SINNPOSIUM Bildung & Bewusstsein

SINNPOSIUM
Bildung & Bewusstsein
Wenn Bildung wieder Sinn macht
ZeitRaum für KulturBildung und gemeinschaftliches Lernen mit allen Sinnen
29. Mai bis 1. Juni 2014
Initiiert und veranstaltet durch die Sinn-Stiftung
und den LebensLernOrt Gemeinschaft Schloss Tempelhof
LERN
KULTUR
ZEIT
GEMEINSCHAFT
TEMPELHOF
LebensLernOrt Gemeinschaft Schloss Tempelhof • www.sinnposium.de • [email protected]
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Inhalt
Vorwort
Seite 3
Fragen zum SINNPOSIUM
Seite 5
Manifest: Eine kooperative Initiative – entstanden aus dem
SINNPOSIUM Bildung & Bewusstsein
Seite 11
Ergebnisse 2014
Seite 15
Franz Josef Neffe: Der dringend notwendige Wandel
von der Lehrplanvollzugsanstalt zur Schule
Seite 17
Kartin Köster: Bildung zum Human BEING
Seite 22
Silke Weiß: Wege in eine neue Lernkultur
Seite 28
Schule für freie Entfaltung Schloss Tempelhof
Seite 33
Erfahrungen aus dem Meditationsteam
Seite 39
Marietta Johanna Schürholz: Notizen zum SINNPOSIUM
Seite 41
Feedbacks von Teilnehmern
Seite 45
Videos zum SINNPOSIUM: http://sinnposium.de/ergebnisse-2014/
Bilder zum SINNPOSIUM: http://sinnposium.de/2014/06/05/
das-war-das-erste-sinnposiumin/
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
SINNPOSIUM Bildung & Bewusstsein – wenn Bildung
wieder Sinn macht
Netzwerk- und Ideenschmiede für Bewusstseinsentwicklung in einem ZeitRaum für KulturBildung und gemeinschaftliches Lernen mit allen Sinnen
29. Mai–1. Juni 2014
Das SINNPOSIUM Bildung & Bewusstsein fand 2014 zum ersten
Mal statt. Es war eine Veranstaltung der Sinn-Stiftung und der LernKulturZeit in Zusammenarbeit mit der Stiftung Bewusstseinswissenschaften und der Gemeinschaft Schloss Tempelhof, die als LebensLernOrt hierfür den Rahmen gestellt hat.
Beim SINNPOSIUM trafen Bildungs-Welten aufeinander, aktive
Mitgestalter und Verweigerer, Professoren und Schüler, Schuldirektoren und Freilerner, Yoga- und Gymnasiallehrer, LebenslernortBesitzer und -Nutzer, LernKultur-Forscher und Meditationsexperten – und alle mit dem Herzensanliegen, zu einer Veränderung
beizutragen.
Was das SINNPOSIUM gezeigt hat: es braucht uns alle, und es gilt
Verantwortung zu übernehmen für das eigene Wirkungsfeld.
Im Folgenden sind noch einmal die Punkte aufgeführt, die uns in
der Vorbereitung wichtig waren. In wiefern sie erfüllt wurden, kann
jede/r einzelne für sich entscheiden. Die Einladung steht, weiter
daran zu lernen und zu forschen, denn:
Wir haben uns entschieden, weiterzumachen, und sind gespannt
auf das SINNPOSIUM Bildung & Bewusstsein – 2015.
Teilhabe ist sehr erwünscht und wir freuen uns auf neue und alte
Mitgestalter (bitte bei Interesse an [email protected])
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Das SINNPOSIUM ist ...
was heißt das konkret?
> Was will Neues entstehen aus der Interaktion?
> eine Initialzündung zum Thema Bewusstseinsentwicklung in der Bildung mit dem
Anfängergeist von Wiederaufbau für
deutschsprachige Bildungsbeweger, die sich
einig sind, dass Bewusstseinsentwicklung
eine wesentliche Komponente zukünftiger Bildung sein wird. Wir möchten uns
verbinden und unterstützen lernen über
disziplinäre Grenzen hinweg. Es geht um
die Essenz. Es ist die Einladung herauszufinden, wie das geht und was die gemeinsame
Basis ist in auf der wir uns treffen.
> Was heißt eigentlich noch All-GemeinBildung in der Zukunft?
> Zu welchem Zweck haben wir Schulen
und Hochschulen?
> In welchem Geist wollen wir unsere Kinder erziehen?
> Welche Werte und Haltungen sind uns
wichtig, als Menschen, die Menschen begleiten in Bildungsprozessen und als Inhalte
der Vermittlung?
> ein 4-tägiger Inkubator für konkrete Umsetzungsimpulse
Für eine Bildung,
> die den Menschen wieder als Ganzes sieht,
mit Herz und Seele, mit Hirn und Hand
> eine Einladung jenseits dessen was wir
schon wissen (oder glauben zu wissen) zu
denken, zu fühlen, zu leben
> in der Beziehung zu mir, zu anderen und
zur Welt gelebt werden kann, und Empathie dafür ein zentraler Inhalt wird.
> ein Konzentrationspunkt von Menschen die
auf eine andere Lernkultur hinarbeiten in
Schule, Kindergarten, Hochschule, Ausbildung, Erwachsenenbildung, … und hier
nicht nur darüber reden, sondern es auch
einmal praktisch miteinander leben möchten.
> in der gesunde, in ein größeres Ganzes
eingebettete Potenzialenfaltung nicht zufällig stattfindet, sondern von allen Beteiligten
bewusst gelebt und unterstützt wird.
Wir laden ein
> das Neue zu feiern und das Alte zu integrieren
Ziele, die wir erreichen möchten:
> Ein Netzwerk von Menschen entstehen zu
lassen, die sich gegenseitig unterstützen,
konkrete Schritte zu gehen und das Thema
Bewusstseinsentwicklung zu einem Bildungsthema zu machen.
> am Lagerfeuer zu sitzen und gemeinsam
Brot zu backen
> die Kreativität aus der Stille entstehen zu
lassen
> Das Experiment heißt, die Menschen
zusammen zu bringen, die schon lange
an dem Thema Bildungstransformation
arbeiten und bei denen Bewusstseinsentwicklung in diesem Kontext und in ihrem
Leben ein Rolle spielen.
> an Akupunkturpunkten im Bildungsystem
wirkungsvoll neue Impulse einzubringen
und andere Wege zu gehen.
Nicht wissen – Nicht suchen – Nicht erwarten
– In der Präsenz die Zukunft entdecken
Fragen, die uns bewegen
> Gelingt es uns in all den verschiedenen
Richtungen, aus denen wir kommen, das
Gemeinsame zu finden, die Basis, wo wir
uns einig sind, in welche Richtung es gehen
kann?
Wir freuen uns auf Mit-Gestaltung
Herzliche Grüße
Silke Weiß, Sinn-Stiftung und LernKulturZeit
Agnes Schuster, Gemeinschaft Schloss Tempelhof
> Finden wir eine gemeinsame Sprache?
> Gelingt es, in einem offiziellen Kontext mit
Bildungsakteuren die Qualität zu leben und
zu praktizieren, die wir uns wünschen, und
Christian Rauschenfels, Sinn-Stiftung und
LebensLernOrte
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(Kernteam 2014)
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Fragen zum SINNPOSIUM
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Diese Fragen haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des
letzten Jahres mitgebracht, ein bunter Strauß, der zeigt, wie sehr
das Thema bei den Menschen brennt, die zum SINNPOSIUM
kommen, und wie vielschichtig die Gedanken zur Veränderung in
der Bildung sind.
> In welcher Kultur wollen wir miteinander
leben und lernen?
> Wer oder was bestärkt mich in meinem
Vorhaben?
> In welchem Geist wollen wir unsere Kinder
„erziehen“?
> Was trägt mich durch Schwierigkeiten
hindurch?
> Was heißt Allgemeinbildung? Was benötigt
die Bildung einer neuen Kultur, um sich zu
entfalten?Wie können wir die alten Denkmuster loslassen? Wie kann man Bildungsformate kreieren, die eine Lernkultur des
Miteinanders stärken?
> Lässt sich Potenzialentfaltung überhaupt
mit dem System Schule vereinbaren?
> Wie kann freies, selbstbestimmtes Lernen
aussehen?
> Wie kann man Menschen unterstützen, mit
sich selbst und ihrer Mitwelt in Kontakt zu
kommen und eine eigenverantwortliche,
wertbasierte Grundhaltung zu entwickeln?
> Kann es uns gelingen, über disziplinäre
Grenzen hinweg einen Rahmen zu definieren, welche Qualität gute Bildung für eine
zukunftsfähige Welt besitzt?
> Wie kann komplexes Denken und Handeln gelernt und gelehrt werden?Wie kann
mehr Menschlichkeit und Berücksichtigung
individueller Entwicklungsprozesse in
unser Bildungssystem integriert werden?
Wie kann Lernen und Schule wieder Spaß
machen?
> Wie können offene Prozesse nachvollziehbar geprüft werden?
> Wie kann Persönlichkeits-, Sozial- und Methodenkompetenz „gemessen“ werden?
> Wie können Menschen Persönlichkeits-,
Sozial- und Methodenkompetenz zu „messen“ lernen?
> Wie gelingt Gemeinschaftsbildung?
> Welches Bewusstsein braucht Schule heute?
> Was ist Beziehungsqualität?
> Wie kann Beziehungsqualität gelernt
werden?Wie kann sich ein waches und weit
entwickeltes Bewusstsein von wenigen sich
nachhaltig auswirken auf Kulturbildung?
> Wie kann dieses Bewusstsein in unser heutiges Schulsystem integriert werden?
> Wie würde sich eine empathische und
schöpferisch inspirierte Beziehungskultur
auswirken auf unsere Systeme und Organisationen?
> Was macht einen guten Lehrer aus?
> Wie kann Meditation als Teil von Schule
stattfinden?
> Wie sieht eine neue/zeitgemäße Form des
Lehrens und Lernens aus?
> Was ist mein Potenzial/Geschenk für die
Welt?
> Was bedeutet Kontakt? Wirklicher Kontakt!
> Was hält mich zurück, meine Visionen zu
verwirklichen?
> Wie und wo können Kompetenz und
Nichtwissen fruchtbar ineinanderfließen?
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
> Wie kann ich einen Raum/Rahmen schaffen, in dem Menschen/Kinder SEIN dürfen
und der zugleich anerkannt ist als Schule?
> Was brauchen Kinder, um ihre Schulzeit als
glücklich, wertvoll und „lebens-vorbereitend“ zu erleben? Was braucht die Schule?
> Wie gelingt es mir und anderen, wirklich
an eine wertschätzende Gesellschaft zu
glauben und den Mut zu haben, in dieser
Richtung weiterzugehen?
> Was für Lebens-Gestaltungs-Möglichkeiten
gibt es überhaupt?
> Will ich weiterhin meinen künstlerischen
Weg gehen (Theater), oder führt mich
meine Bestimmung zu einem vielleicht sozialeren oder pädagogischeren? Kann ich die
unterschiedlichen Wege verbinden?
> Was bedeutet Leistungsstark und
-schwach? Was ist die wirkliche „Leistung“,
auf die es in der Zukunft ankommt? Ich
kann die Kategorisierung in „Leistungsstarke“ und „Leistungsschwache“ kaum
mehr ertragen. Wie kann ich das kommunizieren?
> Was ist es, das mich im Leben hält, und
was ist es, das mich in Schwingung versetzt?
(nach Martin Schleske)
> Wie gestalten wir eine sinnstiftende Beziehungskultur in unseren „Schulen“ und in
Gesellschaft?
> Welchen Rahmen sollten wir bieten, damit
die Kinder von heute für die Welt von
morgen gut vorbereitet sind? Wie müssen
Umgebungen sein, in denen sich das ganze
Potenzial, das in unseren Kindern angelegt
ist, voll entfalten kann?
> Wie kann ich „sein lassen“, wenn ich Bildung denke?
> Wie geht Bildung ohne Gewinn- und Konkurenzorientierung, und ist das ein Weg
in eine Gesellschaft mit nachhaltiger Wirtschaftsweise?
> Wie bleibt der Flow erhalten, den kleine
Kinder bei ihrem „Lernen“ noch oft an den
Tag legen?
> Wie wäre das (...) eigentlich als Musical?
> Wie bleibt die Freude am Neuen erhalten?
Wie kommt Leichtigkeit in den Schulalltag?
> Wie kann man das Bildungssystem so
ändern, dass Kinder und Jugendliche
wieder Spaß am Lernen bekommen? Was
braucht man dazu?
> Wann und wie lernen wir wirklich nachhaltig?
> Wenn wir alle von Altem geprägt werden,
wie kann dann wirklich Neues entstehen?
> Wie kann man Dinge wie Bewusstseinserweiterung, Potenzialentfaltung etc. in
ein Bildungssystem integrieren? Kann das
überhaupt in einer Gesellschaft wie der
unseren funktionieren?
> Wie kommen wir zu neuen Lösungen,
wenn das Nachdenken wegfällt, weil das
Nachdenken das „alte“ Wissen nutzt?
> In welchem Rahmen kann ganzheitliche
Bildung angeboten werden und wer ist die
Zielgruppe?
> Warum kann Schule nicht einfach nur Spaß
machen?!
> Was macht einen kompetenten „Lehrer“
aus, muss man immer ein Lehramtsstudium
abgeschlossen haben? Wer sagt, dass ich
nicht einfach so Lehrer werden kann?
> Wie können wir über diese Art der Bildung
möglichst viele Menschen erreichen und
darüber den gesellschaftlichen Wandel beschleunigen?
> Wie werden unsere Schulen in der Zukunft
aussehen, auf was für Schulen werden meine Kinder irgendwann einmal gehen, und
wie kann ich jetzt schon dazu beitragen,
dass ich meine Kinder mit gutem Gewissen
in die Schule schicke?
> Wie schaffe ich es, mich von lang erlernten
(Schul-)Strukturen und Gewohnheiten zu
lösen?
> Wie erschaffe ich mir in einem starren
System möglichst viel Freiraum?
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
> Was fehlt der Bildung? Wie kann man die
Entwicklung beeinflussen/verändern?
> Wie kommt das, was hier besprochen
wird, nach außen?
> Wie kann man im Schulalltag bzw.
bei Kindern frühzeitig das Thema
„Engagementförderung“ vermitteln, um
nachhaltig Impulse für die weitere Entwicklung der Kinder zu geben?
> Wie kann kollektive Führung/Intelligenz
funktionieren?
> Welche gesellschaftlichen Akteure können
hier gute Beispiele geben bzw. sind interessiert an Vernetzung?
> Wie kann jede/r Einzelne stärker seinen/
ihren Impulsen trauen und folgen und dennoch im Kontext eines größeren Ganzen
handeln?
> Was braucht es dazu in Gruppen, was auf
einer systemischen bis hin zu politisch/
strukturellen Ebene?
> Welche Möglichkeiten ergeben sich aus
konstruktivistischem Denken und buddhistischer Praxis für die Gestaltung und Organisation von Selbstreflexionsprozessen für
Pädagog_Innen?
> Und was bedeutet eine solche Kompetenz
für unsere Bildungslandschaft/Lernkultur?
> Wer macht wo schon was?
> Wie kann systemische Pädagogik Inklusionsprozesse bereichern?
> Welche Ideen gibt es, den Wandel zu beschleunigen?
> Wie kann ich die kognitive und die intuitive
Ebene meines Lernens und Erlebens in eins
bringen?
> Wie kriegen wir die Politiker/innen mit ins
Boot?
> Wann werden wir die kritische Masse
überschreiten – oder haben wir sie schon
überschritten??
> Wie kann ich selbstbestimmt lernen
und trotzdem mit anderen in Austausch
darüber stehen?
> Wie könnte unsere Gesellschaft in 20 Jahren aussehen?
> Warum hat sich das Schulsystem so entwickelt?
> Wo gibt es Projekte, die bereits integrative
akademische Bildung durchführen?
> Inwieweit steht das kapitalistische System
hinter der Art von Schulsystem?
> Welche Organisationen sind offen für integrative akademische Bildung?
> Wie und mit welchen Methoden kann man
in den Schulalltag gesunde Ernährung und
ganzheitliches Körperbewusstsein integrieren?
> Wer hat Interesse an der Mitgestaltung und
Durchführung von Prototypen?
> Hat das derzeitige Bildungssystem in
Deutschland noch einen anderen Zweck,
als auf spätere Arbeit abzurichten? Arbeit
um Geld zu verdienen in einer Gesellschaft,
in der Persönlichkeit hauptsächlich am
Durchsetzungsvermögen in der beruflichen
Laufbahn bemessen wird.
> Was sind die verschiedenen Ansätze der
Bildungspolitik und gibt es schon Ansätze
für ein bewussteres Lernen?
> Inwieweit unterscheiden sich anthroposophische Schulen von allgemeinen Schulen
und wo gibt es Überschneidungen?
> Was gibt es für funktionierende Alternativen dazu?
> Wie geht es den Lehrern mit dieser Art
von Schulsystem? Da würde mich eine
Diskussion interessieren ... Fühlen sie sich
wohl damit?
> Wäre ein alternatives System überhaupt
von staatlicher Seite aus und deutschlandweit realisierbar?
> Wie lässt sich ein Gemeinschaftsgefühl
etablieren innerhalb der Klassen,welches
jeder/m einzelnen/m ein Grundgefühl der
Sicherheit und Stabilität gibt?
> Wie müssten unterschiedliche Konzepte
zur Kulturtransformation aussehen, die
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
> Wie gelangen wir individuell, gemeinschaftlich, gesellschaftlich und global weg
von einer chronischen Burnout-Sinn-Krise,
hin zu einer wirksamen Resilienz-Kultur ...
LernKultur, UnternehmensKultur?
die unterschiedlichen Ausgangsstufen
von Bewusstsein der Organisationen
berücksichtigen (z.B. „Blaue“ Schulämter,
„Orange“ Schulen und Unternehmen oder
„Grüne“ NGOs, Stiftungen ...)?
> Wie kann die Verbundenheit mit der
„Wahren Natur im Inneren und Äußeren“
wiederhergestellt werden?
> Wie können wir gemeinsam durch das
Zusammensein Räume gestalten, um uns
einzulassen auf das Neue, auf das uns noch
Unbekannte, auf das, was wir noch nicht
wissen, dass wir es wissen?
> Auf welchen Wegen kann die Implementierung von Bildungsangeboten, welche durch
längere Natur-Aufenthalte geprägt sind, in
die Curricula verschiedener Bildungsbereiche geschehen?
> Was heißt es, wenn wir unserem Körper
als ganzheitliches Wissensorgan vertrauen
und all unsere Sinne einbeziehen beim Lernen und uns neuem Wissen öffnen?
> Wie ist es möglich, Vertrauen zu schaffen und Brücken zu bauen zwischen den
Vertretern dieser verschiedenen „Welten“
(Schul- und Komplementärmedizin)?
> Wie können wir über den Bildungssektor
hinaus uns mit anderen Sektoren verbinden, um gemeinsam eine neue Geschichte
fürs Miteinander-Lernen und -Wachsen zu
schreiben?
> Wie kann ein gesundes Gesundheitssystem
entstehen und was kann ich dazu beitragen? Wie ist es sinnvoll zu finanzieren?
> Wie gelingt freie Entfaltung und was
braucht es dafür?
> Wie lässt sich freies und sinnstiftendes Lernen im medizinischen bzw. Gesundheitsbereich verwirklichen?
> Was sind geeignete Erfahrungsräume, um
ein integrales Lernen zu ermöglichen?
> Wie können wir uns sinnschmiedend verbinden?
> Welche Möglichkeiten gibt es, wieder in
stärkere Verbundenheit mit der inneren
Quelle zu kommen?
> Wie können wir unsere innere Haltung als
Erziehende so weiterentwickeln, um den
Mut zu finden, mit der formalen naturwissenschaftlichen Bildung zu warten, bis die
Lernenden innerlich so weit sind?
> Wie lernen wir aus dem Herzen heraus, was heißt es, wenn unser „Wissen“ vom Herzen aus gesteuert wird
und das Gehirn einfach eine weitere
Übersetzungsschaltstelle ist?
> Wie können wir die Signale der Lernenden
erkennen, wann es soweit ist?
> Wie integrieren und leben wir (wieder)
einen Trans-Generationen-Austausch, wo
die Weisheiten und Wissensschätze der
unterschiedlichen Lebensabschnitte in das
kollektive Wissen einfließen und aufgenommen werden? Wo unsere Diversität
als Reichtum für und von jedem einzelnen
erfahren werden kann.
> Wie gestalten wir dann die formale
Bildung, so dass es zu einem tiefen,
persönlichen Verstehen und selbstbestimmtem Handeln kommen kann?
> Was brauchen Menschen, um sich auf sich
selbst und ihren LebensLernWeg einzulassen?
> Wie entstehen Räume für kontinuierliches
Lernen u.a. in Organisationen/Unternehmen?
> Wie können wir kleinen und großen Leuten Erfahrungen ermöglichen, den ihnen
innewohnenden EigenSINN zu entfalten?
> Wie muss ein Bildungssystem geschaffen
sein, damit junge Menschen aktiv und
kreativ gesellschaftliche Herausforderungen
gestalten?
> Was ist nötig, damit sich ein individuell
SINNerfülltes Leben des Einzelnen sich
auch auf andere Menschen und die Gesellschaft SINNstiftend auswirkt?
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
> Wie erwandern wir den Übergang von der
alten zur neuen Geschichte (C. Eisenstein)?
> Wie lassen sich für mich als Lehrerin
die Bereiche Leben und Arbeiten mehr
zusammenführen?
> Was können wir gemeinsam tun, um diese
sinnlose Verschwendung von kostbarer
Lebensenergie von Kindern und Erwachsenen gar nicht erst passieren zu lassen und/
oder Krisen und Brüche in der Biographie
als Chance zu begreifen?
> Wie wird auf die Bedürfnisse und Besonderheiten jedes einzelnen Individuums
eingegangen und wie wird gefördert, wo
liegen die Schwerpunkte?
> Welche Bildungsmöglichkeiten haben Menschen aus armen Gesellschaftsbereichen,
wenn der Blickpunkt auf Gefühle und Intuition gerichtet wird (da ich bei den Menschen oft die Wahrnehmung habe, es gäbe
in dem Bereich am meisten Verletzungen).
> Wie wächst Neugier, Mut, Kreativität, Verantwortung, Spielgeist, Mitgefühl und vor
allem Mitfreude?
> Wie können sich formale und nonformale
Bildung verbinden?
> Ist Schloss Tempelhof eine Gemeinschaft,
der ich mich anschließen möchte?
> Wie gestalten wir Geld-, Einkommenssysteme, die den Wandel in Bildung, gesellschaftlichem Miteinander und Umgang mit
den Ressourcen der Umwelt unterstützen?
> Gibt es ein Schulsystem, das für jeden
individuell sinnvoll ist und auf das weitere
Leben vorbereitet?
> Wie tanze ich den Tanz zwischen ICH und
WIR bereichernd und mit viel Freude?
> Wie kann das Zusammenwirken von
Opportunisten, Experten, Leistungsträgern
und Innovatoren in Gemeinschaft gelingen
und gibt es einen Unterschied zu Organisationen?
> Wie gelingt evocative leadership als eine
Leadership-Qualität der Zukunft?
> Wie kann das Spannungsfeld zwischen
Kreativität, Produktivität und Innovation in
Gemeinschaft urbar gemacht werden?
> Wie können komplexe Lernsysteme zum
positiven gesellschaftlichen Wandel beitragen?
> Wie kann auf breiter gesellschaftlicher
Ebene in den Menschen die Kraftquelle in
ihrem Innersten aktiviert werden?
> Wie kann Team- und Schulentwicklung
nachhaltig und ganzheitlich gelingen?
> Schule in der Großstadt? (Wie) Kann das
gelingen?
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Eine kooperative Initiative – entstanden aus dem
SINNPOSIUM Bildung & Bewusstsein
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Eine kooperative Initiative – entstanden aus dem
SINNPOSIUM Bildung & Bewusstsein
– Stiftung Bewusstseinswissenschaften – Uni Frankfurt
– Sinn-Stiftung – LernKulturZeit – SINNPOSIUM
Hochschule Rhein Main/Institut – Universität Regensburg
MANIFEST
SINNPOSIUM Bildung & Bewusstsein
29.05. – 01.06.2014
Wir wollen, dass die Reflexion der eigenen Haltung sowie die individuelle Persönlichkeitsentwicklung in der Lehrerbildung zu einem durchgängigen Prinzip wird, weil zukünftige Lehrpersonen ...
> flexibel, kompetent, resilient, gesund sind,
wenn sie über genügend Selbst-Bewusstsein verfügen.
> Umgang mit Ungewissheit erlernen wollen,
indem sie das eigene Selbst-Bewusstsein
erweitern und in der „Präsenz der eigenen
Person“ einen Stabilitätsfaktor in Begegnungen mit Schülern, Kollegen und Eltern
erfahren.
> das Potenzial ihrer Schüler*innen dann
erkennen und fördern können, wenn diese
ihr persönliches Potenzial selbst zur Entfaltung bringen.
> im Sinne biografischen Arbeitens ihre Potenziale entdecken und erfahren wollen.
> Lebensweltorientierung und Beziehungskompetenz als bildende Prinzipien in Schule
und Unterricht dann einbinden können,
wenn diese die Bedeutung der Qualität von
Beziehungen im eigenen Lebenskontext
erfassen.
> ihre Reflexionsfähigkeit vertiefen und damit
in psychosozialer Hinsicht entwicklungsbereit und handlungsfähig werden können
Arbeitsgruppe SINNPOSIUM
(Prof. Thilo Hinterberger, Eika Bindgen, Judith
Marquard, Sabine Wandjo)
> dann gute Berater für die psychosozialen
Entwicklungsaufgaben von Schüler*innen
sein können, wenn diese selbst Möglichkeiten psychosozialer Selbstsorge kennen.
> nicht nur Wissen zu vermitteln haben, sondern v.a. vermitteln und selbst leben können sollen, wie jedeR Einzelne mit Informationen umgehen, sie in Bezug zu sich selbst,
zu anderen Menschen oder zu anderen,
ggf. konträren Informationen setzen kann.
Die gesamte Art und Weise des Umgangs
mit Informationen, also mehr das WIE als
das WAS stehen im Vordergrund.“
> ihren Beziehungsauftrag in pädagogischen
Settings kennen und gestalten lernen wollen.
> -die Übereinstimmung von Inhalt und Form
innerhalb einer gelebten Seminarkultur
erfahren wollen.
> Schüler stärken wollen und darin den Sinn
ihrer pädagogischen Arbeit erfahren.
> ... nur nachhaltig und konstrukiv etwas ver12
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
> direkt erfahren haben, dass der Mensch
vor allem durch Ereignisse und Prozesse
lernt, in denen er emotional stark involviert, also „begeistert“, ist.
mittlen können, wenn sie selbst authentisch
sind, eigene Grenzen, Bedürfnisse, Ängste
und ihr eigenes Potential kennen, und da
heraus echte Beziehungen zu SchulerInnen
aufbauen und leben können.“
> sich darüber bewusst sind, dass es beim
Lernen im Sinne von Potenzialentfaltung
weniger um den Lernstoff oder das Lernergebnis geht, sondern um den Lernprozess als solchen.
> ... ihre Autorität nicht erzwingen können.
Junge Menschen brauchen gestandene, entwickelte, reife Persönlichkeiten, um selbst
dahin wachsen zu können.“
> ... nicht mehr alles wissen und nicht nicht
mehr alles können.“
> Agenten des Wandels sein werden - hin zu
einer Kultur der menschlichen Potentialentfaltung
Carl Beleites
> ... mit vorgefertigten Anworten nicht mehr
weiter kommen. Selbst in der zu sein, mit
Unwissenheit, Un- oder Noch-nicht-Bekanntem, Uneinigkeit, Unklarheit, Unfertigem umzugehen, ist notwendig, um junge
Menschen in Zukunft in unserer Gesellschaft begleiten zu können.“
> durch ihr gelebtes Vorbild einen stärkeren
erzieherischen Einfluss ausüben als durch
ihre stoffliche Vermittlung und verbalen
Ermahnungen. Der Grund der Persönlichkeit ist reine Bewusstseins-Intelligenz. Sie
freizulegen gehört zu einer zeitgemäßen
und not - wendigen Lehrerausbildung. Von
hier aus wird die Persönlichkeit entfaltet
und gefestigt, offen für Feedback, Reflexion und ständigem Wachstum. Sie schöpft
aus sich die Energie und Freude, um den
Anforderungen des Unterrichts gerecht
zu werden und die Kinder/Jugendlichen in
ihrer Identitätsfindung zu begleiten.
> ... Neugier und Interesse der SchülerInnen
erhalten und respektieren.
> Darum ist es wichtig, selbst mit der eigenen schöpferischen Quelle in Kontakt zu
sein.“
> ... nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch sich selbst als wertzuschätzende,
individuell empfindende, von Bedürfnissen geleitete Persönlichkeit kennenlernen
sollen.“
Dr. Christian Brehmer
> ... die Bänne ihrer eigenen Sozialisierung erkennen, hinterfragen und ggf. überwinden
und wandeln können sollen.
> einen unersetzlichen Beitrag dazu leisten
können die Welt objektiver Erscheinungsformen mit der Welt der Bedeutung in
Einklang zu bringen. Dadurch wird die
einseitige, faktenorientierte Ausrichtung
der Schule und die Überentwicklung des
fachlichen Wissens vermieden und das
Denkvermögen als Reflektor und Vermittler höheren Werte und Ideale gefördert.
> ... Wertschätzung und Mitgefühl in Schulen
erlebbar machen können sollen. Denn auch
die Wirtschaft braucht keine Einzelkämpfer
mehr, sondern sozial und emotional kompetente Persönlichkeiten.
Maria Clarius
> durch die Qualität ihrer Präsenz das Bewusstsein der Kinder bilden.
Thorsten Wiesmann
> -sich der Vorbild(enden) Wirkung ihrer
persönlichen Ausstrahlung bewusst sind.
> weil nur Menschen mit einem hohen
Bewusstsein ihrer Selbst und einer hohen
Selbstkompetenz Vertrauen, Sicherheit und
Orientierung bieten können. Delia Tönjes
> die Kinder wirklich sehen und fühlen.
> die Kinder begeistern, ermutigen, inspirieren.
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
> Erkunde Deine eigene Biographie.
> Wir wollen als Grundlage in den Schulen
eine Soziotechnik des Lebens die wir als
Symbolarbeit bezeichnen können. Diese ist
notwendig denn bei der Generation Y, geboren nach 1980, liegt die Haltung Sharing is
Caring vor und die Einstellung Arbeiten und
Leben sind eins. Aus dieser Haltung heraus
entsteht zur Zeit eine völlig neue Partnerschaftskultur bei der es um die Moderation
von Autonomien geht. Es entsteht eine Kultur der bewussten Lebenskunst. Solch eine
Symbolarbeit wird es u.a. auch ermöglichen
die Geschichte unsere Städte anders zu erzählen als bisher. Wir haben keinen anderen
Weg in die Zukunft: Nicht mehr die Stadt
als Marktplatz, sondern als Gemeingut
> Mache Dir klar, was Dich geprägt hat. Was
Du noch heute positiv ansiehst, weil es
Dir Wurzeln gegeben und Flügel verliehen
hat. Aber auch: was davon Du gerade
heute klar als negativ ansiehst, weil es Dich
beengt, bedrängt, ängstlich und ohnmächtig
gemacht hat.
> Nur wer seine eigene Biographie verstanden hat, wer erkennt, dass es in der Lebensspanne immer wieder Wegkreuzungen
gegeben hat und gibt, an denen ich den
einen oder den anderen oder noch ganz
ungewöhnliche Wege einschlagen kann,
wird offen sein und werden für die Vielfalt der Persönlichkeiten, die Kinder und
Jugendliche immer sind – und, bitte, auch
bleiben mögen.
Otto Herz
Thorsten Wiesmann
> sich sonst sehr wundern, warum ihre Art
des Lehrerseins nicht mehr in Resonanz
geht mit der Erwartung ihrer Schüler,
(Mit freundlicher Genehmigung aus: Lehrerin und
Lehrer – werden und sein * 2010 09 11
> da sich die Lebenswirklichkeit so sehr verändert hat, und von uns allen fordert, neue
Perspektiven einzunehmen.
Silke Weiß
In einer redaktionell leicht veränderten Fassung
unter der Überschrift SEI EIN SUPERHELD
erschienen in der GEW-Zeitung PUNKTLANDUNG. Themen für Bildungsmacher 2010.2, S.
3, eingeheftet in nds 10-2010, Die Zeitschrift der
Bildungsgewerkschaft)
Ein Manifest ... eines von vielen?
Dieses ManiFEST entstand im inspiriert-lebendigen Dialog zwischen Menschen in einem realen Erfahrungsraum LebensLernOrt Schloss Tempelhof beim SINNPOSIUM Bildung & Bewusstsein - einer
Veranstaltung der Sinn-Stiftung, kooperativ mit der Stiftung Bewusstseinswissenschaften und Schloss
Tempelhof.
Aus seiner Entstehungsgeschichte heraus, könnte und sollte es – anders als die übliche Ermattung der
meisten Manifeste – von lernfreudigen Menschen an lernbegünstigende Orte getragen werden. So
kann dieses Gemeinschaftswerk als Initiative von Partnern, die an einem Strang ziehen, zur Entfaltung
einer sinnstiftenden Lernkultivierung beitragen und wirksam werden.
Das Manifest des SINNPOSIUM Bildung & Bewusstsein kann im besten Sinne seines Wortes die
wertschätzende Unterstützung von (werdenden) Lehrkräften manifestieren, indem ihre herausfordende Aufgabe der SELBST-BILDUNG und SELBST-ANERKENNUNG als Voraussetzung für eine
entsprechend fundierte Begleitung von Kindern und Jugendlichen in deren Lern- und Entwicklungsprozessen.
Christian Rauschenfels
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Ergebnisse 2014
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Netzwerk- und Ideenschmiede für Bewusstseinsentwicklung in einem ZeitRaum für KulturBildung und gemeinschaftliches Lernen mit allen Sinnen
Hier trafen Bildungs-Welten aufeinander, aktive Mitgestalter und Verweigerer, Professoren und Schüler, Schuldirektoren und Freilerner, Yoga- und Gymnasiallehrer, Lebenslernort- Besitzer und -Nutzer,
LernKultur-Forscher und Meditationsexperten – und alle mit dem Herzensanliegen, zu einer Veränderung beizutragen.
Was das SINNPOSIUM gezeigt hat: es braucht uns alle, und es gilt Verantwortung zu übernehmen
für das eigene Wirkungsfeld.
Edelweise (www.edelweise.de) hat das SINNPOSIUM per Video dokumentiert. Vielen Dank dafür!
Die Dokumentation ist in verschiedene Module eingeteilt.
> Es beginnt mit der Eröffnung des SINNPOSIUMS: https://vimeo.com/98123777
> Und geht weiter mit dem Einstiegsimpuls mit Otto Herz: https://vimeo.com/98339918
> Das Tempelhofer Ensemble “Minutentheater” spielt während des SINNPOSIUMs das selbst
erdachte Stück ‘Sinn des Lebens’: https://vimeo.com/98709880
> Thomas Hübl war über Skype zugeschaltet und hat über die Fragen gesprochen, was sich in
Jedem Einzelnen ändern muss, damit Veränderung stattfinden kann:
https://vimeo.com/107138754
> Thilo Hinterberger spricht über Schattenkompetenzen: https://vimeo.com/99052424
> Kosha Joubert berichtet über das Global Ecovillage Network: https://vimeo.com/99051192
> Auch die Integral Roadshow war beim SINNPOSIUM dabei: https://vimeo.com/10659392
> Und hier die gesamte Integral Roadshow: https://vimeo.com/99941755
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Franz Josef Neffe: Der dringend notwendige Wandel
von der Lehrplanvollzugsanstalt zur Schule
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Der Druck in diesem sterilisierten „Schulleben“ kommt immer von oben herab.
Welche Chancen lässt einem das noch, von unten hinauf zu wachsen?
Nur durch Wachsen wird der Mensch nämlich dem Leben gewachsen.
Wenn wir einen Stein auf den Rasen legen, geht das Gras darunter ein.
Wenn wir den Stein auf die Seele legen, wirkt das genauso vernichtend.
Wir machen Druck und nennen das Erziehung, aber es ist de facto Erdrückung.
Erdrückung richtet niemand auf.
Erdrückung macht niemand wachsen.
Erdrückung lenkt keine Kräfte.
Der Bauer weiß das; drum spannt er die Pferde nicht hinter sondern vor den Wagen.
Dann hat er Zug/Sog-Wirkung und damit kann er die Kräfte punktgenau lenken.
Die Pädagogen und Lehrer ignorieren das; sie haben es nicht verstanden.
Sie sind weder Pädagogen noch Lehrer; sie handeln als Lehrplanvollzugsbeamte/angestellte.
Der „Paid-agogos“ müsste als Kinderführer begeistert vorausgehen.
Man führt nicht indem man als Lernbegleiter unverbindlich nebenher trottet oder hinten die
Herde antreibt.
Lehrer müssten ein mitreißendes Vorbild für Lernen sein.
Und Lernen bedeutet mitnichten, Stoff einzuochsen.
Lernen bedeutet: Fährten des Lebens folgen, Gefahren bestehen, eigene Erfahrungen
sammeln.
Wir müssten doch alle sehen, dass Unterrichten, Beibringen. Vermitteln u.ä. Lernen
verhindert.
Wir müssten endlich die Unterrichtsvollzugsanstalten, die wir völlig irreführend „Schulen“
nennen, schließen und lernen, was Schule ist, um dann endlich Schule machen zu können.
Es löst das Problem nicht, wenn wir ständig nur immer noch perfektionierter Fehler machen.
Wenn wir das erkannt haben, könnten wir auch den zur Gewohnheit gewordenen täglichen
Verfassungsbruch beenden.
Wir zwingen ja über eine sog. Schulpflicht die Kinder Tag für Tag in Gebäude hinein, die so
ziemlich genau das Gegenteil von Schule sind.
Schule – von griech. „echein = haben“ – bedeutet: innehalten, zur Besinnung und zu sich
selbst kommen, wieder mit sich selbst eins werden, damit man wieder alle (fünf Sinne
beisammen) hat.
Stell dir vor, am nächsten Montag sagen die deutschen Schüler zu ihren Lehrern: „Heute
machen wir mal Schule!“ Dann ist es mit Unterricht vorbei.
Unterricht richtet nach unten.
Da will keiner hin.
Das sollten wir endlich alle zur Kenntnis nehmen.
Lehren = ein mitreißendes Vorbild für Lernen sein zieht nach vorn.
Da will jeder hin.
Lehren hat Sog-Wirkung.
Es wird höchste Zeit zu entdecken, dass auch Kinder Lehrer sind.
Oft sehr viel bessere Lehrer als die Lehrer.
19
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
In der neuen Ich-kann-Schule sehe ich Kinder als Kollegen und lerne gerne mit und von
ihnen; das macht sie in ihrem Dasein wichtiger.
Statt sie jeden Morgen in vorgeschriebene Papierschablonen zu nötigen, begegne ich ihnen
lieber in der Hauptrolle ihres Lebens.
In unseren Unterrichtsvollzugsanstalten sind für Lehrer, Kinder und Eltern nur Statistenrollen
vorgesehen; sie geben nur das Füllmaterial für die papiergeplanten Schablonen ab.
Statt sich jeden Tag in der Hauptrolle seines Lebens zu üben, weiß man, wenn man die Schule
verlässt, gar nicht mehr, dass es ein eigenes Leben gibt.
Und das soll die Vorbereitung auf das Leben sein?
Als Beispiel einer konkreten praktischen Problemlösung zitiere ich aus den Ich-kannGeschichten für Erwachsene ab 9 und Kinder bis 90 Jahre den Fall der 7jährigen Sabrina.
Das Mädchen wurde das ganze erste Schuljahr täglich von seiner Lehrerin vor der Klasse
bloßgestellt und wollte schon nicht mehr leben. In einem gut zweistündigen Gespräch lernte
das Kind, sein eigenes Problem zu lösen indem es das Problem der Lehrerin löste. Das
Problem der 56jährigen Frau war offensichtlich, dass sie selbst ihr Leben lang diese
gravierende Problematik mit sich herumschleppte und mangels Lebenshilfe immer wieder in
Kinder projizierte und dramatisierte. Sie machte mit Sabrina das, was man offenbar auch mit
ihr als Kind getan hatte. Erstaunlich finde ich als Ich-kann-Schule-Lehrer, dass ihr dabei die
Kollegen seit über 30 Jahren offenbar nur zugeschaut und ihr nicht geholfen hatten.
Sabrina verstand sofort, dass die Frau getrieben wurde von Kräften, die sie nicht verstand und
verkehrt behandelte. „Wenn ich mit deinen Kräften besser umgehe als du, dann mögen sie
mich und folgen mir lieber als dir.“ Dieser Ich-kann-Schule-Satz zeigt, wie einfach die
Lösung ist.
Die Lehrerin ließ ihre guten Kräfte verhungern; diesen Fehler mussten wir ihr nicht
nachmachen. Sabrina lernte „zaubern“ und schickte ihrer Lehrerin einfach im Geiste alles,
was ihr zum Gutsein fehlte. Mit den entscheidenden Kräften von Geist & Seele braucht man
nicht mal zu reden, denen kann man alles zu-denken.
Das machte Sabrina besonders gut: sie schickte ihrer Lehrerin mindestens hundertmal mehr
Gutes als bei ihr Platz hatte; in der Folge musste die es gleich wieder mit vollen Händen
austeilen. Die 7jährige Sabrina änderte ihre 56jährige Lehrerin im Handumdrehen. Der Mutter
kam diese beim Elternabend vier Wochen später strahlend mit den Worten entgegen: „Ich hab
an Ihrer Tochter überhaupt nichts mehr auszusetzen.“
So mächtig kann ein kleines Kind über einen Erwachsenen bestimmen, wenn es seine (in
diesem Falle innere) Stimme dazu nutzt, das zurückgebliebene Gute zum Wachsen zu
bringen.
Hier noch einmal die drei „Zauberregeln“:
1. Überlege, was dem Menschen zum Gutsein fehlt, und schicke ihm das fehlende Gute im
Geiste!
2. Schicke ihm nicht nur ein bisschen was Gutes, sondern mindestens hundertmal mehr als bei
ihm Platz hat; dann muss er es sofort wieder austeilen!
3. Ein Zauberer redet nicht über sein Zaubern.
Dem sorgfältigen Beobachter wird sicherlich auffallen, dass für die übliche Bekämpfung des
Schlechten nicht ein Milligramm Energie aufgewendet wurde.
20
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Darum hatte Sabrina auch ihre Kräfte nicht erschöpft sondern sie waren dadurch sogar noch
gewachsen.
Ich fragte Sabrina: „Wenn mich Dein Schulleiter anruft – er hat ein Riesenproblem – darf ich
ihn dann zu Dir schicken?“ Sie schaute und ich fragte weiter: „Oder kennst Du außer Dir
jemand an der Schule, der in der Lage wäre, ihm zu helfen?“ Sie sagte: „Nein.“ und ich:
„Siehst Du, wie wichtig Du bist?“
Sabrina war als Persönlichkeit gewachsen; genau dadurch wurde sie dem Leben gewachsen.
Was könnte ich als Ich-kann-Schule-Lehrer also Wichtigeres tun als dem Wachstum in allem
stets beste Bedingungen zu geben?
Wir lassen uns heute Schule vorschreiben von Leuten, die offenbar noch nie ein Problem
konkret gelöst haben – sonst könnten sie das doch berichten. In der neuen Ich-kann-Schule
würde Dich kein Kind ernst nehmen, wenn Du keine praktischen Lösungsbeispiele kennst und
nicht bereit bist, ggf. vorauszugehen.
Franz Josef Neffe
Franz Josef Neffe
Deutsches Coué-Institut – Die neue Ich-kann-Schule
89284 Pfaffenhofen, Webergasse 10
Telefon: 07302 - 5580
Home: www.coue.org Mail: [email protected]
Lit.:
Neffe, Franz Josef: Die neue Ich-kann-Schule. Das Startbuch für Schulerfolg, 2013, 6.Aufl.
Pfaffenhofen, Eigenverlag
Neffe, F.J.: Kinder werden auffällig, damit uns endlich was auffällt. Schweiz. Zeitschrift für
Heilpädagogik 2/2012, S. 44-49
Neffe, F.J.: Mit der Dyskalkulie hat sich die Pädagogik verkalkuliert. Schweiz. Zeitschrift für
Heilpädagogik 6/2012, S. 37-42.
Neffe, F.J.: Ich-kann-Geschichten für Erwachsene ab 9 und Kinder bis 90 Jahre. 2011,
Pfaffenhofen: Eigenverlag.
Neffe, F.J.: Lebensschlüssel Autosuggestion 2007, Pfaffenhofen: Eigenverlag.
Neffe, F.J.: LegastheNIE. Kinder zu Legasthenikern machen, das zerstört die Persönlichkeit,
2003, Pfaffenhofen: Eigenverlag.
Neffe, F.J.: Die Befreiung von Stottern durch Autosuggestion, 2003, Pfaffenhofen,
Eigenverlag
Internet:
http://www.coue.org/?Die_neue_Ich-kann-Schule
http://www.schulen-der-zukunft.org/bibliothek/berichte-interviews/
http://www.rfo.de/mediathek/_Franz_Josef_Neffe:_Ich_kann_Schule-14583.html
https://www.youtube.com/watch?v=EdF8HES_BF4
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Kartin Köster: Bildung zum Human BEING
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Bildung zum Human BEING
Ein Entwurf von Prof. Dr. Kathrin Köster
Das bisherige akademische System
Unser akademisches System ist geprägt von dem Denken, auf dem alle westlichen
Industrienationen aufbauen. Dieses wurde stark von Personen wie René Descartes, Francis
Bacon und Isaac Newton geprägt und basiert unter anderem auf Rationalismus,
Reduktionismus, Objektivität, Trennung und Spezialisierung. Das Ziel dieses Systems ist die
Vermittlung von umfangreichem Wissen in einem Spezialgebiet, durch Individuen, die über
ein möglichst nuancenreiches Wissen in einem speziellen Fachgebiet verfügen. Es wird
streng getrennt zwischen „Persönlichem“ und „Sachlichem“, und die Wissensvermittlung
findet in einem Kontext statt, der an eine industrielle Produktionsstätte erinnert. Studierende
werden als zukünftige „Human-Ressourcen“ gesehen, die man möglichst passgenau für eine
bestimmte Aufgabe ausbildet. Dozierende sind „kompetente Analyse-Experten“, die das
vermitteln, was durch die Studienprüfungsordnungen vorgegeben wird. Diese
maschinenartige Spezialisten-Atmosphäre wird flankiert durch Prüfungs- und
Leistungsdruck. Genormte und in der Regel persönlich wenig reife Menschen verlassen
dieses Bildungssystem, um ihr Glück in einer als erstrebenswert wahrgenommenen Karriere,
die zu materiellem Wohlstand führen soll, zu suchen. Wir ziehen ganz im Sinne eines
industriellen Systems „Human Doings“ heran, nicht aber „Human Beings“.
Integrative akademische Bildung
Die Menschen dieser Welt befinden sich inmitten eines gigantischen Umbruchs. Die
Auswirkungen dieses Umbruchs sind deutlich erkennbar: Die Volatilität unseres Umfeldes
erhöht sich, was sich beispielsweise in plötzlichen Wirtschaftskrisen und vermehrten
Naturkatastrophen zeigt. Die Erkenntnisse der jüngeren Physik, allem voran der
Quantenphysik, die unser bisheriges Verständnis der Realität drastisch erweitert und Platons
Höhlengleichnis wissenschaftlich belegbar macht, und die seit Jahrzehnten öffentlich
zugänglich sind, werden jetzt in unterschiedlichen Bereichen wie der
Kommunikationstechnik, der Philosophie, der Biologie und der Medizin genutzt, wenn auch
größtenteils noch zögerlich. Verschiedene Vertreter des traditionellen akademischen
Systems, einschließlich meiner Person, rufen „the Age of Transcendence“, „the Age of
Transformation“ oder ähnliches aus, um die Notwendigkeit eines grundsätzlichen
Paradigmenwechsels zu verdeutlichen.
Diese neue Ära erfordert eine stark erweiterte, integrative akademische Bildung, die die
starren Grenzen, die das traditionelle System mit seinen Prämissen setzt, transzendiert. Es
reicht nicht aus, Interdisziplinarität und Allgemeinbildung, wie beispielsweise innerhalb des
Studium Generale vermittelt, zu verstärken. Der Weg führt von einer auf Wissen basierten
Bildung zu einem Weisheit bildenden akademischen Ansatz, der über den Rationalismus
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23
1
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
angeboten, die aus verschiedenen Blickwinkeln die Bewusstheit des Individuums aufbauen
und intensivieren. Dazu zählen auch Meditationstechniken zur Harmonisierung der rechten
und linken Hirnhälfte, sowie Techniken zur Kommunikation mit den eigenen Körperzellen auf
Bewusstseinsebene. Der Kanal zur eigenen Intuition wird geöffnet und gestärkt (s. Übung).
Da diese Art von Bildung auf Subjektivität beruht, wird kein verbindlicher Rahmen
vorgeschrieben, so dass die konkreten Inhalte und auch die zeitliche Abfolge von dem sich
Bildenden selbst gewählt werden, was einer dynamischen Entwicklung Rechnung trägt.. Es
wird also lediglich eine Art Gesamtpaket zur „Integration“ angeboten, aus dem jeder wählen
kann, was er oder sie zu benötigen meint. In Gesprächen mit Lehrenden werden
Entwicklungsfortschritte reflektiert und es wird das persönliche „Entwicklungspaket“
dynamisch angepasst. Zertifikate werden nicht vergeben, weil keine Notwendigkeit dafür
besteht und darüber hinaus die persönliche Entwicklung objektiv nicht messbar ist. Es liegt in
der Eigenverantwortung des „Selbstentwicklers“ festzustellen, wann er oder sie das
Fundament erarbeitet hat, um alle Potenziale voll zu entfalten und gegebenenfalls in weitere
Erkenntnis-Sphären vorzudringen.
Stufe 2: Der Weg ist das Ziel (eine Art Hauptstudium)
Schon während der Absolvierung des „Basispaketes“ (Stufe 1) können sich die
„Selbstentwickler“ einen Überblick darüber verschaffen, welche Erkenntnis-Schwerpunkte es
gibt, und woran sie besonderes Interesse haben (Stufe 2). Basierend auf der Annahme „Alles
ist möglich“ formieren sich kleinere Gruppen um zentrale Themenfelder wie beispielsweise
Mathematik, Physik, Philosophie, Astronomie, Architektur, integrative Medizin, Kunst,
Kommunikation, Musik und Neue Energie, wobei alle Themenfelder gleichwertig sind und
sich gegenseitig ergänzend neben einander stehen. Das Angebot ist abhängig von
Personen, die diese Schwerpunkte mit Leben füllen können und wollen. Durch das
Bewusstsein der Verbundenheit von allem findet ein reger Austausch zwischen den Gruppen
statt, zunehmend auch „automatisch“, z.B. über eine verbesserte Intuition (s. Übung). Das
Angebot der Forschungs- und Lehrgebiete erweitert und verändert sich mit
voranschreitender Erkenntnis, getreu dem weltenkonstituierenden Prinzip: Panta Rei.
Eine Vision des idealen Prototyps: Omniversalitäts-Dörfer
Omniversalitäts-Dörfer (Omniversality Villages) sind Zentren, die Menschen jeden Alters
anziehen, die sich auf den Weg zu sich selbst machen wollen. Als eine Art von Lern-,
Forschungs- und Wohnzentrum sind sie eingebettet in intakte Natur, Lehre und Forschung
findet in glasartigen, lichtdurchfluteten Kuppelbauten statt, die Iglus gleichen und
verschieden groß sind. Die Dörfer sind in allen Bereichen möglichst autark, was einen
geringen Kapitalaufwand impliziert. Ein Dorf könnte aus bis zu 200 „Selbstentwicklern“ und
etwa 20 Lehrenden bestehen, die eventuell innerhalb verschiedener Dörfer, die letztlich
überall auf der Welt entstehen werden, rotieren. Es besteht die Möglichkeit,
Forschungsprojekte direkt umzusetzen und somit marktfähige Prototypen zu realisieren. Es
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3
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
angeboten, die aus verschiedenen Blickwinkeln die Bewusstheit des Individuums aufbauen
und intensivieren. Dazu zählen auch Meditationstechniken zur Harmonisierung der rechten
und linken Hirnhälfte, sowie Techniken zur Kommunikation mit den eigenen Körperzellen auf
Bewusstseinsebene. Der Kanal zur eigenen Intuition wird geöffnet und gestärkt (s. Übung).
Da diese Art von Bildung auf Subjektivität beruht, wird kein verbindlicher Rahmen
vorgeschrieben, so dass die konkreten Inhalte und auch die zeitliche Abfolge von dem sich
Bildenden selbst gewählt werden, was einer dynamischen Entwicklung Rechnung trägt.. Es
wird also lediglich eine Art Gesamtpaket zur „Integration“ angeboten, aus dem jeder wählen
kann, was er oder sie zu benötigen meint. In Gesprächen mit Lehrenden werden
Entwicklungsfortschritte reflektiert und es wird das persönliche „Entwicklungspaket“
dynamisch angepasst. Zertifikate werden nicht vergeben, weil keine Notwendigkeit dafür
besteht und darüber hinaus die persönliche Entwicklung objektiv nicht messbar ist. Es liegt in
der Eigenverantwortung des „Selbstentwicklers“ festzustellen, wann er oder sie das
Fundament erarbeitet hat, um alle Potenziale voll zu entfalten und gegebenenfalls in weitere
Erkenntnis-Sphären vorzudringen.
Stufe 2: Der Weg ist das Ziel (eine Art Hauptstudium)
Schon während der Absolvierung des „Basispaketes“ (Stufe 1) können sich die
„Selbstentwickler“ einen Überblick darüber verschaffen, welche Erkenntnis-Schwerpunkte es
gibt, und woran sie besonderes Interesse haben (Stufe 2). Basierend auf der Annahme „Alles
ist möglich“ formieren sich kleinere Gruppen um zentrale Themenfelder wie beispielsweise
Mathematik, Physik, Philosophie, Astronomie, Architektur, integrative Medizin, Kunst,
Kommunikation, Musik und Neue Energie, wobei alle Themenfelder gleichwertig sind und
sich gegenseitig ergänzend neben einander stehen. Das Angebot ist abhängig von
Personen, die diese Schwerpunkte mit Leben füllen können und wollen. Durch das
Bewusstsein der Verbundenheit von allem findet ein reger Austausch zwischen den Gruppen
statt, zunehmend auch „automatisch“, z.B. über eine verbesserte Intuition (s. Übung). Das
Angebot der Forschungs- und Lehrgebiete erweitert und verändert sich mit
voranschreitender Erkenntnis, getreu dem weltenkonstituierenden Prinzip: Panta Rei.
Eine Vision des idealen Prototyps: Omniversalitäts-Dörfer
Omniversalitäts-Dörfer (Omniversality Villages) sind Zentren, die Menschen jeden Alters
anziehen, die sich auf den Weg zu sich selbst machen wollen. Als eine Art von Lern-,
Forschungs- und Wohnzentrum sind sie eingebettet in intakte Natur, Lehre und Forschung
findet in glasartigen, lichtdurchfluteten Kuppelbauten statt, die Iglus gleichen und
verschieden groß sind. Die Dörfer sind in allen Bereichen möglichst autark, was einen
geringen Kapitalaufwand impliziert. Ein Dorf könnte aus bis zu 200 „Selbstentwicklern“ und
etwa 20 Lehrenden bestehen, die eventuell innerhalb verschiedener Dörfer, die letztlich
überall auf der Welt entstehen werden, rotieren. Es besteht die Möglichkeit,
Forschungsprojekte direkt umzusetzen und somit marktfähige Prototypen zu realisieren. Es
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3
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
ist zu überlegen, ob bereits bestehende Eco-Villages in dieser Form erweitert oder ergänzt
werden können.
Übung: Verbundenheit und Intuition
Diese Übung kann individuell oder in kleineren Gruppen durchgeführt werden. Zur
Veranschaulichung des Gefühls der Verbundenheit (im emotionalen und kommunikativen
Sinne) im integrativen Bildungssystem empfiehlt sich die Gruppenvariante. Über die
Verbindung mit der Sonne fließen Informationen. Die Sonne steht hier als Quelle
elektromagnetischer Schwingungen und somit als höhere Quelle von Informationen,
stellvertretend für die Einbeziehung
höherer Ebenen zur Erweiterung des
Erkenntnisprozesses. Die Zirbeldrüse ist
unser Informationstransmitter.
Wir bilden einen Kreis und nehmen eine
bequeme Haltung ein (Schneidersitz oder
mit aufrechtem Rücken auf Stuhl). Wir
schließen unsere Augen, konzentrieren
uns auf unseren Atem und kommen in die
Ruhe. Wir richten nun unsere
Wahrnehmung auf die Region unserer
Zirbeldrüse, die sich im Zentrum unseres
Kopfes befindet (s. Illustration unten), und
stellen sie uns als einen leuchtenden Kristall oder einen strahlenden Diamanten vor. Wir
schauen ihn uns in Ruhe an, beobachten, wie er glitzert.
Nun öffnen wir kraft unseres Bewusstseins unser Kronenchakra, das sich im Scheitelbereich
unseres Kopfes befindet. Wir stellen uns einen Wirbel vor wie einen Trichter, der aus dem
Nicht-Materiellen Bereich ins Kronenchakra führt.
Jetzt verbinden wir unser Kronenchakra durch unsere Absicht mit unserer Zirbeldrüse. Wir
können uns im Geiste eine Art leuchtendes Kabel oder einen Wirbel zwischen beiden
Bereichen vorstellen. Die Verbindung nach „außen“ verlängern wir ins Zentrum der Sonne.
Tief einatmend stellen wir via Kronenchakra den Energiefluss zwischen der Sonne und
unserer Zirbeldrüse her. Zur Verstärkung können wir im Geiste sprechen: „Ich bin in der
vollkommenen und reinen Schwingungsfrequenz der Sonne.“ Wir spüren vielleicht ein
Kribbeln oder andere Wahrnehmungen, die uns anzeigen, dass Energie fließt. Manchmal
stellen sich diese Wahrnehmungen erst nach mehrmaliger Übung ein.
Die Verbindung zwischen Zirbeldrüse via Kronenchakra und der Sonne aufrechterhaltend,
verbinden wir uns nun mit den Zirbeldrüsen unserer Nachbarn. Dabei können wir uns
vorstellen, dass die Zirbeldrüsen mit virtuellen Lichtkabeln miteinander verbunden sind.
Diese geistigen Verbindungen halten wir ein paar Minuten.
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Wir beenden diese Übung,
4
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
indem wir langsam wieder unsere Augen öffnen und unser Bewusstsein ins Jetzt
zurückholen.
Hintergrundinformationen zur Übung
Wie die Abbildung unten zeigt, ist die Zirbeldrüse ein kleines, etwa erbsengroßes Organ, das
sich in einer Vertiefung oberhalb des Thalamus und Hypothalamus befindet. Sie ist direkt im
Zentrum unseres Kopfes angesiedelt. Die Zirbeldrüse wird in den alten westlichen und
östlichen Traditionen als ein bedeutsames Zentrum zum „erweiterten“ Sehen betrachtet.
Bildet man eine Linie von der Zirbeldrüse zur Stirn, befindet sich hier beim Austrittspunkt das
so genannte Dritte Auge. Direkt über der Zirbeldrüse am Scheitel befindet sich das
Kronenchakra, über das Informationen in Form von Licht, also Schwingungen, von uns
aufgenommen werden. Die Zirbeldrüse ist wie das Auge ein lichtempfindliches Organ.
Wie vollzieht sich die Übersetzung dieser Lichtinformation, die über das Kronenchakra von
der Sonne „kanalisiert“ werden, in den physischen Körper? Biochemisch betrachtet verbindet
die Zirbeldrüse während des Tages bestimmte Aminosäuren zu einem chemischen
Botenstoff, dem Serotonin, das auch als ‚Glückshormon‘ bekannt ist. Nachts ist die
Zirbeldrüse für die Ausschüttung des Hormons Melatonin und damit für die Zellregeneration
verantwortlich. Neuere Forschungen legen nahe, dass die Zirbeldrüse DMT
(Dimethyltryptamin) herstellt, das bei starker Aktivität der Zirbeldrüse am oberen Gaumen in
die Mundhöhle läuft. DMT unterstützt uns bei der Bewusstseinserweiterung. Eine entwickelte
und aktive Zirbeldrüse stärkt unsere „Sende- und Empfängerkraft“ in und aus nichtmateriellen Welten, was den oben dargestellten Erkenntnisprozess im integrativen Sinne
unterstützt. Die Zirbeldrüse als Ort der Kommunikation mit anderen Ebenen ist das
Bindeglied zwischen den Erkenntnissen aus der Quantenphysik, wonach Materieteilchen
über die Existenz oder den Zustand anderer Teilchen wissen, ohne dass eine im Sinne der
Newton’schen Physik nachweisbare Verbindung existiert.
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Silke Weiß: Wege in eine neue Lernkultur
28
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Wege in eine neue Lernkultur
Interview mit Silke Weiß, Initiatorin des Projektes LernKulturZeit
LernKulturZeit versteht sich als Programm, das die Entstehung einer Lernkultur der Potentialentfaltung unterstützt. Im Rahmen der einjährigen
Weiterbildung »Mein JA!hr für eine
Lernkultur der Potenzialentfaltung«
macht sich eine Gruppe von Menschen
verschiedenen Alters auf den Weg, um
gemeinsam zu erforschen, wie eine
entstehen kann. Silke Weiß berichtet
als Initiatorin des Programms hier von
29
ihren Erfahrungen mit den verschiedenen Lern- und Lebensorten und zeichnet ein Bild von der Zukunft, in der
eine solche Lernkultur lebendig geworden ist.
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
unerzogen: Wie ist die LernKulturZeit aus sozial- und neurobiologischer Forschung und aus gelungenen Beispielen
entstanden?
Silke Weiß: Meine Erfahrungen beim neu gelebter Kultur.
Arbeiten als Lehrende in Schule und Uniunerzogen: Was macht die LernKulturversität haben mich in eine Suchbewegung nach wirklich sinnvoller und nach- Zeit eigentlich?
Silke Weiß: Als berufsbegleitendes Jahhaltiger Bildungskultur geführt.
2009 habe ich mit Freunden und Kol- resprogramm aus sechs Modulen stellt
legen eine private Forschungsgruppe ge- LernKulturZeit unsere Erfahrungen angründet. Unsere Fragen waren:
Warum setzen sich die Erkenntnisse der Reformpädagogen von
vor 100 Jahren und die wunderbaren Projekte und tollen Modelle, wie Schule noch gehen kann,
nicht durch? Was hält uns davon
ab, wirklich in eine neue Kultur
einzutreten? Welche Widerstände
treten auf? Wir wussten alle schon
ganz genau, dass Schule, so wie sie
jetzt ist, nicht gut funktioniert und
das Lernen nicht nachhaltig ist.
Durch das gemeinsame Forschen entstand eine tiefe Durchdringung des Themas und Einblicke in sowohl systemische als auch
menschlich-emotionale
Zusammenhänge. Es blieb die Frage der
Bewegung von Strukturen, an denen sich »das System« festhält, obwohl wir es »besser« wissen?
Das »System« an sich gibt es
nicht, es besteht aus Menschen,
die zehn Jahre oder mehr Schulbildung durchlaufen. Die Erfahrung ist so verinnerlicht in den
Zellen, dass es schwierig ist, sich Silke Weiß hat das Projekt LernKulturZeit initiiert.
etwas Neues, etwas Anderes vorzustellen. Was uns bewusst wurde ist, deren zur Verfügung und bietet Raum
dass allein das Wissen darüber, was gut für das eigene Erforschen. Jedes Modul
wäre, nicht ausreicht, es braucht eine innere Arbeit, eine Veränderung im Den- deren Ort statt, meist an einem ausgeken und in der Haltung, und das ge- wählten LebensLernOrt.
Die LernKulturZeit gibt einen Rahschieht durch neue Erfahrungen. Durch
den Kontakt mit der Sinn-Stiftung kam men vor, in dem die Teilnehmer geschützt und unterstützt auf die Suche dameine Wahrnehmung. Er beschreibt ge- nach gehen können, was für sie eine neue
nau das worum es geht: Wie kann der ein- Lernkultur bedeutet. Gleichzeitig erwerzelne Mensch seine Fähigkeiten voll und
ganz entfalten, exakt das lernen, was für
Rhein-Main. Sie besuchen LebensLernund der werden, der er ist? Später kam Orte, und sie bekommen methodische
noch das Konzept der »LebensLernOrte« Werkzeuge im Bereich Kommunikation,
hinzu. Sie unterstützen das Erfahren ei- Prozessbegleitung und Führung an die
ner anderen Qualität von Lernen einfach Hand. Auch Einblick in pädagogische
dadurch, dass es dort gelebt wird. »Lern- Konzepte, Wissen über neurobiologische
KulturZeit« ist also entstanden aus eige- Prozesse und Techniken zum kreativen
nen Forschungsergebnissen von mehre- Arbeiten mit Gruppen sind Bestandteile
ren Jahren, kombiniert mit Ergebnissen davon. Zu jedem Modul sind Referenten
geladen, die inhaltliche Impulse geben
und aus den verschiedensten Bereichen
kommen. Es sind Pädagogen mit innovativen Ideen oder mit selbstständig entwickelten Lernkonzepten, Menschen, die
auf therapeutischer Ebene arbeiten oder
auch Filmemacher. Die LernKulturZeit
führt Teilnehmer und Referenten zusammen, gibt Raum zum Austausch und die
Gelegenheit, sich zu vernetzten.
Die Heterogenität in der Jahresgruppe ist sehr bereichernd. In
unserer letzten Gruppe hatten wir
Teilnehmer, die selbst Schulen mit
aufgebaut haben, aber auch Eltern,
Freilerner und Referendare.
det ein regelmäßiger Austausch
statt. Es gibt einmal wöchentlich tesich ein deutschlandweites Netz
aus Menschen, die an neuen Räumen des Lebens und Lernens arbeiten wollen und auch nach dem Jahresprogramm verbunden bleiben.
unerzogen: Und was genau sind
die sogenannten LebensLernOrte?
Silke Weiß: Das sind Orte, an denen ein besonderes Lern- oder Lebenskonzept schon gelebt wird,
welches sich inspirierend auf die
Teilnehmer auswirken kann. Es
sind Räume für die »Entfaltung
von Möglichkeiten«, wo es wenige
vorgefertigte Lernstrukturen und
Programme gibt. An diesen Orten können wir durch das Leben an sich
lernen. Im letzten Jahr besuchten wir die
Wald-Kita NaturKulturGut Jägerhof in Berlin, den Aktivhof in Schlehdorf, das Celebrate Live Festival in Oberlethe, die Künstler
Gemeinschaft in Klein-Jasedow und den
gerade entstandenen Aktiv-Hof einer Teilnehmerin. Das sind alles gute Beispiele
für eine veränderte Lern-und Beziehungskultur. Vor Ort gehen die Teilnehmer in
Kontakt mit dem jeweiligen Ort, den dort
lebenden Menschen und den dort vertretenen Themen, wie z. B. nachhaltige Entwicklung, Belebung von Kultur oder
Spiritualität, Naturerfahrung oder das Erdungspädagogischen Sinne. Im nächsten Durchgang sind wieder neue Orte
und neue Themen dabei. Es sind meistens
auch Orte, die Gemeinschaft ermöglichen
oder wo Gemeinschaft gelebt wird.
1/2014
www.unerzogen-magazin.de
30
unerzogen
31
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Im Rahmen der Weiterbildung Mein Ja!hr für eine Kultur der Potentialentfaltung besuchte diese Gruppe die Lebensgemeinschaft Klein Jasedow.
Otto Scharmer, Dozent am MIT und
Wirtschaftswissenschaftler, mit dessen
Theorien wir uns viel in der LernKulturzeit beschäftigt haben, sagt: Innovation
braucht Orte. LebensLernOrte sind also
für alle, die etwas verändern wollen, die
Gelegenheit, einen Raum aufzusuchen,
der zu neuen Erfahrungen einlädt.
unerzogen: Wie unterscheidet sich das
Lernen an einem LebensLernOrt von herkömmlichen Lernkonzepten?
Silke Weiß: Vielleicht fangen wir hier
an, Studium neu zu denken. An einer
te Erfahrung speichert sich im gesamten
Wesen. Ich bin durch einen nachhaltigen
Eindruck Informationsträger und kann
die Erfahrung authentisch weiter geben.
Mit dem ganzen Wesen etwas zu erfahren ist ein Teil von nachhaltigem Lernen. Das Permakulturfeld sehe ich nicht
nur und lerne alles, was darauf wächst,
sondern ich arbeite auch darauf. Abends
esse ich die Früchte, die ich geerntet habe
und bemerke den guten Geschmack. Ich
spüre, wie wohl es tut, mit den Händen
in der Erde zu wühlen und wieder einen Bezug zu bekommen zu dem, was
mich gut am Leben hält. Wir haben in der
LernKulturZeit viel gekocht und gut gegessen, um diesen Bezug zu verstärken.
Studierenden, um Inhalte weiter zu geben. Die Studierenden haben es dann
gehört, aber sie haben es nicht erfahren.
unerzogen: Woraus glauben Sie besteht
Wenn ich an einen LebensLernOrt gehe,
bekomme ich Information und Erfah- die sich entwickelnde neue Lernkultur
rung gleichzeitig, z. B. wie die Menschen außerhalb von einzelnen Lernorten?
Silke Weiß: Für eine neue Lernkultur
dort leben und was ihre Vision ist, kann
ich miterleben. Das heißt, ich kann wirk- ist es wichtig, Dinge zu verlernen und
lich ein Stück mit diesen Menschen ge- »sicheres« Wissen wieder zu vergessen,
meinsam leben und erleben, und somit
Teil ihrer Kultur werden und sie verin- sonst momentan im Lehramtsstudium
nerlichen. Dieser direkte Kontakt ist nö- lernen ist: »Du musst es als Lehrer immer
tig, um von dem »›nur‹ wissen, wie es wissen!« Das schließt sogar die Unsitte
geht« wegzukommen. Die ganz konkre- ein, zu lernen, minutiös Unterricht vor-
32
unerzogen
1/2014
zuplanen, als wären Kinder Maschinen,
die man einstellen kann wie eine Uhr.
In einem System, das sich nicht verändert, macht es Sinn, das, was tradiert ist,
einfach an die nächste Generation weiter zu geben. Wenn sich jedoch das ganze System ständig verändert, brauchen
wir eine andere Herangehensweise. Heute wird es zunehmend schwieriger zu sagen, wie wir in fünf Jahren leben werden.
Gleichzeitig glauben wir, wir wüssten,
was die Kinder lernen müssten, damit
sie später auf diese Welt gut vorbereitet
sind. Das ist natürlich Quatsch, und die
Kinder merken das. Daraus entsteht eine
Unstimmigkeit im Bildungssystem. Man
merkt, dass es irgendwie nicht mehr zusammen passt.
Leise fangen Strukturen an, sich zu
verändern. Zum Beispiel durch persönliche Transformation von Lehrern zu Lernbegleitern: Als Lehrerin versuche ich, die
Position der Allwissenden aufzugeben
und neugierig darauf zu sein, was sich
gemeinsam entwickeln kann. Das ist eine
Haltungsveränderung, die mit einer persönlichen inneren Veränderung verbunden ist, da sich hierbei Lehrkräfte in nicht
geplante Strukturen trauen, wo man
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
manchmal nicht weiß, wie es geht. Hier
ändern sich Rollenbilder.
Die Individualisierung von Lernwegen hat begonnen. Studierende gehen zunehmend einen eigenen Weg. Sie merken:
»Der vorgegebene Lernweg passt nicht zu
mir, ich habe von dem, was ich will, eine
bestimmte Vorstellung und dazu möchte ich dies oder jenes lernen« und bauen
sich ihr eigenes Curriculum zusammen.
Wenn es immer mehr werden, werden
sich auch die institutionellen Strukturen
verändern. Solche freien Wege zu unterstützen ist eine wichtige Aufgabe, welche
sich die Sinn-Stiftung gesetzt hat: Wie
kann mein individueller Lebensweg als
Lernweg anerkannt werden? Es soll sichtbar gemacht werden, dass die Schritte,
die wir gehen, die Orte, die wir besuchen,
die Fähigkeiten, die wir uns aneignen, zu
unseren eigenen Bildungsbiographien
gehören und einen Wert haben.
unerzogen: Wie kann das konkret aussehen?
Silke Weiß: Die LernKulturZeit z. B.
kann man zum einen für sich als Jahr
für Inspiration und Entwicklung nutzen, aber gleichzeitig auch ein Hoch-
Schüler freiwillig dazu kommen. Vielleicht sind dann nicht mehr fünf Tage
die Woche Unterricht, sondern nur noch
zwei und die restliche Zeit lernt man in
der Gemeinschaft, mit anderen oder zu
Hause, im Leben einfach. Aber ich möchte kein Modell vorgeben. Manche Kinder
Zu wissen, wer man ist, und den eigenen Weg zu kennen, könnte sich vielleicht so anhören wie Selbstverwirklichung um jeden Preis, aber gemeint ist
eine Einbettung in einen größeren Kontext. Wenn wir uns Bildungsstatistiken
anschauen, dann brauchen wir in den
»Wir glauben, wir wüssten, was Kinder lernen müssten,
damit sie später auf diese Welt gut vorbereitet sind.«
haben vielleicht immer noch Freude daran, an eine ganz normale Schule zu gehen, weil es die Lernatmosphäre ist, die
sie brauchen, und andere gehen lieber in
eine freie Schule oder lernen ganz anders.
Das sollte alles seinen Raum haben. Hinzu kommt die Entwicklung des Vertrauens, dass das, was wir lernen, das für den
jeweiligen Menschen Richtige ist.
Schule sollte ein Miteinander von Lehrern, Kindern und Eltern sein, wo man
zusammen überlegt: Was für eine Kultur
wollen wir miteinander leben? Und sich
gegenseitig darin unterstützt, es in der
Praxis auch zu tun.
unerzogen: Wenn sich die Bildungserwerben. Das ist eine Option, die nicht landschaft auf diese Art und Weise veralle mitnehmen müssen. Wir wünschen ändert, wie Sie es beschrieben haben, was
uns eine Lernkultur, die sich fragt, was
für jeden Einzelnen sinnvoll ist, und die schen haben, und was für eine Gesellgleichzeitig immer wieder Impulse und schaft werden diese Menschen gestalten?
Silke Weiß: Wenn Kinder einen wirkAnregungen des Lernens freisetzt, um
Menschen einzuladen neue Erfahrungen
zu machen. Lehrer als Experten sind da sie mit sich gut verbunden und stabil.
im guten Sinne willkommen. Wenn ich Wenn das nicht der Fall ist, sollten wir ihTanzen lernen will, dann gehe ich zu ei- nen im Bildungssystem Räume zur Verfügung stellen, wo sie in ihre Stabilität
nem Tanzexperten.
Ich wünsche mir Lehrende als Men- hinein wachsen können. Daraus gehen
schen, die ihr Wissensgebiet mit Begeiste- dann Erwachsene hervor, die schon anrung beherrschen und die zu Quellen des ders mit ihren Kindern umgehen, eine
gegenseitigen Wachstums und Austau- andere Kultur entsteht. Im besten Fall
sches werden, in dem sie mit den Lernen- gehen daraus Menschen hervor, die auf
die Frage »Was willst du später werden?«
den in eine freiwillige Beziehung treten.
In der Schule müssen Lehrer den Schü- antworten können »Ich bin doch schon!«
lern ein Fach »eintrichtern«. Sie müssen Also Menschen, die wissen wer sie sind,
sie dazu motivieren, weil sie nicht frei- was sie können und was ihr Weg ist, mit
willig da sind. Freiwilligkeit ist ein ganz der Überzeugung, dass jeder Mensch bewichtiger Punkt der neu entstehenden gabt ist und seinen eigenen Schatz für
Bildungslandschaft. Wenn Lehrer und dieses Leben mitbringt.
Es gibt diesen schönen Spruch von
Schüler sich nach den jeweiligen InterAlbert Einstein, der sagt, »Jeder ist ein
beide Seiten ein bereicherndes Erlebnis Genie, aber wenn ich einen Fisch daran
werden. Eine Form zukünftigen Unter- messe, wie gut er den Baum hoch kletrichts könnte dem AG-Bereich gleichen, tern kann, dann wird er sein Leben lang
wo Lehrer ihren Hobbies nachgehen und denken, er sei ein Idiot«.
nächsten zehn Jahren vielleicht mehr Ingenieure; was wir aber in den nächsten
50 oder 150 Jahren wirklich brauchen, sind
Menschen, die sich als Teil der Natur und
ihres Umfelds verstehen und dieses auch
schützen wollen, aus ihrem eigenem inneren Antrieb heraus. Wenn die Menschen mit sich und mit ihrem Umfeld gut
verbunden sind, haben sie ein eigenes
Standing. Strukturen von Anpassen und
Mitmachen, obwohl man gar nicht will,
werden dann nicht mehr haltbar sein.
Eine Zelle im Organismus macht an der
Stelle, wo sie hingehört, eine gute Arbeit.
Sie macht genau das, was sie kann, und
gleichzeitig trägt sie zum großen Ganzen bei. Aber wenn eine Zelle an einen
Ort wandert, wo sie nicht hingehört, dann
richtet sie großes Unheil an, wir nennen
das dann Krebs. Wenn wir ein Bewusstelle Aufgabe ist, wird es sehr entspannt,
weil dann niemand mehr eine andere Zelle werden muss. Wenn ich es weiter biologisch beschreiben würde, wäre es nicht
mehr eine Kolonie von Einzellern, sondern eine andere Organisationstufe. Organe, Organismen begreifen sich als Teil
eines größeren Zusammenhangs. So, wie
sich anfangs die Zellen zu einfachen Lebensformen verbunden haben. Gleich
dem letzten großen Schritt vom Einzeller
zum Mehrzeller, wäre für mich der nächste Schritt: vom Mensch zur Menschheit.
unerzogen: Herzlichen Dank, Frau Weiß.
Das Interview führte Keti Lavrelashvili.
Weitere Informationen
www.lernkulturzeit.de
www.lebenslernorte.de
www.sinnposium.de
www.sinn-stiftung.eu
www.life-learners.eu
1/2014
www.unerzogen-magazin.de
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unerzogen
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Schule für freie Entfaltung Schloss Tempelhof
33
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Eröffnet im September 2013
Unsere Schule möchte Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg der Potentialentfaltung begleiten und
mündige, authentische, zukunftsfähige und für sich und ihre Mitwelt verantwortliche junge BürgerInnen
hervorbringen.
Unsere pädagogische Grundhaltung geht „vom Kinde aus“. Nicht die Vermittlung von Lernstoff und wie
der am besten in die Köpfe der Kinder kommt, ist unsere Leitfrage, sondern wie ein Umfeld beschaffen
sein muss, damit ein Kind seine kreativen Potentiale entfalten, sich Wissen und Können aneignet und zu
einer eigenständigen, sozial kompetenten und verantwortungsbewussten Persönlichkeit heranreift.
Lernen ist eine Eigenaktivität des Menschen. Das Prinzip der Selbsttätigkeit ist grundlegend für das
Lernen in unserer Schule. Lehren durch Erwachsene wird konsequent durch ein vom jungen Menschen
selbst gesteuertes Lernen ersetzt. Die Aufgabe der Erwachsenen ist, „vom Kinde her“ zu denken und zu
handeln und seine Selbstverantwortung für sein Lernen zu stärken. Basis dafür ist die grundlegende
Akzeptanz des Rechtes eines Kindes auf Persönlichkeit und Souveränität.
Lernen heißt entdecken, aktiv handelnd die Welt verstehen. Es geschieht in der Auseinandersetzung mit
der Mitwelt. Aufgabe der Erwachsenen ist, durch eine vorbereitete, entspannte Umgebung eine Vielfalt
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
von Lernerfahrungen zu ermöglichen und durch das Vorleben von Haltungen und Werten Kindern und
Jugendlichen eine Orientierung zu geben.
Lernen braucht emotionale Sicherheit und verlässliche soziale Bindungen. Aufgabe der Erwachsenen ist
es, Kindern ein verlässliches Beziehungsfeld zu gewährleisten, in dem die Menschen einander wichtig
sind. Kinder und Jugendliche werden akzeptiert mit ihren eigenen Lerninteressen, ihrem eigenen
Lerntempo, ihrem eigenen Lernstil, kurz: In ihrem eigenen Leben und dessen Entfaltungsprozessen.
So eignen sich junge Menschen in der selbstgesteuerten Auseinandersetzung mit ihrer Mitwelt nicht nur
Kulturtechniken, intellektuelles Verständnis, soziale und kommunikative Fähigkeiten an, sondern
entwickeln und vertiefen möglicherweise auch Interessen und Fertigkeiten, die im üblichen Schulkontext
keine Chance hätten.
:
Die Kinder finden nicht nur in den eigentlichen Schulräumen eine Fülle von Lernimpulsen, sondern im
ganzen Dorf ein reichhaltiges Angebot verschiedenster Lernorte. Wir verfügen über eine Landwirtschaft,
Gärtnerei, Käserei, Bäckerei, Gemeinschaftsküche, Dorfladen, Handwerksbetriebe (Nähwerkstatt,
Schreinerei, Metallwerkstatt), Künstlerateliers, Musiker, IT-Betriebe, Grafikbüro, Verwaltung, Seminarund Gästebetrieb, haben Erwachsene mit unterschiedlichsten Berufen und verschiedenen
Muttersprachen und organisieren uns mit demokratischen Konsensverfahren – und all dies steht den
Kindern und Jugendlichen der Schule als dezentrale Lernorte und zur Lernbegleitung zur Verfügung.
Dies erlaubt ihnen, im Kontext realer Fragestellungen zu lernen. Sie lösen konkrete Aufgaben, die von
Bedeutung für sie und andere sind. Dabei lernen sie, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf
andere zu beachten und ihre Mitwelt selbst mitzugestalten. Intellektuelles, praktisches, soziales und
emotionales Lernen gehen Hand in Hand. „Ich habe gar nicht gewusst, dass Nähen so viel mit Rechnen
zu tun hat“ – Eva beim Nähprojekt zur Verschönerung des Stilleraumes der Schule.
Durch die internationale Vernetzung und Offenheit der Gemeinschaft Tempelhof für Besucher aus aller
Welt erleben die Kinder auf natürliche Weise ein interkulturelles Umfeld, kommen mit
unterschiedlichen Sprachen in Kontakt und erleben die Welt als globales Netz.
Es gibt keine Fächer, keine Fachstunden, keine vorgegebenen Fachinhalte oder Lernformen. Die Kinder
entscheiden selber, was sie wann mit wem, wie und wie oft tun möchten.
Im täglichen Morgenkreis besprechen sie, was sie an dem Tag vorhaben. Teilweise entschieden Kinder,
für sich allein etwas zu machen, teilweise schließen sich andere an. So bilden sich immer wechselnde
Gruppenzusammensetzungen. Wenn sie sich außerhalb der Schulräume aufhalten, informieren sie die
Lernbegleiter. Je nach Situation geht ein Lernbegleiter mit oder ist zeitweise dabei.
Alle Kinder von 6 – 16 kommen täglich im Morgen- und im Abschlusskreis zusammen und teilen sich alle
Lernräume. Je nach ihrem Lernvorhaben finden sie sich unabhängig vom Alter im Spiel, in
Forschergruppen, Arbeitsgemeinschaften, Kursen, Projekten und anderen Lernformen zusammen. Auf
35
Sinnposium Bildung & Bewusstsein
ganz natürliche Weise kommen unterschiedliche Bedürfnisse, Lernstände und Potentiale zum Tragen.
Vor allem das soziale Lernen wird so gefördert.
Offene Lernformen erfordern sowohl freie Entscheidungen als auch Kooperationsfähigkeit. Elemente
sozialer Entwicklung und demokratischen Lernens sind kommunikative Fähigkeiten und ein
konstruktiver Umgang mit Konflikten. Dafür bietet die Schule vor allem mit den Kreisen (Morgenkreis,
Abschlusskreis, weitere von den Schülern oder Lernbegleitern einberufene Kreise), der wöchentlichen
Schulversammlung, dem 6stufigen Konsensverfahren bei Entscheidungen, der gemeinschaftlichen
Regelfindung, dem Lösungskomitee bei Regelbrüchen und der Begleitung beim Lösen persönlicher
Konflikte viel Übungsraum.
Die Schulversammlung ist das höchste zentrale Entscheidungsgremium. Hier bespricht die
Schulgemeinschaft (SchülerInnnen, LernbegleiterInnen) Organisatorisches, Probleme und Anliegen
werden eingebracht, gemeinsam Lösungen gefunden und Regeln und Pläne für die Zukunft entwickelt,
es wird im Rahmen des vom Schulträger zugewiesenen Budget über Ausgaben entschieden.
Durch die Vernetzung der Schule mit dem Dorfleben sind die Kinder tagtäglich damit konfrontiert, was
es im Einzelnen bedeutet, nachhaltig zu handeln - im Sinne von ökologisch, sozial und ökonomisch
verantwortbar.
Die Leistung eines Kindes gründet auf dessen natürlichem Forschungsdrang und dem Einssein mit
seinem selbstgewählten Tun. Dies entzieht sich einer Bewertung. Eine Beurteilung von Außen hieße, das
Kind von seinem Selbstverständnis weg auf eine äußere Instanz hin auszurichten. Der innere Drang des
Kindes zu forschen, könnte so leicht überlagert werden vom Ringen um Lob und Anerkennung.
Eine Bewertung in Form von Noten gibt es an unserer Schule nicht.
Statt dessen erhalten die Kinder von den LernbegleiterInnen Rückmeldungen zu ihrer Arbeit während
des Lerngeschehens. Anstelle von Beurteilungen werden laufend Gespräche zwischen Kindern und
Erwachsenen stattfinden, welche die persönliche Entwicklung und den aktuellen Entwicklungsstand
festhalten ohne zu werten. Auch Sammlungen von Arbeiten der Kinder, Portfolios,
Projektbeschreibungen, Selbstkontrolle durch entsprechendes Lernmaterial geben den Kindern
Rückmeldungen über ihre Entwicklung.
Die LernbegleiterInnen führen regelmäßig Protokoll über Aktivitäten, Lernverhalten und Sozialverhalten
der SchülerInnen. Daraus werden Kompetenzraster erstellt, welche die Grundlage für Jahresberichte
und Elterngespräche bilden. Aus ihnen lassen sich bei Bedarf (z.B. Schulwechsel wird angestrebt) auch
Notenzeugnisse erstellen.
Schulabschlüsse (Hauptschule, Werkrealschule) können die SchülerInnen durch eine
Schulfremdenprüfung erwerben. Die LernbegleiterInnen unterstützen bei der Prüfungsvorbereitung.
Schulöffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 7:45 – 13:00 Uhr, montags und freitags zusätzlich von
14:00 bis 16:00 Uhr. Die Nachmittage sind für Grundschüler freigestellt. Bei zeitaufwändigen Projekten
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
oder bei Exkursionen wird die tägliche Schulzeit falls nötig in Absprache mit den Eltern erweitert. Die
Schulräume stehen den SchülerInnen außerhalb dieser Zeiten zum selbständigen Lernen offen.
Nach der freien gleitenden Eingangsphase ab 8 Uhr erfolgt die morgendliche Begrüßung und
Einstimmung im Morgenkreis um 8:20. Hier teilen die SchülerInnen mit, welche Lerninhalte/Tätigkeiten
sie sich für diesen und eventuell die kommenden Tage vornehmen, ob und mit wem sie diese erarbeiten
wollen, stellen vielleicht auch die geplante Herangehensweise vor bzw. erfragen die Unterstützung von
den Lernbegleitern.
Im täglichen Abschlusskreis ab 12:15 können die SchülerInnen dann den Verlauf und das eventuelle
Ergebnis ihres Lernwegs bzw. ihrer Tätigkeit präsentieren, geben eine Selbsteinschätzung ab und können
Fremdeinschätzungen erbitten.
Donnerstags findet die Schulversammlung statt.
Morgenkreis, Abschlusskreis und Schulversammlung sind der feste Rahmen, innerhalb dessen die
SchülerInnen ihr Lernen selbstbestimmt gestalten.
Das Schulteam besteht aus einem Kernteam von hauptamtlichen LernbegleiterInnen, das verbindlich
unterstützt wird von 5 Gemeinschaftsmitgliedern, die wöchentlich je 1 Tag in der Schule ehrenamtlich
mitarbeiten. Daneben gibt es einen Pool von ca. 15 weiteren Dorfbewohnern mit vielfältigen
Kompetenzen, die für Projekte oder kleinere Lernvorhaben zur Verfügung stehen, wenn die
SchülerInnen das wünschen.
Das Kernteam besteht aktuell aus Susanne Drothler, Grundschullehrerin und Pädagogische Leiterin
unserer Schule, Eduard Remmel, Realschullehrer, Donate Schlossarek, Waldorflehrerin.
Rüdiger Bachmann, als Gründer und langjähriger Lernbegleiter einer freien Schule sehr praxiserfahren,
berät und begleitet das pädagogische Team.
Die Schule für freie Entfaltung Schloss Tempelhof ist für Kinder von 6-16 Jahren. Neue Kinder nimmt sie
bevorzugt ab 6 Jahre bzw. im Grundschulalter auf. Gerne auch Kinder mit einer Behinderung, denn das
Lernkonzept unterstützt Inklusion und passt für alle Kinder.
Die wichtigste Voraussetzung ist, dass die Eltern voll auf die Selbstlernkräfte ihres Kindes vertrauen, eine
Lernkultur suchen, die darauf baut (s. folgender Punkt) und die Werte mittragen, die dem Schulkonzept
und der Gemeinschaft Tempelhof zugrunde liegen.
Ab Schuljahr 2014/2015 werden neue Kinder aus der Region aufgenommen.
Kooperation mit den Eltern ist der Grundtenor unserer Schule. Es braucht ihr grundlegendes Vertrauen
in die Selbstlernkräfte ihres Kindes, auch dann, wenn das familiäre /soziale Umfeld skeptisch ist. Sie
sollten ganz bewusst für ihr Kind eine andere Lernkultur wollen. Nur wenn im Elternhaus und in der
Schule an einem Strang gezogen wird, entsteht für das Kind das entspannte Umfeld, das es braucht, um
sich frei zu entfalten. Kinder, die zwei grundlegend verschiedenen Erziehungsprinzipien ausgesetzt sind,
geraten in ein inneres Spannungsfeld, das ihrer Entwicklung nicht förderlich ist.
Eltern brauchen auch eine eigene Lernbereitschaft, die im Grunde eine Ver-Lern-Bereitschaft bedeutet,
eine Auseinandersetzung mit den eigenen, in einer anderen Lern- und Erziehungskultur erworbenen
Erfahrungs- und Verhaltensmustern. Sie brauchen die Bereitschaft zum intensiven Austausch mit den
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Lernbegleitern und den anderen Schuleltern. Es findet derzeit 14tägig ein Schulelternkreis statt,
daneben werden Einzelgespräche geführt.
Von Eltern wird aktuell pro Woche eine Stunde Mitarbeit in der Schule erwartet (Wochenputz,
Materialerstellung o.ä.)
Das Schulgeld orientiert sich an den Einkommensverhältnissen der Eltern und wird von diesen frei
entschieden. Aktuell bezahlen die Eltern monatlich zwischen 120 und 250 Euro pro Kind. Dazu kommt
eine einmalige Aufnahmegebühr in Höhe von 500 Euro und eine Einlage in Höhe von 1000 Euro, die
nach dem Verlassen der Schule wieder zurückerstattet wird.
Mit der staatlichen Grund- und Werkreakschule im Nachbarort Marktlustenau besteht eine
Kooperationsvereinbarung bezogen auf die Mitnutzung von Fachräumen. Die Waldorfschule Crailsheim
signalisiert Interesse bezüglich einer Zusammenarbeit der Sekundarstufe.
Wir sind Mitglied im Landes- und Bundesverband der freien alternativen Schulen und streben einen
Evaluationsverbund mit anderen freien Schulen an.
Über die Gemeinschaftsnetzwerke(Global Ecovillage Network) sind wir international mit anderen
Gemeinschaften vernetzt und streben einen Austausch der Kinder und Jugendlichen an.
Konkret praktizieren wir schon einen Austausch mit der französischen Schule „La Ferme des Enfants“ in
Le Hameau des Buis in Frankreich, weitere Kontakte bestehen zur Sand School in England und der freien
Schule in Tamera, Portugal.
Schule für freie Entfaltung Schloss Tempelhof, Tempelhof 3, 74594 Kreßberg
Dr. MarieLuise Stiefel, [email protected], Tel. 07957-9239-130
: Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE55 6012 0500 0008 7817 00, BIC: BFSWDE33STG
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Erfahrungen aus dem Meditationsteam
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Erfahrungen aus dem Meditationsteam beim SINNPOSIUM
Während des SINNPOSIUMs fand eine durchgehende Meditation statt. Ein Team von 9 Menschen
hielt rund um die Uhr einen meditativen Raum. Alle Teilnehmer und die Bewohner der Gemeinschaft
Schloss Tempelhof waren eingeladen, an der Meditation teilzunehmen.
Das Ziel des Meditationsfeldes war es, für die Veranstaltung ein Anker zur Quelle / Stille zu sein und
eine Verbindung herzustellen zur ungeformten Schöpferkraft.
Eine Annahme war, dass mit dieser Unterstützung für alle Beteiligten der Zugang zu dem Punkt der
Stille in uns selber, an dem authentisches Handeln seinen Ursprung hat, einfacher hergestellt werden
kann. Und tatsächlich war dies eines der Feedbacks in der Abschlussrunde, dass das Präsentsein der
Meditierenden - die nicht nur in einem Meditationsraum, sondern auch mitten unter den TeilnehmerInnen meditierten - immer wieder eine Erinnerung war an den stillen Ort in uns.
Ein anderer Aspekt war, dass das Meditationsteam und alle, die sich an der Meditation beteiligten zu
Zeugen des kollektiven Prozesses wurden, der sich während des SINNPOSIUMs entwickelte. Eine
begleitende Meditation scheint eine Unterstützung zu sein für das Potential, das sich in einer Gruppe,
an diesem Platz zeigen möchte.
Durch das Zeugesein von diesem Prozess, durch das Beobachten des gesamten Geschehens aus
einer höheren Perspektive, kann das Geschehen wie ein Wesen betrachtet werden. Ein Mitglied aus
dem Mediationsteam berichtete davon, dass sich in seinen Bildern während der Meditation genau
das abspielte, was er im Außen in der Veranstaltung und bei Begegnungen mit Menschen wahrnahm.
Besonders intensiv war diese Verbindung zwischen inneren Empfindungen und äußerem Geschehen,
zu den Zeiten, zu denen wir mitten unten den Teilnehmenden im Plenum oder auch in der Natur
meditierten.
Während des SINNPOSIUM begann ein vorsichtiger Austausch über die Empfindungen während der
Meditation; in diesem Austausch und Mitteilen des Wahrgenommenen liegt meiner Meinung nach viel
Potential.
Einem aus unserem Team fiel am letzten Tag ein Bild auf dem Weg aus dem Meditationsraum auf
und er entzifferte darauf den Satz: „Es geht um den Moment an dem die Blume Dich anschaut.“
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Marietta Johanna Schürholz: Notizen zum SINNPOSIUM
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Notizen zum SINNPOSIUM
Marietta Johanna Schürholz
»Bildung und Bewusstsein« war das Motto des diesjährigen »Sinnposiums« vom 29. Mai bis 1. Juni
auf Schloss Tempelhof. Die Grundidee und die Zutaten: Schauen wie Bildung werden will. Es gibt
keinen Inhalt, dafür einen Rahmen, »eine vorbereitete Umgebung«. Es gibt Teilnehmer, es gibt Impulsgeber, es gibt Raumhalter.
Es findet statt an einem Ort, an dem Entwicklung gelebt wird.
Das sind schon mal gute Zutaten, sehr gute Zutaten, wenn ich noch dazu die Intention von Menschen bedenke, die sich Zeit nehmen, Mühen und Geld investieren, um zu etwas zu kommen, das
ohne inhaltliche Absichtserklärungen antritt. Auch die ausgewiesenen Autoritäten garantieren eine
gute Ausgangslage, z.B. der spitzfabulierende Otto Herz, Pionier der Alternativpädagogik, Lehrstuhlinhaber Thilo Hinterberger mit seinem Versuch Bewusstsein in akademische Formen einzupflegen,
die Vorsitzende des Global Ecovillage Networks Kosha Joubert mit ihrer herzweitenden, in vielen
Gemeinschaften erprobten Moderation und der resonanzfähige Erfahrungsmystiker Thomas Hübel.
Ein erprobtes Rezept liefert ein anderer Otto, der gefeierte Prozesspfadfinder und Koch des Zukünftigen Scharmer mit seiner Theorie U. Das vielleicht wichtigste aber – so erscheint es mir im
Rückblick - ist, dass wir alle auf gewisse Weise zugestimmt und unterschrieben haben: Scheitern ist
inklusive! Denn ein Prozess, der sich bewusst offen hält, der bereit ist, viel von dem, ja fast alles zu integrieren, was da ist oder auftaucht, der geht an der Grenze zur Zukunft und der hat kein Bild seines
Resultates.
Vielleicht war dieser Entschluss, Sicherheit aus dem Werden zu gewinnen, das seine eigene Weisheit
im Loslassen gewinnt der entscheidende. Er gab den Einladenden von Seiten der Sinnstiftung (unter
anderen Silke Weiß und Christian Rauschenfels), sowie den Beteiligten der Zukunftswerkstatt Schloss
Tempelhof (unter anderen. Agnes Schuster und Marie Luise Stiefel) die Sicherheit ins Wagnis zu
gehen.
Scharmer hat bekanntlich Stadien beschrieben, wie es geht, das Vertraute zu vergegenwärtigen und
es zu verlassen (Open Mind). Und hierzu waren die vielen Impulsreferate wunderbar. Und er hat
skizziert, wie notwendig es ist, zu hören, was denn der andere da an Bereicherndem und Fremden
bringt (Open Heart). Dazu gab es Gruppenprozesse und offen formulierte Fragen. Und dann saßen wir mit den Fragen und, wie Rilke schreibt, „mit dem Ungelösten im Herzen“ und versuchten
„die Fragen selber lieb zu haben“ und sie zu leben und uns einzulassen ins Nochnichtneue, das sich
kochen will am Boden des großen U-förmigen Kessels, dessen Feuer aus dem Wissen um die Rhythmen des Wachsens entsteht. (Open Will)
„Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings
steht, ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.“
(Rainer Maria Rilke)
Aber wir, wir haben hier nur drei Tage! Und möchten doch so gern auf dem rechten Ast des Us dem
Sommer eines neuen Bildungssystems zumindest ein wahrnehmbares stückweit entgegen klettern ...!
Und genau da wäre die uns so vertraute Idee von „Machbarkeit“ um ein Haar zum Hindernis geworden. Die Zangen, um zur Not auch ein Ergebnisfrühchen mit Rapid Prototyping am Kopf schnell noch
aus dem U zu ziehen, lagen für den Samstag in Form von vielen schönen Perlen und Farben, Schnüren
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
und Pappen bereit. Etwas in uns und wohl in auch den Veranstalter drängt bewusst oder unbewusst
danach so gern und so schnell Errungenes schwarz auf weiß nach Hause tragen. Fast wäre die neue
Methode zum Instrument der alten Haltung geworden. Aber neben der alten, gibt es die noch ältere
und die hat ihr Licht gesetzt und ihr Seelenglockenschlag ist im Innern hörbar, wenn wir uns an Rilkes
schöne Worte erinnern:
„Man muss den Dingen die eigene, stille ungestörte Entwicklung lassen, die tief von innen kommt und
durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann ...“
Der glückliche Triumph dieser reichen Tage am Tempelhof ist vielleicht, dass nicht »gelungen« was
wir gemeinhin ein »Ergebnis« nennen. Es durfte scheitern, weil zuvor in jedem viele Samen gesetzt
waren, die authentisch und tief genug in uns lagen, dass sie im rechten Moment aufgingen: Der Mut
zur Wut, die große Woge des Wir und das Rufen von etwas anderem, dem Bildungswesen.
Ich schreibe in Puzzlestücken, denn sie sind es, die uns in diesen Tagen informieren und zu nächsten
inneren Schritten inspirieren, manche sind doppelt, andere fehlen und dennoch passen sie zusammen
und bilden einen Prozess ab.
Der Mut zur Wut
Das habe ich verstanden auf diesem Symposium: Du kannst raus gehen getrieben von Wut und
getragen von Mut, wenn Du die größere Verbindung spürst, wenn Du Dich auf die eine oder die
andere Weise getragen fühlst, angebunden und eingebunden.
WUT-MUT - Otto Herz, hat diese Wortmarke geschaffen angesichts der „organisierten Lernverstörung“. Und er weiß um die Notwendigkeit, dass Gewahrsein, Widerstand gegen Überkommenes und
Wagnis von Neuem im Einzelnen entstehen müssen. Und sich dort vertiefen, sich erst ganz inkarnieren wollen, bevor sie Wellen schlagen und nach draußen gehen! Davon spricht uns per Skype auch
Thomas Hübel.
Die große Unzufriedenheit, das große Unbehagen mit dem System, so wie es ist, das spüren alle,
sonst wären sie nicht da. Und diese Situation wird in der Yurte am Platz unter Anleitung von Luea
Ritter aufgestellt. Da bekommt einer, der am Rand sitzt und sich in seinem beruflichen Leben mit der
Reformation von Prüfsystemen beschäftigt, Kopfschmerzen, die seinen Schädel sprengen. Die Migräneattacken werden unerträglich, seine Übelkeit derart heftig, dass die anderen Beteiligten sich Sorgen
machen. Das System hat den kräftigen Mann ausgewählt die Rolle von jenem zu übernehmen, dessen
Kopf mit Zeug aus absurden Lehrplänen und entwürdigenden Prüfungsverordnungen gemästet ist.
Was ihm zum Schluss des Prozesse hilft wieder auf die Beine zu kommen, sind zunächst »die Sinne
und das Spüren« im Rücken. Ganz entscheidend ist, dass er »seine individuelle Wut« zu sich nimmt.
Die große Woge
Wir stehen im Kreis, Schulter an Schulter, Arm an Arm, berühren einander in einer Weise, das der
eine den anderen stützt und sich zwischen uns ein Druck und Spannung aufbaut und austauscht; wir
stehen ganz still und ein jeder atmet seinen Fluss; und doch, zunächst unmerklich, hebt sich ein sehr
sanftes Bewegtsein, das nicht von einem zum anderen, sondern gleichzeitig aus allen kommt. Langsam zuerst, dann spürbarer und sichtbarer auch, wird der Menschenring wie von einer durch alle fließenden Woge ergriffen. Woher kommt sie? Antworten fallen aus allen Richtungen in unsere Mitte:
Aus uns, aus der Erde, aus der Wiege, aus dem Atem, aus dem All ... sie ist schon da.
Wie wäre es, wenn wir aus dieser Erfahrung, dass uns alle dasselbe durchströmt jetzt weiter sprechen und arbeiten würden? Und wie tragen wir sie ins Nächste hinein? Der Kreis löst sich auf und
einzelne treten schrittweise, behutsam ohne Richtung und ohne Ordnung mit geschlossenen Augen
in den Innenraum. Hände berühren, streifen, bleiben für Momente, Kontakte entstehen und vergehen, Spielformen im dunklen Meer des Möglichen, zärtliches in Eins und ins Einzelne, alles kann hier
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
sein, auf eigenen Füssen stehen und dabei im freien Fluss eines Miteinander verweilen ... Delfinen
ähnlich.
Einladung des Bildungswesens
Einer, der zufällig ins Meditationsteam einsprang, das Tag und Nacht einen Raum des Gewahrseins
wach hält und im Außenkreis sitzend mitunter still und mit geschlossenen Augen den einzelnen Programmteilen beiwohnt, meldet sich am Samstag Abend zu Wort. Karl heißt er und lädt die, welche
wollen auf den Hügel im Süden des Dorfes, um gemeinsamen das neue Bildungswesen zu gebären.
Fünfzig von vielleicht siebzig wandern im Licht der untergehenden Sonne die grasige Kuppe hinauf,
stellen sich in einen Kreis und halten einander bei den Händen. Mit der Schamanentrommel gibt Karl
den Rhythmus, mit seiner kraftvollen Stimme entschlossene Direktiven. Der Reihe nach führt er uns
durch die Chakren, jongliert dabei die ganze Palette esoterischen Fachjargons und verhilft ihm mit seinem Humor und seiner wilden Weisheit zu einer lustvollen-saftigen Inkarnation. Wir heben die Arme
und reißen sie brüllend nach unten. Einer führt, alle folgen. Im Schein des Feuers der inneren Krieger
taucht es dann für Augenblicke tatsächlich auf, dieses ganze neue und vielleicht uralte Bedeutungsfeld
von »Bildungswesen«. Warum sahn wir seinen Ursprung und seine natürliche Verbindung mit dem
großen, alles bilden, alles verantwortenden, alles hervorbringenden Wesen nicht zuvor? In unserer
Mitte, so groß wie das Feld zwischen unseren atmenden Leibern, so kraftvoll wie die Halme und die
Erde unter unseren Füssen, so weit und so wechselhaft wie der Himmel mit seinen Gestirnen und so
real wie jenes Energiefeld, was fühlbar ist, wenn ich meine Handflächen aufeinander zuführe, ist es da.
Und zerfällt dann wieder es. Es kann sich nicht länger der Kraft des Einzelnen, der die anderen führt,
verdanken. Es braucht das Erstehen in jedem von uns.
Der Mut zur Wut Teil II
Am Morgen des letzten Tages ist die Wut auch bei mir angekommen. Sie bezieht sich auf meinen
Umgang mit »Vorgaben«, dass ich mich brav an ein System zu halten verpflichte. Denn gestern fühlte
ich, dass für mich »rapid prototyping« und Zeit für eine “eigene, stille ungestörte Entwicklung“, „die
tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann“ nicht vorhanden
war. Aber plötzlich steht Silke Weiss, eine der raumhaltenden Inspiratorinnen, mit ihrer Wut in die
Mitte des Kreises und klagt ein, dass Beschwerden und Kritik nicht unmittelbar in den Prozess eingebracht, sondern im Kommunikationsraum auf wandgroßen Blättern notiert wurden. Da ist es also
tatsächlich: Dieses Bildungswesen, das uns alle braucht, die volle und offene Verantwortung des Einzelnen für sich und damit für das Ganze. Silkes Ausdruck ist ein Einladung, und plötzlich sind wir viele,
einer nach dem anderen ergreift das Wort, steht an seinem Platz, hat Worte für seine Kraft, seine
Sehnsucht, seine Dankbarkeit, seinen Impuls und seine Gabe. Das offene Herz und der offene Wille
sie bedingen einander und wenn das Herz sich zurück hält, weil es all zu lang gelernt hat Konformität
zu üben, dann braucht es noch eine weitere Runde Wut für den Mut, denn „alles ist austragen –
und dann gebären.“
Die Zitate von Rainer Maria Rilke stammen aus dem Band: Briefe an einen Jungen Dichter, die im
Rahmen des Sinnposiums von Kosha Joubert gelesen wurden.
Marietta Johanna Schürholz, freie Journalistin, München
www.buddhasbanquet.de
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Feedbacks von Teilnehmern
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
Feedbacks von Teilnehmern
POESIE-WOLKEN
Zum mehrstimmigen Kreis
Donnerstag:
Delfinspiel im Meer der Töne
Minutengespräche
Wellen dürfen sich lösen
Erst wenig, dann mehr
Eigene Strömungen suchen
Zu-Hören, Mit-Sein
Und sich wiederfinden
Im Hier
In der Grenzenlosigkeit
Gedanken zügeln
Des Augenblicks
Die eigenen, die schon-wissenden
Sonntag:
Um zu erfahren
Ein Kern
Erfühlen
Aus Wut oder Schmerz Der wuchern
Erleben
Und zerstören könnte Bekommt Raum
Das Sein
Und wächst
Im Jetzt
Berührt und trifft
Freitag:
Und darf aufgehen
Krise als Chance
In die Schwingungen Der Verbundenheit
Oft gehört
Regula
Nicht wirklich durchlebt Die Chance
Es war ein sehr tiefes Erlebnis für mich das
Sinnposium - herzlichen Dank für Deine/Eure
großartige Leistung.
Will noch
Erfahren werden
Heilung
In diesem Raum
Fühle mich immer noch sehr getragen. Mein
Unterricht am nächsten Morgen war total
entspannt.
Der Ver-Bindungen
Freue mich auf ein nächstes Mal.
Klingt weiter
Berührt
Vielen Dank für die lebendigen und inspirierenden Tage!
Lässt fließen
Tränen
Mit viel Begeisterung, Initiative, Mut, Zielstrebigkeit, Durchhaltevermögen, Hingabe, Kreativität und Sinn habt Ihr uns alle in Erfahrungen,
Begegnungen, Austausch und Zusammenarbeit
hineingeführt. Viele Samen sind gesät, viele
schon wachsende Keime und Planzen genährt
worden.
Und Klammern
Und Festhalten
Bis der heilige Ort der Stille
Gefunden werden darf
Samstag:
Klang
ich bin gut gelandet und noch immer total auf-
Lädt ein
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Sinnposium Bildung & Bewusstsein
geladen. Es sprühen nur so die Funken, wen ich
jetzt in den Seminaren von Bildung rede!
Ich danke dir / euch für das berührende und
nachhaltige Wochenende! Die Welt scheint
verändert!
Ich spüre sehr, wie die Erfahrungen des Wochenendes mich aufgefüllt haben. Heute Morgen in meinem SPS-Kurs machte ich nochmal
deutlich (wir hatten es von Theater in der
Schule), wie stark die Erlebnisse wirken, die außerhalb von Flipcharts und Powerpoint möglich
sind.
Ich kam sehr erfüllt, zuversichtlich, gestärkt nach
Freiburg zurück. Woran lag das?
Der Prozess nach Scharmer war offen, sinnvoll
geleitet – ich kam mit mir, meinem Selbst und
mit vielen anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in intensiven, konstruktiven Kontakt. Fragen
wie: „Was waren meine wichtigsten Lernorte“
oder „Was brennt in mir? / Warum ist mir das
so wichtig?/ Was liegt da noch dahinter?“ haben
für mich zunächst nicht geahnte Antworten aufkommen lassen, die seither in mir leben. Wichtig
wurde für mich der Begriff „Schattenkompetenz“ und der Gedanke, dass ein dauerndes Balancieren zwischen zwei Extrempolen Teil jeder
lebendigen Gegenwart ist. Wichtig war mir auch
die Einbettung des Sinnposiums in ein größeres
Ganzes, z. B. der Ökodorfbewegung.
Also Dir, meine liebe bildungsbewegte Freundin und Kollegin, nochmals 1000 Dank für die
großartige Organisation, engagierte Vorbereitung, gelungene Moderation und Dein inspirierendes Sein!*!*!*!*!*!*!*!
Danke nochmals für die vielen inspirierenden
Impulse und deine liebevolle und ehrliche Führung! Starke Nachwirkungen!
Als Bereichsleiter des Seminars für Didaktik und
Lehrerbildung (Gymnasien) Freiburg habe ich
mit Kollegen darüber diskutiert, in wie fern wir
diese Schattenkompetenzen in der Ausbildung
unserer Referendarinnen und Referendare berücksichtigen. Wir kamen zu dem Schluss, dass
einerseits schon vieles durch unser Seminarprofil
„Lehrerpersönlichkeit“ und unse Querschnittsdimension „Haltungen“ aufgegriffen wird und
andererseits wir uns in unseren Bemühungen
bestärkt sehen, diese Bereiche weiter auszubauen. Dabei hat der Begriff „Schattenkompetenz“
geholfen, das zu konturieren, was wir schon tun
bzw. verstärkt anbieten möchten. Außerdem
sind wir übereingekommen, das „Unterrichten
in der Präsenz“ in Zukunft noch stärker in den
Blick unserer Ausbildung zu nehmen.
Die Tage waren für mich sehr erfüllend und beglückend. Ich habe noch nicht an vielen derartigen Veranstaltungen teilgenommen und habe
deshalb das gemeinsame Erleben, die Vorträge
und vor allem die Begegnungen mit diesem
Reichtum an Menschen sehr genossen.
Die Tage waren tatsächlich sehr voll, denn ich
wollte „nichts verpassen“. Es war aber stimmig
für mich, denn ich hatte mich schon darauf
eingestellt, hinterher Zeit zum „Verdauen“ zu
haben. So fühlte ich mich wie ein Schwamm,
der genussvoll alles aufsog, was mir begegnete.
Der Vorschlag, immer wieder mal in der Gemeinschaft Raum zu schaffen für Kritik oder
Fragen / Anregungen / Probleme, ist bestimmt
berechtigt und realisierbar. Genauso wichtig
fand ich den Punkt, nicht ständig den Fluss
durch Befindlichkeiten der Teilnehmer stocken
zu lassen, dazu war die Gruppe viel zu groß.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich das
Format des Sinnposiums als sehr gelungen
betrachte, insbesondere auch weil während der
ganzen Zeit das im „Prozess-Sein“ deutlich erlebbar war und weil sich durch die vielschichtige
Moderation ein gutes Maß zwischen „Desorientierung“ und „Zielstrebigkeit“ ergeben hat.
Wenn ich kurze Momente der Stille finde, kann
ich immer noch den „Meditations-Teppich“
spüren, dafür danke ich euch und dem Meditationsteam nochmals von ganzem Herzen!
Dieter Plappert
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