Rückblick der Logistik Heute, 3/2015, S. 50-51, pdf - Vision

PrognosenIndustrie
Martin Hofer, Vorstand des SCM-Beratungsunternehmens Wassermann AG,
eröffnete den Kongresstag in einem
ungewöhnlichen Outfit – angelehnt an
die Science-Fiction von „Matrix“.
Produktion und
Logistik 4.0
FACHtagung Der Münchner SCM-Kongress
Vision-Days 2015 nahm Industrie 4.0 und Supply
Chain Excellence in den Fokus.
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Einfache Handzeichen
Dass Industrie 4.0 keine Vision der
fernen Zukunft bleiben muss, zeigte Johann Soder, Technik-Geschäftsführer bei
SEW-Eurodrive. Der Antriebsspezialist
hat in seinem Werk Graben-Neudorf ein
„Schaufenster Industrie 4.0“ mit mobilen
Montageassistenten eingerichtet, die den
Menschen bei der Arbeit unterstützen
und entlasten sollen (siehe auch Interview
Wie LOGISTIK HEUTE aus anderer Quelle erfuhr, stellt die IGZ Logistics + IT GmbH
Mitte April auf der Hannover Messe 2015
„Pick-by-Motion“ als neue Produktionsanwendung vor. Das SAP-Projekthaus hebt
auf der Messe die Unterstützung von SAPMES-Prozessen „durch den Einsatz kamerabasierter Gestensteuerung für MontaLOGISTIK ▶HEUTE◀ 3/2015
Bilder: Ringer
W
er sich auf den Weg zu Industrie
4.0 begibt, muss beachten, dass
es ein „evolutionärer Weg ist“,
sagte Martin Hofer, Vorstand des SCM-Beratungsunternehmens Wassermann AG,
als er die Teilnehmer der Vision-Days 2015
begrüßte. „Man muss sein Unternehmen
Stufe für Stufe organisieren und umgestalten. Man muss mitspielen.“
S. 16/17). Laut Soder ist dabei „Lean die
Basis für alles“.
Die Vision-Days 2015, die Ende Februar
200 Teilnehmer ins Haus der Bayerischen
Wirtschaft nach München zogen, standen unter dem Leitmotto „Planung, Produktion, Logistik 4.0“. Sie teilten sich wie
in den Vorjahren in einen Workshoptag
und den anschließenden Kongresstag.
Auf dem Kongresstag berichteten neben
SEW-Eurodrive auch Fachleute von BMW,
Krones und Viking über Strategien, Projekte und Ansätze für Supply Chain Excellence.
Johann Gerl, Leiter Versorgungssicherung bei der BMW Group, erklärte, dass die
Komplexität im Versorgungsnetzwerk mit
neuen Modellen und Werken zunimmt.
„Stabilität und Flexibilität stehen immer
in Konkurrenz zueinander.“ 26,5 Millionen
Teile finden täglich auf der Welt ihren Weg
vom Lieferanten zum BMW-Verbauort.
Dennoch reiße die Supply Chain teilweise
ab, sagte Gerl.
Es handle sich, so der Leiter Versorgungssicherung, immer um Fehler und
Schwankungen in den Prozessen. Laut
dem BMW-Fachmann hilft der IT-Einsatz
zwar, das komplexe Tagesgeschäft zu
bewältigen. „Entscheidend für den Erfolg
sind jedoch Prozesse und Menschen.“
Christian Loipeldinger, Head of Production and Logistics Strategy bei der Krones
AG, referierte über die nach Geschäftsfeldern differenzierte Logistikstrategie des
Maschinen- und Anlagenbauers. Außerdem sprach er über ein Pilotprojekt zur gestengesteuerten Kommissionierung („Pickby-Motion“). Das System mit sehr kurzer
Anlernzeit ermögliche kundenindividuell
hohe Pickzahlen in der Stunde. „Wir müssen Industrie 4.0 nicht realisieren“, sagte
Loipeldinger, „wir sind schon mittendrin.“
Podiumsdiskussion
Vernetzung von Mensch und Technik
Auf den Vision-Days 2015 in München
trafen sich Experten aus dem Supply
Chain Management zu einer Podiumsdiskussion über „Industrie 4.0 und industrielle Wirklichkeit“. Unter der Moderation
von LOGISTIK HEUTE diskutierten die
Teilnehmer über die Umsetzung und den
Fortschritt von Industrie 4.0. Hauptthema
waren Herausforderungen und Zukunftsprognosen in Bezug auf das Zusammenspiel von Mensch und Technik. Im
Vordergrund standen die konkreten
Fragen, inwieweit die Vernetzung von
Mensch und Technik schon fortgeschritten ist und wie man sie verbessern kann.
Dr. Winfried Felser, Gründer der
NetSkill AG-Competence Site, war der
Ansicht, dass die Faktoren Mensch
und Maschine eine Kompetenzpartnerschaft miteinander eingehen
sollten. Laut Felser ist die Planung, an
welchen Stellen der Einsatz von Menschen noch sinnvoll ist, sehr wichtig.
Vor allem sollte man die Mitarbeiter
die automatisierten Prozesse mitgestalten lassen, so die Meinung von
Axel Flechtenmacher, Director Global
Planning & Logistics bei der Kuka Roboter
GmbH, und Christian Loipeldinger, Head
of Production and Logistics Strategy der
Krones AG.
Auch Johann Soder, Technik-Geschäftsführer bei SEW-Eurodrive meinte , dass
Roboter die Mitarbeiter ergonomisch bei
der Leistungserbringung unterstützen und
die richtigen Informationen zum richtigen
Sprachen auf den Vision-Days über Industrie 4.0 und industrielle Wirklichkeit: (v.l.n.r.)
Johann Soder (SEW-Eurodrive), Christian Loipeldinger (Krones AG), Martin Hofer
­(Wassermann AG), Moderator Matthias Pieringer (LOGISTIK HEUTE), Axel Flechtenmacher
(Kuka Roboter GmbH) und Dr. Winfried Felser (NetSkill AG).
immer beide Hände frei und kann sich auf
geprozesse und der damit verbundenen
den Montagevorgang konzenKomponentenentnahme“ hertrieren. Das System überprüft
vor. Bei „Pick-by-Motion“ wird
Galerie
automatisch, ob die richtigen
laut IGZ mit der GestenerkenIn der MagazinKomponenten verbaut werden.
nung sowohl der korrekte Ort
App und unter
„Aus Freude am Rasen“ lauder Komponentenentnahme
www.logistikheute.de finden
tet der Slogan der Viking GmbH,
plausibilisiert als auch mit einSie zu diesem
Hersteller von Rasenpflege­
fachen Handzeichen („Daumen
Thema eine
Bildergalerie.
produkten. Geschäftsführer
hoch“) die Materialentnahme
Dr. Peter Pretzsch erläuterte
quittiert. Der Mitarbeiter hat
LOGISTIK ▶HEUTE◀ 3/2015
Zeitpunkt liefern sollen. Außerdem ist es,
wie Winfried Felser in der Podiumsdiskussion hervorhob, in Zukunft notwendig für
die gesellschaftliche Akzeptanz der Vernetzung zu sorgen. Es geht seiner Ansicht
nach darum, den Menschen klarzumachen, dass nicht nur Fachleute betroffen
sind, sondern dass „Industrie 4.0“ jeden
angeht. Um wettbewerbsfähig zu bleiben,
dürfe das Thema von n
­ iemandem mehr
ignoriert werden. tri
das SCM-Optimierungsprogramm „Viking
Score!“. Als Projektziele nannte Pretzsch
die Absicherung der Termintreue, eine
drastische Reduzierung der Bestände
sowie die Erhöhung von Transparenz und
Flexiblität bei Marktschwankungen. Eine
„Lesson Learned“ aus dem Projekt sei, den
Produktivstart eines neuen IT-Systems in
„verkraftbaren Etappen zu dosieren“.
Matthias Pieringer, Tamara Ringer
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