KIRCHE & KOMMUNIKATION Newsletter mit bundesweitem Fernseh- und Radioprogramm 06/2014 Liebe Leserinnen und Leser, während für viele Nutzer das Handy ein nettes Accessoire und Luxusgut ist, mit dem man vor allem bequem seine Freizeit-Aktivitäten organisieren kann, ist es für Flüchtlinge ein geradezu lebenswichtiges Hilfsmittel der Kommunikation – zu ihren Frauen und Kindern und anderen Angehörigen, die nicht mit fliehen konnten und zuhause oft Tag für Tag gefährdet und bedroht sind. Diese Bedeutung der Handys stellt eine Reportage im „stern“ dar, die unter die Haut geht und im Rahmen des Medienpreises der Landeskirche mit einem Sonderpreis des Evangelischen Presseverbandes (EPV) bedacht wurde. Insgesamt fünf herausragende Beiträge zum Thema Flucht und Vertreibung hat der Medienpreis, der insgesamt mit 9.500 Euro dotiert war, ausgezeichnet. Über die Preisträger und den Medienempfang lesen Sie in dieser Ausgabe. Der Medienempfang stand im Rahmen des „Medienkonzils“ der Landeskirche, das sich mit Risiken und Chancen der digitalen Welt befasste. Zum Abschluss des interdisziplinären Expertengesprächs im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg wurde das umfassende Impulspapier „Das Netz als sozialer Raum – Gemeinschaft und Kommunikation im digitalen Zeitalter“ vorgestellt. Über den Kongress finden Sie einen ausführlichen Beitrag- und natürlich wie immer Informationen, Kurzmeldungen, Terminhinwiese und Glosse. Informationen Meldungen Kurzmeldungen Meinung Termine 2 8 9 1 Programminfos Radiotipps Fernsehtipps Eine anregende Lektüre wünscht, Ihre k&kom-Redaktion Kirche & Kommunikation (ehemals Kirche & Neue Medien) erscheint im Evangelischen Presseverband für Bayern. Herausgeber: Dr. Roland Gertz . Redaktion: Achim Schmid (verantwortlich), Dirk Johnen, Hans Deyerl, Gerd Geier (beratend) Birkerstraße 22, 80636 München, Telefon 089/121 72-117, Fax 089/121 72-179, E-Mail: [email protected], www.epv.de 11 15 KIRCHE & KOMMUNIKATION INFORMATIONEN 06/2015 Impulspapier mit Selbstverpflichtungen und Forderungen im digitalen Netz – Medienkonzil der Landeskirche (k&kom). ). Innerhalb der Reformationsdekade steht in 2015 das Verhältnis von Medien und Reformation im Mittelpunkt. Deshalb haben die Landeskirche und die Universität Erlangen ein „Medienkonzil“ zum Thema „Bürgersein in der digitalen Welt“ veranstaltet. Der Bogen des Veranstaltungsreigens spannte sich von einem Eröffnungsvortrag der Erlanger PublizistikProfessorin Johanna Haberer zur „Reformation als Medienereignis“ über eine Podiumsdiskussion mit Bischof Bedford-Strohm, Finanzminister Söder und der FDP-Politikerin LeutheusserSchnarrenberger mit Netzaktivisten bis hin zu dem Vortrag „Zivilisierung der digitalen Gesellschaft“ von Professor Nida-Rümelin. Bedford-Strohm wies in der Podiumsdiskussion auf die verschiedenen Verantwortungsebenen im Netz hin. So sollten Unternehmen, die sich an Spielregeln halten, nicht die Verlierer sein. Und die Kirchen sollten darauf achten, wie mit der Menschenwürde im Internet umgegangen wird. „Es muss jeder sofort Alarm schlagen, wenn es im Internet Mobbing gibt“. Finanzminister Söder, der Mitglied der Landessynode ist, nutzte die Diskussion, seinen Wunsch nach Internetseelsorge vorzubringen. Als Kirche haben wir eine „wahnsinnige Botschaft, die muss rund um die Uhr vermittelt werden“. Der für Medien zuständige Oberkirchenrat Detlev Bierbaum warnt die Kirche davor, angesichts einer schnell wachsenden digitalen Medienwelt eine Opferhaltung einzunehmen: „Es hilft nichts, sich zu beklagen. Diese Entwicklung ist kein Naturereignis, sondern von Menschen gemacht.“ Die Kirche müsse sich ihren Platz suchen und könne etwa als „ethische Agentur“ auftreten. „Unsere Werte lassen sich aber nicht mit den Zahlen 0 oder 1 digitalisieren.“ Zum Abschluss des interdisziplinären Expertengesprächs wurde ein kirchliches Impulspapier mit dem Titel „Das Netz als sozialer Raum- Gemeinschaft und Kommunikation im digitalen Zeitalter“ vorgestellt. Man wolle sich als Kirche stärker für die informationelle Selbstbestimmung der Bürger einsetzen, heißt es in der 50-seitigen Stellungnahme. Außerdem will die Landeskirche selbst die digitale Kommunikation zu einem Bildungsschwerpunkt machen. Das Impulspapier muss noch in kirchlichen Gremien beraten werden. Man werde die Wahrnehmung der Bürger für Chancen und Gefahren der digitalen Kommunikation schärfen und stärken, heißt es in der Stellungnahme, die der Münchner Medienethik-Professor Alexander Filipovic erläuterte. Die bayerische Landeskirche will sich für eine „Zivilisierung der digitalen Welten einsetzen“ und ruft den europäischen Gesetzgeber dazu auf, datenschutzrechtliche Bestimmungen zu schaffen. Man müsse die Menschen über die Datenkonzentration aufklären, die Konzernen eine große Macht über sie geben, sagte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am Rande der Veranstaltung. „Von dieser schleichenden Machtasymmetrie nehmen die Menschen keine Notiz.“ Er forderte auf Europaebene Gesetze, die diese Macht begrenzten, „weltweite Regeln wären aber noch besser“. Die Kirche bekenne sich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den Daten, „die uns von vielen Menschen anvertraut sind“, betonte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Man werde dafür die nötigen guten Fachleute anstellen, die auch den permanenten Aktualisierungsbedarf im Auge behielten. In der knapp 50-seitigen Broschüre hat die Autorengruppe weitere Selbstverpflichtungen der Landeskirche formuliert. Unter anderem wird versichert, Beratungsangebote unter das höchste ITSicherheitsniveau zu stellen und Pfarrer besonders vor Überwachung zu schützen. Außerdem soll die Kirche als Arbeitgeberin einen „digitalen Sabbat“ einführen, eine Nichterreichbarkeit der Mitarbeiter in der freien Zeit. 2 Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 06/2015 INFORMATIONEN KIRCHE & KOMMUNIKATION Das Positionspapier unterstreicht besonders die Wichtigkeit öffentlich-rechtlicher Medien und eines professionellen Journalismus. Die Landeskirche werde auch eigene Initiativen starten, um Qualitätsjournalismus weiterzuentwickeln. Man weist aber auch darauf hin, dass die neuen Partizipationsmöglichkeiten im Internet und der journalistische Ethos nicht gegeneinander ausgespielt werden dürften. Deutlich warnen die Macher der Stellungnahme vor Internetmonopolisten und Geheimdiensten, denen es möglich sei, „in private Sphären einzudringen, digitale Spuren zu verfolgen und so auf den im Netz vermeintlich persönlichen Bereich zuzugreifen“. Es sei eine große Freiheit, ein Geheimnis zu haben. „Diese Freiheit gilt es zu verteidigen.“ Demgegenüber stehe aber die Transparenz der öffentlichen Institutionen. In der Stellungnahme wird auch der Trend zu einer „permanenten Selbstoptimierung“ kritisiert, der Menschen dazu bringe, sich überwachen zu lassen. Von zivilgesellschaftlicher Bedeutung sei daher die mediale Kompetenz der einzelnen Bürger. Für eine Medienkompetenzförderung müssten sich sowohl die Kirche als auch die Politik einsetzen. Gefordert wird ein flächendeckender Ausbau der Stellen in der Medienbildung. Jutta Olschweski Kirchlicher Medienpreis zum Thema Flucht und Vertreibung (k&kom).Die bayerische Landeskirche hat zum 5. Mal ihren Print-Medienpreis vergeben. Ausgezeichnet wurden dabei herausragende journalistische Arbeiten zu dem Thema „Hoffnung Europa – Flucht und Vertreibung als Herausforderung für einen alten Kontinent“. Bei dem Medienempfang zur Preisverleihung in der Kartäuserkirche im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg unterstrichen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und seine Vertreterin, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, die ethische Verantwortung journalistischer Arbeit. Wie Bischof Bedford-Strohm sagte, sei gerade in der Diskussion über die Integration von Flüchtlingen die journalistische Arbeit „unendlich wichtig“. Es reiche nicht, dass die Frage, wie viele Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden sollen, von Politikern diskutiert werde, sagte der Landesbischof. „Eine tragfähige politische Regelung werde erst dann möglich, wenn sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger mit ihr beschäftigen.“ Die Medien zeigten Argumente und Emotionen. Sie müssten auch über Ängste berichten, seien aber „keine Lautsprecher für menschenfeindliche Einstellungen“. Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler bezeichnete Angriffe auf Asylbewerber als „Angriffe auf das gesamte Gemeinwesen“. Sie hielt die Laudatio auf die Gewinner des Medienpreises der Landeskirche und betonte darin, „wir alle tragen Verantwortung für eine Sprache, in der die Unantastbarkeit der Würde aller Menschen zum Ausdruck kommt“. Die Preise, die mit insgesamt 9.500 Euro dotiert sind, erhielten fünf journalistische Beiträge. In der Kategorie „Tageszeitungen“ gewann Gabriela Keller (taz) den Preis für ihren Beitrag „Angst drinnen, Angst draußen“. Sie habe einen klugen differenziert-feinsinnigen Artikel geschrieben, bescheinigte Breit-Keßler der Preisträgerin. Sie beschreibt ein Hotel am Bautzener Stausee, in dem 150 Asylbewerber leben, und den Widerstand dort gegen die Flüchtlinge. Das „Main-Echo“ habe mit einer 16-teiligen Serie gezeigt, wie wichtig es sei, „dass in der Region für die Menschen geworben wird, die zu uns kommen und uns brauchen, damit die ängstlichen Deutschen sich nicht ausgeliefert fühlen“, so die Oberkirchenrätin. In der Kategorie „Magazine“ wurden Anna Kemper und Judith Scholter (Zeit-Geschichte) ausgezeichnet. Sie brachten eine Familie aus Ostpreußen, die 1944 fliehen musste, und eine Flüchtlingsfamilie von heute aus Afghanistan ins Gespräch. Sie erinnerten daran, dass diejenigen, Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 3 KIRCHE & KOMMUNIKATION INFORMATIONEN 06/2015 die für Abschottung und gegen Überfremdung plädierten, „die Zukunft unserer Heimat gefährden“, sagte Breit-Keßler. Einen Sonderpreis des Evangelischen Presseverbands für Bayern (EPV) in Höhe von 1.000 Euro erhielten Karin Stawski und ihr Team vom „Stern“ für ihre Foto- und Textcollage „Ich denke immer an dich“. Darin werde gezeigt, wie überlebensnotwendig Handys für Flüchtlinge sind. Ein weiterer, ebenfalls mit 1.000 Euro dotierter Sonderpreis, gestiftet von der Regionalbischöfin BreitKeßler, ging an Anna Aridzanjan (neon) für ihren Text „Weltküche“, in dem durch Rezepte zum Nachkochen Flüchtlingsbiografien verdeutlicht werden. In ihren Dankesworten machten die Preisträger deutlich, wie sehr Not und Elend der Flüchtlinge sie über den professionellen Blick hinaus auch persönlich berührten. Der Medienempfang fand im Rahmen des „Medienkonzils“ (siehe Bericht) statt, das die Landeskirche und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bis Freitag in Nürnberg veranstalten. Es war Teil des Veranstaltungsprogramms zum Themenjahr „Bild und Bibel“ im Rahmen der Reformationsdekade 2017, in dem in Nürnberg auch auf die Rolle der Medien seit der Reformation hingewiesen wird. „Die Kirche hätte die Power“ - Theologin Haberer fordert christliche Grundsätze besser in die Diskussion über digitale Medien einzubringen (k&kom). Die Kirche muss dagegen ankämpfen, dass die Selbstbestimmung des Menschen durch digitale Technik bedroht ist. Davon ist die Professorin für christliche Publizistik an der FriedrichAlexander-Universität Erlangen, Johanna Haberer, überzeugt. In einem Gespräch warnte die Theologin davor, dass Privatsphäre, Bewegungs- und Meinungsfreiheit heute „mit einer Nonchalance zur Disposition gestellt werden“. Die neuen Technologien, die so große Partizipationsmöglichkeiten eröffneten, hätten zunächst beim Einzelnen den Traum ausgelöst, mit gestalten zu können. „Da hat sich inzwischen eine Ernüchterung breit gemacht, denn genauso wie wir mit gestalten können, können die Starken auch kontrollieren“, sagte Haberer. Deshalb brauche es hier demokratische, zivilisatorische Regeln. Dazu müsse sich der Einzelne und dazu müssten verschiedene gesellschaftliche Gruppen wie die Kirchen im Schulterschluss den „Staat unter Druck setzen“, sagte Haberer mit Blick auf das „Medienkonzil“ der evangelischen bayerischen Landeskirche in Nürnberg. Die Publizistikprofessorin warnte davor, das Thema Überwachung auszusparen. Mit den USA bestehe inzwischen eine Art „technisches Kolonisierungsverhältnis“. „Die sitzen auf den zentralen Servern, die die Kontrolle übernehmen und das ist politisch nicht handelbar, wenn nicht vollkommene Transparenz herrscht.“ Kirchliche Milieus hätten laut Haberer aber die Veränderungen der Gesellschaft durch die digitale Technik noch nicht wahrgenommen. In den Kirchen gebe es nur wenige Aktivisten in den neuen sozialen Netzwerken. Die meisten seien dagegen technikdistanziert und „nehmen noch nicht wahr, dass die kulturelle Veränderung spirituelle, soziale, psychologische und religiöse Folgen hat“. Haberer kritisierte die Folgen der Speichertechniken. Jeder habe ein Recht auf Resozialisierung, sagte sie. „Früher konnte man neu anfangen, aber was ist, wenn ich zehn Jahre lang mit lachenden Familienbildern auf Facebook präsent war und das ist jetzt weg?“ Es sei aber doch „zutiefst christlich, dass man neu anfangen darf“. Aus einem „Selbstoptimierungsprozess“ im Netz - wenn Menschen ihre täglich gelaufenen Schritte speichern oder dem Arbeitgeber Daten über ihren Schlaf zur Verfügung stellen - könnte allmählich 4 Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 06/2015 INFORMATIONEN KIRCHE & KOMMUNIKATION eine Entsolidarisierung der Gesellschaft entstehen, befürchtet Haberer. „Wir Theologen müssen unser Menschenbild und das, was den Menschen wohltut, entgegenhalten.“ „Die Kirche hätte die Power, bewusstseinsbildend zu wirken“, ist die Theologin überzeugt. Von ihr könne ein „Schub“ für politische Initiativen mit ausgehen. Im Bereich der Bildung könnten die Kirchen in ihren Einrichtungen vorangehen und Impulse setzen. Ein Masterplan, wie Religionslehrer digitale Technologien und ihre Folgen für Kindheit und Jugend behandeln, könnte ein Thema des am Donnerstag beginnenden Medienkonzils zum Themenjahr des Reformationsjubiläums „Bild und Bibel“ sein, so Haberer. Mit dem Internet Bedürfnisse der Menschen erkennen - Oberkirchenrat kündigt Weiterentwicklung von kirchlichem Engagement im Netz (k&kom). Eine Weiterentwicklung der Internetstrategie der Landeskirche ab Herbst hat Oberkirchenrat Detlev Bierbaum bei der fünften Internettagung seiner Kirche in Nürnberg angekündigt. Bierbaum, der in der Kirchenleitung für die Arbeitsbereiche Diakonie, Schule, Bildung, Seelsorge und Medien zuständig ist, sagte, das Internet lehre, wie entscheidend es sei, „vom Nutzer her zu denken“. „Das fällt uns in der Kirche nicht leicht.“ Sehr am Herz liege ihm das Thema Internet und Rechtsextremismus, sagte der Oberkirchenrat. „Wir müssen überlegen, was wir hier ganz aktiv tun können.“ Bei den Themen Datenzugriff, Sucht oder Mobbing sei „ein kritischer Blick notwendig“. Die Kirche habe sich vorgenommen, die medienethische Kompetenz der Jugendlichen zu stärken, das sei nicht im erwarteten Maß nachgefragt worden. Nur wer daran interessiert ist, was Menschen wirklich interessiere, kann Menschen auch erreichen, erklärte der Social-Media-Experte Mirko Lange. Bedürfnisse entstünden aus dem Gefühl eines Mangels. Welche Interessen Menschen haben, „kann man beispielsweise an den GoogleSuchanfragen ablesen.“ Der Blogger und Autor stellte dar, wie Unternehmen heute mit informierenden, beratenden und unterhaltenden Inhalten versuchten, ihre Zielgruppen anzusprechen und von ihrem Angebot zu überzeugen. „Schreiende“ Werbung funktioniere immer weniger, so der PR-Experte: „Wir tun alles, um Verkündigungen auszublenden“, so Lange. „Die Evolution hat dafür gesorgt, dass wir irrelevante Dinge ausblenden, um die wichtigen Dinge wahrnehmen zu können.“ Langes Bilanz: „Bei manchen Unternehmen führt die Beschäftigung mit dem Perspektivwechsel in Richtung Kunde oder Nutzer zum Ergebnis: Mit unserem Produkt stimmt etwas nicht. In irgendeiner Form muss eine Reformation stattfinden“. Auch der Kirche täte ein Perspektivenwechsel gut, stellten die Teilnehmer des Internettags fest, die der Frage nachgingen, wie die christliche Botschaft auf zeitgemäße Weise unters Volk gebracht werden könnte. Die Einrichtungen und ihre Mitarbeiter dächten zu wenig von den wahren Bedürfnissen der Menschen her, hieß es. Das spiegele sich in ihren Internetauftritten und in vielen anderen Bereichen ihrer Kommunikation wider. In Workshops beschäftigten sich die Internetmacher unter anderem mit „Crossmedia“, also multimedialen Techniken, die das Internet bietet, oder mit Fallbeispielen: Katharina Sydow von der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt stellte vor, wie das Reformationsjubiläum 2017 schon jetzt das Online- und Social-Media-Konzept der Luthergedenkstätten bestimmt. Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 5 KIRCHE & KOMMUNIKATION INFORMATIONEN 06/2015 Kritik an Klischees in Kirchenberichterstattung (k&kom). Der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat eine teils oberflächliche Berichterstattung über kirchliche Themen in den Medien kritisiert. Er sehe einerseits ein besonderes Interesse an religiösen Themen, beklage aber andererseits „manche Klischees, die in den Medien sind“, sagte Feige am 6. Mai beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig. Auch befremde ihn die gelegentlich zu hörende Argumentation, dass Kirche in den Medien weniger vorkommen sollte, da etwa in Ostdeutschland inzwischen 80 Prozent der Menschen konfessionslos seien, sagte der Ökumene-Bischof in einer Diskussionsrunde zum Thema „Glaube in den Medien. Aufmerksamkeit und Wertevermittlung“. „Wir wollen kritisch betrachtet werden, aber auch ehrlich und fair“, mahnte Feige. Kirche selbst solle sich dabei auch mehr als „Anwalt für Fragen“ verstehen, etwa bei der Sinnsuche von Menschen. Der sächsische Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer zeigte sich auf dem Medienkongress insgesamt dagegen zufrieden mit der Darstellung kirchlicher Inhalte in den Medien. Das Thema Religion sei wieder interessant geworden, es gebe einen „atmosphärischen Wandel“ im Vergleich zu vor einigen Jahren. Bauer, der einer von vier Kandidaten für die Ende Mai anstehende Wahl eines neuen sächsischen Landesbischofs ist, sieht etwa für den MDR sowohl die kritische Auseinandersetzung mit Kirche, als auch die Vermittlung religiöser Inhalte und Werte als gut erfüllt an. Auch der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen konstatierte für seinen Sender eine große Vielfalt kirchlicher Inhalte, von Gottesdienst-Übertragungen und der Vermittlung von Werten bis hin zu fiktionalen Programmen wie „Herzensbrecher“. Jan Dieckmann vom NDR machte für den öffentlich-rechtlichen Bereich weniger Konflikte zwischen Kirchenredaktionen und anderen Redaktionen als noch vor einigen Jahren aus. Beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland diskutierten 200 Referenten und etwa 1.000 Teilnehmer über das Thema „Neue Balance“ in der Medienlandschaft. Veranstalter des Kongresses waren unter anderem die Landesmedienanstalten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie der MDR und die Stadt Leipzig. Selbstgefährdung von Kindern nimmt im Internet zu (k&kom). Kinder als Internet-Nutzer müssen Experten zufolge bei ihren Online-Aktivitäten stärker geschützt werden. Hintergrund ist der rasant wachsende Anteil sehr junger Internet-Nutzer. „Ein Drittel aller Dreijährigen in Deutschland nutzt mittlerweile Smartphone-Apps, 90 Prozent der 12bis 13-Jährigen ist regelmäßig online“, sagte die rheinland-pfälzische Jugendstaatssekretärin Margit Gottstein (Grüne) in Berlin bei der Vorstellung des neuen Jahresberichtes von „Jugendschutz.net“. Die Organisation ist an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden und kontrolliert das Internet regelmäßig auf Jugendschutzverstöße. Demnach ist 2014 deutlich geworden, dass sich zunehmend junge Kinder im Internet auch mit selbstgefährdenden Inhalten beschäftigen. So seien in sozialen Netzwerken etwa schon Neunjährige zu selbstzerstörerischen Verhalten animiert worden. Dazu zählten etwa Mutproben wie das Schlucken von Backpulver-Essig-Mischungen, das Anbrennen von Körperteilen oder Hungerwettbewerbe, die Magersucht verherrlichen, wie aus dem Jugendschutz.net-Bericht hervorgeht. Auch Suizidankündigungen seien vermehrt auf Plattformen gefunden worden, die von Kindern und Jugendlichen stark genutzt werden, sagte der KJM-VorsitzendeSiegfried Schneider. Insgesamt stellte „jugendschutz.net“ im vergangenen Jahr bei rund 30.000 überprüften OnlineAngeboten 7.934 Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen fest. Davon fanden sich 17 Prozent auf Seiten deutscher Internetunternehmen, 2013 waren es 18 Prozent. Die häufigsten 6 Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 06/2015 INFORMATIONEN KIRCHE & KOMMUNIKATION Verstoßkategorien waren mit 31 Prozent der Fälle Pornografie, 26 Prozent betrafen politischen Extremismus und 23 Prozent Missbrauchsdarstellungen von Kindern. Rund 13 Prozent bezogen sich auf jugendgefährdende und drei Prozent auf entwicklungsbeeinträchtigende Angebote, hieß es weiter. Fernsehen und Hörfunk bleiben für Jugendliche wichtig Radio laut Studien Nummer eins unter den Audioangeboten (k&kom). Trotz der wachsenden Bedeutung des Internets spielen für Jugendliche Fernsehen und Hörfunk weiter eine wichtige Rolle. Das Radio sei für die heute 12- bis 29-Jährigen unter allen verfügbaren Audioangeboten nach wie vor die Nummer eins, berichtete das Fachmagazin „Media Perspektiven“ (Ausgabe 4/2015) unter Berufung auf verschiedene Studien zur Mediennutzung. Beim Fernsehen sei die tägliche Reichweite in dieser Altersgruppe zwar seit Jahren rückläufig, zugleich schauten die jungen Menschen aber länger fern als früher. Das Radio erreiche täglich rund 70 Prozent der jungen Menschen, die Verweildauer liege bei 189 Minuten, hieß es. Die meisten Nutzer konzentrierten sich auf durchschnittlich knapp fünf Programme („Relevant Set“), vor allem Pop- und Jugendsender. UKW sei nach wie vor der wichtigste Verbreitungsweg. Der wichtigste Nutzungsweg für das Fernsehen bleibt den Erhebungen zufolge trotz aller digitalen Veränderungsprozesse der TV-Empfänger. Von der gesamten Bewegtbildnutzung entfielen rund 85 Prozent auf klassische Fernsehinhalte. Knapp die Hälfte der 12- bis 29-Jährigen nutzt das Medium an einem durchschnittlichen Wochentag. Die Verweildauer liegt bei 252 Minuten. Auch beim Fernsehen bestimmt ein deutlich ausgeprägtes Relevant Set die Programmnutzung. Zugleich sei das Internet als permanenter Zugang zur Massen- und Individualkommunikation für Jugendliche aus dem Alltag kaum wegzudenken, hieß es. Bei der Frage, auf welches Medium sie am wenigsten verzichten könnten, liege das Internet für junge Menschen in allen Umfragen auf dem ersten Platz. Fast alle 14- bis 19-Jährigen seien online. Den größten Anteil an der Onlinenutzung hat laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos bei der jungen Generation die Kommunikation (54 Prozent), gefolgt von Information (38 Prozent) und Filmen (acht Prozent). Diese Multioptionalität („all in one“) sei einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren des Internets. Wichtigster Zugangsweg ins Internet war für die 14- bis 29-Jährigen im vergangenen Jahr erstmals das Smartphone (81 Prozent). Die Autoren verwiesen auf die zunehmende Schwierigkeit, die Nutzung von Fernsehinhalten zu erfassen. Viele junge Befragte bezeichneten die Fernsehnutzung über Mediatheken nicht mehr als Fernsehen, sondern als Videonutzung im Internet. Damit werde die mediale Trennung zwischen Fernsehen und Internet immer unschärfer. Für die Untersuchung werteten die Autoren sowohl Daten aus der regelmäßigen Nutzungsforschung (unter anderem der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung und der MediaAnalyse Radio) aus als auch Ergebnisse unterschiedlicher Studien wie der Langzeitstudie Massenkommunikation, der ARD-ZDF-Onlinestudie und der JIM-Studie Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 7 KIRCHE & KOMMUNIKATION INFORMATIONEN 06/2015 KURZMELDUNGEN Die Kirchenapp der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erhält das Siegel der Initiative „Deutschland - Land der Ideen“. Damit gehört die Smartphone-App, die eine Umkreissuche von offenen Kirchen und Gottesdiensten in Deutschland ermöglicht, zu den 100 „ausgezeichneten Orten“ in diesem Jahr, wie die gemeinsame Initiative aus Politik und Wirtschaft in Berlin mitteilte. Die Auszeichnung wird am 5. November in Berlin verliehen. „Deutschland Land der Ideen“ wurde 2005 von der Bundesregierung und dem Bundesverband der Deutschen Industrie gegründet. Die undotierte Ehrung ging in diesem Jahr an Projekte, die für digitale Innovationen stehen. Eine Handy-App für Ministranten hat das Erzbischöfliche Jugendamt München und Freising entwickelt. Sie biete den 22.000 Messdienern des Erzbistums Nachrichten, Informationen zu Veranstaltungen, Bildergalerien und eine Kontaktmöglichkeit zum Referat für Ministrantenarbeit, teilte die Erzdiözese mit. Mit dem Feature „Liturgie“ können Ministranten außerdem ihr Wissen über die Abläufe in verschiedenen Gottesdienstformen auffrischen. Die App „Ministrieren“ ist kostenlos und für alle gängigen Smartphone-Betriebssysteme verfügbar. Die Zahl der in Deutschland verschickten SMS- Kurznachrichten ist, wie der Digtalverband Bitkom mitteilt, das zweite Jahr in Folge deutlich gesunken - von 37,9 Milliarden im Jahr 2013 auf 22,5 Milliarden im Jahr 2014. Hauptgrund für diesen Rückgang dürfte der zunehmende Gebrauch von Smartphones sein, mit denen die Nutzer über internetbasierte Dienste Nachrichten und Daten verschicken können. 8 Bei der Mediennutzung von Zwei- bis Fünfjährigen spielen einer Studie des Medienpädogogischen Forschungsverband Südwest zufolge das Fernsehen und Bilderbücher eine zentrale Rolle. Fast die Hälfte dieser Altersgruppe sieht jeden oder fast jeden Tag fern, 43 Prozent beschäftigen sich (fast) täglich mit einem Buch.Während für die Mehrheit der Zwei- bis Dreijährigen Bücher unverzichtbar seien, sei für die Vierund Fünfjährigen das Fernsehen das wichtigste Medium. Die Landesanstalt für Medien NordrheinWestfalen (LfM) gibt Tipps gegen Mobbing per Facebook oder WhatsApp. Auf der Internetseite www.handysektor.de geht es um den Umgang mit Beleidigungen oder Bedrohungen, die oft in Gruppenchats verborgen bleiben und für Außenstehende nicht einsehbar sind, wie die LfM mitteilte. Ein eigenes Erklärvideo mache deutlich, wie wichtig es sei, sich Hilfe und Ansprechpartner wie Eltern, Lehrer und Freunde zu suchen. Die evangelische Welterbekirche St. Michaelis in Hildesheim kann in einem virtuellen 3D-Rundgang im Internet besucht werden. Besucher können per Mausklick die doppelchörige romanische Basilika erkunden und sich durch Kirche und Krypta bewegen. Interaktive Elemente erlauben Übergänge zwischen den einzelnen Standorten. Zudem könnten weiterführende Text- und Audioinformationen zu den Inschriften, der Architektur und der Ausstattung der Kirche abgerufen werden. Der 3D-Rundgang, der von den Akademien der Wissenschaften in Göttingen und Mainz entwickelt wurde, kann unter: http://www.inschriften.net/hildesheim/rund gang.html aufgerufen werden. Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 06/2015 KOMMUNIKATION INFORMATIONEN KIRCHE & Computer-Jubiläum Irgend jemand, der es wissen muss, hat gesagt „Mit dem Computer geht alles schneller, es dauert nur etwas länger“. Dem kann kaum widersprochen werden, jedenfalls was den PC, den Personal Computer und seine Entwicklung angeht. Er wurde 1975 in den USA eingeführt Das wäre ein Grund zum Feiern. Er kam als „kit“, was so viel heißt wie als Werkzeug. Es war der EMITS Altair 8800, nachgeahmt durch IMSAI 8080, den Fachleute daher als einen ersten Clon bezeichnen. Das war vor vierzig Jahren. Die Geschichte des Computers im Massenmarkt der elektronischen Geräte begann 1977 mit der Einführung des Microcomputers. Um 1980 war die Bevölkerung Amerikas so groß geworden, dass die Auswertung einer Volkszählung mit traditionellen Mitteln über sieben Jahre gedauert hätte. Der Computer bewährte sich erstmals im Großeinsatz. Während man für die frühesten Apparate turnhallengroße Räume benötigte, schaffen heute Kleinstcomputer im Smartphone mehr Anwendungen mit einer weit größeren Arbeitskapazität. Man kann sie mühelos tragen oder in Geräte und Fahrzeuge aller Art einbauen. Selbst kleine Kinder hantieren damit wie mit einem Spielzeug. Als der Technische Direktor einer deutschen Rundfunkanstalt den ersten Text-Computer anschaffte, jubelten die Damen in seinem Vorzimmer, denn der Chef wollte die Briefe und Anweisungen selbst eingeben. Aber dann kam der Jammer, weil die kinderleichte Korrektur den Futuristen zum wachsenden Leichtsinn verleitete und er mit seinem Text niemals fertig wurde. Es ging schnell, dauerte aber etwas länger. Zwar weiß man nicht genau, wie viele Schreibmaschinen seit ihrer Erfindung verkauft wurden, doch sagt die Statistik, im Jahr 2011 seien weltweit rund 365 Millionen Computer abgesetzt worden. Eine große Zahl in einer kleinen Zeit. Dabei ist bemerkenswert, dass im Jahr 2013 rund 45,5 Prozent der Käufer in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren beim Computerkauf vor allem auf eine lange Garantiezeit Wert legten. Das ist angesichts der rasanten technischen Entwicklung und dem bekannten Käuferehrgeiz ein Paradox. Mode und langes Leben schließen sich aus. Jetzt hat der Computer seinen vierzigsten Geburtstag. Er wird aber nirgends gefeiert. Vielleicht ist er volljährig, aber noch zu jung für ein großes Jubiläum. Vierzig Jahre ist kein aufregendes Alter. Der ewige Dreißigjährige Krieg dauerte nicht so lang. Zwanzig Seiten eines Buches sind schnell gelesen. Ein zehnjähriger Wein kann köstlich sein. Computer sind eben digital im Verfahren und virtuell im Ergebnis, was sich zeitlich schwer fassen läßt. Woher das Wort „computer“ kommt, ist nicht ganz klar. Es erschien erstmals am 2. Mai 1892 in einer Kleinanzeige der US-Marine in der New York Times mit dem Titel „A Computer Wanted“ (Ein Rechenspezialist gesucht). Seinen Ursprung hat es im Lateinischen „computare“, dem Zusammenzählen des Gewinns durch den Geldgeizling. Da sind wir schon etwas weiter, denn wir meinen damit den Datenverarbeiter mit einem Rechner als Gehirn. Die Menschen haben mit dem Computer die Welt verändert. Kühne Prognosen besagen, bald werden die Computer den Menschen überholen und sich selbst erfinden. Dann haben wir vielleicht mehr Zeit zum Feiern. Das dürfte ruhig etwas länger dauern. Gerhard Bogner Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 9 KIRCHE & KOMMUNIKATION INFORMATIONEN 06/2015 TERMINVORSCHAU Juni 2014 1– 2. Juni Große Transformation und ihre Kommunikation : Ein Change-Prozess im Schatten der Medien Tagung der Evangelische Akademie Berlin 3. – 7. Juni Deutscher Evangelischer Kirchentag in Stuttgart 9. – 11. Juni Medienforum NRW www.medienforum.de 11. Juni Medienethische Tagung zum Thema „Das/Im Internet Erzählen” www.netzwerk-medienethik.de DIVSI Convention 2015 - Jugendkongress zur Zukunft der digitalen Welt in Hamburg www.yournet2015.de 21.- 23. Juni Tutzinger Radiotage 2015 Tagung der Akademie für Politische Bildung Tutzing 24. – 26. Juni Ökumenische Medientage in Berlin www.veb-medien.de 30. Juni – 1. Juli Lokalrundfunktage in Nürnberg www.lokalrundfunktage.de 10 Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 06/2015 RADIO-PROGRAMM JUNI KIRCHE & KOMMUNIKATION Radiotipps Montag, 1. Juni 21.05 Bayern 2 Theo.Logik – Über Gott und die Welt. (jeden Montag) Donnerstag, 4. Juni (Fronleichnam) 08.05 Bayern 2 Katholische Welt. Kunst öffnet Augen. Dichtung, Malerei, Musik und Psychotherapie. Von Lorenz Wachinger „Kunst öffnet Augen“ - wirklich? Es passiert, dass du ein Foto siehst, einen Film, ein Gemälde und berührt weiterlebst. Du liest oder hörst ein paar Verse und kannst sie lange nicht vergessen. Du betrittst einen gotischen Dom und wirst still, wie wenn innen etwas weiter, größer würde. Etwas anderes, wenn auch Winziges, hat deinen Alltag unterbrochen, wie wenn du besser hörtest oder sähest. Noch mehr: was da passiert, hat mit Heilung zu tun, - nicht mit der Behandlung eines Knochenbruchs, aber mit Ruhigwerden, Zu-sich-kommen, ein Ziel sehen. Bibliotherapie, Musiktherapie, therapeutisches Malen werden längst genutzt. Aber wie geht es, dass ein Kunstwerk den Blick weitet? Nicht jedem schnellen Blick öffnet sich ein Gemälde, die Augen sind oft gierig, wollen zugreifen, festhalten wie ein Foto. Doch viele kennen es, wie ein Bild, eine Figur die Augen aufschlägt, als ob es dich anschaute und dich anredete. Oder wie die Ohren eine Musik neu hören. Oder ein Gedicht auf einmal einen anderen Sinn ergibt. Liegt es an der „guten Form“ - und was ist das - eines Gemäldes, eines Lieds, eines Gedichts? 10.05 Bayern 1 Katholische Morgenfeier an Fronleichnam. Prof. Ludwig Mödl, München 18.05 Bayern 2 Bayern 2 extra. Klug werden - aber wie? Eindrücke vom 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart Ein gutes Leben ist ein kluges Leben - schon, aber welcher Weg führt dahin? Und was heißt kluge Politik? Darüber spricht Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Zeitforscher Hartmut Rosa zum Auftakt des diesjährigen Kirchentags, der unter dem biblischen Motto steht „Damit wir klug werden…“. 100 000 Dauerteilnehmer werden erwartet, dazu viele tausend Tagesteilnehmer, die meisten schlafen in Massenunterkünften in Schulen. Ausnahmezustand in Stuttgart - es wird gefeiert, gesungen, diskutiert und nachgedacht, 2500 Veranstaltungen verzeichnet das Kirchentagsprogramm. Wie immer geht es um die Begegnung zwischen Politikern und Kirchenleuten, Theologen und Wissenschaftlern, Jung und Alt. Da legt Wolfgang Schäuble genauso die Bibel aus wie Margot Käßmann. Angesichts der Weltlage könnte der Kirchentag wichtige Impulse fürs politische Handeln liefern - diskutiert wird auch über Deutschlands neue Verantwortung in der Welt und was sie mit Friedensdiensten statt Nato-Machtdemonstrationen zu tun haben könnte. Analysiert wird, wie der Islam in der Medienöffentlichkeit dargestellt wird - und was das Bild mit der Realität zu tun hat, mit dabei ist auch Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Und die Frage, mit der sich der Westen schon lange herumschlägt, wird auch diesmal ganz vorne auf der Tagesordnung stehen: Wie viel Ethik verträgt das Geschäft? Darüber sprechen unter anderen Kailash Satyarthi, Kinderrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin und EKDRatsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm. Das Radiothema an Fronleichnam bietet ein buntes Spektrum an Reportagen und Hintergründen zum Evangelischen Kirchentag in Stuttgart. Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 11 KIRCHE & KOMMUNIKATION RADIO-PROGRAMM JUNI 06/2015 Freitag, 5. Juni 15.05 Bayern 2 Schalom. Jüdischer Glaube – Jüdisches Leben (jeden Freitag) Sonntag, 7. Juni 06.05 Bayern 5 B5 am Sonntag: Religion und Kirche (Wh. 20.05 Uhr) (jeden Sonntag) 08.05 Bayern 2 Katholische Welt. Das Maschinengewehr Gottes. Pater Johannes Leppich zum 100. Geburtstag. Von Elke Worg Wo immer er auftrat, war der Skandal schon vorprogrammiert. In den fünfziger Jahren zog der Jesuitenpater Johannes Leppich durch die noch junge Bundesrepublik Deutschland. Ein Mann mit einer Mission: Leppich fühlte sich berufen, der „speckgesichtigen Aufbaugesellschaft“ das „Dynamit“ des Evangeliums nahe zu bringen. Kein leichtes Unterfangen, denn seiner Meinung nach besaßen die modernen Menschen zu wenig „Chromosomen für Christus“. Um sie zu bekehren, griff der schmächtige Jesuit zu drastischen Formulierungen. Er bedrohte und beschimpfte sein Publikum auf das Übelste. Den Menschen gefiel das. Sie kamen in Scharen, um den eifernden Prediger zu hören. In seinen besten Zeiten versammelte Leppich an die 50 000 Menschen um sich. Selbst den konservativen Kirchenoberen war der Pater suspekt. Mehrmals wurde er aus dem Verkehr gezogen. Dabei war Leppich, der Sohn eines oberschlesischen Gefängniswärters, eher durch Zufall zum Orden gekommen. Dadurch blieb er vom Dienst bei der Wehrmacht verschont. Nach dem Krieg gründete Leppich die Christliche Arbeiterjugend und organisierte Hilfsaktionen im großen Stil. Die Spenden dazu trieb er mit ungewöhnlich aggressiven Mitteln ein, die allerdings ziemlich erfolgreich waren. Nach seinen Auftritten wurden ihm waggonweise Geld- und Sachspenden bis hin zu Motorrädern zur Verfügung gestellt. Daraus entstand die „action 365“, eine missionarisch und sozial engagierte Laienbewegung. 08.30 Bayern 2 Evangelische Perspektiven. „Damit wir klug werden“ - Rundgang über den 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart. Von Matthias Morgenroth Kirchentag - das heißt: Freies Wort und lautes Phantasieren für eine bessere Welt - gemeinsam mit Politikern, Theologen, Philosophen, Aktivisten, gemeinsam mit Jung und Alt. Der diesjährige Kirchentag fällt in eine Zeit, die von einer beunruhigenden Weltlage bestimmt ist: „Die Welt ist aus den Fugen“ unter diesem Motto diskutieren Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan, Bishop Nick Baines und Außenminister Frank-Walter Steinmeier über die aktuelle Weltlage. Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht über die Arbeitswelt von morgen angesichts der Digitalisierung - und unzählige Aktivisten für Frieden, Menschenrechte und alternatives, nachhaltiges Wirtschaften erzählen und stellen sich der Diskussion. Mehr als 100 000 Leute sind in Stuttgart fünf Tage lang dabei, beim 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag, der unter dem biblischen Motto steht „Damit wir klug werden“. 10.00 Bayern 1 12 Schlussgottesdienst vom 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Live von der Bühne auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart. Predigt: Pastorin Nora Steen Liturgie: Landesbischof Frank Otfried July Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 06/2015 RADIO-PROGRAMM JUNI KIRCHE & KOMMUNIKATION Sonntag, 14. Juni 08.05 Bayern 2 Katholische Welt. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Vom Beten auf den Gipfeln. Von Andreas Pehl Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt (Psalm 121). Nicht nur in der Bibel übt die Bergwelt eine besondere Faszination auf die Menschen aus. Seit Urzeiten empfinden wir sie als spirituelle, heilige Orte, als Schnittpunkte zwischen Himmel und Erde, an denen Gott mit den Menschen in Kontakt kommen kann. Ideale Orte des Gebets und der Andacht also. Jedes Jahr verlassen daher viele Kirchgemeinden schon ab Mai ihre Gotteshäuser und machen sich auf den Weg hinauf auf die verschiedenen Gipfel im Voralpenland. Verschwitzt lauschen sie der durch den Wind kaum verständlichen Predigt des Pfarrers und stimmen voller Innbrunst und lauter als jemals in der Kirche zur Blasmusik die „Schubertmesse“ an. Die Auswahl der Gipfel könnte kaum verschiedener sein: vom Wallberg über dem Tegernsee, der bequem mit der Gondel erreicht werden kann bis hin zum über 2600m hohen Gipfel der Alpspitze bei Garmisch, für dessen ausgesetzte Anstiege ein Klettersteigset eigentlich Pflicht ist. Berggottesdienste liegen im Trend. Doch was ist das Besondere an den luftigen Messfeiern? Sind sie mehr als ein Event, ein touristisches Extra für die Urlaubsregion? Auf jeden Fall, meint Helmut Betz, Referent für Kirche und Sport der Erzdiözese München und Freising. Berggottesdienste sind für ihn ein idealer Ort der Seelsorge - in Gesprächen beim Aufstieg, beim Gottesdienst selbst und natürlich danach, beim gemeinsamen Hüttenbesuch, der zur Bergmesse gehört wie das Amen in der Kirche. Andreas Pehl hat sich auf den Gipfeln umgehört. 08.30 Bayern 2 Evangelische Perspektiven. In der Vielfalt eins? Ökumenische Zukunftsvisionen. Von Antje Dechert Die Reformation vor 500 Jahren brachte das Ende der Einheit in allen Lebensbereichen - so bringt es der renommierte Historiker und Lutherbiograph Heinz Schilling auf den Punkt. Seither ist die Welt immer plural geworden - und auch der Himmel aufgeteilt - mit zahllosen Auswirkungen fürs säkulare und politische Leben. Wenn 2017 die 500-Jahr-Feier der Reformation begangen wird, dann wird es in Europa das erste Mal in der Geschichte unter demokratischen Verhältnissen sein - und das erste Mal in ökumenischer Perspektive. In Übergröße steht daher die Frage im Raum: Wohin soll sie denn führen, die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen? Was ist das Ziel der Ökumene? Für die evangelische Seite ist immer noch das Leitbild „versöhnte Verschiedenheit“ wichtig. Sprich: Sich anerkennen als Kirchen und gemeinsam zu den Sakramenten laden, um dann endlich glaubwürdig gemeinsam tätig werden können. Vielfalt wird seitens des Protestantismus nicht als Bedrohung empfunden, sondern als Plus. Für die katholische Seite ist es allerdings anders, das zeigt die aktuelle Diskussion. Für sie ist Vielfalt per se defizitär, eine Ökumene ohne institutionelle Einheit ein faules Ziel. Wohin also soll der Weg der Ökumene gehen? Dafür werden in den kommenden Jahren mit den vielen geplanten evangelisch-katholischen Begegnungen zum Reformationsgedenken wichtige Weichen gestellt werden. 10.05 Bayern 1 Evangelische Morgenfeier. Prof. Johanna Haberer, Erlangen 10.35 Bayern 1 Katholische Morgenfeier. Pfarrer Stefan Mai, Gerolzhofen Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 13 KIRCHE & KOMMUNIKATION RADIO-PROGRAMM JUNI 06/2015 Sonntag, 21. Juni 08.05 Bayern 2 Katholische Welt. Psychoanalyse und Religion. Die Narzissmustheorien als Herausforderung für den Glauben. Von Inka Kübel Religion beruht auf Illusion - so die These der frühen Psychoanalyse. Sie ist eine Antwort auf die frühkindliche Hilflosigkeit des Menschen, dessen Reifungsaufgabe darin besteht, sich aus dieser und anderen Abhängigkeiten zu befreien, Wissen zu mehren und Illusionen abzubauen. Diese Auffassung Sigmund Freuds war der Theologie lange ein Dorn im Auge. Modelle und Erkenntnisse der Psychoanalyse lehnte sie ab. In der Nachfolge Freuds wurde die Psychoanalyse aber in einer Weise weiterentwickelt, die es erleichtert hat, ihre Erkenntnisse ins religiöse Welt- und Menschenbild zu integrieren. Einige Theologen sehen hier eine gute Möglichkeit, den aufklärerischen Aspekt der Psychoanalyse mit der Weiterentwicklung und einem besseren Verständnis religiöser Auffassungen zu verbinden. Vor allem die modernen Narzissmus-Theorien haben diesen Weg bereitet. Sie handeln von der frühesten Lebensphase jedes Menschen und betonen - mehr als Freud das getan hat - die Bedeutung von Beziehung. Psychoanalytische Religionskritik steht hier auf verändertem Fundament, wird aber unterschiedlich ausgelegt. Manche Analytiker befürchten eine Vereinnahmung durch die Theologie und eine Schwächung der aufklärerischen Kraft der Psychoanalyse, andere betonen den therapeutischen Wert von Religiosität. Auf jeden Fall haben sich hier Perspektiven aufgetan, die einen Dialog zwischen Psychoanalyse und Theologie in neuer Weise ermöglichen. 08.30 Bayern 2 Evangelische Perspektiven. Waffen für den Frieden. Christliche Friedensethik zur Kriegsethik verkehrt? Von Michael Hollenbach „Krieg darf nach Gottes Willen nicht sei.“ Das verkündete der Ökumenische Rat der Kirchen 1948. Eine Lehre aus dem Ersten Weltkrieg, als die Kirchen die Panzer segneten und mit Halleluja in den Kampf zogen und aus dem Zweiten Weltkrieg, als man in den Kirchen zum Kriegsgeschehen bestenfalls schwieg. Und heute? Eigentlich hatten sich die beiden großen Kirchen von der Lehre vom gerechten Krieg verabschiedet. Die Zielrichtung hieß: „Für gerechten Frieden sorgen“. Gegenwärtig aber klingt die christliche Position anders: Katholische wie evangelische Bischöfe sprechen sich für deutsche Waffenexporte in Kriegsgebiete wie den Irak aus. Der liberale Ratsvorsitzende der EKD, der bayerische Landesbischof, Heinrich Bedford-Strohm, plädiert für Militäreinsätze im Irak. Angesichts der brutalen Gewalt des „Islamischen Staats“ werden Pazifistinnen wie Margot Käßmann als naiv abgekanzelt und geraten in die Minderheit. Neue Konfliktherde fordern die Friedensethik weiter heraus: Jemen, Nigeria, Somalia. Ind en Evangelischen Perspektiven fragt Michael Hollenbach: Wohin entwickelt sich die christliche Friedensethik? Zur Kriegsethik? Frieden schaffen ohne Waffen oder kirchlicher Segen für den Krieg gegen den islamistischen Terror? 10.05 Bayern 1 Evangelische Morgenfeier. Pfarrer Werner Küstenmacher, Gröbenzell 10.35 Bayern 1 Katholische Morgenfeier. Pfarrer Gerhard Kögel, Augsburg Sonntag, 28. Juni 08.05 Bayern 2 Katholische Welt. „Monsignora“- Hermine Speier: Eine deutsche Jüdin im Vatikan. Von Antje Dechert Sie ist eine der ersten weiblichen Angestellten im Vatikan überhaupt, sie ist Deutsche und sie ist Jüdin: Hermine Speier (1898–1989), eine promovierte Archäologin aus Frankfurt am Main. Nach dem Studium in Heidelberg, wo sie mit dem Kreis um den Lyriker Stefan George in Berührung kommt, geht sie 1928 14 Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 06/2015 RADIO-PROGRAMM JUNI KIRCHE & KOMMUNIKATION nach Rom ans Deutsche Archäologische Institut. 1934 verliert sie dort aufgrund der nationalsozialistischen Rassengesetze ihre Stelle. Noch im selben Jahr tritt sie ihren Dienst als „Fotothekarin“ in den Vatikanischen Museen an. Ihr Verbleib im Vatikan ist mehrmals bedroht, wie Archivdokumente belegen. Vor allem dem als antisemitisch bekannten und mit dem Mussolini-Regime sympathisierenden Kurienkardinal Nicola Canali ist Speiers Posten im Vatikan ein Dorn im Auge. Doch Hermine Speier genießt den Schutz der Päpste. Als 1943 die Wehrmacht Rom besetzt, kann sie sich in einem römischen Nonnenkloster verstecken. Und auch nach dem Krieg bleibt Hermine Speier als Archäologin im Dienst der Päpste. Zusammen mit der Speier-Biographin Gudrun Sailer begibt sich die Katholische Welt in Rom auf die Spuren dieser bemerkenswerten Frau. 08.30 Bayern 2 Evangelische Perspektiven. Erzteufel oder erste Demokraten? Der Bauernkrieg im Spiegel der Zeit. Von Diana Steinbauer Am 21. August 1524 griff Martin Luther in Weimar zur Feder, um die Stadt Mühlhausen in Thüringen zu warnen. Sie sollten sich vorsehen vor dem „falschen geyst und propheten, der in schaffs kleydern daher gehet und ist inwendig eyn reyssender wolff.“ Doch Luthers Warnung kam zu spät, Thomas Müntzer, der radikalere Vertreter der Reformation, war bereits in Mühlhausen eingetroffen. Kurz darauf sollte er zu einer der führenden Gestalten des Deutschen Bauernkriegs werden. In Württemberg, Oberschwaben, Franken, Thüringen, im Rheinland, in Tirol und sogar in Salzburg erhoben sich die Menschen gegen die Obrigkeit. Luthers 95 Thesen und seine Worte von der „Freiheit eines Christenmenschen“ verstanden sie als Aufruf, eine gerechtere Gesellschaftsordnung durchzusetzen – auch mit Waffen. Bis 1526 wurden die Aufstände in allen Gegenden des Reiches blutig niedergeschlagen. Doch der Mythos blieb. Die Revolutionäre von 1848 gedachten der Aufständischen als Vorreiter der Demokratie. Die Nationalsozialisten verachteten Müntzer und die Bauern als Revoluzzer. Das marxistische Geschichtsbild der DDR pries sie als „frühbürgerliche Revolutionäre“ gegen die feudalen und kapitalistischen Kräfte. Und heute? Diana Steinbauer war in Thüringen unterwegs und hat mit Künstlern und Historikern über die Bauernkriege im Spiegel der Zeit gesprochen. 10.05 Bayern 1 Evangelische Morgenfeier. Pfarrer Hans-Jürgen Luibl, Erlangen 10.35 Bayern 1 Katholische Morgenfeier. Schwester Aurelia Spendel, Augsburg Fernsehtipps Mittwoch, 3. Juni 19.00 BR stationen.Magazin Donnerstag, 4. Juni 10.00 BR Katholischer Gottesdienst an Fronleichnam. Übertragung aus Kloster Speinshart. Zelebrant: Abt Hermann Josef Kugler OPraem. Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 15 KIRCHE & KOMMUNIKATION FERNSEH-PROGRAMM JUNI 12.00 BR Zeit und Ewigkeit. „Wunder-volle“ Gedanken am See Gennesaret von Abt Hermann Josef Kugler OPraem 10.40 ARDalpha Anschi, Karl-Heinz & Co. Ein himmlisches Magazin 06/2015 Sonntag, 7. Juni 09.00 Sat. 1 So gesehen - Talk am Sonntag (jeden Sonntag) 10.00 ZDF Schlussgottesdienst vom 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Übertragung Open Air vom Canstatter Wasen mit Pastor Arnd Schomerus 10.45 ARDalpha Anschi, Karl-Heinz & Co. Ein himmlisches Magazin (jeden Sonntag) 17.30 ARD Gott und die Welt. Wir sind so frei ... Beobachtungen auf dem Kirchentag. Film von Werner Trefz und Joachim Auch Mebhrit Ismail, 23 Jahre, hat schon schreckliche Dinge erlebt: Bürgerkrieg, Diktatur, Foltergefängnisse. Margarete Mühlbauer, knapp 60 Jahre alt, genießt ein Leben in Frieden und Freiheit. Die eine ist aus Eritrea geflohen und wohnt jetzt als Asylbewerberin in Oldenburg. Die andere ist Diakonissin und seit Jahr und Tag Altenpflegerin in Schwäbisch Hall. Zwei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten und die doch manches verbindet: Beide bekennen sich zum christlichen Glauben, beide kommen nach Stuttgart zum Evangelischen Kirchentag. Die eine wird mit einer Gruppe von Flüchtlingen an dem KulturProjekt „Lebendige Bibliothek“ teilnehmen. Dabei können sich Kirchentagsbesucher wie in einer Bücherei ein Buch einen Flüchtling ausleihen und kennenlernen. Die andere wird auf dem Podium über Wege aus dem Notstand bei der Altenpflege diskutieren. Zwei Welten, die zusammenkommen können? Der Film begleitet die beiden Protagonistinnen bei ihren Projekten - und auch bei anderen Veranstaltungen des Kirchentages: Was ist ihnen wichtig, was ist vertraut oder bleibt fremd? Zwei ganz verschiedene Sichten auf eine Großveranstaltung, beide relevant für Kirche und Gesellschaft: Wie gehen wir mit Flüchtlingen um, wie mit alten Menschen? Welche Perspektiven entwickeln wir, wie wollen wir in Zukunft leben? Mittwoch 10. Juni 19.00 BR stationen.Dokumentation. Nach dem Abgrund einfach weiter. Der erstaunliche Lebensmut der Constanze F. Constanze F. zieht eine schwarze Tasche aus dem Regal. Sie enthält den zersplitterten Laptop von Jörg ihrem Ehemann. „So sieht ein Laptop aus, der mit hundert Stundenkilometern auf einen Lastwagen geprallt ist“. Jörg und ihre drei Kinder sind tot. Constanze verlor sie bei einem Autounfall, den nur sie selbst wie durch ein Wunder überlebte. Vor dem Unfall drehte sich für die liebende Ehefrau und Mutter alles um ihre Familie. Von einem Moment auf den anderen aber steht sie vor dem Nichts - und wagt dennoch, mit zunächst winzigen und mühseligen Schritten, ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben. 16 Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 06/2015 FERNSEH-PROGRAMM JUNI KIRCHE & KOMMUNIKATION In dem Film „Nach dem Abgrund einfach weiter - Der erstaunliche Lebensmut der Constanze F.“ erzählen die jungen Filmemacherinnen Annika Franke und Linda-Schiwa Klinkhammer die Geschichte einer außergewöhnlichen Trauerarbeit. Die ersten zwei Jahre nach dem Unfall filmen sie Constanze bei ihren Schritten in ein neues Leben. Ihrem Schicksal stellt sich Constanze mit bemerkenswerter Offenheit. Beruflich wie privat orientiert sie sich völlig neu. Sie möchte einen anderen Beruf erlernen und Träume verwirklichen, die sie sich bislang nicht vorstellen konnte. Constanzes ergreifende Geschichte zeugt von menschlicher Größe und von einem unerschütterlichen Vertrauen in Gott und den Sinn des Lebens. Freitag, 12. Juni 12.00 ZDF Schöne digitale Welt - die Zukunft unseres Lebens. Diskussionsveranstaltung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel vom 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart Sonntag, 14. Juni 09.30 ZDF Katholischer Gottesdienst. Übertragung aus der Pfarrkirche St. Lorenz in Erfurt mit Pfarrer Marcellus Klaus 17.30 ARD Gott und die Welt. Der Imam und die Knackis. Film von Ilyas Mec Am Anfang ist so mancher Häftling irritiert: Ist der kumpelhafte Typ, der stets für einen Scherz zu haben ist, am Ende doch einer von ihnen, also ein Knastbruder? Spätestens, wenn dieser aber abends aus dem Gefängnis heraus spaziert, wird auch dem Neuankömmling klar, dass es sich bei Mustafa Cimsit um den Imam handelt, der aus beruflichen Gründen im Knast ist. Seit drei Jahren arbeitet Mustafa Cimsit im Gefängnis in Frankfurt-Preungesheim als Seelsorger für die muslimischen Gefangenen. Es sind die Gestrandeten der Gesellschaft, die Kriminellen, die Radikalen, um die sich der 42-jährige Islamwissenschaftler kümmert. Seine lockere Art hilft ihm, leichter Zugang zu den Häftlingen zu bekommen. So war das auch bei Hasan K.: Als der 25-jährige schüchterne Mann wegen schweren Raubes ins Gefängnis kam, kümmerten sich die Salafisten um ihn und boten ihm in dieser schwierigen Situation Hilfe an. Hasan fand bei den salafistischen Gefangenen Anerkennung und eine Art Ersatzfamilie. „Die Salafisten sind nun mal auch im Gefängnis diejenigen, die ihre Werte und Ideologie am entschiedensten präsentieren“, sagt Cimsit. Das beeindrucke gerade Neuankömmlinge. Die seien dann für die Extremisten leichte Beute. Das habe oft schon dazu geführt, dass einige als Kleinganoven ins Gefängnis kamen und es als religiöse Extremisten wieder verlassen hätten. Das will der Imam verhindern: Mit fast schon missionarischem Eifer kümmert sich Cimsit um die muslimischen Gefangenen. Der Imam hält im Gefängnis jede Woche das Freitagsgebet, bietet Gesprächskreise an, ist Ansprechpartner und Ratgeber vor allem, aber nicht nur in religiösen Belangen. Mittwoch, 17. Juni 19.00 BR stationen.Magazin. Samstag, 20. Juni 22.10 BR Der heiße Monat - Ramadan in Bayern Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 17 KIRCHE & KOMMUNIKATION FERNSEH-PROGRAMM JUNI 06/2015 Acht Muslime aus Bayern gewähren dem Filmemacher Dirk Schäfer Einblicke in das traditionelle Fasten während des islamischen Fastenmonats Ramadan. Darunter der Postbote Zafer aus Lenggries, der Schuhmacher Hisen aus Regensburg, der Museumswärter Hasan aus Nürnberg und die Zahnarztassistentin Zübeyde aus Freising. Auch die 13-jährige Afaf, Tochter von Kriegsflüchtlingen aus Syrien, will in ihrer neuen Heimat im Tölzer Land fasten. Doch in Deutschland braucht die Sonne fast 18 Stunden, um unterzugehen. Erst danach darf das Fasten gebrochen werden. Filmautor Dirk Schäfer verzichtet weitgehend auf Kommentar und lässt stattdessen die Protagonisten zu Wort kommen, die den Zuschauer verschiedene Lebenswelten entdecken lassen. Sonntag, 21. Juni 09.30 ZDF Evangelischer Gottesdienst. Übertragung aus der Evangelischen Pfarrgemeinde Klosterneuburg/Österreich mit Pfarrer Julian Sartorius 17.30 ARD Gott und die Welt. Krieger made in Germany. Simon im Kampf gegen die Ukraine. Film von Brenda Weinel und Matthias Zuber Simon, 23, geboren in Russland, aufgewachsen in Deutschland bei Adoptiveltern. Seit über einem halben Jahr kämpft er an der ostukrainischen Front auf der Seite der russischen Separatisten. Simon sucht Heimat und Anerkennung, die er nach Hauptschulabschluss und mehreren abgebrochenen Lehren in Deutschland nicht fand. „Ich bleibe bis zum Tod“ sagt er kämpferisch und avanciert damit auf Facebook zum Helden, aber die Zweifel nagen an ihm. Simon würde gern nach Deutschland zurückkehren, aber fürchtet, als Mitglied einer terroristischen Vereinigung verhaftet zu werden. Simons Mutter und seine Freunde reagieren auf seine Entscheidung, in den Krieg zu ziehen, mit Verständnislosigkeit und Trauer. Eine Reportage von Brenda Weinel und Matthias Zuber aus dem Kriegsgebiet und Simons Heimatdorf in der Nähe von Frankfurt am Main. Mittwoch, 24. Juni 19.00 BR stationen.Dokumentation. Polizisten in Not. Als Seelsorger bei der bayerischen Polizei Martina war 23 Jahre alt, als sie kurz vor dem Ende ihrer Polizeiausbildung zwei Menschen im Einsatz erschoss. Sie musste den Dienst quittieren, wird Frührentnerin - mit 33 Jahren. Die evangelische Seelsorgerin Hilda Schneider hat sie in ihren dunklen Momenten begleitet. Hilda Schneider hat sich auf die Bewältigung von Traumata spezialisiert. Bei vielen Polizisten haben sich im Laufe der Dienstzeit belastende Bilder angehäuft, von denen sie nicht loslassen können. Peter Gerlach von der Polizei in Ansbach hat im September 2009 einen Amokläufer gestoppt und geriet danach in eine Lebenskrise. Seitdem kämpft er für mehr Offenheit und Nachsorge für Beamte in belastenden Einsätzen. Juliane ist 23 Jahre alt und bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei für Objektschutz, Volksfeste oder Fußball-Hooligans eingeteilt. Als sie Angehörigen zum ersten Mal eine Todesnachricht überbringen muss, ist sie vorbereitet. Denn seit Kurzem ist auch das ein Thema in der Ausbildung und den Gesprächen mit den Seelsorgern. Auch Monsignore Andreas Simbeck kennt die dunklen Seiten der Polizeiarbeit. Seit zehn Jahren arbeitet der katholische Seelsorger bei der bayerischen Polizei. Letztes Jahr musste er elf Polizisten, die sich das Leben nahmen, beerdigen. Er begleitete die Angehörigen und versucht bis heute, die Hintergründe einer solchen Tat zu klären. 18 Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 06/2015 FERNSEH-PROGRAMM JUNI KIRCHE & KOMMUNIKATION Freitag, 26. Juni 13.00 ARDalpha alpha-Forum: Michael Bammessel. Präsident Diakonisches Werk Bayern. Gespräch Sonntag, 28. Juni 09.30 ZDF Katholischer Gottesdienst. Übertragung aus der Gemeinde St. Bartholomäus in Oberglogau/Polenmit Pfarrer Ryszard Kinder und Joachim Kobienia 10.00 BR Evangelischer Gottesdienst. Live aus der Kreuzkirche in Pfaffenhofen an der Ilm. Die Liturgie: Pfarrerin Christiane Murner und Pfarrer Michael Murner; Predigt: Christiane Murner 17.30 ARD Gott und die Welt. Angst vor dem Abseits - Homosexualität im Sport. Film von Lars Ohlinger In Kultur und Politik sorgt Homosexualität kaum mehr für größere Aufmerksamkeit. Im Profisport ist das völlig anders. Ein Coming-Out ist hier eher selten. Zu groß ist die Angst vor Ablehnung, Ansehensund Autoritätsverlust und Problemen mit den Sponsoren. Ex-Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger wollte mit seinem Bekenntnis die öffentliche Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen. Kaum jemand geht im bezahlten Sport offen und locker mit lesbischen oder schwulen Partnerschaften um. Auch Fechterin Imke Duplitzer weiß das nur zu gut. Sie hat ihr lesbisches Leben nie versteckt und kennt auch privat viele homosexuelle Sportler. Duplitzer war Vize-Weltmeisterin, fünfmal bei Olympischen Spielen dabei und trainiert dafür, auch bei der nächsten Olympiade erneut für Deutschland an den Start zu gehen. Sie engagiert sich im „Lesben - und Schwulenverband in Deutschland“. Imke Duplitzer sieht im gesamten Profi-Sport ein Problem im Umgang mit Homosexualität. Sie setzt sich offensiv zum Beispiel mit Auftritten bei Podiumsdiskussionen für mehr Gleichberechtigung ein. Ursula Holl wurde als Tor-Frau mit der deutschen Fußballnationalmannschaft Welt- und Europameisterin. Vor fünf Jahren outete sie sich als erste aktive Spielerin einer deutschen Nationalmannschaft. Als lesbische Vorzeigefrau will sich die einstige Weltklasse-Torhüterin allerdings nicht einspannen lassen. Ursula Holl war seit ihrer Heirat gegenüber den Medien eher zurückhaltend. Dabei wird das Thema bei den Frauen etwas entspannter gesehen. Das mag auch daran liegen, so Ursula Holl, dass der Frauenfußball noch immer finanziell weniger lukrativ ist. Kirche & Kommunikation, Birkerstr. 22, 80636 München, Fon 089/121 72-140, Fax 089/121 72 179, E-Mail: [email protected] 19
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