PFARRBRIEF - St. Gereon

PFARRBRIEF
St. Gereon - St. Michael - St. Alban Köln | www.stgereon.de | 2015
PFARRBRIEF 2015
INHALT
05 EDITORIAL
06 SPIRITUALITÄT
08 Das Leiden aushalten – Betrachtungen
zu einem gotischen Fenster in der oberen
Sakristei Andreas Brocke
10 Sonntags dachte ich an Gott
Norbert Bauer
12 „Ich gehe sonntags in die Messe, weil...“
Antworten auf eine persönliche Frage
Henrike Kirsch /
Gudrun Stracke-Sporbeck
14 Ein großer Tag Norbert Bauer
18 Aus der Quelle leben – Gedanken zum
Sakramentshaus in St. Michael
Andreas Brocke
20 KULTUR
22 Aus dem Tagebuch eines Küsters
Aufzeichnungen des Jubilarküsters
an St. Gereon Peter Josef Oster
(1867 – 1919) Gudrun Stracke-Sporbeck
28 Ein Gefühl von Überwältigung
Interview Norbert Bauer
30 Art & Amen – experimental
lyrics and music über Gott und die Welt
Tom Hammes
32 „Flucht aus dem Todeslager - Camp14“–
unser Karfreitagsfilm
33 Streichquartette von Berg, Ade's und
anderen – Signum Quartett setzt Zeichen
34 LASACT – Die interaktive Licht- und
Soundinstallation Tom Hammes
34 Rückblick – Theaterinstallation TAAT
Norbert Bauer
35 Helfende Hände gesucht
36 Die gotische Sakristei von 1315 – 2015
700 Jahre Gotik an St. Gereon
Gottfried Stracke
40 Die Thebäische Legion und die christlichen Märtyrer im Rheinland
Reinhard Künstler
44 Neues zum Allerheiligengemälde
des ehemaligen Sebastiansaltars
in St. Gereon zu Köln Marion Opitz
48 FAMILIE
50 Familienmesse – Was uns der
Sonntag bedeutet
Michaela Hauser | Hartwich Bruns
51 Liturgie für Kinder und Familie
52 Zeltlager mit unseren Chorkindern
Jürgen von Moock
54 „Familien sind bei uns herzlich
willkommen!“ Pfarrer Brocke im Gespräch mit der Pfarrbriefredaktion
Frank Reintgen
58 Das Beste ist individuell sehr
verschieden. Ein Gespräch mit der
Familientherapeutin Maria Brohl
Norbert Bauer
62 Ein großer Gewinn für das Familienzentrum St. Gereon
Maria Lamaina
64 VERMISCHTES
66 Was macht eigentlich ein Küster?
Franz Jablonski geht in den Ruhestand
Andreas Brocke
68 Interview mit Pfarrer i.R. Klaus
Bußmann, Subsidiar Karl Schiesberg
70 Frische 80 Jahre und viel Lebenserfahrung Tom Hammes
72 Kennen Sie… unseren Seniorenclub?
Andrea Bock
74 Zwischen „Halleluja“ und „Kölle Alaaf“.
Die alt-katholische Gemeinde Christi
Auferstehung in Köln Jürgen Wenge
78 Aktivitäten 2015 in der Gemeinde
St. Gereon
80 Willkommen... Reinhard Künstler
81 Kontaktdaten Gemeinde
82 Impressum
–3–
PFARRBRIEF 2015
EDITORIAL
LIEBE MITGLIEDER
UNSERER GEMEINDE,
wieder halten Sie unseren jährlichen
Pfarrbrief in den Händen, der Ihnen
über das Leben unserer Gemeinde Auskunft geben will. Die Schwerpunkte
unseres gemeindlichen Handelns – Spiritualität, Familie und Kultur – gliedern
dabei dieses Heft.
Was bedeutet uns der Sonntag und der
sonntägliche Messbesuch, dieser Frage
gehen wir in mehreren Artikeln nach.
Wir berichten zudem, wie unsere Kommunionkinder auf das wichtige Fest
der Erstkommunion, aber auch auf das
Leben in unserer Gemeinde, vorbereitet werden.
In die Geschichte der Kirche St. Gereon
schauen wir im Bereich „Kultur“ und
stellen einige wertvolle Ausstattungstücke vor, die uns eindrucksvolle
Zeugnisse des religiösen und kulturellen Lebens an diesem Ort geben.
Zugleich schauen wir in die Gegenwart
und berichten über die vielfältigen Angebote unter dem Titel „Art & Amen“ in
St. Michael.
Unsere Angebote für Familien, Kinder
und Jugendliche prägen die Rubrik
Familie. Unsere Familienmesse und
unsere Aktivitäten im Familienzentrum St. Gereon begegnen Ihnen auf
diesen Seite.
Schließlich werfen wir einen weiteren
Blick in das Gemeindeleben. In Rückblicken, Ausblicken und Berichten über
aktuelle Entwicklungen rund um unsePFARRBRIEF | 2015
re Kirchtürme wird deutlich, wie lebendig und vielfältig das Leben in und um
St. Gereon ist.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der
Lektüre dieses Heftes, welches einen
Ein- und Überblick über unsere Pfarrgemeinde geben will. Den besten Einblick
erhält man aber natürlich nicht beim
Lesen, sondern beim Erleben. Vielleicht
finden Sie ja den einen oder anderen
für Sie interessanten Anknüpfungspunkt. Sie sind herzlich eingeladen
vorbeizuschauen und mitzumachen.
Ihr Pastor
Andreas Brocke
Fotos Wilma Wilms, Köln
–5–
KAPITEL
TITEL ÜBERSCHRIFT
HIER STEHT EINE
ÜBERSCHRIFT
AUTOR
SPIRITUALITÄT
PFARRBRIEF | 2015
SPIRITUALITÄT
SPIRITUALITÄT
DAS LEIDEN AUSHALTEN
DAS LEIDEN AUSHALTEN
DAS LEIDEN AUSHALTEN – Betrachtungen zu
einem gotischen Fenster in der oberen Sakristei
ANDREAS BROCKE
Die gotischen Fenster in der oberen Sakristei um das Jahr 1315 sind sicherlich herausragende Darstellungen
dieser Zeit. Im oberen Bereich finden
sich viele Darstellungen aus dem Leben Jesu. Die Verkündigung, das Weihnachtsgeschehen, die Kreuzigung und
der Auferstandene sind dabei zentrale
Motive. Das Kreuzigungsfenster zeigt
uns die Darstellung des biblischen
Geschehens. Der tote Jesus hängt am
Kreuz, neben dem Kreuz stehen Johannes, der Jünger Jesu, und Maria seine
Mutter. Jesus hat sein Haupt geneigt
und die Augen fast friedlich geschlossen. Gleichzeitig ist jede Spannung
aus seinem Körper gewichen. Tot und
leblos hängt der am Kreuz, auf den die
Menschen doch ihre Hoffnung gesetzt
hatten. Maria steht betrachtend daneben und schaut auf ihren toten Sohn,
die Hände, vielleicht zum Gebet, gefaltet. Johannes blickt ebenfalls zum Gekreuzigten, die Hand eher in einer Abwehrhaltung erhoben. Vielleicht kann
er es nicht fassen, was da geschehen
ist. Beiden, Maria und Johannes, ist die
Trauer und Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben.
Ja, das Bild ist ein leidvolles Bild,
wenn auch die Umrandung mit ihrem
Blatt- und Blumenwerk schon ahnen
lässt, dass diese Szene nicht die Letz–8–
te sein wird. Das Leid wahrzunehmen
und die Fassungslosigkeit, die zur Geschichte vom Leiden, Sterben und
Auferstehen, aber auch zu den Erfahrungen unseres Lebens dazu gehört,
ist wichtig; zeigt sie doch zum einen,
dass der menschgewordene Gottessohn ernst macht mit der Menschwerdung und unser Leben ganz annimmt.
Und zum anderen macht sie deutlich,
dass ich auch in meinem Leiden und
den leidvollen Erfahrungen dieser Welt
meine Hand nach ihm ausstrecken
kann. Aber auch unsere Haltung kann
dieses Wissen verändern: Wenn Jesus
Christus die ganze Realität dieser Welt
annimmt, dann fordert er uns heraus,
genau diese Realität anzunehmen und
anzusehen. Als Nachfolger des Gekreuzigten müssen wir hinschauen und
nicht erschreckt zurück weichen.
Dieses Bild spricht durch seinen
Zusammenhang, in dem es steht, von
Hoffnung: Der Gekreuzigte ist der Auferstandene. Es bleibt nicht beim Leid,
sondern Gottes Liebe ist stärker als der
Tod. Gott ist der, der das Leben in Fülle
will und Leid und Tod überwindet. Dies
kann uns Hoffnung machen. Hoffnung,
dass Gott mein Leid in Leben und Fülle
verwandeln will. Aber auch Hoffnung
und Mut, Leid, Hass und Gewalt, die
uns manchmal – wie Maria und JoPFARRBRIEF | 2015
hannes im Bild – sprachlos machen, in
seinem Namen, nicht hinzunehmen.
Wir können uns im Vertrauen und in
Hoffnung auf den Auferstandenen und
in der Kraft seines lebendigen Geistes
einsetzen, diese Welt lebendiger, lebensfroher und heilvoller zu machen.
Wir können Leid aushalten, da wo es
nicht zu ändern ist, weil wir wissen,
dass Gott am Ende das Leben will.
PFARRBRIEF | 2015
Das Fenster in unserer oberen Sakristei erzählt von Leid und Hoffnung.
Vielleicht macht es uns Mut, Leid nicht
zu verleugnen, zu bagatellisieren oder
davor zu fliehen – sondern die Realität
anzunehmen und sich mit der Kraft
des Lebendigen einzusetzen, dass diese
heilvoller und lebendiger wird.
Foto Photographie Martin Claßen, Köln
–9–
SPIRITUALITÄT
SPIRITUALITÄT
SONNTAGS DACHTE ICH AN GOTT
SONNTAGS DACHTE ICH AN GOTT
SONNTAGS DACHTE ICH AN GOTT
NORBERT BAUER
Der Sonntag verleiht einer Gesellschaft einen gemeinsamen Rhythmus.
Nicht nur deswegen ist es wichtig, diesen Tag weiterhin zu heiligen.
Seit letztem Jahr führe ich nur noch
einen elektronischen Kalender. Lange
habe ich mich dagegen gewehrt. Aber
die Synchronisierung von Terminen auf
Smartphone und Computer erleichtert
oft Terminvereinbarungen. Mein iCal
bietet noch einen weiteren Vorteil:
ich kann die Woche mit dem Sonntag
beginnen lassen. In meinem Papierkalender endete die Woche mit dem
Sonntag und begann mit Montag. Das
entspricht unserem Sprachgebrauch
und unseren Empfindungen: Samstag
und Sonntag bilden das Wochenende.
–10–
Als Christen können wir aber auch anders zählen: „Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala zum Grab
und sah, dass der Stein weggenommen
war“ (Joh 20,23). Diese Erfahrung der
Auferstehung feiern wir am Sonntag.
Die ersten Christen haben selbstverständlich den Sabbat weiterhin als Ruhetag gefeiert, aber auch angefangen,
am Sonntag sich zu versammeln. „Tag
des Herrn“ wurde dieser auch genannt,
eine Bezeichnung, die sich in anderen
Sprachen durchgehalten hat: Domenica im italienischen oder dimanche im
französischen. Erst im Jahre 321 erklärte Konstantin der Große den Sonntag
auch zum öffentlichen Ruhetag.
Mit ‚Wochenende’ verbinden wir
Ruhe und Erholung. Daher ist es verPFARRBRIEF | 2015
ständlich, dass wir den eigentlich ersten Tag der Woche als Teil des Wochenendes empfinden, greift er doch Motive
des jüdischen Sabbats auf: „Und Gott
segnete den siebenten Tag und heiligte
ihn, weil er an ihm ruhte von all seinen Werken.“ (Gen 2,3). Offensichtlich
braucht Gott selbst einen Tag der Rekreation – ein schöner Gedanke. Durch
die Zehn Gebote wurde der Sabbat zur
Pflicht, dadurch aber ebenso zur Chance, denn es war überhaupt nicht selbstverständlich, dass man einen Tag frei
hatte, erst recht nicht die „Sklavinnen
und Sklaven.“ Das Sabbatgebot ist eines der größten Geschenke des jüdischen Gottesvolkes an die Menschheit,
das im Christentum in der Sonntagsruhe verwirklicht wird. Die soziale Revolution bestand auch darin, dass ein
bestimmter Tag in der Woche als Ruhetag bestimmt war. Der Herr ruhte
immer am siebten Tag und nicht mal
am zweiten oder mal am fünften. Damit gewinnt eine Gesellschaft einen
gemeinsamen Rhythmus.
Heute steht dieser selbstverständliche Ruhetag unter Druck. Die Diskussionen um „verkaufsoffene Sonntage“
zeigen das. Nicht nur Kirchen und Gewerkschaften setzen sich weiter für
den Sonntag als freien Tag ein. Auch
Psychologen warnen vor einem Verlust der Sonntagsruhe. Familien und
Freundschaften leben von gemeinsamen „Freizeiten“, in denen Verabredungen ohne aufwendige Terminfindungsprozesse möglich sind. Ich kenne
das aus meiner Familie. Mein Bruder ist
PFARRBRIEF | 2015
Postbote und muss samstags meistens
arbeiten. Als Pastoralreferent muss ich
oft sonntags präsent sein. Familienfeiern verlangen da eine komplizierte Vorausplanung.
Der Herr ruhte aber nicht nur am
Sonntag, er „segnete und heiligte ihn“
auch. Ein Gedicht des Schriftstellers
Lutz Seiler, der 2014 den Deutschen
Buchpreis gewann, heißt: „Sonntags
dachte ich an Gott“. Mit dieser Zeile
bringt er eine wichtige Idee des Sonntags auf den Punkt. Der Sonntag ist der
Tag, an dem ich besonders an Gott denken kann. Natürlich kann ich jeden Tag
an Gott denken. Ich kann auch jeden
Tag an meine Frau denken, tue es aber
am Hochzeitstag besonders.
Die Hl. Messe am Sonntag ist die Gelegenheit, in Gemeinschaft an Gott zu
denken und damit den Tag zu segnen
und zu heiligen. Für viele Menschen
ist der sonntägliche Gottesdienst auch
die Stunde, in der sie in der Woche besonders zur Ruhe kommen können.
Nicht zuletzt deswegen ist der Sonntag
schützenswert. Um die Besonderheit
dieses Tages zu unterstreichen, erlaube
ich mir daher manchmal eine gewisse
Spitzfindigkeit. Ich wünsche den Menschen kein „schönes Wochenende“,
sondern: „einen schönen Sonntag.“
Denn ohne Sonntage gibt es bald nur
noch Werktage.
Foto Norbert Bauer
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„ICH GEHE SONNTAGS IN DIE MESSE, WEIL...“
www.mokonova.de
SPIRITUALITÄT
„ICH GEHE SONNTAGS IN DIE MESSE, WEIL...“
Antworten auf eine persönliche Frage
HENRIKE KIRSCH / GUDRUN STRACKE-SPORBECK
Wir wollten wissen: „Was machst du sonntags?“ Was bedeutet der Sonntag
für den Einzelnen? Und ist der Besuch des Gottesdienstes ein wichtiges Element?
Warum binde ich Kirche nicht in mein sonntägliches Leben ein?
»
»
»
»
»
Auch wenn es nicht jeden Sonntag sein kann (da sich die Frage ja
nicht beantworten lässt, ob Gott es lieber hat, wenn man betet oder seinen
anderen Aufgaben nachkommt), würde ich sagen: Ich gehe sonntags in die
Messe, weil das meine meditative Zeit in der Woche ist und weil ich mich
immer freue, wenn wir besonders schöne Lieder zusammen singen.
»
»
»
»
Klar finde ich Eure Kirchen
interessant… wenn’s eine gute
Führung gibt.
Am Sonntag ist mir wichtig, mit der
Familie zusammen zu sein, und ich bin froh,
dass keine Alltagsverpflichtungen den Tag
bestimmen.
»
Ich schätze besonders
das Anteilnehmen aneinander
in Krisenzeiten.
Ich freue mich, die Verbundenheit der Gemeinde
und die positive Nähe der Seelsorger zur Gemeinde zu
erleben.
Gott hat immer für mich Zeit,
und sonntags ich für ihn.
Kirchengemeinden bedeuten mir nichts. Meine ‚Gemeinden‘
sind woanders: Das sind meine Freunde, meine Familie.
„Lange schlafen, frühstücken, rausgehen, aber bestimmt nicht in die
Kirche, das ist mir zu eindimensional!“
Mich berührt an der Sonntagsmesse eins gute Liturgie
und die sehr gute musikalische Begleitung während der
Messe. Ich schätze auch Pfarrer Brockes Herzlichkeit.
Ich gehe nur in die Kirche, wenn mich dort jemand bei sich
haben will, an dem mir liegt… bei Hochzeiten, Taufen und so weiter!
„Was müsste passieren, dass ich gehe? Wenn´s draußen wäre,
vielleicht. Und mit viel Singen.“
–12–
Wenn ich sonntags in St. Michael
oder in St. Gereon bin, mag ich besonders
die Vielfalt der Räume.
12.30 — 12.50 UHR
Mittwoch
Mittag
STILLE — TEXTE — ORGELMUSIK
PFARRBRIEF | 2015
BASILIKA ST. GEREON
GEREONSKLOSTER 2 | 50670 KÖLN
www.stgereon.de
SPIRITUALITÄT
SPIRITUALITÄT
EIN GROSSER TAG
EIN GROSSER TAG
EIN GROSSER TAG
NORBERT BAUER
Die Feier der Erstkommunion ist
für viele ein Tag mit schönen Erinnerungen. Als Pastoralreferent bin ich
in St. Gereon für die Erstkommunionvorbereitung verantwortlich. Nicht
nur wegen eines Lederballs denke ich
gerne an meinen Tag der Erstkommunion zurück. Ich hoffe, dass auch die
Kommunionkinder 2015 Erfahrungen
für ihr Leben sammeln können.
„Es war übrigens ein großer Tag,
an dem meine Mutter mich zum Tisch
des Herrn führte, ausnahmsweise kam
01
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auch mein Vater mit, blieb aber hinten
an der Kirchentür stehen, während wir
Kinder nach vorne gingen, die Jungs in
kleinen schwarzen Anzügen und die
Mädchen in Brautkleidern, mit Kränzen
auf dem Kopf. Nur ich trug weder ein
Brautkleid noch Kranz, sondern eine
Art Schuluniform.... Der Herr braucht
keine Bräute, sagte er (ihr Vater), er
bewirtet jeden, egal was er trägt.“ So
erzählt die Autorin Felicitas Hoppe in
ihrem Roman „Hoppe“ den Weißen
Sonntag ihrer Romanheldin.
Auch ich kann mich noch gut an
meine 1. Hl. Kommunion erinnern. Ich
trug keinen schwarzen Anzug, sondern
einen blauen, und zwar aus Samt. Aber
nur bis zum Nachmittag, da durfte ich
meinen Trainingsanzug und meine
Fußballschuhe anziehen, um endlich
mit dem Lederball spielen zu können,
dem für mich damals wichtigsten Geschenk. Gut in Erinnerung sind mir
aber ebenso die Hl. Messe am Vormittag in der Stiftskirche Kyllburg in der
Eifel und die mit weißen Betttüchern
verhangenen Kirchenbänke. Ich weiß
sogar, dass wir: „Meinem Heiland,
meinem Lehrer“ gesungen haben, ich
aber beim Singen nicht an Jesus dachte, sondern an meine Klassenlehrerin,
für die ich in diesem Moment das Lied
sang. Wenn ich mir die Fotos von meiner Erstkommunion anschaue, kann
ich sehen, dass es für mich und meiPFARRBRIEF | 2015
02
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SPIRITUALITÄT
SPIRITUALITÄT
EIN GROSSER TAG
EIN GROSSER TAG
ne Gäste ein „großer Tag“ war. Ich weiß
aber, dass ich damals nicht genau verstanden hatte, was das eigentlich alles
bedeutet: Leib Christi, Wandlung, Kommunion. Auch heute weiß ich das nicht
genau, obwohl ich Theologie studiert
habe und seit 20 Jahren als Pastoralreferent tätig bin. Als Theologe weiß ich
aber, dass auch die Kirche immer wieder neu um die Bedeutung von Eucharistie ringt und immer wieder andere
Akzentuierungen im Vordergrund stehen: Mal ist es der Gedanke der Mahlgemeinschaft, mal die gegenwärtige
Erinnerung an Jesus, mal ein verwandelter Opfergedanke.
Als Kind stand ich fragend und
staunend vor der Kommunionbank. Es
wurde ein bis heute anhaltendes Suchen nach dem Sinn von der Hl. Kommunion ausgelöst. Wenn ich heute die
Verantwortung für die Erstkommuni-
onvorbereitung in St. Gereon trage, ist
mir dieses Bewusstsein wichtig. Trotz
einer intensiven Vorbereitung werden
die Kinder, wenn sie vierzehn Tage
nach Ostern um den Altar herum stehen, nicht genau verstanden haben,
was da geschieht. Und das ist auch
gut so. Eucharistie ist ein Geheimnis,
das weder Kinder noch Erwachsene
von heute auf morgen verstehen können, sondern das vielmehr lebenslang
neu entdeckt werden muss. Sie werden
aber an diesem Tag eine Ahnung davon
haben, dass die Kommunion mehr ist
als ein Mahl im Freundeskreis, sondern wir die Gegenwart Gottes feiern
und wir deswegen auch von einer heiligen Kommunion sprechen. Ort des
Geschehens der Kommunion ist die
Hl. Messe, die entscheidende Säule der
Kommunionvorbereitung. Durch den
teilnehmenden Vollzug wachsen die
Kinder in das Ritual der Messe hinein,
lernen nach und nach die Gesänge, Gebete und Gesten eines Gottesdienstes,
die dann im Laufe des Lebens immer
wieder neu wachgerufen und entdeckt
werden können.
Ich weiß, Erstkommunionvorbereitung ist eine Ausnahmesituation. Vor
und nach dieser Zeit werden die meisten Kinder und Eltern nicht mehr so regelmäßig Gottesdienst mitfeiern. Aber
die gesammelten Erfahrungen und die
damit verbundenen Erinnerungen können ein Grundstein sein für ein lebenslanges Vertrauen in die Gegenwart Gottes in unserem Leben. Das wusste auch
der Vater des Kommunionkindes in
dem anfangs erwähnten Roman Hoppe, obwohl oder gerade weil er hinten
in der Kirche stehen blieb: “Der Herr
bewirtet jeden, egal was er trägt.“ Das
ist vielleicht die wichtigste Erfahrung,
die die Kinder während der Kommunionvorbereitung und an ihrem Festtag
machen können. Dann wird es auch
für sie ein „großer Tag“.
Fotos 01, 03 Wilma Wilms, Köln
Foto 02 Norbert Bauer
EUCHARISTIE
Eucharistia ist das griechische
Wort für Danksagung. Es ist der
ursprüngliche Name für das bei
der Messe gesprochene Dankgebet. Eucharistiefeier oder Hl.
Messe erinnert an das Leben,
den Tod und die Auferstehung
Jesu.
KOMMUNIONVORBEREITUNG
IN ST. GEREON
Mit dem 1. Advent beginnt die Kommunionvorbereitung. Kinder und
Eltern sind zur sonntäglichen Familienmesse eingeladen. Ab Januar treffen sich die Kinder an acht
Sonntagen nach der Messe im
Pfarrheim. Bei diesen Kommunionkindertreffs beschäftigen sich die
Kinder in Gruppen, die durch Väter
oder Mütter geleitet werden, noch
einmal mit Themen wie „Beten“,
„Taufe“, „Kreuzzeichen“. Die Erfahrung von Vergebung im Sakrament
der Beichte zählt auch zur Kommunionvorbereitung. Zwei Tage verbringen die Kinder gemeinsam beim
Kommunionkinderwochenende.
Hier steht das Leben Jesu im Mittelpunkt.
03
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SPIRITUALITÄT
SPIRITUALITÄT
AUS DER QUELLE LEBEN
AUS DER QUELLE LEBEN
AUS DER QUELLE LEBEN – Gedanken zum
Sakramentshaus in St. Michael
ANDREAS BROCKE
Der Tabernakel in St. Michael fällt
vielen Besuchern durch seine glänzende, gebrochene Oberfläche und das
steil aufragende Pyramidendach auf.
Zwei Künstler haben an diesem Werk
gearbeitet. Zunächst wurde der untere
Teil 1956 vom Kölner Künstler Friedrich
Zehgruber geschaffen und der Tabernakel hatte, wie damals noch üblich,
seinen Ort auf dem Hauptaltar. Mit den
Umgestaltungen der Kirche bekam das
Sakramentshaus eine neue Aufstellung. Ein eigener Sockel wurde hergestellt und der Künstler Sepp Hürten
schuf 1968 das hoch aufragende, neue
Dach. Später, im Jahre 1970 gestaltete
übrigens der gleiche Künstler auch den
Ambo der Kirche. Die neue Fassung
verlieh dem Sakramentshaus eine
neue Dimensionierung und wurde so
der neuen Aufstellung besser gerecht.
Im Gesamtbild der Kirche zeigt sich der
Tabernakel nun als eigenständiger, bedeutsamer Ort im Kirchenraum.
Das Sakramentshaus ist von außen
mit getriebenen Silber und Emailplatten gefasst. Die gebrochenen Oberflächen und das spiegelnde Material
lassen es glänzen und als einen Leuchtpunkt im Kirchenraum erscheinen.
Die Emails, die sich rund herum auf
dem alten Teil des Tabernakels befinden, zeigen in einfacher, ja fast sche–18–
matischer Darstellung Bilder von Erlösung.
Auf der Vorderseite befinden sich
Darstellungen der Krippe und des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube;
auf der Rückseite eine Darstellung der
Geistsendung und das Christuszeichen
in der Gloriole auf einer Wolke im Himmel thronend.
PFARRBRIEF | 2015
So zeigen diese Seiten die beiden
Dimensionen der Person Jesu, der als
wahrer Mensch in der Krippe geboren
wurde und als wahrer Gott im Himmel herrscht. In der Kraft des Heiligen
Geistes geschieht das Wirken Gottes
bis heute in unserer Welt und bewegt
seine Kirche.
Die Seitenflächen zeigen das Lamm
Gottes, aus dessen Seite der Kelch mit
Blut gefüllt wird. Über einem Drachen
die Scheidung von Gut und Böse durch
das Licht Gottes, dargestellt in einem
leuchtenden Strahl. Dieser geht aus
einem Dreieck hervor, dem Symbol des
Dreieinigen, vom Künstler sinnfällig
in Hell- und Dunkelpartien des Emails
dargestellt.
Gott ist der Sieger über das Böse,
der Erlöser und Heiland der Welt – der
Auferstandene, der auch den Tod vernichtet.
So erschließt das Sakramentshaus
von St. Michael durch Ort, Gestaltung
und Motive das Sakrament der Eucharistie in eigener Weise. Als leuchtender,
hoch aufragender Tabernakel zeigt es
die Wichtigkeit des Sakramentes an.
In seinen Motiven erzählt er von der
Gegenwart und dem Wirken des dreiPFARRBRIEF | 2015
einigen Gottes in dieser Welt, der uns
beauftragt, als seine Jünger die Welt
heiler, heilvoller und lebendiger zu machen.
Genau dieses dürfen wir uns als
Gemeinde und Einzelne immer wieder
zusagen lassen. Wenn wir Eucharistie
feiern und den Leib Christi empfangen,
wird Jesus gegenwärtig – gegenwärtig,
nicht nur, um uns einmalig zu begegnen, sondern um uns zu stärken, als
Kinder Gottes in dieser Welt zu leben.
Vielleicht weist die eher einfache Darstellungsweise der Emailtafeln darauf
hin, dass dies gar nicht so schwer und
kompliziert ist, sondern es vor allem
um Vertrauen und Hoffnung geht. Die
Gegenwart Gottes und sein stark machender Geist, der in der Welt weht,
sind uns zugesagt. Aus diesem Geist
und dem Wissen um die Gegenwart
Gottes in unserem Leben können wir
gestärkt leben und die Welt im Namen
Jesu verändern.
Zur Feier dieser Gegenwart Gottes
im Sakrament der Eucharistie sind wir
eingeladen. Aus dieser Feier können
wir leben und uns stärken lassen.
Fotos Reinhard Künstler
–19–
KAPITEL
TITEL ÜBERSCHRIFT
HIER STEHT EINE
ÜBERSCHRIFT
AUTOR
KULTUR
PFARRBRIEF | 2015
KULTUR
AUS DEM TAGEBUCH EINES KÜSTERS
AUS DEM TAGEBUCH EINES KÜSTERS
(Pag.1–3)
Aufzeichnungen des Jubilarküsters an St. Gereon
Peter Josef Oster (1867 – 1919)
GUDRUN STRACKE-SPORBECK
Als im vergangenen Jahr ein historischer Sakristeischrank als Schriftenstand in St. Gereon hergerichtet wurde, fand sich hinter einer Schublade
ein schmales, schwarzes Oktavheft,
in dem – nach Ausweis des Beschriftungsschildchens – der Jubilarküster
Peter Josef Oster in zierlicher deutscher Kurrentschrift Begebenheiten in
der Basilika von 1867 bis 1919 festgehalten hat.
Seine Aufzeichnungen über die Restaurierungen des Kirchenbaus fallen
damit in eine Zeit reger Bautätigkeit in
St. Gereon: die Niederlegung des barocken Hochaltars, Sanierung der Wölbung des Dekagons, die Ausmalung
des gesamten Kircheninnenraums, die
Erneuerung der Treppenanlage zum
Langchor, Verlegung der Eingänge zur
Krypta und schließlich nach
dem Ende des ersten Weltkriegs 1919 der Einbau einer
neuen Heizungsanlage zwischen Taufkapelle und Sakristei. Die damals in drei Metern
Tiefe unter dem Fundament
der Taufkapelle angelegten
Heizungskanäle dienen noch
heute in wesentlichen Teilen
der Beheizung des Kirchenraums.
Peter Josef Oster protokollierte die Ereignisse jener
Tage in lebendiger Unmittelbarkeit und bereichert
unsere
Kenntnisse
der
Baugeschichte des 19. Jahrhunderts von St. Gereon in
besonders anschaulicher
Weise:
01
–22–
PFARRBRIEF | 2015
„Im Jahre 1867 vor dem Feste des hl. Christoforis wurde Herr Pfarrer
Gröbbels als Pfarrer von St. Gereon eingeführt. Ein halbes Jahr nach derselben begann die Restauration. Zuerst wurde der aus der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts stammende Aufbau des Hochaltares niedergelegt.
Derselbe stand in der Mitte der Treppe 9 Stufen hoch über dem Boden
der Kirche. Es war ein Altar in demselben Stiele, wie in den Seitenkapellen, nur in größerem Maßstabe. Beim Abbrechen des vorgenannten
Altares fand man eingemauert die alte Mensa aus dem elften Jahrhundert. Ebenfalls fand man in der Ummauerung Teile des alten romanischgotischen Lettners. Einzelne Teile desselben sind noch vorhanden am
Nordturm-Eingang, an den beiden kleinen Säulchen, die beiden Sockel
und Kapetelle, der Schaft derselben ist neu. Beim Wegnehmen der im
Anfang des 17ten Jahrhunderts gelegten Treppenstufen fand man die
aus dem elften Jahrhundert gelegten Stufen wieder vor. Auf dieselben
wurden dann neue Marmorstufen gelegt, sodaß die Unterlage der ursprünglichen Treppe wieder benutzt wurde. Vom Boden der Kirche liefen
9 Stufen von einer Seite zur anderen, dann folgte die Fläche, worauf der
Altar stand und zu dessen beiden Seiten führten dann noch je 12 Stufen
bis zum Chor. Vor dem Altar fand man die auch jetzt vor dem Altar liegenden Mosaikplatten, unter anderem auch jene Platten vor, welche jetzt
neben dem Sterne in der Mitte angebracht sind. Die beiden daneben liegenden sind neu. Außerdem fand man einen Mosaikboden, wie derselbe
in der Krypta, an den beiden Enden der Flächen des Altares zwischen
den Treppen zum Aufgang des Chores; zwar etwas zerstört, doch konnte
man noch mehrere Teile sehr gut erkennen, unter anderem einen Kopf,
worüber der Name Moses stand. Der alte Altar wurde also wieder hergestellt, wie derselbe vor dem 17ten Jahrhundert bestanden hatte mit
Benutzung der alten restaurierten Mensa und wurde nun, nachdem man
Tabernakel und Priesterbänke durch Bildhauer Klein hatte anfertigen
lassen als Hochaltar benutzt. (...) Es wurde der Altar als Hochaltar gebraucht jahrelang.
01 Hefteinband des historischen Tagebuchs
02 Eingangsseite mit handschriftlichen Eintragungen des Küsters P.J. Oster
03 Schnitt des Dekagons mit Blick nach Osten in
Chor und Apsis, Taf. II des von August Essenwein herausgegebenen Tafelwerks über die
farbige Ausstattung von St. Gereon, 1891
KULTUR
AUS DEM TAGEBUCH EINES KÜSTERS
(Pag. 6–10)
Herr Pfarrer Gröbbels starb im Jahre 1877 nach dem er 10 Jahre Pfarrer
von St. Gereon war. Jetzt trat als Pfarrverwalter Herr Kaplan Schumacher
an seine Stelle. Ein Pfarrer konnte in Folge des Kulturkampfes nicht angestellt werden. Trotzdem nahm derselbe als Pfarrverwalter die Restauration in die Hände. Herr Pfarrverwalter Schumacher setzte sich mit Herrn
Essenwein, Direktor des germanischen Museums in Nürnberg, einer der
besten Kenner der alten Monumentalbauten in Verbindung und nach dessen Entwürfen wurde dann der Kuppelbau restauriert und bemalt. Zuerst
wurde dann die Kuppel einer sorgfältigen Besichtigung unterworfen da
dieselbe eine große Zahl von Rissen zeigte und ziemlich bedeutende. Nachdem Zimmermeister von Amelen an der obersten Galerie aus ein starkes
Gerüst angebracht hatte, begann die Untersuchung des Gewölbes durch
den Maurermeister Heinrich Mühlens. Jetzt erst konnte man bemerken, wie
notwendig die Restauration des Gewölbes war. Nicht bloß die große Zahl
der Risse am Gewölbe, welche man von unten nicht bemerkte, sondern
ganz besonders waren es die großen Rippen, welche einer Nachsicht sehr
bedurften namentlich eine, die linke mittlere, hatte sich auf 2 Meter Höhe
ganz abgesetzt, so daß in absehbarer Zeit dieselbe herabgestürzt wäre.
Nachdem nun der obere noch feststehende Teil genügend gestützt war,
wurde der lose Teil ausgenommen und an dessen Stelle eine neue Rippe
eingesetzt. Nun ging man an die Ausfüllung der Risse. Dieselben wurden
aber nicht nur von unten ausgeschmiert, wie es leider in der Taufkapelle
geschehen ist, sondern mit Petton oben ausgegoßen, sodaß eine ordentliche Verbindung des ganzen Gewölbes wieder hergestellt wurde. Außerdem
wurde das ganze Gewölbe noch mit einer Decke von Petton übergossen.
Vorher war aber ein neuer Dachstuhl gemacht und mit neuen Bleiplatten
gedeckt und dann ging man an die Bemalung. Merkwürdig war es, daß man
in der Kuppel nicht die Spur von Malerei fand; dieselbe war übertüncht
und mit in Blei gegoßenen großen und kleinen vergoldeten Sternen besetzt.
Da im Laufe der Zeit nun einige der großen Sterne heruntergefallen waren,
hatte man dieselben einfach mit hölzernen ersetzt. Einer derselben ist befestigt auf der Türe im linken Seitenturm. Die großen Rippen der Kuppel
waren in Gold und Blau gehalten. Wo dieselben in der Mitte zusammen
kommen, hängt der Apfel, oder Zwiebel. Dieselbe ist nun kein Schlußstein,
wie man früher angenommen hat, sondern aus starken Eichenbrettchen
zusammengesetzt. Unter demselben eine Wurzel, ebenfalls aus Holz. Nun
wurde, nachdem die Kuppel nachgesehen und zum Malen bereit war auch
die Kapitelle und Säulen nachgesehen, welche noch alle in sehr gutem
Zustande waren und keiner Ausbesserung bedurften. Nun wurde die Kuppel und der obere Teil zur Bemalung in Angriff genommen und in 2 Jahren
fertig gestellt. An der Ausführung hat Herr Kaplan Göbbels aus St. Maria
im Capitol ganz besonderen Anteil genommen, da derselbe alle Köpfe der
Figuren selbst malte. Ganz hervorragenden Anteil an der Ausschmückung
02
–24–
PFARRBRIEF | 2015
KULTUR
AUS DEM TAGEBUCH EINES KÜSTERS
hat bis zur selbständigen Herstellung der Dekorationsmaler Neff. Wie
vorher schon gesagt, fand sich am Gewölbe selbst keine Malerei. Dagegen
fand sich unter der Dekoration, die man Ende des 17ten Jahrhunderts
angebracht auf den großen Säulen eine frühere Bemalung und zwar
roter Grund mit schwarzen Ranken. An der Säule, wo die Ranke zum
Vorschein kam, hat man dieselbe auf einen Meter lang, jetzt in Gold oben
angebracht. Blau und Gold der großen Säulen hat man bei der jetzigen
Bemalung beibehalten und mit Ornamenten bemalt.
Die vorhergefundene Ausschmückung der Kirche, welche nach der
Jahreszahl 1683 auf dem Triumpfbalken in der Mitte des Chorgewölbes
angebracht ist, muß eine großartige gewesen sein, nach den Überresten
welche bis zum Jahre 1883 waren, in dem die heutige Ausmalung begann.
(Pag. 12–14)
In zwei Jahren wurde der obere Teil wie schon vorhin bemerkt, Kuppel und Absis bis unter die Fenster fertig. Inzwischen wurde auch die Altarfrage erwogen und nach einem Plane des Herrn Essenwein ausgebaut.
(...)
Hinter dem vorgenannten Altare befand sich über der Confessio ein
Raum, enthaltend: den gemauerten Altartisch, gefüllt mit Reliquien,
dann ein romanischer Schrein, ein gotischer und ein rot angestrichener,
alle mit Reliquien gefüllt. Vor dem Hochaltare befand sich, wo jetzt der
Stern ist eine Öffnung, sodaß man in den Raum hinabsteigen konnte.
Nachdem der Altar einige Zeit bestanden hatte, entwarf Bildhauer Albermann den jetzigen Plan zum Aufbau. Derselbe stand eine Zeit lang
zur Ansicht, fand die Genehmigung der geistlichen Behörde und man
schritt zur Ausführung. Der ganze Platz wurde mit Teppichen behängt,
sodaß man nichts von der Änderung bemerkte. Einige Wochen ging alles
gut. Da. Eines Tages kommt ein Verbot von der weltlichen Behörde, den
Bau einzustellen. Es war an einem Donnerstage. Man arbeitete weiter.
Freitags kam das zweite Verbot und Samstags das dritte. Da man nun an
der einen Seite bis in die Krypta durchgebrochen hatte, tat man dasselbe
in der Nacht von Freitag zu Samstag auch an der anderen Seite, sodaß
auf beiden Seiten der Durchbruch vollendet war. Da nun Samstags ein
strenges Verbot der Arbeit kam, wurde dieselbe eingestellt. Da man aber
die Sache, so wie sie war nicht liegen lassen konnte, wurde der Durchgang provisorisch in Holz ausgeführt, mit Teppichen belegt und so in Gebrauch genommen. Von Weihnachten bis Ostern blieb das Provisorium,
dann durfte weiter gearbeitet werden und das Ganze wurde nach dem
Plan Albermanns ausgeführt. Die beiden alten Eingänge wurden zugemauert und somit die heutigen Eingänge geschaffen. Dann wurde oben
am Chor der Eingang gemacht und damit das Chor zur Benutzung der
Pfarrangehörigen eingerichtet.“
03
Wie der Blick durch ein Kaleidoskop
vermitteln sich in den Zeilen des Küsters von St. Gereon, die eine lange Zeitspanne von 40 Jahren beschreiben, stetige Veränderungen, Alltagssorgen um
den Erhalt des Kirchenbaus und Fragen
PFARRBRIEF | 2015
der liturgischen Nutzung, die den heutigen verwandt erscheinen.
Fotos Gudrun Stracke-Sporbeck
–27–
KULTUR
KULTUR
EIN GEFÜHL VON ÜBERWÄLTIGUNG
EIN GEFÜHL VON ÜBERWÄLTIGUNG
EIN GEFÜHL VON ÜBERWÄLTIGUNG
INTERVIEW NORBERT BAUER
Die Kölner Pop-Band Locas in Love
hat schon an vielen Orten Konzerte gegeben. Zum Abschluss des ProgrammJahres von Art & Amen spielten sie im
Dezember in St. Michael. Der Sänger
und Gitarrist Björn Sonnenberg erzählt im Pfarrbrief, wie das Konzert
für die Band an diesem außergewöhnlichen Ort war.
Pfarrbrief: Seit Jahren gebt Ihr mit der
„Winter-Gala“ ein besonderes Konzert in
der Adventszeit. Was ist das besondere an
diesem Konzertformat?
Björn Sonnenberg: Die erste dieser Wintergalas war das Konzert zu unserem Album
"Winter" aus dem Jahr 2008, mit dem wir
uns in die Pop-Tradition des saisonalen Albums einreihten und Songs über und für
die kalte Jahreszeit schrieben. In den folgenden Jahren wurde dieses Konzert zum
Brauch: als Jahresabschluss für die Band
und ihre Aktivitäten, den wir aber behandeln, als würden wir unsere Freunde und
Bekannten zu uns nach Hause einladen
und mit Gebäck und Rockmusik einen
schönen Abend verbringen. Für uns sind es
Konzerte, die mit den üblichen Abläufen
von Rockkonzerten (auch unseren eigenen)
brechen. Die an ungewöhnlichen Orten
stattfinden, bei denen wir ein anderes Programm spielen, wo es weniger um das Promoten eines neuen Albums oder Liveprogramms geht, sondern um – so abgegriffen
–28–
es klingen mag – ein kollektives Erlebnis,
ein Zusammenkommen.
Für eure Winter-Gala 2014 habt Ihr Euch
die Kirche St. Michael ausgesucht. Was hat
Euch an diesem Ort gereizt?
Die Schönheit des Ortes, die mächtige Orgel, die Lage mitten in Köln, aber auch die
Vorstellung, sich so weit von den üblichen
Spielstätten für Rockkonzerte zu entfernen. Von kleinen Kneipen bis zu Kinosälen
haben wir nun schon an zahlreichen Orten
gespielt, aber noch nie an einem solchen.
Welche Wirkung hatte Eure Musik, hatten
Eure Lieder in der Kirche?
Unser eigenes Gefühl war und ist immer
noch eines der Überwältigung, eine Art
positiver Schock. Sowohl Rockkonzerte
als auch Gottesdienste haben als eines
ihrer zentralen Elemente das Feiern von
Gemeinschaft und Zusammenkunft, den
kollektiven Genuss der Musik, der Haltung
bzw. des Glaubens, auf den sich die Gäste
mit ihrem Besuch einigen. Und beide haben gewisse Rituale, Liturgien, call-andresponse-Situationen. Je mehr ich darüber
nachdenke, desto ähnlicher scheinen sie
sich, auch im Falle einer säkularen Band
wie uns selbst. Aber natürlich ist eine Kirche eben ein spezieller Raum: ihre Akustik
ist schwer beherrschbar, ihre Architektur
hat etwas Erhabenes und darin auch EinPFARRBRIEF | 2015
schüchterndes. Viele Musikklubs sind fast
schon "Nicht-Orte", wie sie der französische
Philosoph Marc Augé beschreibt (am Beispiel von Flughäfen oder Tankstellen), also
haben eine gewisse Austauschbarkeit und
können deshalb viel leichter jeden Abend
neu beschrieben werden von der Band auf
der Bühne, deren Look, Sound, Licht, Publikum usw. Eine Kirche und besonders eine
so traditionsreiche und prächtige wie St.
Michael enthält tausende von Kubikmetern
eigener Symbolik – die wir unmöglich überschreiben können und auch nicht wollen.
Insofern erlebten wir Momente, in denen
wir wie berauscht waren von der Situation,
aber auch welche großer Bescheidenheit,
in denen uns klar war, dass nicht wir diesen Ort beherrschen, sondern andersrum.
Aber gleichzeitig war da in der Tat auch
ein Gefühl von Entspanntheit, von innerer
Einkehr, von Leichtigkeit und Spaß, wenn
wir und unsere Gäste über etwas lachen
mussten oder als wir gemeinsam sangen
und die Vielzahl von verschiedenen Stimmen und Menschen dann verstärkt durch
den riesigen, hallenden Raum mäanderte
wie ein wundersamer Nebel. Indem wir Gesanghefte im Stile des Gotteslob verteilt
hatten und mit einem Kirchenorganisten
spielten, versuchten wir auch, beide Welten anzunähern, nicht im Sinne von 'einen
Rock-Gottesdienst feiern' aber auch nicht,
ein Konzert so wie es immer ist, einfach an
einen anderen Ort zu verpflanzen, sondern
Elemente aus beiden Sphären zu nehmen,
die wir interessant finden und zu sehen,
was passiert.
Foto Z. Zimmermann/designladen.com
KULTUR
KULTUR
ART & AMEN – EXPERIMENTAL
ART & AMEN – EXPERIMENTAL
ART & AMEN – EXPERIMENTAL
lyrics and music über Gott und die Welt
TOM HAMMES
Unter dieser Headline finden jeden
Sommer Veranstaltungen mit bis zu
200 Besuchern statt. Jeder Abend hat
ein eigenes Thema und ist so gestaltet,
dass man immer wieder neu dazukommen kann. Es gibt viele spannende Begegnungen mit Texten, entspannende
Musik und Begegnungen und Gespräche mit den Menschen, die vom Brüsseler Platz einfach mal in die Kirche gehen, um hier für kurze Zeit – oder auch
länger – zu verweilen.
Am Anfang stand eine Idee: Die Kirche sollte offen sein, wenn viele Menschen am Platz sind. Und der Brüsseler
Platz ist ja zu einem – mittlerweile über
Köln hinaus – Magnet geworden, an
dem sich Leute treffen, austauschen
und miteinander Bier trinken.
Ein Projektteam stellt sich immer
wieder neu der Frage, wie man Liturgie
so gestalten kann, dass der Funke die
Menschen auf dem Platz erreicht. Das
Format muss ganz anders gestaltet
sein als eine Messfeier, das war allen
klar. Seit vier Jahren ist das Team nun
dabei, dieses Veranstaltungsformat
zu etablieren. Vieles hat sich seitdem
entwickelt. Visuelle Impulse haben
inzwischen eine größere Bedeutung
gewonnen. Die Kirche wird nicht nur
mit Strahlern ausgeleuchtet. Ob Kerzenlicht oder Projektion per Beamer an
–30–
PFARRBRIEF | 2015
PFARRBRIEF | 2015
die Decke der Kirche, all das lässt eine
Atmosphäre entstehen, die den Besuchern hilft, ihren Gedanken nachzuhängen und zur Ruhe zu kommen.
Jeweils am letzten Samstag der
Sommermonate öffnet sich das Portal
der Kirche St. Michael gegen 22 Uhr für
Art & Amen – experimental.
„ART & AMEN – EXPERIMENTAL“
AM 30. MAI, 27. JUNI, 25. JULI,
29. AUGUST UND 26. SEPTEMBER
2015
Wir freuen uns über Unterstützung.
Wer Interesse hat in der Projektgruppe mitzuarbeiten, kann gerne Kontakt
aufnehmen mit:
Tom Hammes
Tel. 0176-4562 1125
E-Mail: [email protected]
Fotos Art & Amen
–31–
KULTUR
KULTUR
„FLUCHT AUS DEM TODESLAGER - CAMP14“
STREICHQUARTETTE VON BERG, ADE`S UND ANDEREN
„FLUCHT AUS DEM TODESLAGER - CAMP 14“ –
unser Karfreitagsfilm
Der Film handelt von dem Jungen
Shin Dong-Hyuk, der als Kind zweier
Häftlinge im Gefangenenlager „Camp
14“ in Nordkorea 1982 geboren wird. 23
Jahre lang lebt er in diesem Lager, bis
ihm dann durch Mithilfe eines anderen
Häftlings die Flucht gelingt – als bisher Einziger, der andere stirbt bei der
Flucht.
Aus dem berüchtigten „Todeslager“
Camp 14 wird keiner der 40.000 Inhaftierten je entlassen, anders als in „nor-
malen“ Straf- und Arbeitslagern. Shin
ist im Sinne einer „Sippenhaft“ unvermeidlich dazu „verurteilt“, sein ganzes
Leben hier zu verbringen. Von der Welt
außerhalb der Stacheldrahtzäune hat
er keine Ahnung.
FREITAG, 03. APRIL 2015,
UM 21.00 UHR IN DER KIRCHE
ST. MICHAEL AM BRÜSSELER PLATZ
STREICHQUARTETTE VON BERG, ADE'S UND
ANDEREN – Signum Quartett setzt Zeichen
Dieses packende Programm beinhaltet Höhepunkte und Wegweiser der
Kammermusik des 20. Jahrhunderts,
nicht nur Meisterwerke an und für
sich, sondern Werke, welche die Tonsprache ihrer Zeit weiterentwickelt haben. Alban Berg komponierte sein op.
3 in 1909 als Liebeserklärung an seine
(noch nicht) Ehefrau Helene. Es ist ein
passioniertes, schwelgerisches Stück,
welches gleichzeitig eine ungewohnt
intime Seite des Komponisten offenbart. Die Drei Stücke für Streichquartett schrieb Strawinsky in 1914, kurz
nach dem Le Sacre du Printemps Skandal in Paris. Das zweite Stück „Excentrique“ ist inspiriert von dem Clown
–32–
PFARRBRIEF | 2015
PFARRBRIEF | 2015
Little Tich. Das dritte Streichquartett
(1983) von Alfred Schnittke ist eines
der besten Beispiele für die von ihm so
bezeichnete und entwickelte Polystylistik: Hier verfremdet, bricht und verbindet er Zitate von Orlando di Lasso,
Beethoven und Schostakowitsch. Arcadiana (1994) von dem Briten Thomas
Adès (geb. 1971) ist ein virtuoses Spiel
mit Klängen, Farben und Allusionen.
Foto Pressedienst Signum Quartett
DONNERSTAG, 30. APRIL 2015,
UM 20.00 UHR, EINTRITT 10 €,
ERMÄSSIGT 5 €, ORT: ST. MICHAEL
–33–
KULTUR
KULTUR
LASACT - DIE INTERAKTIVE LICHT - UND SOUNDINSTALLATION | EINE BEGEGNUNG MIT DEM FREMDEN
HELFENDE HÄNDE GESUCHT
LASACT – Die interaktive Licht- und Soundinstallation
TOM HAMMES
Art & Amen eröffnet die Saison
2015 mit einer Lichtinstallation.
Mit Lasertechnik vom Feinsten
kann man als Besucher von PC oder
Smartphone auch Einfluss nehmen
und die Leuchtkraft in Bewegung versetzen. So entstehen verschiedene
Bilder und über Simulation sind diese
immer wieder auch veränderbar, nichts
bleibt wie es ist. www.lasact.btf.de
KÜNSTLER UND MITWIRKENDE:
Alexander Rechberg
David Murmann
Michael König
Adrian Rennertz
Daniel Becker
FREITAG, 01. MAI 2015,
UM 20.00 UHR IN DER KIRCHE
ST. MICHAEL AM BRÜSSELER PLATZ
EINE BEGEGNUNG MIT DEM FREMDEN
NORBERT BAUER
Der Architekt Breg Horemans und
der Theatermacher Gert-Jan Stam hatten sich St. Michael und Art & Amen
für ein ungewöhnliches Projekt ausgesucht. Ein 50 Meter, in 25 Räume aufgeteilter Holzgang konnte von zwei Menschen, die sich vorher nicht kannten, in
einem ca. 15 minütigen Gang erkundet
werden. „Es geht um die Begegnung
mit dem Fremden“ erläuterte Gert-Jan
Stam. Die Kirche war ein idealer Ort
für diese Idee, fand auch bei seiner Visitaion Weihbischof Melzer: denn auch
Gott und Religion offenbaren bei aller
erfahrbarer Gottesnähe immer auch
Momente der Fremdheit. Der Parcours
bot darüber hinaus eine bewegende
Lichterfahrung vom Dunklen ins Helle.
Auch deswegen war die Kirche ein gu–34–
ter Rahmen, ist es doch eine Grundbotschaft des christlichen Glaubens, dass
am Ende das Licht der Auferstehung
heller ist als alle Dunkelheit.
HELFENDE HÄNDE GESUCHT
Bekanntlich erledigen sich die Di ge ja nicht von selbst, Art & Amen
ist immer wieder auf Menschen angewiesen, die sich ehrenamtlich engagieren und in Ihrer freien Zeit
➜ MITDENKEN, wie sich unser Programm gestalten lässt,
✔ Du bist in unserer Programmgruppe willkommen
➜ NETZWERKEN, damit auch alle
mitbekommen, was wir veranstalten
✔ Du bist uns bei Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und den sozialen Medien behilflich
➜ VERNETZEN, zur Durchführung
von Veranstaltungen benötigen wir
Technik, Mischpulte, Lichtinstallationen, Mikrophone und mehr
✔ Du bist in unserem Techniksupport eine gute Unterstützung
➜ ANPACKEN, alles will vorbereitet sein, Stühle aufstellen, Tickets
abreißen, Kabel verlegen, es wird
nie langweilig und während der
Veranstaltung haben die Besucher
auch mal Fragen.
✔ Du kannst uns in der Supportgruppe eine große Hilfe sein
INTERESSE GEWECKT?
HIER KANNST DU MITMACHEN!
KONTAKT:
HALL 02: Gert-Jan Stam (links) und
Breg Horemans auf der Holzinstallation.
Tom Hammes
Telefon 0176-4562 1125
E-Mail: [email protected]
Foto Christian Knieps
PFARRBRIEF | 2015
PFARRBRIEF | 2015
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KULTUR
KULTUR
DIE GOTISCHE SAKRISTEI VON 1315 – 2015
DIE GOTISCHE SAKRISTEI VON 1315 – 2015
DIE GOTISCHE SAKRISTEI VON 1315 – 2015
01 Rekonstruktion der gotischen
Wandfassung
GOTTFRIED STRACKE
02 Elfenbeinfragment vom romanischen Elfenbeinkästchen aus
St. Gereon, 8.–12. Jh.
700 Jahre Gotik an St. Gereon
Nachdem 2013 die Wiederherstellungsarbeiten zur Architektur der ‚alten Sakristei’ soweit abgeschlossen
waren, dass zum Blasiusfest 2014 dort
eine erste Liturgie mit Blasius-Segen
an dem wieder errichteten Altar gefeiert werden konnte, wurden in 2014
vorbereitende Maßnahmen für die
Unterbringung und Aufstellung der
Kunstschätze vorgenommen. Die vorhandenen Gewölbeöffnungen wurden
genutzt, um eine moderne LED-Raumbeleuchtung unauffällig zu platzieren.
Mit dieser, auch dimmbaren künstlichen Beleuchtung wird es möglich sein,
auf unterschiedliche Gegebenheiten
und Szenarien – wie Liturgien, Führungen, Ausstellungen und Konzerte – zu
reagieren.
Die Leuchten sind bei Tageslicht
unsichtbar und beeinflussen nicht die
spektakuläre Lichtstimmung des Raumes, der durch die Glasfenster auf
der Ostseite großzügig durchfenstert
ist. Im Zusammenklang von gotischer
Glasmalerei von 1315 und rekonstruiertem Bodenmosaik dieser Zeit wird
der Raum nun weitgehend wieder
durch den vielteiligen Farbenkanon der
Gotik ausgezeichnet.
Wie sieht es aber mit den anderen
ursprünglichen Farbfassungen des
Raumes aus? Die Rippen und Vorlagen
–36–
haben bis auf die hervorgehobenen
Kapitelle und Schlusssteine ihre Farbigkeit verloren. Seit der Wegnahme
einer technisch grauen Farbschlämme
der Nachkriegszeit zeigen diese feinen
Architekturglieder wieder den Naturton des Steinmateriales: Trachyt. Die
Gewölbesegel haben – analog zur Gestaltung der Taufkapelle – eine blaue
Färbung erhalten und fünfzackige
Goldsterne schmücken dieses Firmament.
Die den gotischen Raum prägenden
Maßwerkwände auf der Süd-, Westund nördlichen Eingangswand zeigen
einen leicht ocker eingefärbten Putzgrund, der sehr fein abgestuft auf die
Trachytgliederung reagiert.
Als große, weitgehend ungefasste
Fläche in steinsichtigem Quadermauerwerk aus Tuff und Trachyt zeigt sich
heute die Wand unter den Fenstern und
den Blendmaßwerken. Dies war jedoch
in gotischer Zeit völlig anders. Obschon
sich nur wenige Reste der ursprünglichen Malerei erhalten haben, können
das Konzept und die Farbtonalität des
Raumes in diesem wichtigen Raumteil
klar rekonstruiert werden. Sowohl im
Eingangsbereich wie auch seitlich des
mittelalterlichen Altares und in den
Profiltiefen an den mittelalterlichen
Vorlagen konnten Malereireste gesiPFARRBRIEF | 2015
01
02
PFARRBRIEF | 2015
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KULTUR
KULTUR
DIE GOTISCHE SAKRISTEI VON 1315 – 2015
DIE GOTISCHE SAKRISTEI VON 1315 – 2015
chert und restauriert werden, die das
Konzept der Farbfassung ganz klar widerspiegeln. Stoffmuster in Braun-Rottönen, diagonal versetzt mit schwarzer
Umrisszeichnung akzentuiert, prägen
die ganze, der gotischen Steinbank zugeordnete Wandzone. Die Stirnseite der
umlaufenden Bank war einheitlich rotbraun gefasst. Das über der Sitzfläche
befindliche Stoffmuster zeigt floral gefüllte Vierpässe in einer feingliedrigen
Gitterstruktur. Zu unterscheiden sind
zwei verschiedene, diagonal versetzte
Schablonenmuster, die einen Stoff bewegten Grund hinter den Sitzen ‚imitieren’. Unter der Raum-umlaufenden
Sohlbank und direkt über der Sitzfläche wird dieses Muster durch je einen
ca. 10 cm breiten Streifen mit lanzettförmigen gelben Blättern und Kugeln
mit schwarzer Rahmung eingefasst.
Die technische Bildrekonstruktion
aus den Fragmenten am Computer
lässt klar werden, wie stofflich warm
gerade dieser Versammlungsraum mit
der umlaufenden Sitzbank verstanden
wurde.
In diese rot dominierte Wandzone
sind im Eingangsjoch in die West- und
Nordwand tiefe Wandschränke, zum
Teil mit alter Holzauskleidung eingefügt. Diese Schränke werden 2014/15
zur Wiederaufnahme der Kunstschätze
und Reliquien aus St. Gereon vorbereitet und restauriert.
03 Blick in die gotische Sakristei von St. Gereon
nach Nordosten. Lithographie von 1872
Dass wir hier an eine alte Tradition
anknüpfen, hat uns die genaue Durchsicht der kleinen Fundstücke aus den
Zwischenräumen der Dielen in dem
östlichen der beiden Schränke der
Nordwand klargemacht. Hier fand sich
im Schutt eine verzierte Beinplatte, die
ohne Zweifel zu einem der ältesten Reliquiare gehört, welches zum Schatz
von St. Gereon zählt!
Dieser seltene Glücksfall macht
eine Restaurierung des Kästchens aus
dem 8./9.–11./12. Jahrhundert möglich. Die Entstehung des großen, ganz
mit reich geschmückten Beinplatten
belegten Reliquienkastens – mit z.T.
kreuzförmig rot akzentuierten Flächen
– wird sehr unterschiedlich zeitlich
eingeordnet.
Jedenfalls belegt der zweifelsfrei
diesem Schrein zugehörige Fund die
Tradition der Aufbewahrung im gotischen Wandschrank der Sakristei. Darüber hinaus kündet die etwa 1000jährige Geschichte dieses bedeutenden
Reliquienbehälters von einer Ortstradition, die zum ältesten überlieferten romanischen Kirchenschatz von
St. Gereon führt.
Foto 01 © Industriedesign Bernhard Dietz
Fotos 02, 03 Gottfried Stracke
03
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PFARRBRIEF | 2015
PFARRBRIEF | 2015
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KULTUR
KULTUR
DIE THEBÄISCHE LEGION UND DIE CHRISTLICHEN MÄRTYRER IM RHEINLAND
DIE THEBÄISCHE LEGION UND DIE CHRISTLICHEN MÄRTYRER IM RHEINLAND
DIE THEBÄISCHE LEGION UND DIE CHRISTLICHEN MÄRTYRER IM RHEINLAND
REINHARD KÜNSTLER
Welcher Besucher von St. Gereon kennt ihn nicht – den Marmorkopf
im Grün vor der Apsis? Der türkische
Künstler Iskender Yediler hat ihn zur
Erinnerung an das Martyrium des Heiligen Gereon geschaffen.
Was aber viele nicht wissen: außer
hier in Köln gibt es im Rheinland noch
in Bonn und Xanten zwei Stätten der
Verehrung von Märtyrern der sog. The-
01
–40–
bäischen Legion der Römer. Wer war
sie, die historisch nicht sicher belegte
Abordnung des Heeres der römischen
Besatzer? Historiker können sich bei
ihren Nachforschungen darüber nur
auf einzelne sehr vage Quellen stützen, die kein eindeutiges Bild der Ereignisse geben. Überlieferungen zufolge stammte die Legion aus Ägypten,
die Stadt Theben war Namensgeberin.
02
PFARRBRIEF | 2015
Fraglich bleibt, ob tatsächlich alle Soldaten Christen gewesen sind. Verbrieft
ist die Entsendung eines Teils der Legion von Kaiser Maximian am Ende des
3. Jahrhunderts nach Gallien. Oberster
Anführer soll Mauritius gewesen sein,
laut neuesten Interpretationen der alten Schriften könnte dieser Name auch
nur eine Ableitung des griechischen
Begriffes („mauros“) für einen schwarzen Menschen gewesen sein.
Ein anderer Truppenteil soll den
Überlieferungen zufolge ins Rheinland
beordert worden sein; hier galt es, einen Aufstand niederzuschlagen. In den
Städten Köln, Bonn und Xanten dann
weigerten sich Soldaten, den Befehlen
ihrer römischen Vorgesetzten Folge zu
leisten, gegen christliche Glaubensbrüder zu kämpfen bzw. heidnischen
Göttern zu huldigen. Weiterhin unklar
bleibt, wie viele Weggefährten zusammen mit den Anführern Gereon (Köln),
Cassius und Florentius (Bonn) und Viktor (Xanten) ums Leben kamen. Die
heute akzeptierten Zahlen weisen hier
318, in Bonn sieben bzw. 12 und in Xanten 330 Soldaten aus.
In Bonn haben Ausgrabungen unter
der heutigen Münsterkirche zwar eine
spätantike Totenkultstätte gefunden,
ob nun die beiden Anführer der Abordnung Cassius und Florentius samt
ihrer Begleiter hier bestattet wurden,
gehört der Phantasie an. Zumindest
findet sich Ende des 7. Jahrhunderts
erstmalig die Erwähnung einer „Basilica ss. Cassii et Florentii“. Als Stadtpatrone Bonns werden die Märtyrer in der
PFARRBRIEF | 2015
03
01 Kopf des hl. Gereon auf dem Gereonsdriesch,
Granit, Iskender Yediler, 2004
02 Die Häupter der hll. Märtyrer Cassius und
Florentius vor dem Bonner Münster, Iskender
Yediler, 2002
03 Schrein der hll. Cassius und Florentius in der
Krypta des Bonner Münsters, Hein Gernot,
1971
Mitte des 13. Jahrhunderts aufgeführt.
In der Krypta der Stadtkirche kann
heute der schlichte, aber doch ergreifende Schrein mit den Überresten der
beiden Legionäre besichtigt werden.
Auf dem Platz vor der Apsis hat der
oben erwähnte Künstler den Märtyrern
ebenfalls ein Marmordenkmal in Gestalt ihrer Köpfe gesetzt.
In Xanten, das seinen Namen seit
dem 9. Jahrhundert dem lateinischen
Ursprung „ad sanctos“ (bei den Heiligen) verdankt, soll es ebenfalls ein
Martyrium von Soldaten eben jener
Thebäischen Legion gegeben haben.
Ob der Befehlshaber Viktor geheißen
hat, ist wie so vieles nicht verbrieft; es
könnte auch eine Überlieferung des
–41–
KULTUR
KULTUR
DIE THEBÄISCHE LEGION UND DIE CHRISTLICHEN MÄRTYRER IM RHEINLAND
DIE THEBÄISCHE LEGION UND DIE CHRISTLICHEN MÄRTYRER IM RHEINLAND
04 Hl. Viktor an der Südfassade der Xantener
Stiftskirche
05 Viktorschrein im Hochaltar des Xantener
Domes, Niederrheinisch, um 1129/1150
06 Sog. Kleiner Viktorschrein (Kreuzfußreliquiar), Niedersachsen, um 1150
05
04
lateinischen Begriffes für „Sieger“ sein.
Ebenso wie in St. Gereon soll die Hl. Helena die erste Kirchengründung über
dem vermeintlichen Gräberfeld der
Märtyrer angelegt haben. Das heutige
Bauwerk weist stolz den Schrein mit
den Gebeinen von St. Viktor im Hochaltar auf. Für die alljährlichen Feierlichkeiten zum Jubiläum des Heiligen im
Oktober wird allerdings ein kleinerer
Schrein des 12. Jahrhunderts bei der
Prozession durch die Straßen getragen, den man im nahegelegenen Museum bestaunen kann. Die sog. Kleine
Viktortracht führt u. a. vorbei an einer
figürlichen Darstellung Viktors an der
Südfassade der Basilika.
Auch wenn sich um das Martyri–42–
um der Heiligen Gereon, Cassius und
Florentius aus Bonn sowie Viktor von
Xanten viele Unklarheiten ranken und
keine Sicherheit bzgl. der tatsächlichen Geschehnisse im 4. Jahrhundert
bestehen kann, tut dies der Verehrung
keinen Abbruch. Ein Besuch der zwei
anderen Märtyrerstätten von Köln aus
lohnt sich immer, um sich sozusagen
ein Gesamtbild dieser Legenden zu verschaffen. Und sehenswert sind die beiden Städte mit ihren schönen Stadtkirchen in jedem Fall.
Foto 01 Maurice Cox Fotografie, Köln
Fotos 02-04 Reinhard Künstler
Fotos 05, 06 Repro
06
PFARRBRIEF | 2015
PFARRBRIEF | 2015
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KULTUR
KULTUR
NEUES ZUM ALLERHEILIGENGEMÄLDE DES EHEMALIGEN SEBASTIANSALTARS IN ST. GEREON ZU KÖLN
NEUES ZUM ALLERHEILIGENGEMÄLDE DES EHEMALIGEN SEBASTIANSALTARS IN ST. GEREON ZU KÖLN
NEUES ZUM ALLERHEILIGENGEMÄLDE
DES EHEMALIGEN SEBASTIANSALTARS
IN ST. GEREON ZU KÖLN
MARION OPITZ
Während der Ausstellung „Köln
in unheiligen Zeiten – die Stadt im
Dreißigjährigen Krieg“, die im vergangenen Jahr im Kölnischen Stadtmuseum zu sehen war, konnte man das
1635 entstandene Allerheiligengemälde (H. 2,44 m x B. 1,40 m), das Johann Hulsman (1610 bis nach 1646)
zugeschrieben wird, aus unmittelbarer
Nähe betrachten. Bei meinen zahlreichen Führungen durch die Ausstellung
beschäftigte mich immer wieder die
Frage nach einem bisher nicht identifizierten Bischof auf diesem Gemälde.
Ursprünglich gehörte das Ölgemälde zum Sebastiansaltar, der in
der ersten westlichen Konche auf der
Nordseite des Dekagons stand. Nur das
Gemälde hat den Zweiten Weltkrieg
überlebt. Der Altaraufbau, der eine
Höhe von circa vier Metern erreichte,
wurde 1942 zerstört. Er bestand aus
schwarzem Marmor, der das Gemälde
einfasste und aus zwei farbigen Marmorsäulen, die das Gemälde seitlich
rahmten. Auf den beiden Säulen ruhte
eine geschweifte Verdachung, an der
das Wappen des Stifters, Alexander
Symonis, angebracht war. Alexander
Symonis, Propst des Stifts St. Kunibert
und Kanoniker an St. Gereon, war auf
01
–44–
PFARRBRIEF | 2015
PFARRBRIEF | 2015
dem zerstörten Sockel unter dem Altargemälde inschriftlich als Stifter erwähnt. Diese Inschrift hielt auch den
Stiftungsgrund des Altares fest: aus
Dankbarkeit, dass man vor den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges
durch die Hilfe der Heiligen verschont
geblieben war.
Ganz oben auf dem abgerundeten
Gemälde thront entrückt die Dreifaltigkeit, umgeben von den himmlischen
Heerscharen. Maria kniet fürbittend
links vor der Trinität auf einer Wolkenbank. Daneben schließen sich Paulus mit dem Schwert und Petrus mit
dem Schlüssel an. Die Mutter Salome,
umgeben von ihren sieben Kindern,
den Makkabäischen Brüdern, sitzt auf
der darunter liegenden Wolkenbank.
Auf der gegenüberliegenden Seite nähern sich die Heiligen Drei Könige mit
Gefolgschaft, gleichfalls auf einer
Wolkenbank. Darunter steht die hl.
Ursula im Kreise ihrer Gefährtinnen.
Spiegelbildlich auf der gegenüberliegenden Seite finden wir den hl. Gereon, Schutzpatron der Kirche, mit der
Thebäischen Legion. Zwischen den beiden Märtyrergruppen schweben, leicht
nach oben versetzt, Engel mit Märtyrerpalmen und Blumen.
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KULTUR
KULTUR
NEUES ZUM ALLERHEILIGENGEMÄLDE DES EHEMALIGEN SEBASTIANSALTARS IN ST. GEREON ZU KÖLN
NEUES ZUM ALLERHEILIGENGEMÄLDE DES EHEMALIGEN SEBASTIANSALTARS IN ST. GEREON ZU KÖLN
Unterhalb der beiden Märtyrergruppen folgt eine im Maßstab vergrößerte Gruppe von Heiligen. Am linken
Bildrand steht der Namensgeber des
Altars, der hl. Sebastian mit den Pfeilen seines Martyriums in der Hand,
gefolgt von heiligen Kölner Bischöfen.
Direkt hinter dem hl. Sebastian identifiziert man durch das Modell seiner
Kirche den hl. Heribert. Rechts neben
dem hl. Sebastian kniet der hl. Kunibert in rotem Pluviale gewandet und
mit Bischofsmütze auf dem Haupt. Zu
seinen Füßen steht ein Modell der Kirche St. Kunibert. Neben ihm erkennt
man den hl. Severin, der mit unbedecktem Haupt auf Kunibert schaut
und das Modell der Kirche St. Severin
in den Händen hält. Es folgt, fast aufrecht stehend, der hl. Anno II. von Köln,
Stifter des Langchores von St. Gereon.
Er weist mit seiner linken Hand auf das
Modell seiner Kirche zu seinen Füßen.
Ehrfurchtsvoll geneigt schaut er die neben ihm stehende hl. Helena, die legendäre Erbauerin der Kirche St. Gereon,
an. Ihr Attribut, ein großes Holzkreuz,
verweist auf ihre legendäre Auffindung
des Kreuzes Christi. Hinter dem hl. Severin und dem hl. Anno, direkt in der
Bildmitte, stehen zwei weitere Personen. Der Rechte der beiden – in zeitgenössischer kurfürstlicher Gewandung
mit weißem Hermelinkragen – gibt
den damals amtierenden Erzbischof
und Kurfürsten Ferdinand von Bayern
wieder. Er stützt sich mit seiner rechten Hand auf einen Degen und lässt
sich so als Glaubensverfechter in der
–46–
Zeit der Religionskriege abbilden. Der
neben ihm stehende Bischof, der bis
heute nicht eindeutig identifiziert werden konnte, hat immer wieder zu Mutmaßungen angeregt. Zuletzt wurde die
These, es handele sich möglicherweise
um einen Zeitgenossen Ferdinands von
Bayern, aufgestellt. Doch bei einer so
zahlreichen Ansammlung heiliger, kölnischer Bischöfe stellt sich die Frage,
wem am ehesten die zentrale Position
in der Mitte zusteht: Mit großer Wahrscheinlichkeit kann es sich nur um
den hl. Maternus, den ersten Bischof
von Köln, handeln. Der hl. Maternus,
Schüler des hl. Petrus, soll durch den
Petrusstab wieder zum Leben erweckt
worden sein. Auf den Petrusstab, der
heute noch in der Kölner Domschatzkammer aufbewahrt wird, bezieht sich
die apostolische Sukzession der Kölner Erzbischöfe und ihr Anspruch auf
Vorrangstellung im Reich. Dieses Glaubensunterpfand wird im Allerheiligengemälde in der Figur des hl. Maternus
personifiziert. Und so schaut nur er,
als Einziger der dargestellten Bischöfe,
den Betrachter unmittelbar an. Auch
die Körperhaltung der beiden zentralen Personen, Ferdinands von Bayern
und des hl. Maternus, muss man näher betrachten. Ferdinand ist leicht
zur Seite geneigt und scheint fast aus
dem hl. Maternus hervorzugehen. Eine
direkte Ableitung und Rückbesinnung
auf den hl. Maternus könnte gemeint
sein. Denn Ferdinand hatte sein Amt
als Erzbischof 1612 von seinem Onkel
Ernst von Bayern übernommen, der
PFARRBRIEF | 2015
01 Altarblatt vom ehemaligen Sebastiansaltar.
Johann Hulsman (zug.) und Johann Toussyn,
Öl auf Leinwand, 1635
02 Hl. Maternus in St. Maria Lyskirchen, Köln.
Skulptur von Jeremias Geisselbrunn,
Mitte 17. Jahrhundert
02
seine Pflichten vernachlässigt hatte.
Ferdinand hingegen trat als strenger
Umsetzer des Tridentinischen Konzils
in Erscheinung. So macht es Sinn,
dass er sich auf das Fundament
des Kölner Bistums rückbesinnt und
auf eine Zeit lange vor der Kirchenspaltung.
Ein weiterer Beleg für die Identifizierung ist die große Übereinstimmung
der Physionomie des hier abgebildeten
Bischofs mit einer Skulptur des hl. Maternus. Die aus der Werkstatt des Jeremias Geisselbrunn stammende Figur
aus dem 17. Jahrhundert befindet sich
noch heute in St. Maria Lyskirchen in
Köln.
PFARRBRIEF | 2015
Der Vollständigkeit halber sei auch
der untere Abschluss des Gemäldes erwähnt. Hier eröffnet sich eine detailreiche Stadtansicht Kölns mit Deutz, dem
Rheintal bis Bonn und dem Siebengebirge, von Norden aus gesehen. Diese
Stadtansicht, ganz in der Tradition der
niederländischen Landschaftsdarstellungen des frühen 16. Jahrhunderts,
schuf der Maler Johann Toussyn (1608
bis nach 1660). Am rechten Bildrand in
den Wolken oberhalb der Vedute hat er
seine Signatur „Joh. Toussijn“ hinterlassen.
Foto 01 © RheinischesBildarchiv, rba_c005641
Foto 02 Gudrun Stracke-Sporbeck
–47–
KAPITEL
TITEL ÜBERSCHRIFT
HIER STEHT EINE
ÜBERSCHRIFT
AUTOR
FAMILIE
PFARRBRIEF | 2015
FAMILIE
FAMILIENMESSE – WAS UNS DER SONNTAG BEDEUTET
FAMILIENMESSE –
LITURGIE FÜR KINDER UND FAMILIE
Was uns der Sonntag
bedeutet
Kinder schätzen Rituale, Symbole und Gemeinschaft. Auch Gottesdienste
leben von und aus diesen Elementen. Jeden Sonntag (außer in den Ferienzeiten) feiern wir in St. Gereon um 10.00 Uhr eine Familienmesse, der vor
allem die Wahrnehmung der Kinder zum Maßstab nimmt.
Einen Gottesdienst mit einem besonderen Blick auf kleinere Kinder bieten
wir in der Krypta von St. Michael.
»
Der Sonntag ist unser Familientag. Alles, was im Alltag zu kurz
kommt, findet jetzt Raum. Miteinander
und füreinander da sein, sich bei Ausflügen als Teil der Schöpfung erfahren,
einfach das tun können – und nicht
müssen – was wir gerade möchten,
das ist Balsam für die Seele. Alle Fünfe
gerade sein lassen, mal nicht funktionieren müssen, das ist Sonntag. Das ist
befreiend. Dieses Frei-sein schenkt uns
der Gott des Alltags. Ihm begegnen wir
in der Eucharistiefeier in der Familienmesse in St. Gereon. Dort spüren wir
neben der Freiheit auch die Ver-antwort-ung: immer auch schauen, ob wir
Antwort geben in Seinem Namen – als
Christen. Sonntag – Kraftquelle für den
Alltag. MICHAELA HAUSER
–50–
»
Vorausgesetzt wir sind
am Wochenende in Köln, dann erlebe
ich es so, dass die Familienmesse (oder
überhaupt die Tradition, am Sonntag in
die Kirche zu gehen) eine gemeinsame
erste Aktion an diesem freien Tag ist
und man dabei liebe Menschen trifft.
Für mich war das Gemeinschaftliche
und Freunde treffen immer schon ein
wichtiger Aspekt. In letzter Zeit hat
diese Tradition den Tag irgendwie ruhiger gemacht (oft ist immer noch so viel
zu tun). Also empfinde ich es auch als
Entschleunigung. HARTWICH BRUNS
PFARRBRIEF | 2015
JEDEN SONNTAG
*
10.00 UHR
***
BASILIKA ST. GEREON
FREITAG
13. FEBRUAR
*
16.30 UHR
***
KRYPTA ST. MICHAEL
PALMSONNTAG
29. März
*
10.00 UHR
***
BASILIKA ST. GEREON
KARFREITAG
3. April
*
11.00 UHR
***
KIRCHE ST. MICHAEL
FREITAG
8. Mai
*
16.30 UHR
***
KRYPTA ST. MICHAEL
FREITAG
19. Juni
*
16.30 UHR
***
KRYPTA ST. MICHAEL
FAMILIE
ZELTLAGER MIT UNSEREN CHORKINDERN
ZELTLAGER MIT UNSEREN CHORKINDERN
JÜRGEN VON MOOCK
In St. Gereon haben wir die komfortable Situation, gleich 2 Kinderchöre zu
haben: Der Chor mit Grundschulkindern der Montessori-Schule und unser
"Junger Chor". Der besteht aus Kindern
des 4. bis 6. Schuljahres (die hören es
lieber, wenn ich "Junger Chor" statt
Kinderchor sage). Berührungspunkte
der beiden Chöre sind das gemeinsame
Singen im Familiengottesdienst (drei
bis vier mal im Jahr) und natürlich das
jährliche Zeltlager. Das findet bei mir
in Moitzfeld im Garten auf unserer
großen Wiese statt, dieses Jahr schon
zum 16. Mal. Für die Stadtkinder ist
das immer ein großes Erlebnis, 2 Tage
Natur pur zu erleben, mit gemeinsamer Übernachtung in einer großen
Jurte, Lagerfeuer, Geländespielen und
vielem mehr. Dazu kommen noch unsere Hühner (die bedürfen danach immer einer besonderen psychischen Betreuung...). Langweilig ist es selbst bei
Regen noch nie geworden. Daher freue
ich mich auch dieses Jahr wieder auf
große freudige Kinderaugen, wenn im
Juni das nächste Zeltlager stattfindet.
Fotos Jürgen von Moock
PROBEN:
KINDERCHOR der MontessoriSchule (offen für alle Kinder),
donnerstags, 14.10 – 14.50 Uhr
JUNGER CHOR
donnerstags, 17.00 – 17.45 Uhr.
jeweils im Christophhaus
PFARRBRIEF | 2015
–53–
FAMILIE
FAMILIE
„FAMILIEN SIND BEI UNS HERZLICH WILLKOMMEN!“
„FAMILIEN SIND BEI UNS HERZLICH WILLKOMMEN!“
brennendes und wichtiges Thema. Gerade
die Frage, ob sich Eheleute und Familien
in ihrer Lebenswirklichkeit angenommen
und ernst genommen fühlen ist eine wichtige Sache.
Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten
Themen, mit denen sich die Synode beschäftigt hat?
01
„FAMILIEN SIND BEI UNS HERZLICH
WILLKOMMEN!“ Pfarrer Brocke im Gespräch
mit der Pfarrbriefredaktion
FRANK REINTGEN
Im Herbst hat die Familiensynode
weltweit für ein großes Medienecho
gesorgt. Vom 5. bis 19. Oktober trafen
sich in Rom 191 Bischöfe aus aller Welt,
um mit dem Papst und der Kurie über
"Die pastoralen Herausforderungen der
Familie" zu beraten. Ein höchst brisantes Thema, bei dem die Vorstellungen
der Kirche und die Lebenspraxis ihrer
Gläubigen zunehmend auseinanderdriften. Die Pfarrbriefredaktion hat
Pfarrer Brocke interviewt. Uns interessierte seine Einschätzung zur Synode
und wie er aus seiner Sicht als Seelsorger die Situation von Familien erlebt.
Pfarrbrief: Sehr geehrter Pfarrer Brocke,
in den letzten Jahren haben zu den unterschiedlichsten Themen immer wieder Synoden in Rom stattgefunden. Doch kaum
eine Synode hat eine solche breite Resonanz ausgelöst wie die Familiensynode im
Herbst. Warum ist das so? Was war diesmal
anders?
Pfr. Brocke: Ich glaube, diese Resonanz
hat mehrere Gründe. Zum einen gab es ja
Signale, dass die Erfahrungen und Lebenswirklichkeiten vor Ort eine große Rolle bei
den Beratungen spielen sollten. Vielfach
wurden Fragebögen veröffentlicht und eine
Menge Menschen haben sich mit ihren
Erfahrungen und Meinungen eingebracht.
Zum anderen ist das Thema Familie ein
–54–
PFARRBRIEF | 2015
Ich denke, dass zunächst überhaupt die
Wahrnehmung der Lebenswirklichkeit in
den unterschiedlichen Ländern dieser Welt
ein wichtiges Thema war. Der Alltag von Familien hat sich gewandelt. Und zwischen
der heute, meist in gutem Willen und mit
großem Mühen, gelebten Familienwirklichkeit und der Lehre der Kirche gibt es oftmals eine Diskrepanz. Sich dieser Frage zu
stellen, ist eine wichtige Aufgabe für uns
als Kirche.
In der Synode wurde viel besprochen, aber
nichts entschieden. Böse Zungen sagen
„Alles nur Gerede und viel heiße Luft“. Wie
sehen Sie das?
Die Frage ist ja immer, was man von solch
einer Synode erwartet und ob eine weltweite Synode wirklich so konkret Antworten
auf Fragen hier vor Ort geben kann. Ich
denke, die Beschäftigung und Wertung des
Themas als elementares Thema kirchlicher
Verkündigung und der erklärte Wille, die
Verschiedenheit von Lehre und Leben zu
überbrücken, sind ein gutes Zeichen. Die
Synode war ein guter Anfang.
PFARRBRIEF | 2015
Wie nehmen Sie die Situation der Familien
in Ihrem Umfeld wahr? Haben die Themen
der Synode auch für Sie als Seelsorger in
St. Gereon eine Relevanz?
Natürlich haben die Themen für uns eine
große Relevanz. In unseren Vierteln leben
viele Familien und Paare. Und nicht wenige suchen den Kontakt zu uns. Gleichzeitig
gibt es auch viele, die sich scheuen aus
Angst, ihre Lebensweise würde nicht zu
uns „passen“ bzw. ihre Lebenssituation als
Wiederverheiratete, Geschiedene etc. würde ein Hindernis in der Beziehung zu uns
sein. Uns ist es aber wichtig, dass wir diese
Ängste abbauen. Willkommen ist uns jeder
Mensch! Egal, in welcher Form von Familie
oder Beziehung er lebt.
Was sind aus Ihrer Perspektive die größten
Herausforderungen, vor denen Familien in
unserem Stadtteil stehen?
Ich mache da verschiedene Erfahrungen.
Zum einen ist für Eltern die Sorge um die
Kinder eine große Herausforderung. Sinnvolle Freizeitangebote für Kinder zu finden
und natürlich die gute Betreuung der Kinder, wenn die Eltern oder der alleinerziehende Vater / die alleinerziehende Mutter
arbeiten müssen, ist dabei eine besondere
Schwierigkeit.
Zum anderen begegnen mir aber immer
wieder junge Eltern, die nach Kontakt zu
anderen Familien suchen, der über das
Grüßen und das kurze Gespräch am Spielplatz hinaus geht. Also, wirklich gute und
tragende Beziehungen im Viertel aufzubauen, scheint nicht immer einfach zu sein.
–55–
FAMILIE
FAMILIE
„FAMILIEN SIND BEI UNS HERZLICH WILLKOMMEN!“
„FAMILIEN SIND BEI UNS HERZLICH WILLKOMMEN!“
Viele Kirchengemeinden in Deutschland
sind überaltert. Im Gemeindealltag finden
sich immer weniger junge Menschen. Was
könnte die Gemeinde St. Gereon tun, um
diesem Trend entgegen zu wirken?
Wenn man den statistischen Altersschnitt
unserer Gemeinde sieht, sind wir mit einem
Durchschnittsalter von 49,8 nicht überaltert. Wenn man aber in unsere Gottesdienste – den Familiengottesdienst mal
ausgenommen – hineinschaut oder auch
viele unsere Angebote ansieht, scheint das
nicht so zu sein. Die Herausforderung wird
sein, nicht nur nach dem zu fragen, was wir
tun wollen oder schon immer getan haben,
sondern nach den Bedürfnissen der jungen
Menschen und Familien vor Ort zu fragen.
Auch auf die Gefahr hin, dass die Antworten und das, was wir gerne hätten, zwei
verschiedene Dinge sind.
Welche Angebote können Familien in der
Kirchengemeinde St. Gereon finden? Und
was empfehlen Sie Eltern oder Kindern,
die mit der Gemeinde in Kontakt kommen
wollen?
de, wie der Neujahrsempfang, das Pfarrfest
oder der Gottesdienst an Pfingsten. Auch
hier sind Familien immer herzlich willkommen!
Mal angenommen, Familien würden in
Zukunft die Kirchengemeinde St. Gereon ganz neu als Gestaltungsraum für sich
entdecken, woran würde man das merken?
Was wäre dann anders als heute?
Vielleicht geht es gar nicht so sehr darum, viele Angebote für Familien zu haben,
sondern eher noch einmal zu schauen, wie
unsere Gemeinde ein Ort sein kann, der
generationenübergreifend
Gemeinschaft
stiftet. Schön wäre, Familien würden nicht
nur „unter sich“ bleiben, sondern eben
gemeinsam als Gemeinde leben. Oder es
gäbe nicht Familiengottesdienste und in
anderen Gottesdiensten fühlten sich dann
manche eher durch Kinder gestört – also
eine Gemeinde, die das Miteinander der
Christen aller Generationen lebt und in der
sich Familien als Teil der Gemeinde einbringen können.
Das Gespräch führte Frank Reintgen.
Neben den Familiengottesdiensten und
den Familienwochenenden, gibt es eine
Vielzahl von Angeboten für Kinder wie z.B.
die Kinderdisco, die Sternsingeraktion oder
den Kinderchor. Dann ist da natürlich das
Familienzentrum mit unserem Kinderhaus
St. Alban und der CariKids Kindertagesstätte Casa Italia. Hier finden Kinder und
Familien eine Vielzahl von unterschiedlichen Angeboten. Und natürlich sind da
noch viele Angebote für die ganze Gemein–56–
Foto 01 Monika Kohlberger
Fotos 02-04 Wilma Wilms, Köln
02
03
PFARRBRIEF | 2015
PFARRBRIEF | 2015
04
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FAMILIE
FAMILIE
DAS BESTE IST INDIVIDUELL SEHR VERSCHIEDEN
DAS BESTE IST INDIVIDUELL SEHR VERSCHIEDEN
DAS BESTE IST INDIVIDUELL SEHR
VERSCHIEDEN. Ein Gespräch mit der
Familientherapeutin Maria Brohl
NORBERT BAUER
Maria Brohl ist Diplom-Sozialpädagogin. Ich treffe sie an ihrem Arbeitsplatz, der Katholischen Beratungsstelle
für Ehe-, Familien- und Lebensfragen
in Köln-Innenstadt. Einmal im Quar-
tal kommt die Eheberaterin und Systemische Familientherapeutin auch
ins Familienzentrum im Kinderhaus
St. Alban und bietet dort Beratung für
Eltern an.
Familiengeld oder U 3–Gruppe? Der Streit
darüber geht mitten durch die Gesellschaft. Was ist aus Ihrer Erfahrung heraus
das Beste für das Kind und die Eltern?
Pfarrbrief: Katholische Ehe-, Familien- und
Lebensberatung. Wie würden Sie das Anliegen Ihrer Einrichtung beschreiben?
Maria Brohl: Das Beratungsangebot ist offen für Menschen, die persönliche, partnerschaftliche oder familiäre Probleme und
Konflikte haben, die sie nicht alleine lösen
können. Unser Anliegen ist es, Menschen
einen Raum für ein helfendes Gespräch
und qualifizierte Unterstützung zu bieten.
Ratsuchende können zu uns kommen, um
sich auszusprechen, Informationen und
neue Perspektiven in Bezug auf die Problematik zu bekommen, Probleme mit den
Kindern, in der Partnerschaft oder in der
Familie zu klären, in Konfliktsituationen
Lösungswege zu finden oder sich nach Verlusterlebnissen oder einschneidenden Veränderungen neu zu orientieren.
Sie sind eine katholische Beratungsstelle.
Kommen die Menschen, die bei Ihnen Unterstützung suchen, mit einer bestimmten
katholischen Erwartungshaltung zu Ihnen?
–58–
Unser Angebot ist grundsätzlich unabhängig von weltanschaulicher Orientierung,
Herkunft, Konfession, Familienstand und
Alter. Die meisten Ratsuchenden kommen
wegen der Seriosität dieses kirchlichen
Angebotes und dem Vertrauen, das sie in
die Kirche und die gut ausgebildeten Fachkräfte haben. Für katholische Ratsuchende
spielen die Werte, die die Kirche vertritt,
oft eine wichtige Rolle. Manche erhoffen
sich, dass in einer katholischen Beratungsstelle nicht leichtfertig mit dem Thema
Trennung umgegangen wird.
Katholische Ehe-,
Familien- und
Lebensberatung
MARIA BROHL
Familientherapeutin
Die konkreten Angebote und TerminModalitäten erfahren die Ratsuchenden auf unserer Internetseite oder in
der Beratungsstelle selbst. Sowohl
telefonische als auch Online-Anmeldung ist möglich.
Wer eine Beratung über das Internet
bevorzugt (sog. Online-Beratung),
dem steht dies ebenfalls zur Verfügung, als E-mail- oder chat-Beratung.
www.efl-koeln.de
Tel. 02 21 / 2 05 15 15
PFARRBRIEF | 2015
Es wäre natürlich einfach, wenn man wüsste, was grundsätzlich das Beste ist. Das
Beste jedoch hängt auch immer von den
Möglichkeiten ab und ist demnach individuell sehr verschieden. Denn je nachdem,
über welche Ressourcen junge Eltern verfügen, nutzen sie vielleicht eher das Familiengeld und betreuen ihr Kind selbst oder
sie geben das Kind in eine U 3–Betreuung
in die Kita oder zu einer Tagesmutter oder
sie setzen Familienmitglieder zur Betreuung von Kleinkindern ein. Leider verfügen
die meisten Eltern nicht über alles, d.h.
über genügend finanziellen Spielraum,
über ein funktionierendes familiäres Netzwerk, eine recht flexible, sichere Arbeitsstelle vor Ort und ein ruhiges Wohnumfeld.
Bei vielen sind nur ein oder zwei dieser
Ressourcen gegeben, bei manchen sind
keine vorhanden. Es wäre natürlich wünPFARRBRIEF | 2015
schenswert, wenn Familien die Wahl hätten
und entscheiden könnten, welches Modell
für ihr Kind am besten ist. Bei diesen Entscheidungs- und Abwägungsprozessen sind
wir mit unserem Beratungsangebot auch
gerne behilflich. Familien mit Kindern unter drei Jahren erfahren bei uns besondere
Aufmerksamkeit.
Von den Bedingungen aber einmal abgesehen gibt es natürlich wichtige Voraussetzungen, die erfüllt sein sollten, damit ein
Kind sich gut entwickelt. Das wäre zum
Beispiel, dass bei U 3–Kindern, die fremd
betreut werden, der Wechsel von Bezugspersonen so gering wie möglich sein sollte.
Damit Kinder eine sichere Bindung entwickeln können, brauchen sie feste Bezugspersonen. Soziale Fähigkeiten und die
sprachliche Entwicklung sind sicherlich in
einer Gruppenbetreuung gut zu fördern.
Aktuell kursiert ein Begriff durch die Medien: ‚Helikoptereltern’. Gemeint sind damit überfürsorgliche Mütter und Väter, die
wie ein Hubschrauber über ihren Kindern
schweben und alles für ihre Kinder regeln
wollen, sogar noch an der Universität. Ist
Ihnen dieses Phänomen bekannt? Und was
raten Sie diesen Eltern.
Ich halte nichts von negativer Pauschalisierung bzw. abwertenden Schlagwörtern.
Tatsächlich ist es heute ja wichtig, schon
früh die Weichen zu stellen, damit der
spätere erwachsene Mensch gute Chancen
im Leben hat. Sicherheit und zukünftige
Chancen ihrer Kinder sind für viele Eltern
ein zentrales Thema und das hat natürlich
–59–
FAMILIE
FAMILIE
DAS BESTE IST INDIVIDUELL SEHR VERSCHIEDEN
DAS BESTE IST INDIVIDUELL SEHR VERSCHIEDEN
mit der gesellschaftlichen Entwicklung und
der zunehmenden Zukunftsunsicherheit zu
tun. Eltern wollen das Beste für ihr Kind
und ich denke, niemand würde sich selbst
als Helikopter–Mutter oder –Vater bezeichnen. Man kann in der Beratung natürlich
aufklären und informieren und neue Perspektiven anbieten. Dies hat aber manchmal auch den Nebeneffekt, dass Eltern
sich zusätzlich noch schuldig fühlen oder
unter Druck kommen, weil sie den angesprochenen Aspekt – wie zum Beispiel eine
Tendenz zur Überfürsorglichkeit – bisher
übersehen haben. Da wir den Menschen,
die zu einer Beratung kommen aber mit
sehr viel Wertschätzung begegnen und es
beim Gespräch um mögliche Korrekturen
und Veränderungen statt um Schuldzuweisungen geht, lösen sich häufig Schuldgefühle und man kann offen über Lösungen
und Veränderungen nachdenken.
Ihre Berliner Kollegin Ute Eberl hatte die
Chance, bei der Familiensynode in Rom
dabei zu sein. Sie empfahl dem Papst und
den Bischöfen: "Lasst uns zuerst ins Wohnzimmer der Menschen sehen, bevor wir in
ihr Schlafzimmer schauen". Welche Empfehlung würden Sie aussprechen?
Lasst uns immer genau hinschauen und
bei allen Problemen, die eine Familie oder
ein Paar hat, immer auch die individuellen
Fähigkeiten berücksichtigen sowie deren
bisher gelungene Lösungsansätze bei anderen Fragen. Mit anderen Worten: Lasst
uns auf die Ressourcen schauen. Das eine
schließt ja das andere nicht aus. Natürlich
gibt es Probleme, Schwierigkeiten und Kri–60–
sen. Da muss man gut hinschauen und ehrlich zu sich sein. Diese zu erkennen und zu
benennen, ist Voraussetzung für Lösungen
und Weiterentwicklung. Dafür brauchen wir
Zeit, manchmal Geduld und einen wertschätzenden Blick. Bei Familien wird m.
E. zu oft auf das geschaut, was schwierig,
besorgniserregend oder belastend ist und
es wird vergessen, was diese alles leisten
und wie gut sie das machen – unter den
gegebenen gesellschaftlichen Umständen.
Denn genau das, was Familien richtig und
gut machen, bildet oft die Ressource bzw.
Grundlage dafür, tragfähige Veränderungen
herbeizuführen, da wo sie notwendig sind.
Welche Rolle kann Religion beim Heranwachsen der Kinder spielen?
Gemeinschaft, die Entwicklung eigener
Werte und Spiritualität sind unter anderem wichtige Grundpfeiler für ein stabiles
Selbstbewusstsein bei einem heranwachsenden Menschen. Glaube, Religiosität und Gewissensbildung werden in der
Kindheit vor allem von den Eltern und
nahen Bezugspersonen vermittelt. Es
schafft ein Grundvertrauen in sich selbst
und andere. Denn das Sich-Angenommen-Fühlen von den Eltern und das SichWillkommen-Fühlen in der Welt (verkörpert zum Beispiel durch das Leben in
einer Pfarrgemeinde) führen dazu, dass
ein Kind lernt, auch zu sich selbst Ja zu
sagen. Und wenn man zu sich selbst Ja
sagen kann, dann kann man dies grundsätzlich auch anderen gegenüber tun.
Religiöse und andere Rituale geben dazu
Halt und Geborgenheit und fördern die
PFARRBRIEF | 2015
Bindungen innerhalb der Gemeinschaft, in
der ein Kind lebt.
Wir als Kirchengemeinde merken auch,
welch hohen Ansprüchen Kinder und Familien heute ausgesetzt sind. Beispiel
Erstkommunionvorbereitung. Der Wochenkalender der Kinder und Eltern ist voll.
Der Sonntag ist oft der einzige zweckfreie
Tag für eine Familie. Und jetzt stellen wir
als Pfarrgemeinde bei der Kommunionvorbereitung auch noch Ansprüche: Gruppenstunden, sonntags in die Messe. Wie
können wir eine Kommunionvorbereitung
anbieten, die nicht schon wieder Stress für
die Familie bedeutet?
Ich denke, dass die Eltern, denen es wichtig ist, dass ihr Kind zur Erstkommunion
geht, grundsätzlich bereit sind, eine Zeit
lang dafür Prioritäten zu setzen und auf
andere Dinge zu verzichten. Aber sicherlich
PFARRBRIEF | 2015
ist das im Alltag nicht immer einfach umoder durchzusetzen. Was dafür spricht,
die Kommunionvorbereitung regelmäßig
zu besuchen ist, dass sie heute ja eine
sehr lebendige, kindorientierte Sache ist
und Pastoralreferenten sowie Katecheten
viel dafür tun, dass dieser Weg zu einem
wichtigen Ritual, familienfreundlich und
alltagstauglich gestaltet wird. Vielleicht
ist es aber auch ein unrealistisches Ziel,
dass es ganz ohne Aufwand oder Einsatz
möglich ist. Eine grundsätzliche Verbindlichkeit und eine gute Abwägung, was im
Zweifelsfall die höhere Priorität an einem
Sonntag haben sollte, kann man sicher von
den Eltern und den Kinder erwarten.
Das Interview führte Norbert Bauer.
Foto EFL Köln
–61–
FAMILIE
FAMILIE
EIN GROSSER GEWINN FÜR DAS FAMILIENZENTRUM ST. GEREON
EIN GROSSER GEWINN FÜR DAS FAMILIENZENTRUM ST. GEREON
EIN GROSSER GEWINN FÜR DAS FAMILIENZENTRUM ST. GEREON
MARIA LAMAINA
Im Rahmen der Kooperation des katholischen Familienzentrums St. Gereon
und des Senioren Netzwerks Altstadt
Nord Köln im Deutschen Roten Kreuz
besuchen Frau Faißt, Frau Anthrakidou und Herr Peters seit Anfang 2011
jeden Dienstag, Mittwoch und Freitag
die Kindertagesstätte Casa Italia und
lesen ihren kleinen Zuhörern im Alter
von vier bis sechs Jahren Geschichten
aus unseren Bilderbüchern vor, brin–62–
gen Bücher von ihren Enkelkindern mit
oder leihen sie in der Stadtbibliothek
für uns aus.
Viele Kinder erfreuen sich regelmäßig an den spannenden und unterhaltsamen Vorlesestunden, die die freiwillig Engagierten individuell gestalten.
Auf ihre ganz eigene Art und Weise
begeistern sie die Kinder für Bücher
und eröffnen ihnen so eine neue abenteuerliche Welt. Sie führen wertvolle
PFARRBRIEF | 2015
Gespräche und Unterhaltungen, malen
und basteln mit ihnen.
Die Kinder freuen sich sehr über die
Besuche und haben ganz schnell ihre
Paten ins Herz geschlossen, so dass sie
sich auf dem Sofa tummeln und sich
dicht an ihre „Vorlese Oma“ und ihren
„Vorlese Opa“ kuscheln und gespannt
ihren Worten lauschen. Oft müssen die
Erzieherinnen schweren Herzens diese wertvollen Momente unterbrechen,
weil die Zeit davon läuft. Frau Faißt,
Frau Anthrakidou und Herr Peters gehören zum „Team“ der Casa Italia und
des Familienzentrums und es ist eine
große Freude, sie an allen Angeboten,
Festen und Feierlichkeiten des Zentrums teilhaben zu lassen.
Für die „Vorlese Omas“ und „Vorlese
Opas“ ist es jedes Mal ein gewonnener
Vormittag, denn es macht ihnen Freude, die Kinder glücklich zu machen.
Und die Kinder sind glücklich, diese
Zeit genießen zu können und natürlich
auch ein wenig verwöhnt zu werden,
PFARRBRIEF | 2015
denn viele von ihnen kennen diese Momente nicht, da ihre Großeltern in einem weit entfernten Land leben.
Die Vorlesepatenschaften sind für
alle ein Gewinn: die Kinder können die
Zeit bis zur nächsten Lesestunde kaum
abwarten und die Patinnen und Paten
berichten immer wieder, wie wertvoll
die Begegnungen mit den Kindern für
sie sind. Ein Pate brachte seine Begeisterung für die gelungene Kooperation
auf den Punkt: „Jeden Freitag in die
KiTa zu kommen und in die strahlenden Augen der Kinder zu schauen, ihrem Lachen zu lauschen ist eine große
Ehre für mich, es verlängert mein Leben um Jahre und hält mich fit!“
Fotos Casa Italia Köln
–63–
KAPITEL
TITEL ÜBERSCHRIFT
HIER STEHT EINE
ÜBERSCHRIFT
AUTOR
VERMISCHTES
PFARRBRIEF | 2015
VERMISCHTES
VERMISCHTES
WAS MACHT EIGENTLICH EIN KÜSTER?
WAS MACHT EIGENTLICH EIN KÜSTER?
WAS MACHT EIGENTLICH EIN KÜSTER?
Franz Jablonski geht in den Ruhestand
ANDREAS BROCKE
In einer Gemeinde gibt es viele
haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Manche sind
sehr im Blick der Gemeinde, andere
sind mit Aufgabenbereichen betraut,
die kaum oder nur teilweise von Außenstehenden eingesehen werden können.
So hat der Küster ein Amt, von dem
viele nur erahnen können, was hinter
dieser Berufsbezeichnung steckt. Neben der direkten Vor- und Nachbereitung der Gottesdienste fallen viele große und kleine Aufgaben an. Die Pflege
des Gottesdienstraumes, das Wechseln
–66–
der Leuchtmittel oder die Wartung der
Heizung, sind nur einige der vielfältigen Aufgaben rund um die technische
Instandhaltung unserer Kirchen. Aber
auch das gute Wort für die Messdienerinnen und Messdiener, die Sorge um
die Kirchenaufsichten und die Besuchergruppen gehören, insbesondere in
St. Gereon, zu den Tätigkeiten, die einen Küster ausmachen. Nicht zuletzt
die Zusammenarbeit mit den anderen
haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und natürlich die Vorbereitung der Hochfeste
sind wichtig, damit eine Gemeinde
PFARRBRIEF | 2015
funktioniert und feierliche Gottesdienste gefeiert werden können.
Unser Küster Franz Jablonski arbeitet nunmehr, seine Jahre in St. Theresia in Buchheim mitgerechnet, seit
insgesamt 30 Jahren als Küster im Erzbistum. Mit besonderer Umsicht und
Nähe füllt er das Küsteramt in St. Gereon seit August 1998 aus und ist durch
seine gewinnende, humorvolle Art vielen bekannt.
An vielen Orten und in unterschiedlichen Situationen kann man ihm begegnen. In der Sakristei oder in unseren
Kirchen, bei den Arbeiten rundherum,
mit schnittigem Fahrstil in unserem
Dreirad oder bei den Veranstaltungen
unserer Gemeinde. Er versieht die Aufgaben rund um Gottesdienste, Gotteshäuser und Liegenschaften der Pfarrgemeinde. Auch im Gereonsviertel,
das für ihn nicht nur Arbeits-, sondern
auch Wohnort ist, begegnet man ihm.
In diesem Jahr wird Herr Jablonski
nun in den Ruhestand gehen. Ich danke ihm, auch im Namen des Kirchenvorstandes und des Pfarrgemeinderats,
für allen Einsatz und alle Mühe, mit
der er unser Küster war und wünsche
ihm für die nun vor ihm liegende Zeit
Gottes Segen. Die Aktivitäten, die seine
neu gewonnene Freizeit füllen werden,
mögen bereichernd wirken und ihm
Glück und Zufriedenheit bescheren.
Selbstverständlich wird auch eine
feierliche Verabschiedung Bestandteil des Dankes im Namen der Pfarrgemeinde sein. Da zum Redaktionsschluss das tatsächliche Datum seines
PFARRBRIEF | 2015
Ausscheidens noch nicht feststand,
können wir noch keinen Termin für die
Verabschiedung benennen. Dies werden wir aber rechtzeitig in der Pfarrinfo
veröffentlichen.
Foto Wilma Wilms, Köln
–67–
VERMISCHTES
VERMISCHTES
INTERVIEW MIT PFARRER I.R. KLAUS BUSSMANN
INTERVIEW MIT PFARRER I.R. KLAUS BUSSMANN
Welche Bedeutung hat dieses Projekt für
die Gemeinde und darüber hinaus?
Es ist ja das Anliegen, dass unsere Gemeinde mit ihren drei Kirchorten im jeweiligen
Stadtviertel präsent wird, dass wir uns öffnen. Wir wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen und auch Anregung geben,
den Kirchenraum zu erfahren, zur Stille zu
kommen. Und das hat sich im Laufe der
Jahre tatsächlich auch so ergeben. Das
Projekt ist sehr angenommen worden und
inzwischen ist es stadtweit bekannt.
Wenn Sie zurückblicken: Was würden Sie
heute verändern oder anders machen?
INTERVIEW MIT PFARRER I.R.
KLAUS BUßMANN, Subsidiar
KARL SCHIESBERG
Pfarrbrief: Herr Bußmann, seit dem 1. September 2014 sind Sie im Ruhestand. Wie
lange waren Sie im Dienst unserer Pfarrgemeinde?
Pfr. Bußmann: Ich kam am 1. 9. 2010 hierhin und ich war schwerpunktmässig mit
dem Aufbau des Projekts „Art & Amen“ an
St. Michael beschäftigt. Aber auch Gottesdienste, Geburtstagsbesuche und andere
Aufgaben in der Gesamtgemeinde gehörten
für mich als Pfarrvikar dazu.
Es war damals Ihr eigener Wunsch von St.
Adelheid nach 34 jähriger Tätigkeit in eine
andere Gemeinde zu wechseln?
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Es war mein Wunsch, ein Stück Leitungsverantwortung abzugeben und wieder mehr
Zeit für die eigentliche Seelsorge zu haben.
Und hat sich das dann auch praktisch so
ergeben?
Natürlich war der Aufbau von „Art & Amen“
auch mit einiger Verantwortung verbunden
und es war für mich auch am Anfang sozusagen ein „artfremder Job“. Da musste ich
mich erst reinfinden. Aber ich hab es ganz
gerne gemacht. Vor allem, wenn ich an die
vielen Gespräche und Begegnungen mit
den jungen Leuten zurückdenke, erinnere
ich mich gerne an diese Arbeit.
PFARRBRIEF | 2015
Schwierig... Also zuerst musste ich einmal
zur Kenntnis nehmen, dass die Situation
der Kirche in der Innenstadt ganz anders
ist, als in den Vorortgemeinden. Da war
die Zusammenarbeit mit Andreas Brocke
und mit seinem Erfahrungshintergrund
sehr wichtig. Möglichkeiten suchen, ins
Gespräch kommen! Nein, ich würde es
nicht viel anders machen wollen. Es geht
darum: Hingucken, hinsehen, zuhören und
mit den Menschen etwas zusammen gestalten. Dafür offen sein.
Was beurteilen Sie rückblickend als besonders positiv?
Die gute und entspannte Zusammenarbeit
mit den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Gemeinde. Und
vielen Begegungen mit den jungen Leuten
an St. Michael, die auch für mich eine Bereicherung waren.
PFARRBRIEF | 2015
Sie beenden Ihre Tätigkeit in einer Zeit, in
der in unserer Kirche etwas in Bewegung
gerät. Papst Franziskus, unser neuer Erzbischof – da werden neue Akzente gesetzt.
Wie beurteilen Sie diese Situation und fällt
es schwer, in dieser Phase den Dienst zu
beenden?
Ja, da gibt es bei unserem neuen Erzbischof einige neue Entwicklungen. Und
auch Papst Franziskus setzt ganz neue Zeichen und das ist hoffnungsvoll. Aber jetzt
geht es darum, daß auch wirkliche Veränderungen kommen. Ich kann das jetzt mal
in Ruhe abwarten.
Sie werden weiter in unserer Gemeinde
wohnen. Das freut uns. Wie ist das denn
jetzt mit dem Ruhestand?
Ach ja, ich freue mich, jetzt auch mehr Zeit
für einige kulturelle Aktivitäten zu haben
und auf jeden Fall habe ich noch einige
Reisepläne. Und dann werde ich ja auch
weiterhin in der Gemeinde als Subsidiar
zur Verfügung stehen – Gottesdienste, Taufen oder andere Dinge. Wo man mich dann
mal braucht.
Das freut uns auch. Und wird man Sie
denn vor dem Rosenmontagszug als
Teufelchen wiedersehen?
Ja natürlich. Das hat eine lange Tradition,
die weitergeht.
Alles Gute. Danke für das Gespräch.
Foto Wilma Wilms, Köln
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VERMISCHTES
VERMISCHTES
FRISCHE 80 JAHRE UND VIEL LEBENSERFAHRUNG
FRISCHE 80 JAHRE UND VIEL LEBENSERFAHRUNG
FRISCHE 80 JAHRE UND VIEL LEBENSERFAHRUNG
TOM HAMMES
Gerhard Herkenrath, ehemaliger
Pastor an St. Alban, wurde am 10. November 80 Jahre alt. Tom Hammes traf
ihn in seinem neuen Zuhause, wo sie
über Gott und die Welt sprachen:
Wie gestalten Sie denn jetzt Ihre
Tage? Die seien sehr unterschiedlich,
er habe ja viel Zeit. Morgens liest Gerhard Herkenrath Zeitungen, informiert
sich über Politik und aktuelle Geschehnisse. In anderen freien Zeiten liest er
Theologisches oder Historisches. Damit hätten wir seine Steckenpferde.
Momentan liest er die wissenschaftlich
fundierte Stadtgeschichte Kölns, die
die Historische Gesellschaft herausgibt. 13 Bände sollen es werden, dicke
Schinken von 500 bis 700 Seiten. Fünf
Bände sind inzwischen erschienen. Dafür habe er jetzt mal Zeit.
„Und im Übrigen nehmen Arzttermine für ältere Herren auch viel Zeit
in Anspruch“. Oft ist er kaum einen
Abend in der Woche daheim, dabei trete er gerade privat deutlich kürzer. Bei
Anfragen zu pastoralen Diensten stimme er fast immer zu und steht für heilige Messen, Taufen, Hochzeiten und
Beerdigungen zur Verfügung.
Am Rosenmontag 1986 traute er das
damalige Tanzpaar des Reiter-Korps
Jan von Werth. Da feierte er seine erste
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„Mess op Kölsch“, der noch viele folgen
sollten. Ein Messbesucher stellte einmal begeistert fest: „Wissen Sie, Herr
Pastor, man hört die Bibel ganz anders,
wenn man sie in der Muttersprache
hört.“
Bis heute ist er gleich bei drei der
großen Traditionsgesellschaften des
Kölner Karnevals Regimentspfarrer:
beim Reiter-Korps Jan von Werth, bei
den Blauen und bei den Roten Funken.
Bei den Roten Funken hat er seinen
Spitznamen weg, sie nennen ihn „Himmelspöözge“.
Pastor Gerhard Herkenrath ist im
kölschen Brauchtum, in der Geschichte und der Theologie tief verwurzelt.
Das prägt auch sein Verständnis vom
Menschen und vom Menschsein: „Das
Menschenbild in der Bibel als Vorbild
für uns Menschen und unser Verhalten
zueinander“, das ist ihm ausgesprochen wichtig. Es geht ihm immer darum, für den Menschen da zu sein, in
Freud und Leid.
1978 wurde Gerhard Herkenrath
als Nachfolger von Dr. Hugo Poth an
St. Alban bestellt. War sein Vorgänger
noch hauptamtlicher Pfarrer, so erfüllte Herkenrath die pastoralen Pflichten
zusätzlich zu seinem Hauptberuf an
der katholischen Fachhochschule als
Dozent, zeitweise als Prorektor und
PFARRBRIEF | 2015
15 Jahre als Dekan. Die Verbindung von
Hochschule und Gemeinde sieht er
heute noch als Bereicherung für beide
Seiten an: Die Gemeinde konnte immer
von dem Bildungsanspruch aus der Arbeit mit den Studenten profitieren und
die Studenten profitierten von der Basisarbeit in einer Gemeinde.
Gerhard Herkenrath betrachtet
es als großes Geschenk, dass in allen
Stationen seines Tätigseins, vor allem
junge Menschen seine Partner waren.
Langeweile habe er zu keiner Zeit gekannt, stellt er fest: „Ich bin ja immer
mit mir zusammen und ich war mir
nie langweilig“ schmunzelt er. Was er
noch für Wünsche habe, möchte ich
PFARRBRIEF | 2015
gern wissen: „persönlich keine“ kommt
es wie aus der Pistole geschossen; etwas nachdenklich ergänzt er: „Wenn
ich mir die Weltgeschichte zur Zeit angucke, dann ist der Wunsch nach Frieden in der Welt ein ganz großer. Ich bin
immer wieder überrascht, was alles so
passiert.“ Er ist davon überzeugt, dass
dort, wo Menschen respektvoll miteinander umgehen und eine Offenheit den
Dingen gegenüber haben, Akzeptanz
möglich sei. Und dann wird er doch
noch einmal persönlich: „Mein ganzes
Leben macht mich dankbar, mit seinen
Höhen und Tiefen“, resümiert er.
Foto Tom Hammes
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VERMISCHTES
VERMISCHTES
KENNEN SIE … UNSEREN SENIORENCLUB?
KENNEN SIE … UNSEREN SENIORENCLUB?
KENNEN SIE…
UNSEREN
SENIORENCLUB?
ANDREA BOCK
01
Im Pfarrleben rund um St. Michael ist der Seniorenclub eine feste und
sehr beständige Größe. Dieses Jahr
kann er sein 45-jähriges Bestehen feiern! Doch was verbirgt sich hinter dem
Seniorenclub?
Nach dem Gottesdienst dienstags in
St. Michael treffen sich um 15:30 Uhr
im Pfarrsaal 20 bis zu 50 Damen und
(einige) Herren im Alter von 60 bis 95
Jahren. Bei Kaffee und Kuchen oder Hefezopf wird erzählt und miteinander
gespielt – wenn nicht etwas Besonderes auf dem Programm steht. Und das
ist nicht selten der Fall. Als aufmerksamer Pfarrinfo-Leser weiß ich, dass es
–72–
Diavorträge gibt, mit dem Organisten
Burkhard Bader gesungen wird oder
auch das Gedächtnis trainiert wird.
Die zweimal jährlich stattfindenden
Ausflüge sind sehr beliebt. Auch wird
gerne miteinander gefeiert, nicht nur
zu Weihnachten und Ostern.
Einen besonderen Stellenwert hat
die Karnevalssitzung, deren Programm
zu einem großen Teil von den Teilnehmern des Seniorenclubs selbst bestritten wird. Als Mitglied des Chors an St.
Michael bin ich in den letzten Jahren
ebenfalls bei dieser Sitzung aufgetreten und habe die Energie und Fröhlichkeit erlebt und bewundert, mit der die
PFARRBRIEF | 2015
02
03
Senioren gefeiert haben. Wir durften
dann noch etwas bleiben und haben
viel Spaß daran gehabt, wenn die alten
Damen echt Kölschen Klaaf vorgetragen haben.
Ein anderer Höhepunkt im Jahresablauf ist der Weihnachtsbasar: Am
Christkönigsonntag (dem Sonntag vor
dem 1. Advent) verkaufen die Seniorinnen mit großem Einsatz selbst Gestricktes, Gebasteltes, Eingemachtes
sowie manches Altertümchen zu günstigen Preisen. Mit den damit erzielten
Einnahmen finanziert sich der Seniorenclub zu einem Großteil selbst.
Die Teilnehmer/Innen schätzen die
Geselligkeit und freuen sich über den
regelmäßigen Kontakt, den viele schon
Jahrzehnte pflegen. Auch neue Gesichter werden herzlich begrüßt. Fühlen
Sie sich daher herzlich willkommen,
an den Angeboten des Seniorenclubs
teilzunehmen.
Vielen Dank an die Helferinnen und
insbesondere an die Leiterinnen des
Seniorenclubs Frau Przybilla und Frau
Müller für ihren treuen und wertvollen
01 Ausflug des Seniorenclubs nach Wasserberg/
Niederrhein 2010, im Jahr des 40jährigen
Bestehens
PFARRBRIEF | 2015
02 Spiele in geselliger Runde
03 Konzertante Aufführung der Zauberflöte des
Chors an St. Michael und weiterer Solisten für
den Seniorenclub, Weihnachtsfeier 2014
Einsatz, nicht nur hier, sondern vielfach auch bei anderen gemeindlichen
Aktivitäten wie z.B. Pfarrbesuchsdienst
und Kirchenaufsicht.
Foto 01 Karin Przybilla
Foto 02 Andrea Bock
Foto 03 Hedwigmaria Stevens-Schaffers
HERZLICHE EINLADUNG!
Seniorenmesse dienstags um
15.00 Uhr in St. Michael
Seniorenclub ab ca. 15.30 Uhr
im Pfarrsaal von St. Michael,
Moltkestraße 119,
50674 Köln.
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VERMISCHTES
VERMISCHTES
ZWISCHEN „HALLELUJA“ UND „KÖLLE ALAAF“.
ZWISCHEN „HALLELUJA“ UND „KÖLLE ALAAF“.
ZWISCHEN „HALLELUJA“ UND „KÖLLE ALAAF“.
Die alt-katholische Gemeinde Christi Auferstehung
in Köln
JÜRGEN WENGE
Die alt-katholische Gemeinde Köln
ist mit über 600 Gemeindemitgliedern
eine der größeren Gemeinden im Bistum Köln. Sie wurde bereits im Januar/
Februar 1872 als Notverbund der wegen ihres Widerstandes gegen die neuen Dogmen der Unfehlbarkeit (Infallibilität) und kirchlichen Allherrschaft
des Papstes (Jurisdiktionsprimat) exkommunizierten Kölner Katholiken
gegründet und im Oktober 1874 staatlich anerkannt. Seit 1907 besitzt die
Gemeinde in der Kölner Neustadt in
unmittelbarer Nähe zum „Belgischen
Viertel“ ein Grundstück mit eigener
Kirche.
Das Gebiet der Gemeinde umfasst
außer der Stadt Köln den Rhein-ErftKreis, den Rheinisch-Bergischen Kreis
und die Stadt Leverkusen.
Wer die Kölner Alt-Katholiken näher kennenlernen will, sollte zunächst
einen Blick auf die Geschichte der Gemeinde werfen:
Unmittelbar nach der Gründung im
01 Christi Auferstehungskirche mit spiegelverglastem Neubau von 1993
01
–74–
02 Ansicht des 1907 fertiggestellten Baus der
Christi Auferstehungskirche im Belgischen
Viertel
PFARRBRIEF | 2015
PFARRBRIEF | 2015
Jahr 1872 wurde der jungen Gemeinde die Garnisionskirche St. Pantaleon
zugewiesen, später dann die Rathauskapelle (diese sogar zum alleinigen Gebrauch). In St. Pantaleon fand im Juni
1873 mit der Wahl von Joseph Hubert
Reinkens die erste Wahl eines katholischen Bischofs durch Klerus und Volk
seit über 1000 Jahren statt. Im Oktober
1874 erfolgte die staatliche Anerkennung der „alt-katholischen Parochie
Köln“, die schon damals den Hauptteil
des Regierungsbezirkes Köln umfasste.
Die Kölner Alt-Katholiken, die ja
zunächst in der Rathauskapelle ihren
Gottesdienst gefeiert hatten, erwarben
recht bald für einen Kirchenneubau ein
Eckgrundstück an der Kreuzung der
Moltkestraße und der Jülicher Straße.
Die Pläne für den Bau lieferte der Kölner Architekt Peter Recht, das Gebäude
selbst wurde von Mai 1906 bis Oktober
1907 ausgeführt. Recht machte aus
der Not der etwas ungünstigen Grundstückslage eine Tugend: Es entstand
eine interessant gestaltete Baugruppe
mit Pfarr- und Gemeindehaus an der
Jülicher Straße, der Kirche an der Moltkestraße und einem Verbindungsgang.
Auch noch heute bildet den Mittelpunkt dieses Gruppenbaus der links an
die Kirche angefügte dominante Turm,
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VERMISCHTES
VERMISCHTES
ZWISCHEN „HALLELUJA“ UND „KÖLLE ALAAF“.
ZWISCHEN „HALLELUJA“ UND „KÖLLE ALAAF“.
02
dem als Bezugspunkt zur Roonstraße
eine wichtige städtebauliche Funktion
zukommt.
Den Kirchenraum selbst entwarf
er als einen zweijochigen Saal mit
Orgelbühne, breitem Querschiff und
Vierungskuppel. Der Chorabschluss
grenzte direkt an die Bebauung der
Moltkestraße an, war im Außenbau als
Giebel erhöht, zusätzlich beleuchtet
sowie durch Türme mit Pyramidenhelmen hervorgehoben.
Eine abwechslungsreiche Wirkung
sollte auch durch die Materialwahl
hervorgerufen werden. Die aufgehenden Mauern waren in Backstein ausgeführt, der Sockel aus rustiziertem
Dolomitgestein und die architektonischen Gliederungen aus Muschelkalk; die dazwischen liegenden großen
Wandflächen wurden mit Kiesmörtel
aus weißen und schwarzen Steinchen
verputzt, der mit dem Werkstein einen
interessanten Farbwechsel verursachte. Für das Gewölbe im Inneren kamen
–76–
moderne Baustoffe zur Anwendung: Es
war teils aus Beton, teils in Rabitz, einer
Mischung von Draht und Putz, erstellt,
für die Dachkonstruktion verwendete man Eisen. Recht hatte in seinem
Entwurf auch eine Ausmalung vorgesehen, daher verzichtete er auf eine
besondere architektonische Gliederung
des Innenraumes. In der Vierung sollte ein großer Radleuchter zur Aufhängung kommen. Die ganz auf Figürliches
verzichtende steinerne Altargestaltung
und die Kanzel waren spätestens seit
1909 in der Kirche aufgestellt.
Im November 1907 wurde die Christi-Auferstehungskirche durch den Bischof feierlich konsekriert; der größte
eigene Kirchenbau der Alt-Katholiken
in Deutschland war fertig gestellt und
der Gemeinde und ihrem ersten Pfarrer
Dr. Wilhelm Tangermann zur Benutzung übergeben. Der II. Weltkrieg forderte harten Tribut von der Gemeinde:
Im Mai 1944, nach nur 37 Jahren legten zwei Bombennächte die Kirche bis
PFARRBRIEF | 2015
auf den Turm in Schutt und Asche. Da
das Geld für einen Wiederaufbau fehlte, dauerte es bis 1953, bis neben dem
erhaltenen Kirchturm eine „Notkirche“
entstand, in der dann für ziemlich
genau 40 Jahre Gottesdienst gefeiert
wurde.
Nachdem im Jahr 1990 die Sanierung des Kirchturms anstand, entwickelte Pfarrer Wolfgang Kestermann
mit dem Kirchenvorstand erste Neubaupläne, die dann relativ zügig umgesetzt wurden. Am 2. Februar 1992 fand
der letzte Gottesdienst in der Notkirche
statt, zugleich war dies die Feier des
120-jährigen Bestehens der Gemeinde.
Der freistehende Kirchturm sowie
das Pfarrhaus konnten erhalten werden. Der knallrote Stahlrahmen des
1992 bis 1993 errichteten, spiegelverglasten Neubaus mit Sakralraum im
Untergeschoss und Büros in den oberen Stockwerken, erinnert heute an die
ursprüngliche Silhouette der alten Kirche. So entstand an der Moltkestraße
ein typisches Beispiel für die Schöpfungen der Postmoderne. Die geborgenen
Reste des Sockels des Chorflankenturmes wurden an der Fassade an der
Moltkestraße wieder angebracht.
Am 22. Mai 1993 schließlich konnte Bischof Dr. Sigisbert Kraft die neue
Pfarrkirche Christi-Auferstehung konsekrieren und der stolzen Gemeinde
übergeben.
In den neuen Räumen entwickelte
sich schnell ein aktives Gemeindeleben, engagiert begleitet und gefördert
durch Wolfgang Kestermann.
PFARRBRIEF | 2015
Heute wird das Ensemble an der
Jülicher Straße durch unterschiedliche Gruppen und Kreise mit Leben
gefüllt: Frauenkreis (baf), Seniorenkreis, Glaubensgesprächskreis, Familienliturgiekreis, Männerstammtisch,
Frauenfrühstück und regelmäßige Veranstaltungen für Kinder prägen den
Jahreslauf und den Gemeindealltag.
Die Menschen in der Gemeinde sind
stolz darauf, am Rande der Innenstadt
ein repräsentatives Kirchengebäude
zu besitzen, das zusammen mit dem
Pfarrhaus genug Raum für alle bietet.
Wir wären nicht in Köln, wenn
nicht auch der Karneval eine besondere Rolle spielen würde. Legendenhaft
verklärt ist mittlerweile die jährliche
Pfarrsitzung, die von der Gemeinde auf
die Beine gestellt wird und im großen
Pfarrsaal im zweiten Stock des Pfarrhauses stattfindet.
So bilden die Gottesdienste in der
Kirche an den Sonntagen und in der
Woche und das Gemeinschaftsleben
der Gemeindemitglieder die organische
Einheit, die eine lebendige Gemeinde
ausmacht. Freude und Leid haben hier
ihren gleichberechtigten Platz, verbunden mit einer durchaus immer wieder
ins Wort gefassten Liebe zur „kölschen
Heimat“, die Außenstehenden bisweilen ein wenig übertrieben vor kommt.
Eine Gemeinde halt, in der sich „Halleluja“ und „Kölle Alaaf“ nicht immer so
ganz auseinander halten lassen.
Fotos Alt-katholische Gemeinde Köln
–77–
VERMISCHTES
VERMISCHTES
TERMINE
TERMINE
AKTIVITÄTEN 2015 IN DER GEMEINDE
ST. GEREON
MÄRZ
So 22.03.2015 – Fastenessen nach den
Hl. Messen um 10.00 Uhr und 11.30 Uhr
Pfarrsaal Steinfeldergasse (Bonverkauf
am 2. und 3. Fastensonntag und im
Pfarrbüro)
So 29.03.2015
Hl. Messe zum Palmsonntag
mit festlicher Chor- und Orgelmusik,
Palmweihe 10.00 Uhr
Chor: St. Gereon, Orgel: Prof. Stefan
Wehr, Ltg. Kantor Jürgen von Moock
So 26.04.2015, 11.30 Uhr
Orgelmusik im Gottesdienst: Johann
Sebastian Bach: Osterchoräle aus dem
„Orgelbüchlein“
Orgel: Kantor Jürgen von Moock
So 05.04.2015, 11.30 Uhr
Ostersonntag
Hl. Messe mit Orgelimprovisationen
zu Osterliedern
Orgel: Kantor Jürgen von Moock
Gereonsfesttage
Rund um das Patronatsfest (10.10.)
Gottesdienste, Konzerte etc.
Näheres unter www.stgereon.de
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So 10.01.2016, 11.00 Uhr,
Gottesdienst
Gemeinsame Hl. Messe in St. Michael,
anschließend Neujahrsempfang im
Pfarrsaal Moltkestraße
AKTUELLE INFORMATIONEN ZU AKTIVITÄTEN DER GEMEINDE ST. GEREON
FINDEN SIE AUCH UNTER:
www.stgereon.de
www.artundamen.de
www.familienzentrum-stgereon.de
www.kjsg.de
MAI
Sa 04.04.2015, 21.00 Uhr
Hl. Messe zur Osternacht
So 19.04.2015, 10.00 Uhr
Erstkommunion St. Gereon
Basilika St. Gereon
Musikalische Gestaltung mit dem
Jungen Chor und dem Kinderchor
St. Gereon, Ltg. Kantor Jürgen
von Moock
FEBRUAR 2016
Di 02.02.2016, 19.00 Uhr
Pfarrsitzung
„Zint Mechels-Fastelovens Setzung“
Wir feiern im Pullman Hotel.
Kartenbestellung im Pfarrbüro
Do 30.04. bis So 03.05.2015
Familienwochenende in Asbach/Westerwald Anmeldung im Pfarramt
So 24.05.2015, 11.00 Uhr
Pfingsten
Wir feiern die Hl. Messe zum Hochfest
gemeinsam um 11.00 Uhr an St. Alban
im Stadtgarten (bei schönem Wetter
im Freien)
APRIL
JANUAR
Mo 06.01.2016 – Sternsingeraktion 2016
Die Hl. drei Könige kommen nach vorheriger „Anmeldung“ zu Ihnen und
bringen den Segen Gottes in Ihr Haus.
Bitte im Pfarramt anmelden.
OKTOBER
NOVEMBER
So 08.11.2015
So 15.11.2015
So 22.11.2015 jeweils 17.00 Uhr
Orgelfesttage St. Gereon
So 22.11.2015, 10.00 Uhr – 18.00 Uhr
Adventsbazar Seniorenclub
St. Michael
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PFARRBRIEF | 2015
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VERMISCHTES
VERMISCHTES
WILLKOMMEN...
KONTAKTDATEN
WILLKOMMEN...
REINHARD KÜNSTLER
Seit nunmehr vielen Monaten wird
das Gerling-Quartier in ein Wohnviertel umgewandelt. An einigen Stellen
des ehemaligen Versicherungskonzerns sind erste Erfolge bereits sichtbar.
An anderen wird noch eifrig sicht- und
hörbar gearbeitet, um neuen Wohnraum zu schaffen.
Auf jeden Fall ist nach einiger Verzögerung der Startschuss für den Bezug der ersten 150 Wohneinheiten gefallen. Im März und April werden die
neuen Bewohner erwartet. Schon seit
Längerem ist der Pfarrgemeinderat in
Diskussion, wie St. Gereon sich präsentieren soll. Natürlich wollen wir das
nicht alleine tun und haben deshalb
den Kontakt zur benachbarten evangelischen ThomasChristus-Kirchengemeinde gesucht.
Und wir fanden in Pfarrer Christoph Rollbühler einen Menschen mit
einem weit offenen Ohr für diese ökumenische Herausforderung. Die ersten
Planungstreffen verliefen sehr erfolg-
reich, Ideen für die Ausgestaltung der
Begrüßungsaktionen wurden geboren,
die konkrete Planung ist inzwischen
abgeschlossen.
Gemeinsam mit Haupt- und Ehrenamtlern der evangelischen Gemeinde
werden Pfarrer Brocke und Mitglieder
des Pfarrgemeinderates nach einer
schriftlichen Vorankündigung abendliche Besuche der neuen Bewohner
des Gerling-Quartiers machen. Dabei
sollen nicht nur die Hauptamtlichen
vorgestellt, sondern auch die zahlreichen Angebote beider Gemeinden präsentiert werden. Pfarrer Rollbühler ist
natürlich besonders stolz darauf, dass
er die Fertigstellung des Rohbaus der
neuen Gemeinderäume an der Spichernstraße für Mai des Jahres verkünden kann. Für den 9. Mai ist sozusagen
als Höhepunkt der Begrüßungsaktion
eine Führung von der Christuskirche
hin zu St. Gereon angedacht, damit
sich die neuen Bewohner einen eigenen Eindruck machen können. Natürlich hoffen wir bei diesem Termin auf
interessante Kennenlern–Gespräche.
Schon jetzt sagen wir:
PASTORALBÜRO ST. GEREON
Pfarramtssekretärinnen
Margarete Heinen | Marianne Rübener
Gereonskloster 2
50670 Köln
Tel. 0221.47 45 07-0
E-Mail [email protected]
Öffnungszeiten:
Mo, Di, Do, Fr 9.30 Uhr bis 12 Uhr
Mi 10 Uhr bis 13 Uhr und
15 Uhr bis 17 Uhr
KINDERGARTEN
Montessori Kinderhaus St. Alban
Gilbachstr. 25a
50672 Köln
Leitung Stefanie Müller
Tel. 0221.52 17 25
E-Mail
[email protected]
SEELSORGETEAM
Pfarrer
Andreas Brocke
Tel. 0221.47 45 07-0
E-Mail [email protected]
Subsidiar
Klaus Bußmann, Pfarrer i. R.
Tel. 0221.890 86 58
E-Mail [email protected]
Pastoralreferent
Norbert Bauer
Tel. 0221.47 45 07-21
E-Mail [email protected]
ORGANISTEN
Jürgen von Moock
Tel. 02204.98 14 40
E-Mail [email protected]
Burkhard Bader
Tel. 0221. 13 49 52
E-Mail [email protected]
KÜSTER
Basilika St. Gereon und
Kirche St. Michael
Franz Jablonski
Tel. 0179-664 96 57
Kirche St. Alban
Andreas Sellner
Tel. 0221.52 31 33
PFARRGEMEINDERAT
Pfarrgemeinderatsvorsitzender
Dr. Reinhard Künstler
E-Mail [email protected]
WWW.STGEREON.DE
WWW.ARTUNDAMEN.DE
WWW.FAMILIENZENTRUM-STGEREON.DE
WWW.KJSG.DE
Unsere Gottesdienstordnung entnehmen Sie der monatlich erscheinenden
Pfarrinfo und der Internetseite von
St. Gereon.
Foto Reinhard Künstler
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VERMISCHTES
IMPRESSUM
IMPRESSUM
Herausgeber
Der Pfarrgemeinderat der katholischen
Kirchengemeinde St. Gereon, Köln
Redaktion
Norbert Bauer, Andrea Bock, Andreas Brocke,
Dr. Reinhard Künstler
Dr. Gudrun Stracke-Sporbeck (V.i.S.d.P.)
Redaktionsanschrift
Dr. Gudrun Stracke-Sporbeck
[email protected]
Artdirection | Layout
Monika Kohlberger – www.mokonova.de
Druck
VDG Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Kromsdorf/Weimar
Beltz Bad Langensalza GmbH
Internetseite
www.stgereon.de
Auflage
6.000 Exempl. – Ausgabe 2015
Die namentlich gekennzeichneten Beiträge geben
nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers
und der Redaktion wieder.
Autoren dieser Ausgabe
Andreas Brocke, Pastor
Norbert Bauer, Pastoralreferent
–82–
Margarete Heinen, Pfarrbüro
Tom Hammes, Art & Amen
Dr. Gottfried Stracke, KV
PGR: Andrea Bock, Henrike Kirsch,
Dr. Reinhard Künstler, Frank Reintgen,
Dr. Gudrun Stracke-Sporbeck
sowie:
Hartwich Bruns, Michaela Hauser, Maria Lamaina,
Dr. Marion Opitz, Karl Schiesberg,
Jürgen Wenge, Pfr.
Bildnachweis
Martin Claßen, Photographie Martin Claßen Köln:
Titel und Kapitelseiten, S. 9
Maurice Cox, Köln: mauricecoxfotografie: S. 40
© Rheinisches Bildarchiv, rba_c005641: S. 44
Werner Kirsch, Köln: S. 79
Monika Kohlberger: S. 13
Gudrun Stracke-Sporbeck: S. 2, 22, 24, 50, 82
Wilma Wilms, Köln: S. 4, 5, 16, 57, 66, 68, 83
Repr. aus: Grote, Udo, Der Schatz von St. Viktor.
Mittelalterliche Kostbarkeiten aus dem Xantener
Dom, Regensburg 1998.
Titelseite und Kapitelseiten: Fenster in der oberen
Sakristei, Köln, St. Gereon, um 1315
S. 2: Gewölbemosaik in der Dormitio-Kirche,
Jerusalem, Entwurf Friedrich Stummel, Kevelaer,
um 1900
PFARRBRIEF | 2015
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