Nr. 1/2015: 07. April 2015 70 Jahre Schlacht um die Seelower Höhen 70 Jahre Erinnerungsort Vor 70 Jahren begann mit der Schlacht um die Seelower Höhen die letzte sowjetische Großoffensive in Europa, die mit der Einnahme Berlins endete. Die Siegermächte wussten, dass dies auch das Ende des nationalsozialistischen Deutschland bedeutete. Der britische Premierminister Winston Churchill betonte bereits Monate vor Kriegsende: "Nichts wird eine derartige psychologische Wirkung haben und eine solche Verzweiflung unter allen Widerstandskräften hervorrufen wie ein Angriff auf Berlin. Für das deutsche Volk wird dies das deutlichste Zeichen der Niederlage sein.“ Als er das sagte, war noch nicht abzusehen, wer als Erster das lang ersehnte Ziel erreichen würde. Politische Entschlossenheit und die Fähigkeit der Roten Armee trugen dazu bei, dass die Sowjetunion als Sieger die Hauptstadt allein einnahm. Das Mitglied des Kriegsrates der 1. Weißrussischen Front, Generalleutnant Konstantin F. Telegin, unterstrich dies während der Babelsberger Konferenz im April 1946: "Wir alle verstanden, dass der Krieg mit der Einnahme Berlins endet … und es wäre natürlich unverzeihbar [gewesen], wenn wir den Verbündeten erlaubt hätten, als Erste Berlin zu betreten." Der 8. Mai war in der DDR bis 1967 und anlässlich des 30. und 40. Jahrestages als "Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus" ein arbeits- freier Feiertag. Seit Gründung der Gedenkstätte Seelower Höhen im Jahr 1972 gehört es zur Selbstverständlichkeit, die Leistungen der Sowjetunion zur Befreiung vieler europäischer Völker darzustellen. Daran änderten die politischen Umwälzungen vor 25 Jahren nichts. Was sich jedoch änderte, waren Zweifel einiger Besucher an den historischen Leistungen der Sowjetunion und die Infragestellung des Begriffs Befreiung. Die vielen Diskussionen, die ich persönlich seit 1991 führte, regten mich zum tieferen Nachdenken an. Zweifel an der Richtigkeit der Begriffswahl kamen jedoch nie auf. Obwohl ich die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard v. Weizsäcker anlässlich des 40. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges kannte, verstand ich ihren tieferen Sinn erst später: "Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft." Es gehört zur „historischen Wahrheit“, dass Deutschland eine "Fremdbefreiung" brauchte, denn der deutsche Widerstand konnte aus eigener Kraft die Verbrechen nicht beenden. Heute erinnert die Gedenkstätte an die Befreiung durch die Siegermächte und daran, wer die Hauptlast in diesem Krieg trug - aber auch an weitere Worte des vor wenigen Wochen verstorbenen R. v. Weizsäcker: "Niemand wird um dieser Befreiung Willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte. Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen." Diesen historischen Kontext herzustellen, gehört heute ebenfalls zum gesellschaftlichen Auftrag der Gedenkstätte Seelower Höhen. Zur Erinnerungsarbeit der Gedenkstätte gehört nicht nur die Darstellung der Schlacht und deren unmittelbaren Folgen für die Kulturlandschaft und für die in ihr lebenden Menschen. Die Ereignisse des Jahres 1945 hatten weitreichende politische Folgen. Die Berliner Operation war „ … von besonderer Bedeutung. Mit der Einnahme Berlins wurden die wichtigsten militärischen und politischen Fragen endgültig entschieden, von denen in vieler Hinsicht die Nachkriegsentwicklung Deutschlands und seiner Stellung im politischen Leben Europas abhing.“ Dieses Urteil von Marschall Shukow zeigt die politische Tragweite der letzten Großoffensive der Roten Armee in Europa. Ohne den von deutschem Boden ausgegangenen Krieg, der Befreiung durch die Siegermächte und vor allem der gewachsenen politischen und militärischen Stärke der Sowjetunion wären wohl keine zwei deutschen Staaten in unterschiedlichen, gegensätzlichen Bündnissen entstanden. Einige aktuelle außenpolitische Ereignisse haben Wurzeln, die bis ins Jahr 1945 und den nachfolgenden Entwicklungen zurückreichen. Die Veranstaltung "Geschichten zur Geschichte", die die Gedenkstätte im November 2014 durchführte, verdeutlichte diese historische Tatsache am Beispiel der Grenzöffnung im Herbst 1989 und des Abzuges der russischen Truppen aus Deutschland im Jahr 1994 an persönlichen Lebensgeschichten. Der heute international anerkannte Erinnerungsort Seelower Höhen befindet sich an einer Grenze, die ebenfalls eine Folge des Krieges ist und unser Land von jenen Staaten trennt, die unter der deutschen Eroberungs- und Vernichtungspolitik am meisten leiden mussten. Daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung für unsere Arbeit. Grenzüberschreitende Bildungsarbeit, gemeinsame Projekte und wissenschaftlicher Gedankenaustausch über Gemeinsamkeiten und Brüche unserer Geschichte prägen in vielfacher Weise das Wirken der Gedenkstätte. Zukünftig muss sich die Gedenkstätte verstärkt der grenzüberschreitenden Bildungsarbeit zuwenden. Da die Zeitzeugen zunehmend verstummen, wird die Gedenkstätte, welche ihre Erlebnisse aufgenommen und archiviert hat, neben den Schulen ein wichtiger Lernort bleiben. Ob der geplante Weg, in Brandenburg die Fächer Politische Bildung, Geografie und Geschichte in einem neuen, übergreifenden Fach "Gesellschaftswissenschaften" zusammenzulegen, offensichtlich bestehende Defizite im historischen Wissen abbaut, wird die Zukunft zeigen. Polnische und deutsche Schüler während des Projektes Spurensuche, 2007 Angesichts der Tatsache, dass Politiker historische Ereignisse in ihrem Sinne umdeuten, um tagespolitische Ziele zu proklamieren, sehe ich für unsere Tätigkeit eine immer aktuelle Aufgabe: Geschichte entsprechend des Wissensstandes unverfälscht zu vermitteln. Dies fängt bereits bei der Begriffswahl an. So haben vor 70 Jahren nicht nur Deutsche und Russen gegeneinander gekämpft, sondern Angehörige vieler Nationen, die sich damals in den multinationalen Verbänden gegenüberstanden. Ich freue mich, dass sich in den letzten Tagen viele Journalisten aus dem In- und Ausland am historischen Ort über das Jahr 1945 und unsere Arbeit informiert und darüber bereits in den unterschiedlichen Medien berichtet haben. Für die Mitarbeiter der Gedenkstätte Seelower Höhen stellen die zahlreichen Veranstaltungen anlässlich des runden Jahrestages eine willkommene Gelegenheit dar, auf den Gedenk- und Erinnerungsort aufmerksam zumachen. Gleichzeitig möchte ich mich auf diesem Wege für Ihre jahrelange Unterstützung bedanken. Ihr Gerd-Ulrich Herrmann, Leiter der Gedenkstätte 75 Jahre im Namen des Völkerrechts Vom Suchdienst zum Archiv Die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht (WASt) blickt auf eine 75-jährige Geschichte zurück. Am 26.08.1939 nahm die amtliche Auskunftsstelle gemäß Artikel 77 der Genfer Konvention die "Wehrmachtauskunftsstelle für Kriegsverluste und Kriegsgefangene" ihre Tätigkeit auf. Zu ihren Aufgaben gehörten: das Meldewesen über Verluste, Vermisstennachforschung, Erstattung von Sterbefallanzeigen und Mitwirkung bei gerichtlichen Todeserklärungen, Bearbeitung der wöchentlichen Lazarettmeldungen, Registrierung und Auskunftserteilung von Kriegsgräbern, Aufbewahrung und Zustellung von Nachlässen und Kriegstestamenten und Führung der Erkennungsmarkenverzeichnisse sowie die Personalveränderungsmeldungen. Anlässlich des Festakts zum 75-Jährigen Bestehens der WASt betonte die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters,: „Dieser 75-jährige Jahrestag ist ein stilles und nachdenkliches Jubiläum. Der Kriegsopfer zu gedenken und die Erinnerung an die Schrecken des Krieges auch in nachfolgenden Generationen wach zu halten, ist und bleibt eine immerwährende Aufgabe und moralische Verpflichtung der Bundesrepublik Deutschland. Hierzu leistet die Deutsche Dienststelle einen wichtigen Beitrag, denn ihre Unterlagen sind für die Mitmenschen und besonders auch für Forschung und Wissenschaft von großer Bedeutung …. Über die Jahrzehnte ist aus dem Suchdienst und seiner Nachkriegsverwaltung eine wichtige Stütze unserer Erinnerungskultur geworden." In den kommenden Jahren gilt es die Hunderte Millionen Dokumente zu erhalten, damit dieses schwere historische Erbe auch in Zukunft nicht verloren geht und Wissenschaftlern sowie den nachkommenden Generationen zur Verfügung steht. Die Behörde wird seit 2012 aus dem Etat der Kulturstaatsministerin gefördert (2014 mit 15,6 Millionen Euro). Zu den heutigen Aufgaben der WASt gehören: Kriegssterbefallangelegenheiten: Seit Ende des Krieges wurden 3,3 Millionen Kriegssterbefälle von Angehörigen der Wehrmacht, SS, Polizei, Reichsarbeitsdienst und anderen Militärverbänden der standesamtlich Beurkundung zugefügt. Dienstzeitangelegenheiten: Allein im Zeitraum von 2011-2013 erteilte die Behörde 46 983 Auskünfte an ehemalige Kriegsteilnehmer über ihre Dienstzeit. Schicksalsklärung und Verbleibsangelegenheiten: Viele Menschen sind noch 70 Jahre nach Kriegsende im Ungewissen über den Verbleib ihrer Angehörigen. Im obengenannten Zeitraum wurden 35 172 Auskünfte erteilt. Eine weitere sensible Aufgabe ist die Klärung von Anfragen von Kriegskindern aus vielen Staaten, die ihre Väter suchen. Kriegsopferversorgung: Die umfassende Aktenlage gestattet es der WASt, den Versorgungsämtern Auskünfte in Kriegsopferversorgungsangelegenheiten zu erteilen. Von 2011 bis 2013 waren es 580 Auskünfte. Nationalsozialistische Gewaltverbrechen: Hier unterstützt die WASt Polizei und Justiz bei der Klärung von Gewaltverbrechen. Allein im genannten Zeitraum führte die WASt 5091 personengebundene Überprüfungen durch. Kriegsgräber: Die Schwerpunkte liegen hier in der Führung des amtlichen Kriegsgräbernachweises, Bearbeitung der Umbettungs- und Graböffnungsprotokolle, Identifizierung der Kriegstoten anhand der Erkennungsmarken und Auswertung der Gräberlisten. Nachweis über Kriegsgefangenschaft: Die WASt verwaltet 15 Millionen Unterlagen über Aspekte der Kriegsgefangenschaft. Sie arbeitet eng mit der Datenbank des Deutschen Roten Kreuzes in München zusammen. Staatsangehörigkeit: Hier geht es um Klärung der Staatsangehörigkeit von Vertriebenen. Weitere Aufgaben sind die Bereiche Nachlässe (seit 1947 über 310 000 Vorgänge) Beiträge zur Geschichtsforschung und die Führung der Erkennungsmarken- und Feldpostnummernverzeichnisse. Gedanken zu einer Ausstellung in der WASt Die Ausstellung "Fehlende Bilder. Kriegskinder 19401945" befasst sich mit einem Thema, dass von den Historikern kaum Beachtung fand. Die Kuratorin Gerlinda Swillen schrieb zum Geleit: "Kriege finden nicht nur auf dem Schlachtfeld statt. Sie zerstören nicht nur Städte und Ernten und vertreiben die Bevölkerung. Sie greifen auch tief in die menschlichen Beziehungen ein, ja, auch in das Intimste der Menschen, in ihr Gefühls- und sexuelles Leben." Die Ausstellung beleuchtete das Schicksal der "Kriegs- bzw. Besatzungskinder", dass bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts kaum in der Öffentlichkeit bekannt war. Als erste brachen die norwegischen Lebensbornkinder ihr Schweigen. Die WASt hat in den letzten Jahren viele dieser "Kinder des Krieges" bei der Suche ihrer Väter unterstützt. Bei nationalen Organisationen meldeten sich bisher Tausende, die eine Auskunft über ihre Väter erhalten möchten. Die Historikerin Anette Warrnig schätzte die Anzahl der dänischen Frauen, die ein Liebesverhältnis mit deutschen Soldaten eingegangen sind, auf ca. 50 000. Die Zahl der daraus geborenen Kinder wird auf 10 000 geschätzt. Ähnliche Zahlen werden für Norwegen angegeben. Viele dieser Kinder, die ohne ihre leiblichen Väter aufwuchsen, mussten über Jahrzehnte Ausgrenzungen und Diskriminierung erfahren. Erst Jahrzehnte nach dem Krieg traten sie an die Öffentlichkeit und erzählten über ihr Schicksal. Quelle: Begleitmaterial zur Ausstellung "Fehlende Bilder. Kriegskinder 1940-1945" in der WASt, Oktober 2014 Die WASt im Überblick (Ausschnitt): Nutzfläche der Dienststelle (m²) Gewicht der Akten und Karteikarten (t) Zentralkartei (Stück) Personalunterlagen (Wehrstammbücher) des Heeres und Luftwaffe Personengebundene Meldungen aus dem Bestand des Krankenbuchlagers Berlin (Jahrgänge 1900-1928) Meldungen der ehemaligen Gegnerstaaten der in Gefangenschaft Verstorbenen oder auf den Schlachtfeldern gefundenen deutschen Gefallenen Gräberlisten In- und Ausland Umbettungsprotokolle Zentralgräberkartei Grabmeldungen aus dem Ersten Weltkrieg Nachlasskartei Nachlässe Feldpostnummern-Verzeichnungen in Bänden (1939-1945) Unterlagen dienstverpflichtete Handelsseeleute (Akten) Kartei über im Dienst der Kriegsmarine verloren gegangenen Handelsschiffe Quelle: WASt, 1939-2014. Im Namen des Völkerrechts. Arbeitsbericht 2011/2012/2013, 16 400 4300 18 000 000 5 000 000 10 000 000 790 000 60 000 729 318 4 500 000 900 000 268 318 4 975 156 67 308 2 098 Aus Küstrin wurde Kostrzyn Vor 70 Jahren endeten die Festungskämpfe Am 30. März 1945 endeten die Kämpfe um die Festung Küstrin. Nur jeder 10. der deutschen Soldaten erreichte die eigenen Linien bei Golzow. Auf beiden Seiten starb eine unbekannte Anzahl von Soldaten. Küstrin wurde fast vollständig zerstört. Das Festungsmuseum Kostrzyn und die Gedenkstätte Seelower Höhen luden am 28. März 2015 zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein. Ca. 120 polnische und deutsche historisch Interessierte nahmen an einer Zubettung von Gebeinen von unbekannten Soldaten auf dem Kommunalfriedhof Kostrzyn teil. Bereits während des Aufbaus des Festungsmuseums tauschten beide Seiten Informationen und Unterlagen aus. Dies fand beim Schreiben des Buches seine Fortsetzung, wodurch der Autor aus dem Fundus und Wissensstand der polnischen Kollegen schöpfen konnte. An dieser Stelle sei dem Direktor des Museums Herrn Richard M. Skałba und dem Historiker Herrn MA Marcin Wichrowski für die kollegiale Zusammenarbeit gedankt. Erschienen im HeliosVerlag, März 2015. Foto: Mattias Lubisch Vor der 1945 zerstörten Marienkirche hielten Bischof Dr. Wojciech Leder (Kostrzyń), Superintendent Roland Kühne (Seelow) und Jaroslaw Szmajda von der polnische Nationalen Orthodoxen Kirche (Gorzow) eine ökumenische Andacht und weihten ein neues Kreuz. Nach einer thematischen Führung und dem Besuch des Museums in der Bastion Philipp stärkten sich die Gäste. Der zweite Teil der gemeinsamen und von der Stiftung deutsch-polnische Zusammenarbeit geförderten Veranstaltung begann mit einem Gedenken am sowjetischen Ehrenmal in Seelow. Ein Abschluss dieser Veranstaltung war die Präsentation des Buches "Die Festung Küstrin 1945. Anspruch und Wirklichkeit". Nicht nur, dass diese Publikation in deutscher und polnischer Sprache verlegt wurde, ist Ausdruck der für beide Seiten dienlichen Kooperation, sondern auch die gemeinsamen Gespräche in den Monaten zuvor. Neben der Geschichte von Festung und Garnison stehen die politischen und militärischen Ziele beider Seiten in der Endphase des Zweiten Weltkrieges, der Ausbau der Stadt zur Festung sowie die kritische Betrachtung der Kampfhandlungen im Februar und März 1945 in und um Küstrin im Mittelpunkt der Publikation. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Vorwort Geschichte der Festung und Garnison Festungen im 20. Jahrhundert Zur Festung erklärt! Küstrin - Eckpfeiler der Oderverteidigung? Der lang erwartete Angriff Das westliche Festungsvorfeld Die letzten Tage Küstrins Aus Küstrin wird Kostrzyn Anlagen Kriegsverbrecher SS-Gruppenführer Heinz Reinefarth Struktur und Bestand des 32. Schützenkorps Operation „Bumerang“ Bericht von Gruppenführer Reinefarth Protokoll Hermann Körner vom 26. Januar 1951 Martyriumsmuseum Słońsk Die am 30. Januar 2015 anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers von Sonnenburg eröffnete Ausstellung thematisiert die Geschichte von Zuchthaus und Konzentrationslager. Das erste Kapitel informiert über den Bau des Zuchthauses im Jahr 1832, die Internierung polnischer Freiheitskämpfer Mitte des 19. Jahrhunderts und die Haft von Andersdenkenden in der Weimarer Republik. Das zweite Kapitel beinhaltet u.a. die Geschichte des Berliner KZ und das Schicksal der "Schutzhäftlinge" in der "Hölle Sonnenburg" sowie die Internierung der "Nacht- und Nebel-Häftlinge". Die Tafeln für den Zeitraum 1933 bis 1945 erarbeitete der "Arbeitskreis zur Geschichte des Konzentrationslagers und des Zuchthauses Sonnenburg bei der Berliner VVN-BdA" unter Leitung von Dr. Hans Coppi. Für die Modernisierung des Martyriumsmuseums hat die Gemeinde Słońsk ca. 324 TEUR aus EU-Mitteln akquiriert. Museumsgebäude, 2015 Zuchthaus Sonnenburg, um 1930 Ein Schwerpunkt stellt das Massaker an 819 Häftlingen aus vielen europäischen Ländern und die juristische Aufarbeitung in beiden deutschen Staaten und in Polen dar. Das dritte Kapitel beinhaltet die Geschichte des europäischen Erinnerungsortes. Blick in die Ausstellung Das Martyriumsmuseum ist Mittwoch bis Sonntag von 11:00 bis 16:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Gedenkplatz vor dem Museum Literaturempfehlungen Aus unserem Shop Autoren: Uwe Klar und André Vogel, erschienen im HeliosVerlag, 2015 Diese Publikation erscheint im Ch. Links Verlag in der Reihe "Orte der Geschichte". Erhältlich ab Mitte April 2015. Dieses Buch beschreibt erstmalig detailliert die Kämpfe um die Tirschtiegelstellung und die Festungsfront OderWarthe-Bogen im Januar und Februar 1945, betrachtet aber auch die Gründe und den Verlauf der Errichtung dieser Befestigungslinie sowie ihre Nutzung im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegsperiode. Die Seelower Höhen und das Oderbruch wurden im Winter und Frühjahr 1945 zum größten Schlachtfeld Deutschlands. Die furchtbaren Kämpfe forderten Zehntausende Menschenleben und zerstörten eine einzigartige Kulturlandschaft. Nach dem Krieg entstanden beiderseits der Oder zahlreiche Museen, Denkmale und Kriegsgräberstätten. 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges stellt das vorliegende Buch erstmals die Erinnerungsorte links und rechts der Oder kompakt in Wort und Bild vor. Museumsführer in russischer und polnischer Sprache Erinnerungstourismus - Bestandteil des Kulturtourismus? Die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) führt in Kooperation mit der Stiftung für Collegium Polonicum in Słubice und der Gedenkstätte Seelower Höhen eine Tagung unter dem Titel "Der Zweite Weltkrieg. Kulturtourismus und Politik“ vom 15. bis 17. April 2015 in Seelow durch. Die Idee für eine Zusammenkunft von Historikern, Mitarbeitern von Gedenkstätten und Touristikern wurde in der Gedenkstätte Seelower Höhen bereits vor gut einem halben Jahr entwickelt. Anlässlich des 70. Jahrestages plante die Gedenkstätte das 4. Internationale Seelower Gespräch zur Thematik politische Bildung und Kulturtourismus. Gemeinsam mit der Europa-Universität wurde diese Idee präzisiert und die Tagung zusammen vorbereitet. Dank der Arbeit von Frau Dr. Kurilo konnten Fördermittel akquiriert werden. Wir freuen uns, dass auch Vertreter des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur sowie des Tourismus- Marketing Brandenburg ihre Teilnahme zugesagt haben. Schwerpunkte der Tagung: Panel 1: Der Zweite Weltkrieg. Erinnerungsorte an Krieg und Gewaltherrschaft Panel 2: Kulturtourismus und Politik Panel 3: Marketing und Kulturtourismus Seit vielen Jahren gehören politische Bildung und Kulturtourismus zum Alltag der Gedenkstättenarbeit. Vorträge und Exkursionen im Rahmen der seit 2003 existierenden Veranstaltungsreihe "Geschichte und Verantwortung", das mehrstündige Programm "Kampf um die Seelower Höhen" und themenbezogene Führungen im Bereich der Gedenkstätte haben bisher Zehntausende Gäste erreicht. Besonders für touristische Gruppen werden militärhistorische Themen mit Informationen über Landschaft, Spuren Fontanes in der Region und spezielle Aspekte der brandenburg-preußischen Geschichte kombiniert. Längst hat sich die Gedenkstätte zu einem der bekanntesten touristischen Leuchttürme entwickelt. Zukünftig gilt es, gemeinsam mit unseren polnischen Partnern bestehende Angebote zu bündeln und zum Nutzen der Beteiligten zu vermarkten. Noch in diesem Jahr ist die Erarbeitung von zwei Erinnerungsrouten geplant. Ein Beispiel zeigt die Publikation "Die Schlacht um die Seelower Höhen. Erinnerungsorte beiderseits der Oder". Ein weiteres Produkt könnte in Zusammenarbeit mit den Kollegen in Słońsk und Kostrzyn entstehen. Die nächsten Newsletter werden diese Thematik erneut aufgreifen. Programmhinweis Samstag, 18. April 2015, 10.00 bis 16.00 Uhr Gedenkstätte Seelower Höhen, 15306 Seelow, Küstriner Straße 28a „70 Jahre Stätte des Gedenkens. Von einer sowjetischen Gedenkstätte zu einem internationalen Erinnerungsort“ Wie kein anderer Ort in der Bundesrepublik stehen die Seelower Höhen für den schnellen Wandel von einem Schlachtfeld zu einem Erinnerungsort. Bereits 191 Tage, nachdem die Waffen schwiegen, wurde das Denkmal und der sowjetische Soldatenfriedhof eingeweiht. Damit wurde Seelow zum Ort der Erinnerungen an den sowjetischen Sieg über das nationalsozialistische Deutschland und des Gedenkens an die gefallenen Rotarmisten. Anlässlich des 70. Jahrestages der Schlacht um die Seelower Höhen bietet die Gedenkstätte Seelower Höhen historisch interessierten Gästen ein abwechslungsreiches Programm, in dem die wechselvolle Geschichte und die noch heute sichtbaren Spuren verschiedener Geschichtsauffassungen im Mittelpunkt stehen. Ablauf: 10.00 – 16.00 Informationsstand des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Land Brandenburg 10.00 – 10.30 70 Jahre Frieden! – Wunden heilen! – Nie wieder Krieg! Gemeinsam mit dem Aktionskünstler Ben Wagin erinnert der Geschichts- und Heimatverein Gusow-Platkow an das Kriegsende vor 70 Jahren. „Alte und knorrige Bäume beiderseits der Straßen im Oderland haben viele Kämpfe erlebt und überstanden. Mit den symbolischen Binden um die Bäume“ wird erinnert, dass bereits seit 70 Jahren Frieden herrscht und viele Wunden verheilt sind. (Pressemittelung des Geschichtsvereins Gusow-Platkow) 11.00 Podiumsgespräch „In brandenburgischer Erde. Spuren des Krieges“ An diesem Gespräch nehmen teil Herr Wladimir Kukin (Leiter des Büros für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit der Botschaft der Russischen Föderation), Herr Albrecht Laue (Verein zur Bergung der Gefallenen in Osteuropa e. V.) und Herr André Vogel (Kampfmittelbeseitigungsdienst Land Brandenburg). 11.45 – 16.00 Sonderausstellung „Vermisst in Klessin“ Der Verein zur Bergung der Gefallenen in Osteuropa informiert über die schweren und verlustreichen Kämpfe um Klessin und die Bergung von sterblichen Überresten von Gefallenen der Wehrmacht und der Roten Armee. 12.00 und 14.30 Führung durch den Leiter der Gedenkstätte „70 Jahre Stätte des Gedenkens. Kontinuität und Brüche der Geschichtsdarstellung am historischen Ort.“ Technisches Infrarotbeobachtungseinrichtung Über die Verwendung der Infrarotgeräte innerhalb der Wehrmacht ist noch vieles im Verborgenen. Ein Zeitzeuge berichtet über den Einsatz von Kampfpanzer der Panzerdivision Müncheberg während der Schlacht um die Seelower Höhen: „Am Abend [16. April 1945] begann links von Seelow unser Nachtangriff unter Einsatz unserer Nachtsichtgeräte. Es wurde ein voller Erfolg. Die alte Stellung war bald wieder in deutscher Hand. Von der Wirkung der neuen Geräte waren alle begeistert.“ (Deutsche Militärzeitschrift, Nr. 13, S. 68) Technische Details und die Einführung dieser Ausstattung veröffentlicht Herr Eberl auf seiner Internetseite http://www.panther1944.de. Eines dieser Geräte, an einem Panther montiert, befindet sich in der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz. Erste Test wurden bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 1943 auf dem Truppenübungsplatz der Panzerschule Fallingbostel durchgeführt. Das verwendete Gerät erhielt die Bezeichnung F. G. 1250 (Fahrgerät) und bestand aus einem 20-cm-Suchscheinwerfer und einem Bildwandler. Das Gerät befand sich am Turm und war schwenkbar. Somit konnte der Kommandant an den Fahrer und Richtschützen während der Dunkelheit entsprechende Weisungen erteilen. Das „Nachtsichtgerät“ hatte allerdings nur eine effektive Einwirktiefe von maximal 600 Meter. Damit war die Reichweite der 7,5-cm-Kampfwagenkanone um 50 % gemindert. Diesen Nachteil sollte der gemeinsame Einsatz mit dem SonderKfz. 251, auf dem ein 60cm-Suchscheinwerfer montiert war, kompensieren. Verschiedene Quellen benennen erfolgreiche Einsätze einzelner mit dem IR-Gerät ausgestatteter Panther an der Westfront und weiterer Truppenversuche. Offensichtlich war die Ausstattung der neu produzierten Panther mit dem F. G. 1250 vorgesehen. Allerdings wurden auf Grund von Lieferschwierigkeit bis Oktober 1944 erst 20 Panzer mit dem Gerät ausgestattet. Darauf wies das Oberkommando des Heeres an, alle zum Einbau von Infrarotgeräten vorgesehenen Panther in den „normalen“ Zustand zurückzubauen. Das heißt, dass die hintere, rechte Munitionsablage im Kampfraum und der Gepäckkasten wieder eingebaut werden mussten. Auf der oben genannten Internetseite wird die bisher bekannte Anzahl an ausgelieferten Panthern mit dem F. G. 1250 mit 44 beziffert. Demnach erhielt die I. Abteilung des Panzerregiment 29, das seit dem 12. März 1945 zur Panzerdivision Müncheberg gehörte, am 5. April zehn Kampfpanzer des Typus Panther. Die Quelle dieser Angabe lautet: Thomas L. Jentz, „Germany’s Panther Tank – The Quest for Combat Supremacy“. Kampfpanzer Panther Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Eduard Eberl
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