Rede des Vorstandsvorsitzenden, Dr. Bernd Drouven

SENDESPERRVERMERK:
Donnerstag, 19. März 2015, 11.00 Uhr
Hauptversammlung der Aurubis AG
Geschäftsjahr 2013/14
am 19.03.2015
im Congress Centrum Hamburg
Dr. Bernd Drouven
Vorsitzender des Vorstands
Es gilt das gesprochene Wort!
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Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
Aktionärs-Vertreterinnen und -Vertreter,
sehr geehrte Gäste und Medienvertreter,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
herzlich willkommen zu unserer diesjährigen Hauptversammlung. Ich begrüße Sie
ganz herzlich auch im Namen des gesamten Vorstands sowie der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Gesellschaft. Wir freuen uns sehr, dass wieder so viele von Ihnen
gekommen sind, um sich über die Aurubis AG, Ihr Unternehmen, zu informieren.
Um auch einigen unserer Auszubildenden den Blick auf den Gesamtkonzern zu
ermöglichen, haben wir 20 von ihnen eingeladen, die ich besonders herzlich
begrüße. Aurubis beschäftigt konzernweit rund 300 Auszubildende – auf unsere
Ausbildungsquote von 7,5% sind wir sehr stolz.
Ich stehe hier erneut als Vorstandsvorsitzender der Aurubis und - wie Sie unschwer
erkennen können- ist mein Platz hier auf der Bühne als Aufsichtsratsmitglied leer
geblieben. Als Herr Peter Willbrandt nach vielen erfolgreichen Jahren bei Aurubis
angekündigt hatte, für eine Vertragsverlängerung nicht mehr zur Verfügung zu
stehen, hat mich der Aufsichtsrat für maximal 12 Monate in den Aurubis Vorstand
entsandt – mein Aufsichtsratsmandat ruht während dieser Zeit. Das ist nach
deutschem Aktienrecht möglich.
Da die Vakanz schnell beseitigt werden sollte und ich unser Unternehmen, viele
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Prozesse, Lieferanten, Kunden und natürlich auch
viele Details kenne, konnte ich diese Aufgabe kurzfristig übernehmen. Außerdem
scheue ich weder Arbeit noch Herausforderung, um Aurubis weiter voranzubringen.
Aber eines soll auch ganz deutlich an dieser Stelle gesagt werden: nach spätestens
12 Monaten werde ich am 1. November wieder in den Aufsichtsrat zurückkehren.
Ich möchte an dieser Stelle keinesfalls versäumen, Herrn Peter Willbrandt für sein
langjähriges Engagement zu danken. Mit außerordentlichem Einsatz hat er als
exzellenter Fachmann Großartiges geleistet. In den Jahren als
Vorstandsvorsitzender der Aurubis AG hat er die Themen Energie und EEGBefreiung für unser Unternehmen, die Luvata-Integration und den Bau der neuen
Anodenschlammanlage besonders vorangetrieben – um hier nur einige Beispiele zu
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nennen. Wir beide haben rund 5 Jahre im Vorstand zusammen gearbeitet und nicht
zuletzt aus dieser Zeit habe ich ihn als Menschen und sein umfassendes
metallurgisches Wissen schätzen gelernt - hiermit wird er auch zukünftig Aurubis
beratend zur Verfügung stehen.
Meine Damen und Herren,
wir blicken heute auf ein Geschäftsjahr zurück, an dessen Ende zwar ein deutlich
verbessertes Ergebnis stand, das aber dennoch nicht unsere anfänglichen
Erwartungen erfüllt hat.
Das Aurubis Geschäftsmodell ist grundsätzlich von externen Marktfaktoren bestimmt,
die direkt auf unsere Ergebnisse wirken. Aber auch intern gibt es natürlich viele
Faktoren, die wir beeinflussen können.
So begann das Geschäftsjahr mit einer schwierigen Phase, die auf den
umfangreichen Wartungsstillstand der Primärkupfererzeugung im
September/Oktober 2013 in Hamburg zurückzuführen war. Die Wiederaufnahme der
Produktion und das Erreichen der vollen Leistungsfähigkeit verliefen nicht
störungsfrei und zogen sich leider bis ins 2. Geschäftsjahresquartal hin. Dies führte
zu Verzögerungen in der Konzentratverarbeitung. So konnten wir nicht schon zu
Kalenderjahresbeginn von der erfreulichen Entwicklung der Schmelzlöhne
profitieren, sondern verarbeiteten noch Konzentratmengen aus dem Vorjahr zu
ungünstigeren Konditionen.
Aufgrund der geringen Konzentratdurchsätze und der verringerten Anodenproduktion
konnten wir leider auch weniger Kathoden herstellen. Trotz Ausnutzung der
Flexibilitäten, die unser Konzern bietet, war es nicht möglich, die Elekrolysen an allen
Konzernstandorten voll auszunutzen.
Im Bereich Flat Rolled Products waren weitere produktionstechnische Optimierungen
notwendig.
In Schweden schlossen wir ein Werk und verlagerten die Produktion in die
Niederlanden.
Besonderer Dank gilt hier unseren schwedischen Kollegen: Bis zum letzten Tag
wurde die Werkschließung in ihrem Land konstruktiv begleitet - und nicht nur das:
auch beim Umzug und Aufbau der schwedischen Maschinen in den Niederlanden
waren sie eine großartige Unterstützung. Nicht zu leugnen ist aber auch, dass wir die
Komplexität von Produktionsverlagerung und Optimierung unterschätzt hatten.
Obwohl wir hier bereits erhebliche Fortschritte verzeichnen können, sind an den
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betroffenen Standorten die Arbeiten noch nicht erledigt. Gleichzeitig konnten in
Europa jedoch Marktanteile hinzugewonnen werden, was uns insgesamt optimistisch
stimmt.
Die externen Marktfaktoren stellten sich im abgelaufenen Jahr wie folgt dar:
Die Schwefelsäuremärkte verschlechterten sich durchweg gegenüber dem Vorjahr,
stabilisierten sich erst im Verlauf des 3. Quartals und zeigten zum Ende positive
Tendenzen.
Die Marktentwicklung auf den Altkupfermärkten erreichte ihren Tiefpunkt im 2.und 3.
Quartal des Geschäftsjahres; die Preise stiegen zwar zum Ende, was sich jedoch
leider nicht mehr auf das Ergebnis auswirkte.
Erfreulich war hingegen die Entwicklung auf den europäischen Rod &ShapesMärkten: Wir konnten von einem positiven Marktumfeld profitieren und unsere
Absatzzahlen weiter steigern.
Makroökonomisch konnte man zwar zu Beginn durchaus davon ausgehen, dass die
Weltwirtschaft sich erholen würde. Die Entwicklungen in den Schwellenländern und
China bremste jedoch die positiven Tendenzen und Europa litt weiterhin unter den
Auswirkungen der Schuldenkrise. Die USA erholten sich im Jahresverlauf und ein
erstarkter US$ wirkt grundsätzlich positiv auf unser Geschäft. Aber die Konflikte in
der Ukraine und im Mittleren Osten erhöhten die globalen Unsicherheiten.
Und so sah unser Geschäftsjahr im Einzelnen aus: Der Umsatz reduzierte sich um
rund 8%. Da er sehr stark von Metallpreisschwankungen abhängig ist, besitzt er bei
Aurubis aber nur wenig Aussagekraft.
Eine der wichtigsten Zahlen für uns ist das Ergebnis vor Steuern, das operative EBT.
Es dient als Steuerungsgröße für unser Geschäft und beurteilt unsere
Wirtschaftsleistung unabhängig von Kupferpreisschwankungen. Hier haben wir uns
von € 114 Mio auf 138 Mio Euro verbessert, zufrieden sind wir jedoch nicht.
Der netto Cash Flow lag bei beachtlichen 409 Mio Euro. Die Begründung für den
Anstieg liegt im verbesserten Ergebnis und in dem erheblichen Abbau von Vorräten,
die wir während des Stillstandes aufgebaut hatten.
Der Return on Capital Employed, also die Rendite auf das eingesetzte Kapital, lag
leicht verbessert bei 8,5%, aber noch deutlich unter unserer Konzern-Zielgröße von
15%. Besonders die ersten beiden Quartale des abgelaufenen Geschäftsjahres
belasteten diese Kennzahl.
Neben dem operativen EBT ist die operative Rendite auf das eingesetzte Kapital die
wichtigste Konzernsteuerungsgröße.
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Und nun kurz zu anderen wichtigen Kennzahlen, die für unsere Lieferanten, Kunden
und Kreditgeber relevant sind. Sie belegen unseren Geschäftspartnern die finanzielle
Verlässlichkeit von Aurubis.
Erfreulich ist, dass wir außer beim ROCE und bei der Anlagendeckung unsere
gesteckten Ziele erreicht haben. Die Anlagendeckung als Verhältnis von Eigenkapital
zu Anlagevermögen erreichte den Zielwert nicht ganz - wegen der hohen
Investitionen in den abgelaufenen Jahren, dazu gehört auch der Großstillstand.
Die Schulden- und Zinsdeckungskennzahlen haben sich gegenüber dem Vorjahr
deutlich verbessert und liegen wieder über den Zielwerten.
Die Bilanzkennzahlen liegen weiter auf sehr gutem Niveau, eine Eigenkapitalquote
von 44% und eine Schuldendeckungskennzahl von kleiner 1 zeigen dies sehr
deutlich. Die Gesellschaft ist weiterhin in einer robusten bilanziellen Verfassung. Die
vorgelegte Bilanz ist gesund, stabil und widerstandsfähig und unterstützt somit unser
Geschäftsmodell.
Der Geschäftsverlauf in den einzelnen Business Units verlief differenziert.
Die BU Primärkupfererzeugung war im Geschäftsjahr 2013/14 von dem Stillstand in
Hamburg im September/Oktober 2013 sowie von den Problemen beim Anfahren der
Anlagen bis ins 2. Geschäftsjahresquartal betroffen.
Belastend wirkten auch die externen Bedingungen auf den Schwefelsäure- und
Altkupfermärkten. Aurubis produziert Schwefelsäure sowohl in Hamburg als auch in
Pirdop zu ungefähr gleichen Teilen. Mit der bulgarischen Säure sind wir dem
internationalen Wettbewerb ausgesetzt, da wir für die Düngemittelindustrie in globale
Märkte exportieren. Hier setzten niedrige Preise bei hohen Logistikkosten dem
Ergebnis zu. Etwas besser war die Situation für die Säure aus Hamburg, die im
Wesentlichen an deutsche und nordeuropäische Kunden der Chemieindustrie
geliefert wird.
Das geringe Angebot auf den Schrottmärkten, das immer gleichzeitig auch zu
geringeren Raffinierlöhnen führt, belastete das Ergebnis ebenfalls. Da rund 60%
unserer Altkupferschrotte in der BU Primärkupfer eingesetzt werden, wirkte die
Situation auch hier negativ. Aufgrund unserer starken Marktposition auf den
Einkaufsmärkten waren wir jedoch in der Lage unsere Anlagen gut auszulasten.
Insgesamt konnte die Business Unit wegen gestiegener Schmelzlöhne für
Kupferkonzentrate und guter Kathodenprämie - und trotz der Belastungen das
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operative EBT um 14 Mio Euro auf 141 Mio Euro steigern. Der ROCE lag bei 20%
und damit deutlich über dem Konzern-Zielwert von 15%.
Das Ergebnis der BU Recycling/Edelmetalle stand unter den bereits geschildeten
externen Marktbedingungen für Altkupfer.
Die Situation bei komplexen Einsatzmaterialien war entspannter. Hier konnte das
Schmelzlohnniveau des Vorjahres weitgehend erreicht werden.
Im Großen und Ganzen konnte eine gute Produktionsleistung erzielt werden, auch
wenn die Kathodenproduktion in dieser Business Unit noch durch den Großstillstand
beeinflusst war.
Das operative EBT dieser BU lag mit 15 Mio Euro 21% unter Vorjahr und der ROCE
bei nur 5,4%.
Erfreulich war die Ergebnisentwicklung der Business Unit Kupferprodukte.
Maßgeblich waren hier die Leistung der Business Line Rod & Shapes, die Produktion
und Absatz um mehr als 20% steigern konnte. Die Nachfrage wurde durch die
Branchen Automobil, Energie, Elektronik und Maschinenbau getragen.
Das Kathodengeschäft profitierte von dem guten Marktumfeld, die Kathodenprämie
für Jahresverträge konnte von 86 US$/t auf 105 US$/t erhöht werden und ist ein
Ausdruck der guten Nachfrage nach hochwertigem Kupfer.
Insgesamt erreichte die Business Unit eine erhebliche Ergebnissteigerung um 39 Mio
Euro. Das operative EBT betrug 31 Mio Euro; auch der ROCE wurde gesteigert, lag
allerdings mit 5,5% auch noch deutlich unter der Zielgröße.
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,
die aus unserer Sicht nicht zufriedenstellende Ertragslage hat dazu geführt, dass
Vorstand und Aufsichtsrat sich entschlossen haben, Ihnen die Ausschüttung einer
Dividende von 1 Euro pro Aktie vorzuschlagen.
Mit dem Dividendenvorschlag behalten wir grundsätzlich unsere Politik, rund 50%
des Bilanzgewinns der Aurubis AG auszuschütten, bei. Die Dividendenrendite auf
Basis des Schlusskurses am 30. September 2014 wäre 2,6 %, was leicht über der
des letzten Jahres liegen würde und sicherlich eine interessante Rendite in dem
aktuellen Zinsumfeld darstellt.
Leider hat auch unser Aktienkurs im abgelaufenen Geschäftsjahr unter der
schwachen Ertragslage gelitten. Er verlor im Geschäftsjahr 2013/14 rund 13%. Die
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Entwicklung im 1. Quartal und bis heute hingegen war sehr erfreulich, der Kurs lag
heute bei Börseneröffnung bei ….
Weil wir nicht zufrieden mit dem Erreichten sind und unserem Wettbewerb einen
Schritt voraus sein wollen, haben wir weitere Maßnahmen ergriffen.
Im September startete ein Ergebnisverbesserungsprojekt mit dem Ziel, Kosten zu
senken und Erträge zu verbessern. Zum Beispiel, indem wir günstiger Einkaufen
oder Verbesserungen bei Kapazitätsauslastungen anstreben. Das Projekt zielt
speziell auf unsere Betriebe in Hamburg und Lünen, weil ähnliche Vorhaben bereits
an anderen Standorten des Konzerns laufen oder bereits abgeschlossen wurden.
Dieses Projekt soll die Wettbewerbsfähigkeit von Aurubis für die kommenden Jahre
sichern. Es geht um eine nachhaltige Verbesserung des Ergebnisses, nicht um
Einmaleffekte. Wir prüfen genau, wo es Ineffizienzen oder Ideen zur Verbesserung
gibt. Da das Projekt bereits läuft, rechnen wir schon im Geschäftsjahr 2014/15 mit
einem Ergebnisbeitrag im niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich.
Meine Damen und Herren,
es gibt noch zwei weitere Themen, die uns besonders Wichtig im abgelaufenen
Geschäftsjahr waren: Nachhaltigkeit und Energie.
Als wesentlicher Bestandteil unserer Strategie hat Nachhaltigkeit bei Aurubis einen
hohen Stellenwert. Wir alle wissen, dass Nachhaltigkeit nicht nur Umweltschutz
bedeutet, sondern den Gleichklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Und: Nur
mit guten Unternehmensergebnissen können wir dieses Thema erfolgreich
weiterentwickeln.
Wir haben im vergangenen Jahr eine zusammenfassende Nachhaltigkeitsstrategie
veröffentlicht, in der wir die Themen identifiziert haben, die voraussichtlich langfristige
Auswirkungen auf das Unternehmen haben werden. Eines der wesentlichen
Aktionsfelder ist die Verantwortung in der Lieferkette, was ich Ihnen beispielhaft
erläutern möchte:
Aurubis kauft den Großteil der Kupferkonzentrate unter langfristigen Verträgen von
großen, weltweit tätigen Bergbauunternehmen. Sie alle operieren nach
internationalen Leitlinien und verpflichten sich zu einer verantwortungsvollen
Förderung von Rohstoffen.
Die Kontrolle über die Einhaltung der nationalen und internationalen Gesetze erfolgt
durch die zuständigen Behörden des jeweiligen Landes.
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Wir selbst stehen durch unsere Rohstoffeinkäufer in ständigem Kontakt mit den
Minen, auch vor Ort. Wir verlangen von unseren Geschäftspartnern, dass die durch
die UN auferlegten Sanktionen oder Handelsrestriktionen sowie UN-Konventionen in
Bezug auf Menschenrechte, Umweltschutz und Sicherheit eingehalten werden. In
alle neuen Lieferverträge wird eine entsprechende Klausel aufgenommen, sofern
keine eigene Erklärung des Lieferanten vorliegt.
Eine Nichteinhaltung dieser Klausel stellt prinzipiell einen Vertragsbruch dar. Die
Beendigung einer Geschäftsbeziehung als schärfste Form der
Sanktionsmöglichkeiten ist jedoch aus unserer Sicht nicht zielführend, denn damit
vergeben wir auch die Möglichkeit einer positiven Einflussnahme im Sinne einer
partnerschaftlichen Beziehung. Wir setzen auf Dialog und Überzeugungsarbeit.
Ein weiteres Beispiel für Nachhaltigkeit im Konzern ist die Umweltpartnerschaft mit
der Hansestadt Hamburg, die bereits seit 10 Jahren existiert. In der im letzten
Geschäftsjahr beschlossenen Fortführung bis 2018 wurden die Schwerpunkte zur
Energiewende, Rohstoffeffizienz und Kreislaufwirtschaft sowie zur Luftreinhaltung
festgelegt.
Am bulgarischen Standort Pirdop wurde eine Wasserbehandlungsanlage zur
Steigerung der Wasserqualität errichtet. Hierdurch werden die Emissionen in
Gewässer weiter gemindert. Der Bau der Anlage begann im Juli 2013, so dass sie im
November 2014 in Betrieb genommen werden konnte. Teile des gereinigten Wassers
werden direkt wieder im Produktionsprozess eingesetzt, wodurch der
Trinkwasserverbrauch gesenkt und die Umwelt geschont wird.
Darüber hinaus haben wir uns zusätzlich einem weiteren Sozialstandard, dem UN
Global Compact, der weltweit größten Initiative für verantwortungsbewusste
Unternehmensführung angeschlossen. Teilnehmende Unternehmen verpflichten
sich, ihre Geschäftstätigkeiten und Strategien an zehn Prinzipien aus den Bereichen
Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz sowie Korruptionsbekämpfung
auszurichten und jährlich über ihre Fortschritte zu berichten.
Dies sind nur einige Beispiele, die jedoch zeigen, dass Nachhaltigkeit bei uns nicht
nur ein Lippenbekenntnis ist. Falls Sie mehr über unsere Nachhaltigkeitsstrategie
und –aktivitäten erfahren möchten, liegt für Sie unser Nachhaltigkeitsbericht am
Infostand bereit.
Das zweite große Thema ist Energie und das Erneuerbare- Energien-Gesetz EEG.
Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr betrugen die Energiekosten bei Aurubis wieder
rund 200 Mio. Euro - nach Personal der zweitgrößte Kostenblock unseres Konzerns
und damit ebenfalls ein großer Ergebnishebel.
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Wichtig und ein gutes Zeichen im Jahr 2014 war, dass die besonders
stromintensiven Unternehmen auch weiterhin in hohem Maße von den zusätzlichen
Belastungen des EEG weitgehend befreit sind. Im Falle unserer Industrie würdigte
der Gesetzgeber, dass Aurubis aufgrund der Abhängigkeit von weltweit einheitlichen
Börsenpreisen keine Möglichkeiten hat, Kostensteigerungen aufgrund nationaler,
gesetzlicher Regelungen an die Kunden weiterzugeben.
Wir rechnen für Aurubis mit einer konstanten Belastung auf bisherigem Niveau. Für
unsere Planungssicherheit ist es jedoch wichtig, dass die Regelungen langfristige
Gültigkeit besitzen. Wir bauen deshalb auf die Zusage von Politikern, dass die
besondere Ausgleichsregelung nicht erneut zur Diskussion stehen wird.
Unsere weltweit tätigen Mitarbeiter haben in diesem Geschäftsjahr - getragen durch
ihre „Leidenschaft für Kupfer“ wieder sehr gute Arbeit geleistet. Um Aurubis als
Arbeitgeber noch attraktiver zu machen und um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo
eventuell den Kolleginnen und Kollegen der Schuh drückt, führten wir Anfang des
Geschäftsjahres eine konzernweite Mitarbeiterbefragung durch. Selbstverständlich
gibt es immer Verbesserungspotenzial - aufgrund der guten Teilnahme verfügen wir
jetzt über eine solide Datenbasis und können entsprechende Maßnahmen und
Verbesserungen angehen, um die Mitarbeitermotivation und –zufriedenheit weiter zu
steigern. Besonders gefreut hat uns in diesem Zusammenhang das Ergebnis, dass
die Mitarbeiter uns eine hohe Identifikation mit und große Loyalität zu ihrem
Unternehmen bescheinigt haben.
Den Menschen, die hier arbeiten wird täglich viel abverlangt. Ihnen gilt daher unser
besonderer Dank für ihr Engagement.
Meine Damen und Herren,
heute am 19. März haben wir schon fast unser 2. Quartal abgeschlossen. Im Februar
hatten wir die Zahlen für unsere ersten 3 Monate veröffentlicht. Das vorgelegte
Ergebnis entsprach vor dem Hintergrund der guten externen Marktbedingungen
sowie der saisonalen Effekte und trotz der schwachen Performance mancher
Anlagen unseren Erwartungen. Von den Kapitalmärkten wurde dieses Ergebnis
sichtbar honoriert.
Wenn wir unser 1.Quartal mit dem Vorjahresquartal vergleichen, darf natürlich nicht
vergessen werden, dass letzteres noch durch den großen Wartungs- und
Reparaturstillstand in Hamburg beeinflusst war. Und auch in den aktuellen ersten 3
Monaten gab es wieder Reparatur- und Wartungsstillstände; diese sind jedoch für
Hütten üblich und gehören aufgrund der permanenten Belastung unserer Anlagen
bei sehr hohen Temperaturen zum Geschäft dazu.
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Zudem waren und sind die externen Marktbedingungen positiv: Wir profitierten von
gestiegenen Schmelzlöhnen für Kupferkonzentrate; gleichzeitig zeigten sich die
Verkaufspreise für Schwefelsäure stabil. Das Schrottangebot an den
Altkupfermärkten war gut und führte zu stabilen Raffinierlöhnen. Und letztendlich
blieben unsere Kupferproduktmärkte trotz des üblicherweise schwachen
Jahresendgeschäftes auf einem guten Niveau.
Der Umsatz des Aurubis-Konzerns hat sich im 1. Quartal auf 2,6 Mrd. Euro
gegenüber 2,8 Mrd. Euro im Vorjahr verringert. Ausschlaggebend hierfür waren
niedrigere Absätze von Kupferkathoden und Edelmetallen. Das operative EBT stieg
auf 39 Mio Euro — im Vorjahr betrug dieser Wert noch minus 3 Mio Euro.
Der Netto-Cashflow lag bei 102 Mio Euro und verringerte sich damit um knapp 200
Mio Euro. Zu berücksichtigen ist hier allerdings, dass im Vorjahr sehr viel Working
Capital, das für den Großstillstand aufgebaut worden war, wieder abgebaut wurde.
Die operative Rendite auf das Eingesetzte Kapital erreichte 11% nach 0,3% im
Vorjahr.
Aus aktuellem Anlass ist mir auch wichtig zu erwähnen, was ein starker US$
eigentlich für unser Geschäft bedeutet: Der Kupferpreis wird international in USDollar notiert. Deshalb unterziehen wir unsere Metall-Ein- und -Verkäufe komplett
einer sofortigen Kurssicherung. Zusätzlich erhalten wir unsere
Schmelzlohneinnahmen, unsere Kathodenprämien und Teile unserer
Schwefelsäureerlöse ebenfalls in US$. Auch diese sichern wir gegen US$Kursschwankungen ab. Den größten Teil unserer Kosten haben wir jedoch in Euro zu
zahlen. Grundsätzlich wirkt sich also ein starker US$ positiv auf unser Geschäft aus.
Um es aber an dieser Stelle auch ganz klar zu sagen: unser Geschäftsmodell
beinhaltet keine Spekulation auf den US$. Die Kurssicherungen folgen einem
strengen Risikokontrollsystem.
Neben dem starken US$ hat auch der stark gesunkene Rohölpreis Wirkung auf
unser Geschäft. Zwar ist der Einfluss nur indirekt gegeben, da unsere
Energieversorgung im Wesentlichen auf Strom und Gas ausgerichtet ist. Dennoch,
der Ölpreisrückgang hat bei allen Energierohstoffen Preisrückgänge bewirkt, so auch
für Gas und Kohle. Sie sind jedoch nicht so massiv wie bei Rohöl ausgefallen und
weisen regionale Unterschiede auf. Leichte positive Ergebniseffekte haben sich hier
dennoch ergeben.
Meine Damen und Herren,
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der Blick zurück ist Pflicht auf einer Hauptversammlung. Die Frage „wie geht es
weiter?“ ist aber das spannendere Thema. Ich möchte Ihnen anhand einiger
Beispiele aufzeigen, was wir selbst an internen Maßnahmen umsetzen werden. Unter
dem Strategie-Leitthema „Step-up“ – wollen wir uns weiter anstrengen, noch besser
zu werden und unsere Strategieumsetzung mit Leben füllen.
Mit über 60 Projekten werden Verbesserungen in verschiedenen Bereichen verfolgt
und sollen in den kommenden vier Jahren umgesetzt werden. Jeder Leiter betreut
nur ein Projekt, so dass Sie erkennen können, dass dieses Thema breit im Konzern
verankert ist. Die wichtigsten Projekte möchte ich Ihnen heute vorstellen, um Ihnen
aufzuzeigen, was notwendig ist, um uns den Herausforderungen unserer Industrie zu
stellen.
Zunächst haben wir uns gefragt, ob Aurubis für die Umsetzung der Strategie noch
über die richtige Organisationsstruktur verfügt. Im Januar 2014 haben wir deshalb ein
Organisationsprojekt gestartet, um uns schlanker aufzustellen, das Unternehmen
zukünftig effizienter zu steuern und unsere Lieferanten- und Kundenbedürfnisse
besser und schneller zu erfüllen.
Um uns beispielsweise den Gegebenheiten auf den Beschaffungsmärkten optimal zu
stellen, haben wir ein Supply Chain Management, also ein konzernübergreifendes
Versorgungsmanagement implementiert. Hier bündeln wir zukünftig unsere
Aktivitäten im Konzentrat- und Recyclingmaterial-Einkauf, also dem gesamten
Rohstoffeinkauf, und optimieren unsere Produktionsplanung entsprechend. Denn
komplexere Einsatzmaterialen erfordern auch eine geänderte Produktionsplanung,
die eine wertbasierte, über die gesamte Prozesskette integrierte Optimierung
vorsieht. Damit sind sowohl Kostenreduzierungen als auch ein geringerer
Kapitalbedarf verbunden. Denn nur richtige Einsatzstoffe zur richtigen Zeit im
richtigen Verhältnis am richtigen Einsatzort führen auch zu einer höheren
Wertschaffung und damit zu höheren Ergebnissen.
Im Bereich der Multi- Metall-Versorgung muss sich die Industrie zukünftig darauf
einstellen, dass sich die Kupferkonzentrate in den kommenden Jahren verändern
werden. Die Verunreinigungen werden zunehmen – die Komplexität wird steigen.
Konkret werden sich insbesondere die Arsengehalte in den nächsten 6 Jahren
verdoppeln. Wegen dieser absehbaren Veränderung der Erze wird eine Kupferhütte,
die zukünftig größere Volumina arsenhaltiger Konzentrate umweltfreundlich
verarbeiten kann in der Lage sein, höhere Schmelzlöhne zu generieren und die
Lieferantenbasis erheblich zu stärken. Wir sind zum Beispiel mit der kanadischen
Teck-Gruppe, Kanadas größtem Rohstoffunternehmen, eine Partnerschaft
eingegangen. Gemeinsam wollen wir eine Technologie entwickeln, arsenhaltige
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Konzentrate umweltfreundlich und effizient zu verarbeiten. Wir sehen hier durchaus
Möglichkeiten, diese Technologie direkt bei den Minen vor Ort, also nicht am
Standort in Hamburg zu etablieren.
Ein weiteres wichtiges Projekt hat das Ziel, die bei Aurubis anfallende Schlacke
aufzubereiten. Schlacke fällt bei Aurubis in unterschiedlichen Stufen der
Schmelzprozesse an und ist damit ein klassisches Kuppelprodukt. Die Schlacke des
Schwebeschmelzofens besteht aus Eisensilikatgestein und enthält neben viel Eisen
auch geringere Mengen anderer Metalle. Die Einsatzmöglichkeiten heute sind
beispielsweise Uferbefestigungen und der Straßenbau. Auf der Suche nach weiteren
wertschaffenden Absatzmöglichkeiten und zusätzlich zur Schonung von Ressourcen
ist es notwendig, alle nicht werthaltigen Rückstände durch metallurgische Prozesse
zu eliminieren. Dann wäre die Schlacke beispielsweise für den Einsatz in Hochöfen
der Stahlindustrie interessant.
Meine Damen und Herren,
Eines möchte ich klar zum Ausdruck bringen: Wir haben intern noch einen großen
Teil unserer Aufgaben zu erledigen. Es gibt viele Einzelprojekte und -schritte, die
definiert sind und jetzt sauber abgearbeitet werden müssen, um Aurubis für die
Zukunft wettbewerbsfähiger zu machen.
Und auch wenn das wirtschaftliche und marktbezogene Umfeld im aktuellen
Geschäftsjahr – wie immer – viele Unsicherheiten birgt, gibt es heute bereits einige
deutlich positive Marktsignale für das laufende Geschäftsjahr.
Der Kupfermarkt stimmt uns optimistisch: Die globale Kupfernachfrage verfügt
weiterhin über einen soliden Unterbau. In China, dem größten Nachfrager weltweit,
dürften die niedrigeren Kupferpreise und eine Vielzahl von großen
Infrastrukturprojekten zu einer weiterhin guten Nachfrage führen. Unsere
Verhandlungen über längerfristige europäische Verkaufsverträge für 2015 stimmen
uns sehr positiv. In den USA wirkt sich die gute Wirtschaftsentwicklung aus.
Da wir im Markt für Kupferkonzentrate von einem guten Angebot und hohen
Schmelz- und Raffinierlöhnen ausgehen, sollte die Konzentratverarbeitung in der
Business Unit Primärkupfer hoch sein. Sofern sich keine außergewöhnlichen
Störungen bei Beschaffung und Produktion ergeben, werden wir hier gute
Ergebnisse erzielen. Die Märkte für Schwefelsäure bleiben schwer zu
prognostizieren – der gute Jahresstart stimmt jedoch einigermaßen optimistisch.
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Als internes Projekt dieser Business Unit werden wir unser bereits geschildertes
Eisensilikatgestein-Projekt mit Hochdruck weiter vorantreiben.
In der Business Unit Recycling/Edelmetalle bleibt die Versorgung mit Altkupfer und
die Höhe der Raffinierlöhne für uns weiterhin schwer prognostizierbar. Bei komplexen
Materialien rechnen wir auch zukünftig mit geringer ausgeprägten Schwankungen,
denn die Lebensdauer von Elektro- und Elektronikprodukten sinkt und dies sowie das
neue Rücknahmegesetz führen somit zu einem höheren Materialanfall. Die externen
Marktfaktoren stimmen uns aktuell jedoch recht optimistisch für das weitere
Geschäftsjahr. Intern haben wir uns vorgenommen, den Kapitaleinsatz zu reduzieren
und die Produktivität zu steigern.
In der Business Unit Kupferprodukte gehen wir insgesamt von einer stabilen
Absatzentwicklung aus. Die jüngst entstandenen Unsicherheiten in Bezug auf die
konjunkturelle Entwicklung Europas machen sich hier jedoch teilweise bemerkbar.
Unterstützend für die Kathodenerlöse wird die von Aurubis erhöhte Kathodenprämie
für europäische Kunden von 105 US$/t auf 110 US$/t wirken.
Intern werden wir uns in dieser Business Unit weiter um die Produktivitäts- und
Qualitätssteigerung an den vier Standorten der Business Line Flachwalzprodukte
kümmern. An den Standorten Pori in Finnland, Stolberg in Deutschland, Zutphen in
den Niederlanden und Buffalo in den USA haben wir standortspezifische
Maßnahmen definiert, die bis zum Geschäftsjahr 2015/16 umgesetzt werden sollen.
Zusätzlich wird die Vertriebsorganisation optimiert, um noch kundenorientierter
aufgestellt zu sein.
Alles in allem erwarten wir für das Geschäftsjahr 2014/15 ein gegenüber dem
Berichtsjahr deutlich steigendes operatives EBT und einen leicht steigenden ROCE.
Sehr Damen und Herren,
im Frühjahr 2016 planen wir an unseren Standort in Bulgarien einen großen
Wartungs- und Reparaturstillstand, um die Anlagen der Primärkupfer- und
Schwefelsäureerzeugung einer Generalüberholung zu unterziehen. Der letzte
vergleichbare Stillstand dieser Art wurde dort 2007 durchgeführt.
Gleichzeitig wollen wir Engpässe in Aggregaten und Optimierungen vornehmen, die
auch Verbesserungen der Umweltsituation beinhalten.
Natürlich werden wir die Erfahrungen aus dem Großstillstand in Hamburg
berücksichtigen und insbesondere auch die Anfahrphase verbessern. Wir arbeiten
hier aktuell an den Planungen, ein paar Eckdaten kann ich Ihnen allerdings schon
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heute geben: Das Investitionsvolumen für den Reparaturstillstand wird 44 Mio Euro
betragen und 50 Tage dauern. Wir rechnen hierfür mit einem Ergebnisausfall von 25
Mio Euro.
Meine Damen und Herren,
in das kommende Kalenderjahr fällt auch unser 150-jähriges Jubiläum! Viele von den
aktuell erfolgreichen Unternehmen in der Welt verfügen nicht über eine so
langjährige Historie – das ist schon etwas Besonderes.
Allerdings ist ein 150 ster Geburtstag keine Garantie für wirtschaftlichen Erfolg in der
Zukunft. Wir haben noch viel vor.
In einem globalen Markt tätig zu sein bedeutet tägliche Wachsamkeit, sich
Herausforderungen zu stellen, sich anzupassen und Entscheidungen zu treffen. Auf
all dies sind wir vorbereitet, um durch unsere Arbeit den Unternehmenswert von
Aurubis weiter zu steigern. Wir freuen uns, wenn Sie uns als Aktionäre weiter auf
diesem Weg begleiten!
Glück auf und herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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