersteht, darf
beginnen. Man kann ebenso vereinbaren, dass auch ein halber Fuß
gültig ist.
Knobeln
Schere – Stein – Papier, Schnick – Schnack – Schnuck,
Ching – Chang – Chong, Klick – Klack – Kluck ...
Jeder der beiden Kontrahenten entscheidet sich für ein Symbol,
welches gleichzeitig mit der Hand dargestellt wird. Da jedes Symbol gegen eines der anderen gewinnen und verlieren kann, ist der
Spielausgang ungewiss, da kein Spieler weiß, für welche Symbole
sich die anderen Spieler entscheiden werden.
Eene meene muh
und drauß bist du.
Ich und du, Müllers Kuh,
Müllers Esel, der bist du.
Ene Mene Meck,
und du bist weg.
Ine ane u und drauß bist du.
Der, der die höchste Punktezahl beim Würfeln erreicht,
darf beginnen.
Gruppenspiele
Gruppenspiele
114
Ene mene mu und raus bist du.
Raus bist du noch lange nicht,
musst erst sagen, wie alt du bist.
(Dann zählt man das Alter durch und der,
auf den die letzte Zahl trifft, der ist es.)
115
SPIEL-ANLEITUNG
Rate- und Merkspiele
Diese Spiele sorgen für Ablenkung und Spielfreude bei langen Autofahrten, im Wartezimmer und überall, wo es gerade langweilig ist!
Spiele sind Brücken, die
Menschen einander näherbringen und Gemeinsamkeiten in den Vordergrund
stellen. Die vermeintlichen
Grenzen zwischen den
Menschen und Kulturen
verschwinden im Spiel.
Daiva Döring, Integrationsbüro der
Stadt Salzburg
Schulhof, Schulbank, Schulweg
150
Wie viele Krähen sitzen auf dem Kopf?
Ein Spieler legt die Hand auf den Kopf des Mitspielers, stützt sich
mit beliebig vielen Fingern ab und fragt ihn: Wie viele Krähen (Finger) sitzen auf deinem Kopf? Wenn der Mitspieler die richtige Zahl
erraten hat, wird er gefragt: „Was sollen sie machen? Nest bauen
oder davonfliegen?“ Beim Nestbauen zersaust man ihm das Haar.
Beim Wegfliegen wird mit der Hand (leicht) an den Haaren gezogen.
Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist …
Ein Mitspieler sucht sich irgendeinen Gegenstand in einem vorher bestimmten Umfeld und gibt nur preis, welche Farbe dieser
Gegenstand hat. Das tut er mit dem Spruch:
Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist ... (Farbe, die der
Gegenstand hat). Die anderen Mitspieler müssen nun raten, um welchen Gegenstand es sich handelt. Derjenige, der den Gegenstand
als Erster errät, ist als Nächster an der Reihe.
Ich packe in meinen Koffer ...
Bei diesem Merkspiel ist höchste Konzentration angesagt. Ein Mitspieler beginnt mit dem Satz: „Ich packe in meinen Koffer ...“ und
nennt dann einen Gegenstand (Kleidungsstück etc.), welcher/s auf
Reisen mitgenommen werden soll. Der Nächste beginnt wieder mit
demselben Satz und muss nun den Gegenstand des Vorgängers
aufzählen plus einen Gegenstand dazufinden, den er selbst gerne
auf Reisen mitnehmen würde. Die Schwierigkeit dabei ist es, sich
alle Wörter, die ja immer mehr werden, in der richtigen Reihenfolge
zu merken. Bei demjenigen, der als Erster einen Gegenstand vergisst oder in falscher Reihenfolge aufzählt, bricht die Wortkette ab
und das Spiel beginnt von vorne.
Klatschspiele – eine Form des Gedächtnistrainings
Durch das Klatschen wird viel Energie frei.
Das kann man auch bei einer Veranstaltung
feststellen, wenn applaudiert wird.
Birgit Aigner, SelbA-Trainerin
SPIEL-BEGEGNUNGEN
Embambi kolonie kolonastik
embambi kolonie
akadem safari
akademi biff baff
Oh malle malle malle,
macaroni roni roni,
futschigei gei gei
papagei gei gei.
Spielerische Gedächtnistrainingsgruppen
SelbA – Selbstständig im Alter
SelbA ist ein Trainingsprogramm des Katholischen Bildungswerkes
Oberösterreich, das die Steigerung der Lebensqualität älterer Menschen ab 60 in Bezug auf die ganzheitliche, physische und psychische Gesundheit als Ziel hat. Trainiert wird in örtlichen Gruppen in
lockerer Atmosphäre.
Innerhalb der Gruppen werden einfache Spiele eingebaut, wie z.B.
Klatschspiele zur Förderung der Aufmerksamkeit und Konzentration oder Sprach- und Merkspiele, um das Gedächtnis fit zu halten.
ABC-Übungen, Wortketten bilden, Geschichten erfinden, Klatschspiele, Koordinationsspiele, Tänze – das alles und mehr stärkt die
Lachmuskeln.
„ Mir ist es wichtig, dass viel gelacht wird! Schön ist, dass die Teil-
nehmerinnen und Teilnehmer bei allen Übungen mitmachen. Es
gibt kein Richtig und kein Falsch. Jeder ist wichtig und richtig, so
wie er ist. Es gibt kein Konkurrenzdenken, keiner wird ausgelacht
– es wird mitgelacht. Der Altersunterschied innerhalb der Gruppe
ist relativ groß (60 bis 89 Jahre), dies ist aber kein Problem. Jeder
hat seinen Platz in der Gruppe.
“
Birgit Aigner, ehrenamtliche SelbA-Trainerin in Oftering, Oberösterreich
151