GELSENKIRCHEN Stadtzeitung 1/2015 PDF 2854,5 kB

1/2015
Meine Stadt.
Meine Ideen:
Zweiter Bürgerhaushalt startet
Seite 3 und 8
Kreativquartier:
URB Clothing Mode aus Ückendorf
in alle Welt
Seite 7
Gelsenkirchen in neuem Licht
Wie sich das Gesicht der Stadt wandelt
Das Hans-Sachs-Haus, die Kulturmeile in Buer, oder der Herkules
hoch oben auf dem Nordsternturm
in Horst. Sie begegnen den Menschen in Gelsenkirchen fast täglich,
sind selbstverständlich. Dabei sind
sie das Ergebnis einer Entwicklung,
die Gelsenkirchen vor 20 Jahren als
Vorreiter in Gang brachte. Stadterneuerung heißt es in der Sprache
der Fachleute, wenn aus Altem Neues entsteht.
Zum Wahrzeichen eines gelungenen
Stücks Strukturwandel ist der allabendlich erstrahlende Förderturm
der ehemaligen Zeche Consolidation
geworden. Rund um Consolidation
wurde über Jahre an der Zukunft
gearbeitet. Heute ist hier das kultur.gebiet CONSOL. Viel Platz für
Kultur, Sport, Freizeit und zum Einkaufen. Vom Norden bis in den Süden gibt es viele Beispiele, die zeigen, wie sich das Gesicht der Stadt
gewandelt hat und weiter ändert.
Das Bürgerzentrum in Hassel wird
noch in diesem Jahr fertiggestellt.
Der Tossehof, einst ein Sorgenkind,
wurde beispielhaft zurück- und zu
einem lebendigen Wohnquartier
umgebaut. Die Domplatte in Buer
und die Modernisierung der Bahnhofstraße in der City zeigen, wie
man Innenstädte attraktiv macht.
Schon bald wird der Heinrich-KönigPlatz zum Flanieren einladen und
die City beleben.
Als nächstes ist die Bochumer Straße dran. Wird es gelingen, dem einstigen Prachtboulevard rund um die
Heilig-Kreuz-Kirche durch Wissenschaft, Bildung und Kultur neues Leben einzuhauchen? Das ist die spannende Frage für die nächsten Jahre.
Gelsenkirchen im Wandel gibt es
auf den Seiten 4 und 5 dieser Ausgabe zu sehen.
Der Cabrio-Doppeldecker ist zurück
In rund 100 Minuten Gelsenkirchen
entdecken
Ab April geht’s wieder los! Der Cabrio-Doppeldecker-Bus steht bereit,
um bekannte und versteckte Orte
Gelsenkirchens (neu) zu entdecken.
Jeden 2. Donnerstag (Busbahnhof
GE-City) und 4. Sonntag (Busbahnhof-Buer) im Monat werden verschiedene Sehenswürdigkeiten Gelsenkirchens angesteuert.
Vom Kunstmuseum über Schloss
Berge bis zur Arena oder vom Musiktheater im Revier über Schloss Horst
zum Wissenschaftspark: All das und
noch viel mehr gibt es auf diesen
Touren zu sehen. In rund 100 Minuten gibt es zahlreiche Informationen und Geschichten zu den einzelnen Stationen. Als Tourist die
Stadt kennenlernen oder als gebürtiger Gelsenkirchener in Erinnerungen schwelgen:
Hier ist für jeden etwas dabei.
Tickets und weitere Informationen
gibt es bei der Stadt- und Touristinfo unter 0209 169-3968.
GELSENKIRCHEN auch im Internet!
www.stadtzeitung-gelsenkirchen.de und www.facebook.com/stadtgelsenkirchen
„Kühlschränke, Reifen, Farbeimer das ganze Programm.“
Sauber, Gelsenkirchen!
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Jeder kann seinen Beitrag leisten
Die achtlos hingeworfene Zigarettenschachtel, nicht gemeldete Sperrmüllhaufen - viele Bürgerinnen und Bürger ärgert das.
Auch Karl-Heinz Kahlert. Deshalb
greift der 66-jährige Rentner aus
der Feldmark selbst zum Besen und
sorgt vor der eigenen Haustür für
Sauberkeit. „Klar ärgert es mich,
wenn sich andere auf der Straße
ausmisten. Aber gar nichts machen,
das kann ich auch nicht. Schließlich will ich mich in meiner Stadt
wohlfühlen“, sagt er und holt noch
einmal mit dem Besen Schwung.
Menschen wie ihn findet die 17-jährige Natalie Schlüter vorbildlich.
„Weil sie nicht nur motzen, sondern
etwas für ihre Stadt tun“, sagt sie.
Deshalb packt auch sie beim Aktionstag GEputzt selbst mit an. Gemeinsam mit Jugendlichen des
Kinder- und Jugendforums Gelsenkirchen-Süd war sie dabei, als vor
wenigen Tagen viele freiwillige Helferinnen und Helfer die Stadt von
Unmengen Unrat reinigten.
Während Natalie & Co. in mühevoller Kleinarbeit auch den kleinsten
Papierschnipsel beseitigten, hat man
es bei GELSENDIENSTE oft mit ganzen
Müllbergen zu tun. „Kühlschränke,
Reifen, Müllsäcke, die oft aufgerissen
werden - das ganze Programm“, sagt
GELSENDIENSTE-Bereichsleiter Klaus
Schumacher. Oft werden die Standorte der Altglascontainer als illegale Müllplätze genutzt, manche kippen
ihren Unrat in Waldstücke oder an
den Straßenrand.
Von Montag bis Samstag sind bis zu
fünf GELSENDIENSTE-Fahrzeuge mit
je fünf Mitarbeitern zusätzlich zur
täglichen Müllentsorgung im Einsatz
gegen illegal entsorgten Müll. „Häufig genutzte wilde Kippplätze fahren
wir regelmäßig ab. Hinzu kommen
die Meldungen der Bürgerinnen und
Bürger“, erläutert Schumacher.
Wie würde es in Gelsenkirchen ohne
die freiwillig Engagierten und ohne
die Profis von GELSENDIENSTE aussehen? Klaus Schumacher will es
sich lieber nicht ausmalen und gibt
einen Tipp: „Nichts einfach wegwerfen und die vielen, meist kostenlosen Möglichkeiten der Müllentsorgung nutzen.“
Schnelle Hilfe für Sauberkeit in der Stadt
Beseitigung illegalen Mülls
Um GELSENDIENSTE über Verunreinigungen oder unangemeldeten Sperrmüll zu informieren, gibt
es mehrere Möglichkeiten:
mit dem Mängelmelder
GE-meldet per Smartphone
(die App gibt es für Apple- und
Android-Smartphones)
Sperrmüll
GELSENDIENSTE entsorgt Sperrmüll kostenlos.
Terminvereinbarung unter Telefon
0209 954 4777 im Internet unter
www.gelsendienste.de/
Muellabfuhr/Unsere_Leistungen/
Sperrmuell
per E-Mail:
[email protected]
Schadstoffe aus privaten
Haushalten
Kostenlose Abgabe in den Wertstoffhöfen: Adenauerallee 115
und Wickingstraße 25a
Öffnungszeiten: Mo - Fr, 8:00 18:00 Uhr / Sa, 8:30 - 15:00 Uhr
Farben, Lacke, Laugen und andere
Schadstoffe können hier in haushaltsüblichen Mengen kostenlos
abgegeben werden.
oder per Post an
GELSENDIENSTE, Ebertstraße 30,
45879 Gelsenkirchen
Illegaler Müll auf öffentlichen
Flächen wird in der Regel innerhalb von zwei Tagen beseitigt.
Depotcontainer für Altglas,
Altpapier und Elektroschrott
Unter www.gelsendienste.de und
dem Suchbegriff „Depotcontainer“
gibt es eine Übersicht der
Standorte
im Internet:
www.gelsenkirchen.de/de/Rathaus/Formulare/gemeldet.asp
telefonisch unter
0209 954 20
Weiter geht‘s!
Zweiter Gelsenkirchener Bürgerhaushalt gestartet
Ab sofort heißt es in unserer Stadt
wieder „Her mit den guten Ideen!“,
denn der Gelsenkirchener Bürgerhaushalt geht in die zweite Runde.
Nach seiner Premiere im vergangenen Jahr, bei dem rund 480 Vorschläge zusammenkamen, läuft seit
dem 23. März nun der Bürgerhaushalt zum Haushaltsjahr 2016.
rinnen und Gelsenkirchener die abgegebenen Vorschläge bewerten
und kommentieren können.
Das Verfahren läuft dabei wie im zurückliegenden Jahr ab: Zuerst gibt
es eine sogenannte Vorschlagsphase (23. März bis 27. April), in der
Ideen abgegeben werden und kommentiert werden können, dann folgt
eine Bewertungsphase (28. April bis
8. Juni), in der alle Gelsenkirchene-
Mitmachen, sprich: informieren,
vorschlagen, kommentieren und bewerten geht beim Bürgerhaushalt
ganz einfach auf buergerhaushalt.
gelsenkirchen.de. Vorschläge können aber auch per Vorschlagsbogen
(zum Beispiel auf Seite 8 in dieser
Ausgabe) abgegeben werden.
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Die 100 am besten bewerteten Vorschläge werden anschließend von
der Stadtverwaltung geprüft und
der Politik beraten - parallel zum
Entwurf des Haushaltes für 2016.
Umgesetzt:
Schwimmen fürs Ehrenamt
Dieser Vorschlag hat es 2014 auf
Platz 1 der Bestenliste geschafft:
Der freie Eintritt in die städtischen
Bäder für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Sowohl die Stadtverwaltung als auch der Rat der
Stadt kamen zu dem Ergebnis, dass
dieser Vorschlag aufgegriffen werden soll. Und deshalb können seit
Mitte März alle Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr gegen Vorlage
ihres Dienstausweises in den Bädern
der Stadt kostenlos trainieren.
Umgesetzt:
Mehr Sauberkeit in der Stadt
Das war ein Thema, das im Jahr
2014 offenbar vielen unter den Nägeln brannte: Die Sauberkeit auf
Straßen und Wegen. Gleich drei Vorschläge zu mehr bzw. auffälligeren
Abfallbehältern schafften es in die
Bestenliste und wurden vom Rat der
Stadt beschlossen. GELSENDIENSTE
hat nun die Straßenreinigung sowie
Leerungsintervalle und Standorte
der Behälter noch einmal mit einem
speziellen Arbeitskreis in den Blick
genommen. Auch dem Wunsch nach
mehr respektive auffälligeren Abfallbehältern kommt GELSENDIENSTE nach: 2014 wurde die Anzahl der
Behälter bereits erhöht. Im Laufe dieses Jahres sollen noch einmal
1.000 Stück hinzukommen.
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„Her mit den guten Ideen!“
Mit der Kulturmeile entlang der
Horster Straße und der „Domplatte“ am St. Urbanus-Kirchplatz stärkt
Buer seinen Mix aus Shopping, verwinkelter Altstadt, Gastronomie und
Kultur.
Gelsenkirchen erfindet sich neu
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20 Jahre Stadterneuerung - und es geht weiter!
Hohe Mauern um das Werksgelände, Schienenstränge mitten durch
die Stadt - das Gesicht Gelsenkirchens, wie jeder Stadt im Ruhrgebiet, prägte einst die Industrie.
Heute orientiert sich die Stadtplanung an den Bedürfnissen der
Menschen.
Was 1995 auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Consolidation be-
gann, hat in Nordrhein-Westfalen
Schule gemacht. Gelsenkirchen war
Vorreiter bei der Stadterneuerung
und hat immer noch viel vor.
Mit eigenen Mitteln und Geldern
von Bund, Land und Europäischer
Union wird umgebaut, häufig auch
gemeinsam mit Bürgerinnen und
Bürgern.
18 Meter groß und 23 Tonnen
schwer - vom Nordsternturm blickt
die Herkules-Figur des Künstlers
Markus Lüpertz auf das Ruhrgebiet.
Nur wenige Meter darunter befindet
sich eine Aussichtsplattform. Ebenfalls im Nordsternturm: hochkarätige Videokunst in einer industriehistorischen Kulisse. Eine ganz andere
Kulisse bietet das Schloss Horst, mit
der restaurierten Vorburg. I-Tüpfelchen einer Entwicklung, die aus einem heruntergekommenen Adelssitz ein Kultur- und Bürgerzentrum
machte.
Das Hans-Sachs-Haus ist wohl eines
der schönsten Rathäuser des Ruhrgebiets. Seit 2004 wird am Stadtumbau City gearbeitet und zum Beispiel
die Bahnhofstraße und der Hauptbahnhof attraktiver gemacht. Aktuell wird der Heinrich-König-Platz
umgebaut.
Bismarck/Schalke-Nord
(1995 bis 2011)
Gelsenkirchen-Südost
(seit 2002)
Stadtumbau City
(seit 2004)
Tossehof
(2005 bis 2012)
Zentrum Buer
(seit 2008)
Schalke
(seit 2008)
Bochumer Straße
(seit 2013)
Hassel.Westerholt .Bertlich
(seit 2014)
Rotthausen
(ab 2015)
Stadterneuerung steht auch in Rotthausen auf dem Programm. Eine der
wichtigsten Fragen: Was passiert
mit dem Volkshaus Rotthausen?
„Zwei Städte - ein Ziel“ ist die enge
Zusammenarbeit von Gelsenkirchen und Herten nach der Schließung des Bergwerks Lippe überschrieben. In Hassel stehen zum
Beispiel der Bau eines Stadtteilzentrums am Eppmannsweg (siehe S. 6),
der Stadtteilpark auf dem Gelände
der ehemaligen Kokerei Hassel und
die Neugestaltung des Hassler Marktes auf der langen Projekteliste. An
der Zukunft des Zechenareals arbeiten die Städte gemeinsam mit RAG
Immobilien.
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Wo einst die Förderkörbe der Zeche
Consolidation rasselten, ist heute das kultur.gebiet CONSOL mit
dem Consol Theater, Proberäumen
für Bands und vielen Sport- und
Freizeitmöglichkeiten. Hinzu kommen die evangelische Gesamtschule Bismarck und die erste Solarsiedlung des Ruhrgebiets, die heute den
Stadtteil prägen.
Auf dem riesigen einstigen Industrieareal Schalker Verein entsteht ein
neues Quartier mit Dienstleistungsund Gewerbepark, Wohnvierteln und
Freizeitflächen.
Skater drehen heute ihre Runden
vor dem ehemaligen riesigen Erzbunker, der mit einer Solaranlage
bestückt ist.
In den 70er Jahren war der Tossehof
das städtebauliche Vorzeigeprojekt
der Stadt, in den 90er Jahren ein
Problemviertel. Nach seinem beispielhaften Umbau ist es wieder ein
vitales Wohnquartier.
Tag der Städtebauförderung
am Samstag, 9. Mai 2015
Noch ist es Zukunftsmusik, aber
bald wird es losgehen: Die historische Heilig-Kreuz-Kirche soll zum
kulturellen Mittelpunkt der Bochumer Straße werden. Der so genannte Masterplan Bochumer Straße
sieht einen Dreiklang aus Wissenschaft, Bildung und Kultur für den
einstigen Prachtboulevard vor.
Stadterneuerung zum Anfassen,
Begreifen und Erleben - wer
sich vor Ort über die Projekte in
Gelsenkirchen informieren will,
hat am 9. Mai die Gelegenheit.
Auf der Homepage der Stadt
kann man sich aktuell über das
Programm des Tages informieren.
www.gelsenkirchen.de
Ausführliche Hintergrundinformationen rund um das Thema
Stadterneuerung unter
www.stadterneuerunggelsenkirchen.de
„Einfach kann doch jeder“
6
Der lange Weg vom Gemeinde- zum Stadtteilzentrum in Hassel
Ein Stadtteilzentrum - viele Beteiligte
Das von der Bürgerstiftung getragene Stadtteilzentrum ist ein wichtiger Baustein des Stadterneuerungsprozesses in Hassel. Zu den Stiftern gehören neben den
christlichen Kirchen auch die Türkisch-Islamische Gemeinde Hassel, Wirtschaftsunternehmen sowie zahlreicher Bürgerinnen und Bürger Hassels. Vorstandsvorsitzender ist Dr. Rolf Heinrich. Über das Landesprogramm
„Initiative ergreifen“ des nordrhein-westfälischen
Bauministeriums und durch die Stadt wird das Projekt
Stadtteilzentrum unterstützt. „Initiative ergreifen“
fördert Projekte, die bürgerschaftliches Engagement
und Stadterneuerung miteinander verknüpfen. Darüber
hinaus ist das Stadtteilzentrum Teil des ökumenischen
Kooperationsprojekts „Kirche findet Stadt“. Die Investition von rund 4,5 Millionen Euro wird durch die Städtebauförderung von Bund, Land NRW und Stadt Gelsenkirchen bezuschusst.
Mehr Infos unter: www.lebeninhassel.de
„Ambitioniert, aber das wird
schon“, sagt Ulli Kaminski (Bild
oben) und fährt mit seinem Finger
über einen Plan mit Bauabschnitten des Stadtteilzentrums in Hassel. „Dort entsteht der Restaurationsbetrieb, der die umliegenden
Schulen und Kindergärten beliefern
wird. Hier der Raum für den Mittagstisch der Menschen im Stadtteil. Und das werden die Räume für
die Beratungsangebote“, sagt er
und tippt auf den Plan.
zu dieser Gemeinde, die die Frage
stellte, was die Menschen im Stadtteil brauchen und was Kirche dazu
beitragen kann“, blickt Heinrich
zurück.
gewanderte Menschen bunter. Begehrte Neubaugebiete sind neben
Straßenzügen entstanden, in denen
der Leerstand seine Spuren hinterlassen hat.
schaft gelingen. Dennoch dauerte
es fünf Jahre bis die Bürgerstiftung
Hassel gegründet wurde. In ihrer
Trägerschaft wird nun am Stadtteilzentrum gebaut.
Einen Versammlungsraum, einen
Kindergarten, ein Jugendzentrum die Wunschliste im Stadtteil war
lang. Die Gemeinde baute nicht nur
einen Kindergarten und eröffnete
das „Bonni“, sondern machte die Kirche selbst zum Versammlungsraum.
Zeit, über die Zukunft Hassels nachzudenken. Das taten die Menschen
im Stadtteil bereits bei einer Zukunftswerkstatt im Jahr 2002, die
die evangelische und katholische
Kirche gemeinsam angestoßen
hatten.
Doch Gemeinschaftssinn erschöpft
sich in Hassel nicht im Finanziellen.
Die so genannte Muskelhypothek
gehört dazu. Ehrenamtliche haben
Mauern ein- und Tapeten abgerissen, bevor sich die Profis an die Arbeit machten.
„Kirche als spirituelle Mitte und zugleich als größter Versammlungsraum des Stadtteils.“
Wer sich umsieht, blickt auf Container mit Bauschutt, einen Betonmischer, eingerüstete Gebäude und Baumaterialien, die kreuz
und quer über das Gelände verteilt
sind. Bis zum Sommer soll alles fertiggestellt sein. „Doch, doch, das
wird schon“, versichert Ulli Kaminski noch einmal.
So schnell kann den 62-jährigen
Sozialarbeiter nichts aus der Ruhe
bringen. Seit 1978 arbeitet er im
Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Einem
Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum
in der Hasseler Eppmannssiedlung,
das hier alle nur „Bonni“ nennen.
Zwei Jahre zuvor wurde der damals
30-jährige Dr. Rolf Heinrich Pfarrer der Lukasgemeinde in Hassel. Er
blieb es bis 2011. Heute ist er Vorsitzender der Bürgerstiftung Leben in Hassel. „Ich wollte unbedingt
„Kirche als spirituelle Mitte und zugleich als größter Versammlungsraum des Stadtteils. So wird deutlich, dass wir Sonntag und Alltag
zusammenbringen, um die Menschen im Stadtteil zu unterstützen, die ihr Lebensumfeld gestalten wollten“, fasst der Pfarrer
das Konzept der Gemeindearbeit
zusammen.
Wer damals in der Eppmannssiedlung lebte, arbeitete entweder auf
der Zeche Westerholt oder in der
chemischen Industrie bei VEBA.
Heute ist die Zeche dicht und VEBA
Geschichte. E.ON, BP oder Sabic heißen die Nachfolger.
Der Strukturwandel veränderte
auch den einst homogenen Stadtteil. Hassel wurde älter, als Folge
der Arbeitslosigkeit ärmer, durch zu-
„Noch förderte die Zeche. Dennoch
hatten sich die Vorzeichen geändert
unter denen wir erneut fragten: Was
brauchen die Menschen im Stadtteil?“, berichtet Rolf Heinrich.
Nur drei Jahre später gerät die Lukasgemeinde selbst unter Druck.
Aus finanziellen Gründen drohte die
Schließung des „Bonni“. Das brachte selbst Ulli Kaminski aus der Ruhe.
„Es hätte umgehauen, was über
Jahrzehnte gewachsen ist und gerade jetzt gebraucht wird“, sagt er.
Was also tun? In Hassel rückte man
zusammen. 2006 wurde erstmals
diskutiert, wie aus dem Gemeindeein Stadtteilzentrum in breiter Trägerschaft werden kann. Was die Gemeinde allein nicht mehr stemmen
konnte, sollte nun mit vereinten
Kräften aus Wirtschaft, Stadt, Religionsgemeinschaften und Bürger-
Auch der zwölfjährige Justin Jowanovic packt mit an. „Klar helfe
ich, damit das „Bonni“ bald wieder fertig ist. Schließlich bin ich jeden Tag hier, treffe Freunde, gehe
zur Hausaufgabenhilfe “, sagt er.
Derzeit ist das „Bonni“ in der Lukaskirche, lediglich durch ein paar
leicht zu verschiebende Holzwände
abgetrennt. Wer zum Gottesdienst
will, muss erst durch das „Bonni“.
Lang war der Weg bis zum Stadtteilzentrum. Doch am 23. August soll
es soweit sein. Kaum vorstellbar,
wenn man den Blick über die Baustelle schweifen lässt. „Wird nicht
einfach, aber einfach kann doch jeder“, lässt sich Ulli Kaminski nicht
beunruhigen.
„Wir sind ein Teil des Quartiers und wollen helfen, es voran zu bringen.“
Mode aus Ückendorf
Das Label URB Clothing ist weltweit bekannt
Es wirkt ein wenig, als würde das
rasch in die Höhe wachsende Justizzentrum an der Bochumer Straße
das gegenüber liegende Haus mit
dem Apothekenschild erdrücken.
Dabei kann auch hier Großes entstehen. Denn hier, in einer ehemaligen Apotheke, hat URB Clothing
sein Domizil.
„Wir sind ein Exportunternehmen“,
sagt Sara Urbais. Die 25-Jährige
macht mit ihrer vier Jahre jüngeren Schwester Johanna „Jo“ URB
Clothing. Ihre „Melting Tights“ verschicken sie vor allem nach Nordamerika und Asien. Die mit Latex
behandelten Strumpfhosen sehen
aus, als würde Farbe an ihnen herunterfließen. Hayley Williams, Sängerin der Band Paramore, trug sie
in einem Musikvideo, und US-Blogger-Ikone Perez Hilton nennt die
Strumpfhosen revolutionär. Zur Kollektion gehören auch Shirts und Röcke aus Gummi.
Im Ladenlokal wird die Ware vor unverputzten Wänden puristisch präsentiert. Produziert wird in einem
der hinteren, gefliesten Räume. „Optimal für unsere Produktion, da es sich leicht reinigen lassen“, erklärt Jo. Mehr wird nicht
verraten. Die Verarbeitung der Latex-Mischung gehört zu den gehüteten Geheimnissen des jungen
Unternehmens.
Anzeige
Meterhohe Schränke mit dutzenden Schubläden erinnern daran,
dass hier einst Medikamente lagerten. Über einem Kleiderständer
hängt schief ein WLAN-Router. Das
Tor zur Welt, denn fast alle Bestellungen finden virtuell den Weg nach
Ückendorf.
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„Alles läuft bei uns über das Internet. Unser Marketing, die Bestellungen, einfach alles“, sagt Daniel
Sopke, der für den kaufmännischen
Bereich zuständig ist und den
Schwestern den Rücken für Kreatives freihält.
„Über 20.000 Likes auf unserer facebook-Seite, wir sind auf allen relevanten Plattformen im Netz vertreten und unsere eigene Seite ist
komplett englischsprachig, denn
unsere Kundschaft ist international“, verdeutlicht Sara die Bedeutung des Internets für den weltweiten Vertrieb. Ein großes Münchener
Softwareunternehmen unterstützt
URB als Partner, um Vertriebs- wie
Marketingkanäle via Internet zu
optimieren.
URB Clothing könnte überall seinen Sitz haben. Doch die drei sind
bekennende Gelsenkirchener, hoffen darauf, dass das Kreativquartier
entlang der und rings um die Bochumer Straße eine Zukunft hat und
seinen Platz im so genannten Masterplan zur Revitalisierung der einst
prächtigen Straße findet.
„Die leerstehenden Läden, die Hinterhöfe - da steckt so viel Potenzial, wenn man Kreative machen lässt
und sie unterstützt“, ist Sara überzeugt. Noch bleibe zu viel in Anfängen stecken, habe man noch nicht
überall verstanden, wie Kreative ticken und was sie brauchen, kritisiert sie.
„Die Menschen im Viertel sind offen und neugierig auf das, was hier
passiert. Dabei sind ihre täglichen
Sorgen sicher ganz andere“, sagt
Jo über ihre Nachbarn. Gegenüber
ist das Justizzentrum wieder um ein
paar Meter gewachsen. Die alte Apotheke - und so auch URB Clothingsowie das nebenstehende Gebäude
werden weichen müssen.
Eine Sichtachse soll den Blick auf
das Zentrum, das denkmalgeschützte ehemalige Thyssen-Verwaltungsgebäude (derzeit Sitz des Arbeitsgerichts) und den Wissenschaftspark
freigeben. Die backsteinexpressionistische Heilig-Kreuz-Kirche soll
zum kulturellen Quartiersmittelpunkt werden.
Impressum
Herausgeber: Stadt Gelsenkirchen, Der Oberbügermeister, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit in
Zusammenarbeit mit der Stadtmarketing Gesellschaft Gelsenkirchen mbH
Redaktion: Manfred Wieczorek, Wencke Dybski
und Jana Maroski
Gestaltung: Uwe Gelesch
Fotos: Caroline Seidel, Gerd Kaemper, Franz Weiß
„Wir müssen nicht in Ückendorf
bleiben, möchten es aber gern. Wir
sind ein Teil des Quartiers und wollen helfen, es voran zu bringen“, ist
man sich bei URB Clothing einig.
Mehr Infos unter:
http://urb-clothing.com,
www.kreativ-quartiere.de und
www.stadterneuerunggelsenkirchen.de
Kontakt:
Stadt Gelsenkirchen,
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit,
45875 Gelsenkirchen,
Telefon 0209 169-4114,
E-Mail:
[email protected]
Druck: Limego GmbH, Gelsenkirchen
Auflage: 140.000
Vorschlag zum Bürgerhaushalt
(Bitte verwenden Sie für jeden Vorschlag ein eigenes Formular. Anlagen wie Flyer, zusätzliche Erläuterungen usw.
können wir leider nicht im Verfahren berücksichtigen).
Wenn Sie Ihren Vorschlag nicht online abgeben wollen oder können, senden Sie dieses ausgefüllte Formular bitte an:
Stadt Gelsenkirchen, Bürgerhaushalt, 45875 Gelsenkirchen oder geben es in einer der Dienststellen der Stadtverwaltung ab.
Mein Vorschlag heißt:
Mit diesem Titel erscheint Ihr Vorschlag im weiteren Verfahren*. Bitte formulieren Sie den Titel möglichst aussagekräftig. Ihnen stehen 50 Zeichen zur Verfügung.
Kurzbeschreibung:
Beschreiben Sie kurz Ihren Vorschlag in ein, zwei Sätzen. Ihnen stehen insgesamt 260 Zeichen zur Verfügung.
Erläuterung:
spart Geld
ist kostenneutral
Hier können Sie Ihren Vorschlag detailliert beschreiben und/oder Vorschläge zur Gegenfinanzierung machen.
Ihnen stehen dazu 1.000 Zeichen zur Verfügung.
Mein Vorschlag
kostet Geld
Mein Vorschlag fällt in den Bereich:
(Betrifft der Vorschlag mehrere Bereiche, bitte nur den für Sie wichtigsten ankreuzen)
Straßen, Wege, öffentliche Plätze
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
Schwimmbäder, Sportanlagen, Sportförderung
Kulturelle Einrichtungen (Stadttheater, Stadtmuseum, Stadtbücherei,
Volkshochschule) und Kulturförderung
Öffentliche Grünanlagen
Energie, Umweltschutzförderung
Soziale Leistungen und soziale Dienste, Integration
Kindergärten, Kindertageseinrichtungen
Spielplätze
Schulen (Ausstattung und Bauunterhaltung, Betreuungsangebote etc.)
Jugendliche (Freizeitangebote, Treffpunkte etc.)
Seniorinnen und Senioren (Begegnungsstätten, Förderung von Seniorenarbeit etc.)
Wohngebiete, Gewerbe- und Industriegebiete
Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Sauberkeit in der Stadt
Öffentliche Finanzen (Steuern, Gebühren, Beiträge etc.)
Sonstiges/Weitere Themen
* Mir ist bekannt, dass mein Vorschlag im Internet veröffentlicht wird und dort auch kommentiert und bewertet werden kann (unter
buergerhaushalt.gelsenkirchen.de). Mein Vorschlag erscheint im Internet ohne meine persönlichen Daten, nur mit dem Hinweis:
„von Redaktion erfasst“.
Ich willige ein, dass meine personenbezogenen Daten von der Stadt Gelsenkirchen elektronisch erhoben und verarbeitet werden.
Diese Daten werden ausschließlich im Rahmen des Verfahrens zum Bürgerhaushalt verwendet. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit
widerrufen (Stadt Gelsenkirchen, Bürgerhaushalt, 45875 Gelsenkirchen oder [email protected]).
Frau
Herrn
Dies ist ein Vorschlag von:
Name
Vorname
Geburtsdatum
Straße/Hausnummer
Postleitzahl/Ort
Unterschrift
Wenn Sie keine Einverständniserklärung abgeben, wird die Stadtverwaltung prüfen, wie Ihr Vorschlag außerhalb des
Bürgerhaushalts in geeigneter Weise bearbeitet werden kann.