Investor 2. Quartal 2015 - Lienhardt & Partner

S TO R
INVE
2. QUARTAL 2015
ANLAGEPOLITIK
Wann kommt die Zinserhöhung in den USA?
SCHWERPUNKT
Robotik
Antike Uhren
Im Dienste Ihres Vermögens. Seit 1868.
Inhalt
3
Editorial
Anlagepolitik
4
Anlagestrategie
7
Trends & Prognosen
8
Konjunktur
11
Obligationen
12
Aktien
13
Rohstoffe
14
Portfolio-Strukturen
16
Empfehlungen – Aktien & Aktienfonds nach Regionen
17
Technische Analyse – Aktien im Fokus
Vorsorge
18
Volksinitiative: «Millionen-Erbschaften besteuern
für unsere AHV»
Schwerpunkt
20
Robotik
22
Antike Uhren
Diese Publikation dient ausschliesslich Informationszwecken. Sie stellt keine Offerte oder Aufforderung von Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG oder in ihrem Auftrag zum Kauf
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EDITORIAL
Dr. Duri Prader
CEO / Managing Partner
Dr. Markus Graf
Managing Partner
Geschätzte Leserinnen und Leser
AHV» kommt am 14. Juni 2015 an die Urne. Wir haben
uns mit den Überlegungen der Befürworter der Initiative
Das Jahr hatte für uns Anleger mit einem Paukenschlag
auseinandergesetzt. Diese können auch bei einem libera-
der Schweizerischen Nationalbank begonnen. Der 15. Ja-
len Standpunkt Sympathien wecken, halten aber einer
nuar 2015 wird in die Wirtschaftsgeschichte eingehen.
genaueren Überprüfung nicht stand.
Thomas Jordan hat die Anbindung des Schweizer Fran-
Im ersten Schwerpunktthema auf Seite 20 befassen
kens an den Euro überraschend aufgehoben und unserer
wir uns mit der nächsten Welle der «schöpferischen
Geldpolitik wieder ein wenig Bewegungsfreiheit ver-
Zerstörung», der Robotik. In den kommenden Jahren er-
schafft. Es wurde schnell klar, dass der Schock für die
warten wir auf diesem Gebiet grundlegende technische
Börse weniger heftig war als befürchtet.
Veränderungen mit weitreichenden Folgen. Die erhofften
Auch wenn sich der Schweizer Aktienmarkt von die-
Vorteile liegen auf der Hand. Auf Produkteebene resul-
sem Ereignis erholt hat, prägt die weltweite Politik der
tieren tiefere Kosten und bessere Qualität. Die Unterneh-
Notenbanken weiter das Geschehen an den Märkten.
men erzielen höhere Gewinne und es steht zusätzliches
Ihre Handlungen werden von den Marktteilnehmern minu-
Kapital für Innovationen zur Verfügung. Wir zeigen auf,
ziös beobachtet. Nachdem die Europäische Zentralbank
was uns konkret erwartet und wie man als Anleger an
am 21. Januar 2015 entschieden hatte, die Politik des
dieser spannenden Entwicklung teilhaben kann.
«lockeren Geldes» zu intensivieren, reagierten die euro-
Das zweite Schwerpunktthema handelt von einem
päischen Märkte euphorisch.
Thema, das mit «Geld und Genuss» überschrieben werden
Nun beginnt das Warten auf die amerikanische
kann. Frank Ineichen, vom renommiertem Auktionshaus
Zinserhöhung. Kommt dieser Zinsschritt im Sommer,
Ineichen Auktionen AG, schreibt über die Faszination von
wie mehrfach angedeutet, oder erzwingt der unbändig
antiken Uhren. Es gibt Uhren von bestechender äusserer
starke US Dollar eine Aufschiebung dieser Entscheidung?
und innerer Schönheit, Werke mit eleganten und genialen
Namentlich dieser gewichtigen Frage sowie der fortdau-
mechanischen Lösungen und Kunstwerke, die nicht nur
ernden Verbesserung der europäischen Konjunktur wid-
die Zeit anzeigen, sondern auch schön klingen. Zeit ist
men wir uns auf den Seiten 4 und 8.
relativ, aber absolut interessant als Anlage, so die Kon-
Ein besonderes Thema, das wir in dieser Ausgabe
klusion von Ineichen. Mehr hierzu ab Seite 22.
aus aktuellem Grund aufgreifen, ist die anstehende Erb-
Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, wünschen
schaftssteuerinitiative. Die Abstimmung über die Volks-
wir wie immer eine angeregte Lektüre sowie viel Erfreu-
initiative «Millionen-Erbschaften besteuern für unsere
liches.
Zürich, 18. März 2015
3
Anlagepolitik
ANLAGESTRATEGIE
«Wann kommt die Zinserhöhung in den USA?»
Dimitrios Manolidis
Chief Investment Officer
Umfeld für Aktien bleibt attraktiv
oder Herbst eine Zinserhöhung ins Auge fassen. Nicht
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass grössere Kor-
zuletzt auch um die geldpolitische Manövrierfähigkeit
rekturen am Aktienmarkt primär von drei Faktoren verur-
für eine allfällige nächste Krise wieder auszubauen. Aus
sacht wurden: Rezessionen, deutlich steigende Erdöl-
fundamentaler Sicht ist eine Zinserhöhung also nicht eine
preise oder Stress im Finanzsystem. Keiner der drei
Frage des Ob, sondern des Wann. Aus politischer Sicht
Faktoren spricht heute für eine imminente Gefahr eines
würde es jedoch nicht erstaunen, wenn die US Notenbank
sogenannten Bärenmarktes. Nach einem schwachen Jahr
den Start der Zinserhöhungen weiter hinausschiebt. Ein
2014 dürfte die globale Konjunkturentwicklung den Boden
zu starker US Dollar ist nämlich nicht im Interesse der mul-
gefunden haben und sich wieder beschleunigen. Unter-
tinationalen US Unternehmen. Gut 40 % der Umsätze der
stützend wirken hier vor allem die in weiten Teilen der Welt
Unternehmen im S&P 500 werden im Ausland erzielt.
betriebene expansive Geldpolitik sowie der tiefe Ölpreis.
Dies hat in der abgelaufenen Gewinnberichtsperiode dazu
Letzterer ist aktuell ein wichtiger Konjunkturstimulus und
geführt, dass die Unternehmen vorsichtigere Ausblicke
nicht etwa eine Gefahr. Im anhaltend disinflationären
gegeben haben. Es erstaunt somit nicht, dass sich der US
Umfeld haben diverse Länder kürzlich Zinssenkungen
Aktienmarkt in den vergangenen Monaten eine Ver-
vorgenommen (Schweden, Türkei, China u.a.). Gleich-
schnaufpause gegönnt hat. Zudem konnte die US Kon-
zeitig betreiben die japanische Notenbank und die EZB
junktur in den vergangenen Wochen die Erwartungen der
ein Quantitative Easing. Erste Verbesserungen der Kon-
Analysten nicht erfüllen. Sowohl der starke US Dollar als
junkturdaten sind bereits auszumachen. Die Wahrschein-
auch die vorübergehende Konjunkturdelle scheinen der
lichkeit einer Rezession ist somit eher gering. Stress im
US Notenbank als Ausrede zu dienen, die Zinserhöhungen
Finanzsystem ist gegenwärtig ebenfalls nicht ersichtlich.
weiter in die Zukunft zu schieben. Erst kürzlich hat das
Der TED-Spread gilt als Fiebermesser für die Risiken im
FED seine Inflations- und Wachstumsprognosen reduziert,
Interbanken-Geschäft und zeigt aktuell keine Gefahr.
was in einer ersten Reaktion zu fallenden Zinsen und
Auch der von der Bank of America publizierte «global
einem sich wieder belebenden US Aktienmarkt geführt
financial stress indicator» deutet auf ein entspanntes
hat. Auch der stark aufgewertete US Dollar zeigte erste
Umfeld hin. Die teilweise hohen Bewertungen sowie die
Anzeichen einer überfälligen Konsolidierung. Diese Reak-
längerfristig stark überkauften Märkte bergen jedoch
tion der Märkte zeigt, dass das Risiko einer baldigen Zins-
Risiken. Bewertungen sind aber kein geeignetes Timing-
erhöhung gesunken ist.
Instrument. Für die kommenden Monate dürfte vor allem
US Dollar im Auge behalten
das weitere Vorgehen der US Notenbank die Märkte prägen.
Nach dem schwächeren Konjunkturausblick der US Noten-
Wann kommt die Zinserhöhung in den USA?
bank rücken wieder die Fundamentaldaten in den Vorder-
Auf Grund des sich weiterhin erholenden Arbeitsmarktes
grund. Diese sowie die weitere Entwicklung der US Wäh-
in den USA müsste die US Notenbank (FED) im Sommer
rung dürften die Geldpolitik in den USA massgeblich
4
Anlagepolitik
ANLAGESTRATEGIE
beeinflussen. Der US Dollar ist nach der starken Aufwer-
dient. In der Vergangenheit brachte dies in den meisten
tung im letzten Jahr deutlich überkauft. Umfragen bei
Fällen deutliche Rücksetzer und zunehmende Selektivität
Investoren zeigen ein exzessiv optimistisches Bild für den
mit sich.
US Dollar, was aus Contrarian-Sicht vorsichtig stimmt.
Der starke US Dollar verstärkt die Kapitalflüsse in
Ein Blick auf die Futures-Positionierungen zeigt ein re-
Richtung USA und belastet sowohl die Obligationen- als
kordhohes netto-long Exposure der Spekulanten bei
auch die Aktienmärkte der Schwellenländer. Ebenso
gleichzeitig rekordhohen netto-short Positionen der
bleiben Rohstoffe unter Druck.
kommerziellen Marktteilnehmer. Letztere sind auch unter
dem Begriff «Smart Money» bekannt und haben in der
Adaptive Anlagestrategie
Vergangenheit die Entwicklung des US Dollar besser anti-
Da sich das aktuelle Umfeld rasch ändern kann, verfolgen
zipiert. Diese extremen Positionierungen, das zu positive
wir eine wachsame und adaptive Anlagestrategie. Ange-
Sentiment sowie die stark überkaufte Situation sprechen
sichts des unattraktiven Zinsniveaus halten wir die Obli-
für eine vorübergehende Abschwächung des US Dollar.
gationenquote untergewichtet. Ein Blick auf die Renditen
der Staatsanleihen zeigt, dass global über die Hälfte unter
Überkaufte Aktienmärkte in Europa
1% liegt. Solange der US Dollar keine Schwäche zeigt,
Die Chancen stehen somit gut, dass der US Aktienmarkt
halten wir zudem an unserem Untergewicht in Schwellen-
nach seiner Verschnaufpause wieder Rückenwind be-
ländern und Rohstoffen fest. Aktienanlagen bleiben somit
kommt. Der Fokus der Investoren war bis vor kurzem auf
unsere bevorzugte Assetklasse. Wir haben Europa und
Europa sowie auf zyklische Werte gerichtet. Die europäi-
die USA übergewichtet. Das Kurspotenzial in Europa ist
schen Aktienmärkte, welche ein äusserst starkes Momen-
noch nicht ausgeschöpft. Eine vorübergehende Konsoli-
tum gezeigt haben, profitieren nebst dem tiefen Ölpreis
dierung bietet hier Einstiegschancen. Wir favorisieren
auch vom schwachen Euro und dem Quantitative Easing
auch weiterhin den US Aktienmarkt, welcher längerfristig
der EZB. Zyklische Werte antizipieren die zu erwartende
die besseren Fundamentaldaten aufweist. Auf Sektor-
globale Konjunkturerholung. Allerdings gilt es zu beach-
ebene bevorzugen wir die Branchen Gesundheit, Techno-
ten, dass die Aktienmärkte in Europa in diesem Jahr be-
logie und zyklische Konsumgüter. Für den Schweizer
reits deutliche Kursgewinne verbucht haben und sich in ei-
Aktienmarkt sind wir zurückhaltend und warten die
ner stark überkauften Situation befinden. Der DAX
Gewinnberichtsperiode des ersten Quartals ab. Dann
beispielsweise notiert gut 22 % über der weit beachteten
dürften die Auswirkungen des SNB-Entscheides vom
200-Tageslinie, welche als langfristiger Trendindikator
Januar auf die Unternehmen sichtbarer werden.
US Dollar Futures-Positionierungen
DAX mit grosser Abweichung von seinem
langfristigen Trend
40000
12000
20000
0
10000
– 20000
8000
– 40000
4000
– 100000
80000
Quelle: Bloomberg / Lienhardt & Partner Privatbank Zürich
5
2015
2013
2014
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
1998
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
Quelle: Bloomberg / Lienhardt & Partner Privatbank Zürich
2003
0
– 20000
2004
20000
% Abstand zur 200-Tageslinie
2002
40000
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
– 10 %
– 20 %
– 30 %
– 40 %
Rekordhohe Netto-Long Positionen von Spekulanten
2001
60000
2000
2000
– 80000
6000
Rekordhohe Netto-Short Positionen von kommerziellen Marktteilnehmern
1999
– 60000
DAX mit 200-Tageslinie
Felix Eidenbenz zum Thema: «Verschnaufpause am US Aktienmarkt»
Anlagepolitik
TRENDS & PROGNOSEN
Liquidität
• Liquidität bietet Flexibilität.
Geldmärkte
• Eine kurzfristige Konsolidierung am Aktienmarkt eröffnet Chancen.
CHF
– 0.81


Unsere Empfehlung:
EUR
0.02


GBP
0.56


USD
0.27


JPY
0.10


• Wir empfehlen eine leicht erhöhte Liquidität zu halten.
18. 03. 2015 3 Monate 12 Monate
Obligationen
• Stark überkaufte Obligationenmärkte und die historisch tiefen Zinsen
Obligationenmärkte
CHF
sprechen für sehr bescheidenes Renditepotenzial.
• Die Konvergenz der EU-Peripherie zu Deutschland dürfte weitergehen.
• Das Risiko stark steigender Zinsen wird von den Zentralbanken tief
gehalten.
18. 03. 2015 3 Monate 12 Monate
– 0.05


EUR (Deutschland)
0.27


GBP
1.68


USD
2.04


JPY
0.38


• Wir bevorzugen Europa.
• Unternehmensanleihen sind zu favorisieren, das High Yield Segment
ist zu meiden.
Unsere Empfehlung:
• Wir empfehlen eine leichte Untergewichtung der Obligationenquote.
Aktien
• Das langfristig fundamentale Bild spricht weiterhin für Aktien.
Aktienmärkte
• Die Aktienmärkte werden von der expansiven Geldpolitik der Zentral-
SPI
9 192.99


Euro Stoxx 50
3 672.16


FTSE 100
6 837.61


S&P 500
2 074.28


Topix
1 582.46


399.41


1 740.09


banken gestützt.
• Kurzfristig spricht die stark überkaufte Situation für eine Konsolidierung.
• Es ist mit steigender Volatilität zu rechnen.
• Rückschläge bieten gute Einstiegsgelegenheiten.
MSCI Emerging Markets
• Risikoadjustiert favorisieren wir den US-Markt.
MSCI World
18. 03. 2015 3 Monate 12 Monate
• Europa bietet im optimistischen Szenario das höchste Kurspotenzial.
Unsere Empfehlung:
• Wir empfehlen die Aktienquote neutral zu gewichten.
• Europa und die USA sind unsere favorisierten Märkte.
Rohstoffe
• Das Überangebot drückt weiterhin auf die Preise.
Rohstoffe
• Der starke USD ist negativ für Rohstoffe.
Rohstoffe (CRB)
• Der Rohstoffkomplex ist als Portfoliodiversifikator interessant,
Gold (Unze)
bietet aber wenig absolutes Renditepotential.
• Ein starker Anstieg des Ölpreises ist unwahrscheinlich.
• Gold bleibt unattraktiv.
Unsere Empfehlung:
• Wir empfehlen die Rohstoffquote untergewichtet zu halten.
7
18. 03. 2015 3 Monate 12 Monate
209.00


1 147.87


Anlagepolitik
KONJUNKTUR
Der SNB Schock
wächst und die Zinsen sind historisch tief. Selbst der von
Die Schockwelle, welche die Schweizerische Nationalbank
hohen Schulden geplagte Staat spart nicht.
durch die Schweiz geschickt hat, wurde vom Aktienmarkt
Verschiedene Statistiken haben aber in den vergan-
in relativ kurzer Zeit verdaut. Dies, obwohl der Euro/
genen Wochen aufgezeigt, dass der Konjunkturzyklus
Franken-Wechselkurs nur knapp die Hälfte der Korrektur
fortgeschritten ist. Die aktuellen Probleme der US Wirt-
wieder aufgeholt hat und aktuell noch rund 10 % tiefer
schaft wurzeln im sehr tiefen Ölpreis und im starken US
notiert als zu Jahresbeginn.
Dollar. Die USA werden vom eigenen Erfolg gebremst,
An der Realwirtschaft wird diese schnelle Erstarkung
was gewisse Parallelen zur Schweiz erkennen lässt.
des Schweizer Frankens aber nicht spurlos vorbeigehen.
Diese jüngste Aufwertung unserer Währung markiert den
Der starke US Dollar
vorläufigen Höhepunkt eines seit 2008 andauernden
Einer der wichtigsten Faktoren für die US Dollar Stärke
Prozesses. Heute notiert der Euro 36% tiefer als Ende
ist die Zinsdifferenz zu anderen Währungsräumen und die
2007. Exportorientierte Unternehmenszweige erfahren
Erwartung der Marktteilnehmer zur Entwicklung dersel-
dadurch einen Wettbewerbsnachteil gegenüber der glo-
ben. Die Erwartungen bezüglich Zeitpunkt und Verlauf
balen Konkurrenz.
der US Zinswende sind relativ breit gestreut. Es herrscht
aber Einigkeit, dass die Zinsen eher steigen als fallen
Die Schweiz hatte schon immer eine starke Währung
werden.
als Spiegelbild ihres sehr erfolgreichen Wirtschaftsmodells. Das hat Schweizer Unternehmen innovativ und
Ausserhalb der USA – in Europa, Asien und der
effizient gehalten. Irgendwann aber wird der Kostendruck
Schweiz – werden die Zinsen mit allen Mitteln gedrückt.
so gross, dass Abstriche bei der Swissness durch tiefere
Die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Rest der
Lohnkosten überkompensiert werden. Das führt zu einer
Welt wird sich ausweiten. Die Zinsdifferenz liess den US
Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland.
Dollar Index seit dem Sommer 2014 um über 20 % steigen.
Der starke Franken hat aber nicht nur Nachteile.
Glücklicherweise ist die USA eine der wenigen Volks-
Viele Bereiche profitieren von der hohen internationalen
wirtschaften, die aufgrund ihrer starken Binnennachfrage
Kaufkraft des Frankens sowie von den historisch tiefen
und ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit, mit einer starken
Zinsen. Der für den Schweizer Arbeitsmarkt sehr wichtige
Währung leben kann.
Bausektor erfreut sich weiterhin einer steigenden Nachfrage. Nicht nur wegen der tiefen Hypothekarzinsen,
Der Ölpreis
sondern auch weil Liegenschaften eine deutlich höhere
Der tiefe Ölpreis hilft nicht nur der US Wirtschaft, sondern
Rendite abwerfen als z.B. Obligationen. Es ist davon aus-
allen Energieverbrauchern. In weiten Teilen der Wirtschaft
zugehen, dass der starke Franken in Kombination mit
wirken sich tiefe Energiepreise positiv auf die Margen der
der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative das
Unternehmen und auf die verfügbaren Einkommen der Kon-
Wachstum der Schweizer Volkswirtschaft drücken wird.
sumenten aus. Da aber die USA enorm vom Fracking-Boom
der letzten Jahre profitiert haben, wirken sich tiefe Energie-
Risse im US-Amerikanischen Aufschwung
preise auf einige Regionen und Sektoren bremsend aus.
Der moderate, aber breit abgestützte Aufschwung der US
Dies hat sich deutlich in den Gewinnerwartungen
Wirtschaft wurde an dieser Stelle bereits eingehend
wie auch in verschiedenen Frühindikatoren niedergeschla-
analysiert. Ein Ende ist nicht absehbar. Es werden weiter-
gen. Erdölförderer und deren Zulieferer sehen sich mit
hin über 200 000 neue Stellen pro Monat geschaffen
wegbrechenden Gewinnen konfrontiert. Diese aktuell
(+295 000 im Februar), die Bilanzen der privaten Haus-
schwierige Situation der US Fracking-Unternehmen erhöht
halte wie auch der Unternehmen sind solide, der Schul-
insbesondere das Risiko von Korrekturen im Bereich der
dendienst im Verhältnis zum Einkommen ist sinkend
«High Yield» Anleihen. 16% der ausstehenden US High
und der private Konsum wächst mit 3.4% pro Jahr. Immo-
Yield Anleihen wurden von Ölfirmen emittiert. Banken
bilienpreise und Bautätigkeit steigen, das Kreditvolumen
werden den erhöhten Rückstellungsbedarf für Kredite
8
Anlagepolitik
KONJUNKTUR
spüren. Die Ausblicke der US Manager im Rahmen der
produkten, während der tiefe Ölpreis und die tiefen Zinsen
Publikation der Gewinnausweise waren jüngst sehr vor-
die Binnennachfrage antreiben.
sichtig. Die Gewinnerwartungen für den S&P 500 sind
Auf aggregierter Ebene manifestieren sich die kleinen
innert nur 3 Monaten um über 11% gefallen. Mittlerweile
Schritte in steigenden Frühindikatoren, vermehrt positiv
wird ein Gewinnwachstum im Jahr 2015 von unter 1% er-
überraschenden Makrodaten sowie in steigenden Aktien-
wartet. Wir gehen davon aus, dass dies bei einem erwarte-
kursen.
ten BIP- Wachstum von knapp 3.0 % zu pessimistisch ist.
Verkrustete Strukturen
Auf dieser Basis werden positive Überraschungen folgen.
Die schon oft angesprochenen Strukturreformen, welche
Die alte Dame Eurozone
für einen dynamischen Aufschwung die unerlässlichen
Europa ist nach wie vor in suboptimalen Strukturen gefan-
Voraussetzungen sind, werden weiterhin viel zu zögerlich
gen. Die Bewertungen der Aktienmärkte und die Erwar-
angegangen. UBER (Taxiservice per Smartphone App)
tungen an BIP- respektive Gewinnwachstum sind ent-
bietet hier ein hervorragendes Praxisbeispiel. Während
sprechend bescheiden. Aber es scheint, als wäre die
UBER in den USA zwischen 20 000 und 50 000 neue Jobs
deflationäre, depressive Spirale mit sich ausbreitender
pro Monat generiert, versucht Europa die verkrustete und
Massenarbeitslosigkeit abgewendet. Tatsächlich verdich-
innovationsfeindliche Taxibranche zu schützen, indem
ten sich die Anzeichen, dass für dieses Jahr ein beschleu-
UBER in verschiedenen Regionen Europas mit eher frag-
nigtes Wirtschaftswachstum erwartet werden darf.
würdigen Argumenten verboten wurde.
Das Kreditwachstum in der Eurozone ist zwar immer
Das zeigt anschaulich wie schwer den Europäern der
noch leicht rückläufig (–0.6%), aber die Kreditvergabe
Wandel fällt.
war in 4 der letzten 5 Monate positiv. Die EZB scheint die
Mittel- bis langfristige Wachstumstreiber
in Europa über Jahre herrschende Kreditklemme erfolg-
Auf globaler Ebene gibt es verschiedene Trends,
reich gelöst zu haben, wobei die Kreditnachfrage noch
welche die Kraft haben, das Potentialwachstum nachhal-
deutlich steigen muss.
tig zu erhöhen. Dazu gehören u.a. der 3D-Drucker und die
Die Kreditvergabe steht exemplarisch für Europa. Es
Robotik.
sind in verschiedenen Bereichen kleine Fortschritte auf
tiefem Niveau zu verzeichnen. Auch die Arbeitslosigkeit
In beiden Bereichen werden aktuell enorme Fort-
sinkt in verschiedenen Regionen, was das verfügbare Ein-
schritte gemacht und das Potential für die Volkswirtschaf-
kommen erhöht und den Konsum fördert. Der schwache
ten ist sehr gross. Lesen Sie dazu den Artikel zu Robotik
Euro belebt die Nachfrage nach europäischen Export-
in dieser Ausgabe des INVESTOR auf Seite 20.
US Dollar folgt Zinsdifferenz
Bescheidene aber positive Kreditnachfrage in der Eurozone
125
2.00
1.84
100
99.18
100
1.50 95
1.00
75
90
50
85
25
80
0
0.50
0.00
-25
75
-50
-0.50
2011
Zinsdifferenz 10 J. USA-EU
2012
2013
2014
2005
2015
2010
2006
2007
2008
2009
2010
Monatliche Kreditnachrage in der Eurozone
US Dollar Index
Quelle: Bloomberg / Lienhardt & Partner Privatbank Zürich
Quelle: EZB / BCA Research
9
2011
2012
2013
2014
2015
Felix Eidenbenz zum Thema: «Steigende Nachfrage nach europäischen Produkten»
Anlagepolitik
OBLIGATIONEN
Historische sieben Jahre
tive Easing wird der Verlauf der Zinsen in erster Linie von
Die Entwicklung der Obligationenmärkte seit der Finanz-
den Notenbanken beinflusst. Aber auch die tiefen
krise 2008 dürfte noch einige Zeit in Erinnerung bleiben.
Inflationserwar tungen innerhalb der Eurozone, der
Viele Analysten erwarteten steigende Renditen. Gesche-
Schweiz und in Teilen der Schwellenländer sowie das
hen ist das Gegenteil – sie sanken und sinken weiter.
Sparverhalten der Bevölkerung sind ausschlaggebend.
Anleger suchen heute verzweifelt nach Rendite. Mittler-
Mit Blick auf die Eurozone dürfte der Trend sinkender
weile rentieren neu emittierte Unternehmens- wie auch
Renditen weitergehen. Die EZB wird im Umfang von mo-
Staatsanleihen sehr guter Bonität nahe null Prozent.
natlich 60 Milliarden Euro Anleihen kaufen, die mehr als
Wirkt sich dies negativ auf die Nachfrage aus? Nein – die
– 0.2 % rentieren. Sollten die Zinsen aller EU-Staaten je-
Obligationen werden gekauft, ja teilweise überzeichnet.
doch unter diese Marke fallen, wäre die EZB wohl ge-
In Europa sind Dividendenrenditen mittlerweile höher als
zwungen, gewisse Anpassungen vorzunehmen. Beispiels-
die Erträge aus Obligationen. Auch dies ist historisch
weise Unternehmensanleihen zu kaufen, die Schwelle
gesehen selten.
von – 0.2 % zu unterschreiten oder den Einlagezins, wel-
Betrachtet man die Renditen gewisser Länder
chen Banken bei der EZB «erhalten», weiter zu senken.
über die letzten 250 Jahre, so notieren beispielsweise
Dies wiederum dürfte zu weiter sinkenden Renditen und
10-jährige Staatsanleihen der Schweiz, Deutschlands und
einem noch tieferen Euro führen.
Japans mittlerweile 150 Basispunkte unter ihren Durchschnittswerten. Für die Eidgenossenschaft erhält man
Ausrichtung
erst ab zehn, für deutsche Bundesanleihen ab sieben
Wir behalten unsere moderat kürzere Duration bei, blei-
Jahren positive Zinsen. Selbst in Wirtschaftskrisen,
ben im Bereich der Obligationen untergewichtet und
Depressionen, Kriegen, Pandemien oder Deflationen ver-
favorisieren Unternehmensanleihen.
harrten diese nie auf solch tiefen Niveaus. Auch in Skandinavien und den Schwellenländer ist das Phänomen sin-
Zinsdifferenz 10-jähriger Staatsanleihen
USA und Deutschland
kender Zinsen zu beobachten. So senkten beispielsweise
auch Schweden, China, Indien, Taiwan und Thailand kürz-
250
lich die Leitzinsen. Anders die USA.
200
?
US-Zinsen steigen relativ zu den Zinsen in Deutschland
Juni 1999
150
Zinsdifferenz und Gründe
+ 326 Basispunkte
100
Die Zinswende in den USA scheint immer näher zu kom-
50
men. Im Gegensatz dazu steht die Eurozone, in welcher
0
die EZB erst gerade mit unorthodoxen geldpolitischen
– 50
Massnahmen begonnen hat, die Zinsen weiter zu drücken.
Die Differenz zwischen den Obligationen der Vereinigten
– 100
Staaten und Deutschland ist so hoch wie seit 1999 nicht
– 150
Dezember 2008
August 1992
1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019
mehr. Wir rechnen damit, dass sich diese auch in Zukunft
weiter ausdehnen wird. Seit der Einführung des Quantita-
Quelle: Bloomberg, Kepler Cheuvreux
Empfehlungen
Regionen & Länder
Gewichtung Strategie vs. BM1
Duration BM
Duration Strategie vs. BM
Schweiz
Untergewicht
7.0 Jahre
moderat kürzer
Europa
Leichtes Übergewicht
6.0 Jahre
moderat kürzer
Schwellenländer
Untergewicht
7.7 Jahre
moderat kürzer
1
BM
Benchmark
11
Anlagepolitik
AKTIEN
Angleichung der Bewertungsdifferenzen
indizes: Der starke US Dollar, die für die zweite Jahres-
Die europäischen Aktienmärkte verzeichnen seit Jahresbe-
hälfte 2015 erwartete Zinserhöhung und die massiv nach
ginn starke Kursgewinne. Die US-Indizes hingegen konnten
unten korrigierten Gewinnerwartungen der Analysten für
nicht an die Performance von 2014 anknüpfen. Der Schwei-
US-Unternehmen. Bestätigen sich die tiefen Erwartungen
zer Aktienmarkt konnte den durch den Frankenschock
an die zukünftigen Unternehmensgewinne, sind Rück-
verursachten Kurssturz bereits wieder auf holen. Die euro-
schläge im amerikanischen Aktienmarkt zu erwarten.
päischen Aktienmärkte sind noch fair bewertet und relativ
Dies würde die im historischen Kontext betrachtet hohen
zu den schweizerischen und amerikanischen am attrak-
Bewertungen wieder auf nachhaltigere Niveaus bringen.
tivsten. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des MSCI Europa lag
Wir erwarten aber positive Gewinnüberraschungen,
die vergangenen sechs Jahre markant unter seinem 10-Jah-
denn die US Konjunktur steht auf sehr soliden und gesun-
res-Durchschnitt von rund 21 und vermochte diesen Wert
den Beinen. Somit dürfte die aktuelle Verschnaufpause
erst vor wenigen Wochen wieder zu erreichen. Inzwischen
von kurzer Dauer sein.
weisen über 70% der europäischen Aktien eine Dividen-
Aktien bleiben unsere favorisierte Anlagekategorie.
denrendite auf, die höher ist als die Obligationenrendite
Wir empfehlen, europäische Aktien in Schwächephasen
derselben Firma. Die durchschnittliche Dividendenrendite
weiter schrittweise aufzubauen. In den USA bleiben wir in-
beträgt 3.3%, während die Unternehmensanleihen ma-
vestiert. Schweizer Aktien empfehlen wir leicht zu reduzie-
gere 2.1% rentieren. Diese historisch ungewöhnliche Kon-
ren. Der starke Schweizer Franken in Kombination mit den
stellation könnte Rendite suchende Investoren vermehrt
erhöhten Bewertungen birgt Potential für Enttäuschun-
zu Aktienkäufen bewegen. Zudem wird durch das am
gen. Bei den Schwellenländern präferieren wir nach wie
9. März gestartete Quantitative Easing der EZB neue Liqui-
vor Asien und meiden Osteuropa und Lateinamerika.
dität geschaffen, welche die Aktienmärkte weiter beflügelt. Die Voraussetzungen für weitere Kursgewinne an den
Performance Aktienindizes 2015
europäischen Aktienmärkten sind sehr gut, so dass sich
die Bewertungsschere zwischen den vergleichsweise fair
115
bewerteten europäischen und den eher hoch bewerteten
110
amerikanischen Aktienmärkten weiter schliessen dürfte.
Dem gegenüber stehen Risiken wie die Schulden-
105
problematik Griechenlands oder die geopolitischen
100
Spannungen zwischen der Ukraine und Russland, welche
jederzeit zu erneuten Unsicherheiten und somit erhöhten
95
Schwankungen an den Märkten führen können.
90
Januar 2015
Verschnaufpause in den USA
Nach den starken Kursavancen im vergangenen Jahr
bremsen drei Hauptfaktoren die amerikanischen Aktien-
Februar 2015
Euro Stoxx 50
MSCI Emerging Markets Asien
S&P 500
SPI
Quelle: Bloomberg / Lienhardt & Partner Privatbank Zürich
Empfehlungen
Regionen & Länder
Gewichtung Strategie vs. BM1
Bevorzugte Sektoren/Regionen & Länder (nach Priorität)
Schweiz
Untergewicht
Gesundheit, Technologie, Versicherungen
Europa
Übergewicht
Zyklische Konsumgüter, Technologie, Versicherungen, Gesundheit
USA
Leichtes Übergewicht
Technologie, Zyklische Konsumgüter, Gesundheit
Schwellenländer
Untergewicht
Asien
1
BM
Benchmark
12
März 2015
Anlagepolitik
ROHSTOFFE
Krisentiefststände unterboten
Als Reaktion auf die Verknappung des Angebotes hat
Mittlerweile haben Rohstoffindizes die Krisen-Tiefst-
der Ölpreis (WTI) innerhalb nur eines Monats um knapp
stände vom Frühling 2009 unterboten.
40 %, von USD 45.2 auf USD 63, zugelegt.
Während Industriemetalle und Landwirtschaftsgüter
Mittelfristig wird der Ölpreis um ein neues Gleich-
40 % – 50 % unter dem zyklischen Hoch von 2007/2008
gewicht pendeln. Angesichts der weltweiten Nachfrage-
notieren, hat der Energiesektor bereits um 86% korrigiert.
schwäche, dürfte der neue Gleichgewichtspreis in hohem
Aktuell sind die Energiepreise wieder auf den Niveaus der
Masse von den Grenzkosten des Frackings bestimmt
1990er Jahre.
werden. Diese liegen aktuell um die USD 60 – 70, Tendenz
Die Gründe für die starken Preisschwankungen sind
sinkend.
vielfältig, wobei die starke Ausweitung des Angebots der
Hohe Lagerbestände
wichtigste Faktor ist.
Für die kurzfristigen Schwankungen sind tendenziell
Rohstoffmarkt im Ungleichgewicht
Finanzinvestoren (insbesondere Hedge Funds) und die
Auf der Nachfrageseite der Gleichung steht China im
aktuellen Lagerstände verantwortlich.
Fokus. Der Aufbau der Infrastruktur ist fortgeschritten,
Hedge Funds scheinen vom jüngsten Preisanstieg
die Investitionsvolumen sinken. Auch die Wachstums-
profitiert zu haben und reduzieren aktuell ihre Ölposi-
schwäche der Europäer lässt die Nachfrage nach Rohstof-
tionen sehr stark. In nur einer Woche wurden die ausste-
fen langsamer wachsen als das Angebot.
henden Long Positionen um 19 % reduziert.
Aufgrund des extremen Preisanstiegs der Rohstoffe
Gleichzeitig stiegen die US Lagerbestände relativ
zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde viel in Minen und
schnell (+10.3 Mio Fass in einer Woche) auf Niveaus,
Quellen investiert. Neue Technologien haben die Effizienz
wie sie vor 30 Jahren letztmals beobachtet wurden.
gesteigert und gänzlich neue Rohstoffquellen erschlos-
Auch wenn die Rohstoffpreise im Vergleich zu den
sen. Das Angebot ist viel schneller gewachsen als die
letzten zehn Jahren tief erscheinen, sehen wir weiterhin
Nachfrage.
mehr Risiken als Chancen im Rohstoffmarkt. Insbesondere
wenn unsere längerfristigen Erwartungen für den US Dol-
Energiepreise im Fokus
lar eintreffen, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Roh-
Im Energiesektor hat der Durchbruch der Fracking-
stoffrally eher tief.
Technologie die Dynamik grundlegend verändert. Neu
wird die Fördermenge innert relativ kurzer Zeit an die
Kursverlauf verschiedener Rohstoffindizes
Nachfrage angepasst, ohne dass die OPEC einen Beschluss fasst. Die Ursache liegt darin, dass bei der
Öl- und Gasförderung mit der Fracking-Methode ein
1000
hoher Anteil der Kosten variabel ist und dass Quellen in
relativ kurzer Zeit (Wochen) erschlossen bzw. stillgelegt
800
werden können.
600
Das führt dazu, dass sich die Preissetzungsmacht von
der OPEC hin zum Markt verschiebt, was weitreichende
400
Konsequenzen hat. Die Volatilität des Ölpreises dürfte
abnehmen, weil sich das Angebot flexibler an die Nach-
200
frage anpassen kann.
Der jüngste Preissturz der Energiepreise (–50 % im
0
2014) hat dazu geführt, dass in den USA bereits 38 % der
1992
«Bohrlöcher» (Rigs) vorübergehend geschlossen worden
sind.
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
Bloomberg Industriegüter
Bloomberg Energieindex
Bloomberg Rohstoffindex
Bloomberg Landwirtschaftsgüter
Quelle: Bloomberg / Lienhardt & Partner Privatbank Zürich
13
2010
2012
2014
Anlagepolitik
PORTFOLIO-STRUKTUREN
R E F E R E N Z W Ä H R U N G C H F – 2 . Q U A R T A L 2 0 15
Taktische Asset Allocation in Prozenten – Konservativ
Rohstoffe
1.5 %
Anlagekategorien
Liquidität
13.5 %
Aktien
25.0 %
Übergewicht1
CHF
EUR
USD
EM
TOTAL
13.5
Liquidität
13.5
Obligationen
46.0
14.0
Aktien
10.0
7.0
6.0
69.5
21.0
Anlagekategorien
CHF
EUR
Liquidität
13.0
Obligationen
21.0
13.0
Aktien
22.0
11.0
12.0
Total
56.0
24.0
Anlagekategorien
CHF
Rohstoffe
Total
Untergewicht1
60.0
2.0
25.0
7.5
2.0
100.0
USD
EM
TOTAL
1.5
1.5
Obligationen
60.0 %
Taktische Asset Allocation in Prozenten – Ausgewogen
Rohstoffe
3.0 %
Liquidität
13.0 %
Aktien
50.0 %
13.0
50.0
15.0
5.0
100.0
EUR
USD
EM
TOTAL
Rohstoffe
Obligationen
34.0 %
34.0
5.0
3.0
3.0
Taktische Asset Allocation in Prozenten – Aktien
Liquidität
11.0 %
10.0
Liquidität
10.0
Aktien
40.5
15.5
27.0
7.0
90.0
Total
50.5
15.5
27.0
7.0
100.0
Aktien
89.0 %
1
14
Veränderungen Die farblich gekennzeichneten Veränderungen der Anlagestruktur
sind taktischer Natur.
Veränderungen aus Konsistenzgründen werden nicht angezeigt.
Stadtnah im Grünen
Vier Villen an schönster Wohnlage in Aesch, Zürich
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15
Anlagepolitik
EMPFEHLUNGEN – AKTIEN & AKTIENFONDS NACH REGIONEN
Schweiz
ABB
ADECCO
AUTONEUM
COSMO PHARMACEUTICALS
KUEHNE & NAGEL
LOGITECH
NESTLE
NOVARTIS
PARTNERS GROUP
ROCHE
SCHINDLER
SWISSCOM
SWISS RE
SYNGENTA
U-BLOX
AMG SUBSTANZWERTE SCHWEIZ
Land/
Region
Währung
Kurs
18.03.2015
Performance
YTD
P/E-Ratio
DividendenRendite
Marktkapitalisierung
Empfehlung
18.03.2015
CH
CH
CH
IT
CH
CH
CH
CH
CH
CH
CH
CH
CH
CH
CH
CH
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
20.57
81.30
190.00
169.40
146.20
12.45
76.20
98.25
298.75
267.90
166.90
567.00
93.00
334.90
139.40
2091.59
– 2.7
18.1
12.1
15.4
8.1
– 7.4
4.5
6.4
3.2
– 0.7
15.9
8.5
11.2
4.7
1.5
5.7
16.3
17.0
14.2
83.8
26.5
14.1
22.6
18.6
23.3
19.2
26.6
17.7
11.1
17.8
29.6
15.4
3.4
2.5
0.7
0.7
4.0
2.1
2.8
2.6
2.4
3.0
1.3
3.9
8.6
3.0
0.9
2.1
47.6
14.6
0.9
2.4
17.5
2.2
245.7
265.9
8.0
231.1
18.4
29.4
34.5
31.1
0.9
0.4
Halten
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Halten
Kaufen
Kaufen
Halten
Halten
Halten
Halten
Halten
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
FR
DE
FR
FR
SE
ES
FR
DE
FR
GB
DE
GB
DE
EU
EU
EU
EUR
EUR
EUR
EUR
SEK
EUR
EUR
EUR
EUR
GBP
EUR
GBP
EUR
EUR
EUR
EUR
23.33
142.70
75.44
31.18
112.80
29.10
103.85
198.45
46.00
59.10
105.35
22.58
244.50
91.05
55.85
36.55
21.5
26.3
26.8
23.2
19.7
22.7
19.0
19.7
8.2
13.4
12.4
1.4
32.4
22.0
19.6
17.3
10.5
20.5
18.6
18.2
19.6
31.7
24.4
11.8
14.8
24.7
15.2
38.3
10.2
19.7
12.4
15.8
3.5
1.5
1.5
2.0
2.7
1.7
0.8
3.7
5.3
2.6
3.1
5.4
1.7
2.6
4.2
3.2
57.0
118.0
12.3
22.9
371.3
90.7
6.3
34.3
109.7
42.4
92.8
59.8
114.5
0.2
0.0
7.2
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Halten
Kaufen
Kaufen
Halten
Halten
Halten
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Halten
Kaufen
US
US
US
US
US
US
US
US
US
US
US
US
US
US
US
US
US
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
157.39
128.47
75.87
79.17
87.28
107.97
566.16
136.06
116.08
228.94
76.35
117.78
96.07
97.62
233.67
310.61
18.19
25.2
16.4
– 0.4
8.9
1.8
14.6
6.7
27.5
10.6
10.3
13.9
– 1.1
10.6
– 0.2
3.2
4.7
2.0
16.0
14.9
14.9
14.5
20.0
22.1
19.8
23.3
22.2
21.0
16.0
17.9
23.5
19.6
21.7
24.8
25.9
1.2
1.5
n.a.
1.3
0.5
1.1
n.a.
0.9
1.7
0.4
1.7
1.7
0.2
1.9
1.4
1.4
1.6
42.0
748.3
14.1
23.0
61.6
183.5
382.9
9.3
153.0
53.3
11.0
103.8
9.3
0.6
0.2
0.1
0.2
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
Kaufen
EM
EM
USD
USD
11.56
41.57
– 1.4
3.9
14.0
11.8
2.7
2.9
0.2
0.8
Halten
Halten
Europa
AXA
BAYER
CAP GEMINI
CARREFOUR
ERICSSON
INDITEX
INGENICO
MUENCHENER RUECKVERSICHERUNG
TOTAL
RECKITT BENCKISER
SIEMENS
VODAFONE
VOLKSWAGEN
LYXOR ETF STOXX HEALTH CARE
COMSTAGE ETF STOXX INSURANCE
LYXOR ETF EURO STOXX 50
USA
ANTHEM
APPLE
BED BATH & BEYOND
DELPHI AUTOMOTIVE
DANAHER
WALT DISNEY
GOOGLE
HARMAN INTERNATIONAL
HOME DEPOT
MCKESSON
QUEST DIAGNOSTICS
UNION PACIFIC
WABTEC
SOURCE ETF US TECHNOLOGY
SOURCE ETF CONSUMER DISCRETIONARY
SOURCE ETF US HEALTHCARE
DB X-TRACKERS RUSSELL MIDCAP
Schwellenländer
GAM STAR NORTH SOUTH EM
DB X-TRACKERS MSCI EM ASIA
Das Anlageuniversum der Anlagekategorie Aktien und Aktienfonds der Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG umfasst die Anlageregionen Schweiz, Europa, Grossbritannien, USA,
Japan und Übrige (Schwellenländer, Pazifik ex Japan, Non-EUR Länder ex GB).
Die Empfehlungen sind per angegebenen Stichtag gültig, können jedoch jederzeit und ohne vorgängige Ankündigung ändern.
16
Anlagepolitik
TECHNISCHE ANALYSE – AKTIEN IM FOKUS
Adecco
100
Die Kursentwicklung von Adecco zeigt eine grosse «Dop-
90
pelboden-Formation». Der Boden wurde mit den Tiefst-
80
ständen der Jahre 2009 und 2011 gebildet. Dieses Kursbild
70
deutet auf ein minimales Preisziel von CHF 100 hin, was
60
2015
2014
doch für eine Verzögerung des obigen Szenarios sprechen.
2013
2006
weiteren Kursverlauf positiv. Ein Fall unter CHF 76 würde je-
2012
20
0
– 20
2011
das positive mittelfristige Momentum stimmen für den
2010
30
2009
Der kürzliche Ausbruch über das letztjährige Hoch sowie
2008
40
2007
50
ungefähr dem Höchststand aus dem Jahr 2007 entspricht.
Siemens
Die Aktie von Siemens notiert im Gegensatz zum DAX
120
immer noch unter dem Höchststand aus dem Jahr 2000.
100
Allerdings hellt sich das technische Bild für Siemens
80
zunehmend auf. Der Titel hat den psychologisch wichtigen
60
Widerstand von EUR 100 genommen und ist zudem aus
40
einem über 10-jährigen Abwärtstrend ausgebrochen. Dies
2015
2013
2014
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2003
2004
Momentum hat nach oben gedreht und unterstützt diese
2002
1999
Marke von EUR 100 halten kann. Das mittelfristige
2001
spricht für ein Preisziel von EUR 120, solange der Titel die
2000
100
50
0
50
Entwicklung.
Quest Diagnostics
Nach einer 9-jährigen Konsolidierungsphase hat die Aktie
80
70
von Quest Diagnostics den Ausbruch über USD 65
60
geschafft. Je länger eine solche Konsolidierungsphase
50
40
dauert, umso kräftiger ist die darauf folgende Bewegung.
30
Für Quest Diagnostics bedeutet dies noch weiteres
20
10
Kurspotenzial. Das minimale Preisziel liegt bei USD 85.
der Titel über USD 65 notiert.
Aktienkurs
Momentum-Indikator
Quelle: Bloomberg / Lienhardt & Partner Privatbank Zürich
17
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
1998
Kursen zu rechnen. Dieses Szenario bleibt intakt, solange
2000
Momentum unterstützend bleibt, ist mit noch höheren
1999
150
100
50
0
Da jedoch keine Widerstände vorhanden sind und das
Vorsorge
VOLKSINITIATIVE: «MILLIONEN-ERBSCHAFTEN BESTEUERN
FÜR UNSERE AHV», ABSTIMMUNG VOM 14. JUNI 2015
Erbschaftssteuern treffen keineswegs nur die Erben.
Sie führen zu Ausweichmanövern der Erblasser und
haben volkswirtschaftlich negative Auswirkungen.
Duri Prader
CEO / Managing Partner
Die kommende Volksabstimmung vom 14. Juni 2015 birgt
ist hoffentlich auch dieses Mal Verlass. Denn die klare
Zündstoff. Die Volksinitiative «Millionen-Erbschaften be-
Optik wird getrübt durch drei Überlegungen, die auch
steuern für unsere AHV» will bekanntlich auf Bundes-
bei einem liberalen Standpunkt auf den ersten Blick
ebene eine Erbschafts- und Schenkungssteuer einführen,
allenfalls überzeugen, einer genaueren Überprüfung
welche die kantonalen Erbschaftssteuern ersetzen soll.
aber nicht standhalten.
Die Initianten hatten bereits bei der Unterschrif-
Erstens sei die Erbschaftssteuer weniger leistungs-
tensammlung für Aufregung gesorgt, insbesondere als
feindlich als die Besteuerung von Einkommen: Eine Be-
bekannt wurde, dass Schenkungen rückwirkend ab dem
steuerung könne keine negativen Anreize schaffen, weil
1. Januar 2012 der neuen Regelung unterstellt werden
den Erben die Vermögenswerte ohne eigenes Zutun zu-
sollten. In der Folge verschenkten viele besorgte Bürger
fallen. Dieses Argument greift zu kurz, denn es bezieht
vorsorglich Vermögenswerte an ihre Nachkommen. Den
sich nur auf die Erben und vernachlässigt die möglichen
Zeitungen konnte man entnehmen, dass die Grundbuch-
Reaktionen der Erblasser.
Zweitens führe die Erbschaftssteuer zu einer grös-
ämter Überstunden leisteten und die Notariatstermine
seren Chancengleichheit: Dieses Wunschdenken geht
knapp wurden.
Gut drei Jahre später kommt die Vorlage zur Abstim-
nicht in Erfüllung, denn die wegbesteuerten Vermögens-
mung. Der Steuersatz soll 20 Prozent betragen, Ehe-
werte werden nicht direkt benachteiligten Gesellschafts-
partner wären von der Steuer ausgenommen. Es gälte ein
schichten zugeteilt. Die Initianten vermögen diesbezüg-
allgemeiner Freibetrag pro Nachlass von zwei Millionen
lich zu beschwichtigen, dass im vorliegenden Fall das
Franken. Schenkungen pro Person und Jahr von
Steueraufkommen zu zwei Dritteln für die AHV zweck-
20 000 Franken blieben steuerbefreit. Unternehmer und
gebunden sei. Diese Feststellung führt sodann zur letz-
Landwirte könnten von Ermässigungen profitieren. Der
ten Behauptung, welche auch in Bezug zum Titel der
Ertrag der Steuer ginge zu zwei Dritteln an die AHV und
Initiative steht.
Drittens helfe die Erbschaftssteuer, unsere Alters-
zu einem Drittel an die Kantone.
Die Initiative ist abzulehnen. Die Argumente, die ge-
vorsorge sicherzustellen: Abgesehen von der Tatsache,
gen die Vorlage sprechen, sind bekannt. In Kürze lauten
dass die anfallenden Beträge gering wären, wirkt eine
sie: Bereits mehrfach besteuertes Geld wird abermals
Erbschaftssteuer aus einem ganz anderen Grund diesem
versteuert, die Rückwirkungsklausel birgt Rechtsun-
Ansinnen entgegen: Um einen demografisch bedingten
sicherheit, die Initiative verletzt die föderalistisch aus-
Rückgang der Arbeitskräfte auszugleichen, braucht es
gestaltete Steuerkompetenz, und vor allem wird der Gene-
Produktivitätssteigerungen, was Investitionen erfordert
rationenwechsel bei Unternehmern, insbesondere bei
und unternehmerisch eine hohe Kapitalbildung voraus-
KMUs und Landwirtschaftsbetrieben, gefährdet.
setzt. Die zur Abstimmung vorliegende Initiative bewirkt
aber genau das Gegenteil.
Es ist eine schweizerische Tugend, dass wir auch
Das Verdikt bleibt klar: Ein «Nein» gehört in die Urne.
dann «Nein» stimmen, wenn wir unschlüssig sind. Darauf
18
SCHWERPUNKT
Robotik
Antike Uhren
Schwerpunkt
ROBOTIK
«Die Robotik dürfte zur nächsten
schöpferischen Zerstörung führen»
Dimitrios Manolidis
Chief Investment Officer
Innovationen sind die entscheidende Voraussetzung für
Sensoren können ebenfalls dazu gezählt werden. Wäh-
langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum. Der
rend Drohnen seit Ende der 90er Jahre primär militäri-
bekannte Ökonom Joseph Schumpeter hat hierzu den
schen Zwecken dienen, wird heute auch die zivile Nutzung
Begriff der «schöpferischen Zerstörung» geprägt. Darun-
geprüft. Logistikunternehmen wie DHL, UPS und Amazon
ter versteht man die Verdrängung und Zerstörung alter
zeigen grosses Interesse. Humanoide sind Roboter mit
Strukturen durch neue Ideen, Techniken usw. Innova-
menschenähnlichem Erscheinungsbild und befinden sich
tionen haben weitreichende Konsequenzen. Das Zeitalter
noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Teile
der Industrialisierung hat mit der Erfindung der Dampf-
davon, wie z. B. Roboteranzüge und Geh-Prothesen,
maschine und später des Verbrennungsmotors zu enor-
sind jedoch schon weit fortgeschritten. Auch im Bereich
men Wachstumsschüben mit hoher Vermögens- und Pro-
der Sensoren eröffnen Spracherkennungsprogramme
duktivitätszunahme geführt. Auch das Computer- und
und Tiefensensoren neue Möglichkeiten. Längerfristig
Internet-Zeitalter hat signifikante Spuren hinterlassen.
wird vor allem den Dienstleistungsrobotern grosses
Technologischer Fortschritt führt jedoch gleichzeitig
Potenzial zugeschrieben. Hierbei dürften insbesondere
auch zu Verwerfungen in der Gesellschaft, da er oft von
die Bereiche E-Commerce, Gesundheit, Agrikultur und
strukturellen Veränderungen in den Arbeitsprozessen
Rüstung von Interesse sein. In der Agrikultur werden
begleitet wird. Ein Blick auf das Robotik-Segment zeigt,
Erntemaschinen getestet, welche in der Lage sind, den
dass in den kommenden Jahren disruptive Veränderungen
Reifegrad von Früchten zu erkennen und diese selbst
mit weitreichenden Folgen zu erwarten sind.
zu pflücken. Drohnen können für die Überwachung der
Felder sowie für das Sprühen von Dünge- und Schutzmit-
Doch was ist unter Robotik zu verstehen?
teln eingesetzt werden. Im Gesundheitsbereich gibt es
In erster Linie denkt man dabei an Industrieroboter.
bereits Unterstützung bei Operationen. Das US Unter-
Diese werden gegenwärtig vor allem in der Automobil-
nehmen Intuitive Surgical bietet eine Roboterplattform,
und Elektroindustrie, aber auch im Chemiesektor und
welche die Möglichkeiten des Chirurgen erweitert. Im
der Metallverarbeitung eingesetzt. Gemäss einer Studie
Rahmen der medizinischen Diagnostizierung und klini-
von McKinsey waren im Jahr 2013 weltweit 1.3 Mio. Indus-
schen Forschung ist vor allem das IT-System Watson von
trieroboter im Einsatz. Die Autoren der Studie erwarten
IBM zu erwähnen. Das medizinische Fachwissen wächst
für die nächsten zehn Jahre jährliche Wachstumsraten von
rasant, und die Ärzte verfügen über weniger Zeit, sich
25 - 30 % und Investitionen im Umfang von 900–1200 Mrd.
über alle Neuerungen im Detail zu informieren. Das IT-Sys-
US Dollar. Der breitere Einsatz von Robotern steht somit
tem Watson ist hier in der Lage, Unmengen von Daten
erst am Anfang und konzentriert sich noch auf den Indus-
und Empfehlungen zu analysieren und so die Mediziner
triesektor. Zum Robotik-Sektor gehört jedoch mehr als
zu unterstützen.
nur der Bereich der Industrierobotik. Dienstleistungsro-
Die Vorteile der Robotik-Entwicklung liegen auf der
boter, Drohnen, Humanoide sowie weitere Segmente wie
Hand. Auf Produktebene führt sie zu tieferen Kosten und
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Schwerpunkt
ROBOTIK
besserer Qualität. Unternehmen profitieren von höheren
primär im Industriesegment tätig. Im Konsum- und Dienst-
Gewinnen und können neues Kapital für Innovationen
leistungssektor ist iRobot zu erwähnen. Das Unternehmen
bereitstellen. Längerfristig dürfte dies den Lebensstand-
stellt Staubsauger- und Rasenmäher-Roboter her.
ard erhöhen, auch wenn in einer Übergangsphase auf
Zu den «übrigen» Mitspielern gehören u.a. Google,
dem Arbeitsmarkt strukturelle Anpassungen unvermeid-
IBM und Amazon. Google, primär für seine Suchmaschine
bar sind.
bekannt, investiert viel in die Robotik und hat bereits ein
computergesteuertes Fahrzeug entwickelt, welches in vier
Gute Aussichten
US Bundesstaaten für Testzwecke zugelassen ist. Die
Um von diesem längerfristigen Mega-Trend zu profitieren,
hohe Innovationskraft und das visionäre Denken sprechen
gilt es, sich frühzeitig zu positionieren. Vorläufig dürften
für ein langfristiges Engagement in Google.
die besten Investmentchancen noch im Bereich der Indus-
Für passive Investoren ist das Angebot an Anlage-
trieroboter liegen. Die Aussichten für dieses Segment sind
möglichkeiten gegenwärtig noch klein. Der in den USA
sehr gut. Der technologische Fortschritt schreitet rasant
kotierte ETF «Robo-Stox Global Robotics and Automation»
voran, und es wurden einheitliche Kommunikationsstan-
dürfte zu den bekannteren Anlagen zählen.
dards definiert. Mit den Möglichkeiten, die das 3D-Dru-
Angesichts der noch tiefen Durchdringungsraten und
cken bietet, verkürzt sich die Zeit von der Konzeption über
des zu erwartenden hohen Wachstums über die nächsten
den Prototyp bis zur Produktion eines Roboters. Auch das
Jahrzehnte empfiehlt es sich, in diesem vielversprechen-
vermehrt eingesetzte Cloud Computing erweitert die
den Technologie-Segment schrittweise Aktienpositionen
Roboterfähigkeiten. Des Weiteren spricht die demogra-
aufzubauen.
phische Entwicklung für eine höhere Lebenserwartung
bei gleichzeitig steigendem Verhältnis von Rentnern zu
aktiven Erwerbstätigen. Hier braucht es mehr Produkti-
YuMi, ABBs neuer Inudstrieroboter
vität. Die Entwicklung in China ist ebenfalls positiv für den
Robotik-Sektor. Das Wachstum der letzten Jahre hat zu
steigenden Löhnen geführt und damit die Wettbewerbsfähigkeit Chinas geschwächt. Roboter könnten hier sowohl die Kosten senken als auch die Qualität verbessern.
Die Durchdringungsrate in China ist zudem noch sehr tief.
Anlagemöglichkeiten
Aus Investment-Sicht kann der Robotik-Sektor in drei
Bereiche unterteilt werden: die Konglomerate, die «pure
plays» sowie «Übrige». Zu den Konglomeraten zählen
ABB, Siemens, General Electric und Schneider Electric.
Siemens ist führend bei Automatisierungslösungen und
investiert viel in die Forschung. ABB ist ebenfalls ein
führender Anbieter von Industrierobotern und plant im
April 2015 die offizielle Markteinführung von YuMi, einem
für die Kleinmontage konzipierten kollaborierenden Roboter, der die enge Zusammenarbeit zwischen Mensch und
Maschine bei höchster Sicherheit ermöglicht.
Bei den sogenannten «pure plays» sind die deutsche
Kuka, die japanischen Unternehmen Fanuc und Yaskawa
sowie Rockwell in den USA zu nennen. Alle sind ebenfalls
www.abb.com
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Schwerpunkt
ANTIKE UHREN
Dipl.-Phys. Frank Ineichen, Auktionshaus Ineichen
Stadthausquai 11–13, 8001 Zürich. www.auktionshaus-ineichen.ch
Je nach wirtschaftlichem Umfeld und der Attraktivität
sehr viel zur höheren Ganggenauigkeit der Uhren bei-
anderer Anlageklassen verlagert sich das Interesse von
trug und mit dem «Bürgi-Globus» (Buch «Jost Bürgi» von
Investoren gelegentlich mehr in Richtung Sachwerte –
Ludwig Oechslin, erschienen im Verlag Ineichen) nachhal-
darunter auch Uhren. Dabei stellt sich wie auch bei ande-
tige Berühmtheit erlangte. Ein weiterer Meilenstein – und
ren Engagements schnell die Frage nach dem richtigen
nicht zuletzt ein wichtiger – war die Entwicklung der
Zeitpunkt: Wann soll und kann man in antike oder Vintage-
See-Chronometer. Diese ausserordentlich genauen Uhren
Uhren investieren? Jederzeit! Denn man erhält eine Divi-
machten eine sichere Navigation auf See und die Ero-
dende und eine Rendite, wie sie nur wenige andere Anla-
berung der Weltmeere erst möglich. So setzte die Eng-
gen bieten können.
lische Regierung 1714 einen Preis von nicht weniger als
20 000 Pfund Sterling für den Bau einer seetüchtigen Uhr
Geschichte und Tradition
aus, die während sechs Wochen eine Abweichung von
Bereits um 1500 herum wurde die bis dahin bestehende
höchstens zwei Minuten zeigen durfte. John Harrison
Ortsgebundenheit der Uhren (Gewichtszug) aufgehoben.
schaffte es am 18.11.1761, also fast 60 Jahre später, mit
So baute z.B. Peter Henle (Henlein), 1480–1542, wie
einem seiner Werke diese Bedingungen zu erfüllen.
damals berichtet wurde, aus «wenig Eisen» eine Uhr, die
man bei sich tragen konnte. In der Zeit von 1580–1650
entstanden zahlreiche Formuhren (z. B. Kreuze). Ende des
17. Jahrhunderts tauchten die ersten Anzeigen mit Minutenzeiger auf. Dies als kurzer Exkurs – soweit zurück reicht
alleine schon die Geschichte der tragbaren Zeitanzeige.
Die ganze Geschichte der Zeitmessung fing mehrere Tausend Jahre früher an (Beobachten des Schattenwurfs,
Sonnenuhren, Öl- und Sand-Uhren, Feueruhren usw.),
wobei dann die Erfindung und Entwicklung der ersten
Räderuhren (Eisenräderuhren) zwischen 1000 und 1300
Handwerkskunst
verlief. Diese Grossuhren fanden vor allem in Klöstern,
Die Uhrengeschichte ist voller Innovationen und spannen-
Türmen und erst später auch in Stuben Verwendung.
der Ideen. So wurden im Bereich der Hemmung, dem
Nachdem der Erfindergeist einmal geweckt wurde, ent-
Herzstück jeder Uhr, viele grossartige Entwicklungen ge-
standen prächtige Kunstwerke, Zeugen des damaligen
macht – nicht nur im Hinblick auf die Ganggenauigkeit.
handwerklichen Geschicks, des Innovationsgeistes und
Nur schon, dass eine Uhr während dem Gang aufgezogen
der künstlerischen Entwicklung. In der Schweiz darf man
werden kann, ohne dass dies den Ablauf des Werkes stört,
sicher stolz auf den Toggenburger Mathematiker und Uh-
war eine Herausforderung. Ab ca. 1750 wurde z. B. die
renbauer Jost Bürgi sein, der in der 2. Hälfte des 16. Jh.
heute weit verbreitete freie Ankerhemmung populär.
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Schwerpunkt
ANTIKE UHREN
Als eines der grössten Genies des 18. Jh. darf man wohl
tum auch nach seinen eigenen Uhren verlangte. Mittler-
Abraham Louis Breguet bezeichnen. Spezialhemmungen,
weile waren die technischen und geistigen Vorausset-
Weiterentwicklungen, Uhren mit automatischem Aufzug
zungen geschaffen worden, um Uhren für jedermann
und nicht zuletzt das Tourbillon sollen in diesem Zusam-
ver fügbar zu machen – für jeden Geschmack und jeden
menhang erwähnt werden. Aber auch in der heutigen Zeit
Geldbeutel. Vor allem was die Grossuhren anbelangt,
werden immer wieder neue Wege und Lösungen gefun-
kamen damals verschiedenste Kopien vergangener Epo-
den, die Antrieb gebende Kraft sachgerecht zu portionie-
chen in billiger, teils auch billigster Ausführung auf den
ren und dabei möglichst wenig der beschränkten Energie
Markt.
zu verbrauchen. Geringer Verschleiss und Wartungsarmut
sind weitere wichtige Kriterien. In der jüngeren Ver-
Schönheit und Eleganz
gangenheit sind so z. B. die Co-Axial-Hemmung für Arm-
Die Kraft der Fantasie und die Lust an der handwerklichen
banduhren oder die Eleta-Hemmung für Grossuhren ent-
Umsetzung sieht man in der gesamten Uhrengeschichte.
standen. Auch werden immer wieder neue Materialien
Fantasievolle Ausformungen, Musikuhren, erotische Auto-
(z. B. Silizium) verwendet.
maten, komplexe Indikationen, wunderbare Verzierungen – auch an Stellen, die man normalerweise nicht zu
sehen bekommt – oder auch aufwändige Emailarbeiten.
Nicht nur heute ist die Verpackung eines Produkts sehr
wichtig. Auch damals gab es im Bereich des Gehäusebaus
oder der Email-Arbeiten viele gefragte Spezialisten und
Ausnahmekönner (z. B. Huaud, Richter u.a.). Als Resultat
findet man Uhren von bestechender äusserer und innerer
Schönheit in höchster Qualität, Werke mit eleganten und
genialen mechanischen und technischen Lösungen,
Kunstwerke, die nicht nur die Zeit anzeigen und schön
Exklusivität
klingen können.
Anders als in der modernen Industriegesellschaft gab es
aufgrund der beschränkteren technischen Möglichkeiten
Der Profit
und Hilfsmittel (z.B. keine CNC-Maschinen) nicht viele
In diesem Text ging es nun vor allem um Uhren und Uhren-
Uhrmacher, die handwerklich absolute Top-Stücke her-
geschichte. Keine Empfehlungen? Keine Anlagetipps?
stellen konnten, und wenn, dann waren die möglichen
Doch, doch! Wenn das oben Geschriebene Ihr Interesse
Stückzahlen auf sehr natürliche Weise beschränkt. Hinzu
an Uhren, der zugehörigen Historie, der Technik, dem
kommt, dass sich lange Zeit nur wohlhabende Leute
Handwerk und all den anderen Dingen, die Uhren-Sam-
eigene Uhren leisten konnten. Der Zahn der Zeit und an-
meln so abwechslungsreich und spannend machen,
dere Effekte (Museen, Sammlungen) führten im Laufe der
geweckt hat, dann können und sollten Sie tatsächlich
Jahrhunderte zu einer weiteren Reduktion des heute
jederzeit in antike oder Vintage-Uhren investieren. Zeit
verfügbaren Angebots. Mit der Lancierung von limitierten
ist relativ – aber absolut interessant als Anlage! Ihr
Serien wird heute von manchem grossen Hersteller durch
«return on investment» wird auf jeden Fall mindestens
künstliche Verknappung versucht, eine ähnliche Exklusi-
sehr viel Nahrung für Herz und Hirn sein, sie werden viel
vität herzustellen. Ein weiterer gravierender Unterschied
Freude am Forschen, Entdecken, Suchen und Finden
zu modernen Uhren ist folgender: Eine Reproduktion ist,
haben. Und wenn Sie beim Sammeln unter anderem
falls überhaupt möglich, ungleich schwieriger und kosten-
auf Zustand, Qualität und Rarität achten, kann nicht viel
intensiver. Dennoch gibt und gab es immer wieder Phasen,
schief gehen!
in denen aufgrund von Nachfrage ältere Modelle kopiert
wurden. So z. B., als im 19. Jh. das aufstrebende Bürger-
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